Daniel Müller-Schott: Ein Cellist mit brillanter Technik ‹Saisoneröffnung› mit David Garrett Jörg Widmann: Der neue ‹Composer in Residence›
OPUS.I DAS MAGAZIN ZUM ZÜRCHER KAMMERORCHESTER
Sept
––– Okt ––– 2009
H a n d m a d e
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i t a l y.
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Sehr geehrte Damen und Herren Liebes Konzertpublikum Ich begrüsse Sie ganz herzlich zur Saison 2009/10 und freue mich, dass Sie gemeinsam mit dem Zürcher Kammerorchester in eine neue Konzertsaison aufbrechen, die ein abwechslungsreiches und vielseitiges Programm beinhaltet – denn «vielsaitig» heisst auch das Motto dieser Saison. Lassen Sie mich Ihnen schon jetzt einige besondere Perlen unseres Programms ans Herz legen: Lernen Sie unseren diesjährigen ‹Composer in Residence› persönlich kennen. Mit dem «vielsaitigen» Ausnahmekünstler Jörg Widmann konnten wir nicht nur einen aufstrebenden Komponisten, sondern auch gleich einen vielversprechenden Klarinettisten für Sie gewinnen – seine Klangwelten werden bestimmt auch Sie faszinieren. Und wieder vereinen wir im Museum Rietberg Klang & Kunst zu einem ganz speziellen Erlebnis: Lassen Sie sich im September zunächst in das buddhistische Erbe Pakistans entführen. Dem musikalischen Weltbürger des Barockzeitalters, Georg Friedrich Händel, dessen 250. Todestag gerade begangen wurde, widmen wir eine besondere Hommage und beleuchten nicht nur sein Werk, sondern zeigen auch den Einfluss seines Schaffens bis in die Neuzeit auf – die sinnliche Musik des Barockzeitalters wird bestimmt auch Sie verzaubern. Mit Musik Felix Mendelssohns, der vor 200 Jahren das Licht der Welt erblickte, klangen die diesjährigen Zürcher Festspiele aus und mit eben seiner Musik gestalten wir, zusammen mit dem Stargeiger David Garrett, den fulminanten Auftakt zu unserer Konzertsaison – dieses Konzerterlebnis dürfen Sie sich nicht entgehen lassen. Das Zürcher Kammerorchester und ich freuen uns, Sie bei einem unserer nächsten Konzerte begrüssen zu dürfen und wünschen Ihnen eine erlebnisreiche Konzertsaison.
«Jeder Mensch ist per se musikalisch. Wer Musik macht, ist lediglich Teil einer hochbegabten Minderheit.» Peter Weber
Willkommen beim ZKO Sept / Okt 2009 Seite 4
David Garrett Mendelssohn Bartholdy / Beethoven / Sarasate
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Stephan Mai & Naoki Kitaya Haydn / J.S. Bach / Graun / C.P.E. Bach
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Maurice Steger Händel / Purcell / Albinoni / Geminiani
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Daniel Müller-Schott Pleyel / Tschaikowsky / Bloch / Haydn
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‹Composer in Residence› Jörg Widmann
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ZKO inside: Natalie Chee
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Ihr Michael Bühler, Direktor
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ZKO im Museum Rietberg: ‹Buddhas Paradies – Schätze aus dem antiken Gandhara, Pakistan› ‹Kammermusik@ZKO›: ‹Fa majeur, f-Moll› Kalender
Herausgeber: Zürcher Kammerorchester Seefeldstrasse 305; Postfach 1284; 8034 Zürich Tel. +41 44 388 36 00; Fax +41 44 388 36 10 Billettkasse 0848 84 88 44; www.zko.ch
ZKO ‹OPUS.I›
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ZKO
IN DER TONHALLE
SA 03. OKT 19.30 H
Muhai Tang David Garrett F. Mendelssohn Bartholdy: Die Hebr L. van Beethoven: Sinfonie Nr. 1 C-D P. de Sarasate: Zigeunerweisen op. 20
David Garrett Der Stargeiger David Garrett begeistert mit seinen genreübergreifenden Projekten ein immer grösseres Publikum. Dafür wird er oft kritisiert. Dabei lässt sich eines mit Sicherheit nicht leugnen: David Garrett besitzt Talent, sehr viel Talent. Im Jahr 1980 in Aachen geboren begann David Garrett bereits im Alter von vier Jahren mit dem Geigenspiel und wurde aufgrund seiner Begabung als Wunderkind gefeiert. Später zog er nach New York, um in der Meisterklasse von Itzhak Perlman an der Juilliard School zu studieren. David Garrett ist seit Ende Mai 2008 im Guinness-Buch der Rekorde als schnellster Geiger der Welt eingetragen. Er spielte Rimski-Korsakows ‹Hummelflug› in nur sechsundsechzig Sekunden, dies entspricht dreizehn Noten pro Sekunde. David Garrett ist ein Ausnahmetalent, das polarisieren mag, aber zweifellos fasziniert. tw
Garrett und Mendelssohn Bartholdy Dieses Konzert führt zwei Musiker zusammen, die beide als Wunderkinder begonnen haben. Beide erlernten ein Instrument fast bevor sie lesen und schreiben konnten, wurden von ihren Familien sorgfältig gefördert und von besten Privatlehrern zu Hause unterrichtet, traten mit zehn Jahren bereits öffentlich auf, machten innert kürzester Zeit eine ungeheure internationale Karriere und prägten als eigenwillige Persönlichkeiten, jeder auf seine Weise, das Musikleben ihrer Zeit. Fluch und Segen eines Wunderkindes im 20. Jahrhundert beschreibt David Garrett so: «Es war sicher eine anstrengende Kindheit. Wenn ich gewusst hätte, dass meine Freunde Fussball spielten, während ich übte, wäre mir das vielleicht unangenehm gewesen. Aber ich kannte es ja nicht
anders. Ich hab nur Privatunterricht gehabt, ich hatte keinen sozialen Kontakt. Es war ein Leben im goldenen Käfig. Du bist als Künstler für alle verantwortlich, die Eltern, das Publikum, Manager, Plattenfirma und dafür, dass der Dirigent zufrieden ist. Als kleines Kind ist dir das egal, aber wenn du 14, 15 bist, ist es vorbei mit der kindlichen Leichtigkeit. Da muss man dagegenhalten, das ist ein sehr schwieriger Prozess.» Diesen Prozess brachte er in Gang, indem er die Violine nach einer Krise in der Pubertät noch einmal neu für sich entdeckte und, als er längst ein weltweit berühmter Geiger war und mit Zubin Mehta, Yehudi Menuhin und Claudio Abbado gearbeitet hatte, gegen den Willen aller, die ihn bis dahin gefördert hatten, nochmals studieren ging, an die weltberühmte Juilliard School in New York. – Der in bürgerlichem Wohlstand in einer mit der künstlerischen und wissenschaftlichen Welt verbundenen Familie aufgewachsene Felix Mendelssohn stand bis zu seinem 20. Lebensjahr unter den Fittichen seines Vaters, der grossen Wert auf eine breite humanistische Ausbildung seiner Kinder legte. Das Zeichnen nahm eine der Musik ebenbürtige Stellung ein, und erst als der Komponist Cherubini über den 14-Jährigen sein begeistertes Urteil abgegeben hatte, war der Vater restlos überzeugt, dass Felix Musiker werden sollte. – Als Musiker war und ist es sowohl Mendelssohn wie auch David Garrett wichtig, das Publikum für die Musik zu begeistern und seine Hörgewohnheiten zu erweitern: Mendelssohn engagierte sich als Dirigent mit Konzertzyklen, zu denen er internationale Spitzeninterpreten verpflichtete und in denen er das Publikum sowohl mit neuer Musik wie auch mit Wiederentdeckungen vergessener Werke konfrontierte. Garrett begeistert als Geiger mit innovativen Projekten, bei denen er die verschiedensten Musikstile aus Vergangenheit und Gegenwart mischt. nd
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ZKO ‹OPUS.I›
‹SAISONERÖFFNUNG›
iden op. 26; Violinkonzert e-Moll op. 64 D ur op. 21 für Violine solo & Orchester 2009 n h o s s l e d Men Jubiläum
ZKO ‹OPUS.I›
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Felix Mendelssohn Bartholdy Das Konzert zur Saisoneröffnung steht ganz im Zeichen des Mendelssohn-Jubiläums und präsentiert mit Mendelssohns ‹Hebriden-Ouvertüre› und seinem legendären Violinkonzert in e-Moll op. 64 zwei Klassiker des Konzertrepertoires. Mit seinem Violinkonzert markiert Mendelssohn den Übergang vom klassischen Konzertieren zwischen Soloinstrument und Orchester zum grossen romantischen Virtuosenkonzert. Mendelssohn, der sechs Jahre lang an dem Konzert gearbeitet hatte, verzichtet auf eine Orchesterintroduktion. Stattdessen setzt das Soloinstrument gleich zu Beginn des ersten Satzes mit dem Hauptthema ein. – Einer der grossen Interpreten von Mendelssohns Violinkonzert war der spanische Geigenvirtuose Pablo de Sarasate. Namhafte Komponisten widmeten ihm Stücke, in denen er sein virtuoses Können zur Schau stellen konnte. Aus der Improvisation auf der Geige heraus entstanden aber auch immer wieder eigene Kompositionen, in denen sich Pablo de Sarasate als ein musikalischer Botschafter seiner Heimat erweist. Das spanische Kolorit in Georges Bizets populärer Oper ‹Carmen› inspirierte ihn zu seiner berühmten ‹Carmen-Fantasie›. Sein Stück ‹Zigeunerweisen› aus dem Jahre 1878 wiederum basiert auf einem Csardas, einem ungarischen Volkstanz, der insbesondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mode gekommen war. In dem charakteris tischen Wechsel von langsamen und schnellen Teilen und den regelmässig synkopierten Rhythmen des Csardas trifft das Temperament, das klischeehaft den Zigeunern zugeschrieben wird, auf Sarasates eigenes Lebensgefühl, das eines nomadisch durch die Welt ziehenden, impulsiv-leidenschaftlichen Bohemiens. cg
Stephan Mai Maurice Steger über Barockmusik in Zürich «Barock in Zürich ist eine absolute Notwendigkeit. Anders als die grossen Städte in Frankreich, Deutschland und auch Italien hat Zürich keine Tradition in diesem Bereich. Als man im Opernhaus vor einigen Jahren begann, Barockopern zu spielen, wurde dieser Neuerung eher skeptisch begegnet. Heute steht jede Saison mindestens eine Barockoper auf dem Spielplan und dies mit grossem Erfolg. Und so ist es nun an der Zeit, auch im Konzertbereich das Barockrepertoire zu pflegen. Anstatt hochspezialisierte ausländische Barockensembles nach Zürich einzuladen, haben wir hier mit dem heimischen ZKO eine einmalige Chance, einzigartige und unverwechselbare Barockinterpretationen zu erleben. Das ZKO verfügt über die nötige Flexibilität, Offenheit und Professionalität, um durch die kontinuierliche Zusammenarbeit mit internationalen Spezialisten als Dirigenten und Solisten Barockmusik auf höchstem musikalischem Niveau ohne Purismus für ein heutiges Publikum lebendig werden zu lassen. Dass es dabei auf modernen Instrumenten spielt, ist durchaus kein Makel. Für eine musikologisch «korrekte» Interpretation ist die Spielweise der weitaus entscheidendere Faktor als das Instrumentarium. Im Gegenteil – barocke Musik auf modernen Instrumenten gespielt bricht das Spezialistentum auf, bringt die alte Musik näher an ein heutiges Publikum heran und macht sie gleichzeitig auch besser geeignet für die heutigen Konzertsäle. »
Naoki Kitaya
J. Haydn: Sinfonie Nr. 21 A-Dur Hob. I: 21 J. S. Bach: Orchestersuite Nr. 1 C-Dur BWV 1066 Lucio C. H. Graun: Ouvertüre zur Oper ‹Lucio KO Papirio› +++ C. P. E. Bach: Konzert für IRCZ ST. P E T E R E H K Cembalo und Streicher a-Moll Wq 26 DO 24. SEPT 1 9 .3 0 H
Stephan Mai Stephan Mai wurde 1953 in Leipzig geboren. Seine Violinausbildung begann 1962 und führte über den Besuch der Kinderklasse bis zum Studium an der Hochschule für Musik in Leipzig. Nach dem Examen 1976 wurde er Mitglied des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin sowie des Kammerorches-
Das Cembalo oder «die wahre Art das Clavier zu spielen.» «Wer mich gründlich kennt, der muss finden, dass ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, dass ich ihn verstanden und fleissig studiert habe.» Diese Worte stammen von keinem geringeren als Joseph Haydn, dessen Gedenkjahr sich allmählich dem Ende zuneigt. Der berühmteste der BachSöhne, Carl Philipp Emanuel Bach, markiert die Schnittstelle zwischen der Generation seines Vaters und der mit Haydn und Mozart einsetzenden Wiener Klassik. Das Cembalo war seine Domäne, von dem aus er das Musikleben des 18. Jahrhunderts mitrevolutionierte. So schrieb er mit seinem «Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen» eines der wichtigsten musikästhetischen Traktate des 18. Jahrhunderts. Mit seinem «originellen, kühnen Gang der
« ... unverwechselbare ters Berlin. Darüber hinaus engagierte er sich für den Aufbau eines Ensembles, das sich mit zunächst modernem Instrumentarium der historischen Aufführungspraxis widmete. Daraus ging 1982 die Gründung der Akademie für Alte Musik Berlin hervor, der Stephan Mai seitdem als einer der Konzertmeister angehört. Seither wirkte er an zahlreichen Schallplattenproduktionen und Rundfunkaufnahmen des Ensembles mit; Tourneen und Festivalauftritte führten über die Grenzen Europas hinaus in den Nahen Osten sowie nach Japan. Seine Erfahrungen mit der so genannten historischen Aufführungspraxis gibt er inzwischen vermehrt an kammermusikalische Ensembles weiter, die – zuweilen auch auf modernen Instrumenten – die Musik des 18. bis beginnenden 19. Jahrhunderts pflegen. tw
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ZKO ‹OPUS.I›
Ideen» und seiner «grossen Mannigfaltigkeit und Neuheit in den Formen» bewegt er sich ästhetisch genau auf der Grenze zwischen der strengen Rhetorik des Barockzeitalters und dem Formbewusstsein der Wiener Klassik. Starke dynamische Kontraste und unerwartete harmonische Umschwünge zeichnen die musikalische Sprache dieses Stürmers und Drängers aus. Populär wurde Carl Philipp Emanuel Bach aber vor allen Dingen als ein Komponist der tragisch-melancholischen Töne, wie sein Konzert für Cembalo und Streicher zeigt. Am preussischen Hof, wo er bei Friedrich dem Grossen als Hofcembalist engagiert war, traf er u.a. auf Carl Heinrich Graun, der als Hofkapellmeister neben Johann Adolf Hasse als einer der bedeutendsten Vertreter der italienischen Oper in Erscheinung trat. cg
ZKO
IN DER TO
Maurice Steger
NHALL
DI 27. OKTE 19.30 H
G. F. Händel: Suite de dance aus der Oper ‹Almira›; Concerto grosso op. 3 Nr. 1 B-Dur HWV 312; Concerto grosso op. 6 Nr. 2 F-Dur HWV 320; Chaconne in g-Moll für Cembalo HWV 486 +++ H. Purcell: Chacony upon a Ground g-Moll; Chacony upon a Ground F-Dur + + + T. Albinoni: Konzert G-Dur op. 2 Nr. 8 F. Geminiani: Chaconne upon Corellis Sarabande; Konzert für Blockflöte F-Dur Händel-Jubiläum 2009 ist das Jahr der Jubiläen und Gedenktage. Kündigte sich mit Haydns Todestag und Mendelssohns Geburtstag im Jahre 1809 eine musikhistorische Zeitenwende an, verstarb genau 50 Jahre zuvor mit G.F. Händel der «König des Barock». Das Singspiel ‹Almira, Königin von Kastilien› begründete seine Karriere als Opernkomponist. Sie wurde 1705 am Hamburger Theater am Gänsemarkt uraufgeführt, dem ersten Operntheater diesseits der Alpen, das ausschliesslich von den Mitteln der Bürger der reichen Hansestadt getragen wurde. Händels ‹Suite de dance› ist der barocken Ausstattungsoper geschuldet, die mit ihren höfischen Tanzeinlagen und spektakulären Festzügen ein repräsentatives Abbild weltlichen Treibens geben sollte. Es dauerte nicht lange, bis sich der junge Hallenser
selbst ins Geburtsland der Oper aufmachte, um dort die Welt der Oper zu studieren. Die folgenden Jahre verbrachte er in Florenz, Rom, Venedig und Neapel. Händels beliebte ‹Concerti grossi› atmen den Geist des italienischen Barock. Kurze Zeit später gelangte Händel über Umwege nach London, wo er als Opernkomponist das Erbe von Henry Purcell antrat und mit seiner neu gegründeten ‹Royal Academy of Music› die Stadt zu einer der wichtigsten Musikmetropolen seiner Zeit machte. Aus Italien importierte er Sänger wie den berühmten Kastraten Senesino oder den Violinvirtuosen Franceso Geminiani, der als Komponist mit seinem Konzert für Blockflöte, Streicher und Basso continuo seinem Lehrer Arcangelo Corelli ein musikalisches Denkmal setzte. Mit Recht verdient Georg Friedrich Händel als einer der Ersten der Musikgeschichte den Namen eines echten Europäers. cg
Barockmusik erleben.» Weitere Barockkonzerte Saison 2009/10 DO 17. & FR 18. DEZ 2009 Fraumünster ‹Weihnachtskonzerte› ZKO; Maurice Steger, Dirigent; Andreas Scholl, Countertenor Arien von Händel, Albinoni, Porpora & Lotti
19.30 h
SA 23. JAN 2010 Tonhalle Gr. Saal ‹England› ZKO; Christopher Hogwood, Dirigent Werke von Händel, Tippett, Geminiani, Elgar, Holst & Mozart
19.30 h
DI 16. FEB 2010 Tonhalle Gr. Saal ‹Italien› ZKO; Diego Fasolis, Dirigent; Gabriele Cassone, Trompete Werke von Vivaldi, Torelli, Corelli & Sammartini
19.30 h
MI 5. MAI 2010 Kirche St. Peter ‹Wassermusik› ZKO; Maurice Steger, Dirigent Werke von Telemann, Vivaldi, Marais & Händel
19.30 h
DI 1. JUNI 2010 Tonhalle Gr. Saal ‹Deutschland› ZKO; Reinhard Goebel, Dirigent; Willi Zimmermann, Violine Werke von Hasse, Bach, Händel, Fasch, Quantz & Telemann
19.30 h
ZKO ‹OPUS.I›
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Maurice Steger Maurice Steger wird als «the world’s leading recorder virtuoso» gefeiert, so schreibt zumindest der einflussreiche ‹Independent›. Als einer der weltweit führenden Blockflötisten gehört er zu den beachtlichsten Künstlerpersönlichkeiten und beliebtesten Solisten seiner Generation. Mit Repertoireschwerpunkt ‹Alte Musik› ist Maurice Steger gefragter Gast bedeutender historischer Originalklang-Ensembles wie der ‹Akademie für Alte Musik Berlin›, der ‹Musica Antiqua Köln›, dem ‹Barockorchester Europa Galante› oder ‹The English Concert›. Ebenso intensiv musiziert er zusammen mit modernen Kammerorchestern und ist Solist beim ‹English Chamber Orchestra›, den ‹Berliner Barock Solisten› und beim Zürcher Kammerorchester. Wiederholt ist Maurice Steger zusammen mit namhaften Künstlern wie Hilary Hahn, Rainer Kussmaul, Igor Oistrakh, Fabio Biondi, Sandrine Piau, Howard Griffiths, Andrew Manze, Diego Fasolis, Sol Gabetta oder Thomas Quasthoff aufgetreten. Das Kernstück seiner Konzerttätigkeit bilden Rezitals in kleiner Besetzung oder nur mit Cembalobegleitung. Dabei wird Maurice Steger regelmässig vom Continuo Consort und den Cembalisten Naoki Kitaya und Sergio Ciomei begleitet. Maurice Steger verfolgte in den letzten Jahren eine rege Aufnahmetätigkeit, mittlerweile nimmt der Künstler bei ‹harmonia mundi france› auf. Seine letzten beiden Alben mit Solokonzerten G.Ph. Telemanns und Flötensonaten des unbekannten Giuseppe Sammartini wurden mit den wichtigsten internationalen Preisen ausgezeichnet, es folgt eine spannende Reise ins venezianische 17. Jahrhundert (HMF Frühling 09). – Der Künstler gibt vereinzelt Meisterkurse in den europäischen Ländern und lebt in Zürich. Für sein umfangreiches musikalisches Schaffen erhielt Maurice Steger im Jahre 2002 den hochdotierten Karajan-Preis des ‹Eliette-von-Karajan-Kulturfonds›. tw
ZKO
IN DER TONHALLE
DI 20. OKT 19.30 H
Muhai Tang Daniel Müller-Schott I. J. Pleyel: Sinfonie op. 3 Nr. 1 D-Du für Violoncello & Orchester op. 33 + Prayer + + + J. Haydn: Sinfonie Nr. 8 Ein Star wider Willen Im Gespräch mit Daniel Müller-Schott Gab es einen Masterplan für Ihren Aufstieg in den Cello-Olymp?
(Lacht): Das wäre gerade in meinem Beruf eher kontraproduktiv. Man muss hineinwachsen, auch um über die Jahre feststellen zu können: Wie komme ich zurecht mit dem Leben als Musiker? Denn das bedeutet ja nicht nur, sein Instrument zu spielen, sondern solch eine Tätigkeit betrifft ja das ganze Leben: Wie komme ich etwa mit dem Reisen klar oder auch mit der Situation, häufig allein zu sein?
Rokoko-Variationen & From Jewish Life Bei Pjotr I. Tschaikowskys 1877 entstandenen Rokoko-Variationen für Violoncello und Orchester handelt es sich gewissermassen um ein Cellokonzert in einem Satz, auch wenn die Besetzung der Variationen mit ihrem reduzierten Streicherapparat, den Holzbläsern sowie den beiden Hörnern weniger an ein grosses sinfonisches als vielmehr an ein Mozart-Orchester erinnert. Die Variationen sind dem deutschen Cellisten und Komponisten Wilhelm Fitzenhagen gewidmet, der Professor am Moskauer Konservatorium war. Tschaikowsky gewährte dem Freund einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf die Komposition, allein über die Reihenfolge konnte man sich nicht so recht einigen, so dass Fitzenhagen bei einer späteren Aufführung der Variationen in seiner Heimat kurzerhand die dritte gegen die siebte Variation getauscht, die achte voll-
kommen weggelassen und noch verschiedene andere Veränderungen vorgenommen hatte, mit Erfolg, wie sich zeigte «Mit Ihren Variationen sorgte ich für unwahrscheinliches Aufsehen. Ich habe so gefallen, dass ich drei Zugaben geben musste, und nach der Andante-Variation (d-Moll) gab es einen überwältigenden Applaus.» Die Wirkung von Fitzenhagens Revision hat sich fest im Konzertbetrieb etabliert. – Der in der Schweiz geborene Komponist Ernest Bloch schrieb über seine 1924 komponierten drei kleinen Stücke mit dem Titel ‹From Jewish Life›: «Die jüdische Seele interessiert mich, die rätselhafte, glühende, bewegte Seele, die ich durch die Bibel hindurchschwingen fühle.» Wie schon in ‹Schelomo› oder seiner ‹Israel Symphony› hatte der Komponist jüdischer Abstammung liturgische Musik, wie in seinem ‹Gebet› für Violoncello, oder aber jüdische Volksmusik in seine Kompositionen einfliessen lassen. cg
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ZKO ‹OPUS.I›
Trotzdem: Bei Ihnen hat der bei vielen anderen Musikern übliche WunderkindStatus völlig gefehlt ...
Gott sei Dank!
... und dennoch sind Sie nun ein Star.
Sicher hat mir diese kontinuierliche und vielleicht auch etwas ruhigere Entwicklung nicht zuletzt auch als Person gutgetan. Ich konnte als Musiker langsam heranreifen – für Wunderkinder, die im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen, ist das sehr schwierig, denn durch die Erwartungshaltung und den grossen Druck von aussen wird ihnen die Konzentration auf Inhalte sehr erschwert wie auch eine freie Entwicklung der Persönlichkeit. Zudem hatte ich ein sehr gutes Umfeld, meine Eltern haben auch nach meiner Teilnahme mit 15 Jahren am TschaikowskyWettbewerb sehr darauf geachtet, dass ich nicht von Agenten-Haien überfallen und mein Talent ausgeschlachtet wurde.
Haben Sie sich niemals gewehrt, als jungvir tuoser Tausendsassa vermarktet zu werden?
r + + + P. I. Tschaikowsky: Rokoko-Variationen + + E. Bloch: Jewish Song, Supplication and 8 4 Es-Dur Hob. I:84 ‹In nomine Domini› Es gab schon Situationen, wo ich ganz bewusst abgebremst und gesagt habe: Jetzt möchte ich weniger machen und mich aufs Studium konzentrieren. Doch geholfen hat mir zweifellos auch, dass ich mit dem Cello ein Instrument spiele, das nicht so im Fokus steht wie die Geige oder das Klavier. Ein Rezept, um ein Star zu werden, könnten Sie also gar nicht geben?
Das ist ganz schwierig. Natürlich beobachten wir ja alle, dass auch die klassische Musik in eine zunehmende Abhängigkeit von den Medien gerät und auch Veranstalter immer mehr auf einen gewissen Event-Charakter setzen. Doch die Klassik ist nun mal keine Musik für Millionen, sondern hat einfach einen viel intimeren Charakter als etwa Popmusik. Und wenn man ein Star werden will, ist die Klassik ohnehin das falsche Metier: Da sollte man lieber Fussballer werden. Bei Ihren Aufnahmen setzen Sie eher auf selten gespielte Werke wie die Konzerte von Walton, Raff oder Khachaturian. Woher rührt dieses Interesse für vernachlässigte Werke?
Das hat Rostropowitsch angestossen, indem er mich angeregt hat, doch einmal das historische Umfeld eines Werks näher zu betrachten und mir zu überlegen, warum etwa ein Dvoˇrák-Konzert so grossartig und aussergewöhnlich ist. Das aber kann ich nur erkennen, wenn ich auch andere Werke aus dieser Zeit wirklich studiere: Ein Joachim Raff etwa war zu seiner Zeit ein sehr angesehener Komponist, der wirklich interessante Stücke für Cello und Orchester geschrieben hat. Die kennt man aber heute überhaupt nicht mehr. Und mir macht es sehr grosse Freude, die Schönheit solcher weniger bekannten Konzerte zu erkunden – und da gibt es noch viel zu entdecken! Als CD-Debüt haben Sie als 24-Jähriger die Bach-Suiten eingespielt – lassen sich diese Suiten in so jungen Jahren schon in ihrer ganzen Tiefe erfassen?
Wer als Musiker glaubt, nur in die Tiefen vordringen zu können, wenn man sich den Arm abgehackt hat oder unglaubliches physisches oder psychisches Leid erfahren hat, der liegt falsch. Natürlich gibt es Leute, die Schlimmes erfahren und daraus vielleicht noch einen tieferen Einblick gewonnen haben, aber ebenso gibt es den umgekehrten Fall: Menschen, die an eben diesen Krisen zerbrochen sind und dann keine Musik mehr spielen konnten. Zumal ja das Musizieren an sich schon eine Gratwanderung ist: Einerseits musst du sehr empfindsam sein – doch wenn du dann auf die Bühne gehst und vor 2000 Leuten spielst, brauchst du auch eine gewisse Stabilität, und die musst du ja auch irgendwoher beziehen.
Über selbige verfügen Sie zweifellos, sonst hätten Sie wohl kaum das 1. Cellokonzert von Schostakowitsch im Sommer beim Rockfestival im dänischen Roskilde gespielt. War das nur ein netter Gag oder lässt sich auf diese Weise auch neues Publikum für die Klassik gewinnen?
Ich glaube schon, dass das möglich ist. Natürlich haben wir in Roskilde verstärkt gespielt, und der Lärmpegel war gigantisch, denn die Leute unterhielten sich ja weiter. Andererseits hat es richtig Spass gemacht, dem etwas entgegenzusetzen, zu sagen: Ich bin so rückhaltlos überzeugt von diesem Schostakowitsch-Konzert, ich möchte dieses Werk den Menschen richtig einbrennen, weil das so tolle Musik ist! Und das hat auch funktioniert, es gab richtig Szenenapplaus, bei virtuosen, aber auch bei leisen Stellen. Ich bin sicher, die Zuschauer werden das nicht vergessen: Denn wenn man auf zahllosen Rockkonzerten gewesen ist und auf einmal ein Klassikkonzert hört, ist doch klar, worüber man redet – über das, was aus dem Rahmen fällt. Welt am Sonntag, 30. November 2008 Interview: Christoph Forsthoff
ZKO ‹OPUS.I›
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D. Müller-Schott bei ‹Rhapsody in School›
«Klassische Musik gehört immer weniger zu den Dingen, die ein Kind in seiner Familie ganz selbstverständlich mitbekommt.» lars Vogt Das Projekt ‹Rhapsody in School› wurde vom Pianisten lars Vogt mit der Idee gegründet, dass MusikerInnen, die sich zu Konzerten in einem Ort aufhalten, in die dortigen Kindergärten und/oder Schulen gehen, dort mit den Kindern und Jugendlichen im Unterricht bzw. bei Konzertproben sprechen bzw. spielen. – Mit diesem zumeist ersten Kontakt mit klassischer Musik sollen Begeisterung und Interesse geweckt werden und Kinder dazu motiviert werden, Konzerte zu besuchen oder sogar selber ein Instrument zu erlernen.
‹Composer in Residence›: Jörg Widmann
«Ich liebe die Klarinette. Die Fähigkeit der K Nichts entstehen und sie dort wieder versch
Ausblick auf Konzerte mit dem ‹Composer in Residence› Jörg Widmann in der Saison 2009/10 DO 8. APR 2010 Tonhalle Grosser Saal ZKO; Isabelle Faust, Violine; Andreas Delfs, Dirigent; Jörg Widmann: ‹Insel der Sirenen›
19.30 h
MO 17. MAI 2010 Tonhalle Grosser Saal ZKO; Jörg Widmann, Klarinette; Jörg Widmann: ‹Ikarische Klage›, neu arrangiert für Streichorchester
19.30 h
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ZKO ‹OPUS.I›
Komponist mit der Liebe zum Facettenreichtum Im Gespräch mit Jörg Widmann Herr Widmann, Sie gastieren in der Saison 09/10 als ‹Composer in Residence› beim ZKO. Wie gut kennen Sie Zürich?
Ich mag die Schweiz sehr. Durch meinen Wohnort Freiburg bin ich ohnehin nur eine gute halbe Stunde davon entfernt. Mit Zürich geht es mir allerdings wie mit fast jeder anderen Stadt: Ich kenne die Konzertsäle – im Falle von Zürich also die Tonhalle – sehr gut und die Stadt leider kaum. Nun habe ich die Möglichkeit dies zu ändern.
Und wie steht es mit dem Schweizerdeutsch? Klingt es für Sie auch eher wie eine Halskrankheit oder unverständlicher Singsang? (Zwei «Komplimente», die wir Schweizer immer mal wieder gerne hören.)
Gerade war Heinz Holligers 70. Geburtstag. Meine Schwester und ich brachten auf der Feier für ihn ein kleines Ständchen mit kleinen Schweizerdeutsch-Elementen, mit denen wir ihn auf liebevolle Weise imitieren wollten. Er hielt es für Bayerisch … Sie lassen in Ihre Musik viele neuartige,
spannende Klangelemente einfliessen. Woher beziehen Sie Ihre Inspiration? Und würden Sie das Komponieren eher als minutiöse Feinarbeit oder als Intuition beschreiben?
Komponieren, Musizieren, Leben – wenn Sie so wollen – ist immer beides: Bauch, Herz und Kopf sind nicht so ohne Weiteres zu trennen. Arnold Schönberg hat recht, wenn er sagt: «Kunst kommt von Müssen.» Es muss einen unbedingten Ausdruckswillen geben, der dann nach Wegen der Entäusserung sucht. Hier müssen diesen starken emotionalen Kräften ebenso kraftvolle formale, strukturelle Eckpfeiler und Wegmarken entgegengesetzt werden. Das blosse «Sich-Verausgaben» in Klang reicht mir längst nicht mehr aus. Wenngleich das Erfinden ganz anderer, fremder, neuer Klänge für mich immer wichtig bleiben wird. Aber dieses Experimentieren kommt bei mir aus dem praktischen Musizieren heraus. Wenn Sie versuchen würden Ihre Musik
in Worte zu fassen, wie würden Sie Ihre Kompositionen beschreiben?
Ich bin froh, meine Musik nicht in Worte fassen zu müssen, sondern sie komponieren zu dürfen. Und dies hoffentlich in jedem Stück anders. Welches ist das grösste Kompliment das man Ihnen für Ihre Musik machen kann?
Wenn man sie unvoreingenommen hört. Beethoven schreibt über eines seiner gewaltigsten, aber auch sprödesten, hermetischsten Werke, die ‹Missa Solemnis›: «Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen.» Sie durften auch als Klarinettist bereits grosse Erfolge feiern. Was fasziniert Sie
besonders an Ihrem Instrument?
Ich liebe die Klarinette. Aber es ist wie mit der Beschreibung einer schönen Frau: schränkt es sie in ihrem Facettenreichtum nicht doch ein, wenn man sagt «die Beine, das Gesicht, die Augen …?» Na gut, die Fähigkeit der Klarinette, Töne magisch ungreifbar aus dem Nichts entstehen und sie dort wieder verschwinden zu lassen, ist ziemlich einzigartig. Auch der enorme Registerund der daraus resultierende Charakterreich tum ist ungeheuer faszinierend. Diese Eigenschaft war es, die die Komponisten wie Mozart, Brahms und Weber zu ihren unsterblichen Werken für die Klarinette inspiriert hat. Gibt es ein Werk, welches Ihnen als Solist besonders am Herzen liegt? Und wenn ja, können Sie sagen warum?
Unerreicht in seiner unnennbaren Schönheit ist natürlich Mozarts Klarinettenkonzert, das wir ja hier in Zürich auch gemeinsam musizieren werden. Es ist eben keine glatte, sondern tief melancholisch-abgründige Schönheit, die sich musikalisch in unzähligen Moll-Trugschlüssen, VorhaltsDissonanzbildungen und schockierend verschatteten, unvorhersehbaren HarmonikRückungen äussert. Dieses Werk ist vielleicht tatsächlich eins vom Grössten, was in Musik gedacht werden kann. Was möchten Sie dem ZKO während dieses Jahres mitgeben?
Auch hier ist es ja immer ein Austausch, ein Geben und Nehmen. Was wünscht man sich voneinander? Ehrliche, wahre, empfundene, innige, tiefe Musikerlebnisse. Mehr kann man sich nicht wünschen. tw
larinette, Töne magisch ungreifbar aus dem winden zu lassen, ist ziemlich einzigartig.»i Jörg Widmann Jörg Widmann gehört als «Klarinette spielender Komponist» zu den Lichtgestalten der jungen Musikszene. Als Instrumentalist genauso wie als Komponist erhielt er zahlreiche Erste Preise und Auszeichnungen, unter anderem den begehrten Förderpreis der Ernst-von-Siemens-Stiftung. Im Alter von sieben Jahren erhielt Jörg Widmann seinen ersten Klarinetten- und bereits mit elf Jahren
den ersten Kompositionsunterricht, den er später bei Hans Werner Henze, Wilfried Hiller, Heiner Goebbels und Wolfgang Rihm fortsetzte. Seit Oktober 2001 ist Jörg Widmann Professor für Klarinette an der Staatlichen Hochschule für Musik in Freiburg i.Br. Daneben hält er Vorträge an der Royal Academy of Music in London, an der Musikhochschule in Lissabon und am Konservatorium in Odessa. Mit seiner Musik erforscht der in München geborene Kompo-
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nist neue Klangwelten und stösst in ungehörte Bereiche der Musik vor. Er erweitert dabei die Palette seiner Klangfarben um geräuschhafte Nuancen und reichert seine sanften Klänge mit zarten Pastelltönen an. Um den Komponisten Widmann ganz zu verstehen, muss man auch den Klarinettisten Widmann kennen lernen. Das ZKO zeigt in mehreren Konzerten die ganze Bandbreite des Schaffens dieses Ausnahmekünstlers, sowohl als Klarinettist wie auch als Komponist. mb
ZKO-Konzert DI 8. SEPT 18.30 H / 20 H
‹Buddhas Paradies – Schätze aus dem antiken Gandhara, Pakistan› Zürcher Kammerorchester; Sitarspieler Werke von Philip Glass, Steve Reich
Gandhara Buddha Head
In Gandhara, am Fuss des Hindukusch, kreuzten sich einst wichtige Handelswege – ein reger kultureller Austausch fand statt: Der Asienfeldzug Alexanders des Grossen (356–323 v. Chr.) verbreitete die westliche antike Kultur. Aus Indien kam der Buddhismus, und aus Zentralasien wanderten Nomadenvölker ein. Die verschiede nen Einflüsse verschmolzen zu einer einzigartigen buddhistischen Kultur, die vom 1. bis 5. Jahrhundert blühte. Die einst prächtigen Klöster waren mit künstlerisch herausragenden Reliefs geschmückt, die durch ihren erzählerischen Reichtum bezaubern. Dort entdeckte Skulpturen gehören zu den frühesten figürlichen BuddhaDarstellungen. Die 300 meisterlich gefertigten Objekte zeigen eine andere Seite dieser heute von Auseinan dersetzungen geprägten Region: Gandharas Geschichte ist voller Reichtum, Toleranz und kultureller Vielfalt. FR 7. MAI 2010 «Mexiko: Teotihuacan – Das Geheimnis der Pyramiden»
im Museum Rietberg Kammermusik@ZKO: ‹Fa majeur, f-Moll› Im ZKO-Haus
SO 27. SEPT 11 H
Johannes Brahms
Sandra Goldberg, Violine; Asa Konishi, Violine; Pierre Tissonnier, Viola; Silvia Rohner, Violoncello; Robert Hairgrove, Klavier Maurice Ravel + + + Johannes Brahms Igor Strawinsky bezeichnete den Komponisten Maurice Ravel einmal als den ‹Schweizer Uhrmacher› unter den Komponisten. Er bewunderte den Formwillen und die musikalische Komplexität, in die der selbst erklärte Klassizist seine neuartigen Rhythmen und impressionistischen Klangfarben integrierte. Selbstredend wollte Ravel, ein Verehrer Joseph Haydns, auch in der musikalischen Königsdisziplin, dem Streichquartett reüssieren. Sein Streichquartett, das bei seiner Uraufführung einen Skandal auslöste, besticht durch eine Fülle an Ideen bei klarer Berücksichtigung der musikalischen Proportion. Johannes Brahms galt dagegen als ein von Komplexen beladener Komponist, der sich erst spät mit seinen grossen sinfonischen Werken an die Öffentlichkeit gewagt und wie versessen an seinen Kompositionen gefeilt hatte, trotz der beruhigenden Worte über sein Quintett aus dem Munde seiner Muse Clara Schumann: «Ich weiss nicht recht, wie ich’s anfangen soll, Dir mit ruhigen Worten zu sagen, welche Wonne ich an deinem Quintett habe!» cg Vorschau Kammermusik@ZKO SO 15. NOV 2009 ZKO-Haus ‹Wanja sass auf dem Diwan und rauchte Pfeife› Brahms, Tschaikowsky
11 h
SO 17. JAN 2010 ZKO-Haus ‹Les Nations› Couperin, Chéron, Telemann, Benda, Veracini, Della Ciaja, Vivaldi
11 h
SO 21. MÄRZ 2010 ZKO-Haus ‹Premiere› Schostakowitsch, Beethoven
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ZKO ‹OPUS.I›
+ + + ZKO inside: Natalie Chee + + +
Natalie Chee – die neue Konzertmeisterin beim ZKO Frau Chee, Sie werden ab Herbst dieses Jahres als Konzertmeisterin beim Zürcher Kammerorchester tätig sein. Freuen Sie sich auf diese neue Herausforderung?
Natürlich freue ich mich sehr! Ich habe schon die Gelegenheit gehabt, mit dem ZKO zu arbeiten, und wir haben uns sofort musikalisch verstanden. Ich glaube, es wird eine sehr intensive und fruchtbare Zusammenarbeit.
Wie kamen Sie zur Musik?
Ich bin die einzige Musikerin in meiner Familie. Bei uns stand, obwohl es niemand spielte, ein altes Pianino im Wohnzimmer und ich habe im Kindergarten-Alter angefangen, die Lieder, die wir im Kindergarten gelernt haben, selbständig am Klavier zu spielen. Da dachte meine Mutter, dass es sinnvoll wäre, wenn ich Unterricht bekäme. Mit 4 Jahren begann ich, Klavier zu lernen. Können Sie sich an den Moment erinnern, als Sie das erste Mal eine Violine in den Händen gehalten haben? Was hat Sie an diesem Instrument fasziniert?
Ich kann mich eigentlich nicht an den Moment erinnern. Ich habe aber offensichtlich ein Jahr lang meine Mutter gequält, weil ich unbedingt Geige lernen wollte. Ich weiss selber nicht warum. Vielleicht habe ich in der Schule mal eine Geige gehört. Auf jeden Fall hat meine Mutter endlich nachgegeben und ich bekam meinen Geigenunterricht. Wann wurde Ihnen bewusst, dass Sie Musikerin werden wollten?
Als ich 13 war habe ich einen regionalen Wettbewerb gewonnen und durfte dann mit einem Orchester ein Violinkonzert spielen. Da habe ich zum ersten Mal gedacht, dass ich so was zum Beruf machen könnte. Was reizt Sie an einem Kammerorches-
ter?
In einem Kammerorchester ist jeder einzelne Musiker wichtig. Man kann sich nicht in der Menge verstecken. Jeder trägt die gleiche Verantwortung und jeder ist auf jeden anderen angewiesen. Es ist auch ganz toll, dass man so auch ohne Dirigent spielen
kann. Es entsteht dann eine ganz besondere Dynamik. Wie würden Sie Ihren Stil ein Orchester
zu leiten beschreiben?
Ich versuche immer den Gruppengeist zu fördern. Wenn alle motiviert sind und sich geschätzt fühlen, ist das Ergebnis viel besser. Natürlich muss der Leiter den Ton angeben. Es ist aber wichtig, dass sich jeder auf seine Art einbringen kann. Welcher Komponist bzw. welche Epo-
che liegt Ihnen besonders am Herzen?
Ich habe keine Präferenzen. Durch meine Zeit mit der Camerata Salzburg habe ich natürlich eine besondere Affinität zur Wiener Klassik entwickelt. Ich glaube, dass auch meine Stärke da liegt. Was zeichnet für Sie einen perfekten Konzertabend aus?
Wenn die Stimmung auf der Bühne mit der Stimmung im Publikum übereinstimmt, entsteht immer ein besonderer Konzertabend. Natürlich muss man dann nachher dementsprechend feiern. Am besten mit den Kollegen und einer schönen Flasche! tw
Natalie Chee Ab Saisonbeginn 2009/10 ist Natalie Chee neue Konzertmeisterin beim ZKO. Sie teilt sich die Aufgabe mit dem Konzertmeister Willi Zimmermann. Beide arbeiten zu 50 % beim ZKO. Natalie Chee wurde 1976 in Sydney, Australien, geboren. Mit vier Jahren erhielt sie Klavierunterricht, mit sechs begann sie Violine zu spielen. Von 1994 bis 1998 studierte sie an der Hochschule für Musik und Theater Bern in der Solistenklasse von Prof. Igor Ozim. Sie erhielt ihr Solistendiplom «mit Auszeichnung». Ihre solistische Karriere begann Natalie Chee 1992, als sie den TV-Wettbewerb ‹ABC Australian Young Performer of the Year› gewann. Sie konzertierte mit verschiedenen Sinfonieorchestern Australiens. In Europa spielte sie beim Berner Sinfonieorchester und trat als Solistin mit der Camerata Salzburg, der Camerata Bern, dem Radio Symphonieor-
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chester Stuttgart, dem Litauischen Kammerorchester, der Staatsoper Hannover und dem Osnabrücker Symphonieorchester auf. Im Jahr 2000 wurde sie erste Konzertmeisterin der Camerata Salzburg, mit der sie in führenden Konzerthäusern der Welt und an renommierten Festivals auftritt. Natalie Chee ist eine erfahrene und gefragte Kammermusikerin. Sie arbeitete unter anderem mit Murray Perahia, Anne-Sophie Mutter, Mitsuko Uchida, Elisabeth Leonskaya und Leif Ove Andsnes zusammen. Ausserdem hat Natalie Chee zahlreiche Radioaufnahmen zum Beispiel für den Bayerischen Rundfunk, das Radio DRS und die Australian Broadcasting Corporation sowie CDAufnahmen bei ArteNova, DIVOX und CPO Records gemacht.
Konzertkalender
Vorverkauf
September 09 DI 08 Museum Rietberg, Werner-Abegg-Saal
18.30 h & 20.00 h
Konzert zur Pakistan-Ausstellung: ‹Buddhas Paradies – Schätze aus dem antiken Gandhara› Zürcher Kammerorchester Preise: CHF 50.–, Mitglieder Rietberggesellschaft CHF 40.–
DO 24 Kirche St.Peter, Zürich
19.30 h
Zürcher Kammerorchester; Stephan Mai, Konzertmeister und Leitung; Naoki Kitaya, Cembalo
Werke von Joseph Haydn, Johann Sebastian Bach, Carl Heinrich Graun & Carl Philipp Emanuel Bach // Einheitspreis CHF 70.–
SO 27 ZKO-Haus Tiefenbrunnen
11.00 h
Kammermusik@ZKO: ‹Fa majeur, f-Moll› Sandra Goldberg, Violine; Asa Konishi, Violine; Pierre Tissonnier, Viola; Silvia Rohner, Violoncello; Robert Hairgrove, Klavier Werke von Maurice Ravel & Johannes Brahms Einheitspreis CHF 40.– inkl. Kaffee und Gipfeli ab 10.00 Uhr
Oktober 09 SA 03 Tonhalle Zürich
19.30 h
Zürcher Kammerorchester; Muhai Tang, Dirigent; David Garrett, Violine ‹Saisoneröffnung› Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Pablo de Sarasate & Ludwig van Beethoven Preise: CHF 30.– bis CHF 120.–
DI 20 Tonhalle Zürich
19.30 h
Zürcher Kammerorchester; Muhai Tang, Dirigent; Daniel Müller-Schott, Violoncello Werke von Ignaz Joseph Pleyel, Pjotr Iljitsch Tschaikowsky, Ernest Bloch & Joseph Haydn Preise: CHF 16.– bis CHF 105.–
DI 27 Tonhalle Zürich
Zürcher Kammerorchester; Maurice Steger, Blockflöte und Leitung
19.30 h
Werke von Georg Friedrich Händel, Tomaso Albinoni, Henry Purcell & Francesco Geminiani Preise: CHF 16.– bis CHF 105.–
Programmänderungen vorbehalten.
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ZKO: Tel. 0848 84 88 44 (Mo – Do 11– 17 h) Fax 044 388 36 10 billettkasse@zko.ch, www.zko.ch Tonhalle: Tel. 044 206 34 34
Konzerte unserer Partner Meisterzyklus Bern FR 23. Oktober 09 Kultur-Casino, Bern, 19.30 h Sol Gabetta, Violoncello; Bertrand Chamayou, Klavier Werke von R. Schumann, L. van Beethoven, D. Schostakowitsch & A. Piazzolla 4 Wochen vor jedem Konzert nur noch bei BernBillett, Nägeligasse 1a, 3000 Bern 7 Tel. 031 329 52 52; www.bernbillett.ch
Klassik Forum Chur FR 2. Oktober 09 Theater Chur, 20.00 h Musikkollegium Winterthur; Milan Turkovic, Leitung Werke von W. A. Mozart & A. Dvorˇák Vorverkauf Tel. 081 252 66 44
Impressum Redaktionsleitung ZKO: Carola Fischer Autoren: Michael Bühler mb, Carola Fischer cf, Christian Geltinger cg, Nina Debrunner nd, Tobias Wetzel tw Fotografien: Thomas Entzeroth, Alberto Venzago Anzeigenverkauf: Rewomedia, Zürich Produktion: Südostschweiz Print Konzept & Gestaltung: Eisbeer AG / ZH Erscheinungsweise: Zweimonatlich 5x im Jahr (Sept. / Nov. / Jan. / März / Mai) Auflage: ca. 12 000
Ich wollte nie eigene Kinder.
Weil sich das Leben nicht immer an unsere Pläne hält: Vorsorgen mit der Nummer 1. Was immer die Zukunft für Überraschungen bringt: Wer frühzeitig mit Swiss Life investiert und vorsorgt, ist für alle Fälle bereit. Unsere Spezialisten erarbeiten für Sie Vorsorge- und Anlagelösungen, die genau auf Ihr Alter, Ihre Bedürfnisse und Ihr Risikoprofil abgestimmt sind. Wenden Sie sich an die Nummer 1. Telefon 0848 841 000. www.swisslife.ch
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Kasernenstrasse 1 Postfach 85, CH-7007 Chur Telefon +41 (0) 81 255 52 52 Fax +41 (0) 81 255 51 05 verkauf-print@suedostschweiz.ch www.so-print.ch