Ausgabe Aare, AZA 1953 Sion Response Zentral, Psdg DP AG, Ent. bez.A 44631
Nr. 09-2015 | 23.02.15 | www.migrosmagazin.ch
Rassig und rar
Sterben Rothaarige aus? Seite 8
Bild: Ornella Cacace
Bundesrat Alain Berset zur AHV-Reform Seite 18 Neu: Rezepte zum Herausnehmen Seite 52 Bitte Wohnungswechsel der Post melden oder dem regionalen Mitgliederdienst: Tel. 058 565 84 01, E-Mail: dienstleistungen@gmaare.migros.ch
Neues Design – mehr Service!
D 2 | MM09-2015
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Editorial
Neuer Look, alte Stärken Doch, doch, Sie haben richtig gesehen: Das Migros-Magazin sieht diese Woche etwas anders aus, als Sie es sich gewohnt sind. Und das wird so bleiben: Wir haben Ihre Zeitung einem sanften Relaunch unterzogen. Die Textmengen wurden etwas reduziert, die Rubrifizierung vereinfacht, die Bildsprache modernisiert. Alle Migros-Inhalte finden Sie nun gebündelt in einem klar umrissenen Teil in der Mitte der Zeitung, die Rezepte können Sie neu auf einem Blatt herausnehmen.
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Bilder: Christian Schnur, Sava Hlavacek, Claudia Linsi, Michael Sieber, MGB Archiv
Die Qualitäten, die das Migros-Magazin stark gemacht haben, haben wir nicht angetastet. Noch immer stehen Menschen im Zentrum. Deren Lebensentwürfe, Leidenschaften, ihr Engagement auf allen Ebenen. Wir wollen in einer Zeit, in der gerade in der Zeitungsbranche so viel drunter und drüber geht, in der sich Konzepte schneller abnützen als die Wahlversprechen von Politikern, ein verlässlicher Partner unserer Leserschaft sein. Wir wollen informieren, unterhalten und Wissen weitergeben. Nicht belehrend, nicht besserwisserisch, sondern inspirierend, klar und verständlich. Familien-, Gesellschafts- oder Gesundheitsthemen haben weiter ihren Platz. Daneben sind aber neue Inhalte dazugekommen. So ist alle zwei Wochen Beauty ein Thema, beschäftigt sich der Ernährungsexperte unserer Schwesterzeitschrift «Vivai» mit Fragen aus seinem Fachgebiet. Und ein ganzes Ärzteteam der Migros-Tochter Medbase wird Sie in Sachen Gesundheit beraten. Besonders intensiv haben wir uns aber dem Teil der Zeitung gewidmet, der sich mit der Migros befasst. Ihn haben wir generalüberholt und ganz auf Ihre Bedürfnisse angepasst. Mit einer klareren Gewichtung der relevanten Themen, mit einer verbesserten Sortimentsübersicht, mit neuen Rubriken und Inhalten. Lassen Sie sich überraschen! Und ich würde mich freuen, wenn Sie mir Ihre Meinung zum neuen Migros-Magazin schreiben würden. Hans Schneeberger, Chefredaktor hans.schneeberger@migrosmedien.ch
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Menschen 6 Diese Woche
Wie gefährlich ist es, Arznei im Internet zu kaufen?
8 Rothaarige Rare Geschöpfe: Menschen mit roten Haaren im Porträt. 15 Bänz Friedli 16 Porträt
Bettina Stucki ist die einzige professionelle Stuntfrau der Schweiz.
18 Interview
Bundesrat Alain Berset zur AHV-Reform. 24 Kolumnisten Wir begrüssen fünf neue Kolumnisten.
Migros-Welt
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Werden Sie Schweizer Gedächtnis-Champion! 71 Neues aus Ihrer Region
Leben 80 Reisen
Auf Hundeschlittentour durch Schwedisch Lappland. 87 Migros-Bank-Ratgeber 88 Gesundheit
Ein Expertenteam von Medbase beantwortet Ihre Fragen. 91 Beauty 93 Garten 95 Ernährung
Fett muss nicht zwingend fett machen: eine Übersicht. 97 Familie
34 Werbung
Wie schützt man Kinder vor brutalen Bildern in den Medien?
40 Für einen faulen Sonntag 43 Pflege für zarte Fasern 45 Frage der Woche 46 Quinoa – Korn aus Peru
98 Kinder
Ihrer Zeit voraus: MigrosWerbung im Lauf der Zeit.
34
68 Hirn
Carlos berichtet aus seiner neuen Heimat Berlin.
51 Saisonküche
Feine Muschelrezepte.
101 Glücksgriff 103 Rätsel/Impressum 108 Cumulus
63 Kräuterkäse von Heidi 65 Knackige Nussmixe 66 Treibstoff für Skihasen
110 Meine Welt «Schweiz aktuell»-Moderatorin Katharina Locher.
M-Infoline: Tel. 0848 84 0848* oder Fax 0041 44 277 20 09 (Ausland). www.migros.ch/kundendienst; www.migros.ch Cumulus: Tel. 0848 85 0848* oder +41 44 444 88 44 (Ausland). cumulus@migros.ch; www.migros.ch/cumulus Redaktion Migros-Magazin: Limmatstrasse 152, Postfach 1766, 8031 Zürich, Tel. 058 577 12 12, Fax 058 577 12 08. redaktion@migrosmagazin.ch; www.migrosmagazin.ch * Normaltarif
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Menschen 09-2015
Darauf freuen wir uns Die «drey scheenschte Dääg»:
Diesen Montag um punkt 4 Uhr war es wieder so weit: «Morge straich!». Die Basler Fasnacht dauert noch bis am 26. Februar.
Premiere in Bern: Der weltbe kannte Cirque du Soleil gastiert erstmals in Bern – auf der Gros sen Allmend vom 28. 2. bis 29. 3.
Senden Sie uns Ihr Lieblingsbild zum Thema Fliegen! Migrosmagazin.ch
Pascale Bruderer Wyss (37) ist seit 2011 Ständerätin
des Kantons Aargau und seit März 2008 Vize präsidentin der SP.
Mein Bild der Woche «Nun steigt es in die Lüfte: ‹Solar Impulse 2›, ein revolutionäres Solarflugzeug – breiter als ein Jumbojet, leichter als ein Auto. In den nächsten Tagen bricht es zur Weltumrundung ganz ohne Treibstoff auf, abwechslungsweise gesteuert von André Borschberg und Initiator Bertrand Piccard. Die Vision eines Einzelnen, in breiter Partnerschaft gereift und von einer grossen Crew in die Tat umgesetzt. Oder in Piccards Worten: ‹Gestern ein Traum, heute Solarflugzeug, morgen ein Botschafter›. In der Tat: Botschafter der Energiewende. Und dafür, dass Grenzen überwunden werden können. In der Höhe genauso wie hier, am Boden, in den Köpfen der Menschen.»
Unnützes Wissen
Tierwelt Ein Chamäleonweibchen errötet,
um einem Männ chen zu gefallen.
Hörprobe
Entschuldigung, was hören Sie gerade? Simina Ringsma (26),
Finanzbuchhalterin aus Dietikon ZH: a) Abba b) David Garrett c) Robbie Williams Auflösung: a) «Weil mich die alten Songs von Abba, den Beatles oder den Bee Gees einfach glücklich machen.»
Bilder: Rezo, Keystone/Peter Schneider, Ueli Christoffel, zvg
Bei den Seepferdchen brin
gen die Männchen den Nachwuchs zur Welt.
Die Weibchen des Igelwurms Grüne Bonellia werden mehrere Zentimeter lang, die Männchen nur ein paar Millimeter. Junge Ratten lachen, wenn man sie kitzelt. Quelle: Neon/Stern
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Porträt
Beruf: Wildsau
Angefahren werden, sich verhauen lassen, in den Abgrund springen: Was die meisten lieber nicht erleben möchten, ist die Passion von Bettina Stucki, der einzigen Stuntfrau der Schweiz. Text: Monica Müller
B
ettina Stucki (29) sucht das, was alle vermeiden wollen. Sie lässt sich anzünden, überfahren, erwürgen. Für Melanie Winiger sprang sie im Film «Sinestesia» von einem Motorrad, für Mona Petri liess sie sich in «Das Fräuleinwunder» von einer Fähre werfen, für Barbara Terpoorten prallte sie im «Bestatter» gegen ein Auto. Ihre Einsätze sind kurz, brutal und enden oft mit ihrem Tod auf dem Set. Lorbeeren für ihren Mut gibts kaum – sie ist das Double. Warum bloss tut sie sich das an? Bettina Stucki, schwarz-weiss getupfte Bluse, enge Jeans, zusammengebundene Haare, lacht und antwortet in breitem Berndeutsch: «Es isch eifach huerä geil.» Stunts würden sie glücklich machen. Körperlich und mental voll präsent zu sein und sich im entscheidenden Moment bewusst zu überwinden, das fühle sich einfach grossartig an. «Das war wohl schon immer in mir drin.» Schon als Kind war Stucki eine «kleine Wildsau», wie sie sagt. Beim Schaukeln sprang sie jeweils am höchsten Punkt ab. Sie kletterte auf die Spitze der sieben Meter hohen Tanne vor dem Haus und liess sich dann fallen, federte von Ast zu Ast. Beim Skifahren suchte sie die höchste Schanze, beim Judo und Kickboxen den stärksten Gegner. Schon als Mädchen träumte sie davon, Stuntfrau zu werden. Erste Kontakte in Los Angeles
Mit der Sendung «Stunthero» bot sich ihr 2007 bei SRF erstmals die Gelegenheit, in ihrer Wunschbranche zu schnuppern: In der Abenteuershow kämpften je fünf
Frauen und Männer um einen Stuntjob in Hollywood. Bettina Stucki war die einzige Frau, die es bis in die Filmmetropole schaffte. Doch vor dem Final schied sie aus. Trotzdem: «Es war die Zeit meines Lebens, endlich konnte ich mich richtig ausleben.» In der Sendung lernte sie von erfahrenen Stuntmännern kameratauglich zu kämpfen, zu fechten, sich im Auto zu überschlagen und von hohen Gebäuden zu stürzen. Nach dem Aus blieb sie in Los Angeles und nutzte die Kontakte, die sie über die Fernsehshow geknüpft hatte. Sie klopfte auch bei der Vereinigung der Stuntleute an und bat um Tipps. «Versuche dein Glück bei Bob Yerkes», riet man ihr. Die mittlerweile 83-jährige Stuntlegende ist bekannt aus Filmen wie «Back to the Future» oder «Star Wars». Yerkes besitzt ein weitläufiges Gelände, das ein eigentlicher Stunt-Parcours ist. Für Stuntmänner und -frauen mit Ambitionen gilt Yerkes’ Reich als eine der besten Schulen. Einlass gibts nur auf persönliche Einladung des Altmeisters oder von etablierten Stuntleuten. Bettina Stucki wurde ihm empfohlen. Bald schon kochte sie für Yerkes, schuftete im Garten und wurde dafür von ihm unterrichtet. «Er ist ein Lehrer alter Schule», erzählt Stucki, die von ihm Hochseillaufen und Trapez lernte. Klappte etwas nicht, sagte er stets: «Nochmals, nochmals, nochmals!» Bis zum Umfallen. Zwischen Wohnwagen, Trampolinen und Trapezen auf Yerkes’ Gelände lernte sie ihren zukünftigen Mann, Marcel Stucki, einen Schweizer, kennen. Der Stuntkoordinator weilte
Bilder: Michael Sieber
ebenfalls zu Weiterbildungszwecken dort. Über die gemeinsame Leidenschaft sprang auch der Funke füreinander. Tägliches Training ist unerlässlich
Bettina und Marcel Stucki leben in Zollikofen BE und haben zwei Kinder, Morris (2) und Ellen (10 Monate). Elternsein hat nichts an ihrer Leidenschaft für Stunts geändert. Es sei höchstens schwieriger geworden, die Trainingseinheiten unterzubringen. Die 29-Jährige treibt jeden Tag eine Stunde Sport. Sie joggt, tanzt, macht Yoga und Pilates. Immer wieder probiert sie andere Sportarten aus. Neues zu lernen, helfe beim Choreografieren von Stunts und Kampfszenen. Verletzt hat sich Stucki noch nie. Wobei Prellungen und Stauchungen natürlich nicht zählen. Die einzige Stuntfrau der Schweiz war bisher in 15 Kinound Fernsehfilmen zu sehen, pro Jahr wird sie für etwa 10 Stunts gebucht. Sie hat auch Jobs in der Werbung oder wird von Firmen für Sicherheitsfilme oder Teambildungsanlässe engagiert. Daneben arbeitet die gelernte Kauffrau im 50-Prozent-Pensum als Projektmanagerin in einer IT-Firma. Ihr Mann arbeitet Vollzeit im Stuntbusiness. Beim Fotoshooting fürs Migros-Magazin besprechen die beiden Bettina Stuckis Sprung vom Garagendach. Morris wird ins Auto gesetzt, Ellen im Kinderwagen hinters Haus geschoben. Marcel Stucki bereitet die Explosion so vor, dass ihr Haus keinen Schaden nimmt. «Nid z viu, Stucki!», ruft sie ihm zu. Er nickt. «Ready. Drü, zwei, eis. Go!» Es knallt – sie springt. MM
Seltener Job
Stuntszene Schweiz Sie ist überschaubar:
In der Schweiz umfasst die Stuntszene bloss rund zehn Personen, die sich alle kennen. Noch ist Bettina Stucki die einzige Frau, sie wünschte sich aber, es wären mehr. «Das würde für mehr Vielfalt und Respekt für den Beruf sorgen.» Eine offizielle Ausbildung zum Stuntman
respektive zur Stuntfrau gibt es nirgends auf der Welt. Die Fachleute haben sich alle an Kursen im In- und Ausland weitergebildet. Bettina und Marcel Stucki bieten mit ihrer Firma «Stucki Action» regelmässig solche Kurse an. Ein Stuntkoordinator
geht mit dem Regisseur das Drehbuch durch und bespricht mit ihm, wo es Stunts braucht und wie diese aussehen sollen. Er sucht die Doubles dafür aus und bereitet die Spezialeffekte vor. Marcel Stucki: «90 Prozent ist Vorbereitung, 10 Prozent der Stunt.»
MENSCHEN | MM09-2015 | 17
Sehen Sie diesen und weitere Stunts im Video! Migrosmagazin.ch
Bettina Stucki stürzt sich für das Migros-Magazin von ihrem Garagendach. Für die Explosion hat ihr Mann gesorgt.
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«Sie werden frei entscheiden können, wann Sie in Rente gehen wollen» Interview
Bundesrat Alain Berset plant eine Mammutreform der Altersvorsorge. Der Innenminister über die neue Flexibilität des Rentenalters, die älter werdende Gesellschaft und steigende Kosten im Gesundheitswesen. Text: Laurent Nicolet, Steve Gaspoz Bilder: Ruben Wyttenbach
MENSCHEN | MM09-2015 | 19
Schaut trotz anspruchsvoller Reformpläne optimistisch in die Zukunft: Bundesrat Alain Berset.
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Alain Berset, wie definieren Sie das Alter? Das Alter ist eine Lebensphase, die an Bedeu tung weiter zunimmt. Wir können uns glück lich schätzen, dass wir immer länger leben – und dies erst noch unter so guten Bedingun gen wie nie zuvor. Das ist Grund zur Freude, auch wenn diese Entwicklung die Organisa tion der Gesellschaft etwas verändern wird. Sie planen eine Gesamtreform der Alters vorsorge. Weshalb ist das notwendig? Die Entwicklung der Demografie und der Kapitalmärkte gefährden die langfristige Finanzierung der AHV und der beruflichen Vorsorge. Mit einer gemeinsamen Reform der beiden Säulen können wir die Massnahmen aufeinander abstimmen. Die Säulen bleiben jedoch klar getrennt. Mit diesem Vorgehen schaffen wir Transparenz und Sicherheit. Ziel ist, das Rentenniveau zu garantieren. Müsste der Akzent nicht stärker auf der AHV liegen statt auf der zweiten Säule, um die Renten der Ärmsten zu sichern? Genau deshalb schlägt der Bundesrat ja vor, die AHV mit zusätzlichen Mitteln statt mit Leistungskürzungen zu stabilisieren. Mit der Reform «Altersvorsorge 2020» wird die AHV pro Jahr etwa 5 Milliarden Franken mehr zur Verfügung haben, vor allem aus der Erhöhung der Mehrwertsteuer. Und wie sieht es bei der zweiten Säule aus? Hier ist zentral, dass die Senkung des Um wandlungssatzes so kompensiert wird, dass die Renten nicht sinken. Die Vorgaben der Verfassung lassen eine Rentensenkung nicht zu. Hinzu kommt, dass auch Erwerbstätige mit kleinen Löhnen und Teilzeitjobs besser abgesichert werden sollen. Dafür senken wir die Eintrittsschwelle zur zweiten Säule. Einige vermuten, dass die von Ihnen vor geschlagene Anhebung des Rentenalters für Frauen von 64 auf 65 Jahre ein Trick ist, um später das Rentenalter für alle zu erhöhen … Das ist eine Unterstellung. Lesen Sie den Gesetzestext, es gibt darin keine Hintertüre zu einer Erhöhung über 65 Jahre hinaus. Das entspricht den heutigen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und den Wünschen der Mehrheit der Bevölkerung. Aber wir verwirk lichen endlich die Flexibilität, die seit einem halben Jahrhundert versprochen wird. Sie werden in Zukunft frei entscheiden können, zu welchem Zeitpunkt zwischen 62 und 70 Sie in Rente gehen wollen, allenfalls eine Teilrente beziehen. Wenn Sie über 65 hinaus arbeiten wollen, dann werden Sie das tun können, aber niemand zwingt Sie dazu. Die Flexibilität, von der Sie sprechen, eröffnet zwar Wahlmöglichkeiten, doch sie garantiert nicht die angemessenen Renten, auf die Sie hoffen …
Die Sozialsysteme müssen an die veränderte Gesellschaft angepasst werden, findet Bundesrat Berset.
... Flexibilität wird den persönlichen Bedürf nissen der Menschen gerecht. Die Menschen befinden sich im Zentrum dieser Reform. Der Bundesrat wollte mit der Flexibilisierung keine Einsparungen machen. Die angemesse nen Renten sichern wir mit der Zusatzfinan zierung, nicht mit der Flexibilisierung. Woll ten wir diese Zusatzfinanzierung vermeiden, müssten wir das Rentenalter generell auf über 67 anheben. Genau das will der Bundesrat aber nicht. Das wäre absolut chancenlos. Sollte man statt von Flexibilität nicht eher von der Aufhebung des Rentenalters und einer von den Beitragsjahren abhängigen Rente sprechen? Vor 30 oder 40 Jahren arbeitete in der Regel nur der Mann, die Frau blieb zu Hause. Das Gehalt musste für die ganze Familie reichen. Die heutige Gesellschaft ist deutlich vielfältiger. Und die Aufgabe der Politik ist es nicht, den Menschen vorzu schreiben, wie sie sich zu verhalten haben, sondern die gesellschaftliche Entwicklung zu begleiten. Das ist es, was wir mit der Flexibilität erreichen wollen. Die Leistungen der Altersvorsorge hängen heute schon von den Beitragsjahren ab. Wichtig ist, dass wir
mit dem Referenzrentenalter 65 den Leuten die Sicherheit geben, dass sie dann mit ihrer vollen Rente in Pension gehen können. Für die Gewerkschaften ist Flexibilität nicht die Lösung, da die Unternehmen nicht an älteren Arbeitnehmern interessiert sind. Es ist eine Tatsache, dass es Menschen gibt, die mit 58 oder 60 Jahren arbeitslos sind und grosse Schwierigkeiten haben, einen neuen Job zu finden. Einerseits müssen die Leute die Möglichkeit haben, bis zu ihrer Pensionie rung zu arbeiten – hier sind besonders die Arbeitgeber gefordert. Andererseits wollen wir es Leuten, die lange zu einem tiefen Einkommen gearbeitet haben, ermöglichen, früher in Pension zu gehen, und dies ohne Rentenkürzung. Oder mit einer deutlich kleineren Einbusse als heute. Glauben Sie, dass die Frauen die Erhöhung des Rentenalters auf 65 Jahre akzeptieren werden? Es wird weiterhin möglich sein, mit 64 Jahren in Rente zu gehen. In prekären Situationen sogar zu deutlich besseren Konditionen. Nehmen wir als Beispiel eine junge geschie dene Frau mit einem Monatsgehalt von 3000
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MENSCHEN | MM09-2015 | 15 MENSCHEN | MM09-2015 | 15
Bänz Friedli Bänz Friedli
Die Männer am Bügellift
Erstens fordere ich, dass Bob Dylan endlich Erstens fordere ich, dass Bob Dylan endlich den Literaturnobelpreis erhält. Danach wäre den Literaturnobelpreis erhält. Danach wäre Rapper Eminem an der Reihe. Zweitens Rapper Eminem an der Reihe. Zweitens wünschte ich, das Wahljahr mit all dem Gefasel wünschte ich, das Wahljahr mit all dem Gefasel und den hohlen Versprechungen wäre schon und den hohlen Versprechungen wäre schon vorüber. Drittens möchte ich es noch erleben, vorüber. Drittens möchte ich es noch erleben, dass YB wieder mal Meister wird. Aber das dass YB wieder mal Meister wird. Aber das hatten wir, glaub ich, schon. Viertens schlage hatten wir, glaub ich, schon. Viertens schlage ich vor, dass nur noch Leute Hunde halten ich vor, dass nur noch Leute Hunde halten dürfen, die dazu wirklich imstand sind. Es darf dürfen, die dazu wirklich imstand sind. Es darf ja auch nicht jeder Lümmel Auto fahren. Eine ja auch nicht jeder Lümmel Auto fahren. Eine Eignungsprüfung wäre, fünftens, vielleicht Eignungsprüfung wäre, fünftens, vielleicht auch für künftige Eltern angemessen. Aber auch für künftige Eltern angemessen. Aber ob andere Väter und Mütter ihrer Aufgabe ob andere Väter und Mütter ihrer Aufgabe gewachsen sind, geht mich, sechstens, einen gewachsen sind, geht mich, sechstens, einen Dreck an, ich weiss. Dreck an, ich weiss.
Bänz Friedli (49) Bänz Friedli (49)
hat noch Fragen. hat noch Fragen.
Siebentes bin ich mir nicht sicher, ob man Siebentes bin ich mir nicht sicher, ob man «siebtens» oder «siebentens» sagt oder ob al«siebtens» oder «siebentens» sagt oder ob allenfalls beides richtig ist. Achtens frage ich lenfalls beides richtig ist. Achtens frage ich mich, warum Velofahrer, ich leider eingemich, warum Velofahrer, ich leider eingeschlossen, offenbar das Gefühl haben, sie seien schlossen, offenbar das Gefühl haben, sie seien ja schliesslich umweltfreundlich unterwegs, ja schliesslich umweltfreundlich unterwegs, sie müssten sich nicht an Verkehrsregeln sie müssten sich nicht an Verkehrsregeln halten, und zwar nicht einmal an die elemenhalten, und zwar nicht einmal an die elementarsten wie Rotlicht, Einbahnstrasse, Fahrvertarsten wie Rotlicht, Einbahnstrasse, Fahrverbot auf dem Fussgängerstreifen. bot auf dem Fussgängerstreifen. Neuntens möchte ich wissen, warum auf jeder Neuntens möchte ich wissen, warum auf jeder Salbe «Anti Age» steht. Als ob das Altern so Salbe «Anti Age» steht. Als ob das Altern so schlimm wäre! Als ob sich, wer altert, schlimm wäre! Als ob sich, wer altert, nicht im Gegenteil freuen dürfte: darauf, zunicht im Gegenteil freuen dürfte: darauf, zunehmend weise, reif und gelassen nehmend weise, reif und gelassen zu werden. zu werden.
Zehntens nimmt mich – seit ich ein Inserat Zehntens nimmt mich – seit ich ein Inserat gesehen habe, das eine Fertigpizza zum sagengesehen habe, das eine Fertigpizza zum sagenhaften Preis von 85 Rappen feilhält – wunder, haften Preis von 85 Rappen feilhält – wunder, ob nicht allein schon die Herstellung der Karob nicht allein schon die Herstellung der Kartonschachtel, ginge es mit rechten Dingen zu, tonschachtel, ginge es mit rechten Dingen zu, mehr als 85 Rappen verschlingen würde. Und mehr als 85 Rappen verschlingen würde. Und ich wüsste gern, ob von allen, die zu solch ich wüsste gern, ob von allen, die zu solch einem Produkt beigetragen haben, überhaupt einem Produkt beigetragen haben, überhaupt noch jemand anständig entlöhnt wurde; welnoch jemand anständig entlöhnt wurde; welcher Art die Zutaten sind; wie die Billigpizza cher Art die Zutaten sind; wie die Billigpizza überhaupt schmeckt. Und was nun unmoraliüberhaupt schmeckt. Und was nun unmoralischer ist: sie anzubieten oder sie zu kaufen. scher ist: sie anzubieten oder sie zu kaufen. Fragen über Fragen. Wenn ein Baselbieter Fragen über Fragen. Wenn ein Baselbieter namens Antoine am deutschen Kommerz-TV namens Antoine am deutschen Kommerz-TV andere kritisiert, sie könnten nicht singen – ist andere kritisiert, sie könnten nicht singen – ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst? Ist das nicht ein Widerspruch in sich selbst? Ist eine Überzeugung erst eine, wenn sie öffenteine Überzeugung erst eine, wenn sie öffentlich zur Schau getragen wird wie jüngst all die lich zur Schau getragen wird wie jüngst all die «Je suis Charlie»-Bekenntnisse? Weshalb «Je suis Charlie»-Bekenntnisse? Weshalb sitzen in Schneesportgebieten stets Frauen an sitzen in Schneesportgebieten stets Frauen an der Kasse, wohingegen am Lift ausnahmslos der Kasse, wohingegen am Lift ausnahmslos Männer als Bügelhalter stehen? Warum Männer als Bügelhalter stehen? Warum wundern wir uns über die Zunahme an magerwundern wir uns über die Zunahme an magersüchtigen Teenagern, solange Sendungen wie süchtigen Teenagern, solange Sendungen wie «Germany’s Next Topmodel» mit ihrem kran«Germany’s Next Topmodel» mit ihrem kranken Schönheitsbild ungestraft ausgestrahlt ken Schönheitsbild ungestraft ausgestrahlt werden dürfen? Und in welchem Jahrhundert werden dürfen? Und in welchem Jahrhundert lebt eigentlich der Bischof von Chur? Okay, ist lebt eigentlich der Bischof von Chur? Okay, ist ein bisschen viel aufs Mal. Lassen Sie es mich ein bisschen viel aufs Mal. Lassen Sie es mich ab nächster Woche eines ums andere behanab nächster Woche eines ums andere behandeln. Sind Sie dabei? deln. Sind Sie dabei? Bänz Friedli live: 26. 2. Luzern, «Stadtkeller». Bänz Friedli live: 26. 2. Luzern, «Stadtkeller».
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MIGROS-WELT | MM09-2015 | 43
Yvette-Flüssigwaschmittel
Sanft zu jeder Faser Lieblingskleider sollen möglichst lange wie neu aussehen. Die Flüssigwaschmittel von Yvette sorgen dafür, dass die Leuchtkraft der Farben erhalten bleibt. Die Linie bietet die ideale Pflege für alle Textilien und Gewebearten. Als Feinwaschmittel sind sie besonders schonend zu den Fasern und reinigen behutsam. Dank eines speziellen Faserschutzes bleiben die Kleider länger in Form. Dies bestätigt auch ein unabhängiges Testinstitut. DH
Bild: Getty Images
Für Wolle braucht es Yvette Care mit natürlichen Pflegeproteinen.
Für Wolle und Seide Yvette Care 2 l, Fr. 11.20
Für Farbiges Yvette Color 2 l, Fr. 11.20
Für Mischgewebe und Synthetik Yvette Fibre Fresh 2 l, Fr. 11.20
Für Schwarzes und Dunkles Yvette Black 2 l, Fr. 11.20
Für Weisses Yvette White 1,5 l, Fr. 8.50
Die M-Industrie stellt viele Migros-Produkte her. Dazu gehört auch Yvette.
MIGROSWELT | MM092015 | 51
Perlen der Meere Saisonküche
Da kommt Ferienstimmung auf: Muscheln lassen sich leicht und schnell zubereiten. Wir zeigen Rezepte, mit denen Sie Ihre Gäste beeindrucken. Text: Claudia Schmidt Rezepte: Daniel Tinembart Bilder: Claudia Linsi
Zeit aufwand 35 Minuten
Herausnehmen und sammeln!
Hauptgericht für 4 Personen
Jetzt an Ihrem Kiosk!
Einfach, fein, günstig – momentan spricht alles für Miesmuscheln.
Fr. 4.90 im Einzelverkauf oder unter www.saison.ch im Jahresabonnement, 12 Ausgaben für nur Fr. 39.–
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Spaghetti alle vongole
Miesmuscheln im Ingwersud Jakobsmuscheln auf Risotto 35 Minuten Hauptgericht
25 Minuten Hauptgericht
45 Minuten Hauptgericht
Zutaten für 4 Personen
1 kg 1 2 ½ 1 Bund 1 500 g 8 EL
Vongole Schalotte Knoblauchzehen Zitrone gemischte Kräuter, z. B. Petersilie, Oregano, Thymian Peperoncino Spaghetti Salz Olivenöl Pfeffer aus der Mühle
Zubereitung
1. Muscheln unter fliessendem Wasser waschen. Beschädigte oder geöffnete Muscheln aussortieren und wegwerfen. Schalotte und Knoblauch hacken. Zitrone auspressen. Kräuterblättchen abzupfen. Peperoncino längs halbieren und entkernen. Peperoncino in Streifen schneiden. Spaghetti in reichlich Salzwasser al dente kochen. In ein Sieb abgiessen und gut abtropfen lassen.
Zutaten für 4 Personen
1 kg 1 dl 1,5 TL 1,5 TL
festkochende Kartoffeln Olivenöl Salz Paprika Pfeffer aus der Mühle 2 kg Miesmuscheln 1 Zwiebel 3 Knoblauchzehen 30 g Ingwer, gerüstet gewogen 3 dl Weisswein ½ Bund Kräuter, z. B. Koriander oder glattblättrige Petersilie Zubereitung
1. Backofen auf 200 °C vorheizen. Kartoffeln in ca. 2 cm breite Schnitze schneiden und in einer Schüssel mit ¾ des Öls und Gewürzen mischen. Mit Pfeffer abschmecken. Kartoffeln auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben. In der Ofenmitte ca. 25 Minuten backen.
Zutaten für 4 Personen 300 g Rosenkohl
1 2 EL 2 350 g 2,5 dl 8 dl 450 g 80 g
Salz Schalotte Olivenöl Knoblauchzehen Risottoreis Weisswein Gemüsebouillon Jakobsmuscheln Pfeffer aus der Mühle Bratspecktranchen
Zubereitung
1. Rosenkohl rüsten. In Salzwasser ca. 4 Minuten weich köcheln. Mit kaltem Wasser abschrecken und abgiessen. Rosenkohl je nach Grösse halbieren und in feine Streifen schneiden. Schalotte hacken. Öl in einer wei ten Pfanne heiss werden lassen. Knoblauch dazupressen. Schalotte dazugeben und ca. 2 Minuten dünsten. Reis beigeben, glasig dünsten. Mit Wein ablöschen und diesen zur Hälfte einkochen lassen. Unter gelegentlichem Rühren nach und nach Bouillon beigeben. Garen, bis der Reis sämig ist, aber noch Biss hat. Rosenkohl beigeben und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
2. Inzwischen wenig Öl in einer Pfanne erhitzen. Schalotte, Knoblauch und Peperoncino dazugeben und andünsten. Muscheln dazugeben, mischen und zugedeckt ca. 5 Minuten dünsten, bis sich die Muscheln öffnen. Nicht geöffnete Muscheln wegwerfen. Spaghetti zu den Muscheln geben und alles mischen. Kräuter mit restlichem Öl pürieren. Mit Salz, Pfeffer und etwas Zitronensaft abschmecken. Spaghetti alle vongole mit Kräuteröl und restlichem Zitronensaft beträufeln und servieren.
2. Inzwischen Muscheln unter fliessendem Wasser waschen und eingeklemmte Moos fasern entfernen. Beschädigte oder geöffnete Muscheln aussortieren und wegwerfen. Zwiebel hacken. Knoblauch und Ingwer in Scheiben schneiden. Restliches Öl in einer hohen Pfanne erhitzen. Zwiebel, Knoblauch und Ingwer dazugeben und ca. 2 Minuten dünsten. Muscheln dazugeben und alles mischen. Wein dazugiessen und zugedeckt ca. 5 Minuten köcheln, bis sich die Muscheln öffnen. Noch geschlossene Muscheln weg werfen. Kräuter hacken und dazugeben. Sud mit Salz und Pfeffer abschmecken. Muscheln und Ofenkartoffeln zusammen servieren.
Zubereitungszeit 25 Minuten
Zubereitungszeit 35 Minuten
Zubereitungszeit 45 Minuten
Pro Person ca. 22 g Eiweiss, 22 g Fett, 21 g Kohlenhydrate, 1550 kJ/380 kcal
Pro Person ca. 18 g Eiweiss, 28 g Fett, 46 g Kohlenhydrate, 2350 kJ/560 kcal
Pro Person ca. 21 g Eiweiss, 18 g Fett, 78 g Kohlenhydrate, 2250 kJ/600 kcal
2. Inzwischen Muscheln mit Haushaltspapier trocken tupfen. Mit Salz und Pfeffer würzen. Specktranchen in einer Bratpfanne knusprig braten. Auf Haushaltspapier abtropfen lassen. In derselben Pfanne Muscheln auf jeder Seite 1 Minute braten. Muscheln dürfen innen noch etwas glasig sein. Risotto mit Speck und Muscheln anrichten.
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Tipps
Rund um die Muschel Saison
Früher hiess es, man könne Muscheln nur in Monaten mit dem Buchstaben «r» geniessen, also von September bis April. Das hatte vor allem den Grund, dass früher schlechtere Lager- und Transportbedingungen herrschten. Zudem führt die Algenblüte in den Sommermonaten zu einer Anlagerung von Algengiften in den Muscheln. Heute sind die Bestimmungen für den Verkauf von Muscheln so streng, dass nur unbedenkliche Ware in den Handel gelangt. In den Sommermonaten sind Muscheln übrigens meist kleiner. Lagerung
Muscheln sollten immer möglichst frisch genossen und nicht länger als zwei Tage im Kühlschrank gelagert werden. Schliesslich handelt es sich um lebende Tiere. Frische Muscheln gibt es in Migros-Filialen mit Frischfischtheke. Gewürze
Bilder: iStockphoto
Frische Kräuter und Gewürze passen ideal zu Muscheln. Mit Ingwer und Koriander gibt man ihnen einen asiatischen Touch, Thymian, Oregano, Rosmarin und Knoblauch machen Muscheln zu einer mediterranen Delikatesse. Zitrone unterstützt das feine Aroma der Meeresfrüchte.
In Zusammenarbeit mit
www.saison.ch
Mehr Rezepte unter www.saison.ch
Küchenlexikon
Vielseitige Muscheln Ihr Terrain ist die bodenständige Küche ebenso wie die Haute Cuisine. Dazu sind Muscheln sowohl gute Teamplayer als auch Einzelakteure.
Merkmale und Tipps
Geeignet für
Miesmuscheln
Miesmuscheln enthalten reichlich Mineralstoffe, viel Eiweiss und wenig Fett. Das macht sie auch für Diäten reizvoll. Geöffnete Muscheln müssen unbedingt aussortiert werden. Leicht geöffnete Muscheln sollten sich durch leichtes Antippen schliessen. Bleiben sie leicht geöffnet, ebenfalls entsorgen. Muscheln, die auch nach dem Kochen geschlossen bleiben, dürfen ebenfalls nicht verzehrt werden.
Vielfach verwendbar, zum Beispiel pur im Sud, in Salaten, Suppen und zu Pasta. Ebenso in Wok-Gerichten oder frittiert (Fritto misto).
Jakobsmuscheln
Die Schale der Jakobsmuschel war lange ein Erkennungsmerkmal von Pilgern auf dem Jakobsweg. Sie zeichnet sich durch eine markante Schale und festes Fleisch aus. Wichtig bei der Zubereitung: Die Jakobsmuschel darf nur kurz gegart werden, sonst wird sie zäh und gummiartig.
Schmeckt hervorragend pur gebraten, mit anderen Edelfischen, grilliert oder auch gratiniert in der Schale.
Venusmuscheln (vongole)
Im Gegensatz zu den Herzmuscheln ist die Schale der Venusmuscheln längs gestreift. Ihr feines Aroma entfaltet sich am besten, wenn sie nur kurz gedämpft werden. So ist diese klassische Zubereitungsmethode auch gleichzeitig die beliebteste.
Das feine bis herzhafte Muschelfleisch kommt in Suppen, pur oder zu Pasta, zum Beispiel Spaghetti alle vongole, am besten zur Geltung.
Herzmuscheln
Die kugeligen Herzmuscheln verfügen meist über eine Schale mit gut erkennbaren Querstreifen und prägnanten Längsrillen.
Das feine Muschelfleisch ist pur eine Delikatesse, macht aber auch in Saucen eine gute Figur.
Schwertmuscheln
Auffallendstes Merkmal der Schwertmuscheln ist ihre extravagante, lang gestreckte Form. Ihr Fleisch ist fester als das anderer Muschelarten.
Schwertmuscheln eignen sich besonders für den Grill. Sie profitieren geschmacklich von etwas Knoblauch und Butter.
Die dickschaligen Austern sind die Königinnen unter den Muscheln. Traditionell wird die geöffnete Auster mitsamt dem Meerwasser geschlürft. Wer mag, kann das Muschelfleisch aber auch mit einer Gabel zum Mund führen.
Pur oder in der Schale gratiniert, kommt das Aroma am besten zur Geltung.
Austern
Frische Muscheln sind in grösseren Filialen mit Fischtheke erhältlich.
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Reisen
Kalte Schnauzen, schnelle Pfoten
Die Polarhunde des Zürcher Ehepaars Schnyder ziehen abenteuerlustige Gäste mit geballter Power durch Schwedisch Lappland bis zur norwegischen Grenze. Auf unvergesslicher Hundeschlittentour im hohen Norden. Text: Esther Banz
Bilder: Sava Hlavacek
Unbändiger Bewegungsdrang: Die Huskys können es kaum erwarten, bis es nach einer Pause endlich weitergeht. Mit ungeübten Schlittenfahrern brennen sie schon mal durch.
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E
s steht schwarz auf weiss auf der Website des Ferienanbieters «Outdoor-Ticket»: Mitzubringen sei auch eine Skibrille. Und Gäste mit Sehkorrekturen sind angehalten, zusätzlich zur Brille Kontaktlinsen im Gepäck zu haben. Nun ja, denkt sich die aufgeregte Baldreisende: Eine Sonnenbrille mit Sehkorrektur wirds doch auch tun. Sie wird gegen Ende der fünftägigen Hundeschlittentour erfahren, weshalb dem nicht so ist. Doch zuerst geniesst sie nach rund eineinhalbtägiger Zug- und Busfahrt das Ankommen im Gästehaus auf dem weitläufigen Gelände einer Zürcher Familie. Matthias (45) und Barblina (42) Schnyder wanderten vor sechs Jahren mit ihren kleinen Kindern nach Sorsele, 800 Kilometer nördlich von Stockholm gelegen, aus. Er, damals Schulungsleiter einer Outdoor-Fachhandelskette, Polarhundehalter und passionierter Wildnisentdecker, sie, Filialleiterin im Buchhandel und offen für ein langfristiges Abenteuer an der Seite ihres Mannes. Schnyders konnten in der kleinen Ortschaft mit 1500 Einwohnern Haus und Land kaufen. Samischen Boden, denn hier oben befindet man sich in Lappland respektive in Sápmi, wie die Urbevölkerung ihr einst grenzenloses Siedlungsgebiet nennt, das sich rund um den Polarkreis von Norwegen über Schweden und Finnland bis nach Russland erstreckt. Warum hier oben, warum überhaupt auswandern? Es gibt ja auch im Muotatal und im Jura gute Bedingungen für Hundeschlittentouren. Matthias Schnyder: «Ich mag die menschenleere Weite, die es in der Schweiz nicht gibt. Hier kann man tagelang unterwegs sein, ohne einer Person zu begegnen.» In Kanada hatte er bereits Erfahrungen gesammelt, nun wollte er sich selbständig machen. Seine Passion ist die Wildnis. Die hat er hier beinahe unbegrenzt. Waghalsige schlafen unter freiem Himmel
Die meisten ihrer bisherigen Kunden sind Schweizer. Hundeschlitten-Einsteiger kommen für kleinere Touren mit Übernachtungen im eigenen Gästehaus, die Waghalsigen begeben sich auf eine zehntägige Fjäll-Expedition mit Übernachtung unter freiem Himmel. Und wer ein bisschen abenteuerlustig ist und auch kulinarisch gern Neues entdeckt, fühlt sich von der Tour «Auf den Spuren der Samen» am meisten angesprochen. Das Motto ist kein leeres Versprechen. Hier ist man mit Samen unterwegs, die ihre Kultur weiterhin leben: dem Ehepaar Ingrid (61) und Per-Nils (78) Pilto. Der nimmermüde und erzählfreudige Same ist im Vindelfjällen-Hochtal aufgewachsen und hat sein ganzes Leben mit Rentieren verbracht. Er kennt jede Erhebung und jedes Bächlein im unverbauten Naturreservat. Und er weiss stets, wo Norden ist. Das kann von grossem Nutzen sein, wenn alles im glei-
NOR
WEG
EN
LEBEN | MM09-2015 | 83
Sorsele
Arvidsjaur Luleå Skellefteå
Lycksele Umeå
FIN
NLA ND
SCHWEDEN
1 In der Hütte hat es keinen Strom. Von links: Lukas, Matthias und Per-Nils studieren bei Kerzenlicht und mit Stirnlampen die bevorstehende Route.
Stockholm
Gut zu wissen
ErlebnisWildnis in Schwedisch Lappland Fern von Massentourismus bietet das
ausgewanderte Schweizer Ehepaar Matthias und Barblina Schnyder im Winter Hundeschlittentouren und im Sommer Fliegenfischen an. Hundeschlittentouren sind geeignet
3 Das Zürcher Ehe-
paar Matthias und Barblina Schnyder.
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für naturverbundene, abenteuerfreudige Winter-, Weite- und Hundeliebhaber mit genügend Ferienbudget (eine einwöchige Tour in diesem Rahmen kostet 3000 bis 4000 Franken).
chen Weisston scheint und es einem sturm wird im Kopf. Es tut gut, sich in Schnyders gemütlichem Gästehaus ausserhalb von Sorsele erst mal anzuklimatisieren. Und die Hunde kennenzulernen. Kaum nähert man sich den Zwingern, sind viele aufmerksame Augenpaare auf einen gerichtet. Und zur Fütterungszeit jault und bellt es dem Teufel das Ohr ab. Es gibt noch einen anderen Anlass, der die Hunde dermassen laut werden lässt: Aufbruchstimmung.
Reisezeit: Für Hunde-
Sanft mit Menschen, rau untereinander
schlittentouren Dezember bis April.
Anreise: Mit dem
Grafik: Migros-Magazin/Gabriela Masciadri
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Flugzeug via Stockholm nach Arvidsjaur, Lycksele, Umeå, Luleå oder Skellefteå. Von da entweder mit Bus oder Mietauto bis Sorsele. Ab Sorsele ist alles organisiert. Auskunft: Matthias und Barblina Schnyder auf www.outdoorticket.com
2 Gut eingepackt, erträgt man die Kälte problemlos. Aber Achtung: Skibrille obligatorisch!
Montagmorgen. Die Gäste, von Barblina in der Zwischenzeit köstlich verpflegt und von Matthias mit Polarkleidern ausgestattet, freuen sich auf das Abenteuer. Mitarbeiter Lukas, auch er Schweizer, erklärt den Schlitten. Wichtig: Die Hunde bremst man mit der Fussmatte, mittels Kralle bringt man sie richtig zum Halten. Weil sie das nur ungern tun, hängen Anker zu beiden Seiten des Schlittens, die man mit den Füssen fest in den Schnee drückt. Wer nachlässig ist, erfährt, wie schnell ein entfesseltes Hundegespann rennen kann – was der Schreibenden öfter passieren wird. Wir sind eine kleine Gruppe, nur vier Schlitten insgesamt. Das sei normal bei dieser Tour, erklärt Matthias: «Mehrtägige Touren machen wir nur mit maximal vier Teilnehmenden.» Bei sieben bis neun Hunden pro Schlitten sind so um die 30 von den insgesamt 38 Hunden unterwegs.
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4 Ingrids Hausfinken, selber gemacht selbstverständlich.
Nachdem die Hunde zu Hause unter ohrenbetäubendem Gejaule in einen Anhänger verladen worden sind, werden sie nun in Ammarnäs, dem Ausgangspunkt der Tour, wieder ausgeladen und vor die Schlitten gespannt. Ihre Ungeduld ungerührt hinnehmen, geht nicht. Man möchte sie erlösen, schnell. Endlich sind alle 30 Hunde bereit, es kann losgehen. Matthias zuvorderst, Lukas zuhinterst. Doghandler nennt man den Winterjob, den der Umweltstudent aus Klosters GR schon zum zweiten Mal bei Schnyders ausübt, stets ruhig und ausgeglichen. Egal, wie laut die Hunde jaulen und bellen. Oder sich gegenseitig packen. Auch das kommt vor. Es sieht spektakulär aus. Umso erstaunlicher, mit welcher Sanftheit sie mit den Menschen kommunizieren, wie zutraulich sie sich streicheln lassen. Es sind Siberian Huskys, Alaskan Huskys, Grönlandhunde und ein Laika. Die Landschaft ist zunächst nicht sehr spektakulär. Das ändert sich, je höher und näher man zur norwegischen Grenze kommt. Der Winter neigt sich dem Ende zu, es hat länger nicht geschneit, und die Nadelbäume sind kaum mit Schnee bedeckt. Aber am Boden ist alles weiss, und der mächtige und ungestaute Fluss Vindelälven noch fest zugefroren. Still gleiten die schweren Holzschlitten dahin, das einzige Geräusch sind 120 Hundetatzen auf Schnee. Die Vierbeiner ziehen und hecheln. Die Gedanken schweifen ab, ins wohltuende Nichts. Das werden sie in den kommenden Tagen immer wieder tun.
Migrosmagazin.ch
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Es ist fast wie Meditation, ohne still sitzen zu müssen. Manchmal kommt Langeweile auf: Doch welch angenehmes, höchst selten gewordenes Empfinden in unserer dauerd reizüberfluteten W-Lan-Welt! Nach einer ersten Nacht in einer einfachen, aber gut ausgerüsteten öffentlichen Holzhütte mit Küche und einer am zweiten Tag immer schöner werdenden Landschaft, die sich nach und nach öffnet, erreicht die Gruppe am zweiten Tag das Teilzeitzuhause von Ingrid und Per-Nils Pilto. Jeden Sommer verbringen sie hier oben mit der Rentierherde. Es ist ein wenig wie auf der Alp in den Schweizer Bergen: Im Frühling gibt es einen Aufzug (hier wochenlang), im Herbst einen Abzug. Rentier, Elch und Schneehuhn auf dem Teller
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1 Teamwork: Ein Gast geht
Ingrid zur Hand und nimmt ein Schneehuhn aus.
2 Authentisch: Das Schlafzimmer von Per-Nils und Ingrid. 3 Ingrid in der winzigen
Hüttenküche. Hier ist ihr Reich, wo sie den Gästen zeigt, wie und was Samen traditionell kochen.
Die Reisegruppe bleibt zwei Tage auf der Hochebene namens Vindelkroken. Die Hunde erholen sich, Ingrid verwöhnt die Gäste. Sie ist nicht nur eine begnadete Köchin, sondern auch Botschafterin der samischen Ess kultur und Mitaktivistin der samischen SlowFoodBewegung. In den nächsten Tagen tischt sie Rentierfleisch in traditionellen Variationen auf, aber auch Elch, Schneehuhn, lokalen Fisch, Preiselbeeren, Kartoffeln aus Ammarnäs, selbst gebackenes Brot und vieles mehr. Keine Frage zu den Samen, die sie nicht beantworten könnte. Auch Per-Nils erzählt, von seiner nomadischen Kindheit und davon, wie die Moderne auch in ihrem Volk angekommen ist. Wie der Schneetöff die Ski abgelöst und der Lastwagen die lange Wanderung ersetzt hat. Und dass dieser Winter ein schwieriger war für die Rentiere, weil sie zu wenig Nahrung fanden. Am nächsten Tag, dem vierten, hat das Wetter gedreht. Der einst blaue Himmel ist nun ganz weiss, es weht ein starker Wind. Die Fahrt ist anstrengend, Schnee peitscht ins Gesicht, Kontaktlinsen und eine Skibrille wären jetzt optimal. Per-Nils geht kurzfristig verloren, sein Schneetöff will nicht mehr. Der Chef beschliesst, trotz Navigationsgerät umzukehren, als das Wetter immer dramatischer wird und plötzlich Himmel und Erde und alles dazwischen genau gleich weiss ist und einem ganz schwindlig wird ob der Orientierungslosigkeit. Ein Whiteout nenne man das, klärt Lukas auf, der dies nicht zum ersten Mal erlebt. Am nächsten Tag und wieder zu Hause erfahren wir, dass die Behörden eine Sturmwarnung für die Region herausgegeben haben. Und wir mittendrin, unwissend. Aber mit den besten Guides, die man sich wünschen kann. Matthias, der wie seine Hunde problemlos bei minus 20 Grad draussen schlafen kann, Ingrid, die nichts anbrennen lässt, und Per-Nils, der immer weiss, woher der Wind weht. MM
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Tolle Bilder zu dieser Hundeschlittentour auf
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Meine Welt
«Ich verlange mir ein hohes Tempo ab»
Katharina Locher ist seit Dezember die neue «Schweiz aktuell»-Moderatorin. Vor der Kamera ist sie noch immer aufgeregt. Zum Glück gibt es da ihren beruhigenden Buddha.
Mein Lieblingsort «Klassisch für eine Bernerin, liebe ich die Aare. Im Sommer komme ich hierher, um zu schwimmen, im Winter spaziere ich einfach gern dem Wasser entlang.»
Bild: SRF/Gian Vaitl
Text: Silja Kornacher Bilder: Annette Boutellier
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1 Mein ganzer Stolz «Mein Gottechind Emilia (4) und ich sind beste Freundin nen. Ich verbringe viel Zeit mit ihr und hüte sie oft. Sie ist eine richtige Malerin und macht mir immer so schöne Zeich nungen.» 2 Mein Untersatz «Wenn ich nicht mit
dem Zug an meinen Arbeitsort Zürich fahre, bin ich wann immer möglich mit dem Velo unterwegs.»
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3 Mein Arbeitsplatz «Beim Moderieren bin ich immer noch aufgeregt, gleich zeitig fühlt es sich schon wie daheim an.»
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Name: Katharina Locher (28) Sternzeichen: Stier Wohnort: Bern Beruf und Lebenslauf: Ich bin in
Bern aufgewachsen. Als Gymnasias tin schrieb ich für die Quartierzeitung «Länggassblatt», nach der Matur ging ich zu Radio Rabe, dann zu Radio Emme und Energy Bern. Ich absol vierte beim SRF die trimediale Aus bildung und bin seit zwei Jahren bei «Schweiz aktuell» fest angestellt. Seit Dezember bin ich auch im Moderationsteam. Mein Ziel: Ich will versuchen, gelas sener mit meinem Perfektionismus umzugehen. Ich verlange mir immer ein hohes Tempo ab und mache meistens mehrere Sachen gleich zeitig – meine Mutter ermahnt mich stets, ich solle mich bremsen. Das gilt oft auch für mein Sprechtempo. 4
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4 Mein Rückzugsort «Meine Eltern haben ein Ferienhaus am Neuenburger see. Im Sommer bin ich jedes zweite Wochenende dort. Sobald ich da bin, schaue ich nicht mehr auf die Uhr. » 5 Mein Instrument «Als Zehnjährige
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nahm ich meine erste Cellostunde. Das Instrument lag lange brach, nun fange ich mit einem Orchesterprojekt wieder an. Früher habe ich mir sogar überlegt, Cello zu studieren. Aber mir fehlt der Fleiss.»
6 Mein Glücksbringer «Der Buddha soll
mich an mehr Gelassenheit erinnern. Ich habe ihn von einer Arbeitskollegin zu meiner ersten Sendung bekommen. Er ist immer in meiner Tasche.»
7 Mein Lieblingsprodukt «Ich liebe den Geschmack von Ingwer, er hat für mich etwas Sinnliches. Im Winter ist er zudem meine Halswehprophylaxe.»