Leistungsbilanz 2007-2013/14 Regionalentwicklung Außerfern

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REGIONALENTWICKLUNG 2007-2013/14 AUSSERFERN LEISTUNGSBILANZ


IMPRESSUM Diese Broschüre stellt den Verein Regionalentwicklung Außerfern vor und gibt einen Überblick über die Aktivitäten und Projekte im Bezirk Reutte der Förderperiode 2007 bis 2013/14. Medieninhaber und Herausgeber Regionalentwicklung Außerfern – REA ZVR 365170536 Kohlplatz 7, 6600 Pflach Tel: +43 5672-62387 Fax: +43 5672-62387-139 E-mail: rea@allesausserfern.at www.allesausserfern.at/rea Redaktion: Regionalentwicklung Außerfern Fotos: Regionalentwicklung Außerfern (die sonstigen Bildnachweise sind direkt beim jeweiligen Foto angegeben) Visuelle Gestaltung: duarf91, das grafikstudio von kdg mediascope GmbH Lektorat: Victoria Strobl Druck: Artpress VVA Druckerei GmbH In dieser Broschüre wird auf eine Aufzählung beider Geschlechter (Teilnehmer und Teilnehmerinnen) zugunsten einer möglichst einfachen Leseart des Textes verzichtet. An dieser Stelle wird betont, dass in der deutschen Sprache durch den generischen Maskulin beide Geschlechter gleichermaßen miteinbezogen werden. 2


INHALT

SCHWERPUNKTE 2007-2013/14

26 – 65

Grußwort LH Günther Platter

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Grußwort Dr. Reinhard Schretter

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Landwirtschaft & Co

26 – 27

Grußwort Mag. Dr. Christoph Platzgummer

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Grußwort Obmann Bgm. Alois Oberer

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28 – 41 28 – 29 30 – 31 32 – 33 34 – 35 36 – 37 38 – 39 40 – 41

REA zieht Bilanz

10 – 11

20 Jahre REA

12 – 13

Informieren und Beteiligen

14 – 15

Tourismus Zugpferd Wandertourismus Lechweg Der sanfte Winter Radtourismus Naturerlebnisse Neue Sport- und Freizeitanlagen Marketing- und Qualitätsoffensive

REA International

16 – 17

Seitentäler

42 – 43

Förderprogramme

18 – 19

Dorferneuerung

44 – 45

Preise und Auszeichnungen

20 – 21

Wirtschaft und Standort

46 – 47

Ausblick

22 – 23

Naturraum Naturgefahren und Aufklärung Unsere Schutzgebiete

48 – 51 48 – 49 50 – 51

Mobilität Stärkung der Öffis Mobilität im Zentrum

52 – 55 52 – 53 54 – 55

Energie

56 – 57

Jugend

58 – 59

Gesellschaftliche Vielfalt

60 – 61

Soziales

62 – 63

Kultur

64 – 65

REGIONALENTWICKLUNG AUSSERFERN

10 – 23

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Foto: Land Tirol – Aichner

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Foto: Schretter & CIE

Ich gratuliere dem Verein „Regionalentwicklung Außerfern – REA“ zur eindrucksvollen Leistungsbilanz der letzten Programmperiode. Der Verein REA als Zusammenschluss aller 37 Gemeinden des Bezirks Reutte, der vier Außerferner Tourismusverbände sowie der Wirtschaftskammer Tirol, der Arbeiterkammer Tirol, der Bezirkslandwirtschaftskammer und Leitbetrieben gilt als langjähriger Motor einer starken Entwicklung des Außerferns. So konnten in den vergangenen zehn Jahren 387 Projekte im Rahmen des Entwicklungsprogramms Naturpark Tiroler Lech umgesetzt werden. Damit verbunden ist eine Investitionssumme von rund 96 Millionen Euro. Zum erfolgreichen Engagement gehört auch der Gesinnungswandel vom Natura-2000-Gebiet als Mühlstein hin zu einer wertvollen Ressource für die touristische Entwicklung. Hier haben viele Initiativen beispielhaft aufgezeigt, wie man mit naturnahem Qualitätstourismus gutes Geld verdienen und einen Nächtigungszuwachs im zweistelligen Bereich erreichen kann. Das alles soll uns anspornen, die Zukunft weiterhin mit Mut, Kreativität, persönlichem Einsatz und einem partnerschaftlichen Miteinander aktiv in die Hand zu nehmen!

Der Verein „Regionalentwicklung Außerfern – REA“ hat in den letzten 20 Jahren maßgeblich zur Umsetzung interessanter Projekte der Region beigetragen. Unsere Wirtschaft ist sehr von leistungsfähigen Unternehmen geprägt, welche auf die Entwicklung des ganzen Bezirkes ausstrahlen und diese befruchten. Zur Abrundung und zur sinnvollen Verknüpfung guter Gedanken ist es gut und wichtig, wenn kluge und häufig auch grenzübergreifende Projekte aufgegriffen und entsprechend organisiert und umgesetzt werden. Bei den Gemeinden und allen öffentlichen Organisationen und auch bei den Unternehmen hat REA hohe Akzeptanz. Dies soll auch weiterhin so bleiben. Eine kreative Ideenfindung und ein effizientes Management gewährleisten das gute Funktionieren. Ich wünsche dem Verein – auch im Interesse der gesamten Region Außerfern – weiterhin alles Gute.

LH Günther Platter, Landeshauptmann von Tirol

Dr. Reinhard Schretter, Präsident der Industriellenvereinigung Tirol


LEISTUNGSBILANZ

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Foto: Land Tirol – Andreas Fischer

Eine Leistungsbilanz, die sich sehen lassen kann! Die eigenständige Regionalentwicklung hat in Tirol einen hohen Stellenwert. Vor ca. 25 Jahren wurden diesbezüglich auch die ersten Regionalmanagements gegründet. Das Außerfern war mit dem damaligen Verein ERA ein Vorreiter in Tirol. Wesentliche Impulse hat die Regionalentwicklung nach dem EU-Beitritt Österreichs vor allem durch das LEADER-Programm erfahren. Das INTERREG-Programm steht für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit und bildet ebenfalls einen wichtigen Baustein der Regionalentwicklung im Außerfern. Beim Start als LEADER-Region hat es sicherlich noch einige Überzeugungsarbeit bei den Gemeinden benötigt, damit sich eine Beteiligung an der Regionalentwicklung auszahlt. Treibende Kraft am Beginn war hier sicherlich der ehemalige Bezirkshauptmann Dietmar Schennach, der die Gemeinden von der Sinnhaftigkeit überzeugen konnte. Die Regionalentwicklung hat sich dann aber sehr positiv entwickelt. Dies wurde auch auf europäischer Ebene wahrgenommen. Für die europaweite Abschlusskonferenz von LEADER in der Periode 2000 -2006 in Portugal im Jahr 2007 wurde als österreichischer Vertreter das Außerfern eingeladen. 6

Vorzeigeprojekte wie das „Europäische Burgenmuseum Ehrenberg“, das „Soziale Leitbild Außerfern“ sowie bäuerliche Direktvermarktungsprojekte konnten dort präsentiert werden. Das Außerfern hat diesen erfolgreichen Weg auch in der Periode 2007 - 2013 fortgesetzt. Die Regionalentwicklung genießt deshalb auch zu Recht eine hohe Akzeptanz in der Region und wird von einer Vielzahl von Akteuren unterstützt. Ich möchte mich in diesem Zusammenhang bei allen Akteuren recht herzlich für ihr Engagement bedanken, das zu diesem Erfolg beigetragen hat. Ein besonderer Dank gilt auch dem Team des Regionalmanagements, welches mit seinem Einsatz und seiner Professionalität die Region tatkräftig unterstützt.

Mag. Dr. Christoph Platzgummer Vorstand der Abt. Landesentwicklung und Zukunftsstrategien im Amt der Tiroler Landesregierung


LEISTUNGSBILANZ

Foto: Marktgemeinde Reutte

REA, aus der Region Reutte nicht mehr wegzudenken! Die Bilanz der Regionalentwicklung Außerfern der letzten Programmperiode kann sich mehr als sehen lassen. Von 2007 bis 2014 wurden nicht weniger als 292 Projekte über verschiedene Förderprogramme umgesetzt. Von Land, Bund und EU flossen in diesem Zeitraum 16,5 Millionen Euro an Fördergeldern in den Bezirk Reutte und diese lösten wiederum rund 32,6 Millionen Euro an Investitionen für die Region Außerfern aus. Leuchtturmprojekte unter der Vielzahl an Umsetzungen waren zum Beispiel der Lechweg, die Errichtung des Naturparkhauses, die Vermieterakademie, die Qualifizierungsoffensive in Sachen Pflege oder die Entwicklung im Burgenensemble Ehrenberg. Verantwortlich für diese positive Bilanz sind in erster Linie der Geschäftsführer Günter Salchner und seine Kollegin Ursula Euler. Sie haben in der Zeit ihres Wirkens unschätzbar viel Positives für die Entwicklung der gesamten Region geleistet. Die gute Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Geschäftsführung bildet dabei die Grundpfeiler für diese stolze Leistungsbilanz.

REA ist aber nicht nur selbstständiger Projektumsetzer, sondern auch immer wieder Impulsgeber und Partner für andere Themen. So engagieren sich die Mitarbeiter der REA auch bei der Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und in Sachen Mobilität, bei der Suchtprävention, bei der Pflegedrehscheibe oder beim Entwicklungsprojekt Jugend Next Generation, um nur einige zu erwähnen. Nach Einreichung der Entwicklungsstrategie sind wir zuversichtlich, wieder als Förderregion im Sinne von LEADER anerkannt zu werden. Auch das Regionale Wirtschaftsprogramm für die Naturparkregion Lechtal-Reutte wurde von REA verfasst und von den Planungsverbänden beschlossen. Das alles sind wichtige Voraussetzungen, um den eingeschlagenen Weg im Sinne der Region positiv und zukunftsorientiert gemeinsam weiter fortsetzen zu können. In diesem Sinne herzlichen Dank an alle die am „Haus Außerfern“ mitgebaut haben und uns auch bei der Umsetzung der künftigen Projekte unterstützen werden. Bürgermeister Alois Oberer, Obmann der Regionalentwicklung Außerfern 7


8 Foto: Robert Eder


REGIONALENTWICKLUNG AUSSERFERN

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REA ZIEHT BILANZ Am Ende einer Programmperiode ist es wiederum an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Mit dieser Broschüre zeigen wir in kompakter Form, was wir gemeinsam mit vielen regionalen Akteuren in der Periode 2007-2013/14 alles erreichen konnten. Und die Bilanz kann sich sehen lassen. Das Haus Außerfern ist um rund 292 Projekte gewachsen. Damit verbunden sind 32,6 Mio. Euro an Investitionen. Davon entfallen rund 16,5 Mio. Euro auf Förderungen von Land, Bund und EU.

WER STECKT HINTER REA? REA steht für Regionalentwicklung Außerfern. Zu den Mitgliedern von REA zählen alle 37 Gemeinden des Bezirks Reutte, die vier Tourismusverbände, die Bezirkslandwirtschaftskammer, die WK Tirol, die AK Tirol, die Raiffeisenbank Reutte, die Sparkasse Reutte, die Hypo Tirol Bank, die Elektrizitätswerke Reutte, die FA Schretter & Cie und Armin Walch, der seit 2001 auch die Funktion des ObmannStellvertreters inne hat. REA-Obmann ist seit 2013 der Reuttener Bürgermeister Alois Oberer. Tourismusverband GF Michael Keller ist Schriftführer, Direktor Christian Frick Kassier. Dem REA-Vorstand gehören zudem an: die Bezirkshauptfrau Katharina Rumpf, die Bezirksbäuerin Lisbeth Fritz, die Obfrau von „Frau in der Wirtschaft“ Marina Bunte, die Planungsverbandsvertreter Markus Eberle, Vinzenz Knapp, Heiner Ginther und Martin Hohenegg sowie Ingrid Specht, Anja Krämer und Katrin Perktold für die Tourismusverbände; für die Kammern Andreas Lintner, Birgit Fasser und Franz Kögl, AMS-Leiter Klaus Witting sowie Bundesrätin Sonja Ledl-Rossmann, Nationalrätin Elisabeth Pfurtscheller und Landesabgeordnete Maria Zwölfer. Das Regionalmanagement, gleichzeitig Geschäftsstelle des Vereins, ruht auf vier Säulen: dem LAG-Management, der Koordinationsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit, der Koordinationsstelle der Freiwilligenpartnerschaft Tirol und der Geschäftsstelle für das Entwicklungsprogramm Tiroler Lech.

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WIE ARBEITET REA? Seit 2001 ist REA eine so genannte Lokale Aktionsgruppe (LAG). Es gab in der Periode 2007-2013/14 rund 2.600 solcher LAGs in der EU-27. Alle arbeiten nach der LEADER-Methode und setzen Förderungen aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums, kurz ELER, ein. LEADER steht für Liaison Entre Actions de Développement de l’Économie Rurale und beschreibt einen Entwicklungsansatz, der auf sieben Prinzipien beruht. Der territoriale Ansatz (1) besagt, dass nur solche ländliche Regionen, die sich mit einer Entwicklungsstrategie erfolgreich um den Status einer LAG beworben haben, auf die Förderungen zugreifen können. Die Auswahl trifft das Ministerium für ein lebenswertes Österreich in Zusammenarbeit mit den Bundesländern auf Basis von EU-Vorgaben. Die Entwicklung muss von der Region selbst, also bottom-up (2) vorangetrieben werden. Dies betrifft die Erarbeitung der Strategie als auch ihre Umsetzung in Form von Projekten. Eine regionale Trägerorganisation, in unserem Fall REA, trägt die Verantwortung für die Strategie und ihre Umsetzung. Sie muss die Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft (3) haben. Die ländliche Entwicklung folgt einem Sektor übergreifenden (4) und innovativen (5) Ansatz. Für bessere Verbreitung von Know-how baut die LEADERMethode auf interregionale bzw. transnationale Kooperation (6) und eine europaweite Vernetzung von LAGs (7). REA unterstützt regionale Akteure bei der Projektentwicklung, der Akquise von Fördermitteln, der Umsetzung und Abrechnung. Als Förderinstrumente kommen nicht nur der ELER, sondern auch der Europäische Fond für regionale Entwicklung und andere Programme von Bund und Land Tirol zum Einsatz. Darüber hinaus moderiert REA den Strategieprozess und greift wichtige regionalpolitische Themen auf.


REGIONALENTWICKLUNG AUSSERFERN DIE FRÜCHTE UNSERER ARBEIT

FACTBOX Projektanzahl 292 Investitionen € 32.727.080 Förderungen € 16.252.640 11 Foto: Robert Eder


20 JAHRE REA Am 22. Juni 1995 fand die konstituierende Vollversammlung des Vereins Regionalentwicklung Außerfern, damals Eigenständige Regionalentwicklung Außerfern – ERA, statt. Die Initiative zur Vereinsgründung ging von der Bezirksraumordnungskommission und der Wirtschaftskammer aus. Sodann übernahm auch WKBezirksstellenleiter Helmut Lagg die Funktion des Obmanns. 1995 war das Jahr des EU-Beitritts. Nun galt es, mithilfe von EU-Strukturfondsmitteln die regionale Entwicklung voranzutreiben. REA folgte damit den Bezirken Imst, Landeck und Lienz. Schon bald wurde klar, dass ohne ein professionelles Regionalmanagement keine Fortschritte zu erzielen seien. Die notwendige Finanzierung für eine Geschäftsstelle aufzutreiben, erwies sich als sehr schwierig. Ohne Eigenmittel aus der Region konnten auch keine Förderungen beantragt werden. Ein Jahr nach der Gründung drohte diese Initiative wieder einzuschlafen. Überzeugt vom Potential eines Regionalmanagements sprangen die Außerferner Raiffeisenbanken in die Bresche. Mit einem Sponsoring von 257.000 Schilling statteten sie ERA mit einer kräftigen Portion Eigenmittel aus. Daraufhin erklärten sich auch die Gemeinden bereit, einen höheren jährlichen Beitrag zu leisten. Damit war die finanzielle Grundlage für die Einstellung eines Regionalmanagers geschaffen. Ursula Poberschnigg war die erste Geschäftsführerin des Vereins. Das Büro war untergebracht im Gebäude der Wirtschaftskammer. Gemeinsam mit Obmann Helmut Lagg konnte Ursula Poberschnigg wichtige Vorhaben in Angriff nehmen: die Rettung der Außerfernbahn oder das Öko-Modell Außerfern, ein Beratungs- und Anreizsystem für die Bürger im Bereich thermischer Sanierungen. In die Anfangsjahre fiel auch die Gründung der beiden Euregios „Via Salina“ und „Zugspitze Wetterstein Karwendel“.

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Im Jahr 2001 bewarb sich REA zum ersten Mal um den Status einer Lokalen Aktionsgruppe (LAG) gemäß LEADER+. Voraussetzung hierfür war die Erarbeitung einer Entwicklungsstrategie für den Bezirk Reutte und ein klares Bekenntnis der Mitglieder, den regionalen Finanzierungsanteil für ein Management für die gesamte Programmperiode sicherzustellen. Im Zuge dieser Bewerbung erhielt der Verein seinen heutigen Namen „Regionalentwicklung Außerfern – REA“. Am 3. Juli 2001 erklärte der damalige Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer das Außerfern zur LEADER-Region. Im Dezember trat der neue REAGeschäftsführer Günter Salchner seinen Dienst an. Am 4. April 2002 übernahm Aurel Schmidhofer die Funktion des Obmanns. Als Koordinatorin des Projekts „TIROLINO – Bedarfsgerechte Kinderbetreuung für Arbeitskräfte im Tourismus“ stieß Ursula Euler im Februar 2003 zum Verein. Im Jahr 2004 beendete die Tiroler Landesregierung die langen Diskussionen pro und kontra Nationalpark Tiroler Lech und wies ein Naturschutzgebiet mit dem Prädikat Naturpark aus. Damit verbunden war die Installation eines regionalwirtschaftlichen Programms. Im Februar 2004 übernahm REA die Funktion der Programmgeschäftsstelle. Am 10. Mai 2004 löste Vinzenz Knapp Aurel Schmidhofer als Obmann ab. Ausgestattet mit schlagkräftigen Förderinstrumenten startete REA in der Programmperiode 2000-2006 ordentlich durch. Mit 149 Projekten und einem Investitionsvolumen von 16,7 Mio. Euro bei Förderungen von 7,7 Mio. Euro etablierte sich REA als treibende Kraft der regionalen Entwicklung. Im Jahr 2007 wurde REA stellvertretend für alle österreichischen LAGs im Rahmen der Abschlussveranstaltung von LEADER+ in Portugal von der Europäischen Kommission ausgezeichnet. Im Dezember 2007 begann die zweite LEADER-Periode.


REGIONALENTWICKLUNG AUSSERFERN

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INFORMIEREN UND BETEILIGEN Für wen machen wir Regionalentwicklung? Letztendlich für die Bevölkerung. Es gilt daher, laufend über unsere Aktivitäten und Projekte zu informieren. Wir versenden regelmäßig Presseaussendungen an die heimischen Medien. Neuigkeiten veröffentlichen wir auch auf unserer Website www.allesausserfern.at, auf der gemeinsamen Website der Tiroler Regionalmanagements www.rm-tirol.at sowie der Website der österreichischen LEADER-Regionen www.netzwerk-land.at. Mit dem Regionalfernsehen RE1 produzieren wir Reportagen zu aktuellen Themen und Projekten. Unsere Fernsehbeiträge sind auf der REA-Website unter REA-Filmarchiv als Video-Stream abrufbar. Gemeinsam mit dem Bezirksblatt Reutte produzierten wir immer wieder Magazine, die an die Haushalte versendet wurden. Zu nennen sind hierbei die ersten vier Ausgaben des Naturpark-Magazins, der Außerferner Kulturkalender, ein Energie-Magazin und das Magazin „Mobil im Planungsverband Reutte und Umgebung“. Bei kooperativen Informationskampagnen, wie zuletzt zum Thema Suchtprävention und Jugendschutz, übernehmen wir häufig die Konzeption und Koordination.

ZUKUNFTSFORUM AUSSERFERN Einmal im Jahr laden wir die Bevölkerung ein, sich im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung, dem Zukunftsforum Außerfern, in die Diskussion zu Fragen der regionalen Entwicklung einzubringen. Die Moderationen übernahm zumeist Helmut Mittermayr von der Tiroler Tageszeitung. Den Beginn machte das Außerferner Wirtschaftsgespräch 2005 im Anschluss an einen von uns organisierten Fördersprechtag an der Wirtschaftskammer Reutte. Gemeinsam mit der Sparkasse Reutte stellten wir die Frage, wie man einen Koffer voller Geld am besten

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in den Tourismus investieren sollte. Zur Wahl standen ein Campingplatz, ein Feriendorf und ein 5*Hotel. 2006 besuchte uns der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler. Er referierte in der Ehrenberg Arena über die Chancen und Risiken ländlicher Regionen in Europa. 2007 feierte REA den Abschluss der Programmperiode mit einer großen Gala im Lina-Thyll-Saal, umrahmt von einem jazzigen Weihnachtskonzert. Das Zukunftsforum 2008 beschäftigte sich mit dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel. Über die Herausforderungen, Gemeinden familien- und generationengerecht aufzustellen, referierte Bürgermeister Paul Ammann aus Ludesch. Florian Bauer vom MCI sprach über das Thema „Employer Branding“ für Regionen. 2009 war der deutsche Fernsehjournalist und Energieexperte Dr. Franz Alt zu Gast in Pflach. Die Physikschüler des Gymnasiums sorgten für die passende Knoff-hoff-Show. Das Zukunftsforum 2010 knüpfte an die Mobilitätswoche an und widmete sich der Zentrumsbelebung in Reutte. Anlässlich des Europäischen Jahres der Freiwilligenarbeit diskutierten wir 2011 über geeignete Rahmenbedingungen für das Ehrenamt im Sozialbereich. 2012 setzten sich der Soziologe Wolfgang Meixner, Historiker Markus Schermer, Armin Walch und Kammer-Obmann Franz Kögl mit der Entwicklung von Landschaft auseinander. 2013 wieherte es aus dem Kühlschrank. Die EU Abgeordnete Eva Lichtenberger, LK-Präsident Josef Hechenberger und Gudrun Pechtl von der FA MPreis diskutierten über Regionalität und Bio als Antwort auf Lebensmittelskandale. 2014 präsentierten wir die Entwicklungsstrategie Außerfern 2014-2020, bevor wir sie Ende Oktober beim Ministerium für ein lebenswertes Österreich einreichten.


REGIONALENTWICKLUNG AUSSERFERN DIE BEVÖLKERUNG STEHT IM MITTELPUNKT

15 Foto: Dr. Peter Egg


REA INTERNATIONAL Man muss das Rad nicht immer neu erfinden. Der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung mit anderen ländlichen Regionen sind wesentliche Elemente der LEADER-Methode. Wir engagieren uns seit vielen Jahren im internationalen Know-how-Transfer. Bei zahlreichen Veranstaltungen in Brüssel hatten wir die Gelegenheit, unsere Projekte der großen Europäischen LEADER-Familie vorzustellen. Einladungen, über unsere Erfahrungen zu berichten, kamen auch aus Deutschland, Belgien, Montenegro, Schottland, der Schweiz, der Slowakei und Südtirol.

VONEINANDER LERNEN Zahlreiche Delegationen aus den neuen Mitgliedsstaaten sowie aus den Ländern des Westbalkans kamen ins Außerfern, um von unseren Erfahrungen zu lernen. Aber auch wir machten uns auf den Weg, um uns über aktuelle Themen auszutauschen. Im Jahr 2008 erhielten wir Besuch von fünf südfinnischen LEADERRegionen. Bei einer spannenden Diskussion über das finnische Schulsystem im Hotel Maximilian sprachen unsere Besucher eine Gegeneinladung aus. Wenige Monate später machten wir uns mit über 20 Teilnehmern auf den Weg nach Finnland. Neben dem Schulsystem erkundigten wir uns auch über die Art und Weise, wie die Finnen das Thema Pflege organisieren. Im Jahr 2011 führte uns eine Exkursion in die Region Westluzern, nachdem zuvor die Schweizer Kolleginnen und Kollegen sich von der Regionalentwicklung im Außerfern ein Bild gemacht hatten. Seit 2013 verbindet uns eine Entwicklungspartnerschaft mit der Luxemburgischen LEADER-Region Mullerthal. Gegenstand des

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transnationalen Projekts sind die beiden Weitwanderwege Lechweg und Mullerthal Trail. Im Mittelpunkt stehen dabei Fragen des Qualitätsmanagements im Wandertourismus und das Qualitätsmodell der Europäischen Wandervereinigung„Leading Quality Trails – Best of Europe“. Sowohl der Lechweg als auch der Mullerthal Trail sind nach diesem Modell zertifiziert.

REA UND DIE WEITE WELT In den Jahren 2008 bis 2010 beteiligten wir uns am internationalen Leadership-Training „Planung und Management regionaler Entwicklung in Bergregionen“. Dieses Training richtete sich an Nachwuchsführungskräfte aus Entwicklungsländern. REA stellte dabei jeweils für zwei Monate Praktikumsplätze zur Verfügung. Hem Raj Bhusal, Section Officer im Nepalesischen Ministerium für lokale Entwicklung war unser erster Praktikant. Ihm folgte Saidzulol Shozodaev, Personalentwickler in der Verwaltung der Provinz Badachschan in Tadschikistan. Den Abschluss machte Anousack Chaysavang aus Laos. Er beschäftige sich in seinem Heimatland vor allem mit Fortbildungsprogrammen. Unsere drei Praktikanten gewannen tiefe Einblicke in die Arbeitsweise einer Tiroler Regionalmanagementorganisation und konnten ihre Deutschkenntnisse wesentlich verbessern. Unvergessen sind ihre Präsentationen an zahlreichen Außerferner Schulen. Lehrer und Schüler hatten die Möglichkeit, sich aus erster Hand über die Heimatländer der Praktikanten zu informieren und mit ihnen über die dortigen Lebensverhältnisse sowie über die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen zu diskutieren.


REGIONALENTWICKLUNG AUSSERFERN EIN GELEBTES EUROPA DER REGIONEN

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FÖRDERPROGRAMME Die besten Ideen nützen nichts, wenn deren Umsetzung an einer unzureichenden Finanzierung scheitert. Förderprogramme von Land, Bund und EU sind daher wichtige Instrumente in der Regionalentwicklung. Das beste Förderprogramm für das jeweilige Projekt zu finden sowie die Projektträger bei der Beantragung und Abrechnung von Förderungen zu unterstützen, zählen zu unseren wichtigsten Aufgaben.

EU-PROGRAMME In der Periode 2007 bis 2013/14 wurden insgesamt 292 Projekte mit einem Investitionsvolumen von 32,6 Mio. Euro verzeichnet. Die Finanzierung dieser Projekte erfolgte zu einem erheblichen Anteil mithilfe von Förderungen. Über die diversen Förderprogramme flossen insgesamt 16,5 Mio. Euro ins Außerfern. Davon entfallen wiederum rund 11 Mio. Euro auf EU-Förderungen. Das wichtigste EU-Förderinstrument ist LEADER. Es ist Teil der ländlichen Entwicklung und fällt somit in das EU-Agrarbudget. LEADER steht für „Liaison entre actions de développement de l‘économie rurale“, auf Deutsch „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Das Besondere an LEADER ist, dass die Förderungen mit einer speziellen Methode der ländlichen Entwicklung einhergehen. Förderungen stehen demnach nur solchen Regionen zu, die sich mit einer Entwicklungsstrategie und einer entsprechenden Trägerorganisation, einer so genannten Lokalen Aktionsgruppe (LAG), erfolgreich um den LEADER-Status bewerben. Die Entwicklungsstrategie muss einen kooperativen, innovativen und sektorübergreifenden Ansatz verfolgen. Seit 2001 ist REA eine solche LAG und das Außerfern eine LEADER-Region. In Tirol gab es in der vergangenen Periode acht Lokale Aktionsgruppen, in Österreich waren es in Summe 86, EU-weit rund 2.600. Das zweitwichtigste Instrument neben LEADER ist die Europäische Territoriale Zusammen-

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arbeit mit dem INTERREG-Programm Österreich-Bayern. Dieses Programm zielt auf die Stärkung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Die Förderungen kommen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Die Zusammenarbeit mit unseren bayerischen Nachbarregionen ist für das Außerfern von großer strategischer Bedeutung. Der Weg nach Innsbruck ist weit und der Fernpass stellt nicht nur eine geografische, sondern auch eine psychologische Barriere dar. Dagegen führen sieben Straßen- und zwei Bahnverbindungen in unsere bayerischen Nachbarregionen. In einer globalisierten Welt spielen Staatsgrenzen eine immer geringere Rolle. Das dritte Instrument ist das Programm zur Stärkung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit Tirol 2007-2013. Neben diesen Instrumenten setzte REA auch Förderungen aus dem Klima- und Energiefonds des Bundes sowie reine Landesförderungen ein.

ENTWICKLUNGSPROGRAMM FÜR DAS TIROLER LECHTAL Als Ausgleich zur Natura-2000-Ausweisung weiter Teile des Lechtals installierte das Land Tirol im Jahr 2004 ein eigenes regionalwirtschaftliches Programm für die Naturparkregion Lechtal-Reutte, ausgestattet mit einem 10,9 Mio. Euro schweren Sonderförderprogramm. Dieses Programm verfolgte das Ziel, die Attraktivität der Region für Gäste und Einheimische zu stärken und in Verbindung mit dem Schutzgebiet eine nachhaltige Regionalentwicklung auszulösen. Im Jahr 2014 lief dieses Programm aus. Es bewirkte einen deutlich spürbaren wirtschaftlichen Aufschwung in der Region. Die Akzeptanz für das Natura 2000 Gebiet ist heute eine gänzlich anderes als noch vor zehn Jahren. Auch die regionale Zusammenarbeit erfuhr eine wesentliche Vertiefung. Man erkannte, dass man auch mit naturnahem Qualitätstourismus gutes Geld verdienen kann.


REGIONALENTWICKLUNG AUSSERFERN DIE EU IST UNS ALLES AUSSER FERN

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PREISE UND AUSZEICHNUNGEN Auch diesmal können wir die Programmperiode mit zahlreichen Auszeichnungen abschließen. Sie machen stolz und motivieren dazu, den eingeschlagenen Weg der regionalen Entwicklung konsequent weiterzugehen.

Wettbewerbs waren große Städte wie Budapest, Eindhoven oder Zagreb. Aus dem gesamten deutschsprachigen Raum schaffte es nur die Marktgemeinde Reutte unter die TOP 10.

VCÖ MOBILITÄTSPREIS TIROL

Bei der Entwicklung des Lechwegs waren wir eine der treibenden Kräfte. Gemeinsam mit der Europäischen Wandervereinigung und den beteiligten Touristikern entwickelten wir am Beispiel des Lechwegs Qualitätskriterien, die in ganz Europa zur Anwendung kommen. Zeitgerecht zur Eröffnung im Juni 2012 durften die Touristiker für den Lechweg von Lis Nielsen, Präsidentin der Europäischen Wandervereinigung, das Zertifikat „Leading Quality Trail – Best of Europe“ entgegennehmen. Mittlerweile gibt es weitere Weitwanderwege in Europa, die nach diesem Modell zertifiziert sind. Überzeugt von der Strahlkraft dieses touristischen Produkts reichten wir den Lechweg in enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Touristikern bei verschiedenen Wettbewerben ein. Bereits in seiner ersten Saison adelte das „Wandermagazin“ den Lechweg mit dem „Wander-Award“. Mit dieser Auszeichnung würdigt das Magazin die Teamarbeit bei beispielgebenden Projekten sowie ihre Konzeption, Umsetzung und Wirkung. Im Jahr 2013 erhielt die Werbegemeinschaft Lech-Wege den Tourismuspreis „Tirol Touristica“ in der Sparte Angebotsentwicklung. Im selben Jahr erreichte der Weitwanderweg unter 74 Einreichungen den 3. Platz beim österreichischen LEADER Innovationspreis.

Seit einigen Jahren bemühen wir uns, gemeinsam mit der Marktgemeinde Reutte und in Abstimmung mit den Talkesselgemeinden und dem Tourismusverband Naturparkregion Reutte, um eine Verbesserung des Alltagsradverkehrs, des öffentlichen Personennahverkehrs und der Barrierefreiheit in öffentlich zugänglichen Gebäuden. Ein neues Radwegekonzept und seine konsequente Umsetzung sollen mehr Menschen dazu motivieren, das Auto stehen zu lassen und die täglichen Wege auf dem Drahtesel zurückzulegen. Eine besondere Innovation stellt das Kundencenter des Verkehrsverbundes Tirol am Bahnhof Reutte dar. Fahrgäste bekommen an einem Schalter Fahrplanauskünfte, Tickets und Reisebüroleistungen von DB, ÖBB und VVT. Im Zuge des Projekts „AllgäuAußerfern barrierefrei“ wurden über 80 Einrichtungen hinsichtlich baulicher Barrierefreiheit überprüft. Mit der Initiative „autofreie und barrierefreie Mobilität“ gewann die Marktgemeinde Reutte gemeinsam mit REA 2013 den „Mobilitätspreis Tirol“ des Verkehrsclubs Österreich. Dies ist bereits der zweite Mobilitätspreis. Im Jahr 2007 schafften wir unter 207 Einreichungen den Bundessieg.

REUTTE UNTER DEN TOP 10 BEIM EUROPEAN MOBILITY WEEK AWARD

VIER AUSZEICHNUNGEN FÜR DEN LECHWEG

ANERKENNUNGSPREIS FÜR GENUSSRADWANDERTAG

Die Marktgemeinde Reutte beteiligte sich 2010 zum ersten Mal an der Europäischen Initiative „Mobilitätswoche und autofreier Tag“. Wir waren maßgeblich an der Konzeption und Organisation des umfangreichen Programms beteiligt und reichten es beim „European Mobility Week Award“ ein. Unter den Top 10 dieses

Gemeinsam mit den Tourismusverbänden, dem Naturpark, den Direktvermarktern und den Naturparkwirten entwickelten wir den Genussradwandertag. Die Tirol Werbung würdigte diese Verbindung von Landwirtschaft, Naturpark und Tourismus im Jahr 2011 mit einem „Tirol Touristica“ Anerkennungspreis.

20 Foto: Wandermagazin

Foto: Land Tirol

Foto: BMLFUW


REGIONALENTWICKLUNG AUSSERFERN REA FEIERT ERNTEDANK

21 Foto: Werbegemeinschaft Lech-Wege


AUSBLICK Der Abschluss einer Programmperiode bietet nur wenig Zeit zum Verschnaufen. Während eine Periode zu Ende geht, sind gleichzeitig die Weichen für die Zukunft zu stellen. Zuletzt bereiteten wir uns intensiv auf die neue Programmperiode 2014-2020 vor. Unter breiter Beteiligung erarbeiteten wir eine Entwicklungsstrategie Außerfern und ein zweites Entwicklungsprogramm für die Naturparkregion Lechtal-Reutte. Mithilfe dieser Instrumente werden wir den eingeschlagenen Weg der regionalen Entwicklung konsequent weiterverfolgen. In Zukunft werden wir uns verstärkt mit dem Thema Energie beschäftigen. Ob Elektromobilität, Energieeffizienz oder erneuerbare Energieträger, auch unsere Region muss einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Besondere Aufmerksamkeit verdient der demografische Wandel. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und geburtenschwacher Jahrgänge müssen wir uns noch intensiver mit der Jugend beschäftigen. Jeder junge Mensch, der das Außerfern verlässt und nur mehr zu Weihnachten kurz vorbeischaut, stellt einen Verlust dar. Unsere Unternehmen benötigen dringend Fachkräfte. Dabei müssen wir gerade die Klein- und Kleinstbetriebe bei der Suche nach Lehrlingen unterstützen. Es ist nach wie vor eine große Herausforderung, qualifizierte Fachkräfte für den Bezirk Reutte zu gewinnen. Bei vielen Nicht-Außerfernern hat die Region kein oder ein schlechtes Image – zu Unrecht wie wir meinen. Tue Gutes und sprich darüber, muss Motto für ein umfassendes Standortmarketing sein. Neben Fachkräften sind auch Investoren und Betriebsansiedler anzusprechen. Der demografische Wandel macht es erforderlich, sich auf eine älter werdende Gesellschaft einzustellen. Die Menschen müssen länger im Erwerbsleben bleiben.

22 Foto: Tiroler Zugspitz Arena

Foto: Reutte gestalten

Gleichzeitig gilt es, Pflege ganzheitlich zu organisieren und den Menschen ein Altwerden in Würde im Kreise der Familie zu ermöglichen. Die Entwicklung eines familien- und generationengerechten Außerfern muss uns allen ein wesentliches Anliegen sein. Der Bezirk Reutte ist eine Grenzregion mit sieben Straßenund zwei Bahnverbindungen nach Bayern. Mit nur einer ganzjährig geöffneten Passstraße hängt das Außerfern einem seidenen Faden gleich am Tiroler Zentralraum. Dennoch sind auch Außerferner Tiroler, Tiroler mit internationaler Orientierung. Viele unserer Unternehmen sind weltweit aktiv, unterwegs zwischen Shanghai und New York und zu Hause in der Geborgenheit des ländlichen Raums. Bei allen Fragen der Regionalentwicklung richtet sich die internationale Orientierung zunächst nach Norden zu unseren bayerischen Nachbarn. Während wir uns in unserer Freizeit wie selbstverständlich im Grenzraum bewegen, gilt es bei Ausbildung, Arbeitsmarkt, Wirtschaftskooperationen und bei der medizinischen Versorgung weiterhin Grenzen abzubauen. In der Zusammenarbeit mit unseren bayerischen Nachbarn steckt noch großes Entwicklungspotenzial. Wenn die neue Programmperiode 2015 beginnt, feiert REA ihr 20jähriges Bestehen. In diesen 20 Jahren konnte sich REA als Institution etablieren. Es gelang, ein tragfähiges Netzwerk über alle Sektoren und Gesellschaftsbereiche hinweg aufzubauen. Wir arbeiten miteinander und nicht gegeneinander, müssen nicht immer der gleichen Meinung sein, aber respektieren uns und suchen nach gemeinsamen Lösungen. Dieses Miteinander stellt sicher, dass wir uns und der Welt auch in Zukunft alles sind außer fern.


REGIONALENTWICKLUNG AUSSERFERN AUCH IN ZUKUNFT ALLES AUSSER FERN

23 Foto: Plansee Group


24 Foto: Robert Eder


SCHWERPUNKTE 2007-2013/14

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KLARES BEKENNTNIS ZUR REGIONALITÄT Die Außerferner Landwirtschaft erfüllt wichtige Funktionen. Unsere Bauern und Bäuerinnen produzieren gesunde Lebensmittel. Gleichzeitig sorgen sie für den Erhalt unserer Kulturlandschaft. Ihre Betriebe sind überwiegend kleinstrukturiert. Nur ca. 13% der Höfe werden im Vollerwerb geführt. Noch gibt es in unserer Region rund 1.000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, doch zunehmend bleibt die Stalltür für immer geschlossen. In enger Zusammenarbeit mit der Bezirkslandwirtschaftskammer versuchten wir, Perspektiven für die Landwirtschaft aufzuzeigen und diesen wichtigen Sektor weiter zu stärken.

DIREKTVERMARKTUNG Unser erstes Projekt in der Periode 2007-2013/14 galt dem Aufbau des Außerferner Bauernladens. Der kleine Laden im Zentrum der Marktgemeinde Reutte entwickelte sich zur wichtigsten Verkaufsstelle für die heimische Landwirtschaft. Steigende Umsatzzahlen sind ein Zeichen dafür, dass Regionalität bei der Außerferner Bevölkerung einen hohen Stellenwert besitzt. Besonders beliebt sind Geschenkkörbe voll mit Schmankerln aus nah und fern, denn die Direktvermarkter kooperieren hier mit dem Welt-laden. Ein weiterer Bauernladen entstand im Felixe Minas Haus in der Gemeinde Tannheim. In Gramais baute sich die Familie Scheidle mit einem Hofladen ein zweites Standbein auf. 100%igen Erfolg landeten Melanie Haider und Mario Huber mit Hochprozentigem. Wir konnten das Paar beim Aufbau ihrer Schaubrennerei Lechtaler Haussegen in Elbigenalp unterstützen.

KOSTBARKEITEN UND KÖSTLICHKEITEN Unsere Region hat viele Köstlichkeiten zu bieten. Nicht alle sind gleichermaßen bekannt. Um etwa dem Lammfleisch die entsprechende Bühne zu bieten, riefen wir mit den Naturparkwirten eine eigene Kampagne ins Leben.

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Menschen aus aller Herren Länder, die im Außerfern eine neue Heimat gefunden haben, kochten gemeinsam mit den Wirten nach Rezepten aus ihren Herkunftsländern und luden zu einem interkulturellen Abendessen. Mit der kleinen Broschüre „Kostbarkeiten und Köstlichkeiten der Naturparkregion“ präsentierten die Wirte ihre Lieblingsrezepte, ergänzt um weitere regionale Besonderheiten vom Biobrot der Bäckerei Holzmayr aus Reutte bis hin zur berühmten ROLF-Brille.

QUALIFIZIERUNG Diversifizierung ist bei vielen bäuerlichen Betrieben eine zentrale Strategie der Existenzsicherung. Mit dem Konzept „Urlaub am Bauernhof“ haben sich im Außerfern einigen Betrieben zusätzliche Erwerbsmöglichkeiten im Tourismus erschlossen. Auch hier wird der Erfolg maßgeblich von Professionalität bestimmt. In Zusammenarbeit mit der Tiroler Angebotsgruppe „Urlaub am Bauernhof“ und dem Verein „Mir Allgäuer – Urlaub auf dem Bauernhof“ veranstalteten wir im Oktober 2013 eine groß Fachtagung. Mit zwei parallelen Zertifikatslehrgängen für Kräuterpädagogik versuchten wir, weitere wichtige Impulse für eine Diversifizierung zu setzen.

BRENNPUNKT ALMEN In der Naturparkregion sind insgesamt 93 Almen verzeichnet, davon werden 55 almwirtschaftlich genutzt. In den letzten Jahren fielen allerdings immer mehr Flächen brach. Änderungen der Agrarpolitik lassen jedoch eine Zunahme der Beweidung erwarten. Im Rahmen von zwei großen Almpflegekampagnen wurden daher speziell ausgewiesene Flächen in harter Arbeit geschwendet bzw. wo erforderlich gerodet und entsteint. Darüber hinaus konnten wir die Vilser Alm, die Musauer Alm und die Petersberg Alm dabei unterstützen, moderne Almsennereien aufzubauen.


LANDWIRTSCHAFT & CO QUALITÄT UND GENUSS AUS HEIMISCHER PRODUKTION

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

10 € 380.400 € 167.600 27

Foto: Robert Eder


ZUGPFERD WANDERTOURISMUS Das vielseitige Wanderangebot bildet das Rückgrat des Außerferner Sommertourismus. Diese Stärke weiter auszubauen, war einer der wichtigsten Schwerpunkte der Tourismusentwicklung in der Periode 2007-2013/14. In der Naturparkregion LechtalReutte entstanden mit dem Lechweg und den Lechschleifen neue Angebote, denen in dieser Broschüre ein eigenes Kapitel gewidmet ist. Die übrigen Wanderprojekte galten vor allem der Qualitätsverbesserung sowie der Schaffung von Themenwegen und weiteren Highlights.

NEUE ANGEBOTE, VERBESSERTE QUALITÄT Die Tiroler Zugspitz Arena hat sich einen Namen als familienfreundliche Urlaubsregion gemacht. Mit dem Erlebnisweg Grubigstein in Lermoos und dem Wassererlebnisweg in Ehrwald schufen die Touristiker neue Angebote speziell für diese Zielgruppe. Ein besonderes Highligt entstand auf der Tuftlalm in Lermoos. Die neue achteckige Aussichtsplattform bietet den Wanderern einen besonderen Panoramablick auf das Ehrwalder Becken. Im Tannheimer Tal stand das Thema Qualitätsverbesserung im Vordergrund. Besonders aktiv war hier die Gemeinde Nesselwängle. Das gesamte Wandergebiet rund um Schneetalalm und Gimpelhaus wurde deutlich aufgewertet. Mit dem Projekt Meraner Steig schuf man zudem einen attraktiven Rundwanderweg ausgehend von Nesselwängle hinauf auf die Krinnenalpe und weiter zur Rauther Alpe. In Schattwald entstand ein neuer Themenweg vom Wannenjoch zum Iseler. Hier wandert man auf den Spuren der Schmuggler im Grenzgebiet Bayern-Tirol. Der Weg vermittelt der ganzen Familie ein Gefühl von Abenteuer und Spaß. Gemeinsam mit Bad Hindelang und der Seitentalgemeinde Hinterhornbach arbeiten die Touristiker im Tannheimer Tal und Lechtal derzeit an einem neuen, mehrtägigen Produkt für Bergwanderer mit alpi-

ner Erfahrung. Nicht nur geografisch, auch konditionell wird es sich hierbei um einen „Grenzgänger“ handeln. Im Bemühen um eine hohe Wanderqualität unterzogen die Touristiker das gesamte Wegenetz im Hochtal einem umfassenden Qualitätscheck. Gemäß dem Tiroler Bergwegegütesiegel gibt es zukünftig eine einheitliche Beschilderung und Markierung. Der sich über die Jahren eingeschlichene Wildwuchs an Schildern gehört damit der Vergangenheit an. Nicht weniger als acht Tourismusorganisationen in Tirol und Bayern wiesen gemeinsam einen neuen Verbindungsweg zwischen dem Münchner und dem Tiroler Jakobsweg aus. Beide Routen vereinen sich in der Schweiz. Ziel des Jakobswegs ist Santiago de Compostela in Nordspanien. Die Pilgerbroschüre Jakobsweg TirolAllgäu beschreibt eine attraktive Route ausgehend von Stams und Mötz im Inntal hinauf auf den Fernpass, weiter nach Berwang und Weißenbach, über den Gaichtpass hinauf ins Tannheimer Tal, über das Oberjoch ins Allgäu und weiter bis Oberstaufen. Die neue Fußgängerhängebrücke über die Höhenbachschlucht, die längste ihrer Art in Österreich, hat einen ungeahnten Wanderboom in Holzgau ausgelöst. Dies machte weitere Maßnahmen der Besucherlenkung notwendig. Man schuf einen überdachten Rastplatz mit Tisch-Bankkombination an der Brücke sowie ein neues Parkleitsystem mit mehreren Orientierungstafeln im Ort. Zudem erfuhr das Wegenetz rund um die Hängebrücke eine qualitative Aufwertung. In Vorderhornbach entstand ein Weg hinauf zum Aussichtsberg Baichlstein. Seit 2012 umrahmt dort eine Porta alpinae des Allgäuer Künstlers Guenter Rauch den atemberaubenden Blick hinunter auf den Lechzopf. In der Gemeinde Wängle entstand mit der Hirschbachbrücke eine neue Verbindung zur Talstation der Reuttener Bergbahn.

28 Foto: Tiroler Zugspitz Arena

Foto: Tourismusverband Tannheimer Tal


TOURISMUS JEDER SCHRITT EIN LANDSCHAFTLICHER GENUSS

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

18 € 1.012.000 € 484.210 29

Foto: kdg mediascope - Arnold Weißenbach


LECHWEG Nach seiner dritten Saison steht fest: der Lechweg hat alle Erwartungen übertroffen. Für diesen Weitwanderweg gab es nicht nur zahlreiche Auszeichnungen, er kurbelte in bislang ungekannter Art und Weise den Sommertourismus an. Die damit verbundene Aufbruchsstimmung löste auch einen Investitionsschub in der Hotellerie aus.

VON DER ENTWICKLUNG BIS ZUR ZERTIFIZIERUNG Es begann mit einer Vision der Touristiker in der Naturparkregion Lechtal-Reutte. Die einzigartige Wildflusslandschaft am Lech sollte mit einem Weitwanderweg erschlossen werden. Das Konzept hierfür entstand im Jahr 2003. Die bauliche Umsetzung dauerte rund acht Jahre. Eines der größten Highlights entlang der Strecke ist die Fußgängerhängebrücke in Holzgau, die längste ihrer Art in Österreich. Mit einer Länge von 200,5 m und einer Höhe von 110 m führt sie den Wanderer über die Höhenbachschlucht. Parallel zur baulichen Realisierung des Lechwegs koordinierte REA den Prozess der touristischen Produktentwicklung und holte die Partner Lech Zürs Tourismus GmbH, Warth und Füssen Tourismus und Marketing mit ins Boot. Nach einer eingehenden Prüfung von Wege- und Erlebnisqualität stand die Route fest. Der Lechweg führt heute von der Quelle des Lech nach Lech am Arlberg über Warth in die Naturparkregion Lechtal-Reutte und erreicht sein Ziel nach 125 km beim Lechfall in Füssen. Ein gemeinsames Produktmanagement sorgt für eine nachhaltige Pflege und Vermarktung des Lechwegs. Gemeinsam mit der Europäischen Wandervereinigung entwickelten wir Qualitätskriterien und ein Zertifizierungsmodell, das heute europaweit zur Anwendung kommt. Die intensive Auseinandersetzung mit Qualität wurde schließlich mit der Auszeichnung als „Leading Quality Trail – Best of Europe“ belohnt.

Bereits in der ersten Saison wurde der Lechweg mit dem „Wander-Award“ des Wandermagazins geadelt. 2013 folgten der Tourismuspreis „Tirol Touristica“ in der Kategorie Angebotsentwicklung und der 3. Platz beim LEADER-Innovationspreis.

LECHSCHLEIFEN Ergänzend zum Lechweg folgen nun halb- bis ganztägige Rundwanderwege. Diese so genannten Lechschleifen erschließen den Naturpark für den Standortwanderer. In einem naturkundlichen Wanderführer werden diese ausführlich beschrieben und mit viel Information rund um die besondere Flora und Fauna der Wildflusslandschaft ergänzt.

LECHWEG NUN AUCH GENUSSWEG Der Lechweg steht für Qualität und genussvolles Weitwandern in einer einzigartigen Landschaft. Mit regionalen Qualitätsprodukten für den Wanderer wird die Marke Lechweg nun emotional aufgeladen. Den Anfang machte das „Lechweg-Bier“ von der Privatbrauerei Vilser Bergbräu. Die Produktpalette umfasst mittlerweile eine „Lechweg-Naturseife“ von der Seifenmanufaktur Hopferau, einen Edelbrand aus Wacholderbeeren, im Lechtaler Dialekt „Kramat“ genannt, von der Schaubrennerei Lechtaler Haussegen aus Elbigenalp, einen „Beerigen Lechtler“ von der Naturkäserei Sojer aus Steeg und „Chrommi Chämmiwürza“ von Bezirksbäuerin Lisbeth Fritz aus Gehren. Das passende Jausenbrettl stammt aus der Werkstatt von pro mente Tirol.

VOM KÄMPFER ZUM BOTSCHAFTER Der Kämpfer für den Lech, „Bluatschink“ Toni Knittel, schrieb das Lied zum Weg. Er ist heute Botschafter der Region und sein Lied „Am Lech entlang“ musikalisches Sinnbild einer großen Aussöhnung von Wirtschaft und Naturschutz.

30 Foto: Tirol Werbung

Foto: Werbegemeinschaft Lech-Wege

Foto: Werbegemeinschaft Lech-Wege


TOURISMUS EIN EINZIGARTIGES ERLEBNIS VON DER QUELLE BIS ZUM FALL

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

10 € 923.700 € 568.000 31

Foto: Werbegemeinschaft Lech-Wege


DER SANFTE WINTER Im Unterschied zu den meisten Tiroler Destinationen verzeichnen das Lechtal, das Tannheimer Tal und die Naturparkregion Reutte in der Sommersaison mehr Nächtigungen als in der kalten Jahreszeit. Es fehlen große Skigebiete. Die vorhandenen Anlagen weiter auszubauen, ist nur sehr eingeschränkt möglich. Um auch die schwächere Saison zu stärken, setzten die Tourismusverbände daher auf sanfte Winteraktivitäten. Während der Markt des alpinen Skisports stagniert, bietet der sanfte Winter noch Wachstumspotentiale. Zahlreiche Projekte in der Periode 2007-2013/14 widmeten sich diesem Thema.

LANGLAUFEN Das Tannheimer Tal hat sich mit seinem Langlaufangebot international einen Namen gemacht. Den ganzen Winter über herrscht reges Treiben auf den Loipen im schneesicheren Hochtal. Höhepunkt der Langlaufsaison ist der alljährlich stattfindende Ski Trail Tannheimer Tal/Bad Hindelang mit über 1.000 Teilnehmern. Um das hohe Niveau halten zu können, nimmt man laufend Verbesserungen vor. Jüngstes Beispiel hierfür ist eine bessere Loipenverbindung mit dem Oberjoch samt einheitlicher Beschilderung. Das Lechtal setzt auf Langlaufen im Naturpark. Zur Verbesserung des Komforts installierte man hier mehrere Nordic Slider. Diese Vorrichtungen ermöglichen dem Langläufer ein Überqueren der Straße ohne Abschnallen der Skier. In der sehr schneereichen Gemeinde Gramais entstanden zudem zwei neue Rundloipen, die im Sommer als Wanderwege genutzt werden können. Um auch Behindertensportlern ein einzigartiges Langlaufangebot bieten

zu können, organisierten wir im Lechtal eine eigene Schulung für die Fahrer der Loipenspurgeräte.

WINTERWANDERN Das Wandern entwickelt sich immer mehr zur Ganzjahresaktivität. Laut Marktanalysen möchte rund ein Viertel der deutschen Wanderer diese Aktivität auch in der kalten Jahreszeit ausüben. Es gibt in den Alpen noch nicht viele Destinationen, die sich auf das Winterwandern spezialisiert haben. Dank des großen Naturraumpotentials könnte man sich in der Naturparkregion Lechtal-Reutte mit diesem Thema einen Namen machen. In Zusammenarbeit mit den bayerischen Partnern Pfronten, Füssen und Schwangau entwickelten beide Tourismusverbände entsprechende Angebote und Marketinginstrumente rund um das Winterwandern. Gegenstand dieses Projekts war auch die intensive Befassung mit Sicherheitsaspekten und Qualitätsstandards. Auf diesem Gebiet leistete man wichtige Pionierarbeit für den Tiroler Tourismus. Als eine von wenigen Politregionen in Tirol beteiligen sich die Tourismusverbände Lechtal und Naturparkregion Reutte gemeinsam an der Kampagne „Winterzauber am Berg“ der Tirol Werbung. Neben Winterwandern werden dabei auch Schneeschuhwandern, Eislaufen und Rodeln aufgegriffen. Besonders vielversprechend ist die Verbindung sanfter Winteraktivitäten mit Kulinarik und Wellness. Auch das Tannheimer Tal setzt verstärkt auf das Thema Winterwandern. Zur Abrundung des Angebots errichtete man einen neuen Themenweg am Neunerköpfle. Dieser Winterwanderweg ist sowohl für Familien als auch für Senioren leicht erreichbar und bietet einen schönen Ausblick auf das Hochtal.

32 Foto: Tourismusverband Tannheimer Tal

Foto: Naturparkregion Reutte

Foto: Tourismusverband Lechtal


TOURISMUS AUSSERFERNER WINTERZAUBER

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

4 € 283.700 € 157.000 33

Foto: Naturparkregion Reutte


RADTOURISMUS Die Weiterentwicklung des Radtourismus stand in der Periode 2007-2013/14 ganz oben auf unserer Agenda. Gemeinsam mit den Touristikern und den Gemeinden beschäftigten wir uns intensiv mit den Themen Genussradeln, Mountainbiken, Rennradtourismus und Fahrradtrekking entlang der Via Claudia Augusta.

QUALITÄTSVERBESSERUNG Der Lechradweg ist zweifelsohne einer der landschaftlich attraktivsten Radwege in Tirol. Sein touristisches Potential ist noch lange nicht ausgeschöpft. Die Grundlage für die weitere touristische Produktentwicklung bildeten zahlreiche qualitätsverbessernde Maßnahmen. In den Gemeinden Forchach, Weißenbach und Höfen wurden auf weiten Abschnitten neue Spritzdecken aufgebracht. Diese Form der Befestigung ist etwas naturverträglicher und langlebiger als reiner Asphalt. In Lechaschau wurde der Radweg hochwassersicher gemacht. Entlang der Strecke gibt es nun auch zwölf Rastplätze mit Tisch-Bank-Kombination und Orientierungstafeln sowie Grillplätze. Seit einigen Jahren beschäftigen wir uns mit der Frage, ob der Lechradweg ähnlich dem Lechweg zu einem mehrtägigen, buchbaren Produkt ausgebaut werden kann. So unternahmen wir im Jahr 2012 eine Erkundungstour auf zwei Rädern von der Freiburger Hütte oberhalb des Formarinsees bis zur Mündung des Lech in die Donau bei Marxheim im Landkreis Donau-Ries. Der Lechradweg wird uns auch in der kommenden Programmperiode intensiv beschäftigen. Von zentraler touristischer Bedeutung ist auch der Radweg durchs Tannheimer Tal. Asphaltierungsarbeiten zwischen den

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Tannheimer Ortsteilen Berg und Kienzen sowie eine Radwegunterführung in Zöblen brachten für den Radweg im Hochtal eine wesentliche Qualitätsverbesserung.

VIA CLAUDIA AUGUSTA Seit vielen Jahren bemühen wir uns im Rahmen einer internationalen Kooperation um die Wiederbelebung der alten Römerstraße Via Claudia Augusta. Diese alte Handelsroute führt von Italien aus über die Alpen und erreicht ihr Ziel in Donauwörth in Bayern. Im Bezirk Reutte reicht sie vom Fernpass bis zum Grenzübergang Weißhaus in Pinswang. Immer mehr Radfahrer bevölkern diese historische Nord-Südverbindung. Einen qualitativen Schwachpunkt in unserem Streckenabschnitt stellte lange Zeit der Fernpass dar. Um den Radfahrern eine Route abseits der B179 bieten zu können, wurde ein neuer Radweg von Biberwier bis hinauf zur Fernpasshöhe geschaffen. Neben der Verbesserung der Infrastruktur setzen sich die Touristiker derzeit intensiv mit einer Optimierung der Organisationsstrukturen auseinander.

GEMEINSAMES MARKETING Um den Radtourismus weiter zu forcieren, begleiteten wir die Touristiker auch bei einigen Marketingkampagnen wie der Marketing-Offensive Radtourismus, dem Radsommer Allgäu-Tirol und dem Genussradwandertag am Lechradweg. Ersonnen wurde die Idee eines Genusswandertages im REA-Büro. Diese Veranstaltung verbindet landschaftlichen Genuss mit dem Genuss regionaler Köstlichkeiten, die von den Naturparkwirten beim Kulinarikfest am Zielort Höfen kredenzt werden.


TOURISMUS NATURGENUSS AUF ZWEI RÄDERN

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

15 € 630.500 € 408.100 35


NATURERLEBNISSE Der besondere Naturraum und die einzigartige Landschaft sind das wichtigste Kapital für unseren Tourismus. Im Rahmen der Bundesinitiative „Modellregion für den österreichischen Tourismus“ erarbeiteten die Tourismusverbände Lechtal und Naturparkregion Reutte, in Zusammenarbeit mit dem Naturpark und begleitet von uns, ein gemeinsames Markenkonzept. Man einigte sich darauf, die Qualitätsführerschaft im naturnahen Tourismus anzustreben. Auch das Tannheimer Tal setzte in der Periode 2007-2013/14 verstärkt auf das Naturerleben.

NATURPARK TIROLER LECH Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Dieses Sprichwort gilt in besonderer Weise für die Erlebniseinrichtungen des Naturparks Tiroler Lech. Die Suche nach einem geeigneten Standort für das Naturparkhaus beschäftigte die Region rund acht Jahre lang. Am Ende verständigte man sich darauf, dass die Naturparkzentrale mitten in der Wildflusslandschaft wohl am besten aufgehoben sei. Eine Ausstellung zum naturnahen Lech, Speerspitze des Naturparks und Appetithappen für ein Erkunden der Wildflusslandschaft, sollte allerdings an einem Ort mit hoher Frequenz installiert werden. Dort kann man am besten auch jene Besucher abfangen, die nicht explizit wegen des Naturparks in die Region kommen. Die naturkundliche Ausstellung zum „Letzten Wilden“ ist heute in einem neuen Gebäude, gleich neben der historischen Ehrenberger Klause untergebracht. Sie zeigt den Weg des naturnahen Lech von der Quelle nahe der Gemeinde Lech am Arlberg bis hin zum Lechfall in Füssen. Der Besucher lernt auf zeitgemäße und spannende Art und Weise die vielen Besonderheiten dieses Naturraums kennen. Die Zusammenarbeit zwischen Naturpark und Burgenwelt Ehrenberg bietet viele Synergien. Im stilvollen Zubau sind der gemeinsame Shop sowie der Ticketschalter für Ausstellung und Museum untergebracht.

Es werden Kombi-Tickets angeboten und gemeinsame Marketingaktivitäten für die Sommersaison gesetzt. Die Ausstellung über den „Letzten Wilden“ war Teil des Projekts „grenzüberschreitendes Lecherlebnis“. Im Rahmen dieses Projekts wurden auch naturkundlich interessante Rundwanderwege, die so genannten „Lechschleifen“, entwickelt. In Füssen entstand zudem eine neue Besucherplattform beim Lechfall. Für die Verwaltung des Naturparks, zugleich Ausgangspunkt für das Erkunden der Wildflusslandschaft, fand sich ein ganz besonderer Ort. Hoch über dem Lech, auf dem Dach der Klimmbrücke in der Gemeinde Elmen, „residieren“ die Mitarbeiterinnen der Schutzgebietsbetreuung. Neben einem Empfangsbereich und den Büroräumlichkeiten bietet das Naturparkhaus auch Platz für einen großen Seminarraum. In unmittelbarer Nähe entstanden zudem ein großer Spielplatz, ein Naturparklabyrinth, eine Toilettenanlage und ein Lagerraum. Der Naturpark setzte darüber hinaus in enger Zusammenarbeit mit den Tourismusverbänden weitere Maßnahmen zur Besucherlenkung um. Man errichtete sechs neue Grillplätze, um dem wilden Grillen auf den ökologisch sensiblen Schotterbänken Einhalt zu gebieten. In der Gemeinde Pflach entstand auch ein neuer Vogellehrpfad samt Besucherparkplatz.

NATUR ERLEBEN IM TANNHEIMER TAL Auch das Tannheimer Tal besticht durch einen besonderen Naturraum. Den Gästen diesen Schatz näherzubringen, ist auch hier ein wesentliches Anliegen der Touristiker. Im Gebiet der Oberen Halde in der Gemeinde Zöblen bietet sich die Möglichkeit, Reh- und Rotwild zu beobachten. Um dieses Naturerlebnis noch hautnaher zu gestalten, errichtete der Tourismusverband einen überdachten Wildtierbeobachtungsstand mit Fernoptik und Informationstafeln zum Thema Wildbiologie.

36 Foto: Tourismusverband Tannheimer Tal

Foto: Franz Rauter

Foto: Werbegemeinschaft Lech-Wege


TOURISMUS DIE NATUR IN SZENE GESETZT

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

10 € 2.774.000 € 2.223.100 37

Foto: Naturpark Tiroler Lech


NEUE SPORT- UND FREIZEITANLAGEN Die Tourismusentwicklung beschränkte sich nicht nur auf neue Wander- und Radangebote. In der Periode 2007-2013/14 entstanden einige neue Sport- und Freizeitanlagen, die Gästen und Einheimischen gleichermaßen zugutekommen.

ERLEBNISANGEBOTE FÜR KINDER Der Tourismusverband Tiroler Zugspitz Arena hat sich als Urlaubsregion für Familien mit Kindern einen Namen gemacht. Um als Familiendestination weiterhin wettbewerbsfähig zu sein, ließ man sich einiges einfallen. Besonders aktiv war man dabei in der kleinen Gemeinde Bichlbach. So wurde der Tier- und Spielepark um ein Krippenland, eine Modelleisenbahn, ein Erdmännchenund Präriehundegehege und ein so genanntes „Tierorama“ erweitert. Im „Tierorama“ werden mithilfe von Tierpräparaten Märchen erzählt. Eine Erweiterung erfuhr auch das Erlebnisangebot rund um den Badeteich. Kinder können nun mit kleinen Schlauchbooten einen künstlich angelegten Bach hinunterraften. Zudem sorgt eine großzügige Kneippanlage für Erfrischung und Wohlbefinden. Das Freischwimmbad in Vorderhornbach, das erste im Lechtal, war in die Jahre gekommen. Man stand vor der Entscheidung, es zu schließen oder umfassend zu sanieren. Die Wahl fiel auf Letzteres, dabei ging man einen besonders innovativen Weg. Aus dem Freibad wurde ein Badeteich mit biologischer Wasseraufbereitung. Nachdem das Geld knapp war, packte das ganze Dorf mit an. Im Jahr 2009 konnte das Naturerlebnisbad „Badino“ eröffnet werden. „Wally-Blitz“ heißt die 2014 eröffnete Sommerrodelbahn in Elbigenalp. Der Coaster verläuft über knapp einen Kilometer Länge

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und 200 Höhenmeter in 25 Kurven am FIS-Slalomhang entlang ins Tal. Die Schlitten gleiten auf einem Rohr mit Führungsschiene. Es geht durch einen Tunnel, über vier Sprünge und eine Steilkurve. Mit dieser Attraktion wurde aus dem Sonnenlift einen Ganzjahresbetrieb mit einer wesentlich stärkeren wirtschaftlichen Basis.

CLIMBERS PARADISE Klettern hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer Trendsportart entwickelt. Unser Land hat zwar großes Potenzial im Bereich Klettersport, über lange Zeit konnte man Tirol allerdings nicht als eine international bekannte Kletterdestination bezeichnen. Das Regionalmanagement Imst rief daher die Qualitäts- und Marketingplattform „Climbers Paradise“ ins Leben, der wir uns auch im Außerfern anschlossen. Im Zuge dieses Projekts wurden gemeinsame Sicherheitsstandards entwickelt, die Ausbildung zum Thema Sicherheit intensiviert und eine gemeinsame Website eingeführt. Dank dieser Initiative erfuhr der Klettertourismus in ganz Tirol einen deutlichen Aufschwung. Heute beteiligen sich zahlreiche Tourismusverbände, der Österreichische Alpenverein und die Tirol Werbung an „Climbers Paradise“. Unsere Tourismusverbände unternahmen im Rahmen dieser Initiative große Anstrengungen, um die Kletterinfrastruktur zu erweitern bzw. zu verbessern. Im Tannheimer Tal entstanden neue Klettersteige im Gebiet der Köllenspitze in der Gemeinde Nesselwängle und der Lachenspitze in der Gemeinde Tannheim. Die Klettergebiete in der Naturparkregion Reutte erfuhren eine deutliche qualitative Aufwertung und in Bach entstand ein neuer Klettergarten im Gebiet Kraichen.


TOURISMUS SPASS UND ACTION FÜR DIE GANZE FAMILIE

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

12 € 1.821.700 € 867.790 39


MARKETING- UND QUALITÄTSOFFENSIVEN Seit über zehn Jahren treffen sich die Geschäftsführer der Außerferner Tourismusverbände mehrmals im Jahr im REA-Büro, um sich auszutauschen und gemeinsame Projekte zu entwickeln. An vielen dieser Projekte waren alle vier Tourismusverbände beteiligt. Vertreter der Tirol Werbung bestätigen uns immer wieder, dass es in keinem Tiroler Bezirk eine so enge Vernetzung zwischen Tourismus und Regionalmanagement gibt. Das Miteinander reicht dabei über die Staatsgrenzen hinaus. Eine enge Partnerschaft verbindet uns mit den Touristikern im Allgäu und im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Dieses Sozialkapital macht eine der Stärken unserer Region aus. Sie ist letztendlich Ursprung vieler kooperativer Initiativen der Tourismusentwicklung.

ERFOLGSFAKTOR MENSCH Tourismus ist eine Dienstleistung. Professionelle und motivierte Mitarbeiter sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor. In der Periode 20072013/14 setzten wir unsere Bemühungen um ein hohes Ausbildungsniveau fort. Bei einigen regionsweiten Qualifizierungsmaßnahmen übernahmen wir selbst die Projektträgerschaft. Schulungen für Tourismusverband-Mitarbeiter in den Bereichen Kundenorientierung und Gästebetreuung waren Gegenstand der Qualifizierungsoffensive Tourismus Teil 1. Im Folgeprojekt stand die strategische Weiterentwicklung der Destinationen im Vordergrund. In zahlreichen Workshops arbeiteten wir mit den Geschäftsführern und Funktionären der Tourismusverbände. Im Lechtal und in der Naturparkregion Reutte unterstützten wir die Tourismusverbände bei der Durchführung von Vermieterakademien. Diese Schulungsmaßnahmen richteten sich an Privatvermieter und kleine Familienbetriebe.

DIE KRAFT DER MARKE Der Tourismus im Alpenraum hat sich längst von einem Verkäuferzu einem Käufermarkt entwickelt, in dem das Angebot größer

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ist als die nachfrage da der Markt weitgehend gesättigt ist. In einem internationalen Verdrängungswettbewerb haben schließlich jene Destinationen die Nase vorn, die ihre Ressourcen bündeln und ihre Leistungen auf eine starke Marke hin ausrichten. Einen bemerkenswerten Weg ging dabei die Tiroler Zugspitz Arena. Die Touristiker schlossen sich mit ihren bayerischen Nachbarn Grainau und GaPa Tourismus zusammen und gaben zunächst ein gemeinsames Gästemagazin heraus. An diese positiven Kooperationserfahrungen anschließend entwickelten sie die grenzüberschreitende Marke „Zugspitz Arena Bayern Tirol“. Wir durften die Touristiker diesseits und jenseits der Grenze auf diesem gemeinsamen Weg begleiten. Einen grenzüberschreitenden Weg des Destinationsmarketings beschritt auch das Tannheimer Tal. Gemeinsam mit der Allgäu GmbH forcierte man das Auslandsmarketing, den Vertrieb, die Qualitätssteigerung und die Social Media Kommunikation. Mit den Tourismusverbänden Lechtal und Naturparkregion Reutte sowie dem Naturpark Tiroler Lech bewarben wir uns erfolgreich um den Status einer „Modellregion für den österreichischen Tourismus“. Ergebnis dieses Entwicklungsprozesses waren die gemeinsame Marke „Naturparkregion Lechtal-Reutte“ und eine darauf aufbauende Marketingkooperation.

STÄRKUNG DER KLEINVERMIETER Eine der erfolgreichsten Leitmaßnahmen des Entwicklungsprogramms für die Naturparkregion betraf die Stärkung von Privatvermietern und von kleinen gewerblichen Beherbergungsbetrieben. Am Ende der Programmlaufzeit 2014 konnten wir insgesamt 100 Investitionsvorhaben verbuchen. Die Mehrzahl der Projekte betraf die Verbesserung oder Neuerrichtung von Ferienwohnungen. Besonders aktiv waren die Vermieter im obersten Lechtal.


TOURISMUS MIT GASTFREUNDSCHAFT UND PROFESSIONALITÄT ÜBERZEUGEN

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

114 € 8.027.000 € 3.051.500 41


STÄRKUNG DER ZWERGGEMEINDEN Jedes für sich ist ein kleines Juwel: Kaisers, Gramais, Pfafflar und Namlos in den Lechtaler Alpen sowie Hinterhornbach in den Allgäuer Alpen. Den fünf Zwerggemeinden in den Seitentälern des Lechtals gilt seit jeher unsere besondere Aufmerksamkeit. Abseits der Postkartenmotive idyllischer Bergdörfer zeigt sich ein Bild der schleichenden Entleerung. Vor wenigen Jahren schloss in Namlos die letzte Seitental-Volksschule für immer ihre Türen. In den letzten Jahren hatten alle Zwerggemeinden, mit Ausnahme von Hinterhornbach, zweistellige Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen. Anknüpfend an die Zwischenevaluierung des Entwicklungsprogramms im Jahr 2007 setzte sich ein Student an der Hochschule Weihenstephan am Beispiel Kaisers intensiv mit den Entwicklungspotenzialen der Seitentäler auseinander. Basierend auf zahlreichen Interviews mit Einheimischen und externen Experten kommt er in seiner Diplomarbeit zu folgendem Ergebnis: Das Potential der Seitentäler liegt in einer besonderen Form des Tourismus. Arbeitsplätze abseits des Tourismus sind rar. Um die Bevölkerung dennoch zu halten, braucht es annähernd gleichwertige Lebensbedingungen.

ERSCHLIESSUNG MIT BREITBANDINTERNET In den letzten Jahren erhielten alle fünf Seitentalgemeinden einen passablen Zugang zu Breitbandinternet. Gerade für Tourismusbetriebe ist das schnelle Internet ein wichtiger Standortfaktor. Doch was vor ein paar Jahren noch akzeptabel war, entspricht heute nicht mehr den Anforderungen digitaler Kommunikation. Ziel der Breitbandinitiative Tirol ist es, das Land einigermaßen flächendeckend mit einer Kapazität von 30Mbit/sec zu versorgen. Das Zauberwort dabei heißt Glasfaser. Unsere Bemühungen um eine adäquate Erschließung mit Breitbandinternet hatten zwar in den Seitentälern ihren Ausgangspunkt; heute beschäftigen wir uns

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damit bereits auf Bezirksebene. Gemeinde für Gemeinde erhoben wir die Ist-Situation und schufen damit die Grundlage für ein regionsweites Breitbandkonzept. Davon werden auch die Seitentalgemeinden wieder stark profitieren.

IMPULSE FÜR DEN TOURISMUS Mit dem Lechweg erfuhr der Wandertourismus einen deutlichen Aufschwung. Ausgehend von diesem Weitwanderweg zweigt eine Lechschleife nach Kaisers ab. Zur Realisierung eines attraktiven Rundwegs zwischen Steeg nach Kienberg errichtete die Gemeinde Kaisers eine Fußgängerhängebrücke über den Kaiserer Bach. Eine zweite Hängebrücke entstand im Bereich des Zusammenflusses von Fallerscheinbach und Namloser Bach in der Gemeinde Namlos. Diese Brücke führt den Wanderer sicher ins Almdorf Fallerschein. Die Gemeinde Gramais setzt auf den Ausbau ihres Loipennetzes und in Hinterhornbach arbeitet man zusammen mit dem Tannheimer Tal und Bad Hindelang an der Entwicklung eines mehrtägigen Bergwanderprodukts. Dieser „Grenzgänger“ in den Allgäuer Alpen steht im Zusammenhang mit dem Ansinnen, Hinterhornbach auf Tiroler und Hinterstein auf Allgäuer Seite als Bergsteigerdörfer zu positionieren und miteinander zu verbinden. Seit einiger Zeit bemühen wir uns um eine Aufnahme der Seitentalgemeinden in die vom Österreichischen Alpenverein ins Leben gerufene Angebotsgruppe der Bergsteigerdörfer. Neben einer Verbesserung der touristischen Infrastruktur widmeten wir uns auch der Schaffung neuer und der Verbesserung bestehender Übernachtungskapazitäten in den Seitentälern. In Kaisers entstand ein neues Familienchalet mit sechs Betten. In der unmittelbaren Nachbarschaft erfuhr das Edelweißhaus eine deutliche Qualitätsverbesserung. In Hinterhornbach wurde das Hornbachstüberl um zwei Ferienwohnungen und zwei Gästezimmer erweitert.


SEITENTÄLER UNSERE LECHTALER JUWELEN

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

7 € 1.652.200 € 430.800 43

Foto: Tourismusverband Lechtal


LEBENDIGE DÖRFER Zahlreiche Außerferner Gemeinden waren in der Periode 20072013/14 mit Bevölkerungsrückgängen konfrontiert. Diese besorgniserregenden Entwicklungen haben verschiedene Ursachen. Für solcherart komplexe Probleme bedarf es mehrerer, sich ergänzender Lösungsansätze. Ein Ansatz besteht im Versuch, den Lebensraum attraktiver zu gestalten. Die Gemeinden unternahmen große Anstrengungen, um ihre Ortszentren zu entwickeln, den zunehmenden Verkehr zu bewältigen sowie die Familienfreundlichkeit zu erhöhen.

ATTRAKTIVE ORTSZENTREN Lebendige und attraktive Ortszentren sind das Herz einer jeden Gemeinde. Mancherorts war ihre Funktionsfähigkeit allerdings durch eine hohe Verkehrsbelastung, ungeregeltes Parken, fehlende Barrierefreiheit und eine insgesamt geringe Aufenthaltsqualität stark beeinträchtigt. „Herzoperationen“ sind nicht nur in der Medizin äußerst heikle Unterfangen; auch in der Ortsplanung ist mit großem Bedacht vorzugehen. In zahlreichen Gemeinden entschied man sich, dieses komplexe Thema mithilfe von Architektenwettbewerben und Bürgerbeteiligungen anzugehen. In den Lechtaler Gemeinden Elmen, Holzgau und Steeg entstanden auf diese Weise neue Dorfplätze. Auch in Ehrwald, Lermoos, Tannheim und Musau erreichte man eine deutliche Aufwertung der Zentren. Die Tourismusgemeinden Ehrwald und Tannheim mussten darüber hinaus innerörtliche Verkehrsprobleme in Angriff nehmen. Es entstanden neue Gehwege und weitere verkehrslenkende Einrichtungen. In der Gemeinde Biberwier versuchte man in Zusammenarbeit mit der Partnergemeinde Lechbruck, das Ortszentrum im Zeichen der alten Römerstraße Via Claudia Augusta zu beleben.

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Tausende Radler machen sich jeden Sommer auf, um auf den Spuren der Römer von Donauwörthbis an die Adria zu fahren. In Lechbruck und Biberwier sollten sie nicht vorbeikommen, ohne eine ausgiebige Rast einzulegen.

FAMILIENFREUNDLICHE GEMEINDEN Die Gemeinden Lechaschau, Schattwald und Musau errichteten große und besonders attraktive Spielplätze. Eltern, Kinder und Pädagoginnen waren eingeladen, ihre Ideen für die Gestaltung der Plätze einzubringen. So greift der Spielplatz in Lechaschau das Thema Naturpark auf. Durch die Anlage des Platzes und die Konstruktion seiner Spielgeräte entwickeln die Kinder eine besondere Beziehung zur Natur. Eine ähnliche Philosophie verfolgte man in Schattwald. Hier sowie in Musau rückte man die spielenden Kinder zudem ins Ortszentrum.

ORTSPLANUNG UND LANDSCHAFTSGESTALTUNG Beim Zukunftsforum Außerfern 2012 setzten wir uns intensiv mit den Themen Landschaftsgestaltung und Landschaftsveränderung auseinander. Anlass dieser öffentlichen Diskussionsveranstaltung war der Abschluss eines Forschungsprojekts der Universität Innsbruck. Am Beispiel von Hinterhornbach zeigten die Forscher auf, wie der Rückzug der Landwirtschaft das Landschaftsbild veränderte. Darüber hinaus wurde deutlich, welchen Einfluss auch die Ortsplanung auf die Attraktivität der Landschaft hat. Sensibilität für den Umgang mit Landschaft zeichnet letztendlich eine Naturparkgemeinde aus. In der Marktgemeinde Reutte gab man die Erarbeitung eines eigenen Grünraumkonzepts in Auftrag. Dabei wurden alle Bäume und sämtliche Landschaftselemente im Ortgebiet erfasst.


DORFERNEUERUNG IM ZEICHEN DER LEBENSQUALITÄT

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

15 € 2.391.500 € 1.512.900 45

Foto: Gemeinde Tannheim


LEBEN, ARBEITEN UND INVESTIEREN IM AUSSERFERN Aufgrund seiner Topografie zählt Tirol zu jenen Bundesländern mit den kleinsten Gemeindestrukturen in Österreich. Innerhalb Tirols nimmt das Außerfern eine Sonderstellung ein. Der Einwohnermedian der 37 Gemeinden liegt deutlich unter dem Wert auf Landesebene. Mit etwas über 6.000 Einwohnern ist die Marktgemeinde Reutte der kleinste Bezirkshauptort Tirols. Daraus ergeben sich besondere Herausforderungen für die Standortentwicklung. Während man in der Steiermark versucht, der Kleinstrukturiertheit durch Gemeindefusionen zu begegnen, setzt man in Tirol auf Kooperation.

RAUM REUTTE 2020 Wie könnte sich Reutte entwickeln, wären die sieben Talkesselgemeinden eine Stadt? Mit dieser Frage beschäftigten sich Architekturstudenten der Universität Innsbruck. In kleinen Arbeitsgruppen entwickelten sie visionäre städtebauliche Konzepte. Sie ließen sich dabei von der Energiewende, den Mega-Cities oder dem Zusammenwirken der einzelnen Organe des menschlichen Körpers inspirieren. Lokalpolitische Sachzwänge, oft verstanden als Kirchturmpolitik, mussten ausgeblendet werden. In einer öffentlichen Veranstaltung im Kulturhaus Pflach wurden die Konzepte vor den Entscheidungsträgern des Planungsverbands und den Kollegen von Raumordnung und Dorferneuerung präsentiert und bewertet. Das Projekt Raum Reutte 2020 war der Beginn einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Wirtschaftsstandort Reutte. Wenig später begleitete die Standortagentur Tirol die Erarbeitung eines Standortkonzepts für den Raum Reutte. Konkreter Auslöser war die Frage der Nachnutzung des Linz Textil Areals. Die Marktgemeinde Reutte und die Firma Linz Textil entwickelten daraufhin einen mehrjährigen Masterplan, der eine integrierte Ortsteilentwicklung vorsieht, ohne dass dadurch ein

46 Foto: Tiroler Zugspitz Arena

neues Zentrum entsteht. Zusätzlich schlossen sich die Marktgemeinde Reutte, die Naturparkregion Reutte und REA zusammen und gaben die Erstellung eines Standortdossiers in Auftrag. Daran anknüpfend startete der Tourismusverband einen integrierten Markenbildungsprozess, der Destinations- und Standortmarketing verbindet.

REGIONALE AGENDA ZWISCHENTOREN Auch im Zwischentoren machten sich Planungsverband und Tourismusverband daran, ein Konzept für die weitere Entwicklung dieses Teilraums zu erstellen. Der Schwerpunkt lag auf den Themen Tourismus, Handel und Gewerbe sowie Verkehr. Dabei hatte auch die Bevölkerung die Möglichkeit, im Rahmen einer umfangreichen Befragung, Ideen beizusteuern.

GRENZÜBERSCHREITENDER WIRTSCHAFTSRAUM Das Marktumfeld für die kleinen, meist familiengeführten Gewerbe- und Handwerksbetriebe ist schwieriger geworden. Im Kampf David gegen Goliath gilt es aufzuzeigen, welche Vorteile Regionalität bietet. Trotz des anhaltenden Trends in Richtung Online-Handel und große Einkaufszentren haben die kleinen Regionalmessen ihre Bedeutung nicht verloren. Die Ausstellerlisten und die Messebesucher auf der Außerferner Wirtschaftsmeile sind längst ein Zeichen dafür, wie sehr sich unser Wirtschaftsraum zu unseren bayrischen Nachbarn hin geöffnet hat. Der Außerferner Messeverein hat sich mit den Partnerorganisationen in Füssen und Garmisch-Partenkirchen zusammengetan und die Messetermine aufeinander abgestimmt. Mit einem grenzüberschreitenden Messeprogramm sorgte man dafür, dass auch die Unterhaltung nicht zu kurz kommt. Ein Höhepunkt dabei waren die von uns organisierten Kochwettbewerbe.


WIRTSCHAFT UND STANDORT BESTEHEN IM WETTBEWERB DER REGIONEN

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

7 € 3.829.800 € 239.000 47

Foto: Josef Schuster & Alexander Blum


NATURGEFAHREN UND AUFKLÄRUNG Ob Hochwasser, Lawinen oder Muren; das Außerfern wird immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht. Mit Hilfe zahlreicher Projekte versuchten die Bezirksforstinspektion und der Waldpflegeverein Tirol den Schutz des Siedlungsraums zu verbessern. Die Schutzgebietsbetreuungen leisteten darüber hinaus wertvolle Informationsarbeit zu den Besonderheiten des Außerferner Naturraums.

SCHUTZ VOR NATURGEFAHREN Die Außerferner Schutzwälder befinden sich oft in steilen und schwer zu bewirtschaftenden Lagen. Die nachhaltige Pflege dieser Wälder setzt eine entsprechende Zugänglichkeit voraus. Die teils veralteten Bestände mussten sukzessive verjüngt werden. Dies beinhaltet auch einen entsprechenden Schutz vor Wildverbiss. Es gilt, an diesen Standorten wieder einen stabilen und standortgerechten Bergmischwald aufzubauen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden drei neue Forstwege errichtet, der Durrigwaldweg in der Gemeinde Holzgau, der Mablhüttenweg in der Gemeinde Steeg und der Königsstandweg in der Gemeinde Pinswang. Weitere Pflegemaßnahmen wurden in den Försterbezirken Unterlech-Plansee, Zwischentoren, Elbigenalp und Weißenbach umgesetzt. Zur Steuerung der Schutzwaldsanierung wurde im Bezirk Reutte eine eigene Projektkoordination eingerichtet. Projektträger bei allen Maßnahmen war der Waldpflegeverein Tirol. Nicht nur instabile, überalterte Schutzwälder auch Starkniederschläge und damit verbundene Wildbachereignisse stellen eine große Gefahr für den Siedlungsraum dar. Im Rahmen des Projekts Dürrtalrunse wurde ein Mur- und Ablenkdamm zum Schutz des Ortsteils Lähn in der Gemeinde Breitenwang errichtet. Zudem wurde eine zentrale Wildbachbetreuung für den Bezirk Reutte eingerichtet. Beim Schutz vor Naturgefahren spielen auch die Blaulichtorganisationen eine wichtige Rolle. Speziell in

unserer Region kommt es dabei auf eine effiziente, grenzüberschreitende Zusammenarbeit an. Dies gilt natürlich auch bei Verkehrsunfällen und größeren Brandereignissen im Grenzraum. Zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Abstimmung luden die Außerferner Blaulichtorganisationen 2007 erstmals die Kollegen der bayerischen Nachbarregionen nach Höfen zu den Sicherheitstagen Bayern/Tirol ein. 2010 gab es eine Folgeveranstaltung in Garmisch-Partenkirchen und 2014 in Marktoberdorf.

UMWELTBILDUNG Nur wer über ökologische Zusammenhänge Bescheid weiß und die Besonderheiten unseres Naturraums kennt, sieht auch die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen. Zentrales Anliegen der Umweltbildung ist es, Bewusstsein für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur sowie den natürlichen Ressourcen zu schaffen. Im Jahr 2008 gaben wir zum ersten Mal, in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Tiroler Lech, ein Naturparkmagazin heraus. Nach zwei Jahren und vier Ausgaben übergaben wir das Magazin an den Naturpark. 2013 entschlossen sich der Naturpark und das Walderlebniszentrum Ziegelwies, ein solches Magazin im Rahmen eines INTERREG-Projekts gemeinsam herauszugeben. Es trägt seither den Namen „Grenzenlose Natur“. 2010 beteiligte sich der Naturpark auch an der Initiative „GEO-Tag der Artenvielfalt“. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es, in einem bestimmten Gebiet möglichst viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten zu entdecken. Auch die Betreuerin für das Naturschutzgebiet Vilsalpsee versuchte, in Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Tannheimer Tal und dem Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen, im Rahmen einer grenzüberschreitenden Veranstaltung, Gäste und Einheimische über diesen besonderen Naturraum zu informieren. Der Tourismusverband organisierte zudem über mehrere Jahre hinweg jeweils im Oktober die Tannheimer Naturfilmtage.

48 Foto: BFI - Josef Walch

Foto: Naturpark Tiroler Lech


NATURRAUM IM EINKLANG MIT DER NATUR

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

21 € 2.929.800 € 2.479.400 49

Foto: Robert Eder


UNSERE SCHUTZGEBIETE Unsere Region profitiert von ihrem attraktiven Naturraum. Er bietet Lebensqualität für die Bevölkerung und ist ein Garant für florierenden Sommertourismus. Solche Naturräume werden in Europa immer seltener. Während wir diese grüne Ressource oft als selbstverständlich ansehen, steigt bei vielen Menschen in den urbanen Zentren die Sehnsucht nach Natur. Daraus resultiert auch starker Nutzungsdruck. Mit unserem Naturraum sorgsam umzugehen, ist Ausdruck nachhaltigen Wirtschaftens. Die unterschiedlichen Tierund Pflanzenarten sind das Ergebnis eines Evolutionsprozesses von Jahrmillionen. Die Biodiversität einer Region lässt sich nicht mit Geldeinheiten bewerten, sie stellt auch kein Handelsgut dar, das man kurzfristig gegen sich bietende Geschäftsmöglichkeiten eintauschen kann. Geschäftsmodelle kommen und gehen, ausgestorbene Tier- und Pflanzenarten sind auf immer verloren. Vor rund zehn Jahren richtete das Land Tirol in unserer Region Schutzgebietsbetreuungen ein. Sie kümmern sich jedoch um den Naturpark Tiroler Lech, das Naturschutzgebiet Vilsalpsee, das Naturschutzgebiet Ehrwalder Becken und den geschützten Landschaftsteil Wasenmöser in der Gemeinde Heiterwang. Mit zahlreichen Projekten sorgten sie in der Periode 2007-2013/14 für den Erhalt dieser sensiblen Ökosysteme.

sammenarbeit mit den Tourismusverbänden, Regionalentwicklung in Zusammenarbeit mit REA sowie Forschung und Naturschutz. Die Naturschutzarbeit der letzten Jahre galt vor allem den Leitarten Kreuzkröte und Zwerg-Rohrkolben. Zur Beobachtung und Bewertung von Schutzmaßnahmen für die Kreuzkröte installierte der Naturpark in Zusammenarbeit mit dem Land Tirol ein entsprechendes Monitoring. Das größte LEADER-Projekt umfasste die Renaturierung des Lech in Oberpinswang. Auch hier entstand neuer Lebensraum für die Leitarten Kreuzkröte und Zwerg-Rohrkolben. Für den Moosberg in der Gemeinde Weißenbach wurde im Rahmen der Grundzusammenlegung ein ökologischer Bewirtschaftungsplan erstellt. Dieser sieht für die steilen, teils stark verbuschten Hänge eine extensive Beweidung vor. Auch die Umsetzung dieses Plans erfolgte über ein LEADER-Projekt. Damit wurde ein wichtiger Beitrag für den Erhalt von Bodenbrütern geleistet. Ein besonderes „Sorgenkind“ im Naturpark ist die Fischart Äsche. Fischökologische Untersuchungen zeigten auf, dass die Äschenpopulation im Lech in einem sehr kritischen Zustand ist. Der erste Außerferner Fischereiverein versuchte, mit einem außerordentlichen Äschenbesatz die Situation entscheidend zu verbessern.

NATURSCHUTZ IM NATURPARK TIROLER LECH

Für den geschützten Landschaftsteil Wasenmöser wurde ein Managementplan erarbeitet. Er bildet die Basis für ökologische Pflegemaßnahmen. Im Naturschutzgebiet Ehrwalder Becken unternahm die Wassergenossenschaft Ehrwald, Lermoos, Biberwier in Zusammenarbeit mit der Schutzgebietsbetreuerin umfangreiche Pflegemaßnahmen im Bereich Altarm und Totarm der Loisach. Dieses Gebiet stellt einen wertvollen Lebensraum für zahlreiche seltene Vogelarten dar. Über ein Kooperationsprojekt mit den Bezirken Landeck und Imst wurde ein Konzept für einen Biotopverbund sowie einen Wildtierkorridor entlang der Via Claudia Augusta erarbeitet.

Nach langen Diskussionen pro und kontra Nationalpark wies die Tiroler Landesregierung im Jahr 2004 ein Naturschutzgebiet Tiroler Lech mit dem Prädikat „Naturpark“ aus. Naturparks sind Schutzgebiet, die sich in besonderer Weise für Erholung und Umweltbildung eignen. Das Prädikat „Naturpark“ rückt auch die Rolle des Menschen und der extensiven Bewirtschaftung für den Erhalt der Biodiversität in den Mittelpunkt. Im Jahr 2006 erfolgte die Gründung des Vereins Naturpark Tiroler Lech. Zu seinen Aufgaben zählen Umweltbildung, Schaffen von Erholungsangeboten in Zu-

NATURSCHUTZ IM ZWISCHENTOREN

50 Foto: Wassergenossenschaft Ehrwald, Leermoos, Biberwier

Foto: Wassergenossenschaft Ehrwald, Leermoos, Biberwier

Foto: Naturpark Tiroler Lech


NATURRAUM WERTVOLLER DENN JE

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

12 € 568.380 € 397.700 51


STÄRKUNG DER ÖFFIS Tirol hat im Bundesländervergleich die höchsten durch Verkehr verursachten CO2 Emissionen. Ein Gutteil davon ist auf den alpenquerenden Transit von Gütern und Urlaubern zurückzuführen. Einiges davon rollt auch durch unsere Region. Die Fernpassbundesstraße ist eine der staureichsten Straßen Österreichs. Über 20.000 Fahrzeuge tummeln sich täglich am Kreisverkehr im Reuttener Obermarkt. Wir stöhnen zwar oft über das hohe Verkehrsaufkommen, vergessen aber allzu gerne, dass wir selbst Teil des Problems sind.

DIE AUSSERFERNBAHN Eine wirksame Klimaschutzstrategie muss den motorisierten Individualverkehr ins Visier nehmen, denn die mit seiner uneingeschränkten Ausdehnung einhergehenden Lärm- und Umweltbelastungen sind immer weniger mit den Ansprüchen an Lebens- und Erholungsqualität in alpinen Regionen vereinbar. Eine Gegenstrategie besteht in der Stärkung des öffentlichen Personenverkehrs. Seit 1913 verbindet die Außerfernbahn unsere Region mit Kempten bzw. Garmisch-Partenkirchen. Wie viele Nebenbahnen stand auch die Außerfernbahn kurz vor ihrer Einstellung. Im Jahr 2000 bemühten wir uns, zusammen mit zahlreichen regionalen Akteuren, erfolgreich um ihren Erhalt. Seither betreiben die „DB Regio Oberbayern“ und „DB Regio Allgäu-Schwaben“ den Personenverkehr. Der Güterverkehr und der Erhalt der Infrastruktur liegen weiter in den Händen der ÖBB. Diese Kompetenzaufteilung erschwerte die Betreuung von Fahrgästen in den Bahnhöfen. 2011 konnten wir mit der Einrichtung eines Kundencenters am Bahnhof Reutte eine deutliche Verbesserung herbeiführen. Nun erhalten die Fahrgäste an einem Schalter Fahrplanauskünfte und Tickets von ÖBB, DB und Verkehrsverbund Tirol (VVT). Das Kundencenter wird getragen von der ÖBB Postbus GmbH, dem Planungsverband Reutte und Umgebung, der Naturparkregion

Reutte, der DB Regio und der Verkehrsverbund Tirol GmbH (VTG). Um die Verkehrsbelastung in der Wintersaison etwas zu reduzieren, richteten die Touristiker und Gemeinden entlang der Strecke den „Schnee-Express“ ein. Gäste und Einheimische können während der Wintermonate die Außerfernbahn von Vils bis GarmischPartenkirchen gratis benützen. Wir unterstützen die Akteure bei der Bewerbung dieses Angebots. Im Jahr 2013 konnten wir gemeinsam das 100jährige Bestehen der Außerfernbahn feiern. Das Werdenfels Museum in Garmisch-Partenkirchen und das Museum im Grünen Haus in Reutte gestalteten zu diesem Anlass interessante Ausstellungen.

DER REGIO REUTTE Der Linienverkehr des Regio Reutte rief immer wieder Kritik hervor. Sehr hohen Kosten stehen äußerst geringen Fahrgastzahlen gegenüber. Der erste Schritt zu einer Verbesserung der Situation besteht in einer intensiveren Abstimmung zwischen der Region, dem Land Tirol und der VTG. Im Jahr 2013 übernahmen wir entsprechende Koordinationsaufgaben. Zur besseren Information über Mobilitätsangebote gaben wir 2014 gemeinsam mit der Postbus GmbH und der VTG drei Ausgaben eines Mobilitätsmagazins heraus. Dieses Magazin ging an alle Haushalte im Planungsverband. Zur besseren Bewerbung der grenzüberschreitenden Busverbindungen setzten Füssen Tourismus und das Marketing der Naturparkregion Reutte ein gemeinsames Marketingprojekt um. In der Naturparkregion wurden zudem an stark frequentierten Orten VVT-Abfahrtsmonitore installiert. Zur Prüfung von alternativen Mobilitätsangeboten gaben wir, in enger Zusammenarbeit mit dem Planungsverband, eine Machbarkeitsstudie zu Mikro-ÖVSystemen in Auftrag. Für die Gemeinden Höfen und Wängle war diese Studie Inspiration für die Einführung des bedarfsorientierten Bürgertaximodells „Flexi-Shuttle“.

52 Foto: Michael Böhmländer

Foto: Land Tirol


MOBILITÄT MIT BUS UND BAHN AM STAU VORBEI

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

7 € 143.500 € 113.100 53

Foto: DB Regio Oberbayern


MOBILITÄT IM ZENTRUM In unserer Region lassen sich viele Alltagswege mit dem Fahrrad zurücklegen. Im Raum Reutte erreicht Fahrradfahren mit 19% landesweit betrachtet sogar einen außerordentlich hohen Anteil am Modal Split. Unter Modal Split versteht man die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsmittel (Modi). Zur weiteren Reduktion des motorisierten Individualverkehrs müssen wir zunächst das eigene Mobilitätsverhalten bewusst machen und umweltfreundliche Verkehrsmittel wie das Fahrrad weiter forcieren.

UMWELTFREUNDLICHE MOBILITÄT UND ZENTRUMSBELEBUNG Jedes Jahr beteiligen sich Städte und Gemeinden aus ganz Europa an der Mobilitätswoche und am autofreien Tag. Die Marktgemeinde Reutte nahm 2010 zum ersten Mal an dieser Initiative teil. Seither wird das Zentrum an diesen Tagen zu einem Begegnungsund Flanierraum. Wir waren maßgeblich an der Gestaltung des Programms der ersten Mobilitätswoche beteiligt. Die vielseitigen Aktivitäten brachten Reutte einen Platz unter den Top 10 beim „European Mobility Week Award“ ein. Mit dem längsten Stau der Welt aus über 3.000 Spielzeugautos schaffte es die Marktgemeinde zudem ins Guinnessbuch der Rekorde. Im Rahmen der Wirtschaftsmeile Außerfern 2014 gestalteten wir vor dem Haus der Wirtschaft einen großen Stand zum Thema „Umweltfreundliche Mobilität“. Dabei präsentierte die DB Regio gemeinsam mit der Verkehrsverbund Tirol GmbH ihre Angebote. Das Klimabündnis veranstaltete einen E-Bike-Kurs für Senioren und Fahrradfachgeschäfte boten einen Reparaturservice an. Einen besonderen Auftritt hatte dabei auch der Hybrid-Roller des Reuttener Unternehmers Helmut Hein. Gemeinsam mit den Energieversorgern versuchen wir das Thema

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Elektromobilität zu forcieren. Im Sommer 2014 testeten wir ein vom EW Reutte zur Verfügung gestelltes Elektroauto. In der neuen Programmperiode wird uns ein solches Auto umweltfreundlich von Termin zu Termin befördern.

ALLTAGSRADVERKEHR Reutte hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 die fahrradfreundlichste Gemeinde Österreichs zu sein. Bei diesem ehrgeizigen Ziel steht vor allem der Alltagsradverkehr im Mittelpunkt. Hierfür gab man die Erstellung eines neuen Radverkehrskonzepts in Auftrag. Unter Einbindung der Umlandgemeinden, der Schulen, des Baubezirksamts und REA erarbeitete man unter fachkundiger Begleitung eine Problemkarte und einen Maßnahmenkatalog. Das Radverkehrskonzept wird von den beteiligten Gemeinden konsequent umgesetzt. Neue Radwege in Reutte und Ehenbichl sowie Radwegbeleuchtungen in Ehenbichl und Höfen machen das Radfahren in der Region wesentlich komfortabler. Besonders hervorzuheben ist hierbei die verbesserte Anbindung des Bezirkskrankenhauses an den zentralen Siedlungsraum. Um das Radfahren auch im Reuttener Obermarkt sicherer zu machen, setzte die Marktgemeinde auf das Konzept der „Sharrows“. Der Begriff „Sharrow“ kommt aus den USA und ergibt sich aus einer Kombination der englischen Bezeichnungen für teilen (share) und Pfeil (arrow). Diese speziellen Straßenmarkierungen lenken den Radfahrer in einem sicheren Abstand von parkenden Autos durch den Obermarkt. Der Radfahrer gibt im Mischverkehr das Tempo vor. Autofahrer sind angehalten, auf den Radfahrer deutlich mehr Rücksicht zu nehmen. Dieses Konzept ist überall dort sinnvoll, wo die Straßenbreite keinen eigenen Fahrradstreifen zulässt. Um uns weitere Ideen zur Verbesserung des Alltagsradverkehrs zu holen, organisierten wir eine Exkursion in die Gemeinde Hard in Vorarlberg.


MOBILITÄT NIMM AUTOFREI

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

3 € 282.000 € 92.000 55

Foto: Helmut Hein


UNSER BEITRAG ZUM KLIMASCHUTZ Alpine Regionen sind besonders vom Klimawandel betroffen. Umso größer ist auch ihre Verantwortung, Maßnahmen zum Klimaschutz zu treffen. Wir sind uns im Außerfern dieser Verantwortung jedenfalls bewusst.

ENERGIESERVICE AUSSERFERN Im Jahr 2009 riefen wir gemeinsam mit Energie Tirol den Energie Service Außerfern, eine kostenlose Sprechstundenberatung rund um die Themen thermische Sanierungen, sparsame Heizungssysteme und Wohnbauförderung, ins Leben. Energie Tirol finanziert die Beratungsleistung unserer Energie-Expertin Barbara Scheiber. Wir nehmen die Anmeldungen aus der Bevölkerung entgegen und stellen unseren Besprechungsraum zur Verfügung. Eine enge Zusammenarbeit verbindet uns dabei mit den Kollegen der Wohnbauförderung in der Bezirkshauptmannschaft Reutte. Über 300 Häuselbauer und Hausbesitzer nutzten bereits dieses Angebot. Unsere Energie-Beraterin unterstützte auch zahlreiche Gemeinden bei der Erstellung von Energiekonzepten. Der Energie Service Außerfern konnte 2011, durch eine Zusammenarbeit mit dem heimischen Energieversorger EWR, um einen kostengünstigen Thermografie-Check erweitert werden. Dabei werden mithilfe einer speziellen Kamera Wärmebildaufnahmen des Gebäudes gemacht. Thermografie-Aufnahmen machen hohe Energieverluste sichtbar, die durch fehlende Wärmedämmung, undichte Fenster, Wärmebrücken oder auch Fugen und Ritzen verursacht werden. Ergänzend zu der Sprechstundenberatung organisierten wir zahlreiche Workshops, Bauherrenabende und Informationsveranstaltungen.

DIE SONNE SCHICKT UNS KEINE RECHNUNG Beim Zukunftsforum Außerfern 2009 im Kulturhaus der Gemeinde Pflach setzten wir uns speziell mit dem Thema Sonnenenergie

auseinander. Der international bekannte Journalist und Energieexperte Franz Alt bot uns in einem spannenden Vortrag mit dem Titel „Die Sonne schickt uns keine Rechnung“ Einblicke in die Welt der Photovoltaik. Physikschüler des Gymnasiums Reutte sorgten unter Anleitung ihres Professors Michael Schwarzer mit einer energetischen Knoff-Hoff-Show für das passende Begleitprogramm. Diese Veranstaltung fand nicht zufällig in Pflach statt. Wenn es um Photovoltaik geht, ist diese Gemeinde der große Vorreiter in unserer Region.

HEIZEN MIT BIOMASSE Die Gemeinden Forchach, Weißenbach und Pinswang gingen mit gutem Beispiel voran und stellten ihre Wärmeversorgung auf erneuerbare Energieträger um. Statt Heizöl sorgen nun Pellets oder Hackschnitzel für angenehme Temperaturen. Über ein Mikronetz können gleich mehrere Gemeindegebäude beheizt werden. Mit diesen Projekten ist nicht nur dem Klima geholfen. Die modernen Heizanlagen sorgen in Verbindung mit einer thermischen Sanierung auch für eine Entlastung des Gemeindebudgets. Die Gemeinde Grän errichtete bereits vor der Periode 2007-2013/14 ein eigenes Fernwärmewerk. Hier wurde im Rahmen eines LEADERProjekts das Leitungsnetz erweitert.

ENERGIEEFFIZIENTE FREIBÄDER Um angenehme Wassertemperaturen in den Freibädern zu erreichen, muss man in unseren Breiten der Sonne etwas unter die Arme greifen. Damit nicht wertvolle Energie in den Nachtstunden aus den Becken entweicht, installierte man in den Freibädern Weißenbach, Häselgehr und Bach/Elbigenalp Schwimmbadabdeckungen. Zusätzliche Wärme fließt über Solarkollektoren ins Badewasser.

56 Foto: Energie Tirol

Foto: EW Reutte


ENERGIE UNSEREN KINDERN ZULIEBE

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

4 € 283.700 € 157.000 57


NEXT GENERATION AUSSERFERN Regionalentwicklung ist stets in die Zukunft gerichtet. Daraus ergibt sich die Verpflichtung, die nachkommenden Generationen in diese Entwicklung einzubinden. In der Periode 2007-2013/14 boten wir den Außerferner Jugendlichen über verschiedene Formate adäquate Möglichkeiten, sich mit ihrer Heimatregion auseinanderzusetzen und diese mitzugestalten.

DIE JUGEND REDET MIT Die Gemeinden Ehrwald, Lermoos und Biberwier nahmen sich den Wünschen und Bedürfnissen der Jugendlichen an und starteten 2011 eine Jugendagenda. Mit professioneller Begleitung erstellten Jugendliche aus den drei Gemeinden eine umfangreiche Bestandsaufnahme. Daraus leiteten sie Maßnahmen ab, von denen einige bereits umgesetzt werden konnten. Die Gemeinde Ehrwald errichtete Chillout-Bänke am Dorfplatz. In Lermoos entstand ein Beachvolleyballplatz. Nach dem Vorbild der Marktgemeinde Reutte installierten beide Gemeinden gemeinsam eine mobile Jugendarbeit. Im Tannheimer Tal ergriff 2014 der Tourismusverband die Initiative und startete zusammen mit REA den Beteiligungsprozess „Next Generation Tannheimer Tal“. In zwei großen Veranstaltungen im Gemeindesaal Grän waren Jugendliche und junge Erwachsene eingeladen, Ideen und Anregungen einzubringen und sie nach Priorität zu reihen. Der Tourismusverband und die Gemeinden des Hochtals bemühen sich seither, gemeinsam mit der Next Generation, möglichst viel davon umzusetzen. Bei der Entwicklungsstrategie Außerfern 2014-2020 gingen wir besonders auf die Bedürfnisse und Anliegen der Jugend ein. Die strategische Planung zum Thema Jugend nahmen wir gemeinsam mit vier Jugendlichen im Rahmen eines HAK-Maturaprojekts vor. Unser Projektteam führte eine schriftliche Befragung von 369 Jugendlichen durch und erarbeitete in zwei Workshops Ziele und

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Maßnahmen in den Themenfeldern Ausbildung/Arbeitsmarkt, Freizeit und Partizipation. In diesen Strategieprozess eng eingebunden waren unter anderem auch die Mobile Jugendarbeit Reutte und die Mitarbeiter des Jugendzentrums Smile.

JOBPERSPEKTIVEN FÜR DIE AUSSERFERNER JUGEND Jedes Jahr verlassen viele Jugendliche unsere Region, um andernorts höhere Ausbildungen zu absolvieren. Ein kleiner Teil davon kehrt wieder ins Außerfern zurück. Attraktive Jobperspektiven für unsere Jugend setzen voraus, dass sich Ausbildungs- und Berufsentscheidungen mit den Bedarfen der Wirtschaft decken. Mit der Broschüre „Matura, Studium, Job – dein Plan fürs Außerfern“ gaben wir den Jugendlichen eine wertvolle Entscheidungshilfe an die Hand. Wir wollten damit vor allem aufzeigen, wie man zu einer höheren Ausbildung kommt, ohne das Außerfern verlassen zu müssen. Der Hochschule Kempten kommt dabei eine große Bedeutung zu. Zudem unternahmen wir mehrere Exkursionen für die Schüler von HAK, HLW und Gymnasium zur Allgäuer Hochschulmesse.

JUGEND UND POLITIK Im Superwahljahr 2013 intensivierten wir unsere Zusammenarbeit mit den Außerferner Schulen im Bereich der politischen Bildung. Vor der Landtags- und Nationalratswahl organisierten wir die größten politischen Diskussionsveranstaltungen für Jugendliche in Tirol. Jeweils über 500 Jugendliche hatten in der Sporthalle Reutte die Gelegenheit, die Spitzenkandidaten der antretenden Parteien auf Herz und Nieren zu prüfen. Im Januar 2014 widmeten wir uns dem Thema Umweltpolitik. Bei der Multivisionsveranstaltung REdUSE setzten sich rund 1.500 Schüler an zwei Tagen kritisch mit dem enormen Ressourcenverbrauch des globalen Wirtschaftssystems auseinander.


JUGEND ZUKUNFT DER REGION

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

1 € 20.000 € 15.000 59


DAS AUSSERFERN IST BUNT UND VIELFÄLTIG Frauen und Männer, Junge und Alte, Menschen mit und ohne Behinderung, Einheimische und Bürger, die bei uns eine neue Heimat gefunden haben! Gesellschaftliche Vielfalt ist im Außerfern allgegenwärtig. Wir sehen diese Vielfalt als Bereicherung und nicht als Belastung.

FRAUEN EROBERN DIE POLITIK Frauen spielen in der Kommunalpolitik sowohl als Gemeinderätinnen als auch als Bürgermeisterinnen in Tirol noch lange nicht jene Rolle, die ihnen aufgrund ihres Anteils in der Bevölkerung zustünde. Frauen für die Politik zu gewinnen ist ein Gebot der Stunde. Im Jahr 2003 veranstalteten wir in enger Zusammenarbeit mit dem Frauenreferat des Landes Tirol und der Volkshochschule Garmisch-Partenkirchen den ersten grenzüberschreitenden Politiklehrgang für Frauen. Ziel dieses Lehrgangs war es, Frauen zu motivieren, ihre Anliegen und ihre Potenziale in öffentlichen Gremien, Vereinen, Gemeinderatslisten und politischen Parteien einzubringen. Im Jahr 2009 gab es eine Fortsetzung von „Nüsse knacken, Früchte ernten“, diesmal in Form eines landesweiten LEADER-Projekts. Darüber hinaus unterstützten wir politisch interessierte Frauen bei der Bildung von Netzwerken. Im Jahr 2008 brachten wir die Wanderausstellung „Frauen verdienen mehr?“ nach Reutte. Diese Ausstellung macht auf die unterschiedlichen Einkommensverhältnisse von Frauen und Männern aufmerksam. Diese Aktivitäten sind sicherlich nicht alleine dafür verantwortlich, dass im Bereich Gender Mainstreaming tatsächlich Nüsse geknackt und Früchte geerntet wurden. Wir haben mit unserer Initiative jedoch bestimmt dazu beigetragen, den Boden für mehr Frauen in Führungsfunktionen aufzubereiten. Heute nimmt unsere Region diesbezüglich eine Vorreiterrolle innerhalb Tirols ein. Alle Außerferner Abgeordneten in Landtag, Bundesrat und

Nationalrat sind weiblich. Es gibt zwei Bürgermeisterinnen und einige Vize-Bürgermeisterinnen. Zahlreiche Führungsfunktionen in den Bezirksorganisationen von politischen Parteien und Kammern werden von Frauen eingenommen. Auch die Bezirkshauptmannschaft wird von einer Frau geleitet. In der Stärken-Schwächen-Analyse unserer Entwicklungsstrategie für die Periode 2014-2020 gehen wir explizit auf das Thema Gesellschaftliche Vielfalt ein. Zudem unterzogen die Expertinnen der „BASIS – Frauenservice und Familienberatung“ diese Strategie einem Gender-Check.

ZWEI SPRACHEN, DOPPELTE CHANCEN Für viele Menschen aus aller Herren Länder ist das Außerfern zur neuen Heimat geworden. Allein in der Marktgemeinde Reutte leben Personen aus 68 verschiedenen Nationen. Der Weg zu Integration und beruflichen Perspektiven führt über die Sprache. Deutsch zu lernen oder gleich zweisprachig aufzuwachsen ist vielleicht nicht der einfachste Weg, aber einer mit vielen Optionen. In unserer Berufs- und Bildungsberatungsbroschüre „Matura, Studium, Job – der Plan fürs Außerfern“ kamen auch bekannte türkischstämmige Persönlichkeiten zu Wort. Alle drei sind beruflich erfolgreich. Alle drei rieten ihren Landsleuten, auf Bildung und Sprachkompetenz zu setzen. Die Förderung von Muttersprache und Deutsch muss dabei bereits im Kindergartenalter beginnen. So wichtig das Erlernen der deutschen Sprache auch ist, in Notfällen ist es immer gut, wichtige Informationen auch in der Muttersprache zu erhalten. Im Rahmen des Projekts „Soziales Leitbild Außerfern“ erstellten wir ein Verzeichnis aller Hilfsorganisationen und Beratungseinrichtungen. Auf Anraten des Integrationsreferats des Landes Tirol ließen wir dieses Verzeichnis auch ins Türkische übertragen.

60 Foto: Conrad Seidl


GESELLSCHAFTLICHE VIELFALT ENTWICKLUNGSFAKTOR CHANCENGLEICHHEIT

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

3 € 22.500 € 16.300 61


UMSETZEN DES SOZIALEN LEITBILDS In der Programmperiode 2000-2006 erarbeiteten wir unter breiter Beteiligung das soziale Leitbild Außerfern. Es umfasst Handlungsgrundsätze und Ziele für die soziale Entwicklung unserer Region. In der Periode 2007-2013/14 setzten wir das Leitbild in Zusammenarbeit mit zahlreichen sozialen Einrichtungen über verschiedene Projekte weiter um.

QUALIFIZIERUNG UND PROFESSIONALISIERUNG Im Jahr 2007 gewannen wir mit unserem Leitbildprojekt den österreichischen „LEADER+ Innovationspreis“ in der Kategorie Soziales. Das Preisgeld von 5.000 Euro sowie weitere 5.000 Euro der Privatstiftung der Sparkasse Reutte investierten wir in das Projekt „Qualifizierungsoffensive soziale Integration“. Ziel dieses Projektes war die Professionalisierung, Weiterentwicklung und Vernetzung von Mitarbeitern in Sozialeinrichtungen. Ein Schwerpunkt dabei lag in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Auf dieses Projekt folgten weitere Schulungsmaßnahmen wie ein Lehrgang für ehrenamtliche Hospizbegleiter und zwei Heimhilfenlehrgänge. Das Bezirkskrankenhaus rief zusammen mit weiteren Partnerorganisationen zudem eine eigene Qualifizierungsoffensive zum Thema Pflege ins Leben. Unmittelbares Ergebnis des Leitbildprozesses war die Einrichtung einer Kooperationsplattform „Drehscheibe“ zur Weiterentwicklung der Altenpflege in unserer Region. An diesem Kooperationsprozess beteiligten sich alle Pflegeeinrichtungen im Bezirk Reutte sowie die Bezirkshauptmannschaft. Wir moderierten zahlreiche Arbeitskreissitzungen und erwirkten gemeinsam die Installation eines Case und Care Managers. Diese Beratungsstelle informiert über die Pflegeangebote im Bezirk. Zur Entlastung von pflegenden Angehörigen braucht es auch dezentral Einrichtungen der Kurzzeitpflege. Im Lechtal konnten wir Raimund Wolf beim Aufbau seiner „PflegeInsel Benglerwald“

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unterstützen. Diese private Einrichtung der Kurzzeitpflege mit zwei Pflegebetten ist heute nicht mehr wegzudenken.

BARRIEREFREIES AUSSERFERN Bauliche Barrieren halten nach wie vor Menschen mit Mobilitätseinschränkungen von einer gleichberechtigen Teilhabe am öffentlichen Leben ab. Ob Rollstuhlfahrer, Menschen mit Gehhilfen oder Eltern mit Kinderwagen, Barrierefreiheit macht vielen Menschen das Leben leichter. Zur schrittweisen Beseitigung von baulichen Hürden riefen wir gemeinsam mit den vier Allgäuer Landkreisen das INTERREG-Projekt „Allgäu-Außerfern barrierefrei“ ins Leben. Gegenstand dieses Projekts war die Entwicklung von gemeinsamen Kriterien für die bauliche Barrierefreiheit und die Ausbildung von Personen, die anhand dieser Kriterien öffentlich zugängliche Gebäude und Einrichtungen erfassen und bewerten. Im Außerfern begutachteten unsere zwei Erfasserteams über 80 Objekte. Ob diese nun rollstuhltauglich, barrierefrei oder bedingt barrierefrei sind, erfährt man auf der Website www.allgaeu-tirol-barrierefrei.eu.

KURZFILMTAGE RENDEZ-VOUS IN REUTTE UND FÜSSEN Um das Thema Menschen mit Behinderung stärker ins Bewusstsein zu rücken, veranstaltete die Marktgemeinde Reutte gemeinsam mit uns, der Stadt Füssen, der Lebenshilfe Ostallgäu und der Arbeiterwohlfahrt Füssen im Oktober 2013 die Kurzfilmtage Rendez-vous. Bei den Filmen dreht sich alles um das Leben mit Einschränkungen, speziellen Bedürfnissen und besonderen Fähigkeiten. Im Rahmen dieses Projekts organisierte das Sonderpädagogische Zentrum Reutte mehrere Workshops zum Thema Autismus-Spektrum-Störungen. Über 150 Teilnehmer aus ganz Tirol und Bayern nahmen an diesen Workshops teil.


SOZIALES UNSERE GEMEINSAME VERANTWORTUNG

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

5 € 139.000 € 75.500 63

Foto: Sparkasse Reutte


KULTURELLE HIGHLIGHTS Kunst, Kultur und Brauchtum stiften regionale Identität in der Bevölkerung und bereichern das touristische Angebot einer Region. Der Bezirk Reutte verfügt über ein ganz besonderes kulturelles Erbe und eine bunte und lebendige Kulturszene. In der Periode 2007-2013/14 widmeten sich zahlreiche Projekte der Mobilisierung dieser kulturellen Potenziale.

DIE GESCHICHTE LEBT AUF EHRENBERG Die Verwandlung verfallener Burgen zu kulturellen Highlights begann bereits in der Periode 2000-2006. Der Verein Burgenwelt Ehrenberg, mit ihm die Marktgemeinde Reutte und die Naturparkregion Reutte investierten viel Herzblut, Know-how und natürlich auch Geld in die Sanierung und zeitgemäße Nutzung dieses bedeutenden kulturellen Erbes. Förderungen des Landes Tirol und der EU trugen ebenfalls zur Finanzierung dieser Verwandlung bei. Der Entwicklungsprozess rund um Ehrenberg erfuhr 2007-2013/14 eine Fortsetzung. Die Schwerpunkte lagen dabei zunächst in der Sicherung der Burgruine Ehrenberg sowie im Ausbau des Salzstadels. Gegen Ende der Periode erhielt die Burgenwelt Ehrenberg mit der Errichtung einer Naturausstellung über den „Letzten Wilden“ ein zusätzliches Highlight.

NEUE JUWELEN IN DEN DORFZENTREN Alte Gebäude in den Dorfzentren fallen gern in den Schoß der Gemeinde. Dort stellt sich irgendwann die Frage: Soll man sie schweren Herzens abreißen, oder doch erhalten und einer öffentlichen Nutzung zuführen? Die Gemeinden Tannheim und Elbigenalp bewiesen, dass aus solchen Problemfällen wahre Juwele werden können. Das Felixe Minas Haus in Tannheim ist ein denkmalgeschütztes altes Bauernhaus. Seine Rettung begann mit einem

Architektenwettbewerb. Anschließend machte sich die Gemeinde gemeinsam mit dem Siegerbüro daran, das Haus zu sanieren. Einem lebenden Museum gleich zeigt das Felixe Minas Haus heute, wie die Menschen im Tannheimer Tal im 19. Jahrhundert wohnten und arbeiteten. Die Gemeinde Elbigenalp setzte sich gemeinsam mit der Stadt Füssen das Ziel, die Geschichte des Lechtals einem breiten Publikum näher zu bringen. Im Rahmen eines grenzüberschreitenden Projekts entstand aus dem „Duarfer“ Doktorhaus eine „Wunderkammer“ rund um die Sammlung von Johann Anton Falger (1791-1876). Diese zeigt das Leben der Menschen im Lechtal ab dem 19. Jahrhundert. Ergänzend dazu erzählt eine neue Ausstellung zum Kloster St. Mang im Museum der Stadt Füssen die wirtschaftliche und kirchliche Entwicklung des Tales. Elbigenalp ist seit über 20 Jahren auch das regionale Zentrum des Volksschauspiels. Als die Geierwally-Freilichtbühne den Anforderungen eines modernen Theaterbetriebs nicht mehr entsprach, entschlossen sich die „Duarfer“ zu einem großen Wurf. Sie investierten über eine Million Euro in die technische und bauliche Erneuerung der Bühne. Neben den großen Kulturprojekten konnte REA auch kleinere Initiativen unterstützen. So entstand 2007 ein Bergheumuseum auf der Jöchelspitze. Um die Suche nach historischen Dokumenten zu erleichtern, riefen das Stadtmuseum Füssen und das Museum im Grünen ein gemeinsames Dokumentationszentrum ins Leben. Gemeinsam mit den Tourismusverbänden gaben wir ein Kulturmagazin samt Veranstaltungskalender heraus. Im Jahr 2013 widmeten sich die Höfener Festwochen dem Thema Lech. Unter dem Motto: Lech.werk lockten hochkarätige Kulturveranstaltungen die Menschen entlang des Lech nach Höfen.

64 Foto: Burgenwelt Ehrenberg

Foto: Tourismusverband Tannheimer Tal

Foto: Architekturbüro Barbist


KULTUR QUELLE REGIONALER IDENTITÄT

FACTBOX Projektanzahl Investitionen Förderungen

14 € 3.358.100 € 2.364.100 65

Foto: kdg mediascope - Arnold Weißenbach


66 Foto: Tiroler Zugspitz Arena


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