Die Wildspitze Ausgabe 6

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IM BILD

SENSATIONEN

GUTE TIPPS

Das ganze Jahr im Ötztal

Rare Schmetterlinge, magische Plätze, tolle Erinnerungen

Klettern, Wandern, Langlaufen, Biken

DIE WILDSPITZE Zeitschrift für das intensive Erleben des Ötztals

Nummer 6, Oktober 2014

Ihr persönliches Exemplar

REPORTAGE

Der Weg der Schafe


GARANTIERTER

Skigenuss

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Top Quality Skiing

24 Lifte & 110 km Pisten von 1.800 – 3.080 m

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Gratis Skibus im Ötztal Kinder bis Jahrgang 2006 frei Schneesicherheit bis Ende April Kein Gedränge auf den Pisten bedeutet mehr Sicherheit und Spass Tiroler Berggastronomie auf höchstem Niveau, Hohe Mut Alm & Top Mountain Star Naturrodelbahn in Hochgurgl Snowpark in Obergurgl NEU: Funslope in Hochgurgl

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FOTOS: © Ötztal Tourismus: Anton Klocker, Philipp Horak; Dominic Ebenbichler

DER DIAMANT DER ALPEN.


DIE WILDSPITZE 2014

EDITORIAL

Liebe Leserin, lieber Leser, das Jahr im Ötztal vergeht langsam und schnell. Es vergeht schnell im Reigen der vielen spektaku­lären Ereignisse, die uns durchs Jahr begleiten. Und es vergeht langsam, wenn wir ganz für uns allein der beruhigenden Schönheit der Natur begegnen. Die „Wildspitze“ hat in dieser Ausgabe eine Methode gewählt, die der Vielfalt unseres Tals auf ganz besondere Weise gerecht wird. Im Port­folio „Jeden Tag ein neues Tal“ (ab Seite 70) haben wir jeden Tag denselben Flecken Ötztal fotografiert. Ein ganzes Jahr lang. Das Ergebnis ist erstaunlich: Die Bilder halten die berührende Vielfalt fest, mit der sich die Landschaft täglich verändert. Die Tages- und Jahreszeiten, das Wetter und das Klima, das Licht und der Regen erfinden die Landschaft jeden Tag von neuem, inszenieren sie, verhüllen sie – und schmücken sie manchmal auf extravagante Weise. Ich möchte mich bei Heiko Wilhelm und Markus Bacher bedanken, die diese gelungene, aufwendige Arbeit mit Konsequenz und Liebe fürs Detail möglich gemacht haben. Standort der Kamera war Oetzerau. Zu sehen sind in stets wechselnder Schönheit die Ausläufer der Ortschaft Oetz, der Acherkogl und, im Hintergrund, der Gamsund der Lochkogel. Freuen Sie sich auf eine Fotostrecke, deren Stimmungsreichtum nur durch eines übertroffen werden kann: durch den persönlichen Aufenthalt im Ötztal. Weitere Themen unserer „Zeitschrift für das intensive Er­ leben des Ötztals“ führen uns tief in die Geschichte des Tals, wie in der Reportage über den Schaftrieb aus dem Schnalstal in das Rofental oberhalb von Vent, ab Seite 16. Ebenso spektakulär sind die Bilder zum Teil höchst seltener Schmetterlinge, die der Fotograf Peter Stoeckl auf langen Recherchewanderungen auf„Die Wildspitze“-Kamera an dem Standort, wo sie ein Jahr lang täglich erstaunliche Stimmungen einfing genommen hat. Ab Seite 44. Außerdem in diesem Heft, das wir Ihnen gern als Geschenk übergeben möchten: Besonderheiten der Ötztaler Architektur, Kunst und Alltagskultur. Tipps für erstaunliche Speisen und Getränke – und natürlich Anregungen, wie Sie Ihre kostbare Zeit bei uns noch intensiver genießen können. Lassen Sie sich von dieser Ausgabe der „Wildspitze“ inspirieren. Das wünscht sich und Ihnen Ihr Oliver Schwarz, Direktor Ötztal Tourismus PS: Dieses Exemplar der „Wildspitze“ gehört Ihnen. Lesen Sie es in Ihrem Urlaub. Nehmen Sie es mit nach Hause. Zeigen Sie es Ihren Freunden. Tragen Sie das Feuer weiter.

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das thermenresort der alpen!

Öffnungszeiten: Therme: täglich 09.00 – 23.00 Uhr Sauna: täglich 10.00 -23.00 Uhr Jeden Freitag zum Mondscheinbaden sind Sauna und Therme bis 24:00 Uhr für Sie geöffnet! AQUA DOME | TIROL THERME LÄNGENFELD GmbH & Co KG oberlängenfeld 140 | a-6444 längenfeld | tel: +43 5253 6400 | fax: +43 5253 6400 480 net: www.aqua-dome.at | mail: office@aqua-dome.at |

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INHALT

DIE WILDSPITZE 2014

MAGISCHE ORTE

Einheimische und Gäste verraten ihre Lieblingsplätze im Ötztal.  Seite 6

TOURISMUS

Alles notiert: aus dem Wanderbuch eines Stammgasts  Seite 64

Rebekka Ruétz

BIKER

Die wilden Kerle auf der Passstraße  Seite 60

TRACHTEN

Hermann Lunger und der richtige Stich Seite 32

MAGISCHE ORTE

6 Anna Stöhr und die Freude, im Piburger See unterzutauchen

8 Hansi Neuner und das Spritzen der Gischt auf der Ötztaler Ache 10 R ebekka Ruétz und die grobe Schönheit des „Top Mountain Star“ in Hochgurgl 12 Alessandro Schöpf und die Freude, vom Aqua-Dome aus die Berge zu sehen 14 Elf Fragen an Manuel Kleon

REPORTAGE 16 Schaftrieb. Seit Jahrtausenden treiben Hirten ihre Schafe von Südtirol ins Ötztal. „Die Wildspitze“ ist mitgewandert.

DOKUMENTATION 70 Ein Jahr Ötztal. Eine Perspektive, eine Kamera, jeden Tag ein Foto: die wunderbaren Veränderungen, die das Ötztal täglich erfährt

KULTUR 32 Trachten. Der Schneider Hermann Lunger und seine Ötztaler Trachten

34 Malerei. Die Künstlerin Dora Czell und ihre Ötztaler Version des Phantastischen Realismus

INTERVIEW

52 Fritz Dopfer. Das deutsche Slalom-Ass über Emotionen, Glaube, mentale Stärke und das noch ferne Ende der Fahnenstange.

36 Gastronomie. Höchster Genuss: Tafeln auf 3000 Metern im IceQ

38 Braukunst. Ein Elsässer braut Bier von daheim: das Ötztaler 40 Landwirtschaft. Ein Mühlstein wird gefunden. Piburg baut rundherum eine neue Mühle.

42 Architektur. Ein spezieller Ort, spezielle Besitzer, ein spezieller Architekt: der Bichl in Niederthai

44 Fauna. Welche Schmetterlinge

SPORT UND SERVICE 56 K lettern. Zwei schönste Touren von David Lama und Hansjörg Auer 58 Langlaufen. Nachtloipe in Niederthai, Biathlon in Gries 60 Motorradfahren. Die wilden Biker auf dem Timmelsjoch.

62 Wandern. Walter Klier über eine Hüttenwanderung mit Übernachtung

leben im Ötztal? Peter Stoeckl weiß es. Er hat sie fotografiert.

64 Dokument. Das unglaubliche Erinnerungsbuch des wandernden Ötztal-Gastes Fritz Dietrichs

86 Lesegeschichte Die Geier-Wally.

Von Hans Haid

90 Wo sind wir?, Impressum



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MAGISCHE ORTE

Per du mit dem See

FOTO: HEIKO WILHELM

Wenn die Kletterin Anna Stöhr sich von der Vertikalen in die Horizontale bewegen möchte, tut sie das am liebsten am Piburger See.

Der Piburger See liegt, von Oetz aus gesehen, hinter einem bewaldeten Hügel auf 913 Meter Höhe. Der See ist von Wald umgeben, und wenn man zum Beispiel das steil abfallende Westufer hinaufklettert, sieht man den 14 Hektar großen See auf berückende Weise in seiner Gebirgslandschaft liegen. Das Erklettern des Ufers ist für Anna Stöhr bestimmt kein Problem, denn das Wettkampfklettern ist ihr Beruf und gleichzeitig ihre Passion. Sie trägt zahlreiche Titel im Bouldern, darf sich Weltmeisterin, Europameisterin und Weltcupsiegerin nennen – und fügt ihrem harten Training in der Kletterhalle immer öfter Ausflüge in den Fels hinzu, oft mit ihrem Partner, dem ebenfalls über die Maßen erfolgreichen Boulderer Kilian Fischhuber. Der Piburger See nimmt in Anna Stöhrs emotionaler Biografie einen besonderen Platz ein. „Der Piburger See taugt mir volle“, sagt sie. „Nach einem coolen Klettertag direkt beim See mit meinen Ötztaler Kletterkollegen abhängen und das weiche Wasser des Bergsees genießen, das hat was ganz ­Spezielles!“ Am Ufer des Sees stehen Seggen, Pfeifengras und Schilf, im ufernahen Wasser wächst Fieberklee. Im See tummeln sich Barsche, Aiteln, Rotfedern und viele verschiedene

Der Piburger See, auf 913 Metern direkt ­unterhalb des Weilers ­Piburg gelegen, gehört zur Gemeinde Oetz. Er ist einer der wärmsten Badeseen Tirols.

Anna Stöhr Forellenarten, der See ist überdies höchster bekannter Standort der Weißen Seerose. Anna Stöhr kann die Vielfalt der Natur an diesem stillen Platz in vollen Zügen genießen. Sie ist mit der Natur von jeher per du, und am Ufer des Piburger Sees fällt ihr das Lächeln darüber ganz besonders leicht.

Anna Stöhr, 26, ist Welt- und Europameisterin sowie vielfache Weltcupsiegerin im Bouldern. Derzeit studiert sie für das Lehramt in Englisch und Sport an der Universität Innsbruck. Die Heeresleistungssportlerin lebt auch in Innsbruck.

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MAGISCHE ORTE

Es muss zischen

FOTO: HEIKO WILHELM

Er ist ein Wassermensch, sagt Hansi Neuner. Am liebsten unterhalb der Oetzschwälle auf der Ötztaler Ache. Wenn Hansi Neuner sich aufladen möchte, muss es rauschen. Der Geschäftsführer der „Area 47“ liebt das Wasser, dessen Geruch und Dynamik, das Brausen und Zischen, die Gischt, die sich permanent ändernden Farben, und am intensivsten spürt er die Magie des Wassers, wenn er sich mittendrin befindet, zum Beispiel in einem Kajak oder Raftingboot auf der Ötztaler Ache, dort, wo sie Fahrt aufnimmt, hinunter durch die Oetzschwälle, die Waldschlucht, den Sautner Schwall zum Brunnauer Wehr, weiter durch die „Constructa“ und die Brunnauer Walze zum unteren Teil der Imster Schlucht bis nach Haiming. Wasser hat das Berufsleben von Hansi Neuner geprägt. Er hatte als Physiotherapeut beim FC Tirol gearbeitet (unter Trainer Ernst Happel), bevor er gemeinsam mit dem ehemaligen Nationalspieler Bruno Pezzey ein Raftingunternehmen aufzubauen begann, das nach Pezzeys überraschendem Tod dann an ihm allein hängen blieb (auch Ernst ­Happel wurde auf einem Raftingausflug der FC-Tirol-Kicker einmal spektakulär versenkt, aber das nur nebenbei). Aber die Sympathie für die Ästhetik der Stromschnellen blieb, auch als Neuner Ausflüge in die DTM und ins Boxgeschäft unternahm, bevor er schließlich die Area 47 zu planen begann – in der der Wassersport bekanntlich in vielfacher Weise eine Hauptrolle spielt.

Ötztaler Ache unterhalb der Wellerbrücke Hier, wo die Ache Fahrt aufnimmt, finden regelmäßig ­Weltcup-Konkurrenzen der ­Kanuten und Europameisterschaften im Rafting statt.

Hansi Neuner „Ich bin der komplette Wassermensch“, sagt Hansi Neuner. In der Area 47 hat er zahlreiche reichlich schräge Methoden erfunden, seine Gäste auf möglichst komplizierte Weise ins Wasser zu befördern, wovon begeistert Gebrauch gemacht wird. Neuner selbst genießt das Spiel mit dem Tempo, den Temperaturen, den Fontänen und Kaskaden des fließenden Wassers am liebsten allein, inmitten der Ache, irgendwo unterhalb der Oetzschwälle.

Hansi Neuner ist Geschäftsführer der „Area 47“. Er arbeitete als ­Physiotherapeut für den FC Tirol und in der DTM, bevor er seine Liebe zum Wassersport entdeckte und die Area 47 initiierte, die er seither auch leitet.

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MAGISCHE ORTE

Die Energie des Groben

FOTO: PHILIPP HORAK

Die Modeschöpferin Rebekka Ruétz über den „Top Mountain Star“ auf dem Wurmkogl in Hochgurgl. „Für mich atmet dieser Ort Kreativität“, sagt Rebekka Ruétz, wenn sie beschreiben soll, welche Wirkung der Gipfel des Wurmkogls in Obergurgl-Hochgurgl auf sie hat. „Die Möglichkeit, einen vollen Kreis zu beschreiben und immer etwas Neues zu sehen, hat eine ganz eigene Magie. Ich werde hier von einer ganz speziellen Energie durchflutet.“ Das Kompliment kann der 3080 Meter hohe Ort, der durch den gewagten Zylinder des „Top Mountain Star“ seine Krönung erfahren hat, gern zurückgeben: Denn die Modedesignerin Ruétz präsentierte hier, in der absoluten Höhe, bereits aktuelle Kollek­ tionen, mit denen sie den schroffen, präg­ nanten Ort ihrerseits mit kulturellen Schwingungen auflud. Die ausgesetzte Stille auf dem Berggipfel ist ein harscher Kontrast zum sonstigen ­Wirkungsbereich der 30-jährigen Modeschöpferin. Längst ist Mode keine regionale Angelegenheit mehr, deshalb ist Ruétz nicht nur mit den Ausformungen neuer Trends, sondern auch mit der aberwitzig hohen Geschwindigkeit ihres Business vertraut. Der fast schon hysterische Kalender der globalisierten Modewelt zwingt deren Mitglieder zum selbstverständlichen Pendeln zwischen Mailand und New York, Miami und Paris, London und Berlin. Rebekka Ruétz ist gern Teil davon, aber wenn sie ihre eigene Kollektion in Berlin gezeigt und alle anderen Verpflichtungen abgehakt hat, kehrt sie ebenso gern in

Top Mountain Star, ­Hochgurgl Die Aussichtsplattform liegt auf 3080 Meter Höhe: der wahrscheinlich höchste ­L aufsteg der Welt

Rebekka Ruétz die Berge zurück. Um den ausschließlich urbanen Zusammenhängen zu entkommen, hat sie ihr Büro in Innsbruck angesiedelt. Sie braucht die Möglichkeit, in die Höhe zu kommen. „Der Wurmkogl hat etwas Starkes, Rus­ tikales, vielleicht sogar Grobes. In dieser ­Grobheit liegt aber seine große Schönheit. Er vermittelt mir das Gefühl von Freiheit. Wenn ich diesen Ort besuche, wirkt er auf mich wie eine Steckdose, aus der ich Energie beziehe.“

Rebekka Ruétz, 30, wurde in München und Neu-Delhi ausgebildet und erhielt für ihre Kollektionen zahlreiche Preise. Sie lebt in Berlin und Innsbruck.

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MAGISCHE ORTE

Im Wasser die Berge

FOTO: PHILIPP HORAK

Der Fußballprofi Alessandro Schöpf liebt das Wasser und die Berge. Im „Aqua-Dome“ in Längenfeld findet er zu mentaler Stärke. Der junge Mann, Jahrgang 1994, hat, wie das so seine Art ist, nicht lange gefackelt. Schon im zarten Alter von 15 Jahren verließ Alessandro Schöpf das heimatliche Umhausen, und weil er vorhatte, auf höchstem Niveau Fußball zu spielen, steuerte er München an, wo er sich der U16-Mannschaft des FC Bayern anschloss – bekanntlich eine jener Adressen im internationalen Fußball, bei deren Klang Kenner mit der Zunge schnalzen. Alessandro durchlief diverse Jugendmannschaften des FC Bayern, wo er jeweils die Spielmacherposition, die Nummer Zehn, innehatte, und war eine feste Größe in der zweiten Mannschaft, die in der Bayernliga spielt. Um seinen Aufstieg in die Welt des großen Fußballs zu beschleunigen, wechselte das knapp 20-jährige Mitglied der österreichischen U21-Nationalmannschaft zu Beginn der Saison 2014/15 zum 1. FC Nürnberg, dem legendären „Club“. „Ich denke, dass der Wechsel meiner ­Weiterentwicklung hilft. In Nürnberg kann ich mich ganz auf den Fußball konzentrieren, die Ablenkungen sind deutlich kleiner als in München.“ Außerdem, nicht ganz unwichtig, hat der FC Bayern auf einer Rückkaufoption bestanden, wenn Alessandros Karriere so verläuft, wie alle sich das wünschen. Was ihm im Bayrischen fehlt? Natürlich die Berge. Kommt er nach Hause, inzwischen nur noch einmal pro Monat, versucht er fürs Erste, die permanente Beschäftigung

Die Therme Der Aqua-Dome in Längenfeld ist das größte Wellnesshotel im Ötztal und feiert 2014 sein zehnjähriges Bestehen. www.aqua-dome.at

Alessandro Schöpf mit Fußball abzustellen, seine Mitte – und damit die nötige mentale Stärke – zu finden, ohne die im Spitzensport nichts geht. Dann wandert Alessandro entweder hinauf auf eine Hütte, mit der ganzen Familie, wo man „gemütlich etwas trinkt“. Oder, genauso gern, sucht er in Längenfeld „die Therme“ auf, um in einem der Ruheräume „zu chillen“ oder gern auch im Außenbecken – „von dort hab ich den schönsten Blick auf die Berge“.

Alessandro Schöpf, 20, spielt nach einigen Jahren im Nachwuchs von Bayern München derzeit beim 1. FC Nürnberg. Sein Ziel: Aufstieg, in jeder Hinsicht.

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11 FRAGEN

DIE WILDSPITZE 2014

Was möchte der typische Bergsteiger erleben, Manuel Kleon? Elf Fragen an den Venter Bergführer und Skischulleiter.

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Wie oft waren Sie schon Sieht man den Menschen, auf der Wildspitze? die Sie als Bergführer buchen, Ich bin seit 15 Jahren als Berg­ sofort an, was sie draufhaben? führer unterwegs. Ich schätze, Meistens. Es gibt kaum durch­ ungefähr hundert Mal. Ich schreib schnittliche Berggeher. Viele sind nicht so genau mit. saugut, und andere sind zwar gute Wanderer, haben aber überhaupt Wie war das erste Mal? keine Erfahrung mit Eis und Steig­ Hetzig. Ich durfte mit Stamm­ eisen. gästen aus dem „Zirmhof“ mit­ gehen, die mein Vater auf die Was ist für Sie die ideale Wildspitze bringen sollte. Der war Einsteigertour für noch nicht auch Bergführer. Ich war damals allzu erfahrene Berggänger? zehn oder elf Jahre alt. Ich würde ihnen zu einem Die Kultur des Bergsteigens war ­Gletschererlebnis raten, das zum also in der Familie verankert? Beispiel mit dem Aufstieg vom Sowieso. Da ging es zwar nicht Brandenburger Haus auf den immer nur um Gipfel, sondern Fluchtkogel gekrönt wird. Es ist Manuel Kleon, 38, ist Ski- und Boardlehrer auch um das Vieh und Arbeiten rund sehr eindrucksvoll, Zeit am Gletscher und Inhaber der Skischule Vent. Im Sommer besorgt er die heimische Landwirtschaft und ist als um den Bauernhof. Ich ging halt zu verbringen. Bergführer tätig. immer mit dem Vater mit. Wie charakterisieren Sie den typischen Bergsteiger? Sieht man Ihrem Heimatdorf Es gibt viele verschiedene. Viele Vent an, dass es ein Bergsteigersuchen das Naturerlebnis, lieben dorf ist? die Ruhe, das Gehen, ohne zu reden, mögen das Meditative, Doch. Im Sommer ist das Bergsteigen für viele Menschen das beim langen Gehen entsteht. Aber natürlich gibt es der beste Grund, uns zu besuchen. Große Rucksäcke, auch notorische Gipfelsammler. schwere Schuhe, Pickel, Klettermaterial gehören bei uns zum Ortsbild, so wie das in anderen Orten die leichten Von wo kommen die meisten Kunden? Wanderschuhe sind. Eigentlich von überall. Die meisten aus Österreich, aus Deutschland, viele auch aus Holland – die Holländer Das Hauptziel der Bergsteiger? sind übrigens immer am besten ausgerüstet. Viele wollen auf die Wildspitze, klar. Aber was uns ­einzigartig macht, ist die Vielfalt des Gebirges. Von Vent In welcher Sprache verständigt man sich dann? aus kann man auf acht Hütten gehen und von dort aus die Einheimisch. Das reicht meistens. verschiedensten Ziele ansteuern. Manche Gäste gehen eine Rundtour und bleiben eine ganze Woche über der Baum­ grenze. Welche Tour macht Ihnen am meisten Freude? Kommt ganz auf den Tag und die Stimmung an. Vent gehört zu den vom Oesterreichischen Alpenverein initiierten „Bergsteiger­ dörfern“. Die Initiative fördert den sanften Tourismus und versteht sich als „Gegen­ Und natürlich auf die Leute, die ich führen soll.

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gift“ zum alpinen Massentourismus. Als Bergsteigerdörfer dürfen sich ­insgesamt 20 österreichische Ortschaften bezeichnen, die sich der kultu­rellen Pflege des Bergsteigens verschrieben haben. Unter ihnen gilt Vent als „Klassiker“.  www.bergsteigerdoerfer.at

FOTO: CHRISTIAN SEILER

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REPORTAGE

DER WEG DER SCHAFE

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Reportage. Seit Jahrtausenden überqueren tausende Schafe aus Südtirol den Alpenhauptkamm, um im Ötztal zu weiden. „Die Wildspitze“ hat ihre Wanderung mitgemacht. Von Peter Reinthaler und Christian Seiler (Text) und Philipp Horak (Fotos)


Wenn die Herde ins Oberjochtal weiter­ zieht, dann hat sie den anstrengenden Aufstieg von Kurzras zur „Bella Vista“ schon hinter sich.


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Im Morgengrauen be­ ginnt die Wanderung am Talschluss des Schnals­ tals. Um 4.30 Uhr lassen die Treiber ihre Schafe aus der Koppel und ­machen sich mit ihnen auf den langen Weg über das Hochjoch ins Ötztal.

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Schafe und Treiber beim Aufstieg Richtung Schutzhaus Sch旦ne Aussicht. Der blaue Schurz schm端ckt tradi足 tionell die Bauern und Handwerker S端dtirols.


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Die lange Reise geht 足ihrem Ende zu. Am 足Horizont ist bereits das Gr端n an den H辰ngen des Rofentals zu sehen: die Sommerweide

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24 Der letzte Sammelplatz vor dem Abstieg ins Tal. Die Schafe sind m端de, wittern aber bereits die nahen Weiden.

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Neuralgischer Punkt beim Abstieg: die Hängebrücke über die Rofner Ache. Gut zu sehen: der Stau beim Einstieg

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Ziel erreicht: Die Tiere verteilen sich rasch auf den Weidehängen des Rofentals.


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ls die Sonne sich aus dem Schnalstal verabschiedet, wird das Licht über Kurzras fahl, und die Silhouette des voluminösen Siebziger-JahreHotels, dessen Wucht und Dominanz den kleinen Ort anachronistisch prägt, wirkt plötzlich dunkel und düster. Der Wind weht kühle Luft vom Oberbergtal in den Talschluss hinunter. Die Straße durch das Schnalstal endet hier. Hinter dem finalen Parkplatz, wo ein paar Halfpipes gerade vergeblich auf motivierte Skateboarder warten, beginnen die Forst- und Wanderwege, und nur ein paar hundert Meter weiter herrscht Hochbetrieb. In mehreren mit Holzzäunen abgezirkelten Gehegen drängen sich fast zweitausend Schafe, kräftige Schafe, bunte Schafe – „bunt“ ist in diesem Zusammenhang durchaus wörtlich zu verstehen, denn die vielen weißen, gelegentlichen braunen und vereinzelten schwarzen Schafe tragen auf ihrem Fell die mit Farbe aufgesprühten Zeichen ihrer Besitzer, die sie auf den langen Weg zur Sommerweide ins Rofental geschickt haben. Blaue Punkte, rote Kreise, grüne Striche, manchmal alles und in allen möglichen Kombinationen – diese farbenfrohe Herde schickt sich an, die letzte Nacht vor der großen Wanderung zu verbringen. Vor einer Scheune nahe den Koppeln grillen die Treiber Würste. Ein paar Kisten Bier sind schon geleert worden. Seit dem frühen Nachmittag ordiniert hier der Veterinär, er begutachtet die eintreffenden Tiere und bestätigt ihre Gesundheit mit einem Abhaken auf der langen Liste. Unter den kräftigen, vitalen Schafen befinden sich auch einige lahme und trächtige, und zwei Schafe haben heute erst geworfen. Die Lämmer liegen matt neben ihren Müttern und lassen deren Zitzen nicht aus den Augen. Auch sie werden morgen früh auf die Wanderung gehen, und als ich den Veterinär skeptisch frage, ob diese zerbrechlichen, filigranen Tiere, die gerade einen Tag alt sind, den Weg bewältigen werden, antwortet der mit bors­ tiger Gewissheit: „Die schaffen das schon.“ * Der Weg der Schafe führt aus dem Vinschgau ins Rofental, wo die Südtiroler Bauern seit Urzeiten Weiderechte besitzen. Der wissenschaftliche Begriff für diese „Fernweide-

REPORTAGE

wirtschaft“ lautet „Transhumanz“, die nicht nur zwischen dem Schnals- und dem Ötztal, sondern auch in zahlreichen anderen Regio­ nen Europas betrieben wird, in Südwestdeutschland, der spanischen Estremadura, in mehreren Regionen Südosteuropas. Die Tiere – klassischerweise Schafe und Ziegen – werden oft über lange Strecken hinweg auf die Sommerweide geschickt, weil die heimat­ lichen Weidegebiete für die ganzjährige Ernährung der Tiere zu wenig fruchtbar sind oder anders genützt werden. Der Weg der Schafe aus dem Schnalstal und dem Schlanderser Sonnenberg im Vinschgau über den Alpenhauptkamm in die hintersten Ausläufer des Ötztals ist seit Jahrtausenden bekannt, und Weiderechte der Schnalser Bauern auf den Almen des „Rofenbergs“ wurden bereits in einem

Nicht zu schnell den Berg hinauf. Nicht im Nebel verlorengehen. Kein Schnaps vor dem Frühstück. Dokument des Jahres 1357 bestätigt. Die UNESCO hat die tiefe, archaische Tradition 2011 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes Österreichs aufgenommen. Die spektakulären Bilder des Spektakels tauchen in Zeitschriften und Illustrierten auf, und es gibt mehrere Bücher, die sich mit dem Ursprung und der Kultur dieser Tradition auseinandersetzen. Das vielleicht schönste stammt vom Ötztaler Volkskundler Hans Haid („Wege der Schafe. Die jahrtausende­ alte Hirtenkultur zwischen Südtirol und dem Ötztal“, Verlag Tyrolia). * Aber die wissenschaftliche und literarische Auseinandersetzung mit dem Phänomen ist das eine. Der kühle Wind, der jetzt vom Oberbergtal herunterweht, ist das andere. Die Wetterprognose für morgen ist mittelprächtig. In der Früh ist noch ein bisschen Sonne angesagt, aber dann soll es sich eintrüben, Niederschläge sind wahrscheinlich. Im Tal wird es regnen, könnte sein, dass es

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oben, auf 2800 Metern, auch vorübergehend schneit. Wegen starker Schneefälle war der Termin für den Schaftrieb bereits um zehn Tage verschoben worden. Er hätte Anfang Juni stattfinden sollen. Heute ist Freitag, der dreizehnte. Morgen ist Samstag, der vierzehnte, Stichtag. Die Treiber, die meisten von ihnen aus dem Schnalstal, die Ober- fest auf den Unterkiefern, einige auch aus dem Vinschgau, rote Backen, breites Grinsen, brechen jetzt in ihre Unterkunft auf, das „Piccolo“. Es ist schon fast dunkel, und morgen geht es zeitig los, die erste Gruppe startet um 4.30 Uhr. Frühstück gibt es ab vier. Nicht, dass das für die Hirten ein Grund wäre, jetzt schon schlafen zu gehen. Sie sehen einander selten, oft nur zu diesem Anlass, wenn sie die Herde über das Hochjoch ins Ötztal treiben. Manche von ihnen haben schon einen langen Weg hinter sich, haben Herden aus dem Vinschgau nach Kurzras gebracht, andere stoßen erst heute zum Tross. Doch, es gibt etwas zu trinken. Der Fernseher,­ in dem gerade ein Spiel der Fußball-WM übertragen wird, Spanien gegen Holland, übrigens ein durchaus denkwürdiges Spiel, bleibt weitgehend unbeachtet. Noch nie habe ich so viele Männer in einem Raum gesehen, die sich nicht für Fußball interessieren. Als ich gegen elf auf mein Zimmer gehe, ist die Gaststube noch immer so voll wie zuvor. Wir von der „Wildspitze“ werden ­morgen die einzigen Journalisten sein, die den Tross begleiten, hat mir Manfred Waldner, der Leiter des Schnalstal Tourismus, beim Abendessen mitgeteilt – man sei sehr zurückhaltend, was die Berichterstatter betrifft, die Treiber seien nicht unbedingt daran interessiert, wenn ihnen ortsunkundige Begleiter großartige Kommentare zum Geschehen herausleiern wollen. Wichtigster Tipp des Einheimischen: nicht im Weg herumstehen, niemandem auf den Wecker gehen – und, ja, es nicht zu schnell angehen. In den Vorjahren habe ein Kollege aus Frankreich sich übernommen und habe mit Kreislaufproblemen vom Berg geholt werden müssen; ein japanischer Journalist habe sich im Nebel verlaufen und sei, erst Stunden nachdem die Schafe schon an ihrem Bestimmungsort eingetroffen waren, wieder auf­ getaucht; ein holländischer Fotograf habe zu sehr mit den Treibern fraternisiert, worauf diese ihn mit dem Inhalt ihrer Flachmänner abgefüllt hätten – er musste völlig betrunken mit der Seilbahn zurück ins Tal gebracht werden.


28 Ich notiere mir: Nicht zu schnell den Berg hinauf. Nicht im Nebel verlorengehen. Keinen Schnaps trinken, bevor die Sonne aufgeht. Ich schlafe, zugegeben, nicht so gut wie sonst. * Die Treiber, die ich nicht mehr zu Bett gehen sah, treten, wie ich mit der Uhr in der Hand beobachten kann, eine Minute vor vier aus dem Gästehaus und begeben sich zum Frühstück. Ihr fester, raumgreifender Schritt beeindruckt mich schon jetzt. Es ist dunkel und kühl, als dieser Schritt noch beeindruckender, raumgreifender wird. Die Männer, viele stämmig, karierte Hemden, den blauen Schurz der Südtiroler Bauern und Handwerker vor der Brust, Hut auf dem Kopf, Wanderstab in der Hand, und mehr noch als gestern Abend den Ober- auf dem Unterkiefer, schreiten weit aus, als sie um halb fünf die Herberge verlassen, um die erste Koppel, in der topfitte Schafe auf den Aufbruch warten, zu öffnen und den Schaftrieb zu beginnen. Die Route führt durch das Oberbergtal und durch die Hänge unter der Steinschlag-

REPORTAGE

Aufbruch um vier Uhr dreißig. Es ist noch dunkel. spitze hinauf auf die „Stueteben“, einen flachen Boden auf halber Höhe des Aufstiegs. Von dort geht der immer enger werdende Weg durch felsiger werdende Hänge nordost­ wärts hinauf zum Schutzhaus „Zur schönen Aussicht“ (Rifugio „Bella Vista“), das auf 2842 Metern den höchsten Punkt der Überschreitung des Alpenhauptkamms markiert. Dort wird mit dem Eintreffen der Schafe zwischen halb acht und neun gerechnet, eine Rast mit Gerstensuppe ist vorbereitet. Die Treiber nehmen nicht den alten Hüttenweg, der als Wanderweg ausgeschildert ist. Sie gehen querfeldein, geben mit langen, tief aus der Brust kommenden Rufen die Richtung vor und entlassen die Tiere in die

ÖTZTALER Gute Wahl, gute Fahrt!

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nur langsam aufgrauende Dunkelheit. Die Hänge, moosgrün, steil und felsig, verwandeln sich in ein Bewegungsmuster. Die Tiere schwärmen aus, formieren sich zu kleinen Gruppen, die einander folgen, meistern die plötzliche Steilheit ohne Mühe. Der Sound ist vielfältig. Das Rufen der Treiber, das Klingen der Glöckchen, die einige Tiere um den Hals haben, und das vielstimmige Mäh der Tiere sind alpine Polyphonie. Als es um halb sechs hell ist, sehen wir schon weit hinunter ins Tal. Oben am Alpenhauptkamm hängen aufgezwirbelte Wolken, die windiges Wetter versprechen. Am südöstlich gelegenen Bergkamm hoch über dem Schnalstal steht der Moment unmittelbar bevor, wenn die Sonne den Schnee auf den Gipfeln zum Leuchten bringt. Die Wanderung hat jetzt ihren Rhythmus gefunden. Die Treiber rufen, die Tiere rufen zurück. Die Gipfel im Süden liegen jetzt in der Sonne, es ist ein kostbarer, vielschich­ tiger Moment. Die Luft ist kühler, als ich erwartet habe. Wir haben schnell die ersten 500 Höhen­meter hinter uns gebracht und gehen über nur noch mäßig steile Wiesen

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REPORTAGE

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zum Boden der Stueteben. Dort wartet der Treiber, der die Führung übernommen hat, um seine Tiere für den nächsten Abschnitt zu sammeln. Der Weg wird jetzt schmäler. Erste Schneefelder müssen durchstiegen werden. Ich bin froh, als uns endlich die ersten Sonnenstrahlen erreichen, wir können sie brauchen. Es ist kalt. Der schmale Weg führt zwischen pittoresken Felsformationen hindurch und wie ein willkürlicher Strich quer durch monumentale Schneefelder, die dieser Juni noch nicht zum Schmelzen gebracht hat. Die Schafe folgen nicht mehr den Gesetzen der Chaostheorie wie zu Beginn, sie haben sich jetzt zu einer langen Reihe formiert, einer Reihe lebendiger, natürlicher Farben, aus denen die bunten Markierungen herausstechen wie allzu farbige Anoraks auf der Skipiste. Ohne jedes Anzeichen von Müdigkeit stapfen sie bergauf, balancieren geschickt über die felsigen Wege, nur in den Schneepassagen kann es passieren, dass das eine oder andere Tier einsinkt, erschrickt und die plötzliche Nervosität in Ketten­ reaktion an die Nachbarn weitergibt, kleine Explosionen des Aufruhrs, die sich aber

Wenn ein Schaf nervös ist, wird die ganze Herde nervös. sofort wieder normalisieren, spätestens wenn die Treiber ihre Autorität ausspielen. Über einen schwarzen, von Schnee und Steinen camouflagemäßig gemusterten Hang wandern wir der Sonne und dem Hochjoch entgegen. Als wir auf der Passhöhe ankommen, ist es halb acht. Ich habe jetzt Zeit, auf einem Aussichtsfelsen – die Hütte heißt nicht von ungefähr „Schöne Aussicht“ – die Ankunft der einen, der nächsten, der übernächsten Gruppe zu beobachten, Schäfer, Schafe, Hundertschaften von ihnen, ein altes, eindrucksvolles Bild. * Paul Grüner, der Hüttenwirt, hat eine Gerstensuppe vorbereitet. Er ist für seine Knödel

berühmt, aber heute will die Tradition, dass es Suppe gibt. Die Schafe sammeln sich vor der Hütte um den Totempfahl, den Paul irgendwann im Hof der Hütte aufgestellt hat. Die meisten lassen sich nach dem anstrengenden Aufstieg in den Schnee fallen und rasten. Manche haben schon Hunger und schauen, ob sie in der hochalpinen Unwirtlichkeit nicht doch irgendwo ein Blättchen finden, das sie abrupfen können. Vergeblich. Ein paar Jungtiere und andere, die verletzt oder trächtig sind, kommen mit der Seilbahn an. Sie werden jetzt in einer eigenen Gruppe zusammengefasst, die nächsten Kilometer durch das langsam abfallende Hochjochtal müssen sie selbst zurücklegen. Zum Trinken gibt es zu diesem zweiten Frühstück Bier. Es scheint ja auch schon die Sonne, und den Aufstieg mit knapp 850 Höhenmetern haben wir hinter uns gebracht. Von der „Bella Vista“ führt der weitere Weg entlang dem Hochjochtal hinunter über die Rofenache ins Rofental. Auf den ersten Kilometern unterhalb der Hütte liegt noch Schnee, zum Teil meterhoch.

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REPORTAGE

Die Treiber am Nebentisch diskutieren den Zustand des Pfades. Sie wissen nicht, als wie trag­f ähig sich der verschneite Pfad präsentieren wird. Zur Sicherheit ist der Ratrak gefahren und hat eine feste Spur gezogen, der wir folgen werden. * Schon um Viertel vor neun geht es weiter. Die Bella Vista markiert einen Wendepunkt in der Wahrnehmung der Landschaft. Die schroffe Steilheit beim Blick ins Schnalstal weicht jetzt einer weit ausholenden, hochalpinen Passage mit links und rechts nur mäßig ansteigenden Hängen. Es ist leicht, hier in der Höhe tief berührt zu sein: das strahlende Licht, die spröden, magnetischen Farben des Felses, das Leuchten des Schnees, das dunkle Blau des Himmels, das Jagen der Wolken. Bald hinter der Bella Vista passieren wir das alte Zollhaus und die Staatsgrenze. Es geht langsam bergab, und die durch­ gehende Schneedecke, auf der wir gut voran­ gekommen sind, macht jetzt einer groben Schotterlandschaft Platz, Hinterlassenschaft des Gletschers, der die unzähligen Steine hierher transportiert hat. Noch wird die

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Das jüngste Schaf, das die Wanderung mitmacht, ist erst einen Tag alt. Topographie der Landschaft vom Schnee nachgezeichnet, aus dem die Schotterhaufen wie Inseln herauswachsen. Wir haben uns der „Versehrtengruppe“ angeschlossen, die früh gestartet ist: zwei trächtige Schafe, Willi, der Hirt, hofft, dass sie nicht jetzt zu werfen beginnen, ein paar angeschlagene Tiere mit Problemen am Lauf, ein Junges mit seiner Mutter, das hochbeinig und unsicher stakst. „Wie alt ist es?“, frage ich. „Gestern geworfen“, antwortet Willi und gibt dem Lämmchen mit seinem Stecken einen Schubs, damit es weitergeht über die Felsbrocken, die dem Tier so groß scheinen müssen wie mir ein Traktor.

„Einen Tag alt?“ Ich kann es kaum glauben. Das Lämmchen muss ja eine interessante Vorstellung davon kriegen, wie so ein Leben verläuft, wenn schon der erste Tag so strapaziös ist. Willi ist da weniger rührselig. Wenn eines seiner Schafe vom Weg abkommt und bis zum Bauch im Schnee versinkt, kriegt es schon einmal ein paar deftige Freundlichkeiten ab, und wenn es sich, wie eines der verletzten, zusätzlich als stur erweist, kommt auch der Stecken zum Einsatz. Die Idylle ist eben keine Idylle: So wie der Himmel hier ganz schnell zuziehen kann und Nebel es schwierig macht, den Weg zu sehen, so gelten auch in der Herde die Gesetze des rauen, wirklichen Lebens. Gehst du weiter, kommst du ans Ziel. Bleibst du zurück, bist du verloren. „Aber das kleine …“ Das Lämmchen plagt sich, du kannst seine Erschöpfung nicht nur sehen, wenn es mit bebender Flanke vor einem besonders steilen Tritt steht, du kannst sie buchstäblich spüren. Willi lässt sich scheinbar nicht beein­ drucken. „Wenn du es einmal hebst“, sagt er,

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„geht es nicht mehr weiter. Dann musst du es tragen.“ Später trägt er es eh. Aber vorher lernt das Lämmchen noch seine Lektion aus dem merkwürdigen Lehrbuch namens „Erster Lebenstag“. * Als die Schafe das Gras des Rofentals zu ­r iechen beginnen, sind sie fast nicht mehr zu bändigen. Sie haben Hunger. Sie sind müde. Der Duft, der von den Flanken des Rofentals aufsteigt, verspricht ihnen Nahrung, Gras, das Ende und Ziel der langen Reise. Manche­ Tiere, die aus dem Vinschgau kommen, sind seit drei Tagen unterwegs. Manche, die den Weg schon mehrmals gemacht haben, wittern das Ziel. Wo das Hochjochtal abreißt und ein ­steiler, mit Schotterklumpen übersäter Hang hinunter ins Rofental führt, haben Wanderer eine ganze Kolonie von Steinmännchen ­aufgebaut. Es ist ein magischer Platz, ein alpines Scharnier: im Rücken die hoch­ alpine Gletscherwelt, vor dir der tiefe Blick ins Rofental, das in Richtung Vent abfällt und dabei an seinen Seiten zusehends

REPORTAGE

Sobald die Schafe das Gras riechen, sind sie nicht mehr zu halten. ­ rüner wird. Auf dem Gegenhang thront g das Hochjochhospiz, wo die meisten der Treiber heute übernachten werden. Die Schafe rasten am Ausgang des Hochjochtals, und wir steigen schnell ins Tal ­hinunter, um an der Hängebrücke über die Rofenache die Schafe zu erwarten. Die Treiber haben uns ziemlich eindeutig an­ gewiesen, beim Abstieg nicht im Weg zu sein, das Überqueren der Brücke sei der letzte „neuralgische Punkt“. Als wir die Brücke überqueren, die bei jedem Schritt schwankt und vibriert, fällt mir ein Fotograf auf, der sich auf der anderen Seite den besten Platz gesichert hat, um die Schafe beim Überqueren der Ache zu

31 beobachten. Es ist Hans Haid, Autor des Standardwerks zur „Transhumanz“ im Ötztal, der von diesem Schauspiel nicht genug bekommt und von Vent hier heraufgewandert ist, um „seine“ Schafe in Empfang zu nehmen. Als diese schließlich den Hang hinunter­ stürmen, um endlich auf die Weide zu ­kommen, haben sich alle Treiber quer über die Bergflanke verteilt, um die Tiere auf das Nadelöhr der Brücke zutreiben zu können. Es kommt zu turbulenten Szenen auf dem Zugangsweg zur Brücke, die Tiere drängen, stoßen, manche springen von der oberen Wegschleife auf ihre Artgenossen, die es bereits nach unten geschafft haben, die Tiere blöken und rempeln, und nur langsam gelingt es den Treibern, diesen Knoten zu lösen. Dann sind sie da. Es dauert Stunden, bis alle Schafe die Brücke überquert haben und die paar hundert Meter weitergetrottet sind, wo die Weide beginnt. Fürs Erste ist die große Reise vorbei, bis zum Anfang des Septembers, wenn die Wanderung in die Gegenrichtung beginnt.

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KULTUR

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Schneidermeister Hermann Lunger (oben links), mit Frau Inge und uniformiertem Schützen Manfred Raffl aus Längenfeld (unten rechts)

DAS KLEID DES TALS

Mode. Schützen, Sänger, Musiker: Sie alle tragen die Ötztaler Tracht. Der Spezialist an der Nähmaschine heißt Hermann Lunger. Er weiß, welche Naht sitzt – und welche nicht.

A

ls der Kommandant der Schützen sich in Pose wirft, kann Hermann Lunger nicht anders: Er muss ihm ein imaginäres Stäubchen von der Schulter fegen und über­ prüfen, ob die Joppe eh perfekt sitzt. Erst dann ist er bereit für sein berühmtes Lächeln. Doch, die Joppe sitzt gut, und auch das bunte Halstuch befindet sich in Position. Lunger ist die richtige Adresse für jeden im Ötztal, der eine Tracht oder eine Uniform braucht. Wann immer die Blas­

musik, der Gesangsverein oder die Schützen etwas brauchen, läutet bei ihm in Längenfeld das Telefon. Dann weiß der Meister, dass er wieder ein bisschen mehr vom speziellen Schurwollen­ loden braucht, aus dem die Ötz­ taler Tracht gefertigt wird, erste Qualität selbstverständlich, die anders steht als die zweite Ware und nicht zuletzt das Verhältnis der Hiesigen zu ihrer Tradition repräsentiert. „Die festliche Sommertracht des Ötztales“, heißt es in den ­Unterlagen, „besteht aus einem


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KULTUR

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FOTOS: PHILIPP HORAK

Lunger’sche Entwürfe: Trachtentücher, Joppen, Sakkos

enganliegenden Leibl aus bro­ schiertem Woll- oder Seiden­ brokat in einem schönen Rot oder rötlichen Lila, kann aber auch aus handgesticktem, schwarzem Wollbrokat sein. Als Besatz dient ein grünes, zirka 7 cm breites Seidenband. Der Rücken ist in drei Doppelreihen mit grünen Samtbändern, die in einem Abstand von 2½ cm quer­ gesteppt sind, geschmückt …“ (usw. usf.). Hermann Lungers Großvater war Schneidermeister in Ober­ ried, die Geschäftseröffnung

­ rfolgte 1904, sein Vater war e Schneidermeister in Längenfeld, Geschäftseröffnung 1950 – man könnte also nicht sagen, dass die Schneiderei in der Familie nicht Tradition gehabt hätte. Der jun­ ge Hermann wurde nach Inns­ bruck geschickt, um dort das Handwerk zu lernen. Seine Ge­ sellenjahre verbrachte er eben­ falls in der Landeshauptstadt. Danach a­ llerdings besuchte ­Hermann Lunger auch die ­Zuschneideschule in München, und in seinem Kopf begann ein Traum Gestalt anzunehmen: Er

wollte nicht nur Schneider, son­ dern „Designer“ sein – und er begann damit, Gastronomieund Showbekleidung zu ent­ werfen. Als er 1986 das Geschäft des Vaters übernahm, baute er es zu einem Modehaus aus. Als die eigenen Kinder entschieden, an­ dere Berufe zu ergreifen, redu­ zierte er wieder – und behielt sich vor, auch künftig Trachten zuzuschneiden, nach Maß, ver­ steht sich. Lunger spricht liebevoll über die Details. Darüber, warum der

Kantenabstich rund und nicht eckig sein soll. Wie schwierig es ist, auf schwerem Loden eine Wollstickerei anzubringen. Ob die Lederhose oder der Fustian, die Teufelshaut, besser zur Joppe passt. Weil: Einer muss es ja wissen, gerade in einem Tal, wo die Tracht nicht diese Rolle spielt wie in anderen Regionen Öster­ reichs. Man muss die Tradition verstehen und vermitteln, sagt Lunger. Nur so hat man die Ge­ wissheit, dass die Dinge ihren Wert haben.


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KULTUR

DIE WILDSPITZE 2014

Malerin Czell: die Rolle der intellektuellen Frau in der alpenländischen Kultur

MYSTIK UND HUMOR Kunst. Die Malerin Dora Czell und ihr Lebenswerk im alten Mesnerhaus von Oetz. Ein Atelierbesuch.

D

ie Staffelei steht in der Dachschräge, und auf den ersten Blick muss man froh sein, dass wenigstens dort noch Platz ist. Das Atelier von Dora Czell ist auf sympathi­ sche Weise vollgeräumt, Möbel, Kisten, Bücher und natürlich Bilder, unzählige Bilder. Dora Czell ist Malerin. Es ist nicht zu übersehen, dass ihre Bil­ der eine gewisse Verwandtschaft zum Phantastischen Realismus besitzen, jener aus dem Surrealis­

mus entsprungenen Stilrichtung, die in Österreich von Rudolf Hausner, Arik Brauer oder Wolf­ gang Hutter berühmt gemacht wurde. Es sind stimmungsvolle Bilder, Bilder, welche die Tiefe des Kosmos und die Tiefe von Empfindungen vermessen, Men­ schen im Konnex ihrer Bezie­ hungen, Tiere im Konnex ihres Habitats, schwingende, zauber­ hafte, kryptische Gemälde. In Oetz ist „die Dora“ eine Bekanntheit, seit sie vor ein paar


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KULTUR

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FOTOS: PHILIPP HORAK

Geheimnisvolle Farben, Träumerinnen, Bergmotive: Atelier von Dora Czell

Jahren das alte Mesnerhaus gegenüber der Kirche „Zum hei­ ligen Georg und Nikolaus“ bezo­ gen hat. Die Künstlerin, die in Innsbruck geboren wurde und lange Zeit in Imst lebte, unter­ richtete lange am Imster Gym­ nasium Bildnerische Erziehung, aber „das Malen war mein roter Faden“, sagt sie. Hauptthema: „die Rolle der intellektuellen Frau in der alpenländischen Kultur“. Gern spaziert Dora die Straße hinunter ins alte, wunderschöne

Ortszentrum von Oetz, um im „Stern“ einen Kaffee zu nehmen. Sie lebt allein in Oetz. Von ihrem Mann ist sie geschieden, der gemeinsame Sohn kommt regelmäßig zu Besuch, er hat ein Zimmer im Haus der Mutter. Das Scheitern der Ehe ist für Dora Czell, auch wenn es schon lange zurückliegt, ein stetes Thema. „Ich hatte immer den Wunsch, eine Beziehung bis zum Tod, vielleicht auch über den Tod hin­ aus zu führen“, sagt sie. „Nach­

dem mir das nicht gelungen ist, hab ich es mir eben gemalt. Dann begann ich, die Frau allein zu malen.“ Ihre Bilder transportieren das Meditative, das Suchende, das Ätherische im Empfinden der Malerin. In Oetz hatte sie in Hans Jäger, dem Gründer und lang jährigen Leiter des „Turm­ museums“, einen Freund und Seelenverwandten. „Der Hans“, der im Mai 2012 starb, fehlt ihr – und ist trotzdem ein Fixpunkt

geblieben, weil der Sinn für das Schöne und Kultivierte, dem er mit seinem Museum einen Raum gab, noch immer vor­ handen ist. Freilich spürt Dora Czell nicht immer dem Mystischen, Gött­ lichen nach. Manchmal hat sie auch Lust, eine Schafherde in die Gebirgslandschaft zu malen. Oder ein goldenes Schwein auf einen Hügel. Die Frau ist sen­sibel, gewiss – aber sie hat auch Humor.


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KULTUR

SPITZENESSEN

Restaurant. Der IceQ auf dem Gaislachkogl ist, Achtung Wortspiel, das Ötztaler Spitzen­ restaurant. Spitzenaussicht inklusive.

S

über seine Gerichte setzt, heißt sinnfälligerweise „alpine cui­ sine“, wenn auch zum elegant-­ regionalen Schwerpunkt ein paar internationale Akzente (Garnelen, Wasabi) durchaus willkommen sind. Vor der IceQ-Lounge einen Stock höher kann man die schweren Schuhe stehen lassen und in Filzpatschen an den Tisch gehen oder hinaus auf die Terrasse. Hier werden regel­ mäßig Gourmet-Menüs serviert, einmal pro Woche auch abends – nach dem Sonnenuntergang gehört die Aufmerksamkeit der von der unglaublichen Aussicht verwöhnten Gäste dann ganz ­ihren Tellern und Gläsern. Täglich von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr Küche: exzellente Mittagskarte von 11.30 Uhr bis 15.00 Uhr, Weinraritäten auch glasweise

Elegante regionale Küche, über 3000 Meter hoch: IceQ auf dem Gaislachkogl

FOTO: PHILIPP HOR AK

tünde der IceQ zum Bei­ spiel in Sölden, in Inns­ bruck oder in München, man würde an der Architektur des Hauses die Luftigkeit, die Eleganz und die Klarheit der Formgebung loben: ein mehr­ geschossiger Würfel aus Glas, auf dessen Oberseite ein weite­ rer funkelnder Kasten leicht nach hinten verschoben wurde, so dass sich in privilegierter Lage eine geräumige Terrasse öffnet. Nun befindet sich das elegan­ te Gebäude aber nicht im Tal, ganz im Gegenteil. Der Höhen­ messer zeigt, wenn man über ­einen ätherischen Steg von der Bergstation der Gaislachkogl­ bahn den IceQ betritt, erstaun­ liche 3048 Meter. Man kann über das höchst­ gelegene Restaurant im Ötztal nicht sprechen, ohne die Aus­ sicht in Rechnung zu stellen. Kaum betrittst du das Restau­ rant, bricht die Aussicht sozu­ sagen über dich herein. Die an drei Seiten mit Panorama­ fenstern versehene Gaststube hebt den Gast in die hochalpine Landschaft, ohne dass er von Wind, Kälte oder Wetter behel­ ligt würde. Sobald du am Tisch Platz genommen hast, erscheint die Aussicht wie eine brillante ­Illustration, die wegen des Feh­ lens der gewohnten Sensorik fast surreal wirkt. Dieser Eindruck verstärkt sich, wenn die Karte an den Tisch kommt und der Somme­ lier die Weinempfehlungen aus­ spricht: in einem Panorama­ eisschrank an der Rückwand des Gastraums befinden sich gut ausgewählte Weine, vom

leichten deutschen Riesling von der Mosel bis hin zum legen­ dären „­ Pétrus“ aus Pomerol nahe Bordeaux. Auch der von drei ­Pinot-Noir-Winzern aus Öster­ reich, Deutschland und Südtirol gekelterte Pino 3000 (vgl. „Wild­ spitze“ Nº 5 von 2013) reift hier in kleinen Holzfässern und volu­ minösen Flaschen. Dazu liefert die Küche Mahl­ zeiten, die der speziellen Lage angemessen sind – und sich doch standhaft sämtlichen Gipfel­k lischees (Germknödel! Land­jäger!) widersetzen. Fleisch vom Ochsen und vom Lamm aus dem Ötztal steht im Mittel­ punkt, es gibt gut abgeschmeck­ tes und mit leichter Hand an­ gerichtetes Tatar, das Filet vom „Ox am Berg“ oder Lamm­ koteletts mit jungem Lauch und Stampfkartoffeln; die Klammer, die der Küchenchef

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KULTUR

FOTOS: PHILIPP HORAK

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Braukessel im „Krone“-Keller, Neo-Braumeister Yannick Allombert mit „Krone“-Patron Walter Hager (re.)

KELLERBIER Ötztaler Bier. Yannick Allombert kam als Küchenchef der „Krone“ nach Umhausen. Inzwischen ist er auf- bzw. abgestiegen – als Braumeister in den eigenen Keller.

A

n der Adresse Dorf 30 in Umhausen wissen nicht nur Eingeweihte, was sie zu erwarten haben, sobald sie sich auf eine Holzbank der „Krone“-Stube fallen lassen: Es wird, wie man so schön sagt, „eppas Guets“ zum Essen geben, eine ehrliche, bodenständige Mahlzeit. Es gibt klarerweise auch was Feines zu trinken, gute Weine zum Beispiel, kühles Wasser, aber auch Bier: Dieses Bier jedoch ist etwas Neues, etwas Spezielles. Seine Farbe ist dunkler als

­ ewohnt und der Geschmack g voller und hopfiger, um eine Spur bitterer. Kein Zweifel, ­dieses Bier hat Charakter – und eine Eigenart: Es wird, wie das Etikett auf der Flasche verrät, im Ötztal gebraut. Um genau zu sein, muss man aus der wunderschönen Stube der Krone nur eine Stiege hinunter in den Keller gehen, um dort einen nicht besonders großen Kupferkessel vorzufinden, neben dem glücklich grinsend und ein bisschen schwitzend der Braumeister steht: Yannick Allombert, der

aus dem Elsass stammende und über mehrere Stationen nach Umhausen eingewanderte Er­ finder eines neuen, charmanten Craft-Biers. Allombert war vom Patron der Krone, Walter Hager, ursprünglich als Küchenchef engagiert worden. Hager arbeitet mit beträchtlicher Sorgfalt daran, das Angebot der Krone grundsätzlich zu regionalisieren, er lässt ausschließlich mit Produkten aus der unmittelbaren Nähe arbeiten und engagiert sich ­leidenschaftlich für alles, was ­irgendwann, zum Beispiel nach Behandlung durch die KroneKüche, zu „eppas Guetm“ werden könnte. Für diesen Prozess der Ver­ feinerung war Yannick Allombert vorgesehen. Allerdings kam bald etwas dazwischen: Auf einem seiner Spaziergänge stieß Allombert auf wilden Hopfen, der in Umhausen alte Bäume umrankte. Er sammelte das Gewächs

und begann, zunächst höchst provisorisch, daraus Bier zu brauen. Dieses Bier schmeckte anders als jedes andere Bier, das er kannte, aber noch nicht so, wie er es sich vorstellte – also probierte Yannick es von neuem, braute, verkostete, holte den Chef dazu, die beiden verkosteten, diskutierten, entflammten regelrecht für die Idee eines ­eigenen Krone-Biers. Hager ­hatte im Keller seines 1620 ­gebauten Hauses einen Raum frei, den Yannick als Braustube benutzen durfte. Die Braustube ist ein sympathisches Provisorium. Der Kessel mit seinem Inhalt von 30 Litern ist im Vergleich zu großen Braue­ reien ein Winzling. Die Produktion von ein paar hundert Flaschen pro Woche zielt nicht auf das ganz große Publikum – aber die meisten, die ein „Ötztaler Bier“ ergattern, haben nach dessen Genuss nur einen Wunsch: noch eines.


Die Gesamtausgabe

„Die Wildspitze“ ist die Zeitschrift für das intensive Erleben des Ötztals. Sie erzählt Geschichten über Menschen, Landschaften, über versteckte Winkel. Sie macht Bräuche und Traditionen zum Thema, Speisen, Ausblicke, Denker und Athleten: die Summe dessen, was das Ötztal so außergewöhnlich macht. Alle Ausgaben jetzt elektronisch erhältlich. www.diewildspitze.com

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FOTOS: PHILIPP HORAK

KULTUR

Neue Mühle in Piburg, Mitinitiator Ferdl Plattner (o. re.) beim Mahlen: den Zufall genutzt, um die Gemeinschaft zu stärken

DER STEIN VON ALLEN

Brauchtum. In Piburg wird ein 220 Jahre alter Mühlstein gefunden. Was tun die Piburger? Bauen gemeinsam eine neue Mühle.

D

iese Geschichte beginnt mit einem Stein. Der Stein ist wuchtig, rund und hat ein Gewicht von etwa 220 Kilogramm. Er wird an ei­ nem Sommertag des Jahres 2011 in einer Wiese in Piburg, ober­ halb des idyllischen Piburger Sees, gefunden und ausgegra­ ben. Aber erst als den Bewoh­ nern von Piburg klar geworden ist, dass es sich bei dem Trumm um den Mühlstein der ehemali­ gen Mühle am Seabachl han­ delt, beginnt sich so etwas wie

ein gemeinsamer Wunsch zu ­artikulieren. Die alte Mühle war viele Jahr­ zehnte in Betrieb gewesen, sie war ein Zentrum der Gemeinde gewesen. Bei der Mühle hatte man sich getroffen, hatte sich ausgetauscht, getratscht, gelacht. Als es in den fünfziger Jahren schwierig wurde, die Mühle öko­ nomisch noch zu rechtfertigen, legte man sie still, in den sech­ ziger Jahren wurde sie geschleift. Der Mühlstein blieb liegen, es wuchs Gras darüber.

Heute hat es Ferdl Plattner, Tischlermeister in Piburg, nicht weit zur neuen Mühle. Seine Werkstatt befindet sich im letzten Haus der Ortschaft, bevor der Weg hinunter zum See abbiegt, wo ein Brückchen auch über das Seabachl führt. Mit e­ inem durchaus zufriedenen Lächeln öffnet der Tischlermeister die Absperrung und lässt Wasser in die hölzerne Zuleitung, die gleich darauf das Mühlrad in Bewegung setzt, langsam, dann immer schneller. Das Mühlrad ist neu. Die Wän­ de sind neu, das gesamte Innen­ leben der neuen Piburger Mühle ist neu. Alt ist nur der Mühlstein – und der Wunsch der Piburger, ­etwas „für die gute Gemeinschaft“ zu unternehmen, wie Ferdl Platt­ ner sagt. Dieser Wunsch schlug mit Kosten von 80.000 Euro für das Material und 2500 Arbeits­ stunden aller Gewerke zu Buche – und manifestiert sich nun in der fast kindlichen Freude der

Anwohner, wenn das Mühlrad schnurrt „wie eine Nähmaschin’“. In einer kleinen Nische der Holzvertäfelung ist eine Flasche Schnaps untergebracht, das muss schon sein, und außen, gleich neben der Mühle, ist ein Backofen aufgestellt worden, in dem das Mehl, das der alte Mühlstein aus Weizen, Dinkel oder Roggen gemahlen hat, zu Brot gebacken wird. Die neue Mühle hat längst die Funktion der alten Mühle übernommen: Sie stiftet Ge­ meinschaft. Sie mahlt das Mehl, aber vor allem dient sie den ­Piburgern zur Selbstvergewisse­ rung: Das ist unser Ort. Wir ­haben ihn mit eigenen Händen geschaffen. „An den Samstagen“, sagt Ferdl Plattner, der als Ob­ mann des Piburger Brunnen­ vereins fungiert, „sind fast schon zu viele Leute da.“ Aber er sagt das mit dem milden Lächeln dessen, dem gar nicht genug Leute da sein können.


PROMOTION

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Ötztal und BMW: wo Fahrfreude neu definiert wird

FREUDE AM FAHREN Ob auf der Piste oder daneben – BMW gibt im Ötztal Gas.

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erge, Schnee und Autos. Eine Kombi­ nation, die normaler­ weise nur selten Spaß macht. Doch im Ötztal sieht das anders aus. Als offizieller Partner­ des Ötztals beweist BMW, dass faszinierende Bergwelten, atem­ beraubende Schneelandschaften und purer Fahrspaß perfekt ­harmonieren. So wird auch in

diesem Winter zusammen mit den Bergbahnen Sölden und Skiline der BMW xDrive Cup veranstaltet, bei dem sich der ambitionierte Ski- oder Snow­ boardfahrer mit anderen Winter­ sportlern messen kann. Alles, was er dafür benötigt, ist ein Ski­ pass bzw. die Skipassnummer und natürlich den Mut, eine ­R iesenslalomstrecke – das Herz­

stück des BMW xDrive Cups – an­ zugehen. Im Ziel angekommen, erwartet den Läufer die eigene Pistenabfahrt als Online-Film, den man ganz nebenbei auch an Freunde verschicken kann. Unter bmw-mountains.com ruft er mithilfe seines Skipasses ganz einfach die Pistenerlebnisse nochmals ab und kassiert dafür sogar Badges, mit denen er auto­ matisch an attraktiven Gewinn­ spielen teilnimmt. Denn unter allen Teilnehmern werden bei den Monatswettbewerben von Dezember bis April exklusive, ­limitierte BMW Skier verlost. Mehr noch: Am Saisonende ­w inken zusätzlich Preise wie ein brandneuer BMW X1 oder ein BMW Ice Perfection Training in Schweden.

Aber auch direkt neben der Piste wartet pure Fahrfreude! Beim BMW Snow and Ice Trai­ ning auf dem Ötztaler Retten­ bachgletscher überzeugt sich der Winterbegeisterte auf 3000 Meter Höhe selbst davon, wie souverän ein BMW mit intelli­ gentem Allradsystem sich auf Schnee und Eis beherrschen lässt. Unter der Anleitung von professionellen Instruktoren kann hier Väterchen Frost ganz selbstbewusst gezeigt werden, wer bei widrigsten Wetter- und Straßenbedingungen immer auf der Spur bleibt. Bereit für neue Herausforde­ rungen? Dann erleben Sie das Ötztal. Hier wird Fahrfreude neu definiert. Ob nun auf der Piste. Oder daneben.


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KULTUR

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A

uf den ersten Blick, zum ­Beispiel beim Ankommen, ist der Bichl viel­ leicht ein ausnehmend schönes Ensemble zweier breitschultriger Bauernhäuser. Aber es dauert nicht besonders lange, während man zum Beispiel auf der Ter­ rasse der Jausenstation sitzt und eine Marende isst, dass sich ein anderes, intensiveres Gefühl ­einstellt. Es ist ein Gefühl der Ruhe, aber auch der Verbunden­ heit mit dem Ort, den man gerade erst kennengelernt hat. Es ist das Gefühl, an einem außergewöhnlichen Ort ein­ getroffen zu sein. Vielleicht liegt das daran, dass die Lage der Häuser auf einem kleinen Plateau oberhalb von Niederthai so bemessen ist, dass es keinen Durchgangsver­ kehr gibt, es sei denn, der Nach­ bar am Ende der Straße kommt von der Arbeit nach Hause. Der Blick hinunter ins Tal ist weit und ausschweifend. Die Höhen­ lage – der Bichl liegt auf 1600 Metern – trägt dazu bei, dass man nicht nur die Talkrümmung zwischen Oetz und Längenfeld im Blick hat, sondern auch das gegenüber am Berghang ­liegende Dorf Köfels. Dahinter rücken schon einige Gipfel des Piztals ins Bild. Das Plateau ist von der Sonne begünstigt, und vielleicht trägt auch der hohe Himmel zu der optimistischen Stimmung bei, die den Ort durchwirkt. Aber auch das ist nur ein Teil der Geschichte. Diese beginnt, wie der ­A rchitekt Hermann Holzknecht erzählt, zu einem Zeitpunkt, als ein berühmter Ötztaler, der Arzt Hans Marberger, beschloss, den Bichl zum Archetyp seiner Hei­ mat zu machen. Hans war 1917 in Umhausen als achtes Kind der Gastwirtsfamilie Marberger geboren worden, hatte in Inns­ bruck Medizin studiert und sich bald auf die Urologie speziali­

CHARAKTERHAUS

Architektur. Der Bichl in Niederthai beweist, dass Architektur mehr ist als Gestaltung. Zum Beispiel Warten, Fühlen und Zuhören. siert. Er absolvierte mehrere Studienaufenthalte im Ausland, Krakau, Stockholm, Iowa City. Aus den USA brachte Marberger nicht nur die revolutionäre Methode der „transurethralen Prostataresektion“ mit nach Hause, sondern auch das bren­ nende Bedürfnis nach einem Ort, der ihm Heimat sein konnte. Wie Holzknecht ganz richtig anmerkt, ist das Zurückkommen

weit schwieriger als das Fort­ gehen. Marberger erwarb also den Bichl, wo ein älteres Ehe­ paar gewohnt hatte, und machte den Weiler, den es schon im 13. Jahrhundert gegeben hatte, zu seinem Zuhause im Tal. Dazu ließ er einen Neubau errichten, eine Art halbprivates Gästehaus für spezielle Patienten. Mar­ berger, inzwischen eine unbe­ strittene Koryphäe auf dem Gebiet der Urologie, behandelte

prominente Patienten aus aller Welt und brachte sie, wenn sie nach ihren intimen Eingriffen der Erholung bedurften, im Bichl-Gästehaus unter. Dort war für ihren Komfort gesorgt. Sogar ein Schwimmbad hatte Marberger an exponierter Hanglage in den Neubau inte­ grieren lassen. Marberger nahm sich des damaligen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky


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KULTUR

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FOTO: ELIAS HOLZKNECHT

Der Bichl ist ein Ort in privilegierter Lage, der alle Voraussetzungen für eine Nutzung als Luxusobjekt hätte. Architekt und Eigentümer wollten aber mehr als Luxus.

genauso an wie prominenter Patienten aus dem Nahen Osten, aber er vergaß darüber nie die sogenannten „kleinen Leute“, denen er sich durch seine Her­ kunft stets zugehörig fühlte. Viele von ihnen ließen sich von ihm „das Wasser machen“, wie es hieß, und wenn sie ihn ehr­ fürchtig auf seine prominenten Patienten ansprachen, antwortete Marberger mit entwaffnender Derbheit, dass diese, wenn erst einmal der Maßanzug abgelegt sei, auch nicht anders aussähen als sie selbst. Sprache, Formgefühl, Zunei­ gung zu den Menschen: Mar­ berger begründete, wie Hermann

Holzknecht sagt, auf dem Bichl „Heimat durch sein Tun“. Das, so der Architekt, sei ihm in der Beurteilung eines Hauses viel wichtiger als dessen „pure Bau­ lichkeit“. Holzknecht kam ins Spiel, als Hans Marberger, schon hoch­ betagt, in den neunziger Jahren seinen jungen Freund, den Söl­ der Hotelier Martin Riml, kon­ taktierte, um ihm den Bichl zu verkaufen. Das Haus sei, fand Marberger, beim traditions- und kulturbewussten Riml in den richtigen Händen. Riml über­ nahm das Haus samt dem Ehe­ paar Andrea und Hansjörg Holzknecht, die für Pension und

Jausenstation zuständig waren (und das im Übrigen bis heute sind). Dann konsultierte er den für seinen sorgfältigen Umgang mit traditioneller Bausubstanz bekannten Architekten Holz­ knecht, um sich mit ihm über die Zukunft des Bichl auszu­ tauschen. Anfang der neunziger Jahre führten die beiden die erste gemeinsame Begehung durch. Das Haus war keineswegs in optimalem Zustand. Die Grund­ substanz war über die Jahr­ zehnte immer wieder „geflickt“, ergänzt und teilweise erneuert worden, so dass das Bauern­ haus weniger einen polierten, unangreifbaren Eindruck erweckte, sondern eher das Bild einer zusammengelebten Architektur abgab. Schränke, die sich auch im Ferdinandeum in Innsbruck gut machen wür­ den, standen, wie Holzknecht sagt, neben Möbeln, „die seit zwanzig Jahren auf den Müll gehören“. Holzknecht nennt das „Charakter“.  Als freundschaftliche Provo­ kation brachte der Architekt Holzknecht dem Bauherrn Riml zur Begehung ein Buch mit: Tolstois „Wieviel Erde braucht der Mensch?“, eine Parabel, in der das Schicksal eines Bauern erzählt wird, der an seiner Hab­ gier zugrunde geht. Nach einem Wochenende, an dem Riml das Buch gelesen hatte, traf man sich wieder, und Holzknecht ­antwortete Riml auf dessen Frage, was er nun mit dem Bichl anfangen solle: „Lass es so sein, wie es ist.“ In der Antwort schwang alles mit, was Holzknecht an dem ­Ensemble liebt: seine Aura, seine Ausstrahlung; seine Ge­ schichte; die Heimathaltigkeit im besten Sinne. Riml, der – wie Hans Marberger gut gespürt hatte – über feine Antennen ver­ fügt, beherzigte den Rat. Wäh­ rend der nächsten zehn Jahre wurden nur die notwendigsten Reparaturen gemacht. Die auf­

wendige Repräsentationsreno­ vierung, die manch anderer Eigentümer in Angriff genom­ men hätte, blieb aus. „Gott sei Dank“, sagt Holzknecht. 2002 fiel dann der Entschluss, das Ensemble um ein Neben­ gebäude zu ergänzen, das den Besuchern des Bichl zugute­ kommen sollte. Der Zubau aus Holz, der die exponierte Hang­ lage des Ensembles unter­ streicht, nennt sich bescheiden „Seminarraum“. Er hat ein Pult­ dach nach der Art eines Schup­ pens, „um die Unterordnung unter die Hauptgebäude zu demonstrieren“, gleichzeitig ragt er weit über den Hang hinaus und entfaltet, von unten gesehen, mächtige Wirkung im Land­ schaftsraum. „Wir wollten“, sagt Holz­ knecht, „die Qualität der Land­ schaft erlebbar machen.“ Um den Raum auch kulturell zu flämmen, fanden in Zusam­ menarbeit mit der Gemeinde Umhausen zwischen 2003 und 2013 zahlreiche Veranstaltungen unter dem Motto „Kultivierter Stammtisch“ statt, in denen unterschiedlichsten Fragen, ­welche die Region betreffen, nachgegangen wurde. „Qualität entsteht aus Begeg­ nungen“, kommentiert Holz­ knecht. Der Ort gewann an Profil und inszenierte gleichzeitig die wichtigsten Qualitäten des Bichl: die Lage an dem jahr­ tausendealten Urweg durch das Ötztal, die Sonnenseite, die Ruhe, die für manche Gäste knapp „an der Grenze des Aus­ haltbaren“ ist – kein Lärm, kein Verkehr, keine Autos. Der Bichl fordert die Fähigkeit seiner Gäste heraus, langsam zu sein. Er lädt ein, der Geschichte des Tals zu folgen – und ihr zuzu­ hören. „Hier“, sagt Hermann Holz­ knecht, als zöge er Bilanz eines Prozesses angewandter Archi­ tektur, „schaut man nicht vorbei. Hier geht man hin.“


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KULTUR

DIE WILDSPITZE 2014

WEIWOLDAREN (Ötztalerisch: Falter)

Fauna. Aus unserer Botanisiertrommel: Wir nehmen das Ötztal buchstäblich unter die Lupe – und entdecken ein Spektrum an Farben und Zeichnungen, das reich und rätselhaft zugleich ist. Schmetterlinge im Tal der Extreme. Text und Fotos von Peter Stoeckl


Boloria selene Name lat.

SumpfwiesenPerlmutterfalter Name dt.

Gries, Untenlehn Fundort

1500 m Seehöhe

6. 7. 2010, 18:49 Datum, Uhrzeit

Sautens Umhausen

Längenfeld

Oetz Sölden Obergurgl Vent

Der Sumpfwiesen-Perlmutterfalter steht auf der Vorwarnliste der ­bedrohten Arten. Er ist in Feucht­ gebieten zu Hause. Da diese in heißen Sommern oft austrocknen, zählt er zu den Verlierern des Klimawandels. Von Wasserläufen durchzogene Hänge und Almböden bis etwa 2000 Meter sind im Ötztal sein bevorzugtes Revier. Seine Raupe nährt sich von Veilchen.


46

KULTUR

DIE WILDSPITZE 2014

Adscita geryon Name lat.

SonnenröschenGrünwidderchen Name dt.

Vent, Mutsbichl Fundort

2350 m Seehöhe

5. 7. 2011, 18:43 Datum, Uhrzeit

Sautens Umhausen

Oetz Längenfeld Sölden Obergurgl Vent

Grünwidderchen zählen in Mitteleuropa zu den gefährdeten Schmetterlingen. Die hier abgebildete Art lebt auf warmem Trockenrasen und alpinen Matten bis in eine Höhe von 2400 Metern. Sie gilt als selten. Nur in den Alpen ist sie an manchen Orten gelegentlich noch häufig. Die Raupe nährt sich vom Gelben Sonnen­ röschen. Grünwidderchen lassen sich meist nur nach mikroskopischer Untersuchung sicher bestimmen. Bei dem hier abgebildeten Pärchen auf einer Blüte der Arnika könnte es sich auch um das noch seltenere Alpen-Grünwidderchen (Adscita alpina) handeln.

Albulina orbitulus Name lat.

Heller Alpenbläuling Name dt.

Gries, Wilde Leck Fundort

2400 m Seehöhe

3. 7. 2007, 12:32 Datum, Uhrzeit

Sautens Umhausen

Längenfeld

Oetz Sölden Obergurgl Vent

Bei den Männchen sind die Flügel von strahlendem Hellblau, die Weibchen ­dagegen sind unauffällig braun bestäubt. Die Art fliegt im skandinavischen Hochland und in den Alpen, dort in Höhen von etwa 1500 bis 2700 Metern. In Europa fliegen zahlreiche Arten von Bläulingen, die einander an ihren Flügel­ oberseiten oft sehr ähnlich sind. Der Helle Alpenbläuling gibt sich durch seine von hellen ovalen Flecken unterbrochene graubraune Flügelunterseite gut zu erkennen. Bläulinge versammeln sich gerne an Dung und feuchten Wegstellen, wo sie Mineralstoffe aufnehmen. Auch salzige, schweißnasse Wanderer sind ihnen willkommen.


Boloria pales Name lat.

HochalpenPerlmutterfalter Name dt.

Gries, Wilde Leck Fundort

2400 m Seehöhe

3. 7. 2007, 14:38 Datum, Uhrzeit

Sautens Umhausen

Oetz

Längenfeld

Sölden Obergurgl Vent

Parnassius apollo Name lat.

Roter Apollo Name dt.

Längenfeld, Konerbach Fundort

1400 m Seehöhe

8. 7. 2010, 18:15 Datum, Uhrzeit

Sautens Umhausen

Längenfeld

Oetz Sölden Obergurgl Vent

Der große, auffallend gezeichnete Schmetterling gilt in Europa als die stark bedrohte und streng geschützte Art schlechthin. Sein Lebensraum sind sonnige, trockene Standorte mit steinigem Untergrund, vor allem felsige Hänge, Geröllhalden und Felskanten. Die Art ist gebunden an das Vorkommen der Fetthenne ­(Sedum), der Futterpflanze der Raupe, und besucht als Falter sonnige, nektarreiche Blumenwiesen mit Disteln, Flockenblumen und Oregano. Der ähnliche Hochalpen-Apollo (Parnassius phoebus sacerdos), der ebenfalls im Ötztal anzutreffen ist, bewohnt dagegen feuchte Quellfluren oder die Ufer von Gebirgsbächen in höheren Lagen von etwa 2000 bis gegen 2800 Metern, die sich mit den Vorkommen des Roten Apollo nicht überschneiden. An den Talflanken des Ötztals zwischen Umhausen und Sölden steigt der Rote Apollo im frühen Sommer tagsüber vom Talboden bis in Höhen von etwa 1900 Metern und ist dort nicht selten. Zur Nachtruhe kehrt er in tiefere Lagen zurück, meist in die Nähe der Futterplätze seiner Raupe.

Der quirlige kleine Falter besucht von Juni bis August in bodennahem Schwirrflug blumenreiche Hochgebirgs­ matten und bewohnt die europäischen Gebirge von den Pyrenäen, dem Apennin, den Alpen bis zum Balkan und dem Kaukasus in Höhen von 1500 bis 3000 Metern. Seine Raupe lebt an niedrigen Pflanzen und ist nicht ­wählerisch. Veilchen behagen ihr am meisten. Der ­Falter zählt auf den alpinen Matten des Ötztals über 2000 Metern zu den häufigsten Schmetterlingen.


Dieser unterseits bizarr gezackte Falter mag es kühl und feucht. Er fliegt in den Alpen auf Höhen von 600 bis etwa 1500 Metern in einer Generation von Juni bis August. Seine Raupe lebt an ­Wiesenknöterich. Der Falter benötigt blütenreiche Wiesen. Die Aufforstung von feuchten Wiesentälern und die Überdüngung von Wiesen haben den Natterwurz-Perlmutterfalter vielerorts zum Verschwinden gebracht. Zum Schutz dieser exquisiten Falter sollten Bergwiesen ungedüngt bleiben und nur einmal im Jahr gemäht oder extensiv beweidet werden.

Clossiana titania Name lat.

NatterwurzPerlmutterfalter Name dt.

Gries, Untenlehn Fundort

1500 m Seehöhe

9. 7. 2009, 12:43 Datum, Uhrzeit

Sautens Umhausen

Längenfeld

Oetz Sölden Obergurgl Vent

Colias palaeno Name lat.

Moorgelbling Der auffallend bunte Falter war lange Zeit in Europa weit verbreitet. Heute ist er dort außer in Skandinavien fast nur noch an kleinräumigen Feuchtbiotopen der Alpen zu finden, wo die einzige Futterpflanze der Raupe – die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) – wächst und die Falter zugleich an nahen Bergwiesen ein reiches Angebot an Nektarblüten vorfinden. Im Ötztal leben einige isolierte Populationen an moorigen Plätzen nahe der Waldgrenze bei etwa 2000 Metern.

Name dt.

Gries, Nisslalm Fundort

2100 m Seehöhe

1. 7. 2007, 14:48 Datum, Uhrzeit

Sautens Umhausen

Längenfeld

Oetz Sölden Obergurgl Vent


DIE WILDSPITZE 2014

KULTUR

Melitaea diamina

49

Name lat.

BaldrianScheckenfalter Name dt.

Gries, Untenlehn Fundort

1500 m Seehöhe

5. 7. 2010, 19:30 Datum, Uhrzeit

Sautens Umhausen

Längenfeld

Oetz Sölden Obergurgl Vent

Der bei hellem Sonnenschein recht scheue und flinke Falter hat hier am Abend auf einer Schafgarbenblüte einen ruhigen Platz zur Nachtruhe gefunden. In Mitteleuropa ist der Baldrian-Scheckenfalter weit verbreitet, doch nur stellenweise häufig. Er liebt sonnige Plätze, Trocken­ rasen, Wiesen am Rand von Mooren, lichte Wälder. Seine Raupe ernährt sich von den Blättern des Baldrians.

Euphydryas cynthia (m.) Name lat.

VeilchenScheckenfalter Name dt.

Vent, Ramol Fundort

2700 m Seehöhe

16. 7. 2009, 14:46 Datum, Uhrzeit

Sautens Umhausen

Längenfeld

Oetz Sölden Obergurgl Vent

Diese bei den Männchen unverkennbar kontrastreich gezeichneten Falter bewohnen Alpenmatten und ­steinige Flächen bis in Höhen von 3000 Metern. Bei starkem Sonnenschein sind sie scheue schnelle Flieger. Bei Wolkenschatten und in den kühlen Morgenstunden sitzen sie oft mit ­geöffneten Flügeln auf Steinen, um sich aufzuwärmen. Die Art ist selten, in manchen Jahren jedoch gebietsweise häufig, wie etwa bei Vent am Vernagtbach oder auf dem Weg zur Similaunhütte.


50

KULTUR

DIE WILDSPITZE 2014

„Büe, loss decht die Weiwoldaren in Rueh! Mechtn ö lebn.“

Q

Peter Stoeckl

Gletscher­ hahnenfuß auf 3200 Metern an der Kreuzspitze vor Similaun und Niederjoch. Auch hier oben sind noch Schmetterlinge unterwegs.

uerfeldein durch ungemähte Wiesen bunten Faltern nachzujagen war seine große Leiden­ schaft. Julach Adl sah seinem Enkel, der Jahr für Jahr seine Ferien daheim im Bergdorf Gries bei Längenfeld verbrachte, erheitert dabei zu. Von Nale dagegen gab’s scheltende Worte. Der Appell der Ötztaler Großmutter, die zerbrechlichen Schmetterlinge in Frieden zu lassen, zeigte Wirkung. Geblieben sind dem Verfasser dieser Zeilen die Freude und das Interesse an den „Weiwoldaren“, wie die Falter in alter Ötztaler Mundart genannt werden. Sie bevölkern noch heute in großer Zahl die Höhen, während sie im Tiefland immer rarer werden. Neuerdings nähert er sich ihnen wie­ der, nun jedoch mit der Kamera. Auch so lassen Falter sich genau betrachten – und sie bleiben am Leben. Schmetterlinge sind nicht nur schön anzusehen. Sie sind auch ein verlässlicher Indikator für den Zustand der Natur einer Region. Angewiesen auf ergiebige Nektarquellen und auf bestimmte Futterpflanzen ihrer Raupen, reagieren Schmetterlinge sehr empfindlich auf Veränderungen ihres Lebensraumes. So war der Hochmoorgelbling einst in Europa von der Arktis bis zu den Alpen weit verbreitet. Seine Futterpflanze, die Rauschbeere, wächst nur auf moorigen Böden. Mit dem Verschwinden der Hochmoore erloschen auch die Vorkommen dieser farbenfrohen Falter in weiten Teilen Mitteleuropas. Ein letztes Rückzugsgebiet bieten kleinräumige Feuchtbiotope der Alpen, wo die Rauschbeere gedeiht und die Falter in der Nähe zugleich während ihrer gesamten Flugzeit bis zur Eiablage gegen Ende Juli ein rei­ ches Angebot an Nektarblüten finden. An der Waldgrenze bei etwa 2000 Metern um Vent, beim Zirbenwald in Ober­ gurgl, um die Nisslalm bei Gries sind die Bedingungen ideal. Die auf mittleren Höhen zweimal im Jahr vorgenommene Mahd, bei der das Heu noch auf den Wiesen trocknet, gestat­ tet einer großen Vielfalt von Blütenpflanzen, ihren Lebens­ zyklus zu vollenden und sich über Samen zu verbreiten. Die traditionelle Bewirtschaftung sorgt für reiche Biodiversität. Im Ötztal finden wir solche Bergwiesen im Sommer von Schwalbenschwänzen, Weißlingen und Gelblingen, Mohren­ faltern, Perlmutterfaltern, Scheckenfaltern, Feuerfaltern, Bläulingen und Widderchen bevölkert. Wenn die mühsame

Mahd von Bergwiesen eingestellt wird, nimmt die Bio­ diversität ab, sobald der Wald die Flächen zurückerobert. Wenn zur Intensivierung der Landwirtschaft auf eine mehrmals pro Jahr stattfindende Mahd von Grünfutter für Silage umgestellt wird, ist ein radikaler Rückgang der Viel­ falt an Blütenpflanzen die Folge. Mit dem Verlust ihrer oft ganz speziellen Futterpflanzen und der Chancen, ihren Lebenszyklus zu vollenden, schwindet mit einem Schlag auch die lokale Vielfalt an Kleintieren, besonders sichtbar an den Schmetterlingen. Mit der Silagewirtschaft breitet sich eine zwar verlockend grün erscheinende, in Wahrheit jedoch lebensfeindlich karge Agrarwüste aus. Wo sich auf mittleren Höhen im Gebirge sonnen­ exponierte Geröllhalden einer Nutzung widersetzen, gedeiht die Fetthenne. Dieses Dickblattgewächs dient den Raupen des Roten Apollo zur Nahrung. Waldränder mit blühenden Disteln bieten dem Falter den nötigen Nektar. Wo beides – Geröllhalden und Wiesen oder Waldsäume mit blühenden Disteln – eng benachbart zu finden sind, ist auch der Rote Apollo im Sommer oft zahlreich zu beobachten, wie etwa an den Flanken des Ötztals von Umhausen bis Sölden. Aus den tieferen Regionen Mitteleuropas ist der Rote Apollo infolge von Flurbereinigungen und der Aufgabe von Beweidung bereits seit Jahrzehnten verschwunden. Überraschen mag in jedem Fall die Artenvielfalt an Schmetterlingen in der rau und lebensfeindlich anmuten­ den alpinen Stufe über der Waldgrenze. Neben flugstarken Pionieren wie dem Kleinen Fuchs, der sich vom Tiefland bis zur Schneegrenze wohl zu fühlen scheint, finden sich dort Schmetterlinge, die, ans Hochgebirge angepasst, auch nur dort anzutreffen sind: so etwa der Helle Alpen­ bläuling, der Hochalpen-Perlmutterfalter, der VeilchenScheckenfalter, das Hochalpen-Widderchen, der Engadiner Bär und der Matterhornbär, von dem im Ötztal zwischen Similaun und Hochjoch eine isolierte Population auf 2600 bis 3200 Meter Höhe lebt. Im Jahr 2006 kam es zur Gründung des Naturparks Ötz­ tal. Er reicht über eine Fläche von 510 Quadratkilometern von der Talsohle bis zum Gipfel der Wildspitze und bietet eine solide Grundlage für den nachhaltigen Schutz der Naturlandschaften und der traditionellen Bewirtschaftung in der Region. Es macht Freude, den Naturpark Ötztal (www.naturpark-oetztal.at) und den mit ihm eng kooperie­ renden Ötztal Tourismus (www.oetztal.com) mit Beobach­ tungen und Fotos ein wenig darin zu unterstützen, die großartigen Natur- und Kulturlandschaften des Ötztals zu bewahren und für jene Menschen schonend und respekt­ voll zu erschließen, die in der Natur Erholung suchen. Das Planungsbüro Liquid Frontiers, das mit seinem Konzept „Nature on Stage“ für die Gestaltung von fünf über das gesamte Tal verteilten Stationen des Naturparks Ötztal als Sieger eines Wettbewerbs hervorging, zeigt seit 2014 am Taleingang in Ambach als Fotoinstallation die Arten­ vielfalt an Schmetterlingen „im Tal der Extreme“. Dr. Peter Stoeckl, Assistenzprofessor am Institut für Design der Universität für angewandte Kunst Wien, dokumentiert als Naturfotograf in seiner Freizeit auf Bergwanderungen Pflanzen und Kleintiere, insbesondere Schmetterlinge. Die Sommer seiner Kindheit verbrachte er in Gries bei Längenfeld, wo seine Großeltern auf 1600 Meter Höhe als Bergbauern lebten.


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INTERVIEW

DIE WILDSPITZE 2014

„Ich bin noch nicht am Ende

Fritz Dopfer, 27, fährt seit 2007 für den Deutschen Skiverband. Er zählt im Slalom und im Riesenslalom zur absoluten Weltspitze.


Trainingseinheit auf dem Rennrad auf der Passstraße von Obergurgl Richtung Timmelsjoch-Mautstelle.

der Fahnenstange angelangt“ Ein offenes Gespräch mit dem deutschen Slalom-Ass Fritz Dopfer. Über verlorene Zeit, gezwungenes Glück, ein Studium als Spitzensportler und den Tunnel, in den man eintauchen muss, um das erste Rennen zu gewinnen. Interview: Peter Reinthaler und Christian Seiler Fotos: Philipp Horak

Ovitae nonecte pa iur reriandia nectumet velless itibea nos aut a quostis dem ducipsuscia delita venihil id quunt faceat ariberu ntemodis endeles cienducil inctati ones


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W

INTERVIEW

as bedeuten fünf Hundertstelsekunden für Sie?

Eine schmerzlich kurze Zeitspanne.

Sie haben bei den Olympischen Spielen in Sotschi um fünf Hundertstel die Bronzemedaille verpasst. Fühlen Sie den Schmerz noch immer?

Nein. Ein paar Stunden nach dem Wettkampf hab ich schon wieder den Kopf oben gehabt und die Lehren daraus gezogen … Was für Lehren zieht man daraus, dass man Pech gehabt hat?

Dass man am Tag X, wenn alle ihr Aller­ bestes geben, vorne mit dabei ist. Und dass es sogar möglich gewesen wäre, eine Medaille zu gewinnen, speziell im ersten Lauf, als ich einen Fehler hatte, der weit mehr als fünf Hundertstel gekostet hat. Wissen Sie während der Fahrt sofort: Jetzt ist eine Sekunde weg?

30 gefahren bin, war ich happy. Das reicht heute nicht mehr. Es muss mehr sein.

Ja, eine echte Top-Platzierung. Ich brauche ja die Bestätigung, dass mein Weg richtig ist, dass ich auch nach vorne komme, wenn ich den nächsten Schritt mache. Also, für uns Laien: Wie lautet die Botschaft an den Körper, wenn das Glück einfährt?

Faust hochreißen. Laut schreien. Wann war es denn zum ersten Mal so weit, dass Sie sich dachten: Top-30 ist nicht mehr mein Thema?

Ich hatte einen holprigen Start in den Weltcup. Ich bin eineinhalb Jahre mit dem Weltcupzirkus mitgefahren und habe mich nie für die Top-30 qualifiziert. Hatte 25 Weltcup-Einsätze und immer eine auf den Deckel bekommen. Nicht qualifiziert. Nicht qualifiziert. Erst im Winter 2009/10 hat es in

In Sotschi schon, ich bin zu langsam ins Flachstück gekommen. Und als ich im Ziel meine Zeit sah, wusste ich, dass ich recht gehabt habe.

Welche Auswirkung hatte dieses Erfolgs­ erlebnis?

Dass ich mich von da an in jedem Rennen qualifizieren konnte. Die Platzierungen wurden immer besser, und 2011/12 war ich endlich dort, wo ich immer hinwollte. Top-7, mitten in der absoluten Weltspitze. Wie sah der ÖSV Ihren Wechsel zum Deutschen Skiverband?

Nicht unbedingt mit Wohlwollen. Ich hatte in Stams ja eine richtig gute Ausbildung vom ÖSV bekommen, und man hat wohl gewisse Hoffnungen in mich gesetzt. Aber es war die richtige Entscheidung, wie sich heute zeigt. Weil Sie sich damals keine Chance aus­ rechneten, für Österreich im Weltcup ein­ gesetzt zu werden?

Im ÖSV hätten Sie …

… fünf, maximal zehn Einsätze bekommen. Es gab einfach zu viele gute Athleten für die Startplätze. Außerdem bin ich in Oberbayern aufgewachsen, ich habe dort meine Wurzeln. Der Wechsel zum Deutschen Skiverband war also nicht ganz allein sportlich motiviert.

Der zweite Durchgang war technisch schwieriger – und ich hatte die bessere Start­nummer. Was spüren Sie denn, wenn Sie durchs Ziel fahren und es erscheint neben Ihrem Namen die Ziffer 1?

Emotionen, die ich außerhalb des Sportlerlebens wahrscheinlich nicht mehr erleben werde.

Skisport ist in Deutschland nicht ganz so populär wie in Österreich …

Warum?

… als hätte man eine Droge genommen?

Hatten Sie an der gezweifelt?

Natürlich. Nach 25 Fehlversuchen gibt es niemanden, der nicht an sich zweifelt.

Keine Chance. Und was ich beim ÖSV sicher nicht bekommen hätte, wäre Zeit. Zur Erinnerung: Ich hatte mich im Weltcup 25-mal nicht [für den zweiten Durchgang] qualifizieren können.

Sie waren im ersten Durchgang nur ­Vierzehnter mit 1,76 Sekunden Rückstand. Wieso konnten Sie noch so viel aufholen?

Nach einem guten Lauf weiß ich meistens, dass ich gut war. Aber dann kommt erst der Moment der Bestätigung. Das subjektive Gefühl wird durch die Zeitnehmung objektiviert. Wenn beides stimmt, setzt das eine enorme Energie frei. Du weißt, dass du dir trauen kannst, du fühlst das Vertrauen in die eigene Stärke. Dann kommen die Gedanken und die Emotionen nach, es löst sich die Spannung, die sich durch viele Wiederholungen und Anstrengungen im Training aufgebaut hat – die Unsicherheit, die sich dabei aufgebaut hat, ist mit einem Schlag weg. Für ein paar Sekunden ist alles nur schön und positiv.

DIE WILDSPITZE 2014

Nein. Für Fußball interessiert man sich noch ein bisschen mehr. Aber es tut sich was. Die Erfolge im Herrenteam bringen Aufmerksamkeit. Ich empfinde das als Anerkennung.

„Nach einem guten Lauf verschwindet jede Unsicherheit. Für ein paar Sekunden ist alles nur positiv.“ Kranjska Gora zum ersten Mal geklappt, da bin ich mit Startnummer 55 unter die Top30 gekommen, habe im ­z weiten Durchgang eine günstige Startnummer gehabt und bin prompt Laufbestzeit gefahren.

Sie haben neben dem Sport auch ein Studium angefangen. Nicht unbedingt üblich für einen Spitzensportler.

Ich habe schon in Stams Sport und Schule gut unter einen Hut gekriegt. Skisport allein genügt mir nicht. Ich brauche auch geistige Herausforderungen, deshalb habe ich mich für einen Studiengang in Ansbach bei Nürnberg eingeschrieben, der speziell für Leistungssportler eingerichtet wurde. Ich habe gerade meine Bachelorarbeit in Sport­ marketing abgegeben. Hilft Ihnen das dabei, den Spitzensport einzuordnen, vielleicht sogar, ihn nicht zu wichtig zu nehmen?

Kann ich nicht vergleichen – aber was stimmt, ist, dass man von diesem Gefühl abhängig werden kann. Wegen dieses Gefühls ordnet man dem Sport auch sehr, sehr viel unter.

Hoppla. Es lohnt sich doch.

Kein Gedanke an Geld, Ruhm, Glanz?

Ein Medikament gegen die Zweifel.

Studenten sind im Weltcupzirkus eher in der Minderheit.

In diesem Augenblick nicht. Kein bisschen.

Genau. Ich bin ein Typ, der sich erst beweisen muss, dass er etwas draufhat. Dann kann ich es auch regelmäßig umsetzen. Das Ergebnis war ein Quantensprung für mich. Sozusagen die Daseinsberechtigung im Weltcup.

Das hat auch damit zu tun, dass nicht viele Länder Leistungssportler durch spezielle Studienlehrgänge so unterstützen. Für mich wäre es fast fahrlässig, diese Möglichkeit auszulassen.

Verändert sich das Gefühl mit dem eigenen Leistungshorizont?

Es verschiebt sich, ja. Als ich vor drei, vier Jahren mit Startnummer 50 unter die ersten

Was sagte das Gefühl?

Es ist ein gutes Gefühl, ein zweites Standbein zu bekommen.


DIE WILDSPITZE 2014

55

INTERVIEW

Aber das kann ich nicht steuern. Das kommt einfach so raus. Wie nehmen Sie das Publikum wahr, wenn Sie so konzentriert auf den Weg gehen?

FOTO: ÖTZTAL TOURISMUS/ERICH SPIESS

In Schladming zum Beispiel stehen 50.000, 60.000 Leute am Rand der Piste, zehn Meter von dir entfernt. In den ersten zwei Jahren hab ich zum Teil gehört, was die rein­ geschrien haben. Das ist jetzt vorbei. Wenn der Sprecher die Zeit durchsagt und die Zeit ist gut, dann gibt es einen Aufschrei, den Sie nicht überhören können. Und wenn der Aufschrei ausbleibt, dann merken Sie das doch auch.

Du nimmst es wahr, aber du verarbeitest es nicht. Du kannst dich bei einem Slalom maximal auf zwei Dinge konzentrieren, auf strategische Punkte der Strecke und dass du dir selbst immer sagst: Gib Gas – Informationen von außen kannst du nicht mehr verarbeiten.

Fritz Dopfer in Action (hier beim Riesenslalom in Sölden): auf der Suche nach dem eigenen Limit

Warum das Kreuzzeichen vor dem Start? Sie wollen nach dem Spitzensport nicht davon leben müssen, einmal Spitzensportler gewesen zu sein.

Genau. Ich bin gerne unabhängig. Sonst würde ich ja nicht studieren. Haben Sie Vorbilder?

Zum Beispiel Ivica Kostelic´. Der hat das, was er vielleicht an Talent nicht hatte, durch harte Arbeit ausgeglichen. Es hat mich auch sehr beeindruckt, dass er völlig auf dem Boden geblieben ist, obwohl er schon alles gewonnen hat. Imposant. Wie motivieren Sie sich für das tägliche ­ raining? Macht doch nicht jeden Tag gleich T viel Spaß.

Ich habe mir eine Motivations-DVD mit meinen Erfolgen der letzten Saison zusammengestellt. Die schau ich mir auf dem Laptop an, weil die Erinnerungen aufsteigen und Gefühle frei machen, die mir die Strapazen des Trainings plausibel machen. Da sind so banale Dinge oft von ganz großer Wirkung. Wo führt Sie Ihre Reise noch hin?

Wenn mir vor zehn Jahren jemand gesagt hätte, dass ich einmal dort stehen werde, wo ich jetzt stehe, hätte ich das kaum für möglich gehalten. Prognosen sind unseriös. Aber ich glaube, dass noch einiges in mir drinsteckt. Wenn ich in gewissen Situationen noch näher an mein Limit herankomme, kommt noch was. Ich bin noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Wie stärken Sie sich gegen die psychischen Belastungen des Spitzensports?

Ich habe nach den Nackenschlägen der ersten Weltcupsaisonen mit einem Mentaltrainer zusammengearbeitet. Beim Skisport passiert im Wettkampf alles Wichtige innerhalb von 60, 70 Sekunden. In dieser Zeit darfst du dir keinen Fehler erlauben, musst deine Leistungsfähigkeit aber ans Limit treiben. Das bedingt, dass du sehr fokussiert

bist. Das war bei mir oft nicht so, speziell vor Weltcuprennen. Da quälten mich manchmal Grundsatzfragen: Hab ich’s überhaupt drauf? Hab ich alles getan? Wenn sich solche Fragen vor dem Rennen stellen …

… hast du’s eh schon verloren. Da galt es gewisse Rituale aufzubrechen und neue Strukturen aufzubauen, vor allem in der unmittelbaren Startvorbereitung. Kleine Dinge, die mir eine gewisse Sicherheit vermitteln. Zum Beispiel?

Dass man, fünf Nummern bevor man ­drankommt, noch mal per Funk die verschiedenen Stellen des Kurses, wo die ­Trainer stehen, durchgeht und fragt, wie die Piste ist. Dass man drei Nummern vorher in die Bindung steigt. Zwei Nummern vor dem Start klatscht man sich mit dem Physio­ therapeuten ab, eine Nummer vorher verreibt man etwas Schnee im Nacken, dann das Kreuzzeichen schlagen, und los geht’s. Was vermittelt Ihnen dieses Ritual?

Ich bewege mich so sozusagen auf einen Tunnel zu. Konzentriere mich nur auf mich, blende alles andere aus. Erst im Ziel wird es wieder hell. Wenn Sie sich selbst im Fernsehen anschauen, kurz vor dem Start: Erschrecken Sie dann?

Nicht mehr. Ich habe so viele Videos von mir gesehen, ich weiß schon, wie ich dreinschaue. Manche Skifahrer schauen vor dem Start wie wilde Tiere aus.

Ich denke, es ist ein Abbild deines Charak­ ters, wie du im Moment der absoluten Konzentration aussiehst. Ich werde zum Beispiel sehr ruhig – und auch etwas verbissen. Doch: Manchmal frage ich mich schon, ob ich das bin, der so verbissen dreinschaut.

Weil ich ein sehr gläubiger Mensch bin. Kirchgänger?

Ja, aber nicht in Gesellschaft. Ich habe auch da meine Rituale. Denken Sie viel nach?

Ja. Über viele Dinge. Vielleicht sogar manchmal zu viel. Ich muss verstehen, warum ich etwas mache. Wenn Sie zum Beispiel hier in Obergurgl ­trainieren: Können Sie die Schönheit der Landschaft genießen, oder sind Sie ganz allein auf sich konzentriert?

Kann ich. Ich bin viel unterwegs, und je älter ich werde, desto mehr nehme ich von der Welt, in der ich mich bewege, wahr. Die Berge zum Beispiel geben mir doch das Gefühl, zu Hause zu sein. Lieber steil oder flach?

Steil. Ich bin ein guter Techniker, und ich komme mit schwierigen Bedingungen gut zurecht. Wie eben letztes Jahr in Sotschi: Der zweite Lauf war, wie wir im Fachjargon sagen, ein „Jägerzaun“ – sehr schwierig. Mir hat er aber getaugt – und fast wäre es sich ja noch ausgegangen. Nur fünf Hundertstel …

Genau. Aber ich bin sicher, dass ich mir das letzte Quäntchen Glück auch noch erarbeite. Kann man das Glück zwingen?

Ich glaube schon. Nein, ich bin sicher.

Fritz Dopfer, 27, geboren in Innsbruck und auf­ gewachsen im bayrischen Schongau, ist ein deutsch-österreichischer Skirennfahrer. Er wurde im Skigymnasium Stams ausgebildet, fährt aber seit 2007 für den Deutschen Skiverband. Dopfer gehört sowohl im Slalom als auch im Riesenslalom zur Weltelite – wartet aber in beiden Bewerben noch auf seinen ersten Sieg. Bei den Olympischen Spielen in Sotschi wurde er mit fünf Hundertstel­ sekunden Rückstand auf die Bronzemedaille Vierter. Dopfer lebt in Leutasch und hat neben der Karriere als Spitzensportler Sportmarketing studiert.


DER BERG UND DU

SPORT UND SERVICE

Klettern. David Lama und Hansjörg Auer empfehlen Touren, eine mit Ski, eine ohne.

D

DIE WILDSPITZE 2014

avid Lama und Hansjörg Auer sind zwei Kletterer von Weltformat. 2014 waren sie gemeinsam mit ihrem Freund und Kollegen Peter Ortner in Pakistan, um ein Grenzen sprengendes Projekt am 7821 Meter hohen Masherbrum im Karakorum anzugehen – 2015 werden sie dorthin zurückkehren, um es zu finalisieren. Hansjörg Auer, der in Umhausen wohnt, klettert regel­ mäßig mit David Lama im Ötztal. Besonders gern gehen die beiden aber auch auf Skitouren, die sie weit weg von den viel­ befahrenen Pisten der Skigebiete führen.

FOTO: MANUEL FERRIGATO

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DIE WILDSPITZE 2014

Zwei Tipps der Profis: Touren, um sich selbst im Ötztal zu verwirklichen

1. Sölder Grieskogel 2911 m

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Eine Skitour auf einen einsamen Gipfel unweit vom Ski­ gebiet Hochsölden. Wer glaubt, hier eine ausgetretene Aufstiegsspur zu finden, hat sich getäuscht. Ausgangs­ punkt für diese Tour ist der Weiler Granstein. Von der Jausenstation Hochwald über einen kurzen Forstweg zur Gransteinalm. Vorbei an den letzten Hütten der einstigen Sölder Bergbauern, erreicht man über das ­sogenannte Marblkar den letzten steilen Gipfelhang. In Spitzkehren geht’s hinauf zum höchsten Punkt.

2. Wilde Leck, Ostgrat 3359 m Eine der besten Gratklettereien des Ötztals überhaupt. Der Aufstieg auf den markanten Gipfel am westlichen Rand des Sulztalferners hat schon viele Alpinisten­ herzen höherschlagen lassen. Feinste Gratkletterei, ­fester Fels im Schwierigkeitsgrad III/untere IV. Von der Ambergerhütte über die sogenannte Sulze zum Beginn des Sulztalferners, der zuletzt sehr an Volumen verloren hat: einer der Spitzenreiter in Bezug auf Gletscher­ schwund der letzten Jahre. Vorbei am Gratausläufer der Zahmen Leck, über den Wilde-Leck-Ferner hinauf und rechts haltend über Blockwerk zum Einstieg und Beginn der Kletterei. Ausgesetzt, immer wieder einigen „Gen­ darmen“ ausweichend, zum kleinen, aber feinen Gipfel­ kreuz. Am besten steigt man über den neu markierten Normalweg entlang der Südwand ab (mit Stellen in II).

Sport Riml Dorfstraße 9, Sporthaus im Zentrum 6450 Sölden, AUSTRIA fon. +43_5254_501-130 fax. +43_5254_501-140 sport@riml.com www.sport.riml.com


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Niederthai: Die Loipe auf dem Sonnenplateau ist zu Saisonbeginn garantiert in Schuss – und bis in den Abend hinein illuminiert.

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Gries: Neben schönen Langlaufloipen wartet auch ein Biathlonstand auf Besucher – mit brandneuen Lasergewehren. laengenfeld_langlaufen13_druck_0512.pdf

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Sport Riml Dorfstraße 9, Sporthaus im Zentrum 6450 Sölden, AUSTRIA fon. +43_5254_501-130 fax. +43_5254_501-140 sport@riml.com www.sport.riml.com

Längenfeld: 50 Kilometer Loipen auf dem Talboden des Ötztals, 1200 Meter hoch


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SPORT UND SERVICE

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FRÜH, SPÄT, TREFFER

Nordische Sportarten. Langlaufen in Niederthai, Biathlon in Gries.

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FOTO: PHILIPP HORAK

ief einatmen, die Stöcke fest in die Hände, das Gewicht über das Becken bringen und mit einem kräftigen Stoß – nein, nicht ab auf die Piste, sondern rein in die Loipe. Den Rhyth­ mus finden, ins Gleiten kommen, Tempo aufnehmen, das Innere nach außen kehren – und Schritt für Schritt in die Landschaft ein­ tauchen, wie sie den Langläufer hier in Niederthai umarmt, sobald er sich auf den Weg gemacht hat. So unterschiedlich die Regionen des Ötztals sind, so mannigfaltig sind die Möglichkeiten, wie sie begangen und erfahren werden ­können. Niederthai und Gries zum Beispiel können mit Land­ schaften aufwarten, die sich optimal dafür eignen, auf Langlauf­ skiern ergangen zu werden. Speziell Niederthai ist gerade dabei, seinen Ruf als Langlauf­ zentrum des Ötztals zu festigen. Um die Loipe schon am Anfang der Wintersaison garantiert in Schuss zu haben, wurde im Sommer 2014 eine Kunstschneeanlage installiert, die eine funktionierende Loipe ab Saisonbeginn garantiert. Zusätzlich sorgt ein neues Beschilderungs­ konzept dafür, dass sich jeder Langläufer zu jeder Zeit orientieren kann und einen Überblick darüber hat, wie viele Kilometer er bereits auf das Konto seiner persönlichen Fitness buchen kann. Damit auch Skifahrer oder Tourengeher nicht darauf verzichten müssen, in Niederthai ihre Runden zu ziehen, wird die 1,55 Kilometer lange Sonnenplateauloipe nach Einbruch der Dunkelheit illuminiert: Sie entfaltet dann als leuchtendes Band in der Dunkelheit des Abends ganz spezielle eigene Reize. Ein besonderes Vergnügen ist das Schnuppern an der mittler­ weile äußerst populären nordischen Sportart Biathlon. In Gries ist ein Biathlonstand eingerichtet, wo Schnupper-Biathleten, aber auch erprobte Sportler mit Lasergewehren ihre Treffsicherheit erproben können.


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SPORT UND SERVICE

„Keine Kabel auf den Reifen. Super!“ Dirk Mertens, 54, Holzingenieur, Conny Engelhart, 51, Kindergärtnerin; unterwegs auf ihrer BMW 1200 GS

„Wunderschön!“ Norbert Ruf, 65, Heizungsmonteur, Burgau (Bayern), BMW 1200

DIE WILDSPITZE 2014

„Immer wieder gerne.“ Sean, 13, und Frank Woods, 58, Schüler und Konferenzdolmetscher, Crailsheim (Baden-Württemberg), Honda CB 1100

IN EINEM SATZ

„Beeindruckend.“ Albin Korber, 54, Kfz-Meister, Straubing, BMW 650 GT

„Atemberaubend.“ Michael Bendigs, 52, EDV-IT-Experte, Ulm (Bayern), Ducati 750 SS

Motorrad. Was empfinden Biker, wenn sie das Timmelsjoch überqueren? Große Emotionen, kurz gefasst.

„Jedes Mal sieht’s anders aus.“ Georg, 51, und Pia Briegel, 51, Ingenieur und Bau­ zeichnerin, Ravensburg (B.-W.), Yamaha FJR 1300

„Völlig ausreichend motorisiert.“ Josef-Siegfried Karl, 46, Bautechniker, BMW K 1300 S

„Geil zwischen Schnee und trockener Straße.“ Gerd Sauter, 53, Unfallchirurg, Ulm, Ducati 900 SS


DIE WILDSPITZE 2014

„Grenzenlose Freiheit.“ Andreas Grubert, 56, Bürokaufmann, Straubing (Bayern), BMW R 100 GS Paris-Dakar

„Schön.“ Theo Vieten, 55, Techniker, Nettetal (­Nordrhein-Westfalen), Triumph 1200

„Grandios und windig.“ Franz Bamer, 58, Maschinenbauer, Weichs (Bayern), Yamaha X-Max 250

„Gebirgig.“ Stefan Berten, 50, Kfz-Verkäufer, Nettetal, BMW R 1150 RT

„Kalt. Grandios. So schön war’s noch nie.“ Heidi Bereuter, 43, und Bernhard Peter, 43, Chefsekretärin und Produktionsleiter, Dornbirn, Harley-Davidson Street Glide

„Der Wahnsinn. Noch nie gesehen.“ Eugen Foos, 27, Fertighausmonteur, Sohren (Rheinland-Pfalz), Honda CBR 1000 Fireblade

„Schön. Muss langsam machen.“ Sergej Nazarenus, 26, Kfz-Mechaniker, Sohren, Suzuki RF 600R

„Natur pur. Aber man muss bremsen.“ Viktor Altach, 25, Maler und Lackierer, Sohren, Yamaha R6

FOTOS: PHILIPP HORAK

„Der Wahnsinn.“ Manfred Fuchs, 43, technischer Zeichner, München, BMW R 1200 GS

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SPORT UND SERVICE


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SPORT UND SERVICE

AMBERGER HÜTTEN-ZAUBER Wandern. Unser Wanderexperte Walter Klier über den Vorderen Sulzkogel und die Amberger Hütte.

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er Sommer 2014 wird uns als „der besonders verregnete“ lange im Gedächtnis bleiben. Es hat gar nicht so arg viel geregnet, aber dafür dauernd, nämlich mindestens alle 24 Stunden einmal. Für unser geplantes Ötztaler Hüttenabenteuer wollten wir aber doch wenigstens 48 Stunden schönes Wetter haben – sollte es doch auch die Besteigung eines ordentlichen Gipfels beinhalten. Nachdem wir die ersten beiden Chancen wegen anderweitiger Verpflichtungen verpasst hatten (Schulschluss, Zelteln an der Adria), war es Ende August endlich so weit. Der Wetterbericht versprach uns zwei aufeinanderfolgende Sonnentage. Der Donnerstagmorgen verging unter hektischem Rucksackpacken, und gleich nach dem Mittagessen brausten wir los, Richtung Gries im Sulztal. Als wir um halb drei auf dem Hüttenparkplatz am hinteren Ortsende von Gries eintrafen, schien immer noch die Sonne, man mochte es kaum glauben. Jeder schulterte seinen Rucksack, jedes der Kinder seinen kleinen, die Mama den mittelgroßen und der Papa den riesigen. Deswegen hatschte er während der folgenden zwei Stunden auch immer der munter ausschreitenden Schar etwas hinterher.

Der Weg zur Amberger Hütte ist breit,

bequem, eher flach und deswegen auch nicht kurz. Zwei Stunden muss man für die 566 Höhenmeter rechnen. Wir schafften es in ungefähr einer Stunde und 58 Minuten; der Papa, fast etwas kurzatmig nach dem Gewaltmarsch, machte sich sogleich an der windstillen Seite der Hütte, wo sich praktischerweise auch die Sonnenterrasse befindet, mit dem köstlichen Vorabendbier der beliebten Oberländer Marke Starkenberger bekannt; die Mama desgleichen. Die Kinder sausten, als hätten sie den ganzen Tag noch keinen Auslauf gehabt, sofort weiter zum Kinderspielplatz.

DIE WILDSPITZE 2014

angekündigte Kinderfreundlichkeit wird auch insofern beinah zum Selbstläufer, als sie genügend Familien anlockt und die Kinder sich dann selber bestens miteinander unterhalten. Schon am See hatten unsere sich mit Marie und Luise aus Aschaffenburg angefreundet, was nach dem Abendessen in einer ausgedehnten Partie Uno gipfelte. Wir spielten bis zur Stunde der Hüttenruhe, wir schliefen alle wie die Ratzen in unserem komfortablen 5-Personen-Lager (keine Schnarcher!), und doch, und doch … in der Früh, als etwas nach sieben das all­ gemeine Wecken losging, war der minderjährige Teil der Mannschaft eindeutig noch in Schlaflaune. Doch zu lang gekartelt … Für diesen Tag hatten wir einen Gipfelsturm geplant: auf den 2795 Meter hohen Vorderen Sulzkogel, den „Hüttenberg“ der Amberger Hütte. Für einen Hüttenberg erwies er sich dann insgesamt als doch recht alpin, nicht nur für uns, sondern auch für die anderen Eltern-KindExpeditionen, denen wir unterwegs begegneten. Was als nette Wanderung auf bloß stellenweise etwas sumpfigem Weg begann (sumpfig auch wegen des verregneten Sommers), wurde mehr und mehr zu einem Turnen über grobes Blockwerk, gewürzt mit einigen Kraxelstellen in ausgesetztem Steilgelände. Wir rasteten; es gab eine kleine Jause; dann

Aufstieg von Gries Richtung Amberger Hütte: ­nette Wanderung, gewürzt mit Kraxelstellen

Die Amberger Hütte präsentiert sich nicht nur im Internet als „kinderfreundlich“ – sie ist es auch wirklich. Der Spielplatz, auf 2135 Metern in hochalpiner Umgebung, glänzt durch einen eigenen See. Das ist der berühmte Schwefelsee, der mit 18 Grad Celsius Badeseetemperatur hat und im Winter demgemäß nicht zufriert. Angeblich halten sich dann sogar Enten hier auf – was sie da zu fressen finden, konnte die Kurzrecherche nicht klären. Die Kinder jedenfalls waren mit dem kleinen Floß sofort in See gestochen, und die zwei Stunden bis zum Abendessen sahen wir nichts mehr von ihnen. Wir konnten sie und die anderen Kinder allerdings hören – und hätten auch gehört, wenn es zu einem Schiffbruch gekommen wäre. Doch das Floß war seetüchtig. Die

ging es ein Stück weiter; dann rasteten wir wieder; dann fing Juliane ihr vor einiger Zeit gebrochener kleiner Zeh wehzutun an; dann überzog der anfänglich strahlend blaue Himmel sich mit widerwärtig grauschwarzem Gewölk, überhaupt zog aus Nordwesten etwas Schwärzliches heran, was wie die Schlechtwetterfront aussah, die doch erst für Abend vorhergesagt war … kurzum, wir machten kehrt. Zuerst machte die Mama mit beiden Mädchen kehrt, der Papa stieg mit dem Sohn weiter bergan, da begann der berüchtigte kühle Wind über die Felsen­ höhen zu blasen, und dann wollte auch der Sohn nicht mehr so recht … So ein Rückzug wurmt einen ja doch. Aber was hilft’s: Wir müssen hinunter (wenigstens hat man ein Motiv, dereinst ­w iederzukommen). Und es ist wie seit eh und je: Je tiefer wir hinabsteigen, desto wärmer, freundlicher, geradezu sommerlich wird es. Die Wolkendecke reißt, wie zum Hohn, noch einmal auf, wenn auch nur kurz. Immerhin reicht es zu einem gemütlichen Mittagessen auf der Sulztalalm, und von ein paar Tropfen abgesehen, erreichen wir den Ausgangspunkt noch trockenen Hauptes. Der Vordere Sulzkogel möge sich in Acht nehmen: Wir kommen wieder!


08.04.2009

Gries 1 Hölltalspitze 3279 m

Lüsener Fernerkogel 3298 m

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Lüsener Spitze 3231 m

Windacher Daunkogel 3348 m

Bockkogel 3095 m

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Hoher Seeblaskogel 3235 m

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Wilde Leck 3359 m Wütenkarspitzen 3219 m

Wildes Hinterbergl 3288 m Hinterer Vorderer Brunnenkogel Brunnenkogel 3325 m 3304 m

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Längentaler Weißer Kogel Bachfallenkopf 3217 m 3178 m

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Geißlehnkogel 3052 m

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Amberger Hütte

Felderlaskogel 2946 m

Roter Kogel 3037 m Sulzkogel HintererVorderer2907 m 2796 m

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Schrankogel 3497 m enbergferner Schwarz Schrankarkogel 3332 m

Hinterer Daunkopf 3225 m

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Schrandele 3392 m

Nördlicher Daunkogel 3075 m

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SPORT UND SERVICE

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Amberger Hütte 2136 m Hintere Sulztalalm 2130 m

Murkarspitze 3150 m

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Sulztalalm Winnebachseehütte

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Reichenkarspitze 2971 m Vordere Sulztalalm 1898 m

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Winnebachseehütte 2361 m

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Gänsekragen 2914 m

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Breiter Grieskogel 3287 m

Larstigspitze 3272 m

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Gries Sulztalalm

Kleiner Lochkogel 2922 m

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Grubealm 1675 m

Gamskogel 2813 m

Nisslalm 2051m

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Strahlkogel 3168 m

Kaiserbergalm 2015 m

Lochkogel 3044 m

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Abseits vom Durch einer prächtigen liegt das Bergd Ausgangspunkt fü derungen, aber Touren und Gletsc jenseits der 3.000

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Grastaler Grieskogel 3288 m

Salchenscharte 2776 m

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1.569 m Hörndle 2985 m WINKLE

Alpengasthof Feuerstein 1505 m

Äußerer Hahlkogel 2655 m

Hahlkogelhaus 2042 m

Zeichenerklärung Legend

Information Klettersteig -

Grastalsee

Campingplatz

Jausenstation Klettergarten

Hemerkogel 2759 m

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Polltalalm

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Fun Park

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Amberger Hütte 2135 m

Schönes Alpenvereinshaus im hintersten Sulztal, bewohnt von Anfang Juni bis Anfang Oktober. www.ambergerhuette.at ZUSTIEG ZUR HÜTTE Ausgangspunkt: Gries im Sulztal, 1569 m Gratis-Parkplatz am Ortsende Höhenunterschied: 566 m Gehzeit Aufstieg 2 Std., Abstieg 2 Std. Von Gries’ östlichem Ortsende stets auf dem breiten Fahrweg, der zunächst eben durch die innersten Grieser Wiesen talein zieht, dann den Bach überquert und die waldige Steilstufe zur freundlichen Gastwirtschaft der Vorderen Sulztalalm, auf 1898 Metern, in einigen Kehren überwindet. Der Weg zieht am linken Talhang empor zu einer weiteren kleinen Verflachung mit der Hinteren Sulztalalm, 2085 Meter. Von dort über ein felsiges Eck weiter hinauf bis zur nördlich über den weiten innersten Böden des Sulztals gelegenen Amberger Hütte.

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Aqua Dome Innsbruck

1.180 m

OBERLÄNGENFELD

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LÄNGENFELD Obere Hemerachalm 2085 m

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Parkplatz - Ca

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Breitlehnalm 1874 m

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Vorderer Sulzkogel 2795 m

2 – 2 ½ Std. von der Amberger Hütte, markierte Steigspuren, im oberen Teil sehr gute Trittsicherheit erforderlich, eine felsige Stelle mit Drahtseil versichert. Von der Hütte beim Wegweiser gleich rechts ab und etwas an- und absteigend ein Stück weit nach Norden, dann durch den steilen Grashang westwärts hinauf in Richtung auf den felsigen Gipfelaufbau. Stets den Markierungen folgend über teils sehr blockiges, auch abschüssiges Gelände empor in das kleine Kar südlich unter dem Gipfel. Von dort zuletzt nach rechts hinaus auf den Ostgrat (eine Stelle versichert) und über diesen kurz zum Gipfel mit Kreuz.

Badesee - Swim

Wanderweg -

1.189 m

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Amberger Hütte: mächtiges Alpenvereinshaus im hintersten Sulztal, 2135 Meter hoch

Wir spielten bis zur Stunde der Hüttenruhe und schliefen alle wie die Ratzen in unserem komfortablen Fünf-Personen-Lager.

ÖTZTAL TOURISMU INFORMATION LÄ 6444 Gries 34 Aust T +43 (0) 57200 330 gries@oetztal.com


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KULTUR

DIE WILDSPITZE 2014

Wanderbuch Fritz Dietrichs’, der zwischen 1967 und 1995 jedes Jahr für drei Wochen ins Ötztal kam. Selbstporträt des Wandersmanns (rechts).

BUCH DES LEBENS

Dokument. Der deutsche Urlauber Fritz Dietrichs aus Ansbach in Bayern besuchte unzählige Male das Ötztal, um wandern zu gehen – und führte auf spektakuläre Weise Protokoll. Wir zeigen die schönsten Seiten aus seinem mit Herzblut geschriebenen Wanderbuch.

„Die Wildspitze“ dankt dem Gasthaus Falke, dem Archiv Martin Riml und der Familie Dietrichs für die Abdruckgenehmigung.


Liebe zur Natur, Bereitschaft zum Gehen, akribische Umsetzung des Erlebten in Wort und Bild.


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SPORT UND SERVICE

Humorige Anekdoten treffen auf Dokumente des Dramas, Persรถnliches wird objektiv vermessen.

DIE WILDSPITZE 2014


DIE WILDSPITZE 2014

SPORT UND SERVICE

Manchmal schwingt sich der Urlauber sogar zum seriรถsen Chronisten seiner Urlaubsregion auf.

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SPORT UND SERVICE

Das Tageslicht Der Wanderer zeichnetals dieTypograph Falten im Gesicht und Gestalter: des Acherkogels Jede neu. Seite Der im Buch sollhilft die beim schönste sein. täglich Schnee Schminken.

DIE WILDSPITZE 2014


Bilder, Zeitpläne, Einsichten: Das Tageslicht zeichnet das die Falten Wanderbuch im Gesicht als Porträt des Acherkogels seines Autors – verändernden Tals. täglichund neu.des Dersich Schnee hilft beim Schminken.


15. Juni 2014, 17:14


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DOKUMENTATION

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JEDEN TAG …


29. Dezember 2013, 09:29


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DOKUMENTATION

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… EIN NEUES TAL

Portfolio. Ein Standort, eine Kamera, der Blick auf die Ausläufer der Ortschaft Oetz und den Acherkogel. Ein Jahr lang haben wir jeden Tag auf den Auslöser gedrückt. Hier zeigen wir das Protokoll täglicher Veränderung: wie die Jahreszeiten, plötzliche Wettereinbrüche, der sich verändernde Schattenwurf, die Launen des Mikroklimas, das Strahlen des Lichts, das Echo der Sonnenstrahlen den vertrauten Blick immer wieder von neuem gestalten. Das Ergebnis ist eine Hommage an die Schönheit des Ötztals, eine Verneigung vor der gestaltenden Kraft der Natur – und eine Aufforderung, den eigenen Blick voller Neugier täglich neu schweifen zu lassen. Fotos: Markus Bacher und Heiko Wilhelm


24. Dezember 2013, 16:24

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27. Dezember 2013, 14:14

Das Tageslicht zeichnet die Falten im Gesicht des Acherkogels täglich neu. Der Schnee hilft beim Schminken.

2. Jänner 2014, 07:51


11. Jänner 2014, 12:08

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12. Jänner 2014, 09:13

Die Macht der Wolken ist erstaunlich. Sie lassen den Himmel strahlen – oder legen sich schonend über die Gipfel.

29. Jänner 2014, 14:00


16. April 2014, 08:35


Die Schichten der Luft kreieren das Panorama nach Belieben: Und das Verh端llen des Bergs macht ihn geheimnisvoll und magisch.


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DOKUMENTATION

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28. März 2014, 14:14

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DIE WILDSPITZE 2014


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DOKUMENTATION GESCHICHTE

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Ein Bild und so viele Botschaften. Ruhe, Drama, Mystik – und natürlich stille Schönheit.

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13. April 2014, 15:21

22. Juni 2014, 14:01

2. März 2014, 09:52

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15. Juli 2014, 12:45

23. August 2014, 14:00


18. August 2014, 17:23

Das Spiel der Farben ist fast unwirklich und stellt die Frage: Wie kleidet sich die Landschaft von gestern wohl morgen, wenn sie schon heute so anders ist?

28. August 2014, 18:53


7. August 2014, 18:19


FĂźr den geduldigen Beobachter hat die Natur nicht nur stille Veränderung, sondern auch Extravaganzen im Angebot.


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LESEGESCHICHTE

DIE WILDSPITZE 2014

Die Geier-Wally Hans Haid über eine geheimnisvolle „starke Frau“ in den Ötztaler Alpen.

tal kennenlernen. Catalani hat bei der Realisierung der Oper alle trachtlichen, volksmusikalischen und folkloristischen Anklänge, wie es heißt, tunlichst vermieden. Er hat sich auch in Freiburg im Breisgau mit der Autorin des Romans getroffen und mit ihr das Übersetzen des Librettos besprochen. Catalani vermittelt ein konkretes und realistisches Bild der Szenerie. Mehrfach wird in der Fachliteratur die Handlung „in ein Schweizer Bergdorf“ verlegt. Inzwischen ist in der Fachwelt klargestellt, dass die Oper, jetzt generell „La Wally“ genannt, zur Gänze an Schauplätzen im Ötztal spielt und, in die Zeit um 1800 versetzt, in „Hochstoff“ (also in Sölden), auf dem „Murzoll“ (= ident mit Marzell) und vor allem „im Eismeer, trostlos, unendlich“, handelt. Die kritische Fachwelt nennt den Roman mehrfach eine „Trivialstory“. Die Uraufführung fand am 20. Jänner 1892 an der Scala in Mailand statt. Die deutschsprachige Erstaufführung folgte dann in Anwesenheit des Komponisten am 16. Februar 1893 an der Staatsoper in Hamburg. In der Folge erlebte der durch diese Oper international bekannt gewordene Komponist bedeutende Erfolge. Catalani, der begabte Komponist, verstirbt mit 39 Jahren, umsorgt von Illica und dem nachmalig weltberühmten Dirigenten Arturo Toscanini (dessen 1900 geborene Tochter übrigens Wally heißen sollte), am 8. August 1893 an Tuberkulose. Seine Oper „La Wally“ ist wichtiger Teil der Operngeschichte geworden. In Tirol erfolgte die erste Aufführung stark verspätet: erst im Herbst 2012 am Tiroler Landestheater in Innsbruck. „La Wally“ gilt erstens als eine der drei bisher festgestellten Opern mit dem Schauplatz Verfilmung von Hans Steinhoff, 1940 „Gletscher“ und ist eine der markanten Opern, die sehr konkret am Originalschauplatz angesiedelt sind. Ich habe den phantastischen Traum geträumt, dass das Tiroler Landestheater ins hintere Ötztal fährt, zuerst nach Sölden und dann nach Vent und Rofen, und das spannungsgeladene und dramatische Finale am Fuße des Similaun stattfinden lässt. Ich habe 2012 angeregt, rechtzeitig den absoluten Star Anna Netrebko einzuladen. Alles ein Traum in Eis und Schnee? Immerhin lässt sich festhalten, dass „Wally“ immer wieder von den Stars der Opernwelt ausgewählt wurde und wird, etwa von Maria Callas, Renata Tebaldi und Anna Netrebko. Eine weitere Arie, die sich immer wieder im Repertoire der singenden Stars findet: „Quando a Sölden …“. Alles sehr dramatisch zu „Murzoll“, also auf Marzell. AUS: ÖTZTALER BERGBOTE NOV. 1940, ARCHIV DAV SEKTION BERLIN

a was ist das für ein geheimnisvolles weibliches Wesen in den Ötztaler Gletscherbergen? Diese Wally als sagenhafte mythische Gestalt ist Tochter eines für die damaligen Vorstellungen reichen und stolzen Bergbauern auf der „Sonnenplatte“, eine knappe halbe Stunde oberhalb von Gaislach, eine gute Stunde ober Bodenegg und Freistabl, auf über 2000 Metern. Nicht einmal Ruinen sind von dessen Hof übrig geblieben. Ich habe in Erinnerung, was mir vor 70 oder 72 Jahren mein Großonkel Vinzenz Riml vom Freistabl im Venter Tal erzählt hat: die Geschichte der Geier-Wally mitsamt allen Geheimnissen. Es ist eine außerordentliche Geschichte, aus der in den Jahren 1870 bis 1872 die in Bayern wohnhafte Schriftstellerin Wilhelmine von Hillern (1836 – 1916) einen Roman geformt hat. Sie besaß genaue Kenntnis der damaligen Verhältnisse im hinteren Ötztal, vor allem in Vent und Rofen. Was die Frau von Hillern über den Rofenhof, über die Brüder Klotz, über die Schäferhütte als zeitweiligen Verbannungsort der Wally und über „das Kind Murzolls“ geschrieben hat, liest sich streckenweise wie eine authentische soziologisch-volkskundliche Reportage. „Oben in Adlershöhe“ erkennt der Wanderer „am schwindelnden Abhang“ eine Mädchengestalt „auf dem schmalen Vorsprung, so nah am Abgrund“. Dorthin traut sich kein anderes Mädchen. Es ist, so wird der Wanderer aufgeklärt, „is schönste und stärkste Mädel in ganz Tirol und furchtbar reich“. Alles ein Märchen? Eine wilde Alpensage? Die folgende Geschichte weicht von allem ab, „was jeder vernünftige Christenmensch tut“. Die von Wilhelmine von Hillern entwickelte und geschriebene Geschichte ist hundertprozentig ötztalbezogen und hat keine Zusammenhänge mit der Lechtaler Geierwally. Aber die Begebenheit um einen Geier ist vergleichbar. Wir kennen vor allem die Sage von der Engelswand bei Umhausen, die vom Raub eines Säuglings durch einen mächtigen Geier erzählt. Der Geier beziehungsweise der Adler gehört in vielen Kulturen der Menschheit in den Berggebieten der Welt zur spannenden Beziehung Mensch–Tier in Sage und aktueller Dramatik. Auch die Schäfer wissen immer von spannenden Begebenheiten zu berichten. Die „wilde“ Wally hat einen „wilden“ jungen Adler gezähmt. Das ist eine einzigartige Geschichte. Nach dem erstmaligen Erscheinen des Romans „Die Geier-Wally“ im Jahr 1873 erlebte die Autorin einen großen Erfolg, auch mit der bald darauf erscheinenden Ausgabe in italienischer Sprache. Der junge und bereits im Opernfach kundige Komponist Alfredo Catalani (1854 – 1893) ist fasziniert von dem Thema und erhält vom damals sehr erfolgreichen Luigi Illica, der mehrfach auch für Puccini gearbeitet hat, ein Libretto. Catalani reist mit seinem Kostümbildner von Mailand ins Ötztal. Die beiden wollen die Szenerie erkunden, wollen auch Lebensweise und Kultur der Menschen im hinteren Ötz-


Das Leben ist schรถn...

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LESEGESCHICHTE

Einige Jahrzehnte später wird die „große Ötztaler Gletschersage“ ideologisch romantisiert und perfekt dem herrschenden System der Nazis angepasst. Daraus entsteht auf überaus geschickte Weise der perfekte Nazifilm. Die Wally wird hochstilisiert als das Paradeprodukt der stolzen, edlen, mächtigen und starken Frau. Sie und weite Bereiche der sogenannten Volkskultur werden ideologisch auf perfekt-perfide bis perverse Weise nutzbar gemacht. Alles wird auch wissenschaftlich untermauert, beispielsweise Filmplakat der Hans-Stein­ über die Organisation „Ahnenerbe“. Da hoff’schen Verfilmung, 1940 werden alle Bereiche von Sage, Mythos, Volksmusik und „altem Väterglauben“ eingebunden und missbraucht. Bereits 1921 wird die Geier-Wally zum ersten Mal verfilmt, dann wieder 1940 – diesmal in perfekter Inszenierung mit den besten Schauspielern, einem damaligen Nazi-Starregisseur, mit extra in den Werkstätten der Nazi-Gefolgsfrau Gertrud Pesendorfer in den Innsbrucker Trachtenwerkstätten hergestellten Trachten, mit der perfekten ideologischen Vereinnahmung der alten Sagen rund um die Saligen. Später folgten Wally-Filme von 1956, 1967, 1988 und 2005. Der Film von 1940 ist wegen seiner handwerklichen Perfektion unerreicht. Der deutsche Kulturwissenschaftler Siegfried Becker arbeitet das in seinem Aufsatz „Märchen lügen. Im Leben ist das anders. Dämonologische Erzählstoffe im NS-Film als Spiegelung der Indoktrination“ sehr pointiert heraus. Becker analysiert den Film als perfektes Beispiel gezielter Nazi-Indoktrination, er empfindet ihn als „dämonologisch“. Die Regie übernahm NS-Starregisseur Hans Steinhoff. Es spielten Heidemarie Hatheyer in unnachahmlicher Eindringlichkeit, weiters Sepp Rist, Eduard Köck, Winnie Markus und andere. Becker zeigt, wie mit dem Film die Konstruktion eines neuen Frauentyps beabsichtigt wurde, da der Fleiß, die Zähigkeit und die Treue der Wally genau die Eigenschaften waren, „die den starken und tapferen Frauen im Krieg abverlangt wurden“ (Becker). So entstand nach fachlicher Beurteilung ein „böser und harter Film“, sozusagen der perfekte „Heimatfilm“ gemäß der NS-Ideologie. Der Film demonstriert die besonders ausgeprägte geistige Mobilmachung im Dritten Reich. Steinhoff ließ an Originalschauplätzen drehen, speziell im Ötztal. Anna Exl, Eduard Köck und Leopold Esterle wurden von der Bühne der Ersten Tiroler Bauernspiel-Gesellschaft in Innsbruck geholt. Die Komparsen wurden aus der bäuerlichen Bevölkerung des Ötztales herangezogen. Der Produktion des Films ging eine tiefgreifende gesellschaftliche Umwandlung voraus, auch im Ötztal, unter starker Beteiligung der Alpenvereinssektion Mark Brandenburg, mit ihren Hütten in diesem Tal und dem strikten Ausschluss von Juden im heimischen Tourismus. Nicht erst 1938. Der Verzicht auf volkskulturelle Elemente bei Musik und Tracht in der Oper von Catalani wurde jetzt umgedreht, viele Aspekte der Volkskultur wurden perfekt und räuberisch in die Inszenierung einbezogen.

DIE WILDSPITZE 2014

tiefen und intensiven Natur- und Kulturerlebens. Krenek beschreibt eine Berg- und Gletschertour auf den Similaun. Ich kenne keine andere Schilderung von so intensiver Art und Kraft bis hin zu fiebertraumähnlichem Erleben der Gletscherwelt wie bei Krenek. In seinem Buch „Im Atem der Zeit“ schreibt der Komponist, wie ihn „der Anblick der Gletscherspalten mit ihren phantastisch geformten grünen und blauen Eiswänden“ beeindruckt hat, „furchtbar und faszinierend. Überall in den unsichtbaren Tiefen tosten bedrohlich die Wassermassen. Manchmal war aus der Ferne ein grauenerregendes Donnern zu hören, wenn nämlich ein Eisblock oder eine Lawine von den hohen Gipfeln losbrach und in die unendliche Tiefe rutschte oder sprang. Die dünne Bergluft, das schier schwindelerregende Weiß der umgebenden Weiten, gegen das der tiefblaue Himmel fast schwarz wirkte, und die kalte Hitze, die das Eis infolge der starken Reflexion ausstrahlt, versetzten mich in einen einzigartigen fieberhaften Zustand, der zu den Empfindungen gehört, nach denen ich mich seither sehne.“ Das ist ergreifend und eindrucksvoll. Teile dieses tiefen Erlebens kehren dann in Zitaten der Komposition wieder. Max, der Komponist, will sich in tiefer Verzweiflung auf den Gletscher runterstürzen, vom Marzellkamm auf den Marzellferner. „Wie schön leuchtetest du damals, mein Gletscher, o leuchte wieder mir, der du in Nacht begraben liegst! Ich rufe dich!“ Der Gletscher beginnt von innen her mysteriös zu leuchten. Aus dem Gletscher heraus hören wir die „Stimme des Gletschers“, bei Krenek übernimmt das ein unsichtbarer Frauenchor. Es sind zweifellos die Saligen, diese Frauen oder Fräulein, die dem armen, verzweifelten Menschen helfen wollen. Doch sie können nicht helfen. Nirgendwo sonst in den Alpen haben die geheimnisvollen Frauen der Legende so unterschiedliche Namen und Charaktereigenschaften wie in den Ötz­t aler Alpen: Die Saligen heißen „Dana“ und „Disen“, „Langtüttin“ und „Rusilena“ oder eben „Geier-Wally“. Die Dana als prähistorische Frauen­ Plakat der Verfilmung figur finden wir in den Ötztaler Sagen von Franz Cap, 1956 von „Tanneneh“, „Dananä“ und „Ona­ nä“. Nach der alten europäischen weiblichen Gottheit, der „Disen“, hat in den Ötztaler Alpen das „Disen-Joch“ (neuerdings „Tisenjoch“) seinen Namen und als Ötzi-Fundstelle weltweite Berühmtheit erlangt. Die in einigen Teilen Europas, aber auch mehrfach in den Ötztaler Alpen bekannte und berüchtigte „Langtüttin“ repräsentiert den uralten archetypischen Konflikt „Gut gegen Böse“, wenn aus der einen Brust Milch und aus der anderen Eiter herauskommt. Und der Sage von der „Rusilena“ vom hochgelegenen ehemaligen Hof oberhalb von Gaislach hat vielleicht die Romanautorin Wilhelmine von Hillern Motive und Elemente ihres berühmt gewordenen Romans der „Geier-Wally“ entnommen.

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ine ganz andere Rolle bei der kulturellen Nutzung von Gletscher, Mythos und Sage im Musiktheater übernahm der Komponist Ernst Krenek (1900 –1991). Der weltbekannte Komponist verbrachte fünfmal in Vent und einmal in Hoch­ sölden einen Bergurlaub – auch 1939 als „Abschieds-Urlaub“, unmittelbar vor seiner erzwungenen Abreise aus Europa in die USA, in seinem „geliebten Vent“. Wie bei Catalani in seiner Oper „La Wally“ und bei Wilhelmine von Hillern in ihrem Roman „Die Geier-Wally“ spielen auch bei Krenek die Gletscher, die Sagen und die Saligen eine maßgebliche Rolle des

Hans Haid, 76, ist Volkskundler, Schriftsteller und einer der profundesten ­Kenner des Ötztals. Er lebt auf seinem Hof „Roarle“, weit oben im Venter Tal (auf 1670 Metern), und in Ötztal-Bahnhof.


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Wo sind wir? Oft ist ein Anblick wie ein Wort, das man kennt, das einem aber gerade nicht über die Lippen will: „Diesen Ort kenne ich doch! Da war ich mal! Ich weiß sogar noch, wie es dort gerochen hat. Aber gerade jetzt will mir der Name nicht einfallen.“ Nehmen Sie sich Zeit. Lehnen Sie sich zurück. Vielleicht kommt Ihnen ja die richtige Infor­ mation in den Sinn. Unser Tipp: Ganz leicht ist es nicht. Schließlich wollen wir auch die wahren Ötztal-Kenner ein bisschen herausfordern. Und: Mit Sicherheit lohnt es sich, hier auf einen Sprung vorbeizukommen.

Auflösung: Fassade Postamt Sölden IMPRESSUM Herausgeber: Ötztal Tourismus, 6450 Sölden. Redaktion: Christian Seiler (Ltg.), Peter Reinthaler. Gestaltung: buero8. Fotografie: Philipp Horak, Elias Holzknecht, Heiko Wilhelm. Mitarbeiter: Hans-Jörg Auer, Hans Haid, Walter Klier, David Lama, Martin Riml, Peter Stoeckl. Illustrationen: Roland Vorlaufer. Anzeigenleitung: Guido Walch, 6464 Tarrenz, Kappenzipfl 14a. Herstellung: Michael Bergmeister. Lithographie: Red Bulletin GmbH. Druck: Druckerei Odysseus, 2325 Himberg. Offenlegung laut § 25 Mediengesetz: Eigentümer zu 100 Prozent und Herausgeber ist Ötztal Tourismus, Gemeindestraße 4, 6450 Sölden, Tel.: +43 057200, Fax: +43 057200-201, info@oetztal.com, www.oetztal.com. Geschäftsführer: Mag. Oliver Schwarz. Verleger: Christian Seiler Verlags GmbH, 3710 Fahndorf, info@csv.at, www.csv.at. Geschäftsführer des Verlags: Christian Seiler. Blattlinie: Information der Öffentlichkeit über Vorzüge, Geschichte und Eigenheiten der Tourismusregion Ötztal.


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