Donau. Das Magazin. 2014

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das magazin 2014

NATUR, KULTUR & GENUSS AM FLUSS

DIE LEICHTIGKEIT DER FLUSSREISE

DONAURADELN: Der Griff nach den Sternen // DONAUGÄRTEN: Die barocke Lust // DONAUKULTUR: Wellenspiele // DONAUWANDERN: Die Leichtigkeit des Seins // DONAUPERSÖNLICHKEITEN: Gerhard Haderer // LANDEPUNKTE: Tipps & Termine


Österreichs einziges Museum re, für Karikatur, Bildsati ic! Com und Cartoon ww w.k ari ka tur mu

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© WGD Tourismus GmbH/Weissenbrunner, LWmedia-Archiv/Shutterstock, Stift St. Florian/Hans Fronius „Erweckung des Lazarus“, WGD Tourismus GmbH/Weissenbrunner

2014

NICOLAS MAHLER 29/11/2013 – 23/3 /201

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LESEN MACHT SP ASS! 29/11/2013 – 23/3 /201

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ZEICHNEN FÜR DE N FRIEDEN ab 26/1/2014 ALLES KLAR HERR KOMMISSAR? 6/4 – 16/11/2014 FÜR IMMER DEIX! Dauerpräsentation

Die Kunsthalle Krems - das internationale Ausstellungshaus in Niederösterreich – zeigt ganzjährig hochkarätige Ausstellungen mit Kunst vom Beginn der Moderne bis hin zur Gegenwart. Die Vernetzung von Altem und Neuem lässt aufregende Blickwinkel entstehen und eröffnet neue Zugänge. Lernen Sie scheinbar altbekannte Meister neu kennen und entdecken Sie zeitgenössische Positionen in der Kunstszene! AUSSTELLUNGSHIGHLIGHTS 2014 16/03 — 29/06/2014 ZEICHNUNGEN AUS FÜNF JAHRHUNDERTEN DIE SAMMLUNG KLÜSER

13/07 — 09/11/2014

// G enussvolles Erleben mit Hintergrund Ein Fluss als elementare Markierungslinie jener Regionen, die er durchfließt: Seit Jahrtausenden schafft und markiert die Donau Grenzen und Verbindungen, Kulturund Naturräume, Uferwege und Wasserstraßen, Arbeitsfelder und Freizeitlandschaften. Als ewiger Beobachter der Geschichte: 2014 denken wir an „200 Jahre Wiener Kongress“, bei dem die Grenzen Europas neu gezogen wurden, an „100 Jahre Ende der Monarchie“ und „100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkrieges“ sowie an „25 Jahre Fall des Eisernen Vorhanges“. Bei derartigen welthistorischen Ereignissen mag das ebenfalls 2014 stattfindende Jubiläum „30 Jahre Donau­ radweg“ ein wenig deplatziert wirken. Andererseits: Hat ein Radweg, der von Passau entlang der Donau in Öster­reich verläuft und jetzt auch völlig selbstverständlich weiter nach Bratislava führt, nicht auch Symbolkraft von welthistorischem Format? Und wieder ist es die Donau, die diese Entwicklung markiert. An Urlaubstagen an den Ufern dieses Flusses, beim genussvollen Erleben von Weinkultur, kulinarischen Genüssen, Radlerfreuden, Gartenlust, bei Tradition und Avantgarde, ist auch immer dieses Echo großer Historie zu vernehmen. Das macht einen Urlaub an der Donau in Österreich so besonders.

INHALT

Coverfoto: Weingut Hajszan, Wien, © WienTourismus/Peter Rigaud

04 BERÜHRUNGSPUNKTE Bilder von drei Bundesländern und ihrer Liebesbeziehung zur Donau 10 DONAURADELN Betten, Bikes und Gütesiegel 12 DONAUGÄRTEN Barocke Gartenlust 14 DONAUKULTUR Tradition, Avantgarde, Kulinarik 18 DONAUWANDERN Unterwegs ohne Gepäck 20 DONAUPERSÖNLICHKEITEN Gerhard Haderer im Gespräch 22 LANDEPUNKTE Tipps und Veranstaltungen

Fritz Gillinger

Chefredakteur DONAU das magazin

ALLE INFOS ZUR DONAU IN ÖSTERREICH Donau Oberösterreich WGD Tourismus GmbH, 4040 Linz, Lindengasse 9 T +43 732 7277-800, info@donauregion.at, www.donauregion.at Donau Niederösterreich 3620 Spitz/Donau, Schlossgasse 3 T +43 2713 30060-60, urlaub@donau.com, www.donau.com WienTourismus Tourist-Info, 1010 Wien, Albertinaplatz/Maysedergasse T +43 1 24 555, info@wien.info, www.wien.info

MAN RAY — PIERRE KLOSSOWSKI

KUNSTHALLE KREMS FRANZ-ZELLER-PLATZ 3, 3500 KREMS AN DER DONAU T +43 2732 908010, OFFICE@KUNSTHALLE.AT, WWW.KUNSTHALLE.AT

IMPRESSUM Für den Inhalt verantwortlich: ARGE Donau Österreich, Lindengasse 9, 4040 Linz, T +43 732 7277-800, www.austria.info/donau | Projektleitung: Petra Riffert | Redaktion & Produktion: LWmedia, Ringstraße 44/1, 3500 Krems, T +43 2732 82000, www.lwmedia.at, Geschäftsführung: Erwin Goldfuss | Chefredaktion: Fritz Gillinger | Art-Direktion: Martin Bauer | Grafik: Christian Eckart | Text: Fritz Gillinger, Bernhard Mayerhofer, Ángeles Hiedler, Anita Ericson, Thomas Rambauske, Barbara Hutter | Fotos: LWmedia-Archiv/Shutterstock, zVg, Linz Tourismus/Johann Steininger, Manfred Seidl, WienTourismus/Peter Rigaud, Gewista, Schloss Hof, Bhavanesh Chamdal/Ars Electronica Linz, Schloss Grafenegg/Manfred Klimek, Ulrich Kehrer, Zisterzienserstift Wilhering/Fritz Fröhlich, Exceptional Pictures_WT, Bernie Boess, WGD Tourismus GmbH/Hochhauser, Donau Niederösterreich/Dr. Franz Hauleitner, Christoph Haderer, Linz Tourismus, WGD Tourismus GmbH/Weissenbrunner, Stift St. Florian/Hans Fronius „Erweckung des Lazarus“, WienTourismus/Peter Rigaud, Donau Niederösterreich/Steve Haider, Donau Niederösterreich/Lachlan Blair, WienTourismus/Karl Thomas. Stand: November 2013. Alle Angaben ohne Gewähr auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Irrtümer und Änderungen vorbehalten.

© LWmedia-Archiv/Shutterstock

HIGHLIGHTAUSSTELLUNGEN


AN DER DONAU BIERKULINARIUM BODENSTÄNDIG DONAUBAROCK DONAUFESTWOCHEN DONAU IN FLAMMEN DONAURADWEG DONAUSAGEN DONAUSCHIFFFAHRT DONAUSTEIG ENERGIEVOLL ENTSCHLEUNIGUNG FÄHREN GEMÜSELUST GENUSSLAND LEBENSADER EUROPAS LINZER KLANGWOLKE 04 // DONAU das magazin 2014

© Linz Tourismus/Johann Steininger

oberösterreich // BERÜHRUNGSPUNKTE

ÖSTERREICH

Linz und Donau sind untrennbar miteinander verbunden. Im Programm der oberösterreichischen Landeshauptstadt heißt es daher 2014 „Donau.verändert, Linz“.

LINZER TORTE MUSIKTHEATER LINZ NATUR(T)RAUM NATURWUNDER SCHLÖGENER SCHLINGE RAD TOTAL IM DONAUTAL SAGENHAFTES KULTUR­LEBEN STIFTSKONZERTE STIFT ST. FLORIAN STRUDENGAU www.donauregion.at

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AN DER DONAU CARNUNTUM DONAULIMES DONAURADWEG GÄRTEN GENIESSERZIMMER GENUSS HEURIGE KAMPTAL KLOSTERNEUBURG KREMS KULTUR MARCHFELDSCHLÖSSER MARILLE MOSTSTRASSE MUSIK-FESTIVAL GRAFENEGG NATIONALPARK NIBELUNGEN RUBIN CARNUNTUM EGON SCHIELE SCHIFFFAHRT 06 // DONAU das magazin 2014

© Manfred Seidl

niederösterreich // BERÜHRUNGSPUNKTE

ÖSTERREICH Das „Tor zur Wachau“: Wellenspiel in Krems

SONNENWENDE SPARGEL STIFT MELK TRAISENTAL TULLN WACHAU GOURMETFESTIVAL WACHAUER LABERL WAGRAM WEIN WEINSTRASSE WELTERBESTEIG WACHAU WELTKULTURERBE WACHAU WIRTSHAUSKULTUR www.donau.com

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AN DER DONAU ALTE DONAU BALLTRADITION BOOTFAHREN DONAUINSELFEST DONAU­KANAL DONAUSCHIFF DONAUTURM FIAKER GENUSS HABSBURGER HEURIGE HOFBURG HUNDERT­WASSER IMPERIAL JUGENDSTIL KULTUR KUNST MUSEEN MUSEUMSQUARTIER NATIONALPARK DONAU-AUEN NEUJAHRS­KONZERT PRATER 08 // DONAU das magazin 2014

© WTV/Peter Rigaud

wien // BERÜHRUNGSPUNKTE

Magische Momente in Wien, Albertina

RINGSTRASSE SACHERTORTE SCHLOSS SCHÖNBRUNN STEPHANSDOM TIERGARTEN SCHÖNBRUNN WASSERSPORT WASSERWEG WEIN WIEN CONTEMPORARY WIENER KAFFEEHAUS WIENER KÜCHE WIENER SÄNGERKNABEN WIENERWALD www.wien.info

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ausgezeichnet // DONAURADELN

INTERVIEW MIT RAD-URLAUBERIN ANDREA WENZEL, GLADBECK

URLAUB MIT DEM RAD

Wir treffen Sie hier bei einem „bett+bike“-Betrieb. Zufall, oder bewusst gewählt? Bewusst. Ich kenne das System aus Deutschland. Der ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrradclub) kennzeichnet mit dem „bett+bike“-Gütesiegel Betriebe, die für Rad­ urlauber wie mich perfekt geeignet sind.

© Gewista

Zum ersten Mal entlang der Donau mit dem Rad unter­wegs? Andrea Wenzel: Ja. Ich bin zwar schon vor Jahren einen­Abschnitt des Donauradwegs gefahren, aber die ganze Strecke, quer durch Österreich, noch nie. Das Besondere am Radeln an der Donau ist die Kombina­ tion aus Natur, Kultur und Genuss.

Welches ist Ihr liebstes Plätzchen an der Donau? Ich habe ja noch nicht die ganze Strecke absolviert, aber die Naturlandschaft in Oberösterreich und die kleinen Weinorte in der Wachau haben mich schon besonders fasziniert. Was würden Sie Radurlaubern raten, die wie Sie eine Reise entlang der Donau in Österreich planen? Wichtig ist, sich als Radurlauber genügend Zeit zu nehmen, um die Reise wirklich genießen zu können. Die Planung der Übernachtungsmöglichkeiten ist dank der „bett+bike“-Betriebe völlig problemlos.

FAHRRADFREUNDLICHES WIEN Wien verfügt über 1.200 Radwege. An diesen Radwegen liegt eine Vielzahl an Unterkünften, die einen speziellen Service für Radtouristen anbieten: versperrbarer Abstellraum, Reparaturmöglichkeit und Informationen für die Radfahrer. Außerdem bieten die 9.000 „Park and Ride“-Parkplätze die perfekte Möglichkeit, um das Rad auch einmal stehen zu lassen.

Donauradlern stehen entlang der gesamten Donau in Österreich „bett+bike“-Betriebe zur Verfügung.

ZUM 30-JÄHRIGEN JUBILÄUM PRÄSENTIERT SICH DER DONAURADWEG IN TOPFORM: ALS ERSTER RADWEG ÖSTERREICHS KANN DER RADTOURISMUS-KLASSIKER MIT „bett+bike“-BETRIEBEN ENTLANG DER GESAMTEN STRECKE AUFWARTEN. DIE RADLER KÖNNEN SICH SO AUF UNTERKÜNFTE IN BESTER QUALITÄT VERLASSEN. ÁNGELES HIEDLER & FRITZ GILLINGER

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30 Jahre ist er jetzt alt, der Donauradweg, wobei das Wörtchen „alt“ hier ganz und gar nicht angebracht ist: Denn seit dieses beispiellose radtouristische Erfolgsprodukt 1984 „erfunden“ wurde, hat es sich ständig weiterentwickelt. Aktueller Qualitätsschub: Ab sofort stehen den Donauradlern entlang der gesamten Donau in Österreich sogenannte „bett+bike“Betriebe zur Verfügung. Für den Gast bedeutet das hohe Qualität, auf die er sich verlassen kann. Denn ein „bett+bike“Gütesiegel muss man sich als Beherbergungsbetrieb schwer verdienen: So müssen „bett+bike“-Betriebe mit Abstellplätzen für Fahrräder, Trockenmöglichkeit für Kleidung, Erste-HilfeEinrichtungen und reichhaltigem Frühstück aufwarten. „bett+ bike“-Gastgeber helfen selbstverständlich bei kleinen Pannen und halten für die Radler den einen oder anderen Geheimtipp für Abstecher in die Umgebung bereit. Schon lange vor Reiseantritt können Radurlauber unter www.bettundbike.de/donauradweg-oesterreich nach dem passenden Betrieb an der Donau­suchen. Zu jedem Betrieb

© Donau Niederösterreich/Steve Haider

FLUSSUFER-RADELN UND CITY-FLAIR

gibt es einen Link zur Homepage und Informationen, wie Radfahrer-spezifische Service­angebote, Preise, Zahl der Zimmer oder Entfernung zum nächsten Bahnhof. Ob mitreißender Distanzradler, gemütlicher Genussfahrer oder Strom-bewegter E-Biker – dank des Variantenreichtums an touristischen Angeboten finden alle Donauradler ihr Glück. Auch jene, die kein Rad auf die Reise mitnehmen wollen. So stehen zum Beispiel in ganz Niederösterreich rund um die Uhr praktische 3-Gang-Leihräder zur Verfügung, die man sich für maximal acht Euro pro Tag an einem der zahlreichen „Nextbike-Ständer“ holen kann. In Sachen Radtourismus steht Wien Ober- und Niederösterreich um nichts nach. Alle Wege führen in diesem Fall an den Wiener Ring. Entlang der Prachtstraße bietet sich nicht nur ein reichhaltiges Kulturangebot für die begeisterten Radtouristen an, auch fahrradfreundliche Unterkünfte lassen nicht lange auf sich warten. Vom kleinen Boutique-Hotel­über das extravagante Design-Hotel bis hin zur international renom­mierten Hotel­kette – hier ist für jeden Radler etwas dabei: So lässt sich nach einer kulturellen Tour rund um den Ring im Wiener Parkring Hotel­ die perfekte Aussicht auf die zurück­gelegte Strecke und ihre Prunkbauten genießen. Auch das Hilton Hotel Vienna ist fahrradfreundlich ausgerüstet und liegt direkt neben „Wien Mitte – The Mall“ – Wiens brandneuem Einkaufszentrum. City­hotelFeeling nach der Radtour – nicht alltäglich, aber selbstverständlicher Teil des Raderlebnisses an der Donau in Österreich.

// I NFOBOX QUALITÄTSSIEGEL: „bett+bike“, darauf ist Verlass Rund 50 geprüfte Beherbergungsbetriebe für Radfahrer von Passau bis Klosterneuburg haben­das „bett+bike“-Gütesiegel erhalten und garantieren den Donau­ radlern viele Vorteile, Annehmlichkeiten und Qualitätsstandards: Aus­ künfte und Geheimtipps, Gratis-Übernachtung für Kinder bis 6, gesicherte Radabstellplätze, leichte Radfahrer-Imbisse und preisgünstige Getränke. Für Donauradler, die die Region mit Elektro­rädern bereisen, stehen E-Points mit ,,Ladestationen“ und mindestens zwei Leihräder bereit. „bett+bike“-Broschüre bestellen unter www.bettundbike.de/donauradweg-oesterreich AUSGEZEICHNET: 4 Sterne für den Donauradweg Wenn Deutschlands renommierteste Radfahrorganisation, der „Allgemeine Deutsche Fahrradclub“ (ADFC), eine Radstrecke testet, dann streng und gründlich. Der Donauradweg bestand diese Prüfung mit der Bewertung von ausgezeichneten 4 Sternen.

BESTELLEN: Donauradweg-Falter Der Donauradweg-Falter enthält wichtige Informationen rund um das Radfahren an der Donau in Österreich. In 13 Streckenabschnitten zeigen übersichtliche Karten den genauen Verlauf des Radweges von Passau bis Brati­slava. Der Falter bietet auch Auskünfte über Nächtigungsbetriebe, Highlights in den Donauorten und -städten, Schifffahrtspläne sowie Infos zu den E-Lade­stationen entlang des Radweges. Bestellung Folder und Download aller Etappen: info@donauradweg.at | www.donauradweg.at VOLL AUF KURS

MIT E-MOBILITÄT

DONAURADWEG

VON PASSAU BIS BRATISLAVA 2014

www.donauradweg.at | www.donau.com

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aufblühen // DONAUGÄRTEN

// I NFOBOX (Barocke) Gärten an der Donau

Schloss Hof – barocke Gartenkunst

Dieser totale Einklang war nur zu erreichen, weil man beides gemeinsam vom Architekten planen ließ. Das Motto lautete damals, am Höhepunkt des Absolutismus: Die Natur beherrschen. So wurden nicht nur jeder Baum, jede Hecke und jeder Strauch streng in die Symmetrie geplant, sie wurden auch von Heerscharen von Gärtnern unerbittlich im Zaum gehalten. ST. FLORIAN: FÜR NOVIZEN UND GEMÜSE Nicht nur weltliche, sondern auch geistliche Herrscher bevor­ zugten die gekämmte Natur. So findet man zauberhafte Barock­ gärten an vielen Stiften, wie beispielsweise in St. Florian. Das Areal ist in drei Teile gegliedert: den von mächtigen Bäumen bestandenen Prälatengarten, der über die Sala terrena mit dem Stift verbunden ist – dieser Saal im Erdgeschoß, der den Übergang von drinnen nach draußen markiert, war fixer Bestandteil barocker Anlagen –, den im Innenhof des Stifts gelegenen Novizengarten sowie den Gemüsegarten, der in einen Literaturgarten umgewandelt wurde, wo mit Sprüchen beschriftete Dachziegel zwischen Blumen und Sträuchern zum Verweilen einladen.

Zauberhaftes Gartenvergnügen in Schönbrunn mit Blick auf die Gloriette

Stift St. Florian

Die Zeiten des Barock waren für jene, die es sich leisten konnten, lustvolle Zeiten. So hat man in die riesigen Gärten bewusst versteckte Winkel eingebaut, die sich damals wie heute für vertrauliche Tête-à-Têtes eignen. Diese lauschigen Nischen im Schlosspark von Schönbrunn wirken wie zufällig der Natur entwachsen, sind indes, wie der gesamte Garten, in damals üblicher Manier von strenger Hand geplant. Auch mangelt es nicht an Staffage – hier eine Statue, da ein Brunnen, dort ein Tempel. Sie alle liegen an symmetrisch angeordneten Wegen, die samt und sonders der Hauptachse zulaufen: Zu Füßen der mächtigen kaisergelben Fassade von Schloss Schönbrunn erstrecken sich die üppig blühenden Broderiebeete, die geometrische Elemente aus dem Gebäude widerspiegeln, sich aber auch zu Ornamenten schlängeln. Der dichte Blütenflor erfreut das Herz. Von oben betrachtet, sehen diese Beete aus wie feine Stickerei, was das Wort Broderie auch tatsächlich bedeutet. SCHLOSS SCHÖNBRUNN: GESAMTKUNSTWERK Dieser umwerfende Gesamteindruck ist es, der einen barocken Garten zu etwas ganz Besonderem macht – nicht zufällig hat die UNESCO Schönbrunn mit seiner Einheit von Schloss und Garten als „Gesamtkunstwerk“ zum Weltkulturerbe ernannt.

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© Schloss Hof/Lois Lammerhuber, Shutterstock

EINIGE DER SCHÖNSTEN EXEMPLARE BAROCKER GARTENBAUKUNST REIHEN SICH ENTLANG DER DONAU. ANITA ERICSON

© Shutterstock, Stift St. Florian

BAROCKE GARTENLUST

STIFT MELK UND SCHLOSS HOF: KOLOSSAL Da, wo im Mittelalter Novize Adson aus Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“ maximal durch einen Kräutergarten gewandelt ist, hat man mit dem Neubau des Stifts­gebäudes im beginnenden 18. Jh. einen der damaligen Mode entsprechenden Park geschaffen. Blickfang in der ersten Ebene ist der von Rosen umstandene barocke Garten­pavillon, der mit exotischen Fresken ausgemalt ist. Die zweite Etage ist geprägt von verschlungenen Wegen und einem Trinkwasserbrunnen. In der dritten Etage befindet sich die Lebensader des Gartens: das barocke Wasser­ reservoir, das von 250 Jahre alten Linden umgeben ist. Nahezu einzigartig ist der Park von Schloss Hof im Marchfeld, von Prinz Eugen in Auftrag gegeben und später von Maria Theresia gekauft. Der Park ist ein in sieben Terrassen angelegter Garten, dessen Proportionen, Abstufungen und Höhen genau auf die Sichtlinien des Schlosses abgestimmt sind. Die Broderiebeete tragen nahe am Schloss pastellige Töne, etwas weiter weg werden die Farben kräftiger. Auf der fünften Terrasse sind versteckte Winkel in die Hecken eingearbeitet. Alles so wie damals: In mühseliger Kleinarbeit haben Wissenschaftler die Gartenpläne rekonstruiert und Landschaftsgärtner daraus die Anlage detailgetreu wiederhergestellt. Tipp: In diesem authentischen Rahmen findet das jährliche Garten­fest statt, das für einen Abend die lustvollen Zeiten mit kulinarischen Freuden, Spiel und Tanz hochleben lässt.

Linz mal drei Für Freunde barocker Gartenpracht bietet sich der Bergschlössl­park (300 Jahre alt, 3 ha) an. Einen Abstecher wert ist die Harrachstraße, wo jeden Sommer Saison­blumen­beete im barocken Stil gepflanzt werden. Geometrisch angelegte Blumen­beete zeigen im Museumpark formale Anklänge an die Barockzeit. Alle drei Parks sind öffentlich zugänglich. www.linz.at/umwelt Schloss Hohenbrunn Auf den alten Achsen teils neu bepflanzt wurde der Garten von Schloss Hohenbrunn, das als barocke Idealisierung der für die Region zwischen Traun und Enns typischen oberösterreichischen Vierkanthöfe errichtet wurde. Heute ist hier eines der bedeutendsten Jagdmuseen des deutschsprachigen Raums untergebracht. www.ooemuseumsverbund.at Stift St. Florian Im „Prälatengarten“ stößt man auf mächtige alte Bäume, Höhepunkt im „Novizengarten“ sind die Rosen, von denen hier über 100 Sorten wachsen. Im „Literaturgarten“ prägen Blumen, Sträucher und auf Dachziegel geschriebene Zitate das Bild. Prälaten- und Literatur­ garten sind öffentlich zugänglich, Novizengarten an bestimmten Terminen. www.stift-st-florian.at Die Garten Tulln Auch wenn hier kaum etwas barock anmutet, führt den Gartenliebhaber entlang der Donau kein Weg an „Die Garten Tulln“ vorbei – Europas erster ökologischer Gartenschau. Die über 50 (!) Mustergärten beherbergen Highlights wie Themengärten, Baumwipfelweg mit Aussichtsturm sowie den Wasserpark zum Tretbootfahren. www.diegartentulln.at | www.diegaerten.at Schloss Hof Der Terrassengarten von Schloss Hof glänzt nach mehreren hundert Jahren wieder in seiner ganzen Dimension und in der zur Zeit von Prinz Eugen gestalteten Pracht. Im Barockgarten von Schloss Hof lustwandeln Besucher über sieben Terrassen vorbei an Broderiebeeten, Laubengängen und prächtigen Brunnenanlagen. Die kunstvoll angelegten Beete verzaubern den Besucher im Frühjahr mit Tulpen, Narzissen, Violen und Kaiserkronen. www.schlosshof.at Stift Melk Der Stiftspark zeigt, wie in 250 Jahren durch das Zusammenwirken von natürlichen und geistigen Ebenen ein Lebensraum entstanden ist. Mit der Parkrevitalisierung in den letzten 15 Jahren hat man alte, zum Teil barocke Strukturen wieder sichtbar gemacht. Blickfang in der ersten Ebene des Stiftsparks ist der barocke Gartenpavillon mit dem Café. www.stiftmelk.at Augarten Der Augarten ist der älteste barocke Garten Wiens, er wurde bereits 1775 als erster kaiser­ licher Garten für die Bevölkerung geöffnet. Bis heute ist er ein Park, um hier die Freizeit zu verbringen: Konzerte, Sommerkino, Feste und das schicke Lokal „Bunkerei“ locken Szenegänger, die Wege im Park Sportler an. Der Park ist öffentlich zugänglich. www.augarten.org Schloss Belvedere Die zentrale Mittelachse des symmetrischen Gartens verläuft zwischen dem als Wohn­ gebäude errichteten Unteren und dem repräsentativen Oberen Belvedere. Blickfang zwischen­den Blumenbeeten sind die Kaskaden der Wasserspiele. Die exponierte Hanglage eröffnet eine weite Aussicht auf die Stadt. Der Park ist öffentlich zugänglich. www.belvedere.at Schloss Schönbrunn Um 1779 wurde der Schlosspark der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ist seither beliebtes Erholungsgebiet. Die barocke Gartengestaltung hat sich mit den Erweiterungen aus dem letzten Lebensjahrzehnt Maria Theresias weitgehend unverändert erhalten und bestimmt auch heute noch das Erscheinungsbild des Schönbrunner Gartens. www.schoenbrunn.at

// T IPP Der barocke Garten für daheim Wenn Sie nicht zufällig ein paar tausend Quadratmeter zu gestalten haben, empfehlen wir Ihnen als barockes Element für den eigenen Garten das Broderiebeet. Dazu brauchen Sie einen Plan – am besten, Sie holen­sich Anregungen beim Besuch eines der vorgeschlagenen Gärten und legen das auf Ihre Größenverhältnisse um. Danach gliedern Sie die einzelnen Bereiche mit sogenannten Bandeisen, die für eine scharfe Trennung zwischen Rasen­flächen, Dekoelementen und Blumenrabatten sorgen. Die flächigen Dekorationen gestalten Sie mit weißem Marmorkies, schwarzen Kohlestücken und rötlichem Ziegelsplitt. Diese werden, wie auch die Beete, von 15 cm kurz gehaltenen Buchsbaumreihen gesäumt. In die Beete setzen Sie dann Blumen nach Ihrer Wahl, die niedriger wachsenden an den Rand, die höheren zur Mitte hin. Planen Sie die Zusammenstellung so, dass die Farben harmonieren und sich zwischen Mai und Oktober ein stetiger Blütenflor ergibt. Im Herbst werden dann die Zwiebeln für die Frühjahrsbepflanzung gesetzt. Eine nicht ganz vollständige Liste von im Barock üblichen Blumen: Tagetes, Lefkoje, Stockrose, Löwenmaul, Kugelamarant, Ziertabak, Nelke, Fuchsschwanz, Balsamie, Chrysantheme, Ringel-, Spinnen-, Wunder- und Witwenblume.

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tonangebend // DONAUKULTUR

Links: Die zauberhafte Schlosslandschaft mit dem romantischen Park von Schloss Grafenegg, das sich in seiner kulturellen Lebendigkeit alles andere als verträumt präsentiert. Unten: Zeitgenössisches von Fritz Fröhlich im Zisterzienserstift Wilhering.

EINE GANZ NEUE WELLE Project Beehive, Ars Electronica Linz

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Apropos „Vorfreude“: Kultur und Kulinarik bilden auch hier ein unzertrennliches Gespann. Denn Kulturabenteuer, welcher Gattung auch immer, machen hungrig und durstig. Und auch auf diesem Gebiet schafft Linz einen spannenden Bogen von traditionell zu zeitgenössisch: Neben bewusst regional und bio wie bei den „Donauwirtinnen“ in Alt-Urfahr oder bei Georg Friedl mit seinem „Mühlvierteln im Salzamt“ an der Oberen Donaulände werden im Josef an der Landstraße und im Café EXX „echt oberösterreichische Tapas“ serviert. Und einmal im Jahr ist Linz sowieso der Hotspot moderner Küche: da kochen internatio­ nale Spitzenköche beim „Culinary Art Festival“ auf. © Schloss Grafenegg/Manfred Klimek, Ulrich Kehrer

BARBARA HUTTER

Klare Linien, funktionale Formen, viel Glas – das moderne Linz spiegelt sich in der Donau wider, so nahe sind die Wahrzeichen mutiger Stadtentwicklung an den Fluss gebaut: das vielfach preisgekrönte Ensemble Lentos, Ars Electronica Center (AEC) und Brucknerhaus prägen das Stadtbild am Ufer des Stromes. Alles Gebäude mit äußerst aktivem Innenleben: Das Brucknerhaus etwa präsentiert 2014 gleich sieben neue Musik-Festivals. Die Museen nehmen die Donau mit ins Boot. Sie laden zum 3DFlug im Donaubecken, ins Donau-Aquarium und zur Sonderschau über Kultur, Natur und Wirtschaftsentwicklung in der Donaustadt. Herausragend das Forum Metall im Donaupark. Was 1977 mit einer aufsehenerregenden Ausstellung großformatiger Metallplastiken renommierter Künstler am Linzer Donauufer begann, ist bis heute ein sehenswertes, lebendiges Open-AirEnsemble moderner Kunst. Neues Prunkstück des spannenden Kulturlebens an der Donau: das neue Musiktheater. Das Haus mit der puristischen Linie aus hellem Stein inszeniert den klassischen „Ring des Nibelungen“ ebenso wie Raritäten wie Ernst Ludwig Leitners „Fadinger“ oder das Ballett „Blind Date“ von Mei Hong Lin. Und dann die Vorfreude auf das Festival im September 2014, wenn die Klangwolke sich wieder über den Strom erhebt und bis zu den Stahlwelten der Voest über die Stadt breitet ...

© Bhavanesh Chamdal / Ars Electronica

DIE DONAU IST SEIT MEHR ALS 2.000 JAHREN EINE DER KULTURELLEN LEBENS­ADERN EUROPAS – GRENZE UND VERBINDUNGSWEG GLEICHERMASSEN. NEBEN ALTHERGEBRACHTEM UND KOSTBAR TRADITIONELLEM GEDEIHT AN DEN SANFTEN UFERN ABER IMMER AUCH MODERNES, JA, AVANTGARDIS­ TISCHES.

NEUES LEBEN IN ALTEN STIFTEN Klar, dass sich diese kulinarische Vielfalt auch noch an vielen anderen Stellen an der Donau fortsetzt. Interessantes Beispiel: das Schloss Mühldorf in Feldkirchen. Ein überaus reizvolles Domizil mit rund tausendjähriger Geschichte. Alles hier strahlt gediegene Eleganz und britischen Lifestyle aus, die Küche glänzt mit einem frischen, überaus aktuellen Kulinarikkonzept. Wer am großen Strom lebt, muss offen sein für Neues. So offenbart die barocke Pracht der Stifte entlang der Donau auch nur einen Teil der Wahrheit, denn zu historischen Kunstschätzen und Orgelklängen – von Ausnahmeorganist Balduin Sulzer

– gesellt sich etwa im Zisterzienserstift Wilhering auch sehr Zeitgenössisches, etwa Zeichnungen, Collagen, Malereien und Skulpturen des 2001 verstorbenen Künstlers Fritz Fröhlich. Und auch Stift St. Florian ergänzt seine außergewöhnlichen Stücke der „Donauschule“ aus dem 16. Jahrhundert mit der „Reli­gi­ösen Sammlung“ aus Ölgemälden, Zeichnungen und Druckgrafiken des modernen, österreichischen Künstlers Hans Fronius­ . Gemälde­von Fronius werden 2014 auch in der Ausstellung „100 Jahre Weltkrieg“ im Stift St. Florian präsentiert. AVANTGARDISTISCHE WEINBAUTEN Das gewaltige Stift Melk gibt den barocken Auftakt für die Wachau. Doch auch hier, zwischen alten Lesehöfen, Marillengärten, trutzigen Wehrkirchen und den uralten Trockensteinterrassen, auf denen Riesling und Veltliner gedeihen, keimen Innovation und Avantgarde. Kultur und Gaumenfreuden sind hier verknüpft wie in kaum einer anderen Donauregion. Und so geht auch der Wein neue Wege: Mit der mobilen App myWachau der Winzervereinigung Vinea Wachau erfahren die Gäste, welchen Winzer sie ohne Terminvereinbarung besuchen können, welcher Heurige gerade geöffnet hat und wie die einzelnen Wachauer Rieden genannt werden. Doch smart oder nicht – Behutsamkeit ist gefragt. Der Winzer dürfe seine Wurzeln nicht

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tonangebend // DONAUKULTUR WIENER HERZ IM TAKT DER MODERNE Dann treffen ihre Wellen auf die Hauptstadt Wien. Zwischen UNO City und Donau ist die neue „Donau-City“ entstanden, und ehe noch der Stephansdom in Sicht kommt, grüßt ein schwarz glänzender Finger vor der urbanen Skyline – der Erste der beiden DC Towers von Stararchitekt Dominique Perrault und neues, urbanes und nach Öko-Kriterien errichtetes Wahrzeichen. Neben dem Prater haben prominente Architekten für über 25.000 Studenten den neuen Campus der Wirtschaftsuniversität geschaffen. Zaha Hadid Architects zeichnet für das „Library & Learning Center“ verantwortlich. Weitere Gebäude wurden vom Atelier Hitoshi Abe, von CRABstudio Architects und von No.MAD Arquitectos entworfen. Neues auch im Stadtzentrum: Zwischen Gründerzeitpalais und Barockfassaden trifft man sich – im MuseumsQuartier, zwischen Sammlung Leopold, mumok, Tanzquartier und Architekturzentrum. Neben Sisi-Charme und Heurigen-Nostalgie pulsiert das Wiener Herz im Takt der Moderne, auch in den Randbezirken. So beherbergt die ehemalige Ankerbrotfabrik im 10. Bezirk zehn Institutionen für zeitgenössische Kunst. Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, haben sich hier Ateliers und Gale­rien um die beiden gewaltigen Innenhöfe des Industriebaus angesiedelt. „50 Jahre Donaupark“ und „50 Jahre Donauturm“ wird 2014 am anderen Donauufer gefeiert – mit einer Ausstellung über die Wiener Freizeitgestaltung seit fünf Jahrzehnten. Und die Fertigstellung des hypermodernen Bahnhofs, der zu einer inter­nationalen Verkehrsdrehscheibe ausgebaut wird, samt Wohn- und Büroflächen, ist für 2015 geplant. Der schnellste Weg, um ans Ziel zu gelangen, ist die Wiener U-Bahn. Wer sich in den Stationen tief unter der Erde ein bisschen mehr Zeit nimmt, entdeckt auch das eine oder andere Kunstwerk. Die Linien U1, U2 und U3 sind Wiens „Kunst-Linien“. Seit mehr als 20 Jahren werden in vielen Stationen Kunstwerke angebracht, und internationale Künstler wie Ken Lum, Nam June Paik oder Anton Lehmden sowie öster­ reichische Meister wie Gottfried Kumpf haben Installa­ tionen, Wandmalereien und Skulpturen zur Verfügung gestellt.

vergessen, ist Michael Wagner von Vinea Wachau überzeugt. „Auch wenn in moderne Gebäude und Design investiert wird, spielt Tradition immer eine Rolle. Denn hier in der Wachau ist einfach viel richtig gemacht worden.“ Moderne Weinkeller, lichtvolle, großzügige Präsentationsräume wie in den Weingütern Alzinger oder Rudi Pichler – entlang der Donau bieten sich viele spannende Haltepunkte an, unter den bekanntesten die Vinothek der Domäne Wachau in Dürnstein oder die Sandgrube 13 der Winzer Krems, dazu die Gourmetadresse Kloster Und, die nun von Charly Teuschl betrieben wird, einem der unkonventionellsten Gastronomen der Stadt. Was in Linz sofort ins Auge sticht, zeigt sich in Krems erst auf den zweiten Blick: die Avantgarde. Das östliche Tor zur Wachau mit der reichen Geschichte präsentiert sich nicht nur mit der neuen Donau-Schiffstation und ihrem Restaurant „Wellenspiel“ offen und modern, sondern hat sich vor allem mit der Kunstmeile schon seit Jahren auch einen zeitgenössischen Namen gemacht. So wurde die Kunsthalle Krems gekonnt in die ehemalige Tabakfabrik Stein integriert, das Karikaturmuseum besticht durch

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seine witzige Fassade, und die „Zeitkunst Niederösterreich“ hat ihre Zelte in der Dominikanerkirche aufgeschlagen. Provokante und unkonventionelle Inhalte in teils klassischer Verpackung – wer genau schaut, erkennt das freche, neue Gesicht der Stadt. Und auch Seitensprünge sind erlaubt: etwa nach Grafenegg, wo mitten im historischen Schlosspark ein Konstrukt aus Beton, Stahl und Glas in den Himmel ragt: der „Wolkenturm“, als OpenAir-Bühne des jährlichen Musikfestivals. Das Weinland entlang der Donau – Kamptal, Traisental, Wagram – ist ohnehin stets für Unerwartetes gut. Vor allem Architekturpilger werden hier fündig. Legendär mittlerweile: Steven Holls Kubus der Weinwelt „Loisium“, aber auch der glatte, schwarze Bau des Winzers Fred Loimer in Langenlois oder das „Weritas“, das Weinzentrum für die Region Wagram. Wie alte Weinkultur und moderne Baukunst zusammenpassen? Sehr gut, findet Vinothekar Gerhard Hintermayer, vor allem wenn das Objekt – wie beim Beispiel Weritas – schön in die Landschaft integriert sei: „Das Gebäude balanciert auf der Lösskante, der als Gestein ja für den Wagram sehr wichtig ist.“ Der Blick geht dabei über die Weingärten und das weite Tullnerfeld bis zum Ötschergipfel. Modern, offen, Transparenz. In der Architektur, beim Weinglas, im Keller. „Auch im Weinbau selbst geht es weg vom klassischen Holzfass hin zum Stahltank.“ Präzises, sauberes Arbeiten sei gefragt, eine klare Linie. Die zeichnet auch die Donau in die Landschaft, fließt vorbei an Aulandschaften und Orten wie Tulln mit seinem neuen SchieleMuseum und Klosterneuburg mit seinem imposanten Augustiner-Chorherrenstift und dem Museum Essl, Österreichs größter privater Sammlung zur Kunst der Gegenwart.

© Bernie Boess

Hier trifft romantischer Historismus auf frische, aufregende Archi­ tektur und Tonkunst: Mit dem Wolkenturm (Foto) erhielt das in Jahrhunderten gewachsene Ensemble von Schloss Grafenegg 2007 eine bemerkenswerte Open-Air-Bühne. Der in eine Senke eingebettete Bau formt eine kantige Skulptur aus Stahl und Glas, die bis in die Höhe der alten Baumkronen aufragt. Von den Tribünen mit mehr als 1.700 Sitzplätzen sowie den über 300 Rasenplätzen auf den umliegenden Hügeln genießen die Konzertgäste das romantische Ambiente. Intendant Rudolf Buchbinder steht für Festspiele auf höchstem Niveau, sowohl mit den Niederösterreichischen Tonkünstlern als auch internationalen Spitzenorchestern, die beim Grafenegg Festival jeden Sommer zu Gast sind. www.grafenegg.at

© Exceptional Pictures_WT

Schloss Grafenegg: neue Perspektiven

LEBENSWERTESTE STADT DER WELT Mehrmals wurde Wien zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt. Moderne Architektur und eine lebendige Design-Szene haben ebenso ihren Anteil daran wie Nachtleben, Shopping und Grünzonen, nicht zuletzt entlang der Donau. Auf diese Vielfalt ist Norbert Kettner von WienTourismus stolz: „Wien bietet die perfekte Kombination nordeuropäischer Funktionalität und Effizienz mit südeuropäischer Lebenslust. Das Einzige, was Wien fehlt, ist das Meer – deshalb sind die vielen Angebote für Sport und Erholung rund um die Donau umso wertvoller.“ So wie der Nationalpark Donau-Auen. Das ehemalige Jagd­gebiet der Habsburger und heute knapp vier Kilometer breite Natur­para­ dies verbindet zwei europäische Hauptstädte: Wien und Brati­ slava. Und die „Twin City Region“ wird in den nächsten Jahren noch viel enger zusammenwachsen, davon ist Margit Neubauer vom Donau Tourismus überzeugt: „In der Region durchmischt sich wieder, was in der Monarchie gang und gäbe war, Tradi­ tionelles wird wieder zum Modernen.“ Die Grenzstadt Hainburg, früher das Ende Österreichs, liegt nun im Herzen der Region Centrope – mit neuen Attraktionen wie etwa der „Kulturfabrik“, einer ehemaligen Tabakmanufaktur, als Einladung zu einer Zeitreise an der Donau, von der Antike bis ins europäische Übermorgen.

DC Towers: Architektur zum Staunen Bereits der Erste der beiden von Dominique Perrault entworfenen DC Towers ist ein Blickpunkt der Wiener Skyline, ein modernes Wahr­ zeichen der Stadt. Das neben dem Donauturm mit 220 Metern höchste Gebäude Österreichs kombiniert architektonische Ästhetik mit modernster ökologischer Bauweise und Funktio­ nalität. Er wird als einer der ersten österreichischen Bürotürme nach den Energie- und Nachhaltigkeits­ erfordernissen für ein „Green Building“ der EU-Kommission errichtet und ausgestattet werden. www.dctowers.at

// I NFOBOX www.lentos.at | www.aec.at | www.brucknerhaus.at www.landestheater-linz.at | www.klangwolke.at www.diedonauwirtinnen.at | www.muehlvierteln-salzamt.at www.josef.co.at | www.cafe-exx.at | www.hotspots-linz.at www.schlossmuehldorf.at | www.stiftwilhering.at www.stift-st-florian.at www.stiftmelk.at | www.domaene-wachau.at | www.late.at www.kunstmeile-krems.at | www.grafenegg.at | www.weritas.at www.loisium-weinwelt.at | www.egon-schiele.eu www.stift-klosterneuburg.at | www.kirchen-am-fluss.at www.essl.museum/ www.viennadc.at | www.campuswu.at www.loftcity.at | www.hauptbahnhof-wien.at

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gipfelerlebnisse // DONAUWANDERN Der Fluss zieht die Spur, ist Schöpfer und Star der Wanderwege gleicher­maßen, die an seinen Ufern entlangführen. Wie hier in der Wachau mit Blick auf Weißenkirchens herbstliche Weinlandschaft.

einem­der 165 Donausteig-Rastplätze mit Erlebnis-Garantie. Pause. Durchatmen. Schauen. Es ist schön hier am und über dem großen Fluss. Auszeit. Glückszeit. Lebenszeit. Früher Nachmittag. Die Konturen schärfen sich, die Farben frischen auf, kühler Donauwind umweht uns. Schlögen und die berühmte Schlögener Schlinge! Diese 180°-Windung der Donau gehört zu den Höhepunkten der gesamten Tour, fügt sie sich doch ästhetisch und wunderschön ins Donautal ein. Wir haben ein nettes Quartier gefunden, und auch unser Gepäck, das vom letzten Wirt hierhertransportiert wurde. Der Komfort bei den 52 Donausteig-Wirten – sagenhaft! Ja, das Leben ist ein Fest an der Donau, und das gehört ordentlich gefeiert.

// I NFOBOX Wanderbares an der Donau

Den Donausteig erwandern und dabei Natur- und Kulturerlebnisse genießen, wie hier auf der Ruine Haichenbach mit Blick auf die Schlögener Schlinge.

GEMÄCHLICH BIS WILD Engelhartszell. Dritte Etappe des Donausteigs am Südufer der Donau. Hinter uns Passau und Vichtenstein, vor uns noch viele weitere Etappen bis Grein. Angenehme Morgenkühle und der Duft frisch gemähten Grases weht durch den Donaumarkt, der uns gut gefüttert und ausgeschlafen entlässt. Jeder Wanderer liebt diese frühe Zeit der Klarheit und Reinheit. Alles still, alles sauber, alles heiter. Wir gehen los, unbelastet, nur den Tagesrucksack auf den Schultern, da den Rest des Gepäcks der Wirt zum nächsten bringt. So gehen wir unbeschwert los und der Donau entlang,

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ziehen mit ihr bis Oberranna. So unterschiedlich – von gemächlich bis wild – der Strom dahinfließt, so folgen wir ihm am Donausteig, einem Traumpfad – von flach bis ordentlich steil – für Wanderer, denen es um das ausgreifende, entdeckende, landschaftserobernde Gehen an sich geht. Weitwanderer folgen dem von Passau durch das Obere Donau­tal, dann durch das Eferdinger Becken, Linz und die Auwälder rund um die Einmündungen von Enns und Traun; schließlich passieren sie das Machland und den Strudengau bis Grein. Am Weg alles, was Wanderern Freude macht: wunderschöne Strandpromenaden, bewaldete Ufer­hänge, romantische Klammen und Schluchten, bäuerlich geprägte Kulturlandschaften, aber auch historisch gewachsene Städte und Dörfer. Ein im wahrsten Sinne sagenhafter Weg, der, beide Donau­seiten zusammengerechnet, eine Länge von 450 Kilometer ergibt! Kurz nach Oberranna verlassen wir die Donau und biegen ins Natur­schutz­gebiet Kösslbachtal ab. Der Bach hat sich hier ein Erosionstal gegraben, das durch steile Hänge, Felskanzeln, Blockströme und Schluchtmischwälder geprägt ist. Auf engen Pfaden wandern wir, begleitet von der Hintergrundmusik des Baches­und des Waldes, zum sogenannten „Vierviertelblick“,

© Donau Niederösterreich/Dr. Franz Hauleitner

WANDERN IST NICHT GLEICH WANDERN. WER OHNE SCHWEREN RUCKSACK UNTERWEGS IST, ERLEBT EINE GANZ SPEZIELLE, FEDERLEICHTE UND BEGLÜCKENDE ART DES GEHENS UND LEBENS. THOMAS RAMBAUSKE

© WGD Tourismus GmbH/Hochhauser

VON DEN FREUDEN DES DONAUWANDERNS

DIE SCHÖNSTEN WINKEL EINER TRAUMLANDSCHAFT Folgt man der Donau nun weiter hinein in die Wachau, treffen wir auf einen nicht minder traumhaften Weg – den Welterbesteig Wachau. Der Welterbesteig ist mehr als ein Weitwanderweg, er ist eine Liebeserklärung an eine kunstvoll komponierte Landschaft. Wer die Wachau durchstreift, wird schnell erkennen, dass das gewundene Flusstal mit all seinen landschaft­ lichen Reizen und imposanten Kulturbauten ein Gesamtkunstwerk ist. Die rebenbestandenen und mit Burgruinen dekorierten Weinrieden, die gold-grün gestreiften Äcker, die romantischen Wälder, die malerischen Dörfer, die idyllischen Gipfel – welch berauschende Symphonie an Bildern! Der Prolog führt von Krems nach Dürnstein. Durch die Kremser Innenstadt mit ihren vielen baulichen Sehenswürdigkeiten weht der Duft uralter Donaugeschichte. Kurz nach der Stadt führt uns die legendäre Kreuzbergstiege in die malerischen Wein­berge des Kreuzberges. Durchatmen und sich am Augenschmaus sattsehen, heißt das Motto nicht nur hier, sondern auch auf jeder anderen Etappe des Traumpfades. Der weitere Weg führt durch die idyllischen Steiner Weinberge, danach hinauf zum Pfaffenberg, der den Beginn des Wachauer Weingebietes markiert. Beim Kellerberg verlassen wir die Weinrieden und tauchen in eine bizarre Fels- und Waldlandschaft ein. Wieder einer jener zauberhaften Kontraste, die zum Wesen der Wachau gehören. Wer nahe am Strom geht, wird das Tremolo der Wellen vernehmen, die ans Ufer schlagen, den Gesang der Reiher und Möwen. Aus den Winzerdörfern wird Heurigenmusik klingen und von den Wipfeln das Rauschen des Windes. Aber es ist nicht nur ein Konzert der Klänge, sondern auch der Farben. Vom Weiß der Marillenblüte im Frühling über das satte Grün der Weinberge im Spätsommer bis zum goldenen Laubteppich im Herbst – ja, das Weltkulturerbe Wachau ist eine einzigartige Komposition aus Klängen und Farben, Natur und Kultur, aus Gestalt gewordener Geschichte. Erfühlen, eratmen, in seiner Ganzheit erleben wird dieses Märchenland nur, wer gemächlich von Ort zu Ort wandert – in 14 Etappen und auf 180 abwechslungsreichen Kilometern lassen sich die schönsten Winkel dieser Traumlandschaft entdecken. Nach gut vier Stunden erreichen wir die malerische Altstadt von Dürnstein und kommen wieder einmal an. Vor allem bei uns selbst.

Wanderwoche am Donausteig von Passau nach Linz Ohne schweres Gepäck in sieben Tagen vom südlichen bayerischen Wald durchs Mittelgebirge bis Linz. Erlebnisreiche Beilagen: Donaunixe Isa am Jochenstein, Geisterschloss Haichenbach, die längsten Hang- und Schluchtwälder Mitteleuropas, die engste Stelle des Donautals in Österreich beim Burgstall in Kirchberg/D. nebst unzähligen kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten. Inkludierte Leistungen: 6 x Ü im DZ inkl. Frühstück, Gepäcktransfer, Wanderkarte, Schifffahrt und Bahnrückfahrt von Linz nach Passau ab € 333,–/Person. Rundwanderung Strudengau | 5 Tage – 4 Nächte Die Rundwanderung startet im Donaustädtchen Grein, das auch als die „Perle des Strudengaus“ bezeichnet wird, und führt an den 5 Tagen zu zahlreichen Kulturhighlights. Unberührte Natur und sagenhafte Ausblicke können ebenfalls genossen werden, zum Beispiel in der Stillensteinklamm oder am Aussichtspunkt Predigtstuhl. Und wieder zurück zum Ausgangsort Grein. Inkludierte Leistungen: 4 x Ü im DZ inkl. Frühstück, 1 Donausteig Wanderbuch, Donausteig Wanderkarte und Gepäcktransport ab € 280,–/Person. Buchbare Angebote: www.donaureisen.at | www.touristik.at | www.salzkammergut.co.at Für Bergfexe & Weinliebhaber | 3 Tage – 2 Nächte Entlang des Panoramawanderweges am „Welterbesteig Wachau“ durch die schönsten Weingärten der Wachau. „Jauerling-Runde“ zum „Dach der Donau“ (Jauerling). Hans-Pichler-Naturparkhaus mit Donauterrasse und atemberaubendem Blick. Inkludierte Leistungen: 2 x NF in ausgewählten Betrieben, 2 x Wanderjause mit regionalen Produkten, vorbereitet vom Gastgeber, 2 x Gepäcknachtransport durch die Nächtigungsbetriebe, Wanderpaket mit Karte, Wegbeschreibung und Info zum Weltkulturerbe Wachau Preis pro Person im DZ € 135,– / EZ-Zuschlag pro Person € 16,– Buchbar: ab 2 Personen von März bis November 2014 Paradiesische Ausblicke erwandern | 5 Tage – 4 Nächte Historische Ortschaften, Weinberge und paradiesische Aus­blicke – die Highlights dieser Wanderung von Dürnstein über Weißen­kirchen nach Spitz, Rossatzbach und wieder zurück nach Dürnstein. Moderne und exklusive 4-Sterne-Hotels der Region stehen für Ihre Übernachtungen in der Weltkulturerberegion Wachau bereit. Inkludierte Leistungen: 4 x NF in ausgewählten Betrieben, tägliche Wanderjause mit regionalen Produkten, Gepäcknachtransport durch die Nächtigungsbetriebe, Wanderpaket mit Karte, Wegbeschreibung und Info zum Weltkulturerbe Wachau Preis pro Person im DZ mit N/F ab € 340,– / mit HP ab € 477,– Buchbar: ab 2 Personen von April bis Oktober 2014 Buchungskontakt: www.wachau.at | urlaub@donau.com | +43 2713 30060-0 Wiener Weinwandertag jedes Jahr Ende September Wiens einzigartige Weinberge und Weingärten lassen sich jedes Jahr im Herbst beim Weinwandertag erkunden – mit vielen Gelegenheiten, die guten Tropfen zu verkosten und auf die Stadt zu schauen. Route 1 führt von Neustift am Walde nach Nussdorf, Route 2 von Strebersdorf bis in den Heurigenort Stammersdorf. www.wien.info/de/einkaufen-essen-trinken/wiener-wein-heurige/weinwanderweg European Peace Walk Ein neuer, 570 km langer Fußweg durch fünf europäische Länder wird am 28. Juli 2014 am Wiener Rathausplatz offiziell eröffnet. Der Friedensweg beginnt im Dreieck Brünn–Wien–Bratislava und führt über Sopron, Maribor und Slovenj Gradec bis ans Mittelmeer nach Triest in Italien. www.peacewalk.eu Best Trails of Austria Entdecken Sie die Schönheit Österreichs und genießen Sie unvergessliche Wander­ erlebnisse. Die vier Wege Donausteig, Welterbesteig Wachau, Lechweg und alpannonia bieten Naturliebhabern ein umfassendes Informationsangebot zu einzigartigen Wandererlebnissen, ein optimiertes Wegemanagement und hohe Servicequalität durch vielfältige Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten. Mehr Infos dazu und kostenlose Folder-Bestellung unter www.best-trails.at

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interview // DONAUPERSÖNLICHKEITEN Eine Fotomontage, aber eine mit Botschaft: Karikaturist Gerhard Haderer, einer der erfolgreichsten Karikaturisten im deutschsprachigen Raum, vor Donaustrom und Burg Rannariedl. Hier an der Donau wurde sein Vater geboren, und hier ging Gerhard mit dem Vater auf Zillenfahrt.

GERHARD HADERER ER „LEBT IRGENDWO IN OBERÖSTERREICH UND ZEICHNET BUNTE WITZE“. FÜR DEN KARIKATURISTEN GERHARD HADERER IST DIE DONAU EIN WELT­ WUNDER UND EINE BOOTSREISE MIT CONNY FROBOESS VON PASSAU ANS SCHWARZE MEER IM BEREICH DES TRÄUMBAREN.

Gibt es besondere Erlebnisse, die Sie als Kind oder als Erwachsener mit der Donau in Österreich verbinden? Gerhard Haderer Als Kind durfte ich, wenn ich brav gewesen bin, hin und wieder mit meiner Oma ins Kino gehen. Dort liefen Filme mit Waltraut Haas, Peter Weck und der kleinen Conny Froboess: „Mariandl“ und „Mariandls Wiederkehr“. Sie spielten im zauberhaften Wachauer Landl, alle Menschen waren immer im Sonntagsgewand, es war ständig schönes Wetter und es wurde herzzerreißend gesungen. Ich glaube, ich habe mich damals, als Zehnjähriger, rückhaltlos in die Conny verknallt. Seufz.

GEFRAGT VON FRITZ GILLINGER

Haben Sie einen Lieblingsplatz an der Donau?

Gerhard Haderer Wenn jemand Karikatur so oberflächlich definiert, schaut er wahrscheinlich selber aus wie eine, den muss man nicht mehr extra zeichnen. Aber im Ernst: Reinhard Tramontana sagte: Karikatur ist die Kunst, Personen oder Umstände bis zur Kenntlichkeit zu verunstalten. Das gefällt mir schon viel besser. Sie karikieren Menschen bzw. deren Charakter, deren Eigenheiten. Kann man auch einen Fluss wie die Donau karikieren? Gerhard Haderer Gar nicht so einfach. Aber wenn man die Donau als himmelblaues Wässerchen zeigen würde, als das sie in Walzern und Liedern tausendfach besungen wird, dann könnte es schon sein, dass manch Ortskundigem ein kleines Schmunzeln auskommt. Wenn Sie spontan an die Donau in Österreich denken, welche Assoziationen haben Sie? Gerhard Haderer Erstens denke ich an die Wachauer Landschaft, ein Weltwunder. Und dann an die Wirtschaftsader, die der Fluss in seiner Geschichte immer war und auch heute noch ist. Als Linzer denke ich auch daran, dass die Donau in der Nachkriegszeit die Trennlinie zwischen amerikanischen und russischen Besatzern war. 1955, als die Besatzung aufgehoben wurde, tanzte der damalige Landeshauptmann mit der Frau des Linzer Bürgermeisters auf der Brücke vor Freude einen­Donauwalzer. Dieses Bild hatte was.

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Gerhard Haderer Keinen speziellen. Aber zwischen Passau und Wien gibt es unzählige Plätze, an denen man gern sitzt, seinen Gedanken nachhängt und dem großen Strom beim Fließen zuschaut. Mein Vater, der in Oberranna, also direkt an der Donau, geboren wurde, war auch Donaufischer. An unsere Zillenfahrten zwischen Engelhartszell und Wesenufer erinnere ich mich heute noch. Tanzen Sie gerne Donauwalzer? Gerhard Haderer Gar nicht. Aber wenn ich je tanzen würde, was ich eigentlich ausschließen kann, dann könnte es dieser Walzer sein, warum nicht? Gibt es Momente, in denen Sie sich nach der Donau sehnen? Gerhard Haderer Im heurigen Sommer, als die Temperaturen fast tropische 40 Grad erreichten, da gab es viele solcher Momente. Ich konnte diese Sehnsucht allerdings im Zaum halten, indem ich täglich mehrmals in den Attersee eingetaucht bin.

// I NFOBOX

Viele träumen von einer Donaureise, z. B. von Passau bis ans Schwarze Meer. Haben Sie auch so einen Donau­ reise­traum? Oder haben Sie sich diesen Traum bereits erfüllt? Gerhard Haderer Einen derartigen Traum hatte ich bisher noch nicht. Hubert von Goisern hatte ihn, er fuhr mit Musikern singend und spielend den Fluss auf und ab. Wie schön! Da wäre ich gern mit dem Zeichenstift dabei gewesen, das hätte mich, rein karikaturistisch, bestimmt zu Dutzenden fröhlichen Blättern inspiriert. Oder eben, wie schon angedeutet, eine traum­hafte Bootsreise von Passau bis ans Schwarze Meer mit Conny Froboess …

Witz und Weisheit: Haderer, Turrini und Theresa

© Christoph Haderer

Im Online-Duden wird „karikieren“ unter anderem mit „ver­drehen, verfälschen, verhunzen, verkehren, verschandeln, verstümmeln“ definiert. Ein Grund für Sie, einmal die Duden-Macher zu karikieren?

Gerhard Haderer begleitete die faszinierenden Gespräche des Schriftstellers Peter Turrini mit der dreijährigen Theresa liebevoll mit seinen Zeichnungen. Das Ergebnis: ein Buch voll Weisheit und Witz, wie es nur eine der­artige Dreierkonstellation zustande bringen kann.

Peter Turrini, Gerhard Haderer „Manchmal ist ein Fasan eine Ente“ Erschienen im Jungbrunnen-Verlag

GERHARD HADERER Jahrgang 1951, lebt irgendwo in OÖ und zeichnet bunte Witze.

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© WGD Tourismus GmbH/Weissenbrunner

landepunkte // DONAULEBEN

// Rad Total Bei Rad Total werden tausende Radfahrer erwartet – alle Donaugemeinden zwischen Passau und Schlögen beteiligen sich mit einem attraktiven Rahmenprogramm an diesem Event. Die Donau bietet jedes Jahr auch einen sagenhaften Wanderherbst mit Events wie zum Beispiel einer Sagenwanderung. www.radtotal.at | 4. Mai 2014 www.donausteig.com

// Kultur und Landschaft

© Donau Niederösterreich/Lachlan Blair

// Kunst und Kultur verschiedener Genres an besonderen Plätzen

www.osterreigen.at | April 2014 www.kultur-melk.at | ganzjährig www.grafenegg.at | ganzjährig www.schallaburg.at | 29. März bis 9. November 2014

Das Kulturnetzwerk fussfrei beflügelt das kulturelle Angebot der Region. Opernraritäten bieten die donauFESTWOCHEN im Schloss Greinburg. Burg Clam wiederum ist berühmt für Open-Air-Konzerte und im Stift St. Florian werden Stiftskonzerte mit den Florianer Sängerknaben geboten. Bei Donau in Flammen werden am Ufer bengalische Feuer und Feuerwerke synchron zu thematisch abgestimmter Musik und im Zeichen von Donau-Sagen gezündet.

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Ein ganzes Jahr lang locken kulturelle und sonstige Ereignisse in die UNESCO-Weltkulturerbe-Region Wachau. Vom „Osterreigen Wachau“ im April mit anregendem Kulturprogramm und viel Genüsslichem über das weltbekannte Stift Melk und das Musikfestival Schloss Grafenegg bis zur Schallaburg. Letztere ist 2014 Schauplatz der Ausstellung „Jubel & Elend“: Hundert Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs eröffnet diese Schau vollkommen neue Perspektiven auf die sogenannte „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“. Vor allem anhand von einzelnen Schicksalen wird der „Große Krieg“ in seinen Ursprüngen und Folgen beleuchtet.

// VieVinum Internationales Weinfestival in der Hofburg vom 14.–16. Juni 2014

www.fussfrei.at | www.clamconcerts.at | www.stift-st-florian.at www.donauinflammen.com | 7. Juni, 20. Juni, 15. August 2014 www.donau-festwochen.at | 25. Juli bis 15. August 2014

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www.vievinum.at

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© Linz Tourismus

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www.linztourismus.at

Mobil in Oberösterreich onauschiffahrt Wurm+Köck 01 D

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Linienverkehr Passau–Linz–Wien www.donauschiffahrt.de Schifffahrt Donau Touristik www.donaureisen.at P assau Hauptbahnhof www.oebb.at F lughafen Linz www.flughafen-linz.at L inz Hauptbahnhof www.oebb.at D onauuferbahn Linz–Grein www.oebb.at D onauschiffahrt Ardagger www.donauschiffahrt-ardagger.at

Mobil in Niederösterreich

Mobil in Wien

randner Schiffahrt 07 B

onaukanal, Twin-City-Liner12 D

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Linienverkehr Krems–Melk www.brandner.at W achau Linien www.n-mobil.at B ahnhof Krems www.oebb.at W achau Bahn www.noevog.at R adexpress Donau www.erlebnisbahn.oebb.at

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Station www.twincityliner.com H afen Wien/Handelskai (DDSG) Linienverkehr Wien–Wachau www.ddsg-blue-danube.at F lughafen Wien www.viennaairport.com H auptbahnhof www.hauptbahnhof-wien.at W estbahnhof www.bahnhofcitywienwest.at

// Gartenkultur und Feuerzauber Diese Gärten garantieren Erlebnisse: Die Garten Tulln ist auf 10 Hektar und mit über 50 Themen­gärten ein beeindruckendes, begehbares Bilderbuch natür­licher Gartenkultur. Eine Attraktion der Extraklasse: Schifffahrten zur Sonnenwende in der Wachau und im Nibelungengau. www.diegartentulln.at | 12. April bis 5. Oktober 2014 www.sonnenwende.at | 14. Juni 2014 Region Nibelungengau 21. Juni 2014 Region Wachau

// 1. European Peace Walk 570 Kilometer lange Wanderroute durch 5 euro­ päische Länder. Der Peace Walk beginnt im Dreieck Brünn–Wien–Bratislava und führt über Sopron, Maribor und Slovenj Gradec bis ans Mittelmeer nach Triest in Italien. Eröffnung: 29. Juli 2014 mit Start am Rathausplatz in Wien. www.peacewalk.eu

// Donauinselfest Europas größtes Open-Air-Ereignis geht in die 31. Runde: Das Wiener Donauinselfest wartet auch 2014 mit hochkarätigen Stars, Musik aus allen Richtungen und prallem Unterhaltungsprogramm auf. www.donauinselfest.at | 27.–29. Juni 2014

// Carnuntum entdecken Als wäre die Zeit vor 1.700 Jahren einfach stehen­geblieben: Carnuntum ist die wiedergeborene Stadt der Kaiser. Ein ganzes römisches Stadtviertel wurde im historischen Kontext restauriert. Lohnenswert: Carnuntum Experience, eine Veranstaltungsreihe rund um den Wein, die alle Stückln spielt. Nicht weit entfernt von der Stadt der Römer: Schloss Hof, wo man auf den Spuren von Maria Theresia und Prinz Eugen wandelt, und der Nationalpark Donau­-Auen, die einzigartige Flusslandschaft zwischen den Weltstädten Wien und Bratislava. www.carnuntum-experience.at | August bis September 2014 www.schlosshof.at | www.donauauen.at

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© WienTourismus/Karl Thomas

© Brandner Schiffahrt, ARGE Donau

Eine Städtereise nach Linz verändert Perspektiven. Sie lädt ein zum wohltuenden Zwischenstopp am Donauufer mit Weitblick. Tauchen Sie ein in das vielfältige Kultur­erlebnis am Donauufer. Linz blickt 2014 auf den zweitgrößten Fluss Europas: den Reiseweg der Kaiser, Könige, Radfahrer und Wanderer. Den Kreativraum von Kultur und Kulinarik. Verführerisch: ein Stück Linzer Torte am Donauufer. Neue Kulturformate wie die Themen-Festivals im Brucknerhaus oder die vielen Feste in der Linzer City sind Anlässe für einen Zwischenstopp oder ein Wochenende in Linz.

© Die Garten Tulln

// Donau.verändert, Linz


DONAU.VERÄNDERT, LINZ LINZ AN DER SCHÖNEN BUNTEN DONAU – TAUCHEN SIE IN EIN VIELFÄLTIGES KULTURERLEBNIS AM DONAUUFER EIN! GESCHICHTEN AUS VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT LASSEN LINZ 2014 AUF DEN ZWEITGRÖSSTEN FLUSS EUROPAS BLICKEN, DEN REISEWEG DER KAISER UND KÖNIGE, DER RADFAHRER UND WANDERER – DIE DONAU! WWW.LINZTOURISMUS.AT I WWW.LINZ2014.AT I WWW.LINZ.AT/TOURISMUS

ab e g a T 3

– , 9 9 € Z

D p. P. im

FESTIVALS • LinzFest 7.–9. Jun. 2014 • Internationales Pflasterspektakel 17.–19.Jul. 2014 • Ars Electronica Festival 4.–8. Sep. 2014 • Festival Klavier: 23.–26. Jän. 2014 • Festival Weltmusik: 20.–23. Feb. 2014 • Festival Alte Musik: 06.–09. März 2014 • Festival Gitarre Flaming Strings: 14.–15. März 2014 • Festival Passion: 14.–17. April 2014 • Frühlingsfestival: 05.–18. Mai 2014

LINZ TOURISMUS

Tourist Information Linz Tel. +43 732 7070 2009 tourist.info@linz.at

THEATER UND KONZERTE • Donau in Flammen 20. Jun. + 15. Aug. 2014 • Klangwolken visualisiert 6. Sep., klassisch 14. Sep. 2014 • Brucknerfest 14. Sep.–05. Okt. 2014 • Musiktheater: Der Ring des Nibelungen – Opernzyklus von 2013–2015 AUSSTELLUNGEN • Lentos Kunstmuseum: Reines Wasser 03. Okt.–11. Jan. 2015 • Nordico Stadtmuseum Linz: Linz/Donau. Flussgeschichte einer Stadt 06. Jun.–19. Okt. 2014 • Schlossmuseum: Qumran-Rollen Mär.–Sep. 2014


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