Niederschlesische Informationen 2/2020

Page 1

Niederschlesische Informationen Foto: DSKG

Foto: SKGDM Grünberg

Zeitschrift der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft in Breslau ISSN: 2299-2510, Nr. 2/2020

Weinfest 2020 in Grünberg/Schl.    S. 5

Foto: DSKG

Foto: Magdalena Mularczyk

Die DSKG-Jahresversammlung in Corona-Zeiten    S. 3

Unsere Schifffahrt mit der „Wiktoria“    S. 6

Foto: Deutsche Bildungsgesellschaft / DSKG; Comic:

Foto: DSKG

Wolf Kampmann, Bea Davies

Eine Freundschaftsgeschichte aus dem Botanischen Garten    S. 8

Comics über außergewöhnliche Lebenswege aus Schlesien    S. 13

Allerheiligen und Volkstrauertag 2020    S. 14


2

Niederschlesische Informationen

Krystyna Kadlewicz, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft

ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen gerade in diesen unüblichen wie auch oftmals sorgenbehafteten Zeiten viel Gesundheit und frohen Mut. Als ich meine Grußworte für die vorherige Ausgabe der Niederschlesischen Informationen schrieb, glaubte ich, dass wir die Möglichkeit haben werden, all unsere für dieses Jahr noch geplanten Vorhaben realisieren zu können – leider ist es aber anders gekommen. Mit großem Bedauern haben wir nun beschlossen, Projekte zu streichen, welche wir nicht nur angedacht, sondern für welche wir auch bereits Vorbereitungen getroffen hatten. Jedoch haben wir die Hoffnung, dass sich die Situation in den kommenden Monaten bessern wird und wir dann mit großer Motivation da weitermachen können, wo wir nun aufhören mussten. Unsere in der Gesellschaft aktiven Personen, die Lehrkräfte sowie Mitarbeitenden haben alle Anstrengungen unternommen, um sich den bevorstehenden Herausforderungen verantwortungsbewusst zu stellen und zum Wohle unserer Mitglieder und der Organisation zu handeln. Und so wurde, unter anderem, der Deutschunterricht für einige unserer Gruppen schnell von einem Präsenzkurs wieder auf ein Onlineformat umgestellt.

Unsere Jahresversammlung, als formell wichtiges Ereignis im Kalender der Gesellschaft, fand dieses Mal auch unter besonderen Bedingungen statt. Zum ersten Mal wurde die Veranstaltung in unserem Garten organisiert, mit größter Umsicht. Dies war keine leichte Aufgabe. Auf den folgenden Seiten dieser Ausgabe erwartet Sie auch noch eine nähere Beschreibung der diesjährigen Versammlung. Die Sehnsucht nach Beisammensein, wie wir es seit Jahrzehnten pflegen, konnten wir in Gesprächen mit unseren Mitgliedern – insbesondere über das Telefon – deutlich vernehmen. Aus diesem Grund wurde unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen ein Herbsttreffen organisiert. Während der Schifffahrt auf der Oder lauschten wir unseren traditionellen Liedern, historischen Geschichten über die Stadt und ihren stolzen Fluss, und waren – das ist am allerwichtigsten – wieder einmal zusammen. Alle, vom Kleinkind bis zu den Senioren, hatten an diesem Tag großen Spaß! Um die Zeit, in der persönliche Kontakte beschränkt werden müssen, nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, haben wir uns auch anderer Projekte angenommen: So wurden an unserer Geschäftsstelle, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten, Reparatur- und Renovierungsarbeiten ausgeführt. Nach vielen Monaten der Planung und Suche nach Realisierungsmöglichkeiten haben wir einen weiteren konkreten Schritt zur Verbesserung der Arbeit in der Gesellschaft unternommen – die technische Modernisierung des Büros. Mit Stolz haben wir die erste Farbseite mit unserem neuen Drucker gedruckt, und nicht wie bisher nur in Schwarz-Weiß. Darüber hinaus erhielt die Buchhaltungsstelle eine den modernen Anforderungen entsprechende Computerausstattung. Dies ist die erste Phase der Veränderungen in diesem Bereich, die

Foto: DSKG

Foto: privat

Liebe Leserinnen und Leser, sehr geehrte Mitglieder der DSKG,

Der Sitz der DSKG in Breslau

nächsten Schritte sind geplant und haben gute Chancen auf Realisierung. Optimistisch stimmt uns auch, dass wir in unserer Geschäftsstelle weiterhin recht viele Gäste aus Deutschland willkommen heißen dürfen und es auch immer wieder neue Anträge auf Mitgliedschaft in der Gesellschaft gibt. In dieser Ausgabe der Niederschlesischen Informationen möchten wir Ihnen einige Personen vorstellen, die daran beteiligt sind, die Arbeit und Aktivitäten der DSKG zu konzipieren und umzusetzen. Die vergangenen Monate haben uns eine andere, neue Sichtweise auf viele Bereiche des Lebens gelehrt, auch auf das Bild von uns selbst und auf die Umwelt, in der wir leben. Andere Werte werden wichtiger, Prioritäten verschieben sich – es gibt kaum etwas, das von der Pandemie unberührt geblieben ist. In der Hoffnung, dass wir bald wieder einander näher sein können und diese Erschwernisse dann hinter uns liegen, verbleibe ich herzlichst. Ihre Krystyna Kadlewicz Vorstandsvorsitzende der DSKG


3

Nr. 2/2020

Foto: DSKG

edes Jahr im April treffen sich die Mitglieder der DSKG Breslau zu einer Jahresversammlung, doch 2020 gestaltete sich dies anders. Der Vorstand der DSKG hatte schon im März mit den Vorbereitungen zur Versammlung begonnen, jedoch konnten die Planungen aufgrund der Corona-Pandemie nicht weiter ausgearbeitet werden. Während des Lockdowns bestand keine Möglichkeit mehr, ein Treffen für mehrere Personen zu organisieren. Um nicht die Gesundheit der Mitglieder zu gefährden, beschloss der Vorstand, die Versammlung zu verschieben. Da bis Ende September die Jahresbilanz an das Finanzamt zu senden ist und hierzu die Zustimmung der Mitglieder notwendig ist, musste man ein Alternativdatum zur Versammlung festlegen. Als im Sommer das Infektionsgeschehen überschaubarer wurde, entschied sich der Vorstand, Ende August das Jahrestreffen zu realisieren. Die Mitgliederversammlung fand am 29. August 2020 im Garten der DSKG statt. Jede teilnehmende Person erhielt eine Maske, es war genügend Desinfektionsmittel vorhanden und die Bänke sowie Stühle waren so angeordnet, dass ausreichend Abstand gehalten wurde. Die Teilnehmenden haben bei der Versammlung die schriftliche Version

Foto: DSKG

Die DSKG-Jahresversammlung in Corona-Zeiten J

Pater Marian Bernard Arndt und die Mitglieder bei der Jahresversammlung im Garten

der Bilanz zu Kenntnis genommen. Der Jahresbericht wurde von der Vorsitzenden, Frau Krystyna Kadlewicz, vorgestellt. Ferner wurde auch der Bericht der Revisionskommission den Teilnehmenden präsentiert. Daraufhin stimmten die Mitglieder der Bilanz für 2019 zu. Es gab auch Erneuerungen im DSKG-Vorstand: Als Nachfolger von Reiner Jarzombek wurde Witold Hanak als neues Mitglied in den Vorstand gewählt. Auf der Tagesordnung der Versammlung stand ferner die Einrichtung einer Ortsgruppe der Wohltätigkeitsgesellschaft der Deutschen in Schlesien, deren Hauptsitz sich in

Oppeln befindet. Diese an die DSKG angegliederte Zweigstelle der Wohltätigkeitsgesellschaft, bestehend aus Vorstand und Revisionskommission, wird nun unsere Mitglieder bei sozialen Angelegenheiten unterstützen. Nach einer kurzen Diskussion sowie Austausch unter den anwesenden Mitgliedern wurde die Versammlung erfolgreich beendet: Wir haben es geschafft! Die nächste Jahresversammlung wird voraussichtlich im April 2021 stattfinden. Wir hoffen, dass wir uns dann bereits wieder ohne Bedenken treffen können. Izabela Kałamarz

Wohltätigkeitsgesellschaft der Deutschen in Schlesien

A

m 29.08.2020 während der jährlichen Mitgliederversammlung der DSKG in Breslau, in der Saperówstraße 12, wurden aus den Reihen der Mitglieder 5 Personen in die Wohltätigkeitsgesellschaft der Deutschen in Schlesien gewählt, die nun die Breslauer Zweigstelle Nr. 32 bilden. Die Zweigstelle besteht aus: – Anna Krzywańska – Teresa Budzowska – Grażyna Turańska – Małgorzata Russ – Marion Cecot-Orlicka

Die eingerichtete Abteilung nimmt folgende Anträge an: – Rehabilitations- und Erholungsaufenthalte in Głuchołazy und Kamień Śląski – Finanzielle Unterstützung für Kranke und bei Unfällen sowie Schicksalsschlägen – Kostenerstattung von für die Gesundheit notwendigen sowie lebensrettenden Medikamenten Unterstützung im Oktober 2020: – 4 Personen erhielten Aufenthalte im „Skowronek“-Zentrum in Głuchołazy

– 2 Personen erhielten finanzielle Unterstützung – 1 Person erhielt eine teilweise Rückerstattung für Medikamente Anträge bedürftiger DSKG-Mitglieder können über das DSKG-Büro in Breslau eingereicht werden (Saperówstraße 12, Wrocław, telefonisch: +48 71 361 42 31, als auch per E-Mail: biuro@ ntks.pl). Im Namen der Breslauer Niederlassung Nr. 32 Marion Cecot-Orlicka


4

Niederschlesische Informationen

Neu im DSKG-Vorstand – Witold Hanak stellt sich vor! Es ist sehr schwierig, über sich selbst zu schreiben – besonders, wenn man etwas Sinnvolles verfassen möchte...

ch wurde vor 50 Jahren, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in Breslau geboren. Aus der Perspektive meines Sohnes, Michał, ist dies eine Ewigkeit her. Ich habe ein Studium an der Hochschule für Wirtschaftswissenschaften in Breslau abgeschlossen, die jetzt als Universität bezeichnet wird. Von Beruf wurde ich zunächst Techniker für Elektroenergetik und hatte dann eine kurze Episode an der Fakultät für Robotik an der Technischen Universität Breslau – aber das ist eine ganz andere Geschichte. Ich habe in verschiedenen Positionen gearbeitet – in einem zoologischen Großhandel, wo ich mit buchstäblich allem zu tun hatte, bei einem Telekommunikationsunternehmen, wo ich wirtschaftliche Analysen zur Rentabilität von Investitionen erstellte sowie bei einem Unternehmen, das sich mit Messtechniken für rotierende Maschinen in der Industrie und Energieerzeugung beschäftigt. Es ist gerade einmal 18 Jahre her, dass ich nun an dem selben Ort arbeite, und ich bin mir nicht sicher, ob ich nach neuen Herausforderungen suchen sollte... Was meine Hobbys betrifft, so tauche ich gerne, vor allem in sauberen und warmen Gewässern. Ich segele auch sehr gerne, obwohl ich es selten tue. Bergwandern war früher einfacher für mich, aber für eine schöne Aussicht werde ich weiterhin Anstrengungen auf mich nehmen. Europäische Orchideen – nicht weniger schön als exotische Pflanzen – entsprechen meinem Sinn für Ästhetik. Wie komme ich zur DSKG? Einerseits ist es einfach – und andererseits ziemlich komplex. Vor 14 Jahren, als meine Frau mir sagte, dass ich Vater werde, dachte ich, es wäre gut, meinem Sohn erzählen zu können, wer er ist

Foto: privat

I

Witold Hanak mit seinem Sohn an der Festung Königstein, Elbsandsteingebirge

und woher er kommt. So begann ich mit der Erforschung der Genealogie meiner Familie. Zwar wusste ich, dass meine Großmutter aus Oberschlesien stammt, jedoch war der ganze Rest in geheimnisvollem Nebel gehüllt. Jedoch half mir die in schlesischen Archiven und Büros herrschende preußische Ordnung bei der weiteren Recherche. Nach meiner Suche in den Standesämtern und im Standesamt-Archiv habe ich mich dann in den Archivbeständen in Oppeln umgesehen, denn wie sich herausstellte, kamen meine Vorfahren im 19. Jahrhundert aus dem Oppelner Raum, genauer gesagt aus Falkenberg O.S., nach Breslau. So bin ich mit meiner Vorfahren-Nachverfolgung bis an den Anfang des 18. Jahrhunderts in das tschechisch-schlesische Grenzgebiet gelangt, musste hier jedoch leider meine Suche abbrechen. Nicht alle Materialien haben überlebt, und nicht alle können heute noch gelesen werden. Jedenfalls wurde mir bei diesem Abenteuer mit der deutschen Amtssprache klar, dass ich nicht nur Schle-

sier bin, sondern auch deutscher Herkunft. Zwar ist diese Herkunft angesichts geringer Sprachkenntnisse und unterbrochener Weitergabe von Traditionen etwas beschränkt – jedoch besteht der große Wunsch, sie wiederzuentdecken. So kam ich also, nachdem ich den Staatsangehörigkeitsausweis erhalten hatte, zur DSKG. Was kann ich der Gesellschaft geben, wie mich dort einbringen? Sicherlich durch meine Erfahrung auf dem Gebiet der Informatik – meinen ersten Computer hatte ich im Alter von 14 Jahren. Dieser war keineswegs für Computerspiele geeignet, jedoch habe ich damals schon programmiert. Darüber hinaus verfüge ich über einen guten analytischen Sinn, der es mir erlaubt, verschiedene Situationen und auch formelle Rechtsdokumente einschätzen zu können. Der wichtigste Antrieb für meine Arbeit besteht darin, nützlich zu sein und anderen zu helfen. Ich hoffe, dass mir dies in Zusammenarbeit mit Ihnen, den Mitgliedern unserer Gesellschaft, weiterhin gelingen wird. Witold Hanak


5

Nr. 2/2020

Fotos: Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen Minderheit in Grünberg

Weinfest 2020 in Grünberg/Schl.

Die Gäste machen es sich beim Weinfest im Freien gemütlich.

Bei der Weinverkostung

Das Weinfest 2020 wurde von der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen Minderheit in Grünberg wiederum im Ort Saabor (Zabór) am 11.09.2020 auf der grünen Wiese vor dem dortigen Schloss, auf der sich eine Konzertmuschel befindet, organisiert. Der Platz und die Muschel wurden uns von der Gemeinde Saabor vermietet.

Text von Herrn Jan Grzegorczyk) gemeinsam gesungen. Sozial-Kulturelle Gesellschaft der Deutschen Minderheit in Zielona Góra

P

andemie-bedingt waren wir gezwungen, das Fest im Freien zu organisieren, da dies in geschlossenen Räumlichkeiten nicht erlaubt gewesen wäre. Natürlich hat uns diese Entscheidung vor zusätzliche Schwierigkeiten gestellt. Wir mussten beispielsweise ein Fernthermometer besorgen, um bei allen Teilnehmenden, gemäß den sanitären Vorschriften, die Temperatur zu messen. Glücklicherweise hatte niemand eine erhöhte Temperatur. Zum Auftakt des Festes wurde von Prof. Dr. hab. Bogumiła Burda ein Vortrag unter folgendem Titel gehalten: „Kurze Geschichte des Weinbaus im Lebuser Land, Geschichte des hiesigen Schlosses und das Schicksal der zahlreichen Schlossbesitzer“. Selbstverständlich war die Weinverkostung die Hauptattraktion des Treffens. Der Wein wurde in der Weinkellerei von Herrn Roman Grad, aus Trauben, die hier in Saabor auf dem Grundstück seiner Weinkellerei ge-

lesen wurden, hergestellt. Den Wein hat der Kellerei-Inhaber dann hierher gebracht. Schnell machte der Wein die Gesellschaft entspannt und lustig, was auch durch die Musik der Grünberger Band noch beschleunigt wurde, und der Winzer verkaufte hierbei mehrere Flaschen seines Weins. An der Feier nahmen – außer Mitgliedern der deutschen Gesellschaft in Grünberg – noch Mitglieder der deutschen Freundschaftskreise (DFK) in Ratibor und Waldenburg teil. Am nächsten Tag wurde noch die Stadt, das Palmenhaus und das Weinmuseum in Grünberg besichtigt. Danach, im Sitz der deutschen Gesellschaft in Grünberg, trafen sich nochmals die Aktivisten der drei Gesellschaften. Man diskutierte über die Arbeitserfahrungen und dann, mit Weingläsern in der Hand, wurden fröhlich deutsche Lieder gesungen. Der Vorstand der Gesellschaft in Grünberg bedankt sich bei den Besuchern, und besonders bei Herrn Waldemar Świerczek, dem Vorsitzenden des DFKs in Ratibor, und bei Frau Dorothea Stempowska, Vorsitzende im DFK Waldenburg. Alle wurden für das nächste Jahr wieder nach Grünberg eingeladen. Zum Abschied wurde das vom Vorsitzenden der deutschen Gesellschaft in Grünberg, Boleslaus Gustav Bernaczek, komponierte Lied „Grünberger Tradition“ (deutscher

Die grünberger Tradition Die grüne Stadt, die innerhalb Hügeln liegt, ist mit Wein vertraut. Und Weinreben gibt’s da genug, die den Ruf der Stadt machen laut. Refrain: Zielona Góra, das Grünberg Die Stadt mit alter Tradition. Zielona Góra – in dieser Stätte war Weintradition immer schon. Der Bacchus ist unser Herr, der die Schlüssel der Stadt besitzt; und wurde die Weinkanne leer – erst danach wird der Tanz begrüßt. Refrain Rathaus schmückt den Rathausplatz; schöne Häuser umarmen ihn, und das Palmenhaus am Berge schaut sich die grüneste Stadt an. Refrain Liedkomposition: Bolesław Gustaw Bernaczek Übersetzung aus dem Polnischen: Jan Grzegorczyk


6

Niederschlesische Informationen

Unsere Schifffahrt mit

Ein freudiges Wiedersehen, v.l.n.r.: Renata Czapnik, Krystyna Kadlewicz, Pater Marian Bernard Arndt und Małgorzata Chilkiewicz mit junger Verstärkung

Foto: DSKG

m Samstag, den 26. September 2020, haben wir an einer wunderbaren Veranstaltung teilgenommen, am Projekt „Herbsttreffen – Im Fluss der Zeit. Die Oder gestern und heute“. Dieses Treffen wurde auf Initiative von Frau Małgorzata Chilkiewicz (Vizepräsidentin der Stiftung Kaleidoskop der Kulturen, Mitglied der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft (DSKG) in Breslau) und der Vorsitzenden der DSKG in Breslau, Frau Krystyna Kadlewicz, und ihren Kolleginnen organisiert. Das „Herbsttreffen“, die Fahrt auf der Oder mit dem Schiff „Wiktoria“, fand im Rahmen des Programms Begegnungsstättenarbeit 2020 statt und konnte durch Mittel des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat der Bundesrepublik Deutschland und dem Verband der Deutschen SozialKulturellen Gesellschaften in Polen realisiert werden. Die Oderschifffahrt war nicht nur eine großartige Gelegenheit, die Mitglieder der DSKG und ihre Familien im Freien und unter Einhaltung der geltenden Abstandsregeln in CoronaZeiten zu treffen, sondern auch ein mit Spannung erwartetes und mit großer Begeisterung vorbereitetes Wiedersehen. Dies wurde von allen Beteiligten sehr hoch geschätzt und von einer tollen Stimmung, netten Gästen und wunderbarem Wetter begleitet. Es sollte an dieser Stelle angemerkt werden, dass es den ganzen Tag lang vor unserem Treffen geregnet hatte und kalt gewesen war. Glücklicherweise hat sich das Wetter zum Zeitpunkt unserer Schifffahrt geändert! Die Atmosphäre wurde daher nicht nur durch köstliche Würstchen, sondern auch durch den angenehmen Sonnenschein aufgewärmt. Das Schiff wurde mit Bändern verziert, die die Farben der deutschen Nationalfahne – Schwarz, Rot und Gold – trugen. Begleitet von der Musik unseres Chores „Heimatsänger“ haben sich alle Beteiligten an

Foto: DSKG

A

Alle an Bord!

den wunderbaren Geschichten über Breslau erfreuen können. Während der einstündigen Schifffahrt haben alle eine herrliche Gelegenheit gehabt, viele interessante Neuigkeiten über die Hauptstadt Niederschlesiens in zwei Sprachen – Polnisch und Deutsch – zu erfahren. Unsere Reiseführerin, Frau Bogna Piter, hat unter anderem über die Dominsel (Ostrów Tumski), die Technische Universität

Wrocław, über die Seilbahn „Polinka“ und die Grunwaldzki-Brücke berichtet. Diese Geschichten trafen nicht nur auf großes Interesse der DSKGMitglieder, sondern wurden auch von ihren Familien und Kindern, die auf dem Schiff anwesend waren, begrüßt. Die Anwesenheit von Pater Marian Bernard Arndt ist für uns eine große Ehre gewesen. Er liest katholische Messen in deutscher Sprache in den


7

Nr. 2/2020

Kirchen Breslaus und Niederschlesiens. Gemeinsam mit uns sind auch Mitglieder der DSKG-Ortsgruppe aus Wałbrzych (dt. Waldenburg) an Bord gewesen: Krystyna Boroń, Ewa und Janusz Chomicz, Renata Czapnik, Stanisław und Grażyna Kluge, Kazimiera Lis, Janina Naskręt, Bernard Ziegler sowie auch Gäste aus Deutschland: Helmut Flegel mit seiner Ehefrau. Frau Aleksandra Rozum, die in unserer Gesellschaft Deutschkurse leitet, hat dieses wunderbare Ereignis auf Fotos verewigt. Es muss auch betont werden, dass die gemeinsam verbrachte Zeit auf dem Schiff „Wiktoria“ an diesem schönen Herbstsamstag für alle Anwesenden äußerst wichtig war. Zum ersten Mal seit der Einführung der Beschränkungen angesichts der CoronavirusPandemie haben wir die Möglichkeit zu einem Treffen gehabt, um wieder persönlich miteinander zu sprechen und Breslauer Geschichten sowie die aufgenommene Musik unseres Chores gemeinsam anzuhören. Wir wünschen uns, dass unser nächstes Treffen länger dauern wird, denn eine Stunde reichte uns leider nicht aus. Wir sind sicher, dass die Odermetropole uns wieder einmal mit tollem Wetter, Musik, Geschichten und vor allem

Foto: DSKG

der „Wiktoria“

Bogna Piter und Krystyna Kadlewicz heißen die Gäste an Bord willkommen.

mit wunderbaren Menschen überraschen wird – mit denen es sich lohnt, in Kontakt zu bleiben. Wir danken den Personen, die zur Organisation dieser schönen Veranstaltung beigetragen

haben, und vor allem unserer stets lächelnden Vorsitzenden, Krystyna Kadlewicz. Bis zum nächsten Treffen! Aleksandra Rozum

Wiedersehen mit der DSKG Waldenburg Am 26.09.2020 haben unsere Mitglieder der DSKG Breslau zu einer Schifffahrt mit der „Wiktoria“ auf der Oder eingeladen. Die Abfahrt fand um 17 Uhr auf der Wyspa Piasek statt. Während der Schifffahrt im Rahmen des Projektes „Herbsttreffen“ erfuhren wir bei schö-

nem Wetter über viele Geschichten, die sich am Ufer des Flusses ereigneten. Es gab Erfrischungen auf dem Schiff, leckere Würstchen und viel Spaß mit toller Gesellschaft. Alle sagten, dass das Treffen sehr fröhlich und interessant war. Ewa Chomicz, DSKG Waldenburg

Foto: Ewa Chomicz, DSKG Waldenburg

Die Kooperation zwischen der DSKG Breslau und der DSKG Waldenburg ist seit je her eng – wir blicken auf viele schöne gemeinsame Treffen und Projekte zurück. 2020 war dies Corona-bedingt leider nicht im gleichen Maße möglich. Im Rahmen des „Herbsttreffens“ hatten wir jedoch eine Gelegenheit zum Wiedersehen und Austausch. Hierzu haben wir auch ein nettes Schreiben aus Waldenburg erhalten:

Mitglieder der DSKG Waldenburg beim Herbsttreffen vor der Breslauer Dominsel


8

Niederschlesische Informationen

Meine Freundschaft mit Die Einzigartigkeit des Botanischen Gartens in Breslau wird jeder bemerken, der sich darin befindet. Es reicht sogar aus, von außen auf die grüne Insel voller riesiger Bäume zwischen den grauen Gebäuden in der Innenstadt zu schauen. Und wenn man jahrzehntelang jeden Tag hierher kommt, ist es unmöglich, sich nicht für seine Geschichte zu interessieren.

Gabriele Pax (l.) und Magdalena Mularczyk im Arboretum Wojsławice, 1996

Foto: Archiv des Botanischen Gartens

ährend der kommunistischen Zeit wurde aus propagandistischen Gründen hauptsächlich über das Piasten-Wrocław und den Wiederaufbau nach dem Krieg gesprochen und geschrieben. Verschwiegen wurde das, was in Schlesien in über 600 Jahren geschah, als diese Region zum Königreich Böhmen, zur Habsburgermonarchie, zum Königreich Preußen und schließlich zum Deutschen Reich gehörte. Nach der Wende von 1989 nahm das Interesse an dieser Zeit enorm zu und Forscher erhielten Zugang zu Quellen und die Möglichkeit, Werke darüber zu veröffentlichen. Eines Tages im Jahr 1994 legte der damalige Direktor des Gartens, Dr. habil. Tomasz Nowak, eine dicke Akte mit Kopien von alten Drucken auf meinen Schreibtisch und sagte: „Mache daraus einen 20-minutigen Vortrag!“ Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um Kopien deutscher Wegführer durch den Botanischen Garten handelte, die im Schlesisch-Lausitzer Kabinett der Universitätsbibliothek beschafft wurden, beginnend mit dem ersten von 1830, mit einem schönen altmodischen Plan des Gartens. Ich begann diese Texte mit Begeisterung zu studieren und bereitete meinen ersten Vortrag vor, den ich zuerst vor den Mitarbeitern des Gartens und dann vor der Polnischen Botanischen Gesellschaft gehalten habe. Natürlich habe ich es in 20 Minuten nicht geschafft! Die Geschichte des Gartens von seiner Gründung 1811 bis zu sei-

Foto: Hanna Grzeszczak-Nowak

W

Botanischer Garten der Universität Wrocław aus der Vogelperspektive

ner Zerstörung 1945 faszinierte mich so sehr, dass ich 1999 in der Geschichte der Botanik promovierte. Der erste Impuls kam jedoch bereits ein paar Jahre früher. Im Jahr 1991 besuchte Frau Gabriele Pax den Botanischen Garten, eine pensionierte Apothekerin und, wie sich herausstellte, Enkelin eines ehemaligen Direktors des Gartens, nämlich von Ferdinand Albin Pax. Sie war von dem Zustand des Gartens begeistert, der nicht nur nach dem Krieg restauriert, sondern

auch um eine malerische Abteilung für Zierpflanzen auf der Westseite auf einem von der Stadt gespendetem Grundstück erweitert wurde. Sie drückte ihre Anerkennung in einem an die Direktion des Gartens gerichteten Brief aus. Ich wurde beauftragt, im Namen von Herrn Direktor Nowak eine Antwort auf diesen Brief zu schreiben, was ich auch tat, ohne Ahnung zu haben, dass damit eine der wichtigsten Freundschaften meines Lebens beginnen würde.


9

Nr. 2/2020

Foto: Magdalena Mularczyk

Foto: Archiv der Universität Wrocław

der Familie Pax

Ferdinand Albin Pax (1858–1942)

Teich im Botanischen Garten

Frau Pax freute sich sehr über den Kontakt zu den heutigen Mitarbeitern des Gartens und so begann eine rege Korrespondenz, die dazu führte, dass sie mich 1995 in ihr Haus in Erlangen einlud. Die Gastgeberin erwies sich als eine sehr nette, witzige, immer lächelnde Person, die sich nicht wegen ihres Schicksals beschwerte. Ich erinnere mich noch, wie beeindruckt ich von ihrer Wohnung voller Bücher, Familienfotos und Erinnerungsstücke, darunter zahlreiche Gegenstände aus dem Heiligen Land, war. Der älteste Bruder von Frau Pax, Wolfgang (1912– 1993), ein klassischer Philologe und Sprachwissenschaftler, konvertierte aufgrund seiner Kriegserfahrungen zum Katholizismus und trat unter dem Namen Elpidius in den Franziskanerorden ein. Seine Schwester besuchte ihn in Jerusalem, wo er im Rahmen des franziskanischen Bibelstudiums Vorlesungen hielt. Während meines Besuchs in Erlangen erhielt ich Kopien vieler wertvoller Dokumente und Fotos zur Geschichte der Familie. Ich habe auch viel über den Vater von Gabriele gelernt, der Ferdinand Albert hieß und manchmal von Laien mit dem Professor für Botanik verwechselt wird.

Pax Junior (1885–1964) absolvierte aber sein Studium in Zoologie an der Universität Breslau und war viele Jahre lang Kustos am Zoologischen Institut und Museum, welche neben dem Botanischen Garten im Gebäude des heutigen Naturkundemuseums der Universität Wrocław an der Sienkiewicz-Straße untergebracht waren. In den nächsten Jahren besuchte ich Frau Pax noch einige Male. Ihr habe ich es zu verdanken, dass ich den kleinen, aber sehr artenreichen und interessant gestalteten Botanischen Garten in Erlangen, aber auch Nürnberg, Bamberg, Rothenburg ob der Tauber und andere interessante Orte in Bayern besuchen konnte. Im Jahr 2015 war ich mit meinem Mann auf der Feier zu ihrem 90. Geburtstag. Gabriele hat uns auch mehrmals besucht. Wir waren zusammen im Arboretum Wojsławice (Woislowitz) und in Międzygórze (Wölfelsgrund), wo ihr Vater vor dem Krieg eine biologische Forschungsstation betrieb, sowie im Haus von Gerhart Hauptmann in Jagniątków (Agnetendorf ). Eines Jahres besuchten uns auch ihr Bruder Norbert und seine Frau Wera aus Osnabrück. Als 1996 die paläontologische Ausstellung „Panorama der Na-

tur“ im Botanischen Garten eröffnet wurde, enthüllte Gabriele Pax zusammen mit Dr. Jadwiga Teleżyńska, der Nestorin der Botanik in Breslau, eine Gedenktafel, die allen früheren Direktoren gewidmet ist. Sie war auch als Ehrengast bei der Feier des 200-jährigen Bestehens des Botanischen Gartens in der Aula Leopoldina im Mai 2011 anwesend. Das letzte Mal, als ich die jüngste Enkelin von Professor Pax sah, war im August 2017, vier Monate vor ihrem Tod. Nach meinem ersten Besuch in Erlangen und dem Studium vieler historischer Materialien kam mir die Familie Pax so nahe, dass ich 1996 den wahrscheinlich ersten Artikel in Polen über den Professor mit dem Titel „Professor Ferdinand Pax (1858–1942), Botaniker von Schlesien und der Karpaten“ in der Quartalsschrift „Przyroda Górnego Śląska“ (Oberschlesiens Natur) veröffentlichte. Dies geschah während der Ausarbeitung meiner Dissertation, die Biografien aller Direktoren und einiger Assistenten von 1811 bis 1945 enthielt. Prof. Pax war der Autor der letzten drei Besucherführer (1895, 1903 und 1914), und er Fortsetzung auf S. 10


10

Niederschlesische Informationen

Meine Freundschaft mit der Familie Pax leitete den Botanischen Garten am längsten – 33 Jahre (1893–1926). Als Systematiker und Pflanzengeograph ordnete er die diesen Disziplinen entsprechenden Abteilungen des Gartens neu, gab dem Alpinum die heutige Gestalt und schuf in ihm die Sudetenquartiere mit den bis heute wachsenden Buchen sowie errichtete auf der Westseite Gewächshäuser, die von uns für die Ausstellung von Sukkulenten und die Efeu-NationalSammlung genutzt werden. Wie seine Enkelin erwähnte, pflanzte er auch Kastanienbäume an der Hauptallee: Heute sind es majestätische Bäume, die einen geheimnisvollen Tunnel bilden, der von der Kanonia-Straße in das Innere des Gartens führt. Den polnischen Botanikern, vor allem denen aus Krakau, ist Ferdinand Pax aufgrund seiner Werke über die Flora der Karpaten, u.a. über die Flora der Tatra und von Babia-Góra, sowie für seine „Pflanzengeographie von Polen (Kongreß-Polen)“ (1918) bekannt. Die Verdienste von Prof. Pax für den Botanischen Garten waren so bedeutend, dass die Hauptachse des Gartens – die bereits erwähnte Kastanienallee – nach ihm benannt wurde. Die Initiative, die Hauptwege nach den verdienstvollsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Gartens zu benennen, geht auf Prof. Tomasz Nowak zurück. Er wusste stets – oft auch gegen die ablehnende Haltung anderer Mitarbeiter der Universität – jenes Erbe zu würdigen, welches wir übernommen haben und das wir mit Respekt vor den Leistungen unserer Vorgänger pflegen sollten. Dies geschah im Jahr 2005, als der Botanische Garten Gastgeber des internationalen, von der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina aus Halle (Saale) organisierten Symposiums in der Reihe Leopoldina-Meeting war. Auf dieser Konferenz hatte ich die Ehre, eine reich illustrierte Präsentation über die Geschichte des Gartens zu zeigen.

Foto: Magdalena Mularczyk

Fortsetzung von S. 9

Kastanienallee im Botanischen Garten

Da ich so viel über das Leben und die wissenschaftlichen Leistungen des Professors sowie über seine Vorfahren und Nachkommen wusste, kam ich zu dem Schluss, dass ich der Familie Pax eine gründliche und möglicherweise vollständige Biografie von Ferdinand Pax schulde. Sie sollte ein Beitrag zum Aufbau von Brücken zwischen unseren Nationen sein, wozu auch der Professor selbst beitrug, als er während seiner Forschungsexpeditionen, bei denen er durch die Karpaten und Regionen des damaligen Kongresspolens wanderte, mit Polen zusammentraf und teilweise sogar bis zu einem gewissen Grad die polnische Sprache erlernte. Nach 1945 wollte auch sein Sohn, ein Zoologe, in den so genannten wiedergewonnenen Gebieten bleiben und seine Forschungen fortsetzen, aber die polnischen Behörden waren damit nicht einverstanden. Ich wollte diese Publikation Gabriele Pax und ihrer Nichte, Alexandra Bertel, vorstellen, die ich ebenfalls persönlich kennenlernen durfte und die sich am meisten in der ganzen Familie für ihre Vergangenheit interessiert. Es dauerte jedoch recht lange, ergänzendes Material zu sammeln und den Text selbst zu verfassen. Außerdem wollte ich das Thema weiter fassen und entsprechende Fußnoten in die Arbeit aufnehmen, um nicht nur die Figur des Professors selbst, sondern auch sein Umfeld, seine Kollegen und Schüler, von denen viele eigene herausragende Leistungen erbracht

haben, darzustellen. Leider konnte Gabriele Pax die Veröffentlichung der Biografie ihres Großvaters nicht mehr miterleben. Es muss jedoch gesagt werden, dass allein die Form der Veröffentlichung meine Erwartungen übertroffen hat: Denn ich hatte nicht erwartet, das Buch in einer zweisprachigen Version, mit einem so reichhaltigen Illustrationsmaterial und in einem renommierten Verlag wie ATUT Oficyna Wydawnicza, der seit Jahren mit der Universität Wrocław zusammenarbeitet, zu veröffentlichen. Dies ist Krystyna Kadlewicz, der Vorsitzenden der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft in Breslau, zu verdanken. Sie hat beim Deutschen Generalkonsulat in Breslau Fördermittel für die Veröffentlichung beantragt, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Im Rahmen der Förderung des Buches und der Popularisierung der Person von Professor Ferdinand Pax lade ich bereits jetzt alle Interessierten zu einem Treffen im Botanischen Garten ein, wo Sie die bis heute erhaltenen Wirkungen seines Werkes sehen können. Es ist mir eine große Freude, Sie durch dieses grüne Paradies, mit dem ich seit fast 35 Jahren verbunden bin, zu führen, Ihnen von den ältesten Bäumen zu erzählen und Ihnen eine Vielzahl von interessanten Pflanzen zu zeigen. Jeder wird sehen können, dass das Team des Botanischen Gartens das Erbe seiner Vorkriegsvorgänger nicht vergeudet hat, sondern im Gegenteil sein Bestes tut, um zukünftige Generationen von Pflanzen- und Gartenliebhabern damit zu erfreuen. Darüber hinaus wird es im Sitz der Gesellschaft einen Vortrag über Prof. Pax geben, zu dem ich Sie ebenfalls herzlich einlade. Wie unsere Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska in ihrem Gedicht Rehabilitacja (Rehabilitierung) schrieb: „Umarłych wieczność dotąd trwa, dokąd pamięcią się im płaci“ („Die Ewigkeit der Toten dauert so lange, wie lange man ihnen mit der Erinnerung zahlt“). Magdalena Mularczyk Übersetzung: Joanna Szmit


11

Nr. 2/2020

Unsere Deutschlehrerin stellt sich vor Hallo! Ich heiße Ola! Ich arbeite nun seit einem Jahr als Deutschlehrerin bei der DSKG in Breslau und würde mich freuen, Sie zum Deutschkurs einladen zu dürfen!

Foto: privat

I

ch komme aus dem märchenhaften Hirschberg (Jelenia Góra), wohne aber seit meinem Germanistikstudium an der Universität Wrocław in der Hauptstadt Niederschlesiens. In meiner Freizeit beschäftige ich mich nicht nur mit der Sprache, sondern auch mit Fotografieren, Zeichnen und Malerei. Zu meinen Hobbys gehören auch im Gebirge Wandern sowie Radfahren. Beruflich befasse ich mich auch mit deutsch-polnischen Übersetzungen. Meine Masterarbeit habe ich über Marek Krajewskis Romane geschrieben und dabei Übersetzungsfehler sowie Übersetzungstechniken analysiert. Nun ein paar Worte über die Arbeit bei der DSKG: Während der Deutsch-

Aleksandra Rozum beim Wandern in der Sächsischen Schweiz.

kurse singen wir gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen deutsche Lieder, spielen verschiedene Spiele, schauen interessante Videos an und lernen vor allem die deutsche Grammatik sowie Vokabeln. Kurz gesagt: wir lernen die deutsche Kultur kennen. Vielleicht schaffen wir in der Zukunft auch ein kleines Theater zu veranstalten, denn die Kinder sind künstlerisch sehr begabt. Man muss auch betonen, dass ihnen diese Lernform

Witam und Hallo! Ich heiße Madeleine und bin seit Anfang September als ifa-Kulturmanagerin bei der DSKG in Breslau.

egrüßt wurde ich mit spätsommerlichen Wetter, bei dem mir das Ankommen in der Stadt an der Oder noch leichter gemacht wurde. Es war auch vielmehr ein Wiedersehen, da ich bereits einige Male schon hier gewesen bin – vor 7 Jahren auch für ein Auslandssemester. An der Uniwersytet Wrocławski hatte ich die Möglichkeit, mehr über die PolnischDeutschen Beziehungen zu erfahren und zeitgleich auch die vielseitige und multikulturelle Stadtgeschichte näher kennenzulernen. Aufgrund meiner in Schlesien geborenen Mutter, die mit ihren Eltern und Geschwistern als Spätaussiedlerin nach Deutschland kam, habe ich auch eine ganz persönliche Verbindung zu Polen und Identitätsdiskursen. So habe ich mich in meinem Bachelorstudium der Politikwissenschaften und Soziologie als auch während des

Foto: privat

B

Am neuen Arbeitsplatz in der Geschäftsstelle der DSKG – derzeit wird jedoch im HomeOffice gearbeitet.

Masterstudiums der Europawissenschaften verstärkt auf das polnischdeutsche Nachbarschaftsverhältnis sowie Grenzregionen fokussiert. Nach dem Studium habe ich dann eine Weile in Warschau gearbeitet und an der Realisierung diverser (Bildungs-) Initiativen zur Erinnerungskultur in Europa mitgewirkt. Als ifa-Kulturmanagerin hoffe ich nun diese Erfahrungen in die Projektarbeit der DSKG mit einfließen zu lassen und Vorhaben durchzuführen,

großen Spaß bereitet. Im Dezember 2019 haben wir beispielsweise einen Programmpunkt für den Nikolaustag vorbereitet – hierbei haben die Kinder aus unserem Deutschkurs einen musikalischen Auftritt gegeben. In der Zeit von April bis Juni 2020, als die Schulen aufgrund der CoronavirusPandemie geschlossen waren, haben wir unseren Kurs online durchgeführt. Seit Mitte Oktober finden die Kurse auch nun wieder online statt. Ich gebe auch Erwachsenen Deutschunterricht und innerhalb eines Jahres haben sie schon sehr große Fortschritte in ihren Sprachkenntnissen gemacht. Es handelt sich um einen Kreis von tollen Menschen, die andere zum Lernen motivieren – so gibt es für dieses Jahr mehr Bewerbungen als in den vergangenen Jahren! Und zum Schluss: Ich wünsche allen Deutschlernenden viel Erfolg und Durchhaltevermögen! n

die Menschen zusammenbringen – wenn auch zunächst online. Für mein Entsendejahr habe ich mir vorgenommen, Projekte zur Lokal- und Regionalgeschichte zu realisieren, welche insbesondere junge Menschen ansprechen sollen. So zum Beispiel ein Fotoprojekt ab kommendem Frühjahr zur industriellen Geschichte Breslaus, bei dem auch die sogenannten Lost Places (aufgegebene Liegenschaften/ vergessene Orte) der Stadt erkundet werden. Auch das von meinen Vor­gän­ gern/-innen geleitete und beliebte „Sprachcafé“, bei dem über verschiedene Themen auf Deutsch gesprochen wird und dem Austausch dient, wird in Kooperation mit Bogna Piter, Mitarbeiterin der Jahrhunderthalle sowie zertifizierte Stadtführerin und nebenbei auch Deutschlehrerin, in Pandemie-angepasster Form weitergeführt. Dabei widmen wir uns der Kultur und Geschichte sowie ausgesuchten Orten in Niederschlesien. Zapraszam! n


12

Niederschlesische Informationen

Na razie und bis bald… ein Interview mit Daria Leduck

Foto: Jörg Müller

Kannst Du dich noch an Deine erste Woche in der Stadt und in der DSKG erinnern? Ich kann mich erinnern, dass ich in den ersten Tagen nach meiner Ankunft über den Rynek spaziert bin, mir die Häuser und die Leute angesehen habe und mich gefragt habe, was diese neue Stadt an Erlebnissen und Begegnungen wohl für mich bereithält. An meinem ersten Arbeitstag in der DSKG habe ich mich in dem großen Haus etwas umgesehen. Im Foyer erblickte ich ein großes hölzernes Kreuz an der Wand und darunter eine schlesische Tracht auf einem menschengroßen Gestell. Ich muss gestehen, dass mich dieser Anblick etwas irritierte, da ich weder gläubig bin, noch jemals vorher etwas mit schlesischem Brauchtum zu tun gehabt hatte. Ich wurde aber am selben Tag sehr nett von Frau Zajączkowska, der damaligen Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft, und dem Büroteam empfangen. Welche drei Projekte sind Dir besonders am Herzen gelegen? Im ersten Jahr wollten wir ein Projekt zu den Themen Flucht und Migration machen, weil das Thema in Deutschland sehr aktuell war und die deutsche Minderheit durch die eigene Geschichte einen Bezug dazu hat. Daraus ist dann eine Lesereihe zur jungen Migrationsliteratur in Deutschland entstanden. Der erste Abend der Reihe war dem deutsch-israelischen Autor Tomer Gardi gewidmet und wir haben daraus eine szenische Lesung mit einem polnischen Theater-Schauspieler aus Posen

Grafik: Wojciech Maciej Sławuski (WyspaSztuki.art.pl)

Daria Leduck war von September 2017 bis Ende August 2020 ifaKulturmanagerin bei der DSKG in Breslau. Drei Entsendejahre, in denen sie viel erlebt, geplant und durchgeführt hat. In einem kurzen Interview mit Madeleine Hartmann erzählt sie uns davon.

Daria Leduck

Plakat zu „Aus Breslau zum Mond“

gemacht. Das war ein wunderbarer Abend, der mir lange in Erinnerung bleiben wird, weil die Stimmung im Publikum sehr positiv war. Das zweite tolle Projekt war ein Jugendprojekt zur Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Raumfahrt im deutschen Breslau, bzw. polnischen Wrocław. Hierzu hatten wir eine Ausstellung, ein Autorentreffen und einen wissenschaftlichen Vortrag für mehr als 100 Schüler/-innen und Lehrer/innen vorbereitet. Das Schöne an dem Projekt war, dass es zeigte, wie sehr das heutige Wrocław mit dem damaligen deutschen Breslau verwoben ist. Zuletzt haben wir mit dem GoetheInstitut und der Deutschen Bildungsgesellschaft in Oppeln an einem spannenden Comic-Projekt gearbeitet, dass die Lebensgeschichten schlesischer Entdecker/-innen und Wissenschaftler/-innen in Comicform präsentiert. Leider musste es wegen der Corona-Pandemie mehrfach verschoben werden. Doch Gott sei Dank übernimmst Du ja jetzt die Arbeit daran! Das Ziel bei all diesen Projekten war für mich stets, mit anderen Akteuren aus der Region zu kooperieren und die DSKG in der Stadt und in der Region stärker zu vernetzen.

Wrocław war drei Jahre lang Dein Wohnort. Was wirst Du besonders an der Stadt vermissen? Die deutsch-polnische Geschichte und Identität der Stadt sind absolut faszinierend. Eine weitere Besonderheit sind für mich die vielen „WrocławEnthusiasten“, die ich hier kennenlernte, d.h. Stadtführer/-innen, (Amateur-) Historiker/-innen, Journalisten/-innen oder Pädagogen/-innen, die ihre Heimatstadt lieben und ihre Geschichte mit großer Begeisterung erkunden und erforschen. Was nimmst Du für Deinen weiteren, nicht nur beruflichen, Weg aus der Entsendezeit mit? Ich nehme zum einen sehr viele praktische Kenntnisse im Kulturmanagement mit und zum anderen einige sehr wertvolle Bekanntschaften und Kontakte. Gibt es etwas, das Du der DSKG wünschen möchtest? Ich wünsche der DSKG nur das Beste, vor allem aber, dass es gelingt, noch stärker mit der Stadtgesellschaft zu interagieren. Denn meiner Erfahrung nach ist das Interesse an Minderheiten, am deutschen Kulturerbe und überhaupt an deutschen Themen gerade bei der jungen Generation in Wrocław sehr groß. n


13

Nr. 2/2020

Comics über außergewöhnliche Lebenswege aus Schlesien 5. Juli 1927, Breslau.

Ein neues Kooperationsprojekt Nach der Veranstaltung im Februar dieses Jahres zur Raumfahrtforschung im deutschen Breslau und polnischen Wrocław, die sich auch dem Breslauer „Verein für Raumschiffahrt“ (19271934) widmete, entstand die Idee zu einem Comic – um die visionäre Arbeit des Vereins einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Bald wurde daraus ein Kooperationsprojekt mit der Deutschen Bildungsgesellschaft in Oppeln und dem Goethe-Institut Krakau sowie um die Geschichten von Clara Immerwahr und Emin Pascha erweitert. Ihrer Zeit voraus: schlesisch-deutschjüdische Protagonisten/-innen Die Mitglieder des „Vereins für Raumschiffahrt“ führten lange vor der ersten Mondlandung Raketenexperimente durch und prägten sogar die Filmwelt mit ihren Forschungen. Clara Immerwahr (1870-1915) gilt als

Tagsüber geht Johannes Winkler am Schreibtisch in seiner Wohnung in der Hohenzollernstraße seinen Studien nach. Konzentrieren kann er sich kaum, denn heute ist ein besonderer Tag.

Comic: Wolf Kampmann, Bea Davies

as schlesisch-deutsch-jüdische Kultur- und Wissenschaftserbe ist reich und vielseitig. So stammen viele spätere Nobelpreisträger und herausragende Personen aus der Region Schlesien und haben an der Universität in Breslau studiert. Persönlichkeiten wie die promovierte Chemikerin Clara Immerwahr, der Abenteurer und Gouverneur von Äquatoria im Sudan Emin Pascha und die Mitglieder des Breslauer „Vereins für Raumschiffahrt“ haben die Forschungs- und Wissenschaftswelt durch ihr Wirken nachhaltig geprägt. Diese „Pioniere/-innen“ sind jedoch vielen, nicht nur jüngeren Menschen, weitgehend unbekannt. Ihre spannenden und komplexen Lebenswege werden nun in Form von Comics für den Einsatz im Deutschunterricht veröffentlicht und sollen dabei nicht nur das Bewusstsein über fast vergessene Aspekte der Regionalgeschichte stärken, sondern dienen auch dem Deutschlernen.

Um 18:30 Uhr trifft er sich im Gasthof zum Goldenen Zepter im Zentrum der Stadt mit einigen Weltraumbegeisterten, um den Verein für Raumschiffahrt zu gründen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren. Ein großer Gedanke hat uns heute hier zusammengeführt.

Mit diesen Worten bricht das Zeitalter der Raumfahrt an:

Kaum hat der Mensch das Fliegen im Luftmeer gelernt, so wendet sich sein Blick weiter auf höhere Ziele, auf den leeren Raum, der uns von den Nachbargestirnen trennt.

Erster Einblick in „Von Breslau zum Mond“, ein Comic von Wolf Kampmann und Bea Davies

eine Pionierin ihrer Zeit: Im Jahr 1900 erhielt sie als erste Deutsche den Doktorgrad in Chemie und ist damit ein Vorbild für die Emanzipationsbewegung der Frauen im 20. Jahrhundert. Sie wird als eine überzeugte Pazifistin erinnert, die jedoch schließlich ihrem persönlichen Schicksal tragisch unterlag. Die Biographie Emin Paschas (1840-1892), der als Eduard Schnitzer in Oppeln geborene Arzt und Afrikaforscher, ist mit weiteren spannenden Themenkomplexen wie Reisen, Religionen, aber auch der deutschen Kolonialgeschichte verbunden. Comics auf Deutsch für Schülerinnen und Schüler Mit dem Medium Comic sollen diese originellen Lebenswege auf eine moderne und visuell ansprechende Weise vermittelt werden. Darüber hinaus werden die einzelnen deutschsprachigen Druckpublikationen didaktisiert, das heißt für Schülerinnen und Schüler mit Aufgaben erweitert. Auf diese Weise werden sowohl thematische Zugänge eröffnet, inhaltliches Verständnis vertieft als auch Deutschkenntnisse ausgebaut. Das Projekt richtet sich an deutschlernende Schülerinnen und Schüler der höheren Klassen bzw. Deutschlehrkräfte und Kulturmittler/-innen und wird kostenlos bereitgestellt. Darüber hi-

naus wird jeweils auch eine polnische Sprachversion auf den Webseiten der beteiligten Organisationen als Download online zur Verfügung stehen. Für das Projekt wird mit deutschen sowie polnischen Autoren, Zeichnerinnen und Zeichnern gearbeitet, welche, teilweise selbst aus Schlesien stammend, ein großes regionales und historisches Expertenwissen miteinfließen lassen und dem Vorhaben damit auch besondere Authentizität verleihen. Was steht noch bevor? Nach der Veröffentlichung und Herausgabe der einzelnen Comics werden Online-Workshops für Lehrkräfte, Multiplikatoren/-innen und Kulturmittler/-innen der deutsch-polnischen Zusammenarbeit angeboten. Weitere Informationen zum Projekt sind in Kürze auf den Webseiten der DSKG, der Deutschen Bildungsgesellschaft sowie des Goethe-Instituts Krakau verfügbar. Das Projekt wird mit finanziellen Mitteln des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland durch das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) sowie das Goethe-Institut Krakau realisiert. Madeleine Hartmann (ifa / DSKG) Rosa Wesle (ifa / Deutsche Bildungsgesellschaft Oppeln)

Comic: Wolf Kampmann, Bea Davies

D


14

Niederschlesische Informationen

Allerheiligen und Volkstrauertag 2020 Foto: Ryszard Wierzbowski

Diese Tage im November sind traditionell sehr wichtige Termine in unserem Jahreskalender. Angesichts der sich zuspitzenden Infektionslage und der damit einhergehenden behördlichen Maßnahmen haben wir sie dieses Jahr jedoch anders begangen.

Foto: Henryk Hartwich

Foto: Krystyna Kadlewicz

D

ie Gedenkzeremonie zur Erinnerung an die gefallenen deutschen Soldaten im Zweiten Weltkrieg wie auch an die Opfer anderer Kriege und aller Gewalttätigkeiten konnte nicht wie bisher unter Beteiligung einer großen Anzahl von DSKG-Mitgliedern stattfinden. Jedoch haben wir zur Einhaltung der Vorschriften entsprechend geplant, um trotzdem an unserer Tradition festzuhalten. Herr Ryszard Wierzbowski, der seit vielen Jahren zusammen mit dem DSKG-Büro die Gedenkfeiern für die Gefallenen organisiert, besorgte die erforderlichen Dokumente für die Fahrt zum Friedhof in Osobowice und für den Zugang zu den Grabfeldern der deutschen Soldaten für den 1. November. Dort wollten wir Kerzen aufstellen und Blumen niederlegen. Jedoch wurde kurz vor diesem Tag die Schließung aller Grabstätten für den 1. und 2. November angekündigt. Gemeinsam mit dem DSKG-Vorstand wurde beschlossen, nicht auf das Gedenken zu verzichten. Denn es gibt keine Familienangehörigen, die sie nach der Aufhebung des Verbots besuchen würden, sondern nur uns – Angehörige der deutschen Minderheit. Und so kümmerte sich Herr Wierzbowski, als es wieder möglich war, um die Gräber auf dem Osobowicki-Friedhof. Am 1. November legte ich im Namen unserer Organisation am Denkmal des Gemeinsamen Gedenkens, das 2008 auf dem ehemaligen Friedhof von Grabiszyn III enthüllt wurde, Blumen nieder und zündete Kerzen an. Dieses Denkmal ist den nicht mehr vorhandenen Gräbern von ehemaligen Bewohner dieser Stadt verschiedener Glaubensrichtungen

Am Denkmal des Gemeinsamen Gedenkens in Grabiszyn (links). Grabfelder deutscher Soldaten auf dem Friedhof in Osobowice (oben rechts). Beim gemeinsamen Gedenken mit dem Generalkonsul Hans Jörg Neumann in Nadolice Wielkie.

gewidmet. Die Grabstätten wurden aufgelöst und eine Parkanlage an ihrer Stelle eingerichtet. Es ist rührend, dass jedes Jahr dieser Ort in den ersten Novembertagen spontan aufgesucht und den Verstorbenen mit Kerzen und Blumen gedacht wird. Ganz in der Nähe, etwa 3 Gehminuten vom Denkmal entfernt, befindet sich die Ruhestätte von im Ersten Weltkrieg gefallenen italienischen Soldaten, welche 1927/1928 errichtet wurde. Ich komme dort oft vorbei, lese die Namen auf den Grabsteinen und denke darüber nach, wie weit von zu Hause entfernt ihr Ort der ewigen Ruhe liegt. Ich habe für sie auch eine Kerze angezündet. Seit den 1950er Jahren wird in Deutschland an Kriegstote und an die Opfer von Gewaltherrschaft aller Nationen an einem stillen Feiertag, am Volkstrauertag, erinnert. Die von unserer Gesellschaft aus diesem Anlass organisierte Gedenkzeremonie fand am 9. November 2020 auf dem Gelände des Friedenspark genannten Friedhofs in Nadolice Wielkie bei Breslau statt. Diesmal waren wir eine

sehr kleine Gruppe, um die Auflagen zu erfüllen – jedoch im Namen aller, die nicht dort sein konnten. Pater Marian Bernard Arndt und Pfarrer Andrzej Fober leiteten das Gebet und den Segen für die tausenden, oft namenlosen Soldaten, die hier begraben sind. Der Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Breslau, Herr Hans Jörg Neumann, betonte in seinen bewegenden Worten, wie wichtig es ist, das Andenken an die Verstorbenen für deren Angehörige zu bewahren. Denn diese wissen aufgrund der Kriegswirren nicht immer, wo ihre Väter, Brüder, Ehemänner und Söhne ruhen. Aber auch für die junge Generation sind die Soldatengräber und die damit verbundenen Tragödien ein Mahnmal gegen Krieg. In unserem gemeinsamen Gebet äußerten wir den Wunsch, dass es keinen Krieg und keine Gewalttaten mehr geben möge. Es war ein sehr nachdenkliches Beisammensein und stilles Gedenken bei nebligem, windstillem Herbstwetter. Krystyna Kadlewicz Vorstandsvorsitzende der DSKG


15

Nr. 2/2020

Auch in tristen Zeiten muss man Hoffnung haben F

ür uns ältere Menschen ist dies eine sehr traurige Situation, so können wir nicht zu unserem allwöchentlichen Chortreffen zusammenkommen und das nun schon seit über einem halben Jahr. Aber wie man so schön sagt: die Hoffnung stirbt zuletzt; so wollen wir, „die Heimatsänger“, auch auf bessere Zeiten warten, in denen wir uns wieder gemeinsam am Singen erfreuen können. Zwar sind wir nur noch eine

ganz kleine Gruppe, trotzdem heißt es – nach vorne schauen! Die graue Jahreszeit hat begonnen, nachdem die bunten Blätter herumgeweht sind, trotzdem gibt es in der Natur auch noch Grünes. Und dies erfreut unsere Augen, ob junge oder ältere, frische, grüne Farbe ist Balsam für unsere „Guckerln“ (schlesische Mundart). Wir gedenken jetzt öfter unserer Lieben, die uns schon vorausgegangen sind. Und bald kommt die Advents- und Weihnachtszeit. Ich sitze in „meinen 4 Wänden“ und kann von Veränderungen nur träumen, zum Spazieren gehen fehlt auch schon die Kraft. Doch ich kann Gott

Gutes Gelingen! Steffi Wróbel

Pfefferkuchen – schnell und besonders gut

Foto: Rosa Wesle

„Mohnklöße“ (schlesische Mundart: Moh-Kließla)

noch danken, dass ich „sehe, höre und denke“, das ist wichtig, um niemandem zur Last zu fallen. Trotz meiner 91 Lebensjahre möchte ich doch an allem Geschehen „um mich rum“ teilnehmen. Ich kann von Glück sprechen, dass sich meine Kinder und Enkel rührend um mich kümmern, alles besorgen und auch mal zu Besuch vorbei schauen. Uroma Steffi bäckt immer noch guten Kuchen und „Keksel“. Und nun kommt bald die beliebte Weihnachtsbäckerei. Vielleicht schreibe ich Ihnen ein oder zwei meiner Rezepte auf?

Foto: Dorothea Hartmann

Wir sitzen im Bann der Corona-Pandemie fest und können ein Ende bisher nicht voraussehen; wir wissen nicht, ob ein weiterer Anstieg der Krankheit auf uns zukommt.

Für die „Moh-Kließla“ am besten eine Glasschüssel verwenden – so kann man schön die einzelnen Schichten sehen!

Zutaten: l ½ Liter Milch l 4 Esslöffel Zucker l 3-5 Esslöffel Rum l 250 Gramm gemahlener Mohn l 40 Gramm Sultaninen l 40 Gramm gehackte Mandeln (oder andere Nüsse) l 12-16 Semmelscheiben oder Zwieback 1/4 Liter Milch zum Kochen bringen, 2 Esslöffel Zucker hinzufügen und mit dem Rum über den gemahlenen Mohn gießen, so dass ein fester Brei entsteht. Die Sultaninen und die gehackten Mandeln dazu geben und gut vermischen. Dann 1/4 Liter Milch mit 2 Esslöffel Zucker erhitzen und damit die Semmel- oder Zwiebackscheiben tränken. Anschließend diese abwechselnd mit der Mohnmasse in eine Schüssel schichten, als oberste Schicht sollte Mohn sein. Die „Moh-Kließla“ in einen kühlen Raum stellen, wo sie dem großen Augenblick entgegen fiebern!

Weihnachtlicher Genuss – der leckere Pfefferkuchen

Zutaten: l 250 Gramm Kunsthonig oder Sirup l 100 Gramm Butter oder Margarine l 180 Gramm Zucker l 1 Prise Salz l 2 Eier l 500 Gramm Weizenmehl l etwa 20 Gramm Pfefferkuchengewürz l 10 Gramm Pottasche (gereinigtes Soda) l 2-3 Esslöffel Kaffee Kunsthonig, Butter, Zucker und Salz zusammen erhitzen, etwas abkühlen lassen. Das Mehl mit dem Pfefferkuchengewürz in eine Schüssel sieben, die Eier und die abgekühlte Flüssigmasse hinzu geben. Dann die Pottasche im heißen Kaffee auflösen und sofort zur restlichen Masse geben. Alles kräftig durchschlagen. Zur Verfeinerung können gehackte Walnüsse und Rosinen (Korinthen) hinzugefügt werden. Den Teig in die mit Butter oder Margarine ausgeriebene Kastenform geben und in den Ofen schieben. n


16

Niederschlesische Informationen

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde,

Weihnachten und Neujahr 2020/2021

für die bevorstehenden Feiertage wünscht Ihnen die Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft in Breslau ruhige und besinnliche Momente im Kreise Ihrer Lieben. Wir hoffen, dass das nächste Jahr nur das Beste für Sie bringt – Freude, Hoffnung und Gesundheit sollen Sie 2021 stets begleiten! Wir freuen uns auf viele weitere schöne Begegnungen und Treffen mit Ihnen!

Kurzmitteilungen: VdG-Schulung in Breslau: Am 9. September 2020 fand eine Projekt-Schulung des Verbands der deutschen sozialkulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) in der DSKG in Breslau statt. Gemeinsam mit den niederschlesischen DFKs haben wir mehr über die Projektanträge in Zeiten von Corona gelernt und hatten Gelegenheit zum Austausch. BJDM zu Besuch bei der DSKG: Der Bund der Jugend der deutschen Minderheit (BJDM) aus Oppeln hat uns am 2. Oktober 2020 in unserer Geschäftsstelle besucht. Im Rahmen des Projekts „City Bound Breslau“ kamen die Jugendlichen auch in die DSKG, um mehr über die Arbeit und die Vorhaben der Gesellschaft zu erfahren. Edith-Stein-Preis für Renate Zajączkowska: Am 12. Oktober 2020 erhielt Frau Renate Zajączkowska, unsere ehemalige DSKG-Vorsitzende, im Rahmen einer feierlichen Verleihung

den Edith-Stein-Preis. Als Mitbegründerin der Edith-SteinGesellschaft wurde sie für ihr langjähriges Engagement zugunsten der Gesellschaft und des deutsch-polnischen Dialogs ausgezeichnet. Wir gratulieren ganz herzlich! 25 Jahre ifa-Entsendeprogramm: Im Rahmen dieses Jubiläums veranstaltete das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) am 18. November 2020 den „Digitalen Tag der Gastinstitutionen“, bei dem sich Organisationen und Medien der deutschen Minderheiten aus vielen Ländern online austauschen und vernetzen konnten. Auch die DSKG war dabei: Die Vorstandsvorsitzende Krystyna Kadlewicz sowie Bernadeta Szyszka, langjähriges DSKG-Mitglied, ehemaliges Vorstandsmitglied und Deutschlehrerin bei der DSKG und Madeleine Hartmann, ifa-Kulturmanagerin bei der DSKG, haben an diesem internationalen Online-Treffen teilgenommen. n

Unterstützen Sie die „Niederschlesischen Informationen“

S

ie lesen unsere Zeitung gern und möchten sich für deren Erhalt einsetzen? Dann bitten wir Sie freundlich um eine Spende. Für unsere Gesellschaft bedeuten

die Ausgaben für Layout, Druck und Porto eine starke Belastung. Jede noch so kleine Spende wäre eine große Hilfe! Wir danken Ihnen für Ihr Engagement!

Niederschlesische Informationen Zeitschrift der Deutschen Sozial-Kulturellen Gesellschaft in Breslau

Bankverbindung: Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft Breslau, BIC/SWIFT: WBKPPLPP Für Überweisungen in Euro: IBAN: PL 54 1090 2529 0000 0001 3033 1425 Für Überweisungen in Złoty: IBAN: PL 67 1090 2398 0000 0006 0801 7074

Redaktion: Krystyna Kadlewicz, Madeleine Hartmann, Kontakt: Izabela Kałamarz, Witold Hanak Deutsche Sozial-Kulturelle Gesellschaft Breslau Internetseite: www.ntks.pl ul. Saperów 12, 53-151 Wrocław, Polen Gestaltung: Mateus Joschko Tel.: +48 71 361 42 31 Druck: Chroma Print E-Mail: biuro@ntks.pl, ntkswroclaw@vdg.pl Die Publikation wird durch das Ministerium für Inneres und Verwaltung der Republik Polen unterstützt.


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.