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Klimt und die Frauen
DIE KUNSTSCHAU 1908, EINE AUSSTELLUNG, DIE IN DER ENTWICKLUNG DER WIENER MODERNE BIS HEUTE ALS BAHNBRECHEND GILT, WURDE VON EINER KÜNSTLERGRUPPE UM GUSTAV KLIMT PARALLEL ZU DEN FEIERLICHKEITEN ANLÄSSLICH DES 60-JÄHRIGEN THRONJUBILÄUMS FÜR KAISER FRANZ JOSEPH I. IN WIEN ENTWICKELT.
Auf einem vorübergehend brachliegenden Grundstück im Stadtzentrum errichteten unter anderem Joseph Hoffmann, Gustav Klimt, Otto Prutscher und Koloman Moser Holzbauten mit 54 Ausstellungsräumen, Gartenanlagen und Innenhöfen, ein Kaffeehaus und ein Sommertheater. Hier wurde Gustav Klimts goldenes Gemälde „Der Kuss“ in einem eigenen Klimt-Raum erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
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1903 reiste Gustav Klimt nach Ravenna. Die byzantinischen Mosaike, die er dort sah, machten einen großen und bleibenden Eindruck auf ihn; er war fasziniert von dem goldschimmernden Hintergrund, vor dem sich die dargestellten Figuren in majestätischer Starre abheben.
Zurück in Wien malt Klimt eine Reihe von Damenportraits, die zu den bekanntesten Werken des Wiener Jugendstils gehören. In diesen Gemälden ist die Grenze zwischen Figur, Bekleidung und ornamentalem Hintergrund fast ganz eliminiert. Die menschliche Gestalt ist geradezu von Ziermotiven über - wuchert, nur der Kopf und die Hände sind realistisch repräsentiert und wirken wie ein Juwel in einer kostbaren Fassung. Trotz dieser sehr artifiziellen Art der Darstellung sind diese Gemälde wahre Meisterwerke der Portraitkunst, die der Würde und Persönlichkeit der dargestellten Frauengestalten voll Ausdruck verleihen. In dieser Periode entstand auch Klimt´s populärstes Werk, „Der Kuss“, das ebenfalls von der Technik der Goldauflagen gekennzeichnet ist. Das eng umschlungene Paar, die Blumenwiese auf der es kniet, der glühende Hintergrund – alles schmilzt zu einem flächigen Ornament. Das Auge verfängt sich in den geometrischen Formen der losen Gewänder und findet nur langsam zu den Köpfen der Liebenden, die im Kuss zueinander geneigt sind. „Der Kuss“ ist bei aller Üppigkeit ein seltsam unerotisches Bild, denn die Haltung des Liebespaares ist so steif und passiv, dass keine Spur von Leidenschaft zum Ausdruck kommt. Das Gemälde wurde bald nach der ersten Ausstellung von der damaligen Österreichischen Galerie im Belvedere erworben, wo es heute noch der Blickfänger der ausgestellten Klimt-Sammlung ist. n