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EIN ERSCHLIESSER von Ludovico Spiota
EIN ERSCHLIESSER
von Ludovico Spiota
Ludovico Spiota war einer der Pioniere dieser Gegend, der neue Felsen entdeckte und einige der ersten Routen des Tals sanierte, indem er ihnen eine moderne Logik verlieh und die Felsen so zu Klettergärten werden ließ. Seine Bemühungen reichten von der orographisch rechten Talseite mit der Placca degli Scorpioni, über das Terminal und die große Mauer des Bauso am höchsten Punkt der linken Flussseite, bis hin zu den Wänden des oberen Tals mit der Rocca dell’Arma. Ludovico ist ein Entdecker, ein Erschließer, aber für uns ist er auch die Erinnerung an den Alpinismus in diesem Tal; die historische Einleitung in diesem Führer stammt aus seiner Feder. Im Folgenden einige seiner Überlegungen zur Figur des „chiodatore“, des Erschließers.
Ein Erschließer. „Ein Erschließer...?“ Es ist eine Frage, die praktisch wie die aus den Zeilen von Manzoni klingt: „Carneade...? Wer war er...?“, so fragte Don Abbondio. Nun gut. Aber was ist ein „Erschließer“? Viele werden schon die Antwort in der Tasche haben, wie bei einer einfachen Schulaufgabe, bei der man sich keinen Stress mit dem Nachdenken machen musste, die Antwort war/ist eindeutig: Er baut Klettergärten. Das macht ein Erschließer, oder wie wir hier in Albenga sagen, ein „massacan“, ... am Fels, wohlgemerkt. Aber so formuliert, ist es zu einfach. Ein Erschließer ist ein Kletterer, der noch etwas anderes in sich trägt: die Neugier, zu erforschen, über die bekannte Umgebung hinauszuschauen; er ist einfach ein Träumer, sicherlich ein wenig verrückt, aber er ist eben ein Träumer, der sich neue Welten ausdenkt und neue Plätze zum Spielen sucht. Im Innern eines Erschließers verbirgt sich ein „Odysseus“, dessen Wahnsinn ihn auf eine ununterbrochene Forschungsreise führt, auf der Suche nach etwas Neuem und möglicherweise Außergewöhnlichem. Dieser Odysseus hat bereits eine Heimat, die unglaublich schön und einzigartig ist, wie die Felsen von Finale, aber das reicht ihm nicht, denn sein Forschungsdrang zwingt ihn, über die „Säulen des Herkules“ hinauszuschauen, nämlich Capo Noli und Caprazoppa, die Grenzen des Gebiets von Finale. Ja. Die Grenzen… was für ein hässliches Wort… Und so redet dieser Erschließer wie Odysseus auf seine Freunde ein, und verwickelt sie mit seinen fabelhaften Geschichten in seine Forscherträume: „...Bedenkt, dass ihr nicht dazu geschaffen wurdet, wie die Tiere zu leben, sondern um Tugend und Wissen zu erlangen...“. Mit diesen Worten wird der „Schwindler von Ilio“, der an die höhere Abstammung seiner Kletterfreunde appelliert, Todesplatten als Tropflochträume beschreiben, die es nicht einmal auf Sardinien gibt, er wird von Überhängen mit Henkeln so groß wie Bierkrügen erzählen und von der Perfektion eines Felsens, wie man noch nie einen gesehen hat… Und auf diese Art und Weise, mit dieser Laune eines Träumers, entstehen neue Sektoren und manchmal ganze neue Täler.
Ludovico Spiota (© Arch. Spiota)