INFO 2012 - das Informationsbulletin des Deutsch-Polnischen Jugendwerks (DPJW)

Page 1

Bild: Seweryn Chlebiński

informationsbulletin des Deutsch-Polnischen Jugendwerks

1 ‹ 2 0 1 2

Thema:

Trilaterale Zusammenarbeit mit der Ukraine Erfahrungsberichte aus der Praxis Das DPJW-Fußballprojekt „TriM – Hattrick für Europa“ Bildung für nachhaltige Entwicklung Historisch-politische Bildung sowie Ausblicke, Rückblicke und Publikationen

1


info D P J W 1 2012

Editorial Ruslana und der Eurovision Song-Contest, Julia Timoschenko, Krimtataren, EU-Anrainer, Klitschko-Brüder – ein Sammelsurium ungeordneter Assoziationen zum zweitgrößten Land des Kontinents. Es ist mir etwas peinlich, dass ich nicht mehr über die Ukraine weiß, als die Informationsfetzen aus Schule und Medien. Zusammen mit Polen ist die Ukraine Gastland der Fußball-Europameisterschaft 2012. Ein Grund mehr, auch den Blick dieser INFO-Ausgabe auf die trilaterale Zusammenarbeit mit dem Land im Osten Europas zu richten. Die Beiträge unserer Experten geben Gelegenheit, etwas tiefer in die Thematik einzusteigen – natürlich mit einem Fokus auf deutsch-polnisch-ukrainische Begegnungen, wie sie auch vom DPJW gefördert werden. Jerzy Rejt, der Leiter des Programms Study Tours to Poland, setzt sich seit Jahren für die Demokratisierung der Ukraine ein. Bernd Böttcher verbrachte mehrere Jahre im Land, wo er als Kulturmanager arbeitete und sich in sozialen Projekten engagierte. Wir hoffen, dass ihre Erfahrungen Sie zu weiteren (oder auch ersten) Jugendprojekten mit der Ukraine inspirieren. Bei der Antwort auf die Frage, wie ein solches Projekt über die DPJW-Förderung hinaus finanziell realisiert werden kann, soll ihnen unsere Zusammenstellung ausgewählter Förderinstitutionen helfen. In der aktuellen Ausgabe finden Sie außerdem einen Bericht über das DPJW-Vorspiel zur Fußball-Europamei-

sterschaft: Das große Finale des Fußballprojekts „TriM – Hattrick für Europa” findet eine Woche vor der offiziellen EM-Eröffnung vom 3.-7. Juni 2012 in Lublin statt. Wer wird TriM-Meister? Deutschland, Polen oder die Ukraine? Darüber hinaus beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe mit folgenden Themen: Wie werden die inhaltlichen Schwerpunkte – historisch-politische Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung – im deutsch-polnischen Jugendaustausch umgesetzt? Was hat SpeedDating mit deutsch-polnischen Partnerschaften im Jugendaustausch zu tun? Werfen Sie einen Blick auf einige Projekte des DPJW, die neuesten Publikationen und weitere Angebote für Multiplikatoren. Eine anregende Lektüre wünscht Dorota Frassek Redaktion INFO

Im Namen des gesamten Teams und der Geschäftsführung des DPJW möchte ich mich an dieser Stelle von meiner INFO-Redaktions-Kollegin Alexandra Sauter verabschieden. Nach über vier Jahren im Warschauer DPJW-Büro wird sie nun in ihrer Heimat neue berufliche Herausforderungen meistern. Alles Gute, Alex!

Ausblicke Historisch-politische Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung sind zwei der inhaltlichen Schwerpunkte des DPJW in diesem Jahr. Auf folgende Seminarreihen möchten wir insbesondere erfahrene Aktive aufmerksam machen, die sich diese thematischen Bereiche erschließen wollen und Anregungen für ihre Umsetzung bei deutsch-polnischen Jugendbegegnungen suchen.

Jugend begegnet Zukunft Bildung für nachhaltige Entwicklung im Jugendaustausch Ptasia Osada, 8.-12. Oktober 2012 und 16.-19. April 2013 Die Seminarreihe richtet sich an erfahrene Multiplikatoren, insbesondere an Projektpartner, die Lust haben, sich mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung längerfristig zu beschäftigen. Es sind zwei Treffen geplant, bei denen theoretischer Input und praktische Einheiten sich ergänzen. Die zeitliche Distanz der beiden Seminarteile ermöglicht die inhaltliche Umsetzung des Gelernten sowie einen Austausch und die Reflexion der Teilnehmer. Die Anmeldung zu nur einem der Termine ist nicht möglich. Anmeldung: http://wiki.dpjw.org/webform/de/node/18 Die Seminarreihe wird ermöglicht durch die finanzielle Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt: www.dbu.de.

2


info D P J W 1 2012

Inhalt Editorial Ausblicke Inhalt Rund um ... den trilateralen Jugendaustausch mit der Ukraine Bernd Böttcher: Partnerland Ukraine: Ein schwieriges Pflaster ... Über Hürden und Anziehungskraft des Jugendaustauschs mit dem EU-Anrainer im Osten

S. 2

Thomas Hetzer, Vinzenz Kratzer: Trikot(aus)tausch Das Fußballprojekt „TriM – Hattrick für Europa“

S. 3

S. 10 Alexandra Sauter: Die Welt ein weiter Wald Bildung für nachhaltige Entwicklung im deutsch-polnischen Jugendaustausch

S. 12

Stanisława Piotrowska: Geschichte in der Praxis Historisch-politische Bildung im deutsch-polnischen Jugendaustausch S. 14

Rückblicke

S. 4

Alexandra Sauter: Die Ukraine auf dem Weg nach Europa Gespräch mit Jerzy Rejt, Leiter des Programms „Study Tours to Poland“

S. 6

Unterstützung und Förderung trilateraler Projekte mit der Ukraine

S. 8

Justyna Różańska: Vielleicht zu dritt ... „Aus zwei mach drei – trilateralen Schüleraustausch organisieren”

DPJW-Schwerpunkte 2012

S. 2

Dorota Frassek: SpeedDates für Langstreckenläufer „SpeedDating im deutsch-polnischen Jugendaustausch” – Partnerbörse für Multiplikatoren S. 16

Publikationen DPJW in Kürze Demnächst/ Impressum

S. 9

S. 18 S. 19

S. 20

Geschichtsprodukte? Standpunkte, Ziele und Grenzen historischpolitischer Bildung in Polen und Deutschland

Die Seminarreihe richtet sich an Multiplikatoren, die interkulturelle, historische und andere Jugendprojekte durchführen. Die Teilnahme an nur einem der beiden Termine ist nicht möglich.

Stettin und Berlin, 6.-12. August 2012 Warschau, 10.-16. November 2012

Veranstalter: Museum des Warschauer Aufstandes und Jugend bewegt Europa e.V. in Kooperation mit dem Deutsch-Polnischen Jugendwerk

Inwiefern beeinflusst Geschichte unsere Wahrnehmung von uns selbst und unseren Nachbarn? Warum thematisieren wir Geschichte in Jugendbegegnungen und Seminaren? Sind wir „Produkte“ der Geschichte oder wollen wir sie „produzieren“? Welche Methoden helfen bei der Beschäftigung mit geschichtlichen Themen? Bild: Karolina Knopik

Die historische Prägung durch Familie, Schule und andere Einrichtungen steht im Fokus dieses Seminars. Durch Vorträge, Besuche erinnerungskultureller Institutionen sowie praktische Übungen nähern sich die Teilnehmer dem Thema an und erarbeiten konkrete Methoden für ihre Arbeit. Geplant ist die Erstellung von Arbeitsmaterialien, die anschließend auch anderen Multiplikatoren zur Verfügung stehen.

Anmeldung: http://wiki.dpjw.org/webform/de/node/16

Welche Methoden helfen, sich mit den geschichtlichen Themen zu beschäftigen?

3


info D P J W 1 2012

Partnerland Ukraine: Ein schwieriges Pflaster ...

Mitgliedsstaaten in Mittel- und Osteuropa, immer noch durch deutliche postsowjetische Spuren geprägt ist. Das Land ist exotisch, aber vertraut genug, um für einen Jugendaustausch in der Gruppe infrage zu kommen. Hinzu kommt der historische Aspekt, der auch in der Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen am Anfang ausschlaggebend war. Wie kaum ein anderes Land in Europa bietet die Ukraine den Hintergrund für einen lebendigen Geschichtsunterricht, der von den großen Imperien zu Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die Zeit der Globalisierung und Wirtschaftskrise zu Beginn des 21. Jahrhunderts reicht und dabei die totalitären Herrschaftsformen, wie auch die Versuche ihrer Überwindung aufzeigt. Bei einer Begegnung mit der Ukraine ist es nicht schwer, anhand auch heute noch offen sichtbarer Spuren den Verlauf des gesamten 20. Jahrhunderts nachzuvollziehen.

Über Hürden und Anziehungskraft des Jugendaustauschs mit dem EU-Anrainer im Osten Die EURO 2012 ist nicht das erste internationale Großereignis, mit dem die Ukraine international Beachtung erregt: Zehntausende lockte 2005 der Eurovision Song Contest nach Kiew. Möglich war das durch eine wohl einzigartige, einseitige Aufhebung der Visapflicht für Besucher aus der Europäischen Union und einigen anderen Ländern. Nach Ende des Wettbewerbs blieb die Regelung erhalten und verschaffte dem Land – kurz nach der Orangenen Revolution – einen sensationellen Anstieg der Besucherzahlen. Auch für den Jugendaustausch mit der Ukraine stellte das Ereignis eine wirkliche Zäsur dar. Im Gegensatz zu den Nachbar- und Partnerländern Deutschlands, wie Frankreich, Polen, Tschechien, den USA oder Russland fehlt es im bilateralen Jugendaustausch mit der Ukraine an starken Unterstützerorganisationen, öffentlicher Förderung und manchmal auch dem politischen Druck auf Behörden und Entscheider: Ein Pendant zum DPJW und anderen bilateralen Fördereinrichtungen gibt es nicht, bilaterale Abkommen – etwa zu Visaerleichterungen – haben sich nicht wesentlich in den institutionellen Strukturen niedergeschlagen. Daher ist die Vielfalt der Begegnungen, Vereine und Initiativen umso erstaunlicher. Das Spektrum reicht von regelmäßigen Treffen zwischen Sportvereinen und Schulen, über Workcamps und Freiwilligeneinsätze bis hin zur Zusammenarbeit in Umweltschutz, Demokratieförderung, Kunst und Kultur. Nicht selten sind die Begegnungen tri- oder multinational. „Die Ukraine ist ein schwieriges Pflaster für diese Projekte“, äußerten viele Engagierte, nach ihren Erfahrungen und Eindrücken aus der Projektarbeit gefragt. Probleme lauerten überall, nicht zuletzt bei der Sicherstellung einer stabilen Finanzierung oder der Kooperationswilligkeit der Behörden. Meist sind es äußerst motivierte Einzelpersonen, die sich bei Projektträgern, Vereinen und Schulen für die Organisation solcher Begegnungen einsetzen. Für sie steht der Wunsch nach persönlichen Begegnungen zwischen Jugendlichen beider Länder im Vordergrund. Motivation und Erwartung Die Beweggründe für einen Jugendaustausch mit der Ukraine sind sehr unterschiedlich – und sie erinnern oft an den deutsch-polnischen Austausch in den 1990er Jahren. Die Ukraine ist ein Land, das, anders als die EU-

4

Bild: Tobias Tanzyna

r u n d u m

Junge Teilnehmer des deutsch-polnisch-ukrainischen Fußballprojekts „TriM – Hattrick für Europa“ 2012

Seit den 1930er Jahren gibt es in Deutschland eine starke ukrainische Diaspora, der noch heute viele Partnerorganisationen mit engen Beziehungen in die Ukraine verpflichtet sind. Auf der anderen Seite gibt es in vielen ukrainischen Städten eine deutsche Minderheit mit entsprechenden Jugendorganisationen und einem starken Interesse an Austauschprojekten. Über das Auswärtige Amt und deutsche Organisationen zur Unterstützung der deutschen Minderheiten in Mittel- und Osteuropa können sie Förderungen erhalten und damit zu einem Partner für deutsch-ukrainischen Jugendaustausch auf ukrainischer Seite werden. Es wirkt wie ein Klischee, wenn man den Wunsch, einmal nach Deutschland oder in ein EU-Land zu reisen, als wichtigsten Grund ukrainischer Schüler und Jugendlicher angibt, an Austauschprogrammen teilzunehmen. Doch die EU-Grenze ist für die meisten Jugendlichen ein nur schwer zu überwindendes Hindernis. Neben dem hohen bürokratischen Aufwand fehlt es gerade in derProvinz häufig am notwendigen Geld oder privaten Kontakten für Einladungen und Besuche.


info D P J W 1 2012

nach. Das Projekt war so erfolgreich, dass sich zwei Jahre später Jugendliche in einem weiteren Projekt mit der Situation von Juden und der jüdischen Kultur in der heutigen Ukraine auseinandersetzten.

Auf deutscher Seite ist oft die gemeinsame Geschichte Anlass, miteinander ins Gespräch zu kommen, etwa in Workcamps des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge auf der Krim und in der Ostukraine oder bei Arbeitseinsätzen auf jüdischen Friedhöfen, wie sie z.B. die Aktion Sühnezeichen organisiert. Als Beispiel mag die Partnerschaft zwischen einer deutschen Gesamtschule und einem Gymnasium in Lwiw stehen. Aus einer für die Schüler eindrucksvollen Begegnung mit ehemaligen Zwangsarbeitern in der Rüstungsindustrie des Ruhrgebiets, entstand vor über zehn Jahren ein regelmäßiger Austausch. Am Ende blieben jedoch völlig überraschende Erfahrungen haften: Die Deutschen trafen bei ihren Gastfamilien auf den ungewohnten Luxus des aufstrebenden neuen Bürgertums in der Westukraine, während die Ukrainer im Ruhrgebiet auf einfache Lebensverhältnisse stießen, die so gar nicht der Vorstellung von Deutschland aus Film und Fernsehen entsprach.

Zu den wichtigen Geldgebern und Initiatoren von Jugendaustauschprojekten zählten in den letzten Jahren das Auswärtige Amt und die deutschen politischen Stiftungen in der Ukraine. Letztere fördern etwa die Strukturen der demokratischen Zivilgesellschaft im Land und initiierten hier Projekte, die sich vor allem an junge Ukrainer richten. Der direkte Austausch mit deutschen Jugendlichen spielt dabei eine eher untergeordnete Rolle, doch mitunter entstehen aus solchen kleinen Projekten gute Kontakte zu deutschen Vereinen, aus denen längere Partnerschaften wachsen. Immer wichtiger werden Freiwilligenprogramme wie der Europäische Freiwilligendienst EVS, an dem die Ukraine als Partnerland teilnehmen kann, und der von der Bundesregierung finanzierte Freiwilligendienst weltwärts. Denn wichtig für deutsch-ukrainische Begegnungen war immer auch die humanitäre und soziale Zusammenarbeit. Sie entstand Anfang der 1990er Jahre, als in Deutschland Lebensmittel- und Sachspenden für das vom wirtschaftlichen Zusammenbruch mitgenommene Land organisiert und soziale Projekte wie Kinderheime und Sozialstationen aufgebaut wurden. Heute verbringen viele junge Deutsche ein soziales Jahr oder einen Freiwilligendienst bei solchen Projekten. Nicht immer wächst daraus eine Partnerschaft im Jugendaustausch, doch die Erfahrung zeigt, dass die meisten Projekte des bilateralen und multinationalen Austauschs über persönliche Initiativen und kleine, zwischenmenschliche Kontakte entstanden sind. Ohne sie wären die meisten der heute bestehenden Jugendaustauschprojekte nie realisiert worden.

Eine wichtige Rolle spielen deshalb private Geldgeber wie Stiftungen und Fördervereine. Die Robert Bosch Stiftung nimmt hier einen besonderen Platz ein und ist als Geldgeber oft auch Initiator vieler Förderprogramme, etwa von Junge Wege in Europa (Laufzeitende war 2009) zur Unterstützung besonders des Schulaustauschs u.a. mit der Ukraine. Das Projekt Bukovina Style ist ein schönes Beispiel dafür, wie die Initiative einer Einzelperson in einer langjährigen Beziehung zwischen Schulen aus Deutschland und der Ukraine mündet. Schüler aus Tscherniwzi und Stralsund begaben sich anhand einer typischen Familiengeschichte in der Bukowina auf Spurensuche und zeichneten 2008 in einem Film die wichtigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts

Bild: privat

Partner und Geldgeber Eines der wichtigsten Probleme bei Begegnungen zwischen Deutschland und der Ukraine ist es, verlässliche Partner zu finden. Während in Deutschland Vereine und Schulen längerfristig im Voraus planen und Gelder einwerben können, fehlt es in der Ukraine oftmals an einer grundlegenden Infrastruktur – einem Partner, der als juristische Person einen verbindlichen Vertrag schließen kann oder über ein Bankkonto verfügt. Unverzichtbar sind deshalb Menschen, die sich persönlich vor Ort einsetzen, die nicht nur die Teilnehmer werben, sondern auch die vielfältigen bürokratischen und logistischen Hürden zu nehmen bereit sind. In der Ukraine mangelt es zudem an verlässlichen Geldgebern. Ukrainische politische Stiftungen sind oft sehr nah mit der direkten Tagespolitik oder mit politischen Akteuren verbunden, legen aber wenig Wert auf die Förderung von Jugendaustausch. Daher sind viele ukrainische Partner selbst nicht in der Lage, für eine Finanzierung von Begegnungen zu sorgen und müssen sich in dieser Frage ganz auf die ausländischen Partner verlassen. Zwar können Projekte im deutsch-ukrainischen Jugendaustausch auch über Gelder aus dem Programm Youth in Action mitfinanziert werden, doch noch sind Projekte mit und in der Ukraine hier unterrepräsentiert.

Bernd Böttcher

Bernd Böttcher ist Kulturwissenschaftler und war in den Jahren 2005 bis 2011 als Kulturmanager und Geschäftsführer für Projekte in der Ukraine tätig. Seit 2012 betreut er in Berlin ein Wirtschaftskooperationsprogramm von Apollo e.V. (www.apollo-online.de).

5


Die Ukraine auf dem Weg nach Europa Gespräch mit Jerzy Rejt, dem Leiter des Programms „Study Tours to Poland“ Warschau, im Februar 2012

r u n d u m

Jerzy Rejt, Leiter von „Study Tours to Poland“ ...

Polen ist engagierter Partner der Ukraine und anderer Nachfolgestaaten der Sowjetunion auf ihrem Weg zu mehr Demokratie. Seit 2004 ermöglicht das Programm „Study Tours to Poland“ (STP) Fachleuten und Studierenden dieser Länder, die polnischen Systemreformen nach 1989 aus der Nähe zu betrachten und von ihnen zu lernen. Die finanziellen Mittel stellt vor allem die Polnisch-Amerikanische Freiheitsstiftung (Polsko-Amerykańska Fundacja Wolności) bereit, die Koordination liegt beim Jan-Nowak-Jeziorański-Kollegium Osteuropa in Wrocław. Jerzy Rejt, Mitglied des Deutsch-Polnischen Jugendrats von 2008 bis 2010, ist seit 1996 Leiter des Programms – für den ausgebildeten Tierarzt und ehemaligen Hochschullehrer eine recht ungewöhnliche berufliche Entwicklung. Im Gespräch berichtet er über seine ukrainischen Erfahrungen und über Entscheidungen, die seinem Leben eine neue Richtung gaben. Seit mehreren Jahren reisen Sie regelmäßig in die Ukraine. Was empfinden Sie bei Ihrer Ankunft? Zurzeit fahre ich ein- bis zweimal im Jahr zu Schulungen und Workshops in die Ukraine. Meine Reisen führen mich vor allem in die östlichen Gebiete des Landes, deren Zugang zu westlichen Standards begrenzt ist. Zum ersten Mal war ich vor etwa 40 Jahren in der Ukraine, noch zu Sowjetzeiten, als Student. Bei diesen so genannten touristischen Reisen lernte ich auch Familien kennen, deren Mitglieder teilweise nach Sibirien deportiert worden waren. Ich unterhielt mich mit vielen und erfuhr von dem Leiden, das sie durch die Verfolgung durch das kommunistische System erlebten. Ich entdeckte, dass es in diesem Land Kreise gab, die sich dem System nicht unterordneten und versuchten, diese Zeit in innerer Opposition zu überdauern. Schon damals sprachen meine Bekannten davon, dass die Ukraine unabhängig sein würde. Diese Kontakte haben mich geprägt. Ich lernte die Kultur, Sprache und Geschichte dieses 45-Millionen-Volks kennen und wurde mir bewusst, dass es lohnt, sich für die Ukraine zu engagieren und sie auf ihrem Weg in die Demokratie zu unterstützen. Zu Beginn der 1990er Jahre begann ich deshalb, Kontakte zu ukrainischen Partnern aufzubauen und erste Projekte zur Unterstützung einer unabhängigen und demokratischen Ukraine umzusetzen. Seit 2004 nahmen an den STP-Projekten insgesamt 4500 Menschen teil, davon 3000 aus der Ukraine.

6

Bild: Anna Korbut

info D P J W 1 2012

Fühlen Sie sich persönlich mit der Ukraine verbunden? Was haben Sie bei Ihrer ersten Fahrt in die Ukraine verspürt? Sie zeigte mir eine andere, die wahre Ukraine. Die Eindrücke, die ich sammelte, stießen auf die nationalen Stereotypen, die ich über den Krieg, zu historischen Ereignissen und gegenseitigen Vorurteilen in mir trug. Denn auf diese Weise konstruierte das kommunistische System negative Stereotypen über die Nachbarn für die eigenen politischen Ziele. Das, was ich zuvor in der offiziellen Propaganda gehört hatte, stellte sich als unwahr heraus. Während meines Aufenthalts in der Ukraine traf ich auf Offenheit, auf den Wunsch, mich und meine Sicht zu verstehen, und – sehr wichtig – auf Toleranz in religiösen Fragen. In dieser Zeit begann ich, eine eigene Sicht auf die Ukraine zu entwickeln. Welchen Eindruck haben die ukrainischen Teilnehmer des STP-Programms, wenn sie nach Polen kommen? Viele von ihnen sind zum ersten Mal in Polen. Plötzlich finden sie sich in einem Land wieder, das in den vergangenen 20 Jahren einen großen Wandel durchlaufen hat und heute Teil der europäischen Familie ist. Ein Schock für die Teilnehmer, denn der Ausgangspunkt unserer Länder war in ihren Augen vergleichbar. Leider hat die mangelnde Konsequenz bei der Umsetzung von Reformen, die fehlende Vision für notwendige Veränderungen und die Last der sowjetischen Denkweise verhindert, dass die Ukraine den Weg des Wandels ebenso schnell wie Polen beschritt. Die Teilnehmer haben das Gefühl, dass eine Chance vertan wurde. Meinen Sie wirklich, die Ukraine hatte die gleiche Chance wie Polen? Polen war kein Teil der Sowjetunion. Das sagen viele Ukrainer auch. Sie begründen ihre Misserfolge mit den strukturellen Unterschieden beider Länder, mit größeren Restriktionen, denen sie in der Vergangenheit ausgesetzt waren, und damit, dass es bei ihnen kein Privateigentum gab. Zudem habe der Sturz des Kommunismus ohne Reformen zu wildem Kapitalismus und allgegenwärtiger Korruption geführt. Ich bin jedoch anderer Meinung: Ja, ihr hattet andere Bedingungen, aber ihr hattet die gleiche Chance zu Veränderungen. Polen hat es geschafft, die Ukraine jedoch ist auf der Hälfte der Strecke stehen geblieben. Die Frage ist nun: Was muss getan werden, um der Ukraine zu helfen, auf einen Weg der Reformen zu gelangen und ein wirklich demokratisches Land zu werden.


Bild: Anna Korbut

info D P J W 1 2012

... beim Treffen mit Stipendiaten des Programms.

In Ihrem Geschäftsbericht der Jahre 2009-2010 ist zu lesen: „Ziel des Programms ist es, proeuropäische und demokratische Einstellungen sowie reformorientiertes Handeln der jüngeren Generation unserer Nachbarländer zu unterstützen.” Was können die STP-Stipendiaten konkret von Polen lernen, Grenzschutz und Zolldienst zum Beispiel? Ein gutes Beispiel. Die Grenze Polens mit der Ukraine ist heute die Außengrenze der Europäischen Union. Eine gut funktionierende Grenze sollte den freien Verkehr von Menschen, Kontakte, die Zusammenarbeit von Firmen und den Austausch von Waren ermöglichen. Häfen, Flughäfen und Grenzübergänge brauchen effektive Mechanismen der Zusammenarbeit, die stetig weiterentwickelt werden. Der gegenwärtige Stand ist nicht zufriedenstellend. Deshalb haben wir von 2009 bis 2011 etwa 50 Projekte an der polnisch-ukrainischen Grenze durchgeführt, an denen einige hundert Beamte des ukrainischen Zolls und Grenzschutzes teilnahmen. Ziel war insbesondere die Professionalisierung ihrer Arbeit, aufbauend auf die Erfahrungen und Arbeitsstandards der polnischen Kollegen. Dies war vor allem mit Blick auf die Fußball-Europameisterschaft 2012 ein wichtiges Thema. Bei den vom DPJW unterstützten Projekten sind die Integration und der gegenseitige Austausch sowie eine ausgewogene zahlenmäßige Verteilung der Jugendlichen aus den verschiedenen Ländern besonders wichtig. Wie sind die Studienfahrten von „Study Tours to Poland” konzipiert? Unser Programm funktioniert anders, wir agieren vor allem in eine Richtung: Experten aus der Ukraine kommen für einige Tage nach Polen, an denen jeweils bis zu vier Treffen zu unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten in ausgewählten Institutionen auf dem Programm stehen. Natürlich spielt auch bei uns das integrative Element eine Rolle, aber es steht nicht im Vordergrund. Und der Gewinn für die polnischen Gastgeber? 90% der polnischen Experten nehmen an diesen Treffen teil, ohne dass sie finanziell etwas davon haben. Oft habe ich sie gefragt, warum sie unsere Projekte unterstützen. Die Antwort war: Nur dank der Hilfe anderer Länder gelang es uns in den 1990er Jahren unser Land

zu verändern. Nun möchten wir unsere Erfahrungen weiter geben. Es ist ganz einfach der gute Wille. In welchen Projekten engagieren sich die Programmteilnehmer in ihren Ländern? In der Ukraine entwickelt sich eine Zivilgesellschaft, und wie in Polen ist bürgerschaftliches Engagement sowohl auf politischer, wie auch auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene zu finden. Als Beispiele seien die Korruption in Teilen der politischen Klasse, Schattenwirtschaft und Bestechung im Bildungswesen genannt. Das alles lässt Menschen aktiv werden, um etwas zu verändern. Außerdem entsteht das Bedürfnis, die Politik und deren Machtinstrumente zu kontrollieren. Es gibt Aktionen, mit denen die Unabhängigkeit der Medien verteidigt und Menschen, die Repressionen ausgesetzt sind, unterstützt werden. Das DPJW fördert auch Projekte, mit Jugendlichen aus Polen, Deutschland und einem weiteren Land. Welche Ideen für ein trilaterales Jugendprojekt mit der Ukraine haben Sie? Wesentlich für solche Projekte sind Empathie, Geduld und die Bereitschaft, einander zuzuhören, über kulturelle Barrieren hinweg. Wichtig ist, gemeinsam am Alltag des Anderen teilzuhaben sowie die Geschichte des anderen Landes kennenzulernen. Hierbei geht es mir nicht um die Weltgeschichte im großen Stil. Jeder Teilnehmer eines solchen Projekts könnte ein Stück Geschichte seines Ortes, seiner Heimat präsentieren. Hilfreich sind Sprachkenntnisse. Sie erleichtern es, die Mentalität des Nachbarn zu verstehen. Außerdem sollten die Teilnehmer eines solchen Projekts konkret etwas tun, sich sportlich oder kulturell betätigen und gemeinsam aktiv werden. Ich danke Ihnen für das Gespräch. Mit Jerzy Rejt sprach Alexandra Sauter, Redaktion INFO.

Weitere Informationen über „Study Tours to Poland” unter: www.studytours.pl

7


info D P J W 1 2012

Unterstützung und Förderung trilateraler Projekte mit der Ukraine

r u n d u m

Projekte mit der Ukraine werden außer vom DPJW von zahlreichen weiteren Organisationen und Einrichtungen unterstützt. Je nach Zielgruppe und inhaltlichem Schwerpunkt kommen unterschiedliche Institutionen und Programme für eine Förderung in Frage. Die folgende Linksammlung soll den Einstieg in die Suche nach möglichen Förderern und Unterstützern erleichtern.

Fundacja Edukacja dla Demokracji: www.edudemo.org.pl Der Schwerpunkt der Stiftungsarbeit liegt in der Förderung zivilgesellschaftlichen Engagements. Fundacja Międzynarodowej Współpracy na rzecz Rozwoju „Wiedzieć Jak” U.a. mit dem vom polnischen Außenministerium finanzierten Programm „Wsparcie Demokracji 2012“, das prodemokratische Initiativen in Transformationsländern (z.B. Ukraine) unterstützt: www.solidarityfund.pl/pl/wspracie-demokracji-2012

Europäische Programme Fundacja im. Stefana Batorego: www.batory.org.pl Jugend in Aktion / Młodzież w Działaniu Von Interesse für Projekte mit der Ukraine ist insbesondere der Aktionsbereich 3: www.jugend-in-aktion.de/aktionsbereiche/benachbarte-partnerlaender/ www.mlodziez.org.pl/akcja-3 COMENIUS Das Programm fördert die Zusammenarbeit von Schulen und wird in Deutschland vom Pädagogischen Austauschdienst der Kultusministerkonferenz und in Polen von der Fundacja Rozwoju Systemu Edukacji betreut. www.kmk-pad.org www.comenius.org.pl

Stiftungen, Organisationen und Einrichtungen in Deutschland Institut für Auslandsbeziehungen: www.ifa.de U.a mit den Förderschwerpunkten Zivilgesellschaft und Demokratie sowie deutsche Minderheiten. Pädagogischer Austauschdienst (PAD) Von Interesse für Schulpartnerschaften mit der Ukraine ist die vom PAD betreute „PASCH-Initiative“ des Auswärtigen Amts: www.kmk-pad.org/programme/schulpartnerschaften-der-pasch-initiative.html Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“: www.stiftung-evz.de U.a. mit dem Programm „Europeans for Peace“ für Projekte zu historischen und aktuellen Menschenrechtsfragen. Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit: www.fwpn.org.pl Stiftung West-Östliche Begegnungen: www.stiftung-woeb.de

PAUCI: www.pauci.org/pl/ Die Stiftung für polnisch-ukrainische Zusammenarbeit PAUCI verfügt zwar über keine finanziellen Fördermöglichkeiten, kann Projekte jedoch inhaltlich unterstützen.

... in der Ukraine International Renaissance Foundation: www.irf.ua

Für alle Länder: Goethe-Institute Warschau, Kiew www.goethe.de/warschau www.goethe.de/kiew Polnische Institute Berlin, Kiew www.polnischekultur.de www.polinst.kiev.ua

Deutsche politische Stiftungen Konrad-Adenauer Stiftung Berlin, Warschau, Kiew www.kas.de www.kas.de/polen/ www.kas.de/ukraine/ Heinrich-Böll-Stiftung Berlin, Warschau, Kiew www.boell.de www.boell.pl www.boell.org.ua Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin, Warschau, Kiew www.fes.de www.feswar.org.pl www.fes.kiev.ua Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, Warschau www.rosalux.de www.rls.pl

... in Polen Narodowe Centrum Kultury: www.nck.pl Das NCK betreut ein vom polnischen Ministerium für Kultur und nationales Erbe finanziertes Förderprogramm des polnisch-ukrainischer Jugendaustauschs.

8

Friedrich-Naumann-Stiftung Berlin, Kiew www.freiheit.org www.ukraine.fnst.org


info D P J W 1 2012

Vielleicht zu dritt... Das Seminar Aus zwei mach „

drei - trilateralen Schüleraustausch organisieren” Kreisau, 4.-8. März 2012

r u n d u m

„Beim Austausch ist es wie in einer Ehe: Manchmal gibt es Konflikte. ,Ich gehe jetzt!’, sagt der Eine, ,Na, dann geh doch!’, der Andere. Wenn es für Ehen solche Beratung gäbe, wie für Austauschprogramme, würden sie länger halten,” scherzt Christian Golka, Sportlehrer aus Raunheim. Seine Schule führt seit zwölf Jahren Austauschprojekte mit einer Schule im polnischen Dzierżoniów durch. Auf dem Seminar in Kreisau profitierten die weniger austauscherprobten Teilnehmer von Golkas Erfahrungen. Für die Kontaktaufnahme mit ausländischen Schulen und den Beginn einer internationalen Zusammenarbeit gibt es keinen passenderen Ort als diesen. Auf dem ehemaligen Gut der Familie Moltke, wo Helmut Kohl und Tadeusz Mazowiecki 1989 in denkwürdiger Begegnung die berühmte „Versöhnungsmesse” feierten, fand im März dieses Jahres ein Treffen deutscher, polnischer und ukrainischer Lehrer statt. Herkules-Aufgaben Viele der Teilnehmer wollen zum ersten Mal einen Austausch an ihrer Schule organisieren. „In der Ukraine, da klappt schon alles. Keine Angst!”, ermuntert Ljuba Naremba, Lehrerin aus Lwiw. Ukrainische Jugendliche benötigen für die Einreise in die EU ein Visum und eine notariell beglaubigte Einverständniserklärung beider Eltern, dass sie das Land verlassen dürfen. „Das ist gar nicht schwierig. Visa für Schulaustauschprojekte bekommt man schnell und unkompliziert. Unsere Partnerschule hat die Anträge im Oktober gestellt, im November waren wir in der Ukraine und im Dezember waren sie schon zum Gegenbesuch bei uns”, berichtet Joanna Borówka, Englischlehrerin aus Myszków in Südpolen. Sie hat bereits einen polnisch-ukrainischen Austausch durchgeführt und sucht nun weitere Partner. Begegnungen deutscher, polnischer und ukrainischer Schüler ermöglichen ihnen, ihre Nachbarländer kennenzulernen und sie nicht anhand von Stereotypen, sondern aufgrund eigener Erfahrungen zu beurteilen. „Manchmal vergessen wir, wie schwer die Aufgaben, die wir uns ausdenken, für die jungen Leute tatsächlich sind. Hier haben wir die Möglichkeit, in die Rolle der Schüler zu schlüpfen. Wir arbeiten in national gemischten Gruppen, lösen für die Teilnehmer eines Austauschs typische Aufgaben und versuchen, uns trotz der Sprachbarrieren zu verstehen”, erläutert Ingrid Ackermann, Lehrerin aus Berlin.

nungsäußerung. Die Seminarteilnehmer bearbeiteten einen hypothetischen Fall, in dem die Jugendlichen zu einem vorgesehenen Programmpunkt keine Lust haben. Was nun? In Polen und der Ukraine herrschen Disziplin und eine hierarchische Struktur, in Deutschland ist die Distanz zwischen Lehrern und Schülern geringer. Daher würde die gleiche Situation in den drei Ländern unterschiedlich gelöst. Die deutschen Lehrer wären geneigt, mit den Jugendlichen zu diskutieren, während die polnischen und ukrainischen Lehrer auf Kritik und Widerstand der Jugendlichen eher entschieden mit einem „Ab in den Unterricht!” reagieren würden. Die kulturellen Unterschiede bewegten die Gemüter der Seminarteilnehmer, aber manchmal war schwer auszumachen, was genau das Problem ist. „Und? Hast Du schon einen Partner?” ... so lautete die Frage am Ende des Seminars. Und es folgten die Abstimmungen: „Wann habt ihr Schulferien? ... Also könntet ihr Anfang Oktober kommen!” Einer der Erfolge des Seminars ist die neu entstandene Schulpartnerschaft Lwiw – Saalfeld – Ropczyce. Lwiw – Natalija Najawko, Englischlehrerin. An ihrer Schule gibt es bislang keine internationalen Austauschprojekte. Die in Kreisau entstandene Partnerschaft bietet ihrer Schule die Chance zu einer langfristigen Zusammenarbeit mit Polen und Deutschland. Saalfeld – Reiner Heubach, Geschichtslehrer, selbst mehrfacher Austauschteilnehmer. Er möchte, dass seine Schüler ebenfalls die Möglichkeit haben, diese Erfahrung zu machen und freut sich schon auf die altbekannte Atmosphäre internationaler Begegnungen. Ropczyce – Cecylia Szędzioł und Magdalena Cyrulik, Deutschlehrerinnen. Ihre Schule hatte bisher keine ausländischen Partner. Da diese Zusammenarbeit für die Schüler und die Einrichtung selbst große Chancen bietet, freuen sie sich sehr über die neuen Kontakte. Die Seminarreihe „Aus zwei mach drei” ist erfolgreich. Sie ermöglicht Schulen aus Deutschland, Polen und der Ukraine in Kontakt zu kommen und gemeinsam Projekte auf den Weg zu bringen. Seit 2005 haben 268 Lehrkräfte aus Deutschland, Polen und der Ukraine daran teilgenommen. Allein in den letzten vier Jahren hat das DPJW 182 trilaterale Projekte gefördert, die hier ihren Ursprung hatten. Justyna Różańska

Justyna Różańska ist Soziologiestudentin an der AdamMickiewicz-Universität Posen. Im Rahmen des Praktikumswettbewerbs „Grasz o staż” war sie 2011 Praktikantin im Warschauer Büro des DPJW .

Dazu haben wir keine Lust Kulturelle Unterschiede gibt es auch beim Thema Mei-

9


info D P J W 1 2012

Trikot(aus)tausch

zwei verschiedenen Trikotsätzen angereist kamen, bis hin zu locker zusammengewürfelten Gruppen, die vor allem an der Begegnung mit anderen Jugendlichen interessiert waren (und die sich bei den Profis dann Trikots und Torwarthandschuhe liehen), waren die unterschiedlichsten Konstellationen zu finden.

Das Fußballprojekt „TriM - Hattrick für Europa“ Polen, Deutschland, Ukraine, März bis Juni 2012

d p j w s c h w e r p u n k t e 2 0 1 2

Vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft, hat das Deutsch-Polnische Jugendwerk im März 2012 seine eigene europäische Meisterschaft angepfiffen: Bei „TriM – Hattrick für Europa“ trafen in 13 Vorturnieren an verschiedenen Orten in Polen, Deutschland und der Ukraine Mannschaften aus den drei Ländern aufeinander. Die Teams spielten nicht nur gegeneinander Fußball, sondern setzten sich auch zu Fragen der Migration und anderen Themen auseinander. Auf die Plätze, fertig ... Im Dezember 2011 konnten sich Teams und Institutionen als Teilnehmer und Gastgeber bewerben. Wegen des großen Interesses ermöglichte das DPJW statt der geplanten acht Turniere mit 48 Teams am Ende 13 Turniere mit 80 Teams zur Vorauswahl für das Finale. In Eigenregie stellten die Teamverantwortlichen und Gastgeber beim Vorbereitungstreffen im brandenburgischen Blossin im Januar dieses Jahres ihre Turniergruppen zusammen und begannen mit der Planung zur Durchführung der Vorturniere.

Nicht nur für Fußballfans Fußball stand im Zentrum, war jedoch nicht alleiniger Inhalt der Begegnungen: Die Teams des Turniers von Bad Nenndorf trafen im Stadion des Europa-LeagueViertelfinalisten Hannover 96 zwei Jungprofis mit Migrationshintergrund, die Zeitungs-AG des gastgebenden Gymnasiums wird eine Sonderausgabe zum Turnier herausgeben. Die Turnierverantwortlichen in Bad Muskau nutzten ihren Standort direkt an der Grenze für biografische Recherchen. Andere Turniere wurden von Medienpartnern unterstützt, um mit den Jugendlichen zusammen Filme oder Broschüren über TriM zu erstellen, so etwa in Sosnowiec, wo der Fernsehsender TVP Katowice das Turnier und das Rahmenprogramm dokumentierte. In Ternopil begleitete ein Kamerateam die Jugendlichen während der Spiele und danach. Auch das Finale in Lublin wird filmisch festgehalten. In Jessenitz erstellten die Teilnehmer eine professionell gesetzte Broschüre, in der die Heimatländer der Gäste und Gastgeber vorgestellt wurden. Bei der Vorausscheidung in Lublin entstand unter Mitwirkung der Jugendlichen ein „TriM-Tagebuch“, das die Begegnung und das Turnier dokumentierte.

... los! Am 8. März begann in Bad Nenndorf das erste Vorturnier und in Dnipropetrowsk fiel am 21. Mai der Schlusspfiff zur letzten Ausscheidung. Das Finale von „TriM – Hattrick für Europa“ findet in der Woche vor dem Eröffnungsspiel der Europameisterschaft in Lublin statt.

Bild: David Carreno

Bei den Turnieren wurde schnell deutlich, dass sich in den die Teams das gesamte Spektrum des internationalen Jugendaustausch widerspiegelt: Von eingefleischten Fußballprofis, die gut eingespielt mit Trainer und

Bild: David Carreno

10

Gespielt wurde auf kleinem Feld mit je fünf Feldspielern und einem Torwart, wobei pro Team zu jedem Zeitpunkt mindestens eine Fußballerin auf dem Platz stehen musste. Auch die Teilnahme vieler unterschiedlicher Gruppen sorgte für einen friedlichen und kooperativen Charakter der Turniere und ließ den sportlichen Wettkampf nicht in verbissene Rivalität umschlagen. Trotzdem kristallisierte sich bei den meisten Turnieren schnell eine Spitzengruppe heraus, die sich teilweise sehr spannende Duelle um die Qualifikation zum Finale lieferten.

Vorrundenturnier in Bad Nenndorf. Bei allen Spielen kickt in jedem

Mitgereiste Fans feuern ihre Teams an. Alle hoffen auf den Einzug ins

Team mindestens eine Fußballerin.

Finale in Lublin.


info D P J W 1 2012

deutsch-polnische Zusammenarbeit, mit Renovabis, der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, sowie mit der Stiftung West-Östliche Begegnungen war schließlich auch eine finanziell gleichberechtigte Teilnahme ukrainischer Gastgeber und Teams möglich.

Das Thema „Lerne mein Land kennen“ war ein zweiter Dauerbrenner in den Programmen der Begegnungen: Bei dem Turnier in Leipzig gestaltete jedes Land einen Themenabend, bei dem landestypische Spiele, Bräuche, Lieder und Gerichte vorgestellt wurden. Zahlreiche beteiligte Schulen nutzten die Chance, als Vorbereitung auf TriM den Unterrichtsalltag etwas aufzupeppen und veranstalteten Thementage rund um Fußball, Migration und die Partnerländer, so dass das Fußballprojekt nicht nur auf die teilnehmenden Teams beschränkt blieb.

Thomas Hetzer Deutsch-Polnisches Jugendwerk, Potsdam Vinzenz Kratzer Praktikant im Förderreferat des DPJW, Potsdam

Generell brachten die Teilnehmer rund um die Turniere viel in das Projekt ein: Vor den Treffen stellten die Teams Infos über sich und ihre Stadt zusammen, gründeten Communities im Internet und auf Facebook und vernetzten sich untereinander. Dazu kommen unzählige Berichte, Blogs, Fotos und Videos, die während der Turniere entstanden, nicht nur im Zusammenhang mit den oben erwähnten Medienprojekten, sondern auch in spontaner Eigenregie. Ein großer Teil der Inhalte auf der TriM-Internetseite stammt somit von den Teilnehmern selbst.

Drei

Друзі

z boiska

Dieser deutsch-polnisch-ukrainischer Sprachführer hatte bei seiner Konzeption vor allem die Teilnehmer des Projekts „TriM – Hattrick für Europa” im Blick. Aber auch Jugendlichen ohne Fußball-Ambitionen ist er eine wertvolle Hilfe – z.B. um endlich Kasia anzusprechen, in Berlin Pommes zu bestellen oder in Charkiw nach dem Weg zur Jugendherberge zu fragen.

Neue Freunde, neue Partner Das Fußballprojekt TriM hat neue Engagierte für den deutsch-polnischen Jugendaustausch gebracht: Für den trilateralen Austausch mit der Ukraine konnten viele Projektpartner, vor allem aus der östlichen Ukraine gewonnen werden. Auf deutscher Seite engagierten sich zahlreiche Träger der offenen Jugendarbeit überhaupt zum ersten Mal im deutsch-polnischen oder trilateralen Austausch.

Powodzenia! Viel Spass! Успіху! Der Sprachführer ist entstanden mit finanzieller Unterstützung des Hilfswerks Renovabis.

Das DPJW hat alle Teilnehmer inhaltlich unterstützt und begleitet: Zusätzlich zum Vorbereitungsseminar in Blossin wurde ein eigenes Webportal eingerichtet, in dem die Teilnehmer eigene Inhalte hochladen konnten (www.trim.dpjw.org). Außerdem erschien ein deutschpolnisch-ukrainischer Sprachführer, der während der Turniere reißenden Absatz fand. Bei der Visabeantragung für ukrainische Teams stand das DPJW beratend zur Seite. Dank der Kooperation mit der Stiftung für

Bild: Tobias Tanzyna

Bild: David Ausserhofer

Ritter-Jasińska Antje, Hryciuk Remigiusz, Bondar Andrij, Drei Д рузі z boiska. Deutsch-polnisch-ukrainischer Sprachführer für Sport- und andere Begegnungen, DPJW, Potsdam/Warschau 2012.

Die Teilnehmer am Turnier in Bad Muskau bei der Erkundungsralley.

Besuch der Teilnehmer des TriM-Turniers in Mieszkowice im Bundes-

Eine der Aufgaben: Im örtlichen Supermarkt mit Hilfe des Sprachfüh-

kanzleramt. Eintrag ins Gästebuch.

rers auf eigene Faust einkaufen.

11


info D P J W 1 2012

Die Welt ein weiter Wald Bildung für nachhaltige Entwicklung im deutschpolnischen Jugendaustausch

12

„Schlage nur so viel Holz ein, wie der Wald verkraften kann! So viel Holz, wie nachwachsen kann!“ – Die Forstwirtschaft des 18. Jahrhunderts gibt den Ton für das 21. Jahrhundert vor. Vor rund zehn Jahren rief die Vollversammlung der Vereinten Nationen die Jahre 2005-2014 zur Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ aus. Der Resolution vorausgegangen waren zwei andere Ereignisse: 1987 veröffentlichte die UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung den sogenannten Brundtland-Bericht. Unter dem Titel „Unsere gemeinsame Zukunft“ thematisiert er u.a. den sparsameren Abbau natürlicher Ressourcen und ihrer Bewahrung für kommende Generationen. 1992 wiederum wurde auf dem Weltgipfel in Rio de Janeiro die Agenda 21 verabschiedet. Dieses umfassende Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert richtet sich an die Vereinten Nationen, nationale Regierungen und gesellschaftliche Gruppen und betrifft alle Bereiche, in denen der Mensch in die Umwelt eingreift.

Ursprünglich bedeutete nachhaltiges Handeln vor allem ökologisches Handeln, zur Verminderung von Umweltverschmutzung und -zerstörung. Heute fügen sich Projekte aus anderen Bereichen in das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung ein: Projekte etwa, die

Bild: Marta Gębała

d p j w s c h w e r p u n k t e 2 0 1 2

Nachhaltiges Denken als Baustein der Demokratieerziehung Damit unsere Welt ein lebenswerter Ort bleibt, ist ein Bewusstsein für die bestehenden Missstände unabdingbar – Missstände ökonomischer, ökologischer und gesellschaftlicher Natur. In einem zweiten Schritt ist Engagement erforderlich, um diesen Missständen entgegen zu wirken. Grundlage für das Entstehen eines bewussten Blicks – so betont es auch die Agenda 21 der Vereinten Nationen – ist Bildung. Das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung wird konkret in der von Gerhard de Haan formulierten Gestaltungskompetenz: Sie umfasst u.a. vorausschauendes sowie interdisziplinäres Denken und Planen, die Fähigkeit zu aktiver gesellschaftlichen Teilhabe und das Reflektieren von eigenen und fremden Leitbildern. Dies sind die Eigenschaften, die ein selbstbestimmtes, am Gemeinwohl orientiertes Individuum definieren. Und Fähigkeiten wie diese wollen Lehrer, Hochschullehrer und andere Pädagogen fördern, wenn sie nachhaltige Entwicklungen im Blick haben.

Nachhaltige Forstwirtschaft war nur ein Thema des Seminars für Teilnehmer am Deutsch-Polnischen Jugendpreis „Treffpunkt Übermorgen“ im November 2011 in Kreisau.

Umweltschäden, der übermäßige Abbau von Bodenschätzen und die ungleiche Verteilung der Ressourcen auf unserem Planeten leiteten seit den 1970er Jahren weltweit ein Umdenken ein und schenkten dem waldwirtschaftlichen Begriff der „Nachhaltigkeit“ erneut Beachtung. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Begriff vielfach erörtert, erweitert und mit praktischen Handlungsanweisungen versehen. Die grundlegende Idee nachhaltigen Denkens und Wirkens jedoch ist und bleibt schlicht: Menschliches Handeln hat Konsequenzen – für die Gegenwart und die Zukunft.

Ungerechtigkeiten des globalen Finanzsystems korrigieren oder die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stärken möchten. Chance für die deutsch-polnische Zusammenarbeit Nachhaltigkeit ist ein weites Feld, sie bietet Raum auch für Impulse in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit. Zusätzlich zur historisch-politischen Bildung im deutsch-polnischen Jugendaustausch versteht das DPJW das Konzept Bildung für nachhaltige Entwicklung als Chance für die Verständigung junger Menschen aus


info D P J W 1 2012

Deutschland und Polen. Wer sich für nachhaltige Entwicklungen engagiert, denkt über Grenzen, auch Ländergrenzen hinweg.

Diskussionsrunde mit Politikern, bei der die Botschaft der Jugendlichen in eine breite Öffentlichkeit getragen werden soll.

Seit knapp zwei Jahren setzt das DPJW die Ziele der UNWeltdekade um. 2011 schrieb das DPJW erneut den Deutsch-Polnischen Jugendpreis aus, diesmal unter dem Motto „Treffpunkt Übermorgen“. Deutsch-polnische Projektteams konnten sich mit Ideen für gemeinsame Jugendprojekte bewerben, orientiert am Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Die 20 Finalisten bereiten seit Herbst 2011 die Umsetzung ihrer Projekte vor. Dabei werden sie durch das DPJW und seine Partner geschult und betreut. Im Januar 2013, nach Abschluss aller Projekte, ernennt eine Jury die Preisträger des Wettbewerbs.

Seit Anfang 2012 bieten Partner des DPJW außerdem Workshops zur Bildung für nachhaltige Entwicklung an, die Interessierten die Möglichkeit geben, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in diesem Bereich zu erweitern. Im Oktober startet das DPJW einen eigenen Veranstaltungszyklus zum Thema, der speziell auf die Bedürfnisse von Gruppenleitern im deutsch-polnischen Jugendaustausch ausgerichtet ist (weitere Informationen S. 2). Darüber hinaus hat das DPJW ein Gutachten zur Umsetzung von Richtlinien nachhaltiger Entwicklung im deutsch-polnischen Jugendaustausch in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse dieser Expertise werden Eingang in eine Sammlung praktischer Handreichungen für Gruppenleiter finden. Auf der Webseite des DPJW wird außerdem eine Methodensammlung bereit gestellt. Auch über das Ende der UN-Dekade hinaus wird Nachhaltigkeit im deutsch-polnischen Jugendaustausch eine wichtige Rolle spielen, ganz im Sinne des Begriffs und seiner Vordenker. Alexandra Sauter Redaktion INFO

Ermöglicht werden die meisten der genannten Aktivitäten durch die finanzielle Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt – DBU.

Parallel dazu ist ein deutsch-polnischer Jugendgipfel zur Bildung für nachhaltige Entwicklung in Berlin geplant. Der Gipfel stellt für die Projektteams den krönenden Abschluss ihrer Arbeit im Rahmen des Wettbewerbs dar. Er bietet den jungen Deutschen und Polen die Chance, sich aktiv für nachhaltige Entwicklung einzusetzen. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet eine

Weitere Informationen für diejenigen, die tiefer in die Thematik der nachhaltigen Entwicklung einsteigen möchten unter: www.bne-portal.de (Portal Bildung für nachhaltige Entwicklung der Deutschen UNESCO-Kommission).

13


info D P J W 1 2012

Geschichte in der Praxis d p j w s c h w e r p u n k t e 2 0 1 2

Historisch-politische Bildung bei Begegnungen junger Deutscher und Polen zu fördern, ist eine der grundlegenden Aufgaben des DPJW. Seit seiner Gründung beteiligt sich das DPJW daher an der Diskussion über ihre Stellung und Rolle im Jugendaustausch*. Die wichtigste Motivation schöpften die Pioniere der deutsch-polnischen Verständigung aus der beide Länder trennenden Geschichte – insbesondere aus der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Der Nationalsozialismus und seine Folgen sind und waren Thema vieler Projekte des DPJW (Schulungen für Multiplikatoren, Konferenzen und Seminare, Zentralstellenkonferenzen, Foren, Trainer-Schulungen, Publikationen und Medien usw.). Im Laufe der Zeit beschäftigten sich immer mehr Personen, Organisationen und Institutionen mit diesem Thema. Nicht zu vergessen ist dabei, dass die Anfänge des DPJW in eine Zeit fallen, in der die formelle Bildung stark vom Erbe des Eisernen Vorhangs geprägt war, und auch die pädagogischen Konzepte sehr unterschiedlich waren. Inhaltlich betraf das insbesondere den Umgang mit der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die damit verbundenen Schwierigkeiten wurden in Schulungen für Multiplikatoren thematisiert, um eine Sensibilität für die unterschiedlichen Geschichtsinterpretationen in Familien, Schulen und außerschulischen Einrichtungen zu schaffen und das Verhalten der am Austausch Beteiligten so besser verstehen zu können. Umgang mit Erinnerung – Handreichungen ... Um die Vorbereitung von Jugendbegegnungen zu unterstützen, entwickelte das DPJW ein zweisprachiges Publikationsprojekt zum Zweiten Weltkrieg und seinem Gedenken. Die mehrjährige Arbeit einiger Dutzend Autoren mündete 2009 in dem Buch „Deutschland, Polen und der Zweite Weltkrieg“, herausgegeben von Jerzy Kochanowski und Beate Kosmala. Ergänzt wird die Publikation durch die CD „Erinnerungsorte an den Zweiten Weltkrieg”. Zur gleichen Zeit wurden Lehrmethoden entwickelt, die heute unter dem Begriff „Gedenkstättenpädagogik” zusammengefasst werden. Sie sind wichtiger denn je, da der Besuch von Erinnerungsorten heute selbstverständlicher Teil der schulischen und außerschulischen Bildung zum Thema Nationalsozialismus ist. Eine praktische Handreichung für Multiplikatoren ist auch die 2012 erschienene Materialsammlung zu den Gedenkstätten Majdanek, Stutthof und Auschwitz „Gemeinsam erinnern für die Zukunft“ (weitere Informationen S. 18). * Erinnern und Gedenken: zur Bedeutung der historisch-politischen Bildung im Deutsch-Polnischen Jugendaustausch; Dokumentation der Konferenz vom 6.-8.10.2000, Berlin, Deutsch-Polnisches Jugendwerk.

14

Knuth Dethlefsen (Hrsg.), Potsdam, Warschau 2002)

Bild: Karolina Knopik

Das DJPW und die historischpolitische Bildung im deutschpolnischen Jugendaustausch

Geschichte ist auf verschiedene Weise erfahrbar. Originaldokumente aus der eigenen Familie ...

... und Anregungen für die Praxis Ein wichtiges Element der Förderung historisch-politischer Bildung durch das DPJW waren die Methodenworkshops „Krieg, Biografie, Erinnerung” und „Krieg, Schule, Austausch”, die erstmalig 2011 in Lublin und Frankfurt/Oder stattfanden. Sie waren vor allem praktisch ausgerichtet und berücksichtigten insbesondere auch interkulturelle Aspekte, wie z.B. die verschiedenen Sichtweisen und Erfahrungen sowie die unterschiedlichen Sprachkenntnisse der Teilnehmenden. Die Workshops beinhalteten kompakte didaktische Module zu unterschiedlichen historischen Fragestellungen. Die Teilnehmer besprachen, wie diese Module in einer Begegnung sinnvoll an die Zielgruppe, sowie an den Ort und die Art des Projekts angepasst und eingesetzt werden können. Dabei ging es jedoch nicht darum, Multiplikatoren ausschließlich auf deutsch-polnische Projekte zu historischen Themen vorzubereiten. Das DPJW sieht sein Angebot vielmehr als Ergänzung zu der Arbeit von Einrichtungen der Erwachsenenbildung, die sich auf historisch-politische Bildung konzentrieren (Bundeszentrale für Politische Bildung, Landeszentralen für Politische Bildung, Zentrum für Bildungsentwicklung – ORE, Evangelische und Katholische Akademien, Institut für Nationales Gedenken – IPN, Haus der Begegnung mit der Geschichte – DSH usw.). Das DPJW hat von Beginn an Wert darauf gelegt, dass die Themen der geförderten Jugendbegegnungen möglichst frei gewählt werden können und wird dies auch so beibehalten. Dennoch werden Fragen der deutsch-polnische Geschichte bei Austauschprojekten früher oder später zum Thema. Wichtig ist es, die sich bietenden Gelegenheiten zu nutzen, um die Entwicklung des historischen Bewusstseins der Teilnehmenden zu fördern und den Wert hervorzuheben, den der Blick auf die eigene Geschichte, die Geschichte Europas und der Welt aus der Perspektive des Nachbarlandes hat.


Bild: Karolina Knopik

info D P J W 1 2012

... können Anregung sein, weiter zu forschen. Hier beim Workshop „Familiengeschichten vom Dachboden“ des Seminars in Frankfurt/Oder.

Das geht nicht ohne fundiertes Wissen. Daher verfolgt das DPJW mit großem Interesse die Arbeiten am gemeinsamen, deutsch-polnischen Geschichtsbuch und erhofft sich von ihm neue Möglichkeiten, historische Themen im Rahmen des informellen Lernens bei deutsch-polnischen Jugendbegegnungen aufzugreifen. Das DPJW möchte die Best-Practice-Beispiele seiner bisherigen Arbeit zum Thema historisch-politische Bildung und die dazugehörigen pädagogischen Begleitmaterialien anderen Aktiven zur Verfügung stellen – denjenigen, die am Anfang ihrer Begegnungsarbeit stehen, wie auch jenen, die neue Projektideen suchen. Mit diesem Vorhaben betritt das DPJW jedoch kein Neuland. Ähnliche Initiativen bestehen bereits, z.B die Materialsammlung auf der Webseite des Projekts „Lernen aus der Geschichte“ (www.lernen-aus-der-geschichte.de). Außerdem verfügen viele Partnerorganisationen des DPJW, internationale Begegnungsstätten und Zentralstellen, über eine Sammlung bewährter Projekte,

Methoden und Publikationen, die anderen als wertvolle Wissensquelle dienen könnten. Gleichzeitig möchte das DPJW noch deutlicher auf jene Institutionen verweisen, deren Hauptaufgabe die historisch-politische Bildung ist und diese wiederum ermutigen, sich noch intensiver in die internationale Jugendarbeit einzubringen. Eine interessante Erfahrung für das DPJW war der 2009 durchgeführte Wettbewerb um den Deutsch-Polnischen Jugendpreis zum Thema „Erinnerung bewahren“. Er hat verdeutlicht, wie groß die Spannbreite der historischen Themen ist, die im Rahmen von Jugendbegegnungen behandelt werden, und dass sie weit über die Totalitarismen des 20. Jahrhunderts hinausgehen. Das DPJW hofft auch weiterhin, dort neue Akzente setzen zu können, wo bis jetzt noch nicht sehr viel geschieht: z.B. zur historischen Entwicklung seit 1945. Seit 20 Jahren sind viele Menschen an diesem Prozess beteiligt – Idealisten und Experten einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit Deutschlands und Polens. Stanisława Piotrowska Deutsch-Polnisches Jugendwerk, Potsdam

Bild: Seweryn Chlebiński

Alle erwähnten Publikationen können Sie über unsere Internetseite www.dpjw.org bestellen.

Jugendliche Austauschteilnehmer am Denkmal des Warschauer Ghettoaufstands.

15


info D P J W 1 2012

SpeedDates für Langstreckenläufer „SpeedDating im deutschpolnischen Jugendaustausch” Partnerbörse für Multiplikatoren Trebnitz, 15.-18. Februar 2012

r ü c k b l i c k e

Ein Schloss aus dem 13. Jahrhundert, Ostdeutschland, nahe der polnischen Grenze. Einer der Säle liegt in dezentem Halbdunkel. Im Raum stehen sich zwei Stuhlreihen gegenüber, dazwischen, hübsch drapiert, Tulpen und Herzchen – Überbleibsel vom Valentinstag.

Zu zweit, zu dritt, zu viert Renata Chilarska nimmt für den Verein zur Förderung des ländlichen Raums (Stowarzyszenie na Rzecz Aktywizacji Wsi) in Łysiny an der Veranstaltung teil, doch sie ist in sechs weiteren Gruppen aktiv. Den Verein hat sie gegründet, um „an Geld für meine verrückten Ideen zu kommen” und erzählt von den interessantesten: „Ein

Bild: Dorota Frassek

Die Teilnehmer kommen einzeln oder in Gruppen herein, einige in Gedanken versunken und unsicher, andere unterhalten sich lebhaft, hin und wieder ein lautes Lachen. Auf der einen Seite nehmen die Polen Platz, auf der anderen die Deutschen. Und dann ertönt der Gong ...

SpeedDating – ein Erfolgsrezept Die Partnerbörse in Trebnitz gab den Teilnehmern Gelegenheit, in unterschiedlichsten Konstellationen, Informationen und Erfahrungen auszutauschen. Einige fanden sich gleich nach der Vorstellungsrunde zusammen, andere bei den ersten Gruppenübungen, bei Gesprächen auf dem Flur oder beim Essen. Der Programmpunkt SpeedDating aber war das Tüpfelchen auf dem i und mischte die Karten neu. Es öffnete die Augen für Teilnehmer, die vorher für gemeinsame Projekte nicht in Betracht gezogen wurden. Diese aus der Partnervermittlung übernommene Methode, kann ganz offensichtlich auch bei der Suche nach Projektpartnern im Jugendaustausch erfolgreich eingesetzt werden.

Passen wir zusammen? Nur drei Minuten hatten die Teilnehmer der Partnerbörse Zeit, um ihre wichtigsten Fragen loszuwerden.

Bist du bei Facebook? „Was macht deine Organisation?”, „Mit was für Jugendlichen arbeitest du?”, „Welche Themen interessieren dich?” Aber auch: „Jolanta ist Jola, oder?”, „Bist du bei Facebook?”. Die Sprachen mischen sich und die Sprachmittler helfen hin und wieder, die richtigen Begriffe zu finden. Aus den ersten Sekunden gespannter Stille wird schnell lebhaftes Stimmengewirr. Die Teilnehmer der Kontaktbörse „SpeedDating im deutschpolnischen Jugendaustausch” werfen sich Fragen und Antworten zu. Kein Wunder, denn sie haben nur drei Minuten Zeit, die wichtigsten Informationen über den potentiellen Partner herauszubekommen. Dann ein Handschlag zum Abschied, Platzwechsel, ein Handschlag zur Begrüßung und ein weiteres SpeedDate.

16

exotischer Sommer” (mitten im Winter, bei minus 20 Grad!) und ein Projekt zu den polnischen Nobelpreisträgern, bei dem Warschauer Studenten Schulkindern chemische Experimente mit ganz einfachen Küchenzutaten zeigten. „Wusstest du, dass wenn man einen Mentos mit Cola und Zucker vermischt, das Ganze explodiert?” Bislang hat sie noch keinen Partner in Deutschland und ist deshalb nach Trebnitz gekommen. Auf dem Heimweg hat Renata vier Visitenkarten im Gepäck, die ihr schon bald recht nützlich sein könnten. Sascha Chernetsov (FAIRbund e.V. aus Leipzig) betreut acht Kinder, hat eine Projektidee und Geld für ukrainische Teilnehmer. Ihm fehlt noch ein Partner aus Polen und ... Meer. Das wiederum kann Jolanta Pluto-Prądzyńska vom Kulturzentrum in Drawsko Pomorskie bie-


info D P J W 1 2012

ten. Und zudem noch ein modernes Ferienlager, gut ausgebildete Mitarbeiter und jede Menge Kontakte, um für die Kinder einen tollen Urlaub auf die Beine zu stellen. Sascha und Jola haben schon einen Antrag beim DPJW gestellt und sich für ein Vorbereitungstreffen verabredet. Piotr Skarbek (Freiwillige Arbeitstruppen – OHP Rzeszów): „Ich war ziemlich aufgeregt und bin positiv überrascht. Ihr habt uns viel Freiraum für Gespräche gelassen, und das war für uns genau das Richtige! Die Partnerbörse ist ein voller Erfolg!” Piotr plant ein Projekt mit drei Partnern: dem brandenburgischen AlbertSchweitzer-Familienwerk, dem Leipziger Verein ELAN und dem OHP Kleinpolen. „Das ist schon eine Herausforderung! Aber warum sollte man mehrere ähnliche Projekte machen, wenn man ein wirklich besonderes machen kann”, erklärt er. Im Herbst nehmen die Erzieher der beteiligten Organisationen an einer Schulung zum Thema Erlebnispädagogik in Deutschland teil. Andreas Wojciak ist an einer weiterführenden Schule in Oberursel tätig und arbeitet auch mit behinderten Jugendlichen. „Passende Sponsoren zu finden und Anträge zu schreiben ist schwierig. Ganz schön viel Bürokratie. Beim DPJW ist es unkompliziert, es gibt ein Vorbereitungstreffen und man kann ganz einfach anfangen zu organisieren. Und wenn irgendetwas noch nicht ganz perfekt ist, bekommt man den Antrag einfach zur Überarbeitung zurück. Das nimmt die Angst”, erzählt er. „Der Ausgangspunkt unseres Projekts ist das Fahrrad. Unsere Projektreihe beginnt in Kołobrzeg. Dort suchen wir nach Spuren des alten Kolberg, es wird ein Film entstehen: Polen aus Sicht der Deutschen“. Später werden die Rollen getauscht und in Borken schnappen sich die polnischen Jugendlichen die Kamera. Auch Jugendliche mit Behinderungen werden in die Aktivitäten eingebunden. „Mit den Behinderten machen wir es anders, ihre Aufgaben sind etwas einfacher. Sie fotografieren die Stadt, lernen sich dadurch besser kennen und integrieren sich. Als ich hergekommen bin, habe ich nicht gedacht, dass ich mich so sehr engagieren würde, aber das ist eine richtig spannende Herausforderung.” Woher weiß man, dass es der Richtige ist? Abends diskutieren die Teilnehmer der Partnerbörse immer noch über das Seminar. Langfristige Partnerschaften sind besonders gefragt. Aber woher weiß man, ob man den richtigen Partner getroffen hat? „Zwischen den Partnern muss die Chemie stimmen, man muss sich sympathisch sein. Besonders, wenn man eine langfristige Zusammenarbeit anstrebt.”, „Am besten macht man das zusammen, was man mag.“, „Die Art, wie man arbeitet und seine Ziele erreicht, muss ähnlich sein.” Und es muss Vertrauen da sein – die Sicherheit, dass man sich auf den Partner verlassen kann.

War die Partnerbörse ein Erfolg? „Ich bin zufrieden, wenn ich nächste Woche eine E-Mail in meinem Posteingang habe. Dann kann ich sagen, dass sich die Partnerbörse gelohnt hat”, so eine der Teilnehmerinnen. Viel Glück! Dorota Frassek, Redaktion INFO

DPJW-Partnerbörsen live „SpeedDating im deutsch-polnischen Jugendaustausch” ist nur eine der Partnerbörsen, die das DPJW für Vertreter von Jugendorganisationen anbietet. Regelmäßig finden auch Partnerbörsen speziell für den schulischen Austausch statt. Natürlich bietet jedes vom DPJW organisierte deutsch-polnische Forum oder Seminar die Möglichkeit, eine Partnerorganisation aus dem Nachbarland zu finden, aber dies ist nicht das Hauptziel dieser Veranstaltungen. Der deutsch-polnische Austausch beruht auf guten, langfristigen Partnerschaften. Deshalb sind sie aus Sicht des DPJW auch so wichtig. Besser als die ausführlichste E-Mail oder ein Gespräch über Skype hat sich bewährt, dass Menschen sich „live” treffen und kennenlernen können, und dass sie Raum für offene Gespräche haben. Das Besondere der Partnerbörsen ist die Zusammenstellung ihrer einzelnen Programmteile. Teilnehmer sollen möglichst viele Kontakte knüpfen können, sie erhalten Unterstützung dabei, ihre Erwartungen zu formulieren und die Ideen, für die sie einen Partner suchen, zu präsentieren. Bei den Partnerbörsen sind auch Mitarbeiter der DPJWFörderreferate anwesend, deren Hilfe die neuen Partner sogleich in Anspruch nehmen können. Fragen lassen sich hier häufig einfacher als per E-Mail oder Telefon beantworten, die Partner erfahren, wie der Antrag für das geplante Projekt ausgefüllt werden muss oder lassen sich die Untiefen der Förderrichtlinien erklären.

Projektpartnerbörse online Seit vielen Jahren bietet das DPJW in seinem OnlineAngebot eine Projektpartnerbörse an. Im vergangenen Jahr wurde sie grundlegend überarbeitet und modernisiert. Erreichen kann man sie über das Menüpunkt Kontaktbörsen auf der Homepage des DPJW bzw. unter www.dpjw.org/projektpartnerboerse. Dort können die eingetragenen Partnergesuche angesehen oder eigene Anzeigen aufgegeben werden.

17


info D P J W 1 2012

Buch: Begegnung schafft Perspektiven Gemeinsam mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk evaluiert das DPJW seit 2005 Jugendbegegnungen. Im Rahmen des internationalen Jugendaustauschs ist dies eine der größten bislang durchgeführten wissenschaftlichen Evaluationen überhaupt. Ihre Ergebnisse, die auf den ausgewerteten Fragebögen von 5.000 Teilnehmern und mehr als 700 Mitarbeitern von Jugendorganisationen und Einrichtungen der Jugendhilfe basieren, sind in der Publikation „Begegnung schafft Perspektiven. Empirische Einblikke in internationale Jugendbegegnungen” zusammengefasst.

p u b l i k a t i o n e n

Die Studie zeigt, dass internationale Begegnungen einen wichtigen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen leisten, ihre sozialen Kompetenzen stärken, und sie das Zusammentreffen mit anderen Kulturen offener für Fremdes macht. Die Publikation ist auch auf Polnisch und Französisch erhältlich. Dubiski Judith, Ilg Wolfgang, Begegnung schafft Perspektiven. Empirische Einblicke in internationale Jugendbegegnungen. Deutsch-Polnisches Jugendwerk, Deutsch-Französisches Jugendwerk, Potsdam/Berlin 2011.

CD-ROM: Gemeinsam erinnern für die Zukunft Die Vorbereitung eines Gedenkstättenbesuchs stellt für viele Multiplikatoren des Jugendaustauschs keine leichte Aufgabe dar. Die CDROM „Gemeinsam erinnern für die Zukunft” mit Materialien zu den Gedenkstätten Majdanek, Stutthof und Auschwitz, kann bei der Auseinandersetzung mit dem schwierigen Thema Nationalsozialismus helfen.

18

Die CD-ROM verbindet die Vermittlung geschichtlichen Wissens mit der aktiven Mitarbeit der Jugendlichen. Mit Hilfe von Fragebögen zu den zahlreichen Quellentexten, nähern sie sich verschiedenen Themenbereichen der besuchten Gedenkstätte an und bereiten sich so auf ihre Geschichte vor. Ein Teil der Arbeitsblätter kann direkt vor Ort verwendet werden. Die Materialsammlung richtet sich an Jugendliche ab 16 Jahren. Mitfinanziert haben das Projekt das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg die Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam". Meyer zu Uptrup Wolfram (Konzeption), Ehmann Annegret (Materialien), Gemeinsam erinnern für die Zukunft, Deutsch-Polnisches Jugendwerk, Potsdam/Warschau 2011

Sprachführer: Spróbuj po niemiecku! Versuchs auf Deutsch! Die Hürden der sprachlichen Verständigung mit ihren deutschen Altersgenossen umschiffen polnische Jugendliche fortan (fast) mühelos. Der Sprachführer „Spróbuj po niemiecku!“ (Versuchs auf Deutsch!) ist speziell für deutsch-polnische Jugendbegegnungen konzipiert. Die Jugendlichen finden Wörter und Wendungen zu typischen Situationen und Themen von A-Z. Eine Umschrift erleichtert die deutsche Aussprache, und Wissenswertes über das Nachbarland hilft über so manches Missverständnis hinweg. Bagłajewska-Miglus Ewa, Ewers Sandra, Grzybkowska Agnieszka, Spróbuj po niemiecku! Rozmównik na polsko-niemieckie spotkania młodzieży, Potsdam/Warschau 2012

Alle erwähnten Publikationen (und viele andere) können Sie kostenlos über die Internetseite www.dpjw.org (Menüpunkt Publikationen) bestellen.


info D P J W 1 2012

dzień.de - der-tag.pl Deutschland, Polen, 1.-15. Mai 2012

Auf seiner jährlichen Sitzung beschloss der Deutsch-Polnische Jugendrat die Projektpläne für das laufende Jahr – unter anderem zum Straßenfußballprojekt „TriM – Hattrick für Europa“ und „Treffpunkt Übermorgen“, dem Wettbewerb um den Deutsch-Polnischen Jugendpreis zum Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Wettbewerbe, gemeinsame Kochaktionen, Ausflüge, Ausstellungen, Tage der offenen Tür, Kunstworkshops, Filmnachmittage ... Das sind nur einige Beispiele dafür, wie die Veranstalter, die sich am diesjährigen DPJW-Projekt dzień.de | der-tag.pl beteiligten, Jugendlichen und der Bevölkerung bei sich vor Ort ihr Nachbarland jenseits der Oder näher brachten. Das Projekt wurde erstmalig im DPJW-Jubiläumsjahr 2011 durchgeführt. Sein Prinzip ist denkbar einfach: Polen erfahren mehr über Deutschland und Deutsche über Polen.

Die Sitzung leiteten Mirosław Sielatycki, Staatssekretär im polnischen Bildungsministerium, und Josef Hecken Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Bild: Tomasz Jelski

Im Rahmen des Projekts fanden vom 1. bis 15. Mai mehr als 90 Veranstaltungen in Deutschland und Polen statt, engagiert waren hunderte Freiwillige – Jugendliche, Privatpersonen, Lehrkräfte, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Jugendorganisationen, Bildungseinrichtungen und Institutionen. Ihnen allen gilt unser herzlicher Dank. Aktuelle Berichte zum Projekt finden Sie auf www.dzien.de.

Online finanzielle Förderung beantragen Sitzung des Deutsch-Polnischen Jugendrats. v.l.: Stephan Erb, Josef Hecken, Mirosław Sielatycki, Paweł Moras

Parlamentarischer Abend Berlin, 7. März 2012 „Lernen ohne Grenzen“ war das Motto des fünften gemeinsamen Parlamentarischen Abends, zu dem die acht bundesweiten Förderstellen der internationalen Jugendarbeit am 7. März 2012 in die Landesvertretung des Saarlandes in Berlin einluden. Rund 250 Gäste aus Bundestag, Ministerien, Jugendverbandsarbeit und vielen unterschiedlichen Vereinen diskutierten zu Themen wie Bildung für nachhaltige Entwicklung im internationalen Jugendaustausch, Zugangschancen und Bildungspotential europäischer und internationaler Jugendarbeit, Demokratieerziehung sowie außerschulische Bildung.

Seit November 2011 können deutsche und polnische Einrichtungen die finanzielle Förderung für ihre Projekte auch online bei uns beantragen. Das Portal OASE – Onlineantragsstellung ist über www.dpjw.org erreichbar. OASE beschleunigt und erleichtert die Antragstellung. Wer den Förderantrag online ausfüllt, kann Hilfsfunktionen nutzen: Einzelne Felder zum Ausfüllen werden detailliert erklärt. Darüber hinaus weist das Programm automatisch auf Fehler und Unstimmigkeiten bei den geforderten Angaben hin. Dank OASE können die DPJW-Förderreferate die eingehenden Anträge schneller bearbeiten. Ein Online-Modul zur Abrechnung der geförderten Projekte befindet sich derzeit im Aufbau.

Leuchttürme des Jugendaustauschs „Leuchttürme“ sind erfahrene Partnerorganisationen, die in ihrer Region oder ihrem Arbeitszusammenhang Anlaufstelle für Initiativen und Einrichtungen sind, die im deutsch-polnischen Jugendaustausch aktiv werden wollen. Die Mitarbeiter der „Leuchttürme“ helfen bei der Suche nach Projektpartnern und beraten zur inhaltlichen und organisatorischen Planung eines deutschpolnischen Projekts. Darüber hinaus stellen sie ihre Räumlichkeiten für Workshops und Schulungen zur Verfügung.

Bild: David Ausserhofer

d p j w i n k ü r z e

Sitzung des DeutschPolnischen Jugendrats Warschau, 30.-31. Januar 2012

Andrang beim Parlamentarischen Abend in der Landesvertretung des Saarlandes in Berlin.

Im November 2011 wurden die ersten beiden Organisationen zu „Leuchttürmen“ des DPJW ernannt: die Jugendbegegnungsstätte am Tower in Oberschleißheim nahe München und die Jugendbildungsstätte Unterfranken in Würzburg. Die nächsten „Leuchttürme“ möchten wir in Polen aktivieren.

19


info D P J W 1 2012

Demnächst

Ganzjährige Angebote des DPJW (auf Anfrage)

Veranstaltungen des DPJW „Unter anderen“ – Non-formale Bildung Methodenworkshops zur interkulturellen Bildung

TriM – Hattrick für Europa, Finale Lublin, 3.-7. Juni 2012

Präsentation der DPJW-Aktivitäten und Fördermöglichkeiten

Zip-Zap Workshops zur Sprachanimation Heidesee, 30. Juni -1. Juli 2012 Olsztyn,13. Oktober 2012

Zip-Zap Workshops zur Sprachanimation

DPJW ABC – Infotage Erfurt , 28. Juni 2012 Hessen,18.-19. September 2012

Immer auf dem Laufenden ... ... mit unserem Newsletter: www.dpjw.org!

Geschichtsprodukte? Seminarreihe für Multiplikatoren der Jugendbildung 1. Teil: Stettin und Berlin, 6.-12. August 2012 2. Teil: Warschau, 10.-16. November 2012 Schulung für Lehrkräfte deutsch-polnischer Schulpartnerschaften, die Geschichtsprojekte mit Gedenkstättenbesuchen durchführen Danzig, 14.-18. August 2012 Partner- und Kontaktbörse zur Vermittlung neuer Schulpartnerschaften Vlotho, 4.-7. Oktober 2012 Jugend begegnet Zukunft – Bildung für nachhaltige Entwicklung im deutsch-polnischen Jugendaustausch Seminarreihe für erfahrene Multiplikatoren 1. Teil: Ploski, 8.-12. Oktober 2012 2. Teil: Ploski, 16.-19. April 2013 DPJW-Zentralstellenkonferenz Berlin, 22.-24. Oktober 2012 Teamwork – Dreamwork Fortbildung für deutsch-polnische Schulpartnerschaften Stettin, 24.-27. Oktober 2012 Starkes Trio! Schulung für den trilateralen Austausch mit Tschechien, Deutschland und Polen Bad Muskau, 14.-17. November 2012 Globale Bildung für nachhaltige Entwicklung Schulung für Lehrkräfte Breslau, 24.-27. November 2012

info Nr. 1 (23)/Sommer 2012 ISSN 1733-1765

i m p r e s s u m

Herausgeber: Deutsch-Polnisches

Polsko-Niemiecka

Jugendwerk

Współpraca Młodzieży

Friedhofsgasse 2

ul. Alzacka 18

14473 Potsdam

03-972 Warszawa

Tel.: 0331/284790

Tel.: 0048 22/5188910

Fax: 0331/297527

Fax: 0048 22/6170448

E-Mail: buero@dpjw.org

E-Mail: biuro@pnwm.org

Internet: www.dpjw.org

Internet: www.pnwm.org

Verantwortlich: Stephan Erb

Paweł Moras

Redaktion: Sandra Ewers, Alexandra Sauter

Dorota Frassek

(deutsche Ausgabe)

(polnische Ausgabe)

Layout: Dorota Frassek (deutsche und polnische Ausgabe)

INFO. Das Informationsbulletin des Deutsch-Polnischen Jugendwerks erscheint in einer Grafische Gestaltung:

deutschsprachigen und einer

Studio 27, Warschau

polnischsprachigen Version.

Titelbild

Namentlich gekennzeichnete

Seweryn Chlebiński

Beiträge geben nicht unbedingt

Jugendliche bei einem deutsch-pol-

die Meinung der Redaktion

nisch-ukrainischen Projekt in Motycz

wieder.

Leśny (Polen) Die Redaktion behält sich

20

Übersetzung

Kürzungen und Änderungen

Melanie Wollenweber (S. 9, 14-18)

der eingereichten Beiträge vor.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.