SUPERNATURALIS - a mystical, scenographic installation in public space (Documentation)

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supernaturalis

VIAD Bachelor Dokumentation Simรณn Aurel Schwarz ZHDK 2017

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„Die schönste Erfahrung, die wir überhaupt machen können, ist jene des Geheimnisvollen. Es ist das grundlegende Gefühl, das am Ursprung wahrer Wissenschaft und wahrer Kunst steht.“

Albert Einstein

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Impressum „Supernaturalis“ - Dokumentation Bachelorarbeit Autor: Simón Aurel Schwarz Matrikel-Nr: 04-920-567 Mentorierende: Karmen Franinovic , Luke Franzke © ZHdK Zürcher Hochschule der Künste; Departement Design Interaction Design; Juni 2017

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Abstract In dieser Bachelorarbeit ging es mir einerseits darum mobile, technische Interventionsmittel zu entwickeln, die es erlauben den öffentlichen Raum auf intuitive und explorative Weise zu bespielen und zu verändern. Andererseits darum, diese Interventionsmittel zu nutzen um einen konkreten Ort in der Stadt Zürich „mystisch“ zu inszenieren - sprich im weitesten Sinn zu verzaubern - und damit Leute zum Wundern und Staunen anzuregen. Inspiriert von mystischen Naturphänomenen, wie Irrlichtern oder Wetterleuchten, zielen die Interventionen dabei darauf ab, die feine Grenze zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen auszuloten. Parallel dazu beschäftigte ich mich in Form einer Literaturrecherche und in Experteninterviews mit der Faszination für das ungreifbare und geheimnisvolle Magische.

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Danksagungen Meine Arbeit wurde von vielen Personen auf unterschiedliche Weise unterstützt. Insbesondere danke ich: Sandro Poli, Madlen Hallauer, Theres Hollenstein, Camilo Schwarz, Karim Niazi, Mark Hintz, Jonas Scheiwiller, Beatrice Schwarz und Luzius Harder für die tatkräftige Unterstützung im Schanzengraben, beim Programmieren oder bei der Dokumentation. Karmen Franinovic, Luke Franzke, Andres Bosshard, Nicole Foelsterl, Daniel Hug, Joel Gähwiler, Clemens Winkler und Alexandre Tuchacek für die Mentorings und den hilfreichen Rat. Peter Brugger, Meinrad Furrer, Milan Scheidegger und Jamil Tafazzolian für die inspirierenden Gespräche und Interviews. Benjamin Burger, Joel de Giovanni, Tilmann Silber, Anna Stüdeli, Adrian Schär für die mentale Unterstützung und anderweitigen Support.

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1. EINLEITUNG 10 Überblick und Vorgehen Vorwort 2.

VON DER THEORIE IN DIE PRAXIS

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The instant city transformer kit 3.

PHASE I: VON IRRLICHTERN UND IRRITATIONEN 2

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Irritierende Situationen schaffen Irrlichter „Das Manifest“ Verwandte Arbeiten 4.

EXKURS: DIE EXPLORATION DES MAGISCHEN

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Die Grenzen des Wahrnehmbaren Experteninterviews 5.

PHASE II: MAGISCHES ERSCHAFFEN – EXPERIMENTE & PROTOTYPEN

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Licht / Projektionen Rauch/ Nebel Sounds /Vibrationen Duft / Geruch Interaktive Projektionen 6.

PHASE III: DIE INSZENIERUNG DES ORTES Die Wahl des Ortes Das Zusammenspiel Dramaturgie Umsetzung vor Ort & Testläufe Evaluation

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RESULTAT: SUPERNATURALIS – DIE INSTALLATION 157 Impressionen

8. SCHLUSSFOLGERUNGEN 170 Das erschaffen von magischen Momenten mittels Technologie Arbeiten im aussenraum Prozessrückblick Ausblick

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1. Einleitung Überblick und Vorgehen Am Anfang stand mein Interesse im Vordergrund, Räume zu verwandeln und mit Räumen zu spielen. Dabei beschäftigte ich mich bis jetzt hauptsächlich mit abgeschlossene Innenräume oder Installationen für private Events. Um eine weniger kunst-affine Zielgruppe zu erreichen und Menschen im Alltag zu erreichen, arbeitete ich in der Bachelorarbeit mit dem öffentlichen Raum.Der öffentliche Raum bietet auf der einen Seite unzählige Möglichkeiten für Interventionen, auf der anderen Seite ist es auch ein sehr herausforderndes Terrain um experimentell und explorativ zu arbeiten. Dazu kommt meine Faszination für das Geheimnisvolle und Mystische. Seit Menschengedenken hat das Magische und Mystische Menschen in Ihren Bann gezogen. Was ist es, was uns daran so fasziniert und anzieht? Was macht das „Magische“ eigentlich aus? Gibt es handfeste äussere Faktoren die das „Magische“ entstehen lassen und lässt sich Magie somit künstliche Erzeugen? Oder ist es einfach nur Einbildung und vielmehr eine Frage der Wahrnehmung? In der Arbeit ging ich zweigleisig vor. Einerseits mittels praktischen Experimenten im öffentlichen Aussenraum und andererseits mittels einer theoretischen Recherche. Aus dem Bedürfnis heraus möglichst agil im öffentlichen Raum experimentieren zu können, war ein wichtiger Pfeiler der Arbeit das Auffinden und die Entwicklung von technischen Interventionsmittel, welche eine intuitive und explorative Herangehensweise ermöglichen. [Siehe Kapitel 5]. In einem zweiten Schritt ging es dann um die Wahl der Orte und Inszenierung der einzelnen Interventionen zu einer räumlichen und zeitlichen Dramaturgie [Kapitel 6] . Dabei zielen die Interventio10


nen – inspiriert von mystischen Naturphänomenen, wie Irrlichtern oder Wetterleuchten – die feine Grenze zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen auszuloten. Ein spezielles Augenmerk wurde deshalb auf das Zusammenspiel von Technik und Umwelt und die daraus resultierenden synergetischen Effekte gelegt. Insbesondere hat mich dabei die Frage geleitet: Was braucht es, damit Technologie nicht showmässig aufgesetzt wirkt, sondern mit dem Umfeld spielt und sich damit nahtlos und natürlich in die Umgebung einfügt? Auf der anderen Seite ging es mir auch darum theoretisch zu verstehen was „Magische“ grundsätzlich ausmacht und was uns daran fasziniert. Mich nahm Wunder wie das „Magische“ genau zustande kommt und welche Rolle auch unser Hirn bzw. unsere Wahrnehmung bei der Erschaffung von ‚magischen Erlebnissen’ spielt. Diese Aspekte wurden grösstenteils mittels Interviews mit verschiedenen Experten und einer Literaturrecherche abgedeckt [Kapitel 4]. Impressionen der fertigen Installation am Schanzengraben finden sich im Kapitel 7.

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Vorwort Sich mit dem Magischen und Mystischen auseinanderzusetzen, birgt immer auch die Gefahr in die esoterische oder gar paranormale Ecke abgeschoben zu werden. Als diplomierter Umweltnaturwissenschaftler mit ETH-Masterabschluss in Science läge mir aber nichts ferner. Meine Motivation lag vielmehr darin zu ergründen, was genau hinter diesen nicht-rationalen Phänomenen steckt und was uns daran genau fasziniert. Jenseits von Esoterik und paranormalen Erscheinungen bin ich aber der Überzeugung, dass die Welt vielschichtiger ist, als das was unsere logisch-fassbare, materielle „Alltagsrealität“ vorgibt. Aus diesem Grund werden Menschen immer auch Raum und Platz für Magisches, Mystisches und Spirituelles brauchen. Aber wo bleibt dieser Platz heute in unserer rationalen, von Effizienz und Nützlichkeit getriebenen, Gesellschaft? In Zeiten in der sich vor allem Populisten und Verschwörungstheoretiker auf „post-faktischen Terrain“ bewegen, ist das eine gewagte Aussage. Die Frage ist aber weniger ob faktisch oder postfaktisch sondern viel mehr, was wir mit diesem Bedürfnis machen. Und wie wir das nicht-rationale, ‚Magische’ interpretieren und unsere „Alltagsrealität“ integrieren. Nicht alles ist immer rational erklärbar. Bei gewissen Dingen hilft es manchmal auch einfach akzeptieren zu können, dass man nicht immer alles verstehen muss. Denn der zwanghafte Drang alles immer rational verstehen zu wollen (bzw. überall Kausal-Wirkungen zu sehen), kann zumal zu abstrusen Kurzschlüssen verleiten, die an Aberglauben, Verschwörungstheorien und magisches Denken grenzen. ( vgl. Interview mit dem Neuropsychologen Peter Brugger). Mir ging es in dieser Arbeit also auch darum diese Grauzone des logisch und sprachlich nicht-Fassbaren zu ergründen und dem Ursprung unserer Faszination für das Mystische und Magische mehr auf die Spur zu kommen. 12


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2. Von der Theorie in die Praxis The instant city transformer kit Wie eingangs erläutert, spiele ich schon seit jeher gerne mit Räumen, erschaffe oder inszeniere sie. Auch in meiner Thesis habe ich mich mit verschiedenen Strategien auseinandergesetzt wie mittels Interventionen transformierende Erfahrungen erzeugt werden können. Insbesondere hat es mir das „Ethical spectacle“ von Steven Duncombe angetan, bei dem für einen Moment die Utopie zur Realität gemacht wird und die Stadt temporär zum Spielplatz für alle möglichen Darbietungen und Botschaften umfunktioniert wird. Die Möglichkeit für einmal Orte mittels Projektionen, Sounds und Rauch instantan verwandeln zu können, faszinierte mich deshalb von Anfang an. Akku-betriebene Beamer, leistungsstarke Akku-Packs, super-kompakte Media-player und mobile Rauchmaschinen eröffnen neue Möglichkeiten dies unkompliziert und relativ unauffällig zu tun. Daraus erwuchs die Idee ein „instant city transfomer kit“ zu entwicklen mit dem Orte in der Stadt jederzeit und überall nach den eigenen Bedürfnissen umgestaltet werden könnte. Sei es um Plakate zu “hacken“, Botschaften auf Strasse und Wände zu projizieren, oder schlicht und einfach mittels Nebel die Stadt zu „mystifizieren“. Dabei gingen die Ideen von fix installierten gut getarnten Interventionen, über unscheinbaren Koffern bis zu einem komplett ausgestatteten fahrbaren „Multi-MediaInterventionswagen“.

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Die Idee des „instant city transfomer kit“ wurde, auch wenn reizvoll, relativ bald ad acta gelegt, da einerseits im Bereich des „artist-activisms“ schon relativ viel mit Guerilla-Projektionen gemacht wurde, und andererseits weil mich weniger das plakative „marktschreierische“ als vielmehr das Subtile, Geheimnisvolle als Interventionsmittel vorschwebte. Die Tools aber, wie. z.B. Poket-Beamer und Nebelmaschine, blieben als wichtiges Element auch in den nächsten Phasen des Prozesses erhalten.

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Exploration veschiedener Tarnmöglichkeiten. Von Einkaufstüten über Pizzaschachteln bis zu städtisch-offiziell wirkenden Metallgehäusen .

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Guerilla-Projektionen auf Kriegsschiff © Greenpeace

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3. Phase I: von Irrlichtern und Irritationen Irritierende Situationen schaffen In meiner Thesis kam ich zum Schluss, dass Menschen meist Mühe mit Wandel haben, weil es Ihnen schwerfällt sich eine andere Realität vorzustellen. Mich beschäftigte also die Frage, wie sich Menschen aufrütteln liessen um Dinge mal anders sehen, die festgeschriebene „Realität“ aufzuweichen und Menschen „flexibler im Denken“ werden zu lassen, also im weitesten Sinne neue Blickwinkel zu eröffnen. Konkret hatte ich in diesem Stadium des Projekts vor surreale Situationen zu schaffen, die die Leute nicht in ihr bekanntes Denk-Schema integrieren können [bzw. rational nicht so einfach erklären können] und somit irritieren. Mich nahm Wunder was Menschen tun, wenn sie Dingen begegnen die nicht in Ihr gewohntes Denkschema passen. Ignorieren sie es? Verfallen Sie Verschwörungstheorien? Oder bilden sich Gerüchte/ Legenden? Die Interventionen sollten eine “Erklärungslücke” bzw. “kognitive Dissonanz erzeugen” [“cognitive Dissonance” = wenn verschiedene Sinneswahrnehmungen sich widersprechen], die die Fantasie und Imagination der Empfänger anregen, und damit im Kopf der Empfänger eine Art erweiterte Realität - sprich “augmented reality” - entstehen lassen. Ein bisschen im Stil von Agnes Meyer-Brandis’ „ffUR || Forschungsfloss für Unterirdische Riffologie,“ bei dem sie eine fiktive “Unterwelt” schafft, die die Besucher mittels verschiedenen Hilfsmittel oder installativen Geräten “erforschen” können.

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Ziel war es mittels subtilen Sounds oder Objekten bei den Empfänger assoziativ die Imagination anzuregen und damit Fragen zu provozieren wie: „wie kommt das denn hierher?“, „kann es sein, dass … ?“ “ist da wirklich XY? Gleichzeitig war ich gespannt darauf wie bewusst Menschen in Zürich eigentlich Ihre Umwelt und Umgebung wahrnehmen? Beachten die Leute auch auf subtile Interventionen? Und was passiert mit denen die die Interventionen nicht bewusst wahrnehmen? [Schliesslich nehmen wir weniger als 10% von dem was jeden Moment an Sinnesreizen auf uns einwirkt wirklich bewusst wahr. ] Haben solche Interventionen trotzdem einen Effekt?

ffUR || Forschungsfloss für Unterirdische Riffologie © Agnes Meyer-Brandis’

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Blackboxes im Stadtraum Wo liesse sich sowas umsetzen? Schnell wurde klar, dass in unserem sterilen und aufgeräumten Stadtraum nur im Dunkeln oder in abgeschlossenen Systemen [ich nenne sie mal “Blackboxes”] Raum für solche Spekulationen und Bespielungen bleibt. Sei das z.B. in dunklen Ecken und Gassen in der Nacht, in Gullis, Mülleimern oder auch Alltags-Maschinen wie Handies und Ticketmaschinen. Die Herausforderung bei dieser Art von Intervention ist, dass es auf eine Art nicht zu aufgesetzt wirkt und sofort als Kunst-Intervention entlarvt wird, und gleichzeitig die Passanten die Intervention nicht einfach ignorieren oder nicht einfach allzu leichtfertige Erklärungen für die Geschehnisse finden. Des Weiteren sollte darauf geachtet werden, dass die Interventionen nicht zu gruselig und angsteinflössend ist, und somit ins abgedroschene und düstere Paranormale abdriftet. Oder Passanten in, gerade in Zeiten verstärkter Terrorgefahr die Interventionen falsch als Gefahr interpretieren und in Panik geraten.

Was geht wohl da unten alles ab? – Gulli am Paradeplatz in Google Streetview

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Brainstorming – „augmented reality“

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Die Alltagsrealität frisieren Sobald ich in meinem Umfeld von meinem Vorhaben erzählte, wurden mir verschiedenste Geschichten über denkwürdige und irritierende Momente zugetragen. So erzählte mir eine Kollegin von einem VBZ-Ticketautomaten der konstant selbständig durch die verschiedenen Menüpunkte navigierte und dabei in einer Art Selbstgespräch verschiedene Anweisungen vorlas. Eine irritierende aber auch sehr witzige und unterhaltsame Begegnung. Angeregt durch solche Inputs machte ich mich daran Ideen für mögliche Interventionen zu sammeln. In einem ersten Brainstorming kamen dazu u.a. Ideen auf wie: ->Selbstgespräch führende Ticketmaschine >fiktiver Kuhstall und Fleischproduktion in der Kanalisation mit Originalsounds und Gerüchen >fiktive Geldwäscherei mit Heinzelmännchen und Trollen die für uns im Untergrund arbeiten >Blick durch den Gulli in den [visualisierten] Geld- und Datenstrom in und um den Paradeplatz

Selbstgesprächeführende Ticketmaschine

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Baumraunen: Jogger passiert redendem Baum

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Erster Test: Bau mrau nen WA NN: 08-05-2017, 19:00-20:30 WO: Hönggerstrasse 7, Joggestrecke entla ng Li m m at. V ERSUCHSAU FBAU In eine m ersten Versuch w u rde ein ver w u nschen wirkender Bau m a m Fluss vor meine m Haus mit eine m M P3-Player u nd eine m Lautsprecher bestückt u nd so mit zu m Reden gebracht. F ü r den ersten Test w u rden Dada-gedichte ver wendet u nd mittels Tex-to-Speech mittels einer tiefen Mä n nersti m me vorgelesen. Um das Ga nze etwas n atü rlicher u nd gleichwohl gehei m nisvoller zu m achen w u rden die Gedichte so verfre m det, als w ü rde der Bau m i m mer wieder stotter n u nd ächzen. Die Rea ktionen der Passa nten w u rden dabei mittels einer versteckten Ka mera dok u mentiert. BEOBACHTU NGEN Der erster der Jogger der vorbeiläuft ist schon m al irritiert: Ni m mt Kopf hörer raus. Blick zu r Seite n ach der Q uelle der Sti m me suchend. Ko m mentar einer Frau die mit Ih rer Kollegin vorbeijogg t “ Hast du das gehört? Das ist ja creepy! ” Ku rz n ach de m Eindu n keln, zwischen 18:00 & 19:30 sind viel Joggers u nter wegs. Ab 19:30 eher r u hig u nd nicht meh r viel los. 28


LEA R NINGS F ü r die Beobachtu ng der Rea ktionen der Passa nten ist es gerade a m A nfa ng wohl besser persönlich vor Ort zu sein. Mit der versteckten Ka mera ko m mt m a n zu wenig mit was in den Leuten abgeht insbesondere weil m a n erstens die Gespräche u nd Ko m mentare der Leute nicht mitbeko m mt u nd zweitens Rea ktionen meist etwas zeitlich u nd örtlich versetzt zu beobachten sind. Eine Alter n ative wäre mit speziellen Richtmik rofonen abzu horchen was die Leute da n ach so reden u nd inwiefer n die Inter vention ih r Gespräch beeinflusst. Diese A rt von Inter vention ist tendenziell zu düster u nd zu beä ngstigend. Ich neh me a n die meisten h aben wohl gedacht da hocken irgendwelche du biosen Gestalten i m Gebüsch. Dies ist nicht was ich erreichen wollte. Zude m stellte sich i m mer die Frage was gen au n ach der ersten Irritation passiert. Die Irritation ist ein g uter Startpu n kt, aber was ko m mt da n ach? Oh ne Auflösu ng oder Weiterf ü h r u ng ist es schwierig abzusch ätzen was die Leute mit der Irritation m achen u nd ob ü berh aupt eine Reflektion in gew ü nschte m Masse passiert. Da mit die Inter vention besser wirkt, richtig aufgeno m men wird m uss sie tendenziell meh rteilig oder zu mindest meh rschichtig sein.

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Szene aus dem Pixaranimationsfilm „MERIDA - Legende der Highlands © PIXAR

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Irrlichter Irrlichter der Neuzeit Unterschwellig schwang bei mir zu Beginn des Projekts auch immer diese Unzufriedenheit mit der aktuellen Weltlage mit. Irgendwie scheint das Leben in Zürich wie eine grosse Illusion - zu perfekt um wahr zu sein - und gleichzeitig wird man mit deprimierenden News zugeschüttet die einen tagtäglich zeigen, dass auf der Welt sich vieles zum Schlechten wendet. Als wäre Zürich bzw. die Schweiz in einer riesigen Heile-Welt-Seifenblase und ringsum bahnt sich die Apokalypse an. Unzufrieden machte mich insbesondere die Tatsache, dass wir mit unserem luxuriösen Lebensstil zwar zu den Missständen auf der Welt beitragen, wir in der Schweiz aber kaum die Konsequenzen davon zu spüren bekommen. In der Schweiz verbrauchen wir noch immer viel zu viele Ressourcen. Ich bin der Überzeugung, dass dieser Ressourcenverbrauch zu einem grossen Teil den falschen Glücksversprechen der Werbung und dem damit verbundenen Konsum von materiellen Gütern geschuldet ist. Wie Irrlichter ziehen sie uns an und verheißen die Erfüllung von Träumen. Das kapitalistische System - und insbesondere die Werbung - stiftet uns an, auf der Suche nach dem persönlichen Glück, immer mehr zu kaufen [sei es materielle Güter oder Erlebnisse wie z.B. Reisen ]. Dafür brauchen wir Geld. Um an mehr Geld zu kommen um uns diese Glücksversprechen leisten zu können, machen wir Jobs, welche unseren moralischen Prinzipien entgegenlaufen und somit die ganze kapitalistische Maschinerie am Laufen halten und uns dazu auch ausmergeln, stressen und uns vielleicht deshalb am Ende des Tages nicht wirklich glücklich machen. Was uns aber wohl tatsächlich fehlt ist die Zeit für wahre Entspannung, Zeit für wahres Glück.

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Vor diesem Hintergrund wollte ich Leute dazu anhalten, sich Gedanken zu machen, welchen Irrlichtern der Neuzeit sie etwa verfallen sein könnten. Ich wollte Leute dazu anregen darüber zu reflektieren wofür sie ihre Arbeitskraft, Energie einsetzen [dienen sie wirklich dem Wohl der Menschen? ] und für welche Werte sie mit ihrem Handeln effektiv einstehen . Aus dieser Motivation entstand die Idee einer Irrlichter-Schnitzeljagd welche imübernächsten Kapitel beschrieben wird..

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Reisende – vor allem, wenn ihr nach Sonnenuntergang auf unbekannten Pfaden unterwegs seid – hütet euch vor den Irrlichtern! .. Diese kleine Lichter die am Horizont tanzen und verführerische Einladungen flüstern … Sie versprechen Antworten auf die ewigen Fragen des Lebens, verheißen die Erfüllung von Träumen, bieten einen Schlüssel zu geheimen Schätzen, kurz gesagt: eine Wendung des Schicksals.

http://www.pixarblog.de/filme/merida/die-legende-der-irrlichter/

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Über Irrlichter Irrlichter kommen in Sagen und Märchen fast in der ganzen Welt vor. Auf Plattdeutsch sagt man auch Dödenlicht, Totenlicht. Auf English hinkypunk, will-o‘-the-wisp, oder ghost lights. Man hat sich das Licht so erklärt, dass es die Seele eines Toten ist, die herumirrt. In Japan spricht man vom hitodama, einer menschlichen Seele: Der Tote ist erst kürzlich verstorben und treibt üble Scherze. Zum Beispiel lockt er Menschen in die Irre. https://klexikon.zum.de/wiki/Irrlicht=

Gemäss Regisseur Mark Andrews der den Film Merida – Legende der Highlands gemacht hat, tauchen die Irrlichter besonders oft in schottischen Volksmärchen auf. “ Es heißt, sie führen dich zum Triumph oder in den Untergang – sie ändern dein Schicksal – aber tatsächlich sind sie ein sehr reales Phänomen: Sumpf- und Moorgas steigt durch die Erde nach oben und durch natürliche Reaktionen entsteht dieses bläuliche Flackern. Der schottischen Überlieferung nach sollen manche Menschen ihnen früher gefolgt sein, weil sie diese Lichterscheinungen für kleine Feen hielten, und dann ertranken oder versanken sie in den Sümpfen.“

Regisseur Mark Andrews. „zu merida http://www.pixarhttp://www.pixarblog.de/filme/merida/die-legende-der-irrlichter/ blog.de/filme/merida/die-legende-der-irrlichter/

Wissenschaftler sind sich nicht einig was die Ursache für diese Lichter sein könnte. Sumpfgas ist die eine Erklärung. Vielleicht bilden sich aber manche Menschen solche Lichter aber einfach nur ein. Es kann aber auch sein, dass es sich um unterschiedliche Arten von Lichtern handelt. „Jedenfalls weiß man, dass manche Tiere und Pflanzen leuchten. Das nennt man Bioluminiszenz: Dabei leuchten Lebewesen von selbst. Ein bekanntes Beispiel ist das Glühwürmchen. Es gibt auch über 70 Arten von Pilzen, die im Dunkeln glühen.“ https://klexikon.zum.de/wiki/Irrlicht

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Irrlichter Moodboard

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Skizzen fĂźr mĂśgliche Umsetzung der Irrlichter mittels Spiegeln, Electro active polymers [EAPs] oder Gasflammen.

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Die Irrlichter-Schnitzeljagd: Das Spiel mit Erwartung und Verführung

Inspiriert durch Irrlichter wollte ich ähnliche Phänomene in der Stadt erschaffen. Phänomene bei denen man sich nie ganz sicher ist ob das was man gerade gesehen hat, real war oder man es sich nur eingebildet hatte. In der Irrlichter-Schnitzeljagd wollte ich das Phänomen der Irrlichter nutzen um Passanten zu verführen und über ihr Glücksstreben reflektieren zu lassen. Konkret war die Idee hinter der Irrlichter-Schnitzeljagd die Passanten – der Werbung gleich - mittels Irrlichtern im Stadtraum zu verführen, aus dem Alltagstrott zu bringen und dann auf Abwege zu bringen. Die Lichter sollten die Neugier der Passanten wecken und sie dazu animieren dem Pfad ins Grüne zu folgen. Einmal den Lichtern gefolgt wäre die Atmosphäre dann immer dichter geworden und von den Bäumen hätten verschiedene Stimmen Fragen geflüstert die die Passanten zum Nachdenken hätten anregen sollte. Im Stil von: „Schon wieder einem Irrlicht verfallen – Wo irrst du sonst noch so im Leben umher?„ „Wohin des Weges? – Wonach strebst du? „ „Was erhoffst du dir von all dem? „Wo erhoffst du dir das Glück?“

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Bild: Skizze mรถglicher Ablauf Schnitzeljagd. 1. Irritieren und Aufmerksamkeit ge- 41 nierren mit Sounds. 2. Lichter leiten den Weg und wecken Neugier.


Manche Irrtümer erscheinen wie der Mond aus der Ferne in milder Gestaltung und Dämmerung; tritt man aber nahe vor sie, so zeigen sie wie der Mond vor dem Sternseher, ihre Abgründe und Feuerberge. Aus Jean-Paul – Selina oder über die Unsterblichkeit der Seele .Kapitel 4

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Der Leidenschaft folgen und gleichwohl Kritik üben

Im Prozess der Bachelorarbeit ging es mir zu Beginn im Kern auch immer darum, eine eigene Form des Widerstands zu finden, welche meine gestalterischen Leidenschaften und Fähigkeiten mit gesellschaftsrelevanten Themen verbindet. Es ging mir darum Wege des künstlerischen Schaffens zu finden bei dem man zwar kritisch und der gesellschaftlichen Probleme gewahr ist, sich aber dadurch nicht zu fest verkopfen lässt. Welche Strategien bieten sich an um intuitives, kreatives Schaffen mit Gesellschaftskritik zu verbinden? Unter anderem kamen bei der Recherche und dem Brainstorming, erstmals folgende möglichen Herangehensweisen zusammen: > Die Mittel der Werbung nutzen um für NICHT-Konsum zu werben? Guerilla-Anti-Marketing a la Jenny Holzer nutzen um Menschen dazu Einladen Verantwortung für Ihr Handeln zu übernehmen. [“take responsibility on your actions”]. > Mit Orten spielen / Orte verwandeln bzw. verzaubern bzw. mit anderem Bedeutung aufladen [Erinnerung an Orte prägen] > Erfahrungen schaffen welche Menschen [und damit im Endeffekt die Welt] bewegen? [Unser Umfeld ist wandelbar – jeder kann dazu beitragen] > Einen Gegenpol zum nüchternen rationalen Alltag schaffen. Leute zum Innehalten einladen und helfen zur Ruhe zu kommen [„step out the rat race“] . > Kindliche Fähigkeiten wie kindliche Neugier, Begeisterungsfähigkeit, Staunen, Lebendigkeit, Spontaneität oder die Fähigkeit, ganz in der Gegenwart zu sein, fördern. Positives Erleben aus der Kindheit ins Bewusstsein zu heben und damit als Ressource nutzbar zu machen

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>Die Augen für Subtiles öffnen —> Faszination für Licht und Natur weitergeben und damit die Kleinen Dinge im Leben Wertschätzen lehren.

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„Das Manifest“ Aus dem Bedürfnis heraus etwas (gesellschaftlich) Relevantes und Bedeutungsvolles zu machen, drohte die praktische Bachelorarbeit jedoch während des Erarbeitungsprozesses immer wieder zu „verkopfen“, sprich ich verstrickte mich in theoretischen Überlegungen blockierte mich damit. Zu Beginn hatte ich gehofft dem entgegenzuwirken indem ich mich entschied, draussen und hauptsächlich experimentell zu arbeiten. Trotzdem liess ich mich immer wieder von diesem Druck oder Zwang, gesellschaftskritisch sein zu müssen, lähmen. Dazu kam, dass solche Überlegungen meist der ganzen Arbeit jegliche „Magie“ entrissen. Mittels Irrlichtern wollte ich Leute hinters Licht führen und sodann für Ihren übermässigen Konsum oder ihr ignorantes Leben in der „Illusion-blase Schweiz“ kritisieren. Dies erwies sich als Irrweg. Ich entschied also das Belehrende, Über-Kritische vorerst bei Seite zu lassen und in der Bachelorarbeit keine konkreten global-gesellschaftlichen Fragestellungen anzugehen. Einerseits blockierte ich mich damit zu stark, anderseits bin ich der Überzeugung, dass weniger die Kritik als vielmehr die positiven Erlebnisse uns nachhaltig prägen und verändern. Von da an ging es also vielmehr darum meine Faszination bzw. mein Faible für das Mystische besser zu ergründen und dem Kern des Magischen auf die Spur zu kommen. Parallel dazu wollte ich möglichst viel experimentieren und praktisch austesten.

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Verwandte Arbeiten Für die Zweite Phase liess ich mich inspirieren von Arbeiten wie „End of the world“ (von Lukas Sander), Landschapslumen / Luminescent landscape (vom Künstlerduo Julian van Buul and Vincent) und von den Nebelskulpturen der Japanischen Künstlerin Fujiko Nakaya.

„ENDE DER WELT“ (Lukas Sander) Bei Lukas Sanders arbeit faszinierte mich hauptsächlich die Idee der inszenierten Wirklichkeit. Also einerseits bereits vorhandenes hervorzuheben oder so zu arrangieren, dass Bedeutung entsteht. Und anderseits subtil Dinge dem Ort hinzuzufügen, sodass die Grenzen zwischen dem Realen und dem Fiktionalen verschwimmen und quasi im Kopf des Betrachters imaginäre Geschichte entstehen. Lukas Sander beschreibt seine Arbeit auf seiner Webseite so: „„ENDE DER WELT“ ist eine szenografische Soundinstallation von Lukas Sander (Konzeption und Szenografie) und Christian Berkes (Sound) auf einem entlegenen Gelände am Rande der Stadt Karlsruhe, September 2012. Hier sind szenografische Eingriffe als direkte Veränderungen und Modellierungen der Umwelt entstanden, die sich in ortsspezifischer Weise in die Umgebung einbetten. Mittels inszenierter Spuren und vermeintlichen Zufallsfunden wird hier ein Zustand verstärkt, der in dieser Landschaft schon angelegt ist und mittels szenografischen Ergänzungen und Sound auf besondere Art und Weise betont wird. Für den Betrachter und Hörer führt dies zu einem wahrnehmungspolitischen Spiel, den Raum und den Klang auf dessen Gehalt an Natürlichem und Künstlichkeit hin zu überprüfen und zu entscheiden, wo genau hier die Grenze zwischen Realität und Fiktion verläuft. “ http://www.lukassander.com/index.php/project/ende-der-welt/

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Landschapslumen- Luminescent Landscape Landschapslumen habe ich am Lichtfestival in Amsterdam gesehen. Mittels kleinen Projektionen und Sounds wurde eine sonst menschenleere und ruhige Wohnstrasse des Nachts plötzlich auf mysteriöse Weise belebt. Zuerst dachte ich, ich hätte mich verirrt da ich auf den ersten Blick nichts entdecken konnte was nach einer Lichtinstallation aussah. Doch dann wurde meine aufmerksamkeit von einem rascheln im Gebüsch und einem Kichern auf einem Baum auf verschiedene kleine Projektionen von Tieren und Figuren gelenkt die magisch um die Bäume und Häuser huschten. An der Arbeit faszinierte mich, dass mit wenigen subtilen Mitteln eine ganz spezielle – ich sag jetzt „magische“– Atmosphäre geschaffen wurde. Das Künstlerduo beschreibt ihre Arbeit auf der Webseite so: „Vriens Landschapslumen consists of audiovisual installations, in which multiple projectors are used to render a surreal video world on top of natural or industrial landscapes. These projections are spread throughout the landscape to fully immerse the visitors in a fantasy world. We want to surprise our visitors by letting them ‘discover’ the images in the landscape themselves. Familiar places gain new meanings, the landscape yields new stories.“ http://beeldjutters.nl/en/amsterdamlightfestival-en/

Fujiko Nakaya An Fujiko Nakayas Nebelskulpturen mag ich deren Ästhetik und Einfachheit. Faszinierend ist zu beobachten wie die Wolken Menschen zum Eintauchen und Spielen animieren. Den Wolken zuzusehen wie sie im Wind konstant verändern und leichtfüssig über die Landschaft gleiten hat für mich was magisches.

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EindrĂźcke aus den Arbeiten bonLukas Sander, Fuijiko Nakaya, Beeldjutters (Julian van Buul and Vincent Vriens.) von links nach rechts

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geheimnisvoll, rätselhaft, dunkel, okkult, mystisch, magisch abgründig, delphisch, doppeldeutig, geheimnisumwittert, mehrdeutig, mißverständlich, nebulös, pythisch, schleierhaft, verborgen, übersinnlich, unergründlich, übernatürlich, dämonisch, unerklärlich, zauberisch, okkult, okkultistisch, spiritistisch, überirdisch, übernatürlich, übersinnlich, magisch geheim, mysteriös, nebulos, schleierhaft, unheimlich, nicht zu begreifen, abgründig, , magisch, orakelhaft, schwer zu verstehen, Synonyme für „mystisch“ aus Woxikon: ,http://synonyme.woxikon.de/synonyme/


4. Exkurs: Die Exploration des Magischen Die Grenzen des Wahrnehmbaren In einer zweiten Phase der Arbeit ging es mir darum, mehr dem Magischen selbst auf die Spur zu kommen. Was steckt eigentlich hinter dieser Faszination für das Magische und dem Geheimnisvollen? Welche Rolle spielt sie in unserem Leben? Und wo ist heute noch Platz für das Mystische und Rätselhafte? Das Spannende am Magischen und dem Mystischen ist erstmals, dass es immer an den Rändern der mit unseren Sinnen wahrnehmbaren, materiellen Realität stattfindet. Sie bewegen sich damit im Schnittfeld zwischen dem Realen und dem Fiktionalen, zwischen dem Rationalen und dem Irrationalen und spielen im Endeffekt mit Illusion und Realität. Was bilden wir uns nur ein? Und was ist zwar real, wird aber mangels wissenschaftlichen Erklärungen als magisch interpretiert? In der Recherche ging ich diesen Rändern nach und versuchte, mittels Texten, Gesprächen und Interviews, dem Mystischen und Magischen auf die Spur zu kommen. Parallel dazu ging ich, mittels Experimenten, der Frage nach inwiefern mit technischen Interventionen in der Stadt magische Momente erzeugt und Orte für einen Moment “verzaubert” werden können. [Kapitel 7

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Über das Mystische Nach einer ersten Internet- und Literaturrecherche habe ich versucht das „Mystische“ für mich mittels Moodboards und Stichworten zu umreissen: Das Dunkle und Geheimnisvolle - zwischen Furcht und Faszination Das Irrationale . Das Unerklärbare. Das Geheimnisvolle. Das unwirkliche Wirkliche? Raum für Phantasie / Spekulation. Das Ungefähre. Das Vage. Das Schemenhafte. Das Nicht-greifbare. Das Grobkörnige Das Unscharfe. Das Vergängliche [The ephemeral] Das Unsagbare: Erfahrungen die in Worten kaum wiederzugeben sind, da Begriffe es nicht fassen. Ein raumloser und zeitloser Bereich, der sich jedem Zugriff objektiver Erkenntnis entzieht und etwas vom Wenigen heutzutage, was wir nicht machen, erringen, erreichen, er-leisten können.

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„Der Mensch wurde seiner innersten Natur nach als ‚homo mysticus’ geschaffen”

Jaffè, Aniela: „Mystik und Grenzen der Erkenntnis“; Zürich 1988; Seite 34


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Moodboard „Mystische Orte“

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„Die schönste Erfahrung, die wir überhaupt machen können, ist jene des Geheimnisvollen. Es ist das grundlegende Gefühl, das am Ursprung wahrer Wissenschaft und wahrer Kunst steht.“

Albert Einstein, 1932 Abgeleitet von Albert Einsteins Glaubensbekenntnis, 1932, gefunden auf www.zauberart.ch ( Jamil Tafazzolian )


Die Abgrenzung des Magischen vom Mystischen Im Kern geht es beim Mystischen um eine besondere Art des Erlebens bzw. Erfahren der Welt. In der Magie hingegen geht es eher um das Handeln und das Erzeugen von gewissen magischen Momenten. Magie geht von der Vorstellung aus, dass alles im Kosmos von einer transzendenten Kraft durchdrungen ist und durch Magie auf diese Kraft Einfluss genommen werden kann. Magie ist deshalb auch untrennbar verwoben mit Mythologie, Ethnologie, Religion und Esoterik (aus: Wikipedia) und wird im Alltagsgebrauch oft synonym mit dem Begriff Mystik gebraucht um eine Atmosphäre des geheimnisvollen spirituell Angehauchten zu beschreiben. Wie sich diese einzelnen Bereichen nun im konkreten voneinander abgrenzen, gehe ich in den Experteninterviews im nächsten Kapitel nach .

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Experteninterviews Wie entsteht Magie? Worin liegt die Faszination am Magischen und am Mystischen? Wieso lassen wir uns verzaubern? Wo sind die Grenzen zwischen Magie und Mystik? Und welche Rolle spielt das Verborgene und Ungreifbare in unserem Leben? Diesen und weiteren Fragen bin ich in Interviews mit vier verschiedenen Experten nachgegangen: Einem ZauberkĂźnstler, einem Neuropsychologen der u.a. magisches Denken und Aberglaube erforscht, einem modernen Theologen und Seelsorger, und einem Bewusstseinsforscher mit Hintergund in Philosophie und Neurowissenschaften. Im Folgenden finden sich AuszĂźge aus den einzelnen Interviews (Transkripte).

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Jamil Tafazzolian (Zauberkünstler) Wieso lassen wir uns verzaubern? J: „Das ist ja eigentlich das verrückte, weil jeder der eine Zaubervorstellung schauen geht, weiss, dass er in dem Moment ganz bewusst getäuscht wird. Trotzdem glauben wir [was uns gezeigt wird]. Jeder weiss ja, was da [mit ihm getan wird]. Zauberer ist wohl der ehrlichste Job der Welt den es gibt.“ ... “ Ich bin ein Illusionist – ich schaffe ganz bewusst für einen Moment Illusionen. D.h. Ich arbeite mit diesen Menschenkenntnissen, dass man Menschen bewusst täuschen, bewusst ablenken, bewusst irreführen kann. [die Leute sind es sich aber bewusst].“ ... „Als Kind siehst du den Regenbogen oder bist berührt wenn du das erste mal bewusst eine Schneeflocke siehst und ich glaube Zauber versuchen [genau] DIESEN Moment [wiederherzustellen] . Ich meine, warum gehen Leute das anschauen? - weil sie DAS wieder erleben wollen. [..du meinst das kindliche Staunen] Ja, so beobachte ich das.“ Welche Rolle spielt Magie in unserem Leben? J: „Ich würde sagen ohne den Glauben an die Magie würden wir nicht..., ich glaube wir brauchen, dass wir an Wunder [glauben]. Wir nehmen es als selbstverständlich, dass am morgen die Sonne aufgeht und der Himmel blau ist.“ „Der Mensch ist von sich aus ein Gwundriger. ... Auf eine Art wollen wir es herausfinden, aber du kannst dich auch einfach [nur] wundern und dich freuen - und damit das Geheimnisvolle in dir drinnen beibehalten. Es gibt ja wissenschaftlich wie noch keinen Beweis. Wir wissen immer noch nicht woher wir gekommen sind und wohin wir [gehen] und ich glaube solange wir das [diese Fragen] nicht gelöst haben, wird es Magie geben.“

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„Das Phänomen ist seit Jahrtausenden immer wieder beschrieben, die Magie auch, also gibt es sie. Es geht darum wie wir sie interpretieren, vielleicht. Wir bilden uns Magie sicher nicht ein. Wir bilden uns vielleicht ein dass Magie so wirkt wie Magie vorgibt zu wirken.“

Prof. Dr. phil. Peter Brugger (Neuropsychologe)


Prof. Dr. phil. Peter Brugger (Neuropsychologe) Gibt es Magie? B: „Das Phänomen ist seit Jahrtausenden immer wieder beschrieben, die Magie auch, also gibt es sie. Es geht darum wie wir sie interpretieren, vielleicht. Wir bilden uns Magie sicher nicht ein. Wir bilden uns vielleicht ein, dass Magie so wirkt, wie Magie vorgibt zu wirken.“ Wie definieren Sie Magie? B: „Magie ist ein intuitiver Zugang zur Welt der im Unterschied zur Wissenschaft, die ja streng logisch vorgeht, eben nicht so logisch, sondern ANA-logisch ist. (es ist ein intuitiver Zugang zum Weltverständnis der sich vom Wissenschaftlichen abhebt)“ Was fasziniert an der Magie? B: „Man möchte die Welt verstehen, [woher sie rührt]“ „Jeder Mensch hat eine Intuition, aber nicht jeder hat einen wissenschaftlichen Ausbildung. Es ist also sicher mal einfacher wenn man erstmals ein intuitives Verständnis der Welt aufbaut, weil man da kein besonderes Training dazu braucht.“ Wie entsteht magisches Denken? B: „ Zuerst braucht es ein Erstaunen / Eine Überraschung. Etwas was wir NIEMALS erwartet hätten... Dann kommt ein Erklärungsbedürfnis heraus. Es verleitet einem dazu, etwas zu suchen, wo gar nichts nötig ist. Es ist Zufall im mathematischen Sinn indem dass es informationsleer ist. D.h. man wird in einem zufälligen Nichts etwas Bedeutungsvolles suchen... Man ist verleitet, Gesetzmässigkeiten zu suchen bzw. Kausalität anzunehmen wo nur eine Korrelation da ist. 65


Wenn man viele Assoziationen hat ist man mehr verführt, Zusammenhänge / Kausalitäten zu sehen. „Kreieren“ -> [heisst ja,] eine Brücke zwischen Dingen zu machen wo andere keine Bezüge zueinander sehen. Der Unterschiede zwischen dem hoch-kreativen Menschen und den magisch / esoterisch denkenden Menschen [ist], der Esoterische hat eine vorgefasste Meinung und sieht diese dann bestätigt. – Das passt dazu, - das auch. (er hat also einen confirmation bias) Der kreative Mensch sieht nicht nur Verbindungen und ist kritisch genug um das was er sieht zu hinterfragen. Also das ist schon mal interessant. Kreatives Denken und Magisches Denken haben gewisse Überschneidungspunkte und die liegen im assoziativen Denken. Wo der Unterschied genau ist, ist eben bei dem Kritischen.. oder bei einer Bereitschaft die eigenen Befunde /die eigenen Beobachtungen kritisch zu hinterfragen. - passt das? Oder könnte es nicht noch was anderes sein? Und ich glaube das ist auch der wissenschaftliche Geist der schrittweise geht . - und der Magische der zufrieden ist, wenn er etwas sieht das reinpasst. „ „Um auf die enge Definition zurückzukommen: Magie [ist] das Gleichsetzen von Kausalität und Korrelation.“ [Man nimmt also eine Kausalität an, wo nur eine Korrelation ist.] Ein Beispiel: „Mein [4 jähriger] Sohn z.B. der hat mir mal etwas Wunderschönes gesagt:“ [da war so ein Ventilator ... und jedes Mal wenn der Ventilator vorbeigezogen ist, hat es die Haare der Eltern so nach hinten geblasen. Und der Sohn hat gekichert und gelacht und dann gesagt: ] “ ... Hey Papa, der Ventilator macht ja fast soviel Wind wie die Bäume! – “

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Nun hat er [der Sohn] beobachtet, dass jedes Mal wenn es stark windet, sich die Bäume biegen. Nun hat er also gemeint [geschlussfolgert], dass Bäume den Wind machen, aus dieser Korrelation heraus.... Es muss sicher vielen Kindern so gehen, aber man tut das dann vielleicht nicht unbedingt verbalisieren. Und man weiss es dann sowieso nicht mehr. Alle hatten mal so was Analoges gedacht aber das weiss man dann irgendwie gar nicht mehr. und das geht dann aber irgendwann verloren durch Wissen.“ Ist Technologie Magie? Oder was hat Magisches Denken mit Technologie zu tun? „Dass man es im Griff hat, dass man es selber nachvollziehen kann, ist ist mit der ganzen Technologie eigentlich nicht mehr der Fall Wir benutzen alle Handies,.... aber verstehen es eigentlich überhaupt nicht. Wenn man jetzt erklären müsste, wie das möglich ist, dass ich da etwas eingebe und dann mit jemandem Verbunden bin oder eine Webpage abrufen kann... diese Netzwerke verstehen wir nicht mehr.. wir benutzen sie... Und deshalb gibt es wahrscheinlich schon modern-magische Ideen. -- auch die Attraktivität von Facebookfriends und so. Dass man – ah – so viele Freunde hat und sich dann da auch aufgehoben fühlt. Man hat das Gefühl man ist nicht alleine – aber eigentlich ist man extreme alleine. Es ist wie ein Short-Cut- eigentlich.“ Kann Magie technisch erzeugt werden? B: ... Sie können durch Technologie nicht eine (magische) Weltsicht erzeugen (nicht direkt).“ „Wenn ich das aber so sage, kann man spitzfindig sagen: Mit diesen Magnetstimulatoren können sie gewisse Hirnregionen ausschalten (künstliche Läsionen mittels TMS) dann können sie gewisse Regionen ausschalten sodass sie gewisse Primärprozesse (also assoziatives denken - also nicht

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unbedingt das wissenschaftlich sequenzielle) Und da können sie von dem zwar nicht wirklich magisches Denken erzeugen aber sie können Magisches Denken fördern, indem sie das, was Magisches Denken hemmt, ausschalten. [Das] was das Magische Denken hemmt, ist der Anspruch, dass wir experimentell, empirisch Schaffen sollen, dass wir eine klar definierte Frage stellen an die Natur . und dass wir Aufgrund dieser Antwort neue Fragen generieren . Und nicht irgendwie sagen intuitives Verständnis hat welches man nicht hinterfragen und falsifizieren und anpassen muss. Von dem her könnte Technologie eine Rolle spielen wie man magisches Denken eher ermöglichen oder weniger unterdrücken (könnte). Aber eben, das „Alltagshirn“, welches nicht nur ein biologischer Apparat ist, sondern auch die ganze Sozietät integriert, [wird auch] durch die ganze Schulung die wir haben geformt. [Und damit beeinflussen wie wir die Welt sehen]“

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Wir sind an einem Punkt angelagt die die Grenzen unser Wissenschaft aufzeigt, weil sie tatsächlich nur einen Teil beschreibt und auch viele Probleme schafft.

Meinrad Furrer BB (kath. und spiritueller Theologe, Sänger und Seelsorger)


Meinrad Furrer (kath. und spiritueller Theologe, Sänger und Seelsorger) Wo ist das Magische geblieben? So von der Geschichte her, wenn man es jetzt mal religions-soziologisch anthropologisch betrachtet Da gibt es eine Entwicklung wo man sagt es gab mal ein mystisches Zeitalter oder ein Magisches Zeitalter. Ein Zeitalter in dem die Welt oder die Materie - noch alles - belebt und bewohnt ist von Geistern. und alles was passiert, ist irgendwie die Wirkung von dieser verborgenen Welt. Und dann kommt eher ein religiöses Zeitalter, welches versucht, durch Systeme oder durch Denksysteme und Praxis dies in den Griff zu bekommen. – so sind die grossen Religionen entstanden, die aber noch sehr viel Magisches in sich bewahrt haben. Und dann kommt ein wissenschaftliches Zeitalter, welches sagt, wir brauchen alle diese Erklärung nicht mehr, wir können durch die Instrumente der Wissenschaft beschreiben wie die Sachen wirken und brauchen das Magische eigentlich nicht mehr. Ich selber finde diese Entwicklung auch sehr wichtig aber wir sind nun wie in einem Zeitalter wo wir wie noch einen Schritt weitergehen. Für mich ist die Magie - ich brauche das Wort nicht gern, weil ich finde es ist oft RETRO. Und was wir brauchen ist nicht ein Retro sondern ein Vorwärts. - Das Vorwärts bedeutet für mich all das [obengeannte] zu integrieren. Es braucht Systeme die plausibel erklären, es braucht Wissenschaft, aber es braucht auch diese Techniken/diesen Zugang zu Wirklichkeiten die uns im Alltag verschlossen bleiben - aber nicht mehr

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Das Magische oder das Mystische bezieht sich im Prinzip auf Erlebnisse / Handlungsräume wo der gängige Horizont der gängigen Alltagsrealität überschritten wird. Als solche haben sie was faszinierendes aber gleichwohl auch beängstigendes und furchteinflössend. Wir haben es da grundsätzlich mit dem fundamentalen Unbekannten zu tun.

Dr. Dr. med. Milan Scheidegger ( Philosoph, Neurowissenschaftler, Bewusstseinsforscher)


als Retro, sondern integrierend als neue Sichtweise. (Und) ich finde auch wenn es um Magie geht, geht es nicht darum eine Wirklichkeit jenseits der Welt anzuzapfen sondern die Wirklichkeit vom Kosmos in tieferen Schichten - oder wie man das nennen will. für mich ist es nicht ein ausserhalb sondern ein Entdecken von etwas das innerhalb ist. Was fasziniert an diesem Magischen & Mystischen? ... wir sind da extreme geprägt von der griechischen Kultur mit deren Unterscheidung von Geist und Materie und das hat überhaupt unsere Wissenschaft ermöglicht hat - was super ist. Wir sind aber an einem Punkt angelangt der die Grenzen unser Wissenschaft aufzeigt, weil sie tatsächlich nur einen Teil beschreibt und auch viele Probleme schafft. Wo wir merken,--- unsere Kultur ist total geprägt von dem. Es muss nutzbar, kontrollierbar sein… das ist eigentlich das Ziel dieser Prozesse Und wir verlieren ganz viel Qualitäten ... Und das ist ja greif- und spürbar für alle das uns soviel fehlt und die Leute sehnen sich nach solchen Erfahrungen und deshalb ist es so faszinierend.

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Dr. Dr. med. Milan Scheidegger (Philosoph, Neuroscientist, Bewusstseinsforscher) Was fasziniert am Magischen und am mystischen? MS „: Der Mensch ist ein neugieriges Wesen, welches immer versucht seine Grenzen auszuloten [und] über seine eigenen Grenzen hinauszusehen.“ „Das Magische oder das Mystische bezieht sich im Prinzip auf Erlebnisse / Handlungsräume wo der gängige Horizont unserer Realitätswahrnehmung überschritten wird. Als solche haben sie was faszinierendes aber gleichwohl auch beängstigendes furchteinflössend. Wir haben es da grundsätzlich mit dem fundamentalen Unbekannten zu tun.“ Wieso furtcheinflössend? Haben wir Angst vor der Wahrheit, Angst die Illusion zu verlieren dass die Welt so ist wie wir sie Visuell wahrnehmen? MS: „Ich glaube, ein gewisser Realitätssinn stabilisiert uns irgendwo durch auch im Alltag. Wir machen uns die Welt quasi durch Glaubensüberzeugungen und Konzepte handhabbar, während der ganze Mystische Bereich ja eigentlich auch die Werkzeuge des logischen Denkens, von der Sprache, von der Mathematik dahingehend überschreitet, dass wir primär einfach mal in einem Zustand des Staunens, und des Gwunders sind. Weil wir das, was sich im Mystischen Bewusstsein einstellen kann, primär vielleicht erst einmal nicht verstehen oder es uns erstmals überwältigt, oder weil wir gewisse Kategorien ablegen müssen aus unserem Alltagsbewusstsein welche uns im Alltag zutiefst stabilisieren. Beispielsweise das Erleben von Zeit oder das Erleben von Raum. Wenn sich in einem tiefen mystischen Bewusstseinszustand plötzlich Zeit und Raum auflöst und man sich in einem Gefühl von Ewigkeit befindet, dann ist das schon zutiefst respekteinflössend. - Aber zugleich auch faszinierend.“„„Mysterium tremendum et fascinans“ so wurde das mystische Erleben vom Religionswissenschaftler Rudolf Otto beschrieben: Angst und Ekstase zur gleichen Zeit.“

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Das Magische hat ja immer auch etwas mystisches und geheimnisvolles. Wie würdest du das Magische vom Mystischen Abgrenzen? MS: „Ja, ich beobachte dass die beiden Begriffe Mystik und Magie teilweise synonym gebraucht werden um eine solche Atmosphäre des geheimnisvollen spirituell angehauchten zu beschreiben. Für mich unterscheiden sich diese beiden Begriffe aber konzeptionell ziemlich deutlich voneinander und zwar habe ich den Eindruck dass der Magier bewusst Einfluss nehmen will auf die Welt – d.h er will etwas verändern in der Welt oder er führt einen Zaubertrick auf um jemand zu verblüffen. Dh. Magie Zielt auf einen gewissen Effekt ab / auf eine Überraschung. [...] Während die Mystik eigentlich so nach dem traditionellen Verständnis nicht Handlungsbezogen ist, sondern Mystik ist einfach eine Form des Gewahrseins, eine Form des Bewusst-Seins - wo vorallem wahrnehmend / rezeptiv ist. ... Im mystischen Bewusstsein stellt sich die Frage nach dem Handeln eigentlich nicht. Sondern es ist eine Form des Wahrnehmens.“ Welche Rolle spielt das Mystische in unserem Leben? MI: „Ich glaube dass der Mensch oder sagen wir mal gewisse Menschen eine Art innere Neigung ihres Bewusstsein zu verändern oder villeicht eine Sehnsucht nach veränderten Bewusstseinszuständen [haben] und das mystische Bewusstsein ist einfach eine Form von - vielleicht Trance-Bewusstsein auf einem ganz breiten Spektrum von verschiedenen Bewusstseinszuständen . Oder man könnte z.B. den kreativen Künstler betrachten der in einem Fluss von Kreativität und Leidenschaft Grossartiges hervorbringt... , oder man könnte den ZEN Mönch anschauen, der irgendwo auf einem einsamen Berg stundenlang meditiert und so in eine tiefe Versenkung hineingeht, oder man könnte den tanzenden Derwisch nehmen, der sich so lange ekstatischen im Kreis dreht bis sich sein Selbstbild soweit auflöst, dass er in eine mystische Einheitserfahrung reinkommt...

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„Dass überall auf der Welt unabhängig voneinander mystische Praktiken entstanden sind und dass Menschen diese Bewusstseinszustände aus irgendeinem Grund suchen, wirft die Frage auf: ‚was suchen wir mit diesen Bewusstseinspraktiken?‘ und‚ was finden wir in diesen Bewusstseinszuständen?‘“

Dr. Dr. med. Milan Scheidegger ( Philosoph, Neurowissenschaftler, Bewusstseinsforscher)


Ich glaube es gibt verschiedene Rollen und Zugänge zum mystischen Bewusstsein, aber spannend ist doch, dass überall auf der Welt unabhängig voneinander mystische Praktiken entstanden sind und dass Menschen diese Bewusstseinszustände aus irgendeinem Grund suchen und das wirft die Frage auf: „was suchen wir mit diesen Bewusstseinstechniken und - praktiken bzw. in diesen Bewusstseinszuständen ? und was finden wir in diesen Zuständen?“ Welche Rolle können mystische Erfahrungen im Umgang mit Akutellen Gesellschaftlichen Herausforderungen spielen? MS: „Ich glaube, dass, sich in andere Bewusstseinszustände zu begeben und wieder zurückzukommen letztlich unsere Bewusstseinskompetenz steigert. Mit Bewusstseinskompetenzen meine ich die Fähigkeit uns irgendwodurch in diesem Bewusstseinsraum zu bewegen die verschiedenen Möglichkeitsräume zu kennen die es da gibt. Und letztlich auch in unserm Alltag uns zu verändern oder auch die Art und Weise wie wir zusammenleben zu verändern. Viele Mystiker schildern z.B. dass sie Ängste verloren haben, Ängste vor dem Leben, vor dem Tod, weil sie mal in einem solchen mystischen Zustand quasi drin gewesen sind. Dass das also Ihre Sicht auf die Welt also nachhaltig verändert hat.[...] Sich quasi in einem veränderten Bewusstsein zu befinden, gewisse Qualitäten (sag ich mal) in einer gesteigerter Form wahrzunehmen, steigert schlussendlich auch unsere Achtsamkeit in unserem Alltagsbewusstsein (würde ich sagen). Ich denke also schon dass Mystische Erfahrungen auch ethische Implikationen haben können also die Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, beeinflussen können.“

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„The words magic and machine share the common etymological root „magh, meaning „to be able“ and „to have power“

Fox,M (2016), Interactive Architecture: Adaptive World.


5. Phase II: Magisches erschaffen – Experimente & Prototypen Aus der Recherche (siehe Kapitel 4) ging für mich dagegen hervor, dass Magisches hauptsächlich an der Grenzfläche zwischen Realität und Illusion entsteht. Also da wo die Grenze zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen unscharf wird und sich aufzulösen beginnt. In dieser Arbeit ging es mir deshalb darum eine subtilere, geheimnisvollere Form von Magie zu erschaffen die stärker mit dieser Ambivalenz von Natur und Technik arbeitet. Die praktischen Experimente fokussierten somit bewusst auf das Zusammenspiel von Technik und Umwelt und die daraus resultierenden synergetischen Effekte. In Zaubershows, Filmeffekte oder Disneyland ist Magie oft sehr effekt- und show-lastig und wirkt oft sehr aufgesetzt. Mich interessierte aber viel mehr, wie technische Interventionen so gestaltet werden können, dass sie nicht showmässig aufgesetzt wirken, sondern mit dem Umfeld spielen und sich damit nahtlos und natürlich in die Umgebung einfügen. Gewohnt, experimentell und explorativ zu arbeiten, wollte ich auch im öffentlichen Aussenraum unkompliziert Ideen ausprobieren können. Das heisst schon früh im Prozess war die Erarbeitung von mobilen Interventions-Tools ein wichtiges Element der Arbeit. Beginnend mit Akku-betriebenen Aktivlautsprechern, ging es über zu kleinen Poket-Beamern und Nebelmaschinen bis zu grossen Kontaktlautsprechern [aka Tactile-Speakers].Mir war es wichtig, dass ich gerade in einer ersten Phase spielerisch explorieren konnte was funktioniert, was wirkt und was nicht. Besonders wichtig dabei war mir, dass dabei auch Raum für zufällige Entdeckungen und Inspiration für neue Ideen blieb, auf die man mit einer konzeptionellen Herangehensweise nicht zwingend kommen würde.

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Die folgenden Kapitel behandeln die verwendeten Hilfsmittel, die damit gemachten Experimente und die daraus resultierenden Erkennnise.

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Licht / Projektionen Zu Beginn war es sehr mühsam mit all den vielen Kabeln und Geräten die miteinander verbunden sein mussten. Immer wieder blieb man irgendwo hängen, wurde eine Verbindung getrennt oder ein Kabel wies einen Wackelkontakt auf. Ein spontanes und intuitives ausprobieren war so relativ schwierig zu bewerkstelligen. Deshalb begann ich relativ früh Konstruktionen zu bauen um die verschiedenen Elemente zusammenzuhalten und handlich Aussenraum benutzen zu können.

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Erste Tests mit mobilem Bea mer Wa n n: 23.03 Do: Wo: La ngenth al u nd Zü rich/ Li m m at

LEITFR AGEN Bewä h rt sich die m obile Bea merein heit? Welche Orte u nd Objekte eig nen sich f ü r Inter ventionen u nd Projektionen? Welche A rt von Footage ist besonders wirk u ngsvoll?

V ERSUCHSAU FBAU Sa ndwich konstr u ktion mit Poket-Bea mer, Mediaplayer u nd 19V/18’000m A h A k k upack als m obile, k abellose Projektionseinheit. „Sch rotflintenprinzip-Tests“ entla ng der Li m m at u nd auf de m Weg von Zü rich n ach La ngenth al u n zu r ück. LEA R NINGS >Die m obile Sa ndwich konstr u ktion ist seh r h a ndlich u nd erlau bt einen ex plorativen Zuga ng. Ist sch nell Einsatzfä hig u nd k a n n g ut i m R ucksack verstaut werden. > Der Bea mer ist relativ hell, wird aber a n g ut ausgeleuchteten Stellen in der Stadt von der Strassenbeleuchtu ng ü berdeckt.

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> Strassenschilder- reflektieren g ut u nd eig nen sich desh alb her vorragend als Projektionsflächen, kön nten aber Autofa h rer irritieren u nd ablen ken ko m men desh alb nicht wirk lich nicht frage. > Abstra kte Footage wie z.B. Partikela ni m ationen versch melzen eher mit Um gebu ng als kon k rete fig u rative Projektionen. > Spa n nend wird es, wen n sch räg ü ber Textu ren (Stein m auer, Hecke, Gitter) projiziert wird, da mit Projektion nicht sofort als solche erk a n nt wird u nd ein räu mlicher Effekt entsteht. > sich orga nisch bewegende, abstra kte Formen (wie z.B. die Footage mit der Q ualle) ko m men so seh r g ut zu r Geltu ng. Die Projektion gibt den „bestra hlten“ Objekten eine gewisse orga nische Lebendigkeit (z.b. Hecke in La ngental oder Gebäude bei m Letten). > wichtig! Start u nd Ende der projizierten Fil me erscheinen u nd verblassen lassen. Die Objekte i m Fil m dü rfen nicht a ngesch nitten sein, da mit Illusion erh alten bleibt u nd die Rä nder der Projektion nicht allzu deutlich sichtbar sind. >>> Exemplarische VIDEOS dazu auf http://supernaturalis2017.tumblr.com/

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Statisches zu m Leben er wecken Projektionen auf Oberflächen WA NN: 24-03-2017, 22:00 ORT: Sch a nzeng raben LEITFR AGEN: Welche A rt von Footage eig net sich u m den Sch a nzeng raben m agisch zu m Leben zu er wecken? Welche Orte entla ng de m Wasser eig nen sich besonders f ü r diese A rt von Inter ventionen? V ERSUCHSAU FBAU: Sa ndwich konstr u ktion mit Poket-Beamer, Mediaplayer u nd A k k upack als m obile, k abellose Projektionsein heit. LEA R NINGS > a m wirk u ngsvollsten ist es mit n atü rlichen Oberflächen zu arbeiten, die die Projektion verzerren/ so verä nder n, dass sie erstens nicht als erstes als solche erk a n nt wird u nd zweitens du rch das Zusa m menspiel etwas Neues entsteht. D.h. es geht weniger u m den kon k reten Inh alt der Projektion, die Projektion dient viel meh r de m Zweck das Licht so zu m odulieren sodass das „bestra hlte Objekt

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eine gewisse Lebendigkeit erh altet. > Leute suchen tendenziell n ach der Q uelle des Sin nesreizes. Um die Spa n nu ng u nd da mit den m agischen Mo ment etwas lä nger aufrecht zu erh alten, wäre es wohl nicht schlecht, wen n sich der Bea mer absch alten w ü rde, sobald je m a nd in die Nä he ko m mt. > Projektionen ins Wasser selber sind eigentlich nu r spa n nend wen n entweder der Unterg r u nd nicht allzu tief ist u nd auf de m u nebenen Gr u nd ä h nliche Effekte wie bei den oben gen a n nten Projektionen in Blätter werk entstehen, oder wen n Reflektionen auf die gegenü berliegende Wa nd geworfen werden, die du rch die dy n a mische Wasseroberfläche m oduliert werden [siehe n ächster Absch nitt] > Wasser schluckt relativ viel Licht. Blaue Projektionen erscheinen seh r schwach. > Reflektionen auf Wasser nutzen! Das Projizieren von leicht fli m mer nde m u nd flacker nder Footage auf Wasser fu n ktioniert relativ g ut. Gibt spa n nende, orga nische Projektionen a n der gegenü berliegenden Wa nd, welche sich g ut mit der Str u ktu r des Betons verbinden >>> Exemplarische VIDEOS dazu auf http://supernaturalis2017.tumblr.com/

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Rauch/ Nebel Nebeltests: Erscheinu ngen u nd Wolken WA NN: 05-04-2017, 21:00-23:00 ORT: Li m m at bei Da m m wegbr ücke INTENTION Ü ber n atü rliche Erscheinu ngen mittels Projektionen auf Nebel si m ulieren. Test von Projektionen auf u nstetiges – se mi tra nsparente Oberfläche, wie Nebel. V ERSUCHSAU FBAU: - 3000 Lu men Weitwin kel-Bea mer. - 1600W Nebel m aschine mit extradichte m u nd la nga n h altende m Nebelfluid. - Um schön weiche u nd gleichför mige Nebelwolke n a he a n Wasseroberfläche k reieren zu kön nen w u rde der Nebel zude m wdu rch ein Roh r geleitet, welches i m Absta nd von ca 10c m ein Zenti meter g rosse Löcher aufwies. LEA R NINGS > Das Projizieren auf Nebel h at was Magisches, gerade weil die Projektionen nie ga nz sichtbar sind, m al vage erken nbar sind u nd da n n wieder verschwinden. > Die Schwierigkeit lieg t darin, dass der Nebel seh r u nberechenbar ist, u nd je n ach Windrichtu ng u nd -stärke entweder in die falsche Richtu ng schwebt, zu la nge a n Ort hocken bleibt oder sich da n n zu sch nell 96


wieder auflöst. Es wirkt also i m mer auch ein Zufallsele ment mit. > Sobald kon k rete Fig u ren projiziert wird es zu k itschig, Show m ässig. > Bei den Tests war es fast a m wirk u ngsvollsten, wen n gar nichts auf die Nebelwolke projiziert w u rde. Die Wolke so lautlos ü ber den Fluss schweben zu sehen u nd zu beobachten wie sie sich, je n ach Wind, a nders entwickelt war f ü r u ns fast a m sti m migsten u nd a m faszinierendsten. > Wird der Nebel gegen das Wasser gerichtet u nd so mit abgek ü hlt, bleibt er eher n a he a n der Wasseroberfläche h ä ngen. Zu m Teil ergab sich ein ä h nlicher Effekt wie a n k ü hlen (m ystischen) Herbsttagen, wen n sich Nebel ü ber de m Wasser bildet. > Spa n nend ist auch das Pfeiffen u nd Röhren das entsteht, wen n Nebel mit Hoch r uck du rch die Röh re geleitet wird..

>>> Exemplarische VIDEOS dazu auf http://supernaturalis2017.tumblr.com/

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Test Gewitter wolke WA NN: week 9 WO: Da m m wegbr ücke INTENTION Si m ulation einer Gewitter wolke u nd Wetterleuchten. V ERSUCHSAU FBAU: - Kontraststarker 3000 Lu men Bea m er. - 1600W Nebel m aschine - Abstra hierte Footage von Wetterleuchten LEA R NINGS > Da mit die Gewitter-/Nebelwolke g ut wirkt, ist es wichtig, dass Wolke ko m pa kt bleibt! Seh r oft verteilt sich der Nebel zu sch nell in der Luft u nd wird eher zu D u nst oder Nebel. evt. m üsste der Rauch vorher etwas abgek ü hlt werden (siehe Ex peri ment 8.2.1) z.B. du rch gek ü hlte Röh re? Oder du rch das Ausrichten des Rauchstra hls auf die Wasseroberfläche. > Nebel mit de m Wind blasen! > Stärkere Bea mer ver wenden (5000 Lu men), da mit die Wolke auch von weiter entfer nt noch wirkt. Weniger Um gebu ngslicht w ü rde sicher auch helfen.

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> A m besten wirkt die Gewitter wolke, wen n das Licht von hinten auf die Nebelwolke projiziert wird. Also m a n gegen den Bea mer sch aut u nd nicht mit de m Bea mer. Dadu rch erscheint das Licht eher aus der Wolke heraus scheinend als einfach draufprojiziert. >>> Exemplarische VIDEOS dazu auf http://supernaturalis2017.tumblr.com/

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Holographische Projektionen kreiiren WA NN: 05-04-2017, 21:00-00:00 WO: Li m m at bei Da m m wegbr ücke LEITFR AGEN: Wie lassen sich holog rafische Projektionen mit Tiefenwirk u ng i m Nebel erzeugen? (Si m ulation von Erscheinu ngen) V ERSUCHSAU FBAU: Kontraststarker 5000 Lu men Bea mer, 1600W Rauch m aschine, LEA R NINGS: > A m besten wirken feine Linien u nd Umrisse [also keine ausgef üllten Flächen] > A m wirk u ngsvollsten ist, wen n m a n als Betrachter gen au gegen die Lichtq uelle (also den Bea mer sch aut) u nd der Nebel seitwärts i m 45-90° Win kel zu r Projektion in ca 1-3m Entfer nu ng des Bea mers vorbeizieht. Die Nebelwolke darf dabei nicht allzu dick sein, weil m a n da n n v.a. die Lichtstra hlen sieht u nd es eher n ach Lasershow aussieht. D.h. Idealer weise sch afft m a n es eine feine Nebelwa nd zu erzeugen die m al dichter u nd m al schwächer wird. (Siehe Sk izze Nebelwa nd) > Idee u m holog rafische Effekt zu verstärken u nd Projektionen mit 3D Tiefenwirk u ng zu erzeugen: Kontrollierter Ne108


belausstoss ü ber verschiedenen Ebenen der Bea mer projektion mittels Ventilen (siehe Sk izze). Da die Projektion nu r sichtbar ist, wo der Nebelgerade vor der Linse vorbeizieht, k a n n mittels Nebelausstoss in verschiedenen Abstä nden zu r Bea merlinse, die Illusion gesch affen werden also ob sich die Projektion gegen den Betrachter hin oder von ih m wegbeweg t. > Allenfalls kön nten f ü r Vorder- u nd Hinterg r u nd des holog rafischen Bildes verschiedene (leicht versetzte) Projektionen ver wendet werden u m den 3D Effekt zu verstärken. Dies m üsste jedoch noch getestet werden FA ZIT Auch wen n die holog rafischen Projektionen seh r wirk u ngsvoll sind u m die Illusion von Erscheinu ngen zu er wecken, w u rden sie i m Endeffekt nicht f ü r die fin ale Inter vention ver wendet. Gr ü nde daf ü r sind h auptsächlich der Look der bei dieser A rt von Projektion g r u ndsätzlich seh r futu ristisch u nd tech nisch wirkt u nd sich da mit schlecht in das Um feld einf üg t u nd die Desig nentscheidu ng nicht fig u rativ sonder n abstra kt u nd n atu r n a h zu arbeiten.

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Sounds & Vibrationen Test1: Konta ktlautsprecher auf Gelä nder WA NN: week 8 ORT: Treppen h aus U1 i m Toni areal LEITFR AGEN Das Treppen h aus Richtu ng Ausleihe h at eine ga nz besondere A k ustik die mich jedes Mal bei m r u nterlaufen inspiriert auf den Gelä nder r u mzutro m meln. Was passiert also, wen n ich die Gelä nder mittels Konta ktlautsprecher zu m Schwingen bringe? V ERSUCHSAU FBAU Konta ktlautsprecher [MODELL? mit k leine m 5V USB-betriebenen Vor verstärker auf Gelä nder, verschiedene Testfreq uenzen u nd – Sa m ples abwechselnd abgespielt von Laptop oder von Ipod touch. FIN DINGS > Spa n nend wird es, wen n das Gelä nder nu r vibriert u nd gar nicht wirk lich tönt bzw. nu r ga nz wenig, sodass Die Sou ndq uelle nicht gen au lok alisiert werden k a n n. > Bei 40Hz besonders starke Reson a nz mit de m Rau m u nd de m Gelä nder. Das Gelä nder vibriert stark. Die Q uelle des Sou nds ist so k au m noch verortbar. Ideal sind tiefe Drone-Sou nds aber auch metallene Geräu-

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sche resonieren g ut mit de m Gelä nder. Mobiles Set-up: Betrieb mit Powerba n k u nd ipod touch. > Powerba n k produziert n ach einer Weile ein Rauschen i m Konta ktlautsprecher (zu wenig Leistu ng f ü r Mini-verstärker?) > Der Ausga ngspegel des ipod touchs ist zu wenig stark u m das Gelä nder wirklich in Schwing u ng zu bringen. --> g rösserer (vor-) Verstärker nötig. FA ZIT Die k leinen Konta ktlautsprecher fu n ktionieren ga nz g ut. Jedoch ko m mt es stark auf die Lautstärke u nd die Freq uenzen a n mit der m a n das Gelä nder bespielt. iPod ist tendenziell zu leise. Co m puter geht. Der Effekt ist besonders stark da, die A k ustik in diese m Treppen h aus seh r g ut ist.

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Sirrende Gelä nder: Tactile Spea kers Br ückenelä nder Wa n n: 17-05-2017 23:00-01:30 Ort: Br ücke bei Rio-Bar Leitragen Bevor es zu Gewitter n ko m mt, ist die Luft oftm als stark elektrisch geladen. Ma nch m al begin nen da n n die Stro mleitu ngen zu „sirren“. Lässt sich dieses Ph äno men vielleicht auch Br ückengelä nder ü bertragen? Und lassen sich da mit vielleicht die Passa nten auf die Installation u nten a m Fluss aufmerksa m m achen? V ERSUCHSAU FBAU Grosse Konta ktlautsprecher (Tactile Sou ndtra nsducer) wie sie f ü r Vibrationen a n Kinosesseln ver wendet werden, 100W Verstärker m ontiert a n Br ückengelä nder. Verschiedene Testfreq uenzen abwechselnd abgespielt von Laptop oder von Ipod touch. LEA R NINGS > Tactile Spea ker (Tactile Sou ndtra nsducer) kön nen zwar auch zmit 19V A k k us betrieben, h aben da n n aber viel weniger Power, Bässe ko m men nicht wirk lich g ut u nd die Lautsprecher shepper n auch meh r. Besser mit 220V betreiben. > wen n Tactile Sou ndtra nsducer ü berschlagen, begin nen sie zu “k lopfen” / 114


“h acken”. > Massn a h me: Lautsärke der Audiospu r reduzieren/ Nor m alisieren Um den Trade-off zwischen hoher Lautstärke u nd “nicht ü beschlagen” zu verhinder n bzw. Das Klopfen zu ver meiden Hilft es m a nch m al auch k ritische Freq uenzen rausfilter n oder eben die richtige (Reson a nz-)Freq uenz zu verstärken, den n wen n das Zielobjekt zu resonieren begin nt, wirkt der Sou nd plötzlich viel lauter. > Das m ontieren der Tactile Sou ndtra nsducer a n den der viel bega ngenen Br ücke h at das Projekt zu m Scheiter n gebracht. Die Polizei ist in dieser Gegend seh r präsent u nd h at u ns pro m pt a n beiden Abenden a n denen wir a m Gelä nder was her u m h a ntiert h aben a ngeh alten u nd befrag t. Bei m Zweiten m al h aben Sie u ns verboten weiter oh ne Bewillig u ng irgendwelche Tests zu m achen u nd h aben u nsere Person alien aufgeno m men. > F ü r die fin ale Inter vention w u rde desh alb auf das m ontieren der Tactile Sou ndtra nsducer a m Br ückengelä nder verzichtet.

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Sind Glühwürmer Lichtverschmutzung? Darf ich im Park des Nachts nicht rascheln? Sind Wolken im öffentlichen Raum verboten?

Gedanken nach Polizeivorfall. Gemäss Polizei braucht jegliche Art von Intervention im öffentlichen Raum eine Bewilligung.


BILDER Polizei

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Donnerboden: Tactile Speakers an Holzsteg

LEITFR AGEN Es h at sich gezeig t, dass Sou nds stärker wirken, wen n m a n zugleich Vibrationen spü rt. Wie lassen sich die Konta ktlautsprecher nutzen u m den Boden zu m Beben zu bringen u nd den Effekt der Sou nd u nd Licht-inter ventionen zu verstärken? V ERSUCHSAU FBAU Grosse Konta ktlautsprecher (Tactile Sou ndtra nsducer), 100W Verstärker a n Holzsteg m ontiert.

LEA R NINGS > u nregel m ässige Sou nds sind besser als konsta nter Motorbr u m mer. (bass drone ) (k n arz low freq) /(drone K n arz): K n arzen tönt schepper n. - ko misch. Ziel ist ein weiches Br u m men, kein tech nisches Gek lapper. Ph asenweise a nsteigend u nd abflauend a m besten —> roobin hood Ga nz hohes - u nvolu minös k ratzen / K n acken kön nte auch fu n ktionieren. Bei m Test h at sich gezeig t, dass wen n ü ber die TactileSpea kers h ar m onische Sou nds u nd Melodien hörbar sind, dies sch nell aufgesetzt u nd k itschig wirkt. Die TactileSpea kers f ügen sich besser n in die Um118


gebu ng ein, wen n sie h auptsächlich nu r mit tiefen Freq uenzen [< 80Hz] bespielt werden die k au m hörbar sind u nd h auptsächlich das Holz [oder a nder weitiges Material] zu m Schwingen bringen. A m einfachsten lassen sich die hohen Freq uenzen u nd Melodien aus den ver wendeten Sa m ples mit eine m Low pass–Filter rausfilter n u nd die tieferen Freq uenzen mit eine m Eq ualizer a n heben. > F ü r weiterf ü h rendes u nd präziseres Sou nddesig n w ü rde sich f ü r das n ächste m al ein M A X-MSP/ oder PD Patch mit eine m CYCLE-objekt a nbieten, mit de m m a n die verschiedenen Freq uenzen du rchgehen k a n n u m rasch u nd effizient die ideale Reson a nzfreq uenz des zu bespielenden Objekts herauszufinden.

>>> Exemplarische VIDEOS dazu auf http://supernaturalis2017.tumblr.com/

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Duft / Geruch “Gerüche sind sehr spannende Sinnesmodalitäten. Weil sie rein neurobiologisch direkt unsere emotionalen Zentren ansprechen. Der Geruchssinn ist der einzige Sinn der nicht über den Thalamus gefiltert wird. Sondern direkt ins emotionale Hirn durchdringt. Gerüche sind ein sehr primärer und archaischer / emotionsgeladener Sinn. Gerüche sind sicherlich nicht zu unterschätzen was sie bei uns emotional bei uns auslösen” meint der Bewusstseinsforscher und Neurobiologe Milan Scheidegger. Aus diesem Grund habe ich auch kurz überlegt die Installation auch noch mit Gerüchen zu bespielen. Insbesondere habe ich mich mit dem Palo Santo auseinandergesetzt.

Das angstlösende Holz: Palo Santo Palo Santo ist ein heiliges Holz mit einem starken, charakteristischen Duft. Das Holz wird oft in mystischen Ritualen in Lateinamerika benutzt. Der Geruch des Palo Santos hat offenbar eine stark entspannende und angstlösende Wirkung. Gemäss Milan Scheidegger Neuropsychologe und Bewusstseinsforscher hat das Riechen dieses Duft auf das EEG Hirnsignal bzw. die Rhythmen im Hirn einen signifikanten Einfluss. Schon nur eine Nase Palo Santo kann unsere Hirnaktivität und Rhythmen im Hirn massiv stimulieren. > Generell Düfte sind in dem Zusammenhang also ein sehr spannendes Gebiet für weitere Explorationen, welche aber den Rahmen dieser Arbeit sprengen würden. Auch der Palo Santo wurde trotz des Potenzials und dem interessanten Wirkungsmechanismus, bei der finalen Installation weggelassen, da erstens Geruch und dem entsprechend der Effekt im Aussenraum nicht so stark ist und zweitens Palo Santo immer wieder erhitzt werden damit er konstant Duft abgibt. D.h. dafür hätte eine spezielle Erhitzervorrichtung entwickelt werden müssen, was mangels Zeit und Priorität weggelassen wurde.

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Interaktive Projektionen Videoprojektionen die auf Beweg u ng reagieren Eine Idee war, Irrlichter mittels Videoprojektionen zu si m ulieren, welche i m mer da n n verschwinden sobald sich ein Betrachter n ä hert. F ü r ein solches A nsin nen, ist das Raspberr y Pi eigentlich „the weapon of choice“: Einerseits ist es ein leistu ngsstarker Minico m puter mit Videoverarbeitu ng-k apazitäten u nd eine m hoch auflösenden H DMI-Ausga ng, u nd gleichwohl ist es zugä nglich wie ein ein A rduino-Board was das A nschliessen diverser Sensoren mittels a n aloger Pins erlau bt. Was vielleicht auf den ersten Blick einfach tönt, h atte aber i m Endeffekt doch einige T ücken.

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INTENTION Erstellen von Videoprojektionen die auf Beweg u ng reagieren, m obil einsetzbar sind u nd oh ne Laptop ausko mmen. Bzw. Coden eines Videoplayers welcher bei Beweg u ng auf Schwarzsch altet oder das n ächste Video trigger. VORGEHEN F ü r die Umsetzu ng w u rden verschiedene Hera ngehensweisen ausprobiert: A)Aufsetzen des Raspberries als „sta ndalone“ Mediaplayer u nd shell script B) Aufsetzen des Raspberries mit vollwertige m Debia n (Linu x) Betriebssyste m u nd A nsteuer u ng des betriebsinter nen OM X-Players mittels Python C) Raspberries mit Debia n Betriebssyste m, mit Installation von P u reData D) Raspberries mit Betriebssyste m Installation u nd Test von Processing

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FIN DINGS > Processing auf Raspberr y ist tendenziell zu la ngsa m (nicht ideal u m Videos abzuspielen > P u reData wäre ideal f ü r solche A nsin nen, u nd eine einfache Möglich keit g rafisch zu coden. Habs aber nicht gesch afft das Prog ra m m auf Debia n zu m Laufen zu bringen . > Shell script ken ne ich zu wenig desh alb war auch Versuch A) nicht wirk lich erfolgreich. > A m flüssigsten laufen Videos mit de m n ativen OM X-Player. Also lag es n a he diesen f ü r den Videoplayer zu nutzen u nd du rch Python a nzusteuer n. Dies gela ng auch n ach ca. einer Woche fehlversuche da n k exter ner Hilfe. (Der Clue lag darin, dass der OM X-Player nu r aus Python 2 u nd nicht aus Python 3 herausa ngesteuert werden k a n n u nd dazu spezielle „Wrapper“ libraries benötig t.)

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LEA R NINGS > ACHTU NG: O m x player läuft nu r auf Python2 > Su bprocess ist f ü r Shell co m a nds in Python (z.B. zu m A nsteuer n des OM X Players) > F ü r m obilen outdoor Einsatz: zuerst R EPO Einrichten u m auf das Raspi auch aus der Fer ne ü ber W L A N zug reifen zu kön nen (Fer nzug riff auf Raspi vo m Mac ü ber ssh)

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6. Phase III: Die Inszenierung des Ortes Die Wahl des Ortes Nach dem die einzelnen Möglichkeiten exploriert worden waren Magisches zu erzeugen, ging es darum einen geeigneten Ort zu finden, den man mit den verschiedenen Interventionen bespielen konnte. Da viel mit Lichtprojektionen und subtilen Sounds gearbeitet wurde, sollte der Orte zwar gut frequentiert, aber trotzdem nicht allzu hell und laut sein. Zudem sollte es ein Ort sein dessen Bedeutung nicht zu stark festgeschrieben ist, so dass besser mit neuer Bedeutung aufgeladen bzw. besser transformierbar ist. Dazu kamen viele praktische Gründe, wie z.B. die Möglichkeit die Installationen unauffällig zu platzieren, bzw. zu verstecken, das Vorhandensein verschiedener Materialien und Elemente wie Holz, Wasser oder Gebüschen oder auch schlicht und einfach die Stromverfügbarkeit. In der ersten Phase, in der es nur um punktuelle irritierende Interventionen ging, kamen sehr verschiedene Orte in Frage: - jogging track along river or in the forest - tram stops - parking decks - sidestreets of party places like langstrasse - along the lake -> strollers and people who hangout - in the water - sächsileuten Platz

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Nach dem klar wurde, dass ich stark mit natĂźrlichen Elementen und Materialien des Ortes arbeiten wollte und quasi einen klaren Pfad brauchte, dem die Leute folgen konnten, kamen nur noch wenige (wilde) Orte in Frage. Unter anderem der Kloster-Fahr-Weg entlang der Limmat, der Schanzengraben und der alte Botanische Garten. (> Siehe Bewertungsraster der Orte der engeren Auswahl)

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Bewertungsraster der verschiedenen der engeren Auswahl an Interventionsorte

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And the winner is: Schanzengraben Die Entscheidung fiel schlussendlich auf den Schanzengraben. Dies hauptsächlich aus folgenden Gründen: > Zentrale Lage und Nähe zur Stadt (viel Laufpublikum zwischen Europaallee und Löwenplatz auch spät nachts) > Viele versch. Interventionsmöglichkeiten, Wasser, Wald, Holzsteg, Wand >Stromanschluss in der Nähe (der ZHDK Gessnerallee) > Als letztes Überbleibsel der alten Stadtbefestigung hat der Ort eine gewisse Geschichte und Aura die zu mystischen und magischen Installationen passt. > Tagsüber ein sehr friedlicher stimmiger Ort, des Nachts eher etwas düster und tendenziell von dubioseren Gestalten bevölkert. Der Ort konnte also in der Nacht sehr wohl noch eine Portion Magie gebrauchen ;).

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Recherche zuInterventionsmรถglichkeit am Schanzengraben

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Das Zusammenspiel Nach dem der Ort für die Intervention definiert war, ging es daran das Zusammenspiel bzw. die Dramaturgie der einzelnen Interventionen auszuarbeiten und zu testen. Bei den Tests hat sich gezeigt, dass die Erfahrung besonders eindrücklich wird, wenn verschiedene Sinne synchron bespielt werden. So z.B. wenn man auf der Brücke steht, sich am Geländer festhält und runter zum brummenden Holzsteg schaut. Wenn nun das Geländer welches man berührt im gleichen Rhythmus vibriert, wie der Sound den man vom Steg unten hört, entsteht die Illusion, dass die Vibrationen da unten am Holzsteg viel mächtiger sein müssten als sie es eigentlich sind. Zudem wirken viele Dinge erst im Verbund. So wirken die Vibrationen der TactileSpeakers v.a. wenn sie einen speziellen Sound oder visuellen Hinweis untermalen oder wenn Leute wegen dem Sound oder der Projektion erstmals innehalten und dann beim stehenbleiben die Vibrationen spüren. Oder gewisse subtilen Projektionen im Gebüsch werden nur beachtet, wenn vielleicht ab und zu ein Geräusch aus dieser Ecke kommt, welches den Blick in diese Richtung lenkt.

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Dramaturgie Neben dem Zusammenspiel und Kombination der einzelnen Elemente (Wie Projektion mit Sound, oder Vibration mit Nebel) ging es auch darum wie die einzelnen Interventionen bzw. Stationen zueinander in Beziehung gebracht werden sollten damit eine abgerundete Dramaturgie entsteht. Dabei sollten die Passanten zu Beginn der Strecke die Intervention kaum oder nur unterbewusst bemerken und somit subtil darauf eingestellt werden, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zu und her geht. Die Einstiegsphase sollte auch dazu dienen, dass die Passanten vielleicht auch schon etwas aufmerksamer um sich schauen würden. Erst in einer zweiten Etappe der Strecke sollten die Interventionen offensichtlicher werden um dann in der letzten Etappe langsam wieder mit der Alltagsrealität zu verschmelzen. (siehe Magic experience Map)

Ein anderer Ansatz war, bei den Passanten mittels Lichtern oder Sounds in der Ferne Neugier zu schüren und sie so entlang des Pfades zu locken. Immer wenn sie sich jedoch einem Licht nähern, verschwindet es und weiter hinten taucht ein Neues auf. Die Idee war dabei, Irrlichtern gleich, mit Erwartungen und Enttäuschungen zu spielen und somit ein gewisses Gefühl der Spannung („Suspense“) die Geschichte aber eigentlich nie wirklich aufzulösen, sodass am Ende eine gewisse Verunsicherung herscht ob das was man gerade gesehen hat, real oder nur eingebildet war. (siehe „Sägezahn- Experience Map“ )w

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Erwartung und Enttäuschung -„Sägezahn Dramaturgie“

Zwischen Real und Fiktion: „Magic experience Map“

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Umsetzung vor Ort & Testläufe Auf bau finaler Testlauf WA NN: Dienstag 23-05-2017, 20:00-00:30 ORT: SCH A NZENGR A BEN Leitragen: F u n ktioniert Logistik, wie la nge braucht m a n u m die Installation g uerilla m ässig aufzu bauen? F u n ktioniert die a ngedachte Dra m atu rgie u nd Ti ming? Feintu ning Projektionen, Sou nds u nd Platzier u ng. V ERSUCHSAU FBAU: Erstm aliger Auf bau aller sieben Inter ventionsstationen i m Verbu nd. FIN DINGS > Ü ber die Zeit ist von Kabelrollen, Mediaplayer n, Lautsprecher n u nd Bea mer n bis zu Sicher u ngsm aterialien u nd La m pen ab deck u ngen einiges a n Inter ventions-Material zusa m mengeko m men. Um den Ü berblicke nicht zu verlieren u nd bei m Auf bau m öglichst sch nell u nd u n auffällig agieren zu kön nen, h at es sich bewä h rt nu m merierte „Pa kete“ / Mig rossäcke f ü r jede der sieben Stationen vorzupacken, die alles Material f ü r

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die jeweilige Inter vention bein h alten. > Die einzelnen Inter ventionen tendenziell alle ein bisschen reduzieren u nd su btiler m achen.

GUIDA NCE Mit Sou nd locken geht nicht. Die Umgebu ng ist zu laut u nd die Dista nzen zu g ross daf Ăź r. Guida nce / Locken: evt. mit einer Projektion von flatter nden Partikeln die sporadisch die Treppe u nd de m Steg entla ng flitzt. Als Hinweis, dass da hinten was ist.

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BILDER Versuchsaufbau / 1 Bild pro Station mit Reaktionen der Besucher

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Testlauf Final - Schanzengraben WA NN: 24-05-2017, 19:30-00:30 ORT: SCH A NZENGR A BEN V ERSUCHSAU FBAU: Erstm aliger Auf bau aller 7 Inter ventionsstationen i m Verbu nd. Feintu ning Projektionen, Sou nds u nd Platzier u ng der einzelnen Stationen. GENER ELLE BEOBACHTU NGEN Ein war mer Fr ü hso m merabend vor Auffa h rt. Dazu noch g rosse Party a n der Rio-Bar. De mentsprechend viel Leute [insbesondere Party volk] u m u nd a m Sch a nzeng raben u nter wegs. A nders als a n a nderen Abenden gab es diesm al ver meh rt g rössere Gr uppen die Schlüsselstellen a m Sch a nzeng raben in Beschlag n a h men, mit ih re m eigene m Sou nd bespielten u nd so mit die su btilen Inter ventionen kon k u rrenzierten. R EA KTIONEN DER LEUTE NACH STATIONEN 01_GRU M M LER _SIM PEL: Die erste Station mit zwei TactileSpea kers [oh ne zusätzliche visuelle oder hörbare A n h altspu n kte] w u rden wohl von den meisten ig noriert - Da die Vibrationen einerseits bei m sch nellen D u rchgehen oft gar nicht wirk lich be merkbar sind, u nd a nderseits wohl viele[wie 144


„ICH DACHTE DIE GANZE ZEIT DA SEI EIN RIESIGER GLÜHWURM DRIN”

Kommentar eines Jungendlichen zum leuchtenden Baumloch


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mir berichtet w u rde] die Vibrationen entweder mit den Bässen von der Rio-Bar Party, de m Tra m oder der u nterirdisch SZU – Ba h nlinie in Verbindu ng brachten. 02_BAU M LOCH: Bei m Bau mloch h aben fast die meisten Leute reagiert u nd sich gebückt u m einen Blick ins Bau mloch zu werfen. Viele waren fasziniert u nd irritiert u nd h aben sich gefrag t was da los ist. Eine besonders schöne Szene war, als eine ju nge Frau bei m Vorbeigehen plötzlich auf das leuchtende Loch i m Bau m aufmerksa m w u rde, ih ren Freu nd a m Ä r mel riss u m einen Blick ins In nere zu erh aschen u nd ih m das Ph ä no men i m Bau mstr u n k zu zeigen. Die meisten waren ver w u ndert u nd fragten mich ob ich den n wisse, was da drin gen au los sei. Ko m mentare u nd Assoziationen waren z.B: „Weisst du was da drin los ist?“,„Hast du das ge m acht? Ich h ab’s voll nicht gecheckt, ich dachte die ga nze Zeit da sei ein riesiger Glü hw u r m drin”, „ So wie das fu n kelt, sieht das aus wie eine Kristallhöhle“. Das Bau mloch mit de m gelben Partikelprojektionen u nd de m Sou nd h at tatsächlicher seh r g ut fu n ktioniert. In de m k leinen In nenrau m entsta nd zusa m men der Riesenspin ne, de m Netz, den 3 Nacktsch necken u nd de m Wasser ein richtig le-

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bendiger u nd sti m miger Mik rokosm os. 03 BLU B: leider a k k u low. War dadu rch zu leise u nd w u rde ü berhört 04_DONNER BODEN MIT BODENNEBEL: Leute h aben i m mer wieder m al k u rz n ach u nten geblickt. Aber wenige sind wirklich stehen geblieben u nd h aben sich auf den Nebel eingelassen der la ngsa m ü ber den Boden k roch u nd die Um gebu ng in ein bläulich schi m mer nde Au ra packte. Wen n m a n stehen bleibt wirken die Vibrationen seh r g ut u nd auch wie der Nebel aus den Ritzen u nd ü ber das Wasser k riecht sieht seh r sti m mig aus. Zusa m menspiel aus Projektionen [schwaches Fli m mer n, la ngsa m pulsierendes licht], Gewitter vibrationen u nd Nebel in Inter vallen fu n ktioniert seh r g ut. 05_WOLK E: War schon von weite m zu sehen. Aber ist wohl gleichzeitig nicht genug präsent u m Leute von der Br ücke r u nter a n den Graben zu locken. A m besten wirkt die Wolke wen n m a n den Urspr u ng [also da wo sie sich von der Nebel m aschine auszu breiten begin nt] nicht sieht, sonder n die Wolke aus de m nichts entsteht. Je n ach Wind u nd Blick winkel fu n ktioniert diese Illusion ga nz g ut [z.B. wen n m a n gen au gegenü ber der Nebel m aschine steht. Die Nebel m aschine m acht zude m einen zie mlichen Krach u nd 149


ni m mt der sonst so luftigen Nebelwolke ih re m agische Leichtigkeit. Idealer weise wäre die Nebelwolke ko m plett leise. Allenfalls liesse sich das mit einer professionellen Nebel m aschine oder Sch alldä m pfer n opti mieren. 06_PA RTIK ELFLICK ER N: War wohl f ü r dieses Setting zu su btil u nd w u rde tendenziell eher ü bersehen.> w ü rde aber a m ehesten mit Bau mloch zusa m menpassen. 06_WASSER LEUCHTEN Das Projizieren von leicht fli m mer nde m u nd flacker nder Footage auf Wasser fu n ktioniert relativ g ut. Gibt spa n nende, orga nische Projektionen a n der gegenü berliegenden Wa nd, welche sich g ut mit der Str u ktu r des Betons verbinden. Interessa nt war, dass sich die Reflektionen der Projektionen mit Sch atten von Leuten ver mischten die ü ber die Br ücke liefen. Besonders eingefa h ren ist den Betrachter n, dass sich ab u nd zu ein g rosser Sch atten ü ber die Projektion schob [Teil der Footage] dessen Urspr u ng m a n nicht erörter n kon nte. War da nu n ein g rosses Viech i m Wasser du rch die Projektion geschwo m men? Oder sta nd da eine du n k le Gestalt gen au hinter eine m? Dass der Urspr u ng nicht meh r erörterbar war zeig t eindr ück lich was passiert wen n die Inter vention n a htlos mit de m Um feld versch melzen. Diese Sch atten kön nten in eine m weiteren Versuch bew usst verstärkt eingebaut u m stärker mit diesen 150


„EY MANN, ESCH DAS EN FUCKING NÄBELBANK? ?“

Kommentar von einem passierendem Jugendlichen zum Nebel über dem Wasser.


Reflexen u nd Assoziationen zu arbeiten.

DR A M ATU RGIE U N D GESA MT WIR K U NG > Die Installation wirkte bei m Testlauf leider noch nicht als sti m mige Ein heit. Die Passa nten finden zwar einzelne Interventionen seh r spa n nend, aber als Ga nzes wirkte die Installation noch nicht wirk lich. Die Frage ist nu n, ob es a n de m u ngewöh nlich lär migen Abend vor Auffa h rt lag, der falsche Ort oder Saison gewä hlt w u rde oder ob auch generell a n der Dra m atu rgie geschliffen werden soll .

LEA R NINGS > Gr u ndsätzlich war das Ti ming vor Auffa h rt f ü r den fin alen Testlauf etwas u ng ü nstig. Die ausgelassene So m mer-Feiersti m m u ng passte nicht so wirk lich zu der eher r u higen u nd su btilen Installation. Es gab zwar i m mer wieder Leute die in der einen oder a nderen For m reagiert h aben, die meisten Leute waren aber in eine m a nderen Fil m u nd in de m Mo ment nicht wirk-

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lich offen f ü r diese A rt von Inter vention. > Von der Sti m m u ng her passt die Installation wohl doch eher zu eine m r uhigen Abend i m Herbst oder i m Winter. > erschwerend k a m die Begeg nu ng mit der Polizei a m 17.05.2017 hinzu, welche mich dazu bewog den a ngedachten Einstieg mit TactileSpea kers a m Br ückengelä nder vorerst wegzulassen, da ich nicht risk ieren wollte, dass die Polizei mich ein Weiteres m al wegschickt. Dadu rch kon nte nicht wirk lich getestet werden ob da mit auch wirk lich die Aufmerksa m keit der Passa nten gewon nen u nd diese a n den Sch a nzeng raben gelockt h ätten werden kön nen. Nach de m fin alen Testlauf Ende Mai h at sich gezeig t, dass ich wohl zu viel des Guten wollte. Einerseits wollte ich su btile Inter ventionen, die nu r achtsa men Passa nten auffallen u nd sich a n der Grenze des wa h rneh m baren a nsiedeln. Gleichzeitig wollte ich Leute von der Br ücke zwischen E u ropaallee u nd Löwenplatz a n den Sch a nzeng raben locken. Da es da oben relativ laut, hell hektisch zu u nd her geht, braucht es daf ü r nicht nu r etwas su btiles, sonder n tendenziell was g rösseres Augenfälligeres. Das h abe ich mit der g rossen Wolke u nd den Sou nds versucht. Bei m Testlauf w uchs aber bei mir die Erken ntnisse, dass beides zusa m men wohl nicht geht. Entweder m ache ich etwas g rosses effekth ascherisches, 153


welches die Aufmerksa m keit der Passa nten sofort a n sich zieht, oder ich m ache etwas su btiles, f ü r die Leute, die sowieso de m Sch a nzeng raben entla ng laufen w ü rden. Eine Alter n ative dazu wäre a m „Einga ng“/ Zuga ng des Weges einen su btilen Hinweis (oder ein Schild) zu setzen, der die Passa nten hinweist, dass sie jetzt eine „m agische“ Zone betreten. Dies mit de m Zweck die Passa nten dazu a nzu regen sich auf de m Weg ver meh rt auf m agische Erscheinu ngen zu achten. Der erste Hinweis kön nte allenfalls schon zusa m men mit einer ersten su btilen Inter vention, wie de m vibrierenden Gelä nder ko m biniert werden. Eine solche Massn a h me kön nte vielleicht helfen, dass die Leute die Installation mit de m richtigen Mindset betreten. > Die Farbe der blauen Folie erin nert viele stark a n das Blaulicht gegen Drögeler. > evt Hellblauerer oder weniger violette Folie neh men . Auch der Bodennebel farblich besser mit der g rossen Gewitter wolke h ar m oniert. Generell die einzelnen Stationen meh r aufein a nder absti m men da mit es EIN Ga nzes gibt. —> Farbkonzept? [hellblau/cya n plus gelb?] Weiterf ü h rende Ideen Redu ktion: Von einer Natu rbeobachtu ng ausgehen (zB. der m orgendliche Flussnebel i m Dä m merlicht u nd da n n versuchen diese in ein

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a nderes Ăśrtliches Setting zu Ăź bertragen. Redu ktion: Auf ein Ele ment fok ussieren u nd dieses meh r m als hinterein a nder inszenierten. z.B. meh rere Rauchwolken oder meh rere Reflektionen

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Resultat : Die szenografische Installation “Supernaturalis “ Die Installation besteht aus 6-9 subtilen Interventionen (sprich Stationen) entlang des Holstegs am Schanzengraben. Die Stationen sind im Abstand von 30-50m voneinander platziert und arbeiten mit den Elementen Projektion, Resonanz, Nebel und Sound. Die mystische, szenografische Installation supernaturalis kann bzw. konnte am 11. & 14. Juni 2017 von 22:00 bis 01:00 am Schanzengraben besichtigt werden Ein Teil der einzelnen Stationen wurde schon im vorhergehenden Kapitel bebildert und beschrieben, im Folgenden ein Ăœbersichtsplan der Installation und weitere Impressionen.

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überscihtsplan

Übersichtsplan Interventionen/Stationen am Schanzengraben (Zurzeit nur erster Abschnitt bespielt - evt. Verlängerung auf Zweiten Abschnitt

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Impressionen

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Impressionen

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8. Schlussfolgerungen Für mich wird eine Intervention magisch, wenn Technologie und die sie umgebende Umwelt zu EINEM verschmelzen und dadurch die Grenzen zwischen dem Natürlichen und dem Künstlichen verschwimmen. Wenn Technologie und Umwelt so zusammenspielen, dass sie zu „ zu resonieren“ beginnen und dadurch etwas Eigenständiges, Neues entsteht. Konkret kann das heissen: > künstlicher erzeugter Nebel der durch Wind und Luftturbulenzen zu tanzen beginnt --> der Nebel wird zur dynamischen Skulptur > abstrakte, animierte Videoprojektionen auf natürliche Oberflächen --> Statische Objekte werden lebendig > Projektionen auf dynamische oder reflektierende Objekte wie z.B. Projektionen auf Blätter die sich im Wind bewegen --> die Projektion wird moduliert > mit Resonanzen der Objekte schaffen – bsp. Wenn ein Brückengeländer mittels Kontaktlautsprecher zum „Singen“ gebracht oder ein Holzsteg zum Beben gebracht wird. --> Der effektive Sound entsteht erst durch das bespielte Material oder wird durch das Objekt verändert.

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Was nicht funktioniert > versuchen Arbeit mit Bedeutung aufzuladen oder mit zuviel Gesellschaftskritik zu überladen > Geräusche verwenden, die zu natürlich klingen --> diese verschwinden im natürlichen Ambientsound > d.h. der Sound muss sich irgendwie von der Umwelt abheben und gleichwohl noch was Natürliches haben. > Leute mit Sounds über Distanz zu locken ist schwierig

Mobile Interventions-Tools Das Projekt hat mir gezeigt, dass in solchen mobilen, multimedialen Interventionstools viel Potenzial steckt um den öffentlichen Aussenraum guerilla-mässig zu bespielen und temporär zu verändern. Dank immer leistungsstärker werdenden Akkus und der stetigen Miniaturisierung der Technischen Geräte wie Poket-Beamer, mobilen Rauchmaschinen oder Minicomputers a la raspberry Pi eröffnen sich viele neue Aktionsfelder. Welche z.T. auch rege von Aktivisten und Künstlern Ihre Zwecke verwendet werden. Schliesslich kann mit solchen Mitteln schnell und agil viel Aufmerksamkeit erzeugt werden. Die Verwendung solcher Geräte ist nichts Neues. Meine Herausforderung lag nun aber darin, diese Mittel so zu nutzen, dass sie nicht einfach der Umgebung aufgedrückt (Super-imposed) werden und diese Überlagern, sondern dass sich diese subtil und natürlich in ihr Umfeld einfügen.

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Arbeiten im Aussenraum Mir war es für diese Arbeit ein Anliegen möglichst viel vor Ort zu auszuprobieren und zu erarbeiten und dadurch die Installation inspiriert vom Ort explorativ entstehen zu lassen. Dafür eröffnen, wie obigen Abschnitt gezeigt, die neuen Technologien viele neue Möglichkeiten. Nichtsdestotrotz, ist das (installative) Arbeiten im öffentlichen Aussenraum einiges komplexer und aufwändiger als wenn man eine Installation in einem abgeschlossenen Raum umsetzt. Da sind erst einmal die Tages und Nachtzeiten. Wenn mit Licht und Projektionen gearbeitet wird ,wie ich es getan habe, zwingt einem das - gerade im Sommer wo die Tage immer länger werden - den Tagesrhytmus zuweilen um 180° umzukehren (das ist dann zwar auch ein eight to five Job, nur um 12 stunden versetzt ;-). Dann ist da die Unberechenbarkeit des Wetters. Arbeiten nach striktem Zeitplan ist schwierig. Man muss dann für Experimente raus, wenn das Wetter schön ist. Ist es mal ein paar Tage oder Wochen schlecht, halt für eine Weile nichts mehr. Wenn man grössere, mehrteilige Installationen aufzubauen gedenkt, kommt erschwerend hinzu, dass man für jeden Test alles von Grund auf aufbauen muss, nur um es nach ein paar Stunden gleich wieder abzubauen. Dies wiederum erfordert für jeden Test viel Logistik und Planung. Und zu guter Letzt kommen die Unwägbarkeiten des Rechtsstaats hinzu. Mit solchen halb installativ/ halb mobilen Interventionen bewegt man sich in einer rechtlichen Grauzone. Man organisiert zwar keinen richtigen (kommerziellen) Event, für den man eine Bewilligung beantragen müsste, gleichzeitig benutzt man doch öffentlichen Grund. Wo sind dabei die Grenzen von alltäglicher (normaler) Benutzung und bewilligungspflichtigem Tun?

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Erstes Opfer der Outdoorexperiment: Mediaplayer im Reisbeet nach Tauchgang in der Limmat

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Prozess Die, oben genannten, erschwerenden Umstände führen dazu, dass die ‚Iterationszyklen’ für die Entwicklung eines solchenProjekts um einiges länger sind als bei einer gewöhnlichen Inneninstallation. – was mir angesichts der begrenzten Zeit im Bachelorprojekt zunehmend zu Schaffen machte. Neben all den anderen Erfordernisse die ein solcher Interaction Design Bachelorabschluss mit sich bringt, sind installative Arbeiten im Aussenraum eine erhebliche Zusatzbelastung und als Einzelprojekt wohl deshalb eher nicht zu empfehlen. Es hat sich zudem gezeigt, dass das Ziel gleichzeitig Tools entwickeln, eine ausführliche theoretische Recherche zu Magie und dem Mystischen durchzuführen und dann auch noch eine komplette mehrteilige Installation im öffentlichen Raum umzusetzen – insbesondere in Anbetracht der kurzen Projektzeitspanne – definitiv sehr hoch gesetzt war. Dementsprechend konnten nicht alle Bereiche in der gewünschten Tiefe behandelt werden, und hätten mit etwas mehr Zeit und Muse sicherlich noch besser „reifen“ können. Generell hatte ich lange Mühe mich einen klaren Fokus der Arbeit zu definieren. Meiner Meinung nach hängt das u.a. mit der Struktur des BA Prozesses zusammen. Für mich persönlich hat mir diese Arbeit wieder mal bestätigt, dass es hilft, frühzeitig mit Experimentieren (sprich mit der Praxis) anzufangen und sich zu Beginn erst mal von einer Leidenschaft und Faszination treiben zu lassen, statt konzeptionell aus der Theorie etwas erzwingen zu wollen. Meiner Ansicht nach, sollte die Theorie bei einer praktischen Bachelorarbeit, erst in einem zweiten Iterationsschritt zum Zuge kommen. Die praktischen Experimenten könnten dabei sehr gut als Zugang und Startpunkt für theoretische Auseinandersetzungen und einer Verortung in aktuellen Gesellschaftsdiskursen dienen.

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Ausblick Die Experimente als auch die Interviews mit den Experten haben spannende Einblicke, inspirierende Erkenntnisse und viele neue (Projekt-) Ideen hervorgebracht. Rückblickend betrachtet, ist die vorliegende Bachelorarbeit viel mehr ein „Work in Progress“ als ein fertiges Produkt – supernaturalis ist quasi eine Etappe auf einem längeren Prozess. Mit den entwickelten Interventions-tools und den gewonnen Erkenntnissen im Bezug auf das „Magische“ sind jedoch nützliche Grundlagen für weitere Projekte gelegt geworden. Spannend wäre es nun die Interventionstools auch mal an andren Orten und in anderen Kontexten anzuwenden, die interaktive Komponente weiter auszubauen oder auch den Bereich des Nicht-Materiellen und des Magischen vertiefter mittels Interaktion Design zu explorieren.

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su.per.na.tura.lis (supernaturalis) Welche Rolle spielt das Magische in unserem Leben? Und wo ist heute noch Platz für das Unerklärliche und Geheimnisvolle? ‚Supernaturalis’ (lat. supra = „über“, lat. natura = „Natur“) ist gleichwohl Spurensuche wie Versuch das Unfassbare zu Fassen und das Mystische und Magische mittels Technologie zurück in die Stadt zu bringen. Die szenografische Installation ‚Supernaturalis’ spielt dabei mit Realität und Imagination und verwischt die Grenzen zwischen Natürlichem und Künstlichem. Ein Bachelorprojekt in Interaction Design von Simón Aurel Schwarz


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