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5/6-2015 | 21. Jahrgang | CHF 9.50 | € 5.50

Aktuell: Neues Besucherzentrum der Vogelwarte in Sempach, S 22 Neues Kompetenzzentrum der Haga AG in Rupperswil, S 28 Schocherswil: Der grösste Eisspeicher der Schweiz, S 38


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SCHOCHERSWIL: DER GRÖSSTE EISSPEICHER DER SCHWEIZ

In Schocherswil TG werden Massstäbe für eine zeitgemässe Energieversorgung gesetzt: Drei Mehrfamilienhäuser mit je fünf Wohnungen heizen künftig mit Eis. Investor Hanspeter Curiger setzt auf eine Kombination aus Wärmepumpe und Eis-Energiespeicher.

Mit einem Füllvolumen von 290 000 Litern Trinkwasser ist dieser der bislang grösste der Schweiz. Unter einem der Gebäude installiert, speichert er auf niedrigem Temperaturniveau Umweltwärme aus der Umgebungsluft, der Sonneneinstrahlung und dem Erdreich. Kostenlose Energiegewinne Wärmepumpen nutzen die Antriebsenergie Strom, um durch einen «umgekehrtem Kühlschrankeffekt» zusätzliche Umweltenergie aus sich selbst regenerierenden, natürlichen Quellen zu gewinnen. Genutzt werden in der Regel Erdwärme, Grundwasser oder die Umge-

bungsluft. Am effektivsten sind dabei Sole/Wasser-Wärmepumpen. «Wegen grosser Trinkwasservorkommen im Untergrund sind Erdsondenbohrungen in Schocherswil aber verboten, und Luft-Wärmepumpen machen auf Dauer zu viel Lärm. Deshalb haben wir uns für einen Eisspeicher als Energiequelle entschieden», so Hanspeter Curiger. Der Clou dabei sind die kostenlosen Energiegewinne durch die Nutzung der Kristallisationsenergie beim Gefrieren des Wassers im Speicher. Bei diesem unendlich oft wiederholbaren Prozess wird durch einen physikalischen Effekt je 10 000 Liter gefrierenden Wassers fast so viel Energie frei, wie 100 Liter Öl beinhalten. Diese Energie wird von der Wärmepumpe genutzt und auf das zum Heizen und Duschen nötige Temperaturniveau gebracht. Steht wieder mehr Umgebungsenergie zur Verfügung, als aktuell zur Beheizung benötigt wird, wird das Eis wieder aufgetaut – und der Prozess der Kristallisationsenergie kann erneut beginnen. Die Technik des Eisspeichers ist nahezu wartungsfrei. Der Kristallisationsprozess wird durch ein Wärmequellenmanagement gezielt gesteuert und ist beliebig oft wiederholbar.

BAUHERRSCHAFT Curiger Immobilien | Oberfahrstrasse 4 | 9434 Au | T. 052 364 10 10 | info@curiger.ch | www.curigerimmobilien.ch ARCHITEKT Kaderli Architekten | Bahnhofstrasse 34 | 8580 Amriswil | T. 071 410 13 88 | F. 071 410 13 89 | info@kaderli-architekten.ch www.kaderli-architekten.ch


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Photovoltaik und Solar-Luft-Absorber Bekanntlich braucht es für den Betrieb einer Wärmepumpe auch Strom. Weil die Überbauung in Schocherswil nach Minergie-A zertifiziert ist, wird dieser mit einer Photovoltaikanlage erzeugt. Ihre Leistung beträgt rund 56 Kilowatt (Peak), was den Stromverbrauch der Wärmepumpen und der allgemeinen Innen- und Aussenbeleuchtung abdeckt. Zwei der drei Dächer sind vollständig mit PV-Modulen bedeckt. Auf dem Dach des dritten Hauses sind neben den Photovoltaikzellen auch spezielle Solar-Luft-Absorber montiert. Diese werden je nach Wetter und Wärmebedarf der Überbauung unterschiedlich genutzt: Priorität hat stets die Wärmeversorgung der Gebäude. Falls überschüssige Wärmeenergie anfällt, wird sie für die Regeneration des Speichers genutzt. Den Entscheid zwischen Direktverbrauch und Einspeicherung fällt das Energiemanagementsystem. Grosses Gewicht wurde dem Innenraumklima beigemessen. Darum ist die gesamte Gebäudehülle als Holzbau konzipiert. So wurden lediglich die Innenwände, die Geschossdecken und die Treppenhäuser der drei Gebäude betoniert. Die Aussenhaut ist mit hinterlüfteten Fundermax-Vollkernplatten realisiert. Diese Platten sind aus Zellstofffasern und Kunstharz aufgebaut und resistent gegenüber UVStrahlung und Witterung. Hinter dem Lüftungszwischenraum der

Platten befindet sich eine mit Steinwolle gedämmte Holzkonstruktion. Dies verbessert die Feuchtigkeitsdiffusion gegenüber einer Styropordämmung. Den wohnungsseitigen Abschluss bilden FermacellPlatten und ein mineralischer Abrieb. Im Innenausbau wird zudem mit viel Holz und ausschliesslich mit wasserlöslichen Farben gearbeitet. Für die Beleuchtung von Bädern, Küchen, Treppenhäusern und Gehwegen werden nur LED-Leuchten verwendet. Die Gebäude besitzen eine dreistufige Komfortlüftung. Der selbst produzierte Strom und die Erwärmung des Warmwassers sollen für die Eigentümer kostenlos bleiben.

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1 BAU info 5/6-2015 | NEUHEITEN

EISSPEICHERSYSTEM – INNOVATIVE ENERGIEQUELLE FÜR SOLE/WASSER-WÄRMEPUMPEN In Neubauten haben Heizsysteme mit Wärmepumpe einen Marktanteil von knapp 80%. Auch im Sanierungsbereich wächst deren Anteil stetig. Zum Heizen wird der Umgebungsluft, dem Erdreich oder Grundwasser Wärme entzogen. Mit dem Viessmann Eisspeichersystem steht nun eine weitere attraktive Wärmequelle für Wärmepumpen zur Verfügung. Dabei handelt es sich um eine Zisterne mit eingebauten Wärmetauschern, die im Garten vergraben und mit normalem Leitungswasser gefüllt wird. Auf dem Dach des Hauses werden spezielle Solar-Luftabsorber angebracht, die Wärme aus der Umgebungsluft sowie aus der solaren Einstrahlung sammeln und dem Speicher zuführen. Darüber hinaus bezieht der Eisspeicher Wärme direkt aus dem Erdreich.

Heizen mit Eis – zusätzliche Energie Die Wärmepumpe bezieht bis zu einer Aussentemperatur von ca. 0 °C über die Solar/ Luft-Absorber die zum Heizen und zur Warmwasserbereitung benötigte Energie. Fällt die Aussentemperatur unter 0 °C entzieht die Wärmepumpe dem Eisspeicher die benötigte Energie. Dabei wird das Wasser abgekühlt und gegebenenfalls vereist. Sobald die Aussentemperatur über den Gefrierpunkt ansteigt erfolgt die Wärmegewinnung wieder über die Absorber. Zudem wird überschüssige Energie von den Absorbern dem Eisspeicher zum Auftauen bzw. Erwärmen des Wassers zugeführt.

Viessmann (Schweiz) AG Härdlistrasse 11 | CH 8957 Spreitenbach www.viessmann.ch


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