DIEZeitschriftWILDSPITZEfürdasintensiveErlebendesÖtztals Die Wildspitze 2019 – Ihr persönliches Exemplar Magische Plätze Wo wir Glück und Ruhe finden Aquarellkunst Die Liftstationen:schönstenNeugesehenvonElisabethMoch Spannende Perspektiven Wie sich junge Ötztalerinnen und Ötztaler ihr Tal in Zukunft wünschen Sport und Kultur Edith Hessenberger, Laura Stigger, Josef Öfner, Michael Wilhelm
BERGBAHNEN GURGL, T +43 (0) 5256 6260, bergbahnen@obergurgl.com gurgl.com, oetztal.com DER DIAMANT DER ALPEN. n Gratis Skibus im Ötztal n Schneesicherheit bis Ende April n Kein Gedränge bedeutet Sicherheit & Spaß n Tiroler Berggastronomie auf höchstem Niveau: Hohe Mut Alm, Top Mountain Star & Top Mountain Crosspoint n Naturrodelbahn in Hochgurgl n Funslope in Hochgurgl, quattro Funslope & quattro Snowpark in Obergurgl n NEU ab 2019/20: Parkhaus Festkoglbahn n Free ski bus in the Ötztal n Snow guaranteed until late April n Uncrowded slopes promise safety & fun n Traditional Hohe Mut Alm mountain hut, unique Top Mountain Star panorama bar & Top Mountain Crosspoint n Natural Toboggan Run in Hochgurgl n Funslope in Hochgurgl, quattro Funslope & quattro Snowpark in Obergurgl n NEW from 2019/20: Festkogl Gondola covered parking LohmannMariaAlexanderWyhlidal,RudiTourismus:Ötztal©FOTOS: Top Quality Skiing 25 Lifte & 112 km Pisten von 1.800 – 3.080 m GarantierterSkigenussohneWartezeiten
„In diesem Heft geben unseresDievorstellen.sichdarüber,AuskunftundÖtztalerinnenjungeÖtztalerwiesieihreZukunftZukunftTals.“
Die Wildspitze 2019 1 Editorial
Oliver ÖtztalGeschäftsführerSchwarz,Tourismus
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry hat einen Satz geschrieben, der mir gut gefällt: „Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern möglich machen.“ Wenn wir in dieser, der elften Ausgabe der „Wildspitze“, die Zukunft des Ötztals zum großen Thema machen, dann tun wir das nicht in Form von Mutmaßungen. Unsere Reporter haben sich auf den Weg durchs ganze Tal gemacht und mit jungen Einheimischen darüber gesprochen, wie sie sich die Zukunft ihres Tals vorstellen. Was ihnen am Leben im Ötztal gefällt. Was sie verbessern möchten. Was die wichtigsten Ideen und Werte sind, die ihnen am Herzen liegen – und die sie in Zukunft möglich machen wollen. Es ist eine anregende Geschichte geworden. Die jungen Ötz talerinnen und Ötztaler haben in langen, ausführlichen Gesprächen darüber Auskunft gegeben, wie sie sich auf das Ötztal der Zukunft vorbereiten und auf welche Weise sie die Herausforderungen annehmen wollen. Ein paar Seiten später reisen wir zurück in die Vergangenheit des Ötztals. Wir tun es, indem wir die Schwarz-Weiß-Fotos des ehemaligen Lehrers und Dor fchronisten Josef Öfner aus Längenfeld betrachten, die er in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahr hunderts aufgenommen hat. Die Dokumentation bäuerlichen Lebens ist erstaunlich und beweist, wie drastisch sich das Leben im Tal inner halb von nur einer Generation verändern kann (Seite 46). Um in der Gegenwart zu bleiben: Bunt und poetisch sind die Aquarelle von Elisabeth Moch geworden, die für uns Liftstationen in Oetz, Sölden, Vent, Obergurgl und Hochgurgl gemalt und eine inter essante Beziehung zwischen der Landschaft und der Architektur hergestellt hat (Seite 38). Und Philipp Horak, der seit elf Jahren für „Die Wildspitze“ durchs Tal reist, hat ein beeindruckendes Porträt jenes Elements geschaffen, das für das Ötztal eine ganz besondere Bedeutung hat: des allgegenwärtigen Wassers und wie es unzählige Gestalten annimmt (Seite 80). Wir hoffen, dass Sie sich von der Lektüre der „Wildspitze“ anregen lassen. Bleiben Sie uns gewogen. Wir möchten Sie gern auch in Zukunft begrüßen. Ihr Oliver Schwarz
VORLAUFERROLANDILLUSTRATION:HORAK,PHILIPPCOVERFOTO:
www.vent.at Im Herzen der Ötztaler Alpen liegt ein besonderer Skiort. Auf 1 900 Metern, umgeben von Zirbenwäldern und am Talende gelegen, findet man diesen Geheimtipp frei von familien-skierlebnisfürgeheimtippDurchzugsverkehr.dasperfekteGenuss-Skifahrer fühlen sich in dieser zuschaubarabInBerglandschaftbeeindruckendenbesonderswohl.Ventläuftvielesgemächlicheralsanderswo.VentistüberundallesleichtzuFußerreichen. am Lift oder Skibus. Einfach Ski anschnallen und naturgenießend ins Schnee erlebnis schweben. Ideal für alle, die von ihrem Skiurlaub keinen Stress, dafür umso mehr Erholsames erwarten – perfekt für Familien. In Vent finden Sie einen der PanoramarodelwegeschönstenTirols. IM HERZEN DER ÖTZTALER ALPEN Venter Tage PARTNER DES @ventertage
46 Das Leben von damals Der genaue Blick zurück Eindringliche Schwarz-WeißFotografien zeigen, wie das Lebe im Ötztal vor fünfzig Jahren aussah.
58 Der Eigensinnige Michael Wilhelm und sein Weg zurück in die Zukunft Porträt eines Bergbauern, der sich von seinen eigenwilligen Ideen nicht abbringen lässt. 80 Wasser Das lebendige Element Der Fotograf Philipp Horak hielt ein Jahr lang das Lebenselixier des Tals in allen Aggregatzuständen fest.
38 Liftstationen Die Farben der Gipfel Das Portfolio der Künstlerin Elisabeth Moch zeigt die Liftstationen des Ötztals von einer ganz neuen Seite. Bunt und poetisch.
6 Magische Plätze Vier Orte im Ötztal, an denen unsere Autoren sich besonders wohl fühlen. Diesmal mit Claudia Nösig, Dave Ryding, Thomas Kammerlander und Jessie Pitt. 14 Die Zukunft des Ötztals „Klar wollen wir die Welt verändern. Weil unser Tal ist ja die Welt.“ Elf junge Ötztalerinnen und Ötztaler sprechen darüber, wie sie sich ihr Tal in Zukunft vorstellen. Und was sie dafür tun wollen.
90 Lesegeschichte Das Fahrrad vom Rotmoosferner Wie kam das Rad auf den Gletscher? Historische Mutmaßungen von Edith Hessenberger. 66 Kultur kurz Egger-Lienz im Turmmuseum, Architektur des Naturparkhauses, Hans Haid, Etztoler Originale. 72 Sport kurz Porträt Laura Stigger, Canyoning, Skipräparierung, Ötztal-Radweg, Wandern. 96 Nachruf David Lama und Hansjörg Auer. Abschied von zwei eng mit dem Ötztal verbundenen Weltklassekletterern. Inhalt Wasser: das lebendige Element. Ein Portfolio von Philipp Horak. Seite 80 HORAKPHILIPP
Die Wildspitze 2019 3 4 Sechs Fragen „Ich darf naive Fragen stellen“ Interview mit der ÖtztalerGeschäftsführerinneuenderMuseen.
Edith Hessenberger studierte in Wien und Innsbruck Ethnologie, Geogra fie und Elementarpädagogik. Sie arbeitete als freie Kulturwissenschaftlerin für verschiedene Museen. Seit 2019 ist sie Geschäftsführerin der Ötztaler Museen.
„Ich darf naive Fragen stellen“
S eit diesem Jahr hat Edith Hessenberger die Geschäftsführung der Ötztaler Museen über nommen. Dazu wurden drei Institutionen – das Turmmuseum Oetz, das Ötztaler Heimatmuseum und der Gedächtnisspeicher – zusammengeführt und in die Hand der studierten Ethnologin, Geografin un Elementarpädagogin gelegt. Hessenberger war bis dahin als freie Kulturwissenschaftlerin tätig, unter anderem für das Vorarlberg Museum, aber auch als Integrationsbeauftragte in Telfs. Wildspitze: Neue Struktur, neue Aufgaben bei den Ötztaler Museen. Wie sind Sie im Ötztal Hessenberangekommen?ger: Sehr gut. Meine Position als Zugereiste ist hilfreich. Sie erlaubt mir, naive Fragen zu stellen. Sie haben viel auf einmal ange packt – Strukturreform, neues Logo, neue Kommunikation. Was ist als Nächstes geplant? Wir haben ein sehr breites Veranstaltungsprogramm zusammengestellt. Damit versuchen wir herauszufinden, was die Leut interessiert. Es ist mir wichtig, dass die Menschen sich selbst in unse rem Angebot wiederfinden – wie zum Beispiel in der Ausstellung von Pepi Öfners Menschenbildern (siehe auch Seite 46). Von dort aus können wir weiterarbeiten. Sie kümmern sich persönlich um Oral-History-Projekte – also um erzählte, lebendige Geschichte. Ja. In einem Fotoalbum kann eine ganze Epoche Gestalt annehmen. Wir digitalisieren interessante Pro jekte und bearbeiten sie mit der gegebenen Sorgfalt. Wenn ich zu einem solchen Fotoalbum – sowie zu anderen interessanten Alltagsgegenständen – die Erin nerungserzählungen der Menschen dokumentiere, erhält die museale Arbeit eine andere Qualität. Ich habe vergangenen Sommer mit der Dokumentation lebensgeschichtlicher Erzählungen begonnen, derzeit liegen über 40 Videoaufnahmen vor.
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Die Leute kommen? Als wir einen Erzählabend zum Bergbauernleben mit Ewald Schöpf und Norbert Riml organisierten, kamen so viele Menschen, dass gar nicht alle ins Museum passten. Andere Themen ziehen wiederum weniger Menschen an. Ich bin sehr zufrieden damit, wie wichtig den Ötztalerinnen und Ötztalern unsere Museen sind. Das ist ein Auftrag für die Zukunft.
Sechs Fragen Interview mit Edith Hessenberger, der neuen Geschäftsführerin der Ötztaler Museen.
Welche Schwerpunkte wollen Sie darüber hinaus setzen? Ich verstehe die Museumstätigkeit in weiten Teilen als Sensibilisierungsarbeit. Zum Beispiel für Landschafts geschichte: Kulturlandschaft ist immer ein Spiegel der Gesellschaft, aber besonders in einer Region wie dem Ötztal ist es wichtig, sich seiner Wurzeln zu erinnern. Aber auch zeitgeschichtliche Themen sind uns ein großes An liegen – und vor allem: als Museen Orte der Begegnung zu sein. Wer ist Ihr Zielpublikum? Gäste oder Einheimische? Klarerweise beide. Wir wollen den Gästen das historische Ötztal zeigen und für die Einheimischen ein Ort sein, wo sie sich selbst wiederfinden. Dafür haben wi zum Beispiel die Reihe „Freitags im Museum“ ins Leben gerufen, wo Themen wie Tracht, Expressio nismus oder Naturgefahren behandelt werden.
HORAKPHILIPP
Die Wildspitze 20196
VORLAUFERROLANDILLUSTRATION:HORAK,PHILIPPFOTO:
Die ClaudiaKrankenschwesterNösigüberdas „Paradies“ beim Hahlkogelhaus. Auf der Terrasse des Ötztals Oetz A13 A12 A12 LängenfeldÖtztal-BahnhofVent SöldenObergurgl SautensUmhausen Claudia KrankenschwesterNösig, Wandern ist für sie eine Methode, an die Erinnerungen der Kindheit anzuschließen. Innsbruck Brenner Paradies Hahlkogelhausbeim Hier treffen sich Wiesen, Sumpf und eine üppige, zauberhafte Vegetation. Und ein idealer Blick ins Ötztal.
Die Wildspitze 2019 7 D er Sumpf, das Wasser, die Wiesen – oder vielleicht doch die beiden Seen oder der Ausblick? Doch, es ist der Ausblick, sagt Claudia Nösig: „Man sieht von hier das ganze Ötztal, es liegt einem zu Füßen.“ Für Claudia Nösig ist das „Paradies“ oberhalb vom Polltal zwischen Hahlkogel und Breitlehnkogel tatsächlich so etwas wie das Paradies. Zum ersten Mal war sie als Kleinkind auf der Höhe, ihr Vater hat sie am Rücken raufgetragen, sie war damals so klein, dass sie keine Erinnerung mehr daran hat – aber es gibt ein Foto, da sieht man sie. Und ihren Vater. Und sind Fotos nicht ohnehin so etwas wie dokumentierte Erinnerungen?Seitdamals kommt sie immer wieder rauf, nach ihren langen, oft fordernden Diensten als Krankenschwester in Zams. Es ist so etwas wie ihre Hausbergwanderung, und sie hat mehr Erinnerungen daran, als sie erzählen kann. Es ist keine lange, aber eine durchaus steile Wanderung durch den Wald, über Almen, durch sumpfige Stelle und über hoch verwachsene Wege hinauf auf das Plateau, das sie wie einen Balkon empfindet, von dem man die elt in aller Ruhe betrachten kann. Während der Hauptschulzeit hat Claudia zum Beispiel immer im Sommer oben auf der Hahlkogelhütte ausgeholfen. Wenn man so will, hat sie ihre Sommer da oben verbracht und ein bisschen auch ihre Jugend. Die Hütte ist aktuell nicht mehr bewirtschaftet, was dafür sorgt, dass man nur wenige Wanderer trifft und Zeit zur Einkehr hat. Die Erinnerungen an die Sommer ihrer Kindheit sind Claudia geblieben. Und die Wege, die von hier nach noch weiter oben führen. Deswegen weiß sie auch, dass es da oben nicht nur einen See gibt, sondern zwei. Der zweite ist aber so versteckt, dass man sich wirklich auskennen muss, um sich nicht zu verlaufen. Es führt kein Weg hin, sondern nur eine Ahnung, wo es langgeht. Aber wenn man die nicht hat, dann bleibt einem immer noch der Ausblick. Und der ist märchenhaft. Magische Orte
Magische
VORLAUFERROLANDILLUSTRATION:HORAK,PHILIPPFOTO:
Der Himmel auf Erden Oetz A13 A12 A12 Längenfeld Ötztal-Bahnhof
Obergurgl-Hochgurgl Das Skigebiet besticht durch seine Höhe und FürSchneesicherheit.DaveRydingbefi ndet sich hier „der Himmel auf Erden“.
Dave Ryding, 33, stammt aus der Grafschaft Lancashire und ist einer der besten Slalomfahrer der Welt. Die Berge des Ötztals sind „sein Büro“. Innsbruck Brenner
A ls Dave Ryding beschloss, es mit dem Skifahren zu versuchen, war das an und für sich ein guter Plan, der nur einen Haken hatte: In der briti schen Grafschaft Lancashire, wo er auf wuchs und nach wie vor lebt, gab es keinen Schnee. Zwischen grünbraunen Grasland schaften lagen also zusammengeklebte Kunststoffmatten – für den Anfang musste das reichen. Erst mit zwölf Jahren trainierte der Brite zum ersten Mal auf Schnee. Das war kein Fehler: Dreimal wurde Ryding seither britischer Meister im Slalom, einmal im Riesentorlauf, er fährt im Weltcup mit, bei Weltmeisterschaften und bei Olympi schen Spielen. Und wenn er das macht, ist auch sein Sponsor gut zu sehen, das Skigebiet Obergurgl Hochgurgl. Das Ötztal und den britischen Skifah rer verbindet seit mittlerweile zehn Jahren eine erstaunlich erfolgreiche Beziehung. Am Anfang ging es dabei, Überraschung, um Schnee. Weil dieser im Dezember 2009 fast überall in Europa auf sich warten ließ, sprang Obergurgl ein und richtete zwei FIS Slaloms aus. Der damals 23 Jährige kam, sah – und siegte nicht. Aber Obergurgl hatte er kennengelernt. Heute, zehn Jahre später, nennt er es „den Him mel auf Erden“. Für jemanden, der nichts von Magie hält, ist das eine ziemliche Liebeserklärung. Jahr für Jahr ist er seither in Obergurgl, um zu trainieren. Hier gibt es die Berge mit den Bedingungen, die seiner Heimat fehlen. Und es gibt hier auch das richtige Umfeld für einen, der auch ohne Schnee schon Ski fahren wollte. Ins Ötztal eingebettet ist der Exot im Weltcup Zirkus gleich ein bisschen weniger exotisch, hier holt er sich den Antrieb, die Herausforde rungen, die Stärke. „Die Motivation des Teams in Obergurgl in den Wintermonaten ist unfassbar groß. Das macht das Gebiet im Ötztal so interessant“, sagt Ryding, „die Berge hier sind mein Büro.“ Ein Büro, das übrigens perfekt ausgestattet sei, mit Liftanlagen, Traningsmöglichkeiten und natürlich: Schnee. „Amazing“, nennt Ryding das alles. Orte
Der Skirennfahrer Dave Ryding über seinen liebsten Arbeitsplatz, das Skigebiet Obergurgl-Hochgurgl.
SautensObergurglVentSöldenUmhausen
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W ann Thomas Kammerlander das erste Mal beim Stuibenfall war, daran kann er sich nicht mehr erinnern. Es muss mehr als zwanzig Jahre her sein. Kammerlander besuchte damals noch die Volksschule, und so wie jeder Volksschüler aus Umhausen wurde auch er mit dem spektakulären Wasserfall vertrautDergemacht.Stuibenfall ist für echte Umhauser etwas ganz Besonderes – auch für Thomas Kammerlander, den vielleicht weltbesten Naturbahnrodler unserer Tage. Seit der Saison 2006/2007 fährt Kammerlander Weltcuprennen, in den letzten drei Saiso nen gewann er jeweils die Gesamtwertung und holte auch die Europameistertitel 2016 und 2018.DerStuibenfall hat eine besondere Ausstrahlung. Fast 160 Meter stürzt der Horlachbach von der Hochebene um Niederthai in die Tiefe des Tals, in zwei Stufen. Der Stuibenfall ist der zweithöchste Wasserfall Tirols, aber optisch bestimmt der imposanteste. Fünf , sechsmal im Sommer kommt Thomas Kammerlander heute noch zum Wasserfall. Manchmal auf einem der zahlreichen Wanderwege, den er in seine Laufrunde einbaut. Oder er spa ziert am Wochenende zu den vielen Metall terrassen, von denen aus man den Stuiben fall in all seinen Stufen betrachten kann. Dass der Aufenthalt am Wasserfall entspannend wirkt, ist wissenschaftlich erwiesen. Der feine Sprühnebel, der ent steht, wenn Wasser aus großer Höhe auf dem Grund aufschlägt, enthält eine hohe Anzahl negativ geladener Ionen, die über die Atemwege in die Lungen gelangen. Sie reinigen und sind entzündungshemmend. Laut der angesehenen Salzburger Paracel sus Privatuniversität erhöht ein häufige einstündiger Aufenthalt bei einem Wasser fall die Lungenfunktion um mehr als 50 Prozent.Entscheidender für Thomas Kammer lander ist jedoch die Ruhe, mit Einschrän kungen: „Richtig ruhig ist es zwar nicht mehr wirklich, dafür ist einfach zu viel los“, sagt er. „Aber beim Wasser entspanne ich trotzdem immer.“
Thomas NaturbahnrodlerKammerlander, Mehrfacher Weltcupsieger mit dem Hang, die Schönheit der Landschaft zu genießen. Innsbruck Brenner
Magische Orte
Der Naturbahnrodler Thomas Kammerlander über seinen Kraftort, den Stuibenfall in Umhausen.
amEntspannungfreienFall Oetz A13 A12 A12 Längenfeld Ötztal-Bahnhof VentSöldenObergurgl SautensUmhausen Stuibenfall Fast 160 Meter stürzt der Horlachbach in die Tiefe. Von Metallterrassen und einem Klettersteig ist die Sicht darauf am schönsten.
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Innsbruck Brenner Oetz A13 A12 A12 Längenfeld Ötztal-Bahnhof SöldenObergurgl SautensUmhausen Ramolkogel Dieser herausragende Berg besitzt gleich drei Gipfel im Ramolkamm, der nördlich vom Hauptkamm der Ötztaler Alpen abzweigt. J Vent
Ihre Inspiration holt sie sich ganz oben. Unter den zahllosen Gipfeln des Ötztals hat es ihr der Ramolkogel beson ders angetan. Der Ramolkogel hat gleich drei Gipfel im Ramolkamm, der nördlich vom west östlich verlaufenden Hauptkamm der Ötztaler Alpen abzweigt. Er ragt imposant aus den Ötztaler Alpen heraus. Für Jessie Sehnsuchtsort und Inspiration. Schon mehrmals hat sie ihn gemalt und die Arbeiten auch bereits ausgestellt – zuletzt im Rahmen des Bergfil Festivals in St. Anton im AugustAber2018.was ist so ein Berg überhaupt? Ein Skiführer hat da wohl eine andere Antwort als ein Hüttenwirt, und eine Künst lerin sieht das noch einmal anders. Jessie hat da jedenfalls präzise Antworten. In ihren Bildern geht es ihr nicht um die Abbildung der optischen Realität, sondern um das „umfassende Gefühl“, das der Berg in ihr auslöst. Wenn man so will, dann versucht sie, das Innenleben des Berges auf Leinwand oder Papier zu bringen. Dabei mischt sie verschiedene Materialien und Techniken, arbeitet mit Acryl genauso wie mit Kohle oder Tusche. So nähert sie sich dem Gipfel auf ihre ganz persönliche Weise an. Orte
VORLAUFERROLANDILLUSTRATION:PITT,JESSIEFOTO:
Die australische Künstlerin Jessie Pitt über die drei Spitzen des Ramolkogels. Natur sucht Kunst und umgekehrt
Jessie Pitt zog vor 22 Jahren von Australien nach Österreich und lebt seit sechs Jahren im Ötztal. In ihrer Kunst begibt sie sich auf die Suche nach den Gefühlen, die Berge erzeugen.
Magische
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essie Pitt ist am liebsten ganz oben, und das ist vielleicht ein bisschen verwunderlich für jemanden, der aus Melbourne, Australien, kommt und in seinen ersten paar Lebensjahren nicht viel höher als in den zehnten Stock eines Hochhauses gelangte. Doch durch eine Reihe glücklicher Zufälle entdeckte Jessie die Berge und das Skifahren. Sie entdeckte Österreich. Seit 22 Jahren lebt sie mittlerweile hier, zog um, suchte sich die Orte, wo sie sich wohlfühlte, und kam vor sechs Jahren im Ötztal an. Hier geht sie Ski fahren, mehr noch: Sie hat das Skifahren zu ihrem Beruf gemacht. Im Winter arbeitet sie als Skiführerin. Ihre wahre Leidenschaft aber ist die Kunst. Sie malt. Sie malt, erraten: die Berge. Sie sagt: „Es ist mein Ziel, die Berge so zu porträtieren, wie ich sie sehe und fühle.“
14 Die Zukunft des verändern.wollen„KlarÖtztalswirdieWeltWeilunserTalistjadieWelt.“
Wobei: auf welche Zukunft?
Man könnte also meinen, dass nichts leichter ist, als im Ötztal zu leben, zu arbeiten und auf die Zukunft zu warten.
Sie zeigten eine Generation, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.
Das Ötztal ist voller Schönheit.
Der Tourismus liefert ausgezeichnete Ergebnisse.
Der Wirtschaft geht es gut.
Von Christian Seiler und Peter Reinthaler Fotos von Philipp Horak
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Und das Beste für das Tal zu geben, das für sie der beste Lebensmittelpunkt der Welt ist.
Es waren ausführliche, nachdenkliche, optimistische, aber auch kritische Gespräche.
Wir haben mit jungen Menschen im ganzen Ötztal gesprochen und wollten von ihnen wissen, wie sie sich ihr Tal in zwanzig, dreißig Jahren vorstellen – und was sie dafür zu tun bereit sind.
Menschenh„Wildspitze“derabenzufriedenegetrof fen, als sie im vergangenen Jahr durchs Ötztal reisten, vom Anfang des Tals bis hinauf in seine hochalpinen Ver ästelungen. Wir haben auch nachdenkliche Menschen ge troffen, Zeitgenossen, die sich mit Hausverstand zwischen Optimismus und Kritik einpe geln und ein paar wesentliche Fakten sortieren, zum Bei spiel: Welchen Beitrag muss ich leisten, damit unser Tal so lebenswert bleibt, wie es ist? An welchen Schrauben muss gedreht, welche Entwicklungen sollen angestoßen, welche gestoppt werden? Wie setzen wir uns mit globa len Phänomenen wie dem Klimawandel auseinander, und wie beurteilen wir unser Leben in einer vom Touris mus durchgehend geprägten Gesellschaft?DieMenschen, die wir getroffen haben, sind zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt. Sie gehen den verschiedensten Berufen nach. Manche sind Unternehmer, manche machen Kunst, man che Sport, manche arbeiten im Tourismus, als Hotelier, Koch oder an der unterstützenden Peripherie.
Florian und Martin Pohl, 31 und 25, Hüttenwirte, Sautens Die Zukunft des Ötztals ➤
Die Brüder wuchsen im elterlichen Hotel auf und steuerten von Be ginn an auf eine Karriere in der Gastronomie zu. Lernten Koch und Kellner, Praxisjahre außerhalb des Tals. Übernahmen, als die Ge legenheit auftauchte, die Balbachalm im Skigebiet Hochoetz, vergrö ßerten die Hütte und machten sie mit einheimischem Personal und einem Austropop Schwerpunkt zu einem beliebten Treffpunkt für Gäste und Einheimische. Die Ge meinde unterstützte das Projekt –und wurde so Teil der Erfolgsge schichte. Was wir am Tal mögen: Das Leben ist abwechslungsreich. Wir in Sautens profitieren davon, dass alle Jahreszeiten belebt sind. Wenn hinten im Tal noch Winter ist, herrscht bei uns schon Frühling. Wir sind froh, unter der Marke „Ötztal“ zu stehen, die Wertschöpfung ist im Sommer genauso hoch wie im Winter. Wir wollten nie weg. Wir haben hier alles. Wir sind keine Kritiker des Tourismus. Was besser werden kann: Wir wünschen uns mehr Verständ nis für regionale Lebensmittel und Gerichte. Wir brauchen auch Ver ständnis für den Klimawandel, der Schnee kommt immer später und bleibt dafür länger. Der Sommer gewinnt immer mehr an Bedeu tung, diesem Umstand müssen wir durch spezielle Angebote Genüge tun. Das müssen wir alles im Blick behalten. Unser Wunsch für die Zukunft: Das Miteinander ist das Wichtigste. Es ist eine Aufgabe unserer Gene ration, das einheimische Personal zu motivieren und ins Boot zu ho len. Wir wollen, dass Einheimische in den einheimischen Betrieben arbeiten können und sich wohl fühlen. Dann fühlen sich auch die Gäste wohl. Durch zahlreiche behördliche Auflagen wird es de Unternehmern immer schwerer gemacht, den Betrieb wirtschaft lich zu führen. Da gibt es noch ziemlich Luft nach oben.
D1616ie Reporter
„Das Miteinander ist das Wichtigste. Es ist eine Aufgabe unserer Generation, das einheimische Personal zu motivieren und ins Boot zu holen.“
Florian und Martin Pohl, Sautens
„Wir müssen gemeinsameseinBewusstsein schaffen, das die richtigen Entscheidungen ermöglicht. Das Leben soll ja nicht nur Mühe Franziskasein.“Gritsch, Umhausen
Die Wildspitze 2019 19 Die Zukunft des Ötztals Wuchs in Sölden auf, wo früh das Talent zum schnellen Skifahren entdeckt wurde. Besuchte die Skihauptschule in Bad Hofgastein, um parallel die Ausbildung zur Hotelfachfrau zu erledigen. Fährt alle Diszipli nen, arbeitet sich trotz schwerer Verletzungen die ÖSV Kader hinauf und startete ausgerech net – „dahoam ist dahoam“ – in Sölden zum ersten Mal im Welt cup. Aktuelle Ziele: sich unter den Top 30 in Slalom und Riesenslalom zu etablieren und konstante Leistungen abzuliefern. Lebt aktuell mit ihrer Mutter in Umhausen, wo sie aktiv an der Dorfgemeinschaft teilnimmt – wenn sie da ist: Mit dem Skizirkus ist sie fast 250 Tage im Jahr auf Reisen. Was ich am Tal mag: Mir gefällt, wie die Dinge hier weitergetrieben werden. Die Bike Republic und die James Bond Welt sind gute Entwick lungen. Natur und Landschaft sind sowieso genial. Umhausen ist ein guter Rückzugsort für mich, ein bodenständiger Ort. Was besser werden kann: Mir fehlen manchmal öffentliche Orte, wo wir Einheimi schen zusammenkommen und Zeit miteinander verbringen. Mir ist wichtig, dass wir mitein ander und nicht nur nebenein ander leben und die Mensch lichkeit in den Mittelpunkt stellen und nicht den Materia lismus. Meine Freundinnen sehen das ähnlich. Mein Wunsch für die Zukunft: Ich mag gern im Ötztal leben. Wir müssen ein gemeinsames Bewusstsein schaffen, das die richtigen ermöglicht.EntscheidungenDasLebensoll ja nicht nur Mühe sein. Wir müs sen bereit sein, es zu genießen.
Franziska Gritsch, 22, Skirennfahrerin, Umhausen Gemeinsam ist allen – aus nahmslos allen – die Liebe zur Natur und zur Eigenstän digkeit. Sie schätzen das Tal, und es gibt keinen und keine, die an einem anderen Ort der Welt leben möchten. Die Eventmanagerin Pia Gstrein, beruflich viel untewegs und weit gereist, formuliert es sogar so: „Nach jeder einzelnen Reise mag ich, wenn ich heimkomme, das Ötztal noch ein bisschen lieber.“
Pirmin und Melanie Lechner aus Vent müssen nur aus dem Speisesaal ihres Hotels auf den Talschluss von Vent schauen, um ihr Credo – und auch ein wesentliches Funda ment für ihren Optimismus als frischgebackene Hoteliers – zu formulieren: „Dieser Blick aus dem Haus. Den sucht doch der Gast der Zukunft.“DerBlick zeigt unberührte Natur, ein Potenzial, über das das Ötztal verfügt, reichlich, aber nicht uneingeschränkt. So unisono, wie alle schwangÖtztalfältigdarüberGesprächspartnerGesprächspartnerinnenunsereundihreFreudeausdrückten,wieviel-undnaturnahessichimlebenlässt,soeinhelligauchderselbst ➤
Diese Liebe zur Natur und zur Landschaft ist ein bestim mendes, ein intensives Motiv.
2020
Was wir am Tal mögen: Diesen Blick. Die Schönheit der Natur. Die Ruhe. Vent ist ein spezieller Ort, wo man sich ganz nah an der Natur fühlt. Was besser werden kann: Wir versuchen, mit unseren Erfahrungen in der internatio nalen Gastronomie und Hotel lerie etwas Besonderes zu machen: eine Nische für unser Haus zu finden. In ent hat eine Zeit der Veränderung begonnen, es gibt ein paar Strukturprobleme. Aber wir wollen nicht Vent verändern, sondern nur unser Haus. Unser Wunsch für die Zukunft: Dass wir es schaffen, Menschen von unserem nachhaltigen und nochgelingt,tätwirKonzeptgesundheitsbewusstenzuüberzeugen.DassdabeiunsereeigeneIdenti-findenunddassunsetwaswasesinderFormnichtgibt.
Melanie und Pirmin Lechner, 29 und 34 Hoteliers, Vent ➤
Pirmin und Melanie lernten sich in St. Moritz kennen und lieben – sie als Storemanager in einer Luxusboutique, er in der Küche in einem renommierten Hotel – und beschlossen, als sich die Gelegenheit ergab, in Vent das Hotel „Alpenrose“ zu übernehmen und nach ihren Vorstellungen zu einem exklu siven Haus am Talschluss umzu gestalten. Mit viel Gefühl für Qualität arbeiten sie daran, das auf „Macun“ umbenannte Haus zu einem „Ort der Ruhe, einem Rückzugsort“ zu machen und mit gehobener Gastrono mie in einer exklusiveren Nische zu positionieren.
Die Zukunft des Ötztals gewählte Auftrag mit, diese Natur zu bewahren, zu schüt zen, ihr Platz zu lassen. „Ich hoffe“, sagt Daniel Amprosi aus Sautens, „das Tal sieht auch in Zukunft aus wie jetzt.“ Aber er weiß – wie auch die anderen Frauen und Männer seiner Generation –, dass das kein Selbstläufer ist, sondern das Ergebnis von Willensbildung und entspre chenden Entscheidungen sein muss. D as zentrale Thema, mit dem sich die Jun gen des Ötztals auseinandersetzen, ist zwangsläu fig der ourismus. Es herrscht Einigkeit darüber, dass der Tourismus die Grundlage für den Wohlstand ihrer Genera tion dargestellt hat – und dass auch die Zukunft des Tals ohne Tourismus nicht zu denken ist. Es geht nicht um das „Ob“. Es geht um das „Wie“, und das ist durchaus Gegen stand von Diskussionen. Es gibt nicht nur unter den erwachsenen Ötztalern, sondern auch unter den Jungen verschiedene Denkrich tungen. tionenStoppeinen,seltenkommenExtrempositionendabeiüberraschendvor.EsgibtwederdiediefüreinenradikalenallerweiterenInvesti-intouristische
„Vent ist ein spezieller Ort, wo man sich ganz nah an der Natur fühlt.“
Melanie und Pirmin Lechner, Vent
2222 Die Zukunft des Ötztals Infrastrukturen wären, noch die anderen, die ohne Nach zudenken weitere Großpro jekte verabschieden möchten. Die Menschen sind vielmehr auf der Suche nach den richti gen Facetten dieses großen Themas, nach Weichenstel lungen, die eher ein ökolo gisch und ökonomisch fun diertes Sowohl als Auch als ein krasses definiertenermöglichenEntweder-Oder–unterklarVoraussetzungen. D er Umhauser Autohändler strömederThemaMehrheitsAuchstehenLimit.Auchren.binLimit.Quantitätdenpräzisiert:turinhaberDerzwischenschenlungsichBeispiel:KapfererBenediktsagtzum„DerTourismuswirdverändern.DieVerteiwirdanderswerden.ZwiSommerundWinter,denOrtendesTals.“LängenfelderWerbeagen-LukasEnnemoser„LeutelebenvonErschließungen,aberdieistirgendwannamImSommertourismusichfürneueInfrastruktuFürdenWinternicht.derVerkehrkommtansDasmüssenwirver-unddaraufreagieren.wenneskeinepositionist.“ZumBeispieldasgroßeVerkehr,daseinerseitsOrganisationderGästegeschuldetist, Stammt aus Längenfeld/ Huben. Lukas entdeckte gleich nach dem Bundesheer seine Leidenschaft für die Fotografie das Internet und das Aufsetzen von Websites. Übernahm sehr jung die Agentur. Daneben er folgreicher Sportkletterer, Teil der Längenfelder Clique um Heiko Wilhelm, bei allen österreichischen Großer folgen im Team. Was ich am Tal mag: Die Landschaft und die Infra struktur sind super, auch Ein richtungen wie der AQUA DOME sind bereichernd. Die Wegeerhaltung und die Land schaftspflege befinden sich au sehr hohem Niveau. Was besser werden kann: Es wird meiner Meinung nach zu wenig geredet. Wenn zum Beispiel mehrere Hütten am selben Tag zusperren, dann besteht Gesprächsbedarf, weil es plötzlich gar kein Angebot für den Kunden gibt. Wir müs sen gut aufpassen, nicht jedes Platzl zu verbauen. Man muss nicht mehr jede Erschließung begrüßen, obwohl wir von den Erschließungen natürlich gut leben. Es gibt unter den Jun gen zwei Strömungen: Die einen wollen immer weiter, höher, größer. Die anderen wollen genau davon weg. Mein Wunsch für die Zukunft: Etwas mehr Gemeinsam. Das Bedürfnis nach mehr Miteinan der ist sicher da. Wir sollten mit Flexibilität darauf reagie ren und dabei nicht nur unser Eigenes, sondern das gesamte Tal im Blick haben.
Lukas Ennemoser, 30 Werbeagenturinhaber, Längenfeld ➤
„Es gibt unter den Jungen zwei Strömungen: Die einen wollen immer weiter, höher, größer. Die anderen wollen genau davon weg.“ Lukas Ennemoser, Längenfeld
Tanja Gufler, 25, zukünftige Hotelinhaberin, Burgstein ➤
2424 Die Zukunft des Ötztals andererseits aber auch der zunehmenden Dichte von Liefer und Paketverkehr. Die Sölder mungNebensaisonenSommertourismusmehrSamstagenundVanessaOnlinemarketingfrauGstreinfassteskurzbündigzusammen:„AnmusstdunichtinsAutosteigen.“ZuvieleAutosaufzuengenStraßen,wasalsotun?EsgibtutopischanmutendeLösungsansätzewievonTanjaGuflerausBurgstein,diesic„eineGondelbahnvonLängenfeldbisSölden“vorstellenkann.AberauchausgeklügelteVerkehrsberuhigungsmaßnahmen,wiesieMaximilianRimlausSöldenimSinnhat:„EinParkhausvorSöldenundeinBusshuttleindenOrtzudenHotels.“Tatsacheist,dassdieFragenachweiterenErschließun-genfürdenWintertourismusvondenmeistenJungenmiteinergewissenSkepsisbetrachtetwird,währenddieseiteinigenJahrenintensi-viertenInvestitionenindenunddiegroßeZustimfinden.AuchwegeeinesThemas,überdasnichtnurimÖtztalkontroversdiskutiertwird:wegendesKlimawandels.PiaGstrein,dieihreMasterarbeitüberdieAuswirkungendesKlimawandelsauf
Aufgewachsen in Burgstein. Ausbildung zur Touristikkauf frau, Studium der Betriebswirt schaft in Innsbruck. Seither im elterlichen „Hotel Burgstein“, das gerade aufwendig umge baut wurde. Tanja sieht für Burgstein gute Chancen, auch für Gäste attraktiv zu sein, die nicht unbedingt Ski fahren wol len, und arbeitet gemeinsam mit ihren Eltern daran, eigen ständige Angebote zu kreieren, z. B. regionale Kulinarik und den Aufbau einer eigenen Markenidentität. Was ich am Tal mag: Unsere Position ist einmalig. In Burgstein finden wir Ruhe Erholung, Aktivität und Aus sicht. Ich mag den Pioniergeist und den Willen zum Wachs tum. Wir profitieren zu Beispiel sehr vom Bau der Hängebrücke. Ich stehe auch weiteren Erschließungen nicht skeptisch gegenüber. Die Idee, hier mein Berufsleben zu ver bringen, beruhigt mich total. Was besser werden kann: Wir müssen darauf achten, dass die Bevölkerung nicht tourismusmüde wird. Unsere gesamte Infrastruktur ist ja schließlich vom Gast finanziert Ich bin optimistisch, dass die jüngeren Talbewohner mehr auf ein Miteinander setzen als die Generation vor ihnen. Vielleicht muss man dabei auch selbst den Anfang machen. Mein Wunsch für die Zukunft: Das Qualitätsniveau wird steigen müssen. Ich würde es auf die einfache Formel bringen: weniger Tourismus, mehr Wertschöpfung. Ich glaube auch an Utopien: zum Beispiel eine Gondelbahn von Längenfeld nach Sölden. Das könnte viele Probleme lösen.
„Die Idee, hier mein beruhigtzuBerufslebenverbringen,michtotal.“ Tanja Gufler, Burgstein
DanieldendürfenUrsprüngliche.dasTraditionelle,Schöne,dasDaswirnichtausAugenverlieren.“Amprosi,Oetz/Innsbruck
„Unser Kapital ist das
Die Zukunft des Ötztals die Tiroler Gletscherskigebie te geschrieben hat, sagt es so: „Wir müssen einsehen, dass wir die Natur nicht regieren können. Es gibt errechnete Voraussagen, dass unsere Ski gebiete trotz Klimawandel mindestens bis 2050 bewirt schaftet werden können. Frühling, Herbst und Som mer sollten aber zweifelsohne schon jetzt nachhaltig gestärkt werden. Wir müssen auch die abseitigeren Plätze pflegen. Benedikt Kapferer sagt es mit dem kühlen Blick, mit dem er sonst Businesspläne erstellt: „Wir müssen uns mit dem Klimawandel strategisch ausein andersetzen. Er darf uns auf keinen Fall überraschen.“ E in anderer Aspekt, der den Jungen stark am Herzen liegt, ist die Rückbesinnung auf traditio nelle Stärken, zum Beispiel die Herzlichkeit der Tiroler Gastgeberinnen und Gastge ber. Vanessa Gstrein sieht da Verbesserungspotenzial. Sie arbeitet auf allen Online Kanälen für den Ötztal Tourismus und ist mitunter auch mit kritischen Reaktio nen konfrontiert: „Auf unse rer Facebook-Seite las ich den Kommentar: Die Tiroler pochen auf ihre Gastfreund schaft, ohne sie wirklich Wuchs in Oetz auf. Gymnasium in Imst, Lehre mit Matura bei den ÖBB in Innsbruck, dann in der zuangebotenabsolvieren,nur,nikMasterstudiumGasmotorenentwicklung.derMechatroamMCI.VerließdasÖtztalumAusbildungenzudieimTalnichtwerden.IstinOetzHause,ZimmerimHausdesVaters.Familie,KollegenundFreundelebenhier.SpielteimFußballverein,jobbtealsBarkeeperundKellnerimGasthaus„Stern“.
Was ich am Tal mag: Wir sind verwöhnt. Es gibt so viel: das Skigebiet. Den Piburger See. Die Lebensqualität ist hoch. Verglichen mit anderen Gemeinden ist Oetz sehr lebendig. Was besser werden kann: Das Thema Verkehr empfi den viele als Belastung. Insgesamt müssen wir mehr auf Nachhaltigkeit setzen und darauf achten, dass der Tourismus und das Leben der Einheimischen in guter Balance zueinander stehen. Mein Wunsch für die Zukunft: Ich hoffe, dass das Tal auch in Zukunft so aussieht wie heute. Der Status quo ist ja sehr gut, ich denke, wir sollten mehr auf Qualität als auf Quantität setzen. Unser Kapital ist das Traditionelle, das Schöne, das Ursprüngliche. Das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren.
Daniel Amprosi, 26, Mechatroniker, Oetz/Innsbruck ➤
Die Wildspitze 2019 27
Pia Gstrein, 33, UmhausenEventmanagerin, ➤
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Die Zukunft des Ötztals zu leben. Das hat mich schmerzlich getroffen.“
sprünglichkeit dieses Lebens hautnah er fuhren, ist unwie derbringlich vorbei. Das soli de Wachstum hat seinen Preis. Es gibt sogar – was die meisten Jungen bedauern –einzelne Unternehmer, die ihre Betriebe verkaufen, manchmal auch an ausländi sche Bieter. Es herrscht Einig keit darüber, dass das eine Entwicklung in die falsche Richtung ist. Die Stärke der Ötztaler, so die Mehrheitsmeinung, resultiert aus der Gemeinschaft – ein Thema, auf das praktisch Gesprächspartnerinnenalle und Gesprächspartner hinweisen. Pia Gstrein sagt: „Wir dürfen das große Ganze niemals aus den Augen verlieren. Das erklärt sich auch aus unserer Geschichte: Auch die Pioniere gingen gemeinsam.“ Viele junge Ötztalerinnen und Ötztaler empfinden da nicht als Kritik, sondern eher als Auftrag an sich selbst: „Vielleicht muss man auch selbst den Anfang machen“, sagt selbstkritisch Tanja Gufle, deren Eltern gerade kräftig in den Betrieb In Umhausen aufgewachsen, Ausbildung an der HAK Imst, Tourismusstudium am MCI Innsbruck, Masterarbeit über die Auswirkungen des Klima wandels auf die Tiroler Gletscherskigebiete. Pia hatte schon früh den Wunsch, den Touris mus im Ötztal mitzugestalten, ein Wunsch, der noch immer aufrecht ist, obwohl sie in der Zwischenzeit für die Sportmar ketingagentur WWP arbeitet und Events im Alpinskilauf und Motorsport organisiert, deshalb auch viel auf Reisen ist – und daher einen doppelten Blick auf das Ötztal hat: als Einheimi sche und als Weltreisende. Was ich am Tal mag: Jeder Ort, jedes Plätzchen hat seine spezifischen orzüge. Die Arbeit der Gründergeneration ist bewundernswert, wenn man betrachtet, welche Risiken sie eingegangen sind. Inzwischen gibt es sehr viele sehr gut ausgebildete Leute im Tal, wir sollten dieses Wissen fruchtbar machen. Was besser werden kann: Viele Menschen kümmern sich mit harter Arbeit um ihre Betriebe und verlieren bei all den Herausforderungen viel leicht das große Ganze aus den Augen. Wir sind gefordert, die Destination Ötztal gemeinsam zu entwickeln. Ich denke, dass die Bedeutung und Stärke der Wintersaison hoch geschätzt bleiben soll, während der Sommertourismus besonders gestärkt werden sollte, die vie len individuellen Facetten des Tals müssen als Gesamtes gut genützt werden. Auch auf den ersten Blick visionäre Pläne sollten ernst genommen wer den. Besonders müssen wir darauf achten, dass der Charak ter des Tals auch langfristig gewahrt bleibt – Stichwort: Verkauf von Immobilien an ausländische Investoren. Mein Wunsch für die Zukunft: Ich habe die Vision, dass Ötztaler im Ötztal bleiben und gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir leben an einem so großartigen Fleckchen Erde und müssen gemeinsam darauf achten, dass unser Platz so schön bleibt. Unsere Werte dürfen wir dabei nicht aus den Augen verlieren. Das Tal muss lebenswert bleiben. Und zwar für unsere Gäste. Aber vor allem für uns Ötztaler.
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Denn die Urzeit des Tou rismus, als die Gäste buchstäb lich mit ihren zusammenlebtenVermieternunddie
„Ich habe die Vision, dass Ötztaler im Ötztal bleiben und gemeinsam an einem Strang ziehen.“ Pia Gstrein, Umhausen
„Wir müssen strategisch an die großen Benediktsollenherangehen.HerausforderungenDieJungenihrenTeilleisten.“Kapferer,Umhausen
„Ich habe das Gefühl, dass wir Jüngeren mehr Wert auf Gemeinsamkeit legen. Es geht schließlich um unsere gemeinsame Zukunft.“ Das bestätigt auch Vanessa Gstrein. „Wir denken anders“, sagt sie. „Wir tauschen uns aus, über die digitalen Platt formen. Viele stellen die Frage nach der Verantwortung, die wir tragen.“ Und die Skirennfahrerin Franziska Gritsch aus Umhausen fasst es mit Augenzwinkern, Boden ständigkeit und Herzensbildung zusammen: „Ich möchte gern im Ötztal leben. Aber wir müssen ein Bewusstsein schaffen, dass wir die richti gen Entscheidungen treffen. Das Leben soll ja nicht nur Mühe sein. Wir müssen wie der lernen, selbst zu genie ßen. An Werte glauben und mit dem, was wir haben, zufrieden sein.“
Die Wildspitze 2019 31
Die Zukunft des Ötztals investiert haben, den sie eines Tages übernehmen wird.
Benedikt Kapferer, 27, Autohändler und Werkstattbesitzer, Umhausen ➤
E in zieltWunschwesentlicherderJungenfolgerichtig darauf, das Leben auch außer halb der Saison lebenswert zu gestalten. Die Künstlerin Hannah Philomena Scheiber wünscht sich spezifisch ei besseres Kulturprogramm. Vanessa Gstrein fasst es Aufgewachsen in Umhausen, besuchte die HTL Imst Tief bau, arbeitete im Bau Consul ting in Salzburg, bis ihn der Bruder am 28. 2. 2013 fragte, ob er in das elterliche Autohan dels und Werkstattunterneh men einsteigen wolle. Einen Monat später fing er an un leitet seither das Kapferer und Kapferer Autohaus mit ange schlossenem Lackierzentrum und neu gegründeter Autovermietung. Er ist Obmann der „Jungen Wirtschaft“ und Mit glied der vinophilen Bruder schaft des Adi Werner. Was ich am Tal mag: Es gibt viele Innovationen, die mich begeistern. Zum Beispiel der Top Mountain Crosspoint in Hochgurgl oder natürlich das 007 Elements in Sölden. Da gibt man Gas. Das sind Projekte, die uns von anderen Tälern abheben und fit fü eine Zukunft machen, wo sich vieles verändert. Was besser werden kann: Wir Ötztaler neigen dazu, uns für die Besten zu halten. Das stimmt aber nicht, die anderen Tourismusgebiete schlafen nicht. Es braucht neue Ideen und Innovationen, die wir mit Offenheit und Flexibilität ange hen müssen: Heute leben wir von den Leistungen unserer Eltern und Großeltern. Es geht nicht zwangsläufig um achs tum. Da sind wir gut. Aber wir müssen in die Qualität investie ren, denn der Tourismus wird sich verändern. Zwischen Winter und Sommer, zwischen den Orten des Tals. Mein Wunsch für die Zukunft: Wir müssen strategisch an die großen Teilprozessefrühüberraschen.darherangehen.HerausforderungenDerKIimawandelfunsnichtunvorbereitetDieJungensollenindieEntscheidungs-einsteigenundihrenleisten.
„Wir leben an einem der schönsten Plätze der Welt und verdienen damit unser Einkommen. Was wollen wir mehr?“ Maximilian Riml, Sölden
3232 Die Zukunft des Ötztals Schloss die Berufsschule in Hallein mit Auszeichnung ab, engagierte sich dann neben zahlreichen Sölder Vereinen –Krampusverein, Jungbauern, Rotes Kreuz – bei der Bergrettung, wo er seit drei Jahren im Sommer hauptberuflic arbeitet. Hat die Gefahren der Berge im Blick wie kaum jemand, interessiert sich aber darüber hinaus für die politi schen und zunächsteneinerwicklungwievativematgemeindeZusammenhängegesellschaftlichenseinerHeiundbringtinnoLösungenfürProblemeVerkehroderOrtskernentinsSpiel.Hatvor,mit„JungenListe“beidenBürgermeisterwahlenkandidieren.
Riml,Maximilian22, Bergretter, Sölden
Was ich am Tal mag: Ich arbeite im Winter in unse rem Gästehaus, wenn ich Zeit habe, gehe ich Ski fahren. Das empfinde ich als eine sehr pr vilegierte Situation. Die Berge sind meine Leidenschaft, wobei ich den Sommer fast lieber mag. Wir leben an einem der schönsten Plätze der Welt und verdienen damit unser Einkom men. Was wollen wir mehr? Was besser werden kann: Ich finde es bedauerlich, wi viele junge Einheimische nicht mehr im Tourismus arbeiten wollen. Und ich bin erstaunt, dass sich nicht mehr junge Ötztaler für die Allgemeinheit engagieren, zum Beispiel im Gemeinderat. Ich finde di Belebung des Sommers sehr gut, aber ich habe insgesamt das Gefühl, dass wir langsam auf die Bremse steigen müssen. Wenn neue Bettenburgen allein für die Wintersaison gebaut werden, halte ich das für falsch. Auch die Verkehrssituation müssen wir verbes sern, zum Beispiel mit einem Parkhaus außerhalb des Ortes und einem Busshuttle, der die Gäste in den autofreien Ort bringt. Nur ein Vorschlag. Mein Wunsch für die Zukunft: Rein in die Institutionen, die Zukunft aktiv mitgestalten. Ich wünsche mir sehr, dass die Stimmen der Jungen ernst genommen werden.
„Eine ganz eigene Welt. Was für ein magischerreizender,Ort.“
In der Heimat von Swarovski entdecken Sie ein Erlebnis für alle Sinne: Staunen Sie in den Wunderkammern über die Vielfalt von Kristall, finden Sie Ihr neues Lieblingsstück in einem der weltweit größten Swarovski Stores und lassen Sie sich kulinarisch SWAROVSKI.COM/KRISTALLWELTENverwöhnen.
Das sagen unsere Gäste nach ihrem Besuch in den Swarovski Kristallwelten. Glauben Sie ihnen nicht einfach: Sehen Sie selbst. noch weiter. „Das Leben für die Einheimischen muss attraktiver werden. Die toten Zeiten müssen wir ins Auge fassen. Nicht nur die Gäste sind wichtig, sondern auch wir Auchselbst.“eine vielfältigere und über die Saison hinaus funktionierende Gastronomie wird von vielen Seiten gefordert: „Es braucht am Sonntag ein offenes Wirtshaus. Für die Einheimischen.“ Und Pia Gstrein fasst es noch allgemeiner: „Meine Vision für das Ötztal ist, dass die Ötztaler im Ötztal bleiben und gemeinsam an einem Strang ziehen. Wir haben einen wundervollen Platz und stehen gemeinsam in der Verantwortung, dass dieser so lebenswert bleibt.“
D as Thema Verantwor tung taucht in nahe zu jedem Gespräch auf. Viele unserer Gesprächs partner engagieren sich, in der „Jungen Wirtschaft“, in ihren Vereinen oder auch politisch wie der Bergret tungsmann Maximilian Riml in Sölden. Er hat vor, mit einer „Jungen Liste“ bei den nächsten Bürgermeisterwahlen anzutreten, denn: „Die Stimmen der Jungen werden zu wenig ernst ➤
3434 Die Zukunft des Ötztals
Scheiber,PhilomenaHannah28, ObergurglKünstlerin,
Studierte bei Johanna Kandl und Matteo Thun und schloss als Konzeptkünstlerin ab. Zog nach New York, studierte bei Stefan Sagmeister und Jerry Saltz am SVA „Design for Social Innovation“. Kehrte zurück nach Obergurgl, brachte ihren Sohn zur Welt und arbeitet zwischen Innsbruck und Ober gurgl als freie Künstlerin. Was ich am Tal mag: Ich finde es schön hie. Ich genieße das Leben mit den Jahreszeiten und Menschen, die ihre Bodenständigkeit leben. Außerdem ist mein Sohn ein Landei. Er möchte am liebsten immer hier sein, ich brauche schon manchmal den Ausgleich der Stadt. Was besser werden kann: Ich wünsche mir eine profunde Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und sehe es kritisch, dass so stark auf den Wintersport gesetzt wird. Ich wünsche mir ein größeres Augenmerk auf regionale Lebensmittel und stelle mir gemeinsam mit meinen Freundinnen und Freunden die Frage nach dem Wert des Wachstums: Wann ist genug genug? Mein Wunsch für die Zukunft: Ich wünsche mir, dass das kol lektive Bewusstsein die Gemein schaft mehr in den Mittelpunkt stellt. Dass wir Einheimischen nicht nur für die Gäste da sind, sondern auch für einander. Und dass Kunst und Kultur im Tal anerkannt und vor allem auch in den Alltag integriert werden. Dass Kreativität bei Kindern und Jugendlichen gefördert wird. Auch ein Artist in Residence Programm sowie einen Fokus auf zeitge nössische Kunstformen fände ich im Ötztal angemessen.
Die Obergurglerin merkte früh, dass sie Kunst machen möchte. Schaffte die Auf nahmsprüfung an der Uni versität für angewandte Kunst noch vor dem Schulabschluss.
„Ich wünsche mir, dass das kollektive Bewusstsein die Gemeinschaft mehr in den Mittelpunkt stellt. Und dass Kunst und Kultur in den Alltag integriert werden.“
Hannah Philomena Scheiber, Obergurgl
diedasFlieseBad fliesen naturstein bäder Industriezone 46, 6460 Imst, Tel: 05412 - 61676 mail: info@hopra.at www.badart.at . www.hopra.at verlegung sanitärhandel unsbesuchenSieim SchaurauminImst genommen. Deshalb gehe ich in die Politik. Der jetzige Söl der Bürgermeister war auch 24, als er das Amt übernahm.“ Die Wahl ist für 2022 anberaumt, Riml und seine Kolle gen sind „am Ausdenken des Programms“.DiesesEngagement ist nicht selbstverständlich. „Ich höre dauernd, dass die Politiker alles falsch machen“, sagt Lukas Ennemoser. „Aber ich habe einen Höllenrespekt vor allen, die sich diese Arbeit antun. Denn es wird immer schwieriger, Menschen zu finden, die erantwortung für die Gemeinschaft über nehmen.“Benedikt Kapferer sieht das auch so, wiederum von der anderen Seite: „Junge Menschen gehören in den Gemeinderat. Dort müssen wir eine Bereitschaft zur Veränderung vermitteln.“ Er selbst ist mit von der Partie. V eränderungen. Bes ser machen. Es gibt einen großen Strauß an Themen, die angespro chen wurden. Mehr regionale Lebensmittel. Nachhaltigkeit. Mehr Emotionen. Beschei denheit, wenn nicht gar Demut. Der Wunsch nach mehr Qualität und weniger Quantität. Nach Identität. ➤
Gstrein,Vanessa 25, frau,Onlinemarketing-Sölden
Die Zukunft des Ötztals Aufgewachsen in Sölden, Studium „Tourismus und Freizeit“ am Management Center Inns bruck, in den Ferien arbeitete sie jeweils für den Ötztal Tou rismus. Kümmert sich inzwi schen um die Online Kanäle des Tourismusverbandes und agiert dort im ständigen Dia logstrom der sozialen Medien als „Agentin der Kleinigkeiten“.
Die Arbeit prädestiniert sie dazu, den Puls der Gäste zu fühlen und Auskunft über den Status quo zu geben.
Was besser werden kann: Wir stehen vor der Situation, wo klar ist, dass wir Verände rungen brauchen. Alt und Jung müssen eine gemeinsame Sprache sprechen – das ist in einer Epoche so starker Veränderungen – Stichwort Digi talisierung – gar nicht einfach. Wir müssen sehr genau auf unsere Identität achten, sie ist unseren Gästen enorm wichtig. Wir arbeiten daran, unsere Angebote zu verbreitern, das Skifahren allein ist nicht mehr abendfüllend. Und wir müssen spezieller kommunizieren.
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Was ich am Tal mag: Die Landschaft, die vielfälti gen Angebote, die zahllosen Möglichkeiten, die Freizeit zu verbringen. Das vorhandene Engagement der jungen Ötztaler, der Zukunft mit Verände rungswillen entgegenzusehen.
„Ich wünsche mir, dass wir mit dem gebotenen Optimismus und viel Kreativität an die Lösung unserer herangehen.“ProblemeVanessaGstrein,Sölden
Auch die Ortskernentwicklung hat große Bedeutung – und es ist zu berücksichtigen, dass unsere Angebote nicht nur für die Gäste wichtig sind, sondern auch für uns selbst als Einhei mische. Mein Wunsch für die Zukunft: Dass wir als Destination mit den Leistungsträgern an einem Strang ziehen, um noch stärker am Markt zeigen zu können, was für ein vielfältiges Tal wir sind. Und dass wir mit dem gebotenen Optimismus und viel Kreativität an die Lösung unserer Probleme herangehen.
Starkenberger 6464 www.starkenberger.at Nach einem Miteinander der Einheimischen, das während der Saison auch den Gast inkludiert. Nach einer gesun den Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und der Bereitschaft, sich ständig verbessern zu wollen. Was alle Gespräche gemeinsam hatten, war der grundsätzliche Optimismus, der aus ihnen resultierte –auch wenn die Standort bestimmung nicht immer unkritisch ausfiel. „Die Idee mein Berufsleben im Tal zu verbringen“, sagt Tanja Gufler zum Beispiel „beruhigt mich total.“ „Wir verständigen uns über die wichtigen Themen“, sagt Hannah Philomena Scheiber. „Wir machen Work shops in Schulen. Kinder ent wickeln mehr Bewusstsein. Das ist wunderbar.“ Am prägnantesten fasst es vielleicht Benedikt Kapferer zusammen. Er sagt: „Klar wollen wir die Welt verändern. Weil unser Tal ist ja die Welt.“
Tarrenz · Tel + 43 / 54 12 / 66 201 · brauerei @ starkenberger.at
Die Zukunft des Ötztals
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Gaislachkogl, Sölden Die spektakuläre Bergstation der Gaislachkoglbahn hat bereits James Bond in ihren Bann gezogen. Hier verschmilzt sie mit der Landschaft zu einem futuristischen Panorama. Die Wildspitze 201938
39 Die Farben der Gipfel (wie sie die Künstlerin sieht) Auf Ötztaler Gipfeln stehen einige der spektakulärsten Bergstationen, die weltweit gebaut wurden. Wir haben die Künstlerin Elisabeth Moch gebeten, sie als Teil der Landschaft zu betrachten. Und zu malen. Liftstationen Die Wildspitze 2019
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Die klaren Formen der Bergstation wurden vom Architekten Johann Obermoser gezeichnet, der auch den ice Q entwarf. Der Glasquader wird Teil der Landschaft. Und spiegelt den Himmel.
LiftstationenGiggijoch,Sölden
Die Wildspitze 2019 41
Hohe Mut, Obergurgl Umgeben von 21 Dreitausendern zeigt sich die Bergstation auf der Hohen Mut als Ausgangspunkt und Bestandteil der hochalpinen Schönheit.
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Wildes Mannle, Vent Weit über dem Bergsteigerdorf Vent ist diese Liftstation das Rufzeichen des Fa milienskigebiets. Der Blick rundum öffnet sich dem eindrucksvollen Panorama der Hochgebirgslandschaft.
Auf dem Wurmkogel, 3.080 Meter hoch, steht der fi ligrane Stahlbau des Architekten Peter Schuck. Ein Balanceakt in ausgesetzter Position. Und eine Behauptung in modernster Ästhetik.
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TopLiftstationenMountainStar,Hochgurgl
W44 enn Elisabeth Moch mit ihrer Familie von Berlin nach Branden burg fährt, zum klei nen Häuschen am Land, dann sind da Felder, dann ist da Leere, Platz und ganz schön viel Horizont. Aber kein Berg. Um Berge zu sehen, muss sie sich erst viel näher zu ihnen hinbewe gen, muss raus aus den Orten ihres Alltags. „Und jedes Mal ist es großartig, weil sich in den Bergen alles immer so schnell ändert: das Licht, die Wolken, die Schatten. Berge sind wie Leinwände, auf die die Sonne dann Farben wirft“, sagt die Illustratorin. Und Farben sind speziell bei ihr ein gutes BegonnenStichwort. hat es, da ist sie keine Ausnah me, schon als Kind. Die heute 37-Jährige sagt, sie zeichnet, seit sie denken kann, und sie zeichnete immer viel. Später studierte sie Grafikdesign in Düsseldof, und ausge rechnet dort kam es fast zu kurz. Ihre Form, sich auszudrücken, ihre Eindrücke umzusetzen, kam so gut wie nicht vor. „Es wurde einfach nicht vermittelt, dass Illustra torin ein Beruf ist, der funktionieren kann, aber davon habe ich mich dann freige macht“, sagt Elisabeth Moch. Heute zählt sie zu den gefragtesten Illustratorinnen im deutschsprachigen Raum, sie arbeitet für die Magazine der großen Qualitätszeitun gen, auch die „New York Times“, der „Playboy“ und „GQ“ haben sie bereits um Bilder gebeten. „Ich liebe es immer noch sehr, wenn die Bilder dann in Print erschei nen, in einem Layout, ich bin immer neu gierig darauf, wie sich das dann auf Papier gedruckt anfühlt“, sagt Moch.
Von Martina Bachler
PRIVAT
Für die Wildspitze hat sie sich ihren eige nen Eindruck von den Liftstationen in Söl den gemacht. Mit Farbe. Mit viel selbst bewusster, lebendiger, kräftiger Farbe. „Ich mag’s, wenn es manchmal auch knallbunt sein kann“, sagt Moch. Lifte und ihre Stationen seien als Architektur interessant, weil sie sich auf eine Landschaft drauf setzen, weil sich etwas Technisches in die Natur stellt. Eine Landschaft, eine Natur, die sie in den Bergen nicht immer gleich begreife, so Moch: „Vielleicht liegt es da ran, dass man von oben plötzlich eine an dere Perspektive hat. Mir jedenfalls geht es in den Bergen oft so, dass sie eine Land schaft sind, die ich nicht gleich begreife. Dabei hilft mir dann das Zeichnen.“ Sie setzt sich also hin und beginnt, eine Skizze zu machen. Das geht ihr zwar immer so –ihr Reisetagebuch besteht aus Zeichnungen – aber in den Bergen ist es noch einmal spezieller. Es muss schnell gehen, weil sich die Stimmung oft binnen Minuten ändert. Und Schnelligkeit ist speziell bei ihr ein gutes Stichwort, denn Elisabeth Moch arbeitet sehr gern mit Aquarellfarben. Die erlauben es nicht, lange nachzudenken, die Striche müssen schnell kommen, die Far ben schnell ausgewählt werden, und relativ schnell ist man auch fertig, weil man sie bei dieser Technik nicht ständig wieder über malen kann. „Manchmal sind die Sachen, die aus dem Moment heraus kommen, die besten“, hat sie über die Jahre beobachtet. Doch manchmal funktioniert für sie das Gegenteil am besten: die feine Bleistift arbeit, Strich für Strich, Fläche für Fläche.
Die StimmungwahrerMomentekurzen
„Eine gute Illustration ist immer auch handwerklich gut gemacht, ich kann mich sehr für gutes Kunsthandwerk begeistern“, sagt die Illustratorin. Das Handwerk hat sie nach dem Studium in Schweden perfektioniert. Illustrationen haben in Skandinavien einen höheren Stel lenwert, die Szene ist größer, anspruchs voller. „Die Arbeiten sind aber immer auch cool, haben einen künstlerischen Anspruch und einen eigenständigen Stil“, beschreibt Moch. Auf Stockholm folge New York, dann ging es nach Berlin. Ein ehemaliges Industriegebäude in Kreuzberg ist ihr Stu dio, sie teilt eine ganze Etage mit Fotogra fen, Programmierern und anderen Frei beruflern. Das Illustrieren ist eine einsam Tätigkeit, bei der man allzu schnell zu lang allein sein kann, dem will sie vorbeugen. Auch für die Ideenfindung sei es gut, unte Leuten zu sein. Speziell wenn es um neue Aufgaben geht: Zuletzt etwa entwarf sie Muster für ein schwedisches KindermodeLabel, verspielt und farbenfroh natürlich. „Wenn man dann Menschen sieht, die das eigene Muster am Körper tragen, dann ist das noch einmal eine ganz andere Dimen sion. Das macht schon stolz“, sagt die Illus tratorin. In Zukunft kann sie sich auch vorstellen, Verpackungen mit ihren Ein fällen zu gestalten, auch für die Werbung hätte sie neue Ideen. „Die große Konstante, die mich inter essiert, bleibt aber die Landschaft“, sagt Elisabeth Moch. Das platte Land, der weite Himmel der Ebene genauso wie die Berge, „diese Leinwände, auf die die Sonne ihre Farben wirft“. Elisabeth Moch lebt und arbeitet in Berlin. Ihre Arbeiten erschienen in großen internationalen Publikationen wie der New York Times, Wired, der Süddeutschen Zeitung oder dem Zeit Magazin. Sie nahm an Ausstellungen in Schweden, den USA und Deutschland teil. Ihre Arbeiten erschienen in zahlreichen Büchern.
Die Malerin Elisabeth Moch porträtiert für die „Wildspitze“ Bergstationen in allen Skigebieten. Poetisch. Einfühlsam. Und bunt. Wer ist die Person hinter den Farben?
LiftstationenAcherkogel,Oetz
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Von draußen gesehen ist dieses Skigebiet das erste des Ötztals. In Hochoetz entfaltet es sich zu einem Schmuckstück mit gleichermaßen Fernsicht und Erdung.
Lebensbilder
Der Blickgenauezurück
Viehausstellung in Längenfeld: Der Fotograf liebt die Selbstverständlichkeit, mit welcher der kleine Mann das große Vieh zur Seite schiebt, um Ordnung zu schaffen. Es dokumentiert ein verlorenes Stück Zeitgeist.
Der Fotograf und Dokumentarist Josef Öfner aus Längenfeld hält mit seinen Schwarz-WeißFotografien eine Vergangenheit des Ötztals fest, die noch gar nicht richtig vorbei ist. Seine Bilder aus den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind Zeugnis der Geschwindigkeit, mit der sich unsere Zeit verändert.
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Der Bauer macht das Heu bei der Bergmahd fertig zum Transport auf dem Schlitten ins Tal. Dass er dabei die Zigarette nicht aus dem Mund nahm, fiel Pepi Öfner erst in der Dunkelkammer auf (oben)
Bemerkenswertes Detail: die sturmfesten Hausschuhe (rechts).
Lebensbilder Die Bäurin beim „Hölz introgn“. Sie holt Holzscheite für den Kachelofen.
50 Die Wildspitze 2019 Lebensbilder
Viehausstellung in Längenfeld. Die herausgeputzten Kühe sind mit großen temporären Markierungen versehen. Der Bauer „oben am Brand“ über Längenfeld beim Aufladen von Mist aufs „ agele“. Das wird anschließend mit einer Seilwinde nach oben befördert.
Die Wildspitze 2019 51 LebensbilderStory
Frühjahrsputz auf der Straße. Der Fotograf ist begeistert von der Synchronität der Bewegungen von Großmutter und Enkelin. Das Haus ist inzwischen abgerissen, zum Bedauern von Pepi Öfner Eine Bewohnerin des Altersheims, die sich ein paar Strahlen Sonne gönnt. Auch in seinen Fotografien de Alten und Randständigen ist Pepi Öfner darauf bedacht, ihre Würde zu respektieren.
Sie sprechen ihre eigene Sprache, erzählen ihre Geschichte (links).
Die Wildspitze 2019 53 LebensbilderStory
Schlachttag: Das abgestochene Schwein wird mit kochendem Wasser übergossen, damit die Borsten besser von der Haut entfernt werden können. Der Bub ist selbstverständlich dabei. Es handelt sich um Normalität. Leben auf dem Land (oben).
Bauer beim Scheren der Schafe. Vor allem die Struktur der Hände hat es dem Fotografen angetan.
Rarer Augenblick des Innehaltens: Stärkung bei der Fasnachtsfeier, mit oder ohne Schuss Rum. Faschingsumzug in Längenfeld. Für einmal ist die Arbeit getan, und die Menschen treffen sich, um Spaß zu haben (links).
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Uniformträger: Der ältere Schütze mustert den jüngeren Gebirgsjäger
Wenn deine Fotos heute im Museum hängen und du an die Zeit zurückdenkst, als du sie eingefangen hast: Was empfindest du? Nostalgie. Nostalgie, was die Arbeit oder deine Motive betrifft? Wohl beides. Aber besonders die Arbeit in der Dunkelkammer. Die habe ich sehr geliebt.
Die Menschen wussten gar nicht, dass du sie bei der Arbeit fotografierst? Doch, selbstverständlich wussten sie das. Ich würde niemals jemanden gegen seinen Willen fotografieren. Ich fragte immer u Erlaubnis. Und ich bekam nie eine Absage. Als Lehrer war ich ja bekannt. Die Ein heimischen sahen in mir einen der ihren. So entstanden sehr eindringliche Bilder. Die Menschen, die du fotografiert hast, scheinen dich gar nicht zu bemerken. Es ging auch immer sehr schnell. Wenn ich Menschen fotografieren wollte, hatte ic meine Kleinbildkamera dabei und konnte schnelle Schnappschüsse machen.
Josef Öfner, 77, in seiner Wohnung in Längen feld. Mit seinen außergewöhnlichen Arbeiten hat der bescheidene Dokumentarist eine ganze Welt – seine Welt – festgehalten.
„Mich interessieren die Gesichter der Menschen“J Josef Öfner im Interview.
Die Wildspitze 2019 Alle hier gezeigten Fotografien wurden in OetzimÖfner.Ausstellungder„JosefMenschen“Turmmuseumgezeigt.Sie stammen aus der gleichnamigen, von Edith Hessenberger herausgegebenen Publikation, die im Studienverlag erschienen ist.
Du bist an Orte gegangen, wo das Leben stattfand. Aufs Feld. Auf Feste. Aber auch an stille Orte wie das Altersheim. Ja. Mich haben Gesichter immer inter essiert. Natürlich habe ich auch hier nur Menschen fotografiert, die einverstande damit waren. Gesichter als Kontinente eines Lebens. Ich würde einfach sagen: Gesichter von echten Menschen.
Bist du an die Architekturfotografie auch so unbekümmert herangegangen? Für die Architekturfotografie vewendete ich eine Mittelformatkamera. Da war es aufwendiger, die richtige Position zu finde und das Bild einzurichten. Deine Bilder sind alle schwarz-weiß, obwohl die Farbfotografie längst erfunden war. Gab es für die Wahl der SchwarzWeiß-Filme nur ästhetische oder auch andere Gründe? Es gab einen ganz wesentlichen Grund: Ich entwickelte meine Bilder leidenschaft lich gern selbst. Ich hatte mir zu Hause eine Dunkelkammer eingerichtet und hatte den größten Spaß daran, nachts die Filme zu entwickeln und die richtigen Bilder auszuarbeiten.
Wildspitze: Was war das wichtigste Motiv für dich, mit der Kamera durch die Land schaft zu streifen und zu fotografieren? Öfner: Das Hauptmotiv war die Dokumen tation. Ich wollte festhalten, wie die alten Höfe und die bäuerliche Architektur unsere Landschaft prägen. Schon damals stellte ich mir die Frage, wie lange diese Gebäude wohl noch da sein werden. Damit hast du recht behalten. Viele der Gebäude sind verschwunden. Ja, leider. Ich finde, dass da etwas esent liches verloren geht: eine Architektur, die von der Landschaft geprägt wurde und selbst die Landschaft prägte. Du hast neben der Dokumentation der Talarchitektur auch besonders ein dringliche Menschenbilder gemacht. Wie bist du an diese Arbeit herangegangen? Wieder stand am Anfang der Gedanke der Dokumentation. Ich wollte festhalten, was die Menschen tun, wenn sie am Feld stehen und arbeiten. Ich bin losgezogen, manchmal mit dem Auto, oft zu Fuß, und wenn ich irgendwo etwas gesehen habe, was mich interessiert hat, bin ich stehen geblieben und habe fotografiert
Wichtige Frage: Fotografierst du nach wie vor draußen in der Landschaft und die Menschen? Ich habe eine lange Pause gemacht. Ein Innsbrucker Fotograf hat mir einmal gesagt, dass jeder, der noch analog fotogra fiert, ein Esel ist. Das hat mich demoral siert. Aber vor einem Jahr habe ich mir eine neue Kamera gekauft, eine digitale.
PRIVAT
56 Lebensbilder osef Öfner, den seine Freunde und Bekannten nur „Pepi“ nennen, arbeitete sein Leben lang als Lehrer, Chronist und Kulturvermittler. Er kam 1941 in Umhausen zur Welt, absolvierte in Schwaz und Innsbruck seine Gymnasialzeit und das Lehramts studium, kehrte dann ins Ötztal zurück und begann 23-jährig als Lehrer in Längen feld zu arbeiten. Später übernahm er eine Stelle beim „Institut für Volkskultur und Kulturentwicklung“ in Innsbruck und kümmerte sich um die Dorfchronik von Längenfeld.Seinebesondere Aufmerksamkeit gilt der Pflege des Ötztaler Dialekts, desse Aufwertung in den Rang des immateriellen Weltkulturerbes Öfner gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Hans Haid († 2019) sehr begrüßt. Er ist Autor einiger Publikationen (zuletzt „de Leite deet dinnan in Tole“ gemeinsam mit Gerhard Prantl). Der „Wildspitze“ ist Pepi Öfner seit ihrem Erscheinen mit Rat und Tat ver bunden. Seine Fotografien wurden unte dem Titel „Menschen“ in einer Ausstellung im Turmmuseum Oetz gezeigt und im gleichnamigen Buch im Studienverlag veröffentlicht.
LIFT YOUR SPIRIT Das Wasser rauscht, der Geist erwacht.
WEIL WIR DAS ECHTE SUCHEN: Bester Genuss, der uns verbindet. Ötztal
Wir fühlen uns für die Region verantwortlich, in der wir arbeiten und leben. Deshalb reichen unsere Aktivitäten von der Förderung regionaler Betriebe über soziales Engagement bis zu Sponsoring von Sport, Kunst, Kultur und Bildung. Eine Tradition, an der wir auch künftig festhalten werden. um Engagement vor Ort geht, ist nur eine Bank meine Bank.
www.raiffeisen-tirol.at Wenn’s
Ein Haus wird immer in die Natur gestellt. Aber geht man als Architekt anders damit um, wenn es der Zweck des Hauses ist, Natur zu vermitteln?
66 Architektur / Kulinarik / Kunst / Literatur Kultur
Architektur schieden. Beton, weil dieser für den künstlichen Fels steht, und die Holzschalung, weil sich in der Mase rung die diese Landschaft prägen den Bäume wiederfinden Die Idee dazu kam Ihnen also an Ort und Stelle? Durch die Auseinandersetzung mit diesem speziellen Ort habe ich ihn mir gewissermaßen einverleibt, und dann hat es im Hinterkopf zu arbeiten begonnen. Oft ist es ➤ Naturpark Haus Längenfeld: von der Handskizze über den Plan zur Realisierung.
(2)HORAKPHILIPP
Diese Frage habe ich mir natürlich vor Ort gestellt, vor dieser mächti gen, steilen Felswand, wo mir gleich klar wurde, dass das Gebäude diese Widerspenstigkeit der Natur wider spiegeln soll. Als Material habe ich mich dann für Sichtbeton in waagrechter Bretterschalung ent Fels vor Fels Im April 2019 wurde das Naturpark Haus Längenfeld eröffnet. Das Ötztal ist seither nicht nur um einen Ort reicher, an dem sich die ganze Vielfalt seiner Natur leicht erschließen lässt, sondern auch um ein architektonisches Denkmal. Ein Gespräch mit seinem Architekten Hanno Schlögl.
alter Hager, 59, ist schon in Pen sion. Sein Sohn Lukas Krabath, 18, ist noch in der Schule. Beide haben in den vergangenen Jahren gemerkt, dass ihnen etwas fehlt. Etwas, das eigentlich völlig naheliegend wäre. Monate lang haben sie dieses Fehlen beklagt, dann haben sie darüber nachgedacht, wie es dazu gekommen ist. Und dann haben sie sich gesagt: Ändern wir das.
Der Junge und der Alte: Lukas Krabath und Walter Hager sind Etztoler Originale.
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Im Frühling 2019 gründeten sie die Initiative „Etztoler Original“. Sie haben also einen Namen gefunden und ein Logo entworfen, unter dem man schnell erkennen kann, was fehlt: gut veredelte Produkte auf Basis all dessen, was da so gedeiht und wächst im Ötztal. „Es fehlt nicht an Produkten“, klärt Lukas Krabath schnell auf, „aber es fehlt die Möglichkeit, sie als regional zu erkennen und sie gemeinsam zu positionieren.“ Gerade kleine Betriebe und Erzeuger täten sich schwer damit, sich zu vermarkten, gemeinsam soll das in Zukunft leichter fallen. Und die Augen öffnen: „Viele Köche wissen nicht mehr, dass man auch mit Sauerklee eine saure Note hinbekommt, und viele kaufen eher exotisches Superfood als die Grantn, weil ihnen nicht bewusst ist, was für einen Schatz sie da haben“, sagt Walter Hager.
„EtztolerOriginal“ Ein alter und ein junger Kulinariker wollen Ötztaler Produzenten und ihre Lebensmittel positionieren.gemeinsam
Hanno Schlögl, 75, studierte Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse von Roland Rainer. Ab 1973 betrieb er sein eigenes Architekturbüro, von 2003 bis 2017 gemein sam mit Daniel Süß. 2019 erhielt er den Tiroler Landespreis für Kunst.
WKulinarik
Die Wildspitze 2019 67 Kultur
68 Kultur ein langer Prozess, bis ein Entwurf, ein Plan entsteht. Hier ging es ganz schnell, fast reflexartig konnte ic das Gebäude zeichnen, übrigens zunächst ganz klassisch mit der Hand. Herausgekommen ist ein Haus, das mich überraschenderweise zu meinen eigenen Anfängen als Architekt zurückgeführt hat. Inwiefern? Meinen Abschluss des Studiums im Jahr 1967 machte ich mit dem Entwurf für ein Dominikaner kloster, dessen Reiz für mich in der Wechselwirkung zwischen Individuum und Gemeinschaft liegt; wenn man so will, wie ein Fragment von Stadt mit Orten zur Kontempla tion einerseits und Öffentlichkeit andererseits. Dieser Entwurf war sehr skulptural, was sich jetzt beim Naturpark Haus mit dem Wasserspeier etwa, den Fenstereinfassun gen und der schrägen Scheibe vor dem Eingang wiederholt. Hat sich das Verhältnis von Architektur und Natur in den vergangenen 50 Jahren verändert? Die Natur ist die Konstante, wäh rend es in der Architektur immer wieder Zeitsprünge gibt. Mich per sönlich hat immer eine gewisse Radikalität interessiert, die sich in klaren Formen ausdrückt. Architek tur muss sich nicht zwangsläufig a traditionellen Formen orientieren, sie soll jedoch in qualitätsvollem Dialog mit der Natur stehen bzw. diese respektieren. Die Natur respektieren? Architektur soll auf die Natur reagieren, wie sie vorgefunden wird. Ich halte nichts davon, erst die Landschaft umzubauen, damit dann auf neuen Hügeln bzw. Geländeterrassen Häuser stehen. Das Naturpark Haus zeigt auch, dass es sehr symbiotisch gelingen kann, anzunehmen, was da ist.
Naturpark Haus Längenfeld Oberlängenfeld 142, 6444 Längenfeld T +43 5253 www.naturpark-oetztal.atinfo@naturpark-oetztal.at20201
DuLiteraturFahlscht / Du fehlst Nachruf. Der Ötztaler Dichter Hans Haid ist gestorben. Wir gedenken seiner: in seinen eigenen Worten.
ja, Du Fahlscht olles wie olm – lei du fahlscht olles wie’s sein sellt‘ – lei du fahlscht olles sö ondacht‘ – weil du bischt numma do olles vergeat –i woaß olles vergeat kimmtJODLERnumma zrugge – dos wos gewesen ischt geat olles weitar – jo sall ischt gewiss olles gewaltig – lei du bischt numma do olles so scheane – es wor soviel scheane undJODLERikannt plearn – jo i kannt plearn obr es geat schö weitar – es geat schö weitar und es ischt kömisch – und nitt zen lochn obr mir mochn weitar – mir mochn weitar und i denk an di – jo i denk an di bin in gedonkn bei dir – bin in gedonkn bei dir! du allesfehlstwie immer – nur du fehlst alles, wie es sein sollte – nur du fehlst alles so ganz anders –weil du nicht mehr da bist, alles vergeht –ich weiß, alles vergeht kommtJODLERnicht mehr zurück das, was gewesen ist, alles geht alles weiter –ja, das ist gewiss alles gewaltig –nur du bist nicht mehr da, alles so schön –es war so schön undJODLERichkönnte weinen, ja, könnte weinen aber es geht schon weiter, es geht schon weiter und es ist komisch und nicht zum la aberchen,wir machen weiter, wir machen weiter und ich denk an dich – ja, ich denk an bindichingedanken bei dir –bin in gedanken bei dir
Hans Haid (1938 2019) HORAKPHILIPP
Selbstbildnis 1926 Turmmuseum Oetz Schulweg 2, 6433 Oetz T + 43 664 www.oetztalermuseen.at/turmmuseum9102321 MUSEENÖTZTALER
Ein Themenweg in Längenfeld sowie ein neuer Themenraum im Turmmuseum Oetz nähern sich dem großen Maler.
70 Kultur
LienzEgger-MenschDer
Dafür war er auch an den Gesich tern zu nah dran – viele in Längen feld entstandenen Gemälde zeigen Längenfelder Modelle. Hier hatte er sich ideale Arbeitsbedingungen geschaffen. Zu seinen Ateliers zähl ten die Pestkapelle am Bichl, aber auch ein Freiluftatelier zwischen zwei Heustädeln. Diese hölzernen Scheunen ziehen sich auch durch seine Bilder, dienen oft als Hintergrund, als Struktur hinter dem figürlichen Detail. Die Ötztaler Museen machen mit der Ausstellung im Turmmuseum sowie mit dem Themenweg deutlich: Das Schaffen und das Wirken von Albin Egger Lienz im Ötztal beeinflussten sich gegen seitig und hinterließen nachhaltig Spuren – bis heute.
D er Bauer, der beim Betreten des Raums in den Weihwasserkessel greift, das ist die Szene, die Albin Egger Lienz 1907 im Bild „Weihbrunn sprengender Bauer“ festhielt. Egger Lienz, einer der Wegbereiter der Moderne in der österreichi schen Malerei, malte dieses Werk in Längenfeld, und für kurze Zeit ist es nun auch ins Ötztal zurückgekehrt: als Leihgabe im neu errich teten Egger Lienz Zimmer im Turmmuseum in Oetz. Auch ein Themenweg in Längenfeld erinnert nun an den berühmten Künstler, dessen Geburtstag sich 2018 zum 150. Mal jährte. Im Museumszim mer geben aber vor allem persönli che Gegenstände, ergänzt um Erin nerungen von Egger Lienz’ jüngster Tochter Ila sowie seine Ötztaler Modelle, Einblick in das Leben des Malers und seiner Familie. Sie stam men aus dem Nachlass, den die 2003 verstorbene Ila Egger Lienz Ernst Jäger, dem Kunstförderer und Begründer des Turmmuseums, vermachtAlbinhat.Egger Lienz kam 1886 als Ingenuin Albuin Trojer als Kind nicht verheirateter Eltern in Osttirol zur Welt. Später erhielt er den Fami liennamen des Vaters, Egger, und ergänzte ihn um Lienz. Auf der Suche nach einem Sommerort zum Malen, aber auch zur Erholung wur de er 1906 in Längenfeld fündig. Bis 1922 kehrte er mit seiner Familie immer wieder hierher zurück – zur Sommerfrische einerseits, aber auch zum Arbeiten. Pinsel, Farben und Leinwände waren fixe Bestandteil in seinem Gepäck. In Werken wie „Der Totentanz von Anno Neun“, „Bergmäher“, „Der Sensendengler“ und „Bergraum“ kommen diese Monate zum Ausdruck. Und damit auch das Leben, wie es ein Sommer in den Alpen gestaltete: geprägt von harter kör perlicher Arbeit, abhängig von den Gewalten der Natur. Zeitlebens wur de Egger Lienz als „Bauernmaler“ abgekanzelt, weil er eben diese Sze nen zeigte, obwohl seine Formen sprache, sein Einsatz von Farbe weit jenseits allen Naturkitsches war.
Kunst Turmmuseum Oetz: sanfte Erinnerungen an die Ötztal-Aufenthalte des großen Malers.
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72 Radsport / Canyoning / Skifahren / Wandern Sport
L aura Stigger ist 19, aber die Erfahrungen, die sie als Bikerin gemacht hat, rei chen für ein ganzes Er wachsenenleben. Ihr Talent ist, wie ihr Trainer Rupert Scheiber sagt, „außergewöhnlich“. 2018 gelang es der Haiminge rin, bei den Juniorinnen sowohl Weltmeisterin im Mountainbike als auch auf der Straße zu werden –eine Kombination, die so einzigartig ist, als würde ein Sportler sowohl in der Fußball als auch in der Basket ballnationalmannschaft spielen. Aber auch als Laura nach dieser außerordentlichen Saison die Klas se wechselte und in die U 23 auf rückte, rissen die Erfolge nicht ab (wie es ihr Trainer für höchst wahr scheinlich gehalten hat): Laura gewann ein Weltcuprennen in Albstadt, wurde Vize Europameiste rin und Zweite des Gesamt Welt cups. Bei den Staatsmeisterschaftenösterreichischennahmsie in der offenen Elite Klasse teil und holte sich prompt den Titel. Es handelt sich bei Laura Stigger also nicht nur um ein Talent: Die junge Frau liefert punktgenau Höchstleistungen.
Das System Stigger hat ein paar interessante Anknüpfungspunkte. Erstens hat Laura Stigger kein Motivationsproblem. Sie begann als Siebenjährige Rad zu fahren, weil auch die Nachbarburschen Rad fuhren. Ein Nachbarsvater fungierte als erster Trainer, zeigte ihr ein paar technische Kniffe, schon radelte Laura den Burschen um die Ohren. Nahm an ihrem ersten Rennen in Sölden teil, fällte die Entscheidung, künftig leistungsmäßig Rad fahren zu wollen. Ihre Freude am Moun tainbiken überschnitt sich mit dem Bau zahlreicher Trails im Ötztal, die herausfordernd waren, dann sorgte der Schwarm an jungen Sportlerin nen und Sportlern dafür, „dass wir uns gegenseitig gepusht haben“. Zweitens warf Rupert Scheiber ein Auge auf Lauras Talent. Scheiber, in seiner Jugend selbst ein erfolgreicher Biker und später Trainer von Radprofis wie Simo Scheiber, ist Arbeitskollege von Lauras Vater und schaute ihr immer wieder beim Training zu. Scheiber geschichtenFamilien-
Die 19-jährige Ötztalerin Laura Stigger ist ein aufgehender Stern im internationalen Radsport. Porträt eines Ausnahmetalents, ihres Bruders und ihres Trainers. Eine Geschichte, in der alles richtig gemacht wird. Radsport (2)HORAKPHILIPP
Sich spüren: und nicht nur an den Knien Kamera Fotos vom Canyoning Ausflug sin nett und wichtig. Aber wenn man kein spezielles Outdoor Handy hat, dann sollte man es lassen. Denn normale Smartphones sind eher nicht wasserdicht. Das merkt man spätestens nach dem ersten Sprung. aufgepasst!Brillenträger, Idealerweise investiert man in ein Brillenband. Oder man steckt die Brille in den Neoprenanzug. Das hat den großen Vorteil, dass man sie garantiert nicht verliert. Es hat allerdings den großen Nachteil, dass man nichts sieht. Wenn man etwas Höhenangst hat, ist das aber vielleicht ohnehin gar nicht so schlecht. Badezeug Unter dem Neoprenanzug zieht man Badesachen an. Und nein, die gibt es, anders als die Neoprenanzüge, bei den Veranstaltern nicht auszuborgen. ➤ Laura Stigger in ihrem Hauswald hinter Ötztal-Bahnhof.
TOURISMUSÖTZTAL
Die Wildspitze 2019 73 ist ein sportphilosophischer Metho diker, er geht auf unkonventionelle Weise an die Entwicklung von Trainingsplänen heran. „Ein Sport ler hat keine Schwächen, nur Stärken“, sagt er zum Beispiel und: „Man sollte diese Stärken variieren und nicht korrigieren.“ 2013 fragte Laura Stigger offiziell bei Ruper Scheiber an, ob er den Job als ihr Trainer übernehmen könne. Er lehnte ab, Zeitmangel. Ein Jahr später sagte er schließlich zu, weil er in Laura eine „einzigartige Canyoning Sportlerin“ erkannte. Scheiber sagt: „Ihre Umsetzungsintelligenz ist erstaunlich.“Drittenswurde diese ohnehin schon familiäre Konstellation um eine weitere Person ergänzt, näm lich Lauras jüngeren Bruder Lars. „Technisch“, sagt Laura über ihren Bruder, „ist er jetzt schon besser als ich.“ Auch Trainer Scheiber hält Lars für ein Ausnahmetalent und schreibt Trainingspläne für ihn, jagt ihn Steigungen hinauf und im Höchsttempo um Haar D urch einen Bach laufen, der so seicht ist, dass man sich beim Schwimmen die Knie anhaut (deswe gen läuft man ja auch durch und schwimmt nicht). Durch eine Schlucht wandern, die so feucht ist, dass man dazu einen Neoprenanzug anziehen muss. Sich über eine Wand abseilen, während man von oben dauernd mit Wasser begossen wird. Irgendwo hinun terspringen, wo man davor nicht genau weiß, wie tief es wirklich ist: Es gibt ein paar Dinge, die Canyoning, nun ja, ein bisschen speziell wirken lassen
Die wichtigen Männer im Stigger-Clan: Trainer Rupert Scheiber (l.) und Bruder Lars Stigger.
„Ein gescheit hergerichteter Ski“, sagt Patrick Fiegl, „macht einfach mehr Spaß.“
Er gleitet über die langgezogenen Passa gen und zieht mit scharfen Kanten über Eis platten, bei denen andere nur Passagier sind.
Meistens kommt Paraffinwachs zum Einsatz ein leichtflüssiges, öliges und wasserabweise des Wachs. Entscheidender aber ist dessen Struktur. Bei kalten und trockenen Tempera tur eher fein, bei nassen, patzigen Bedingun gen mit grober Struktur. Für besondere Ansprüche gibt es Flour Wachs, noch wasserab weisender, der Ski läuft dann noch schneller. Auch beim Schleifen der Kanten gibt es starke Unterschiede zwischen Hobby und Pro fisport. Der Universalwinkel, der meisten geschliffen wird, liegt bei 88 Grad, bei 87 Grad spricht man von einem aggressiven Kanten schliff, bei 86 Grad schon von Rennlauf. Patrick präpariert so viele Ski wie nie zuvor, denn immer mehr Menschen leihen Ski aus, statt welche zu kaufen. Das hat einen großen Vorteil: Wenn sich die Bedingungen ändern, kann man jeden Tag den Ski wechseln. Perfekt präpariert.
Die Kunst des Wachselns Für den richtigen Grip auf der Piste braucht man einen gut präparierten Ski. Aber worauf achten Experten beim Skiwachseln?
Ski Dpräparieren
er frisch servicierte Ski fährt sich besser.
Auch ihren Coup mit WM Titeln auf dem Trail und auf der Straße spielt sie eher herunter: „Treten muss man bei beiden Rennen.“ Und erst auf Nachfrage präzisiert sie, dass es auf dem Trail vorrangig um die Technik und auf der Straße um die Taktik geht. Sie hatte sich mit Rupi Scheiber das Profil de WM Strecke rund um Innsbruck angeschaut, gesehen, dass es steil und schwierig war, und entschieden mitzufahren. Ja. Könnte Sinn machen. Machte Sinn: den WM Titel auf der Straße. Der Wechsel von der U19 in die U23 ist gelungen, auch wenn sie zum jüngsten der vier zugelassenen Jahrgänge gehörte. „Das Niveau ist etwas ganz anderes“, sagt Laura. Aber wie die Welt vom Podest aus aussieht, hat sie auch in dieser Klasse schon gelernt. Den Einstieg in die Elite Klasse planen ihr Trainer und sie auch schon längst, vorsichtig, punktuell, man will keine falschen Schritte machen, nur so viel: Optimismus dürfte berechtigt sein. Großes Ziel? Zuerst mal die Matura im Frühjahr 2020. Dann ein vernünftiger Einstieg in den ProfisportAlsobsie dort nicht schon längst Geschichte schreiben würde.
permanent Lars ins Spiel, drei Jahre jünger und wie die Schwester hochbegabt. „Wenn ich mit ihm fahre, muss ich nur ihn anschauen. Dann weiß ich, ob ich fit bin. Wenn man Laura anschaut, sieht man auf den ersten Blick, wie fit si ist. Sie liebt den Sport, und nein, „zum Training überwinden muss ich mich eigentlich nie. Ich bin nicht so der Partytyp. Glück ist, wenn man zu treten beginnt, und es geht etwas weiter.“
Den Geruch von frischem Skiwachs kennt Patrick Fiegl besonders gut. Seit 13 Saisonen präpariert er in Sölden die Ski von Einheimi schen und Touristen, legt das passende Wachs auf und schleift die Kanten. Die Universallösung, erklärt er, gibt es eigentlich nicht. Es kommt auf die Bedingungen an. Kälte. Schnee beschaffenheit. Wie der Kunde fährt. „So kommen wir zu unserem Ergebnis“, erklärt er.
74 Sport nadelkurven bergab. Sein Hauptaugenmerk aber gilt (noch) der großen Schwester, deren Betreuung er wissenschaftlich unterfüttert anging.„Talent?“, sagt Scheiber. „Klar hat sie Talent. Aber Talent macht maxi mal zehn Prozent der Leistung aus. Wichtiger sind die genetischen Dispositionen und der Wille der Sportlerin, den Weg mit jeder Kon sequenz zu Scheibergehen.“analysierte Stiggers Stärken. Er schrieb minutiöse Trainingspläne, um sie zu variieren. Er achtete darauf, dass sich Schnel ligkeit, Ausdauer und Koordination gleichermaßen entwickelten, und ging der für ihn wesentlichen Frage auf den Grund: ob die Sportlerin den Sport wirklich liebt. „Du musst lieben“, sagt er, „sonst tust du dir das nicht an.“ Als diese Grundvoraussetzungen sämtlich geklärt waren, half er mit, dass auch die finanziellen oraus setzungen für eine professionelle Arbeit geschaffen wurden. Laura Stigger, die inzwischen in ihren Altersklassen sämtliche Bewerbe gewann und Trophäe um Trophäe abräumte, unterschrieb Sponsorverträge und gewann potente UnterstützerAndererfolgreichen Grundkonstellation änderte sich nichts. „Rupi ist für mich eine besonde re Vertrauensperson“, sagt Laura. „Ich kann über alles mit ihm reden. Er stimmt das Training voll auf die Saisonhöhepunkte ab., Das hat bis jetzt großartig funktioniert, ich vertraue ihm Außerdemtotal.“kommt
(2)HORAKPHILIPP HORAKPHILIPP
Hier entscheidet sich, wer am nächsten Tag auf der Piste gute Figur macht. Hannes Maier beim Präparieren.
Generalplaner Architektur Konzeption Markentechnik Projektentwicklung Tel. +43 5412 64727 www.akp.at Kontaktieren Sie uns für ein Gespräch! IMMER SCHNELLER, IMMER MEHR AUFLAGEN. IMMER MEHR IN KÜRZERER ZEIT. Planen und bauen in der Hotellerie wird zur Frage von Leistungsfähigkeit und Effizienz. Konsequenter Einsatz und Routine in der Umsetzung sind entscheidend. Teamstärke und breite Ressourcen schaffen die Basis dafür, Vereinbartes zu halten und Geplantes erfolgreich in die Realität zu führen. Dafür steht das Atelier Krissmer & Partner. Verlässlichkeit ist unser Credo gestützt auf die Kraft eines jungen Teams und die Erfahrung aus über 30 Jahren Beständigkeit. DorfstraßemedalpsportclinicSölden160 Winter 2019/20 ab Mitte Dezember, täglich ab 8 Uhr geöffnet. Tel: +43 5254 30003 Hotline +43 699 16119988 www.medalp.com soelden@medalp.com
76 Sport 51,5 Kilometer von Haiming bis nach Sölden mit einer Höhendifferenz von insgesamt 700 Metern zwischen Start und Ziel. Wer in Haiming in den neuen Ötztaler Radweg einsteigt, der legt bis Sölden 830 Höhenmeter zurück, 140 fährt er bergab. In der südlichen Richtung braucht man bis zum Sölder Ortszentrum ungefähr sechs Stunden. (Wer es in die Gegenrichtung macht, ist schneller. Aber geht es beim Radfahren nicht auch ums Bergauffahren?) Gleich fünf Klimazonen durchquert der Weg, man sieht also die gesamte Vegetation des Ötztals. Mittlerweile verläuft der Weg durchgehend auf einer eigenen Trasse, mal ist er asphaltiert, mal geht es abseits des großen Trosses über Schotterwege. Man kann ihn auch problemlos mit Kindern fahren und muss eine unerwünschte Begegnung mit Autos nicht mehr fürchten. Und wenn einem die Kondition fehlt, dann geht es natürlich auch per E-Bike. Gleich zwei E Bike Ladestellen gibt es unter wegs, auf den Rastplätzen in Sautens und in Längenfeld. Wer beide ansteuern muss, sollte übrigens seine Batterie dringend warten lassen.
Dieser Weg ist unser Ziel Der neue Ötztal-Radweg: Eindrücke von der Reise ins Tal. zwei Rädern.
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78 Sport
Wandern
❸ Gaislachsee 2.704 m Auch unser dritter Vor schlag führt uns stracks ins Hochgebirge, diesmal westlich über Sölden. Von diesem recht einsam zumitBelohnungGaislachkogelnochausGelände.durchWegenaufLinienmanSölden.teRundblickgrandiosenaufdasgesamBerggebietrundumZunächstnimmtdenKleinbusdienstvonSölden/ParkplatznachGaislachinAnspruch.Dieknapp800restlichenHöhen-meterüberwindetmangutbezeichnetenundSteigenteilsrechtsteilesWerhochhinwill,schafftauchdie300bisaufden–zurdarferdannderSeilbahnwiederTalschweben.
❷ Wettersee 2.550 m In seiner vollen Länge ist dieser Weg dem Extrem wanderer vorbehalten. Neun Stunden werden für die Runde vom Talboden in Umhausen über die Leiersalm zur Erlan ger Hütte und zurück nach Tumpen veran schlagt. Für etwas Gemäßigtere steht allerdings ein Taxidienst bis zur Alm zur Verfügung; es blei ben 750 Höhenmeter, dann ist man im Hochge birge angelangt, in einem wilden Felskessel zwi schen almodererfolgtdemeinernebenanDierundherausseedergrat,BrechkogelDreirinnenkogel,undWildaufdessenGrundbeinahrundeWettereingebettetliegt–spektakulär.ErlangerHüttegleichstehtkühnaufFelskanzelüberTal.DerAbstiegaufgleichemWegüberdieGehsteig-nachTumpen.
Der Piburger See, ein Idyll. Auch für den Spaziergänger leicht zu erreichen. Der Gaislachsee. Der Wettersee. Eher Extremwanderern vorbehalten. TOURISMUSÖTZTALER HORAKPHILIPP TOURISMUSÖTZTALER
Drei Seen Unser Wanderexperte Walter Klier gibt wertvolle Tipps. Diesmal drei Touren, an deren Ende eine Abkühlungerfrischendesteht.
❶ Piburger See 914 m Hier befinden wir uns i vordersten Ötztal, wo es, zumindest herunten im Tal, noch recht lieblich zugeht. Der See, für Tiroler Verhältnisse ein warmer Badesee, liegt südlich von Oetz auf der anderen Talseite, in einer halben Stunde vom Ort auf bequemem Weg in einer weiten Kehre durch den Wald zu erreichen. Auch von Habichen braucht man kaum länger. Vom See gelangt man über die Wiesen und durch den Wald, vorbei an den Weilern Piburg und Haderlehn, nach Sautens und längs der Ache zurück nach Oetz.
gelegenen See genießen wir einen
D ie Seen drängen sich im Ötztal nicht gerade in den Vorder grund – wir sind hier nicht im Alpenvorland. Eher in hinteren Winkeln und weit oben liegen sie meist –mit der einen Ausnahme des viel besuchten Piburger Sees nahe Oetz. Sie sind klein, meist versteckt, richtige Perlen, die man suchen muss, wie der Grastalsee im gleichnamigen Tal hinter Niederthai oder, ganz oben im Hochge birge, der Laubkar und der Seekarsee über dem Windachtal, wohin man von Sölden aus gelangt. Wie alle Seen im Gebirge verdanken sie ihre Existenz der Schür farbeit der Gletscher, nach deren Rückzug sich die entstandenen Vertiefungen mit Wasser gefüllt haben.
Die Wildspitze 2019 J A M E S B O N D E R L E B N I S W E L T Am Gaislachkogl auf 3.048 m erleben Besucher ein in dieser Form noch nie da gewesenes Highlight für BondEnthusiasten. Weltweit einzigartig: Wo Daniel Craig für Spectre vor der Kamera stand, lockt die James-BondInstallation in das filmische Universum des berühmtesten Geheimagenten des Planeten. Auf 1.300 m² in neun Hallen und Kammern, im Inneren des Berges sowie der 230 m² großen Freiluftplaza breitet 007 ELEMENTS eine fesselnde Komposition aus. Das Setting der Ötztaler Bond-Welt könnte kaum besser gewählt sein. Die Auffahrt mit einer der modernsten Seilbahnen der Welt zum Gipfel des Gaislachkogls auf 3.048 m eröffnet den prickelnden Spannungsbogen. Bond-Fans ist die Szenerie bestens bekannt. Im 24. Bond-Abenteuer bannte Regisseur Sam Mendes das unglaubliche Winterpanorama der Ötztaler Alpen inklusive 3S-Bahn & ice Q Restaurant auf die Leinwand. Im Inneren des Berges empfängt 007 ELEMENTS mit einem furiosen Gesamterlebnis.
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DasElementlebendige
Wie das Wasser das Ötztal prägt und dabei alle möglichen Gestalten annimmt: Es fließt, es stürzt, es liegt, es friert.
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Der Fotograf Philipp Horak hat ein Jahr lang das Ötztaler Wasser in all seinen Verwandlungen beobachtet.
Das Wasser stürzt bei Längenfeld in die Tiefe des Tals. Während in der Nacht einige Schneeschauer den Wald weiß eingefärbt haben, transportiert der Wasserfall knapp unter der Schneefallgrenze seine Ladung konsequent in die Tiefe.
Hier macht das Wasser nur Spaß. Im künstlich diedesWakeboard-TeichangelegtenamEingangÖtztalsbeförderteinLiftSportleraufderWasseroberfläche im Kreis. Aus der Vogelperspektive gut zu sehen: der elegante Schwung des Demonstrators. Portfolio
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Das Wasser ist übrigens durchaus erfrischend. Es wird auch in den warmen Monaten durchschnittlich nie wärmer als neun Grad.
Wasser als Gischt und Dynamik. Hier schießt die Ötztaler Ache mit Höchstgeschwindigkeit unter der Wellerbrücke hindurch.
Portfolio Die Temperatur des Wohlbefindens. Das Wasser der Therme im AQUA DOME kommt aus 1.865 Metern Tiefe und hat 40 Grad.
Die Geometrie der Unterhaltung. In den Rutsch-Spiralen der Area 47 rinnt Wasser hinunter in den Badesee. Es bildet die Oberfläche, auf der die rutschenden Gäste mit teils Geschwindigkeitenerstaunlichenhinuntergezirkeltwerden.DanebenderBadesee,vergleichs-weisebedächtig.
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Wasser und Winter, Schnee, Eis und Kälte. Ein Blick auf die Ache genügt, um die wichtigsten Aggregatzustände unseres Elementswichtigstenzuerkennen.
Die abendliche Oberfläche des Piburger Sees. Das letzte Licht des Tages wird von der Wasseroberfläche gespiegelt. Wir erkennen darin den Rest des Tages, die Ankunft der Nacht – und vielleicht uns selbst.
90 Lesegeschichte
B ergsteigerinnen mach ten Ende Juli 2018 mit einem Facebook-Pos ting breitenwirksam auf ein ausgeapertes Rad am Rotmoosferner aufmerk sam. Das Fahrrad lag nicht weit entfernt vom Übergang von Ober gurgl (1.907 m) im Ötztal nach Pfelders (1.622 m), das in einem Seitental des Passeiertals liegt, sowie außerdem nahe an der zur Zwickau er Hütte (2.989 m) führenden Wan derroute, die heute, wenngleich sie über Gletscher verläuft, weitgehend ungefährlich zu begehen ist. In der Nähe des Fundortes er innert ein im Verfallen begriffener Höhenstützpunkt der Zollwache –heute scheint er aufgrund des stark abgeschmolzenen Gletschers meh rere Dutzend Meter oberhalb des Bergschrundes in die Felsen gebaut – an die Zeiten, in denen die Gren ze besetzt war und bewacht wurde. Dieser Stützpunkt am Rotmoosjoch war periodisch von österreichischer Seite als Quartier genutzt worden, während die Zwickauer Hütte als zeitweiser Standort für die italieni schen Finanzieri und während der Südtiroler Widerstandskämpfe als Quartier für Carabinieri und MilitärIchfungierte.habedieses Fahrrad mit Michael Kasper im August 2018 geborgen und abtransportiert. Es wurde über Thomas Bachnetzer umgehend dem Institut für Archäologien an der Universität Inns bruck übergeben. Dort wurde das Fahrrad, das am Hinterrad, an den Pedalen und am Lenker schwer beschädigt ist, am Institut für Archäologien insbesondere im Hinblick auf sein Alter und seine Herkunft eingehend analysiert und bestimmt. Dabei wurde festgestellt: Beim gefundenen Objekt handelt es sich um ein 26-Zoll- Herrenfahrrad. Der Steuerkopf ist auffallend niedrig, der Rostbefall entspricht den Witterungsbedingungen. Die Untersuchungen von Bert Ilsinger, Elisabeth Waldhart und Thomas Bachnetzer ergaben weiters, dass das Rad zum Zeitpunkt seiner letzten Verwendung bereits stark ab genutzt war. Die Bereifung weist am hinteren Rad wenig bis kein Reifen profil mehr auf, der Schlauch de hinteren Reifens wurde mehrfach repariert.Auch die Antriebskette zeigt Gebrauchsspuren. Die Beleuch tungsanlage besteht aus einem Dynamo der Marke DANSI2 und einem Vorderlicht, das möglicher weise vom Besitzer selbst an der Kar bidlampenhalterung am Lenkkopf des Fahrrades verschraubt wurde. Das Lampenglas ist nicht beschädigt, Rücklicht oder Rückstrahler fehlen. Als Warnvorrichtung wurde eine Glocke an der Lenkermittelsäule an geschraubt, im Glockendeckel ist noch die Inschrift „VITTORIO V. M […]“ erkennbar. Das Team kam zusammenfassend zum Schluss, dass der Steuerkopf, das Tretlager, die Lichtanlage, die Felgen, die Art der Vermuffungen, die Kotflügel au Aluminium und die Glocke typische Formen eines italienischen Fahrrad herstellers unbekannter Marke auf weisen. Sattel, Steuerkopfhöhe, Stil und Reifenprofilform lassen auf eine He stellung des Fahrrades ab 1920 bis Ende der 1930er-Jahre schließen, wobei kleinere Umbauten am Rad bis Ende der 1960er-Jahre getätigt worden sein könnten. Kurz: Das Fahrrad vom Rotmoosferner konnte also frühestens rund um 1920 gebaut worden und bis Ende der 1960er-Jahre in Betrieb gewesen sein – es ist stark abgenutzt und ein italienisches Fabrikat.
Historische Mutmaßungen von Edith Hessenberger.
Das Fahrrad vom DerRotmoosfernerRotmoosfernergibteinverrostetesFahrradfrei.WasistseineGeschichte?
Soweit der Befund zum Gletscher fund, seine Geschichte bleibt allerdings vorerst im Dunkeln und mit ihr die Antworten auf die brennendsten Fragen: Wie kam ein Fahrrad mit einem Gewicht von rund 15 Kilogramm zwischen 1920 und 1970 auf den Rotmoos ferner, der zu dieser Zeit steil und stark zerklüftet nordseitig ins Rotmoostal abfiel und nicht ungefährlich zu begehen, geschweig denn zu befahren war? Wurde das (in Italien hergestellte) Rad von italienischer Seite ausgehend von Pfelders über einen steilen, felsi Auf einem Gletscher wird ein Fahrrad gefunden.
Wer brachte es dorthin? Warum? Und wie?
HESSENBERGEREDITH
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Über Jahrhunderte hinweg spielten die Verbindungen der Bevöl kerung dies- und jenseits der Joche eine große Rolle und wurden intensiv gepflegt. Das verdeutlichen historische Quellen bis in Mittelalter zurück: Weder die heutige Staatsgrenze noch die natür liche Hauptwasserscheide entsprechen den historisch-politischen Grenzen. Die Passübergänge des Ötztaler Gebirgsraums sind weni ger als trennendes Hindernis denn vielmehr als einigende Klam mer zu werten. So gehörten Vent und Rofen in kirchlicher Hinsicht seit dem Hochmittelalter zum Bistum Chur und zur Großpfarre Tschars im Vinschgau, das Gurgler- und das Ventertal ab Winterstall talauswärts richteten sich kirchlich nach der Passeirer Pfarre St. Leonhard. Auch die Höfe in Zwieselstein und Gurgl waren Bestandteil des Gerichts Passeier, während weiter nördlich im Ötztal das Grundherrenzins nach Frauenchiemsee oder Stams im Inntal geleistet werden musste. Ein Relikt der engen strukturellen Verbindungen ist bis heute der Schaftrieb, der sogar über die vergletscherten Joche vom Schnalstal aus jeden Sommer auf Ötztaler geÖtztaltirolerMittelichekirchlichen,unternommenWeidegründewird.DieengenstrukturellenundökonomischenVerbindungenzeigtenauchWirkungimfamiliärenBereich:EingroßerAnteilanSchreibnamenderFamilienimhinterenÖtztalstammtnachweislichausdemsüdlichenPasseier.EinewichtigewirtschaftVerbindungstelltebisdes20.JahrhundertsdieSaisonarbeitvorallemderSüdMännerundFrauenimdar:DadiesteilenBerghänrundumGurglundVentbis
92 gen Pfad 1.400 Höhenmeter weit hinauf aufs Joch getragen? Wenn dies der Fall gewesen sein sollte, wer hätte dieses im Hochgebirge völlig nutzlose Sportgerät aus welchem Grund dort hinauf getra gen? Und warum blieb es schließlich am höchsten Punkt des Gebirgsübergangs und nahe der Grenze liegen? Lassen die starken Schäden am Hinterrad, am Sattel und an der Mittelstange sowie an den Pedalen und am Lenker auf einen Unfall schließen, oder entstanden diese Schäden erst im Lauf der Jahrzehnte, während derer das Rad eingeschneit am Gletscher oder im Eis lag? Steht der Fundort des Fahrrades mit dem nahe gelegenen Höhenstützpunkt oder der Zwickauer Hütte in Verbindung, wurde es vielleicht als Transportvehikel für Waren verwendet und an der Grenze be schlagnahmt und weggeworfen? Diente es – angesichts des un wegsamen und im Vergleich zum Timmelsjoch weniger über wachten Grenzübergangs – als Fluchtfahrzeug, das im unwegi gen Gelände getragen wurde, im Anschluss aber ein schnelle res Fortkommen ermöglichen hätte können? Handelte es sich um einen Spaß, vielleicht um eine Wette – für die sich die enorme Anstrengung, ein schweres Rad steile Bergpfade hinauf zu tragen, hoffentlich gelohnt hatte? Das Fahrrad war, als es damals am Rotmoosjoch abgelegt wur de, bereits stark abgenutzt und mehr fach repariert. Dass sein Wert dennoch nicht gering gewesen sein dür fte, darauf weist eine Anzeige vom 16. September 1924 hin, in der ein Fahrraddiebstahl beklagt wird: Am 26. Juli zwischen 12¼ und 12½ Uhr nachmittags wurde dem in Ötz beschäftigten Telegraphenarbeiter Johann Höllrigl ein Rennfahrrad, Marke Diamant, im Werte von 2,5 Millionen gestohlen. Höllrigl hatte sein Rad in der Nähe des Postamtes, wo er arbeitete, an einem Baum angelehnt gehabt und war nach Arbeitsschluss gegen halb 1 Uhr nachmittags für kur ze Zeit in das neben dem Postamte befindliche Friseugeschäft gegangen. Während dieser Zeit wurde ihm das Rad gestohlen. Der Wert des Fahrrades wurde mit 2,5 Millionen Kronen angege ben, was damals eine nicht unbeträchtliche Summe war. Dieser Vorfall eines Fahrraddiebstahls macht deutlich, dass auch das Rad vom Rotmoosferner seinem Besitzer wertvoll gewesen sein muss. Ein Fahrrad war damals (wie heute) kein Ding, das man unter gro ßen Anstrengungen einen Pass hinaufschleppt, um es anschließend lustlos liegen zu lassen. Was war also geschehen?
Das Rotmoosjoch – und mit ihm der gesamte Alpenhauptkamm in den Ötztaler Alpen (und darüber hinaus) – war im 20. Jahrhundert Schauplatz einer bewegten und bewegenden Geschichte. Als Nebenjoch zum Hauptübergang Timmelsjoch bot es der Pfelderer und Gurgler Bevölkerung die Möglichkeit einer kürzeren Verbin dung und wurde auch über diese Region hinaus von der Bevölke rung im Süden wie im Norden des Hauptkamms als kurzer Pass übergang mit durchschnittlich acht Stunden Gehzeit viel genutzt.
SÖLDENCHRONIK
Vor diesem Hintergrund entfaltete die 1919 festgelegte neue Grenze zwischen Österreich und Italien – und damit zwischen Nord- und Südtirol – eine neue Wirkung auf die einheimische Bevölkerung. Sie brachte den Menschen in den nördlich und
weit hinauf zu den Graten gemäht wurden, wurden „Mahder“ ange worben, die sich für die Sommerwochen verdingten. Die Passeirer galten als geschickte Bergmäher, mit guten Kenntnissen im Korb flechten und im Herstellen von Sensenstielen, Kraxen un „Goaßln“. Die Frauen fanden vor allem als Mägde Anstellung. Die Südtiroler kamen zumeist am Peter-und-Pauls-Tag (29. Juni) und blieben bis zum Michelstag (29. September).
Als kleines Joch mit größeren alpinistischen Herausforderungen aufgrund der steilen, felsigen Pfade und des stark zerklüfteten Glet schers wurde das Rotmoosjoch vor allem auch bei Überschreitun gen genutzt, die besser ungesehen bleiben sollten.
ÜbergangHistorischesLesegeschichtePostkartenmotiv:überdenHochjochferner.
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Zu den mythenbehaftetsten illegalen „Passeuren“ zählen sicherlich die zahlreichen (heute über wiegend „namenlosen“) Schmuggler, die ihre Waren aus geschäftlichen Interessen ungesehen über die Grenze bringen wollten. Der dramatische Vorfall auf der Zwickauer Hütte 1933, im Rahmen dessen drei Finanzieri von Mähern getötet wurden, verdeutlicht nicht nur, wie die Bevölkerung beiläufig au dem Rückweg von der Saisonarbeit schmuggelte, sondern auch, wie aufgeladen die Stimmung an der Grenze zu jener Zeit war. Dass neben einer großen Bandbreite von Schmuggelgut mitunter auch Fahrräder geschmuggelt wurden, das ist für das Pfitscherjoch, den wichtigsten Übergang zwischen dem Zillerta und dem Pfitschertal in Südtirol, belegt. Allerdings wurden hie Fahrräder von Norden nach Süden geschmuggelt: „Einmal bestell ten Ahrntaler Schmuggler sogar Fahrräder […] und trugen sie über die WährendGrenze.“des Zweiten Weltkrieges und vor allem in den Wir ren der letzten Kriegswochen 1945 gewann die Grenze zunächst als Außengrenze des nationalsozialistischen Deutschen Reichs Bedeu tung für Flüchtlinge: Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich einer seits sowie Flüchtige vor den Alliierten gegen Ende des Krieges andererseits. Das Timmelsjoch und auch die Nachbarjoche waren in den Tagen des Kriegsendes dramatischer Schauplatz von End zeitstimmung, als zahlreiche Wehrmachtssoldaten über den Alpen hauptkamm schnellstmöglich nach Hause zu gelangen suchten. In den Nachkriegsjahrzehnten setzte sich die Doppelrolle der Grenze sowohl als Hindernis einerseits als auch als Schutzwall andererseits fort. Explizit nachzuvollziehen ist dies etwa in den Auf zeichnungen rund um den Südtiroler „Freiheitskampf “ Ende der 1950er- und in den 1960er-Jahren. Führende Mitglieder des BAS13 nutzten speziell das Rotmoosjoch, aber auch das Ferwalljoch, das Königsjoch, das Timmelsjoch oder die Windachscharte als Über gang zwischen Süd- und Nordtirol. Zuletzt gelangten Georg Klotz und Luis Amplatz auch am 29. August 1964 vom Ötztal über das Rotmoosjoch illegal über die Grenze nach Südtirol, wo Luis Amplatz wenige Tage später erschossen wurde und Georg Klotz schließlich die Flucht über die Windachscharte zurück nach Österreich gelang. Eindrücklich beschrieben ist diese besonders dramatische Überschreitung in Eva Klotz’ Biografie „Georg Klotz Freiheitskämpfer für die Einheit Tirols“: Die Rotmoosscharte ist der beste Übergang. Wenn man die Randspalte und den letzten steilen Anstieg überwunden hat, kommt man ohne große Schwie rigkeiten direkt zur Zwickauer Hütte, die auf einem Felsvorsprung am Ran de einer Gletscherzunge wie ein Adlerhorst sitzt. Aber dieser Übergang ist von der Hütte her einsehbar. Jörg rechnet außerdem damit, daß sich Finanzer in der Hütte aufhalten könnten. Es gibt also zwei Möglichkeiten: entweder sie warten die Nacht ab und versuchen an der Zwickauer Hütte vorbeizukom men, oder sie müssen über eine sehr steile Rinne durch die „Eissererwänd“. Dieser Übergang ist weder von der Hütte noch vom Tal her einsehbar, aber gefährlich. Eigentlich ein schmaler, exponierter Schmuggler weg, der nur mit größter Vorsicht zu begehen ist.
Keiner dieser Hinweise hat sich bislang erhärtet. Doch rund um die Geschichte der Grenze in den Ötztaler Alpen gibt es ein wahres Netz von Zusammenhängen und Legenden, die erklären könnten, wie das Rad auf den Gletscher kam.
U. a. von Hugo Penz, Johann Zauner, Edith Hessenberger, Michael Kasper, Hans Karl Peterlini, Thomas Bachnetzer, Walter Leitner und Hubert Steiner. südlich gelegenen Tälern sowohl Vor- als auch Nachteile, und die meisten arrangierten sich schnell: Wie häufig diese Grenze sei 1919 bewusst ungesehen passiert wurde, ist nicht feststellbar – eine eingehende Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte im Verlauf des 20. Jahrhundert legt allerdings nahe, dass die Häufigkeit de illegalen Grenzverkehrs nicht zu unterschätzen ist.
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Für die einheimische Bevölkerung bedeuteten diese Jahre des „Kampfes um Südtirol“ eine völlig neue Gewichtung der Grenze, die im Zuge der Sicherung Italiens vor den von Österreich aus agierenden Widerstandskämpfern von Carabinieri und Militär sowie Gendarmen und Bundesheer so stark bewacht war wie zuvor noch nie in ihrer Geschichte. Der Sölder Bürgermeister Ernst Schöpf, Enkel und Sohn der Wirtsleute auf der Siegerlandhütte nahe der Windachscharte, kann sich eindrücklich an diese Patrouillen erinnern: Wie meine Eltern Hüttenwirte waren, frühe 1960er Jahre, da hat man mich einmal mit Hausgästen, die man am Talboden beherbergt hat, mit auf die Hütte hinaufgeschickt, da hat es ja noch keine Fahrstraße ins Windachtal hinein gegeben. Und oben auf der Windachalm waren österreichische Bundesheerangehörige, die Ausweiskontrollen gemacht haben. Wir haben aber unsere Ausweise darum dabei gehabt. Das hat damals zu tun gehabt mit der „Bumser-Zeit“ in den frühen 1960er Jahren. Wie die Unruhe da war, da hat es dann plötzlich Grenzkontrollen dieser Art gegeben auch noch. Oder Personenkontrollen. Der Georg Klotz ist auf seiner Flucht dann schon schwer lädiert auf der Siegerland Hütte angekommen. Da war mein Vater Wirt, der hat ihn aufgepäppelt. Viele dramatische Ereignisse verbinden sich mit der italienischösterreichischen Grenze und stellen eine mögliche Verbindung zum Fahrrad vom Rotmoosferner dar. Auch abseits der Grenze als Erklärungsmodell für den Transport eines Rades auf 3.000 Meter Höhe ergibt sich aus dem unerschöpflichen Pool von Erinnerung erzählungen der einheimischen Bevölkerung ein wahrer Schatz an möglichen Hinweisen: So wurde uns etwa mitgeteilt, ein Minera liensucher hätte seine Funde im Gebirge mit einem Rad transpor tiert; oder ein Postangestellter sei zu seiner Verlobten mit dem Rad übers Joch nach Pfelders gefahren und verunglückt; weiters sei ein Wehrmachtssoldat zu Kriegsende mit einem Fahrrad von Pfelders im Ötztal im Gebirge verunglückt; oder es handle sich sicherlich um das Fahrrad des Zwickauer Hüttenwirts! – Vielleicht hätte auch ein früher Mountainbiker das Gelände unterschätzt; oder das Fahr rad selbst sei vielleicht selbst Schmuggelgut gewesen?
Lesegeschichte
In dem von Edith Hessenberger und Thomas Bachnetzer herausgegebenen Buch „Geschichten von der Grenze in den Ötztaler Alpen. Das Fahrrad vom Rotmoosferner und andere Gletscherfunde“ (Studienverlag), dem diese Lesegeschichte entnommen ist, gibt es mehrere spannende Erklärungsmuster dafür, wie das Rad auf den Gletscher gekommen sein könnte.
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Anzeigenleitung: Guido Walch, Kappenzipfl 14a, 6464 arrenz. Herstellung: Michael Bergmeister. Druck: Druckerei Odysseus, 2325 Himberg. Offenlegung laut § 25 Mediengesetz: Eigentümer zu 100 Prozent und Herausgeber ist Ötztal Tourismus, Gemeindestraße 4, 6450 Sölden, Tel.: +43 (0)57200 200, Fax: +43 (0)57200 201, info@oetztal.com, www.oetztal.com. Geschäftsführer: Mag. Oliver Schwarz. Verleger: Christian Seiler Verlags GmbH, 3710 Fahndorf, info@csv.at, www.csv.at. Geschäftsführer des Verlags: Christian Seiler. Blattlinie: Information der Öffentlichkeit über Vorzüge, Geschichte und Eigenheiten der Tourismusregion Ötztal.
IMPRESSUM. Herausgeber: Ötztal Tourismus, 6450 Sölden. Redaktion: Christian Seiler (Ltg.), Peter Reinthaler. Gestaltung: buero8, Wien. Fotografie: Philipp Horak Mitarbeiter: Martina Bachler, Markus Huber, Elisabeth Moch, Walter Klier, Edith Hessenberger. Illustrationen: Roland Vorlaufer.
Die Bergsteiger Hansjörg Auer und David Lama wurden Opfer eines Lawinenabgangs. „Die Wildspitze“ verabschiedet sich.
Abschied von zwei Freunden
POOLCONTENTBULLM.FERRIGATO/REDWILHELM,HEIKO
Die Wildspitze 201996 Nachruf
W ir trauern um zwei junge Männer, leidenschaftlich in ihrer Liebe zum Berg, kompromisslos in der Umsetzung dieser Liebe in die Realität, verliebt in die alpinen Herausforderungen, dem Ötztal und einander tief verbunden. Im Mai 2019 kamen David Lama, 28, und Hansjörg Auer, 36, bei einem Lawinenunglück ums Leben, sie unternahmen mit ihrem amerikanischen Kollegen Jess Roskelley in Kanada Materialtests. Auch Jess starb unter der Lawine. Hansjörg und David hatten vielleicht unterschiedliche Vorstellungen von alpinistischen Projekten, dabei waren sie tief beeindruckt von den Fähigkeiten des jeweils anderen. Mit Humor, Witz und Warmherzigkeit verkörperten sie gleichzeitig Weltklassesport und Menschlichkeit, eine rare Mischung. Wir können uns damit trösten, dass sie das Risiko kannten, das ihre extremen Touren mit sich brachte, und dass sie bereit waren, es einzugehen. Das ändert nichts daran, dass sie eine übergroße Leerstelle hinterlassen. Wir vermissen sie sehr
Damit Berge zum Erlebnis werden 2015 wurde in Hochgurgl mit der Kirchenkarbahn I die erste D-Line Gondelbahn von Doppelmayr/Garaventa in Betrieb genommen. Durch die Erweiterung mit der Kirchenkarbahn II im Jahr 2018 stehen nun zusätzliche Pistenkilometer und vor allem viele neue FreerideMöglichkeiten zur Verfügung.
Wir von Doppelmayr bedanken uns herzlich bei unseren Kunden im Ötztal für die hervorragende Zusammenarbeit. Ihr Vertrauen in unsere Fähigkeiten und Produkte ist unsere Motivation, als verlässlicher Partner stets Höchstleistungen zu erbringen. Gemeinsam haben wir schon mit zahlreichen Seilbahnprojekten neue Maßstäbe gesetzt. Damit Berge zum Erlebnis werden. doppelmayr.com