ARCHITECTURAL DIGEST. Stil, Design, Kunst & Architektur
Deutschland Dezember & Januar 2019 / 8 Euro
Die Schneekönigin Wie Prinz Harrys Gartenfreundin die Hügel von Buckinghamshire verzauberte
Finnisch für Fortgeschrittene Die Sauna zieht ins Wohnzimmer
Winterpause
Dez.&Jan. 2019 Deutschland 8 € Deutschland, Österreich/ 13 SFr Schweiz
Entspannt durch die schönste Zeit des Jahres
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besondere Geschenkideen, die wunschlos glücklich machen
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m Januar 2019 eröffnet das brandneue Inseljuwel der Spitzenklasse: Es ist ein Ort der unbegrenzten und unkonventionellen Urlaubs-
freiheit im entspannten und zugleich luxuriösen „Bohemian“-Stil. Hier gestaltet man den Urlaub ganz nach Ihren Vorstellungen: Frühstück, Mittagessen und Abendessen werden jederzeit, überall serviert, ganz nach den Wünschen der Gäste. Ein persönlicher Butler steht für jede Villa bereit. Trauminsel Reisen Angebot 5 Nächte ab 9.490 € pro Person/DZ in einem „Beach House“ inklusive Frühstück Feinkost-Snacks am Nachmittag täglichem Cocktail zum Sonnenuntergang Abholung direkt am Flugzeug VIP Immigration und Transfer mit dem Wasserflugzeug ab/bis Flughafen Male Trauminsel Reisen Spezial für AD Leser/-innen Kostenfreier Ausflug Ihrer Wahl für zwei Personen
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LEYA FAMILY
Inhalt Dezember & Januar 29 Editorial 30 Agenda 34 Impressum 39 Entdeckung 41 AD stellt vor
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Funkeln mit Pharao
Architektur 102
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Projekt
Stil
Pradas neues Hauptquartier übersetzt alte Tugenden in ein Kleid aus Glas und Stahl. 106 Projekt Pawson
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108 Radar
Geschenke Unter den Baum legen wir nur das Schönste: stilvolle Präsente, die glücklich machen. 64 Porträt Hemmerle 68 Porträt Giorgetti
110 80 Praxis Bad 82 Interview Aesop 86 Adresse KFF
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Hier sind sie: die Preisträger des diesjährigen AD Design Awards, ausgewählt von unseren Experten und Ihnen!
Cover: Michael Sinclair/Taverne Agency; Fotos: Hemmerle; Andrew Montgomery; Felix Brandl/Studio Condé Nast
Sie ist gemütlich, hat ein warmes Herz und macht sich auch schick und schlank: So passt die Sauna in die Stadtwohnung.
Garten Vielleicht gibt es doch mehr zwischen Himmel und Erde, als wir wissen. Ein winterlicher Besuch in Jinny Bloms Garten in Buckinghamshire.
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Chalkland Farm
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Panorama 50
Frohes Fest!
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Kunst Als Kind baute Andreas Schmi en am liebsten Modelllandscha en. Heute bespielt er damit Ausstellungshäuser. 122 Ausstellungen 124 Editionen 128 Bücher
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Reise Vier Freunde bauen sich in Wyoming ein imposantes Ferienhaus, lassen es von Commune einrichten und vermieten „Caldera House“ nun auch an Gäste. 138 Reise Neuheiten
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Inhalt Dezember & Januar
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Kugelrot
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Ich hatte keine Farm … in Afrika. Aber immerhin ein Wochenendhaus. Wie ein frankophiles Paar die afrikanische Provence inmi en der Karoo-Wüste entdeckte.
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Das Holz der Hugenotten Samantha Morton fiel hier die Decke auf den Kopf, und Keira Knightley fühlte sich wie im Schaukasten. Nun beamte ein junges Architektenpaar das 300 Jahre alte Gebäude san , aber bestimmt ins 21. Jahrhundert.
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Zervudachis Fischerhaus
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Leben
Der Engel der Geschichte
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Und täglich grüßt das Murmeltier
Fotos: Michael Sinclair; Iittala; Toby Lewis Thomas
204 Summaries 208 Apropos 210 Genie & Spleen
Ein frisch gebautes Fischerhaus in den österreichischen Alpen, das wirkt, als habe es schon jahrhundertelang den Winterstürmen getrotzt: wie schön, wenn selbst die Zeit gefriert.
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In Londons Folgate Street hat der amerikanische Künstler Dennis Severs ein ganzes Haus zur Zeitkapsel konserviert.
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Mit 1000 Farben in den Himmel Südindiens Kirchen sind so schrill wie die Kinos. Die Münchnerin Stefanie Zoche hat sie fotografisch festgehalten.
Snowtime! Die Winter in Finnland sind lang und kalt. Keine guten Voraussetzungen für ein Sommerhaus. Es sei denn, man macht es wie dieses Paar aus Helsinki und vertraut auf die Vorzüge der Holzbauweise.
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Das ist der Gipfel Am Fuße des Mont Blanc-Massivs steht das wohl italienischste Chalet der französischen Alpen: das Haus der Familie Rovere.
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Chan + Eayrs 21
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Eduard von Keyserling „Landpartie – Gesammelte Erzählungen“ 28 Euro manesse-verlag.de
„Keyserling lesen ist wie Pilze sammeln. Der Korb kann nicht groß genug sein, um all die schönen ironischen Spitzen einzusammeln.“
Porträt: René Fietzek; Foto: Thomas Skroch; Coverabbildung: Manesse Verlag
A ls Eduard von Keyserling 1894 mit seinen drei Schwestern nach München zog, ging es ihm nicht gut. Der knapp 40-jährige Schriftsteller litt an einer schweren Syphilis. Ein paar Jahre später saß er nahezu erblindet in seiner Wohnung in der Ainmillerstraße 19 in Schwabing und konnte seine Texte nur noch diktieren. Die hingetupfte Sinnlichkeit endloser Sommernachmittage, die seine Erzählungen dieser Zeit durchzieht, schöpfte er nur noch aus der Erinnerung. Von des Gedankens Blässe angekränkelt war hier gar nichts. Während sein österreichischer Kollege Hugo von Hofmannsthal, der hypernervöse Überfeinerungskünstler, genau zur selben Zeit in seinem berühmten „Brief“ den fiktiven Lord Chandos müde bekennen lässt, die Wörter zerfielen ihm „im Mund wie modrige Pilze“, und damit jene Sprachkrise ins Bild setzte, mit der eine ganze Dichtergeneration die Ermattung des Fin de Siècle abzustreifen versuchte, um neue Ausdrucksmöglichkeiten zu finden, war ausgerechnet der blinde Balte schon einen Schritt weiter. Zu seinem 100. Todestag hat der Manesse Verlag nun seine gesammelten Erzählungen herausgegeben, eine 744 Seiten starke „Landpartie“, meine Lektüreempfehlung im Reigen unseres Weihnachts-Bücherspezials (S. 128). Keyserlings weiche Sätze wischen einem an den Knien entlang wie spätsommerliche Gräser, ein un-
widerstehliches Gefühl, hunderterlei Gerüche steigen auf, überall um die Landhäuser herum Buchs, der „warm und bitter“ duftet, und nicht selten kitzelt es, sodass man genauer hinschaut und fündig wird – Keyserling lesen ist wie Pilze sammeln, und zwar solche, die gar nicht modrig sind wie die von Hofmannsthal. Der Korb am Arm kann gar nicht groß genug sein, um all die präzisen Charakterbeobachtungen, die beglückenden Metaphern, nicht zuletzt die häufig ausgestreuten ironischen Spitzen einzusammeln. Da sind die Hände einer Dame „noch kühler als ihre Ringe“, Haar ist von einem ganz warmen Braun „wie alter Portwein“. Unvergessliche Szenen wie die in „Bunte Herzen“, als zwei junge Damen spät am Abend sich eifrig eine Rosencreme ins Gesicht schmieren und im Nachthemd die Köpfe ins Mondlicht halten, um das Antlitz zu bleichen. Was wiederum ein junger polnischer Graf nicht mehr braucht, von dem der Erzähler bemerkt, er war „ganz bleich von Beredsamkeit und verstand es, ein wunderbar unumwundenes Pathos in seine Worte zu legen“. Es gibt wohl keinen Autor, der öfter wiederentdeckt worden ist als Keyserling. Dass man ihn lange wahrgenommen hat als wehmütig-nostalgischen Lordsiegelbewahrer eines langsam verdämmernden Landadels, hat den Blick verstellt auf den modernistischen Gestus, mit dem hier nüchtern und mit liebevollem Spott zugleich ein gesellschaftlicher Kosmos nicht getätschelt, sondern behutsam auseinandergenommen wird. Unbedingt lesen!
O liver Jahn
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Wer, wie, was? Redak tion Johanna Hänsch und Karin Jaeger
Neu eröffnet Bogner Haus, München Neues Store-Konzept, Residenzstraße 14 bogner.com
1968 … ging die Jugend auf die Straße. 1967, auf F. C. Gundlachs Modefoto, war das Pflaster noch aus Pappe. „68 – Pop und Protest“ zeigt das MKG bis 17.3.19. mkg -hamburg.de
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Seit Kurzem entstehen Ihre Blumenkreationen im Kölner „Excelsior Hotel Ernst“ – zwischen Wänden aus Abertausend Blüten. Wie kamen Sie darauf? Schon als Kind habe ich puristische Bilder aus Naturmaterialien gefertigt. Mein Team und ich haben monatelang Hortensienblüten zerlegt und zu Teppichen zusammengefügt. Auch das flirrende Grau ist Natur? Oh nein! Die zwölf Grautöne habe ich in einem Spezialverfahren aufgebracht. Was sollte man beim Arrangieren von Blumen unbedingt vermeiden? Seine Lust zu zügeln. Und in vorgefertigten Denkmustern zu agieren! Heiko Kalitowitsch ist einer der renommiertesten Floristen Deutschlands. Im September bezog er seinen neuen Laden an der Kölner Domplatte.
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Endlich! Denise Sco Brown gilt als Ikone der Stadtplanung und Architekturkritik (unten eine Karikatur ihres Mannes Robert Venturi). Mit ihrer ersten Einzelausstellung im Architekturzentrum Wien wird sie nun selbst zum Monument. 22.11.18–18.3.19. az w.at
Fotos: F. C. Gundlach; Peter Obenaus (2); Robert Venturi
Nachgefragt bei Heiko Kalitowitsch
Der freie und kühne Designer Kenzo Takada, der «Pariser» unter den japanischen Designern, entwarf für Roche Bobois eine außergewöhnliche Kollektion von Stoffen und Keramiken. Um das Sofa Mah Jong neu einzukleiden, ließ er sich inspirieren von historischen Kimonos des Nô Theaters, interpretierte Motive und Farben neu und schuf rafjnierte und anspruchsvolle Harmonien, die die drei Tageszeiten symbolisieren: Asa (Morgen ), Hiru (Mittag), Yoru (Abend).
Foto Michel Gibert. Foto unverbindlich. Dank an: Stone Sculpture museum of the Fondation Kubach-Wilmsen.
Kenzo Takada bekleidet das Mah Jong
Mah Jong. Modulares Sofa aus einzelnen Elementen, Design Hans Hopfer. Bezogen in Nô Gaku Stoffen, Version Hiru, entworfen von Kenzo Takada.
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…im Dezember/
Dernier Cri Marni eröffnet seine zweite Pariser Boutique in der Rue Saint Honoré 231 und lanciert zur Feier einen Trupp handgefertigter Chari -Gockel aus Pappmaché. marni.com
Kunst & Genuss
Nach fünf Jahren Renovierung wird das CaféRestaurant im Stockholmer Nationalmuseum wieder eröffnet – mit 82 eigens produzierten Designs wie dem Korbstuhl von Larsson Korgmakare (o. li.) und Arteks „Atelier Chairs“ (o.). nationalmuseum.se
Nicht verpassen! Design Miami Designmesse, 5.–9.12.18 de signmiami.com
Quittenbaum, München Im Dezember: Design-, Kunst- und Schmuckauktionen, 11.–13.12.18 quit tenbaum.de
Vitra Schaudepot „Stühle der Macht“, eine Kulturgeschichte des Sitzens, Weil am Rhein, bis 17.2.19
Musée des Arts Décoratifs „Japon-Japonismes, objets inspirés 1867–2018“, 15.11.18–3.3.19
Tutto Achille! Das Museum La Triennale di Milano begeht Achille Castiglionis 100. Geburtstag mit einer großen Retrospektive. Der Clou: Kuratiert und eingerichtet wurde die Schau von seiner einstigen Absolventin Patricia Urquiola. Ein sehr persönlicher Blick auf den Großmeister des italienischen Designs ist garantiert. Bis 20.1.19. triennale.org
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madparis.fr
Grassimuseum, Leipzig „Together! Die neue Architektur der Gemeinschaft“, 29.11.18–17.3.19 gras simuseum.de
Fotos: Pia Ulin (2); Marni; Gianluca Di Ioia – La Triennale di Milano
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ARCHITECTURAL DIGEST. STIL, DESIGN, KUNST & ARCHITEKTUR erscheint in der Condé Nast Verlag GmbH Oskar-von-Miller-Ring 20, 80333 München Telefon 089 38104-0 mail@condenast.de, www.condenast.de ad@admagazin.de, www.admagazin.de
Chefredakteur Oliver Jahn
Stv. Chefredakteur & Style Director Art Director Textchef & Kunst Managing Editor Interior/Küche/Bad Textredaktion Stil Bildredaktion Art Department Assistenz der Chefredaktion Mitarbeiter dieser Ausgabe Autoren dieser Ausgabe
Fotografen dieser Ausgabe
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Redaktion Dr. Simone Herrmann Inka Baron Barbara Gärtner Eike Schrimm Karin Jaeger Andreas Kühnlein, Florian Siebeck Sally Fuls (Ltg.), Mona Bergers, Nina Luisa Vesic, Friederike Weißbach Thomas Skroch (Ltg.), Isa Lim, Samantha Taruvinga Viviana Tapia (Stv. Art Director), Judith Pretsch Johanna Hänsch Reinhard Krause, Carola Plappert, Iain Reynolds, Christof Rostert Larissa Beham, Gesine Borcherdt, Ulrich Clewing, Oliver Elser, Lennart Franz, David Nicholls, Jessica Ross, Jürgen Schmieder, Mailin Sophie Zieser Helenio Barbetta, Felix Brandl, Benjamin Brinckmann, Warren Heath, Krista Keltanen, Davide Lovatti, Andrew Montgomery, Michael Sinclair, Thomas Skroch, Frederike Wetzels, Stefanie Zoche Emiliano Ponzi, WRK Mona Bergers, Nina Luisa Vesic
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Florian Siebeck wandert gern. Weniger auf Berge, dafür „zwischen den Welten“. Knapp viermal hat unser Reiseredakteur dieses Jahr die Erde umflogen – die Trips nach Madagaskar, Indien und Singapur zum Jahresende mal noch nicht mitgezählt. Auf unser Konto geht eine Kurzstrecke nach Chamonix, wo Florian das Chalet einer (echten) Bergsteigerin besuchte. Zurück in München reiste er für unser Weihnachtsspezial in die Welt der Bücher – um dann, ganz kurz nur, in einem Frank rter Schrebergarten endlich mal: stillzustehen. S. 128 & S. 180
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ist stets auf der Suche. Etwa im Münchner Westend nach dem perfekten Schnitzel (als Wienerin ist sie natürlich Connaisseurin …) und im visuellen Kosmos von AD: nach dem perfekten Bild. Seit gerade einmal zwei Monaten komplettiert Samy – mit bester Laune und dem richtigen Blick – unser Photo Department. „Am liebsten entdecke ich Geschichten, die bekannte Realitäten neu erzählen.“ Weswegen ihr neun spezielle Kirchen in Kerala besonders gut gefallen: S. 172
WRK nennen Andrea Weber und Damoun Tamir sich, wenn sie Hähnchen aus Pappmaché formen, Filmhelden aus Popcorn bauen oder (wie für AD) Patricia Urquiola und Martina Starke per 3D-Collage porträtieren. Wie o die Dortmunderinnen sich dabei an scharfen Papierkanten schneiden, wissen sie nicht. „Aber Blut, Herzblut nämlich!, steckt in jeder Illustration.“ S. 98
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Merry Krakmas! Pssst, wir verraten ein Weihnachtsgeheimnis: Neben Ochs und Esel soll auch ein Oktopus einige seiner Ärmchen an die Krippe gelegt haben! Astier de Villatte hat den koketten Kraken (21 Euro) aus hauchzartem Glas geblasen. Und Sie wissen ja: Wer's glaubt – wird selig! SF
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Grande délicatesse! Zarte Spitze ziert Christopher Kanes Smokingmantel und die Kittenheels (1895 und 645 Pfund). Raffhalter „Palais Royal“ von Houlès, 155 Euro. Ätherisch: Laura McKinleys Glasobjekte, ab 1000 Pfund. Satin „Mademoiselle“ (hinten rechts) und Samt „Nouvelles Vagues“ (vorn li.) von Dedar.
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Tex t Simone Herrmann
Kairo, mon amour Tausendschön: In München gaben Yasmin und Christian Hemmerle altägyptischen Kunstwerken ein glanzvoll modernes Nachleben. Eine Hommage an 5000 Jahre Kultur.
V on Weitem sah er so zierlich aus, dieser riesige Tempel.“ Yasmin Hemmerle lächelt. „Wie ein Juwel, so fein.“ Wir sitzen im Boudoir des Münchner Juweliers Hemmerle an der Maximilianstraße, die Steinquader der Wände wirken wie von innen beleuchtet, aber eigentlich sind wir in Ägypten. Yasmin Hemmerle erzählt von ihrem Heimatland. In so lebendigem Deutsch, dass man ihn vor sich sieht, diesen riesigen Tempel der Hatschepsut, wie er, unendlich zart, in der flimmernden Luft steht. 3500 Jahre alt ist er und zu Ehren der Pharaonin erbaut worden, die „länger und besser regierte als jeder Mann“, sagt sie, und dann: „Frauen haben in meiner Heimat und in meiner Familie immer eine wichtige Rolle gespielt.“ Auch sie, so fragil sie wirkt, ist eine
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starke Frau. In Kairo geboren, wird sie Diamantenhändlerin, lebt in Paris, New York und London, wo sie Christian Hemmerle kennenlernt. „Ich habe mir immer einen Mann gewünscht, mit dem ich alles gemeinsam machen kann – leben und arbeiten.“ Ein Lächeln fliegt zwischen den beiden hin und her. 2006 heiraten sie. Und führen nun das Münchner Haus, dessen Stil Stefan Hemmerle prägte: klarlinig, avantgardistisch und altmeisterlich detailverliebt, mit eigenen Kollektionen in die Zukunft. Starke Stücke, großartig im Kleinsten. Gerade haben sie im New Yorker Metropolitan Museum ihre Kollektion zum 125. Jubiläum des Hauses präsentiert: „Revived Treasures“. 16 Unikate mit altägyptischen Originalen: Skulpturen, farbig glasierten Fayencen, Amulettreliefs und Skarabäen, einige davon über 3000 Jahre alt – und doch so atemberaubend modern wie nur je ein Design von Hemmerle. Dass daraus im Zusam-
Fotos: David Degner/Getty Images; Metropolitan Museum of Art (CC 01.0); Hemmerle (5)
„A city that never sleeps!“ – Kairo ist die Heimatstadt von Yasmin Hemmerle. Die Kollektion „Revived Treasures“ bringt altägyptische Kunstwerke wie die OsirisBrosche (unten, antike Steinskulptur, Bronze, Diamanten, Weißgold) zu neuem Leben.
menspiel mit seltenen Steinen, Gold und Diamanten, aber auch mit Kupfer, Bronze, Olivenholz, geschwärztem Silber oder Aluminium so außergewöhnliche Stücke entstanden sind, hat Tradition bei Hemmerle. „Mein Vater arbeitete bereits mit antiken Gemmen und mit Naturfunden wie Muscheln oder Schneckenhäusern. Aber dieses Mal ist es etwas ganz Besonderes für uns …“ Christian Hemmerle hält kurz inne und sieht fasziniert zu, wie sich seine Frau die Ohrgehänge mit den Skarabäen anclipst – in Weißgold und Bronze gefasst, blinzeln Diamanten zwischen den Käfern. „Das Auge des Horus“, Yasmin Hemmerle tippt leicht auf eins der vier Augen an ihrem Ohr. „Es galt als Schutzsymbol der Göttin Wadjet.“ Überhaupt sei Schmuck wie alle Kunst im alten Ägypten immer für das Leben nach dem Tod gedacht, als Talisman oder Amulett. Die Gegenwart sei nur Haschen nach Wind. Die Kunst aber bietet Schutz gegen das Böse, bringt Glück, begleitet die Menschen durchs Leben – und danach. Ein Gedanke, der in den „Revived Treasures“ wieder aufscheint. „Die Originale haben wir auf Auktionen und im Kunsthandel gekauft und dann liegen lassen“, erklärt Christian Hemmerle. „Manchmal kreieren sich die Stücke
Unter den Reliefs des Tempels von Dendur (o. rechts) präsentierten Yasmin und Christian Hemmerle (rechts) ihre „Revived Treasures“ im Metropolitan Museum – Kette (li.) mit antiker Lotus-Fayence, Smaragden und Saphiren, Ohrgehänge (o.) mit sieben Skarabäen und Cuf (g. o.) mit Reliefs der Götter Amset und Duamutef in Gestalt eines Schakals.
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Stil Porträt Nofretete in Berlin (re.) – „sie ist die schönste Botschafterin meines Landes!“, aber auch die neuen Hemmerle-Stücke machen Ägypten Ehre. U.: Ohrringe mit FayenceReliefs in Pavés aus kandisfarbenen Diamanten. G. u.: Skarabäus-Brosche, gesäumt von antiken Holzperlen. Auf dem Ring aus Bronze und Weißgold thront ein zur Pyramide geschliffener Diamant.
Ya sm i n Hem merle
selbst, plötzlich kommt ein Stein dazu, eine zweite Farbe …“ Der fast elektrisch leuchtende Smaragd etwa, der zur Lotus-Fayence kam – „einst war sie Teil eines Rückenschmucks aus der Amarna-Periode“, nun prangt sie an einer aus Achatperlen gestrickten Kordel, glitzernde Smaragdpompons baumeln daran. Verblüffend zeitgenössisch wirkt sie, die mit wenigen Pinselstrichen stilisierte Lotusblüte, subtil, magisch. Ein Amulett. „2014 fing alles an, da haben wir zusammen das Tal der Könige besichtigt“, erzählt Christian Hemmerle, und die Begeisterung ist ihm noch heute anzusehen. Diese klaren Linien, die gigantischen Geometrien der Pyramiden! Und wie viel Naturbeobachtung in der Stilisierung stecke – eigentlich sehr Hemmerle … „Da hängt unser Ohrring“, habe er vor einem LotusFries gerufen – und das Motiv, schnell skizziert, aus Weißgold, geschwärztem Silber und Türkisen zu Hause fertigen lassen. Niemand würde je vermuten, dass der Ohrring nicht längst zum Formen-Repertoire der Münchner gehört. Und noch eine Gemeinsamkeit gebe es: „der Mensch in allem“, diese unmerklichen Abweichungen von der Perfektion, die Winzigkeiten, die jedes ägyptische Kunstwerk so geheimnisvoll lebendig machen. Auch bei Hemmerle arbeitet ein Goldschmied an einem Stück, oft monatelang. Und selbst wenn er „nur“ jene filigranen Bronzekanten und die Broschennadel anbringt: Wie lebendig wirkt Osiris, Gott der Unterwelt, in dieser Fassung – und am
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Pullover von Yasmin Hemmerle. Die kleine Steinfigur trage die Atef-Krone und den Bart eines Pharaos, erklärt sie, stolz auf 5000 Jahre Kultur. „Ich liebe es, überall auf der Welt meinen Landsleuten zu begegnen. Nofretete in Berlin – ihre Schönheit in diesem Kuppelraum, das hat fast etwas Sakrales.“ Auch das Museum Ägyptischer Kunst in München sei einzigartig. Apropos, wie war München? „Am Anfang ein Schock. Ich dachte immer, jemand hat den Ton ausgestellt. Es war so still. Niemand hupte, kein Geschrei, keine Menschen. Kairo ist eine 20-Millionen-Stadt, dort ist immer etwas los, in den Straßen, auf den Dächern, eine Stadt, die niemals schläft.“ Zu Hause – sie stammt aus einer Familie koptischer Christen – ging es orientalisch zu. „Wir hatten ständig Besuch.“ Aber auch sehr westlich: Jugendstilvillen, noble Clubs, amerikanische Schule. Die Zeit König Faruks, Oum Kalsoum, die große Diva der arabischen Musik, all das sei in ihrer Familie noch lebendig. „Die Frauen trugen beehive, Minirock und Silberlamé, meine Großmutter sammelte Haute Joaillerie-Stücke der großen Juwelenhäuser, aber auch traditionellen Schmuck aus Ägypten. Hätte sie Hemmerle gekannt, sie hätte uns gesammelt.“ Sacht schaukeln die Skarabäen an ihrem Ohr, und die Diamantaugen blinzeln: auf die nächsten 5000 Jahre.
Fotos: Thomas Meyer/Ostkreuz; Hemmerle (3)
„Wir fühlen uns der stilisierten Schlichtheit der ägyptischen Kunst sehr verbunden.“
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Die Zeit der Gaben Giorgetti zelebriert seinen 120. Geburtstag. Eine Reise zu den Wurzeln und in die Zukunft des stilvollen „Made in Meda“.
Total-Look: Giorgettis Raumkreation (o.), mit skulpturalem Eckschrank „Nyn“ von Chi Wing Lo (re.) aus dem Jubiläumsband „Object to project. Giorgetti design since 1898“. Hingucker: „Ares“Hanteln (links) aus Ebenholz, Messing, Kupfer und Pietra Serena (ab 565 Euro).
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E in Lieblingsstück zu nennen wäre dasselbe, wie ein Lieblingskind auszuwählen. Es geht nicht!“, erklärt Giovanni del Vecchio. Seit drei Jahren ist del Vecchio als erstes Nichtfamilienmitglied nun CEO von Giorgetti. Zum 120. Geburtstag der lombardischen Möbelwerkstatt schaut er kurz zurück („In mein Haus zog als Erster der ‚Progetti‘-Sessel ein. Noch immer ein toller Entwurf!“) und dann weit nach vorn: Mit erneuertem Markenauftritt, Reeditionen zukunftsweisender Designs und futu-
Fotos: Max Zambelli; Giorgetti
Tex t Mona B ergers
Stil Porträt
„Giorge i hat es geschafft, von einer kleinen Werksta in Brianza zu einer Legende zu werden.“ ristischen Neukreationen feiert die einsti- Vecchio und sein Team sie nun als Reedige Kunsttischlerei aus Meda ihr Jubeljahr. tionen zurück ins Schaufenster. Mut beZur Signatur wählte Giorgetti bereits En- wies das 1898 in Brianza gegründete de der 1980er Jahre einen Spazierstock mit Traditionsunternehmen auch bei geschwungenem Griff; er inspirierte die der Auswahl der Designer. „Ein fließenden Armlehnen der Ikone des Hau- Chinese bei Italienern! Unvorses, des „Progetti“-Sessels. Zum Jubiläum stellbar! Der Beginn unserer Zuhält der Knauf – in steter Rotation wie der sammenarbeit vor rund 25 Jahren unermüdliche Giorgetti selbst – nun sogar war ein Risiko für Giorgetti“, erEinzug ins Unternehmenslogo. zählt Chi Wing Lo, dessen feinsinniAuch zwei weitere Entwürfe aus den ge Entwürfe das Portfolio der Italiener 80ern waren ihrer Zeit um eine Spazier- seither um eine kunstvolle, asiatisch stocklänge voraus: 1987 designte Massimo schlichte Note ergänzen. Morozzi den aus 32 Einzelteilen bestehenZum 120-Jährigen kreiert er mit „The den (und poppig lackierten) „Dry“-Steck- Cabinet of Memories“ ein poetisches Erinsessel. Im gleichen Jahr feierte der wie ein nerungsstück für Giorgetti: Jedem Jahr ist Akkordeon faltbare „50250“-Holzstuhl auf ein Fach gewidmet, und die Maße des Rollen (rechts) des Brüdergespanns Suman Ahornschreins spiegeln das Jubiläumsjahr. sein Debüt. Gewagte Neuheiten, für die der „Geschichte birgt immer auch eine ZuMarkt – damals! – noch nicht bereit war. kunftsvision“, erklärt der Designer. Bei Direkt aus dem Archiv holen Giovanni del Giorgetti ist diese Erkenntnis Konzept.
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Oke Hauser (l.), Creative Lead MINI LIVING, und Corinna Natter, Designerin der Urban Cabins, beschäftigen sich intensiv mit innovativen Formen sowie der Zukunft des urbanen Zusammenlebens.
Peking ließ sich der chinesische Architekt von den traditionellen Hutong-Wohnstätten Pekings inspirieren. Jedes Micro-Apartment, das gerade mal 15 Quadratmeter misst und vom MINI LIVING Team gestaltet wurde, besteht aus Wohn- und Schlabereich sowie Küche und Bad. Für den kreativen Erlebnisraum mit Installationscharakter zeichnet der chinesische Architekt Sun verantwortlich. Sowohl das MINI LIVING Team als auch Dayong Sun setzten bei der Realisierung stark auf eine Kombination von privaten Rückzugsorten und gemeinschatlichen Lebensräumen, die so auch zu einem Ort der Begegnung werden. Mit diesem Ansatz grifen sie die mit dem classic MINI entwickelte Leitidee vom „Creative Use of Space“, dem kreativen Umgang mit Raum, auf und übertrugen das automobile Designkonzept auf die Wohnkultur der Zukunt. mini.com
Tex t Karin Jaeger
Glück kann eine Holzbox sein Sie ist gemütlich, hat ein warmes Herz und macht sich auch mal schick und schlank: Eine Sauna passt selbst in Stadtwohnungen.
Finnisch für Fortgeschrittene: Diese Familiensauna in Jyväskylä statteten Skammi Architects mit Erlenlatten und Mosaikliesen von Pukkila aus. Holzofen „Lupaus“ von Aurinkokiuas.
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N ach einem langen Arbeitstag, nach dem Sport oder allgemein in den dunklen Wintermonaten gibt es wenig Wohltuenderes als einen Besuch in der Sauna. Und doch gönnt man ihn sich viel zu selten. Geselliges Saunieren in Therme oder Fitnessstudio ist eben nicht jedermanns Sache. Wer auf fremde Blicke und lautstarke Aufgussrituale problemlos verzichten kann und lieber still und ungestört schwitzt, für den könnte sich jedoch eine eigene Sauna lohnen. Man muss dafür kein Haus mit Keller besitzen – ein „Heißluftbad“, wie der Saunabesuch in Fachkreisen auch genannt wird, lässt sich mittlerweile im Bade- oder sogar im Wohnzimmer nehmen. Denn ähnlich wie Küchen- und Badhersteller haben sich Saunafirmen in den letzten Jahren einiges einfallen lassen, um ihre Produkte urbaner, „wohnlicher“ und mitunter auch platzsparender zu machen.
Fotos: Pauliina Salonen; Eric Kuster / Metropolitan Luxury; Rento (2); Kolo Sauna; Chalet la Forêt, Chamonix
Privat-Spa oder Schranksauna? Verglaste Fronten, dezent gemaserte, dunkle Hölzer wie im Möbelbau, weiche, indirekte Beleuchtung, unsichtbare Technik oder auch spezielle Textilien für Kissen und Auflagen – mit solchen Elementen lassen sich Saunen zunehmend individueller
und eleganter gestalten. Und auf die oft beengten Verhältnisse in Stadtwohnungen hat Marktführer Klafs mit einem ZoomMechanismus reagiert, der die Kabine auf Schrankformat schrumpfen lässt und sie bei Bedarf ausfährt. In der kleinsten Ausführung misst sie nur 1,42 Meter mal 60 Zentimeter und darf, wie übrigens jede privat genutzte Sauna, im Prinzip an beliebiger Stelle einer Wohnung eingebaut werden. Man sollte natürlich darauf achten,
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Apropos
Saunieren wie Alvar Aalto
Gefühlt kühl: Statt des üblichen Holzes rahmt Beton den Flussblick im Saunahaus des „Juvet Landscape Hotel“ im Nordwesten Norwegens. Unten: In einer Suite des „Snow Hotel“ in Seoul nutzten die Architekten Archigroup MA und 1990 UAO den schlauchförmigen Raum durch ein Zickzackdesign aus Hinoki-Holz aus.
Die Sauna ist Finnlands heißester Beitrag zum Weltkulturerbe – und Alvar Aalto Finnlands berühmtester Architekt und Designer. Indes: Über die so naheliegende Verbindung Aalto und Sauna breitet die Fachliteratur ein Saunatuch des Schweigens. Dabei entwarf der Großmeister der organischen Form in seinem Architektenleben gut 30 dieser hölzernen Schwitzkästen. Oben verlässt er gerade die Sauna seiner Sommerresidenz auf der Insel Muuratsalo (mit einem bewachsenen Dach aus Rindenmulch). Für ein kunstbegeistertes Ehepaar entwarf er die Villa Mairea. Auf ersten Plänen skizzierte er 1938 eine Kunstgalerie als Nebengebäude, am Ende wurde daraus aber … richtig, eine Sauna. First things first! In Sachen Saunieren war Aalto übrigens Traditionalist. Dampf aus Strom? Nicht mit ihm. Er ließ nur Hütten gelten, die mit einem Holzofen zu heizen sind. Vor dem Schwitzen steht der Ritus des Feuerns und der Einkehr. Dies war wohl auch der Grund, warum er es ablehnte, eine Sauna für John F. Kennedy zu bauen. Ausschwitzen – okay, aber das korrekte Loslassen traute er dem US-Präsidenten wohl nicht zu. RK
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Foto: T. Eichkorn, Pool-Aesthetics
Licht und doch geschützt: Matteo Thun gestaltete für Klafs die elegante Kabine rechts. Auch „Yoku“ von Effegibi darunter besitzt eine transparente Front, abgeschirmt von einem Regalraster. Beide Saunen haben variable Maße und sind in verschiedenen Hölzern erhältlich. Die Öfen verstecken sich unter den Bänken.
Der Königsweg zum
Fotos: Alvar Aalto Museum; Jan Olav Jensen; Klafs (2); Effegibi; Snow Hotel, Seoul
Sauna im Schrank: Die „S1“ von Klafs (re. in einem Loft in Hongkong) wächst von schlanken 60 cm auf 1,60 m Tiefe, wahlweise auf Knopfdruck oder per Hand. Innen ist die Kabine mit Hemlock, Nussbaum oder duftender Zirbe verkleidet. Der Ofen hängt vorn an der Wand und bewegt sich mit.
dass der geplante Standort ruhig und nicht von außen einsehbar ist und sich idealerweise im oder nahe dem Bad befindet, um sich vor und nach dem Saunieren reinigen beziehungsweise abkühlen zu können. Auch Anschlüsse für Strom und Wasser müssen vorhanden sein, und der Raum sollte mindestens 2,25 Meter (bei Kleinstsaunen mit nur zwei Sitzstufen 1,90 Meter) hoch sein.
Ohne Holz geht nichts … Die Gestaltung des „Interiors“ hat naturgemäß dem Extremklima Rechnung zu tragen, das während des Betriebs in der Kabine herrscht. Die klassische finnische Sauna zeichnet sich aus durch Temperaturen von 80 bis 100 Grad Celsius, kombiniert mit geringer Luftfeuchtigkeit von rund fünf Prozent (jeweils knapp unter der Decke gemessen). Ent-
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scheidend sind deshalb die Materialien: Schon die ersten Rauchsaunen wurden vor Jahrhunderten in Skandinavien aus Holz gebaut. Daran hat sich bis heute wenig geändert, denn aufgrund seiner relativ geringen Dichte heizt es sich nur langsam auf und strahlt die Wärme angenehm milde zurück. Rustikale finnische Saunahütten sind aus Blockbohlen aufgebaut, und Schwitzpuristen hierzulande können etwa bei Klafs oder Kasberger auch für den Innenraum massive Kabinen aus karelischer Fichte oder aus Hemlock bestellen. In der Regel werden Heimsaunen jedoch als Sandwich-Konstruktion mit Dämmschicht und Dampfsperre aufgebaut, die innen mit unbehandelten Brettern verschalt ist. Nicht jedes Holz ist allerdings gleich gut geeignet. Birke, Kastanie, Hemlock und Tanne etwa lassen sich problemlos
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Hier starrt man gern an die Decke: Die kalifornische Sauna ganz re. bekommt natürliches Licht von oben, über den Espenbänken von Klafs’ „Casena“ (daneben) leuchten LED-Sterne. Die nehmen’s ganz genau: re. Sanduhr von Eliga, u. Thermometer von Rento (in Silber) und Kolo.
gerade wenn das Innenleben auch von außen sichtbar ist. „Letztlich entsteht die eigene Wunschsauna immer in einem Tradeoff zwischen persönlichem Geschmack und Klimaparametern“, sagt Benno Kirschenhofer, Pressesprecher von Klafs. Und apropos Geschmack: Nicht nur optisch,
Fotos: Klafs; Dustin Aksland; James Silverman; Magnus Pettersson / Fantastic Frank; Kolo Sauna; Rento; Eliga
zu Sitz- und Liegebänken verarbeiten, das härtere Nussbaumholz dagegen empfinden manche Menschen als zzu warm. Da jedoch sein dunkler Ton sehr edel wirken kann (und man in der Regel auf der einer Unterlaeinem Handtuch od ge liegt), ist es dennoch sehr gefragt,
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Stil Studio auch im Geruch unterscheiden sich die Holzarten. „Zeder riecht am besten“, verrät Architekt Matteo Thun, der schon viele Spa-Bereiche gestaltet hat. Auch Zirbe schafft durch ätherische Öle ein entspannendes Raumklima – stiftet jedoch mit seinen eigenwilligen Astlöchern eine gewisse visuelle Unruhe.
… aber Holz ist nicht alles Damit das richtige Klima entsteht, müssen Saunakabinen nicht komplett mit Holz verkleidet sein. Wer in einer blickdichten Kammer bei Backofentemperaturen klaustrophobische Anwandlungen bekommt, den Blick nach außen integrieren oder einfach ein luftigeres Raumgefühl erzeugen möchte, kann einzelne Wände durch Glasfronten ersetzen. „Sind mindestens zwei Wände – vor allem die, vor denen man sitzt oder liegt – und die Decke aus Holz, ist das
Saunaklima noch einwandfrei“, sagt Benno Kirschenhofer. Auch Zement oder Fliesen aus Feinsteinzeug können in Maßen zum Einsatz kommen, etwa rund um den Ofen oder am Boden. Ein optimales, konsistentes Saunaklima hängt im Übrigen nicht nur vom verbauten Material ab, sondern auch vom Ofen und seiner Steuerung, der Beund Entlüftung und der Kabinengröße. Am besten bringt man technische und gestalterische Faktoren unter einen Hut, indem man kein Fix- und Fertigmodell bestellt, sondern mit einem kompetenAuch unter Dachschrägen wie li. Seite u. in Berlin-Charlottenburg lässt sich problemlos eine Sauna unterbringen (sofern der Raum eine Höhe von 1,90 m erreicht). Saunaofen „Globe“ von Harvia. Die urtümlich anmutende holzbeheizte Sauna in Schweden unten wurde aus geteerten Fichtenbalken errichtet.
Apropos
Finnisch für Fortgeschrittene Regelmäßiges Saunieren härtet ab und wirkt positiv auf das vegetative Nervensystem und die Haut – verantwortlich dafür ist allein der Wechsel zwischen heiß und kalt. Wem das zu eintönig ist, der kann seine Heimsauna ein wenig aufrüsten: Flexible Öfen wie Klafs’ „Sanarium“ bieten neben trockener Hitze Optionen wie Warmluft- oder „Softdampfbad“. Manche Hersteller integrieren auch Infrarotstrahler, die die Muskulatur wärmen und lockern sollen. Zudem lässt sich die Kabinenluft mit Salz anreichern, um gereizte Haut zu beruhigen: Kasberger verwendet dafür beispielsweise Himalaya-Salzziegel, Klafs hat einen Mikrozerstäuber entwickelt. Wohltuend ist vieles davon – auch wenn die Grenze zwischen physio- und psychologischer Wirkung oft verschwimmt. Reiner Showeffekt sind dagegen die in Deutschland beliebten Aufgussdüfte, explosive Emulsionen aus ätherischen Ölen, Lösungsmitteln und Zusatzstoffen. In Finnland, dem Mutterland der Saunakultur, besteht der Aufguss dagegen in aller Regel aus – Wasser.
ten Saunahersteller – neben Klafs beispielsweise Tylö Helo, Effegibi oder Ruku – oder einer im Saunabau erfahrenen Schreinerei eine individuelle oder zumindest individualisierbare Lösung sucht. Zusätzlich einen Innenarchitekten zurate zu ziehen ist gerade bei Planungen für Wohnbereiche ratsam. Matteo Thun jedenfalls ist sich angesichts der neuen Gestaltungsvielfalt „sicher, dass es die Sauna aus dem Kellergeschoss schaffen wird“. Eines dürfe man allerdings ob der neuen Behaglichkeit nicht vergessen, mahnt der Architekt: „Bei der Sauna geht es um eine Verbindung zwischen Körper und Geist – um Reinigung, Entspannung und Bewegung.“ Frische Luft und ein wenig Sport sollten das Saunabad ergänzen. Die Mitgliedschaft im Fitnessstudio lohnt sich also weiterhin.
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9 7 Rein ins Warme! 1 + 2 Platzhalter: Saunakissen „Paanu“ (27 Euro) und -cover „Koivu“ (34 Euro) aus Baumwoll-Leinen-Mix lapuankankurit .f i 3 Trockenübung: Leinentuch „Philippe“, 100 × 134 cm, 31 Euro lin e n m e.d e 4 Erfrischend! Fußbad mit Minze und Eukalyptus und ein Zuckerpeeling (5 bzw. 10 Euro) von Rento, über skan dimark t .de 5 Iris Hantverks Rosshaarbürste schrubbt den Kreislauf wieder in Schwung, um 28 Euro irishant verk.se 6 Multitalent: 1,80 m langes Saunatuch aus Lyocell und Leinen (64 Euro), über manufac tum.de 7 Punktlandung: Frotteeslipper „Räsymatto“ mit Gummisohle, in drei Größen, 39 Euro marimekko.com 8 After-Sauna-Lotion: Pflege- und Massageöl mit Ingwer und Jojoba, 32 Euro susannekaufmann.com 9 Hält warm zwischen den Gängen: Bademantel aus schwerer Baumwoll-Popeline, in fünf Farben, um 175 Euro aiayu.com 10 Für Aufguss-Puristen: getrocknete Birkenblätter, 4 Euro, über birke -wellness.de
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Fotos: Lapuan Kankurit (3); Linenme; Rento (2); Iris Hantverk; Manufactum; Marimekko; Susanne Kaufmann; Aiayu
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Bad des Monats Redak tion Karin Jaeger
Tex t Karin Jaeger und Friederike Weißbach
Hers teller: Drummonds O r t: London Materialien:
∙ handgemalte Tapete „Anemones in Light“ von de Gournay (Dessin entworfen von Kate Moss) ∙ Steinerner Kamin mit verspiegelten Fliesen ∙ Vorhänge aus silbern-transluzenten, bestickten Saris (nicht im Bild) Aus s tat tung:
Das macht es b e sonder s:
Kate Moss ist nicht gerade als Frühaufsteherin bekannt, und so spiegelt ihr Londoner Bad die Grisailletöne des Mondlichts. Lüster, Kamin und die handgemalte Tapete machen den Wasch-Salon so glamourös, dass Partys schon mal hier enden – im Morgengrauen.
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Fotos: Simon Brown; Kaldewei; Puik; Giobagnara Studio; Svenskt Tenn; Yellows/Menu; Alex Carnevali; Pfister; Promemoria; Friends & Founders; Bette; Manufactum
∙ Doppelwaschtisch „Lowther“ in Arabescato mit verchromten Armaturen „The Mull“ von Drummonds ∙ Gusseisenwanne „Spey“ und passendes WC „Brora“ (nicht im Bild), Drummonds ∙ Spiegelschrank nach Maß mit ofenen Regalen ∙ Antiker Kristalllüster über James Worrall, Marylebone
Stil Praxis
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#picobello
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B adewannen aus Stahlemaille können Jahrzehnte überdauern. Es gibt nur eines, was sie zuverlässig kleinkriegt: „Wannen werden meistens nicht kapu gebadet, sondern kapu geputzt“, seufzt Marcus Möllers, Pressesprecher von Kaldewei. Wer mit a ressiven Putzmi eln scheuert, zerstört auf Dauer die robusteste Emaillierung. Man sollte solche Wannen (oben Kaldeweis „Classic Duo Oval“) deshalb zwar regelmäßig, aber stets nur mit warmem Wasser und Spülmi el oder Schmierseife reinigen und mit einem weichen Tuch nachwischen. Nur wenn das Kind schon in die Wanne gefallen ist und sich hartnäckige Verschmutzungen gebildet haben, kann man ausnahmsweise zu stärkeren Mi eln greifen: Oberflächliche Schrammen (meist Metallabrieb) beseitigt ein Schmutzradierer (u. von Be e, b e t te.d e ), gräuliche Schleier oder Schlieren lassen sich mit Blinkpaste oder dem passenden Poliersti auf Wachsbasis (a q u a ti c .d e ) beseitigen. Oder auch nicht … Denn Emaille ist nicht gleich Emaille, die Rezepturen variieren und haben sich über die Jahre verändert. Ehe man die Lage verschlimmbessert, sollte man sich im Zweifel vom Hersteller beraten lassen. Und es am besten gar nicht erst so weit kommen lassen.
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Kleiderbügel
Elegant abhängen Rundherum! Lex Po s Entwurf „Loop“ ist aus einem Stück Stahldraht geschlungen, Dreier-Set 30 Euro puikdesign.com 2 Klirren nicht: handgearbeitete Holzbügel mit Lederbezug, hier in der weiblichen Version, ab 183 Euro giobagnara.com 3 Leinenbezogene Holzhänger von Svenskt Tenn, je 38 Euro svensk t tenn.se 4 Hosenbügel aus beschichtetem Stahl mit Messing, 25 Euro menu.as 5 Persönlich: Toscaninis „Marcello“ in gewachster Buche (mit Initialen 36 Euro), über fat to -bene. com 6 Asymmetrisch: „Quarten“ aus Aluminium, Dreier-Set um 11 Euro pfis ter.ch 7 Gediegen: Bügel aus Bronze und Leder, Preis auf Anfrage promemoria.com 8 Friends & Founders’ Garderobenhänger „Tangent“, 30 Euro, über b e han -thurm.c om 1
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Stil Interview Premiere: Luca Guadagnino (u.) hat zum ersten Mal ein Store-Konzept realisiert – Marmor, Travertin und klare Linien. Was das mit dem italienischen Film der 50er Jahre zu tun hat, erzählt uns der gefeierte Regisseur im Interview. Wer „Io sono l’amore“ gesehen hat, Tilda Swinton und die Villa Necchi Campiglio, der weiß: Im Grunde kreist alles um die Räume.
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Reinigungsrituale Der Regisseur Luca Guadagnino hat für Aesop in Rom einen Store eingerichtet – Minimal Art für alle Sinne. Inter view Oliver Jahn
te die Orte und die Atmosphäre im Kopf, wo Pasolini Filme wie „Medea“ oder „Edipo Re“ spielen ließ, natürlich der alles überwölbende griechische und römische Echoraum in der Stadt und in den Vororten. Um dieses Flair ging es mir. Wie wurde daraus nun ein Konzept für einen Store? Der Store sollte sein wie ein Auge auf den Platz hinaus. Es war früher ein dunkler, völlig vollgestopfter Lampenladen. Wenn man von innen hinausschaut, fällt einem sofort die ausdrucksstarke Fassade der Kirche San Lorenzo in Lucina ins Auge. Unser Boden hier
Fotos: Giulio Ghirardi/Aesop (2)
ie Straßen Roms sind alle immer völlig überfüllt. Dann biegt man ab, geht über einen kleinen Platz und taucht in einen Raum vollkommener Ruhe. Magie. Den genau richtigen Ort für den Store zu finden hat deutlich länger gedauert, als ihn am Ende einzurichten. Endlos viele schöne Möglichkeiten, aber nicht so leicht, etwas zu finden, das sich genau richtig anfühlt in der Mischung von Exponiertheit und Versteck. Hier an dieser kleinen Piazza, nur einen Steinwurf von der belebten Via del Corso entfernt, finde ich das wunderbar. Was war der Ausgangspunkt? Dennis Paphitis, der Gründer von Aesop, zeigte mir einen kleinen Nachrichtenclip aus den 50ern über Maria Callas, die einen Opernauftritt in Rom absagte. Sie war erkältet. Und schon waren wir im Thema. Dieser kleine Ausschnitt gab mir ein Gefühl für die Idee, die Dennis von Rom hatte. Weniger die Stadt der Antike, der Kaiser und Ruinen als vielmehr der Neubeginn nach dem Krieg in den 50ern, als sich Maria Callas und Pier Paolo Pasolini hier zum ersten Mal trafen. Das intellektuelle, kulturelle Milieu Roms war enorm lebendig. Für mich als Filmemacher natürlich ein gefundenes Fressen. Dennis und ich sprachen viel über Pasolinis gesellschaftliche Analysen der Aggressivität der Moderne. Ich hat-
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Stil Interview mit den drei verschiedenen Travertin-Sorten ist direkt von jenem in der Kirche inspiriert. Überhaupt haben wir uns bei der Farbskala an den eindrucksvollen Marmorarten der San Lorenzo in Lucina orientiert. Gab es weitere Einflüsse? Die klaren Kubaturen und die strenge Linienführung des großen Marmorbeckens
Luc a Gu ad a g n i no
diese Regale erinnern mich an etwas, ich weiß nicht was – ich glaube sehr an das Unbewusste. Die grafisch streng geschnittenen Strohbündel unter der Decke verweisen auf die Villa zu Beginn von „Edipo Re“ – gespeist von seinen Eindrücken eher ländlich geprägten Lebens in den Vororten mit Stroh auf den Böden. Es gibt ein tolles Foto von der Callas und Pasolini in einem Weizenfeld, im Hintergrund sieht man Gebäude eines Vorortes von Rom. Stadt und Land zugleich als Erfahrungsraum verdichtet, das fasziniert mich. Die Marmorarbeiten sind so komplex und perfekt ausgeführt. Das war Ihr erstes Retail-Projekt, man könnte meinen, Sie hätten nie etwas anderes gemacht. Ich bin da durchaus unverfroren rangegangen und habe etwas entworfen, von dem mancher erfahrene Handwerker gesagt hätte: Das geht nicht. Unbelastet davon habe ich einfach gesagt: Let’s do it. Ich habe einen starken Willen und immer eine sehr klare Vorstellung, wie etwas aussehen muss. Wenn wir über Interiorgestaltung sprechen, bin ich sehr hartnäckig. War das ein einmaliger Ausflug ins Store-Design, oder ist der Appetit auf mehr geweckt? Oh, wir haben schon weitere Projekte in der Mache, wir arbeiten an einem Store in New York. Aber nach der Erfahrung mit Aesop bin ich etwas verwöhnt, hier wird so wahnsinnig viel Wert auf höchstes Handwerk und Heritage gelegt, das ist auch meine Philosophie. Konnten Sie nicht auch von Ihren Erfahrungen mit Filmkulissen profitieren? Wer Ihre Filme gesehen hat, möchte doch wahrscheinlich genau das reproduzieren? Dann wäre ich sofort raus. Das sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe. Filmsets sind allein aufs Bild hin entworfen – Sie bauen ein reales Set-up, aber es bleibt eine stark edierte, artifizielle Raumillusion, Sie wählen die Perspektiven, forcieren Dynamiken. Entwerfen Sie im echten Leben einen Raum, geht es vor allem darum, wie dieser sich mit dem Erleben seiner Bewohner verträgt. Sprich, hier wird es Ernst. Wenn jemand kommt und von mir die Villa Necchi Campiglio nachgebaut haben möchte, lehne ich dankend ab.
„Filmsets sind nur eine Illusion von Raum. Hier aber geht es um ganz reale Erlebnisqualitäten.“
Jeder Raum ist eine Erzählung: Die Strohbündel an der Decke (u.) verweisen auf Landhauserinnerungen von Pier Paolo Pasolini, das Becken ist von Carlo Scarpa inspiriert, der Lüster nach einem Entwurf von Napoleone Martinuzzi gebaut. Kerze war gestern – mit dem „Oil Burner“ aus Messing (u. li.) macht Aesop die Duftlampe zum Handschmeichler.
Fotos: Aesop; Giulio Ghirardi/Aesop
und des Tresens gehen auf Carlo Scarpa zurück, den überragenden venezianischen Architekten. Der Chandelier – nach einem etwas kleiner dimensionierten Vorbild von Napoleone Martinuzzi – und die Vasen, von uns selbst entworfen, sind Sonderanfertigungen aus Venedig von Ermes, alles handgemacht. Der heimliche Dreh- und Angelpunkt scheint aber Pier Paolo Pasolini zu sein. Ja, absolut. Mit den schwarz lackierten Regalböden haben wir uns einen augenzwinkernden Verweis auf die schwarzen Brillengestelle erlaubt, die Pasolini gerne trug. Vielleicht kommt mal jemand rein und sagt,
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Stil Adresse
Drei große Buchstaben Ein Mann und starke Eigenscha en: Im Namen der Sitzmöbelfirma KFF verbirgt sich nicht nur ihr Gründer, sondern auch ihr Erfolg. Tex t Friederike Weißbach
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Lehnen, loungen, lesen: Heidenheims neue Stadtbibliothek (li. oben) wurde vom Planungsteam um den Schweizer Max Dudler mit den drehbaren Ledersesseln „Arva Lounge“ von KFF ausgestattet, 2455 Euro. Der Architekt selbst hatte am Messestand Probe gesessen und den Sessel ausgesucht.
Fotos: Anja Tischler; KFF (3)
Alle Modelle: Kollektion „Arva“ „ Jens Lewe für KFF Stahlgestell oder Cord mit Leder o ab 604 Euro kf f.de
K reativ, fokussiert, familiär? Oder kompetent, fair, fantasievoll? Tatsächlich stehen die drei Buchstaben KFF, in die sich so zahlreiche treffende Attribute hineinlesen lassen, für Karl-Friedrich Förster. 1986 verwirklichte der Design-Autodidakt seine Vorstellung von einem Stuhl und ließ auf eigenes Risiko gleich 1000 Stück davon produzieren. Überraschend fand sein Entwurf auf der Kölner Möbelmesse reißenden Absatz, und Förster gründete das Unternehmen, das seither seine Initialen trägt. Bis heute entwickelt und vertreibt KFF im ostwestfälischen Lemgo – mittlerweile unter der Leitung von Geschäftsführer Jens Lewe – verschiedenste Sitzgelegenheiten: Stühle, Hocker, Sessel, Lounger. „Genau hier liegt unsere Kompetenz. Mit Sitzen kennen wir uns aus!“, sagt Lewe.
Fast alle stehen auf metallenen Säulen, Drehfüßen oder Kufen. „Karl-Friedrich Försters Entwurf damals hatte ja auch ein Metallgestell. Das hat Tradition bei uns, wie Qualität und Sitzkomfort.“ Gleich zwei gute Gründe, warum KFF auch häufig Hotels und öffentliche Räume ausstattet. Beliebte Designs werden deswegen schnell in jede denkbare Stuhlversion übertragen. So gibt es Jens Lewes Entwurf, den Bestseller „Arva“, mittlerweile auch als Bank und Esstischstuhl, Barhocker, Lounge- und Lesesessel mit und ohne Armlehne und vielen Bezügen. Also doch: klug, flexibel, fortschrittlich. Oder?
AD Design Summit Tex t Lennar t Franz und Mailin Sophie Zieser
Beim AD Design Summit am 22. November bekommen sie ihren Preis, gefeiert werden sie schon hier: die besten Gestalter des Jahres. Ausgewählt von unseren Experten und – Ihnen!
Interiordesign
Große Bühne für den Minimalismus: Ein Atrium lutet das Speisezimmer (re.) in Peter’s House mit Tageslicht. David Thulstrup (g. re.) verpasste Kopenhagens ConceptStore Tableau mit der Patina roher Betonwände und futuristischem Mobiliar einen Galerie-Look. U. re. der Schauraum für die exotischen Kreationen des Floristen Julius Værnes Iversen.
Studio David Thulstrup Handwerkstradition und moderne Formensprache, Pragmatismus und Poesie verbindet David Thulstrup in seinen Projekten zu sensibel abgestimmten Restaurant-, Shop- und Wohnvisionen. Nach Stationen in den Büros von Jean Nouvel in Paris und Peter Marino in New York gründete er 2009 sein Kopenhagener Studio. Dort entstehen seitdem Projekte wie Peter’s House, ein elaborierter Mix aus Naturstoffen, Industrial Chic und Möbelklassikern. Vor allem die Wiedereröffnung des „Noma“ im Februar 2018 erwartete die Design-Community mit Spannung. Leichtfüßige skandinavische Natürlichkeit (sein angehender Möbelklassiker, der „ARV Chair“, und ein wolkengrauer Terrazzoboden aus groben Flusskieseln) macht das Interior des Spitzenrestaurants aus. Seine feinfühlig austarierten Räume, in denen er Beton und rohe Balken mit futuristischen Entwürfen und gekonnter Lichtregie paart, gelten als State of the Art des Interiordesigns. s tudio davidthuls trup.com
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Gewählt haben: Oliver Jahn, Chefredakteur AD Architectural Digest; Gesa Hansen, Interiordesignerin; Josephine Akvama Hofmeyer, Interiordesignerin; Andrea Marcante/Adelaide Testa, Interiordesigner; Niklas Maak, Journalist; Otto Drögsler/Jörg Ehrlich (Odeeh), Kreativdirektoren von Meissen
Fotos: Irina Boersma; Peter Krasilnikoff; Porträt: Studio David Thulstrup
Dänemark
C O S M I C J E W E L S – O h r c l i p We i ß h o l z , O p a l e u n d B r i l l a n t e n g e f a s s t i n 75 0 G o l d
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AD Design Summit
Produktdesign
Kulturträger: Der Beistelltisch „Volubilis“ (rechts) und die Bank „Palmyra“ (unten) kombinieren Pseudoantike und Moderne, Kunstmarmor und poliertes Metall. Der bronzene Abguss eines Baumstumpfs bildet die Basis für den Tischspiegel (u. re.) aus Roberto Sironis „Fuoco“-Serie.
Italien
Roberto Sironi Im Herzen der italienischen Möbelindustrie entwickelt Roberto Sironi seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Stil. Mit dem Blick eines Anthropologen und dem Pinselstrich eines Ästheten entwirft er Möbel, die ebenso gut pseudoantike Skulpturen wie rituelle Artefakte sein könnten. Sein bevorzugtes Stilmittel ist der geradezu verwegene Einsatz widerstreitender Elemente. So kombiniert er T-Träger und Säulenstümpfe, blank poliertes Metall und erdige Marmorkolorite zu stilisierten, zeitgenössischen „Ruins“. Bei der Kollektion „Fuoco“ wiederum dienen ihm durch Feuer oder Blitzeinschlag verkohlte Baumstümpfe als Sockel: Sironi ließ sie abformen und in Bronze nachbilden und kombiniert sie mit Spiegeln zu Alltagsgegenständen von dramatischer Archaik. Das Spannungsfeld zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit ist für den Designer, der auch in Mailand lehrt, ein steter Quell der Inspiration.
Fotos: Amir Farzad; Federico Villa (2); Porträt: Roberto Sironi
rob er tosironi.it
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EMBRACE CHAOS.
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AD Design Summit
Architektur
Dänemark
Johansen Skovsted Schon während ihres Architekturstudiums an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen schmiedeten Søren Johansen und Sebastian Skovsted Pläne, sich mit einem gemeinsamen Büro selbstständig zu machen. Nach dem Abschluss 2014 gründeten sie das Studio Johansen Skovsted. Das Ziel ihrer Arbeit ist es seither, zeitgenössische Konstruktionsweisen und Materialien in die Natur einzubetten und historische Gebäude wieder aufleben zu lassen. So entstehen unkonventionelle Ideen – von der Umwandlung einer alten Pumpstation in ein Veranstaltungshaus bis hin zu den Raumstrukturen, mit denen sie das dänische Vogelreservat Tipperne behutsam für menschliche Besucher erschlossen. Der Uni blieben Johansen und Skovsted übrigens nie ganz fern. Neue Inspirationen finden sie bei der Lehrtätigkeit an ihrer Alma Mater.
Am Fluss Skjern Å steht die einstige Pumpstation (ganz o. und oben li.), die Sebastian Skovsted und Søren Johansen (links, v. li.) zu einem Besucherzentrum umbauten. Für ein Vogelschutzgebiet in Westjütland schuf das Duo die stählerne Vogelwarte ganz oben links und diesen spitzwinkligen Unterstand.
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Fotos: Rasmus Norlander (4); Porträt: Laura Boelskifte
johansenskovs te d.dk
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AD Design Summit
Best Update Für die Londoner Küche links jonglierte Merlin Wright (unten links) mit edwardianischer Tradition und Modernität – typisch für Plain English. Von wachem Gespür für Flamboyanz zeugt der New Yorker Showroom (rechts) der 1992 gegründeten Marke. Die Küche u. entstand mit Christopher Howe.
G roßbritannien
Plain English Wirft man einen Blick auf Merlin Wrights Lebenslauf, wird schnell klar: Holz ist und bleibt sein Steckenpferd, egal in welchem Metier. Ursprünglich nämlich lernte der Design Director von Plain English Bootsbau und verbrachte einige Jahre damit, traditionelle Holzboote zu schaffen. Im Laufe der Zeit entdeckte er seine Liebe zum Möbelhandwerk und absolvierte eine Schreinerlehre, die ihn dann zu seinem Studium des Industriedesigns an der Kingston University führte. Bis 2004 war er in eigener Sache tätig, um schließlich an der Seite von Kreativdirektorin und Gründerin Katie Fontana bei Plain English einzusteigen. Ein britisches Traditionsunternehmen, das für seine handgefertigten Küchen steht. Die schnittige Ökonomie des Bootsbaus, gepaart mit tischlerischem Esprit – was kann einer Küche Schöneres passieren?
Fotos: Plain English (4)
plainenglishdesign.co.uk
Arran â&#x20AC;&#x201C; Borderland â&#x20AC;&#x201C; Flannel PREMIUM BRAND GROUP GMBH - MĂźnchen _ RČ?LFH#SUHPLXPEUDQGJURXS GH EHJJDQGFRPSDQ\ FRP
AD Design Summit
Readers’ Award
Frankreich
Die zweite Kollektion von Frédéric Pellenq, „Gemini“, basierte auf der Idee des fast Identischen wie beim Stuhlduo „George“ und „Jim“ (oben rechts). Mit dem Sessel „Jacques“ (o.) und einem starken Kontrast aus schwarz lackierter Eiche und elfenbeinfarbenem Gewebe startet die neue Linie „Couture“. „Josie“ (rechts) aus der Erstlingskollektion „Lodge“ wirkt skulptural und katzenhaft.
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In seinen Entwürfen pflegt Frédéric Pellenq einen feinen Minimalismus, der wenig bis nichts auf die genreübliche Tendenz zur bloßen Auslassung gibt. Ecke und Rundung komponiert der französische Designer zu immer neuer subtiler Spannung – und schafft so Objekte zwischen Reduktion und Figürlichkeit. In seiner Debütkollektion „Lodge“ etwa kontrastiert die kohlschwarze Silhouette der geflammten Beine und Kanten der Möbelstücke mit dem seidigen Schimmer der furnierten Nussbaumflächen. Dieser kunstfertige Umgang mit Holz entspringt Pellenqs Leidenschaft für das Material, die ihn nebst der Faszination für Räume und Licht während des Architekturstudiums zum Möbeldesign trieb. Den letzten Schliff holte er sich im Maastrichter Studio des Möbelavantgardisten Valentin Loellmann. Seit 2016 entstehen seine Kreationen, etwa das grafische Lehnstuhlduo „Jim“ und „George“ oder der architektonisch wirkende Polstermöbel-Erstling „Jacques“, in Pellenqs Pariser Studio. fre dericpellenq.fr
Fotos: Antoine Jouve (2); Nicolas Huynh; Porträt: Frédéric Pellenq
Frédéric Pellenq
AD Design Summit
as Bauhaus wird 2019 100 Jahre alt – Grund genug, zwei berufene Expertinnen um ihre Einschätzung zu bitten: Die Spanierin Patricia Urquiola, die gemeinsam mit BMWChefdesigner Adrian van Hooydonk am 22. November beim AD Design Summit auftreten wird, gehört zu den weltweit gefragtesten Industriedesignern. Martina Starke arbeitet als Leiterin der Abteilung Brand Vision und Brand Design beim Fahrzeughersteller BMW. Wir trafen die beiden in Mailand. Frau Urquiola, Frau Starke, hat das Bauhaus für Sie als Designerinnen heute noch irgendeine Bedeutung? Patricia Urquiola: O ja, es ist das Fundament unserer Arbeit. Bis Walter Gropius das Bauhaus gründete, war die Lehre an den Kunsthochschulen sehr abgehoben und akademisch. Gropius hat sie wieder mit dem Handwerk verbunden.
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„Das Bauhaus ist das Fundament von allem“ Patricia Urquiola und Martina Starke über Walter Gropius, die Macht des ersten Eindrucks und die Zukun der Automobilität. Inter view Ulrich Clewing
Illus tration WRK
Martina Starke: Am Bauhaus wurde auch viel experimentiert, um Arbeitsprozesse zu vereinfachen. Für uns im Automobilbau war das wegweisend. PU: Ich selbst hatte als Studentin in Mailand einen sehr inspirierenden Lehrer, Tomás Maldonado – der kam zwar nicht direkt vom Bauhaus, aber immerhin von dem Nachfolger, der HfG Ulm. Das Bauhaus gilt als Erfinder des Minimalismus. Ihre Arbeiten kommen einem allerdings gar nicht minimalistisch vor, Frau Urquiola …
PU: Das liegt womöglich daran, dass der Begriff gerne missverständlich gebraucht wird. Das Bauhaus hat uns Architekten jedenfalls erlaubt, unsere Methodik exakt auf die Erfordernisse der einzelnen Projekte auszurichten. Ich arbeite vielleicht nicht grundsätzlich minimalistisch, sehe mich aber auch nicht als Maximalistin. Zwischen diesen Extremen ist noch viel Platz. MS: Im Autodesign ist Minimalismus gerade wieder sehr gefragt, weil wir dort so viele Funktionen haben, dass wir entscheiden müssen, was das Essenzielle ist
Fotos: BMW Group
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Cut-out statt Foto: Patricia Urquiola und Martina Starke (li. S.) kennen sich, seit sie 2010 beim Projekt „The Dwelling Lab“ kooperierten. Re.: iNEXT heißt die aktuelle BMW-Studie zum autonomen Fahren in ein paar Jahren.
und wie wir das Fahren für die Menschen optimieren können. Seit einigen Jahren kann man auch beobachten, dass die Sehnsucht nach handgemachten Dingen wieder stetig wächst. Welche Auswirkungen hat das auf Ihre Arbeit? PU: Das Industriedesign war in einer Krise, weil es sich immer nur darum drehte, alles mehr und mehr zu vereinfachen. Aber es gibt auch viele Gestalter, die da bewusst gegensteuern. MS: Die Authentizität des Materials zu bewahren ist in der zunehmend virtuellen Welt tatsächlich nicht ganz leicht. Das heißt aber nur, dass wir darauf eben besondere Mühe verwenden müssen. Wie sehr achten Sie als Profis auf den ersten Eindruck, den man von einem Bauwerk oder einem Design mitnimmt? PU: Der erste Eindruck ist wichtig, aber noch wichtiger ist, woran sich die Leute erinnern, wenn sie den Ort wieder verlassen. Ich habe mal mit einer Hotelkette zusammengearbeitet, wo sie mir sagten, sie wollten den Wow-Faktor. Aus der Marketing-Sicht konnte ich das verstehen, aber
Mar tina Starke
„Beim autonomen Fahren erlangt der Innenraum eine ganz andere Bedeutung.“
eigentlich will ich genau das Gegenteil, den AntiWow-Faktor. Die richtige Qualität von Design erfährt man erst, wenn man einige Zeit mit den Stücken verbracht hat. Wie ist das bei Autos, Frau Starke? MS: Wenn sich jemand entscheidet, ein Auto zu kaufen, dann ist der erste Eindruck sehr entscheidend, insofern spielt das auch bei meinen Überlegungen eine große Rolle. Aber die Erfahrung im und mit dem Auto muss länger nachwirken, da hat Patricia völlig recht. Erst dann ist ein Entwurf wirklich gelungen. PU: Für mich ist ein Projekt dann abgeschlossen, wenn jemand das Objekt benutzt – vorher nicht. Der Käufer ist sozusagen mein letzter Mitarbeiter. Frau Starke, wie schaffen Sie es, dass Ihre Kunden eine emotionale Beziehung zu ihren Autos entwickeln? Welche Materialien geben dabei den Ausschlag? MS: Leder, Stoffe, da sind wir schnell wieder beim Handwerklichen. Und wir wollen mit Details überraschen. PU: Darüber haben wir schon 2010 bei unserer Kooperation zum „Dwelling Lab“ viel gesprochen …
Selbst lenken oder fahren lassen – im iNEXT ist beides möglich. Für die Bedienung aus dem Fond wurden ein berührungssensitiver Jacquardstof und die intelligente Holzoberfläche der Mittelkonsole (links) entwickelt.
MS: Und das wird in Zukunft noch mehr Bedeutung erlangen. Sobald wir autonom fahren, wird der Innenraum eines Fahrzeugs noch eine ganz andere Bedeutung bekommen. Die Technik ist dabei stets präsent, aber dezent im Hintergrund und zur Stelle, sobald der Mensch sie braucht oder nutzen möchte. Wie genau darf man sich das vorstellen, das autonome Fahren? PU: Es werden sich ganz neue Aufgaben für Designer auftun, weil sich die Autos stark verändern werden. Vielleicht wird der Innenraum eine Art Gym? Auf jeden Fall muss man damit rechnen, dass die Menschen nicht immer nur still dasitzen, sondern auch mal aufstehen und herumgehen wollen. Man wird arbeiten, an Conference Calls teilnehmen. MS: Vielleicht hat man auch seinen SpaMoment … PU: Man wird Lebenszeit gewinnen, das ist sicher. Vieles findet auch heute schon in Autos statt, aber auf eher chaotische Weise. Sind wir heute überhaupt schon bereit für ein Auto, in dem ein Computer die Steuerung für uns übernimmt? MS: Ich fände das toll, wenn ich morgens auf dem Weg zur Arbeit in so ein Auto steigen könnte. Und was sagen Sie jemandem, der oder die lieber selbst fahren möchte? MS: Dass dies bei BMW auf jeden Fall immer auch möglich sein wird.
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LEGENDARY
&DVLQR %DGHQ %DGHQ s .DLVHUDOOHH s %DGHQ %DGHQ s 7HO s ZZZ FDVLQR EDGHQ EDGHQ GH
Architektur Projekt, Radar und Garten
Foto: Ossip van Duivenbode
Gelüp e Fassade In Seoul haben die niederländischen Architekten von Mvrdv ihren jüngsten Entwurf – hochgezogen: „The Imprint“ ist ein Mix aus Club und Themenpark in zwei benachbarten Gebäuden, die aussehen, als sei den Architekten die Hand in Photoshop ausgerutscht. Tatsächlich ist das Ensemble weder digital gerendert noch in Stoff gehüllt, sondern mit 3869 Paneelen aus glasfaserverstärktem Beton verkleidet. Die geraffte Wand erlaubt einen schüchternen Blick ins bunt schillernde Innere – ein werbewirksamer Hingucker. mvrdv.nl
Redak tion Andreas Kühnlein
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Architektur Projekt
Gartenstadt Pradas neues Hauptquartier in der Toskana Ăźbersetzt alte Tugenden in ein neues, federleichtes Kleid aus Glas und Stahl. Tex t G esine B orcherdt
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Fotos: Gabriele Croppi (2); Alessandro Ciampi
or langer Zeit, als Fabrikarbeit noch so kräftezehrend und düster war, wie Charles Dickens sie in seinen Romanen beschrieb, wäre ein Ort wie Valvigna unvorstellbar gewesen. Leichte, lichtdurchflutete Eleganz im Einklang mit der Natur – so etwas gab es im 19. Jahrhundert höchstens bei einem Gewächshaus. Tatsächlich fühlt es sich ein bisschen so an, als wäre man Teil der sanften Hügel der Toskana, mit Blick auf Weinreben, Feigenbäume und Lavendel, wenn man durch das neue Headquarter von Prada geht. Südlich von Florenz, nicht weit von dem Städtchen Arezzo, hat der Architekt Guido Canali ein Hightech-Industrielabor errichtet, das
ganz dem alten Renaissancegedanken entspricht: Mensch und Landschaft gehen eine harmonische Verbindung ein, durch klare, ausgewogene Formen, Rhythmik und Proportion. Humanistischer kann ein Fabrikgebäude nicht sein. „Unser Ziel waren nicht Exzess und Extravaganz, sondern der aufmerksame Dialog mit der Umgebung“, erklärt Canali. „Eine Architektur der Essenz, befreit von allem Überflüssigen zugunsten von Raum und Licht inmitten üppiger Gärten.“ Also hat er schlichte Baukörper aus Glaswänden, Stahlrohr und Betonpaneelen aufgestellt – und sie mit zahllosen Pflanzen versehen. Sie lugen durch Fenster, breiten sich auf Dächern aus und hängen über Brüstungen wie neugierige Kollegen. Außen wie Frischluftzufuhr: Das innen finden sich mit zierlichen GitterSchönste an Pradas geländern versehene Brücken und Wege, neuen „industrial headquarters“ (li. S.) über die man wie an einer Reling entlang sind die unzähligen zwischen den Büros und ManufakturbeFreilächen – von reichen hin- und herlaufen kann. Oder großzügigen Dachman atmet tief durch und nimmt sich terrassen bis zum Garten oben. Die einZeit, als würde man durch einen Lustzelnen Gebäudeteigarten wandeln und das Spiel der Blätle unten sind durch ter genießen. Sogar ein Wasserlauf plätscheinbar schwereschert verträumt vorbei. „Le Corbusier los schwebende Brübeschrieb das als promenade architectucken mit filigranen Relings verbunden. rale, einen Pfad von intensiver emotiver
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Architektur Projekt
Canali Associati Architekt, Parma
Guido Canali (o.) ist so etwas wie Pradas Haus- und Hofarchitekt – aber nicht nur das: Das Hauptquartier von Smeg (und die Küchenlinie „Classici“) trägt ebenso seine Handschrift wie der Mailänder Wohnkomplex Parco Vittoria. Wie kaum ein anderer versteht es der Architekt, auch im großen Maßstab naturverbunden zu bauen.
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Voraussetzungen für einen Bau, in dem auf 30 500 Quadratmetern und drei Stockwerken täglich rund 800 Mitarbeiter ein und aus gehen. Rohmaterialien wie Leder und Metallteile, die sich auf meterhohen Regalen stapeln, werden hier mit neuster Technik geprüft und gelagert. Die hohen, loftartigen Hallen im Erdgeschoss sind von Glas und Sichtbeton eingefasst, während die Büros darüber zwischen Glasdecken und Stahlverstrebungen zu schweben scheinen; helle, angenehme Bereiche, in denen selbst Cubicles freundlich wirken. Überall kommt man schnell ins Freie, in den Garten oder auf eine der Dachterrassen. Zwischen Kräutern und Gräsern tankt man dort frische Luft, während der Blick ins Umland geht. Nur die Autobahn stört ein wenig. Doch sie erinnert daran, dass die Toskana, wo (soweit es die westliche Welt angeht) Eleganz, Intellekt und Individualismus erfunden wurden, ihre Tugenden in die Gegenwart exportiert. Zehn Standorte hat Prada in der Gegend, die schon im 15. Jahrhundert berühmt für ihre Lederverarbeitung war: Nicht weit von hier steht eine kleine Kirche, die die Schuhmacher 1484 der Jungfrau Maria widmeten. Valvigna ist vielleicht kein spiritueller Ort. Doch wer hierherkommt, ahnt ihn noch, den klassischen hortus conclusus. Canali hat ihn geöffnet – und lässt alle daran teilhaben.
Fotos: Gabriele Croppi; Andrea Martiradonna; Alessandro Ciampi
Qualität durch gebauten Raum“, sagt Canali. Überhaupt hat ihn die klassische Moderne inspiriert: so schlicht seine Materialien, so sinnlich sein Verständnis von Natur. Die Kombination aus Bauwerk und Botanik ist seine Handschrift, nicht die schweren Backsteingebäude Parmas, wo er 1935 geboren wurde. Was Canali auszeichnet, ist eine Architektur der offenen Verbindung, der Integration von Raum und Leben oder einfach: der Menschlichkeit. „Kann man den Angestellten aus der Umgebung eine größere Freude machen, als ihnen Bäume und Pflanzen ihrer Kindheit an den Arbeitsplatz zu bringen?“ Granatapfel- und Maulbeerbäume säumen Fassaden, Dachterrassen und Wege, es duftet nach Rosmarin und Thymian. Nur die typischste Pflanze der Toskana fehlt: die Zypresse. Ihre stolz aufragende Statur passt einfach nicht zum restlichen Grün, das mit der Architektur eine so enge Symbiose eingeht. Außerdem hat das Gebäude keine eindeutige Front, und wo die Zypresse Grundstücke begrenzt und Wege säumt, die oft vor dem edlen Eingangstor einer Villa enden, bietet Canalis Architektur ein Raumgefüge, das in jeder Hinsicht Transparenz verströmt. Diesen Anspruch hat der Architekt schon an drei weiteren Prada-Standorten umgesetzt, zuerst in der Schuhfabrik von Montevarchi, Arezzo, nicht weit vom Headquarter. Seit rund 25 Jahren arbeitet er mit dem Modeimperium zusammen. Doch Valvigna – was übersetzt „Weintal“ heißt und schon dadurch nach viel mehr klingt als nur nach Arbeit – bot in der Weite der Landschaft beste
Durchschaut: Guido Canalis Entwurf feiert die toskanische Landschaft und gibt sich licht, transparent und nach allen Seiten offen (oben). Die Liebe zum feinsinnig eingesetzten Beton (u.) teilt der Architekt mit seinem großen Berufsgenossen Le Corbusier.
Die rahmenlosen Schiebefenster des Schweizer Herstellers Sky-Frame gehen schwellenlos in ihre Umgebung über. Innenräume verwandeln sich so zu Aussenräumen und ermöglichen eine einzigartige Wohnatmosphäre. SKY-FRAME.COM
Inter view Andreas Kühnlein
Das KaDeWe des Südens Seit 2016 räumt John Pawson im Münchner Kau aus Oberpollinger auf. Gerade wurde das Erdgeschoss fertig.
W as reizt gerade Sie an einem Kaufhaus? Ich entwerfe einfach gern Räume, in denen Leute sich wohlfühlen, gleich welcher Art. Online zu shoppen ist so einfach geworden, also muss die physische Erfahrung an so einem Ort eine sehr sinnliche sein. Die Leute sagen manchmal zu mir, du bist doch gar kein Fan von so viel Zeug – und hier geht’s streng genommen um nichts anderes. Aber ich denke, das Bedürfnis nach Ruhe und Fokussierung gibt es überall. Natürlich ist eine Abtei anders als ein Kaufhaus. Aber ich kann beides, würde ich sagen. Finden Sie so ein Haus denn noch zeitgemäß? Einkaufen ist schon eine besondere Beschäftigung mit eigener Qualität. Gerade das ziellose Stöbern scheint mir online immer noch weniger befriedigend, als wenn man sich wirklich körperlich durch einen besonders gestalteten Raum bewegt. Am besten ist es, wenn die Leute gar nicht merken, dass ich da war; sich wohlfühlen, ohne ganz zu wissen, warum. Raum sollte man einfach genießen können. Dabei ist Architektur – Proportion, Maß, Licht, Materialität – ein machtvolles Mittel. Wäre Ihnen das Ganze eigentlich leer lieber? Nein, das muss schon funktionieren, mit allem, was hineingehört. Am Ende sind die Menschen das
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Wichtigste – viele Menschen, viel Umsatz, nicht wahr (lacht)? Aber nicht nur das: Wenn meine Frau Catherine mal eine Woche unterwegs ist, räume ich auf, putze alles, mache Ordnung. Dann Von der Trappistenatme ich auf. Und im nächsten Moment vermisse abtei zur Shoppingmeiich sie schon. Lieber ein Leben mit Catherine und le: Englands großer Weglasser John Pawein bisschen Kram als ein Leben ohne. Wir haben son erindet mit dem drei Kinder, da muss man sich mit ein wenig UnOberpollinger ein Traordnung schon arrangieren können. ditionskaufhaus neu. Nervt es Sie, wenn die Leute immer den Das gerade fertiggeMinimalisten in Ihnen sehen? stellte Erdgeschoss u. erinnert an einen Markt Die sollen mich nennen, wie sie mögen, für mich mit kleinen Plätzen ist das okay. Minimalismus kann man halt leicht und offenen Ständen. missverstehen: Auf eine Kunstströmung bezogen heißt das etwas ganz anderes als auf den Lebensstil eines Mönches. Und im Fall des Oberpollinger geht es ja um Konsum und ganz sicher nicht um ein Leben ohne Dinge. Aber auch da kann man über Klarheit sprechen und darüber, die Dinge möglichst einfach zu halten. Wie wichtig ist die Geschichte so eines Ortes? Man muss sich ihrer bewusst sein, da sind wir ziemlich obsessiv. Dann kann man sich aber auch entscheiden, sie zu ignorieren – die Vergangenheit ist kein Handicap, nur etwas, was man kennen muss. Natürlich wollen wir aber auch neu sein. Man soll einfach reinkommen und etwas fühlen, darauf kommt es an. Was hat denn hier gefehlt? Es war eher zu viel! Schichten über Schichten aus verschiedenen Zeiten, damit haben wir aufgeräumt. Ein großes Reinemachen, wenn Sie so wollen; auf hohem Niveau natürlich. Manche Dinge wie das Atrium haben mal sehr gut funktioniert und waren nur verdeckt. Die haben wir zurückgebracht. Und uns intensiv mit dem Flow des Hauses beschäftigt. Im Erdgeschoss geht man nun von Stand zu Stand, fast wie auf einem Markt. Der Raum führt einen unmerklich. Durch eine „Mischung aus japanischer Ästhetik und alpinen Themen“ … Ja, das trifft es schon – einfach und doch sophisticated. Das Holzhandwerk etwa hat eine lange Tradition hier in Bayern. Das greifen wir auf, aber in einem sehr heutigen Sinn. Das ist das Schöne daran, wenn man an so unterschiedlichen Orten arbeiten kann, in Bayern, Japan … Und mit so unterschiedlichen Kunden. Die können Sie sich heute ja zum Glück aussuchen, oder? Schön wär’s! Zuerst einmal suchen sich unsere Kunden uns aus. Aber man merkt schon schnell, ob man zusammenpasst oder nicht. Wenn mich Leute fragen, was wir eigentlich so machen, ist das keine ideale Basis; ich google unsere Kunden ja auch erst mal. Meistens – bei der KaDeWe Group ging's auch ohne.
Fotos: Cindy Palmano; Oberpollinger/The KaDeWe Group
Stil Projekt
Architektur Radar Kolumne
Zeitkapseln
Tex t Oliver Elser
S ie, liebe Leserinnen und Leser, halten eine gedruckte Zeitschrift in der Hand. Gut so. Falls Sie gelegentlich im Internet unterwegs sein sollten, sogar im alles verschlingenden Datenabsauger namens Facebook: Da gibt es etwas, das existiert nur dort. Eine Gruppe namens „Nachkriegsarchitektur der 50er, 60er und 70er Jahre“ bringt einen täglich zum Staunen und Schmunzeln. Ein paar Hundert Fans tauschen Aufnahmen miteinander, von denen die meisten selbst fotografiert sind. Man berauscht sich an unverändert erhaltenen Details, zumeist aus den Fünfzigern. Ladeneingänge, Inneneinrichtungen, Neonreklamen zählen zu den beliebtesten Motiven. Die Mitglieder der Gruppe sind Zeitkapseljäger, die an den entlegensten Orten authentische Gestaltung aufspüren. Es gibt keine Besserwisser, keine Nervensägen, nur die Freude darüber, wie liebevoll doch einst die gebaute Umgebung gestaltet war. Das ist Denkmalbegeisterung als Graswurzelbewegung. 2018 war ein Europäisches Kulturerbejahr, zum ersten Mal seit 1975. Aber kaum jemand hat das mitbekommen. Es fehlt an gemeinsamen Zielen, Problemen, Gegnern. Die Leute in der Facebookgruppe schweißt zusammen, dass immer mehr von dem verschwindet, was sie begeistert. Sie sollten eigentlich einen Denkmalschutzpreis verliehen bekommen, so wie neulich die ebenfalls fabelhafte Initiative moderne-regional.de. Die existiert sogar jenseits des sozialen Netzwerks. Oliver Elser ist Kurator des Deutschen Architekturmuseums in Frankfurt a. M. und viel zu viel im Internet unterwegs.
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Möbelbau Für und gemeinsam mit seinem Cousin, dem Schreinermeister Alfred Wirtz, baute Architekt Roger Wirtz die alte Scheune in Minden oben in ein luftiges Wohn- und Ausstellungshaus um. Statt verschachtelte Zimmerfolgen in das ofene Raumgefüge rechts einzuziehen, entschieden sich die beiden für das eingestellte, begehbare Holzelement, das, wo nötig, für Unterteilung sorgt und oben eine zusätzliche Galerieetage trägt. s tein-hemmes-wir tz.de
Redak tion Andreas Kühnlein
Hochstapler In Kopenhagen führt Bjarke Ingels vor, wie sich die Wohnungskrise angehen ließe: Die Dortheavej Residence o. ist ein modularer Bau mit sanft geschwungener Fassade aus 66 Sozialwohnungen, die mit bis zu 115 Quadratmetern und gediegenen dreieinhalb Metern Deckenhöhe alles andere als kleinkariert ausfallen. big.dk
Schöner Altbau Am Rheinufer bei Basel baute Dominique Coulon das Seniorenwohnheim re. Für eine abwechslungsreiche Aussicht gehen alle gemeinsamen Räume auf den Fluss hinaus; drinnen bestimmen Beton, Terrakotta und Holz (u.) das Bild. coulon -archite c te.fr
Fotos: Kirsten Bucher; Linda Blatzek (2); Onnis Luque; Eugeni Pons (2); Nacasa & Partners Inc.; Mikael Olsson; Beppe Raso; Rasmus Hjortshøj
Studioeinrichtung Miguel Montor brauchte einen neuen Ort für sich und sein gewachsenes Team. Fündig wurden die mexikanischen Architekten in einer verlassenen Schreinerwerkstatt im Süden von Mexico City, aus der durch eine sensible Restaurierung das Atelierhaus oben wurde. miguelmontor.com
Ladendesign
Chic geshoppt
Hausmarke: Weil man bei Armani nicht bloß Mode kann, sondern auch Interior, ist man in Sachen Store-Design sein eigener Kunde und damit an der besten Adresse. Jüngster Wurf: die neue Boutique in der Münchner Maximilianstraße.
Sie sehnen sich nach einem Stück vom Himmel? Eine Handtasche von Celine ist da schon ziemlich nahe dran – insofern trifft Valerio Olgiatis wolkiges ShopDesign in Miami den Nagel auf den Kopf, Pardon: die Clutch auf die Schnalle.
Das Pawson-Treatment hat sich auch Jil Sander gerade gegönnt: Der Brite entwarf das neue Geschä in Omotesando, Tokio. Ist Ihnen zu weit? Kein Problem – sein Entwurf geht um die Welt und wird demnächst in weiteren Stores umgesetzt.
armani.com
olgiati.ne t , celine.com
johnpawson.com, jilsander.com
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Architektur Garten
Winter in den Wolken Vielleicht gibt es doch mehr zwischen Himmel und Erde, als wir wissen. Nirgends wird das so deutlich wie in dem Garten, den Jinny Blom auf einem Hügel in Buckinghamshire gestaltet hat. Tex t Simone Herrmann
Fotos Andrew Montgomer y
E in Lichtsee im Himmel – blitzend hell und kreisrund reißt er die weite, wattig weiße Wolkenlandschaft auf. Manchmal, sagt Jinny Blom, müsse man nach oben schauen, um die Landschaft unten ganz zu begreifen. Blom, Englands bekannteste Gartendesignerin, Prinz Charles' und auch Prinz Harrys liebste Gartenfreundin, kommt oft in die Gärten zurück, die sie einmal gestaltet hat. „Besonders im Winter, denn da zeigt sich ihre Struktur, wie sie in der Landschaft sitzen – und ob der Himmel dazu passt.“ Chalkland Farm jedenfalls, der Landsitz von Lady Victoria Getty in Buckinghamshire, den sie vor Jahren auf einer Anhöhe rund um das restaurierte Herrenhaus mit einer Bastion, Heckenwegen, Eibenskulpturen und Rosenrabatten angelegt hat, sitzt wie ein Puzzleteil in der Landschaft. Fast scheint es, als habe sie auch das sanft gewellte Land ringsum gestaltet, so unmerklich sind die Übergänge. Und der Himmel? „Den nicht“, lacht sie. Trotzdem wirkt er wie ein blasser Abdruck der Schneelandschaft darunter. „Dort!“, ruft Blom plötzlich und schaut einem Rotmilan nach, wie er, weiß, rötlich braun und schwarz, in weitem Bogen über dem Dach des Herrenhauses kreist und dann hinunterfliegt, über verschneite Wiesen, Wälder, Gesträuch und blitzende Wasserläufe hinweg, bis er kleiner und kleiner wird – ein schwarzer Punkt in einer weiß gehöhten Tuschezeichnung, sanft und traumverloren. „Schön, nicht?“ Jinny Blom mag sich kaum lösen von diesem Panorama. Ein pastorales Idyll – „kaum zu glauben, dass London nur 40 Minuten entfernt ist“. Der Blick von der gemauerten Bastion, einem Rasenrund unterhalb des Hauses, sagt sie, sei ihr liebster in diesem an überraschenden Perspektiven und Aussichten so reichen Garten. „Hier zu stehen ist jedes Mal so, als ob sich ein Theatervorhang hebt. Allerdings musste ich dafür erst alle Aschebäume und das Gestrüpp kappen.“ Überhaupt sei es ein niederschmetternder Ort gewesen, „irgendjemand hatte in den 60ern Top of the hill: Das Herrenhaus o. li. wurde samt Festungsmauer und georgianischer Fassade neu gebaut. Der Park ließt in die Landschaft von Buckinghamshire li., aber reiten kann Lady Getty auch unter den hohen Eschen (li. Seite) in ihrem Garten.
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Architektur Garten
Im Laufschritt, marsch! Scheint, als hätte es die Eibenformation oben eilig, zu Tal zu kommen. Von unten sieht es aus, als würde sie in Reihe hinauf zum Haus steigen. „Die Eibenprozession ist der Mittelpunkt des Gartens“, sagt Blom. Ringsum hat sie Rosenrabatten in Weiß und Rosa geplanzt.
Lady Getty wünschte sich ihren Garten „robust“. Um den Festungscharakter der Anlage zu betonen und um den riesigen Park zu strukturieren, ließ Blom Mauern aus Kieseln und Kalkstein errichten, die wie das Rückgrat des Gartens wirken. Auf der Bastion sammeln sich die Rotmilane der Gegend.
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schrecklich großtuerische Bäume gepflanzt, die gar nicht hierherpassten, es gab nur eine Handvoll Erde, darunter kam die Kalkschicht, traurige Pflanzen wuchsen darauf, der ganze Ort war so … so ungeliebt.“ „If you love it, then I love it“, habe Lady Getty zu ihr gesagt, als Blom sie nach ihren Wünschen für Chalkland Farm fragte. Carte blanche für die Frau, die eine Karriere als Psychologin aufgab, um Gartendesignerin, besser gesagt: Pflanzenflüsterin, Landschaftshistorikerin („Ich versuche immer, die Geschichte des Ortes ans Licht zu bringen“) und Glücksbringerin zu werden. Vor allem Letzteres. „Gib einem Menschen eine schöne, ihm gemäße Umgebung, und er wird aufblühen.“ Das sei, sagt sie, ihre Überzeugung und im Übrigen auch die Maxime bei jedem ihrer Projekte. Einen Wunsch, erzählt Blom, habe Lady Getty aber doch noch gehabt: „Der Garten sollte robust sein, sie wollte hier ausreiten und mit ihren fünf Schäferhunden spazieren gehen. Trotzdem habe ich dann einen Rosengarten angelegt“, lächelt Blom. Aber auch weite Rasenflächen, schattige Heckenund zwei Reitwege. Hohe Mauern aus Feldsteinen geben dem Park die Anmutung
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Architektur Garten einer Festung, eines Burggartens. Robust, das ja, aber auch voller Fantasie. Im Skulpturengarten etwa hat sich ein Eibengeschöpf ballerinengleich auf die Spitze gestellt und grüßt stillvergnügt all die Kugeln, Kegel, Quader und Spiralen, die jetzt im Winter riesigen, mit Puderzucker bestäubten Petit Fours oder entlaufenen Figurinen aus Schlemmers „Triadischem Ballett“ gleichen. Eine skurrile Gesellschaft, „topiary people“, wie Jinny Blom sie nennt, zwischen denen die Hunde umherjagen. Auch die Eiben im Rosengarten wirken seltsam lebendig, trotz oder gerade wegen ihrer strengen Reihung. „Ohne dieses skulpturale Kollektiv hätte der Garten keinen Anfang und kein Ende, die Eiben halten alles zusammen. Ich dachte sie mir als geheimnisvolle dunkle Besucher, die von unten betrachtet den Hang hinaufsteigen und von oben aussehen, als würden sie hinunterschreiten, die also weder kommen noch gehen.“ Gleichgewicht, Harmonie – „Jinnys Genie liegt darin“, sagte Lady Getty bei der Einweihung, „eine schöne Vision mit einem atemberaubend feinen Gefühl für die Landschaft zu verbinden, in der sie Ji n ny Blom
„Der Garten ist so elementar, da passt es gut, dass der Himmel den mächtigen Rotmilanen gehört.“ „Nur die Lust an der Form hat mich zu all den ,Leutchen‘ im Topiary-Garten (oben) verleitet!“, sagt Blom. Den kleinen farrier’s pond, einen Schmiedetümpel, hat sie auf einer Karte aus dem 17. Jahrhundert entdeckt. „Leider ist er viel zu klein zum Eislaufen.“
diese Vision verwirklicht.“ Daraus entstehe dann jene „himmlische Harmonie“, die sich auf Chalkland Farm spiegelt. Manchmal im wahrsten Sinn des Wortes. Denn den kleinen See im Himmel gibt es auch im Garten. Farrier's pond, den Teich hinter dem Haus. „Es war der Tümpel eines Hufschmieds. Ich habe ihn auf einer alten Landkarte entdeckt und dann genau so wieder angelegt, wie es ihn hier schon einmal, vor über 400 Jahren, gab.“ Heaven is a place on earth. Zumindest hier, in Jinny Bloms Garten auf dem Hügel.
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Ein Café in Kopenhagen Dem Nischendesignstudio ”All that matters” in Kopenhagen ist ein schönes Zusammenspiel gelungen: Das Interieur in zartrosa im Kontrast zum streng gemusterten Terrazzoboden in schwarz und grau. So entsteht ein Ort, an dem man gerne verweilt.
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Wünsch Dir Meissen
Panorama
Foto: Birgit Jürgenssen „Ich möchte hier raus!“, 1976, S/W-Fotografie, 40 × 30 cm, Estate Birgit Jürgenssen, Courtesy Galerie Hubert Winter, Vienna
Kunst, Bücher, Reise und Mobil
Weil ich kein Mädchen bin Sie war die Stille. Valie Export ging mit ihrem „Tapp- und Tastkino“ auf die Straße, Birgit Jürgenssen, auch eine Avantgardistin der Siebziger, arbeitete verborgen in ihrem Atelier. Bekannt wurde sie erst nach dem Tod im Jahr 2003. „Ich möchte hier raus!“ hat sie also auf ihre gleichnamige Selbstinszenierung o. von 1976 geschrieben. Raus aus der braven Mädchenecke, so war das auch lange vor #metoo. Dass ihr die Kunsthalle Tübingen bis zum 17.2.2019 die erste große Schau in Deutschland widmet, ist ein guter Anfang. BG kuns thalle -tuebingen.de
Redak tion Barbara G är tner, Andreas Kühnlein und Florian Siebeck
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Panorama Kunst
Mann im Spiel Als Kind baute Andreas Schmi en am liebsten Modelllandscha en. Heute bespielt er damit Galerien und Museen – seine Inszenierungen tragen feine Farbtöne, sind albtraumgleich künstlich und kühn clean.
Tex t G esine B orcherdt
Por trät Frederike Wetzels
Foto: Niels Schabrod
D ie „Zicke“. Es gibt keinen unpassenderen Ort für ein Treffen mit Andreas Schmitten. Das charmant französelnde Düsseldorfer Künstlerbistro, die Wände mit vergilbten Ausstellungspostern tapeziert, ist so ziemlich das Gegenteil von dem, wofür seine Arbeit steht: cleane, künstlich leuchtende Raumskulpturen, die an Las Vegas erinnern oder an Film-Kinderzimmer, kühl-kindlich und auch immer ein bisschen unheimlich. Dabei führt der dunkelblonde, hochgewachsene Mann mit der sanften Stimme offenbar ein ganz harmloses Leben. Auf einem Bauernhof bei Neuss lebt er mit seiner Partnerin und der kleinen Tochter. Auch sein Studio hat er dort, Arbeiten und Alltag fallen bei ihm zusammen. „Ich kann abends durchs Wohnzimmer ins Atelier gehen und mache dort kleine Lämpchen an, das ist behaglicher als die Neonröhren. Dann setze ich mich noch mal ran. Oft stellt sich dabei ein Gefühl ein wie in der Kindheit. So ein Eintauchen in eine Welt.“ Eingetaucht ist Andreas Schmitten schon immer. Als Einzelkind verlor er sich in Modellbauten, wenn die Mutter noch bei der Arbeit war. Er bastelte sie in seinem Zimmer, im Keller der Schule, in der Wohnung des Partners der Mutter. Sie war es auch, die mit ihm ins Museum Abteiberg in Mönchengladbach ging, wo Schmitten 1980 geboren wurde. „Das war sehr prägend – wie ein Spielplatz.“ Sein späteres Philosophiestudium war dann eher eine Verlegenheitslösung. Doch als er Kurse an der Düsseldorfer Akademie (er ist ein Student von Georg Herold) belegte, war klar: „dass mir das Praktische fehlte. Die Faszination am Modellbauen war mir ja nie abhandengekommen. Und plötzlich wusste ich, wie es weiterging.“ Genauso wie vorher – nur gedanklich ein paar Ebenen weiter. Schmitten baut Modelle, die so perfekt und artifiziell aussehen, dass man dabei nie an händisches Arbeiten denken würde. Er sägt und näht, gießt Plastik und spannt Stoffe, arbeitet mit Holz, Lack und Tapete. Was so entsteht, sind Mikrokosmen, die jedoch größer sind als jede Modelleisenbahn – die den Raum beherrschen und ihn in eine Bühne oder eine Art Filmset verwandeln. Inszenierung ist das Stichwort. „Ich habe drei Jahre in L. A. gelebt. Mir fiel auf, wie formvollendet und mit Liebe zum Detail dort Bars, Restaurants und Geschäfte inszeniert sind.“ Schmitten belegte in Hollywood
Große Bühne: Andreas Schmitten (o.) bekam für seine Installationen (wie linke Seite „Spectators’ Choice“ von 2018) Nachwuchspreise und hat 2019 Einzelausstellungen in Berlin, Bremerhaven und Düsseldorf. Er wird vertreten von der Berliner Galerie König.
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Panorama Kunst
Andreas S chmit ten
„Ich nehme gern die Herausforderung an, alles vollständig selbst zu schaffen.“
Die Gegenwartskunst bedient gerade allerlei infantile Sehnsüchte. Auch Andreas Schmittens Modelllandschaften sind kindlich – aber auch irritierend kühl. Die „Graf-AdolfStraße, Düsseldorf“ (rechts, 2014) gibt es tatsächlich in Hauptbahnhofnähe, die Masken zitieren das Art déco, die weinroten Elemente die Schmuckschatullen von Juweliergeschäften, und die Farben sind ganz state of the style.
Kurse für 3D-Computeranimation – aber nicht, um dann seine Skulpturen einfach ausdrucken zu lassen. Die Technik dient ihm heute für Skizzen, aus denen er dann wieder diese merkwürdigen Szenarien baut. „Ich wählte den Computer als Werkzeug, da meiner Arbeit eh schon eine technische Formensprache zugrunde liegt. Ich nehme gerne die Herausforderung an, alles vollständig selbst zu schaffen.“ Tatsächlich wirkt „Prop No. 2“ wie die Waschzelle eines Raumschiffs: Rund 100 Neonröhren hat Schmitten hier hinter einem Vorhang versteckt, dessen Nähte man bei näherem Hinsehen genau erkennt. Das Becken ist aus Holz gesägt und gehobelt. Auch die „Sitzende“ hat diesen futuristischen Touch: Ein Hochhaus aus transluzentem rosa Kunststoff, gegen den sich eine weiße organiEin Hochaltar für den Minimalismus? Bei der außerirdisch wirkenden Skulptur „Prop No. 2“ (links) von 2015 hat der Bildhauer rund 100 Neonröhren hinter einen Vorhang gesetzt. Sieht aus wie aus dem 3D-Drucker – und ist doch komplett handgefertigt.
Fotos: Niels Schabrod
sche Form lehnt, erhebt sich auf einem Plateau; bis auf die abgelegten Handtücher ist alles selbst gegossen. Und „Graf-Adolf-Straße, Düsseldorf“ sieht aus wie ein sorgsam zerlegtes Puppenhaus. Das Faszinierende an diesen Arbeiten ist aber nicht nur die Diskrepanz zwischen künstlicher Erscheinung und traditioneller Ausführung. Wenn Schmittens Skulpturen den Raum wie Ufos besetzen, so tun sie das mit der theatralischen, simplifizierten Präsenz der Minimal Art – mit dem Unterschied, dass man sich davor immer so fühlt wie Alice im Wunderland. Es ist wie im Traum, wenn die Welt plötzlich viel kleiner oder größer ist als man selbst. Ob Vitrinen mit Theatervorhängen oder winzige Stühle, ob Displays mit Masken, Lampen und Markisen: Es ist die große Welt im Kleinen, die dazu führt, dass man sich plötzlich merkwürdig unproportioniert fühlt und sich in diese Welten hineindenkt – so wie Schaufensterauslagen, die Menschen seit über 100 Jahren in den Bann ziehen. Vielleicht liegt es auch daran, dass sich Andreas Schmittens Arbeiten altmodisch und gleichzeitig hochmodern
anfühlen. Es ist eine Ambivalenz, die sich aus Scifi und Handwerk ergibt, aus 50er-Jahre-Farbigkeit und Neonlicht, Kälte und Wärme, Memphis und Playmobil; was immer auch ein bisschen dystopisch wirkt. Fast meint man, Schmitten hätte die fashionabel farbige, aber auch abgründige Welt der Westküste mit ins Rheinland gebracht, und damit bespielt er nun auch immer größere und renommiertere Ausstellungsorte. „Als Kind habe ich viele Modelle von Städten und Räumen gebaut. Ich benutze noch heute Modelle, die ich damals gemacht habe. Das langweilt mich überhaupt nicht.“ Wie auch, wenn jemand fast ausschließlich aus der eigenen Fantasie schöpft – und dem die Außenwelt nur als Trigger dient? „Die Gefahr, dass ich irgendwann Kühe schnitze, nur weil ich auf dem Land lebe, ist relativ gering“, sagt Schmitten und lacht wieder. Er muss zurück zu seiner Tochter, die noch keine zwei Jahre alt ist. Schmitten ist momentan nur halbtags im Atelier, die andere Tageshälfte verbringt er mit ihr. Mit Spielen kennt er sich ja aus.
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Panorama Ausstellungen
Anbetungswürdig! Maria balanciert das Jesuskind auf den Knien, während sie mit ihrer Rechten in der Bibel des Apostels Paulus ein neues Kapitel aufschlägt. Zu ihren Füßen kauert ein Löwe mit so glühendem Blick, als warte er inbrünstig darauf, dass der Heilige Hieronymus ihm endlich den Dorn aus der schmerzenden Tatze zieht. Das eigentliche ema aber ist „Die mystische Hochzeit der Heiligen Katharina“, rechts im Bild. Lorenzo Lo o (1480–1557) malte es 1524. Dass der Meister der Hochrenaissance nicht nur solch kanonische Werke schuf, sondern geradezu ein malender Psychologe war, beweist „Lorenzo Lo o Portraits“ in London. Man meint, den dargestellten Klerikern und Händlern beim Denken zuzusehen. Übrigens: Am Ende seines Lebens ging Lo o selbst ins Kloster. Bis 1 0. 2 .1 9, The National Galler y nationalgaller y.org.uk
Rätselraten in Stu gart Wenn man sich sein Leben lang nur mit einem Künstler beschäftigen dürfte – Marcel Duchamp wäre eine gute Wahl. Für Serge Staufer war er der Lebenskünstler. Staufer hat Duchamp (re. „Die Schlägerei von Austerlitz“, 1921) einst eine Liste mit 100 Fragen geschickt. Antworten gibt nun die Staatsgalerie. 2 3 .11 .–1 0. 3 .1 9, s taat sgalerie.de
München glüht Zwischen Vision und Abstraktion – diese Malerinnen waren „Weltempfänger“, Medien eines Jenseits: Georgiana Houghton, Emma Kunz und Hilma af Klint (o. „Ohne Titel“, 1922). Bis 1 0. 3 .1 9, Lenbachhaus lenbachhaus.de
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Redak tion Barbara Gär tner
Fotos: Mauro Coen, © Per gentile concessione delle Gallerie Nazionali di Arte Antica di Roma, Palazzo Barberini; © Association Marcel Duchamp; Moderna Museet, Stockholm, Courtesy of the Hilma af Klint Foundation
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Fotos: Jeff Koons, Puppy Vase, 1998, Glazed ceramic, 43,7 × 40,6 × 27,9 cm, Edition of 3000, © Jeff Koons. Photo by Rob McKeever. Courtesy Gagosian; Lauriane Pigot; Tate; Art Space; Lars Gundersen / Edition Copenhagen; Studio Voltaire; Galerie Boisserée; © Royal Academy of Arts, London
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M „Mit einer schönen Form ist es so, als ob man in die Natur schaut. Man wird davon nicht satt – man kann jeden Tag wieder auf schöne Formen blicken, ohne dass man einen Wiederholungsefekt spürt.“ Hadi Teherani steht inmitten seines mondänen Apartments und lässt seinen Blick schweifen. Die opulente Glasfront gibt den Blick frei auf die Romantik der Hamburger Alster, während unter den hohen Decken Klarheit herrscht – und elegante Formen, wohin das Auge reicht. Hier spürt man sogar als Gast die kraftvolle Inspiration dieses Ortes. Kein Wunder: In seinem privaten Kosmos wählt der international gefragte Architekt
und Designer jedes Detail präzise aus. So auch die Produkte von LG SIGNATURE, die wie futuristische Designobjekte anmuten. Doch eines sei vorweg gesagt: Die Funktion der Form unterzuordnen kommt selbst für einen passionierten Ästheten nicht in Frage: „Ich könnte ein Gerät, das zwar schön und elegant, technisch aber nicht auf dem neuesten Stand ist, nicht gebrauchen.“ Modernste Funktionalität, vereint mit exzellentem Design – das ist für den Architekten die höchste Disziplin und damit hat ihn der LG SIGNATURE OLED TV im letzten Jahr beeindruckt. Während der WM genoss er mit 35 Gästen in seinem zweistöckigen Wohnzimmer von jeder Position aus ein sattes, scharfes Bild mit perfektem Schwarz. Ein solcher Nutzerkomfort ist im Alltag für Teherani ebenso wichtig wie
Umweltschutz. Beides ermöglicht ihm der Kühlschrank von LG SIGNATURE: Die Tür lässt sich berührungslos per Fuß-Sensor öfnen und klopft man auf die Front, wird diese durchsichtig und gewährt einen Blick ins Innere – ohne Energieverschwendung: „Man gewöhnt sich mit der Zeit so daran, dass man gar nicht mehr zu einem anderen Kühlschrank gehen möchte.“ So großartig seine Wahlheimat Hamburg auch ist – die Großstadtluft ist es bisweilen nicht. Teherani schätzt deshalb auch nach einem Jahr den Air Puriier von LG SIGNATURE. Für den Designer ist dieses Gerät – ebenso wie seine drei anderen Produkte von LG SIGNATURE – inzwischen mit dem Interieur verwachsen. Denn es ist letztlich die harmonische Zusammenstellung, die das Ambiente prägt: „Weil etwas Schönes einfach in sich stimmig ist.“ „Für jemanden wie mich, der keinen großen Haushalt hat und wirklich sehr viel reist, bietet das TWINWash-System die Möglichkeit, auch kleine Wäscheladungen auf die Schnelle zu waschen, ohne dass ich dafür die große Waschtrommel nutzen muss. Auch und gerade mit Blick auf Energieeffizienz und Zeitersparnis – also auf das Thema Nachhaltigkeit – ist das perfekt. Bei der Ergonomie ist die Waschmaschine einfach wunderbar: Man erreicht das runde Bullauge, um die Wäsche einzuladen, ideal. Benutzt man die LG SIGNATURE TWINWash, ist das so, als ob man ein Luxusauto fährt, bei dem man die Dämpfung gar nicht mitbekommt. Das Gerät erledigt seine Aufgabe so leise, dass man davon nicht belästigt wird.“ „Er steht da wie ein Freund und macht die Luft sauber.“ (Teherani)
F ÜGT SICH NA HTLOS INS A MBIEN T E EIN: DER KÜ HLSCHR A N K VON LG SIGNAT U R E.
Panorama Bücher
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4 3 Leseprobe Redak tion Oliver Jahn und Florian Siebeck
1 Bei der Lektüre Angelehnt an Prousts „Tage des Lesens“ zeigt das Buch „Lektüre“ nicht nur Bilder entrückter (o weiblicher) Lesender, es erzählt auch vom Lesen der Bilder. So entstehen Dialoge zwischen Twombly und Rilke, Michaux und Sartre, die eines der beliebtesten Motive europäischer Malerei erkunden. S chirm er / M osel, 1 7 2 S ., 3 9, 8 0 Euro.
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2 Auf dem Boulevard Müßiggang ist eine Tugend, die zunehmend aus der Mode gerät. Dieses Buch ist eine wohltuende Reminiszenz an vergangene Epochen, in denen der Flaneur, so formulierte es Baudelaire, „im Zentrum der Welt stand und doch immer unsichtbar blieb“ – wie „Die Dame in Mauve“ o. re., 1922 gemalt von Lyonel Feininger. W ienand, 3 4 4 S ., 3 9, 8 0 Euro.
3 Über den Dingen „Bibliotheken sind“, mit diesen Worten von Johann Stockhausen beginnt dieser Band, „wohlangelegte Gärten, wo uns bei jedem Schri e neue Blumen aufsprießen.“ Massimo Listri versammelt die bedeutsamsten von ihnen; fantastische Geistestempel, die den Menschen erst zum Zoon politikon reifen lassen. Taschen, 5 6 0 S ., 1 5 0 Euro.
4 Zwischen den Stühlen Nur wenige Menschen verkörperten den hochgemuten Optimismus der 60er und 70er Jahre wie Verner Panton. Diese neue Monografie gedenkt des dänischen Designpioniers (Oben links das 1971 von Panton gestaltete Restaurant „Varna“ in Aarhus). Seines kritischen Geistes bedarf es heute vielleicht mehr denn je. Phaidon, 3 3 6 S ., 7 9, 9 5 Euro.
Cover- und Innenabbildungen: Schirmer/Mosel Verlag; Wienand Verlag; Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid; Taschen; Phaidon; Panton Design, Basel (Archiv Vitra, Design Museum, Weil am Rhein)
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8 5 Abseits der Steine Dass Peter Behrens, einer der prominentesten Architekten des Industriezeitalters, ursprünglich Maler war, schien in seiner Arbeit (g. o. das lichtleichte Atrium des Verwaltungsgebäudes von Hoechst in Frankfurt a. M.) immer wieder durch. Einen umfassenden Überblick bietet diese neue Werkschau in zwölf Heften.
6 Auf der Leinwand Giovanni Bellini gilt als der Begründer der Renaissancemalerei. Die Gemälde des alten Meisters, den Albrecht Dürer für den größten Maler Venedigs hielt, entfalteten seinerzeit eine bis dahin ungeahnte Strahlkraft. Kunsthistoriker Johannes Grave lädt den Betrachter ein, den Venezianer mit neuen Augen zu sehen.
7 Unter dem Schleier Bislang blieb das Leben von Georges Geffroy und Victor Grandpierre weitgehend verborgen. Maureen Footer beleuchtet das Werk der Dekorateure von Christian Dior, die weit mehr als nur Interieurs entwarfen. Erst mit ihrer Hilfe konnte der „New Look“ des Designers von Paris aus die ganze Welt erobern. Vendome
8 Hinter der Handschrift In „Pracht und Anmut“ geht es nur vordergründig um zwölf „herausragende Handschri en des Mi elalters“ – Christopher de Hamel folgt ihnen durch eine 1000-jährige Weltgeschichte und erzählt anhand der Artefakte, die für die Öffentlichkeit o unzugänglich sind, Geschichten von Kunst, Glaube und Macht.
Ke t tler, 4 3 2 S ., 4 2 Euro.
Pre s tel, 2 8 8 S ., 9 9 Euro.
Pre s s, 2 7 2 S ., 6 0 D ollar.
C. Ber telsmann, 752 S., 4 8 Euro
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Cover- und Innenabbildungen: Verlag Kettler; Infraserv GmbH & Co. Höchst KG, Klaus Peter Hoppe; Verlagsgruppe Random House GmbH, München (2); Vendome Press; Association Willy Maywald
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12 9 Vor dem Erfolg Seine Kinder porträtierte der Maler Jan Matejko g. o. wie Adlige: Es diente schließlich der Vermarktung. Als einer jener Malerfürsten, deren Werke schon vor Erscheinen angekündigt wurden, wussten Matejko und Kollegen schon damals die Macht des Netzwerks zu nutzen, wie dieses Buch veranschaulicht. Hirmer, 3 0 4 S ., 4 5 Euro.
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10 Aus der Sammlung Das Buch, das Reiner Speck und Florian Neumann über Italiens Geschichtsschreiber und Lyriker Francesco Petrarca (1304–1374) vorlegen, ist zuweilen Anthologie, zuweilen Monografie: Es erklärt Werk und Wirken Petrarcas an Bildnissen aus 700 Jahren und ist eine Hommage an den „ersten modernen Menschen“. Sno e ck, 3 6 8 S ., 7 8 Euro.
11 Neben den Stars Die Werke der allbekannten Art nouveau-Größen aus den Niederlanden gelten bis heute als sakrosankt. Dieses Buch widmet sich auch jenen Unbekannten, deren Arbeiten vielleicht weniger fantasievoll waren, dafür bei der breiten Bevölkerung beliebter (o. das Geschä von H. Pander & Zonen in Den Haag um 1900).
12 Auf der Spur Schinkel lebt, und zwar nicht nur in Berlin. Kurt W. Forster folgt den Wegen eines Mannes, der Wissenscha , Kunst und Architektur von der Spree bis nach Athen vereinte. In detailverliebten Episoden schildert Schinkel-Aficionado Forster, wie und wo sich das Werk des stilbildenden Preußen noch heute niederschlägt.
Wb o oks, 2 1 6 S ., 24 , 9 5 Euro.
Birkhäuser, 4 0 0 S., 49, 95 Euro.
Cover- und Innenabbildungen: Piotr Ligier/Muzeum Narodowe w Warszawie; Hirmer Verlag GmbH; Snoeck Verlagsgesellschaft Köln; Wbooks; Haags Gemeentearchief; Birkhäuser
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Panorama Reise
nd dann sitzt da auf einem Baum direkt neben der Straße ein kleiner schwarzer Bär. Er mampft einige Weißdornbeeren und geht recht gleichmütig damit um, dass ihn da ein paar Leute von ihren Autos aus anstarren. Diese Begegnung bleibt in Erinnerung, weil sie zeigt, wie nah sich Mensch und Natur kommen, hier im Grand Teton National Park. Im Tal Jackson Hole, genauer: dem Dorf Teton Village, steht das „Caldera House“ neben einer Seilbahn, die einen hinaufbringt auf einen Gipfel, den sie hier „Top of the World“ nennen, das Dach der Welt. Von außen sieht es aus, wie es in diesen amerikanischen Skiresorts eben ausschaut: American-West-Stil mit dunklem Holz und dunklem Leder. Es gibt sie auch in Kalifornien (Mammoth), Colorado (Beaver Creek) oder Utah (Deer Valley), und Teton Village ist da erst einmal keine Ausnahme, ein exklusives Urlaubsresort für all jene, die sich ein paar Tage oder vielleicht sogar ein Haus dort leisten können. Denn: Nur drei Pro-
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Wo die wilden Kerle wohnen Vier Freunde bauen sich in den Bergen von Wyoming ein imposantes Ferienhaus, lassen es von Commune einrichten und vermieten es nun auch an Gäste: ein Besuch im „Caldera House“. Tex t Jürgen Schmieder
Die Möbel der in warmen Erdtönen gehaltenen Newberry-Suite oben verbreiten europäischen Chic, stammen aber aus den Americas (von USA bis Brasilien). Bei den Küchen (links in der Pacana-Suite) setzt man auf spanisch-italienische Handwerkskunst: Patricia Urquiola hat sie für Boffi entworfen.
Fotos: Douglas Friedman
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zent der Fläche im Nationalpark dürfen erschlossen werden, die Grundstückspreise sind deshalb astronomisch, und wer ein Hotel wie das „Caldera House“ eröffnen will, wie die vier Freunde Wesley Edens, Michael Novogratz, David Barry und Randal Nardone, der sollte bereit sein, mehr als 100 Millionen Dollar zu investieren. Es ist angesichts dieser amerikanischen Fassade erstaunlich, was der Gast beim Betreten des Hotels erlebt. Es gibt am Eingang zwei aufeinanderfolgende Türen, und in diesem kleinen Zwischenraum wird man scheinbar 60 Jahre in die Vergangenheit und um die halbe Welt geschickt: Denn innen fühlt sich das „Caldera House“ an wie eins dieser stilvollen Chalets aus den 1950er Jahren; es riecht nach Walnuss und Eiche, vor dem offenen Steinkamin in der Lobby warten zwei wundervolle Ottomanen von George Nakashima. „Wir haben uns von den einzigartigen europäischen Dörfern aus der Glanzzeit des alpinen Sports inspirieren lassen, also Gstaad in den Fünfzigern oder Cortina in den Siebzigern“, sagt Roman Alonso vom Designkollektiv Commune in Los Angeles,
Schwere Samtvorhänge und Mustermix bestimmen die TaupoSuite rechts mit Möbeln von John Pawson und Vincent Van Duysen. Das Design des Hotels (unten ein Balkon) orientiert sich an europäischen Skiresorts wie Carlo Mollinos Casa del Sole und dem „Le Doron“ von Charlotte Perriand.
Roman Alonso
„Wir haben uns bei der Gestaltung an die Glanzzeit europäischer Skidörfer erinnert, an Gstaad und Cortina vor 50 Jahren.“
Panorama Reise In der retrofuturistisch gestalteten Ski-Umkleide rechts greifen Läufer auf dem Boden Motive der NavajoIndianer auf. In der Member’s Lounge u. wird das Frühstück serviert. Helles Holz kombinierte das Designkollektiv Commune zu extravaganten Deckenleuchten von Lindsey Adelman.
und es kann kein größeres Kompliment für ein Hotel geben: Das „Caldera House“ ist gar kein Hotel, es ist ein Chalet, das genau so eingerichtet ist, wie jemand seine private Skihütte einrichten würde, wenn er über sehr viel Geschmack, eine Menge Liebe zum Detail und ein Budget verfügen würde, dem offenbar keine Grenzen gesetzt sind. „Die vier großen Suiten sind die Feriendomizile der Eigentümer, die diese Wohnungen quasi an andere Besucher vermieten“, sagt Alonso: „Sie sind deshalb sehr persönlich eingerichtet.“ Man müsste dieses Haus die kompletten Ferien über nicht verlassen, es gibt alles, was man braucht. Man sollte es natürlich dennoch tun: „Der Zauber von Jackson Hole entfaltet sich erst,
wenn man die eigenen vier Wände verlässt“, sagt Wesley Edens, einer der Eigentümer. Also steigt man auf Berge und erkundet die Gegend auf Pferden, Wagemutige können sich auch mit dem Helikopter auf das Dach der Welt fliegen lassen und auf Skiern wieder herunterfahren. Man kann kleinen Bären aus ein paar Metern Entfernung dabei zusehen, wie sie Weißdornbeeren essen, eins sein mit der Natur. Das „Caldera House“ ist wie ein Zuhause in den Bergen von Wyoming, mehr aber ist es eine Erinnerung, eine steingewordene Reminiszenz an die große Zeit des Skifahrens. Zweibettsuite ab 2500 Dollar, Vierbettsuite ab 8500 Dollar, inkl. Frühstück. calderahouse.com
Fotos: Douglas Friedman
das sich nicht nur mit den „Ace Hotels“ in Palm Springs, Los Angeles und Chicago einen Namen gemacht hat: „Die Leute fahren hierher, damit sie den Tag draußen in der Natur verbringen können. Wenn sie dann ins Hotel kommen, müssen sie sich sofort wohlfühlen. Es soll luxuriös sein, gewiss, aber eben auch gemütlich.“ Es gibt nur acht Suiten, vier mit 140 und vier mit 470 Quadratmetern (jede samt Concierge, der den Gast auf Wunsch auch zum Skifahren begleitet). Wer nun nach einem Ausflug in die Natur – zu sehen sind neben Bären auch Bisons, Elche und Kojoten und vom Dach der Welt aus scheinbar die kompletten Vereinigten Staaten – zurückkehrt in dieses Haus, wer in der Club Lounge in einem überaus gemütlichen Sessel von Axel Vervoordt versinkt (es riecht dort nach Sommereiche), wer sich gleich zweimal in einer der größeren Suiten verläuft (und beim Whirlpool auf dem Balkon statt im Masterbedroom landet), wer vom Sommelier im grandiosen Restaurant „Old Yellowstone Garage“ im zweiten Stock einen kalifornischen Cabernet Sauvignon aus dessen Privatsammlung serviert bekommt und wer feststellt, dass die Farbe der Feuerstelle draußen genau auf die Bäume davor abgestimmt ist, dem wird klar,
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Die besten fruits de mer von Paris … gibt’s im „Girafe“: Kaum hatte Gastronom Gilles Malafosse die Brasserie am Trocadéro ohne großes Brimborium im Sommer eröffnet, sitzt dort nun schon tout Paris. Das Interieur von Joseph Dirand erinnert an die dreißiger Jahre, Blütezeit großer Pariser Cafés. girafeparis.com
Bis ans Ende der Welt Der Weg nach São Tomé und Príncipe, einem kleinen Inselstaat im Golf von Guinea, ist beschwerlich – aber er zahlt sich aus: spätestens bei der Ankun im Herrenhaus (o.) der einstigen Kakaoplantage „Roça Sundy“ (DZ ab 220 Euro). hotelrocasundy.com
Sight Sleeping Fotos: Adrien Dirand; Geraldine Brunneel; Rui Camilo; César Béjar (2); Stéphane Brügger
Wer Montreal besucht und sich in die „Extreme Wow Suite“ des „W“-Hotels einbucht, hat schon die Häl e der Stadt gesehen: Essbereich und Bar erinnern an den Dekonstruktivismus des Apartmentkomplexes Habitat 67, Läufer und Regal an die U-Bahn-Station VillaMaria, ein Kronleuchter über dem Be an die Kuppel des Umweltmuseums Biosphère (ein Entwurf Buckminster Fullers zur Expo 67) – für den Rest genügt ein Blick aus dem Fenster. Auf gut 100 Quadratmetern hat das Architekturbüro Sid Lee in den ehemaligen Büros der Bank of Canada ein Destillat der Stadt geschaffen (Nacht ab 1335 Euro), das seinem Namen gerecht wird. Falls es doch mal langweilig werden sollte: Im runden Rahmen ist kein Bild eingefasst, sondern eine Kinoleinwand. marriot t .de
Redak tion Florian Siebeck
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Nah am Wasser gebaut Mit Holz aus eigenem Anbau und den Traditionen der Maya hat sich eine mexikanische Familie nach Jahren des Wartens den Traum von einem Hotel erfüllt.
H olbox ist das mexikanische Amrum: eine Insel mit kaum mehr als 2000 Bewohnern, autofrei, nur per Fähre erreichbar. Statt Schafen gibt es hier Walhaie (für Menschen ungefährlich), Palmen (ebenfalls ungefährlich) und blühende Bougainvilleen – und, 90 Meter vom Meer entfernt, das „Punta Caliza“, ein Hotel auf dreieckigem Grund, wo früher einmal ein Palmenhain stand. Gebaut hat es eine vierköpfige FamiDer Kalkstein, der lie aus Mexiko, deren Tochter Architektur für Böden und studiert. Es brauchte nicht lang, ihre DoFassaden verwenzenten vom Projekt zu überzeugen: Magui det wurde, gibt Peredo und Salvador Macías Corona vom dem „Punta Caliza“ einen cleanen Look. Estudio Macías Peredo in Guadalajara. ZuVor dem Auftragen sammen schufen sie ein Boutiquehotel mit wurde der Putz zwölf Zimmern (DZ ab 206 Euro mit eigemit der Rinde des nem Pool), das nicht nur die Architektur Chukum-Baums vermengt, um ihn der Maya in Yucatán zitiert, sondern auch wasserfest zu maihre Bauweise. Das in großer Menge sonst chen, ein Verfahschwer zu beschaffende Thujaholz kam ren der Maya. Das aus dem eigenen Garten: Der Vater hatte wasserverträgdie Bäume zur Geburt seines Sohnes vor liche Holz stammt vom Lebensbaum. 26 Jahren angepflanzt. puntacaliza.com
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Legende im Gelände Understatement ist ihre Sache nicht: Die neue G-Klasse bleibt ganz die Alte – kantig, laut, eigensinnig. Und selbstbewusst oldschool.
Tex t Andreas Kühnlein Fotos Thomas Skroch
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S ind Sie Förster in Lappland? Farmer in Patagonien? Oberst der Gebirgsjäger? Nein? Dann ist dieses Auto wohl eher nichts für Sie. Mattschwarz ragt es auf, massiv wie eine Schrankwand. Eine Ikone auf vier Rädern: die neue G-Klasse, genauer gesagt, eine Mercedes-AMG G 63 „Edition 1“, die wir ein paar Tage lang über Bergstraßen und durch die Münchner Innenstadt wuchten durften. 2,6 Tonnen Leergewicht auf dem bewährten Leiterrahmen; viereinhalb Sekunden, in denen das Gefährt vom Donnern eines Gewittersturms begleitet auf 100 Stundenkilometer beschleunigt. Die G-Klasse ist eine Legende. Die Idee dazu geht auf den Schah von Persien, damals Anteilseigner von Daimler-Benz, zurück, auf den Markt kam das Urmodell 1979. Das Auto mit den sagenhaften Geländequalitäten und einem Auftritt, den der Hersteller in sanfter Untertreibung als „extrovertiert“ bezeichnet, begeisterte schnell nicht nur Militär und Katastrophenschutz (für den Schah freilich kam es einen Tick zu spät). Sein knapp 40 Jahre jüngerer Spross ist etwas breiter, etwas länger, ein paar Kilo leichter. Sonst aber, und das ist eine gute Nachricht, hat er sich kaum verändert: eine eckige Kiste, die sich der um sich greifenden Rundlichkeit der Automobilwelt konsequent verweigert und, abgesehen von den traditionellen Rundscheinwerfern, nach wie vor vom rechten Winkel dominiert wird. Stilecht bis zum Sound der Türen mit ihren außenliegenden Scharnieren und dem charakteristisch satten Schmatzen. Hinten passen locker zwei Wildschweine rein, vorne haut man sich schon mal das Knie an.
Unverwechselbares Gesicht (li. S.): Der Look der neuen G-Klasse ist herrlich unzeitgemäß. Wir waren mit der von AMG überarbeiteten und mit einem gediegenen Leistungsplus ausgestatteten „Edition 1“ (o.) im Alpenvorland unterwegs. Praktisch: Die gigantischen Blinker u. hat man auch vom Fahrersitz aus stets im Blick.
zu 28 Litern Sprit steht, die unser LuxusOffroader zeitweilig aus dem XXL-Tank zog. (Minimal, und das bedeutet wirklich ein Höchstmaß an Selbstdisziplin, landeten wir bei 13 Litern.) Schade, dass es ab Werk keine Elektroversion gibt, die den knurrigen Großvater ernsthaft in die Jetztzeit holen würde. Platz genug für die Batterie hätte er, und einen (von einem österreichischen Hersteller umgerüsteten) Prototyp gibt es auch; Arnold Schwarzenegger kutschiert ihn derzeit mit Verve durch Kalifornien. Geht also. Von jenem Aber (und es ist kein kleines Aber) abgesehen, macht das Fahren in der G-Klasse, hoch thronend über den dicksten SUV-Kollegen, schon etwas her. Auch wenn sich die automobile Welt verändert – der Look bleibt cool, die laute Geste muss man mögen. Zumindest die AMG-Version aber wird der finnische Förster wohl am Ende stehen lassen, ihr Terrain bleiben Stadt und ab und an die Autobahn; ihre Lenker jene, die drinnen vom Draußen träumen. Dabei jedenfalls stiehlt der GKlasse keiner so leicht die Show.
Im AMG G 63 hat man das angenehme Gefühl, über den Dingen zu schweben. Für Schotterpisten wie oben hat der G 63 nur ein müdes Lächeln übrig: Da rüttelt und klappert nichts, und seine Steigfähigkeit ist legendär. Innen (rechts) ist der markige Allradler samtweich und mit allen Finessen ausgerüstet – bis hin zu Ledersitzen mit HotStone-Massage (wobei man aus zwölf Programmen wählen kann).
Ansonsten ist drinnen eher S-Klasse als rustikal angesagt, Wildlederslipper statt Matschgummistiefel: ein digitales Instrumentenbrett (optional), silbrige Lüftungsschlunde, beheiztes Lenkrad, Ledersitze mit Ziernähten und zwölf Massageprogrammen. Für beste Übersicht sorgt nicht nur die steil aufragende Frontscheibe, sondern auch eine Phalanx von Kameras. Alles sehr edel, bloß zur Herkunft und zum urigen Äußeren will es nicht so recht passen. Und irgendwie liegt da auch die Crux des luxuriös aufgerüsteten G-Modells: So erhaben es mit seinen kurzen Überhängen durchs Gelände pflügt, die wenigsten der ab 107 040 Euro (in der AMG-Version ab 148 430 Euro) teuren Fahrzeuge werden je dort landen; die meisten ein eher beschauliches Dasein in viel zu engen Innenstadtparkbuchten fristen. Bequem und sicher, aber auch hoffnungslos unterfordert und ein bisschen fehl am Platz. Vor allem, weil all das in keinem vernünftigen Verhältnis zu den bis
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WUNDERBARER KLANG, DER DICH ANSPRICHT
harmankardon.com/citation
Ernst StrĂźngmann Institut fĂźr Hirnforschung in Kooperation mit der Max-Planck-Gesellschaft, Frankfurt am Main
Wolf Singer, Hirnforscher
Scholz & Friends
Dahinter steckt immer ein kluger Kopf.
Was passiert beim Lesen im Gehirn? Jetzt das Interview anschauen auf faz.net/singer
Leben
Foto: Davide Lovatti/Living Inside
in den Kalkalpen, in Saimaa, London, Kerala, Chamonix und in der Kleinen Karoo-Wüste
Holy Spirit! Der Geist der nach London geflüchteten Hugenottenfamilie Gervais lässt sich mit Händen greifen, so übervoll ist das East End-Townhouse von 1724 mit Relikten aus ihrem nie gelebten Leben angefüllt. Die Jervis, wie sie sich im Exil bald nannten, sind nämlich eine reine, aber sehr reale Erfindung des kalifornischen Künstlers Dennis Severs. Jervis – Severs? Fake oder Fakt? Alles verwischt …
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Ganz in der Nähe hat eine Familie ihre Sommer beim Forellenischen verbracht und wohnte in einer einfachen Hütte am See. Diese Atmosphäre wünschte sie sich auch für ihr eigenes Haus im Schatten mächtiger Gipfel.
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Und täglich grüßt das Murmeltier Auch wenn das Fischerhaus wirkt, als habe es schon jahrhundertelang gravitätisch den österreichischen Winterstürmen getrotzt – es wurde gerade erst gebaut. Wie schön, wenn auch die Zeit gefriert.
Tex t David Nicholls
Kalkalpen
Fotos Michael Sinclair
Das Haus ist ganz neu, die Möblierung jedoch durchweg antik – so entsteht der Eindruck behaglicher Authentizität, wie im Schlafzimmer li. mit seinen schmalen, aufwändig mit Schnitzwerk und Bauernmalerei verzierten Betten. Die Zackenmuster der Kelims bilden dazu einen reizvollen Kontrast.
T ino Zer vudachi
„Vorbild war eine Fischerhütte. Die Bauherren wünschten sich ein Gefühl, als wäre die Zeit eingefroren.“
Zehn Personen zu bewirten ist kein Problem an der Tafel links. Eingedeckt wird mit grobem Karoleinen. Die Leuchten sind mit ländlichen Szenen von Hand bemalt. Ein Blick ins Entree re. verrät: Anders als im Fischerhaus, das als Inspiration diente, wurde hier nicht auf Elektrizität verzichtet.
Bauernfrühstück für alle! Eine gewaltige Eisenpfanne wartet über dem Holzofen auf den nächsten Einsatz. Moderneres Küchengerät wurde hinter rustikalen Einbauten versteckt. Ungewöhnlich: Hinterm Ofen schließt sich das Wohnzimmer an.
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Die Wände des Chalets sind – wie hier in der Wohnstube – nahezu komplett mit hellem, von Astlöchern gesprenkeltem Kiefernholz bedeckt. Der voluminöse Ohrensessel rechts trägt den Jacquard „Nuages Chinois“ von Prelle in einer Sonderfarbe.
Die Hausherren sammeln nicht nur volkstümliche Möbel mit viel Charakter, sondern auch antike Kachelöfen (re. Seite), mit denen das Haus im Winter geheizt wird. Eine moderne Fußbodenheizung ließ Tino Zervudachi gleichwohl auch einbauen.
E in kleiner Nebenfluss der Donau windet sich durch die nördlichen Kalkalpen in Österreich. In dieser weitgehend unberührten Landschaft lässt sich nie mit Sicherheit sagen, was ein Naturschutzgebiet ist und was nicht. Gibt es eine idyllischere Stelle für eine weltabgewandte Zuflucht als an den Ufern dieses Gewässers? „Es ist wirklich ein besonderer Ort“, bestätigt der Interiordesigner Tino Zervudachi. „Er liegt sehr verborgen und abgelegen, und man hat auf diesem Flecken Erde eine starke Verbindung zur Natur.“ Genau darum ging es Zervudachis Kunden, als sie hier vor zehn Jahren ein Stück Land erwarben. Die Gegend war der Familie wohlvertraut – ganz in der Nähe hatte sie viele Sommer beim Forellenangeln verbracht. Das Haus, das sie von einem Freund dafür mietete, war komfortabel, aber einfach, ohne Elektrizität. „Sie liebten es“, erklärt Zervudachi. „Als sie beschlossen, ihre eigene Fischerhütte zu bauen, wünschten sie sich genau diese Atmosphäre und wollten ein Gefühl erschaffen, als sei die Zeit eingefroren.“ Um dieses Ziel zu erreichen, engagierten sie Tino Zervudachi und den Architekt Peter Helletzgruber. Mitten in einem Wald aus Kiefern und Birken steht nun das Haus. Am Ende eines nicht asphaltierten Privatwegs. Hier leben Rotwild, Füchse und Wildschweine. Wenn das Haus also vor einer schneebedeckten, schroff aufragenden Gebirgswand auftaucht, wird schnell klar: Die beiden Gestalter haben alle Vorgaben Wirklichkeit werden lassen. Der Bau ist zwar groß – drei Stockwerke hoch und recht breit –, doch ebenso unauffällig wie jedes andere Jagdhaus, das in den letzten paar Hundert Jahren in dieser Gegend errichtet wurde. Das steile Schrägdach ist von einer Reihe von Gaubenfenstern durchbrochen, und überhängende Traufen beschirmen die Veranda, die sich auf drei Seiten an das Haus schmiegt und Schutz vor Schneeverwehungen und Regen bietet. „Es ist ein einfaches Haus“, erklärt Zervudachi seine Herangehensweise beim Gestalten des Interiors. „Die Herausforderung bestand darin, es nicht überladen wirken zu lassen.“ Und wie es sich für eine Hütte ziemt, ist das vorherrschende Material Holz, dessen ganzes Potenzial Zervudachi zusammen mit dem Zimmermann Anton Gögl auslotete. Kiefernplanken verkleiden die Wände, die hölzernen Deckenbalken liegen frei. Das Interieur ist von angenehm schlichtem Charakter – Astknoten, Maserung und natürliche Farbtonvariationen des Holzes erschaffen ihre eigenen Muster und Texturen. Tino Zervudachi kennt die Eigentümer seit über 25 Jahren und hat für sie und ihre mittlerweile erwachsenen Kinder bereits mehrere Häuser eingerichtet. Natürlich vereinfacht das den gegenseitigen Gedankenaustausch. Auch mit dem Haus, das ihnen als Inspiration diente, war er vertraut und wusste, welche Stimmung die Eigentümer hier nachempfinden wollten. Und der Designer kannte die Möbel und Textilien, die seine Auftraggeber im Lauf vieler Jahre gesammelt haben – ein reicher Fundus, aus dem er sich für dieses Projekt bedienen konnte. Da sind zum Beispiel die antiken Kelims, die die Böden im ganzen Haus bedecken. Sie kommen hier zu intensiver Geltung und bilden einen harmonischen Kontrast zu den Tiroler Möbeln mit Bauernmalerei aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die alten Kachelöfen, die in jedes Zimmer eingebaut wurden, sind Fixpunkte in einem Haus, das nicht mit Kunstwerken vollgehängt ist. Die Öfen
T ino Zer vudachi
„Es ist ein einfaches Haus. Die Herausforderung war, es nicht überladen wirken zu lassen.“ werden sehr wohl genutzt, für verlässliche Wärme sorgt aber zusätzlich eine Fußbodenheizung – eines der diskreten Zugeständnisse an die heutige Zeit. So wirkt der weitläufige Wohnbereich im Parterre selbst in kalten Alpennächten behaglich warm. Oberstes Prinzip bei der Einrichtung dieses Raums war Komfort – und der besitzt jene Unverkrampftheit, die ohne Mitwirkung eines Interiordesigners oft einfach nicht gelingen will. Auf dem maßgefertigten Sofa und in den passenden Sesseln sitzt man tief und weich; der antike Ohrensessel und die Stühle mit Schnitzwerk sind Funde aus Paris. Um den langen Esstisch gruppieren sich Bauernstühle aus der Region, darüber hängen Pergamentleuchten, handbemalt mit Bildern einheimischer Wildtiere. „Die Küche wirkt nicht sehr küchenartig“, kommentiert Zervudachi den Rückraum des Wohnbereichs. Gemessen an den Standards des 21. Jahrhunderts trifft das wohl zu. Die modernen Geräte verstecken sich hinter rustikalen Einbauten, und aus einer der Wände ragt ein eingebauter alter Holzofen, der die Küche vom Ess- und Wohnbereich trennt. Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, dieses Projekt zu vollenden. Die Planungsgenehmigung brauchte eine halbe Ewigkeit, und dann musste erst noch ein See angelegt und ein Wald ausgesäubert werden. „Ehe die Zufahrt angelegt war, konnte ich den Bauplatz nur mit dem Helikopter anfliegen“, berichtet Zervudachi, der sich damals obendrein gerade ein Bein gebrochen hatte. „Ich stapfte auf Krücken durch den Schnee. Es war ein echtes Abenteuer!“
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Snowtime! Saimaa
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Die Winter in Finnland sind lang und kalt. Keine guten Voraussetzungen für ein Sommerhaus. Es sei denn, man macht es wie ein Paar aus Helsinki und vertraut auf die Vorzüge der Holzbauweise, gräbt einen Schacht, um die Erdwärme zu nutzen – und beau ragt den Architekten Tuomas Toivonen, praktischerweise der eigene Sohn, und die Designerin Nene Tsuboi, die Schwiegertochter, mit dem grandiosen Rest.
Fotos: Krista Keltanen/Living Inside
Tex t Ulrich Clewing
Fotos Kris ta Keltanen
Um Haus und Landschaft zu verbinden, wendeten Tsuboi und Toivonen einen einfachen Kunstgrif an: Sie stellten den Baukörper auf Stelzen. Der Efekt ist verblüfend – man steht im Wohnzimmer, schaut nach draußen und meint, auf halber Höhe zwischen den Bäumen zu schweben. Rechts in den Nischen richteten sie Tatami-Räume ein, sie erinnern an die japanische Heimat von Nene Tsuboi. „Panton One“ von Verner Panton (Montana). Linke Seite: Die Eigentümer und Eltern des Architekten Leena Karo und Seppo Toivonen, sie leitete die größte Familienzeitschrift Finnlands, er arbeitete als Auslandskorrespondent für Radio und TV.
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Le ena Karo
„Im Winter hackt mein Mann am See ein Loch ins Eis, da springen nach der Sauna alle rein, auch unsere Enkelin. Sie ist drei.“
Kein innisches Sommerhaus ohne Sauna (links): Tsuboi und Toivonen planten dafür ein eigenes kleines Häuschen. Unten: Küche und Living ergeben einen großen, ofenen Raum. Dadurch wirkt der mit 140 Quadratmetern nicht überdimensionierte Bau weitläuig wie ein Loft. Durch das Küchenfenster erkennt man das Dach des Gästehauses. Um den Esstisch „Copenhague“ der Brüder Bouroullec (für Hay) stehen Piero Lissonis „Lizz“-Chairs (Kartell). Küche: Avestia, Helsinki. Li. S.: „Der Wald hier ist wild und die Grenze zu Russland nah“, erklärt Leena Karo – um zu erfassen, was dies bedeutet, muss man ihn wohl so gut kennen wie ihr Mann Seppo, der dort zu jeder Jahreszeit für Ordnung sorgt. Na ja, zumindest ein bisschen.
Seppo Toivonens liebste Jahreszeit in seinem Sommerhaus ist der Winter, weil er dann mit den Skiern langlaufen kann. Leena Karo dagegen schätzt den Herbst. Und den Frühling. Im 80 Quadratmeter großen Wohnbereich mit Blick auf die Schneelandschaft kann man beide gut verstehen. Dies bestärkte Nene Tsuboi und Tuomas Toivonen in der Überzeugung, den Raum komplett weiß zu gestalten. Zum einen wollten sie damit der gradlinigen Schlichtheit der japanischen Teehaus-Architektur eine Reverenz erweisen. Zum anderen sollte nichts ablenken von dem Naturspektakel, das sich dort täglich vor ihren Augen abspielt – selten ist das Wort Minimalismus einmal so angebracht wie hier. Die Holzbohlen strichen sie in Email-Farbe von Tikkurila, die wärmeresistent und für die Fußbodenheizung bestens geeignet ist.
Le ena Karo
„Wenn ich mit einem Buch auf dem Sofa liege, kommt es mir manchmal vor, als sei ich draußen mitten in der Natur.“ 158
Die Sofas o., die Ben af Schultén in den siebziger Jahren für Artek designte, „waren damals speziell für junge Leute gedacht“, erinnert sich Leena Karo. „Bei uns haben sie viele, viele Umzüge mitgemacht.“ Bevor sie hier ein neues Zuhause fanden, erhielten sie frische Bezüge aus indischem Leinen. „Das Tolle an der Firma ist“, sagt die Hausherrin, „dass man auch noch nach vier Jahrzehnten zu ihnen kommen kann, und sie kümmern sich um die alten Stücke, als hätte man sie gerade erst gekauft.“ Der Ofen „Rondo“ ist von Rais. Cofeetable von Eames, die Leuchte dort und im Schlafzimmer im ersten Stock (re.): „Tolomeo“ von Artemide. Rechte Seite: Das Haus liegt an einem Hang, der direkt hinunter zum See führt. Zwei, drei Nachbarn haben die Eigentümer auch, nur sieht man sie nicht: Deren Häuser sind hinter Bäumen ein paar Hügel weiter.
Le ena Karo
„In Finnland sind die Nächte im Sommer kurz, wir können auch bei Helligkeit schlafen. Deshalb gibt es hier keine Vorhänge.“ 160
London
Tex t Larissa B eham Fotos Davide Lovat ti
Der Engel der Geschichte
Als wäre der Hausherr nur mal kurz rausgegangen: In der Folgate Street 18 hat der amerikanische Künstler Dennis Severs ein ganzes Haus zur Zeitkapsel konserviert. Sein Lebenswerk ist heute ein Museum.
Fotos: Davide Lovatti/Living Inside
Geschichte kann man sich erlesen – oder wie Dennis Severs neu erschafen. Seine Stiefel stehen noch in der Ecke des Esszimmers (linke Seite), der Künstler selbst ist im Jahr 1999 gestorben – Gegenwart und Vergangenheit verwischen, und das fragile Gefühl für Zeit gleicht einem Kartenhaus.
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Für David Hockney ist Folgate Street 18 eine „Opernerfahrung“, der „Guardian“ beschrieb das Haus in einem Nachruf auf Severs („ein echtes Original, ein Künstler von übernatürlichem Genie“) als einen dreidimensionalen historischen Roman. In jedem Fall ist es ein obsessiv inszeniertes, belebtes Stillleben. Sein Bett (rechte Seite) hat Severs selbst gebaut, die Bettwäsche ist Damast aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
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D av id M i l ne
„Von Raum zu Raum schiebt man sich um 20, 30 Jahre nach vorn, in die Zukun .“
Alle Lebensmittel sind frisch. Sie werden also fast täglich von Kurator David Milne ausgetauscht. Auch die Orangen im Piano nobile, die von einem unbekannten Gentleman bewacht werden. Das Porträt stammt aus dem späten 17. Jahrhundert. Tiefrot ist der Treppenabsatz, ganz in der Mode der Zeit.
Vom Treppenhaus im Gothic Revival des ausgehenden 18. Jahrhunderts schwingt die Tür auf zum Regency Room. Das Medaillon-Gemälde zeigt William Jervis, den sich Dennis Severs als Helden von William Hogarths Gemäldeserie „A Rake’s Progress“ (Werdegang eines Wüstlings) dachte.
Der Wert der Dinge: In der Geschichte, die Dennis Severs auführt, wird einem Gast im Esszimmer ein damals besonders kostbarer Granatapfel serviert. Auch das Salz (das teuerste Lebensmittel am Tisch) huldigt dem Besuch. Über dem Kamin: ein Porträt von King George III.
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Die Küche war der Lieblingsraum von Dennis Severs. Oben rechts sitzt er dort im Jahr 1995, und es wirkt so aus der Zeit gefallen wie 1895. Viele Elemente wie der Stuck im Withdrawing Room (oben) oder der Treppenabsatz sind exakte Kopien eines Hauses von 1750 aus der Nachbarschaft.
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G ibt es das „Jetzt“ überhaupt? Ja, die Zeit an sich? Jenseits von dem, was Uhren und Daten uns verkaufen wollen, überblendet sich doch bisweilen alles in uns, was sich mit Temporaladverbialen nur sagen lässt. Das Dennis Severs-Haus im Londoner East End spielt mit unserem Gefühl für Zeit. Man kann darin heute die Vergangenheit bereisen – von den Tagen an, als Isaac Newton und Romanhelden wie Robinson Crusoe Englands Gemüter bewegten, bis in die Viktorianische Ära und noch weiter, in eine Gesellschaft kurz vor dem shell shock-Syndrom. „Von Raum zu Raum schiebt man sich dabei um 20, 30 Jahre nach vorn, in die Zukunft“, erklärt David Milne, der Kurator hier in der Folgate Street 18. Er war ein Freund des Künstlers Dennis Severs, der die vielen Zeitzonen in dem Gebäude einst absteckte. Kerzen flackern in dem 1724 gebauten Reihenhaus, und Kräuter würzen die Luft. In je zwei Zimmern auf fünf Stockwerken entfaltet sich das Dasein der mehr oder weniger von Severs erfundenen Familie Gervais, Hugenotten und lange wohlhabende Seidenweber. Eine abgelegte Perücke, ein schimmerndes Gewand oder eine angetastete Mahlzeit raunen den Besuchern zu, dass Generationen von Jervis (wie sie irgendwann viel englischer heißen) nicht weit sein können: „Ich nippe hier und da an einem Glas Wein oder beiße in einen
Apfel, der Illusion zuliebe“, lacht Milne. So umnebelt, geistert man fast wie Virginia Woolfs Romanfigur Orlando durch die Epochen – wären da nicht jähe Erinnerungen an die Gegenwart wie das Foto von Kate und William, Duchess und Duke von Cambridge. „Das hier ist kein Museum, sondern Dennis’ Zuhause – und das der Jervis’“, erklärt David Milne. „Als zum Gedenken an die britischen Opfer im Ersten Weltkrieg das Mohnblumenfeld am Tower of London blühte, brachte ich von da sogar zwei ,poppies‘ für die beiden gefallenen Söhne der Familie mit hierher.“ Ein „still-life drama“ nannte Dennis Severs selbst sein Kunst- und Lebenswerk: eine Saga, bei der die Akteure aus dem Setting gelöscht wurden. Severs kam im sonnenvergoldeten Kalifornien zur Welt. Doch in Filmen oder auf Gemälden – für ihn waren es „Fenster“ – fesselte ihn früh ein anderes Licht. Mit elf Jahren wusste er: Es ist „englisch“. Bald zog es ihn nach London, wo er „in den 1960er und 1970er Jahren Touristen in der Kutsche zu historischen Stätten brachte“, erzählt David Milne. Der Amerikaner Severs war da schon eine Art „Zeitreisender“ und süchtig nach Vergangenheit. Dann fand er 1978 das Haus (oder fand es ihn?) in dem für seine großen Märkte berühmten Stadtteil Spitalfields. Nachts war er damals fast allein in dem Viertel, in dem Jack the Ripper im Herbst 1888 gewütet haben soll. Severs kaufte das Haus „und schlief in jedem Zimmer“, erinnert sich David Milne noch, bis der Genius
Porträt: Dennis Severs’ House
Im dritten Stock (ganz links) hängt die Wäsche der imaginären Untermieter, einer verarmten Weberfamilie, die durch die Erindung von dampfmaschinengetriebenen Webstühlen ihre Einnahmen verlor. Li.: ein Tischchen mit silberner Kafeekanne im Esszimmer. Den Kafee würzte man mit Muskat.
Loci ihm eine Vision für den Raum zeigte. Aus dem Geschichtsdunkel der Gegend, in der Hugenotten, Juden, Iren und Muslime ihre Spuren hinterlassen haben, siebte er auch ein paar Fakten zur Familie Gervais. Ihre „verlorene Zeit“ inszenierte er dann neu in seinem Heim, ach nein, jetzt ja dem ihren. Dafür klapperte er London nach authentischen Ausstattungsobjekten ab, operierte Lautsprecher aus den Rücken alter Fernseher, um damit eine häusliche Klangwelt abzuspielen: Kinderschreien, Flaschen, die entkorkt, und Uhren, die aufgezogen werden. „Und er drapierte eigenhändig die Baldachine über den Betten“, berichtet Milne. Severs öffnete sein Haus früh für Besucher: Die Tour beginnt noch heute im dunklen Keller, wo Überreste des „St Mary’s Spital“ zu sehen sind, das Spitalfields seinen Namen gab. An diesem geschichtsträchtig markierten Ort entzündete Dennis Severs immer eine Kerze: Es werde Licht. Seine Schöpfung aber erschließt sich nicht jedem. Darum ist das Motto des Hauses: „You either see it or you don’t.“ Vom Keller aus geht man – allein, schweigend – in die Küche voller Wärme, Licht und Wohlgeruch. Die Treppe hoch, im Parterre, ist es noch heller: Aus dem Eating Parlour flattert der Duft der Aufklärung, des „Age of Enlightenment“, noch gespickt mit viel barockem Dualismus. Darüber erhaben tickt auf dem Piano nobile die Georgianische Zeit, beflügelt von RokokoAkzenten. Im Smoking Room riecht es dann nach Zimt, „hierher lud Dennis am Weihnachtsmorgen ein.
Wir haben ja in jedem Jahr immer noch unsere historische Weihnachtsinstallation“, bemerkt David Milne. Der prächtigste Raum im Haus aber ist der neoklassizistische Salon. Alles ist manierlich und wohlausgewogen. Auf dem nächsten Treppenabsatz kauert dafür ein bisschen Gothic Revival. Das Gefühl ist über die kühle Raison gestiegen, im Schlafzimmer und dem Regency Room fliegen Abendhimmelfarben. Es wird intimer, blumenumflorter, die Epoche von Wordsworth und Coleridge, die Romantik, zieht herauf. Wieder im Treppenhaus hört man von fern Salutschüsse, Victoria ist jetzt Königin. Im obersten Stock hat der Siegeszug der Dampfmaschine die fetten Jahre der Seidenweber beendet. Auf der Höhe des Victorian Age sind die Zeiten härter, man ist angekommen im England von Severs’ Lieblingsautor Charles Dickens voller Öllampen, Schornsteine und der industriellen Ausbeutung. Es folgt der Abstieg ins kleine Victorian Parlour im Parterre: Das Gerümpel dort hat seinen Glanz verloren. Würde man es entsorgen, wäre das Zimmer leer und hell. Da, im Konditional, vollendet sich Severs’ „Heimreise“ von der Geburt bis zum Licht, das der Sterbende sieht. „Es war die beste und die schlimmste Zeit …“, lautet ein Romananfang von Charles Dickens. Auch für Dennis Severs war Zeit eher etwas Relatives. Aus dem Jahr 2000 machte er sich sogar so wenig, dass er im Dezember 1999 verstarb. Und Geschichte schrieb er ohnehin lieber selbst.
Informationen für Besucher: In der Folgate Street 18 lassen sich verschiedene Touren buchen wie die Silent Night oder das Hugenottenfestival. dennissevershouse. co.uk
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Kerala
Mit 1000 Farben in den Himmel Inter view Oliver Elser Fotos Stefanie Zoche / Haubitz und Zoche
St. Theresa’s Ship Church Eravu
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Südindiens Kirchen sind so schrill wie die Kinos. Die Fotografin Stefanie Zoche sieht darin die Befreiung von den Zwängen der Kolonialarchitektur. Doch mi lerweile sind viele der bunten Bauten davon bedroht, in bald schneeweißen Purismus getaucht zu werden.
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St Josephâ&#x20AC;&#x2122;s Church Kadakkarappally
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Golden Cross Kerala
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Assumption Church Mupliyam
St. Mary’s Church Kadalmad
St. John Nepumcian’s Forane Church Parappukkara
St. Ephrem’s Church Poyya
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St. Thomasâ&#x20AC;&#x2122; Church Karikkottakary
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St. Josephâ&#x20AC;&#x2122;s Church Santhipuram
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W
arum sehen christliche Kirchen waren sie sehr erstaunt, dass es dort benirgendwo auf der Welt so aus wie in reits Hunderte christliche Kirchen gab. der südindischen Provinz Kerala? Also sind diese Bauten eher Ausdruck Stefanie Zoche: Das hängt eng mit der in- eines besonderen Selbstbewusstseins? dischen Architekturgeschichte zusammen. Ja und nein: Während wir an dem Projekt Die Unabhängigkeit von den Briten im Jahr arbeiteten, wurde vielen von ihnen ihre 1947 war auch architektonisch eine Zäsur – charakteristische Farbigkeit genommen, Jawaharlal Nehru, der erste frei gewählte und plötzlich erstrahlte, was vorher grellPräsident, lud Le Corbusier ein, in Chandi- bunt war, in standardisiertem Schneeweiß. garh eine Art Idealstadt in bewusster Ab- Offiziell wollte sich auch kein Bischof der kehr vom Kolonialstil zu bauen. Der Ein- Syro-malabarischen Katholischen Kirche fluss der Moderne ist so bis nach Südindien zu dem Baustil äußern, weder zur urgelangt, dabei aber stark verändert worden. sprünglichen Idee einer ausdrucksstarken, Die Kirchen dort aus den 60er bis 80er Jah- farbintensiven Moderne noch zur aktuelren wirken modern, aber eher wie eine wil- len Korrektur in Richtung weißer, nüchterde Mischung aus Art déco, Las Vegas und ner Sachlichkeit. etwas Eigenem, unbedingt Indischem. Vor Auf den Bildern wirken die Häuser, als der Unabhängigkeit waren Kirchen hier seien sie gerade erst fertig geworden. entweder neugotisch oder neobarock. Kerala hat einen ziemlich heftigen MonModern in Le Corbusiers Sinne sind sie sunregen, der die Farben stark angreift. ja keineswegs, ganz im Gegenteil. Deshalb werden sämtliche Kirchen ungeJa, sicher nicht! Ein modernes Denken äu- fähr im Fünf-Jahres-Rhythmus neu gestrißert sich hier eher in der Abkehr von tradi- chen. Wir haben einige der Bauwerke nach tionellen Stilen und Materialien: Statt mit drei bis vier Jahren erneut fotografieren Lateritstein und Holz wurde nun mit können, und da war die Farbgestaltung tatStahlbeton gebaut, der eine vollkommen sächlich oft komplett anders. neue, sehr viel freiere Formgebung ermög- Wie hat Ihr Projekt begonnen? lichte. Viele der Kirchen zeichnen sich Zusammen mit Sabine Haubitz (die 2014 durch Fassaden aus, die christliche Symbo- verstarb) habe ich 2007 eine längere Rele wie das Pentagramm, betende Hände, cherchereise durch Indien gemacht. Erst zu altgriechische Schriftzeichen oder das hei- Hause stellten wir dann fest, dass auf unselige Buch in dreidimensionale, monumen- ren Bildern zwei Kinogebäude und eine tale Bauformen übersetzen. Dahinter be- Kirche gelandet waren, die wir spannend findet sich dann aber häufig ein relativ fanden, weil wir den architektonischen Stil nicht einordnen konnten. Damit fing es an. nüchterner und funktionaler Baukörper. Wollten die Christen damit die anderen Die sind Ihnen vor Ort wirklich nicht Religionen übertönen? aufgefallen? Ich denke, sie wollten eher einem fort- Klingt verrückt, ja, aber in der unglaubschrittlichen Denken Ausdruck verleihen. lichen Fülle der indischen Städte ging das Zugleich sind die Kirchen Sinnbild für die tatsächlich erst einmal unter. Ich arbeite Suche nach einer eigenen Identität in der oft so: Auf der Recherchereise ist das Thepostkolonialen Zeit. In diesem Kontext ma noch gar nicht klar ausformuliert. muss man wissen, dass das Christentum in Haben Sie schon ein neues Projekt? Indien eine sehr lange Tradition hat. Der Sand als schwindender Rohstoff ist eines Legende nach ist bereits im Jahr 52 der von mehreren Themen. Und die postkoloApostel Thomas nach Indien gekommen. niale Architektur in Westafrika. Es interesHistorisch nachweisbar sind christliche siert mich auch dort, wie sich nach dem Gemeinden ab dem 3. Jahrhundert. Das Ende der Kolonialzeit ein ganz eigener muss man sich mal vorstellen: Als die Por- Ausdruck in der Architektur herausbildete. tugiesen mit Vasco da Gama im Jahr 1498 Etwas Hybrides ganz wie in Indien – ein auf dem Seeweg nach Indien gelangten, „Hybrid Modernism“ eben.
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Das ist der Gipfel Am Fuße des Mont Blanc-Massivs, mit Blick auf die Schweiz, steht das wohl italienischste Chalet der französischen Alpen: Das Haus der Familie Rovere bringt Urbanität in ein verschlafenes Bergdorf.
Naturgewalt vor der Haustür: Vom Bett fällt der erste Blick auf die 3754 Meter emporsteigende Aiguille du Dru. Beste Kulisse für das Haus von Silvia Rovere und ihren Kindern Anna (re. S. v.) und Margherita. Im Wohnzimmer sitzen sie auf Patricia Urquiolas „Bend-Sofa“ (von B&B Italia), davor stehen Schemel von Charlotte Perriand (Cassina). Wohlig warm: die Leinen-Samt-Stores von der Gattopardo Gallery.
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Fotos: Helenio Barbetta/Living Inside; Styling: Chiara Dal Canto/Living Inside
Tex t Florian Siebeck St yling Chiara Dal Canto Fotos Helenio Barbet ta
Chamonix
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Vor dem Kamin aus Cortenstahl (realisiert von Fratelli Rusconi) thront im großzügigen Wohnzimmer ein modiizierter Kronleuchter von Massimo Tonetto für Venicem (im Original oval). Sessel und Tisch sind von Cassina, („637 Utrecht“, „527 Mexique“), der Teppich von Tappeti Contemporanei.
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Holz ist das verbindende Element des Hauses (o.): Ob li. im Eingangsbereich (mit einer Leuchte von Venini), im Skizimmer (Holzvertäfelung und maßgefertigte Möbel von Alessandro Sormani) oder oben links in der Küche (Eichenböden von Brondello Erminio, Abzugshaube von Fratelli Rusconi).
D ie Nadel des Dru ist ein teuflischer Berg von atemberaubender Schönheit. Alpinisten fürchten und verehren ihn – und Silvia Rovere? Blickt ihm jeden Tag ins Gesicht. „Sein majestätischer Gipfel ist das Erste, was wir morgens sehen“, schwärmt die Italienerin, die ihr Bett auf die prächtigste Seite des Berges ausgerichtet hat: die Westwand. Hier ist der Aufstieg beinahe unmöglich, Klasse „ED+“: extrêmement difficile. Eine bessere Aussicht hätte Silvia Rovere kaum finden können. Sie liebt die Natur und lebt für die Berge, obwohl sie mit ihrem Mann – beide arbeiten in der Finanzbranche – unter der Woche in Mailand wohnt. Fast jedes Wochenende fahren sie nach Chamonix, wo ihre Kinder (drei und sieben Jahre alt) bei der Großmutter bleiben, von Mailand sind es nur zweieinhalb Stunden über die Autobahn, zum Genfer Flughafen nur eine. Dass die Familie im dicht besiedelten Chamonix überhaupt Baugrund gefunden hat, grenzt an ein Wunder: „Wir hatten gar nicht damit gerechnet und uns gleich nach Häusern umgeschaut“, sagt Rovere. „Dann rief der Makler an und sagte: Ich hätte da etwas für Sie.“ Ein knapp 1500 Quadratmeter großes Grundstück am Rande von Les Bois, einem Ortsteil außerhalb der Stadt. Sie taten sich mit der Architektin Annalisa Mauri zusammen, für die der Bau eines Chalets ein Novum bedeutete. „Wir wollten ein Chalet mit allem Komfort, elegant und modern, das trotzdem an eine klassische Berghütte erinnert.“ Dank Fertigbauweise konnte das Haus im Eiltempo errichtet werden, in nur drei Monaten vom Fundament bis zum Dach. Dass es trotzdem den Anschein erweckt, es stünde schon Hunderte Jahre hier, liegt vor allem am Material. „Normalerweise wird in Frankreich viel mit Zement gebaut, aber bei uns ist fast alles aus Holz“, sagt Rovere. Genauer: altes Holz aus dem 18. und 19. Jahrhundert (außen Räucherlärche, innen Eiche und Kastanie) in Kombination mit Pierre de Luserna, einem Gestein. „In den Häusern der Savoyen, zu dem damals auch noch Piemont gehörte, wurden Holz und Stein ähnlich verbaut.“ Nur die Lautsprecher, die in jedem Raum unter dem Holz montiert wurden („hervorragender Musikgenuss“) und drahtlos gesteuert werden können, gab es damals nicht. „Wir haben das Haus in Stein und Holz gehalten, um Harmonie und Wärme zu schaffen“, erklärt die Bauherrin. Auf ihre Anweisung hin wurde auf Kunststoff und Keramik wo möglich verzichtet. „Die Handwerker dachten, ich spinne.“ Waschbecken sind nun Futtertröge aus Stein, Abluftschächte mit Abdeckungen aus Cortenstahl verdeckt, der Boden in den Badezimmern aus versiegeltem Holz. „In Italien gibt es ein Sprichwort, wenn man besonders durchsetzungsfähig ist: Man hat einen Kopf so hart wie Eichenholz.“ Wie treffend, dass Rovere Eichenholz heißt.
Das Haus mit 700 Quadratmetern Gesamtfläche erstreckt sich über drei Stockwerke und ein Mezzanin. Im Keller sind nicht nur Anlagen für Geothermie und Warmwasser untergebracht (eine Betonschicht schützt ihn zudem vor Gletscherwasser), sondern auch Sauna, Jacuzzi, Kinosaal und eine große Küche samt Tafel. „Alles, was für uns Das Arbeitszimmer im Mezzanin unten (der zum bien-être dazugehört, an einem Dachbalken stammt Platz“, sagt Silvia Rovere, deren Mann von einer alten Kirche aus Venetien kommt – im Weinkeller im Piemont) ist der herrscht also Rot-Weiß-Gleichgewicht. Lieblingsraum der Ro„Wir spazieren, wandern, gärtnern, veres. In Vico Magistrettis Sessel „Louiradeln, fahren Ski“, erklärt die Haushersiana“, DePadova, rin beim Gang durch das Skizimmer, die sagt die Hausherrin, aufgehängte Kleidung erzählt von der sei es „unmöglich, jüngsten Tour, und die Lage zwischen nicht einzuschlafen“ – Garage, Garten und Wohnbereich im erst recht nicht unter Ivano Redaellis Decke. Erdgeschoss zeigt, wie durchdacht das
A n n a l is a Mau r i
„Von außen sieht es aus wie ein rustikales Haus, aber innen ist das Gebäude wärmer und eleganter als ein klassisches Chalet, mit einem Hauch urbaner Eleganz.“ ganze Gebäude geplant wurde. Die Schlafzimmer von Kindern und Gästen haben einen direkten Zugang zum Garten, der von Paolo Pejrone, dem Gärtner der Agnellis und Rothschilds, in Weißer Apfelrose gehalten wurde. „Am Anfang hielt ich es nicht für eine gute Idee, die Kinder auf einer anderen Etage schlafen
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zu lassen. Aber es macht sie viel autonomer.“ Gerade toben Anna und Margherita eine Etage höher im Wohnzimmer auf einem Sofa von Patricia Urquiola herum. „Wir haben nichts, das kaputtgehen kann“, sagt Rovere. „Es leben schließlich nicht nur Erwachsene hier.“ Es solle auch nicht wie ein Showroom aussehen, obwohl fast alle Möbel von Cassina kommen. „Das war eigentlich gar nicht beabsichtigt, aber der Laden liegt gleich neben unserer Wohnung in Mailand, und ich laufe jeden Tag daran vorbei.“ Außerdem, sagt die Hausherrin, habe Italien in den Fünfzigern und Sechzigern großartige Möbel hervorgebracht. „Design wurde als das begriffen, was es ist: Kunst.“ Die neueren Möbel im Chalet nehmen sich zurück, es sind fast alles Maßanfertigungen aus Eichenholz, die vor der Wand verschwinden. „Da kann man sämtlichen Hausrat verstauen, und in fünf Minuten ist alles ordentlich.“ Die meiste Zeit verbringt Silvia Rovere allerdings in der Küche. „In Berghütten sind die Küchen oft klein, aber ich liebe es zu kochen.“ Sie hat ein großes Gewürzfach, Gerätschaften von Gaggenau („Köche sagen, das sei das Beste“), backt ihr eigenes Brot, kocht für die Kinder. „Die Küche ist einfach, aber sehr elegant, was auch an der Einfachheit der Materialien liegt.“ Die Arbeitsplatten sind aus Eichenholz und simbabwischem Gabbro (einer Art Granit, „unkaputtbar“), die Leuchten von Viabizzuno („schmeicheln jedem“), der Dunstabzug aus Cortenstahl. „Anfangs dachte ich, das ist ganz schön massiv, aber heute ist es für mich wie eine Skulptur, genial.“ Entworfen hat ihn die Architektin Annalisa Mauri. „Wir kennen uns schon lange und teilen die gleiche Ästhetik“, sagt Rovere. Mauris Idee war es, mit vielen kleinen Kunsthandwerksbetrieben zusammenzuarbeiten. „Das gab uns die Möglichkeit, für jedes kleinste Detail die besten Leute zu holen.“ Mauri gestaltete auch die frei tragende Treppe aus Corten und Holz zum Mezzanin, das das Im Kinderzimmer oben Wohnzimmer mit seinen großen Fensbringen Appliken von Brokis Erleuchtung, im terfronten überblickt. Dieses kleine Schlafzimmer der ElVersteck abseits des Trubels ist der Liebtern (re. S.) ein Exemlingsbereich der Besitzer. Der knorrige plar von FontanaArte. Dachbalken, der von hier besonders Daneben ein abstrakeindrucksvoll aussieht, stammt von eites Werk von Mauro Reggiani. Im ganzen ner Kirche im Piemont, durch ein DachHaus haben die Rovelicht fallen Sonnenstrahlen auf einen res Fotograien großer Sessel von Vico Magistretti. „Es ist fast Alpinisten aufgehängt unmöglich, hier nicht einzuschlafen“, wie re. den Originalablacht Silvia Rovere. zug von Niccolò Aiazzi.
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Zurück im Schlafzimmer, gleich nebenan, zeigt Silvia Rovere auf ihr Bett von Antonio Citterio für B & B Italia. Genauer: auf die Kissen – auch sie seien aus Holz. „Schauen Sie“, sagt die Hausherrin, „da sind keine Federn drin, sondern kleine Pinienraspeln. Wie das duftet!“ „Die Materialien sollen der Familie ein Gefühl von Geborgenheit und Heimat geben, selbst wenn sie eigentlich in Mailand zu Hause sind“, sagt die Architektin Annalisa Mauri. Und Rovere ergänzt: „Das sind keine Materialien, die irgendwann alt aussehen. Die leben mit uns. Das Haus wird immer schöner.“ Für Mauri war die Zusammenarbeit „eine Kollaboration zweier Frauen unterschiedlicher Charaktere, aus unterschiedlichen Kulturen, die aber beide in derselben Art auf dasselbe Ziel hinarbeiteten: ein warmes, elegantes Chalet in Chamonix“. Ein Erfolg. Und dann ist da ja noch der Blick, den Silvia Rovere so liebt: Jetzt, wo der Gipfel sich zum Abend rosa färbt, blickt sie dem Dru wieder ins Auge, von Angesicht zu Angesicht.
Si lv ia Rovere
„Das ist kein Showroom, sondern ein Wohnhaus. Hier kann nichts kapu gehen, unsere Kinder dürfen überall spielen und toben.“
Kleine Karoo
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Living on the rocks: Mitten im Nirgendwo der Kleinen KarooWüste haben Samantha und William Mellor (unten rechts mit ihrer Tochter Francesca und Labrador Lacoste) eine Hütte mit wenigen Wänden, aber viel Holz geschaffen: Bodenplanken, Veranda und Außenverkleidung ließ das Paar aus Rhino Wood, einer afrikanischen Holzart, anfertigen. Den Kamin im Wohnzimmer setzten sie aus Steinen der direkten Umgebung zusammen. Sie vermieten ihr Retreat auch unter c abin e duc ap.c om .
Ich ha e keine Farm … in Afrika. Aber immerhin ein Wochenendhaus. Wie ein frankophiles Paar die afrikanische Provence inmitten der Karoo-Wüste entdeckte.
Fotos: Warren Heath/Bureaux; Styling: Sven Alberding/Bureaux; Text: Jessica Ross/Bureaux
Tex t Jessica Ross St yling Sven Alb erding Fotos Warren Heath
Desert-Shower: Aus der ofenen Dusche (für den Wasserdruck des XXL-Duschkopfs sorgt eine extra Pumpe) blickt man morgens ungestört in die Natur – die (siehe rechte Seite) aus steinigen Hügeln, schrofen Wüstenbüschen und teilweise dicht gewachsenen Schwaden weißen Heidekrauts besteht.
Die Größe ihrer hölzernen Schlafhöhle links hinderte die Besitzer nicht daran, diverse Fundstücke aus aller Welt zu versammeln: ein antikes Bett samt Truhe am Fußende, ornithologische Zeichnungen überm Kopfende und an den Wänden alte Weltkarten – der Hausbesitzer ist leidenschaftlicher Pilot und plant am liebsten Flugrouten übers Westkap. Unten: die frei stehende Wanne, deren Korpus aus galvanisiertem Stahl Wind und Wetter standhält.
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V
Wanderung unternimmt, fühlt man sich in vielerlei Hinsicht wie in Südfrankreich. Zwei Orte, die so unterschiedlich zu sein scheinen und sich in Wahrheit so ähnlich sind!“ Die Hochzeit der Mellors fand vor Jahren in einem kleinen, von Lavendel eingebetteten or der untergehenden Sonne schwirren Insekten durchs rote Licht, Dorf im Luberon statt, weswegen sich das Paar bei der Gestaltung die Grillen zirpen, die Vögel zwitschern – und die Laute ver- seiner Cabine von der Landschaft der Provence inspirieren ließ. schwimmen zum sanften Klangteppich, der sich über das süd- Dazu die charakteristische Bushveld-Bauweise und eine zeitgemäafrikanische Buschland legt. Wenn Samantha und William Mellor ße Safari-Ästhetik, „was dann im Dreiklang überraschend gut harmit einem Gin Tonic in der Hand aus ihrer frei stehenden Bade- moniert“, findet der Hausherr. Diese Vorstellung in so einer kleinen, rustikalen Hütte zu verwanne in den Himmel blicken, ist das: Idylle! Für beide gehört dieses Ritual zum festen Bestandteil des Wochenendes in ih- wirklichen bedeutete einiges an Arbeit, weswegen das Paar den rer Cabine du Cap – ein rudimentäres Retreat, das versteckt im Bauunternehmer Stephen Butler bat, die Renovierung zu leiten. Buschland um die Kleine Karoo-Wüste in der südafrikanischen „Wir haben uns in Rhino Wood verliebt, ein Material, das sich ideal Provinz Westkap liegt, eingebettet zwischen schroffen Büschen, in die Umgebung einfügt.“ Also wurde das Holz innen und außen, einheimischen Pflanzen und einer sanft geschwungenen, von auf der Veranda und im Wohnbereich verbaut. Hinzu kam ein mit Menschen unbewohnten Landschaft – so weit das Auge reicht. Steinmauern eingefasster Kamin – „für Winternächte ein unverEine Szenerie, die gut und gerne auch aus einem Sydney Pollack- zichtbares Extra“, wie William Mellor anmerkt. Seine Frau kümFilm stammen könnte. merte sich um die passende Einrichtung: Sie hat eine Vorliebe „Wir haben schon immer davon für alte Koffer und Vogelmotive und arrangierte dazu die obligatorischen geträumt, eine Wanne im Freien zu Wi l l ia m Mel lor haben“, erzählt Samantha Mellor, die Schädel von Wildtieren samt ausden Standort des Modells aus galvagestopftem Springbockkopf über nisiertem Stahl mit Sorgfalt plante: dem Kamin (dessen Verwandte kann nah genug am Rand ihrer Terrasse, man übrigens draußen quicklebenum sich mitten in der Natur zu fühdig beim Klippenspringen beobachlen, weit genug außerhalb des Vorten). Die beiden sind nachgerade dachs, um bei Nacht in den überwälProfis darin, besondere Objekte auftigenden Sternenhimmel zu blicken. zustöbern – vieles finden sie über „Manchmal legen wir den Soundtrack Kleinanzeigen und auf Auktionen, von ‚Jenseits von Afrika‘ auf“, erzählt manches haben sie geerbt. Inspiriesie lachend. „Klingt vielleicht kitren lässt sich Samantha Mellor auch schig, aber wir lieben es.“ von Filmen („Ich liebe einfach die Als die beiden das Grundstück Farm aus ‚Jenseits von Afrika‘“), von französischen Märkten und von Einzum ersten Mal betraten, stellte die majestätische Umgebung den baufälrichtungszeitschriften, die sie zu ligen Hof, Boma genannt, komplett in den Schatten. „Die Boma Hause stapelt. Nichts jedoch hat sie so sehr beeinflusst wie die war vom Einsturz bedroht. Aber obwohl es das erste Grundstück Landschaft selbst: Die neutrale Farbpalette mit Erdtönen reflekwar, das wir uns anschauten, haben wir gleich erkannt, welches tiert die von halb trockenem Klima geprägte Karoo. Unzählige Bücher über die Pflanzen und Tiere der Region fülPotenzial darin steckt“, erklärt Samantha Mellor. Und so pendelten sie, ihr Mann, die dreijährige Tochter Francesca und der schokola- len nun die Regale des Wochenendhauses. „Es ist wirklich erstaundenbraune Labrador Lacoste fortan an den Wochenenden jeweils lich, wie viel wir über die Vögel und die Buschvegetation gelernt zwei bis drei Autostunden von Kapstadt hierher, anfangs noch haben, wir können mittlerweile sogar sämtliche Pflanzenarten über ungesicherte Schotterwege. Die Tage brachten sie damit zu, beim Namen nennen“, erklärt Samantha nicht ohne Stolz – und die Infrastruktur zu verbessern, und in den Nächten lauschten sie beweist's, indem sie begeistert auf einen in der Nähe stehenden Butterbaum zeigt. Ein für die Gegend typisches Dickblattgewächs, dem fremdartigen Singen und Brüllen der Wildtiere. „Das Wichtigste war die Verbindung zur Außenwelt“, erklärt das jetzt im Herbst seine Früchte abwerfen und seine nackten ÄsWilliam Mellor. Als Erstes installierte der Hausherr, Gründer einer te in den Himmel strecken wird. Im Laufe des Jahres wechselt Medienagentur, also Solarpaneele, um das WLAN in Gang zu be- auch der „Fynbos“ – die Vegetation der Karoo – seine Farben von kommen. „Man träumt davon, frei von allem zu sein – kein Han- Dotterblumengelb über Rostrot bis zum blassen Violett und Weiß dyempfang, gar nichts –, aber wenn man ein kleines Kind hat und des Heidekrauts in den kühleren Monaten. in der Gegend Skorpione leben, ist das einfach keine realistische Doch immer gleich, stets prachtvoll und imposant, bleibt der Vorstellung“, resümiert er. „Wenn wir wirklich abschalten wollen, Nachthimmel über der Cabine du Cap. „Die Sterne sind einfach knipsen wir einfach das WLAN aus. Ansonsten achten wir auf überwältigend! Es klingt wie ein Klischee, ich weiß“, gesteht unseren ökologischen Fußabdruck – wir benutzen Gas, Solarener- William mit einem Lächeln, „aber man begreift es, wenn man gie und Regenwasser: Wir sind vollkommen autark.“ Eine beson- es selbst gesehen hat: absolute Stille, der Mond als silberner dere Überraschung erlebte die Familie, als sie die Umgebung er- Scheinwerfer … Man muss nur dastehen, und alle Sorgen lösen kundete: „Es ist verblüffend! Wenn man von der Lodge aus eine sich im Nichts der Nacht auf.“
„Es klingt wie ein Klischee, aber: Hier lösen sich alle Sorgen einfach auf.“
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Kapitel xxxx
Samantha Mellor sammelt Küchenutensilien (ganz oben) aus Kupfer, die sich gemeinsam mit den Messingklinken am Fenster, den aschgrauen Leinenvorhängen des Unterschranks und einfachen Keramikvasen darauf „besonders gut ins erdige Farbspektrum der Cabine einfügen“. Über das Wohnzimmer wacht ein ausgestopfter Springbock – dessen Nachkommen die Familie glücklicherweise bei kurzen Wanderungen (li.) durch die Hügel hüpfen sehen kann.
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London
Das Holz
der Hugenotten Inter view Ulrich Clewing
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Por trät Toby Lewis Thomas
Fotos Michael Sinclair
Fotos: Michael Sinclair/Taverne Agency
Samantha Morton fiel hier die Decke auf den Kopf. Keira Knightley fühlte sich wie im Schaukasten. Nun beamte ein junges Architektenpaar das 300 Jahre alte Gebäude san , aber bestimmt ins 21. Jahrhundert.
Woher kommt das Licht? Sechs Monate haben die beiden Architekten Zoe Chan Eayrs und Merlin Eayrs in ihrem Haus in East London nur gewohnt und beobachtet, bevor sie sich an den Umbau machten. Linke Seite: Die Stühle aus den 60ern für das Esszimmer fanden sie bei einem Händler in London. Sie mussten nur neu bezogen werden, Stof: Pierre Frey.
Z Das Living im zweiten Stock oben beherrscht ein dänisches „Banana“-Sofa aus den 60er Jahren, der Teppich stammt aus Marokko. Die Eichenbohlen an den Wänden links erinnern an die Holzpaneele, die die Hugenotten einst aus ihrer französischen Heimat mitgebracht hatten.
wei Architekten, die als Paar zusammenarbeiten – kann das gut gehen? Bei Zoe Chan Eayrs und ihrem Mann Merlin sogar ganz hervorragend. Während sie dem Besucher Rede und Antwort steht, zieht er sich dezent zurück, um Maxi in Schach zu halten. Die Tochter der beiden ist gerade zwei geworden, und in dem Alter „wechseln die Stimmungen doch recht schnell“. Aber in den nächsten anderthalb Stunden hört man von der Kleinen keinen Mucks. Einen hübschen Garten haben Sie hier … Zoe Chan Eayrs: Der ist schön, nicht? Wir sind in Spitalfields ja mitten im Stadtzentrum, da hatten Merlin und ich Sehnsucht nach etwas Grün. Dieses Zimmer benutzen wir als unser Büro, darum sind wir für diese paar Pflanzen ganz dankbar. Was wissen Sie denn über die Geschichte des Hauses? Es stammt wie die anderen in der Gegend aus der Zeit um 1720 und wurde für Hugenotten erbaut, die wegen ihres Glaubens aus Frankreich vertrieben worden waren.
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Die Küche verlegten die beiden Architekten vom ersten Stock ins Erdgeschoss, wo sie nun frei im Raum steht und sich zum Garten öfnet. Die patinierten Leuchten fanden die Eigentümer in einem Londoner Antiques Shop, das Gemälde stammt von der jungen Künstlerin Faye Wei Wei.
Holz? Klasse! Auch in der Ankleide im Stockwerk unter dem Masterbedroom verkleideten Zoe und Merlin Eayrs die Wände mit zeitgenössisch groben Eichenbohlen. Dahinter lassen sich all die Schränke verbergen, die eine junge Familie benötigt. Der Sessel ist vintage, aus Skandinavien. Gemälde von Faye Wei Wei, London.
Zo e Chan Eayr s
„Holz an der Wand gab es hier schon immer, wir haben das Ganze nur ins Jetzt gedreht.“
Unter einem Dach: Einst standen hier Webstühle, jetzt ist dort der Masterbedroom. Auch in diesem Zimmer grifen Zoe und Merlin am Kopfende des Bettes das Motiv der französischen Wandpaneele auf. Kommode, Teppich, Stuhl und Leuchten: anonymes Vintage aus Londoner Antiques Shops.
Die meisten arbeiteten als Seidenweber, auch in unserem Dachgeschoss stand ein Webstuhl. Jetzt ist dort der Masterbedroom. East London war mal ziemlich ärmlich und heruntergekommen … Das stimmt. Heute ist es sehr angesagt, mit vielen netten Restaurants und Galerien. Aber dieses Haus hat eine wechselvolle Vergangenheit, es war auch schon einmal eine recht üble Kneipe. In was für einem Zustand befand es sich, bevor Sie es umbauten? Auf den ersten Blick schien alles okay zu sein, doch als wir die Decken und Böden aufmachten, merkten wir gleich, dass damit etwas nicht stimmte. Die ganze Struktur war verrottet, weil das Haus von Anfang an ziemlich windig gebaut war. Typische Investoren-Architektur gab es in London auch schon im 18. Jahrhundert: minimaler Einsatz für maximalen Profit. Was haben Sie dann gemacht? Wir haben alle Böden und Decken neu eingezogen und verstärkt. Wir wollten auf keinen Fall, dass uns so etwas passiert wie Samantha Morton … Samantha Morton? Die Schauspielerin. Sie ist in England sehr bekannt und war eine der Vorbesitzerinnen.
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Ihr fiel einmal tatsächlich ein Teil der Decke auf den Kopf, sie musste deswegen ein Jahr lang pausieren. Sie war übrigens nicht die einzige berühmte Eigentümerin dieses Hauses, gekauft haben wir es von der Schauspielerin Keira Knightley. Tatsächlich? Sie war allerdings nicht sehr häufig hier, weil sie ständig auf Reisen ist. Außerdem fühlte sie sich hier wohl wie auf dem Silbertablett. Das Haus steht an einer Ecke, das heißt, man kann nicht nur nach draußen sehen, sondern auch ganz gut hinein. Da hatte sie sicher die Sorge, es würden irgendwann zu viele Touristen kommen. Was haben Sie an der Architektur sonst noch verändert? Eigentlich haben wir nur ein bisschen aufgeräumt (lacht). Nein, im Ernst: Was wir an originaler Bausubstanz noch vorfanden, haben wir erhalten. Vor allem die Holzdielen und zwei Türrahmen, die uns besonders gefielen. Als Seidenweber waren die Hugenotten relativ wohlhabend. Und sie hatten Ansprüche an Architektur, das kann man noch heute an den Details sehen. Haben Sie auch den gesamten Grundriss neu geordnet?
Das haben wir. Vor Keira Knightley und Samantha Morton lebte hier lange eine Kunsthandwerkerin, die sich auf die Anlage künstlicher Grotten spezialisiert hatte, Diana Reynolds hieß sie. Sie hatte das ganze Erdgeschoss so gestaltet, dass sie dort nach einem Arbeitstag zur Ruhe kommen und sich umziehen konnte. Es gab also viele kleine Räume, Abstellzimmer, Ankleiden und so weiter, diese Wände nahmen wir heraus. Und dann haben wir die Küche vom ersten Stock nach unten verlegt. Wie viele Stockwerke hat das Haus überhaupt? Es ist tatsächlich etwas unübersichtlich, da haben Sie recht, weil es auch Zwischengeschosse gibt. Es sind auf jeden Fall mehr Etagen, als man von außen denkt – nämlich sechs mit dem Gewölbekeller, der jetzt so eine Art Home Cinema ist. Wie lange hat der Umbau gedauert? Lange! Wir haben uns Zeit genommen, wie eigentlich bei jedem unserer Projekte. Im Ganzen brauchten wir zwei Jahre, allerdings haben wir die ersten sechs Monate hier auch einfach nur gewohnt, um das Haus genau kennenzulernen. Wie sich die Räume im Alltag anfühlen, von wo das
Zo e Chan Eayr s
„Merlin wuchs auf einer Farm auf, da lernt man, wie man Dinge repariert.“
„Wir mögen es, wenn Räume und Funktionen ließend ineinander übergehen“, sagt Zoe Chan Eayrs. Und so kommt es, dass Badewanne und Waschbecken (li., beide von Heritage) ofen im Schlafzimmer stehen. Die Armaturen sind von Barber Wilsons. Im Kubus links beindet sich noch eine Dusche.
Licht kommt und wie es den Tag über durch das Haus wandert, das sind Dinge, die zu wissen Merlin und mir sehr wichtig sind, bevor wir an die Entwürfe gehen. Sie haben beide an der Architectural Association School of Architecture studiert. Wer von Ihnen kann was besser? Wir ergänzen uns ganz gut, denke ich. Ich mache eher die Konzepte, Merlin übernimmt die Bauausführung. Und er ist auch derjenige, der Dinge lieber erhält und wieder repariert. Vielleicht liegt das daran, dass er in der Nähe von Cambridge auf einer großen Farm aufwuchs. Da lernt man, Dinge zu reparieren. Und seit wann leben Sie in London? Ich bin hier geboren und fühle mich auch sehr als Londonerin. Aber meine Eltern kommen aus China. Meine Mutter arbeitet als Bankerin, mein Vater ist auch Architekt. Er hat mich als kleines Kind immer auf seine Baustellen mitgenommen, das hat mich stark geprägt. In welcher Hinsicht? Mein Vater hat früher alte Häuser gekauft und hergerichtet. Mir vermittelte das schon früh den Eindruck, dass man jede Ruine in etwas Schönes verwandeln kann. Mit dem vielen Holz an den Wänden wirkt es hier fast wie in einem Chalet. Den Eindruck haben wir nicht beabsichtigt. Die Häuser der Hugenotten hatten früher in vielen Zimmern Wandpaneele, wie man sie auch in Nordfrankreich häufig findet. Das haben wir aufgegriffen und ins Zeitgenössische gedreht. Wenn man sich bei Ihnen umschaut, sieht man auch viele Midcentury-Möbel. Das ist purer Zufall und hat sich einfach so ergeben. Merlin und ich kaufen nichts, weil es aus einer bestimmten Zeit stammt. Ich stelle mir bei der Arbeit manchmal vor, wir wären Maler, nur dass wir für unsere Komposition nicht Farbe und Leinwand benutzen, sondern Gegenstände, Architektur und Atmosphären. Und welches sind die Stücke, an denen Sie am meisten hängen? Wenn etwas schön gealtert ist und Patina hat, dann gefällt uns das schon sehr. Wie die Leuchten in der Küche, die eigentlich mal außen an einer Fassade hingen. Wir beide gehen oft in Antiquitätenläden. Ich mag auch die Tassen aus Jade hinter Ihnen sehr gern. Ich liebe diese Maserungen und Farbverläufe in den Steinen, die könnte ich mir stundenlang ansehen.
Klein und ohne viel Licht von außen war dieses Zimmer schon, bevor die Architekten dort ihren gemütlichen Readingroom einrichteten. Da sich solche Räume für dunkle Farben besonders eignen, wählten sie für die Wände Farrow & Balls „Inchyra Blue“. Peacock Chair aus den Seventies.
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AD Summaries
Austrian Alps (p. 148) A family builds a bespoke fishing lodge that stays true to local traditions.
The clients knew the area well, having spent many happy summers in this idyllic corner of Austria’s Limestone Alps. When they decided to build a place of their own ten years ago, the family were keen to recreate the simple comfort of the fishing lodge they had hitherto rented, a task they entrusted to interior designer Tino Zervudachi, a long-time collaborator, and architect Peter Helletzgruber. Situated at the base of a craggy mountain face, the resulting house is large yet understated, boasting a steeply pitched roof with dormer windows and overhanging eaves plus interiors that, in true Alpine tradition, are decked out in swathes of wood. Antique tile ovens, kelims, and Tyrolean painted furniture add to the timeless feel, though there are also modern appliances hidden behind rustic fronts as well as custom designs such as a deep, soft-cushioned sofa.
Saimaa (p. 154) Architect Tuomas Toivonen designs a summer house fit for the Finnish winter.
When Leena Karo and Seppo Toivonen set out to build a summer house, they naturally turned to their architect son for help. Working with his wife, the designer Nene Tsuboi, Tuomas Toivonen responded with a modest wooden structure that is a joy whatever the season. Raised up on stilts so that you feel like you're suspended in the forest, it boasts underfloor heating and a Rais stove for cozy warmth in winter, while large windows and white walls, floors, and ceilings ensure attention remains focused on the scenery outside. The white dining furniture (Bouroullec brothers table, Piero Lissoni chairs) further emphasizes the living area's monochrome look, which is interrupted only by woodframed Artek sofas from the 1970s.
London (p. 162) Now a museum, Dennis Severs’ House is a still-life drama in three dimensions.
In Spitalfields in London’s East End is a terraced house in which visitors can travel through time. “As you go from one room to the next, you move forwards 20 or 30 years,” explains David Milne, curator of this unique attraction. It was the life’s work of Dennis Severs, who, after buying
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the five-story property in 1978, gradually the sleek chimney and sculptural extractor transformed it into the imagined home of a hood, as well as in the staircase leading up (largely) fictitious family of Huguenot silk to the mezzanine. A DePadova armchair by weavers, telling their story via rooms that Vico Magistretti takes pride of place on the reflect different moods and times. Al- latter, but elsewhere the furniture is almost though he continued to live there until his all Cassina – the Milan showroom happens death, the American-born artist opened his to be next door to the couple's apartment. house to the public, devising a tour that starts in the basement with Spitalfields' Klein Karoo (p. 188) medieval origins and progresses up A Francophile couple brings a touch of through the ages, taking in the Enlight- Provence to the Western Cape. enment, the Regency period, and romanti- As a calming ritual, not much beats enjoycism before finally reaching the Victorian ing an al fresco soak while the sun goes era, in which the once wealthy weavers, down over pristine bushland. For William impoverished by industrialization, have and Samantha Mellor, the outdoor bath been reduced to lodging in a humble attic. encapsulates the spirit of their off-grid retreat in South Africa's Klein Karoo. When Kerala (p. 172) they bought the place, the existing cabin was falling apart, but it has since been A striking photo series captures the vivid colors of southern Indian churches. overhauled with the aid of local builder When India gained independence in 1947, it Stephen Butler, gaining decking, ceilings, proved a turning point for its architecture walls, and floors of Rhino Wood, a matetoo, with the planned city of Chandigarh, rial that blends beautifully with the surdesigned by Le Corbusier at Nehru's behest, roundings, plus a stone fireplace that adds breaking dramatically with colonial tradi- warmth on winter nights. For the decors, tions. Between the 1960s and 1980s, church the pair drew on their love of Provence as builders in Kerala took their cue from such well as on contemporary safari style and modernist influences, ditching historical the bushveld vernacular, though the colstyles and swapping wood and stone for ors take their cue from the countryside, reinforced concrete, which allowed for ex- with neutral, earthy tones echoing the pressive designs that often echoed Chris- semi-arid landscape. tian symbols. In the photographs of Stefanie Zoche, these brightly colored structures London (p. 194) appear deceptively new. Due to the impact Two British architects gracefully propel a of heavy monsoon rains, Zoche explains, Huguenot home into the here and now. the original hues are generally restored As with all their projects to date, husbandevery five years or so. Now, though, many and-wife team Zoe Chan Eayrs and Merlin are being repainted white instead, says Eayrs took their time over the conversion Zoche, a change none of the local bishops of their Spitalfields townhouse, spending the first six months just getting to know were willing to explain. the place and seeing how the light moved throughout the day. Built around 1720 for Chamonix (p. 180) Huguenot silk weavers, it initially seemed A Milanese client and her architect in reasonable condition, but closer inspeccreate the most Italian of French chalets. “We wanted something elegant and modern tion revealed much of the internal strucyet still reminiscent of a traditional chalet,” ture to be rotten. After replacing and reinsays Silvia Rovere of her Chamonix retreat. forcing all the floors and ceilings, the duo To help realize that dream, she and her hus- took out partitions and moved the kitchen band teamed up with Annalisa Mauri, who downstairs so that it now backs onto the built them a spacious three-story retreat. garden. In an original take on the wooden Despite being completed in a few months, paneling once prevalent in such homes, the prefab house looks as though it’s stood they also lined the walls with cabinets and there for centuries, thanks largely to the use dados of sawn oak, a contemporary backof old wood. Where the outside combines drop against which sixties and sevensmoked larch and stone, the interiors fea- ties furnishings such as a Danish “Banana” ture oak and chestnut interspersed with sofa are arranged alongside pleasingly patCorten steel, which the architect used for inated antiques. B y Iain Reynolds
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