Besucherbeschreibung The Jeweller´s Art - DIVA Antwerp

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Inhalt

The Jeweller’s Art Perlen Natur

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Transito Boutique

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DIVA agenda

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Body Sculpture

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Gerda Flöckinger

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Andrew Grima

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Eine Ausstellung mit großer Wirkung

Die 60er Jahre

Wildes Gold

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Astrologie

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Belgischer Kontext

Space Age

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Italienische Avantgarde 42

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Jahrhundertealte 48 Kulturen Kolophon

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RAUM 1

The Jeweller’s Art

Revolutionärer Schmuck aus den 1960er und 1970er Jahren Die 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts sind als Zeit jugendlicher Rebellion und radikaler kultureller Veränderungen bekannt. Auch eine neue Strömung im Bereich des Schmuckdesigns ist von diesem Zeitgeist geprägt. Rock ’n‘ Roll, Disco, der Vietnamkrieg, der Mord an Präsident Kennedy, die Bürgerrechtsbewegung, die Emanzipation der Frauen und Homosexuellen, der weit verbreitete Konsum psychedelischer Drogen und das Konzept der freien Liebe werden allesamt mit diesen turbulenten Jahrzehnten in Verbindung gebracht. Von Ohrringen inspiriert vom Space Age bis hin zu den Perlenketten der Hippies: Schmuck ist Ausdruck von Individualität und Nonkonformismus, sowie der ästhetischen, politischen und intellektuellen Werte, die sein Träger bzw. seine Trägerin vertreten. Es wird jedoch nicht nur billiger Modeschmuck angeboten, der für (fast) jeden Geldbeutel erschwinglich ist, auch die Designer wertvollerer Juwelen richten sich nach dem Zeitgeist. Junge Schmuckdesigner wollen nicht länger schlichten Schmuck entwerfen, der vor allem als modisches Accessoire dient oder im Tresor aufbewahrt wird. Sie halten sich selbst für Künstler und ihren Schmuck für eine Kunstform. Die Designer kreieren Juwelen aus Gold mit oft abstrakten, organischen und asymmetrischen Formen und lassen sich dabei des Öfteren von der

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Natur, gesellschaftlichen Trends und wissenschaftlichen Entwicklungen inspirieren. Neben Gold werden vor allem unkonventionelle Materialien verwendet und auch die außergewöhnliche Textur und Größe der Entwürfe sticht ins Auge. Die Schmuckdesigner und -hersteller aus diesen bewegten Jahren vertreten kompromisslos ihre Auffassung. Sie hieven das Schmuck­design auf eine neue künstlerische Ebene, die parallel zu den radikalen Veränderungen verläuft, die die Gesellschaft in diesen Jahrzehnten prägen. Die ausgestellten Juwelen stammen aus einer bedeutenden Privatsammlung, die Kimberly Klosterman aus Cincinnati in den Vereinigten Staaten in den vergangenen dreißig Jahren zusammen­gestellt hat. Über hundert Schmuckstücke illustrieren die Arbeit unabhängiger internationaler Schmuckdesigner und Juweliere. Exponate aus der DIVA-Sammlung veranschaulichen den belgischen Kontext, während die Szenografie zu einer zeitgenössischen Interpretation der 60er und 70er Jahre anregt.

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Die Die 60er 60er Jahre Jahre Junge Leute werden als interessante Zielgruppe entdeckt, die aufgrund des in den 50er und 60er Jahren rapide wachsenden Wohlstands über genügend Geld verfügen, das sie für eigene Interessen ausgeben können. Der Begriff Teenager nimmt Einzug in die Gesellschaft und die jungen Leute erhalten zum ersten Mal in der Geschichte eine eigene Stimme und ein eigenes Gesicht. Die Folge ist eine große Revolution in der Musik, der Mode und der Gestaltung. Auch der Schmuck ändert sich und erhält einen weniger formellen Charakter, der Einflüsse der Natur, der bildenden Künste und der Entwicklungen in den Naturwissenschaften erkennen lässt. Innovativ und revolutionär bei diesen Schmuckstücken ist der Bruch mit den Traditionen der Schmuckgestaltung.

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Arbeiten dieser Art sind nicht unbedingt für die Ewigkeit, sondern eher für den Augenblick bestimmt. Allgemein geltende Regeln werden über Bord geworfen. Im Laufe der 1960er Jahre wird der Schmuck genauso unkonventionell wie die (Mini-)Mode. Fasziniert von interessanten Farben und der Verwendung ungewöhnlicher Materialien kreieren die modernen Schmuckdesigner radikale Entwürfe, die anders sind als je zuvor. Dreidimensionale Formen, bizarre Texturen und große (ungeschliffene) Steine liegen voll im Trend und werden zu tragbaren Skulpturen kombiniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wächst zwar der Wohlstand, aufgrund des sich ändernden sozialen Klimas trägt jedoch niemand seinen Reichtum noch gern zur Schau. Mit Diamanten und Edelsteinen besetzte Schmuckstücke verschwinden immer häufiger im Tresor. Moderner Schmuck wird aus Gelbgold und billigeren, nicht alltäglichen Materialien wie Tigerauge, Bernstein, Meteorit und Fossilien angefertigt. Arbeiten dieser Art sind nicht unbedingt für die Ewigkeit, sondern eher für den Augenblick bestimmt. Die dadurch gewonnene größere Freiheit und Flexibilität der Designer schlägt sich in ausdrucksstarken künstlerischen Juwelen nieder.

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Perlen Andrew Grima

SOCKEL AUF DEM TISCH

Was auf den ersten Blick vielleicht den Eindruck eines klassischen Sets aus einer Perlenkette und Perlenohrringen erweckt, ist bei genauerem Hinsehen jedoch völlig anders. Schauen Sie sich einmal die unregelmäßig geformten Perlen in verschiedenen sanften Farben an. Die bizarre Struktur des „wilden” Goldes erzeugt ein Gefühl der Bewegung Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete und Vitalität, das expressiv und einzigin Großbritannien • Collier und Ohrringe artig zugleich ist. Genau dieser Stil hat 1975 • Gold, Perle, Diamant in den 60er Jahren das Verhältnis zum modernen Schmuck stark verändert.

Wildes Gold In den 60er Jahren werden Schmuckstücke oft so entworfen, dass sie Elementen aus der Natur zum Verwechseln ähnlich sehen. Die Designer verwenden zu diesem Zweck häufig sogenanntes „wildes” oder Rohgold, dessen Struktur zwar bizarr wirkt, jedoch aus einem harmonischen Spiel von Linien und Formen besteht. Das „wilde” Gold kann Formen von Baumwurzeln, Seetang oder Moos annehmen und hat oft einen hohen Goldgehalt von 22 Karat. Dadurch entsteht der Eindruck, es handle sich um pures Gold in der ursprünglichen Form eines Goldklumpens. Besonders fällt dabei auf, dass die Designer sogar Diamanten in „wildes” Gelbgold fassen. Weißgold und Platin heben die weiße Farbe der Diamanten jedoch noch stärker hervor und werden deshalb oft bevorzugt.

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TISCH

TISCH

Damiano Grassi Damiani (1934-1996) Italien • Collier mit Anhänger/Brosche • 1972 Gold, Dioptas, Lapislazuli, Diamant

TISCH

Romolo Grassi (1913-1991) • Italien Collier mit Anhänger • 1960er Jahren Gold, Diamant, Smaragd

TISCH

John Victor Rørvig (1920-2006) • Dänemark Ring • 1960er Jahren Gold, Peridot, Diamant

TISCH

Jean-Claude Champagnat (1923 - 1980er Jahren) Frankreich • Brosche • 1960er Jahren Gold, Diamant

TISCH

Pierre Sterlé (1905-1978) • Frankreich Brosche • ca. 1967 Gold, Smaragd, Diamant

Björn Weckström (°1935) • Finnland Collier mit Anhänger • 1969 Gold, Perle 7


TISCH TISCH

Fernand Demaret (1924-2013) • Belgien Brosche/Anhänger • ca. 1960 Gold, Amethyst, Topas, Saphir, Opal

TISCH

Arthur King (1921-1991) • Vereinigte Staaten Collier und Ring • Anfang der 1970er Jahren Gold, Perle, Diamant

Wander & Company (1921 - 1980er Jahren) Vereinigte Staaten • Ohrringe • ca. 1966 Gold, Diamant 8


N A T U R

...sie seien so in der Natur gefunden worden. In den 60er Jahren nutzen die Schmuckdesigner die Natur als wichtige Inspirationsquelle. An sich ist das nicht neu, die Art und Weise, wie es geschieht, hingegen schon: Die Schmuckstücke sollen nämlich den Eindruck erwecken, sie seien so in der Natur gefunden worden. Dieser Ansatz führt oft zu asymmetrischen und bizarren Kompositionen aus „wildem” bzw. Rohgold mit ungleichen Oberflächen. Materialien aus der Natur wie Perlen, Korallen und Elfenbein werden häufig verwendet, aber auch weniger gebräuchliche Materialien wie Bernstein, Fossilien, Meteorit und Dinosaurierknochen kommen zum Einsatz. Besonders typisch für die meisten Schmuckstücke aus den 60er Jahren sind: die Verwendung unge­ schliffener Steine und Mineralien, merkwürdige Aufeinanderstapelungen und anscheinend chaotische Strukturen. Klarheit und Qualität der Edelsteine verlieren an Bedeutung, vor allem Farbe, Textur und Form sind wichtig. Diese Elemente tragen zur „natürlichen” Ausstrahlung eines Schmuckstücks bei und stehen in starkem Kontrast zu den symmetrischen und polierten Juwelen der vorigen Jahrzehnte.

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TISCH

James Arnold Frew (1912-2008) Vereinigte Staaten • Ring • 1960er Jahren Gold, Perle, Diamant

TISCH

TISCH TISCH

Barbara Anton (1926-2007) • Vereinigte Staaten Ring • Ende der 1960er Jahren Moosachat, Gold, Perle, Diamant

Gübelin (gegr. 1854) • Schweiz • Collier, Armband und Ohrringe • 1960er Jahren Gold, Abalone, Perle 10

Roger Lucas (°1936) • Canada Ring, für Cartier • 1969 Gold, Diamant

TISCH

TISCH

Arthur King (1921-1991) • Vereinigte Staaten Doppelring • Ende der 1960er Jahren Gold, Citrin, Perle, Quarz, Diamant

Charles de Temple (°1929) • Vereinigte Staaten, arbeitete in Großbritannien • umkehrbare Ohrringe und Collier • 1977 • Gold, Diamant, Rubin


TISCH

TISCH

Arthur King (1921-1991) • Vereinigte Staaten Armband und Ring • 1977 Gold, Onyx, Karneol, Diamant

Gübelin (gegr. 1854) • Schweiz Armband • 1960er Jahren Gold, Abalone

Barbara Anton schuf mit diesem Collier eine eigene Fassung einer Perlenkette. Im Gegensatz zu einer traditionellen Perlenkette aus den 50er Jahren handelt es sich hier um einen eher üppigen Entwurf. Anton verwendet unregelmäßig geformte Perlen in verschiedenen, natürlich vorkommenden sanften Pastelltönen, die in an Seetang erinnernde Ranken aus „wildem” Gold gefasst wurden. Die Rückseite wurde genauso schön gestaltet wie die Vorderseite. Alle Glieder des Colliers sind mit Scharnieren verbunden. Die Kette ist dadurch sehr flexibel und passt sich gut jeder Halsform an. Kaum verwunderlich also, dass Barbara Anton mit diesem Collier 1966 den ersten Preis des Wettbewerbs der Cultured Pearl Associations of America and Japan für Outstanding Design gewann.

SOCKEL AUF DEM TISCH

Barbara Anton

Barbara Anton (1926-2007) • Vereinigte Staaten Potpourri of Pearls Necklace, Collier • ca. 1968 Gold, Perle, Diamant 11


Andrew Grima

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Er absolviert zuerst eine Ausbildung zum Ingenieur und ist als Schmuckdesigner Autodidakt.

Andrew Grima ist eine tonangebende Figur und der vielleicht innovativste und bekannteste Schmuckdesigner der 60er und 70er Jahre. Er absolviert zuerst eine Ausbildung zum Ingenieur und ist als Schmuckdesigner Autodidakt. Da Grima keine offizielle Ausbildung zum Edelschmied genossen hat, ist er nicht an bestehende Regeln gebunden und lässt sich in der Entwurfphase auch nicht von technischen Einschränkungen zurückhalten. Die Natur ist Grimas größte Inspirationsquelle. Er fährt oft aufs Land in der Umgebung Londons, um dort Baumrinde, Zweige und Flechten zu sammeln, die dann in seinem Atelier mit Hilfe des Wachsausschmelzverfahrens in Gold gegossen werden. Diese exakten Reproduktionen der Natur verwendet Grima dann zur Gestaltung von Schmuck übersät mit kleinen Diamanten und Halbedelsteinen. Auch Prinzessin Margret von England besitzt eine Brosche, die aus Flechten gegossen wurde, die sie selbst auf dem Gelände von Balmoral Castle in Schottland gesammelt hatte.

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WAND

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Brosche • 1967 Gold, Saphir, Smaragd, Diamant

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Brosche • 1972 Gelbgold, Weißgold, Diamant 14

WAND WAND

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Brosche • 1969 Gold, Wassermelonenturmalin, Diamant

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Brosche • 1965 Gold, Diamant, Saphir, Smaragd

WAND

WAND WAND

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Collier mit Anhänger • 1971 Gold, Abalone, Diamant

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Collier 1970er Jahren • Gold, Diamant


WAND

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Brosche • 1972 Gold, Opal, Diamant

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Ring • 1967 goud, diamant

WAND WAND

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Collier mit Anhänger • 1973 Weißgold, Achat Geode, Diamant

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Brosche • 1969 Gold, Diamant

WAND

WAND WAND

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Anhänger/Brosche 1968 • Gold, Saphir, Diamant

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Brosche • 1966 Gold, Diamant 15


WAND

WAND

Arthur King (1921-1991) • Vereinigte Staaten Brosche • 1960er Jahren Gold, Malachit, farbiger Diamant

WAND

WAND

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Ring • 1967 Gold, Topas, Diamant

Alan Gard (°1935) • Großbritannien Brosche • 1967 Gold, Amethyst, Diamant 16

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Ring • 1978 Gold, Amethyst, Diamant

WAND

WAND

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Ring • 1972 Gold, Amethyst, Diamant

Cesare De Vecchi (°1938) • Italien • Brosche, für Spritzer und Fuhrman • 1960er Jahren Gold, Amethyst Geode, Diamant


WAND

WAND

Jean Vendome (1930-2017) • Frankreich Collier Veracruz, Collier • 1972 Weißgold, Platin, Amethyst, Diamant

Chaumet (gegr. 1780) • Frankreich Ohrringe • Ende 1960er Jahren Gold, Amethyst

WAND

WAND

Arthur King (1921-1991) • Vereinigte Staaten Manschettenknöpfe • Ende 1960er Jahren Palladium, Koralle, Achat Geode

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Arthur King (1921-1991) • Vereinigte Staaten Ring • ca. 1975 Gold, Koralle

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Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Brosche/Anhänger • 1974 Gold, Achat Geode, Opal, Diamant

Jean Vendome (1930-2017) • Frankreich Ferret Ring, Ring • 1970er Jahren Weißgold, Turmalin, Diamant 17


WAND

Ende der 1960er Jahre entsteht unter dem Einfluss der New-Age-Bewegung eine große Faszination für die Astrologie. Designer und Fabrikanten übernehmen schnell die Symbole von Sternzeichen und wenden sie überall an. Modeschmuck bildet dabei keine Ausnahme: Billige Ketten, Anhänger und Broschen kommen auf den Markt, aber auch Schmuckdesigner schließen sich dem Trend an und kreieren eigene Fassungen aus Gold besetzt mit (Halb-)Edelsteinen.

Chaumet (gegr. 1780) • Frankreich Krabbe Brosche • 1970er Jahren Gold, Malachit, Koralle, Bronze, Diamant 18

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Mellerio (gegr. 1613) • Frankreich Anhänger • 1970er Jahren Gold, Lapislazuli

Chaumet (gegr. 1780) • Frankreich • René Morin, Entwerfer • Stier Armband • 1970er Jahren Gold, Lapislazuli, Rubin, Diamant


“Jewellery is like the perfect spice it always complements what’s already there”. Diane Von Furstenberg 19


Obwohl sein Name heute nicht mehr so bekannt ist, gehört Gilbert Albert zu den renommiertesten Schmuckdesignern der 60er und 70er Jahre. Er gewann sage und schreibe 10 Mal den prestigeträchtigen Diamonds International Award und war mit mehrere Juwelen auf der International Exhibition of Modern Jewellery 1890-1961 vertreten.

Gilbert Albert (1930-2019) • Schweiz Collier (auch tragbar als Armband und Brosche) • 1970er Jahren Bernstein, Perle, Gold

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Albert war innovativ und für die Verwendung ungewöhnlicher Materialien bekannt. Er ließ sich von natürlichen Formen inspirieren und schuf aus ausgefallenen Materialien wie Mistkäfern, Lavasteinen, Muscheln, Holz und Fossilien einzigartige organische Formen, die er dann mühelos mit Gold und Edelsteinen kombinierte.


WAND

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Cesare De Vecchi (°1938) • Italien Brosche • ca. 1965 Gold, Muschel, Koralle, Diamant

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Arthur King (1921-1991) • Vereinigte Staaten Collier • Mitte der 1970er Jahren Gold, Koralle, Diamant

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Arthur King (1921-1991) • Vereinigte Staaten Armband, Ring und Ohrringe • 1955-1970 Gold, Muschelperle, Diamant

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Sven Boltenstern (1932-2019) • Österreich Collier, Armband und Ohrringe Mitte der 1970er Jahren • Gold, Diamant

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Gilbert Albert (1930-2019) • Schweiz Armband/Brosche • 1960er Jahren Gold, Perle, Diamant, Ammonit Fossil

Cesare De Vecchi (°1938) • Italien Armband • Anfang der 1970er Jahren Gold, Koralle, Lapislazuli, Diamant

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dreidimensionale Juwelen am, auf oder um den Kรถrper Schmuck gilt fortan als Sculpture for the Body. Einige Designer haben eine Ausbildung zum Bildhauer, andere zum Edelschmied absolviert, aber alle vertreten die gleiche Auffassung: Schmuck ist eine Kunstform und muss als solche betrachtet werden. Das Ergebnis sind dreidimensionale Juwelen, die nicht flach auf der Haut liegen, sondern sich als Skulptur am, auf oder um den Kรถrper herum manifestieren.

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Dunn (aktiv 20. Jahrhundert) • Australien Armband • vermutlich 1960er Jahren Gold, Diamant

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Eric de Kolb (1916-2001) • Österreich, arbeitete in den Vereinigten Staaten Anhänger • 1970er Jahren • Gold

Chaumet (gegr. 1780) • Frankreich • Pierre Sterlé, Entwerfer • Vogel Brosche • 1960er Jahren Gold, Diamant

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Barbara Anton (1926-2007) • Vereinigte Staaten Armband • 1960er Jahren Gold, Perle, Diamant

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Eric de Kolb (1916-2001) • Österreich, arbeitete in den Vereinigten Staaten Anhänger • 1970er Jahren • Gold, Abalone

Alfred Karram (°1932) • Vereinigte Staaten Armband • 1970er Jahren Gold

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TISCH

John Donald (°1928) • Großbritannien Drum Ring, Ring • 1965 Gold, Diamant

Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Collier mit Anhänger • 1973 Gold, Turmalin, Quarz, Diamant 24

WAND WAND

Laurence Graff (°1938) • Großbritannien Collier • 1973 Gold, Diamant

Charles de Temple (°1929) • Vereinigte Staaten, arbeitete in Großbritannien • Collier Ende 1970er Jahren • Gold, Diamant, Granat

TISCH

WAND WAND

David Thomas (°1938) • Großbritannien Armband • 1965 Gold, Perle, Granat

Chaumet (gegr. 1780) • Frankreich • Ring mit wechselbaren Steinen • 1970 Gold, Lapislazuli, Karneol, Quarz, Malachit


TISCH

TISCH

Meister (gegr. 1881) • Schweiz Armband • ca. 1975 Weißgold, Türkis, Diamant

TISCH

Marguerite Stix (1904-1975) • Österreich, arbeitete in den Vereinigten Staaten • Collier mit Anhänger • Ende der 1960er Jahren • Muschel, Türkis, Gold

TISCH

Weber & Cie (gegr. 1919) • Schweiz Brosche • 1970er Jahren Gold, Diamant, Lapislazuli

TISCH

Chopard (gegr. 1860) • Schweiz Alexandra Watch, Armbanduhr • ca. 1971 Gold, Diamant, Lapislazuli

Karl Stittgen (°1930) • Deutschland, arbeitete in Canada • Brosche • 1970er Jahren • Gold, Malachit, Diamant 25


Eine Ausstellung mit großer Wirkung Zu den wichtigsten Ausstellungen über modernen Schmuck gehört die International Exhibition of Modern Jewellery 1890-1961, die Graham Hughes 1961 im Auftrag der Worshipful Company of Goldsmiths in London zusammenstellt. Dort werden auf eine fundierte Weise zum ersten Mal die Arbeiten der fortschrittlichsten Schmuckdesigner neben denen ihrer illustren Vorgänger gezeigt. Auch diese Ausstellung hat sicher zum wachsenden Interesse an Künstlerjuwelen beigetragen. Der historische Teil der Ausstellung ist klassischem Diamantenschmuck vom Anfang des 20. Jahrhunderts, sowie Meisterwerken der Arts and Crafts-Bewegung und insbesondere Jugendstilschmuck von u. a. René Lalique und der belgischen Firma Wolfers Frères gewidmet. Traditioneller Schmuck wird von internationalen Juwelieren wie Fabergé und Cartier als Leihgabe zur Verfügung gestellt, es werden aber auch Schmuckarbeiten von bekannten bildenden Künstlern wie Pablo Picasso und Salvador Dalí gezeigt, was natürlich zur Prestige­ steigerung des modernen Schmucks beiträgt.

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Graham Hughes, International exhibition of modern jewellery 1890 – 1961, 2 vols. Worshipful Company of Goldsmiths in ass. with Victoria and Albert Museum, London, 1961

TISCH

Leihgabe Bibliothek KMSKA

Neben hauptsächlich aus „wildem” Gold angefertigten Juwelen findet man unter den zeitgenössischen Arbeiten auch Stücke, bei denen der Surrealismus und die abstrakte geometrische Kunst als Inspirationsquelle dienen. Auf der international ausgerichteten Ausstellung sind über neunhundert Kreationen von Schmuckdesignern aus über dreißig Ländern zu sehen. Eine Vielzahl dieser Designer ist auch in unserer Ausstellung vertreten.* Graham Hughes will dem Schmuckdesign neues Leben einhauchen und den Status der Künstlerjuwelen steigern. Die Ausstellung weckt großes internationales Interesse und wirkt bei der Entwicklung und Popularität des modernen Künstlerschmucks als Katalysator. Ab dann werden Juwelen auch als Ausdruck künstlerischer Individualität betrachtet und anerkannt. * Dazu gehören: Afro Basaldella, Gilbert Albert, Bulgari, Cartier, Jean-Claude Champagnat, Chaumet, John Donald, Gerda Flöckinger, Andrew Grima, Gübelin, Arthur King, E.R. Nele, David Thomas, Van Cleef & Arpels, David Webb, Björn Weckström, Philippe Wolfers und Wolfers Frères.

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TISCH TISCH

Sammlung König-Baudouin-Stiftung, Fonds Christian Bauwens, im Depot bei DIVA, B512/17

Paul Van Hoeydonck (°1925) Belgien • Astronaut II, Anhänger 1972 Gold, Bernstein

Emile Souply (1933-2013) • Belgien Collier mit Anhänger • 1962 Silber, Chromlegierung

TISCH

Zehn Schmuckstücke aus der DIVASammlung und Schmuck, der dem Museum von der König-Baudouin­-Stiftung als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurde, ermöglichen es, Ihnen auch Stücke zu zeigen, die von bildenden Künstlern oder Schmuckdesignern in Belgien entworfen wurden, die sich mit ihren expressiven künstlerischen Arbeiten nahtlos dem internationalen und innovativen Zeitgeist anschlossen.

Sammlung König-Baudouin-Stiftung, Fonds Christian Bauwens, im Depot bei DIVA, B512/16

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Sammlung von Kimberly Klosterman. Trotz ihrer internationalen Ausrichtung enthält sie jedoch nur Arbeiten eines einzigen belgischen Schmuckdesigners – Fernand Demaret – und bietet aufgrund dessen kein richtiges Bild des belgischen Kontextes, in dem innovativer, künstlerischer und Avantgarde-Schmuck von international anerkannten Designern gefertigt wurde.

Sammlung König-Baudouin-Stiftung, Fonds Christian Bauwens, im Depot bei DIVA, B512/15

BELGISCHER KONTEXT

Pierre Caille (1911-1996) • Belgien Cavalier I, Anhänger • 1968 Silber


TISCH

Sammlung DIVA, DMK98/1-2

P.C Boschmans (gegr. 1865) Belgien • 4697, Brustnadel • 1958 Gold, Diamant, Perle

TISCH

Sammlung DIVA, S65/29

TISCH

Sammlung DIVA, S58/59

TISCH

P.C Boschmans (gegr. 1865) Belgien • Anhänger • 1959 Gold, Malachit

Claude Wesel (1942-2014) Belgien • Brosche/Anhänger Gold

Boud Van Averbeke (1939-1993) Belgien • Armband • 1962 Silber

TISCH

Sammlung DIVA, S60/16

TISCH

Sammlung König-Baudouin-Stiftung, Fonds Christian Bauwens, im Depot bei DIVA, B512/18 Sammlung DIVA, S2018/10

Jacques Moeschal (1913-2004) • Belgien Signal de l‘autoroute d‘Ostende, Anhänger • 1972 • Gold

Wolfers Frères (aktiv 1897-1974) • Belgien Demi-parure: Armband und Brosche • ca. 1960 Gold, Weißgold, Diamant, Smaragd 29


MÖBEL Pierre Paulin (1927-2009), Entwurf • F577 chair Tongue • 1967 Editor: Artifort Leihgabe Artifort Archiv

RAUM 2 Emilio Pucci (1914-1992) • Italien Kleid • ca. 1965-1975 Leihgabe Laura Dols Emilio Pucci (1914-1992) • Italien Kleid • ca. 1965-1975 Leihgabe Laura Dols Eero Aarino (°1932) • Ball chair, für Adelta • Entwurf 1963, Umsetzung Anfang der 70er Jahren Leihgabe Kunstconsult Geoffrey D. Harcourt RDI (°1935), Entwurf • F510 chair • 1967 Editor: Artifort Leihgabe Artifort

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Transito

RAUM 3

Sobald der Besucher die Installation betritt, begibt er sich in eine andere Welt. Bunte Lichtwellen verändern von Augenblick zu Augenblick die Art und Weise, wie Raum und Zeit erfahren werden. Manchmal erweckt die Installation den Eindruck, ein schwarzes Loch zu sein, dann wieder scheint der Besucher in grellem Licht aufzugehen. Wenn man unter die Pfeiler hindurch schlendert, hat man das Gefühl, man befände man sich in einem psychedelischen Tempel. Die Installation kann in dieser Ausstellung als ein Art Wende von den wilden 60er Jahren – geprägt von grellen Farben und asymmetrischen barocken Formen – hin zu den minimalistischen und futuristischen 70er Jahren interpretiert werden. Hier wird das Space Age wieder zum Leben erweckt und der Besucher sozusagen „spacend” durch die Zeit geführt. „In dieser Installation legen die Children of the Light und die Space Encounters das Licht als Element mit skulpturalen Eigenschaften aus, wodurch sich die Pfeiler und der gesamte Raum zu einer „flüssigen Architektur“ verformen”, meint Christopher Gabriel von Children of the Light.

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THE SPACE AGETHE SPACE AGE


beeinflusst von den Anzügen der Astronauten und den Konturen des Mondes

Nach der ersten Mondlandung im Jahr 1969 genießt alles, was aus dem Weltraum kommt, großes Interesse. Auch bei den Schmuckdesignern entsteht daraufhin der Trend, außerirdische Materialien zu verwenden. Das Collier und der Ring von Gilbert Albert enthalten kleine Stückchen Moldavit. Das grüne, glasartige Material entstand vor 15 Millionen Jahren auf natürliche Weise beim Einschlag eines großen Meteoriten im Gebiet des heutigen Tschechiens. Moldavit findet man nirgendwo sonst auf der Welt. Ende der 60er und in den 70er Jahren entsteht die Sehnsucht nach futuristischem Design. Beeinflusst von den Anzügen der Astronauten und den Konturen des Mondes übertragen auch die Schmuckdesigner diese Formen in ihre Entwürfe und verwenden für ihre Arbeiten Materialien aus der Raumfahrt wie Titan, Polymere und dichroitisches Glas. Gilbert Albert (1930-2019) • Schweiz • Collier und Ring 1960er Jahren • Gold, Moldavit, Perle, Diamant 33


Augustin Julia-Plana (aktiv 20. Jahrhundert) Spanien, arbeitete in der Schweiz • Armbanduhr und Ring • 1978 • Gold, Platin, Meteorit, Diamant

Piaget (gegr. 1874) • Schweiz • Brosche und Ohrringe • 1960er-1970er Jahren Weißgold, Diamant

David Thomas (°1938) • Großbritannien Brosche • 1960er Jahren Gold, Diamant

Roger Lucas (°1936) • Canada Ring, für Cartier • ca. 1969 • Gold, Diamant, Smaragd, Rubin, Saphir, Türkis

John Donald (°1928) • Großbritannien Brosche • 1972 Gold, Aquamarin, Diamant

Roger Lucas (°1936) • Canada Armband • ca. 1969 Gold, Diamant

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RAUM 4

70

ER

JAHRE

Die 70er Jahre werden von einem Gefühl der Autonomie und Individualisierung geprägt, das auf das Wirtschaftswachstum, den steigenden Wohlstand und das überschwängliche Konsumverhalten zurückzuführen ist. Immer mehr Frauen gehen arbeiten und übernehmen Verantwortung. Diskomusik liegt voll im Trend und in New York findet die erste Gay Pride statt. Moderne Kunstströmungen wie der abstrakte Expressionismus und die optische Kunst schlagen sich auch im Mode- und Schmuckdesign nieder. Der Blick ist auf die Zukunft ausgerichtet und man versucht sich vorzustellen, wie diese wohl aussehen könnte. Futuristische Entwürfe in der Mode, der Grafik und im Schmuckdesign werden rasend populär. Während einige individuelle Schmuckdesigner und bekannte Unternehmen weiterhin Schmuck aus „wildem” Gold anfertigen, findet eine erste ästhetische Wende statt: Die wilde bizarre Formensprache der 1960er Jahre wird in den 1970er Jahren durch strenge polierte geometrische Formen ersetzt.

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Boutique

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Gewagte und experimentelle Entwürfe zu einem günstigeren Preis

Im Laufe der 60er Jahre erkennen die etablierten Juweliere den Erfolg dieser neuen Ästhetik an, die unter der Leitung individueller moderner Schmuckdesigner entstanden war, und auch bekannte Juweliere wie Van Cleef & Arpels, Cartier, Bulgari und Chaumet beginnen Schmuck zu entwerfen, der den herrschenden Trends folgt. Moderne Schmuckdesigner und Künstler erhalten den Auftrag, den traditionellen Schmuck der renommierten Häuser zu aktualisieren. Die Zusammenarbeit führt oft zu Entwürfen einer ganzen Reihe von Schmuckstücken und manchmal sogar zu einer vollständigen Kollektion. Das Ziel bleibt gleich: Man will ein jüngeres Publikum erreichen und an sich binden. Die traditionellen Juweliere präsentieren den modernen und preiswerteren Schmuck in separaten Boutiquen, die voll im Trend liegen. Es herrscht dort eine tolle Atmosphäre (manchmal wird sogar elektronische Musik gespielt), die auch „schickere” Kunden anlocken soll. In diesen Boutiquen können gewagte und experimentelle Entwürfe zu einem günstigeren Preis angeboten werden, während in den etablierten Geschäften weiterhin die üblichen, vor allem mit Diamanten und (großen) Edelsteinen besetzten Stücke verkauft wurden.

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Elsa Peretti (°1940) • Italien, arbeitete in den Vereinigten Staaten und Spanien Scorpion Necklace, Collier • 1979 • Gold

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Aldo Cipullo (1942-1984) • Italien, arbeitete in den Vereinigten Staaten • Juste Un Clou Pin, Nadel, für Cartier • 1971 • Gold

Elsa Peretti (°1940) • Italien, arbeitete in den Vereinigten Staaten und Spanien • Bean Purse, Täschchen • 1977 • Silber

Elsa Peretti (°1940) • Italien, arbeitete in den Vereinigten Staaten und Spanien Kartenhalter • 1978 • Gold

Jean Dinh Van (°1927) • Frankreich Slave ring, Ring, für Cartier • ca. 1969 Gold

Jean Dinh Van (°1927) • Frankreich Collier mit Anhänger • ca. 1970 Gold, Quarzkristall, Seide


Andrew Grima (1921-2007) • Italien, arbeitete in Großbritannien • Ring • 1978 Gold, Zitrin

Stuart Devlin (1931-2018) • Australien, arbeitete in Großbritannien • Ring • 1971 Gold

Ilias Lalaounis (1920-2013) • Griechenland Collier • 1970er Jahren Gold, Bergkristall

Chaumet (gegr. 1780) • Frankreich René Morin, Entwerfer • Collier • ca. 1970 Gold

Bulgari (gegr. 1884) • Italien Choker mit Anhänger • 1971 Gold

Pierre Sterlé (1905-1978) • Frankreich Collier • ca. 1970 Gold 39


David Webb (1925-1975) • Vereinigte Staaten • Collier mit Anhänger • 1970 Gold

Cartier (gegr. 1847) • Frankreich Gürtel/Collier • ca. 1970 vergoldetes Silber

Louis M. Gérard (1940er Jahren) • Frankreich Collier mit Anhänger • 1975 Schiefer, Gold, Koralle, Diamant 40

Haroldo Burle Marx (1911-1991) • Brasilien Collier mit Anhänger/Brosche und Ring 1960er-1970er Jahren • Gold, Aquamarin

Cartier (gegr. 1847) • Frankreich Ring • 1960er Jahren Gold, Tigerauge


“I always visit Bulgari, because it is the most important museum of contemporary art.� Andy Warhol


Bildende Kunst und italienische Avantgarde

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künstler werden gebeten, Schmuck zu entwerfen Dass Künstler Schmuck entwerfen, ist in den 60er und 70er Jahren nichts Neues. Alexander Calder fertigt bereits seit 1938 Schmuck für Freunde und Verwandte an, aber auch Salvador Dalí, Max Ernst, Pablo Picasso u. a. haben bereits vor dieser Zeit interessante Juwelen kreiert. Unter dem Einfluss von Kunstströmungen wie dem abstrakten Expressionismus werden immer mehr Künstler gebeten, Schmuck auch für große traditionelle Juweliere wie Cartier, Tiffany & Co. und Van Cleef & Arpels zu entwerfen. Ende der 1940er Jahre entsteht in Italien eine parallele Entwicklung, als Mario Masenza – in dritter Generation Schmuckdesigner und Kunstsammler – italienische Maler und Bildhauer dazu einlädt, Schmuck zu entwerfen. Er lässt sich dabei wahrscheinlich von der Renaissance inspirieren: In dieser Zeit gehörte zur künstlerischen Ausbildung großer Meister wie Leonardo Da Vinci u. a. auch das Goldschmiedehandwerk. Die Zusammenarbeit soll dem kränkelnden Schmuckhandel nach dem Zweiten Weltkrieg neues Leben einhauchen. Die Folge ist eine innovative Ästhetik, die 1949 zum ersten Mal in der Galleria Il Milione in Mailand präsentiert wird. Dort sind u. a. die Künstler Afro Basaldella und Franco Cannilla vertreten, deren Arbeiten auch in dieser Ausstellung gezeigt werden.

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Afro Basaldella (1912-1976) • Italien • Brosche, für Mario Masenza • ca. 1950 Gold, Diamant, Andradit Granat, Amethyst

Afro Basaldella (1912-1976) • Italien • Brosche, für Mario Masenza • ca. 1950 • Gold, Diamant, Smaragd, Amethyst, Turmalin, Rodolit Granat

Afro Basaldella (1912-1976) • Italien • Collier mit drei Anhänger, für Mario Masenza • Ende der 1940er Jahren • Gold, Saphir, Rubin, Diamant

Franco Cannilla (1911-1985) • Italien Collier und Armband, für Mario Masenza vermutlich 1960er Jahren • Gold, Türkis, Rubin

FranFranco Cannilla (1911-1985) • Italien Armband mit Januskopf, für Mario Masenza ca. 1949 • Gold, Koralle, Diamant, Saphir 44

E.R. (Eva Renée) Nele (°1932) • Deutschland Collier • 1960er Jahren Gold, Trilobit Fossil


Helen Woodhull (1940-2005) Vereinigte Staaten • Collier mit Anhänger 1971 • Gold, Achat

Jean Mahie (gegr. 1969) • Frankreich Collier mit Anhänger • ca. 1972 Gold

César Baldaccini (1921-1998) • Frankreich Compression de bijoux, Anhänger, für Cartier 1973 • zusammengepresste goldene Schmuck

Franco Cannilla (1911-1985) • Italien Armband, für Mario Masenza • 1950-1970 Gold, Diamant

Walter Schluep (1931-2016) • Spanien, arbeitete in Canada • Armband • 1971 Gold, Harz 45


Gerda

Flöckinger Gerda Flöckinger wird auch als First Lady of British Jewellery bezeichnet und mit der britischen Designerin Mary Quant verglichen, die den Minirock entwarf und in London damit eine Moderevolution entfachte. Genau wie Quant, die die Mode revolutionierte, gehört auch Flöckinger zu den ersten Designern in Großbritannien, die etwas Neues mit Schmuck machen wollen. Flöckinger ist vor allem für ihre neue Auslegung der Fusions­ technik bekannt, bei der Materialien miteinander verschmelzen. Im Gegensatz zum Löten benötigt man dabei kein Lot: Die Materialien werden direkt miteinander verschmolzen. Typisch für Flöckingers Arbeiten ist die reiche, durch die Fusionstechnik entstandene Oberflächenstruktur, die mit Edel­ steinen verstärkt und baumelnden Elementen ergänzt wird.

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Gerda Flöckinger (°1927) • Österreich, arbeitet in Großbritannien • Ring • 1977 Gold, Perle, Diamant

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In der Gesellschaft, sowie bei verschiedenen Schmuckdesignern entsteht in den 1960er und 1970er Jahren ein großes Interesse an alten Zivilisationen. Die Kultur und vor allem die Gestaltungsweise der Etrusker, Mayas, alten Ägypter, Griechen, Römer und Perser bieten eine reiche Quelle an Inspiration. Um eine antike Ausstrahlung zu erzeugen, wird nicht nur die Formensprache, sondern auch die Verwendung des hohen Goldgehalts von 22 Karat übernommen.

Aldo Cipullo (1942-1984) • Italien, arbeitete Aldo Cipullo (1942-1984) • Italien, arbeitete in den Vereinigten Staaten • Ohrringe, in den Vereinigten Staaten • Collier mit für Cartier • 1971 • Gold Anhänger, für Cartier • 1971 • Gold

Paco Rabanne (°1934) • Spanien, Félix Roulin (°1931) • Belgien arbeitete in Frankreich • Minikleid Robe Nombril, Minikleid, Entwurf Jahr 1967, Neuausgabe für Valens • 1967 2007/2008 • Kunststoff, Metall Baumwolle, Bronze, Samt Leihgabe MoMu Antwerpen, Leihgabe MoMu Antwerpen, T20/2028 T83/2 48

Félix Roulin (°1931) • Belgien • Robe Ventre, Minikleid, für Valens • 1967 Baumwolle, Bronze, Samt Leihgabe MoMu Antwerpen, T83/3


Franco Cannilla (1911-1985) • Italien Armband und Brosche, für Mario Masenza ca. 1949 • Gold, Diamant

Jean Mahie (gegr. 1969) • Frankreich Anhänger, für Cartier • ca. 1970 Gold

Van Cleef & Arpels (gegr. 1906) • Frankreich Collier • 1970er Jahren Gold

Van Cleef & Arpels (gegr. 1906) • Frankreich Avian Pendant, Anhänger/Brosche/Schnalle ca. 1971 • Gold

Van Cleef & Arpels (gegr. 1906) • Frankreich Manchette Cuff Bracelets, Armbänder 1977 • Gold

Lisa Sotilis (°ca. 1944) • Griechenland Collier, Ohrringe und Ring • ca. 1970 Gold

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Walter Schluep Armband • 1971 • Gold, Harz


DIVA Programm 2020 - 2021 25.10.2020 – 6.12.2020

Ausstellung / Die Kunst des Ziselierens Möchten Sie mehr über die Technik des Ziselierens erfahren? Kommen Sie dann vorbei und werfen Sie einen Blick in der 1. Etage des Museums. Dort erfahren Sie alles über diese außergewöhnliche Gestaltungs- und Verzierungstechnik, die heute nur noch wenige Edelschmiede betreiben. Preis: Eintritt frei

30.10.2020 - 14.03.2021

Ausstellung / The Jeweller´s Art Tauchen Sie ein in die Swinging Sixties & Seventies und entdecken Sie Schmuck, Mode, Musik und Design dieser berauschenden Zeit. Preis: im Eintrittspreis enthalten

DAUERAUSSTELLUNG

Ausstellung / DIVA, a Brilliant Story

DAUERAUSSTELLUNG

Führung / Buchen Sie eine persönliche Führung durch die Ausstellung The Jeweller´s Art Nehmen Sie gern eine Gruppe von Freunden mit zu The Jeweller´s Art oder kommen Sie lieber allein mit Ihrem Partner/Ihrer Partnerin? Sie haben die Wahl. Sie können eine Gruppenführung bereits ab 15 € pro Person einschließlich Eintrittskarte buchen. Maximal 9 Personen pro Führer. Mehr als 9 Personen? Schauen Sie sich die Gruppenbesuche auf unserer Website an.

8.11.2020 - 13.12.2020 10.01.2021 - 14.02.2021

Führung / DIVA Deluxe in The Jeweller´s Art Preis: 2 € zusätzlich zum Eintrittspreis Beginn: 14 Uhr

7.11.2020 - 12.12.2020 22.12.2020- 2.01.2021

Die Dauerausstellung im Museum DIVA ist in 6 Sälen zu sehen, in denen jeweils eine ganz bestimmte Geschichte erzählt wird. Machen Sie eine Zeitreise durch 500 Jahre Handwerkskunst und bewundern Sie DIVAs brillante Sammlung. Preis: im Eintrittspreis enthalten

Familienführung / DIVA Mysteries in The Jeweller´s Art

25.10.2020

Familienführung: Kunsttag für Kinder

DIVA Talk / Patrick Storme über die Kunst des Ziselierens Während des Vortrags illustriert Patrick Storme sein Fachwissen und seine Erfahrungen mit der Ziseliertechnik mit eigenen Arbeiten. Preis: 5 € (3 € ermäßigter Tarif) Beginn: 11 Uhr

31.10.2020 – 4.11.2020

Workshop: Meisterklasse ziselieren von Patrick Storme

Preis: 5 € zusätzlich zum Eintrittspreis Beginn: 14.30 Uhr

15.11.2020

Preis: im Eintrittspreis enthalten, für Kinder gratis Beginn: 11 Uhr und 14 Uhr

DAUERAUSSTELLUNG

Führung / Gruppenbesuch für Blinde und Sehbehinderte Preis: gratis(exkl. Eintrittskarte zum Museum)

Anmelden: ausverkauft 51


Kolophon

DIVA, Antwerpen 30.10.2020 - 14.03.2021

Diese Ausstellung ist eine Gemeinschaftsproduktion des Kunstmuseums von Cincinnati, Cincinnati, Ohio und DIVA, Museum für Diamanten, Schmuck und Silber, Antwerpen, Belgien Verwaltungsrat Nabilla Ait Daoud, Yolande Avondroodt, Lebuin D’Haese, Omar Fahti, Luk Lemmens, Bartold Maréchal, Koen Palinckx, Tatjana Scheck, Annelies Thoelen

Mit Unterstützung von:: Stad Antwerpen, Toerisme Vlaanderen, AWDC, Umicore, Shanghai Diamond Exchange

Vorstand Yannick Bochem, Lies Buyse, Isabelle Hernould, Milan Rutten, Wim Van Damme Kurator DIVA: Catherine Regout Szenografie: Space Encounters Technische Produktion: Marie Vandecasteele Konstruktion: Planemos Licht Installation: Space Encounters & Children of the Light Texte: Cynthia Amnéus , Catherine Regout Schlussredaktion: An Labis, Leonie Maerevoet Übersetzungen: Sabine Reifer Design der Besucherbroschüre: Jurgen Flick (OVERBUREN) DIVA Team Direktor: Eva Olde Monnikhof Ausstellungen: Leonie Maerevoet, Catherine Regout, Marie Vandecasteele Sammlung: Arendine Martens, Wim Nys, Carl de Smit, Kristina Valiulis, Vincent Van Beek, Ann Verbecque Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit: Els Crollet, Tom Iriks, Suzanne de Lange, Leen Thielemans Bibliothek: An Labis, Michelle Suykerbuyk, Giacomo Visini Strategie- und Beziehungsmanagement: Martine Nieuwenhuysen, Kelly de Rybel van Campenhout, Daniëlle Serré, Wim Verhulst Logistik: Eduard Backelant, Stéphane Keersmaekers onthaal: Katelijne Decraene, Maaike Delsaerdt, Raphaël Lauwers, Soun Liekens, Lieve Van Looveren Bewachung: Marc Brosens, Annemie De Meester, Patrick Dhondt, Walter Geldolf, Henk van Genderen, Gert Govaerts, Vanessa Gruda, Maria Janssens, Raf Lippens, Ronny Mewis, Marianne Scholten, Ilse Van De Weyer, Sven Wendrickx

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Mit besonderem Dank an: PJ Grimm Annabelle Hermans David Huycke Kimberly Klosterman Els Minne Annelies Wylleman Leihgebers: Artifort Hans Boodt Cincinnati Art Museum Laura Dols Guild Merchant BV Kunstconsult KMSKA MoMu Antwerpen Alle Juwelen stammen aus der Kimberly KlostermanSammlung, sofern nicht anders angegeben. Bilder: © DIVA, Cincinnati Art Museum, Kimberly Klosterman / Fotografen: Dominique Provost, Tony Walsh, Kimberly Klosterman © 2020 DIVA für diese Ausgabe, Alle Rechte vorbehalten Verantwortlicher Herausgeber: Eva Olde Monnikhof, direktor DIVA, Gildekamersstraat 9, 2000 Antwerpen, Belgien D/2020/14.608/8 Disclaimer: DIVA hat versucht, alle Rechte in Übereinstimmung mit der entsprechenden Gesetzgebung zu regeln. Wer glaubt, er könne Rechte geltend machen, kann sich an den Verlag wenden.


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