Kirche und Welt 01/2014

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Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Die Jahreslosung im grösseren Zusammenhang

Ein «Rindvieh» kommt zur Einsicht Seite 6/7

Sichtbare Schritte auf Gott zu

Im neuen Zentrum des Christentums

Einladend, klar und ohne Druck

Ein Rückblick auf das LiFe-Seminar in Tann Seite 5

Connexio Begegnungsreise vom November 2013 Seite 14/15

Der Glaubenskurs in Aarau Seite 22

The United Methodist Church


Inhaltsverzeichnis Editorial 3 Ein Rückblick auf das LiFe-Seminar in Tann

Sichtbare Schritte auf Gott zu Die Jahreslosung im grösseren Zusammenhang

Ein «Rindvieh» kommt zur Einsicht Zur grafischen Gestaltung der Jahreslosung

Wem Gott nahe ist

Innere Bilder und Liedtexte helfen Rahel Arn

Glück – trotz Schmerzen

Von Roman Burri lernen, was Glück bedeutet

«Er lebt intensiv im Hier und Jetzt» Zur Jährlichen Konferenz nach Frauenfeld

Im Osten: das Neue

Wie Gottes Gnade sich wirksam erweist

Gott nahe zu sein, ist mein Glück. (Psalm 73,28) Die Arbeit der EMK unter den Roma in Mitteleuropa und dem Balkan

Die Kirchen erweisen sich als verlässliche Partner

Connexio Begegnungsreise in den Kongo, 3.–16. November 2013

Eindrücke vom neuen Zentrum des Christentums

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Eine Stellungnahme des Ausschusses für Kirche & Gesellschaft

Nein zur Volksinitiative gegen Masseneinwanderung 16 Wechsel im Gemeindegründungsprojekt in Bern

Weiter arbeiten auf freiwilliger Basis Als Team gemeinsam lieben, lernen, leiten

Eine Kultur der Verwandlung fördern Das erste Modul des Glaubenskurses in Aarau

Einladend, klar und ohne Druck

Teilhaben an der Mission Gottes

Ist die Zeit der Mission vorbei?

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Gott wolle «unser Heil und wahres Glück», heisst es im Katechismus von Theophil Spörri zur 34. Frage. Vom «Heil» habe ich öfters in der Kirche reden hören. Vom «Glück» weniger. Die Jahreslosung für 2014 bringt Gott nahe mit dem Glück zusammen. Der ganze Psalm 73 tut das durchaus in kritischer Distanz zu gängigen Glücksvorstellungen.   Weil Gottes Nähe glücklich macht, darum wurden zum Beispiel in Aarau und in Tann Menschen zu einer Entdeckungsreise ins Land das Glaubens eingeladen. Sie lesen in den Berichten, wie Teilnehmende das erlebt haben.   Gottes Nähe verändert und macht Veränderung möglich. Wie eine Verwandlung von einer Raupe in einen Schmetterling beschreiben Teilnehmende eines «TeamInkubators» aus Thun diesen Prozess. Was überhaupt ein «Team-Inkubator» ist? Auch das lesen Sie in dieser Ausgabe.   Wie aber können wir vom «Heil» und «Glück», das Gott uns geben will, reden? Stefan Moll macht sich in dieser und den folgenden Ausgaben dazu seine Gedanken. Und Üllas Tankler wird in diesem Jahr auf der Rückseite Gedankenanstösse dazu geben, wie Mission heute geschieht.   Ich wünsche Ihnen ein durch Gottes Nahesein beglückendes und gesegnetes Jahr 2014.

Sigmar Friedrich Redaktor

«Soterio ...» – was? Von Stefan Moll

Es wird ernst mit der Arbeit an der Soteriologie. Das Wort meint die «Lehre der Errettung». Finden wir eine Sprache, durch die wir heute verstehen, was Rettung und Erlösung durch Jesus Christus meint? Wenn nicht, dann haben wir ein Problem.   Immer wieder bekomme ich darum zu hören: «Es ist gut, wenn ihr eine Sprache findet, die Menschen verstehen». Eine verständliche Sprache – ohne das Soterio-Dings-Fremdwort.   So gibt es sie aber nicht, die richtigen Wörter. Denn Lehr-Formeln, die an sich richtig sind, werden rasch zu Leer-Formeln. Weil der Inhalt in unserem Leben kaum etwas auslöst. Auch die Sache selbst muss neu übersetzt werden.   Paulus hat das zu seiner Zeit gemacht. Er hat die Botschaft Jesu vom Reich Gottes für die griechische Welt neu verstanden. Wir sind gefordert, die alte Botschaft von der Erlösung für unsere Zeit auszulegen. Das bedeutet aber auch, dass wir das Bisherige preisgeben müssen. «Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will», sagt Gott zu Abraham. Ich bin gespannt, wohin uns die Reise führt.

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IHRE MEINUNG

Agenda 17.–19. JANUAR, FR.–SO. Bauernwochenende Hotel Artos, Interlaken Infos / Anmeldung: Walter Gfeller, 062 751 16 33, Natel: 079 369 01 35 18. JANUAR, SAMSTAG Im Vertrauen loslassen ... Mitarbeitertagung Nordwestschweiz 10.00–16.00 Uhr, EMK Basel Allschwilerplatz Infos / Anmeldung: Sonja Bitterli, 062 296 55 04, dlf.nordwestschweiz@emk-schweiz.ch 18. JANUAR, SAMSTAG Mission als Lebensstil Mitarbeitertagung Nordwestschweiz 9.30–16.00 Uhr, EMK St. Gallen Infos / Anmeldung: Manuel Both, manuel.both@emk-schweiz.ch 18. JANUAR, SAMSTAG Mission als Lebensstil Mitarbeitertagung Berner Distrikt 9.30–16.00 Uhr, EMK Lyss Infos / Anmeldung: Käthi Hiltbrand, 033 783 16 28, k.hiltbrand@bluewin.ch 25. JANUAR, SAMSTAG Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Neues Testament 9.00–12.30 Uhr, EMK Zürich 4 Infos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch 25. JANUAR, SAMSTAG Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Lernpsychologie 14.00–16.00 Uhr, EMK Zürich 4 Infos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch 31. JANUAR–2. FEBRUAR, FR.– SO. Persönlichkeitsseminar «Während Du schläfst …» vom Ende der Machbarkeit. mit Barbara und Heinz Käser Kosten pro Person: ab CHF 434.00 Infos / Anmeldung: Hotel Artos Interlaken, w ww.artos.ch

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Zu Kirche und Welt 12.2013, S.10

Jesus definieren? Wir basteln und backen unseren eigenen Jesus? Zum Beginn der Adventszeit möchte Urs Bangerter «Jesus im Lichte unseres Weltbildes unter Berücksichtigung historischer Erkenntnisse und biblischer Aussagen neu ‹definieren›». Das stellt die Dinge komplett auf den Kopf: Jesus bezeichnet Gott sowohl als seinen Vater als auch als Schöpfer der Welt, also auch unseres Gehirns. Es ist daher unlogisch, dass unser Weltbild, ein Produkt unseres Verstandes, den Sohn des Schöpfers adäquat definieren kann, was das Alte Testament mit dem Ton-Töpfer-Vergleich schon lange wusste. Unser Weltbild ist löchriger als jeder Schweizer Käse – realitätsnah ist nur der Jesus, der unser Weltbild immer wieder durchbrechen und neu definieren darf. Jesus, der unvorhersagbare Wundertäter – warum sonst hätten sich die Schriftgelehrten damals so geärgert? Er passte nicht in ihr Weltbild und tut es heute auch nicht, zu unserem Glück! Markus Walther, Zürich

Zu Kirche und Welt 12.2013, S.14-15

Falsches Glücksversprechen Das Thema «Glück» ist seit einigen Jahren sehr medienpräsent. Doch nicht nur das. Die positive Psychologie hat intensiv zum Thema Glück und Zufriedenheit geforscht und entsprechende Konzepte entwickelt. Es ist daher bedauerlich, dass zur Frage «Wie können wir glücklich werden» sowohl im Artikel als auch auf den angegebenen Websites nichts Substanzielles zu lesen ist. Statt dessen beschränkt sich Herr Forrer darauf zu behaupten, mit Gott werde man glücklich, wenn man sich wirklich auf ihn einlasse, dass Gott an unserem Glück liege und dass er für jene da sei, die merken, dass sie ihn brauchen. Leider gibt die Bibel für diese mutigen Thesen kaum Anhaltspunkte. Ich lese nirgendwo, dass Gott unser Glück will. Auch der Tod Jesu wird an keiner Stelle damit begründet, die Menschen glücklich zu machen. ...   Die angegebene Website bezeichnet dann neben den «menschlichen» Wegen des Glücks die persönliche Gottesbeziehung als Gottes Weg zum Glück. ... Dieses Versprechen ist empirisch widerlegt. Die Glücksforschung weiss, dass etwa folgende Aspekte statistisch die Lebenszufriedenheit ... erhöhen: • Ein Einkommen, das die Lebenskosten und Kosten für eine einigermassen freie Lebensführung zulässt ... • L eben in einem sicheren und freien Land • Die Möglichkeit, Dinge selbst zu entscheiden und das Leben selbst zu gestalten • Positive Einstellung zu den Dingen • Sichere Bindungen • Gesund sein • Wer an eine Religion glaubt ist leicht zufriedener als der Durchschnitt. Es spielt dabei aber keine Rolle, um welche Religion es sich handelt. Ich persönlich halte es mit Salomo und Preise die Freude; denn es gibt für den Menschen kein Glück, es sei denn er isst und trinkt und freut sich. Lukas Forster, Basel


UMSCHAU

Weggemeinschaft: intensiv setzten sich die Teilnehmenden in Tann mit Themen des Glaubens auseinander. (Symbolbild)

Ein Rückblick auf das LiFe-Seminar in Tann

Sichtbare Schritte auf Gott zu Von Stefan Zürcher

Am 2. Dezember ging unsere Kurzreise ins Land des Glaubens zu Ende. Fünf Etappen lang waren wir miteinander unterwegs. Dabei haben wir etwas von der Schönheit dieses Landes entdeckt.

Vom Glücklichwerden haben wir gesprochen. Vom Leid in der Welt. Über den Sinn des Lebens haben wir nachgedacht und darüber, was das alles mit Gott zu tun hat. Auf der vierten Etappe hörten wir durch Jesu Geschichte vom liebenden Vater und seinem jüngeren Sohn die persönliche Einladung, doch auch nach Hause zum Vater zurückzukehren. Ums Christwerden und -bleiben ging es auf der Schlussetappe.

jetzt klar ist, dass es wieder eines in der Gruppe haben mir dabei gegibt, haben wir Zeit zum Beten, zum holfen. Vertiefen unserer Beziehungen und • Meine drei Freundinnen, die ich einfür Gespräche. geladen habe, haben alle abgesagt. Aber ich musste nicht enttäuscht sein. Stimmen von Personen, die jemanden Ich war durch das Gebet auch Teil an das Seminar begleiteten oder da- von LiFe. für beteten: • Das Gespräch im Plenum erlebte ich als eher harzig. Ich war nicht sicher, Das LiFe-Seminar hat uns berei- zu welchem Zeitpunkt ich als Begleitperson etwas sagen sollte. Gibt es gechert … • Etwa 25 Personen unserer Gemeinde eignetere Formen? haben sich beteiligt. LiFe hat uns zusammenwachsen lassen. Besonders Hier haben wir dazugelernt … die Gebetsabende im Voraus haben • Das Gebet der Gebetsgruppe würde noch lebendiger, wenn sie jeweils akKit und Fundament gegeben. • Die persönlichen Erlebnisberichte tuelle Infos erhält, etwa wer anwewaren eindrücklich und lockerten auf. send ist und wer nicht. • Es war eindrücklich zu erleben, wie • Beim zweiten Mal können gewisse sich die Teilnehmenden zum Teil in- organisatorische und konzeptionelle tensiv mit den Themen auseinander- Unklarheiten und Missverständnisse setzen. Manche haben sichtbar Schritte vermieden werden. auf Gott zu getan. • Das Mittragen als Gebetsgruppe war schön. Ich hatte das Gefühl, auch ganz dabei zu sein.

Fortsetzung folgt Für alle, die am Glauben Lust bekommen haben, bieten wir ab Januar eine Fortsetzung der Reise ins Land des Glaubens in Form eines Glaubensgrundkurses an. Die persönlichen Be- Das LiFe-Seminar hat uns herausgefordert … ziehungen gehen sowieso weiter.   LiFe ist ein längerfristiges Projekt. • Bekannte einzuladen brauchte Mut. Im nächsten November werden wir Aber die Verpflichtung mit der Karte das Seminar wiederholen. Weil schon und die gegenseitige Unterstützung

LIFE-SEMINAR

Infos zum Seminar finden sich auch unter: www.life-evangelisation.ch www.life-seminar.ch

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THEMA

Erkenntnisweg: Schritt um Schritt kommt der Beter zur Einsicht – und findet sein Glück.

Die Jahreslosung im grösseren Zusammenhang

Ein «Rindvieh» kommt zur Einsicht Von Marco Jaeschke

Treffend nannte Nelly Sachs den Psalter eine «Nachtherberge für

Kein Glück, keine Gelassenheit

Wegwunde». Die Psalmen sind Behausungen für Menschen, die im Laufe ihres Lebens so manche Schramme, Verwundung und Narbe davon getragen haben. Menschen, die gezeichnet sind und für die auch im Glauben nicht immer alles glatt aufgeht. In besonderer Weise trifft das für Psalm 73 zu, dessen Schlusssatz ein ökumenischer Arbeitskreis als Jahreslosung für 2014 gewählt hat.

Der Psalm hat grosse Bedeutung Die Jahreslosung geht uns in ihrer Tiefe und Strahlkraft auf, wenn wir sie im Kontext des ganzen Psalms lesen und dabei auch den Ort in der Psalmensammlung insgesamt mit in den Blick nehmen. Nicht von ungefähr steht Psalm 73 ganz am Anfang des die Mitte des gesamten Psalters bildenden dritten Buchs (Ps 73-89) der Psalmen! Die Komposition macht die herausragende Bedeutung dieses Psalms deutlich.

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Alles umsonst «Dass Gutes tun dem Guten gut tut» (E. Zenger), war Konsens in der biblischen Weisheit. Dieser Grundkonsens ist zerbrochen. Heftig regt sich der Beter über die himmelschreiende Ungerechtigkeit auf, dass üble Typen für ihre bösen Taten auch noch belohnt werden, während die, die Gutes wollen und es auch tun, noch dafür bestraft zu werden scheinen. Es scheint ihm umsonst, sich für das Gute auf Erden einzusetzen: «Es brachte ihm weder Glück noch Reichtum noch Gesundheit noch Gelassenheit, im Gegenteil: Ihm geht es schlecht.» Höchst aktuell Modern mutet diese Klage an: «Was bringt mir das denn alles? Was habe ich davon?» Ein Blick in unsere Gemeinden ergibt nicht selten so ein Bild, wenn wir manche schwere Erkrankung unter uns erleben, scheiternde Beziehungen beklagen, unter Arbeitslosigkeit leiden oder andere Schicksalsschläge uns ereilen. «Wo ist

denn nun dein Gott? Warum engagierst du dich denn immer noch in der Gemeinde, was hast du denn davon?» In neuem Licht Mit dem Psalm gehen wir einen entscheidenden Schritt weiter, und er leitet uns endlich zur Jahreslosung. «... bis ich eintrat in Gottes Heiligtum». Das ist der Durchbruch, denn dort wird unter der Hand aus dem Reflektieren und Räsonieren über Gott und die Welt ein Reden mit Gott, dem notwendigen Gegenüber des Ich im Du (M. Buber). Im Lichte dieses Du erkennt der Beter sich selbst als «Rindvieh ohne Erkenntnis» (v.22), denn dieses vordergründige Glück derer ohne Gott hat einmal ein Ende. Auf lange Sicht setzt sich Gott durch.   Und dieses Licht überstrahlt endlich alle Schatten: «Nahen Gottes ist für mich gut; ich habe bei Adonai JHWH meine Zuflucht genommen (Nachtherberge!), so dass ich all deine Werke erzählen kann» (gute NachtGeschichten).

Gott setzt sich durch


THEMA

Zur grafischen Gestaltung der Jahreslosung

Wem Gott nahe ist Trotzig bleiben Was hier zunächst geschieht, ist nicht eine Änderung der Verhältnisse, sondern ein Blickwechsel. Nun sehen wir die Dinge von Gottes Warte und werden gelassener.   Glauben hat immer auch mit Ringen zu tun. Gott nicht sehen zu können, heisst dann auch, nicht immer den Sinn oder Ertrag des Glaubenslebens zu erkennen und dabei trotzig und «dennoch» (V. 23) an seiner Hand zu bleiben und darin einander Mut zu machen. Nahe am Leben Mit diesem Psalm lernen wir, danach zu fragen und es immer mehr zu sehen, was denn langfristig zählt, anstatt neuzeitlich nach dem Moment und dem «Genuss sofort!» zu suchen. Wer mit dem Gott der Bibel unterwegs ist, der wird mit dem Schlusssatz des 3. Psalmenbuchs endlich durchdringen zum ungetrübten Gotteslob: «Gepriesen sei der Herr in Ewigkeit. Amen, ja amen.» (Ps 89,53)   Mit all dem im Hinterkopf gewinnt die Jahreslosung an Tiefe und wird, anders als eine fromme Illusion, dem gelebten Leben in seiner Realität so erst gerecht.

Von Felix Wilhelm-Bantel und Sigmar Friedrich

Wie schon im vergangenen Jahr hat auch für 2014 Anita Burkhalter die Jahreslosung in einer grafischen Umsetzung interpretiert. Einige Beobachtungen.

Eine grosse, schwungvoll gestaltete Figur steht leicht rechts der Mitte des Bildes. Ihre freudig erhobenen Arme berühren einen Regenbogen, über dem sich der Himmel spannt. Die Farben des Regenbogens kommen auch in der grossen Gestalt wieder vor.   Wer ist diese Gestalt? Vielleicht stellt sie den glücklichen Menschen dar, der hier im Psalmvers spricht. Oder ist es ein Engel, der frohmachende Boschaft bringt? Oder der auferstandene Christus? Wie auch immer: diese Gestalt ist erfüllt vom unverbrüchlichen Bund Gottes mit den Menschen und der ganzen Schöpfung. Mit ihrem Jubel steht sie dafür ein.   Auf alten religiösen Bildern ist der Himmel meist nicht blau, wie es unserer Wahrnehmung entspricht, sondern mit Gold ausgelegt. Gold ist die Farbe für die göttliche Sphäre. Auf

dem Bild von Anita Burkhalter findet sich die goldgelbe Farbe unterhalb des Regenbogens. Der Himmel ist in einem luftigen, durchsichtigen Blau gehalten. Es scheint, dass wir uns den Himmel leer denken sollen. Gott ist nicht im Himmel. Er ist den Menschen nahe.   Im Linken unteren Bildteil sind zwölf dunklere Gestalten zu erkennen. Der goldgelbe Hintergrund leuchtet noch ein wenig durch sie hindurch. Unbewegt und unbeweglich stehen sie da. Es scheint, als ob sie die Nähe Gottes nicht wahrnehmen würden, die sie umgibt. Sie stehen da wie Figuren auf einem Spielbrett: Obwohl es viele sind, steht jede für sich allein da. Sollen diese Figuren an die Menschen erinnern, die Gottes Nähe nicht suchen? Diese Menschen mögen zwar leben, ohne sich Gott gegenüber verantwortlich zu fühlen. Ohne Gott leben sie dennoch nicht. Auch sie leben im Lebensraum, den Gott schafft und ausfüllt. Als Methodisten sehen wir diese Menschen darum im Licht des Optimismus der (vorlaufenden) Gnade Gottes.

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THEMA

Rahel Arn: «Um Glück zu erleben, genügen eine Liedzeile, ein inneres Bild, eine Blume, ...»

Innere Bilder und Liedtexte helfen Rahel Arn

Glück – trotz Schmerzen Von Rahel Arn

Ich lag im Spital. Schmerzen überfluteten mich. Ich konnte mich nicht ent-

Ist das Glück? Ja, für mich war es, trotz der Schmerzen, Glück – das Glück geborgen zu sein, loslassen zu können – weil Gott nahe ist, weil Gott da ist.

spannen. Enge und Angst liessen meinen Atem flach und hektisch werden. Kurz war mein Gebet: «Jesus!» Nur das.

Darauf vernahm ich seine Stimme in meinem Herzen: «Bin ich nicht gewandert mit den Jüngern und auch mit dir, über Höhen und Tiefen, jahrelang? Komm, geh mit mir!» Voller Schwäche seufzte ich: «Jesus, ich mag nicht weiter, nicht wandern, nicht gehen.» Da spürte ich Jesu Hand, die sich nach mir ausstreckte: «Komm in mein Boot! Sei bei mir, wie ich bei dir bin. Meine Nähe trägt.»

Komm in mein Boot

Geborgen sein Nie war ich selbst am See Genezareth gewesen. Doch das Bild, das mir geschenkt wurde, erlöste mich aus der Angst. Das Boot auf dem See, die Weite der Wasserfläche, die Geborgenheit bei Jesus, all dies beruhigte mich.

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Ohne Halt und Boden fallen Ohne Gott Manchmal überlege ich, wie mein Leben aussähe, wenn Gott nicht da wäre, wenn er nicht alles, «die ganze Welt», in seiner Hand halten würde. Bei diesem Gedanken öffnet sich mir eine Leere, eine Angst allein in Raum und Zeit zu stehen, zu fallen ohne Halt und ohne Boden unter den Füs­ sen. Gott nahe zu sein ist Geborgenheit, ist Glück. Sich ausrichten Will eine unerfreuliche Diagnose meine Sinne in Beschlag nehmen, stelle ich die Gedanken auf Liedtexte ein, die mich erfreuen. Bei diesem «Manöver», weg von negativen Inhalten, hin zum Vertrauen, bin ich konsequent und streng mit mir selbst. Oft sind es Fragmente wie: «Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach? ... Man halte

nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt.» (Gesangbuch 367) Sorgen kommen besonders gerne in der Nacht. Wie viel hundert Mal sagte ich mir schon die Zeile vor: «Gott hält die Wach an unsrer Tür und lässt uns sicher ruhn.» Sollte es mir aber nicht gelingen, mich vertrauensvoll Gottes Schutz zu überlassen, bitte ich diese Worte aus derselben Strophe: «Du, du musst alles tun!» (Gesangbuch 73)   Um Glück zu erleben, genügen eine Liedzeile, ein inneres Bild, eine Blume, ein Gedanke, vor allem aber das Erleben, dass Gott nahe ist. Wem das, was ist, nicht genügt, wird kaum vergnügt und glücklich sein.

ZUR PERSON Rahel Arn (1943) ist pensionierte Pfarrerin, verheiratet mit Walter, vier erwachsene Söhne. Ihre gesundheitlichen Einschränkungen waren nicht zuletzt die Notwendigkeit und der Ansporn immer wieder Neues zu wagen.


THEMA

Daniel Burri (r.): «Romans Freude ist ansteckend.»

Von Roman Burri lernen, was Glück bedeutet

«Er lebt intensiv im Hier und Jetzt» Von Daniel Burri

«Ich nöd hinderet, ich foderet!» sagte unser Sohn Roman einmal spontan zum Thema «Behinderung». Das also ist das Selbstverständnis eines Menschen mit Trisomie 21: Er sieht sein zusätzliches Chromosom nicht wie wir aus unserem leistungsorientierten Blickwinkel als Ursache einer Reihe von Defiziten, sondern als ein Plus.

Dass seine Rechenkünste auf dem Niveau der ersten Klasse geblieben sind, stört ihn nicht – sein Leben funktioniert ja gut ohne Mathematik. Dass er seine Wanderschuhe nicht selber binden kann, was soll es? – Um ihn herum sind ja immer liebe Leute, die ihm behilflich sind. Reich beschenkt Auf Romans Lebensweg sind immer wieder Türen aufgegangen: Seit dem Kindergarten konnte er seine ganze Schulzeit integriert in Regelklassen mit heilpädagogischer Begleitung besuchen. Im Sommer durfte er eine Lehrstelle im ersten Arbeitsmarkt antreten. Dass in Romans Karriere immer wieder die richtigen Vorausset-

zungen und die richtigen Personen da waren, um ihm diesen Weg erfolgreich zu ermöglichen, sehen wir als ein riesiges Geschenk von Gott an. Wir sind aber auch überzeugt, dass Roman selber ganz viel für seinen eigenen Erfolg tut, ohne sich dessen bewusst zu sein. Er geht vorurteilslos auf Menschen zu. Er begegnet ihnen höflich und fröhlich, seine Freude ist ansteckend. So hat er viele Menschen für sich gewinnen können.

Seine Freude ist ansteckend Unbelastet glücklich Roman lebt intensiv im Hier und Jetzt. Manchmal beneide ich Roman um seine Welt: Er muss nicht unter der Last von (zu) viel Verantwortung leiden, weder interessieren noch belasten ihn all die Ereignisse, die man in den Nachrichten zu hören bekommt. Er denkt nicht an die Höhe seines Alterssparguthabens. Aber er freut sich wie ein Kind auf seinen nächsten Geburtstag oder die nächsten Ferien. Roman ist glücklich, wenn er mit lieben Menschen zusammen etwas unternehmen kann und die

Harmonie stimmt. Wenn wir jedoch gestresst oder besorgt sind, reagiert er sensibel und setzt alles dafür ein, uns zu beruhigen.

Auf das schauen, was wir haben Was Glück ausmacht Von Roman können wir lernen, was Glück bedeutet: Den Blick weg von den Defiziten auf das richten, was wir haben; uns nicht belasten mit Bürden, die wir getrost Gott überlassen können; ganz in der Gegenwart leben und das genussvolle Zusammensein mit Menschen als höchstes Gut sehen. Leben im kindlichen Vertrauen, dass ich nie allein gelassen werde.

ZUR PERSON Daniel und Ursula Burri sind in der EMK Zürich Nord vielfältig engagiert. Zwei Söhne: Michael (22) und Roman (18).

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Zum Motto der Jährlichen Konferenz

Zur Jährlichen Konferenz nach Frauenfeld

«Orientierung»

Im Osten: das Neue

Im Osten geht die Sonne auf ... Das klingt nach einer Selbstverständlichkeit, aber für die Menschen früherer Zeiten war der Osten mehr als eine Himmelsrichtung – er war eine Ver­ heissung. «Ex oriente lux» («aus dem Osten das Licht»), sagte man und meinte damit das Licht des Glaubens, das aus dem «Osten», aus Jerusalem aufstrahlte.   Vom «Orient», (von lat. Oriens: «Osten», von sol oriens: «aufgehende Sonne») ging den Menschen mit dem Licht der aufgehenden Sonne auch das Licht des Glaubens auf. Deshalb wurden Kirchen «geostet», also mit dem Altarraum hin zur aufgehenden Sonne gebaut. Deshalb wurde auch «ad orientem», nach Osten, gebetet.   Wenn wir heute von «Orientierung» sprechen, dann erinnern wir eigentlich daran, dass man sich an der aufgehenden Sonne ausrichtete. Gott orientiert sich hin zu seinen Menschen. Für sie sollen, solange die Erde besteht, Saat und Ernte, Sommer und Winter nicht aufhören. Er schenkt immer wieder einen neuen Sonnenaufgang. Staunend und dankbar können wir uns an Jesus Christus «orientieren». In seiner Auferstehung leuchtet uns schon Gottes kommender Tag. Stephan Koch

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Von Markus Da Rugna

«O Thurgau!» So beginnt das Thurgauerlied. Ich habe es schon als

«O Thurgau, du Heimat, wie bist du so schön, wie bist du so schön!» singen. So geht nämlich die erste Zeile weiter.

Kind fasziniert und staunend gesungen. Das «O Thurgau» könnte aber auch ein Seufzen ausdrücken. Welche Gefühle kommen Ihnen beim Thurgau auf?

«Der ländliche Nordosten ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Schweiz», heisst es in einem Reiseführer zur Schweiz. Und weiter, dass dieser Teil der Schweiz «ausgesprochen unwichtig dafür ist, wie das Land sich selber sieht.» Genauer hinschauen «Im Osten geht die Sonne auf» lautet das Motto der Jährlichen Konferenz 2014 in Frauenfeld. Dass die Sonne dort aufgeht, wissen wir. Wie auch, dass im Thurgau nicht die grossen touristischen oder wirtschaftlichen Höhepunkte der Schweiz anzutreffen sind. Und doch lohnt es sich, der Sonne im Osten entgegen zu blicken, da genauer hin zu schauen. Auf den «zweiten Blick» lässt sich entdecken, wie attraktiv diese Region ist. So versteht jemand plötzlich, warum die

Staunend glauben Mit «O Thurgau» ist also doch das Staunen gemeint. Und damit beginnt ja der Glaube erst. «Der christliche Glaube tritt staunend ins Dasein.» (Eberhard Jüngel). Da haben die EMK und der Thurgau doch viel gemeinsam und passen wunderbar zueinander!   In diesem Sinne laden die fünf – Sie ahnen es – kleinen EMK-Gemeinden im Osten der Schweiz vom 19.–22. Juni nach Frauenfeld in «Mostindien» ein. Entdecken Sie die Geheimnisse, schauen Sie genau hin, staunen Sie und glauben Sie. Zumindest, dass die Schweiz hinter Winterthur nicht aufhört.

KONFERENZSONNTAG 22. Juni, Frauenfeld 10.00 Uhr Ordinationsgottesdienst, Kinderprogramm 14.00 Uhr Programm für alle Generationen


BISCHOFSBÜRO

Patrick Streiff: «In schwierigen Zeiten hat Gott mich durchgetragen.»

Wie Gottes Gnade sich wirksam erweist

Gott nahe zu sein, ist mein Glück. (Psalm 73,28) Von Bischof Patrick Streiff

Was für ein Psalm! Haben Sie ihn schon einmal ganz gelesen? Das ist die Lebensweisheit eines Beters, der an Gott fast irre geworden wäre. Den Hochmütigen geht es in dieser Welt viel besser als denen,

ist dieses Bekenntnis gewachsen. Und es führt den Beter am Ende des Psalms dazu, dass er erzählen will, was Gott getan hat. Ein solches Lebenszeugnis ist glaubwürdig. Es ist ermutigend für alle, die durch schwierige Anfechtungen gehen. Es ist Erfahrung der Gnade Gottes.

genen Lebensweisheit am Ende sind. Ich selber zähle mich zu den Menschen, die reich beschenkt durchs Leben gehen. Aber auch bei mir hat Gottes Gnade in den schwierigsten Lebensabschnitten mich am eindrücklichsten durchgetragen und verändert.

Tragende Nähe Anfang Dezember haben sich die Distriktsvorsteher/innen der Zentralkonferenzen Deutschland sowie Mittel- und Südeuropa getroffen. Wir haben über Erfahrungen nachgedacht, wie Gottes Gnade sich gerade da wirksam erweist, wo Menschen unter Druck stehen und ihr Weg durch ein finsteres Tal führt. Die verändernde Kraft des Evangeliums offenbart sich besonders eindrücklich im Leben von Menschen, die mit ihrer ei-

Verpflichtende Nähe Gott nahe zu sein, ist mein Glück. Und gerade deshalb will ich die Begabungen, die Gott mir geschenkt hat, für Menschen einsetzen, die weniger als ich auf der Sonnenseite des Lebens sind.

die Gottes Geboten folgen. Warum soll man da noch glauben? Und warum sollte der Glaube an Gott irgendeine Anziehungskraft haben, wenn den eigensüchtigen Genussmenschen alles gelingt?

Verbittert klagt der Beter. Er versteht Gott und die Welt nicht mehr. Und doch kann er von Gott nicht lassen, weil er von ihm ergriffen ist. Erst im Blick auf das Ende des Lebens erkennt er, wer hier auf der schiefen Ebene ins Verderben schlittert. Ermutigende Nähe Aus tiefem Ringen um Halt mitten in fraglich gewordenen Lebenserfahrungen kommt der Beter zum erstaunlichen Bekenntnis «Gott nahe zu sein, ist mein Glück.» Aus Zweifel und Not

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM JANUAR 7.–9. Jan. 29. Jan.–1.Feb.

Kabinett Polen, Warschau Verwaltungsrat Methodist e-Academy und Treffen methodistischer theologischer Schulen, Tallinn Estland

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ZENTRALKONFERENZ

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Roland Rösti Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 2/2014: 15.1.14 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,6 Marianne J., pixelio.de S.2 Plaßmann, gemeindebrief.de S.3,8,11,17 KuW S.3 A.Dean, photoXpress.com S.5 glumus, sxc.hu S.7 A.Burkhalter S.9,14–15,23 zVg S.10 Kecko, flickr.com S.12–13 Ü.Tankler S.16 P.Losevsky, photoXpress.com S.18 M.Tugcu, pixelio.de S.19 angieconscious, pixelio.de S.24 Paul Jeffrey, V.Kiemle. unterwegs.de

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Die Arbeit der EMK unter den Roma in Mitteleuropa und dem Balkan

Die Kirchen erweisen sich als verlässliche Partner

Gerechter Zugang zu Bildung und Arbeit

über Probleme, die Personen dieser Gruppe in der Schweiz verursachen, oder über die schlechten Lebensumstände, die in den Herkunftsländern herrschen.   Diese Lebensumstände sollten in den letzten Jahren eigentlich massiv verbessert werden: So wurde der Zeitraum von 2005 bis 2015 von zwölf Ländern der Europäischen Union als «Dekade zur Inklusion der Roma» deklariert: Ein Prozess der Gleichberechtigung sollte vorangetrieben werden, der Roma den gleichen Zugang zu Bildung, Arbeit, Wohnmöglichkeiten und zum Gesundheitssystem gewährleisten sollte wie der Mehrheitsbevölkerung.   Mittlerweile neigt sich diese Dekade dem Ende zu. Es werden bereits Erklärungen verbreitet, warum die gesetzten Ziele im Grossen und Ganzen nicht erreicht wurden.

Ziele nicht erreicht In der Schweiz hat die Berichterstattung über Roma in den letzten Jahren zugenommen. In der Regel lesen wir

Verlässliche Partner Die EMK ist in den meisten Herkunftsländern der Roma aktiv und engagiert sich auch in der Arbeit mit Roma. Interessanterweise ist eine er-

Von Thomas Rodemeyer

Am 1. und 2. November 2013 fand in Varna, Bulgarien die dritte RomaKonsultation der EMK in Mittel- und Südeuropa statt. Anwesend waren dreizehn Personen aus acht Ländern, davon die meisten aus Mitteleuropa und dem Balkan.

Im Verlauf der Konsultation konnten wir sehen, dass an vielen Orten über die Arbeit mit Roma eine engere Zusammenarbeit der Kirchen mit Lokalregierungen entstanden ist. In manchen Dörfern beteiligt sich die Lokalregierung sogar an den Programmen der EMK, indem sie Infrastruktur, Geld oder Personal zur Verfügung stellt.


ZENTRALKONFERENZ

Kontinuierlich: In Ungarn, Bulgarien, Rumänien, der Slowakei, Serbien, Makedonien und Tschechien arbeitet die EMK unter den Roma.

folgreiche Arbeit mit Roma oft im Umfeld von Kirchen anzutreffen, so auch im Umfeld der EMK. Ein Grund liegt sicher in der Beständigkeit, mit der die Menschen in unserer Kirche ihren Dienst tun, seien sie selbst Roma oder nicht. Das Vertrauen von Menschen am Rande der Gesellschaft zu gewinnen ist eine schwierige, langwierige Aufgabe: Viele Vorurteile müssen abgebaut und vormalige Enttäuschungen überwunden werden. Die Kirchen erweisen sich hier als verlässliche Partner.

Die Liebe Gottes erneuert Menschen Gleichzeitig bietet das Evangelium den Menschen eine neue Perspektive: Wer die vorbehaltlose Liebe Gottes erlebt, kann ein neues Selbstwertgefühl aufbauen und wird möglicherweise auch seinen Umgang mit anderen Menschen ändern. Evangelisation und Sozialarbeit sind in dieser Form nicht zwei getrennte Bereiche, sondern gehören unmittelbar zusammen.

Zwiespältige Regierungen In manchen osteuropäischen Ländern beginnen nun auch lokale und nationale Behörden zu begreifen, dass die soziale Arbeit der Kirchen oft nachhaltiger ist als andere Formen sozialer Hilfe, die der Staat oder weltliche Nichtregierungsorganisationen leisten können. Die meisten Regierungen haben gespaltene Einstellungen den Roma gegenüber: vielerorts sind nationalistische Parteien in der Regierung vertreten oder stellen gar die Mehrheit. Roma werden daher oft als Bedrohung für die Mehrheitsbevölkerung präsentiert. Andererseits wird dennoch nach Möglichkeiten zu einer gewissen Integration gesucht.

Die Kirchen arbeiten nachhaltig Gute Lösungen Die Wahrnehmung der Arbeit der EMK als gut, verlässlich und nachhaltig bildet die Basis für eine engere Zusammenarbeit zwischen Behörden und Kirchen, und dies nicht nur auf

lokaler Ebene: In Bulgarien ist die Regierung so weit, dass sie die evangelischen Kirchen um Hilfe bittet, wenn es um die Arbeit mit Roma geht. Sie hat den Kirchen finanzielle Erleichterungen in Aussicht gestellt, wenn sie aktiv soziale Hilfe leisten. Die EMK ist hier mit am Ball.   Wir können auch als kleine Kirche einen Unterschied machen: Mit guter Arbeit im Kleinen können wir Regierungen auf Probleme aufmerksam machen (auch wenn sie diese oft nicht wahrhaben wollen) und gangbare, gute Lösungen aufzeigen.

ZUR PERSON Thomas Rodemeyer arbeitet im Bischofssekretariat und ist unter anderem Koordinator für den internationalen Bereich der Arbeit mit Roma in Mittel- und Südeuropa.

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CONNEXIO

ten werden Schürfrechte verkauft und grössere und modernere Verarbeitungsanlagen für Kupfer und Kobalt gebaut. Die multinationalen Minengesellschaften holen so günstig und so viel wie möglich Schätze aus dem Boden heraus. Sie hinterlassen eine unfruchtbare, öde Grubenlandschaft und graben an einem neuen Ort weiter. Durch die chemische Verarbeitung von Kupfer und Kobalt entsteht giftiges Abwasser, das oft nicht mit der nötigen Sorgfalt entsorgt wird. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung des Kupfergürtels und des Landes profitiert wirklich von der ganzen Ausbeutung der Bodenschätze.

Nur wenige profitieren vom Abbau Beeindruckend hilfsbereit Daneben erhielten wir Einblicke in soziale Projekte der Methodistengemeinden in Kolwezi und konnten mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen. Gleich hinter dem Gästehaus bekommen 15 bis 30 Strassenkinder

zwei bis drei Mal pro Woche eine Mahlzeit. Die Gemeinden sammeln ausserdem Geld, um Waisen, Kindern von armen Familien oder Strassenkindern die Schule zu ermöglichen, indem sie das Schulgeld bezahlen. Im letzten Schuljahr haben die Gemeinden rund 24000 US-Dollar für diesen Zweck gesammelt. Es ist sehr beeindrucken, wie hilfsbereit die Christen hier sind und wie wichtig ihnen ist, mit den Ärmsten zu teilen.   Nach Kolwezi besuchten wir mit dem Missionsflugzeug weiter nördlich die Stadt Kamina, wo wir als Familie mehrere Jahre tätig waren, und schliesslich das Missionsspital in Kabongo, das von Connexio unterstützt wird. Eine ermutigende Reise Für mich war die Reise sehr ermutigend. Ich war immer wieder tief beeindruckt, wie voll Kirchen waren – nicht nur sonntags. Und mich hat berührt, wie hier in Wort und Tat der Glaube an Jesus Christus gelebt wird. Es hat mich tief bewegt, wie das Gebet beständiger und alltäglicher Ausdruck des Glaubens der Menschen im

Kongo ist, und wie sie darüber reden, was sie mit Gott erleben und wie Gott Gebet erhört. Ich lernte Menschen kennen, die sich aufgrund ihres Glaubens engagiert für die Verbesserung der Lebenssituation ihrer Mitmenschen einsetzen. Das macht Mut und ist hoffnungsvoll.

HELFEN SIE MIT! Connexio unterstützt Projekte der EMK im Kongo mit jährlich rund CHF 400 000.–. Spenden an PC 87-537056-9, EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9 Weitere Informationen unter: www.connexio.ch

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KIRCHE UND GESELLSCHAFT

Zuwanderung: Der Mensch ist mehr als nur Arbeitskraft.

Eine Stellungnahme des Ausschusses für Kirche & Gesellschaft

Nein zur Volksinitiative gegen Masseneinwanderung Von Markus Da Rugna, Ausschuss Kirche & Gesellschaft

23% Ausländer-Anteil ist nicht wenig, das stimmt. 700 000 mehr Ausländer als 2001 machen nachdenklich. In nur fünf Jahren sind über 380 000 Menschen in die Schweiz eingewandert. Was löst das bei mir aus? Angst? Sorge? Gleichgültigkeit?

Ihr Schicksal interessiert nicht Am 9. Februar stimmen wir über die Initiative «Gegen Masseneinwanderung» ab. Mir fällt bei den Argumenten der Befürworter auf, wie darin «die Schweiz» mit der Wirtschaft gleichgestellt wird. Arbeitskräfte aus dem Ausland sollen nur so weit als notwendig hereingelassen werden. Wenn die Arbeit getan ist, haben sie das Land zu verlassen. Ihre Geschichte und ihr Schicksal interessieren die «Schweizer Wirtschaft» nicht.

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Eine Willensnation Max Frisch sagte: «Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen». Er meinte damit die Haltung der Schweiz gegenüber den einwandernden Italienern seiner Zeit. Auch mein Urgrossvater emigrierte vor gut 130 Jahren aus Norditalien in die Schweiz. Er legte eine Bilderbuchkarriere hin. Ganz im Sinne der Schweizer Wirtschaft.   Auch unter den Initianten hat es Menschen mit solchen Geschichten. Diese sind irgendwann Schweizer geworden, auch wenn sie noch «schwierige» Namen haben. In der Willensnation Schweiz mit vier Landessprachen ist «fremdländisch» und «schweizerisch» ja grundsätzlich schwierig zu trennen. So vermuten viele bei meinem Namen eine Bündner oder Tessiner Herkunft.

Paulus betont das Einende

Ohne Angst Irgendwie will mir diese Trennung «Schweizer» und «Ausländer» nicht gelingen. Biblisch-theologisch gesehen ist das gar nicht schlimm, wie ich vermute. Paulus betonte nicht das Trennende, sondern das Einende des Glaubens: «Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.» (Gal 3,28) Damit sind wir bei den Menschen, die nicht nur Arbeitskräfte sind.   In diese Richtung verstehe ich auch die biblische Vorstellung von Gott und Menschen. Wenn vor Gott die Menschen gleich sind, dann müssen mich bestimmte Ängste nicht mehr bestimmen. Leider spielen diese in der Vorlage eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es geht jedoch weder um Massen, noch nur um Arbeitskräfte. Es geht um Menschen und ihre Geschichten und Schicksale. Auch wenn mir an manchen Menschen etliches fremd bleibt und ich diese Eigenarten nicht teile. Entscheidend bleibt der Mensch – vor Gott.


UMSCHAU

Veränderung: Matthias Fankhauser engagiert sich in der Gemeindegründung künftig unbezahlt.

Wechsel im Gemeindegründungsprojekt in Bern

Weiter arbeiten auf freiwilliger Basis Von Matthias Fankhauser und Sigmar Friedrich

Eine Gemeinde als Netzwerk mit ver-

führt, dass der Ausgang nie absehbar ist. So musste zum Beispiel aus Krankheitsgründen ein Knoten auf Eis gelegt werden.

schiedensten Knoten soll im Raum Bern entstehen. So lautet der Ansatz der Gemeindegründung Bern. Erreicht werden sollen in erster Linie Men-

Wir sind dankbar für die Starthilfe

schen, die keinen Bezug zur Kirche und zum Glauben haben.

Die Arbeit in der Gemeindegründung Bern wird regelmässig evaluiert, um zu sehen wie sich das Projekt entwickelt. Dabei zeigte sich in diesem Jahr, dass erfreulich viele Projekte gestartet werden konnten. Männerfilmabende, eine Kochgruppe, ein Hauskreis, Brunchgottesdienste und Kindersingen sind solche Projekte. Diese Projekte sollen mit der Zeit zu Netzwerkknoten werden und so die Gemeinde wachsen lassen. Ebenfalls als Teil des Ganzen wurde vor gut drei Jahren die Spielfalt (www.spielfaltbern.ch) der Gemeindegründung angehängt. Durch diese Projekte werden gegen 50 Menschen erreicht. Es steckt viel Basisarbeit dahinter, was dazu

Matthias, Du hast zu 50% eine Dienstzuweisung für die Gemeindegründung Bern. Wie wurden die Projekte und Deine Pfarrstelle bisher finanziert? Die jeweiligen Projekte können mit den zusammengetragenen Spenden gut finanziert werden. Meine Pfarrstelle wurde bisher aus dem Projektfond finanziert. Ohne diese Unter­ stützung wäre ein Start der Gemeindegründung gar nicht möglich gewesen. Wir sind sehr dankbar für die finanzielle Starthilfe aus dem Projektfonds. Dank der Unterstützung der Kirchenleitung und der zuständigen Gremien haben wir es überhaupt erst so weit gebracht.

Ihr habt als Kernteam der Gemeindegründung Bern beschlossen, ab Januar 2014 auf eine Dienstzuweisung zu verzichten. Weshalb? Ursprünglich war vorgesehen, aus den entstehenden Projekten heraus auch eine 50% Pfarrstelle zu finanzieren. Das war trotz grosszügiger Spenden nicht möglich. Aus diesem Grund hat das Kernteam beschlossen, ab Januar 2014 das Projekt als Fresh Expressions Projekt auf Basis freiwilliger Arbeit weiterlaufen zu lassen. Das betrifft auch meine Mitarbeit im Projekt. Welche Konsequenzen hat das für Deine Arbeit in der Kirche? Bis zur Jährlichen Konferenz 2014 stehe ich zu 50% dem Kabinett zur Verfügung. Dazu gehört die Unterstützung anderer Fresh Expressions Projekte. Einen Teil der Zeit nutze ich, um meine Weiterbildung zum SLI-Coach abzuschliessen. Das Kabinett wird eine neue Dienstzuweisung ab der JK 2014 im Raum Bern aussprechen.

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UMSCHAU

Verwandlung: Der Prozess im Team-Inkubator will Veränderung und Wachstum ermöglichen.

Als Team gemeinsam lieben, lernen, leiten

Eine Kultur der Verwandlung fördern Von Barbara Bünger, Christoph Zumstein

Seit März 2013 treffen sich 13 Personen aus den Bezirken Thun, Aeschi, Schwarzenburg und der Pfarrer des EGW Thun einmal im Monat und bilden zusammen einen Team-Inkubator (s. Box). Begleitet wird diese Gruppe von Claudia Haslebacher (Distriktsvorsteherin), Andreas Benz (Bildung + Beratung) und Matthias Fankhauser (Bern).

Hausaufgabe: einen Film schauen Vier Personen vom Bezirk Thun/Heiligenschwendi beschreiben Erfahrungen und Gedanken, die sie in diesem SLI-Prozess machen. Vertrauen verwandelt Als SLI-Hausaufgabe sahen wir uns den Film «Butterfly Circus» an. Darin geht es um die Verwandlung einer Raupe zu einem wunderschönen Schmetterling. Diese Verwandlung vollzieht sich auch an einem der Protagonisten im Film: Will, ein Mensch, der von sich glaubt, zu nichts nütze zu sein. Aufgehoben in diesem Zir-

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kus beginnt er anders, verändert, von sich zu denken. So verwandelt er sich in einen Menschen, der auch an sich und seine Fähigkeiten glaubt, weil er merkt, dass andere an ihn glauben. Er wird fähig, Dinge zu tun, die er nie für möglich gehalten hätte. So wird er selber zu einem guten Beispiel für andere Menschen, die dadurch für sich selber neue Hoffnung schöpfen können. Diese Menschen beginnen sich ebenfalls zu verwandeln. Dadurch werden Menschen, Gruppen, Familien, Dörfer, Gesellschaften verändert. Verwandlung zulassen Unmöglich? Nein! Denn dies ist ja nur ein Beispiel für die Verwandlung, die ich in der Nachfolge Jesu Christi erfahre. Eine der Grundfragen im SLI ist immer wieder: Wie kann ich Jesus noch ähnlicher werden? Wo muss, kann, soll, will ich mich verwandeln lassen durch Jesus, um zu dem Menschen zu werden, den er in mir sieht?   Lasse ich diese Verwandlung aktiv an mir geschehen, werde ich zu einem wunderschönen Schmetterling!

Geistlich reife Leitende entwickeln Frucht bringen SLI will geistlich reife Leitende entwickeln, die Gemeinschaft mit anderen leben, zusammen lernen und leiten wollen. Dadurch soll eine Kultur entstehen, die Verwandlung fördert – von mir selbst, von meinem Team, meiner Gemeinde und der Gesellschaft. Die Dinge, die wir tun, sollen so gestaltet werden, dass sie Frucht bringen! Menschen sehen auch an meinem Beispiel, wie Gottes Liebe verändert und verwandelt. Sie lassen sich darauf ein, weil sie «gluschtig» werden. Offen für Gott Auf unserem Bezirk Thun/Heiligenschwendi haben wir seit längerem ein Profil formuliert. In diesem heisst es unter anderem: «Wir sind Menschen mit offenen Herzen, offenem Geist und offenen Türen.» Das wollen wir leben, in den Gremien, in unseren Gemeinden. Wir wollen offen sein für Gott, damit wir geistlich reife Leiter sind. Wir wollen offen sein für andere Menschen und für sie eine Umgebung gestalten,


UMSCHAU

in der Verwandlung möglich ist, ob innerhalb unserer Gemeinde oder ausserhalb. Dazu gibt uns der SLI-Prozess immer wieder Impulse. Dran bleiben Dabei sind wir herausgefordert, etwa durch den zeitlichen Aufwand: wir treffen uns als Kleingruppe zusätzlich zu den monatlichen SLI-Treffen zu Hausaufgaben und Vorbereitungen. Oder dadurch, dass die Fragen, denen wir uns im SLI stellen, nicht unbedingt mit denen übereinstimmen, die sich uns auch aus dem Gemeindealltag ergeben. Nicht zuletzt macht uns manchmal das System von SLI ratlos, wenn wir uns fragen: Wo sind wir gerade dran? Was ist die Aufgabe?   Indem wir dranbleiben, lernen wir voneinander, gehen wir miteinander in eine noch unklare Zukunft. Und da schliesst sich der Kreis wieder mit dem Eingangs erwähnten Film: Die Raupe verspürt eine Sehnsucht, lässt sich verändern und fliegt eines Tages als wunderschöner Schmetterling davon, angetrieben, diese verändernden Kräfte weiterzugeben.

«TEAM-INKUBATOR» Wer in einem Team-Inkubator mitmacht, lässt sich mit einer Gruppe von 5–12 Personen verbindlich auf einen Prozess ein. Dieser Prozess dauert etwa ein Jahr. Er ist geprägt durch Elemente von Spiritual Leadership Inc. (SLI) und wird vom einem SLI-Coach geleitet. Ziel dieses Prozesses ist es, die Teilnehmenden in verbindlicher Gemeinschaft zu geistlich reifen Leitenden zu fördern. Gemeinsam lieben, lernen und leiten, darum geht es. Der Prozess beginnt damit, die Spiritualität der Teilnehmenden zu fördern: in der Liebe zu Gott und den Menschen wachsen, im Team mehr und mehr Vertrauen wagen, Konfliktfähigkeit entwickeln, Gottes Wirken im Alltag teilen. Dabei werden auch konkrete Schritte abgemacht und im Team wieder angesprochen. Dieses geistliche Wachstum ist ein Grundbaustein der geistlichen Leiterschaft, die in den Teams eingeübt und gelernt wird. Dazu gehört die intensive Auseinandersetzung mit Fragen der Leitung. Die Teilnehmenden formulieren unter anderem ihre gemeinsamen Werte, analysieren und beschreiben den Kontext ihrer Arbeit innerhalb und ausserhalb der Gemeinde. Im gemeinsamen Hinhören auf Gott suchen sie den Auftrag zu erkennen, den Gott deutlich macht. Die Teilnehmenden lernen, die Gemeinde als einen Organismus zu verstehen und entwickeln aus allen Elementen einen sogenannten «Ministry Action Plan» (MAP). Die Teilnehmenden beginnen, den Ministry Action Plan umzusetzen. Dazu können neue Teams entstehen, die wieder auf dieselbe Weise einen Prozess durchlaufen, der mit dem geistlichen Wachstum der einzelnen beginnt und über das gemeinsame Wachstum als Team weitere Verknüpfungen mit dem MAP entwickelt. So werden Veränderung und Wachstum der ganzen Gemeinschaft möglich, damit in ihrem Kontext immer mehr Menschen die befreiende und heilsame Kraft Gottes erleben können.

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INSERATE

Hotel Artos Interlaken Trampolinkurs Rückengymnastik wie auf Wolken bringt Schwung in den Alltag – Mit dem hochelastischen Trampolin geben Sie Ihrem Leben neuen Schwung. Das Schwingen auf demTrampolin macht Spass, stärkt und entspannt die gesamte Körpermuskulatur. Mit kleinem Zeitaufwand werden Sie fit. 14. bis 16. März 2014 mit Dr. med. Elisabeth Maurer Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 274.–; Doppelzimmer CHF 468.–; Kurskosten CHF 150.– pro Person inkl. Trampolinbenutzung

Miniaturen-Malkurs Ein Kurs für Initial- und Buchmalerei. Unter der kundigen Anleitung von Frieda Zwahlen haben Sie die Gelegenheit, den Aufbau der MiniaturMalerei für die Grossbuchstaben der Kalligraphie zu erlernen. 17. bis 21. März 2014 mit Frieda Zwahlen Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 566.–; Doppelzimmer CHF 972.–; Kurskosten CHF 280.– pro Person

Veeh-Harfen-Spiel Einführungskurse – Die einfache Handhabung und der bezaubernde Klang dieses Saitenzupfinstrumentes eröffnen Ihnen eine wunderbare Welt der Musik. Zum Besuch des Kurses sind keine Vorkenntnisse erforderlich. 17. bis 22. März 2014 24. bis 29. März 2014 mit Marie-Claire Egger-Betschart Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 585.–; im Doppelzimmer CHF 1040.–; Kurskosten 280.– pro Person

Kalligrafie-Kurs Lernen Sie eine kunstvolle, dekorative Schrift und staunen Sie darüber, was unter Ihren Händen entsteht. Freuen Sie sich auf kreative Ferientage im Hotel Artos. Für Anfänger und Fortgeschrittene. 23. bis 29. März 2014 mit Frieda Zwahlen Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 696.–; Doppelzimmer CHF 1236.–; Kurskosten CHF 300.– pro Person Infos und Anmeldung: Hotel Artos, Alpenstrasse 45, 3800 Interlaken Telefon 033 828 88 44, www.hotel-artos.ch, mail@artos-hotel.ch

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Hotel Artos Interlaken Teddybären-Kurs Von Hand genäht – Sie erstellen einen Teddy von A bis Z. Vom Ausschneiden des Schnittmusters bis hin zum Stopfen des Teddys. Die passionierte Teddy-Näherin, Zita Zmoos, zeigt Ihnen wie’s geht. Es sind keine speziellen Vorkenntnisse nötig. 28. bis 30. April 2014 mit Zita Zmoos Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 336.–; Doppelzimmer CHF 572.–; Kurskosten CHF 230.– pro Person inkl. Material für einen Teddybären Infos und Anmeldung Den Prospekt mit detaillierten Informationen zum erwähnten Kurs finden Sie im Internet als PDF unter www.hotel-artos.ch/angebote-undpreise/ themenwochen-und-kurse. Hier finden Sie auch weitere Themenwochen- und Kursangebote, die wir rund ums Jahr anbieten. Infos und Anmeldung: Hotel Artos, Alpenstrasse 45, 3800 Interlaken Telefon 033 828 88 44, www.hotel-artos.ch, mail@artos-hotel.ch


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KURZ NOTIERT

Mein Gehirn und Ich Verstorben Verena Schär-Schneider (78) Klingenberg-Kreuzlingen am 21.7.2013 Helene Raaflaub (67) Gstaad am 14.10.2013 Helene Zbären-Zbären (96) Lenk am 21.10.2013 Verena Probst-Gafner (93) Liestal am 7.11.2013 Alfred Meyer-Flükiger (81) Bern am 17.11.2013 Hans Müller-Würgler (88) Bern am 18.11.2013 Albert Keller (99) Zofingen am 21.11.2013 Rolf Christen (92) Zofingen am 22.11.2013 Edgar Hersperger (84) Adliswil-Zürich 2 am 23.11.2013 Rudolf Häni (86) Büren-Grenchen am 24.11.2013 Bertha Loosli (101) Region Oberaargau am 25.11.2013 Ernst Hulliger-Friedli (76) Bern am 26.11.2013

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Wie stark ähnelt das Gehirn einer grossen Maschine – und lässt sich mit einer Maschine Bewusstsein erzeugen? Braucht man für unser Bewusstsein nichts ausser der Gehirnmasse? Wie steht es dann um unsere Vorstellung von Freiheit: Freie Entscheidungen? Freier Wille? Sollte man das alles als Illusion bezeichnen?   Der Arbeitskreis «Naturwissenschaft und Glaube» der EmK Deutschland lädt am 18. Januar nach Würzburg (D) ein, um sich mit diesen Fragen auseinanderszusetzen. Psychologen, Biologen und Theologen beleuchten dabei Aspekte der Hirnforschung.   An der Sitzung des Arbeitskreises soll darüber hinaus auch Pfarrer Stefan Weller aus der Schweiz in den Vorstand aufgenommen werden. Weitere Informationen: www.emk-naturwissenschaften.de

Neue Mitarbeiterin bei Connexio Seit Anfang Dezember 2013 arbeitet Arabella da Silva Elias als Nachfolgerin von Cornelia Baburi als Kaufmännische Sachbearbeiterin auf der ConnexioGeschäftstelle. Arabella da Silva absolviert zurzeit ein Bachelorstudium als Übersetzerin an der ZHAW Winterthur, das sie im nächsten Frühjahr abschliessen wird. Arabella da Silva hat an einem einjährigen Missionseinsatz in Chile und Peru teilgenommen. Sie ist Mitglied der EMK und verheiratet mit André Luiz da Silva Elias, der in der EMK-Gemeinde Bülach die Ausbildung zum Jugendpfarrer absolviert. Quelle: EMK News

Ehrung für Bischof Patrick Streiff Im Rahmen der jährlich stattfindenden «International Convocation» des Martin Methodist College in Pulaski (Tennessee) wurde Bischof Patrick Streiff mit der «Präsidial-Medaille» (President’s Medaillon) ausgezeichnet. Er wurde damit geehrt für sein treues Engagement im Bischofsamt und in der theologischen Ausbildung sowie für seinen «Beitrag zum Zeugnis und Dienst der weltweiten methodistischen Bewegung», der Bestand haben werde.   Das Martin Methodist College in Pulaski (Tennessee) ist eine Bildungseinrichtung, an der sich Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und Sprachfamilien für ihren künftigen Weg vorbereiten. Im November dieses Jahres war Bischof Patrick Streiff aus der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa Hauptredner der «International Convocation» des Martin Methodist College. Quelle: EMK News


UMSCHAU

Familiär: In einer einladenden Atmosphäre erlebten die Teilnehmenden in Aarau anregende Abende.

Das erste Modul des Glaubenskurses in Aarau

Einladend, klar und ohne Druck Von Sylvia Minder

Sieben Teilnehmende begaben sich in Aarau zusammen mit den Teammitgliedern auf den Weg des Glaubens. Im Oktober und November trafen sich die Teilnehmenden des Glaubenskurses an sieben Abenden.

Eine Person hatte sich aufgrund des Hinweises in der Zeitung angemeldet. Jemand wurde durch eine Bekannte eingeladen. Ein junger Mann, der in unserer Gemeinde den christlichen Glauben kennen gelernt hat, war motiviert, mehr über Gott und den Glauben zu erfahren. Gemeindeglieder nahmen teil, weil sie ihren Glauben vertiefen wollten. Wachsendes Vertrauen Jeder Kursabend wurde von zwei Teammitgliedern gestaltet. Die Abende erhielten dadurch eine persönliche und abwechslungsreiche Note. Da kamen Gaben zum Vorschein, von denen wir kaum wussten! Die Kursabende gingen im Flug vorbei und es entstand zunehmend eine vertrauensvollere Gesprächsatmosphäre.

Wir haben Teilnehmende gefragt: Was hat dich motiviert, beim GlaubensWas ist dir im Kurs neu wichtig ge- kurs mitzuarbeiten? worden? • Auf dem Weg des Glaubens kann • Gott ist immer bei mir. Nicht als man in Jesus einen immensen ReichKontrollierender, sondern als gütiger tum erleben. Man muss aber innehalVater! ten, genauer hinschauen und erkennen. • Für mich war es sehr wichtig, in der • In Gemeinschaft mit andern neue AsGruppe über die verschiedenen The- pekte des Glaubens entdecken. men des Glaubens zu diskutieren. Wie hast du die Abende erlebt? Wie hast du die Kurs-Athmosphäre • Die Abende waren inspirierend, auferlebt? bauend, ermutigend. Beim Austausch • Sehr entspannt und familiär. spürt man einander. Keiner ist ausge• Die Atmosphäre war von gegenseiti- schlossen mit seiner Meinung, songem Interesse und Toleranz geprägt. dern angenommen, aber auch herausObwohl sich die meisten anderen be- gefordert, den Glaubensaspekt von reits kannten, habe ich mich nicht als einer anderen Seite zu betrachten. Aussenseiterin gefühlt. Was möchtest du über den Kurs sonst Inwiefern war dieses erste Kursmodul noch sagen? • Das Kursmaterial lässt sich sehr gut für dich ein Gewinn? • Der Austausch zu verschiedenen anwenden, egal in welchen kirchliGlaubensthemen war inspirierend chen Kreisen wir uns befinden. Er ist und regte mich häufig zum Nachden- auf das persönliche Glaubenswachsken an - auch noch in den nachfolgen- tum ausgerichtet. Das begleitende Geden Tagen. bet finde ich sehr wichtig, damit Got• Ich durfte mein kindliches Gottes- tes Geist in allem Raum bekommt und bild verändern. Wunderbar! Neues bewirken kann. • Evangelisationen habe ich in schlechDas sagen die Teammitglieder zum ter Erinnerung. Dieser Kurs jedoch erKurs: zählt klar, einladend, natürlich und ohne Druck vom Evangelium.

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Teilhaben an der Mission Gottes

Ist die Zeit der Mission vorbei? Von Üllas Tankler

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der weltweiten Missionsbehörde der United Methodist Church

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Die Medien in Estland sind nicht besonders interessiert an Themen, die mit Religion zu tun haben. Es könnte sein, dass in diesem extrem säkularen Land kaum jemand am christlichen Glauben interessiert ist. Überraschenderweise wurde im ver­gangenen Herbst Rüdiger Noll, Direktor der Kommission für Kirche und Gesellschaft der Konferenz Europäischer Kirchen, von einer führenden Zeitung interviewt. Um eine grosse Aufmerksamkeit zu erzielen, wählte der Redakteur als Überschrift die Worte «Die Zeit der Mission ist vorbei».   Genau das hatte Rüdiger Noll auch gesagt. Und er fügte sogar hinzu: «Das Wort Mission gibt es in meinem Wortschatz nicht mehr.» Da bin ich hellhörig geworden.   Denn wie es der Zufall wollte: Ein paar Tage, bevor das Interview erschien, traf ich auf dem Rückweg nach Estland Rüdiger Noll am Flughafen. Hätte ich da schon von dem

Interview gewusst – wir hätten sicher eine spannende Diskussion gehabt!   Methodisten neigen dazu, viel von Mission zu reden. Denken wir dabei vor allem an die Vergangenheit? Oder ist unsere Vorstellung von «Mission« immer noch den Ideen und Ansichten früherer Zeiten verhaftet? In der Tat gibt es einige Aspekte von «Mission», mit denen wir lieber nichts zu tun haben wollen.   In dieser Kolumne möchte ich mit Ihnen darüber nachdenken, was Mission bedeutet. Dabei, so hoffe ich, werden wir entdecken, dass «Mission» nichts Statisches ist, sondern sich ständig verändert. Dabei ändert sich das Verständnis von Mission nicht nur mit der Zeit, sondern auch mit den Menschen, die Mission betreiben. Wir werden ausserdem entdecken, dass das Wort «Mission» nicht aus unserem Wortschatz verschwinden muss, nur weil einige von uns unangenehme Geschichten damit verbinden. Mission ist nicht etwas, das wir tun, sondern wir dürfen teilhaben an Gottes Mission. Und das wird uns verändern.


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