Kirche und Welt 4/2015

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04/2015

Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Wegstationen im Leben von Dietrich Bonhoeffer

Nachfolge, Widerstand, Hinrichtung Seite 10/11

Ressourcen klug einsetzen

beFREMDet – beFREUNDet – beREICHert

Suppe für die Nachbarschaft

Zwei Bibeltexte, zwei Fragen, zwei Antworten Seite 5–7

Das Connexio Jahresthema 2015 Seite 16

Fresh Expressions hautnah erleben Seite 22

The United Methodist Church


Inhaltsverzeichnis Ressourcen klug einsetzen

«Hättest du's wenigstens zur Zahlstelle gebracht...!» 5 Inspirierende Beispiele teilen

Nicht gleich – aber miteinander Situationen erreichen, in denen beide Seiten gewinnen

Miteinander Lösungen finden

Neue Fachfrau Social Media

Schnell und überall Wegstationen im Leben von Dietrich Bonhoeffer

Nachfolge, Widerstand, Hinrichtung Dietrich Bonhoeffer über die Herausforderungen der Kirche in der Welt

Christus und die mündig gewordene Welt In den USA studierte Bonhoeffer auch bei methodistischen Lehrern

Prägende Zeit – trotz Vorbehalten Bücher von Dietrich Bonhoeffer

Er-Lesenes

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Das Connexio Jahresthema 2015

beFREMDet – beFREUNDet – beREICHert 16 Feier zum Weltgebetstag 2015 in Brugg

Am Beispiel Jesu lernen Eine besondere Aktion im BESJ-Shop

Gut ausgerüstet ins Pfila! Freiwilligenarbeit in der Diakonie Bethanien

IDEM – Im Dienst eines Mitmenschen Fresh Expressions hautnah erleben

Suppe für die Nachbarschaft Die fruchtbare Arbeit der EMK-Gemeinde in Kovacˇica (Serbien)

«...kann nicht verborgen bleiben» Gut, dass ich dem inneren Impuls folgte

Zugehört – und nicht verurteilt

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Kirche und Welt  Nr. 04/2015

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Noch keine 40 Jahre alt war Dietrich Bonhoeffer, als er am 9. April 1945 hingerichtet wurde, weil er als Theologe Teil der Verschwörung gegen Adolf Hitler geworden war. Mit seinem ganzen Leben trat er authentisch ein für das, was er an theologischer Überzeugung gewonnen und in einigen Briefen und wenigen Schriften hinterlassen hat. In der Aprilausgabe erinnern wir an diesen bedeutenden Theologen des 20. Jahrhunderts. Seine Gedanken sind auch 70 Jahre nach seinem Tod aktuell und provozierend.   Zwei Theologen liessen sich herausfordern durch Gleichnisse Jesu, in denen es um den angemessenen Umgang mit Ressourcen geht. Nicht nur ihre unterschiedliche Lebenserfahrung führt zu unterschiedlichen Antworten auf die Fragen, die ihnen gestellt wurden.   In Chemnitz entdeckten die Teilnehmer/innen am StartklarKurs, wie sich Christ/innen dort durch Menschen in ihrem Umfeld herausfordern lassen und es wagen, Kirche, die «für andere da ist» (D.Bonhoeffer), in neuer Form zu leben.

Sigmar Friedrich Redaktor

Expertensache! Von Stefan Moll

Wie können wir über Erlösung durch Jesus Christus sprechen, so dass richtig viele Leute Jesus Christus vertrauen, ihr Leben von ihm verändern lassen und Hoffnung schöpfen? Für diese Frage wendet sich das SLI-Team Soteriologie an Experten. Es gilt, auf die Fachleute zu hören. So hat sich das Team auf die Suche gemacht – und gefunden: Friedrich S.*, 45, Landwirt, konfessionslos. Gabriela F.*, Geschäftsführerin, Buddhistin. Jessica B.*, Schülerin 4. Klasse, ohne religiöse Erfahrung. Hans K.*, 87, Atheist. Diese Leute verbindet nur eines: Sie haben alle keine Ahnung, dass sie Experten in Sachen Theologie sind.   Wir haben uns Zeit genommen, mit diesen Experten zu reden. Wir haben sie ernst genommen und zugehört. Wir haben uns von ihnen einen Bibeltext erklären lassen. Alle diese Fachleute haben keine Ahnung über die Bibel. Aber sie haben Ahnung vom Leben. Und wie! Ihre Lebenserfahrung spiegelt sich im Bibeltext. Es entstehen überraschende, lebendige Bezüge zum Text. So entstehen Brücken für richtig gute Predigten. Wir entdecken eine Sprache, die bewegt und berührt. Wir verstehen: so kann man die Bibel auch lesen. Durch das Hinhören entsteht eine Sprache: ungewohnt vielleicht, aber sie geht unter die Haut. * Diese Personen wollen wir noch besser kennenlernen.

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IHRE MEINUNG

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Christian Aeschlimann Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 05/2015: 14.04.15 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,10–15 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München S.2 Mester, gemeindebrief.de S.3,9,10 KuW S.3 ItzaFineDay, flickr.com S.5,7 dreamstime S.6,7,16–19,21–23 zVg S.8 www.helenesouza.com, pixelio.de S.24 Stefan Pfister

Zu «Kirche und Welt» 3.2015, S.16–17

Ist Gott wirklich verborgen? ... Bei allem, was von Menschen erschaffen wurde, zweifelt niemand daran, dass hinter allem ein Plan, ein Kreator steckt. Warum soll es dann bei allen Wundern der Erde, wie alles funktioniert, keinen Schöpfer geben?   Wie kann dann ein denkender Mensch behaupten, die Erde sei durch Zufall, ohne Kreativität entstanden? Wie und warum hat es den Urknall gegeben? Auch hinter dem Urknall ist Kreativität ersichtlich, also gibt es von wissenschaftlicher Seite gesehen keinen Beweis, dass Gott nicht existiert. Die Wissenschaft bestätigt sogar die Schöpfungsgeschichte der Bibel.   Gibt es wirklich so viele Zufälle, die nötig wären, um die Entstehung der Erde ohne Kreativität, ohne Gott zu erklären? Warum wird bei Berichten, was die moderne Wissenschaft alles erforscht hat, immer alles weggelassen, was die Schöpfungsgeschichte der Bibel bestätigen würde? Also ist Gott nicht im Verborgenen, sondern in seinen Werken erkennbar (Röm 1,20). In Jesus ist Gott zu uns gekommen und hat versucht, uns in Bildnissen und Gleichnissen, das Himmelreich und Gott zu erklären. Gerhard Steiner, Oberdorf

Zu «Kirche und Welt» 3.2015, S.16–17

Die Wissenschaft macht blind Ich würde den Titel von Stefan Wellers Bericht «Warum ist Gott verborgen?» umformulieren in «Warum sehen wir Gott nicht mehr?» Für König David war Gott sehr wohl sichtbar (Ps 19,2). Auch Paulus hatte kein Problem, Gott zu sehen (Röm 1,20).   Hat uns die Wissenschaft blind für Gott gemacht? Wenn ich den Satz im Bericht lese: «Gott als Arbeitshypothese müsse aus Gründen der intellektuellen Redlichkeit fallengelassen werden», dann sieht das für mich wie eine totale Kapitulation aus. Zu den beiden von Professor Kreiner aufgezeigten Optionen, «Beat them» und «Join them», schlage ich eine dritte Option vor: «Convince them», überzeuge sie. Die Bibel hat sehr wohl ganz konkrete Antworten auf die im Bericht aufgelisteten vier ungelösten Rätsel. Dazu müssen wir sie allerdings in ihrer Gesamtheit als Gottes Offenbarung ernst nehmen und nicht als mystisches zeitbedingtes Geschichtenbuch den neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen unterordnen. Wenn wir also zuerst mal selber die Glaubwürdigkeit der Bibel in unserer wissenschafts-dominierten Zeit wiedererkennen und das unseren Mitmenschen in aller Liebe weitergeben, dann erfüllen wir unseren Missionsauftrag, verherrlichen Gott, der sich seit David nicht geändert hat, und können intellektuell sehr wohl redlich bleiben. ... Fritz Kurt, Wiedlisbach

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ZAHLSTELLE

Zahlstelle Ressourcen klug einsetzen

«Hättest du's wenigstens zur Zahlstelle gebracht...!» Von Daniela Deck, Simon Zürcher, Jürg Matter

Wie gehen wir richtig mit dem um, was uns anvertraut ist? Die Evangelien erzählen, dass Jesus diese Frage immer wieder aufgegriffen hat in Geschichten, Gedankenanstössen, Fragen, Trost, Rat und Warnungen. Zwei Gleichnisse aus diesem Schatz haben

wir Jürg Matter und Simon Zürcher vorgelegt. Beide haben Theologie studiert. Im Umfeld der Kirche bewegen sie sich heute in verschiedenen Kontexten.   Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Lebenserfahrung und im Gespräch mit den biblischen Texten aus Luk 12,16–21 (Gleichnis vom reichen Kornbauern) und Luk 19,11–27

(Gleichnis vom anvertrauten Vermögen) haben wir sie gefragt:

• Was machen die handelnden Personen in den Gleichnissen im Umgang mit ihren Ressourcen klug, was nicht? • Inwiefern prägen diese Einsichten Euren persönlichen Umgang mit Euren Ressourcen? Die Antworten von Jürg Matter und Simon Zürcher finden Sie auf den zwei nachfolgenden Seiten...

Er erzählte ihnen aber ein Gleichnis: Das Land eines reichen Mannes hatte gut getragen. Da dachte er bei sich: Was soll ich tun? Ich habe keinen Raum, wo ich meine Ernte lagern kann. Und er sagte: Das werde ich tun: Ich werde meine Scheunen abbrechen

und grössere bauen, und dort werde ich all mein Getreide und meine Vorräte lagern. Dann werde ich zu meiner Seele sagen können: Seele, du hast reichen Vorrat daliegen für viele Jahre. Ruh dich aus, iss, trink, sei fröhlich! Gott aber sagte zu ihm: Du Tor! Noch

Luk 12, 16–21

in dieser Nacht fordert man deine Seele von dir zurück. Was du aber zurückgelegt hast - wem wird es gehören? So geht es dem, der für sich Schätze sammelt und nicht reich ist vor Gott. (aus: Zürcher Bibel 2007) Kirche und Welt  Nr. 04/2015

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ZU DEN PERSONEN Simon Zürcher (geboren 1976) ist Theologe. Seit 2003 ist er in der EMK als Pfarrer tätig. Er ist verheiratet und hat vier Kinder im Vorschulalter.

Simon Zürcher: Mehr Ressourcen, als wir benötigen Die beiden positiv erwähnten Sklaven in Lukas 19 handeln nicht klug, sie handeln nicht dumm. Sie tun, wozu sie beauftragt wurden. Sie selber können keinen Besitz haben, sind ja selber Besitz. Sie können nichts gewinnen, sie können nichts verlieren. Der Meister sagt, handle mit meinem Geld, und sie tun es. Selber sind und bleiben sie versorgt durch ihren Besitzer. Unverständlich, weshalb der eine es nicht auch so tut. Befehlsverweigerung macht sich nie gut.

Vorräte sammeln, um so Ruhe zu finden?

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mich herum ringen um den richtigen Umgang mit «ihrem» Besitz, und dabei sammelt sich über die Jahre in ihren Scheunen das eine und andere an. Was macht es denn so schwer, den Auftrag Gottes anzunehmen und «seinen» Besitz in unseren Händen auch für ihn einzusetzen? Weshalb ist es einfacher, auf unsere Vorsorgeeinrichtungen zu vertrauen als auf Gott, der doch gesagt hat, dass er uns versorgen will? Ich auf jeden Fall kenne mehr Menschen, die ihren scheinbar so sicheren Besitz verloren haben, als solche, die ganz auf Gott vertrauten und von ihm hängen gelassen wurden.

Dem Besitz vertrauen oder Gott?

Nur ein kleines bisschen schwieriger ist es beim Kornbauern. Er mehrt seine Vorräte und denkt, damit Ruhe und Frieden in sein Leben zu bekommen. Ein Trugschluss, sagt Jesus. Auch meine eigene Erfahrung und die moderne Glücksforschung kommen zu einem ganz ähnlichen Ergebnis. Also alles klar? Erstaunlicherweise nicht. Viele Jesusnachfolger/innen um

Aber muss dies denn ein Gegensatz sein? Ich glaube, dass Jesus davon ausging, ja. Die Verse unmittelbar nach der Geschichte mit dem Kornbauern zeigen auf, wie man es besser machen könnte als dieser. Der Abschnitt endet damit, dass man seinen Besitz ins

Er erzählte ihnen ein weiteres Gleichnis. Er sprach also: Ein Mann von vornehmer Herkunft ging in ein fernes Land, um dort die Königswürde in Empfang zu nehmen und dann zurückzukehren. Er rief nun zehn seiner Knechte, gab ihnen zehn Minen und sagte zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme. Die Bürger seines Landes aber hassten ihn und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und liessen sagen: Wir wollen nicht, dass

dieser König wird über uns. Und es geschah, als er im Besitz der Königswürde zurückkehrte, dass er die Knechte, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen liess, um zu erfahren, was ein jeder damit gemacht hatte. Da trat der erste vor und sagte: Herr, deine Mine hat zehn weitere Minen eingebracht. Und er sagte zu ihm: Recht so, du bist ein guter Knecht! Weil du im Kleinsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn

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Reich Gottes investieren soll, statt damit zu versuchen die eigene Zukunft abzusichern.

Lieber denen geben, die Mangel haben Ich bin mir bewusst, dass es viele Menschen gibt, die mich für naiv halten. Ich sehe aber tatsächlich keinen Grund für mich und meine Familie mehr zu horten, als wir in einem ganzen Jahr verbrauchen (staatlich vorgeschriebene Absicherungen noch ausgenommen). Gott stellt uns heute deutlich mehr Ressourcen zur Verfügung, als wir für uns benötigen. Weshalb sollten wir etwas davon zurückhalten, nur weil es ja schliesslich sein könnte, dass wir es eventuell später mal brauchen? Wir geben lieber für diejenigen, die heute schon an Mangel zugrunde gehen (geistlich und materiell). Sollten wir dann später selber auf Hilfe angewiesen sein, wo ist die Schande?

Städte. Dann kam der zweite und sagte: Deine Mine, Herr, hat fünf Minen erbracht. Auch zu ihm sprach er: Und du sollst herrschen über fünf Städte. Dann kam wieder ein anderer und sagte: Herr, da hast du deine Mine, die ich in einem Tuch verwahrt habe. Denn ich fürchtete mich vor dir, weil du ein harter Mann bist; du nimmst, was du nicht angelegt, und erntest, was du nicht gesät hast. Zu ihm sagt er: Nach deinen eigenen Wor-

Luk 19, 11–26


ZAHLSTELLE

ZU DEN PERSONEN Jürg Matter (geboren 1954) ist Theologe. Von 1980–1999 war er in der EMK als Pfarrer tätig. Seit 1999/2000 ist er Direktor der Stiftung Diakonat Bethesda. Er ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder.

Jürg Matter: Habsüchtige horten statt zu investieren Fall der notwendigen Pflege und Versorgung auf Ergänzungsleistungen der AHV (d.h. auf den Steuerzahler) zurückgreifen muss? Narretei, meine ich, ist geistlich für den äusseren Umgang mit unseren Vorräten gar nicht so einfach zuzuordnen!

Ich breche eine Lanze für den «reichen Kornbauern»: Natürlich dreht sich bei unserem Süchtigen vieles ums Haben. Aber Achtung: Unsere Sprache verrät unser aller Verhaftetsein auf der Haben-Ebene: Warum nur gibt es neben Habsucht und Geltungssucht keine Sein-Sucht, warum nur gibt es nur das Guthaben, nicht aber das Gutsein? Also: unser Reicher hat das Problem, für all seine Erträge und Einkünfte keine «Unterbringungsmöglichkeit» zu finden. Zum Vergleich: Schweizer Pensionskassen überlegen derzeit die Miete von Militärbunkern, um Bargeld zu lagern, weil die Anlage auf dem Geldmarkt Zins kostet statt abzuwerfen (Negativzinsen). Heruntergebrochen auf den einzelnen:   Als vernünftige Schweizer Kornbauern legen wir in der Befolgung unserer Gesetze einen grossen Vorrat für viele Jahre unserer Pensionierung an. Meine «schüche» Frage: Wo siedeln Christen die Narretei an? Beim Sparer, der tunlich darauf achtet, seine Pflege bis zum Aufenthalt im Heim (mit Kosten von einigen Tausend Franken im Monat) selber zu berappen und allenfalls lachende Erben und/oder einen dankbaren Staat zu hinterlassen? Oder bezeichnen wir denjenigen als Narren, der seinen Vorrat für sich rechtzeitig so aufbraucht, dass er im

Klarheit indes könnte herrschen über den inneren Umgang mit unserem Vermögen oder Vermächtnis: Wer klammert, hat Angst. Die Angst, zu kurz zu kommen oder die Angst zu verlieren, begründet nicht nur bei einzelnen, sondern auch bei sozial-diakonischen Unternehmungen eine vielfältig zu beobachtende Neigung, zu halten und zu behalten statt zu investieren. Pfunde gehören eingesetzt! Und zwar unbedingt, denn sie gehören mir nicht. Was ich bin und habe, ist geliehen! Kapital- und Landreserven, eine bewährte Tradition von sozial-diakonischem Leben in der Versorgung von Menschen in besonderen Lebensumständen, sind «Assets» unserer diakonischen Einrichtungen, die bedingungslos investiert gehören – in eine kommende Zeit, in der die staatlichen «Vorräte» mehr und mehr auf-

ten will ich dich richten, du böser Knecht. Du hast also gewusst, dass ich ein harter Mann bin, dass ich nehme, was ich nicht angelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe? Warum hast du dann mein Geld nicht zum Wechsler

gebracht? Dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen abholen können. Und zu denen, die dabeistanden, sagte er: Nehmt ihm die Mine weg und gebt sie dem, der die zehn Minen hat. Und sie sagten zu ihm: Herr, der hat

Luk 19, 11–26

Wo siedeln wir die Narretei an?

gebraucht sind und unsere und viele andere Werke wiederum die Versorgungslücken schliessen werden. Im «Fall Bethesda» heisst das zum Beispiel: Wir finden den Mut, eine schweizweite Verbundorganisation von Pflegeeinrichtungen aufzubauen, und nehmen in Kauf, über Jahre primär zu säen statt zu ernten. Wir lancieren darüber hinaus in enger Zusammenarbeit mit der Dozentur Diakoniewissenschaft der Uni Bern die strategische Initiative «urbane Diakonie». Oder aber wir legen Wert darauf, in jedem unserer Häuser – ob Spital oder Alterszentrum – eine Seelsorgestelle mit einer unserer Pfarrerpersonen besetzen zu können.   Allerdings warne ich vor voreiligen Schlüssen, wonach jeder 10 Pfund gewinnt, der 10 Pfund investiert. Die Erfahrung lehrt, dass dies keineswegs zwingend ist. Es kann auch dem Frömmsten geschehen, dass verliert, wer investiert. Trotzdem würde ich keinen Moment zögern, als BethesdaVerantwortlicher sowie als Privatperson in die Lebenswaagschale zu werfen, was ich bin und habe. Ich bin dankbar, dass in meiner Veranlagung die «Versuchung» zur Grosszügigkeit beim Ausschöpfen meiner Möglichkeiten siegt über die Angst, «ob’s ächt längt».

doch schon zehn Minen. Ich sage euch: Jedem, der hat, wird gegeben werden; dem aber, der nicht hat, wird auch das noch genommen werden, was er hat. (aus: Zürcher Bibel 2007) Kirche und Welt  Nr. 04/2015

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Agenda SAMSTAG, 4. APRIL Be-Gehungen Den Weg der Hoffnung Muttenz 19.00–23.00 Uhr Kosten: ab CHF 10.– Infos / Anmeldung: Walter Wilhelm, mail@pundw.ch SAMSTAG, 18. APRIL Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Bibelkunde Altes Testament EMK Zürich 4 9.00–12.30 Uhr Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch

Inspirierende Beispiele teilen

Jugendkonferenz der EMK Zürich Infos:www.takano-online.ch

Nicht gleich – aber miteinander

SAMSTAG, 18. APRIL

Von Beat Bachmann

SAMSTAG, 18. APRIL

Glaube und Theologie in unübersichtlicher Zeit Tag der offenen Tür Theologische Hochschule Reutlingen (D) 10.00–16.00 Uhr Infos: www.th-reutlingen.de SAMSTAG, 25. APRIL Grundkurs Jugendarbeit Basismodul Takano Fachstelle Infos: www.takano-online.ch SAMSTAG, 2. MAI Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Seelsorge EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch

SAMSTAG, 9. MAI Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Spiritualität EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch

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Das Thema der Konferenz 2015 lautet «Miteinander der Generationen». Nur was heisst das überhaupt? Was ist mit diesem «Miteinander» eigent-

Gespannt sitzen die Kinder um das Sofa und hören ihrem Grossvater zu, als er von der «Seegfrörni» 1963 erzählt. – Können wir heute einander noch so aufmerksam zuhören, gerade wenn er oder sie «anders» ist?

lich gemeint? Einige Beispiele.

Am Gemeinschaftsnachmittag der älteren Gemeindeglieder kommt der Jugendpfarrer vorbei und erzählt von seinem Studium und seiner Arbeit mit den Jugendlichen. Interessiert fragen die Anwesenden nach, bedauern manche Entwicklungen, aber würdigen den engagierten Einsatz des jungen Pfarrers! *** Das junge Paar kommt nach dem Besuch gestärkt nach Hause. «Wir müssen sie unbedingt wieder mal treffen. Ist schon ermutigend zu hören, wie es möglich ist, ein Leben lang zusammen zu bleiben.» *** «Wie ist es gelaufen?», fragt die 45-Jährige Frau den Jungschileiter, als dieser gerade verdreckt aus dem Wald in die von ihr frisch geputzte Kirche hineinstolpert. ***

Es gibt viele Beispiele, die ein gutes Miteinander dokumentieren innerhalb (und auch ausserhalb) der Gemeinde. Solche einfachen Beispiele möchten wir an der Jährlichen Konferenz vorstellen, um einander inspirieren zu können. Wo hast du Begegnungen mit Menschen unterschiedlichen Alters? Wie zeichnen sich diese Treffen aus? Was hast du im Miteinander erlebt? Teile es mit uns und komm am Sonntag, 21. Juni nach Aarau!

DER WETTBEWERB Für den JK-Wettbewerb zum Miteinander der Generationen: Ideen, Texte und Fotos bis 30. April an: takano@emk-schweiz.ch Siehe Kurzclip auf www.emk-schweiz.ch, www.takano-online.ch


AUS DEM K ABINETT

Martin Streit: «Durch gemeinsam gefundene Lösungen entsteht ein Mehrwert.»

Situationen erreichen, in denen beide Seiten gewinnen

Miteinander Lösungen finden Von Martin Streit

«Super, das war ein tolles Geschäft!» Was für eine Freude, wenn sich beide Geschäftspartner so über das gemeinsam Erreichte äussern.

So erlebte ich dies schon in verschiedenen Situationen, zum Beispiel beim Verkauf einer Kapelle. Die Gemeinde war mit dem Verkauf einverstanden und war erleichtert, weil der Käufer einer anderen jungen christlichen Gemeinschaft erlaubte, die Räumlichkeiten weiterhin zu benutzen.

Nachhaltige und positive Beziehungen Vertauensvoll Schon länger ist erkannt, dass ein Geschäftsabschluss für beide Seiten eine Win-win-Situation ergeben sollte. Nur so ist gewährleistet, dass eine vertrauensvolle, nachhaltige und positive Geschäftsbeziehung entsteht. Ein interessanter Gedanke in unserer globalisierten Welt mit den vielen Flüchtlingen, mit unseren Handelsbeziehungen und unserem Konsumverhalten.

Mehrwert In unserer kleinen Welt der EMK gibt es viele Gelegenheiten, um ein solches Miteinander anzustreben und zu üben, geprägt vom Willen, eine Winwin-Situation zu erreichen. Dieses Ziel hat nichts damit zu tun, einen «faulen Kompromiss» zu finden oder die völlige Selbstaufgabe auszurufen. Alle schätzen es, wenn ihre Ideen als gut befunden und in eine zukunftsorientierte Lösung mit einbezogen werden. Miteinander eine Lösung finden, beinhaltet für mich nicht nur, dass der andere nicht übervorteilt wird, sondern es entsteht ein Mehrwert im Sinne von 1+1= 3. Segensvoll Wie könnte dieser Mehrwert aussehen? Vielleicht so, dass in einer Gemeinde die Gnade und Barmherzig-

keit am Wachsen ist? Deshalb müssen uns die Bedürfnisse des anderen interessieren, und die eigene Position dürfen wir nicht als unverrückbar betrachten.

Gottes Segen in allem Ringen Ein Beispiel aus dem Alten Testament zeigt für mich exemplarisch eine Winwin-Situation. Wir lesen sie in 1. Mose 32: «Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn». Jakob konnte den ausgetragenen Kampf nicht gewinnen, doch er wurde von Gott gesegnet. Ich wünsche euch in allem Ringen den Segen Gottes.

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM APRIL 2.–5. Provisorische Jährliche Konferenz Bulgarien-Rumänien, Schumen 7.–9. Kabinett und Pfarrerversammlung, Warschau 16.–19. Provisorische Jährliche Konferenz Serbien-Makedonien, Monospitovo 23.–26. Provisorische Jährliche Konferenz Ungarn, Budakeszi ab 29. Bischofsrat, Berlin

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ZENTRALE DIENSTE

Neue Fachfrau Social Media

Schnell und überall Anfang Februar hat Anika Frei aus Frauenfeld ihre Arbeit als Social Media Fachfrau der EMK (20%) aufgenommen. Die gelernte HR Assistentin ist im EMK-Bezirk Klingenberg als Jugendarbeiterin für die Jungschar- und Jugendarbeit verantwortlich. Seit September 2013 studiert sie ausserdem am IGW in Zürich Theologie.

Wegstationen im Leben von Dietrich Bonhoeffer

Nachfolge, Widerstand, Hinrichtung Von Sigmar Friedrich

Vor 70 Jahren, am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. Der erst 39-jährige lutherische Theologe ist durch seine Schriften, durch sein glaubwürdiges Handeln und

An den Social Media fasziniert die 26-jährige, wie schnell sich hier Nachrichten verbreiten, die überall abgerufen werden können. Über die verschiedenen Plattformen, die auch unterwegs genutzt werden, können viele Menschen erreicht werden. Die Social Media nutzt sie bereits in Ihrer Aufgabe in der EMK Klingenberg und wird diese Erfahrungen auch in die neue Aufgabe mit einbringen. Die Stelle ist zunächst befristet auf drei Jahre. Während dieser Zeit wird sie über den Projektfond finanziert. Gegen Ende der Projektphase erfolgt eine Auswertung. Soll danach die Aufgabe weitergeführt werden, muss sie in die jetzt für die Kommunikation zur Verfügung stehenden Stellenprozente integriert werden.

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durch seine Gedichte bis heute von grosser Bedeutung.

Am 4. Februar 1906 wurden in Breslau (heute: Wroclaw/Polen) die Zwillinge Dietrich und Sabine Bonhoeffer geboren. Der Vater Paul, ein bedeutender Psychiater und Neurologe, wird 1912 nach Berlin berufen, so dass die Familie dorthin zieht.

Doktorarbeit mit 21 Jahren Lernen und lehren Dietrich studiert zwischen 1923 und 1927 evangelische Theologie in Tübingen, Rom und Berlin. Bereits mit 21 Jahren schrieb er seine Doktorarbeit, mit 23 Jahren erhielt er die Lehr-

Befugnis an der Universität Berlin, an der er dann von 1931–33 als Privatdozent unterrichtete. Danach übernimmt er ein Auslandspfarramt in London, von wo er 1935 wieder zurück kehrt, um die Leitung des Predigerseminars der «Bekennenden Kirche» in Zingst und Finkenwalde zu übernehmen. In dieser Zeit entsteht sein Buch «Nachfolge», das unter anderem eine Auslegung der Bergpredigt enhält. 1936 wird ihm die Lehrlaubnis für Universitäten entzogen. 1937 wird auf Beschluss von Heinrich Himmler das Predigerseminar in Finkenwalde geschlossen.

Die Freunde bitten ihn zu bleiben Im Widerstand Freunde laden ihn 1939 in die USA ein, wo er Vorlesungen hält. Obwohl die Freunde ihn bitten zu bleiben, kehrt Bonhoeffer kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges wieder nach Deutschland zurück. 1940 kommt er dort durch seinen Schwager Hans von


Zahlstelle

Predigerseminar: D.Bonhoeffer mit dem ersten «Finkenwalder» Kurs.

Dohnanyi in Kontakt mit dem Widerstand um Admiral Canaris. Der nimmt ihn für die militärische Spionageabwehr in Dienst. Unter dieser Tarnung stellt Bonhoeffer Kontakte her zwischen den westlichen Alliierten und dem deutschen Widerstand. Im Januar 1943 verlobt er sich mit Maria von Wedemeyer. Am 5. April wird er von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und im Militärgefängnis Berlin-Tegel inhaftiert. Gefängniswärter schmuggeln Briefe an Freunde und Familie aus der Zelle. Der theologisch sehr bedeutsame Briefwechsel mit seinem Freund Eberhard Bethge ist unter dem Titel «Widerstand und Ergebung» erschienen. In der Haft sind auch einige Gedichte entstanden. Darunter das später unter anderem von Siegfried Fietz

vertonte Gedicht «Von guten Mächten wunderbar geborgen». Zum Tod verurteilt Erst nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 werden Listen mit Namen der Verschwörer gefunden, die auch Dietrich Bonhoeffer eindeutig mit diesen in Verbindung bringen. Er kommt darauf hin für vier Monate ins Gestapo-Gefängnis in Berlin. Im Februar 1945 wird Bonhoeffer ins KZ Buchenwald und wenig später ins KZ Flossenbürg verschleppt. Dort wird er kurz vor der Befreiung des Lagers durch die US-Armee durch ein Standgericht der SS zum Tode verurteilt und am 9. April hingerichtet.

MEHR ERFAHREN Neben den Biografien und Ausgaben mit Werken von D. Bonhoeffer (s. Spalte auf S.15), finden sich im Internet viele Informationen zu Dietrich Bonhoeffer, zum Beispiel hier: www.dietrich-bonhoeffer.net www.bonhoeffer.ch www.dhm.de/lemo/biografie/dietrich-bonhoeffer

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

www.zahlstelle.ch


THEMA

Dietrich Bonhoeffer über die Herausforderungen der Kirche in der Welt

Christus und die mündig gewordene Von David N. Field

würde, wenn Menschen nichts tun können.

die verantwortungsvollen Taten der Menschen.

Von Gott in neuer Weise sprechen

Christus folgen Christus, nicht-religiös interpretiert, ist der Mensch für andere. Er ist in die Welt eingetreten, um im Namen und in Solidarität mit jenen zu handeln, die leiden und ausgestossen sind. Sein Eintreten für andere gipfelte im Tod am Kreuz. Selbst nach seinen Gebeten auf Gethsemane griff Gott eben nicht ein, um seinen Schmerz zu verhindern. Ein Christ sein, heisst: Christus in die Welt in all ihrer Komplexität, ihren Freuden und Schmerzen, ihrer Monotonie und ihren Überraschungen zu folgen. Es heisst, inmitten dieser facettenreichen Welt für andere zu leben, ohne zu erwarten, dass Gott in die Dinge eingreift und sie dramatisch ändert. Im Gegenteil, wer darum weiss, dass Gott leidend in der Welt gegenwärtig ist, übernimmt Verantwortung für das eigenen Handeln im Namen der Leidenden und Ausgestossenen. Wer so lebt, erwartet zudem nicht, dass Gott in wundersamer Weise vor den Konsequenzen einer solchen Tat rettet. Dietrich Bonhoeffer schrieb dies, während er im Gefängnis sass als Konsequenz seiner verant-

Während seiner Zeit im Gefängnis, begann Dietrich Bonhoeffer über die Bedeutung des christlichen Glaubens in Deutschland nach dem Krieg nachzudenken. Dabei entwickelte er unter anderem das provokative Konzept einer «mündig gewordenen Welt».

Die Entwicklungen der europäischen Geschichte hatten nach der Analyse Bonhoeffers dazu geführt, dass Menschen in Europa ihr Leben ohne Bezug auf Gott lebten. Lange hatten Menschen «Gott» herangezogen, um Phänomene zu erklären, die sie anders nicht erklären konnten. Aber nun hatte die Wissenschaft viele dieser Lücken gefüllt. Der «Gott», der die bisherigen Verstehenslücken gefüllt hatte, wurde so aus der Welt hinausgedrängt. Zurück blieben Menschen, die Verantwortung für ihr Leben übernehmen ohne zu erwarten, dass Gott sich einmischt. In einer auf diese Weise «mündig gewordenen Welt» leben Menschen ihr Leben ohne «Religion», also ohne dass mit Gott das erklärt würde, was sich menschlichem Verstehen (noch) entzieht. Und auch ohne die Erwartung, dass Gott intervenieren

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Gott leidet mit Diese Entwicklung interpretierte Bonhoeffer positiv. Der «Gott», der von der «Religion» beschrieben wurde, sei nicht der Gott der Bibel. Die Herausforderung für die Kirche bestehe darin zu lernen, von Gott in einer nicht religiösen Weise zu sprechen und das Evangelium so zu verkünden. Der Gott der Bibel sei nicht ein übernatürliches Wesen, das von Zeit zu Zeit in die Geschichte eingreift und mit dem erklärt werden kann, was Menschen nicht anders erklären können. Der Gott der Bibel ist vielmehr im gesamten Leben präsent. Das Kreuz verrät, das die Hauptattribute von Gott nicht unendliche Macht, sondern Leiden und Schwäche sind. Gott ist im Zentrum der Welt präsent und nicht an den Grenzen dessen, was Menschen verstehen. Er ist gegenwärtig als derjenige, der die Leiden der Welt erfährt. Das heisst nicht, dass er nichts tut! Er handelt durch


THEMA

Frühsommer 1944: Bonhoeffer im Hof des Gefängnisses in Berlin-Tegel zusammen mit gefangenen Offizieren der italienischen Luftwaffe.

Welt wortungsvollen Tat im Namen der Juden. Er wurde hingerichtet für seine Teilnahme an dem Komplott, Hitler ermorden zu wollen.

Auf Macht und Privilegien verzichten Kirche für andere Was ist die Mission der Kirche in einer «mündig gewordenen Welt»? Die Kirche seiner Zeit sah Bonhoeffer damit beschäftigt, sich zu bewahren. Durch diesen Prozess wurden ihre Worte sinnlos. Sie sollte Kirche werden, die für andere da ist. Die Mission der Kirche ist es, ruhig zu sein, zu beten und Taten der Gerechtigkeit in Solidarität mit denen, die leiden, zu tun. Christliches Denken, christliche Organisationen und Institutionen würden aus solchen Gebeten und Taten entstehen. Die Kirche würde radikal reformiert. Sie würde auf ihren Anspruch auf soziale Macht, Status und Privilegien verzichten. Ihren Besitz gäbe sie an diejenigen, die ihn brauchen. Sie würde sich dazu hingeben, nicht für sich selber, sondern für andere da zu sein. Gottesdienste und Sakramente der Kirche würden Quelle

der Erneuerung für den Dienst an der Welt sein. Aber sie würden im Privaten, vor der Öffentlichkeit verborgen geschehen. Das öffentliche Gesicht der Kirche würde nicht der Gottesdienst sein, sondern eine Hingabe, anderen zu dienen. Die Zeit würde kommen, in der die Kirche wieder das Evangelium wörtlich verbreitet, aber die Worte wären neue, verändernde Worte. Solche Verkündigung würde Menschen in ihrer Stärke ansprechen, nicht in ihrer Schwäche. Nicht in den Lücken des menschlichen Wissens wird dann Gott gefunden, sondern in der Reichhaltigkeit menschlicher wissenschaftlicher Entdeckungen. Menschen werden als verantwortungsvolle Erwachsene angesprochen, statt zu versuchen, sie sich psychologisch und persönlich hilflos fühlen zu lassen. Kirche heute Bonhoeffers Konzepte können in verschiedener Hinsicht kritisiert werden: Hat er den Effekt der Säkularisierung überschätzt? Hat er nicht gemerkt, dass auch manche «säkulare» Menschen immer noch dem Transzendenten nachgehen? Theologisch gesehen hat er die Offenbarung Gottes im

Kreuz überbewertet, während er die Offenbarung Gottes in der Auferstehung unterbewertet hat. Gott ist nicht nur derjenige, der leidet in der Welt. Er ist auch derjenige, der erstaunliche neue Dinge vollbringt.   Trotzdem bleibt die Herausforderung: Wie leben und verkünden wir das Evangelium in einer säkularen Gesellschaft? In einer Zeit von rückläufigen Gliederzahlen, wie können Kirchen sich auf den Dienst an der Welt konzentrieren, und nicht darauf, sich selbst am Leben zu halten? Was heisst es konkret für die Kirche, Kirche für andere in Solidarität mit Ausgestossenen zu sein?

NACHLESEN In Briefen aus der Haft entwickelte Bonhoeffer diese Gedanken: Dietrich Bonhoeffer, Eberhard Bethge \ (Hrsg.) Widerstand und Ergebung Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft. ISBN: 978-3-579-07119-0 CHF 21.90

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In den USA studierte Bonhoeffer auch bei methodistischen Lehrern

Prägende Zeit – trotz Vorbehalten Von Sigmar Friedrich

Ende September 1930 reiste der 24-jährige Dietrich Bonhoeffer in die USA. Eben hatte er das zweite Theologische Examen abgelegt und seine

behaftet, weil er sich theologisch wenig Bereicherung versprach. Einzig am «Union» könnten noch so etwas wie neue Impulse zu erwarten sein. Mehr aber hätte sich Bonhoeffer von einer Reise nach Indien versprochen.

Habilitation abgeschlossen. Nun würde er für ein Jahr am Union Theological Seminary in New York studieren.

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www.dietrich-bonhoeffer.net

Inserat

In verschiedener Hinsicht war Bonhoeffer in einem Übergang. Einerseits scheint er gerungen zu haben, wie sein weiterer (beruflicher) Weg aussehen soll. Andererseits war auch das Ziel «USA» mit manchen Fragezeichen

Ein überzeugter Pazifist Das Union Theological Seminary galt damals als eine Hochburg der liberalen Theologie. Noch nicht lange war Reinhold Niebuhr am «Union» tätig. Der Pfarrerssohn mit deutsch-amerikanischen Wurzeln kam aus der reformierten Tradition. Er sollte später zu einem sehr einflussreichen Theologen der USA werden. 1930/31 war der

Charles Marsh DIETRICH BONHOEFFER DER VERKLÄRTE FREMDE Eine Biografie 592 Seiten / gebunden mit Schutzumschlag € 29,99 (D) € 30,90 (A) / CHF* 40,90 ISBN 978-3-579-07148-0 Auch als E-Book erhältlich GÜTERSLOHER VERLAGSHAUS

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zweite Ethik-Professor aber noch berühmter: der Methodist Harry F. Ward. 1907 hatte Harry Ward die «Methodist Federation of Social Service» mit gegründet, die das 1908 von der Generalkonferenz angenommene «Soziale Bekenntnis» erarbeitete. Über 30 Jahre lang leitete Ward dieses Gremium. Ward war bekannt für sein soziales Engagement. Besonders für die Rechte der Arbeiter setzte er sich ein. Er war ein scharfer Kritiker des Kapitalismus. Mit grossen Enthusiasmus verteidigte er den sowjetischen Kommunismus. Und er war ein überzeugter Pazifist. Was muss getan werden? Bei Ward besuchte Bonhoeffer eine Vorlesung zur «ethischen Deutung von Ereignissen der Gegenwart». Ward liess seine Studierenden Artikel aus Zeitungen und Zeitschriften zu sozialen Themen lesen und anhand von drei Fragen analysieren: Welche Fakten werden genannt? Wie sind die Fakten zu deuten? Was muss getan werden? Neben Ward war mit Charles Webber ein weiterer methodistischer Lehrer am Union tätig. Unter dem Titel «Kirche und Gemeinschaft» ging der mit seinen Studierenden, zu denen auch


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Bücher von Dietrich Bonhoeffer

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Am Union Theological Seminary: 1. Professor Fleming 2. Professor Scott 3. Professor Ward 4. Professor Reinhold Niebuhr 5. Präsident Coffin 6. Professor Baillie 7. Professor Bewer 8. Professor Moffat 9. Frank Fisher 10. Paul Lehmann 11. Erwin Sutz 12. Dietrich Bonhoeffer

Bonhoeffer gehörte, an die Orte, an denen die Folgen der Wirtschaftskrise am deutlichsten zu erkennen waren. Vor allem besuchte und analysierte Webber Organisationen, die sich aufgrund ihres Glaubens einsetzten für Jugendliche in kriminellen Banden, gegen Kinderarbeit, für Frauenrechte... Bleibende Eindrücke Bonhoeffer war beeindruckt davon, wie engagiert Kirchen und kirchliche Organisationen an diesen Brennpunkten tätig waren. Auch die Opferbereitschaft der Studierenden am «Union» hinterliess bleibende Eindrücke. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland unterstützte er mit seinen Studenten in Berlin ebenfalls Arbeitslose, sammelte Geld und richtete einen Treffpunkt für Jugendliche und junge Erwachsene ein.   Von sehr grosser Bedeutung waren daneben die studentischen Freundschaften, die in dieser Zeit entstanden, unter anderem mit dem Franzosen Jean Lasserre, der später ein überzeugter Pazifist wurde. Mit ihm und an ihm lernte Bonhoeffer die hohe Wertschätzung für die Bergpredigt. Mit seinem afro-amerkanischen Mit-

studenten Albert F. Fisher besuchte Bonhoeffer Gottesdienste in Harlem und lernte die bedrückende Situation und den christuszentrierten Glauben der Afro-Amerikaner kennen. Mit dem Schweizer Gaststudenten Erwin Stutz konnte er über seine theologischen Vorbehalte sprechen. Ähnlich auch mit Paul Lehmann, einem amerikanischen Doktoranden am «Union». Der Weg in den Widerstand Nachdrücklich forderten die Professoren und seine studentischen Freunde Bonhoeffer heraus, indem sie danach fragten, welche gesellschaftlichen Folgen denn die Offenbarung Gottes und der Gehorsam ihm gegenüber habe. Eine Christsein, das nicht in der Welt konkrete Gestalt annimmt in einer Kirche, die sich mit Christus zu den Menschen in ihrer Not stellt, wurde Bonhoeffer in der Folge undenkbar. Der Weg in den politischen Widerstand war damit vorgezeichnet.

Was Dietrich Bonhoeffer an theologischen Impulsen hinterlassen hat, ist bruchstückhaft. Aus vielen Einzelteilen setzt sich ein Bild zusammen. Einige Buchhinweise.

Erstkontakt Manfred Weber (Hrsg.) Dietrich Bonhoeffer. Worte für jeden Tag 128 Seiten, CHF 7.50 ISBN: 978-3-579-07146-6 Gütersloher Verlagshaus 2014 Markante Sätze Dietrich Bonhoeffers für jeden Tag, die Lust auf mehr wecken...

Längere Gespräche Christian Gremmels, Wolfgang Huber (Hrsg.) Dietrich Bonhoeffer Auswahl 6 Bänden in Kassette 1440 Seiten, CHF 66.90 ISBN: 978-3-579-07500-6 Gütersloher Verlagshaus 2006 Die wichtigsten Texte aus dem gesamten Schaffensspektrum Bonhoeffers in sechs Bänden. Die ergänzenden Informationen und Einleitungen helfen beim Verstehen.

Intensiver Austausch Eberhard Bethge u.a. (Hrsg.) Dietrich Bonhoeffer Werke Sonderausgabe Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW), 17 Bde. ca. 10.331 Seiten, CHF 320.– ISBN: 978-3-579-01818-8 Gütersloher Verlagshaus 2015 Die Sonderausgabe der wissenschaftlichen Ausgabe der Werke Dietrich Bonhoeffers umfasst alle Schriften des Theologen. Alle Bücher können bezogen werden bei: Theologische Buchhandlung Jost AG, 031 334 03 03, www.theologische.ch

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CONNEXIO

Bereichert: Der Arabisch-Treff in Aarau und die deutschsprachige Gemeinde feiern immer wieder gemeinsam.

Das Connexio Jahresthema 2015

beFREMDet beFREUNDet beREICHert Von Carla Holmes

Die Anzahl Migrant/innen in der Schweiz und in Frankreich steigt ra-

wir aufeinander zugehen, weichen Vorsicht und Angst. Was vorher fremd war, wird plötzlich vertraut. Integration wird möglich.

sant und damit die Angst vor Überfremdung und Identitätsverlust. Denn Unbekanntes, Neues oder Ungewohntes verunsichert uns. Wir

Was fremd war, wird vertraut

können das Fremde nicht einschätzen, werden vorsichtig und nehmen eine Abwehrhaltung ein, indem wir beispielsweise versuchen, auf politischem Wege die Zuwanderungsrate zu beschränken.

Aber müssen Fremde uns fremd bleiben? Ziehen wir uns in die Angst zurück und schotten uns ab? Oder sind wir bereit, die Chancen zu nutzen, die sich uns im Kennenlernen von Fremden bieten, und werden mit ihnen Freunde? Aufeinander zugehen Freundschaft kann mit einer zuvorkommenden Geste, mit einem Lächeln oder mit einer Frage beginnen. Indem

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Fremde in der EMK Weltweit, aber auch in der Schweiz und in Frankreich, begegnen Gemeindeglieder der EMK Fremden unter uns als Brüder und Schwestern. Migrant/innen besuchen unsere Gottesdienste oder benutzen unsere Räumlichkeiten für eigene Veranstaltungen in fremden Sprachen und mit anderen Liturgien. Mehrere EMK-Gemeinden beschäftigen ausländische Pfarrpersonen, die sich um ihre Landsleute kümmern und sich ganz praktisch bei der Integration von Migrationsbetroffenen einsetzen. Ein Beispiel dafür ist der Arabisch-Treff «Marhaba» der EMK Aarau. Auch bieten Gemeindeglieder Sprachkurse an und helfen

Fremden, unsere Lebensweise besser zu verstehen. Bei all diesen Begegnungen entstehen Freundschaften. Bereichert werden Diese Freundschaften mit zuvor Fremden bereichern unser Leben auf vielfältige Weise. Andere Kulturen, Weltanschauungen und Lebenserfahrungen erweitern unser Lebensbild und unseren Horizont. Connexio möchte Sie daher ermutigen, sich den Fremden unter uns zuzuwenden, um durch Freundschaft mit ihnen bereichert zu werden.

UNTERSTÜTZEN EMK in der Schweiz Connexio, Zürich PC 87-537056-9 IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9 Weitere Informationen unter: www.connexio.ch/sammlungen


FRAUENNETZWERK

Feier zum Weltgebetstag 2015 in Brugg

Am Beispiel Jesu lernen Von Therese Streit

«Von Eleuthera und von überall her auf der Welt werden wir ins Königreich Gottes gerufen. In Einheit wollen wir gemeinsam Gott anbeten», lesen wir in der Weltgebetstagsliturgie. Die Vorstellung, dass am ersten Freitag im März rund um die Welt Gottesdienste gefeiert werden und für Land und Menschen der Bahamas gebetet wird, beeindruckt mich. Das ist auch einer der Gründe, weshalb

Horizont erweitern Die Unterschiedlichkeit in der Kirchenkultur und der persönliche Bezug zum christlichen Glauben der einzelnen Mitarbeiterinnen finde ich spannend. Der Blick über den vertrauten «Gartenzaun» der eigenen Gemeinde hinaus hilft, den Horizont zu erweitern und respektvoll miteinander im Gespräch zu sein, ohne mit missionarischem Eifer den anderen die eigene Glaubensüberzeugung diktieren zu wollen.

ich gerne zusammen mit Frauen aus verschiedenen christlichen Kirchen diese Feier vorbereite.

«Darf in eurer Kirche doch Halleluja gesungen werden während der Passionszeit?», frage ich die neue Mitarbeiterin der gastgebenden Gemeinde etwas ungläubig. Das letzte mal wäre in derselben Kirche das Halleluja nicht erlaubt gewesen. «Ja selbstverständlich», lautet die Antwort. Nicht nur die Weltgebetstagsliturgie wirkt vielleicht etwas fremd für solche, die zum ersten Mal eine Feier zum weltgebetstag besuchen. Auch die verschiedenen Kirchentraditionen der Gemeinden vor Ort können uns fremd sein.

Mein Text regte zu Diskussionen an Wie in anderen Jahren auch, haben wir einzelne Textpassagen in der Weltgebetstagsliturgie weggelassen. Zur Verknüpfung habe ich einen kurzen eigenen Text formuliert. Dieser hat in der Gruppe zur Diskussion herausgefordert. Und solch ein Austausch über Bibel und Glaube ist für mich «das Salz in der Suppe» im Miteinander am Weltgebetstag.

Augen öffnen «Begreift ihr, was ich an euch getan habe?» Jesus hat als Meister seinen Jüngern die Füsse gewaschen. Das ist speziell und überhaupt nicht der herrschenden Ordnung gemäss, weder damals noch heute. Jesus hat die nicht von der Fusswaschung ausgeschlossen, die ihn verraten und verlassen werden. Seine unglaubliche Barmherzigkeit kann uns helfen um Vergebung zu bitten, wenn wir in uns selber auch Verräterisches erkennen. Die Frauen der Bahamas beten so: «Wir bekennen, dass wir uns manchmal bewusst weigern, denen die Füsse zu waschen, die anders sind als wir. Öffne unsere Augen, damit wir diejenigen sehen, die eine sanfte Berührung, ein offenes Ohr, ein Wort des Trostes nötig haben». Dieses Bekenntnis und diese Bitte gelten nicht nur für die Menschen auf den Bahamas, sondern auch für uns in der Schweiz.

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KURZ NOTIERT

mitdenken – mitreden – mitentscheiden Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

Dietrich Bonhoeffer und Zivilcourage Bonhoeffer lebte sein Leben als «Pastor, Agent, Märtyrer und Prophet», so steht es im Titel einer Biographie. Was auf den ersten Blick kaum zusammen zu passen scheint, muss unter dem Blickwinkel der Zeit, in der er lebte, verstanden werden. Es brauchte Gottvertrauen, einen klaren Blick und Zivilcourage, um die Ideologie des Bösen dieser Zeit zu durchschauen.   In einem Brief von 1943 äusserte er sich konkret über Zivilcourage. Er fragte sich, warum sie dem deutschen Volke abhanden kommen konnte. Dabei schloss er sich nicht aus. Er sah die Geschichte des deutschen Volkes, in der es eine Notwendigkeit war, die Kraft des Gehorsams zu lernen. Bonhoeffer schreibt 1943 in einem Brief aus seiner Haft unter anderem: Der Deutsche habe «nicht damit gerechnet, dass seine Bereitschaft zur Unterordnung und zum Lebenseinsatz für den Auftrag missbraucht werden könnte zum Bösen. ... Es musste sich herausstellen, dass eine entscheidende Grunderkenntnis dem Deutschen noch fehlte: die von der Notwendigkeit der freien, verantwortlichen Tat auch gegen Beruf und Auftrag.»*   Vielleicht ist es so, dass mir diese Grunderkenntnis heute als freie Schweizerin nicht mehr fehlt – ob ich es jedoch schaffe, diese «freie, verantwortliche Tat» in meinem Alltag umzusetzen? Gelegenheiten dazu bieten sich mir jedenfalls viele. Ursula Brunner

An der JuKo, der Jugendkonferenz EMK, am 18. April in Zürich können die 12 bis 30-Jährigen ihre Stimme in die EMK einbringen. An der JuKo werden politische Anliegen diskutiert, Projekte können vorgeschlagen und über geeignete Projekte abgestimmt werden. Projekte mit Aussenwirkung werden von Connexio, dem Netzwerk für Mission und Diakonie der EMK, jährlich mit insgesamt CHF 10000.- unterstützt. Projekte, die in den letzten Jahren Unterstützung erhalten haben, sind die «Methodist Movies» oder das EMK-App für I-Phones. Quelle: www.takano-online.ch

Wie viel ist genug? Die Zahlstelle bietet im Mai die Möglichkeit, unter professioneller Anleitung im Rahmen des eigenen Lebensstandards praktische Antworten auf diese Frage zu finden. Der Finanzplaner Beat Hofstetter unterstützt Menschen anhand biblischer Prinzipien in Geldfragen. Der halbtägige Workshop (13.30–17 Uhr) kostet 75.– pro Person bzw. 120.– pro Ehepaar. Mögliche Kursdaten sind der 2. und der 16. Mai 2015. Der Ort wird noch bestimmt. Information und Anmeldung auf der Zahlstelle bei Gisbert Dörr, 044 299 30 81, zahlstelle@emk-schweiz.ch Anmeldeschluss ist der 20. April.

Neue Mitarbeiterin bei Connexio Kristin Buchbinder wird ab 1. April für sechs Monate bei Connexio arbeiten, um die Schwangerschaftsvertretung von Arabella da Silva zu übernehmen. Kristin Buchbinder stammt aus der EMK Davos, lebt aber seit einiger Zeit in der Region Zürich. Sie hat an der Universität Zürich Medien- und Publizistikwissenschaft studiert sowie an der Hamburger Technischen Kunstschule Fotodesign. Das Connexio-Team freut sich, dass sie bereit ist, von April bis September die Geschäftstelle als Kaufmännische Sachbearbeiterin mit einem Pensum von 50% zu unterstützen.

* Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung.

Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft, hrsg.

von E. Bethge. Gütersloh 1985. S. 12f.

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Quelle: Connexio


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Gut ausgerüstet ins Pila! Von Claudia u. Mathias Zollinger

Die ersten Knospen spriessen, die Vögel zwitschern von den Bäumen, die Sonne lacht wieder länger und intensiver, … Der Frühling steht vor der Tür und damit auch die zahlreichen Jungschar-Pingstlager.

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und mit dem Jungschar-Logo versehen. Was ist ein Pila ohne Schlafsack und Mätteli? Bei Bestellungen bis am 30. April 2015 gewährt der BESJ-Shop 15% Rabatt auf sämtliche Mätteli und Schlafsäcke. Bei der Bestellung unbedingt den Aktionscode «JEMKPila» angeben. Gleich bestellen Der BESJ Shop vertreibt die Artikel der Jungschar EMK. Im BESJ-Shop indest du zudem Rucksäcke für jeden Zweck, wasserdichte Kleidung, Stirnlampen, Essgeschirr und vieles mehr. Stöbere online unter shop.besj.ch durch das gesamte Sortiment. Alle Artikel können bequem online oder telefonisch (044 850 69 52) bestellt werden.

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Kurz notiert

Studieren mit Herz und Verstand Die Theologische Hochschule Reutlingen lädt am 18. April von 10.00–16.00 Uhr ein, an einem Tag der offenen Tür live zu erleben, wie an der Hochschule mit Herz und Verstand theologisch gedacht, gelehrt und gelernt wird. Zum vielfältigen Programm gehören Kurzvorlesungen, Workshops, Musik, Führungen, ein Büchertisch und andere Informationsgelegenheiten. Quelle: www.th-reutlingen.de

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INSERATE

Musical-Tour 2015 Adonia-Teens-Chor & Band

Riehen Sissach Wiedlisbach Reigoldswil Buchs AG Erlinsbach Döttingen Reinach AG Herisau Rheineck Altstätten Ruggell FL Gstaad Brienz Adelboden Grindelwald Schwarzenburg Münsingen Oey Langenthal Steinach Stein am Rhein Sirnach Bischofszell Wolhusen Rümlang Aesch Sarnen Unterägeri Dottikon Fislisbach Niedergösgen

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Landgasthof, Baselstr. 38 Turnhalle Primarschulhaus Dorf, Schulstr. 5 Saalbau Froburg, Hafnerweg 5 Mehrzweckhalle Schule, Paul Suter-Weg 1 Gemeindesaal, Mitteldorfstr. Schulanlage Kretz, Brühlstr. 1 Turnhalle Bogen 1, Chilbert 28 Saalbau Reinach, Hauptstr. 29 Casino Herisau, Poststr. 9 Hotel Hecht Rheineck, Hauptstr. 51 Saal Hotel Sonne, Kugelgasse 2 Gemeindesaal, Nellengasse 40 Kirchgemeindehaus, Untergstaadstr. 8 Sporthalle Brienz Dorf, Schulhausstr. 10 Turnhalle Adelboden, Zelgstr. Kongress Saal, Schulgässli 2 Mehrzweckhalle Pöschen, Freiburgstr. 100 Schlossgutsaal, Schlossstr. 8 Schulanlage Oey, Diemtigtalstr. 30 FEG Freie Evang. Gemeinde, Weissensteinstr. 7 Gemeindesaal Steinach, Schulstr. 14a Mehrzweckhalle Schulhaus Schanz Gemeindezentrum Dreitannen, Frauenfelderstr. 3 Bitzihalle, Turnerweg 2 Rössli ess-kultur Wohlhusen, Menznauerstr. 2 IEG Church, Hofwisenstr. 50 Freizeitzentrum Tellimatt, Tellimattstr. Aula Cher, Cherweg Aegerihalle, Alte Landstr. 113 Aula Schulhaus Risi, Ammerswilerstr. 2 Mehrzweckhalle Leematten, Birmenstorferstr. 11 Mehrzweckhalle, Stockackerstr.

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4125 4450 4537 4418 5033 5018 5312 5734 9100 9424 9450 9491 3780 3855 3715 3818 3150 3110 3753 4900 9323 8260 8370 9220 6110 8153 6287 6060 6314 5605 5442 5013

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Flums Rehetobel Amriswil Wattwil Bern Sumiswald Frutigen Uetendorf Kerzers Biel / Bienne Urtenen-Schönbühl Grenchen Hombrechtikon Erstfeld Zürich-Leimbach Meilen Winterthur Flaach Neunkirch Wallisellen Zizers Scuol Cazis Obersaxen Kilchberg ZH Affoltern a. A. Wohlen Goldau Winterthur Wetzikon Dietikon Glattfelden

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Mehrzweckhalle Kirchbünte, Bergstr. Gemeindezentrum, St. Gallerstr. 9 Pentorama, Arbonerstr. 2 Thurpark, Volkshausstr. 23 EGW Bern-Zentrum, Nägeligasse 9/11 Aula Sumiswald, Hofackerstr. 8 Pfimi Frutigen, Zeughausstr. 6 MZH Bach, Allmendstr. 26 Seelandhalle, Fräschelsgasse 11 Kongresshaus, Zentralstr. 60 Zentrumssaal, Zentrumsplatz 8 Parktheater, Lindenstr. 41 Gemeindesaal Blatten, Bahnweg 6 Pfarreizentrum St. Josef, Schlossbergstr. 13 Saal, Kirchenzentrum, Wegackerstr. 42 Restaurant Löwen, Jürg-Wille-Saal, Seestr. 595 Ref. Kirchgemeindehaus Wülflingen, Lindenplatz 14 Worbighalle, Botzengasse Städtlihalle Saal zum Doktorhaus, Alte Winterthurerstr. 31 Lärchensaal, Schulhaus Obergasse Gemeindesaal (altes Kino) Mehrzweckhalle, Schulhaus, Quadra 6 Mehrzweckanlage Meierhof, Meierhof 3B Ref. Kirchgemeindehaus, Stockenstr. 150 Kasino, Marktplatz 1 Casino Wohlen, Zentralstr. 30 Pfarreizentrum Eichmatt, Rigistr. Gate 27 - FEG, Theaterstr. 27b FEG Freie Evang. Gemeinde, Langfurrenstr. 2 Ref. Kirchgemeindehaus, Poststr. 50 CD bereits Mehrzweckhalle Eichhölzli, Schulstr. 10 erhältlich

2 Abschlusskonzerte! Eintritt nur mit Gratis-Ticket

Abschlusskonzerte Am Sonntag, 3. Mai 2015 um 10:30 und 14:30 finden in der Mehrzweckhalle Zofingen zwei einzigartige Abschlusskonzerte statt. Alle Deutschschweizer-Chöre werden dabei nochmals auf der Bühne stehen. Das Musical «Petrus – De Aposchtel» zum Abschluss der Tournee im XXL-Format! Eintritt frei – Kollekte. Besucherplatzzahl für die Abschlusskonzerte beschränkt, jeder Besucher (Erwachsene und Kinder) braucht ein kostenloses Ticket: www.petrus-musical.ch oder 062 746 86 39. Unnummerierte Plätze. Falls es am Veranstaltungstag noch freie Plätze gibt, kann man an der «Tageskasse» beim Eingang ein Ticket beziehen. Sollte der Anlass bereits ausgebucht sein, wird es auf www.petrus-musical.ch publiziert. Verpflegungsstände ab 11:30 in Betrieb.

Zeit für ein Lächeln Glauben, wachsen, leben, Ruhe finden und sich erholen. See- und Bergsicht nahe Zürich für Einzelgäste und Gruppen. 10. August – 17. August 2015 Frohes Singen von alten und neuen christlichen Liedern Ferienwoche mehr Infos unter www.bibelheim.ch Ferien- und Tagungszentrum Hofenstrasse 41, 8708 Männedorf Telefon 044 921 63 11, info@bibelheim.ch

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FREIWILLIGE WERKE

Freiwilligenarbeit in der Diakonie Bethanien

IDEM – Im Dienst eines Mitmenschen Von Nadja Kröner

Die Cafeteria im Weyergut Bethanien in Wabern wird jeden Nachmittag von freiwillig Mitarbeitenden betreut. Diese ehrenamtlichen Einsätze werden von den Bewohner/innen sehr geschätzt und bringen Abwechslung in ihren Alltag. Wenn Besuche von Angehörigen und Bekannten selten werden, wird die durch die freiwillig Mitarbeitenden

feteria zu arbeiten. Uns geht es gut, und ich möchte etwas von dem wieder zurückgeben. Spende ich Geld, muss ich mich immer fragen, ob dies am richtigen Ort eingesetzt wird. Im Weyergut Bethanien wirke ich aber direkt. Das gefällt mir und macht Sinn und Freude.   HH: Gerne hätte ich nach meiner Pensionierung selbst ein Café eröffnet, aber das war mir zu aufwendig und kompliziert.

geschenkte Zeit zum wertvollen Geschenk.

Hans Hohl (HH) engagiert sich seit sieben Jahren, Regula Balmer (RB) seit zwei Jahren im Cafeteriateam. Was gefällt Ihnen an dieser Aufgabe? RB: Der Umgang mit betagten Menschen ist für mich eine Bereicherung. Es ist eine Ehre für sie etwas Gutes zu tun. Was motiviert Sie zur Ausübung dieser ehrenamtlichen Einsätze? RB: Da ich im Büro im Betrieb meines Mannes tätig bin, ist es für mich eine willkommene Abwechslung, einmal im Monat einen Nachmittag in der Ca-

glaube das trifft es ziemlich gut. Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen den meist betagten Menschen gegenüber ist die wichtigste Voraussetzung. Was empfehlen Sie Personen, die an dieser Aufgabe interessiert sind? HH: Am besten einen «SchnupperNachmittag» absolvieren! Dann mit wenig Einsätzen pro Monat beginnen.

FREIWILLIGENARBEIT Man muss Menschen mögen Welche Tätigkeiten beinhaltet diese Aufgabe? HH: Verschiedene Getränke, Kleingebäck und Snacks bereitstellen und verkaufen. Tischservice, wenn nötig. Abräumen und Tischreinigung, sofern es die Gäste nicht selbst machen. Auf Wünsche der Heimbewohner und Besucher eingehen und diese, wenn möglich, erfüllen. Was muss man mitbringen, um diesen Dienst zu tun? RB: Adolf Ogi würde wohl sagen: «Man muss Menschen mögen». Ich

... im Weyergut Bethanien Mit ihrem Engagement leisten freiwillig Mitarbeitende einen massgeblichen Beitrag zum Wohl unserer Bewohner/innen. Auskunft erteilt gerne: Jürg Schmid, Weyergut Bethanien, Wabern, Tel. 031 960 92 11 oder j.schmid@bethanien.ch ... im Bethanien www.bethanien.ch/freiwilligenarbeit-im-dienste-eines-mitmenschen ... im Bethesda Marianne Abt, Tel. 061 315 21 21, marianne.abt@bethesda-spital.ch

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FRESH-EXPRESSIONS

Lern-Gruppe: Impressionen vom Startklar-Kurs in Chemnitz

Fresh Expressions hautnah erleben

Suppe für die Nachbarschaft Von Elke Lieb

13 Teilnehmende aus der Schweiz und Deutschland trafen sich vom 26. Februar bis 1. März zur 3. Runde des Startklar-Kurses in der «am meisten unterschätzen» Stadt Deutschlands – Chemnitz! «Startklar» ist ein Kurs für Hauptamtliche und Ehrenamtliche, die neue Wege mit der Gemeinde suchen.

In dieser Einheit beschäftigten wir uns mit dem missionarischen Gedankengut von «Fresh expressions of church» (FreshX): «frische Ausdrucksformen von Kirche». Eine neue Form von Gemeinde für unsere sich verändernde Kultur, primär für Menschen, für die Kirche bisher noch keine Bedeutung hat. Eine FreshX entsteht, wo Christen auf Gott und den Kontext vor Ort hören, den Menschen dienen, damit sie das Evangelium in ihrer Lebenswelt erfahren, Menschen in die Nachfolge Jesu einladen und sie zu seinen Jüngern machen. Einladungen verteilen In Chemnitz konnten wir hautnah das FreshX-Projekt «Inspire» (Herzen berühren. Menschen bewegen. Brühl be-

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leben) erleben, das von Barry Sloan und seinem Team ins Leben gerufen wurde. Dem Chemnitzer Team liegt es am Herzen, den «Brühl», eine fast ausgestorbene Fussgängerzone, mit Leben zu füllen, natürlich nicht mit irgendeinem! Gott soll spürbar werden für die Menschen in der Nachbarschaft. Deshalb war unsere erste Aufgabe, Einladungen für den Sonntag in der Umgebung zu verteilen zum Thema: «Triff deinen Nachbarn – und iss eine Suppe». Diese niederschwellige Möglichkeit soll dem Gespräch untereinander und dem Kennenlernen dienen.

Jede Menge Aha-Erlebnisse Teambildung In unserem Kurs beschäftigen wir uns auch mit verschiedenen interessanten Büchern, die wir zwischen unseren Treffen lesen und die dann besprochen werden. Thema diesmal: Teambildung. Da gab es eine Menge Aha-Erlebnisse bei uns Teilnehmern! Am Samstag hatten wir die Möglichkeit ein anderes Projekt in Chemnitz zu besichtigen. «New Generation», un-

tergebracht im alten Kino, ein Treffpunkt für Jugendliche, mit den unterschiedlichsten Angeboten. Der Leiter führte uns durch die Räume und erzählte über die Arbeit vor Ort. Nachbarn treffen Sonntags dann der (Gottes-)Dienst in der Nachbarschaft. Die Suppe war vorbereitet, die Tische gedeckt und die Nachbarn kamen! Die gemeinsamen Aktivitäten und die Gespräche mit den Chemnitzern waren für alle eine Bereicherung und eine ermutigende Erfahrung!   An diesem Wochenende arbeiteten wir Teilnehmer auch an unseren Visionen und Projekten. Wir durften wieder viel Ermutigung erfahren, Tipps und Anregungen mitnehmen bis zum nächsten «Startklar» im Juni. Was für eine Chance!

MEHR ZUM KURS Mehr Informationen finden Sie www.freshexpresssions.ch, oder wenden Sie sich direkt an Matthias Fankhauser, fx@emk-schweiz.ch


ZENTRALKONFERENZ

Glaubwürdig: Pfarrer Daniel Sjanta und die Gemeinde in Kovacica bezeugen Christus in ihrem Umfeld.

Die fruchtbare Arbeit der EMK-Gemeinde in Kovacˇica (Serbien)

«...kann nicht verborgen bleiben» Von Daniel Sjanta

Vor 65 Jahren, im April 1950, wurde die EMK-Gemeinde in Kovacˇ ica (Serbien) gegründet. Seither erlebte sie Höhen und Tiefen. Einerseits war dies durch die instabile politische Situation bedingt. Andererseits war Kovacˇ ica auch immer eine Art «Insel», haben doch die meisten der 6000 Einwohner slowakische Wurzeln – dies im Gegensatz zur serbischen Bevölkerungsmehrheit des Landes.

Die Menschen in Kovacˇica stehen in einer ständigen Spannung zwischen Herkunftsidentität und Umfeld, was in allen Lebensbereichen spürbar ist. Zudem waren die lutherischen Vorfahren, die sich vor 200 Jahren in Kovacˇica niedergelassen hatten, in ihrer Heimat von den Katholiken verfolgt worden. Schwierige Voraussetzungen Hier, im nördlichen Teil Serbiens, hatten sie zwar die ersehnte Freiheit gefunden. Aber ihre Geschichte hatte sie stark für die Frage des Proselytismus sensibilisiert. Bis heute setzen viele den Übertritt in eine andere Glau-

bensgemeinschaft mit einem Identitätsverlust gleich. Keine günstige Voraussetzung für ein methodistisches Zeugnis und ein friedliches Zusammenleben.   Vor fünf Jahren konnte die EMK-Gemeinde in Kovacˇica ein neues Haus kaufen. Und weil dieses einen grossen Hinterhof hat, führten Pastor Daniel Sjanta und seine Frau Elena schon in den ersten Sommerferien vielfältige Anlässe für die Kinder der Stadt durch. Das «emk-spiel-mobil» ermöglichte ihnen zum Beispiel, mit Hunderten von Kindern und deren Eltern in Kontakt zu kommen. Kostenlose Englischkurse für Kinder und Erwachsene boten in den letzten vier Jahren mehr als 150 Personen die Möglichkeit, in diese Sprache einzutauchen. Leuchtendes Zeugnis Diese Aktivitäten hatten positive Auswirkungen – sowohl im Umfeld als auch in der EMK-Gemeinde selber. Eltern äusserten ihre Dankbarkeit, dass sich da jemand so sehr um ihre Kinder kümmert. Zahlreiche Menschen waren überrascht, dass etwas kostenlos und ohne Verpflichtung angeboten wurde. In vielen Köpfen begannen

vorgefasste Meinungen zu bröckeln. Stattdessen wuchs eine Wertschätzung für die Arbeit der EMK. Menschen schlossen sich der Gemeinde an, und diejenigen, die schon dazugehörten, verstärkten ihr Engagement. Durch den Kauf des Hauses an der Hauptstrasse von Kovacˇica erlebt die EMK-Gemeinde Matthäus 5,14 ganz praktisch: «Eine Stadt, die auf einem hohen Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben.» Es ist ihr Gebet, dass sie dank Gottes Kraft künftig sogar noch heller in die Gesellschaft hinein strahlen kann.

HELFEN SIE MIT! Die EMK in Serbien hat 12 Bezirke mit 14 Gemeinden. Geleitet werden die Gemeinden von sieben ordinierten Ältesten, zwei Mitgliedern auf Probe und drei Lokalpastoren. Spenden für die Gehälter der Pfarrpersonen in Mitteleuropa an: EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich PC 87-537056-9 IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9 Projekt Nr.: 20012

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Gut, dass ich dem inneren Impuls folgte

Zugehört – und nicht verurteilt Von Stefan Pfister

Stefan Pfister ist Pfarrer der EMK Davos und begeisterter Hobbyfotograf. Er hat in Davos einen Fotoclub gegründet.

Samstag Nachmittag. Die Kirchenuhr St. Johann schlägt gerade 13.30 Uhr. Ich bin pünktlich beim abgemachten Treffpunkt. Da steht Andreas* auch schon. Wir haben vor einigen Tagen per Mail hier abgemacht. Während wir einige Schritte gehen, erzählt er aus seinem Leben, vor allem von den Wirren und Schwierigkeiten der vergangenen Monate und Jahre. Da ist einiges zusammen gekommen. Er merkt, dass er sich öfters «selber im Wege steht». Seine Entscheidungen wenden sich am Schluss gegen ihn selber. Das macht ihm Mühe. So kam er immer mehr in den Machtbereich von Mitmenschen. Sein Geschäft kann über ihn bestimmen. Dabei will er das gar nicht. In seiner Partnerschaft sieht es öfters nicht viel anders aus. Ich höre über weite Teile einfach zu. Manchmal versuche ich, mit meinen Worten etwas wiederzugeben, was er fühlt – und doch nicht sagt. Einige Male scheine ich den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben.   Bevor wir uns verabschieden sagt Andreas: «Vielen Dank, dass du mir zugehört hast. Das hat mir gut getan.

Du hast mich verstanden – und mich nicht verurteilt. Vor allem das hat mir gut getan, weil ich öfters auch verurteilt wurde, wenn ich von mir und meinen Knörzen erzählt habe.»   Zu dieser Begegnung kam es, weil Andreas sich zweimal nicht gemeldet hat auf unsere Fotoclubtreffen, die wir seit einigen Jahren unregelmässig veranstalten, um über unser gemeinsames Hobby des Fotografierens auszutauschen. Fotobegeisterte aus der EMK in Davos und Personen, die in der Zeitung von diesem Fotoclub erfahren haben, kommen hier zusammen. Andreas kam fast von Anfang an regelmässig. Dass er zweimal nicht kam und sich nicht per Mail abgemeldet hat, erstaunte mich. Ich folgte einem Impuls, ihn per Mail zu fragen, wie es ihm gehe; ich hätte ihn vermisst. Er hat geantwortet – und geschrieben, dass es vielleicht sinnvoll sei, wenn er mir einiges erzählen könnte. So trafen wir uns. Am Samstag, als die Uhr von St. Joahnn 13.30 geschlagen hat. Ich bin einem inneren Impuls gefolgt. Gott sei Dank. * Name geändert


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