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Die Seele der Dinge
Deutsche Ausgabe
Ausgabe Nr.
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Jetset Schweden in 36 Stunden und 27 Gängen Speedtail Warum der neue McLaren direkt ins Museum wandert Daytona Ein deutscher Rolex-Sammler packt aus
Völker, hört die Signale Käufer einer Royal Oak Concept Supersonnerie von Audemars Piguet kennen sich mit dem richtigen Timing ganz sicher gut aus. Denn die komplizierte Armbanduhr mit dem derzeit lautesten Minutenrepetitions-Mechanismus am Markt wird zu Tageskursen gehandelt, so wertvoll ist sie: Rund 470 000 Euro muss man für das Modell mit patentiertem Resonanzboden zahlen, um sich die Uhrzeit akustisch schlagen zu lassen. Gegen den 12-Zylinder des 1953er Ferrari 166 MM Spider (Seite 62) hat sie allerdings keine Chance – auch preislich: Unter fünf Millionen Euro ist der nicht zu kriegen.
Die Zeit, die bleibt Das sind die 12 Gewinner des Robb Report Luxury Award 2019 – ein Heft über außergewöhnliche Armbanduhren
TOU R BI LLON EXTRA-PLAT 5367
HISTORY IS STILL BEING WRITTEN ...
N A P O L É O N B O N A PA R T E ( 1 7 6 9 - 1 8 2 1 ) L E G E N D Ä R E R B R E G U E T K U N D E – W W W. B R E G U E T. C O M
Das Statement
Was sammeln wir übermorgen?
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Robb Report
davon, dass in 20 Jahren von unserer Zeit nur zwei große Uhrentrends übrig bleiben werden: Der erste betrift die Geburt der Smartwatch, die still und heimlich die Welt erobert (kaum ein Uhrensammler nimmt das wahr, aber Apple ist sowohl bei den Stückzahlen als auch beim Umsatz der größte Uhrenhersteller der Welt). Wir werden zurückschauen auf die Anfänge einer Ära, deren Heraufziehen der Autor Yuval Noah Harari in seinem Buch Homo Deus gerade beschreibt: eine Ära des (fast) ewigen Lebens, deren Begleiter medizinische und Fitness-Überwachungsinstrumente wie die Apple Watch einläuteten. Und sonst? Wer Aussagen über die Zukunft macht, sollte die Vergangenheit gut kennen. Als zwischen den 50er- und 70er-Jahren die alten Schweizer Manufakturen begannen, anstelle hochwertiger Gold- vor allem Edelstahluhren zu entwickeln, rümpfte die damalige Sammlerelite die Nase: Bankdirektoren zeigten sich damals bei Cognac und Zigarre überwiegend alte Taschenuhren.
Heben Sie Dinge auf, an die Sie heute noch nicht zu glauben wagen! Heute sind die frühen Stahlmodelle wie etwa Paul Newmans Rolex Daytona, die sie im Alltag trugen, Millionen wert. Nur: Die Herren von einst sind nicht darauf gekommen. Ich bin kein Prophet, aber mein Bauchgefühl sagt mir: Heben Sie Dinge auf, an die Sie heute noch nicht zu glauben wagen. Das kann eine Uhr sein, die man nicht ablesen kann, die aber ein Künstler gestaltet hat, oder auch ein gedrucktes Magazin. Beides steht für unsere Zeit und könnte bald sehr, sehr rar werden. R joern.kengelbach@robbreport.de
Kazutaka Tsugaoka
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eit vielen Jahren beschäftigt mich diese Frage. Nicht so sehr, weil ich selbst ein großer Sammler von Objekten bin – okay, außer frühen wassergekühlten Porsches, Muranoglas-Vasen und nicht runden Uhren –, aber die Frage reizt, weil alles, was wir auheben wollen, Ausdruck unserer Kultur, unserer Zeit ist. In den letzten 20 Jahren erlebte beispielsweise die Welt mechanischer Uhren ein unglaubliches Comeback. Männer jeden Alters, aber auch immer mehr Frauen, verfallen dem Reiz des Anblicks der verstreichenden Zeit. Je mehr Geschichte eine Uhr oder eine Marke hat, umso besser: Retro is the King, but Heritage is the Hero. Aber warum eigentlich opfern wir Chrono24 nachts unseren Schlaf auf der Suche nach der vergangenen Zeit? Eine mechanische Uhr braucht kein Mensch, einen Halt in einer sich beschleunigenden Welt suchen ofenbar viele. Gleichzeitig spielen Uhren ein kulturell fein austariertes Spiel der Unterscheidung, bei dem die Mode und andere Statussymbole mehr und mehr versagen. Oder können Sie einen Millionär auf den ersten Blick erkennen? Widmet man sich der Frage nach den Sammlern der nächsten Generation, also den nach 2000 geborenen jungen Männern und Frauen, wird es spannend. Worauf werden sie zurückgreifen, wenn sie erste beruliche Erfolge feiern? Womit sich belohnen? Meine These: Jede Generation wendet sich zunächst gegen die vorherige. Eine natürliche Reaktion, denn um seinen Standpunkt auf der Welt einnehmen zu können, braucht man Raum. Da, wo Vater oder Mutter stehen oder standen, ist oft kein Platz für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Was dann? Autos? Fahren doch längst selbst. Reisen? Die waren mit 30 schon überall. Uhren? Hmm … Letzteres betrefend, bin ich inzwischen überzeugt
T EC H N I C A L
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PA N E R A I B O U T I Q U E
MÜNCHEN – MAXIMILIANSTRASSE 31 •
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Impressum / Das Team
Deutsche Ausgabe Heft Nr. 11 (5/2018), Erstverkaufstag dieser Ausgabe ist der 28. November 2018 Robb Report erscheint in der Jahreszeiten Verlag GmbH, Harvestehuder Weg 42, 20149 Hamburg Telefon 040/27 17-0 (Zentrale), -36 19 (Redaktion), Fax -21 21, redaktion@robbreport.de
Chefredakteur (v. i. S. d. P.) / Joern Frederic Kengelbach Stellvertretender Chefredakteur / Tim Gutke Art Director / Michael Weies Leitung Bildredaktion / Gesche Wendt Fashion Editor-at-large / Evelyn Sand ( fr.) Editor-at-large / Ralf Eibl ( fr.) Leitender Redaktionsmanager / Bartosz Plaksa Assistentin Chefredaktion / Inge Winterhalter Schlussredaktion / Lektornet Wir danken euch / die freien Mitarbeiter Gisbert L. Brunner (Watch Editor) / Katarina Fischer (Photo Editor) / Jürgen Lewandowski (Automotive Editor) Thorsten Lange (Grafik) / Jürgen Schelling (Aviation Editor) / Séraphine de Lima (Fashion Editor) Robert Kittel (Travel Editor) / Marcus Krall (Yachting Advisor) Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe Gordon Detels / Percy Schoeler / Max Prince / Andreas Spaeth / Sebastian Tromm
DIE SEELE DER DINGE
Geschäftsführung / Dr. Ingo Kohlschein / Peter Rensmann / Helma Spieker / Alexander Uebel Verlagsleiter Corporate Business Development / Oliver Voß Objektleitung / Rose Sieberns Gesamtvertriebsleitung / Jörg-Michael Westerkamp Abovertriebsleitung / Christa Balcke Leitung Eventmarketing / Kenny Machaczek Marketing Consultant / Alexander Grzegorzewski Weitere Angaben finden Sie auf Seite 176 6
Robb Report
Benjamin A. Monn
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Unverwüstlich Ralf Eibl ist Editor-at-large des Robb Report, Journalist, Autor mehrerer Bücher und Sammler von Seltenheiten. Er wurde mit dem Axel-Springer-Preis ausgezeichnet und lebt mit vier Frauen – auf vier wie zwei Beinen – und einem Pumuckl in München. Er hat einen Helikopterabsturz überlebt, wurde neulich von eine Schlammlawine geküsst und traf in Afrika auf eine wilde Raubkatze und ist dennoch nicht unsterblich. Aber nun wenigstens auf ewig im Robb Report.
U N Z Ä H M B A R E S C H Ö N H E I T – J E T Z T A B 1 . 4 2 7 € I M M O N AT L E A S E N * 0 € L e a s i n g s o n d e r z a h l u n g . 3 Ja h r e G a ra n t i e .
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Offizieller Kraftstoffverbrauch innerorts: 14,2 l/100km, außerorts: 8,0 l/100km, kombiniert 10,3 l/100 km; offizielle CO2-Emission kombiniert: 236 g/km. Effizienzklasse: G. Die Angaben zu Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissionen wurden nach dem vo r g e s ch r i e b e n e n N E F Z M e s s v e r f a h r e n VO ( E U ) 2 0 0 7 / 7 1 5 i n d e r j e w e i l s g e l t e n d e n Fa s s u n g e r m i t t e l t . B e i d i e s e m Fa h r z e u g k ö n n e n für die Bemessung von Steuern und anderen fahrzeugbezogenen Angaben, die auch auf den CO2-Ausstoß abstellen, andere als die hier angegebenen Werte gelten. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen C O 2 - E m i s s i o n e n n e u e r Pe r s o n e n k ra f t wa g e n k ö n n e n d e m “ L e i t f a d e n ü b e r d e n K ra f t s t o f f ve r b ra u ch , d i e C O 2 - E m i s s i o n e n u n d d e n S t r o m v e r b r a u c h n e u e r Pe r s o n e n k r a f t w a g e n ” e n t n o m m e n w e r d e n , d e r a n a l l e n Ve r k a u f s s t e l l e n u n d b e i DAT u n e n t g e l t l i c h e r h ä l t l i c h i s t .
BOUTIQUES BERLIN • FRANKFURT • MUNICH
Classic Fusion Chronograph Berluti Scritto Bordeaux. Entworfen in Zusammenarbeit mit Berluti. Gehäuse und Lünette aus King Gold. Uhrwerk mit Chronograph. Ziffernblatt und Armband aus echtem Venezia-Leder mit BerlutiPatinierung in Bordeaux mit Scritto-Dekor. Limitierte Auflage von 100 Stück.
Luxury Award 2019
R Illustration: Thorsten Lange
Wer fertigt die beste Luxusuhr? Im zweiten Jahr seines Bestehens widmet sich der Robb Report Luxury Award außergewöhnlichen Zeitmessern. Keine Angst, deswegen gleicht diese Ausgabe noch lange nicht einem Uhrenkatalog. So sehr wir Handwerkskunst, präzises Engineering und die ältesten Manufakturen der Welt schätzen, so sehr ist uns bewusst: Wer sich ein Modell wie die Supersonnerie von Audemars Piguet auf unserem Cover für 470 000 Euro oder den Chronographen Triple Split von A. Lange & Söhne für 139 000 Euro zulegt, kauft weniger eine Uhr als ein Stück Zeitgeschichte. Denn: Eine Menge Menschen – angefangen beim Designer über die Uhrmacher bis hin zu zahlreichen Kunsthandwerkern – haben in der Regel viele Lebensjahre für ein solches Ausnahmemodell geopfert. Und darum geht es bei diesem Award. Die herausragenden Ausnahmen. Zwölf davon finden Sie in dieser Ausgabe. Es gäbe selbstverständlich eine ganze Reihe mehr, aber unsere Experten, eine internationale Jury, haben sich nun mal festgelegt. Genießen Sie eine spannende Zeitreise! Robb Report
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Luxury Award 2019 / Die Experten
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Luxury Award 2019
Unsere Experten-Jury 321 Lebensjahre für ein Thema: die Schönheit der Zeit. Die Experten des Robb Report Luxury Award aus
Zurab Zazashvili Der gebürtige Georgier und studierte Informatiker gründete 2013 seinen Instagram-Account swisswatches, der inzwischen mit seiner Internetseite swisswatches.blog zur größten Fanseite Schweizer Armbanduhren in Deutschland herangewachsen ist
Gisbert Brunner beschäftigt sich seit 1964 mit Armbanduhren. Während der Quarzuhrenkrise in den 1970er-Jahren wuchs seine Liebe zu den anscheinend aussterbenden mechanischen Zeitmessern. Selbst leidenschaftlicher Sammler, verfasste der Autor mehr als 20 Bücher. uhrenkosmos.com
Nicholas Foulkes Der Stilexperte und Celebrity-Journalist ist Contributing Editor bei Vanity Fair, schreibt eine Kolumne in der Financial Times. Als Historiker kennt sich der Buchautor ebenso mit der Schlacht von Waterloo aus wie mit den Wurzeln der High-Society
Joern Kengelbach Zehn Jahre lang sammelte unser Chefredakteur Erfahrungen zum Thema Armbanduhren beim Produzieren von Uhren-Sonderbeilagen der Zeitschrift GQ. Danach schriebt er mehrere Jahre für die Tageszeitung Die Welt über wertvolle Zeitmesser
J. Philip Rathgen Der gebürtige Hamburger leitet als CEO die OnlinePlattform Classic Driver, die wichtigste OldtimerRessource im Netz, und ist unter anderem Jury-Mitglied des Concours d’Élégance Villa d’Este. Freiberuflich schreibt er über Uhren
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Robb Report
Thomas Wanka Seit fast 20 Jahren versucht Thomas Wanka, die Faszination mechanischer Zeitmesser zu vermitteln und teilte seine Expertise 16 Jahre davon als Chefredakteur des UhrenMagazins mit. Wanka betreibt privat den UhrenBlog zehnvorzwei.de
Robb Report Luxury Award 2019
Volker Renner, Ronald Zijlstra, munster
Frank Geelen Nach dem Studium der Kommunikationswissenschaften arbeitete der Niederländer als Politikberater. Nach ersten Schreibversuchen im Jahr 2006 gab Geelen 2012 seinen Job auf, um monochromewatches.com zur größten Uhrenwebseite Europas aufzubauen
Robb Report / Dezember–Februar
Inhalt
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DIE SEELE DER DINGE
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01 Was kommt Darauf lohnt es sich für Sie zu warten
010 022 034 038 048 060 062 078
Robb Report Award 2019 / Die internationale Experten-Jury Beste Armbanduhr / Das Comeback der Santos de Cartier Beste Uhr High Jewellery / Das Universum am Handgelenk – Van Cleef & Arpels Der Nachfolger / McLarens Sammlerfahrzeug ab Werk Die Freiheit / Im Privatjet zum Abendessen ins ewige Eis. Abgehoben oder völlig normal für alle ohne Zeit? Der Test Die Metamorphose / Das zweite Leben alter Whisky-Fässer Der Look / Bestes Uhrenkonzept / Xmas-Shopping für Männer Das Einkaufserlebnis / Audemars Piguet im Wandel
004 006 012 018 020 024 024 036 080 176 178
Das Statement / Was sammeln wir übermorgen? Das Team / Wem wir dankbar sind: unser Impressum Der Inhalt Seedepeschen / Der kurze Weg zur Kreuzfahrt First Class Diaries / Von Wänden und Privatsphäre Der Vordenker / Wie Technogym-Gründer Nerio Alessandri die Muckibude salonfähig machte – ein Hausbesuch Der Lounge Lizard / Dubais vierte Dimension Nein sagen … zu Trend-Zombies Impressum Das Kleingedruckte / Die beste ultrakomplizierte Armbanduhr Gewinner des Robb Report Luxury Award 2019
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Robb Report
Sergi Pons
STANDARDS
Robb Report / Dezember–Februar
Inhalt
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DIE SEELE DER DINGE
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02 Was ist
Darauf sollten Sie jetzt nicht verzichten
082 084 086 096 104 106 110 116
Bester Chronograph / A. Lange & Söhne: der Chronograph Triple Split Die Auswahl / Der perfekte Wochenendbegleiter: unser Stil-Leben Die Detailliebe / Was ist typisch dänisch? Eine philosophische Reise mit Henrik Clausen, CEO von Bang & Olufsen Bestes Uhrwerk / Ein Plädoyer für guten Stil, Füller und Tinte Bestes Uhrendesign / Bei Breguet profitiert man von einem Erben an der Macht Beste Uhrenmarke / Bulgari ist authentisch. Gerade dank Uhrendesigner Fabrizio Buonamassa. Ein rasantes Treffen in Palm Springs Beste Sammleruhr / Ein Rolex-Sammler packt aus Beste komplizierte Damenuhr / Uhrentraum aus dem Reinraum: Besuch in der Hightech-Abteilung von Patek Philippe Sätze für die Ewigkeit
„Wellness hat vor uns als Wortschöpfung nicht existiert. In Italien haben wir uns das Wort damals patentieren lassen.“ Gewinner des Robb Report Luxury Award 2019 14
Robb Report
Schöttger
Nerio Alessandri, Gründer von Technogym
Robb Report / Dezember–Februar
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DIE SEELE DER DINGE
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03 Was bleibt Darauf können Sie sich verlassen
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Beste Armbanduhr Handwerkskunst / Antrieb per Kette und Schnecke – wie die Vergangenheit die Zukunft beeinflusst Preis für das Lebenswerk / Was Uhrenlegende und Unternehmer Jean-Claude Biver mit 69 Jahren noch vorhat Das Original / Als Jury-Mitglied bei der Masterpieces auf Schloss Dyck – Robb Report hilft, Wertvolles noch wertvoller zu machen Das Wissen / Generationswechsel bei Dom Pérignon – warum Vincent Chaperon das Erbe des Kellermeisters antritt Die Ausfahrt / Auf der Reise zum Ich im neuen BMW 850i Die Extravaganz / Auf Sinnsuche im größten Labyrinth der Welt. Wie Franco Maria Ricci seinen verwirrenden Traum verwirklichte
138 144 152 166
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Deutsche Ausgabe
Deutsche Ausgabe
R Ausgabe Nr.
Be / Ne / Lux 11 50 € I / F / E 12,90 €
11 A 10,30 € CH 19,00 sfr D 9,90 € Robb Report 05 / 2018 Dez. 2018 bis Feb. 2019
Ausgabe Nr.
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McLaren Speedtail 106 Sammlerstücke ab Werk
Daytona Ein deutscher Rolex-Sammler packt aus
Die Zeit, die bleibt
Die 12 Gewinner des Robb Report Luxury Award 2019 – das sind die besten Armbanduhren
Dezember 5/2018
D 9,90 € A 10 30 € CH 19,00 sfr Be/Ne/Lux 11,50 € I/F/E 12,90 €
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Jetset Schweden in 36 Stunden und 27 Gängen Speedtail Warum der neue McLaren direkt ins Museum wandert
Jetset Schweden in 36 Stunden und 27 Gängen
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Völker, hört die Signale Käufer e ner Royal Oak Concept Supersonnerie von Audemars Piguet kennen sich m t dem richtigen T ming ganz sicher gut aus Denn die komplizierte Armbanduhr mit dem derzeit lautesten Minutenrepetitions Me chanismus am Markt wird zu Tageskur en gehande t so wertvoll ist s e Rund 470 000 Euro muss man für das Modell mit patent ertem Resonanzboden zahlen um sich die Uhrzeit akustisch schlagen zu lassen Gegen den 12 Zylinder des 1953er Ferrari 166 MM Sp der (Seite 62) hat sie allerdings ke ne Chance auch preis lich Unter fünf Millionen Euro ist der nicht zu kriegen
Die Zeit, die bleibt
Zweimal Robb Das Schöne an besonderen Dingen ist ja manchmal, dass man sie nicht direkt kaufen kann. So beglücken wir bei dieser Ausgabe unsere Abonnenten mit einer exklusiven Titeloptik.
Das sind die 12 Gewinner des Robb Report Luxury Award 2019 – ein Heft über außergewöhnliche Armbanduhren
Gewinner des Robb Report Luxury Award 2019 16
Robb Report
Coverfotos Sergi Pons; Foto oben Benjamin A. Monn
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Liebe lieber ungewöhnlich
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lles beginnt mit dem ersten Blick. Und auch wenn ich es an dieser Stelle vermeiden möchte, im Fall von Schifen gar von Liebe zu sprechen, so ist da doch etwas dran. Denn wenn man die meist weiß strahlenden Schönheiten das erste Mal im Hafen liegen sieht, dann verspürt man schon so etwas wie – nennen wir es besser – Sehnsucht. Ein Schif versprüht eben auch heute noch diesen ganz bestimmten Charme von Abenteuer, ein Gefühl von Aubruch in die Ferne, zu den oft zitierten neuen Ufern. Ja, selbst von Freiheit möchte ich schreiben, auch wenn mir in diesem Punkt sicher nicht jeder wird beiplichten wollen. In jedem Fall aber von Urlaub. Dieser beginnt nach einem kurzen Check-in im Idealfall bei einem Glas Champagner. Dann betritt man es zum ersten Mal: sein Schif. Und man weiß, dass dies jetzt für die nächste Zeit so etwas wie ein neues, eigenes Zuhause sein wird. Ein schönes, ein äußerst angenehmes Gefühl. Die nächste Zeit – ja, wie lange dauert eigentlich die perfekte Kreuzfahrt? Die Antwort auf diese Frage: Es kommt darauf an. Denn Zeit vergeht gerade an Bord äußerst unterschiedlich. Vollgepackt mit jeder Menge interessanter Häfen und nur ein oder zwei Seetagen, können auch zwei erlebnisreiche Wochen viel zu schnell zu Ende gehen.
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Ruhe und Entspannung, viel Zeit für sich also, erlebt man hingegen etwa auf einer Atlantiküberquerung – ein Gefühl von Ewigkeit. Wen es zum ersten Mal auf eine Kreuzfahrt zieht, der sollte mit einer siebentägigen Tour beginnen. Steigern kann man sich dann immer noch. Solche Reisen im Wochenturnus bieten Reedereien heute in fast allen Preis- und Größensegmenten an. Bei Bedarf lassen sich mehrere Teilstrecken oft auch zu längeren Seefahrten kombinieren. Doch die klassischen Touren von mehr als zwei Wochen indet man ebenfalls noch im Programm. Meist bieten sie Reedereien mit kleineren, klassischen Schifen an. So hatte ich vergangenes Jahr etwa die Möglichkeit, gleich 16 Tage an Bord der Seabourn Quest verbringen zu dürfen – nicht nur eines der besten, mit ihrem Megayachtdesign auch eines der schönsten Schife der Welt. 335 Crewmitglieder kümmern sich an Bord um maximal 450 Passagiere. Nicht nur in Zahlen gehört dieses Verhältnis zur absoluten Spitzenklasse. Verzichten muss man dafür auf mannigfaltige Dining-Optionen oder ein üppiges Entertainmentangebot, wie dies die weitaus größeren Einheiten bieten. In Verbindung mit dem eher speziellen Fahrtgebiet rund um Großbritannien und dem daraus resultierenden deutlich höheren Durchschnittsalter der Gäste, klingt eine Reiselänge von 16 Tagen dennoch eher nach einer Tour für fortgeschrittene Kreuzfahrer. Entsprechend gespannt ging ich an Bord, überraschend entspannt verließ ich die Quest später wieder. Dazwischen fand die beste Seereisen meines bisherigen Lebens statt. Grund dafür, neben einer äußerst fein durchdachten Routenführung, welche große, beliebte mit kleinen, kaum bekannten Destinationen kombinierte: die rundherum geschulte Crew der Quest. Denn sie verstand es nicht nur, den Gästen jeden Wunsch zu erfüllen, bevor er ausgesprochen wurde, sie tat dies auch auf eine extrem freundschaftliche, legere, dennoch akkurate Art. Kostenpunkt für so viel Professionalität: ab 8000 Euro für zwei Wochen. Eingangs sprach ich vom schönen Moment, in dem man sein Schif das erste Mal sieht. Am Ende einer Seereise – egal, wie lange sie nun auch dauert – kehrt Wehmut ein, muss man sein Schif, seine Heimat der vergangenen Tage, letztlich verlassen. Fast würde ich jetzt von Liebeskummer sprechen, aber das ginge dann vielleicht doch etwas zu weit. R
Etwa 30 Kreuzfahrten hat Percy C. Schoeler schon absolviert. Seefest und meinungsstark – unser Kolumnist
Illustration Alexandra Compain-Tissier Foto Percy C. Schoeler
Kolumne / Seedepeschen
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Kolumne / First Class Diaries
Qsuite: die wohl umfangreichste Business Class
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ch will mich auf Langstreckenlügen mit niemandem um die Armlehne streiten müssen. Und sehen will ich meinen Nachbarn eigentlich auch nicht. Selbst wenn ich mit jemandem gemeinsam reise, ist mir in der Luft ein gewisser Abstand wichtig. Deshalb schätze ich es sehr, dass die meisten Airlines inzwischen auch in der Business Class nicht mehr traditionell ihre Sitze 2-2-2 je Reihe anordnen, sondern oft in einer 1-2-1-Koniguration. Eigene Abteile mit Schiebetüren aber sind der Inbegrif von Luxus über den Wolken. Angefangen hat das in First Class bei Singapore Airlines und Emirates, als beide vor rund zehn Jahren ihre ersten A380-Riesen geliefert bekamen. Jetzt aber kommt die Schiebetür auch in die Business Class. Kurioserweise war eine der weltweit ersten Airlines mit Business-Schiebetüren gänzlich unerwartet eine US-Fluggesellschaft, obwohl die sonst global nur selten mit Innovationen aufallen. Aber Delta Air Lines bietet auf ihren neuen A350-Jets auch auf Europadiensten Schiebetüren. Bei allem Respekt können die Nordamerikaner trotzdem beim Komfort in der Luft keine Maßstäbe setzen. Da muss man schon so viel Geld und Willenskraft wie Qatar Airways haben. Die Araber bieten mit
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ihrer Qsuite genannten Business Class eines der Top-Premium-Produkte an Bord überhaupt, inzwischen auch täglich auf Flügen von und nach Frankfurt, München und jetzt auch Berlin. Als ich zum ersten Mal damit liege, ist es Nacht – und die Kabine wirkt beim Einsteigen wie ein exklusiver Club, efektvoll und dezent beleuchtet, dazu punktuell die einzelnen Suiten. Drei Jahre hat es gedauert, bis Qatar Airways und die Designagentur PriestmanGoode die Qsuite fertig entwickelt hatten, und man merkt, dass diese Zeit gut genutzt wurde. Zwei echte Besonderheiten gibt es: Durch versenkbare Wände, das ist eine Weltpremiere, lassen sich einzelne Abteile auch für zwei, drei oder vier zusammen reisende Passagiere einrichten. Und: In etwa der Hälfte der Qsuites sitzen die Fluggäste nicht wie üblich mit der Nase in Flugrichtung, sondern entgegengesetzt, den Blick nach hinten gerichtet. Das indet manch einer sicher seltsam, weil es ungewohnt ist. Ich mag rückwärts liegen – das eröfnet aus dem Fenster neue Perspektiven und gilt außerdem als noch sicherer im Fall einer Notlandung. Neben dem Sitz in meiner Qsuite beindet sich noch eine Art mit Stof verkleidete Sitzecke, darin könnte ich wahlweise auch diagonal sitzen. Auf dem fest installierten Tisch aus Marmorimitat liegt eine eingerollte Steppdecke in der Firmenfarbe Burgunder sowie eine Waschtasche der Marke Bric’s. Da es mitten in der Nacht ist, mache ich mir nicht viel aus den angebotenen Köstlichkeiten. Markenzeichen der Qsuites sind Platten mit arabischen Vorspeisen. Kurz nach dem Start erscheint der Flugbegleiter und gibt mit einem Vierkantschlüssel die vorher arretierte Schiebetür frei. Ich ziehe sie zu, schalte das „Do not disturb“-Zeichen ein, breite die kuschelige, aber nicht zu warme Decke über mir aus und verfalle in Tiefschlaf. Das passiert mir selten beim Fliegen – egal, wie müde ich bin. Die Geborgenheit der Suite, das gedämpfte Licht und kaum Umgebungslärm der gut voneinander abgeschotteten Abteile beschleunigen den Schlaf. In den Mittelsuiten, ich habe es später am Boden getestet, lassen sich Doppelbetten ausfahren, sogar der Spalt zwischen beiden wird eigens ausgepolstert. Je nach Façon allein oder zu zweit aneinandergeschmiegt lässt sich hier der Flug bestens verschlafen – oder eben auch nicht. R Andreas Spaeth
Qatar Airways
Vorgeschobenes Argument
ERFRISCHUNG ęĦ þħĪĜ
EMIRATES FIRST ĉĩħħğĨ đģğ ĨěĝĢ ğģĨğĬ ĂįĭĝĢğ ģĨ ÊË~ÉÉÉ ċğĮğĬ ĆƁĢğ ğĬĠĬģĭĝĢĮ ěĨý ġğĨģğūğĨ đģğ ġğĢĩĜğĨğ ĉƆĝĢğ Ĵį ĤğĞğĬ ĘğģĮ įĨĞ ĭĝĢĦěĠğĨ đģğ ĭģĝĢ ģĨ ćĢĬğĬ ĎĬģİěĮĭįģĮğ ĬģĝĢĮģġ ěįĭ~
Āęī ġīĬ ĥĝĠĪ ęĤī ĂĤġĝğĝĦ Ķ Ĝęī ġīĬ Ĝġĝ āĥġĪęĬĝī ýÌÑÉ~
Beste Armbanduhr / Das Comeback
Lange Leine: Cartier liefert sein brühmtestes Modell im Set mit zwei Bändern aus. Neben dem Schnellwechselsystem zum Tausch kann auch die Bandlänge individuell eingestellt werden. Santos de Cartier, großes Modell, 6550 Euro Länger leben: Die Apple Watch 4 kann in Zukunft auch gefährliche Herzrhythmusstörungen erkennen. Apple Watch Hermès, Edelstahlgehäuse mit Single-Tour-SwiftLederarmband, 1349 Euro
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Luxury Award 2019
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enau 101 Jahre trennen diese beiden Uhren – zumindest wenn wir zulassen, dass die am 24. April 2015 eingeführte Apple Watch (hier die 4. Generation in der Ausführung von Hermès) noch ein Zeitmesser ist. Als Louis Cartier im Jahr 1904 den Wunsch des Flugpioniers Alberto Santos-Dumont nachkam, eine robuste Uhr zu entwickeln, die der Brasilianer beim Fliegen seiner motorisierten Luftschife ablesen konnte, ahnte niemand, dass er damit die erste moderne Armbanduhr schuf. Heute klingt es unvorstellbar, dass ein Dandy wie Santos-Dumont mit seinem Luftschif Nr. 9, La Baladeuse, Auslugsfahrten unternahm, dabei mitten über den Champs-Élysées landete, seinen Ballon an einen Baum anleinte, um im Maxim’s essen zu gehen. Santos-Dumont und auch Cartier hätten es im Gegenzug für undenkbar
Robb Report
gehalten, dass Produkte wie eine Apple Watch mit Herzüberwachungs-App jemals die Funktion eines Arztes erfüllen könnten (vorerst nur in den USA). Für uns stellt sich die Frage: Welches der beiden Modelle wird man in 100 Jahren noch kennen? Verschwindet die Technologie von Apple dank eingeplanzter Chips? Cartier hat die ersten 100 Jahre relativ unbeschadet überstanden, der Relaunch dieses Frühjahrs war ein voller Erfolg. Die rund 6550 Euro teure Uhr schmiegt sich dank überarbeiteten Gehäuses noch besser an den Arm, und das Uhrwerk kommt inzwischen aus eigener Herstellung. Und das patentierte Schnellwechselarmband, QuickSwitch genannt, hätte auch den Dandy Dumont begeistert. Völlig zu Recht gewinnt diese Uhr den Preis für das beste Uhren-Comeback des Jahres. R jk
Schöttger
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Der Vordenker / Nerio Alessandri
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Für immer gesund
Nerio Alessandri machte die Muckibude salonfähig. In der Garage gestartet, im Palazzo zu Hause – längst ist die Geschichte des Technogym-Gründers ein scheinbar nicht enden wollendes Wellness-Wunder Robb Report
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Der Vordenker / Nerio Alessandri
1992 erwarb der Technogym-GrĂźnder ein Wahrzeichen von Cesena: den Palazzo Romagnoli. Alessandri versteht sich mehr als HĂźter, nicht als Besitzer. Zehn Jahre hat die Restauration gedauert
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Robb Report
„Ich habe drei Söhne. Meine zwei leiblichen und Technogym.“ Nerio Alessandri
Junge, bin ich schön! Auch die moderne Kunst kommt im Palazzo antik daher
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Der Vordenker / Nerio Alessandri
Nerio Alessandri wollte Modeschöpfer werden. Jetzt produziert er skulpturale Fitnessgeräte – und seine Erfolgsgeschichte erinnert stark an die von Steve Jobs
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W Fotos von Robert Grischek Text von Ralf Eibl
„Wellness hat vor uns als Wortschöpfung nicht existiert. Im Englischen sagte man well-being.“ Nerio Alessandri
er im 18. Jahrhundert in Cesena etwas auf sich und seinen Eklektizismus hielt, der bestellte sich den Freskomaler Giuseppe Milani nach Hause. So geschehen auch im Palazzo Romagnoli, der einst dem gleichnamigen regionalen Schatzmeister des Papstes, Antonio Romagnoli, gehörte. Er und später sein Sohn Michelangiolo gaben dann die überbordenden, amüsierenden Allegorien in Auftrag, die alle Flure und Galerien schmückten. Bis heute erhalten sind die Meisterwerke im Ballsaal, hier wollte Milani etwas Heroischeres an die Wände zaubern. Und Giuseppe Milani malte hier am Fuß der Apenninen, die Adria bereits riechend, das Leben von Julius Cäsar auf zwei riesige Leinwände, als ginge es um sein eigenes Leben: Die bewafnete Überquerung des Rubikon und die Ermordung Cäsars im Senat.UnterdengroßformatigenAnsichtenvomAufstieg und Untergang des antiken Imperators sonnt sich heute ein charmanterer Kaiser namens Nerio mit deutlich langlebigerem und auch weltumspannendem Erfolg. Wir sprechen von Nerio Alessandri, dem Gründer und Präsidenten des italienischen – mittlerweile börsennotierten – Wellness-Wunders Technogym. Obwohl aus einer recht mittellosen Familie stammend, gehört ihm heute nicht nur dieser Palazzo, sondern Alessandri steht als Präsident von Technogym auch 2200 Mitarbeitern vor und zeichnet für 600 Millionen Euro Jahresumsatz verantwortlich. Dieser Mann hat nicht nur das Lauband schick gemacht, sondern sich neben seinem Palazzo auch von Antonio Citterio ein 150000 Quadratmeter großes Technogym Village als Hauptquartier mitsamt Wellness Campus, Wellness Garden und Wellness-Restaurant für die Belegschaft bauen lassen. Nirgendwo wird gesünder gearbeitet als hier in Cesena. Alessandri befeuert mit seinen Ideen eine ganze Branche, die heute unter dem Rubrum mit dem W-Wort weltweit Milliardenumsätze macht. „Wellness hat vor uns als Wortschöpfung nicht existiert. Im Englischen sagte man well-being“, so Alessandri. Er war es also, der das Wort Wellness quasi auf unsere To-do-Liste drückte. Vor 25 Jahren bereits: „In Italien haben wir uns damals das Wort Wellness patentieren lassen. Heute kennt es jeder. Ich schrieb 2001 das Buch Wellness. Scegli di vivere bene. Also Wellness. Willkommen zu einem besseren Leben. Und Nerio Alessandri ist überzeugt davon, dass es das W-Wort ist, mit dem er eine emotionale Bindung zu seinen Kunden und vor allem auch zu künftigen Neukunden knüpfen kann. Wer sich also auf Alessandri einlässt, muss it sein, um ihm folgen zu können. Der wie immer perfekt gestylte Hausherr hat noch ein paar kleine, kaum sichtbare Wassertropfen auf der Stirn, als er frisch geduscht aus seiner privaten Fitnesswelt sprintet. Alessandri, so scheint es, läuft immer einen Schritt schneller als andere: „Ich habe gerade an der Kinesis-Maschine trainiert, war dann für 40 Minuten auf dem Lauband, dann kam Stretchen und dann
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Der Vordenker / Nerio Alessandri Massage. Die Massage dauerte leider nur 20 Minuten, war dafür sehr entspannend. Ich mache das Progamm jeden Morgen“, sagt er und entleucht dem Souterrain seiner Residenz wie ein Derwisch. Da wollen wir doch noch mal nachhaken – wirklich jeden Morgen? „Jeden Tag bis auf samstags und sonntags, insgesamt 80 bis 90 Minuten lang.“ Sagt’s und grinst sein Gewinnerlächeln. Na dann. Hier im Palazzo Romagnoli hat es sich Alessandri ganz passabel eingerichtet. Mit Bibliothek, Ballsaal und Musizierzimmern, einem guten Dutzend unterschiedlich gestalteter Gästezimmer und dem sicher am besten eingerichteten Fitnesskeller in ganz Italien. Als er und seine Frau die noble Adresse 1992 übernahmen, war sie noch eine Ruine gewesen. „Es sah aus wie in Beirut nach einem Bombardement. Hier liefen Hühner, Tauben und Katzen herum“, erzählt er. Wo heute der Festsaal ist, wo die Cäsars hängen und wo Nerio Alessandri ganz gern mal Zucchero oder Gianni Morandi für seine besten Freunde im privaten Rahmen auftreten lässt, regnete es herein. Und im Hof mit den Zypressen und dem geometrischen Springbrunnen stand das Gras meterhoch. „Ich empfand es als soziale Verantwortung, meiner Stadt ihren wichtigsten Palazzo zurückzugeben.“ Heute hat hier auch seine Stiftung ihren Sitz und öfnet die Türen gelegentlich für kulturelle Veranstaltungen. Es ist eine atemberaubend, atemlose Erfolgsgeschichte – aus der Garage hinein in den Palazzo. Rückblick ins Jahr 1983: Nachdem es mit seiner Bewerbung als Modedesigner bei Giorgio Armani nichts geworden war (Nerio Alessandri schickte seinen Lebenslauf, aber dieser Signore Armani antwortete einfach nicht, incredibile!), arbeitete er in einer Firma, die Verpackungen für Früchte fertigte. In seiner Freizeit trainierte er wie ein Besessener im Fitnessstudio und hielt die Maschinen dort für mäßig, zu schlecht konstruiert. Vor allem über ein Modell zur Stärkung der Beinmuskulatur ärgerte sich Alessandri des Öfteren. Dann zog sich der junge Industriedesigner in seine Garage zurück und baute lieber selbst eine Maschine, dann eine zweite. Nach der dritten kündigte er und machte sich selbstständig. Da war er gerade erst 22 Jahre alt. Und weil er gleich noch seine eigene Fitnesskleidung entwarf, bat Alessandri seine damalige Freundin und heutige Frau Stefania, ob sie nicht doch noch gleich für ihn modeln könne. Sie konnte. So fand das erste Technogym-Fotoshooting ebenfalls in seiner Garage in Cesena statt. Das Ergebnis: Eine sexy Aerobictrainerin im Glitterlook sitzt auf einer Kraftmaschine. Diese Achtziger haben einfach auch etwas unverrückbar Ewiges! Das erste Modell, das er aus der Garage heraus verkaufte, war noch rot und hatte nicht die für Technogym charakteristischen gelben Schmuckelemente. „Ich war überhaupt nicht einverstanden mit Rot, aber weil es der erste Kunde war, war der erste Kunde eben König. Meine echte erste Linie Isotonic kam aber dann dennoch
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mit Gelb“, sagt Alessandri und nimmt energisch die Treppe seines Palazzos zum Ballsaal. Warum eigentlich Gelb? Frage an Nerio, den Sonnenkönig. Die Antwort kommt wie aus der Hüfte geschossen: „Gelb ist die Farbe der Sonne, der Energie, und sie ist meine Lieblingsfarbe. Für mich repräsentiert Gelb das Leben. Es ist die perfekte Farbe, Gelb ist die Wellness-Farbe.“ Zu Beginn seines Aufstiegs aus der Garage konzentrierte sich Nerio Alessandri jedoch noch auf die mit Steroiden getunten Bodybuilder: „Wir trafen uns mit Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger am Venice Beach.“ Aber bereits 1986 entwarf er die erste Fitnessmaschine mit dem Hintergedanken, sie auch in ein Wohnambiente integrieren zu können. Und Nerio Alessandri wollte mehr, hatte eine Idee: mens sana in corpore sano. „Der Lifestyle-Gedanke von Technogym wird am besten von dem alten, römischen Sprichwort beschrieben.“ Das entstand, als es noch das klassische Gymnasium gab. Im alten Griechenland war ein Gymnásion ein Ort der körperlichen und geistigen Ertüchtigung für die männliche Jugend, wobei aber das Körperliche stets im Vordergrund stand. In den Gymnasien wurde nackt trainiert, was noch in der Herkunft des Wortes aublitzt. „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“, die klassische Idee also. „Meine Vision war immer, an die Wurzeln des Italian Lifestyle anzuknüpfen, denn nur er ist die perfekte Balance zwischen Bewegung, Ernährung, Umwelt, Kunst, Design und Technologie. Der Mix all dieser Zutaten ist grandios für die Suche nach einem perfekten Weg, in dem Sport, Fitness und Gesundheit wichtige Bausteine sind.“ „Wellness bedeutet, sich wohlzufühlen, Fitness bedeutet, nur gut auszusehen“, postuliert Alessandri. Dieser Unterschied ist ihm sehr wichtig, denn er wiederholt ihn wie ein Mantra. Alessandris Branding besteht darin, nicht nur Maschinen verkaufen zu wollen. „Damals in den Eighties sprach jeder über Bodybuilding und niemand über ganzheitliches Wohlbeinden. Fitness ist: Ich muss trainieren. Wellness ist so viel mehr. In Amerika beispielsweise trainieren sie hart und gehen dann zu McDonald’s. Wellness hingegen ist eine Geisteshaltung, ein 24-Stunden-Engagement, sieben Tage die Woche, eine Kultur, ein Equilibrum, ein Ausgleich zwischen allen Elementen. Umwelt, Freunde, Familie, gutes Essen, regelmäßige Bewegung. Wenn ich mich setze, dann nur in der richtigen Sitzhaltung. Es sind auch die kleinen Dinge für jeden Tag, ein paar Minuten Gymnastik vielleicht.“ Während andere die Glücksformel vielleicht noch suchen, Nerio Alessandri hat sie für sich gefunden: Wellness ist Happiness, und beides ist Technogym. Wenn Nerio Alessandri seine Erfolgsgeschichte rekapituliert, dann zeigt er stets überstolz auf einen Brief, den ihm ein noch viel bekannterer „Garageninhaber“
Viel Budget für den Body: 600 Millionen Euro setzt Technogym jährlich um. Das Unternehmen ist seit zwei Jahren börsennotiert
Das 150 000 Quadratmeter große Technogym Village in Cesena wurde von Antonio Citterio entworfen und 2013 eröffnet. Die Firma besteht hingegen seit 1983
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Der Vordenker / Nerio Alessandri namens Bill schrieb. Diesen Mythos müssen wir aber richtigstellen: In einer Garage wie Nerio saß Bill Gates nie. Die in der Garage, das waren Steve Jobs und Steve Wozniak, die damals den ersten Apple-Computer zusammenlöteten. Gates schmiedete seine Software an der Uni. Und doch schwärmt Nerio von seinem Treffen mit „Garagenbuddy“-Bill vor 15 Jahren: Ich zeigte ihm meine erste, 25 Jahre alte Software für ein Personal Training, das ich für einen sogenannten Wellness Key entwarf. Die Software blieb, aber das Tool wurde dann kein Key mehr, sondern das Mobiltelefon. „Great work“, schrieb Bill Gates ihm zurück. Alessandri: Er ist ein großes Vorbild für einen sozialen Aufsteiger wie ihn. „Ich habe immer eine Anzahlung für meine Produkte verlangt, weil ich fand, dass sie so einzigartig waren, damit konnte ich dann die Lieferanten bezahlen.“ Immer irgendwie einen Weg inden zu müssen, das hat ihn geprägt. Umso kritischer sieht er die Situation heutiger Garagengründungen. „Heute funktionieren Start-ups anders, jeder gibt ihnen Geld, und 99 Prozent von ihnen scheitern. Ich konnte mir nicht erlauben zu scheitern – auch ganz ohne Risikokapital“, sagt er. „In meiner Zeit reüssierten 99 Prozent der Start-ups. Maximale
Kreativität entsteht, wenn man kein Geld hat.“ Dann müsse man eben einen Weg inden, sagt der Mann, der selbst 15 Start-ups inanziert. „ Ich habe drei Söhne, meine beiden leiblichen und Technogym. Technogym hat für mich die gleiche Bedeutung wie ein Sohn. Und als ich in der Garage war, überlegte ich mir bereits die Strategie für 30 Jahre danach. Ein Gründer heute denkt mehr darüber nach, wie er die Firma wieder verkaufen kann, wenn er in der Garage sitzt.“ Nerio Alessandri fragt jeden, den er trift, wie er seine Produkte indet, was seine Ideen dazu sind. „Sie haben mich den Staubsauger genannt, als ich jünger war. Feedback ist mein Futter.“ Wellness sein Weg. Mittlerweile hat er damit mehr als 200000 Haushalte und mehr als 80 000 Studios eingerichtet. Sein Weg ist gut. Aber er will noch mehr. „Ich will übergewichtigen Kindern helfen, Diabetikern, Menschen mit Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf-Krankheiten. Deshalb müssen wir die Wellness-Kultur fördern.“ In seiner Heimatstadt hören sie auf ihn. Der Bewegungsindex liegt dort bereits zehn Prozent über dem italienischen Durchschnitt. Dem umtriebigen Kaiser Nerio sei Dank! R
Nennen wir es Heimtrainer Mit einer völlig neuen Generation von Trainingsgeräten wendet sich Technogym an deutlich ambitioniertere Hobbysportler als bisher. Willkommen, Generation Triathlon
Die fantastischen vier (v. l.): Skillmill 9000 Euro, Skillrow 3490 Euro, Skillrun Preis auf Anfrage, Skillbike 4850 Euro 32
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Technogym
Wir wollen eines klarstellen: Als oizieller Ausrüster der letzten sechs (!) Olympischen Spiele gibt es keinen ernst zu nehmenden Leistungssportler, der nicht mit Technogym-Geräten trainiert. Michael Schumacher hatte einen ganzen Truck davon, nachdem er 1992 oizieller Botschafter wurde. Auch bei den diesjährigen Winterspielen in Pyeongchang sind die Italiener wieder dabei. Das Skillbike ist die jüngste Innovation als Teil der Skill Line, einer Kollektion von Produkten, die für das sogenannte Skillathletic-Programm entwickelt wurden, ein von Technogym zusammen mit Olympiasiegern erdachte Trainingsmethode. Das Skillbike ist das erste Indoor-Bike der Welt, das mit Real Gear Shift eine echte Rennradschaltung simuliert und mit dem sich so komplette Höhenprofile lebensecht nachfahren lassen. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, in kleinen Gruppen zu fahren, und dank des Road Effect Systems lässt sich der Trittstil den persönlichen Wünschen anpassen.
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Kapitel
01 Was kommt
Darauf lohnt es sich fĂźr Sie zu warten
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Luxury Award 2019
Beste Uhr High Jewellery: Van Cleef & Arpels, poetische Komplikation, Lady Arpels Planétarium
Van Cleef & Arpels; Patrick Swirc
Diese Weißgoldarmbanduhr mit 38 Millimeter Durchmesser trägt niemand, um sich nur die Zeit anzeigen zu lassen. Die Lady Arpels Planétarium kann weit mehr. Laut Firmenphilosophie versteht sich das Modell zwar als Poesie fürs Handgelenk, es führt aber die Unendlichkeit des Universum sprichwörtlich und eindrucksvoll vor Augen. Und genau das macht sie auf ihre Weise einzigartig. Die Produktgestalter verzichteten auf die Sekundenund Minutenzeiger, dafür umrundet ein geschweifter Stern das Aventurin-Zifferblatt einmal in zwölf Stunden. Die nach außen weisende Spitze lässt erahnen, wie spät es ist. Darüber hinaus kreisen Planeten um die zentral positionierte Sonne gemäß den astronomischen Gegebenheiten: Merkur in 88, Venus in 224, Erde in 365 und der Mond in 29,5 Tagen. Der Schlüssel zu den Gestirnen findet sich ebenso auf der Rückseite, wie ein Fensterdatum und eine Indikation der Monate. Durch ein weiteres Guckloch lässt sich auch noch der kunstvoll gestaltete Rotor des exklusiven Automatikwerks mit rund 40 Stunden Gangautonomie bewundern. Das astronomische Modul hat der erfahrene Uhrmacher Christiaan van der Klaauw innerhalb von zwei Jahren entwickelt. Natürlich mangelt es dem Gesamtkunstwerk nicht an Diamanten, aber das versteht sich beim Erfinder des Mystery Settings ja fast von selbst. Die Preise beginnen bei 243000 Euro. R Das Universum fürs Handgelenk und andere poetische Komplikationen entstehen unter der Leitung von CEO Nicolas Bos, der das 1896 gegründete Unternehmen seit 2013 führt. Letztes Jahr eröffnete Van Cleef & Arpels die erste Boutique Deutschlands auf der Münchner Maximilianstraße Robb Report
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Kolumne / Der Lounge Lizard
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Ruhezonen mit Liegen, aber nur begrenzter Privatie viel Luxus brauche ich unterwegs? Diese Frage sphäre. Außen, neben der Lounge, ist das Spa, wo ich drängte sich mir in der First Class von Emirates nach Voranmeldung eine von fünf verschiedenen, auf – wo, wenn nicht dort. Ich bin zum ersten Mal in 15-minütigen Gratisbehandlungen genießen könnte. der neuen Suite gereist, die nun täglich auch von Dubai Thai Body Stretch klingt gut oder die Anti-Stress-Rünach Frankfurt und zurückliegt. Ein völlig privates ckenmassage. Ich könnte mir sogar meine Resthaare Abteil, wo ich niemanden hören und sehen muss, wenn schneiden lassen oder den nicht vorhandenen Bart ich das nicht möchte. Das ist Luxus. Und: dass mir die stutzen (ab 33 Euro). Mache ich aber nicht, meine Zeit Flugbegleiter auch gern eine zweite Portion iranischen reicht kaum für ein paar kulinarische Genüsse. Schon Kaviar zum Dom Pérignon Vintage 2009 servieren, ein Blick in die Speisewenn mir danach ist. karte macht hungrig. Machen zu können, was ich Und alles kann nach als Passagier will, ist mir meinen Wünschen wichtig, und selbst zu abgeändert werden, auch bestimmen, wann ich was morgens um vier ein mache. Ich war neugierig, deftiges Menü wäre wie Emirates dieses Niveau machbar. Eben genau, am Boden in ihrer Flagwas ich unter Luxus ship-Lounge im neuesten verstehe, dann das zu Terminal A in Dubai bekommen, was ich umsetzt. Unfassbar, wie möchte, wenn ich es umfassend die Räumlichmöchte. Ich kann mich keiten im vierten Stock aber schon am Mittag sind – quasi ein eigenes Entspannung auf Reisen im Test. Dieses Mal sind kaum entscheiden. Ich Terminal nur für Firstwir in Dubai, in der Emirates First Class Lounge nehme zwei meiner Gäste. Dagegen ist das First absoluten Favoriten: Erst eine Foie-gras-Terrine mit Class Terminal der Lufthansa in Frankfurt ein besseres Feigenkompott. Weder politisch noch kalorientechWohnzimmer. In Dubai ist alles etliche Nummern nisch korrekt, aber geschmacklich göttlich. Und größer – 10000 Quadratmeter und mehr stehen den danach Laksa, eine malaysische Suppe. Formvollendet Emirates-Top-Kunden hier zur Verfügung. Sitzplätze: wird der heiße Kokosmilchsud hier über Udon-Nudeln 1491. Angeblich sind die sogar morgens und nachts zu und Jakobsmuscheln gegossen. Nur der Champagner den Verkehrsspitzen voll besetzt. Ich bin ein wenig enttäuscht etwas, eingeschenkt wird Moët Brut orientierungslos – hilfreich, dass überall Etagenpläne Impérial, die Flasche kostet im Laden ab 30 Euro. hängen. Gemessen am sonstigen Niveau hier und an Bord in Unweigerlich gerate ich in einen der beiden Top-Endder Emirates-First etwas zu „gewöhnlich“. Aber die Duty-free-Shops, First Class only. Shopping ist hier Krönung kommt beim Gehen. Man steigt direkt von Leistungssport. Es geht hier nicht ums Sparen, hier ins Oberdeck des Airbus A380 ein – Reisen der sondern ums freudvolle Ausgeben. Die Verkäuferin Oberklasse. Ohne Gedrängel und Anstehen geht man zeigt mir stolz ihr teuerstes Stück: eine diamantenentspannt an Bord. Bei einem Blick auf mein Abteil besetzte Flasche Royal Salute Tribute to Honordenke ich: Wie gut, dass ich mich jetzt nicht mit einer Whisky – für 200000 Dollar. „So eine habe ich neulich 200000 Dollar teuren Flasche Whisky im Handgepäck einem Russen verkauft“, sagt sie. Mich fasziniert eher herumschlagen muss. R der Dalmore-Whisky von 1966, da ich ja weiß, dass mein Jahrgang ein guter ist … aber 35802 Dollar will ich dann dafür doch nicht hinblättern. Aber ehrlich: Fünfmal im Jahr Das alles hat für mich mit Luxus beim Reisen wenig zu umrundet unser Autor tun, das ist Protzerei. So ist eben Dubai. Andreas Spaeth die Wichtiger für mein Wohlbeinden sind – beim Welt im Flieger. Das Umsteigen auf Langstrecken – Rückzugsbereiche, macht den 52-Jährigen gerade am Boden. Was es erstaunlicherweise hier zum Kenner der Lüfte – nicht gibt, sind richtig abgeschlossene Schlafzimmer und Lounges wie etwa in der First-Lounge in Doha. Dafür etliche
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Illustration Alexandra Compain-Tissier, Foto Andreas Spaeth
Die vierte Dimension
Was kommt / Der Nachfolger
SammlerstĂźck
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ab Werk
McLaren schuf mit dem F1 eine der automobilen Ikonen des vergangenen Jahrhunderts – nun kehrt sie in der Form des Speedtail zurück. Wieder als Dreisitzer – und wieder ausverkauft. Wir zeigen, was die 106 Käufer bald genießen dürfen Robb Report
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Was kommt / Der Nachfolger Im direkten Vergleich erkennt man, welchen Fortschritt die Aerodynamik in den vergangenen 25 Jahren gemacht hat – wie schlank und glatt geschliffen die Oberfläche des Speedtail ist
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Wie der neue McLaren verf체gt auch das Original aus dem Jahr 1993 체ber dieselbe spektakul채re T체rkonstruktion, die zum Markenzeichen dieses Dreisitzers geworden ist
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Was kommt / Der Nachfolger
Der F1 in Zahlen Kurz und gedrungen: Der F1 ist ganze 4,29 Meter lang und wiegt trotz des 6,1-Liter-Zwölfzylinders nur 1138 Kilogramm. Der Speedtail bringt dafür 1430 Kilogramm auf die Waage – erreicht aber dennoch 402 km/h
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Der Speedtail in Zahlen Nicht weniger als 5,20 Meter Länge haben die Aerodynamiker dem Speedtail mit auf den Weg gegeben, damit die 1050 PS, die der Benzin-elektrische Antriebsstrang bereitstellt, perfekt durch das Luftmeer gleiten kÜnnen
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Was kommt / Der Nachfolger
Fotos von Robert Grischek Text von Jürgen Lewandowski
„Eine Fusion aus Kunst und Wissenschaft – eine erhabene Melange aus Leistung, unvergleichlichem Individualismus und innovativen Materialien.“ Vertrieb McLaren
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ie französische Sprache hat den wunderbaren Begrif Déjà-vu geprägt, der einem immer dann in den Sinn kommt, wenn man das Gefühl hat, ein Objekt oder eine Situation bereits einmal erlebt zu haben. Und zwangsläuig ereilt einen dieses Gefühl, wenn man den McLaren Speedtail sieht – gab es da nicht einmal den McLaren F1? Jenen Geniestreich des Formel-1-Gurus Gordon Murray, von dem die britische Edelschmiede zwischen 1993 und 1997 exakt 106 Exemplare baute? Und nun präsentiert McLaren mit dem neuen Speedtail eine faszinierende Neuinterpretation des Themas. Wie schafe ich es, eine Ikone zu bewahren, ohne die Vergangenheit alt aussehen zu lassen? Gordon Murray hatte in den 90er-Jahren nichts anderes vor, als den besten Sportwagen der Welt zu bauen. Keine leichte Aufgabe, die er jedoch löste: Mit einem 6,1-Liter-Zwölfzylinder aus dem Hause BMW und 627 PS – und einem Preis von rund 1,5 Millionen Mark – erreichte der extrem auf Leichtbau gezüchtete F1 damals gestoppte 386,4 km/h. Und damit sich der Fahrer wie in einem Formel-1-Fahrzeug fühlen konnte, durfte er in der Mitte des Cockpits Platz nehmen – seine beiden Beifahrer rechts und links von ihm positioniert. Obwohl der F1 nie als Rennwagen geplant gewesen war, erkannten ein paar Rennfahrer sofort das Potenzial dieses Gefährts und drängten McLaren sowie den Motorenlieferanten BMW dazu, eine Rennversion zu bauen, die – wie nicht anders zu erwarten – 1995 die legendären 24 Stunden von Le Mans nebst etlichen anderen Meisterschaften gewann. Heute gilt der F1 als Ikone des Sportwagenbaus und als Legende auf vier Rädern – wenn überhaupt einmal ein Exemplar den Besitzer wechselt, dann liegen die Preise im zweistelligen Millionenbereich. Kein Wunder, dass diese Fahrzeuge in den Garagen von Ralph Lauren, Jay Leno und arabischen Königshäusern zu inden sind. Man muss diese Vorgeschichte kennen, um zu erahnen, welche Aufregung in den Kreisen wohlbetuchter Autosammler herrschte, als die ersten Gerüchte auftauchten, dass sich McLaren mit einem legitimen Nachfolger des F1 beschäftigen würde: Auch Namen, die gewohnt sind, jedes Auto dieser Erde angeboten zu bekommen, ließen diskret wissen, dass man bereit wäre, nahezu jeden Preis zu bezahlen. Wobei es natürlich half, bereits einen F1 zu besitzen. Noch komplizierter wurde die Situation, als sich herausstellte, dass McLaren nur 106 Exemplare bauen würde – als Hommage an den Vorgänger. Und nun – nachdem der Speedtail erstmals zu sehen ist – ist auch klar, dass diese 106 Exemplare zum Stückpreis von 1,75 Millionen Pfund plus landesübliche Steuern bereits vergeben sind. Die voraussichtliche Wertsteigerung: exorbitant. Aber was bekommt der glückliche Besitzer für diese Summe? McLaren verkündet: „Eine erhabene Kombination aus einem unglaublichen Fahrerlebnis, unvergleichlichem Individualismus und innovativen Materialien.“ Und natürlich legte man Wert darauf, dass der
Länge läuft: Filigran und Millimeter für Millimeter präzise vermessen erinnert die Heckpartie des Speedtail eher an ein Objekt aus der Weltraumfahrt
Das Kamm-Heck grüßt: Wunibald Kamm entwickelte das halb tropfenförmige Profil mit verkürztem Hintern als Inbegriff bester Aerodynamik – der F1 trug noch diese Heckpartie
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Was kommt / Der Nachfolger unterhält, dann wird klar, mit welchem Aufwand die Briten diesem Fahrzeug modernste Technologie, die derzeit verfügbar ist, mit auf den Weg gegeben haben. So gibt es keine Sonnenblenden mehr, stattdessen sind der obere Teil der Windschutzscheibe sowie ein gläsernes Bullauge über den Insassen und die Oberteile der Türen aus elektrochromem Glas, das auf Wunsch in Sekundenbruchteilen undurchsichtig wird. Klar, dass jeder Speedtail für seinen Käufer maßgeschneidert wird – das beginnt mit individuell angepassten Sitzen und endet bei Instrumenten und Schaltern, die aus Aluminium gefräst und von Hand poliert werden. Und damit der schnellste McLaren aller Zeiten auch optisch wie ein Fisch durch die Luft eilen kann, haben die Briten einen neuen digitalen Web-Prozess für die Carbonfaser-Karosserie entwickelt, bei dem direkt auf das Gewebe eine hauchdünne Titanschicht aufgeschmolzen wird. Das Ergebnis ist eine immense Festigkeit, ein niedriges Gewicht und ein Finish aus visueller Kohlefaser mit einem Chromefekt-Schimmer. Mit dem Speedtail bietet sich dem Käufer die Chance, die Farb- und Materialdesigns in bislang unbekannte Gebiete zu verschieben – seine Besitzer werden eine beispielloseReisederPersonalisierungerwerbenkönnen. Die Ergebnisse dieses Prozesses können wir ab Anfang 2020 bewundern, wenn wir das Glück haben sollten, einen Speedtail einmal zu sehen zu bekommen. R
Die Wahrscheinlichkeit, jemals einen McLaren Speedtail mit seinem sinistren Scheinwerferlicht im Rückspiegel zu sehen, dürfte sehr gering sein – und in der Mitte thront der Fahrer, umgeben von zwei Begleitern, die den Rest ihres Lebens wohl von dieser Fahrt berichten werden 46
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McLaren
neue Speedtail die auch heute noch beeindruckenden Fahrleistungen des F1 überbieten kann. Nun erfordern Fahrleistungen, die sich im Bereich um die 400-km/hGrenze einpendeln, neue technische Ansätze, denn hier spielt die schiere Kraft, die zur Verfügung steht, eine eher untergeordnete Rolle. Natürlich sind die 1050 PS, die der benzinbetriebene Hybrid-Antriebsstrang mit Elektro- und Benzinmotor bereitstellt, nicht zu unterschätzen, aber letztlich ist dies nur ein Bestandteil eines faszinierenden technischen Pakets. Wobei äußerlich nur die extreme Form erkennen lässt, wohin die Aerodynamik der Zukunft führen wird – das Vorbild ist in der Natur zu inden, genauer gesagt: bei den Fischen. Eine derart glatt geschlifene, perfekte Form könnte auch bei einem Hai zu inden sein – so perfekt scheint die verlängerte und nun 5,20 Meter messende Kohlefaser-Karosserie durch das Luftmeer gleiten zu können. Mit den statischen Kohlefaser-AeroAbdeckungen an den Vorderrädern, den einziehbaren digitalen Rückfahrkameras anstelle von Rückspiegeln und der aktiven Luftführung in der Heckpartie bietet der Speedtail den geringen Luftwiderstand und den Abtrieb, über den ein Fahrzeug verfügen muss, dessen Höchstgeschwindigkeit bei 402 km/h liegt. Den Spurt auf 300 km/h vollzieht der nur 1430 Kilogramm schwere Hyper-GT in nur 12,8 Sekunden. Wenn man sich mit den Ingenieuren des Hauses McLaren
Was kommt / Die Freiheit
Es gibt sie, die Zeitsparmaschine Mit NetJets ging es auf eine Reise ins schwedische Jämtland, um binnen 36 Stunden 27 Gänge im Sternelokal zu genießen und die Pisten des benachbarten Skigebiets unsicher zu machen. Finden Sie zu abgehoben? Wir finden das ziemlich normal für Menschen, die alles haben – nur nie wirklich Zeit
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Die Zutaten einer verr체ckten Reise: ein Privatjet, der in nur zwei Stunden von M체nchen in die N채he des Polarkreises fliegt, und flambierter Bone Marrow Pudding von Starkoch Magnus Nilsson in dessen Lokal F채viken Magasinet
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Am Ende der Zivilisation: Unsere Reise führt uns nach Jämtland in Mittelschweden. Auf jeden Einwohner kommen hier drei Elche. Wer die Reise auch machen mag, sollte mit Carsten Michaelis, Europa-Chef von NetJets, sprechen. Mit etwas über einer Million Euro wird man bei ihm zum Teilhaber und spart viel Lebenszeit
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„Das ist in diesem Moment Ihr ganz privater Raum.“ Carsten Michaelis
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Was kommt / Die Freiheit
Die scheinbar verlassene Holzhütte des Restaurants Fäviken ist in Wirklichkeit der Traum eines jeden Gourmets: Wer einen Tisch bestellt, zahlt 300 Euro pro Person und bekommt als Amuse-Gueule Rogen von der Forelle im Körbchen aus Schweineblut
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E Fotos und Text von Robert Kittel
Ich solle es doch bitte wie jeder NetJets-Kunde machen: fünf Minuten vor Abflug zum Flugzeug vorfahren und den Autoschlüssel abgeben.
s gibt Dinge, die sind heutzutage nicht unnormal: eine Flasche stilles Wasser zum Preis von sechs Kugeln Eis beispielsweise oder die Tatsache, aus Angst vor Staus und Schlangen an Sicherheitskontrollen zwei Stunden vor dem Check-in am Flughafen zu sein, um anschließend seine Privatsphäre auf einem winzigen Flugzeugsitz komplett in den Wind zu schießen. Ein sinnvoller Umgang mit Kosten, Zeit und Raum ist uns – zumindest auf Flugreisen – abhandengekommen. Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, ermöglichte uns das amerikanische Privatjet-Unternehmen NetJets eine Reise, die auf den ersten Blick ziemlich absurd klingt, auf den zweiten aber auch sehr sinnvoll: Innerhalb von 36 Stunden entliehen wir dem Alltag mit einem Privatlugzeug in die Pampa der schwedischen Provinz Jämtland, lassen uns von den 27 Gängen des derzeitaufregendstenZweisternelokalsderWelt, Magnus Nilssons Fäviken Magasinet, verwöhnen, testen noch ein wenig die Pisten des Ski-Weltcup-Ortes Åre und sind am Abend wieder gut gelaunt bei der eigenen Familie auf dem Sofa. Absurd deshalb, weil unsere CO2-Bilanz für dieses Jahr komplett im Eimer ist und der Trip mit geschätzten30000Eurokostentechnischnichtunbedingt günstig daherkommt. Aber eben auch sinnvoll, weil man sich ab und zu die Frage stellen muss: Wie viel Zeit und Privatsphäre bin ich bereit, in meinem kurzen Leben zu verschenken? Denn NetJets-Kunden leben in dieser Hinsicht in einem anderen Raum-Zeit-Kontinuum. Leider hatte mich vor Beginn der Reise eine Grippe lachgelegt, weshalb ich am Reisetag noch einmal beim Arzt meines Vertrauens sitze und mir Vitamine in die Venen drücken lasse. „Wollten Sie heute Mittag nicht nach Schweden liegen“, fragt der Arzt erstaunt und blickt auf seine Uhr. Es ist viertel nach elf, und ich gebe die für NetJets-Kunden völlig normale Antwort: „Doch, ja. Mein Flug geht aber erst in 45 Minuten.“ Selbst im Dunstkreis meines Wohnorts am Starnberger See wird man mit einer solchen Aussage für nicht zurechnungsfähig gehalten, abgesehen davon, dass wir vom Münchner Flughafen mehr als eine Autostunde entfernt liegen und es wahrscheinlich wenige Patienten gibt, die regelmäßig vom nur 20 Minuten entfernten Sonderlughafen Oberpfafenhofen starten. So wie meinem Arzt war es auch mir am Vortag ergangen, als ich am Sonderlugplatz angerufen hatte, um zu fragen, wo man denn sein Auto abstellen könne und wann ich spätestens da sein solle, um den Flieger nicht zu verpassen. Der Mann am Telefon wirkte ebenfalls irritiert, sah in seinem Kalender nach, sagte, ich stehe auf seiner Liste als NetJets-Kunde und solle es einfach wie immer machen: Fünf Minuten vor Ablug zum Flugzeug vorfahren, ihm den Schlüssel in die Hand geben und wohin auch immer abdüsen. Und „verpassen“ könne man diesen Flieger nicht. „Der wartet.“ Ungefähr so einfach ist es tatsächlich, wenn man dann auf dem Rollfeld parkt, direkt neben seinem Flugzeug, kein Sicherheitsmann weit und breit und auch keine
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Was kommt / Die Freiheit
Der Könner in der Küche, Magnus Nilsson, 35, lernte bei Großmeister Alain Passard in dessen Pariser Restaurant L’Arpège, wie man aus natürlichen Zutaten übernatürliche Spezialitäten auf den Tisch zaubert
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„Nimmt man die Anzahl unserer Jets, sind wir die füntgrößte Fluggesellschat der Welt.“ Carsten Michaelis
Seeteufel mit Kohl. Klingt wenig spannend, ist aber eine Gaumenexplosion. Der im Juni geerntete Kohl wird von Nilsson auf eine eigentümliche Art eingelegt und sehr viel später serviert
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Eines der berühmtesten Gerichte des Fäviken Magasinet: von Hand gesammelte Jakobsmuscheln aus dem 300 Kilometer entfernten Hitra in Norwegen
Hohe Preise, limitierte Auflagen und schwer zu bekommene Tische setzen auch in höherem Alter noch Glücksgefühle frei. Schön einfach. 56
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Duty-free-Duftbetäubung. Nicht einmal ein anderes Flugzeug stört den Blick auf die kleine Landebahn. Ungewöhnlich an diesem NetJets-Trip ist eher, dass ich vom Europa-Chef persönlich begrüßt werde. Carsten Michaelis wartet vor dem Flieger, er trägt Einstecktuch, aber keine Krawatte und kommt gerade aus London, wo auch das Hauptquartier von NetJets steht. Ursprünglich stammt er aus Westfalen, das merkt man an seinem klaren Hochdeutsch. Unser Transportmittel: eine neue Cessna Citation Latitude, unter Flugzeug-Freaks das Nonplusultra unter den derzeitigen Learjet-Modellen. Die Latitude schaft Distanzen von 5000 Kilometern, sticht mit knapp 800 km/h durch den Himmel und bietet Platz für sieben Passagiere. Ein solcher Jet ist nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern auch Statussymbol. Und die Tatsache, dass wir hier im Münchner Umland komplett allein auf dem Rollfeld stehen und gleich exklusiv via Dänemark zu einem unvergesslichen Dinner nach Schweden starten, legt in einem Mann doch ein paar emotional gepolte Schalter um: Was wäre, wenn man von hier aus mit diesem weißen Heiligtum mit seiner Liebsten abheben könnte? Ähnlich wie Richard Gere in Pretty Woman würde man das Ziel nicht verraten, sondern selbstbewusst ein Glas Jahrgangschampagner reichen und der Dame die Sicherheitshinweise vorlesen: das Handy bitte anlassen und während des Fluges gern den Piloten zu geograischen Highlights befragen. In einer solchen Maschine vergeht die Zeit – sorry – wie im Flug. Die Geschichten und Anekdoten des NetJets-Chefs sind überaus launig. Tennisspieler Roger Federer sei einer der prominentesten Kunden des Unternehmens, er nutzt den Service seit 2004 und behauptet, auch dank des Komforts von NetJets sei er im Alter von 37 Jahren noch immer fähig, große Turniere zu gewinnen. Der Vorteil für den Tennisspielers: Wenn er verliert, steht binnen zehn Stunden ein passender Jet für ihn und seine Entourage überall auf der Welt bereit. Die Betonung liegt hier auf „passend“, denn: „Das ist einer der größten Vorteile von NetJets gegenüber einem eigenen Jet“, sagt Carsten Michaelis, als er die erste Flasche Ruinart-Champagner aus dem wurzelnusshölzernen Kühlfach holt. „Wenn Sie allein liegen, bekommen Sie von uns ein kleines Flugzeug, wenn Sie zu zehnt sind, senden wir Ihnen ein größeres. Grundsätzlich haben Sie – wenn Sie Teilhaber sind – Zugrif auf die gesamte Flotte.“ Und die ist mit 700 Flugzeugen weltweit sehr anständig. Wer zum ersten Mal mit einem solchen Jet liegt, lernt auch die Vorzüge der eigenen Privatsphäre zu schätzen – man kann dank konstantem WLAN an Bord auch private E-Mails lesen und beantworten. Selbst in der First und Business Class der großen Airlines fühlt man sich manchmal wie in einem Zeltlager, der Nachbar kann Dokumente mitlesen, auf Übernachtlügen begegnet man sich im Pyjama auf dem Flur. Im Privatjet ist der
Mensch, wie der Name schon verrät, wieder eine geschützte Person, oder wie es Carsten Michaelis ausdrückt: „Das ist in diesem Moment Ihr ganz privater Raum.“ Deshalb gibt es mit dem Anlug auf den Flughafen Östersund mit Blick auf schneebedeckte Mondlandschaften auch das dritte Glas Champagner und via Bluetooth laut aufgedrehte Musik von Coldplay. Kurz nach der Landung im verschneiten Östersund, immerhin noch mal 800 Kilometer nördlich von Göteborg gelegen, punktet die Zeitmaschine mit all ihrer Kraft. Die Zeiger verkünden: Es ist 14.07 Uhr. Wenn man Europa der Länge nach mit 800 km/h durchkreuzt, verkleinert sich der Kontinent zu einer Miniregion. Schließlich hat man doch soeben noch auf dem Behandlungsstuhl des Arztes gesessen. Theoretisch hätte man auch um 16.30 Uhr starten können, um den Beginn des Dinners um 19 Uhr zu schafen, doch wir wollen zuvor noch gemütlich im Hotel Åregården im idyllischen Wintersportort Åre einchecken, was bereits um 15 Uhr der Fall ist. Von Haustür zu Zimmertür waren das also dreieinhalb Stunden. Ohne den Privatjet wären es via Amsterdam und Trondheim elf gewesen. Bei Hin- und Rückreise bedeutet das 15 Stunden, die man länger mit Autofahrten, Sicherheitskontrollen, Kafeepausen und Check-in-Warteschlangen verbringt, mal ganz abgesehen davon, dass man sich in Ruhe unterhalten konnte, ohne dies gleich mit 100 anderen zu teilen. Als wir gegen 19 Uhr am Eingang des Restaurants vorfahren, ist es stockdunkel, die Sterne funkeln über dem Areal, ein Feuer brennt. Magnus Nilsson, der Star des Anwesens, wartet am Eingang in seiner weißen Kochschürze und begrüßt jeden Gast persönlich. Mit 250 000 Instagram-Followern ist er einer der berühmtesten Köche der Gegenwart. Um einen Tisch im Fäviken zu bekommen, muss man etwa neun Monate im Voraus buchen. Nilsson ist allerdings kein Alain Ducasse, er steht lieber im Hintergrund, also in der Küche, oder er spaziert durch die Landschaft, um an neuen Kreationen zu arbeiten. Wer im Fäviken diniert, soll eine kulinarische Reise in den Norden Europas machen, Nilssons Exklusivität besteht darin, jede Zutat für die Wintermonate konserviert zu haben und in kurzen Abständen ein ganzes Potpourri an naturnahen Spezialitäten zu präsentieren – eine Art Speeddating von ungeübtem Gaumen mit regionaler Superfeinkost. Doch die große Frage ist: Können 27 Gänge mit eigenwilligen Kreationen eines anderen Breitengrades den Magen mehr verwöhnen als ein Wiener Schnitzel aus dem Wiener Steirereck? Wir starten mit Champagner aus dem Hause Frédéric Savart, dazu reichen die Kellner hauchdünne, mit Essig besprenkelte Leinsamenchips mit einer Paste aus blauen Muscheln. Die ersten Gänge werden im Fäviken im Parterre in einer Art Lounge-Area serviert. Man sitzt in Sesseln, nervtötende Volksmusik dudelt aus einer Box, und gut gekleidete Kellner staksen über den alten
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Was kommt / Die Freiheit Holzboden. Man fühlt sich wie in einer Scheune, was sehr schön und authentisch ist und vor allem in diese Gegend passt – irgendwie wie in Bayern. Der Witz an einem 27-Gänge-Dinner in der Pampa von Schweden ist: Es fühlt sich allein schon deshalb besonders an, weil man neun Monate zuvor die Reservierung tätigen musste und nun via Privatjet an diesen skurrilen Ort gelangt ist. Der Mensch ist ein psychologisches Opfer. Hohe Preise, limitierte Aulagen und schwer zu bekommene Tische setzen auch in höherem Alter Glücksgefühle frei. Schön einfach. In Gedanken plant man bereits die nächste Reise: vielleicht ein abendliches Picknick auf Sizilien, mit ein paar Klappstühlen, Blick auf den Ätna und Eckart Witzigmann als – natürlich von NetJets eingelogenem – Leihkoch? Nach etwa fünf Gängen – es gibt zum Beispiel Brühe aus geräuchertem Rentier und verrottetem Laub, führt uns ein Kellner in die Stube im ersten Stock. Auch hier ist alles rustikal, bis auf die weißen Tische, die man so auch bei IKEA inden würde. Auch das Tempo ist rasant für ein Dinner: Alle vier bis fünf Minuten klatscht ein Chef de Rang in die Hände, erklärt kurz, was gleich auf den Tisch kommen wird, und dann spült man schon wieder gedämpften Kabeljau mit Fichtensprossen und fermentierten Topinambur-Würfeln mit einem weißen 2007er Châteauneuf-du-Pape hinunter, um sich auf den Kaviar von der wilden Forelle in einem Körbchen aus getrocknetem Schweineblut vorzubereiten. Ganz ehrlich, auch im Fäviken geht es vielen Gästen wie in vielen
dieser Läden: Nach zwei Stunden und acht bis zehn feinen Gängen würde man nun gern in eine laute Hotelbar stürzen und bei einem kühlen Bierchen ein paar salzige Chips verspeisen. Einer der Nachteile von Privatjets ist, dass man dem eigenen Empinden von Raum und Zeit eine neue Wichtigkeit verpasst. Stunden werden zu Minuten, Diners zu Amuse-Gueules. Man verliert ein wenig die Bodenhaftung. Wäre man – wie unsere Tischnachbarn aus Russland – 17 Stunden angereist, würde man voller Demut jeden Gang genießen und die Klappe halten. Bin ich aber nicht, ich saß vorhin noch auf dem Patientenstuhl. Wir entscheiden, bis zum 25. Gang (Bone Marrow Pudding, lambiert, keine Ofenbarung, aber interessant) hier zu bleiben und spätestens nach der Candybox mit Lakritz-Pastillen, geräuchertem Karamell und getrockneten Vogel- und Blaubeeren zurück nach Åre zu fahren, um dort im Nightclub noch ein wenig diese historische Reise zu feiern. Ich gehe zeitig ins Bett, um am nächsten Morgen noch für drei Stunden das Tageslicht auf den wunderbaren Pisten von Åre auf den Leihski zu genießen. Im Anschluss geht es via Östersund nach Hause. Zwei Stunden und drei Minuten Flugzeit und eine kurze Autofahrt später sitze ich gegen 17 Uhr – wieder ganz gewöhnlich – am heimischen Esstisch. Ich lege mir eine Scheibe Salami aufs Brot. Auch gut. Vom Metzger im Dorf, geholt mit dem Fahrrad, nicht mit dem Privatjet. Es sind die vielen kleinen Dinge, die einen glücklich machen müssen. Die großen Dinge sind einfach zu selten. Oh, Tatort läuft. Es ist wohl Sonntag. R
Ein Traum in Holz: Wer Glück hat und früh bucht, bekommt im Fäviken ein Zimmer zum Übernachten und darf dann noch ein Fäviken-Gourmet-Frühstück genießen 58
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Grenzerfahrung: im Privatjet kurz durch die Weite Mittelschwedens gleiten
Meins, deins, unser
NetJets lebt das Prinzip des Teilens. Ein Gespräch über den Wolken mit Carsten Michaelis, Senior Vice President Continental Europe
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enn man das einmal erlebt hat, ist der Rücklug in der Verkehrsmaschine wie die Rückkehr zum ewigen Händchenhalten, nachdem man mal Sex hatte. Das soll Warren Bufett über NetJets gesagt haben, die Firma, die er dann 1998 kaufte. Seither ist NetJets eine Erfolgsgeschichte und weniger kompliziert, als man denken mag. Herr Michaelis, was ist die Idee hinter NetJets? Nehmen wir das Flugzeug, in dem wir gerade sitzen. Das ist eine Cessna Citation Latitude, eine der modernsten Maschinen im Privatjet-Business. Unser kleinstes Paket umfasst eine Beteiligung an diesem Flugzeug von einem Sechzehntel. Die Cessna kostet etwa 17 Millionen Dollar, also knapp über eine Million. Dazu kommt eine monatliche Management Fee für die garantierte Bereitstellung der Jets innerhalb von nur zehn Stunden sowie die Berechnung einer Stundenrate je nach angefragtem Flugzeugtyp. Wir bieten das Anteilsprogramm bereits ab einem Bedarf von 50 Stunden pro Jahr an. Etwa 5000 Euro pro Stunde ist der Einstiegspreis. Und dann liege ich mit diesem Jet, oder muss ich ihn mit anderen teilen? Shared Ownership ist unsere Hauptsäule, daneben bieten wir für einen Bedarf von unter 25 Stunden unsere Private Jet Card an. Sie haben dann Zugrif auf die
gesamte Flotte von NetJets – 700 Flugzeuge weltweit und etwa 100 davon in Europa. Wenn Sie nur eine kurze Strecke liegen, stellen wir Ihnen auf Wunsch einen kleineren Jet zur Verfügung, dann sparen Sie sich ein paar Flugstunden. Falls Sie mit Ihrer gesamten Familie verreisen möchten, können Sie aber auch ein größeres Flugzeug ordern, dann berechnen wir einen etwas höheren Flugstundensatz. Dieser variiert also je nach Größe des angeforderten Fliegers. Worin liegt der Vorteil einer Shared Ownership gegenüber einem Privatjet-Charter, bei dem man keine laufenden Kosten hat? Da gibt es viele Vorteile: Wenn Sie also im Norden von Schweden gestrandet sind, rufen Sie an und binnen zehn Stunden stellen wir Ihnen das passende Flugzeug bereit. Wir haben hierfür ein Team von 500 Mitarbeitern, allein 40 Mitarbeiter sind direkt in Ihre Flugbuchung mit eingebunden. Ein weiterer Vorteil: Wir berechnen auch nicht den „Leerlug“, also die Strecke, die das Flugzeug zurücklegen muss, um Sie abzuholen. Dazu kommt, dass wir durch unsere Größe – nimmt man die Anzahl unserer Jets, sind wir immerhin schon die fünftgrößte Fluggesellschaft der Welt – ausschließlich fest angestellte und bestens ausgebildete Piloten haben. Und die Ablugzeiten sind sehr variabel. R
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Was kommt / Die Metamorphose
Doppelter Genuss
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anche Entwicklungen führen im großen Bogen wieder zum Ursprung. Als eine Expedition des englischen Seefahrers James Cook das erste Mal auf Menschen traf, die auf Brettern Wellen hinunterglitten, war die Französische Revolution noch elf Jahre entfernt. 1778 notierte William Anderson, Cooks Schifsarzt, in seinem Tagebuch: „Ich konnte nicht umhin zu folgern, dass dieser Mann allergrößtes Vergnügen empfand, als ihn das Meer so rasch und leicht vorantrieb.“ Für die Hawaiianer aber war das Wellenreiten mehr als ein Spaß, es war Teil ihrer Religion. Die Auswahl des Baums für das Brett war essenziell und wurde von Ritualen begleitet. Und hier schließt sich der Kreis. Für Mike LaVecchia von Grain Surboards (grain surboards.com) hat Wellenreiten seit jeher etwas Spirituelles. Daher entschloss er sich im Jahr 2005, seine Bretter wieder aus Holz zu fertigen. Es ist ein langwieriger Prozess, und in der Verarbeitung ist Holz weit schwieriger als Schaumstof, Glasfasermatten und Harz. Er muss – ähnlich wie bei Flugzeugtraglä-
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chen – vorher ein stabiles Skelett bauen, das im Anschluss laminiert wird. Der so erzeugte Hohlraum garantiert den Auftrieb und ein vertretbares Gewicht (5,8 Kilo). „Holz ist der wahre Rohstof für Surfbretter – nachhaltig und traditionell“, sagt Mike. Nun hat er sich mit jemandem zusammengetan, der Holz zu bieten hat, das schon selbst eine Tradition hat. Glenmorangie. Die schottische Whiskybrennerei lagert ihr Destillat zum Reifen in amerikanischen Weißeichenfässern, die nach zweimaligen Befüllen ihr typisches Aroma nicht mehr abgeben und weiterverkauft werden. Für eine limitierte Surbrettedition nutzt Mike nun das Holz dieser aussortierten Fässer für die Spanten seiner Bretter – zwölf Stück je Board. Das Brett wird auf den Surfer wie ein Maßanzug geschnitten. Es dauert drei Monate, bis das Brett fertig ist – rund fünfmal länger als bei einem Kunststoboard. Dafür hat man aber die Gewissheit, den Urvätern des Wellenreitens ganz nah zu sein. Preis: 4800 Euro. R tig
Glenmorangie
Das Holz für die Eichenfässer, in denen der Glenmorangie zum Whisky reift, hat schon einen langen Weg hinter sich. Seine letzte Reise führt es zurück aufs Meer. In anderer Form und mit neuer Aufgabe
Limits? Gibt es nicht. #LifeBeyondOrdinary
Die neuen Miele G 7000 GeschirrspĂźler
Miele. Immer Besser. g7000.miele.com
Was kommt / Der Look
Männer hassen Einkaufen? Kommt darauf an. Wer mit einem 1953 Ferrari 166 MM Spider zum Christmas-Shopping ansetzt, hat auf jeden Fall einen Sinn fßr Silhouetten, reichhaltige Stoffe und naturnahe Farben
Driving home 62
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Anzug BOGLIOLI 1340 Euro boglioli.it Hemd SEIDENSTICKER 67 Euro seidensticker.com Wollmantel PAUL SMITH 1475 Euro paulsmith.com Krawatte POLO RALPH LAUREN 165 Euro ralphlauren.de Brille BELSTAFF 390 Euro belstaff.de
for Christmas Fotos von Sergi Pons Styling und Creative von Eve Sand Model Andrés Velencoso c/o Sight Management
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Was kommt / Der Look
Giorgio Armani Boutique München
Pullover 700 Euro, Bomberjacke 1850 Euro, Hose 700 Euro und Schuhe 520 Euro, alles GIORGIO ARMANI armani.com
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Wildlederjacke CANALI 5110Euro canali.com Wollhose JIL SANDER 1150 Euro jilsander.com Tuch HERMÈS 650 Euro hermes.com Schuhe SANTONI 680 Euro santonishoes.com Robb Report
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Was kommt / Der Look Anzug CANALI 1380 Euro canali.com Kaschmirpullover RALPH LAUREN 1450 Euro ralphlauren.de Schal HUGO BOSS 330 Euro hugoboss.de Handschuhe HERMÈS 815 Euro hermes.de
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Was kommt / Der Look Mantel Z ZEGNA 1100 Euro, Hose 1100 Euro, Kaschmirpullover 890 Euro, beides ERMENEGILDO ZEGNA COUTURE zegna.de Schal HUGO BOSS 330 Euro hugoboss.de Regenschirm HERMÈS 615 Euro hermes.de
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Kaschmirmantel BRIONI 4600 Euro brioni.com Kaschmirpullover LOUIS VUITTON 990 Euro louisvuitton.com Uhr IWC (Tribute to Pallweber) 23 100 Euro iwc.com
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Was kommt / Der Look
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Luxury Award 2019
Während die Öfnung völlig neuer Vertriebs- und Beratungskanäle im Internet die Schweizer Uhrenindustrie umkrempelt wie zuvor vielleicht nur die Quarzkrise in den 70er-Jahren, hört man bei Audemars Piguet ganz andere Töne. Und das ist sowohl im übertragenen wie sprichwörtlichen Sinn zu verstehen. Nicht nur verabschiedet man sich vom klassischen Uhrenvertrieb über Luxusjuweliere wie Wempe und gründet neue eigene Boutiquen (wie hier auf der Maximilianstraße in München oder ab Ende November in Frankfurt), sondern man wird ab 2020 auch dem Genfer Uhrensalon den Rücken kehren. Übermut sagen die einen, klares Kalkül die anderen. Unbestritten ist, dass derzeit wohl keine Marke weltweit als begehrter gilt: Die 2016 als Concept Watch und letztes Jahr als Serienmodell vorgestellte Minutenrepetition kann als Speerspitze gegen das Establishment verstanden werden. Denn wenige Häuser haben eine Uhr mit einem solchen Mechanismus im Programm, also einer Funktion, die erfunden wurde, lange bevor es selbstleuchtende Zeiger gab. Um sich nachts nicht jedes Mal eine Kerze anzünden zu müssen, nur um auf die Taschenuhr zu schauen, ließen sich Generäle, Päpste und Könige durch Betätigen einen Zughebels Stunden, Viertelstunden und Minuten durch Hämmerchen, die auf mehrere Tonfedern schlugen, läuten. Diese Mechanismen aus mehreren Hundert Teilen sind heute natürlich auf Armbanduhrengröße geschrumpft, damit der CEO dem Bankdirektor abends auch mal an der Bar zeigen kann, was der Hammer schlägt. Leider sind die Dinger nur oft so furchtbar leise, dass sich die Manufaktur diesem herrlich sinnlosen Problem mehrere Jahre lang mit mathematischer Genauigkeit gewidmet hat. Das Ergebnis ist die Royal Oak Concept Supersonnerie, in der die mit Abstand lauteste Minutenrepetition eines Armbanduhrwerks erklingt. Drei Patente vereint der Mechanismus. Neben dem Spezialstahl zur Herstellung der Tonfedern und dem lautlosen und haardünnen Anker des Schlagwerks ist das im Resonanzboden versteckte dritte Patent das wohl spannendste: Das Ganze funktioniert nämlich ähnlich wie der verstärkende Klangkörper einer Gitarre. Wert des Orchesters für Arme: rund 470 000 Euro, genauer geht es leider nicht, denn in dieser Klasse wird auch bei der lässigsten Uhrenmarke mit Tageskursen gerechnet. Das Audemars Piguet House Munich liegt an der Maximilianstraße 35, Eingang C, 80539 München. Bitte vereinbaren Sie einen Termin unter aphouse.munich@audemarspiguet.com oder telefonisch unter 0049/89/262 04 93 00.
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Private shopping space von Audemars Piguet
Beste Concept Watch: Audemars Piguet Royal Oak Concept Supersonnerie
Uhr (Royal Oak Concept Supersonnerie) AUDEMARS PIGUET Preis auf Anfrage Sakko 525 Euro, Hemd 130 Euro, beides HACKETT hackett.com Bluse (links) SEIDENSTICKER 67 Euro seidensticker.com
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Was kommt / Der Look Mantel DIOR 2600 Euro dior.com Rollkragen MICHAEL KORS 499 Euro michaelkors.de Wollhose RALPH LAUREN PURPLE 695 Euro ralphlauren.de Schuhe SANTONI 680 Euro santonishoes.com
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Brenner Bar München
Pullover HERMÈS 1090 Euro hermes.com Wollhose RALPH LAUREN PURPLE 695 Euro ralphlauren.de Tasche aus Wildleder MICHAEL KORS 598 Euro michaelkors.de
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Was kommt / Der Look
Der Filmstar unter den Ferraris: Der 1953er 166 MM Spider Als der Ölkonzern Shell 1953 beschloss, einen Film über die Mille Miglia zu drehen, kam für den Job des Regisseurs nur ein Mann infrage: Bill Mason, Vater des Pink-Floyd-Schlagzeugers und berühmten Ferrari-Sammlers Nick Mason. Da Bill nicht nur ein Dokumentarilmer, sondern auch ein erfahrener Gentleman Racer war, wusste er, dass er für ein wirklich authentisches Porträt des Rennens Aufnahmen aus dem Cockpit eines teilnehmenden Rennwagens bräuchte. „Diese Idee stand irgendwie im Raum, und ich glaube, es war Enzo Ferrari persönlich, der sie meinem Vater möglich machte“, erinnert sich Nick Mason jüngst während eines kurzen Austauschs über das Auto mit den Redakteuren von Classic Driver. Bei der Chassisnummer 0272M handelt sich um den fünften von 13 im Jahr 1953 gebauten Ferraris 166 MM, diese zeichnen sich durch einige charakteristische Details aus: flache Nase, großer Kühlergrill, Stromliniendesign, zwei Luftlöcher pro Seite, winzige Türen, Aluminiumkarosserie und ein Heck in Form einer Zahnpastatube. Bei so vielen mutigen Features mag man denken, sehr schnell auf den verantwortlichen Karosseriebauer zu kommen, doch es indet sich kein einziges Detail, das mit 100-prozentiger Sicherheit auf ein spezielles Designhaus schließen ließe. Auch lässt sich nirgendwo in den Fahrzeugpapieren ein Hinweis auf den Erbauer des 166 MM inden. Allgemein wird davon ausgegangen, dass Aurelio Lampredi der Designer war und Ferrari das Auto komplett selbst gebaut hat. Mit seinem nur zwei Liter großen V12 war der kleine Ferrari vielleicht nicht der ideale Kamerawagen – zumal das Filmgerät in jenen Jahren noch in der Hand gehalten werden musste. Was man an den zum Teil doch recht stark verwackelten InboardAufnahmen jenes Shell-Films sehen kann. Der Wagen ging übrigens 1954 noch einmal bei der Mille Miglia an den Start – erneut im Rahmen eines Films. Diesmal jedoch vor den Kameras des von den MGM Studios produzierten Streifens The Racers mit Kirk Douglas in der Hauptrolle, der auch in vielen Szenen selbst fuhr. Bill Mason machte sich derweil im Auftrag von Shell an eine dreiteilige Dokumentation über die Geschichte des Motorsports – eine Arbeit, die über 20 Jahre erforderte. Dieser Ferrari 166 MM Spider hat einen gebührenden Platz in der Geschichte des Motorsports und nahm an der modernen Mille Miglia 2008, 2009 und 2010 teil. Zugleich half er auch dabei, das Genre Autorennen auf die große Leinwand zu bringen. Ohne ihn (und Bill Mason) hätte es vielleicht automobile Kultilme wie Bullitt, The Italian Job, Gone in 60 Seconds, The Fast and the Furious oder Baby Driver nie gegeben. Der Ferrari-Historiker Andrea Curami nannte den 0272 M in seinem 2008er Jahrbuch der Mille Miglia: „One of the most original early racing Ferraris in existence!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.
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Wollmantel BOGLIOLI 1100 Euro boglioli.it Poloshirt OLYMP 100 Euro olymp.com Jeansjacke BELSTAFF 450 Euro belstaff.de Handschuhe HERMÈS 815 Euro hermes.com Brille BOTTEGA VENETA 420 Euro bottegaveneta.com
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Mantel 2500 Euro, Mantelhemd darunter, beides PRADA 2400 Euro prada.com
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Grooming Sascha Wobido Styling Assistant Amelie Roth Digital Operator Adria Botella EspadalĂŠ Foto Assistant Florian Lankes Produktion Julia Christl Prop Styling Marlene Schuell
Was kommt / Der Look
Uhr (Royal Oak Concept Supersonnerie) AUDEMARS PIGUET Preis auf Anfrage Jeansjacke BELSTAFF 450 Euro belstaff.de Mantel BOGLIOLI 1100 Euro boglioli.it
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Was kommt / Das Einkaufserlebnis
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Die nächste Dimension
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ie Branche ist in Aufruhr. Das Geschäftsmodell der Luxusuhrenindustrie vom stationären Einzelhandel, der seine Uhren im Voraus bei den Herstellern einkauft, gerät ins Wanken. Dazu haben wir Fragen. Wir trafen den CEO von Audemars Piguet, François-Henry Bennahmias, bei der Eröfnung des AP House Munich. Der neue Showroom liegt nicht prominent an, sondern versteckt auf der Rückseite der Maximilianstraße. Ein Novum. Und nicht das einzige. HerrBennahmias,siehtsoderidealeVerkaufsraumaus? Sofaecke, Cocktailbar und kein Schaufenster? Unsere Kunden kaufen ja keine Auslegeware. Kommen Sie nach Le Brassus in unsere Manufaktur, das ist der ideale Verkaufsraum. Dort bauen Sie ein Museum mit Bjarke Ingels und ein neues Hotel. Auch keine Boutique.
„Das wird die wichtigste Strategieeinführung der Marke seit 25 Jahren.“ François-Henry Bennahmias 78
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Audemars Piguet
Hat Großes vor: Audemars-Piguet-Chef François-Henry Bennahmias
Das Hotel haben wir schon lange. Ziel ist es, dass Kunden nicht mehr nur für zwei Stunden nach Le Brassus kommen. Sie sollen ein, zwei Tage bleiben. Sie sollen Rad fahren oder reiten gehen, im Winter Ski fahren. Wir wollen unsere Kunden besser kennenlernen. Kennen Sie Ihre Kunden nicht gut genug? Es geht um die Qualität eines Kontakts. Wir wollen verstehen, was unsere Kunden in der Zukunft gern von uns haben möchten. Und dafür muss ich sie besser kennenlernen. Im Geschäft ist das schwierig, beim Abendessen oder einer Partie Golfspiel schon einfacher. Ist das mit ein Grund, dass Sie Händler wie Wempe verlassen, um eigene Verkaufspunkte aufzumachen? Wir sind von 540 Türen in der Welt runter auf 250. Die Leute hassen Veränderung. Aber ein paar Jahre später, wenn es gut läuft, schauen alle hin und sagen, warum haben wir so lange gewartet? Wir haben heute als unabhängige Marke den Luxus, dass wir die Wahl haben. Was macht Sie so sicher, dass die Strategie aufgeht? Zunächst einmal betrachte ich die Uhrenindustrie nicht als Trendsetter. Es ist ein übersichtliches Gewerk, das möglicherweise 20 Jahre hinterherhinkt verglichen mit anderen Branchen wie der Autoindustrie oder der Mode. Wir müssen aufmerksam sein. Ich schaue mir an, was in vielen anderen Bereichen vor sich geht, das können Lebensmittelläden sein oder Kafeeröstereien. Sie haben Ihre Uhrenproduktion auf 40 000 Stück gedrosselt. Wie wollen Sie so mehr verkaufen? Ich habe gesagt, wir fangen bei 40000 an, erhöhen nun, weil wir erfolgreich sind. Ideal sind bald 45000 Uhren. Wollen Sie denn andere Produkte herstellen? Wir haben es schon gemacht, sei es Parfüms, Gläser, Schmuck. Wir sind gescheitert. Aber wir kommen wieder. Habe ich das gerade gesagt? Ofenbar. Sie haben auch verkündet, die Uhrenmesse SIHH 2020 zu verlassen … Der Wandel unserer Branche und die Signale müssen über Genf hinausgehen, bis in die USA und nach Asien. Es ist ein Appell: Wir müssen uns bewegen. Was entgegen Sie Kritikern, die sagen, AP sei eine Single Watch Brand mit einem Zugpferd? Zwei Worte. Erstes: Veränderung. Zweites: 2019. Zusatz: Seien Sie still und warten Sie ab. Wie wichtig wird diese Innovation? Das wird die wichtigste Strategieeinführung der Marke, seitichvor25JahrenbeiAudemarsPiguetaning. R jk
DIE GROSSE FREIHEIT.
SO LEGER K ANN LUXUS SEIN. Genießen Sie höchsten Komfort und entspannten Lifestyle auf Ihrer Reise mit der EUROPA 2, dem laut Berlitz Cruise Guide 2019 besten Kreuzfahrtschiff der Welt. Dabei erwarten Sie auch auf den entlegensten Trauminseln ein Höchstmaß an individueller Freiheit und unvergessliche Erlebnisse, die unser Reise Concierge für Sie arrangiert. Fernweh geweckt? Besuchen Sie uns auf www.hl-cruises.de/auszeit
Nein sagen …
… zu Trend-Zombis
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edenken wir einer Ikone: Burt Reynolds. Jetzt, nachdem die erste Flutwelle an Nachrufen abebbt, muss man dem Guten huldigen. Denn Reynolds war gezeitenlos. Er hinterließ Männern neben seinen Filmen etwas Bleibendes. Ein Mantra: „Wenn du nur lange genug bei einer Sache bleibst, kommt sie irgendwann wieder in Mode. So wie ich.“ Ein scheinbar harmloses Womanizer-Bonmot reagiert explosiv mit dem Heute. Kürzere Abstände zwischen Modekollektionen ergeben kürzere Zeit zum Nachdenken. Ergibt in Summe: Fashion-Burn-out. In diesem Jahr wurden erstmals mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Bis 2020 will die Branche um 60 Prozent wachsen. Instagram und Shows zeigen Serviervorschläge von Fast Fashion: Baggy-Pants, Bauchtaschen, eckige Lederschuhe, Shirts als ironische Readymades (zuletzt präsentiert vom Label Vetements, das DHL-Paketboten-Shirts für knapp 500 Dollar in New York verkaufte) … aphasisches Stottern. Eine Aneinanderreihung von wiederbelebten Toten, die taumelnd nach kurzem Aufbäumen wieder ins Grab fallen. Seelenlose Dinge. Trends werden wie Kondome gehandhabt, weil sie oft weniger kosten als eine Packung Latex-Begleiter: überstreifen, nutzen, wegwerfen. Wie Trendforscherin Li Edelkoort es zusammenfasst: „Früher hast du das Kleidungsstück getragen. Jetzt tragen sie dich.“ Wie Reynolds entlarvt sie die Koketterie mit dem Sinnlosen. Denn sie filtert Trends durch eine Erfahrung von 68 Jahren. Für sie ist das Bleibende das Wertvolle. Richtig liegen statt neu dastehen. Ein Whisky wird nicht mit Schirmchen drapiert oder durch eine Socke gefiltert, weil es gerade der letzte Schrei ist. Stil bedeutet Nachhaltigkeit. Besser also, wir kleiden uns mit Stoffen, die bleiben. Mit Designs, die überzeugen. Und werden durch klassischen Stil – vermeintlichen Stillstand – zur neuen Avantgarde, um unser eigenes Erbe zu anzutreten. Breitbeinig. R Sebastian Tromm Robb Report
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Wenn die Fashion-Untoten auferstehen, schaffen es sogar DHL-Boten-Shirts auf den Laufsteg. Für rund 400 Euro auch in Deutschland zu bekommen – oder zusammen mit einem Arbeitsvertrag beim Paketversandservice Ihres Vertrauens
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02 Kapitel
Was ist Darauf sollten Sie jetzt nicht verzichten
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Luxury Award 2019
Bester Chronograph: der Triple-Split von A. Lange & Söhne
Lange & Söhne; Erik Gross
Chronographen mit SchleppzeigerMechanismen sind für A. Lange & Söhne nichts Neues. Die Sachsen verstehen sich seit 1886, darauf, zwei zeitgleich startende Ereignisse – wie ein Rennen – vergleichend zu stoppen und auch Zwischenzeiten zu messen. Dem Manko, dass klassische Rattrapante-Chronographen höchstens 60 Sekunden Differenz anzeigen, begegnete man 2004 mit dem Kaliber L001.1 mit zwei Einholzeigern für Sekunden und gezählte Minuten. Auf diese viel beachtete Pionierleistung folgt nun eine weitere: der Triple Split. Sie besitzt den ersten Dreifach-Schleppzeiger der Welt. Die Neuheit ermöglicht auch stundenlange Vergleichsmessungen – wie einen Ironman-Triathlon – dank Zwölf-StundenTotalisator. Beim Manufakturkaliber L132.1 handelt es sich um eine tief greifende Weiterentwicklung des Double Split. Trotz 102 zusätzlicher Teile begnügt sich das Handaufzugswerk mit den gleichen 30,6 Millimeter Durchmesser und 9,4 Millimeter Bauhöhe. Die Unruh mit variabler Trägheit vollzieht stündlich 21 600 Halbschwingungen. Insgesamt benötigen Uhrmacher 567 Komponenten für einen der sorgfältig finissierten Mikrokosmen. Der handgravierte Unruhkloben trägt eine Schwanenhals-Regulierung. Manuellen Energienachschub benötigt der komplexe Weißgold-Chrono, von dem A. Lange & Söhne 100 Exemplare fertigt, nach spätestens 55 Stunden. Dem Vergessen beugt eine Gangreserveanzeige vor. Der Preis für diese Weltpremiere: 139 000 Euro. R
Wilhelm Schmid leitet seit 2010 die Glashütter Manufaktur A. Lange & Söhne, die zu den zehn besten Luxusmarken Deutschlands gewählt wurde
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Was kommt / Die Auswahl
Firmenlogos auf Koffern und Taschen sind so eine Sache. Für keine Marke gilt das so sehr wie für Louis Vuitton. Aus dem einstigen Distinktionsmerkmal und Qualitätssiegel wurde zunächst ein Statussymbol, aber irgendwann dann auch eine Spielwiese für Copycats und Möchtegerns. Das verschreckt klassische Kunden. Aufschrecken dürfte es die Fälscher, dass die Franzosen inzwischen den Spieß umdrehen: mit ungewöhnlichen Editionen wie diesem Weekender aus Rindsleder mit Textilgriffen, den wir im Hotel Bachmair Weissach festgehalten haben. Fälscher werden sich nicht die Zeit nehmen, ihn zu kopieren, denn dafür wird die Sonderserie zu schnell verkauft sein. Weekender Keepall Bandoulière 50 mit Titanium Monogram Canvas aus Rindsleder LOUIS VUITTON 1960 Euro de.louisvuitton.com
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Was kommt / Die Detailliebe
Ein Spind in der Entwicklungsabteilung in der Fabrik von B&O in Struer. Auf dem Bild links der Lautsprecher BeoLab 50
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Was ist typisch dänisches Design? Eine philosophische Reise mit Henrik Clausen, Vorstandsvorsitzender von Bang & Olufsen. Denn die Dänen sind auf der Suche nach dem nächsten Designklassiker. Dann lasst mal hören!
Henrik hört die Signale
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Was kommt / Die Detailliebe
D Fotos von Johanna Brinckman Text von Ralf Eibl
„Ohne unsere Mitarbeiter und ihre Ideen hätte Bang & Olufsen niemals überlebt.“ Jens Bang
iese Dänen am Limjord verstanden schon immer, wie man schnöde Technik als zeitlose Skulptur präsentiert. Unwichtig, ob man an die Telefone, Fernseher, Kophörer oder eben Lautsprecher von Bang & Olufsen denkt. Erst neulich gab es ihn wieder – diesen magischen Moment. Der jedes Mal dann entsteht, wenn den Tüftlern wieder etwas ganz Besonderes gelungen ist. Mit dem Beosound Edge (Preis: 3250 Euro) präsentierte B&O unlängst einen Lautsprecher, der wie eine überdimensionale, aufgestellte Münze elegant im Interieur steht. Bei dem Entwurf von Michael Anastassiades kann man die Musik sprichwörtlich im Raum aufdrehen, je nachdem, ob man die Soundskulptur nach links oder rechts dreht, wird die Wiedergabe lauter oder leiser. Doch l’art pour l’art allein reicht nicht: Das ebenso reduzierte wie gewagte Design muss die Umsatzzahlen von Bang & Olufsen ankurbeln. Denn auch die Kultmarke beindet sich in einem anspruchsvollen Umstrukturierungsprozess in einem globalisierten Markt. Die Produktzyklen werden immer kürzer, umso mehr müssen ein Design und die Funktionalität dann sitzen. Henrik Clausen ist seit dem 1. Juli 2016 Vorstandsvorsitzender der dänischen Traditionsirma, die sich wacker hält, sogar noch im Fernsehgeräte-Business, während frühere Mitbewerber aus Deutschland wie Wega, Blaupunkt, Nordmende und Saba längst nicht mehr existieren oder aufgekauft wurden. Henrik Clausen empfängt uns im Soundlabor seiner Firma in Struer, hier kennt man die lauten Töne genauso gut wie die leisen. Der 55-Jährige ist dennoch bester Laune – oder gerade deswegen. Wen wundert es, die Zeichen stehen auf Wandel, und der belügelt immer. Herr Clausen, wie lange haben Sie sich Zeit genommen, um die neuen runden Lautsprecher Beosound Edge von Michael Anastassiades freizugeben? Für mich ist eine große Entscheidung immer ein Prozess. Man muss sich das vorstellen wie bei einem Schiedsgericht. Wenn man mit kreativen Menschen, externen Designern, Produktionsplanern zusammenarbeitet, entwickelt man eine gemeinsame Sprache für das, was gehen und erfolgreich sein könnte und was eben nicht. Irgendwann entsteht bei mir ein Bauchgefühl, dies könnte richtig sein. Als Nächstes sieht man die ersten Prototypen, und das Bild schärft sich. Ich sage immer: Am Ende ist es Management mit Intuition. Dieses „Jetzt fühlt es sich richtig an“ kommt nicht mit dem Blitzschlag. Alles ließt in einem Strom eines Prozesses, aber irgendwann fühlt man es. Das ist Intuition, das kann man nicht lernen. Denken Sie, Ihre Vorgänger fühlten das, als sie sich für den dreibeinigen Lautsprecher Beoplay A9 entschieden haben? Der hat ja vielleicht die Firma gerettet … Man dachte sicher, dass ist jetzt ein mutiger, großer Schritt. Und diese Denke ist einer der Gründe, warum es Bang & Olufsen noch gibt. Weil diejenigen, die entschieden, sich sagten: Das ist anders, das ist neu,
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Ein 3-D-Laser vermisst einen Lautsprecher, um kleinste Abweichungen zu registrieren. Toleranzen gibt es keine
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„Den Luxus von B&O kann man fühlen, zum Beispiel auf unseren Aluminiumoberflächen.“ Henrik Clausen
Auch in einer globalisierten Welt steht Made in Denmark für ein unverwechselbares Finish und Detailliebe. In Struer am Limfjord wird viel Herz und Handwerk in jede Produktion und jedes Stück investiert
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Henrik Clausen muss B&O aus Tiefen wieder in HĂśhen fĂźhren, hier im Soundlabor in Struer
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aber es fühlt sich immer noch an wie Bang & Olufsen. Das Produkt ist bereits eine Ikone, aber sogar jetzt, sieben Jahre später, ist es im Verkauf immer noch ein Umsatztreiber, auch wenn sich die Technik bereits verändert haben mag. Jetzt launchen wir Beosound Edge, und das wird auch einzigartig sein. Unsere Hofnung ist natürlich: Wenn wir uns in fünf Jahren trefen, sind wir uns einig, dass dies eine Produktikone geworden ist. Das glauben wir natürlich jedes Mal, wenn wir etwas launchen, nur klappt es leider nicht jedes Mal. Dennoch: Unser Ziel muss es sein. Ich zum Beispiel habe ein modernistisches Haus nördlich von Kopenhagen, ganz in Weiß, mit viel Glas. Da passt das neue Stück perfekt für mich rein – und so leben ja ein paar Menschen. Warum gibt es Bang & Olufsen noch, während einst starke deutsche Konkurrenten im Markt keine Rolle mehr spielen? Was hat Sie am Limjord gerettet? Ich glaube, dass es enorm wichtig ist, dass man sich auf die Marke konzentriert, dass jedes Produkt für sich steht, sehr einzigartig und ambitioniert ist. Wir haben 90 Jahre Firmengeschichte, das heißt jedoch nicht, dass wir immer erfolgreich waren. Wir stecken uns seit jeher sehr hohe Ziele. Macht man so etwas, neigt man dazu, alles selbst machen zu wollen, und geht damit vielleicht auch ein zu hohes Risiko ein. Wir wurden auch schon mal eingeholt: von Technologien oder Produktionstechniken, die sich verändert haben. Vor fünf, sechs Jahren hat es uns ganz schön getrofen. Wir wurden zu nachlässig und bekamen die Quittung von unseren Kunden: Sie konnten nichts mehr mit uns anfangen. Die Deinition, was unsere Marke ist und was unser Produkt war – alles war irgendwie nicht mehr so klar. Jetzt wollen wir die Möglichkeiten und Chancen, die sich uns in einer globalisierten Welt bieten, auch mit neuen Partnern nutzen. Es gibt wahnsinnig gute Handwerkskunst in Japan, es werden auch großartige Dinge in China produziert, es gibt tolle Software in den Vereinigten Staaten. Wir wollen all das an Bord holen, aber mit der Ambition, einzigartige dänische Bang-&-OlufsenProdukte zu fertigen. Wie lässt man in einer globalisierten Welt etwas immer noch unverwechselbar dänisch aussehen? Auch wir im Team sprechen viel darüber, was heute eigentlich noch dänisch ist. Ich denke, am Ende haben wir eine Tendenz, uns in der Einfachheit austoben zu wollen. Sie erkennen diese Einfachheit in der Form und in der Hochwertigkeit der verwendeten Materialien. So erkennt man unsere Werte auch in Märkten wie Japan oder Südkorea wieder – durchaus ein Grund, warum wir dort so erfolgreich sind. Die Vereinigten Staaten hingegen sind für uns noch ein neues Abenteuer. Und das alles ohne ein internes Designteam … Gut, wir haben schon Designer. Und wir haben auch eine sehr starke Meinung zu allem, was Design bedeutet.
Aber es ist richtig, institutionell gesehen haben wir immer mit einem Gremium von externen Designern gearbeitet, die uns gut kennen und mit uns Dinge kreieren wollen. Das ist unser Ansatz. Wenn ich unsere Produkte über die Jahrzehnte betrachte, erkenne ich dennoch einen roten Faden. Es gibt dieses Finish, dieses Gefühl, das alle unsere Produkte vereint. Diese Balance zu inden, dass jedes Ergebnis einzigartig ist, aber gleichzeitig eine gewisse Bang-&-Olufsen-Signatur in der DNA trägt, ist unsere tägliche Aufgabe. Und da haben wir für uns herausgefunden, dass dies am besten mit einigen Inhouse-Designern funktioniert, die dann von außen von einem Gremium ergänzt werden. Alle paar Jahre stoßen ein paar neue Gesichter hinzu – wie jetzt zum Beispiel Michael Anastassiades. Die Lebensspanne von Produkten in der Elektronikindustrie wird immer kürzer. Wie schafen Sie es, mit all den Trends Schritt zu halten? Ja, wir sind hier in Struer, das klingt nach dem letzten Winkel der Welt, aber wir sind in einem globalen Wettbewerb. Die Geschwindigkeit ist dort draußen schon eine andere, deshalb muss man Lösungen inden. Wir produzieren keine Fernseher mehr end to end. Für uns ist aber der Sound um ein TV herum beispielsweise sehr wichtig. Und das wird auch noch lange so sein. Deshalb versuchen wir, uns von Dingen abzukoppeln, mit denen wir – Mitbewerbern gegenüber – sicher nicht Schritt halten könnten. Wenn wir nur Teile mit längerer Halbwertszeit behalten, kann beispielsweise so eine Soundbox nachhaltiger und konsequenter auf dem Markt bleiben. Denn der Zyklus von Audio ist noch viel länger als der eines Bildschirms in einem Fernsehgerät. Sogar unsere Kophörer sind manchmal zwei Jahre gut im Markt, und das ist sehr, sehr lang in dieser Kategorie, die sich brutal schnell verändert. Wir versuchen, in unserer Kategorien längere Zyklen zu erreichen – aufgrund unserer Designs und unserer Verarbeitung. Natürlich muss man die Technologie im Innern stetig updaten können. Denn auf diesem Feld können wir nicht mehr entscheiden, da sind wir machtlos, das wird von Apple oder Google entschieden. Sie waren sechs Jahre in Asien und haben in der Telekommunikationsbranche und im Consulting gearbeitet. Seit zwei Jahren sind Sie zurück in Dänemark in der Führungsrolle. Was hat Sie gereizt? Es geht hier um die Deinition einer Marke. Ich jedenfalls dachte, die Herausforderung ist groß genug, um nach Europa zurückzukehren. Als gebürtiger Däne habe ich auch eine gewisse Verplichtung gespürt. Wir Dänen sind mit Bang & Olufsen aufgewachsen. Es sind nicht mehr viele Consumer-Marken übrig, die so eine solide Geschichte vorweisen können wie diese Firma. Es war also eine schmackhafte Melange aus Liebe, Treue und einer Menge spannender Herausforderungen.
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Was kommt / Die Detailliebe Wie wollen Sie einmal erinnert werden? Ich möchte die Transition geschaft haben, von einer Firma, die inanziell beeinträchtigt war, hin zu einer, die blüht, deren Marke beständig wächst. Wichtige Bestandteile meines Jobs sind neben den Finanzen eben auch das Produktdesign. Wenn die Marke also wieder in schönstem Licht strahlt, reicht mir das. Was bedeutet Luxus für Sie? Viele würden jetzt sagen: Zeit ist Luxus. Aber für mich ist es Caring. Das Plegen von Details, Achtsamkeit im Umgang mit unserer speziellen dänischen Tradition, das Streben nach den besten Materialien und die totale
Kundenplege – auch lang nachdem das Produkt gekauft wurde. Ich möchte das spüren, wenn ich etwas aus unserem Hause in den Händen halte. Bang & Olufsen investiert viel in Smarthome-Installationen. Ist das eine lebenswerte Zukunft? Sicher ist: Häuser werden smarter. Von einer technologischen Seite aus betrachtet ist das unumstößlich. Ich persönlich fühle in einem Smarthome nichts. Es ist jedoch eine gute Möglichkeit, um all unsere Produkte in einer Infrastruktur zu präsentieren. Und wenn wir da nicht mitmachen würden, würden wir ernsthaft Geld verlieren. R
„Jedes Produkt muss eine einzigartige Signatur haben – die auch zu uns passt.“
Modernste Akustik in 360 Grad: Beosound 2 (links) heißt diese Skulptur, die ein Lautsprecher ist. Der Preis: 2000 Euro. Der runde Beosound Edge (rechts) kostet 3250 Euro, er ist ein All-in-one-wireless-Speaker 94
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Bang & Olufsen
Henrik Clausen
Unerwartet. Überraschend. Und doch so, als ob sie schon immer da gewesen ist. Eine Küche, die sich in jedes Leben einfügt und sich doch durch ihre Einzigartigkeit bemerkbar macht. +VENOVO
poggenpohl.com
Was ist / Bestes Uhrwerk
Zeichen der Zeit
Fotos von Benjamin Werner Styling und Produktion von Eve Sand Kalligraphien von Nicolas Ouchenir
Der Preis für das beste Uhrwerk geht dieses Jahr an eine Uhr, die es nicht zu kaufen gibt.
Die Piaget Ultimate Concept befindet sich noch im Prototypenstadium, dennoch sorgte sie zusammen mit ihrem kommerziellen Bruder, der hier gezeigten Altiplano Automatic auf dem Genfer Salon doppelt für Furore: Letztere ist mit 4,3 Millimetern dank umlaufendem Aufzugsrotor die derzeit dünnste Automatikuhr der Welt, Erstere misst sogar samt Gehäuse weniger als die Hälfte! Mit zwei Millimeter Bauhöhe ist die Concept mit Gehäuse genau so schlank wie 1957 – bei der Vorstellung des ersten Weltrekordes – lediglich das Uhrwerk maß. 96
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Gerade einmal 113 Jahre sind vom klecksfreien Montblanc-Füllfederhalter zum Smartphone vergangen. Aber wer seine eigene Unterschrift betrachtet, spürt, Handschrift stirbt aus. Ein Plädoyer für guten Stil, der bei der Schrift und der Wahl des passenden Uhrwerks nicht haltmachen sollte
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Luxury Award 2019
Uhr PIAGET (Altiplano Ultimate Automatic 910 P) 26 700 Euro piaget.de Smoking-Sakko HERMÈS 2600 Euro hermes.com Hemd SEIDENSTICKER 67 Euro seidensticker.com Manschettenknöpfe CARTIER 280 Euro cartier.de Füllfederhalter 1500 Euro, Lederunterlage 800 Euro, beides MONTBLANC montblanc.com Notizblock HERMÈS 40 Euro hermes.com Buch BETHGE 25 Euro bethge-concept.de
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Was ist / Bestes Uhrwerk
Wer seiner Uhrenfamilie den Titel Excellence hinzufügt, muss Großes vorhaben. Und in der Tat, mit
dem 2016 vorgestellten Manufakturkaliber 36 setzten die Entwickler aus Glashütte neue Maßstäbe. Siliziumspiralfeder und 100 Stunden Gangautonomie (und in Wahrheit wäre das Werk für noch mehr zu haben) sind eine Ansage, und auch der Verzicht auf die herkömmliche Sperrklinke im Aufzugssystem durch das zweiseitig aufziehende Reduktionsgetriebe ist ein echter Volltreffer für Uhrwerkefans. Klassische Details wie die charakteristische Dreiviertelplatine, der skelettierte Rotor, Streifenschliff, Perlierungen oder gebläute Schrauben bleiben erhalten. Uhr GLASHÜTTE ORIGINAL (Senator Excellence Panoramadatum Mondphase) 10 200 Euro glashuetteoriginal.com Uhr in Lederbox IWC (Tribute to Pallweber) 23 100 Euro iwc.com Hemd HERMÈS 390 Euro hermes.com Füller CARAN D’ACHE über MR PORTER 220 Euro mrporter.com Lederbox BETHGE 295 Euro bethge-concept.de Lederunterlage 800 Euro, Kugelschreiber 550 Euro, beides MONTBLANC montblanc.com 98
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Die Kaliberfamilie P4000 mit dezentral angeordnetem Mikrorotor sind ein technischer Leckerbissen. Und so elegant wie in dieser Boutique-Edition in Zusammenarbeit mit dem Luzerner Juwelier Bucherer hat man das Automatikwerk noch nie gesehen: Über 20 Jahre währt die Zusammenarbeit der Häuser, knapp 130 Jahre lang vertreibt man bei Bucherer Uhren. Unter dem Titel Blue Editions hat man nun mit 14 Manufakturen eine Reihe blauer Zeitmesser geschaffen, von denen uns die zwei Panerai-Modelle besonders gut gefallen: Blaue Zifferblätter gibt es erst seit diesem Jahr aus der Manufaktur in Neuchatel, allerdings nur bei Bucherer im Radiomir-Gehäuse.
Uhr PANERAI (Radiomir 1940 Bucherer Blue Editions) über BUCHERER 22 500 Euro bucherer.com Strickpullover PAUL SMITH 600 Euro paulsmith.com Füllfederhalter CONWAY über MR PORTER 795 Euro mrporter.com Lederunterlage LOUIS VUITTON 850 Euro louisvuitton.com
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Was ist / Bestes Uhrwerk
Formwerke sind heute schon per se selten. Gemeint sind Werke, die eigens für ihre Gehäuseform konstruiert wurden. Das Werk 822/2 der legendären Wendeuhr Reverso besteht aus 108 Teilen und bietet eine Gangreserve von 45 Stunden. Besonders charmant finden wir, dass das Modell dem Original von 1931 sehr nahekommt: Es handelt sich um ein Handaufzugskaliber. Bei einer Uhr, die es seit 87 Jahren gibt, einer Manufaktur, die über 1200 Uhrwerke entwickelt und über 400 Patente angemeldet hat, kann man nicht genug hervorheben, dass der Reiz hier im Understatement liegt. Das Armband stammt von der Ledermanufaktur Fagliano aus Argentinien. Uhr JAEGER-LECOULTRE (Reverso Tribute Small Seconds) 7900 Euro jaeger-lecoultre.com Rollkragen 980 Euro, Pferdekopf-Briefbeschwerer 714 Euro, beides HERMÈS hermes.com Füllfederhalter CARTIER 14 900 Euro cartier.com Lederunterlage BETHGE 420 Euro betghe-concept.de
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Manchmal muss man eine große Erfindung einfach nur neu betrachten. Zenith verpackt sein
legendäres El-Primero-Kaliber 4069, das nächstes Frühjahr sein 40. Jubiläum begehen wird, in einem Bronzegehäuse für seine Fliegeruhrenserie Type 20. Das Schnellschwinger-Uhrwerk, das erstmals im Frühjahr 1969 das Licht der Welt erblickte, hat den Uhrenbau für immer verändert: Es war nicht nur seinem Namen nach das erste Chronographenwerk mit mechanischem Aufzug. Mit der 100 Meter wasserdichten Uhr bewegt sich die Manufaktur heute auf dem Weg zum New Cool: Denn das Cockpit von gestern ist der Café-Racer von heute. Uhr ZENITH (Pilot Type 20 Chronograph Extra Special Bronze) 7500 Euro zenith-watches.com KaschmirPullover ERMENEGILDO ZEGNA COUTURE 890Euro zegna.de Füllfederhalter 1395 Euro, Lederunterlage 800 Euro, beides MONTBLANC montblanc.com Feuerzeug CARTIER 1100 Euro cartier.com Lederschale HERMÈS 830Euro hermes.com Robb Report
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Was ist / Bestes Uhrwerk
Wir sind uns ganz sicher: Schon in einer Generation werden Uhren aus dem Hause Hublot höher gehandelt als heute. Der Grund: Präsident Jean-Claude Biver und CEO Ricardo Guadalupe haben verstanden, was mechanische Uhren heute ausmacht. Es sind persönliche Kunstwerke, die mit den Trägern reifen. Wie wird sich zum Beispiel einer der 250 Chronographen, die in Zusammenarbeit mit der italienischen Ledermanufaktur Berluti entstanden sind, entwickeln? Bekommt das erste Lederzifferblatt der Welt Patina? Sicher ist: Das Chronographenwerk HUB 1143 auf Basis des berühmten ETA-Kalibers 2892 wird Träger auch in 100 Jahren nicht enttäuschen. Uhr HUBLOT (Classic Fusion Chronograph Berluti Scritto Ocean Blue) 15 500 Euro hublot.com Hemd JACQUES BRITT 120 Euro jacques-britt.com Füllfederhalter 1500 Euro, Briefhalter 530 Euro, Tintenfass 19 Euro, Lederablage 800 Euro, alles MONTBLANC montblanc.com
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Auch unruhige Zeiten können Großes hervorbringen. Als Patek Philippe im Jahr 1968 die Ellipse
d’Or vorstellte, war die Welt im Umbruch: Studentenproteste, Bürgerrechtsbewegung, Prager Frühling. Eine Uhr, der oiziell nachgesagt wurde, den Proportionen des Goldenen Schnitts zu folgen, schien die Welt dennoch zu brauchen. Allerdings erinnerte sich jüngst Philippe Stern, Vater des heutigen Präsidenten, im Firmenmagazin, dass den Gestalter damals eher ein amerikanisches Autobahnkreuz aus der Flugzeugperspektive inspirierte. Der Jetset ist bis heute trotzdem hin und weg. Das Uhrwerk vom Kaliber 240 ist seit 1977 über jeden Zweifel erhaben. Uhr PATEK PHILIPPE (Ellipse d’Or Ref. 5738P) 45 400 Euro patek.com Hemd OLYMP 110Euro olymp.com Füller MONTBLANC 810 Euro montblanc.com Ring WERKSTATT MÜNCHEN 130 Euro werkstatt-muenchen.com Notizblöcke HERMÈS je 40 Euro hermes.com Stiftebecher LOUIS VUITTON 450 Euro louisvuitton.com
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Was ist / Bestes Uhrendesign
Emmanuel Breguet ist ein direkter Nachfahre in siebter Generation des berühmten Firmengründers Abraham-Louis Breguet. Emmanuel verantwortet den historischen Teil des Unternehmens. In einem Buch beschreibt er das Leben seines Vorfahren sowie die Einflüsse seines Wirkens auf das heutige Unternehmen
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Genies mit Geschäftssinn D
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er Kalender zeigt den Monat Juni des Jahres 1815. Beim etwa 20 Kilometer südlich von Brüssel gelegenen Gehöft La Belle-Alliance können zwei hartgesottene Feldherren ihre Nervosität kaum verbergen. Einer, der aus seiner Verbannung zurückgekehrte Napoleon Bonaparte, wartet sehnsüchtig auf General de Grouchy mit seinen Truppen. Auf der anderen Seite wünscht sich der Herzog von Wellington in seinem Hauptquartier bei Waterloo dringend den Generalfeldmarschall Blücher mit seinem Quartiermeister von Gneisenau herbei. Nervös blicken die erbitterten Kontrahenten immer wieder auf ihre Taschenuhren. Die folgende Schlacht sollte den Lauf der Geschichte verändern. Kaum jemand weiß: Die Uhren der Feldherren und Erzfeinde stammten aus derselben Werkstatt in Paris, nämlich der von Abraham-Louis Breguet. Und während die Feldherren sich ihren Platz in der Weltgeschichte erkämpften, schrieb
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der Uhrmacher Technikgeschichte. Retrospektiv lässt sich dessen Genie am besten so zusammenfassen: Uhrmacherische Entwicklungen, die andere in zwei Jahrhunderten nicht zustande gebracht hätten, vollzog Breguet in 50 Jahren. Und sie leben fort, nicht nur in jenen der insgesamt 4000 Zeitmesser, die er selbst schuf, sondern in jeder modernen mechanischen Armbanduhr. Breguets Geschäftssinn, Einfallsreichtum und die Fähigkeit, für sein kreatives Gedankengut auch kaufmännische Lösungen zu inden, sind in der Geschichte der Uhrmacherei beispiellos. So erfand er die Montre de Souscription, eine teilweise vorausbezahlte und deshalb vergleichsweise preisgünstiger Serienuhr zur kontinuierlicheren Auslastung der Werkstätten. Die Perpétuelle hingegen war eine der ersten Taschenuhren mit Selbstaufzug und rund 60 Stunden Gangautonomie, zudem ein Vorläufer des modernen Chronographen.
Breguet
Seit 25 Jahren arbeitet bei Breguet ein echter Breguet – davon profitiert auch das Uhrendesign
Breguet entwickelte Ziferblätter mit Geheimsignatur, da er früh kopiert wurde und so Fälschungen entgegenwirken konnte. Zifern und Zeiger der hier abgebildeten Uhren wurden von ihm entwickelt und werden bis heute nach ihm benannt. Er, der Hofuhrmacher Ludwig XVI., erfand ebenfalls die Hemmung mit konstanter Kraft, die das nachlassende Drehmoment der Zugfeder ausgleicht. Und er war einer der ganz wenigen, der für Könige vor und nach der Französischen Revolution arbeitete. Die erste moderne Reisependule verkaufte er an Napoleon Bonaparte. Adelige bekamen bei ihm Uhren wie die Montre à Tact oder sogar Tastuhren, bei denen sich die Zeit diskret in der Tasche durch Abtasten erfassen ließ. Und für alle, die nachts wissen wollten, wie spät es ist, ohne sich eine Kerze anzuzünden, entwickelte er die wohl klingende Tonfeder für Uhren mit Repetitionsschlagwerk. Im Genfer Museum von Patek Philippe steht auch eine der extrem seltenen Tischuhren Pendule Sympathique, welche die abendlich eingelegte Taschenuhr ihres Trägers über Nacht selbsttätig aufzieht und exakt einstellt. Heute selbstverständlich, entwickelte Breguet die Unruhspirale mit hochgebogener Endkurve für optimierten Isochronismus, sprich Gleichlauf. Auch jede moderne Stoßsicherung in mechanischen Uhren geht auf Breguet zurück. Der 1790 vorgestellte „Fallschirm“ schont die Zapfen der Un-
ruhwelle. Und als wäre ihm langweilig geworden, ließ Breguet sich im Jahr 1801 einen Mechanismus zur Kompensation negativer Schwerkrafteinlüsse auf Ganggenauigkeit mechanischer Präzisionstaschenuhren patentieren: Das Tourbillon war erfunden. Wahrscheinlich würde es die Marke ohne ein anderes Genie, den Schweizer Unternehmer Nicolas Hayek, dennoch nicht mehr geben. Seit 1999 ist man das Aushängeschild der Schweizer Swatch Group, die Breguet rettete. Seit 1993 ist mit Emmanuel Breguet ein direkter Nachfahre in siebter Generation in der Unternehmensführung. Er verantwortet den historischen Teil der Marke. Als Vizepräsident der Manufaktur leitet er auch das Marketing und schrieb das Buch Breguet – Watchmakers since 1775: The Life and Legacy of Abraham-Louis Breguet. Mit seiner Arbeit in den Archiven beeinlusst er auch die Gestaltung moderner Armbanduhren wie der hier gefeierten Referenz 5157. Als Höhepunkt des Schafens seines Vorfahren gilt übrigens die ultrakomplexe Taschenuhr Nr. 160. Allein die Beschreibung der legendären Marie-Antoinette würde Seiten füllen. So wundert es nicht, dass Sir David Salomons, einst Eigentümer dieses Prachtstücks und Uhrensammler, jubelte: „Für jemanden, der sich auf Mechanik versteht, ist eine Breguet komplex wie ein Gemälde.“ R Gisbert L. Brunner
Breguet vollzog in 50 Jahren, wofür andere 200 benötigt hätten.
Bestes Uhrendesign: Gerade weil die Breguet Classique 5157 BR (Preis: 18 300 Euro) uns so sehr an ihre historischen Vorfahren erinnert, verdient sie diese Würdigung. An dem Original orientierten sich schon zu Lebzeiten des genialen Uhrmachers so viele Kopisten, dass er Zifferblätter geheim signieren ließ, um diese Nachahmer zu entlarven. Dieses Design steht seit 200 Jahren für ein modernes Prinzip: Less is more Robb Report
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Was ist / Beste Luxusmarke
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Luxury Award 2019
Zwischen zwei Welten Branchenßbergreifende Kooperationen wirken oft unauthentisch. Bei Bulgari hat man mit Uhrendesigner Fabrizio Buonamassa einen, dem man glaubt – insbesondere die Zusammenarbeit mit Maserati
Lukas Wassmann
Text von Max Prince
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Fabrizio Buonamassa bringt seine Ideen immer erst auf Papier. Und er ist sich sicher: „Die Octo Maserati ist unverwechselbar“
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Was ist / Beste Luxusmarke
Von einem Motorsportenthusiasten für Liebhaber sportlicher Zeitmesser: die Octo Maserati GranSport Ref. 102717 für 12 500 Euro
„Ich vertraue meinen Ideen.“ Fabrizio Buonamassa
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n einem sonnigen Mittwochmorgen Ende vergangenen Jahres indet sich Fabrizio Buonamassa hinter dem Steuer eines Maserati wieder, der tänzelnd seinen Weg durch den dichten Verkehr der Innenstadt von Palm Springs indet – möglicherweise eine der anspruchsvollsten Straßen der Westküste. Buonamassa, der 47-jährige Chefdesigner von Bulgaris Zeitmessern, ist zuvor noch nie in Kalifornien gewesen. Am Vorabend war er nachdenklich über die Dachterrasse des Chateau Marmont am Sunset Boulevard geschritten – die Silhouette von Los Angeles betrachtend. Er schien in sich gekehrt. Aber als er dann in Palm Springs ankam, warf ihm ein argloser Reporter die Schlüssel zu einem neuen Maserati Ghibli zu. Los geht es. Buonamassa stellte umgehend das Navigationsgerät ein. Das Ziel: die Route 74, diese berüchtigte, Furcht einlößende Bergstraße, die ins Coachella Valley führt. Buonamassa hinterließ zwei breite Streifen aus heißem Gummi auf dem Asphalt des Hotelparkplatzes. Er war nun dort, wo er sich wohlfühlt. Irgendwie in einem gewohnten Umfeld. Hier im Maserati sollte es ein Treffen auf vier Reifen werden, ein Gespräch am Limit, in entspannter Atmosphäre. „Polizei?“, fragt Buonamassa, während er den Maserati Ghibli von einer straftätlichen zu einer ordnungswidrigen Geschwindigkeit mäßigt und einen verdächtigen schwarz-weißen Wagen auf der anderen
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Spur mustert. „Nein, eher nicht“, bekommt er als Antwort. Als der Wagen vorbeigezogen ist, zuckte Buonamassa mit den Schultern, schaltete einen Gang runter und tritt das Gaspedal wieder durch. „Hah!“ Es ist seine Welt, am Steuer eines Sportwagens. Buonamassa ist hauptsächlich wegen der Los Angeles Auto Show in der Stadt, wo die neuen Bulgari-x-MaseratiUhren Octo GranSport und Octo GranLusso vorgestellt werden sollen. Die Kollektion vereint zwei Giganten des italienischen Designs – einmal Roms erstes Juwelierhaus am Platz sowie Modenas älteste Sportwagenmanufaktur. Für die Marke Bulgari, die seit sieben Jahren im Besitz des in Paris ansässigen Luxuskonglomerat LVMH ist, ist dies ein Bekenntnis zu den Wurzeln. Für Maserati, deren Verkaufszahlen sich in den letzten zehn Jahren verzehnfacht haben, eine Gelegenheit, noch eine zusätzliche Schicht Exklusivität aufzutragen, denn die GranSport und GranLusso sind keine limitierten Run Pieces, sie stehen ausschließlich Maserati-Kunden zur Verfügung. Dennoch können sich Joint Ventures zwischen Uhren- und Automobilherstellern gelegentlich konstruiert anfühlen. Buonamassa bringt hier eine einzigartige Glaubwürdigkeit hinein. Er wurde in Neapel geboren und wuchs dort auf. Er studierte in Rom, wo er die automobilen Legenden von Bertone, Zagato und
Lukas Wassmann; Bulgari
Pininfarina anbetete, die bis heute auch Karosserien für Ferrari und Alfa Romeo entwerfen. Bevor Buonamassa 2001 endgültig bei Bulgari aning, arbeitete er als Autodesigner bei der Fiat-Gruppe, Maseratis Mutterkonzern. Es war die Erfüllung eines Kindheitstraums und die logische Konsequenz aus einer Liebe zum Automobil. „Wenn ich mich entscheiden müsste, schlägt mein Herz für italienische Oldtimer höher als für die Schweizer Uhrmachertradition“, sagt Buonamassa. Die Leidenschaft für Autos wurde früh geweckt. Wie so oft von der Person, zu der man als Junge hinaufschaut. „Mein Vater hat für die Autovermietung Hertz gearbeitet. Er ist viel gereist und brachte mir immer Bücher über Autos aus aller Welt mit. Ich habe sie als Fünjähriger abgezeichnet. Das war, was ich am liebsten gemalt habe – Autos. Und ich habe es immer geliebt, Produkte zu entwerfen. Diese Idee, ein Objekt mit einem Gefühl zu versehen, es emotional aufzuladen, das kann ich“, sagt er. Diese beiden Uhren sind also das Zeugnis seiner Passion und eines langen Weges. „Ich bin ein gestaltender Designer“, sagt Buonamassa. „In meinem Beruf entwerfe ich eine Menge verschiedener Dinge, ein Designer sollte dazu in der Lage sein. Der Prozess ist dabei ein kleines Geheimnis, aber der Ansatz gilt gleichermaßen für Flugzeuge, Autos, Uhren und Möbel. Sie müssen die Probleme kennen und sich Lösungen vorstellen. Und Sie müssen dies am Ende auf eine schöne und einzigartige Weise tun.“ So erinnert Buonamassas Design auf eine geschickte Weise an Instrumente klassischer Sportwagen. Der einzelne retrograde Zeiger, wie Bulgari ihn nennt, geht seinen geradlinigen Weg, um Minuten anzuzeigen, die als Zifern dargestellt sind, unterstrichen mit einem Minute-x-10-Multiplikator. Die GranSport ist – wie ihr Name vermuten lässt - optisch sportlicher ausgelegt als ihr Bruder. Bei der Zifer 6 geht der Minutenbereich in eine Art roten Grenzbereich – nur eben in Blau. Die Stunden hingegen werden bei der 3-Uhr-Position in einem Schaukasten angezeigt. Das Gehäuse der Octo Maserati GranSport besteht aus DLC-behandeltem Stahl. Die Abkürzung bedeutet „Diamond like Carbon“ und verleiht neben einer härteren Struktur auch dieses tiefe Schwarz, passend zum strukturierten Ziferblatt. Das Gehäuse sitzt auf einem schwarz-perforierten Lederarmband, das mit einer ozeanblauen Naht veredelt ist und an die Schalensitze in einem Maserati erinnern soll. Die GranLusso hingegen kommt eher förmlich daher, mit einem 18-karätigen Roségold-Gehäuse und grauer Sonnenschlifstruktur. Das kastanienbraune Lederband ist gepolstert. Beide Zeitmesser haben einen Gehäusedurchmesser von 41 Millimetern und werden vom gleichen Automatikuhrwerk, dem Kaliber BVL262, angetrieben. Die Gangreserve beträgt je 42 Stunden. Der Preis? Günstiger als ein Maserati. Die GranSport kostet 12 500 Euro, die GranLusso 29 900 Euro. Viel Wichtiger aber als all
diese Kennzahlen ist, beide Stücke erscheinen und fühlen sich genauso glaubwürdig italienisch an, wie der Mann, der sie entworfen hat. Zurück in Palm Springs, die Route 74 auf seiner Wunschliste abgehakt, schreitet der schlaksige Buonamassa über den Innenhof des Hotels, die Hände in den Hosentaschen vergraben. In seinem maßgeschneiderten blauen Anzug von Jacob Cohen und mit einer violetten Persol-Sonnenbrille sieht er aus wie das Männermodel einer Modezeitschrift. Plötzlich bleibt er neben einer wuchtigen Bronzestatue stehen, die auf einer grasbewachsenen Fläche in der Nähe seines Hotels aufgestellt ist. Astrud Gilbertos Portami con te klingt aus einem Lautsprecher, der am Sockel der Statue angebracht ist. „Portami con te“, was aus dem Italienischen übersetzt „Nimm mich mit dir“ bedeutet. Buonamassa summt den Refrain mit, lächelt, dann schaute er auf seine Uhr. Auch er will viele mit auf eine Reise nehmen. AmEndeamliebstenKäufer.„DesignisteinKompromiss“, sagt er. „Es ist ein Vertrauensvorschuss. Wenn Sie Ihrer Idee nicht vertrauen, wird es unmöglich werden, sie zu verkaufen, nicht Ihrem Chef und schon gar nicht einem Kunden.“ Summend schlendert Buonamassa zur Hotellobby. „Ich vertraue meinen Ideen“, ruft er noch hinterher und ist in der Drehtür verschwunden. R Diese Geschichte erschien vorab im Watch Journal. Mit freundlicher Genehmigung von Surface Media.
Die Zusammenarbeit mit Maserati zaubert nicht nur Fabrizio Buonamassa ein breites Lächeln ins Gesicht Robb Report
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Was ist / Beste Sammleruhr
Wie tickt ein Uhrensammler?
Er will anonym bleiben, besitzt aber einige der seltensten Rolex-Modelle. Wer fĂźnfstellig in Uhren investiert, sollte auch Ahnung haben. Aber wovon weiĂ&#x; er mehr als wir?
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Luxury Award 2019
Ultrarar: Rolex baute Chronographen lange vor der Daytona. Das hier gezeigte Beispiel ist einer der letzten Vertreter dieser Ära. Nur circa 2500 Stück wurden von der Referenz 6238 während der 1960er-Jahre hergestellt. Normalerweise in Stahl mit modernisiertem Zifferblattdesign der Firma Singer. Nur etwa 150 erschienen in Gold und eine Handvoll davon in 14 Karat, ausgestattet mit den Zifferblättern von Stern Frères
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Was ist / Beste Sammleruhr
Besonderes Sammlerglück: Unser Sammler besitzt eine der rund 3000 Daytonas mit dem nach Paul Newman benannten Zifferblatt. Dessen persönliche Armbanduhr wurde letztes Jahr in New York für rund 15,3 Millionen Euro versteigert
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S Fotos von Schöttger Text von Gisbert L. Brunner
ich selbst würde der Chef der deutschen Dependance eines italienischen Kafeerösters niemals als Topsammler bezeichnen, dafür kennt er zu viele Besitzer außerordentlich wertvoller Stücke. Und doch versucht er, seine Geschäftsreisen mit Besuchen auf wichtigen Messen und großen Auktionen zu verbinden. Seit Jahren wälzt unser Sammler Kataloge und beobachtet die Szene mit großer Leidenschaft. Wie sind Sie zur Marke Rolex gekommen? Ich ging in Hamburg aufs Gymnasium, zwei Klassenkameraden trugen Rolex Datejust Jubilé in Stahl. Eine davon hatte ein silbernes Ziferblatt mit Sonnenschlif und quadratisch gefassten Brillanten. Darüber wurde natürlich geredet. Niemand glaubte, dass die beiden ihre Uhren selbst bezahlt hatten. Auch ich gehörte eher zu den Skeptikern Klingt nicht nach Liebe auf den ersten Blick? Es ergab sich, dass ich mit einem der beiden das Studium an der Hamburger Uni begann. Wir saßen zusammen in langweiligen Statistikvorlesungen. Er half mir bei der Vorbereitung auf die Klausuren … … und trug weiter diese Uhr? Ja! Als das Neon-Licht des Hörsaals drauffiel, funkelten mich die Steine an. Und da habe ich mich irgendwie in diese Armbanduhr verliebt.
„Bis zur zweiten Rolex hat es aber acht oder neun Jahre gedauert.“
Wann waren Sie bereit für die erste Uhr? Im Februar 1987. Nach den Vorlesungen habe ich bei einer japanischen Elektronikirma bis in die Nacht Kundenaufträge in die ersten PCs eingetippt. Schon lange hatte ich den Katalog studiert und mich für eine Referenz 16000 entschieden: eine Datejust mit Soleil Dial, Oyster-Band und polierter Lünette in Stahl. Ich hatte viel dafür gearbeitet. Mich faszinierte ihre Eleganz. Ich werde das Glücksgefühl nie vergessen, das mich erfasste, als ich die Filiale von Becker auf der Mönckebergstraße mit ihr an meinem Handgelenk verließ. Die Uhr hat noch heute symbolischen Wert für mich, weil sie Beweis dafür ist, dass man das, was man wirklich will im Leben, auch erreichen kann. Sie haben heute ganz andere Werte. Bis zur nächsten Rolex hat es aber dann acht oder neun Jahre gedauert. Die Submariner Date kaufte ich mehr aus Imagegründen, damals gehörte die zum erfolgreichen Manager irgendwie dazu. Ich war damals zum Marketingdirektor aufgestiegen. Die Uhr war Ende der 90er-Jahre schwer zu bekommen wie heute vielleicht die stählerne Pepsi. Auf Mallorca fand ich dann eine bei der Relojería Alemana. Wirklich glücklich bin ich nie damit geworden. Der Tragekomfort hielt sich aufgrund der breiten Schließe an meinem schmalen Handgelenk in Grenzen.
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Was ist / Beste Sammleruhr
„Es lohnt nie, irgendetwas zu kaufen, was nicht hundertprozentig original ist.“ Wann haben Sie mit Vintage-Uhren angefangen? In meiner New Yorker Zeit. Zwischen 2001 und 2004 ging ich in der Mittagspause häuig zu Aaron Faber an der 53. Straße, der hatte schöne Mondphasenuhren. Auch in der 47. Straße habe ich stundenlang gestöbert. Zu Weihnachten schenkte mir meine Frau das berühmte Buch von Dowling/Hess. Neben den Kollektionen lernte auch ich so auch die Geschichte des fränkischen Rolex-Gründers Wilsdorf kennen. Wann kam dann endlich die erste Vintage? Gekauft habe ich mir die erste vor rund zehn Jahren in Los Angeles: einen goldener Chronographen, Referenz 6034. Ich belohnte mich mit der Uhr für die Beförderung zum Geschäftsführer. Sie war teurer als manches Auto, war jedoch das Geld nicht wert. Haben Sie viel Lehrgeld bezahlt? Vintage-Uhren sind wie eine Reise. Man beginnt sie mit Begeisterung, und es gibt Rückschläge. Diese Uhr war schön, hatte ein echtes Ziferblatt mit Patina. Das Gehäuse war aber schon dünn. Sie ist niemals mehr wert geworden, denn die Qualität stimmte nicht. Es lohnt nie, irgendetwas zu kaufen, was nicht hundertprozentig ist. Aber das musste ich erst einmal lernen. Nach und nach begann ich zu verstehen und entwickelte meine Vorlieben, besonders zu den schlichten Modellen mit Tonneau-Gehäuse und polierter Lünette wie die Chronographen der Referenzen 6234 und 6238. Das sind ja auch die großen Klassiker! Für mich sind es die schönsten Chronographen, die Rolex jemals gemacht hat. Ich habe in Auktionen danach gesucht, aber die Preise waren viel zu hoch. Eines Tages war ich bei Wempe in Hamburg auf dem Jungfernstieg und wollte eine Uhr reparieren lassen. Auf einem Uhrenbeweger hinter dem Tresen entdeckte ich einen Daytona Referenz 6241 in Gold! Eine goldene Paul Newman? Ich fragte, ob ich die mal anschauen könne. Ich hielt so eine Uhr nie zuvor in den Händen, eine 6241 mit Paul Newman-Ziferblatt. Auf die Frage, ob ich sie kaufen könne, bekam ich ein Lächeln und zu hören, dass die Uhr der Witwe eines Hals-Nasen-Ohren-Arztes aus Wandsbek gehöre. In der Familie sei die schon seit 1968 und natürlich nicht zu
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verkaufen. Ich ließ meine Telefonnummer da, zehn Tage später rief mich der Sohn tatsächlich an. Er solle das Stück erben, habe jedoch keine Lust darauf. Bei Wempe hätte man ihm einen Wert genannt, der stark unter meiner Einschätzung lag. Wenn ich bereit sei, das zu zahlen, könne ich die Uhr haben. Ich war bereits vorher zur Bank gegangen. Ein Glücksgrif, allerdings war die Lünette beschädigt. Aber damals hat mir Bucherer in München bei Rolex eine neue besorgt – heute undenkbar. Ich hatte sogar die Originalrechnung von Wempe in Wandsbek von 1968 mitbekommen. 2000 D-Mark hatte diese Uhr 1968 gekostet. Warum haben Sie die Uhr nicht mehr? Irgendwie hat sie mir am Ende doch nicht so richtig gefallen. Eine Daytona in Gold, dachte ich, das ist doch eine Sportuhr. Ich wollte eine Paul Newman in Stahl, das wusste ich dann ganz genau. Nach einigem Hin und Her kaufte mir ein Frankfurter Händler das Modell zum dreieinhalbfachen meines Kaufpreises ab. Für das Geld habe ich mir dann die stählerne Paul Newman gekauft. Dazu reichte es noch für die 6238 mit Galvano-Blatt … aber beide Uhren zusammen besitzen heute nicht den Wert der goldenen Paul Newman! Aber wir sehen hier eine andere goldene Rarität, die Referenz 6238! Die ist etwas ganz Besonderes, von dieser Uhr sind parallel zu den ersten Daytonas ungefähr 2500 hergestellt worden. Von den rund 150 mit Goldgehäuse besitzen nur wenige ein Ziferblatt von Stern Frères. Und nur eine Handvoll wurde in 14 Karat Gold hergestellt. Meistens haben sie ein modernes Ziferblatt. Es existiert zudem ein Garantie-Zertiikat eines Händlers aus Nebraska aus dem Jahr 1968. Tragen Sie Ihre Uhren im Alltag? Früher oftmals keine Rolex, weil die Marke leider ein wenig verpönt war. Glücklicherweise bin ich jetzt bei einem italienischen Unternehmen, da besitzt Rolex eine höhere Akzeptanz. Also kann ich öfter meine modernen Daytonas tragen.
Beste Sammleruhr: Rolex GMT-Master II, 40 Millimeter, Edelstahl, 8400 Euro
Von welchem Modell würden Sie sich als Letztes trennen? Ich hofe, es tritt nie ein, aber von meiner ersten Rolex würde ich mich als Letztes trennen. R
Das ganze Glück: Von dem Käufer, der ihm eine goldene Paul Newman Ref. 6241 abnahm, kaufte unser Sammler eine Ref. 6238 in Stahl mit feinem, galvanisiertem Zifferblatt (oben). Als nicht professioneller Sammler freut er sich, wenn er auf Messen und Auktionen als Kenner wahrgenommen wird, mit dem man eine fundierte Unterhaltung zu den präsentierten Modellen haben kann. Oben rechts: eine James-Bond-Rolex mit Big Crown der Ref. 6538 neben einer Day-Date mit Ref. 1802 in Roségold aus dem Jahr 1966. Unten: die erste Rolex des Sammlers, eine Datejust Referenz 16000 in Stahl, produziert 1982, gekauft im Februar 1987
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Was ist / Beste komplizierte Damenuhr
Das Wesentliche ist fĂźr das Auge (fast) unsichtbar R
Luxury Award 2019
Was haben elegante Damenuhren mit Reinräumen und Silizium-Wafern zu tun? Ein ganze Menge, wie ein Besuch in den Laboren von Patek Philippe zeigt
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H Reine Schönheit: Die SpiromaxSiliziumspirale liegt neben dem Gyromax genannten Hemmungssystem aus dem gleichen Hightechmaterial
eute horchen vor allem männliche Uhrensammler auf, wenn der Name Patek Philippe fällt, dabei hat die Firma ein ausgesprochenes Gespür für Damenmodelle. Das ist kein Zufall, es liegt dem Powerhouse unter den Schweizer Vollblutmanufakturen in den Genen. Schon die ersten drei Uhren, welche die Genfer Firma Patek Czapek & Cie im Gründungsjahr 1839 auslieferte, gingen an eine gewisse Dame namens Goscinska. Auch die erste Armbanduhr des Hauses und eine der ersten überhaupt, eine wunderschöne Klappdeckeluhr im rechteckigen Gehäuse, wurde 1868 an die ungarische Adelige Koscowicz verkauft. Aber Patek wäre heute nicht eine von Männern heiß geliebte Marke, würde man sich allein in Schönheit ergehen. Bis in die Gegenwart spornen sich Gestaltungswille und Ingenieurskunst gegenseitig an. So steckt in dem von Robb Report mit einem Award gewürdigten neuen Damen-Chronographen Referenz 7150/250R ein Werk mit modernster Siliziumtechnik. In einem Forschungslabor in Neuenburg, das an eine Chipfabrik erinnert, wird das entscheidende Bauteil jeder mechanischen Uhr, Die Spirale, aus dem Hightechmaterial geäzt. Wer die heiligen Hallen der 2013 gegründeten Patek Philippe Technologies SA betreten will, um den Maschinenpark und Produktionsablauf zu bestaunen, muss nicht nur sein Smartphone abgeben, bevor Direktor Sylvain Jeanneret die Begehung beginnt, sondern sich auch in einen Reinraumanzug zwängen. „200-mal pro Stunde wird die Luft durch großlächige Filter gesaugt und gereinigt. Selbst Partikel von weniger als einem tausendstel Millimeter könnten Schaden anrichten.“ Erläutert der Direktor und führt durch Räume, die mit einer klassischen Uhrenmanufaktur optisch so viel zu tun haben wie ein Atom-U-Boot mit einem Auslugsdampfer. Als Ulysse Nardin 2001 erstmals Silizium für mechanische Armbanduhren verwendete, sprach die Branche noch von einem Sakrileg. Die Einführung einer Unruhspirale aus dem gleichen Material löste eine Revolution aus. Schon 1675 hatte der Holländer Christian Huygens die moderne metallische Spiralfeder präsentiert. Danach hatte sich über einen Zeitraum von rund 350 Jahren mit Ausnahme von Abraham-Louis Breguet, der die Endkurven lacher Spiralfedern entscheidend verbesserte, niemand so richtig an die Seele der Uhr gewagt. Plötzlich schien mit Silizium ein ideales Material für den Traum vom amagnetischen, wartungsarmen Uhrwerk gefunden zu sein, das zudem stoßfest ist. Der Hintergrund: Die kristalline Struktur von Silizium gleicht jener von Diamanten. Das Material ist 60 Prozent härter und 70 Prozent leichter als Stahl, vollkommen amagnetisch und korrosionsfest. Obwohl plastisch nicht verformbar, besitzt Silizium eine hohe, spiralentaugliche Elastizität.
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Was ist / Beste komplizierte Damenuhr Schicht aus Siliziumoxid macht das Material temperaturresistent. Durch dessen Aubringen entsteht invariables Silizium oder kurz: Silinvar. Übrigens hat der Einbau einer Siliziumspiralfeder in mechanische Werke nichts mit Massenfertigung zu tun. Die Spiralen werden aufwendig auf gewünschte Frequenzen getrimmt, denn dickere Spiralen oszillieren schneller, als es dünne tun. Ein fünfmillionstel Millimeter kann 30 Sekunden Unterschied bei der Ganggenauigkeit bedeuten. Nachdem bei einem der zahlreichen Fertigungsschritte bei 1000 Grad Celsius eine dreitausendstel Millimeter dünne Oxidschicht aufgetragen wurde, die vor den gefürchteten Temperaturschwankungen schützt, beginnt eine pingelige Partnersuche zwischen Gyro- und Spiromax in 60 verschiedenen Bauklassen – denn nur Bauteile mit gleichen Eigenschaften werden gemeinsam verwendet. Und so schön die 72 Diamanten auf der Lünette auch funkeln mögen, in der Referenz 7150/250R achten wir lieber auf den Handaufzugschronograph mit 65 Stunden Gangreserve, dessen Werk CH 29-535 PS mit Gyromaxunruh und Spiromaxspirale aus Silizium ausgestattet ist. Schon 2009 lancierte man übrigens den ersten, komplett inhouse entwickelten Handaufzugschronographen in einer Damenuhr. Wieder einmal galt bei den Genfern: ladys irst. R Gisbert L. Brunner
Kleine Dinge: Die meisten Arbeitsschritte in der geheimen Silizium-Fertigung bei Patek Philippe können nur mit dem Mikroskop überprüft werden. Große Klasse: Der Handaufzugschronograph mit Pulsometerskala ist für die Robb Report-Jury die derzeit beste komplizierte Damenuhr. Die Referenz 7150/250R kostet 75 500 Euro 118
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Patek Philippe; Patrick Möckesch
Selbst Stöße bis zum 5000-Fachen des Eigengewichts führen nicht zu makroskopischen Verformungen. Relativ schnell traten die Schwergewichte der Branche auf den Plan: Patek Philippe, Rolex und die Swatch Group. 2003 initiierte das Trio mit dem Schweizer Zentrum für Elektronik und Mikrotechnologie (CSEM) und dem Institut für Mikrotechnik der Universität Neuenburg die Entwicklung einer eigenen Unruhspirale aus monokristallinem Silizium. Allerdings macht es in der Praxis einen gewaltigen Unterschied, ob man einige Hundert Spiralen für limitierte Editionen fertigt oder mehr als 50000 für eine Serienproduktion. Mangels Produktionskapazitäten der Forschungseinrichtung entschied Patek kurzerhand, selbst in die revolutionäre Technik zu investieren. Mit Siliziumspiralen stattet man gegenwärtig rund 90 Prozent der in Genf produzierten Werke aus. Warum, erklärt Präsident Thierry Stern: „Unsere Spiromax ist den Exemplaren aus Metall in jeder Hinsicht haushoch überlegen.“ Doch was schnell gesagt ist, bedeutete einen sehr langen Weg bis zur Serienreife. Silizium hat ein systemimmanentes Problem: Bei Erwärmung dehnt es sich aus, und beim Abkühlen zieht es sich wieder zusammen. Je nach Umgebungstemperatur würden mechanische Uhren vor- beziehungsweise nachgehen. Erst umfangreiche Forschung beseitigte diesen Mangel: Eine dünne
Kapitel
03 Was bleibt Darauf kรถnnen Sie sich verlassen
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Luxury Award 2019
Ferdinand Berthoud / Chopard; Francois Bertin
Beste Uhr Handwerkskunst: Ferdinand Berthoud Chronometer FB 1R.6 Der markante, auf nur 20 Exemplare limitierte Chronometer FB 1R.6 weckt Erinnerungen an den legendären Marinechronometer Nr. 7 von vor über 200 Jahren. Ihn schuf der leider fast vergessene französische Uhrmacher Ferdinand Berthoud, dessen Ruhm Chopards CEO Karl-Friedrich Scheufele vor drei Jahren wiederbelebte und nun unter diesem Namen Uhren bauen lässt, die fast so selten sein dürften wie die Marine-Instrumente des französischen Meisteruhrmachers am Hofe Ludwig des XV. Während das Erscheinungsbild der Uhr mit direkt angetriebenem Sekundenzeiger, blauer Minuterie und einem Nebenzifferblatt für Stunden fast normal erscheint, ist der Antrieb mithilfe von Kette und Schnecke umso außergewöhnlicher. Die Reminiszenz an Vergangenes bewirkt, dass die Antriebskraft beim 35,5 mm großen und acht Millimeter hohen Säulenkaliber mit Neusilberplatine innerhalb von zwei Tagen konstant bleibt. Zur Begrenzung seiner Umdrehungszahl besitzt das Federhaus auch noch eine überlieferte Malteserkreuz-Stellung. Rückseitig fällt ein bemerkenswert großes Minutentourbillon auf, dessen Titan-Drehgestell aus 53 Komponenten besteht. Zwei goldene Massekörper sorgen dabei für eine perfekte Balance. Im Inneren oszilliert eine Unruh mit variabler Trägheit. Den akkuraten Rückschwung garantiert eine selbst gefertigte Breguetspirale. Dabei oszilliert das Ensemble mit einer vergleichsweise gemächlichen Frequenz von drei Hertz. Ein echtes Sammlerstück für einen Preis von 238 500 Euro. R glb Große Meister: 1753 wurde Ferdinand Berthoud zum Meisteruhrmacher des französischen Königs ernannt. Seine genialen wie komplexen Uhren schrieben Marinegeschichte, seit 2015 gibt es neue Modelle dank Chopard-Chef Karl-Friedrich Scheufele
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Was bleibt / Das Lebenswerk
„There’s nothing you can do that can’t be done“ R
Luxury Award 2019
Jean-Claude Biver hat sein ganzes Berufsleben mechanischen Armbanduhren gewidmet. Wobei das untertrieben ist. Er hat sein ganzes Leben dafür hergegeben, dass Marken wie Blancpain, Hublot, TAG Heuer und Zenith heute wieder einen Klang haben. Und er hat einen Preis dafür gezahlt. Soeben ist der als Superstar verehrte Manager als Präsident … 122
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Was bleibt / Das Lebenswerk
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Nachdenklich. Im Garten seines Anwesens am Genfer See saß Biver selten in den letzten 20 Jahren. Dafür umso mehr im Flieger: Allein nach Japan reiste der Unternehmer 114-mal. Und blieb nie länger als für eine Nacht
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Was bleibt / Das Lebenswerk
… der Uhrensparte der LVMH Group zurückgetreten – mit 69 Jahren. Denkt ein Mann wie er überhaupt ans Auhören? Kann er es, trotz schwerer Krankheit, von der er sich erholt? Ein Gespräch in seinem Genfer Privathaus über vertane Chancen, Hippiekommunen und Dampfmaschinen. Und die Zeit, die noch bleibt
H Fotos von Andra Interview von Gisbert L. Brunner
Herr Biver, Sie kommen gerade aus Mexiko. Darf man daraus schließen, dass es Ihnen gesundheitlich wieder besser geht? Ja, das war meine erste Reise seit 13 Monaten. So lange war ich nicht mehr unterwegs. Meine Krankheit hat lange Flüge nahezu unmöglich gemacht. Mexiko und die Zeitverschiebung um sieben Stunden waren ein echter Test, ob sich die für mich wichtige Kortisonspritze und die Chemotherapie in dem Maße zeitlich verschieben lassen. Ich wollte testen, ob ich den Jetlag überhaupt vertrage. Sie sehen it aus. Sagen wir mal so: Ich kam sehr gut damit zurecht. Also kann ich wieder weiter reisen, sprich bis Weihnachten vier Fernreisen: zunächst nach Japan und hierher nach Genf zurück. Dann liege ich nach China und retour, anschließend nach New York und zurück und schließlich noch ein Trip nach Boston für einen Vortrag an der Harvard University. Das klingt nach ziemlich viel für jemanden, der soeben seinen Rücktritt bekannt gegeben hat … und eine Chemotherapie braucht. Ich bin wieder voll dabei. In Mexiko bin ich Gerüchten begegnet, dass ich LVMH und TAG Heuer wegen des Sohns von Herrn Arnault verlassen musste. Dagegen musste ich unbedingt etwas unternehmen.
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Was haben Sie Ihren Zuhörern denn gesagt? Ganz einfach (lacht): Meine Eltern haben mich immer gelehrt, bevor du eine neue Tür aufmachst, musst du zunächst eine andere Tür hinter dir schließen. Und genau das habe ich jetzt getan. Wie haben die Zuhörer reagiert? Jemand hat die Hand gehoben und gefragt: Was soll das bedeuten? Meine Antwort: Das bedeutet, dass ich noch immer da bin. Mehr kann und will ich Ihnen in der gegenwärtigen Situation nicht verraten. Aber ich kann Ihnen noch mit auf den Weg geben, dass ich nicht wie Arnold Schwarzenegger spreche, als der in Los Angeles Bürgermeister wurde … … und seinen Terminator-Slogan „I’ll be back“ ins Publikum rief? I’ll not be back, because I have not left. Also, ich bin erstens nicht weg, zweitens will ich die Industrie rocken. Sie haben die Industrie ja immer gerockt. Sie haben die älteste Uhrenmanufaktur der Welt aus dem Dornröschenschlaf geweckt und an Omega verkauft, haben aus Hublot eine globale Marke gemacht und sie an LVMH verkauft und dort als Präsident der Uhrensparte nebenbei TAG Heuer und Zenith saniert. Wie darf man sich das praktisch vorstellen, was Sie noch zu rocken gedenken?
Strategisch: Was selbstherrlich aussehen mag, ist die Hohe Schule der Inszenierung. Keiner beherrschte sie besser als Biver
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Was bleibt / Das Lebenswerk Zweifelnd? Ein Biver handelt nicht unüberlegt. Sein ganzes Berufsleben lang scheute sich der erfolgreiche Unternehmer aber, seinen eigenen Namen auf mechanischen Uhren zu verewigen. Das könnte sich nun ändern
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Was bleibt / Das Lebenswerk Da ist beispielsweise ein sehr guter Gehäusehersteller, mit dem ich schon lange arbeite. Den habe ich jetzt kontaktiert, denn ich hatte nie genug Zeit, mich um ihn zu kümmern. Im Zuge dessen stellte ich fest, wie genial und phänomenal dieser Typ ist. Er hat fantastische neue Werkstofe erfunden, ein echter Schatz. Dann gibt es da auch noch einen Fabrikanten für spezielle Teile mechanischer Werke. Mit ihm habe ich jetzt eine halbe Stunde lang telefoniert und einen Termin ausgemacht. Ich gewinne gerade eine ganz andere Sichtweise auf viele Dinge. Sie meinen die Sichtweise aus der Distanz: Passt dass zum Biver, der das Rampenlicht braucht? Sie sind operativ raus, fehlt Ihnen gar nichts? Mir fehlt nichts. Im Gegenteil, ich schätze jetzt diese neue Situation mit viel mehr Freiheit. Jetzt habe ich viel mehr Zeit zum Nachdenken. Wenn man operativ tätig ist, hat man die Hände nicht mehr frei. Meine Freiheit begann mit dem 1. November 2018. Gegenwärtig fahre ich meine Aktivitäten langsam zurück und starte gleichzeitig eine Art Reise in den Orbit zum Nachdenken und dem Betrachten der Dinge aus einer anderen Warte. Es kommt mir ein bisschen so vor wie bei der NASA, die Luftaufnahmen schießt. Ich verschafe mir gerade sehr viele Daten und erkenne plötzlich extrem viele Details, so wie sie das Militär sammelt. Sie wollen wirklich noch mal in den Krieg ziehen, dabei waren Sie ein Jahr wirklich krank … … exakt 13 Monate. Verändert so eine Krankheit? Das hofe ich sehr. Wenn sich nichts verändert, hat die Krankheitnicht geholfen.Jede Krankheit ist ein Zeichen. Mein Körper hat mit mir kommuniziert und mich wissen lassen, was er braucht und was er nicht mehr will. Wenn ich ihm jetzt gewissenhaft zuhöre, dann bringt er mich vielleicht noch 30 Jahre weiter. Wenn ich es nicht tue, werde ich dafür bezahlen müssen. Allein die vier Reisen bis zum Ende des Jahres wären für viele Menschen Stress genug. Ich reise längst nicht mehr in der Geschwindigkeit wie bisher. Beispielsweise war ich elfmal in Mexiko, aber dort nie mehr als eine Nacht. Jetzt bin ich drei Nächte geblieben. Ich lege jetzt einen anderen Rhythmus an den Tag. Auch in Japan verbringe ich drei Nächte, eine in Tokio, eine in Osaka, eine in Kyoto. Das habe ich zuvor nie gemacht. Ich war 114-mal in Japan – und nie mehr als eine Nacht. Sie wollen ernsthaft behaupten, dass Sie während Ihrer ganzen berulichen Karriere nie etwas von den besuchten Ländern kennengelernt haben? Nie, nie, nie …
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… Kontakte zu Menschen fern der Heimat geknüpft oder etwas über fremde Kulturen erfahren haben? Nie, nie, nie. Die Menschen, die Kultur, nichts. Keine Kirche besucht, keinen Vulkan auf Hawaii. Ich kenne unzählige Hotels und Flughäfen. Auf Hawaii war ich nicht einmal im Meer. Ich war in keinem Swimmingpool. Nichts, nichts, nichts. Klingt jetzt aber nicht nach Work-Life-Balance. Bedauern Sie das denn nicht? Deinitiv nein. Wenn ich das berulich Erreichte betrachte, kann ich es nicht bedauern. Im Gegenteil. Ich kann mich selbst nur dafür beglückwünschen, dass ich so gehandelt habe. Und ich würde jedem jungen Unternehmer empfehlen, es genauso zu machen. Das waren geschäftliche Trips, da muss man sich voll auf die Arbeit konzentrieren. Man kann nicht um drei Uhr nachmittags in den Swimmingpool springen, auch wenn man es gern täte. Nein, Shit! Ich war zum Arbeiten dort. In den Swimmingpool gehst du zu Hause. Oder eines Tages kommst du mit deiner Frau zurück und holst alles nach. Ein klassischer Managerspruch – aber mal im Ernst, gibt es nichts, was Ihnen im Leben wirklich gefehlt hat? Ich schwöre es, ich habe es bestimmt 50-mal erzählt. Wenn der liebe Gott mich auf dem Sterbebett fragen würde, ich schenke dir ein neues Leben, würde ich sagen, Gott, gib mir bitte dasselbe Leben wieder. Mit all den Fehlern, mit all dem Leiden, mit all den Zweifeln, mit all den Misserfolgen. Ich möchte genau dasselbe Leben. Beim Verkauf von Hublot sind 100 Millionen Euro an Sie gelossen. Haben Sie niemals ans beruliche Aufhören gedacht? Eine Art Rente? Leidenschaft geht nicht in den Ruhestand. Ich kenne niemanden, der je gesagt hätte, jetzt höre ich mit meiner Leidenschaft auf. Ein Musiker hört nicht auf, und auch Picasso hat mit 80 Jahren nicht gesagt, kommt, jetzt ist es mal gut. Leidenschaft steckt im Blut. So wie man nicht selbst bestimmen kann, dass man seine Frau 30 Jahre lang geliebt hat und plötzlich nicht mehr. Nein! Liebe bleibt ewig, Liebe und Leidenschaft. Darum geht’s. Sie haben einen großen Teil des Lebens mit Luxusmarken verbracht. Wie deinieren Sie Luxus? Beinahe im 70. Lebensjahr stehend, ist Luxus vor allem Zeit. Je älter man wird, desto mehr verstehst man das. Der zweite Luxus ist Gesundheit. Wenn man Zeit hat und gesund ist, geht eigentlich schon nicht viel mehr. Aber der allergrößte Luxus besteht darin, wenn deine gesunde Lebenszeit jeden Tag mit deiner Leidenschaft einhergeht … Waren mechanische Uhren immer Ihre große Leidenschaft? Heute sind sie es.
Das klingt so, als sei es nicht immer so gewesen? Dazu muss ich ausholen. Was ich jetzt sage, ist sehr wichtig, denn es gilt wirklich für 99 Prozent aller Menschen: Zu Beginn meiner Karriere sagte ich mir, Biver, du arbeitest nicht gern, aber du musst arbeiten, weil dir deine Eltern kein Vermögen hinterlassen haben. Ergo hast du im Grunde genommen nur eine Wahl. Deine tägliche Arbeit und deine Leidenschaft müssen eins werden. Wer gar keine Leidenschaft besitzt, muss notgedrungen in einer Branche arbeiten, die ihm nichts bedeutet. Dann werden sie sich auf den Feierabend und besonders auf den Freitagabend freuen und bedauern, dass am Montagmorgen alles wieder von vorn anfängt. … täglich grüßt das Murmeltier. Genau, das wollte ich nicht. Genau das habe ich eines Tages Jacques Piguet erzählt, dem Spross des Werkefabrikanten Frédéric Piguet. Der hat mich dann gefragt, ob ich als Kind kein Spielzeug hatte. Ich sagte verdutzt, dass ich als Junge immer von Dampfmaschinen geträumt habe. Eine, die man heizen muss und die dann richtigen Wasserdampf macht. Jacques sagte darauf, weißt du, eine Uhr ist auch eine Art Dampfmaschine. Er zeigte mir eine von Corum, in dem ein Automatikkaliber FP 70 tickte mit exzentrischem Rotor. Diese Uhr besaß weder hinten noch vorn ein Ziferblatt. Man sah also den ganzen Mechanismus. Und Jacques sagte, das ist deine Dampfmaschine. Und ich habe gerufen: Shit. Genau, das ist es! Und im Stillen habe ich dann zu mir gesagt, Biver, das musst du jetzt glauben. Das Bild vom Dampfross hat gut funktioniert. Überlegen Sie nur! Das war in den 70er-Jahren, als ich im Vallée de Joux lebte. Dorthin bin ich nach dem Ende des Studiums gezogen. Es ist 40 Kilometer von Lausanne entfernt. Da oben konnte man für 300 Schweizer Franken pro Monat ein Bauernhaus mieten, weil die Uhrenindustrie gerade in die Quarzkrise schlitterte. Aber ich hatte kaum Ahnung, dass es dort in dem Hochtal überhaupt Uhren gab. Viele Leute zogen damals weg, ich liebte den Wald, man konnte laufen, ich war Marathonfan, so habe ich Jacques Piguet kennengelernt. Ihr Leben gleicht einem Hyper-Ultra-Marathon … … und ing so normal an: Beim Geburtstag von Jacques’ Vater sollten die großen Tiere aus dem Vallée de Joux da sein, und er bat mich zu kommen. Er meinte, vielleicht
fände ich da einen Job in der Uhrenindustrie. Ich glaube der Mann wurde 70, ich war 20, nicht gerade die Art von Geburtstag, den man sich in dem Alter wünscht. Dort lernten Sie auch Georges Golay, den Chef von Audemars Piguet, kennen? Ja, wir kamen beim Dessert zusammen. Er sagte mir: Sie haben Wirtschaft studiert, und Sie leben im Jouxtal. Ich suche junge Leute, denn ich will mein Marketingund Verkaufsbüro in Genf schließen. Alles soll sich im Jouxtal abspielen. Er wollte das Uhrental wieder beleben und Leute dorthin bringen. Ein großer Glücksfall für Sie. Wie man es nimmt. Er bestellte mich Montagnachmittag um drei in sein Büro. Das Angebot: Während des ersten Jahres kein eigenes Büro, keine Sekretärin, kein Telefon, keine Visitenkarten und null Reisen. Und außerdem nur den halben Lohn. Ich schaute ihn ungläubig an, aber er sagte mir, dass ich jetzt erst ausgebildet würde. Ich müsse die Industrie kennenlernen, die Kunst dahinter, das Erbe der Firma und die Geschichte. Und für diese Lehre müsse ich zahlen. Und er ergänzte: Sie werden jeden Morgen in die Manufaktur gehen. Sie werden neben den Uhrmachern sitzen und zuhören. So habe ich angefangen und lebte im dritten Stock des Hauses von Frédéric Piguet. Wie gut haben Sie die Uhrmacher kennengelernt? Ich habe all die Arbeiter kennengelernt. Dazu die Art, wie und wo sie leben, was sie machen, welchen Käse sie essen und welche Lieder sie singen. Ich habe im Fußballteam von Audemars Piguet gespielt, am Skiwettbewerb teilgenommen. Ich war total integriert und habe deren Mentalität inhaliert. Nach einem Jahr wurde ich zum Verkaufschef Europa ernannt. Haben Sie früh Ihr Marketingtalent entdeckt? 1979 packte mich der Ehrgeiz. Deswegen sprach ich mit dem AP-Chef. Ich sagte, ich wisse ein paar Dinge, die man anders machen könnte. Und ich sagte, ich möchte wissen, wann ich mehr Verantwortung bekomme, um das umzusetzen. Wie hat Ihr erster Chef reagiert? Er sagte mir, dass er an mich glaube, ich hätte eine große Zukunft vor mir: In 14 Jahren werden Sie internationaler Verkaufsdirektor sein. Ich war damals
„Und ich habe gerufen: Shit! Und im Stillen habe ich mir gesagt, Biver, das musst du jetzt glauben.“ Robb Report
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Was bleibt / Das Lebenswerk
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Unb端rokratisch. Bivers B端ro allein w端rde f端r einen Roman reichen, den Macher interessiert das Chaos nicht. Vor Weihnachten stehen vier Reisen an: Japan, China, zweimal in die USA
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Was bleibt / Das Lebenswerk Gewissenhaft: Wer Bivers Präsentationen kennt, weiß, dass irgendwann nur noch Käse kommt. Und zwar einer aus eigener Fertigung
Façon Gruyère? Rund 6000 Kilo Käse produziert Biver jährlich, der auf einem Hof in La Tour-de-Peilz in der Nähe von Montreux 68 Kühe hält. Der Käse gilt als so gut, dass er auch in Sterneküchen serviert wird – beispielsweise im L’Hôtel de Ville in Crissier
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genau 30, rechnete nach und sagte: Mit 44 Jahren ist die Hälfte meines Lebens rum, das geht gar nicht. Wie kam er denn gerade auf 14 Jahre? Er suchte einen Nachfolger und wollte mich langsam aubauen, wie ein Patriarch das eben macht. Er überträgt die Macht nur häppchenweise. Sie wollten nicht warten. Genau. Ich habe mit meiner Familie, darunter auch mit meinem Bruder gesprochen. Der war damals Chef von Omega Sports Timing. Über ihn kam ich im Oktober ’79 in Kontakt mit Omega. Fritz Ammann, der dortige CEO, wollte eine Restrukturierung der Golduhren-Kollektion und deren Vertrieb. So wurde ich Chef des Gold-Department vom Produkt bis zum Verkauf. Mit dem Start Anfang 1980 wurde ich sogar der jüngste Vice President. Von Fritz Ammann habe ich unheimlich viel gelernt. Das Wichtigste war, mir selbst zu vertrauen. Und Sie hatten genug Selbstvertrauen, um Blancpain zu kaufen. Ende 1981 haben Jacques Piguet und ich die Firma erworben, die seit 1959 im Dornröschenschlaf lag. Sie wieder von null aufzubauen war keine einfache Sache. Nun war ich endlich selbstständig. Allerdings mit einer Uhrenmarke, die niemand mehr kannte … … aber die älteste Uhrenmanufaktur der Welt war. Da musste doch was vorliegen? Das schon, aber es gab keine Uhren, keine Kataloge, keine Dokumente. Die Papiere waren in der Konfettimaschine der SMH, also der späteren Swatch-Group gelandet. Die hatten alles weggeworfen! Wir besaßen nicht mal ein Haus. Das ehemalige Gebäude in Villeret wurde von Omega genutzt. Also mussten wir alles neu erinden. Also haben wir die ganze Marke, ihre Botschaft, die Produkte und alles drumherum neu deiniert. Jacques hat die Werke entwickelt und gefertigt. Am Ende stand ein enormer Erfolg. ... und der Verkauf an die Swatch Group. Als wir Nicolas G. Hayek 1992 Blancpain verkauften, hat er mir einen Platz in der Konzernleitung angeboten. Dort sollte ich helfen, die erkrankte Marke Omega wieder aufzubauen. Hayek war in diesem Zusammenhang sehr wichtig für mich. Ich hatte beinahe täglichen Kontakt mit einem echten Genie. Das hat mich beeinlusst. Ich habe unter anderem Cindy Crawford für Omega gewonnen und James Bond. Das waren Meilensteine für mich und Herrn Hayek. Allerdings ohne Luc Moudon wäre ich nie so weit gekommen. Wer ist Luc Moudon? Ein Mentor? Nein, mein Arzt. Wir haben zusammen studiert und im selben Haus zusammen mit zwei Freundinnen gelebt. Wir waren so eine Art Kommune. Er hat mich beeinlusst,
weil er mir immer sagte, du musst wissen, warum du lebst. Du musst eine Botschaft haben. Warum lebt Biver? Und was ist Biver? Solche Fragen hat er gestellt. Was wird er hinterlassen? Das zu deinieren haben wir zusammen versucht. Als die BBC 1967 erstmals öfentlich den Beatles-Song All You Need Is Love ausstrahlte, hatten wir plötzlich unser Credo: Dort heißt es: „There is nothing you can do that can’t be done.“ Zusammen mit einer Ethik der Liebe war es das: All you need is love. Sie sagen jetzt aber nicht, mit Liebe könnte man Konzerne aubauen? Liebe ist ein globales Konzept des Benehmens und Teilens. Teilen ist Liebe, Respekt ist Liebe, Verzeihen ist Liebe. Also, wenn du deine Fehler, deine Erfahrung, deine Erfolge teilst, voilà, dann lebst du richtig. Sehen Sie sich als vom Schicksal verwöhnt? Erfolg hat auch negative Seiten. Ein Fehler oder Misserfolg war der Verkauf von Blancpain. Hierdurch habe ich irgendwie den Mut, die Lust verloren. Selbst heute habe ich manchmal noch im Kopf, dass ich damals möglicherweise etwas falsch gemacht habe. Auf der anderen Seite war es natürlich auch ein Glücksfall. So habe ich Herrn Hayek senior kennengelernt. Er hat es mir ermöglicht, Omega zu führen. Das wiederum brachte mich später zu Hublot. Hublot führte mich zu LVMH. Dank LVMH kam ich schließlich zu Zenith und TAG Heuer. Ich bin auch wieder seit Langem verheiratet, also kann und darf ich nicht von einem Irrtum sprechen: Es war die größte Chance meines Lebens, und ich habe sie ergrifen. Beschreiben Sie den Wechsel von Blancpain zu Omega. Das war ein Riesenschritt in meiner Karriere. Bei Blancpain haben wir jährlich etwa 4000 Uhren hergestellt. Plötzlich musste ich mich um eine Marke mit jährlich 700 000 Uhren kümmern. Das war für mich ein sehr großes Ereignis. Denn eigentlich mussten wir auch Omega neu erinden. Wir grifen die Mondlandung wieder auf. Der Constellation stellten wir eine Botschafterin namens Cindy Crawford zur Seite. Cindy sollte nicht nur für vierfarbige Fotos in der Vogue posieren, sondern als echte Botschafterin mit auf Pressekonferenzen und auf Reisen rund um die Welt kommen. James Bond war ein enormer Imagegewinn für Omega. Müssten Sie nicht mehr zu Hublot sagen, einer Marke, die Sie selbst global aufgestellt haben? Das ist einmalig und einfach phänomenal. So etwas lässt sich nicht wiederholen. Das ist das absolute Maximum für einen Unternehmer. Von 24 Millionen Umsatz 2004 auf knapp 700 Millionen in diesem Jahr. … und das angeblich völlig schuldenfrei. Hoch proitabel und keine Schulden. Kein Leasing, kein Darlehen, nichts dergleichen. Alle Gebäude, Maschinen sind bezahlt. Zwei Manufakturgebäude, 90 Boutiquen
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Was bleibt / Das Lebenswerk in aller Welt, die uns gehören. Das nenne ich Erfolg. Solche Bilanzen machen mich als Unternehmer schon ein wenig stolz. Vier Jahre lang führten Sie auch TAG Heuer und Zenith. Oh, die haben mir viel Leid, Sorgen und Zweifel bereitet. Bei Zenith dachte ich lange, ich würde die Trendwende nicht packen. Haben Sie es denn gepackt? Seit März 2018 verdient Zenith jeden Monat endlich Geld. Welchen Anteil hat dabei der Hundertstel-sekunden-Chronograph? Er ist die Zukunft einer Firma, die 1969 den ersten Automatikchronographen der Welt vorgestellt hatte. Der El Primero 21 ist zwar noch nicht die Nummer eins, aber macht 80 Prozent des Umsatzes aus, nächstes Jahr werden wir 10 000 davon bauen. Julien Tornare, der Zenith-CEO, hat mich kürzlich gefragt, ob wir nicht 2000 oder 3000 Werke mehr bauen könnten, um auf 13000 für 2019 gehen zu können. Ist denn die Connected Watch tatsächlich ein Erfolg für TAG Heuer? TAG Heuer hatte die erste Schweizer Alternative zu Apple Watch. Das Highlight aller Highlights war die Präsentation unserer Connected Watch in New York. Seit 2016 ist sie die Nummer eins im Verkauf. Okay, nicht die Nummer eins im Umsatz, aber die Stückzahlen bringen uns enorm viel Wahrnehmung. Was war Ihr größter Tiefschlag im Leben? Berulich sicher der Verkauf von Blancpain. Er hat mir aber im Nachhinein enorm geholfen. Niederlagen sind nur Momentaufnahmen, schmerzliche Situationen. Leben bedeutet aber, Situationen zu drehen. Trift das auch auf Ihre Krankheit zu? Aber ja! Sie hat mich dazu gebracht, dass ich mich jetzt aus dem operativen Geschäft bei der LVMH verabschiedet habe. Sie hilft mir also, eine Tür zu schließen und eine andere zu öfnen. Sammeln Sie so leidenschaftlich Uhren, wie Sie sie verkaufen können? Ich habe einige Rolex gekauft, weil ich auch diese Marke schätze. Ich besitze eine Grande-Complication-
Taschenuhr von Audemars Piguet. Ich habe so eine mal an Herrn Quandt verkauft, dem Großaktionär von BMW. Nun habe ich sie mir selbst auch zugelegt, weil ich es lustig fand, dass ich sie in den 70er-Jahren berulich vertrieben habe. Und jetzt kann ich mir diese Uhr auch leisten. Zusammen besitze ich ungefähr 150 Uhren, am meisten aber von Patek Philippe. Wie viele sind es denn von Patek Philippe? So viele sind es nicht, an die 70 Stück, würde ich schätzen. Aber es sind ein paar wichtige Uhren dabei. Einige sind mehrere Millionen wert. Für eine Referenz 1518 mit Chronographen und ewigem Kalender in Rotgold wurden mir über zwei Millionen Franken angeboten. Ich habe ein paar wichtige Einzelstücke, auch solche aus dem Jahr des 175. Jubiläums. Philippe Stern hat sie mir zugestanden, weil ich angeblich zum Kreis der 100 wichtigsten Sammler gehöre. Was fasziniert Sie an Patek? Diese gute Historie. Ich erinnere mich daran, wie mein erster Chef, Georges Golay von AP, sagte, die von Patek kaufen ihre Uhren zurück, um ihre Vergangenheit zu sichern. Patek war ja damals der größte Konkurrent von Audemars Piguet. Und Golay fragte: Sollen wir das auch machen, unsere alten Uhren zurückholen? Auch auf meinen Rat hin steckte er das Geld in die Entwicklung neuer Modelle – in die Zukunft sozusagen. Zeitweise waren wir dank der Royal Oak dieser Marke sogar voraus. Patek kam ja erst 1976 mit der Nautilus. Die ja von Audemars inspiriert ist, wenn man so sagen darf. Früher waren sie ein Konkurrent, und heute kann ich es mir leisten, beim Konkurrenten einzukaufen. Haben Sie nie daran gedacht, Ihre eigene Uhrenmarke zu gründen? Ich habe mir immer gedacht, dass ich meinen Namen nicht auf einem Ziferblatt verewigen darf. Schließlich bin ich kein Uhrmacher. Aber wer bin ich? Ein arroganter Kerl, der auf ein Ziferblatt seinen Namen druckt? Der Richard Mille hat es gemacht. Der ist noch weniger Uhrmacher als ich. Und ungemein erfolgreich. Sie sagten ja bereits, eine neue Tür geht gerade auf. Ich wäre bereit. Aber ich trefe keine Entscheidung, bevor ich nicht hundertprozentig genesen bin. Wenn ich kein Kortison mehr nehmen muss, werde ich mir etwas überlegen. Heute hätte ich keine Hemmung, meinen Namen auf einem Ziferblatt zu verewigen. R
„Niederlagen sind nur Momentaufnahmen, schmerzliche Situationen. Leben bedeutet aber, Situationen zu drehen.“ 136
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14 Uhren, die Jean-Claude Biver prägte und ihn prägten – eine ganz persönliche Bestenliste
1948 Patek Philippe Referenz 1518
1951 Patek Philippe Referenz 2499
1955 Omega Constellation
1959 Omega Speedmaster (first Omega in Space)
1987 Blancpain Tourbillon 8 days
1989 Blancpain Minute Repeater
1990 Blancpain Flyback Chronograph
1991 Blancpain Grande Complication 1735
2005 Hublot Big Bang
2006 Hublot Big Bang All Black
2007 Hublot Bigger Bang All Black
2015 TAG Heuer Carrera Calibre Heuer 01
Preis für das Lebenswerk: Jean-Claude Biver wurde einstimmig von der internationalen Robb-ReportExpertenjury nominiert und erhält den Preis für sein Lebenswerk auf unserer Robb-Report-Gala in der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin
2016 TAG Heuer Carrera Calibre Heuer 02-T
2017 Zenith Defy Lab
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Luxury Award 2019
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Was bleibt / Das Original
Zu den Masterpieces am Schloss Dyck bei Düsseldorf kommt man nur auf Einladung – als Oldtimersammler wie als Gast. Innerhalb von nur drei Jahren hat sich der erste deutsche Concours d’Élégance einen Namen wie Donnerhall gemacht. Als Medienpartner war Robb Report exklusiv dabei und wollte wissen: Wie funktioniert die Grand Jury, die Wertvolles noch viel wertvoller macht?
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Männer, die auf Autos starren Fotos von Simon Koy
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Was bleibt / Das Original
Geht das Schiebedach? Concours-Fahrzeuge mßssen vollständig sein und funktionieren, wie der Besitzer eines Lamborghini LM 002 lernen musste
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Miuras gibt es viele, aber grüne sind extrem selten. Der Erstbesitzer, ein französischer Unternehmer, soll sich gleich zwei identische gekauft haben: So dachten seine Angestellten, er habe nur einen Lamborghini
„Die Strohhüte sind kein Fashion-Spleen, sondern einfaches Erkennungszeichen der Fachjury.“ Joern Frederic Kengelbach
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Was bleibt / Das Original
Meisterschaft muss man sich verdienen D
er Blick läuft ins Leere. Genauer gesagt starren drei gestandene Männer auf die Armaturentafel eines Lamborghini LM 002 . Dort, wo eine Blinkerleuchte in Form einer Raumschif-Enterprise-Devotionalie stecken sollte, klaft ein Loch von der Größe eines Zuckerwürfels. Es werden betrübte Blicke getauscht. Gesprochen wird später. Bitteres Kopfnicken. Man wendet sich verstört den Fußmatten zu. Chief Judge Dr. Peter M. Larsen aus Dänemark, der mich äußerlich an den Drill Sergeant aus Full Metal Jacket erinnert, hatte es uns bei 33 Grad im Schatten eingebleut: Niemals vor den Teilnehmern sprechen! Willkommen in der Grand Jury eines Oldtimer-Concours, genauer gesagt, des wichtigsten in Deutschland: den Masterpieces auf Schloss Dyck (masterpieces.de). 2015 ins Leben gerufen, nachdem es der Sammlerelite rund um die jährlichen Classic Days auf Schloss Dyck langsam ein wenig eng wurde, hat das Team um Marcus Herfort Erstaunliches geschaft. Innerhalb von nur drei Jahren wurde eine Oldtimerveranstaltung von Weltruhm aufgebaut. Herzstück einer solchen Show ist eine Grand Jury, besetztmitinternationalenAutomobilexperten.Darunter alte Haudegen wie Eckhard Schimpf, Mark Moskowitz oder Adolfo Orsi, deren Namen in der Branche einen Klang haben wie Pele, Rummenige und Beckenbauer unter Fußballfans. Ich bin einer von ihnen, wobei mich schon mein Titel Honorary Judge verrät: nett, aber kaum Ahnung. Schon beim Brieing komme ich mir mit meinem Sakko, weißer Hose und Strohhut vor wie ein Erstklässler in Schuluniform. Aus zehn Ländern sind die PS-Männer (und ein paar Frauen) mit Hüten angereist (übrigens kein Fashion-Statement, sondern simples Erkennungszeichnen für Teilnehmer – ich empfehle die Manufaktur Mayser aus Ulm). Unter dem Stroh raucht es allenthalben: Wer hat eine der 19 Trophäen verdient? Kategorienamen wie World’s Most Pristine Masterpiece oder Best Prewar Sportscar jagen mir schon gehörig Respekt ein. Bei Vorkriegsfahrzeugen kommt mein Autoquartettwissen endgültig an seine Grenzen.
Verdient ist das richtige Wort, wenn es um die Auszeichnungen geht, also um Millionenwerte und um noch ein paar mehr, die solche Fahrzeuge an Wert gewinnen, wenn sie eine der begehrten Trophäen erhalten. Im Wesentlichen dreht sich alles um eines: Fehlersuche. Ich bin eingeteilt in eine Kategorie, von der ich zumindest leidlich Ahnung habe und die manchen Sammler auhorchen lassen dürfte: Bei Power to all Wheels dreht sich alles um Geländewagen und SUVs. Ich bin stolz, dabei zu sein, denn es ist auf einem Concours eine Weltpremiere. Vor uns stehen ein Land Rover Defender von 1968 und ein Range Coupé aus meinem Geburtsjahr (1974) sowie der G-Klasse Jagdwagen von Franz Josef Strauß mit original Recaro-Sitzen sowie der eingangs erwähnteLamborghiniLM002.DerToyotaLand Cruiser FJ60 von Roger Moore hat es leider nicht bis nach Düsseldorf geschaft. Wenn man bedenkt, dass schon Lawrence von Arabien die Geländegängigkeit von Rolls-Royce-Fahrzeugen lobte und ohne den Willys Jeep die amerikanische Invasion wohl schon in der Normandie zum Erliegen gekommen wäre, erübrigt sich die Frage nach dem Sinn der Kategorie. Es sind bedeutsame Fortbewegungsmittel. Größtes Problem: Bei Nutzfahrzeugen bleibt extrem häuig die Originalität auf der Strecke. Wer rennt schon zu Lamborghini, um sich einen Blinker von einem Auto zu bestellen, das nur 301-mal gebaut wurde? Hätte es der Sammler, einer von insgesamt ausgewählten 65, doch gemacht. Denn es gilt die Regel: Was nicht original ist, wird abgestraft, was nicht da ist, wird nicht bewertet. Der Wagen hatte gute Chancen, immerhin ist er der erste, den man in Sant’Agata Bolognese direkt ab Werk restaurierte. Nur, es fehlt eben ein Blinkerlämpchen. Solche Details sind es, die einer Veranstaltung wie dieser internationalen Ruhm verschafen. Gewonnen hat übrigens die G-Klasse von Franz Joseph Strauß. Zumindest im Oldtimerbereich hält die CSU die absolute Mehrheit. Alles ist original, auch das Agavengrün. Der Strauß war seiner Zeit eben doch weit voraus – auch stilistisch. R jk
Es fehlt: nur ein Blinkerlämpchen. Solche Details sind es, die der Veranstaltung Ruhm einbringen. 142
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Was macht der Landrover Series 2 auf dem Concours? Erstmals wurden SUVs ausgezeichnet. Der Kategorie stehen nach Expertenmeinung sprichwรถrtlich fette Jahre bevor
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Was bleibt / Das Wissen
Pascal Montary
Der Kรถnig ist tot, lang lebe der Kรถnig
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Nach 28 Jahren übergibt der berühmteste Kellermeister der Welt, Richard Geoffroy, die Leitung des Weinanbaus von Dom Pérignon an Vincent Chaperon. Die letzte Gelegenheit, um mit beiden einen Spaziergang durch ihre Heiligtümer zu unternehmen
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W Fotos und Text von Robert Kittel
„Früher war ich der Meinung, dass Champagner ein besonderer Wein ist, ja, aber heute sage ich: Champagner steht für sich, es ist so ein großartiges, ein eigenständiges Getränk.“ Richard Geoffroy
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er der Magie einer 350 Euro teuren Flasche Dom Pérignon P2 verfällt, der glaubt auch an Legenden. Eine besagt, Erzbischof Saint Nivard sei im Jahr 650 von einer göttlichen Taube an einen Platz südlich von Reims geführt worden, einen magischen Platz, denn die Flügelschläge der Taube ließen den angrenzenden Wald erglühen. Saint Nivard entschied, diesem Zauber folgend, hier – im Dorf Hautvillers – eine Abtei zu errichten. Als Mitte des 17. Jahrhunderts Mönch Pierre Pérignon als Cellerar von Verdun nach Hautvillers versetzt wurde, erlebte das Kloster seine zweite Geburt. Monsieur Pérignon – genannt Dom, abgeleitet aus der spanischen Anrede Herr – entwickelte in der Abtei die Méthode champenoise, in dem er aus mehreren Traubensorten einen prickelnden Schaumwein herstellte. Pérignon gilt auch als der Erinder der 0,7-Liter-Flasche, und noch heute erinnert eine im Fußboden der Kirche eingemeißelte Grabplatte an den Mönch, der nicht nur diesem Ort, sondern der gesamten Region zu Weltruhm verhalf und der edlen Marke seinen Namen gab. „Ich liebe diesen Ort“, sagt Vincent Chaperon und bittet über einen Hinterausgang der berühmten Kathedrale nach draußen, in einen Park, der sich im Besitz seines Arbeitgebers beindet – dem Dom-PérignonMutterhaus Moët & Chandon. Chaperons jugendliche Augen leuchten durch eine intellektuelle Brille, über seinem dunklen Pulli trägt er eine Daunenweste gegen die Kühle des Herbstwinds. Der 42-Jährige blickt herab in die Weinberge, die teuersten und edelsten Lagen der Champagne, in denen die letzten Trauben des Jahres 2018 von Hand geplückt werden. Ein Bild wie ein Symbol: Denn Chaperon ist der neue Papst dieses magischen Ortes, am 1. Januar übernimmt er als neuer Kellermeister die Position des großen Richard Geofroy, der sich in dunklem Polohemd dazugesellt und in einer Bewegung durch die Haare streicht, sich setzt und alle Anwesenden begrüßt. Ein Kunststück. Geofroy. Der Superstar unter den Kellermeistern weltweit. Wenn er in Japan ein Dinner gibt, geraten die eher zurückhaltenden nahezu in Ekstase, in Mailand lassen Gastronomen ein wichtiges Fußballspiel sausen, um mit ihm zwei Worte wechseln zu dürfen. Geofroy hat die Marke Dom Pérignon geprägt wie kein anderer. Der scheidende Chef de Cave gilt aber nicht nur unter Gastronomen als Legende, auch Weinkritiker bezeichnen ihn als Magier, der seit seinem Beginn im Jahr 1990 mit jedem Jahrgang ein Ausrufezeichen setzt. Der Clou eines Dom-Pérignon-Champagners ist ja, dass er nicht immer gleich schmeckt, sondern sehr kreative Merkmale besitzt. Jeder Jahrgang ist anders, denn die Bezeichnung Vintage bedeutet, dass die Trauben ausschließlich aus der Ernte eines Jahres stammen. Entspricht diese nicht den hohen Erwartungen des Kellermeisters, kann es sein, dass der Jahrgang komplett ausfällt. Das Skurrile an einem Trefen mit Kellermeistern von Dom Pérignon ist, dass sie aktuelle Trauben ernten,
Die Säulen des guten Geschmacks: die Grand-Cru-Lagen in Hautvillers, Richard Geoffroys letzter Jahrgangschampagner, der Vintage 2008, und der Weinkeller, in denen die rohen Flaschen bis zu zehn Jahre liegen mßssen
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Was bleibt / Das Wissen
Pascal Montary
Das neue Royal Champagne Hotel & Spa mit einem 2-Sterne-Koch und Pool über den Dächern von Épernay ist der perfekte Ausgangspunkt für einen Besuch in der Champagne. Die Abtei Hautvillers, in der Dom Pierre Pérignon lebte
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sich im Verkauf aber weit in der Vergangenheit beinden. Der 2008er Vintage – der letzte, der unter der Ägide des Großmeisters Geofroy entstand – kommt gerade auf den Markt. Ein Jahr nach dem 2009er wohlgemerkt. „Ich wollte diesem für mich ganz besonderen Jahrgang noch ein wenig Zeit geben, sich zu entfalten“, sagt Geofroy. Und, ist er zufrieden mit dem Ergebnis? „Absolut. Für mich ist 2008 ein wirklich wundersamer Jahrgang. Zunächst hatten wir einen kühlen Sommer, und ganz allgemein wurde ein durchschnittlicher Jahrgang erwartet. Dann folgte plötzlich ein wunderschöner, warmer September, und der hat alles noch einmal auf den Kopf gestellt.“ In diesem Jahr gibt es den Jahrgang 2008 zuerst nur als Legacy Edition mit goldenem Etikett, ab 2019 dann mit regulärem Label. Das Aufälligste am Etikett aber ist, dass zum ersten Mal sowohl die Namen des alten als auch des neuen Kellermeisters zu sehen sind – links Richard Geofroy, rechts Vincent Chaperon. Mit dem sagenhaften Blick auf die besten Grand-CruLagen der Welt wird der leicht süßlich und zitronig geratenen Champagner aus einem Glas verköstigt, das nicht aussieht wie eine klassische Champagnerlöte. „Warum wundern Sie sich darüber?“, fragt Richard Geofroy. „Finden Sie, das ist ein Weinglas? Ich nicht. Sie trefen da einen sehr sensiblen Punkt, Monsieur!“ Es sei eine sehr philosophische Sache, sagt Geofroy. „Die Frage ist nämlich viel größer: Ist Champagner ein Wein? Früher war ich der Meinung, dass Champagner ein besonderer Wein ist, ja, aber heute sage ich: Champagner steht für sich, es ist so ein großartiges, ein eigenständiges Getränk. Deshalb freue ich mich heute mehr, wenn jemand sagt: Sie machen einen hervorragenden Champagner.“ Geofroy sieht noch einmal kurz zu Chaperon und sagt, das sähe er, Chaperon, doch wohl genau so, und fuchtelt in Louis-de-Funès-Manier wild gestikulierend durch den Park. Auch wenn die beiden im Habitus ein wenig wie Meister und Schüler wirken, so ist sich der neue, Vincent Chaperon, seiner Verantwortung bewusst: „Wenn man diesen Job macht, dann lebt man mit dem Wein. Man führt eine innige Beziehung. Ich wache nachts auf und sehe mir den Wetterbericht an. Man leidet auch körperlich mit.“ Aber er habe schon immer eine gewisse Passion für die Trauben und den Weinanbau gehabt, sagt Chaperon. Vielleicht seien das ja auch die Gene, wenn man wie er aus der Gegend von Bordeaux stammt.
Mit einer schwarzen Limousine geht die Fahrt hinunter nach Épernay. Die Begehung des Weinkellers steht an, in dem Tausende von Flaschen in Rohform und ohne Etikett übereinanderlagern. Es klingt wie ein Mythos, aber allein unter der 20 000-Einwohner-Stadt Épernay in der südlichen Champagne schlängeln sich 120 Kilometer Weinkeller unter den Häusern. Es ist ein Netz aus Hunderten Gängen, vollgestapelt mit den Flaschen, die später das edle Etikett tragen dürfen. Champagner muss weiterhin aus der Champagne kommen, da verstehen die Franzosen keinen Spaß. Chaperon sagt, gerade diese Aulagen und Restriktionen würden den Champagner noch immer zum exklusivsten Schaumwein der Welt machen. „Es ist ja nicht nur der Boden und das Klima hier. Wir verfolgen eine eigene Philosophie bei der Herstellung.“ Die Philosophie, die Chaperon meint, klingt einfacher, als sie am Ende ist. „Geofroy und ich haben 13 gemeinsame Ernten hinter uns, und ich habe sehr viel von ihm gelernt. Vor allem Geduld.“ Die Wände unter Épernay sind feucht, es ist kühl und dunkel, und die Luft schmeckt verbraucht. Man wandelt durch Gemäuer voller Geschichte, denn auch die Familie des Dom-Pérignon-Mutterhauses Moët & Chandon geht auf viele Generationen zurück. Claude Moët, der einer niederländischen Familie entstammte, hatte die Firma bereits im Jahr 1743 gegründet und war der erste Winzer, der ausschließlich Champagner herstellte. Später übernahm sein Enkel Jean-Remy Moët die Geschäfte und trug maßgeblich dazu bei, dass der Champagner zum wichtigsten Getränk der Upper Class wurde – allem voran natürlich durch seine frühe Bekanntschaft mit Napoleon, der diesen Keller mehrmals persönlich besuchte. Noch heute arbeiten viele Mitglieder der Familie im Unternehmen, das seit dem Jahr 1987 mehrheitlich dem Luxusgüterkonzern LVMH gehört und pro Saison ungefähr 28 Millionen Flaschen Champagner herstellt. Und was wird Geofroy nun machen, wenn Chaperon den Laden übernimmt? Der Maestro blickt etwas sehnsüchtig auf die Flaschentürme: „Ich war jetzt 28 Jahre lang für dieses Haus tätig, da entsteht eine tiefe Bindung. Wir sind gerade noch in Verhandlungen, deshalb kann ich nichts Konkretes sagen, aber ich denke schon, dass ich dem Haus in irgendeiner Form verbunden bleibe.“ Aber vorher will er eine große Reise machen. „Vor allem eine Reise zu mir selbst.“ R
„Wenn man diesen Job macht, dann lebt man mit dem Wein. Man führt eine innige Beziehung.“ Vincent Chaperon
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Eine Insel außerhalb der Zeit Wenn von der Zukunft des Luxus die Rede ist, wird aktuell häufig der Name einer einsamen, bis vor kurzem unbewohnten Insel auf den Malediven genannt: The Nautilus Maldives
Nur 250 Meter von einem bis zum anderen Ende, nichts als schneeweißer Sand und Kokospalmen – das klingt nicht nach einem Ort, an dem man mehr erwarten kann, als einen sonnengebräunten Teint und ein tägliches Bad im Meer. Und doch hat die Malediven-Insel The Nautilus Maldives seit kurzem etwas zu bieten, was sie zu einem der begehrtesten Luxusreiseziele der Welt macht. Es nennt sich ‚The Nautilus‘ und zählt bereits heute, noch vor der offiziellen Eröffnung im Januar 2019, zu den Top Ten der besten Island Lodges der Welt. Nur 15 Strandund 11 Überwasser-Houses und Residences umfasst die Anlage, doch es scheint so, als gehöre jeder von ihnen die Insel ganz allein, denn sie sind so in die Inselnatur eingebettet, dass sie über ein Maximum an Privatsphäre verfügen – selbstverständlich immer mit Meerblick und privatem Pool. Was ‚The Nautilus‘ jedoch am stärksten von anderen Luxusresorts unterscheidet, ist der besondere Service. So verfügt jede Villa über einen
eigenen Butler, genannt House Captain, der sich ausschließlich um die Wünsche des Gastes kümmert, anstatt ihn wie sonst üblich an die Rezeption zu verweisen. Die Restaurants haben keine festen Öffnungszeiten. Das Frühstück kann zu jeder Tageszeit eingenommen werden – und das nicht nur im Restaurant, sondern im Bett oder am Pool, ganz wie der Gast es wünscht. Überhaupt scheint die Zeit keine Rolle auf der Insel zu spielen: So sind Spa-Behandlungen, Yogastunden oder ein Tauchgang am hauseigenen Korallenriff jederzeit spontan ohne Terminabsprache möglich. Und sollte plötzlich der dringende Wunsch aufkommen, mit der Resort-eigenen Luxusyacht zu einem Picknick ins Blaue aufzubrechen, wird der House Captain auch das wie gewünscht arrangieren. Weitere Informationen gibt es unter www.trauminselreisen.de. Anfragen unter 08152-9319-0 oder info@ trauminselreisen.de
The Nautilus auf einen Blick DER REISEVERANSTALTER Nach zahlreichen Reisen auf den Inseln des Indischen Ozeans schrieb Wolfgang Därr zunächst Reiseführer für den DuMont Verlag über die Seychellen, die Malediven, Madagaskar und Mauritius. Die Bücher kamen gut an – immer mehr Interessenten wandten sich an ihn, um Tipps aus erster Hand zu erhalten. Daraufhin gründete er 1985 zusammen mit seiner Frau Maisie, einer gebürtigen Seychellerin, Trauminsel Reisen als Luxusreiseveranstalter für individuelle Reisen zu den Trauminseln des indischen Ozeans und darüber hinaus. Sie werden also kaum kenntnisreichere Ansprechpartner finden, wenn Sie reif für die Insel sind.
„Mehrmals jährlich erkunde ich die verschiedenen Trauminseln der Malediven persönlich, um Gäste optimal beraten zu können.“
DAS BAA-ATOLL Die Malediven werden von einem Flickenteppich aus 26 Atollen gebildet. Das Baa-Atoll, zu dem die ‚The Nautilus‘Insel Thiladhoo gehört, besteht aus insgesamt 75 Inseln. Aufgrund seiner ökologischen Bedeutung wurden Teile des Atolls 2011 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt. Die Hauptstadt Malé ist in etwa 45 Minuten mit dem Wasserflugzeug oder vier Stunden mit dem Schnellboot zu erreichen. Seit 2012 besitzt das Atoll mit dem Dharavandhoo Airport auch einen eigenen Flughafen. BESTE REISEZEIT Tagsüber ist es auf den Malediven meist zwischen 26 und 33 Grad warm, Nachts nicht über 26 Grad. Von Januar, bis März ist die Wahrscheinlichkeit, viele Tage klares und sonniges Wetter zu haben, am höchsten – das perfekte Ziel also, um dem europäischen Winter zu entfliehen.
Maisie Därr, Geschäftsführerin Trauminsel Reisen
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Velana International Airport
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The Nautilus
10km
Malé
TRANSFER Die Flugzeit für Direktflüge ab Deutschland beträgt nur etwa zehn Stunden. Als Gast von ‚The Nautilus‘ werden Sie direkt am Flugzeug abgeholt und mit einem Wasserflugzeug in 30 Minuten zur Insel geflogen. Oder Sie nehmen das größere Linienflugzeug zu einer benachbarten Insel, wo Sie mit dem Hotelboot abgeholt werden. KOSTEN Das ‚The Nautilus Maldives‘ öffnet im Januar 2019. Dazu passend gibt es ein besonderes Angebot: 5 Nächte in einem „Beach House“ inklusive Frühstück, Feinkost-Snacks am Nachmittag, täglichem Cocktail zum Sonnenuntergang sowie Abholung direkt am Flugzeug, VIP-Immigration und Transfer mit dem Wasserflugzeug ab/bis Flughafen Malé ab 9.490 € pro Person/DZ. Alle Trauminsel Reisen-Gäste erhalten einen kostenfreien Ausflug Ihrer Wahl für zwei Personen.
Was bleibt / Die Ausfahrt
Und wann haben Sie das letzte Mal beim Brötchenholen mit Ihrem Sportwagen genau davon geträumt: jetzt weiterfahren, bis hinter den Horizont? Wir haben es einfach gemacht. Und finden, es gibt ab Startpunkt München kaum ein besseres Gefährt als den BMW 8er Coupé für die …
Grand Tour oder Reise zum Ich Fotos von Benjamin A. Monn Text von Gordon Detels
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Filmreif am Furkapass Wie zwei Zinken einer Gabel sehen die engen Haarnadelkurven des Passes von oben betrachtet aus. Nicht umsonst leitet sich sein Name vom lateinischen Begriff furca, zweizinkige Gabel, ab. 2429 Meter über dem Meeresspiegel ist die Kulisse im wahrsten Wortsinne filmreif: Teile des James-Bond-Films Goldfinger wurden hier gedreht
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Was bleibt / Die Ausfahrt
Explosive Stimmung: Grimselpass Seit 2001 ist die Gefahr gebannt. Damals fand hier mit 150 000 Kubikmeter gelöstem Gestein die größte Sprengung in der Schweiz statt. Oberhalb des Passes wurde die Felsnase Chapf 900 gesprengt – weil sie auf die Straße zu stürzen drohte. Der Pass ist übrigens nicht nur bei Auto- und Motorradfahrern beliebt. Mehrfach stand er schon auf dem Programm der Tour de Suisse
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Die kühle Schönheit am See Il Sereno Lago di Como, Torno
Mit Stuck verzierte Decken, plüschige Sessel in der Lobby und hochfloriger Teppich in den Gängen. All das findet man in dem aus 30 Suiten bestehenden Il Sereno am Comer See nicht. Das von der spanischen Architektin und Designerin Patricia Urquiola gestaltete, lichtdurchflutete Hotel zeichnet sich durch luxuriöses Understatement aus, statt Protz und Prunk gibt es zeitgemäßes, reduziertes Design – bis hin zu den Möbeln, die Urquiola eigens entwarf. Für die Servicequalität und die Lage direkt am See (unbedingt mal ein Riva-Boot ausleihen) gibt es die Note 1, das „plus Sternchen“ hat der Michelin bereits an den Küchenchef Andrea Berton verliehen. Besser kann man eine Grand Tour wie diese nicht beenden. ilsereno.com Robb Report
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Was bleibt / Die Ausfahrt
Lang gestreckte Silhouette, flache Fenster und eine Dachlinie mit leichter Double-Bubble-Kontur: Mehr GT-Sportwagen als beim BMW 8er geht kaum. Mehr George-Clooney-Feeling auch nicht: Der Hollywood-Star wohnt gegenüber des Hotels Il Sereno am Comer See
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Colorado? Nein, Schweiz! Automatisch oder mit den Schaltwippen am Lenkrad den BMW 8er beschleunigen? Egal, man kann ja jeden Pass mehrfach befahren. Am besten mit dem BMW 850i xDrive Coupé. Damit macht das Herausbeschleunigen aus den Kurven des Furkapasses (hinten im Bild der Grimselpass) noch mehr Spaß als mit der Basisversion – was kaum zu glauben ist
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Was bleibt / Die Ausfahrt Aussichtspunkt am Sustenpass 45 Kilometer Länge, neun Prozent Steigung: Das ist der sanfte, von 1938 bis 1945 erbaute Sustenpass, der leider nur von Juni bis Oktober geöffnet hat – dafür in der Zeit aber spektakuläre Blicke ins Tal bietet. Übrigens: keine Sorge, falls Sie eine Parkmöglichkeit zu spät sehen. Mit der M Sportbremsanlage stehen Sie im Nu – und sind Sekunden später wieder bei Tempo 100
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Was bleibt / Die Ausfahrt
Das Weite-Welt-Hotel The Chedi, Andermatt
Ein begehbarer Käsehumidor, ein japanisches Restaurant auf höchstem Niveau. Das ist die Bandbreite, die einem das auf 1447 Metern über Meereshöhe erbaute Hotel bietet: komplette Wahlfreiheit, die man schon beim Betreten spürt. Man selbst entscheidet, unter welcher der 143 Lampen über dem 35 Meter langen Empfangstresen man einchecken möchte. Was man auf jeden Fall möchte, sieht man danach von der Lobby aus durch die große Glaswand: in den Pool springen, der dahinter funkelt. Vielleicht aber am besten erst nach einem langen Skitag, den man auf einer der Pisten in der Umgebung verbringt. Wer im Chedi ist, kann alles machen, muss aber nichts. thechedi-andermatt.com 160
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Der BMW 8er in der Farbe Sunset Orange vor dem The Chedi, die funkelnde Deckenbeleuchtung im Restaurant und das Herbstlicht ßber dem knapp 1400 Einwohner zählenden Dorf Andermatt, unserem Stopp drei der Grand Tour
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Was bleibt / Die Ausfahrt
Auf großer Tour Zeit zu Besinnen. Ein verlängertes Wochenende mit dem neuen BMW 8er Coupé
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äre die Zeit eine Person, sie könnte einem leidtun. Weil sie es nie richtig macht. Entweder ist sie zu spät dran („Die Zeit ist vorbei“), zu früh („Die Zeit wird kommen“) oder fehl am Platz („Jetzt ist nicht die passende Zeit“). So richtig zufrieden ist fast niemand mit ihr, zu keiner Zeit. Dabei ginge es auch anders. Man könnte, statt auf die Zeit zu warten, sie dabei womöglich zu verpassen und dann über sie zu schimpfen, sich die Zeit doch einfach nehmen. Und sie dann genießen. So wie in der guten alten Zeit. Damals, als man noch nicht so durchs Leben hetzte. Und gefühlt alle Zeit der Welt hatte. Man müsste sich nur eingestehen, dass es endlich einmal wieder Zeit wäre für eine Auszeit. Ein Auslug am Wochenende zum Beispiel. Vielleicht mit dem Wagen. Einfach raus aus dem Alltag, rein in die Freizeit. Nur für sich.
Me-Time. Ich setze mich an einem Freitagnachmittag in das neue BMW M850i xDrive Coupé. Der Weekender liegt bereits im Koferraum, Türen zu, ein Druck auf den Start-Stop-Knopf, noch 3,7 Sekunden bis 100 km/h. Stünde die Zeit im Wageninneren nicht auf einmal still, man könnte einen Uhrzeiger ticken hören, so ruhig ist es wenig später auch noch jenseits der 200 km/h. Während die Welt draußen, nah und doch weit weg, an einem vorbeiliegt. Es geht in Richtung des Landes, aus dem die Zeit, zumindest wenn es um mechanische Uhren geht, quasi stammt. Von München aus fahre ich über Zürich und Luzern nach Andermatt, bevor es zum Schluss der großen Tour, einer persönlichen Grand Tour, in das Land geht, in dem die Deutschen gern „die schönste Zeit des Jahres“, den Urlaub, verbringen. Es geht nach
Der moderne Klassiker Wer in der Kurhausstrasse in Zürich eincheckt, wird nicht nur Gast in einem der Leading Hotels of the World, sondern automatisch zum Museumsbesucher: Im Dolder Grand hängen – meist in den öffentlichen Räumen – Werke namhafter Künstler von Joan Miró über Niki de Saint Phalle bis zu Takashi Murakami, um nur einige zu nennen. Zu nennen sind auch das über 4000 Quadratmeter große Spa sowie die über 40 Auszeichnungen, die das Hotel alleine nach dem vierjährigen Umbau ab 2008 erhalten hat. Zum Schluss ist eigentlich nur noch eine Entscheidung zu treffen: das sechs Fahrminuten entfernt gelegene Zürich erkunden oder lieber auf dem Neun-Loch-Platz abschlagen. thedoldergrand.com 162
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The Dolder Grand
The Dolder Grand, Zürich
in einem weiten wiesental umgeben von hohen buchenwäldern liegt das
relais & châteaux hotel hohenhaus
Jahresausklangs-Genießerhöhepunkte im Hotel Schloss Hohenhaus Weihnachten auf Hohenhaus
Silvester auf Hohenhaus
- Übernachtung im Doppelzimmer - inklusive Frühstück von unserem reichhaltigen Landbuffet - an jedem Abend ein viergängiges HOHENHAUS-Menü - täglich hausgemachter Glühwein und Weihnachtsgebäck vor dem Kamin - Champagnerempfang am Heiligabend - am 1. Weihnachtstag eine gemeinsame Wanderung durch den winterlichen Wald - sowie eine bretonische Weihnachtsüberraschung zur Abreise
- Übernachtungen inkl. opulentem Landbuffet-Frühstück - Einstimmung am Silvesterabend mit Champagner am Kaminfeuer - bretonisches 7-Gänge-Menü inkl. Wasser, Wein und Kaffee im festlich dekorierten Restaurant - ein funkelndes Mitternachtsfeuerwerk - Tombola mit attraktiven Preisen - Jahreswechseltanz bis in die Morgenstunden - ein 4-gängiges „Menu du Poisson“ am Neujahrsabend - an allen weiteren Abenden servieren wir Ihnen ein kulinarisch einzigartiges 3-Gänge-Menü
Arrangements frei wählbar (21. bis 26. Dezember 2018) - 3-tägiges Arrangement zu 790,00 € pro Person im DZ - 4-tägiges Arrangement zu 880,00 € pro Person im DZ - 5-tägiges Arrangement zu 950,00 € pro Person im DZ
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hohenhaus – 37293 holzhausen telefon: (0 56 54) 98 70 telefax: (0 56 54) 13 03 e-mail: info@hohenhaus.com
Was bleibt / Die Ausfahrt Italien. Auf den ersten ruhigen Autobahnkilometern und dann auf den sanft geschwungenen Landstraßen hat man endlich Zeit, über sich und das Leben nachzudenken. Das Auto nimmt einem währenddessen die Arbeit ab: im Eco-Pro-Modus wie ein Schif mit dem Wind segeln, Geschwindigkeitsbegrenzungen erkennen und einhalten, stets Abstand zum Fahrzeug vor einem halten und darauf hinweisen, wenn es an der Zeit für eine Pause ist. Später dann, nach der ersten Übernachtung im Züricher Dolder Grand Hotel, nach dem ersten Zwischenziel der Grand Tour, stehe ich natürlich zeitig auf. In Vorfreude auf die vor mir liegenden Passstraßen und ihre scheinbar nicht enden wollenden Haarnadelnkurven, die ich nun zügiger im Sport-Modus nehme. Konzentriert geht es, von der Kraft der 530 PS sanft in den Sitz gedrückt, die Berge hoch. Und runter. Und hoch. Und wieder runter: Furkapass. Grimselpass. Sustenpass. Nufenenpass. Alles passt. „Alles ließt“, sprach Heraklit. Nur die Zeit, die sonst rast, scheint mal stillzustehen. Während der Fahrt sieht man unten im Tal die Schatten der vorbeiziehenden Wolkenformationen, über einem die funkelnde Sonne und neben sich hin und wieder die eigene, sich an den Felsen abzeichnende lang gestreckte Fahrzeugsilhouette. Die Zeit, man vergisst sie einfach. Während des Herausbeschleunigens aus den vielen Kurven fällt mir wieder ein: Der BMW 8er hatte seine Premiere als Rennwagen, als BMW M8 GTE Anfang des Jahres bei den 24 Stunden von Daytona. Gegen die Zeit. Beide Fahrzeuge kamen sicher ins Ziel. Kein BMW war bisher zuverlässiger
zum Start auf Rennstrecken unterwegs. Solche Gedankenspiele beruhigen, während ich auf Comfort-Modus umschalte und nun kaum spürbar die Fahrt über das Kopfsteinplaster des alten Gotthardpasses antrete. Ein Rennwagen, der Limousine kann – was in unserer Zeit alles möglich ist, denke ich, während ich weiterziehe und die Zeit genieße. Dann die letzten Tageskilometer, beginnende Dämmerung, die Scheinwerfer erleuchten den Weg zur nächsten Herberge, die mich empfängt wie einen König. Tag um Tag vergeht die Zeit so, die nicht enden will. Genussvolle Autostunden im Hellen, Stunden der Entspannung während der Dunkelheit in den auf der Route liegenden Luxushotels, die zeitgemäß alle Möglichkeiten für den perfekten Zeitvertreib anbieten: Schwimmen, Spa, Dinner, Drinks an der Bar. Alles wäre da, aber ich bin in meiner Zeitkapsel wunschlos glücklich, da ich endlich wieder Herr über meine eigene Zeit bin. Am Ende der Grand Tour sitze ich abends auf der Terrasse des Il Sereno am Comer See, der Blick geht über die Riva-Boote am Steg auf das Wasser, in dem sich der Mond spiegelt. Der V8 kühlt in der Hoteltiefgarage ab, plötzlich erklingt ein Lied, das ich lange nicht mehr gehört habe. Time, von Pink Floyd. Man kann es wirklich nicht mitsummen. Man sollte sich aber Zeit zum Zuhören nehmen, wenn es heißt: „Home/Home again/I like to be here/When I can.“ Die Zeit kann mein Freund sein, denke ich, vielleicht sollte sie es sein. Der Song klingt nach: „Every year is getting shorter never seem to ind the time /Plans that either come to naught or half a page of scribbled lines.“ Eine Auszeit, ja, das wär’s. R
Im The Dolder Grand lässt man die Arbeitswoche ausklingen. Es folgt eine Warm-up-Fahrt ins Bürgenstock Resort. Dann: Kurven, Kurven, Kurven. Dazwischen: das The Chedi in Andermatt, bevor die Tour am Comer See endet. Ach nein, zurück geht es ja auch noch. Die Tour kann man auch (fast) komplett buchen als Grand Touring Experience (edelstark.com/ sportautotouren). Sie kostet inklusive Übernachtungen und 750 Freikilometern in deutschen oder italienischen Supersportwagen ab 6000 Euro (von Mai bis Oktober). Mit dem eigenen BMW 8er kommt man allerdings auch in den Genuss der Rückreise – und einer eigenen Zeitplanung
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Robert Kittel
Die Road-Map der persönlichen Grand Tour
FÜR GUTE FREUNDE
ROBB REPORT erscheint in der JAHRESZEITEN VERLAG GmbH, Harvestehuder Weg 42, 20149 Hamburg. Abonnentenvertrieb und Abonnentenbetreuung durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Tel.: 040 / 21 03 13 71, Fax: 040 / 21 03 13 72, E-Mail: leserservice-jalag@dpv.de Das Abo-Angebot gilt nur innerhalb Deutschlands und solange der Vorrat reicht. Ihr Geschenk erhalten Sie nach Zahlungseingang. Hinweise zum Datenschutz und zur Widerrufsgarantie siehe shop.jalag.de
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Was bleibt / Die Extravaganz
Franco Maria Ricci ist ein Träumer und Visionär. Seit dem Verkauf seines Kunstbuchverlags baut er am Labyrinth seines Lebens – dem größten der Welt. Doch den Weg ins Ziel gibt es nicht geschenkt, man muss ihn sich intellektuell erarbeiten
Für immer
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Mein Tempel und der Ritter: Franco Maria Ricci lebt neben dem Labyrinth in diesem versteckten Landhaus 168
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E Fotos von Davide Lovatti Text von Ralf Eibl
„Nur wer sich verliert, kann sich finden.“
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ine höhere Macht muss den Navigationsassistenten im Wagen manipuliert haben. Jedenfalls lässt er sich von den Wegen, die sich entlang der Felder und Dörfer durch diesen Teil der Po-Ebene bahnen, ziemlich in die Irre führen. Wir umkreisen jetzt schon seit einer halben Stunde Franco Maria Riccis Privatanwesen bei Fontanellato, 20 Kilometer außerhalb Parmas, aber es scheint einfach nicht hier zu sein. Sì, certo, da ragt plötzlich diese Pyramidenspitze aus einem Bambusfeld. Aber der Zugang zu Riccis casa padronale liegt kurz nach einer Kurve einfach zu gut versteckt. Mehrfach sind wir, wie sich später herausstellen wird, an dem unscheinbaren Tor vorbeigerauscht. Aber vielleicht war das ja auch alles so geplant. Den Zugang zu dem Tor, zu dem langen, auf beiden Seiten hoch bewachsenen Weg und schließlich zu dem auf den ersten Blick sehr verfallen wirkenden Herrenhaus gibt es nicht einfach so geschenkt. Man muss ihn sich wie bei einer intellektuellen Navigation durch alle Bezüge, die der ehemalige Kunstbuchverleger für seine Anlage zitiert, Schritt für Schritt, Fußnote für Fußnote erarbeiten. Von außen wirkt die Casa wie eine Referenzstudie für eine Ruine, doch das ist alles nur kapriziöse Tarnung, denn im Innern beherbergt sie so etwas wie einen persönlichen Tempel. Hier also lebt er heutzutage, das mondäne Stadthaus im Mailänder Zentrum ist an eine junge Architektenfamilie mit Kindern verkauft. Wir besuchen Franco Maria Ricci im Herbst seines Lebens. Es könnte ihm gesundheitlich besser gehen, er zieht aufällig den Fuß nach, wackelt manchmal bedenklich – das Laufen läuft nicht mehr, aber Gehen geht. Seit 80 Jahren schlägt er sich bereits durch die Labyrinthe seines Lebens. Weiß man, wie viele Ecken sich in einem Leben noch auftun, wenn man hinter die Achtzig bereits einen Haken gesetzt hat? Geboren 1937 in Parma, wuchs er in einer aristokratischen Familie auf, arbeitete als Erdölgeologe für Gulf Oil, bevor er in Parma erst ein graisches DesignStudio und dann 1965 sein Verlagshaus Franco Maria Ricci gründete. Vor allem in den 80ern und 90ern von vielen in der Branche geschätzt, aber vor allem auch von einem jungen Kölner sehr bewundert: Benedikt Taschen. Vor allem Riccis ab 1982 – zeitweilig in fünf Sprachen – erscheinende Kunstzeitschrift FMR, die seine Initialen trug und ambitionierte Aufsätze von namhaften Kunsthistorikern oder Schriftstellern in einer kompromisslosen Ästhetik präsentierte, erfreute weltweit die Szene. Umberto Eco, Octavio Paz, Jorge Luis Borges, Susan Sontag oder Hans Magnus Enzensberger gehörten unter anderen zu den Mitarbeitern, Jacqueline Kennedy zu seinen literarischen Groupies. Die Räume der Mitarbeiter quollen über von Gemälden und Artefakten, die der Herausgeber mit großer Kennerschaft und Geschick auf der Welt zusammenträgt. Im Jahr 2003 zog er sich etwas überraschend aus dem operativen Verlagsgeschäft zurück und arbeitete fortan am Labyrinth seines Lebens – so weit, so gut.
Der Hausherr beim Studium klassizistischer Typografie – von seinem Vorbild Giambattista Bodoni (1740–1813)
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Innenansichten eines Ă„stheten: Der schwarze Jaguar E-Type ist genauso skulptural wie der liegende maltesische Marmorritter (unten) aus einem kalabrischen Grabmonument aus dem 17. Jahrhundert. Angrenzend die Bibliothek Riccis und, natĂźrlich, sein Museum
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Was bleibt / Die Extravaganz
Wir stehen an zwei riesigen Bibliothekstischen im großen Wohn- und Arbeitszimmer seines Privathauses, das aus der Luft betrachtet, über einen Bewirtschaftungsweg als Abkürzung, an La Masone angrenzt, jenem 300 mal 300 Meter großen, aus Bambussträuchern angelegten Irrgarten mitsamt Portalgebäude, Pyramide, Galerie, Kunstsammlung, Konzertsaal und Sommerakademie, den Ricci seit dem Verkauf seines Verlagshauses angelegt und dadurch inanziert hat. Mit La Masone tritt Ricci wie ein spendabler Fürst auf, der sich mit einem klassizistischen Idealort ein Denkmal setzt. Das Labyrinth ist öfentlich, die Casa jedoch ist privat. Wenngleich hier nur das Erdgeschoss dem stetigen, von Ricci jedoch sehr geschätzten Verfall standgehalten hat. Hier hat er es sich mit Stucco, Marmorsäulen, Bibliotheksschränken aus Ebenholz und einem darniederliegenden Ritter, der von einem kalabrischen Grabmonument aus dem 17. Jahrhundert stammt, gemütlich gemacht. Sein Refugium wird draußen von riesigen Bambussträuchern, Selbstkletternden Jungfernreben und Blauregen wie ein verwunschenes Versteckt geschützt. Bereits der erste Stock kommt bisweilen ohne Dach aus, feuilles mortes fallen auf das von vielen Unwettern gezeichnete Mauerwerk, die windschiefen Fensterläden klappern mit den Gezeiten. Doch Franco Maria Ricci zeigt – fast schon weltabgewandt – in seinem Refugium Werke des italienischen Stempelschneiders, Buchdruckers, Typografen und Verlegers Giambattista Bodoni. Er gilt als der beste Buchgestalter des Klassizismus und Franco Maria Ricci als Besitzer der größten Sammlung sogenannter Bodoniana-Bücher. Ricci hat im Stile Bodonis nicht nur sein Magazin FMR gestaltet, sondern auch Logos für Kunden wie den Küchengerätehersteller Smeg oder die italienische Post. In den frühen 90ern log auch Alitalia noch mit Booklets aus Riccis Hand, die Cover zeigten italienische Artefakte auf tiefschwarzem Hintergrund. Publikationen, die heute jeden Controller in den Wahnsinn oder in den ästhetischen Himmel katapultieren würden, je nach Sichtweise.
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Franco Maria Ricci nimmt mich mit, raus aus der Tempelbehausung – zu Fuß humpelnd in seine ideale Stadt. Hinter dem Portalgebäude öfnet sich ein quadratischer Hof, an dem wie bei vielen Sehenswürdigkeiten Gift Shop und Buchhandlung, Bistro und Restaurant liegen. Doch Ricci, wenngleich über den Kies schlurfend, zieht mich weiter. Hinein in die drei Meter breiten Gänge, die alle gleich aussehen, an ein Ziel führen, das vielleicht gar keines ist, mit Abkürzungen locken, die sich mitunter als falsche Versprechen erweisen und in Sackgassen münden. Dabei ist ganz La Masone ein Versprechen, das ein Mann einem anderen gab. Eines, das Franco Maria Ricci an seinen Freund, den argentinischen Schriftsteller Jorge Luis Borges, adressiert hat. Ricci hat Borges wie Bodoni verehrt, hatte ihn als Herausgeber der Bibliothek von Babel gewonnen, die 30 Werke der fantastischen Literatur vereint. Ricci holte seinen Freund kurz vor dessen Tod noch einmal nach Italien, da war dieser bereits erblindet. Gemeinsam promenierten sie entlang der Felder bei Fontanellato, dem Familienanwesen der Riccis auf dem Lande. Und Ricci erzählte seinem Freund, dass er gedenke, genau hier ein Labyrinth zu bauen. Nicht irgendeines, sondern das größte Labyrinth der Welt. Borges befürwortete den Plan durchaus, wendete aber ein, dass das größte Labyrinth bereits existiere und niemals übertrofen werden könne. Dies sei nämlich die Wüste. Borges war wie Ricci ein Liebhaber von Labyrinthen, ein literarischer Magier mit fantastischen Geschichten von Irrwegen und verlorenen Wegweisern. Eine von Borges’ Geschichten aus seinem Erzählband Garten der Pfade, die sich verzweigen ging Franco Maria Ricci nämlich nie aus dem Kopf. Es geht in der Geschichte um ein riesiges, kompliziertes chinesisches Labyrinth, erschafen von einem Weisen namens Ts’ui Pên, in dem alle Menschen ihren Weg verlieren. Dieser Irrgarten ist nur ein erzählerischer, doch Franco Maria Ricci sollte sich später immer wieder darauf beziehen. Das Projekt nahm in den 90ern konkrete Formen an. Borges war inzwischen verstorben, doch Ricci widmete sich mit Davide Dutto, einem junger Turiner Architekten, einem bemerkenswerten Projekt. Mithilfe einer neuen Software sollten untergegangene Bauten auf Kythira, den Sagen zufolge der Geburtsinsel der Aphrodite, rekonstruiert werden. Einmal am Spinnen kamen sie auch auf die Idee, Labyrinthe zu entwerfen, die niemals realisiert werden würden, weil sie einfach unbezahlbar gewesen wären. Dutto und Ricci verbrachten ein ganzes Jahr damit, Unmögliches zu skizzieren. Eines der Modelle war ein Labyrinth auf einer Insel in einem See, das mit einem unterirdischen Gang unter dem See erreichbar gewesen wäre. „Ich liebte diese fantastische Vorstellung“, sagt Ricci. „In meinem Inneren wohnt ein Träumer, ein Visionär, aber auch ein Buchhalter, der ab und an mit ernster Stimme intervenierte. Und ich
Davide Lovatti / Livinginside.it
Labyrinthe faszinieren Ricci, seitdem er laufen kann. „Nur wer sich verliert, kann sich inden“, titelte die Frankfurter Allgemeine einmal über ihn. „Höhlen sind wahrscheinlich die ersten labyrinthischen Strukturen, mit denen Menschen in Kontakt gekommen sind in einer fernen Vergangenheit“, sagt Franco Maria Ricci. „Wenn ich in meiner Vergangenheit stöbere, inde ich eine Version von mir in der Verkleidung eines jungen Höhlenforschers, ausgestattet mit Taschenlampe, Seilen und Steigeisen.“ Er ist im zweiten Jahr seiner Studien an der Fakultät für Geologie und gründet eine Höhlengemeinschaft Gleichgesinnter. „Ich entwarf sogar ein Logo, das eine Fledermaus porträtierte, mein erstes Logo überhaupt.“ Während er die Wochentage im Sonnenlicht an der Oberläche verbringt, widmet er die Wochenenden den dunkleren Schichten der Erde.
denke, das hat etwas Gutes. Ich wäre oft meinen Fantasien gefolgt und hätte mich in meinem Leben nicht nur einmal ruiniert.“ Doch mit dem endgültigen Verkauf seines Verlagshauses im Jahr 2007 an Marilena Ferrari wird über Nacht auf den damals noch leeren Feldern von Fontanellato eines deutlich: „Alle Puzzlestücke meines Lebens haben ihren Platz gefunden, mein Labyrinth musste einfach existieren.“ Ricci berät sich wieder mit Dutto, und beide lassen sich von Mosaiken aus römischen Villen und Bädern inspirieren. Schnell wird klar, dass sie mit Bambus arbeiten würden, denn dieser wächst schneller als jede andere Planze. Und Ricci will sich in seinem Labyrinth noch zu Lebzeiten verlieren. Für die Architektur seines Realität gewordenen Traumorts wendet sich Ricci an den berühmten, parmesanischen Architekten Pier Carlo Bontempi, der mit seinem Bauherrn dieselben klassizistischen Vorlieben teilt. „Mit Bon-
tempi widmete ich mich den großen Architekten, die während der französischen Revolution wirkten: Boullée, Ledoux, Lequeu.“ Aufgrund der turbulenten Umstände hinterließ keiner dieser Baumeister viele Gebäude, jedoch Skizzen, in die sich Ricci allzu gern vertiefte: „Es waren Entwürfe, die von der Liebe zur Geometrie diktiert wurden, sie sollten uns heute daran erinnern, dass der Klassizismus nicht rückschrittlich, sondern der fruchtbare Boden für die Moderne war.“ Und dann sind wir am Ziel. Wer durch Franco Maria Riccis Labyrinth gefunden hat, steht in einem zweiten Hof, der von einer Pyramide überragt wird. In dem angrenzenden Gebäude hat der Hausherr zwei luxuriöse Suiten eingerichtet für Liebhaber der klassizistischen Formensprache. Warum also nicht sich noch ein wenig verlieren und mit einer Aphrodite in einem Labyrinth erwachen? Irgendwann, irgendwie. Denn der Weg zu diesem Ort war verschlungen genug. R
Dabei ist ganz La Masone ein Versprechen, das ein Mann einem anderen gab.
La Masone: Der Irrgarten aus Riesenbambus liegt 20 Kilometer außerhalb Parmas, ist öffentlich zugänglich, und das Wegenetz umfasst drei Kilometer. labirintodifrancomariaricci.it Robb Report
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Impressum Vermarktung BM Brand Media GmbH, Harvestehuder Weg 45, 20149 Hamburg, www.bm-brandmedia.de, Telefon 040/27 17-12 00, Fax 040/27 17-43 43 Geschäftsführung Helma Spieker, Hilleken Zeineddine Advertising Director ROBB REPORT & International Business Dagmar Hansen, Telefon 040/27 17-20 30, dagmar.hansen@bm-brandmedia.de Anzeigenstruktur Nicole Linke, Telefon 040/27 17-24 49 Verkaufsbüros Inland Nord Telefon 040/27 17-25 95, Fax -25 20, vb-nord@bm-brandmedia.de West Telefon 0211/9 01 90-0, Fax -19, vb-west@bm-brandmedia.de Mitte Telefon 06122/93 39 48-0, Fax -9, vb-mitte@bm-brandmedia.de Südwest Telefon 06122/93 39 48-5, Fax -8, vb-suedwest@bm-brandmedia.de Süd Telefon 089/41 98 15-63, Fax -66, vb-sued@bm-brandmedia.de Repräsentanzen Ausland Belgien, Niederlande & Luxemburg Mediawire International, Telefon +31/651/48 01 08, Fax +31/35/5 33 59 85, info@mediawire.nl Frankreich & Monaco Ainity Media, Telefon +33/1/53 05 94 01, Fax +33/1/53 05 94 04, l.briggs@ainity-media.fr Großbritannien & Irland Mercury Publicity, Telefon +44/20/76 11 19 00, stefanie@mercury-publicity.com Italien Media & Service International srl, Telefon +39/02/48 00 61 93, Fax +39/02/48 19 32 74, info@it-mediaservice.com Schweiz Ainity-PrimeMEDIA Ltd, Telefon +41/21/7 81 08 50, Fax +41/21/7 81 08 51, info@ainity-primemedia.ch Skandinavien International Media Sales, Telefon +47/55/92 51 92, Fax +47/55/92 51 90, fgisdahl@mediasales.no Spanien & Portugal K. Media, Telefon +34/91/7 02 34 84, Fax +34/91/7 02 34 85, info@kmedianet.es Abonnement-Vertrieb und Abonnenten-Betreuung DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Robb Report Kundenservice, 20080 Hamburg, Telefon 040/21 03 13 71, Fax 040/21 03 13 72, leserservice-jalag@dpv.de, www.shop.jalag.de/robbreport. Der Jahresabonnementspreis für 5 Hefte beträgt bei Versand innerhalb Deutschlands 49,50 € inkl. MwSt., für die Schweiz 95,00 sfr, bei Versand mit Normalpost ins übrige Ausland 55,25 € inkl. Versand kosten. Bei Nichtlieferung ohne Verschulden des Verlages oder infolge von Störungen des Arbeitsfriedens bestehen keine Ansprüche an den Verlag. Eine Ausgabe verpasst? Einzelheftbestellungen gern an sonderversand@jalag.de, telefonisch bei unserem Info-Service unter +49/(0)40/27 17-11 10, Fax +49/(0)40/27 17-11 20. Bitte Heftnummer und Erscheinungsjahr angeben. Preis pro Heft: 9,90 € (inkl. MwSt.). Versand D/A/CH: 2 € pro Sendung, Versand in andere Länder: Posttarif www.dhl.de. Zahlbar erst nach Rechnungserhalt. Lithografie K+R Medien GmbH, Darmstadt Druck Firmengruppe APPL, echter druck GmbH, Senefelderstraße 3–11, 86650 Wemding Vertrieb DPV Vertriebsservice GmbH, Am Sandtorkai 74, 20097 Hamburg, www.dpv.de ISSN 2510-2087 © Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge, Abbildungen, Entwürfe und Pläne sowie die Darstellung der Ideen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung einschließlich des Nachdrucks ohne schriftliche Einwilligung des Verlages strafbar. Zurzeit gilt die Anzeigenpreisliste 1. Robb Report ist im Zeitschriftenhandel und in allen Verkaufsstellen des Bahnhofsbuchhandels erhältlich. Im Lesezirkel darf Robb Report nur mit Verlagsgenehmigung geführt werden. Dies gilt auch für den Export und Vertrieb im Ausland. ROBB REPORT GLOBAL EVP, Managing Director, Robb Report David Arnold / Editor in Chief, Robb Report Paul Croughton SVP Live Media, Robb Report Cristina Cheever / VP, Brand & Communications, Robb Report Elyse Heckman International Sales Director, Robb Report Daniel Borchert PENSKE MEDIA CORPORATION (PMC) Chairman and CEO, PMC Jay Penske / Chief Operating Oicer, PMC George Grobar Managing Director, International Markets, PMC Debashish Ghosh Vice President, Global Partnerships & Licensing, PMC Kevin LaBonge Senior Director, Asia, PMC Gurjeet Chima / Editorial & Brand Director, International, PMC Laura Ongaro CORPORATE OFFICE 11175 Santa Monica Boulevard / Los Angeles, CA 90025 / 310.321.5000 NEW YORK OFFICE 475 Fifth Avenue / New York, NY 10017 / 212.213.1900 Published and Distributed by Jahreszeiten Verlag GmbH by Permission of PENSKE MEDIA CORPORATION, 10 EAST 53RD STREET, 35TH FLOOR, NEW YORK, NY 10022, USA
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Weitere Titel der JAHRESZEITEN VERLAG GmbH: A&W ARCHITEKTUR & WOHNEN, COUNTRY, DER FEINSCHMECKER, FOODIE, LAFER, MERIAN, PRINZ, WEIN GOURMET
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Inselluxus im Naturparadies Allein schon die Lage ist Luxus pur: Das neue The Westin Maldives Miriandhoo Resort liegt im Herzen des UNESCO-Biosphärenreservats Baa Atoll
Hohe Erwartungen? Im luxuriösen The Westin Maldives Miriandhoo Resort werden sie übertroffen ust auf eine romantische Flucht zu Zweit? ökologischer Nachhaltigkeit gebaut. Drei Restaurants Oder auf luxuriöses Inselleben weit entfernt sorgen für besondere Genussmomente: ‚The Pearl‘ ist von der Hektik des Alltags? Dann inden Sie das japanische Spezialitätenrestaurant. Das ‚Hawker‘ im The Westin Maldives Miriandhoo Resort Ihr Paverwöhnt seine Gäste mit authentischer Asiaküche. In der ganztägig geöfneten Island Kitchen wird internaradies auf Erden. Seit längerem schon sind die Hotels tionale Küche nach der Eat Well-Säule von The Westin und Resorts von Westin für ihren erlesenen Luxus angeboten. Vor oder nach dem Essen trift man sich zu und das einzigartige Wellnessangebot weltweit bekunstvollen Cocktails und Tapas in der Sunset Bar. rühmt, doch dieser neue Standort ist mit keinem Wem mehr nach Erquickung von Körper und Seele anderen der Hotelgruppe vergleichbar: Das Resort liegt im Herzen des UNESCO-Biosphärenreservats ist, findet hier selbstverständlich auch eben jenes Baa Atoll auf einer wunderschönen Koralleninsel. Spa-Angebot, für das die Hotels der Gruppe hoch geInsgesamt 70 Villen und schätzt werden: das HeavenSuiten, 41 auf der Insel und ly Spa By Westin™. Natürlich 29 über Wasser, bieten ihren gibt es auch ein eigenes PADI Gästen höchsten Komfort Tauchcenter. So können die inmitten herrlicher Natur. Gäste die beeindruckenden Auf Stelzen über dem Meer Mantarochen hautnah erlegelegen und mit einer Fläche ben, die nirgends auf den von jeweils fast 200 QuadMalediven zahlreicher vorratmetern gehören die Überkommen als im Biosphärenwassersuiten zu den größten, reservat Baa Atoll. die ein Resort in der Region Anfragen und Reservierung Baa Atoll zu bieten hat. Das unter westin.com/maldives Tauchen Sie ein: Die 70 Villen und Suiten Design orientiert sich am miriandhoo oder mlewi.reserverwöhnen mit großzügigem, italienischem Meer und ist nach Prinzipien vation@westinhotels.com Design und ökologischer Nachhaltigkeit
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Was bleibt / Das Kleingedruckte
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Luxury Award 2019
Der lange Name ist Programm: Die Vacheron Constantin Les Cabinotiers Celestia Astronomical Grand Complication 3600 ist aus unserer Sicht derzeit die beste ultrakomplizierte Armbanduhr der Welt. Auch wenn sie nicht mit den 57 Komplikationen der Referenz 57260 zum 260. Firmenjubiläum der ältesten Uhrenmanufaktur der Welt von 2015 mithalten kann, ist diese Uhr aus dem gleichen Hause doch etwas Außergewöhnliches: Denn 23 Komplikationen sind in einem schlanken Armbanduhrengehäuse untergebracht. Das Werk ist 8,7 Millimeter dünn. 1 Uhrmacher arbeitete 5 Jahre an dem Mechanismus, der aus 514 Teilen besteht. 6 Federhäuser sorgen für eine Gangreserve von 3 Wochen. Die sehr angenehm zu tragende Uhr mit einem 45 Millimeter großen Weißgoldgehäuse ist zur Ermittlung und Anzeige der Differenz zwischen amtlicher und Sonnenzeit mit einem Zeitgleichungsmechanismus ausgestattet. Ein tropisches Rädergetriebe arbeitet dabei auf 1 Sonnenjahr genau, was 365,24218988 Tagen entspricht. Hierbei handelt es sich um eine „laufende“ Zeitgleichung. 15 Anzeigen sind auf dem schiefergrauen Zifferblatt der Vorderseite angeordnet. Neben der Anzeige der amtlichen und der Sonnenzeit durch 3 koaxiale Zeiger gibt es einen ewigen Kalender mit Präzisionsmondphase sowie ein Mareoscope, bestehend aus einer Gezeitenanzeige und einer 3-D-Darstellung der Anordnung von Erde, Mond und Sonne. Der ewige Kalender bewältigt die Unregelmäßigkeiten des gregorianischen Kalenders und muss nur alle 400 Jahre angepasst werden. Eine Präzisionsmondphase erfordert nur alle 122 Jahre eine Korrektur um 1 Tag . Das zweite Zifferblatt auf der Rückseite der Uhr weist ebenfalls zahlreiche astronomische Funktionen auf. Es besteht aus 2
übereinanderliegenden Saphirglasscheiben ,
Der nächste Robb Report erscheint im März 2019.
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Robb Report
Vacheron Constantin
die eine transparente Himmelskarte zeigen, die zum Patent angemeldet wurde. Im Vordergrund sind die Konstellationen in der nördlichen Hemisphäre zu sehen. Der Preis der Uhr wurde nicht veröffentlicht, liegt aber über 1 000 000 Euro. Es wird nur 1 Exemplar gebaut.
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DUBAI DELUXE Bulgari Resort & Residences Dubai Über eine 300 Meter lange Brücke mit dem Festland verbunden, liegt das luxuriöse Bulgari Resort & Residences Dubai auf der von Menschenhand erschaffenen Insel Jumeira Bay Island. Das kleine Inseljuwel verbindet exquisit italienisches Design und moderne Architektur mit orientalischen Akzenten. Auch hier wurden die 101 Zimmer und Suiten wie in allen Bulgari Resorts von den Architekten und Designern Antonio Citterio und Patricia Viel kreiiert. Jedes Zimmer ist mit einem wunderschönen eigenen Balkon ausgestattet, der entweder einen
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Blick auf die Marina oder auf den wunderschönen Strand bietet. Für etwas mehr Privatsphäre eignen sich die 20 Villen des Bulgari, die entweder dem Strand zugewandt sind oder einen atemberaubenden Blick auf die Skyline von Dubai bieten. Genießen Sie den privaten Strand und Beach Club mit Swimming Pool, sowie wahre Gaumenfreuden in den 6 Restaurants des Bulgari Resorts. GERNREISEN Special: 5 Übernachtungen im Bulgari Resort & Residences Dubai in einem Superior Room inklusive Frühstück, Transfers ab/bis Flughafen und Flügen mit Emirates Airlines in Economy Class ab/bis Deutschland ab 2.500 Euro pro Person
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