Kirche und Welt 5/2017

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05/2017

Kirche und Welt Woher Angst kommt und wie wir damit umgehen

Im Wald da sind die Räuber! Seite 8–9

Gottes Spuren entdecken Eindrücke von einigen Konferenzen Seite 7

The United Methodist Church

Kein Chaos in Köpfen und Seelen

Dass Menschen Jesus persönlich kennenlernen

In Tschechien macht Gottes Liebe Schule Seite 16–17

Wofür schlägt Dein Herz, Stefan Schnegg? Seite 22–23


INHALT

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Impulstag «fresh expressions» am 1. April in Zürich

Wie Gottes Liebe in Tschechien Schule macht

Kirche muss (auch) anders sein

«Wir wollten nicht, dass unsere Kinder in ihren Köpfen und Seelen ein Chaos haben!»

5 «gefragt» – Jährliche Konferenz vom 8.–11. Juni in Zuchwil

«Was willst du, dass ich für dich tue?»

16 Schulungstag «Missionaler Lebensstil» in Bern

«Cool fand ich: es ist so einfach!»

6 Sammlung Woche der Jugend 2017

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Was ist mein Beitrag für die Jugendarbeit in der Schweiz?

Karin Kübler besucht Frauen im «ältesten Gewerbe»

Von Frau zu Frau auf Augenhöhe

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Eindrücke von einigen Konferenzen

Aussergewöhnliches Projekt des Bezirks Sevelen

Gottes Spuren entdecken

Das Theater im Gemeindebau

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Woher Angst kommt und wie wir damit umgehen

Wofür schlägt Dein Herz, Stefan Schnegg?

Im Wald da sind die Räuber!

Dass Menschen Jesus persönlich kennenlernen

10 Von Bedrohung, Urflut und Rettung in der Bibel

«In der Welt habt ihr Angst …»

12 Frauen in Bolivien und im Kongo

Ein Leben in traditioneller Ungleichheit

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Kirche und Welt

Nr. 05/2017


Kirchen-Gezwitscher Eine kleine Blütenlese aus der Timeline der EMK Schweiz auf twitter. Folgen Sie uns unter @EMKschweiz!

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Während ich die Beiträge dieser Ausgabe von Kirche und Welt redigiere, sind sie wieder da: die Nachrichten, die seit einiger Zeit immer wieder kommen, über einzelne Spinner, die gottlos und menschenverachtend morden. In Stockholm mit einem Lastwagen, in Ägypten mit Bomben. In Ägypten richtet sich der stumpfsinnige Hass gegen die christliche Minderheit, in Schweden werden PassantInnen auf der beliebten Einkaufsmeile zu Opfern. Nur ein paar Tage zuvor hat mir meine Tochter aus ihrem Unterricht erzählt. Der Terror war auch dort zum Thema geworden. Ihr Lehrer vertrat die These, dass dieser Terror nur dank der Medien so funktioniert. Sie sorgen dafür, dass diese Nachrichten rasch bis in den hintersten Winkel der Welt gelangen. Opfer und Täter erhalten ein unglaubliches Echo. Dieser Wahnsinn zielt geradezu auf mediale Inszenierung. Zugleich bewirkt diese mediale Überflutung so etwas wie eine Relativierung: jetzt kennen wir diese Art Nachrichten schon. Sie lösen immer noch Betroffenheit aus. Sie werden jedoch in der Wiederholung auch «banaler». Unspektakulär, medial nicht verwertbar ist nach christlichem Glauben die Herrschaft Gottes heute da: verschwindend klein wie ein Senfkorn (Mk 4,30ff.) in den unscheinbaren und gewaltlosen Taten der Barmherzigkeit (Mt 25,31ff.), die sich nicht vom Bösen überwinden lassen, sondern das Böse mit dem Guten überwinden (Röm 12,21). Das heisst, Jesus nachfolgen im Vertrauen darauf, dass Gottes Nähe die Welt verändert hat und verändern wird. Sind Sie dabei?

Sigmar Friedrich Redaktor

Kirche und Welt

Nr. 05/2017

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FRESH EXPRESSIONS

Impulstag «fresh expressions» am 1. April in Zürich

Kirche muss (auch) anders sein  VON ESTHER DERENDINGER

Rund 60 engagierte Menschen aus verschiedenen Kirchen und kirchlichen Ausbildungsinstitutionen nahmen am 1. April in Zürich teil am 5. Impulstag fresh expressions (fx) «Eintauchen – Kirche im Sozialraum entwickeln». Den vorgestellten Projekten gemeinsam war: sie starteten mit beobachten, zuhören und Fragen stellen.

Pfarrerin Sabrina Müller, Habilitandin und Forscherin am Zentrum für Kirchenentwicklung der Universität Zürich, führte anhand der Apostelgeschichte und konkreter Beispiele ins Tagungsthema ein. Am Anfang von fx-Projekten gehe es darum, sich einzulassen: Wer ist da? Was beschäftigt diese Menschen? Wo leben und arbeiten sie? «Wir hören hin, prüfen, reflektieren und treten schliesslich in Aktion», sagte Müller. Zuhören lernen Wie Sozialraumanalysen in der Praxis aussehen, wurde anhand einiger Beispiele aufgezeigt. In

Diessenhofen ist das fx-Projekt ter der Reformierten Kirche Bubikon, «Venue» entstanden. Angeboten wird Michael Goldberg wieder einen Raum ein Open Office unter anderem mit bieten. Seit zwei Monaten betreibt Jobcoachings, einem Mittagstisch er dafür eine Jugendwohnung in und Deutschkursen. Chris Forster Bubikon. Seine Sozialraumanalyse und David Jäggi starteten das Projekt startete er mit einem Mapping vom vor zwei Jahren – mit Zuhören: «Ein- Sozialraum und führte Einzelintereinhalb Jahre haben wir nur zuge- views mit der Zielgruppe. «Wo ist Sozialraum?», fragen Sanhört. Das war die grösste Herausfordra Bils und Maria Hermann von derung», sind sich die beiden einig. Eine «Quartiervision» hatte Alan Kirche2. Die Orte reichen vom KebabCereghetti von ICF Stand über Wanderwege, EinkaufszentLuzern für das Nur zuhören – Wohnquartier Tribren, Fussballplätze, schen. Der Wahrdas war die grösste den Stammtisch bis nehmungsprozess, hin zum Zoo oder Herausforderung gestaltet als Gebetsgar zur eigenen Terlauf, zeigte bald: rasse. Kann da überWer da wohnt, will nur wohnen. Ein all Kirche entstehen? Die beiden fxQuartierleben findet nicht statt. Cere- Spezialistinnen gaben am Nachmittag ghetti kam zum Schluss, dass seine Einblicke in ihren praktischen und Projektidee nicht die richtige war. theoretischen Erfahrungsschatz. Weiter begleiten In der Zürcher Gemeinde Bubikon erleben junge Konfirmand/innen Zusammenhalt und Gemeinschaft. Nach der Konfirmation gibt es für die Jugendlichen jedoch keine Gefässe mehr. Ihnen wollte der Jugendarbei-

Sozialraum «Einkaufszentrum» – kann hier Kirche entstehen?

WEITERE INFORMATIONEN www.freshexpressions.ch Matthias Fankhauser, 079 463 89 65, fx@emk-schweiz.ch


Zahlstelle SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

Zukunftsforscher Andreas M. Walker wird am Samstag, 10 Juni ein Referat halten.

«Was willst du, dass ich für dich tue?»  VON REGULA GIGER

«gefragt» lautet das Thema der Jährlichen

Konferenz

Schweiz–

Frankreich–Nordafrika 2017. Entdecken, dass wir gefragt sind – von Jesus Christus, von anderen Menschen. Fragen stellen, zuhören, lernen. Fragen der Menschen und unserer Zeit erkennen … Das Thema ermuntert, als Gefragte fragend aufeinander und andere Menschen zuzugehen.

Ein öffentlicher Bildungs- und Begegnungstag am Samstag, 10. Juni widmet sich der Frage: «Was willst du, dass ich für dich tue?» Wir lassen uns fragen und fragen uns selber, was die Menschen von heute bewegt.

Feiern und fragen Die Feierstunde am Freitagabend mit JubilarInnen aus der Dienstgemeinschaft der PfarrerInnen sowie Verabschiedungen in den Ruhestand laden ebenfalls zu Begegnungen ein. Den Abschluss und Höhepunkt der Konferenz bildet der Fest-Sonntag: fragen, teilen, zuhören, Ordinationen und andere Spezialitäten. Nähere Angaben dazu folgen im Einladungsflyer und in der nächsten Ausgabe von «Kirche und Welt». Herzlich willkommen im Sportzentrum in Zuchwil bei Solothurn. Wir freuen uns auf Sie!

SIE SIND GEFRAGT! Spuren suchen Zur gemeinsamen Entdeckungsreise in Form eines World-Café und der Spurensuche in Bibel und Glauben sind alle eingeladen. Zudem erwartet die Teilnehmenden ein Referat von Andreas M. Walker, Zukunftsforscher, zum Thema «Wir fragen die Menschen von heute». Ebenfalls am Samstag findet ein Connexio-Begegungsabend statt. Es stehen Inputs aus der interkulturellen Arbeit der EMK, Berichte von Gästen aus dem Ausland und zahlreiche Gelegenheiten für Begegnungen auf dem Programm.

Alle Veranstaltungen finden im Sportzentrum Zuchwil bei Solothurn statt. FR, 9. JUNI, 18.00 Uhr Feierstunde mit Jubilarinnen und Jubilaren SA, 10. JUNI, 10.30–16.30 Uhr Bildungs- und Begegnungstag SA, 10. JUNI, 17.30–21.00 Uhr Connexio-Begegungsabend SO, 11. JUNI, 10.30–16.00 Uhr Fest-Sonntag mit Begegnungen, teilen, fragen, zuhören, Ordinationen und anderen Spezialitäten

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

«gefragt» – Jährliche Konferenz vom 8.–11. Juni in Zuchwil

www.zahlstelle.ch


TAK ANO

Mit dem gesammelten Geld wird zum Beispiel das Camp IV unterstützt.

Sammlung «Woche der Jugend» 2017

Was ist mein Beitrag für die Jugendarbeit in der Schweiz?  VON BEAT BACHMANN

Als Jugendfachstelle unterstützen wir die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen der EMK Schweiz. Wir helfen im Hintergrund, sind «Teil» von Projekten und Anlässen, beraten

Five für junge Erwachsene gleich zwei schweizerische Lager in Lenzburg statt. Es geht darum zu feiern, zu spielen, im Glauben zu wachsen und das Netzwerk der EMK-Jugend zu stärken. www.emk-camps.ch

Mitarbeitende und sind als «Möglichmacher» und «Dienstleister» im Kontakt

mit

Leitungspersonen,

Teams und Gemeinden. Eine wichtige finanzielle Unterstützung für die Jugenarbeit ist die Sammlung «Woche der Jugend».

Am Sonntag, 21. Mai oder an einem anderen geeigneten Tag findet in den Gemeinden die Sammlung zugunsten dieser gesamtschweizerischen Arbeit der EMK mit Kindern und Jugendlichen statt. Mit den Spenden werden folgende Projekte unterstützt: Camp 4 & Five Erstmals finden über Auffahrt mit dem Camp 4 für Teens und dem Camp

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Kinderlager auf dem Beatenberg 2017 finden im Jugendhaus Ramsern auf dem Beatenberg wieder drei Lager für Kinder und Jugendliche statt. Neben einem erlebnisreichen Lagerprogramm sind diese Lager auch ein idealer Ort, an dem junge Menschen erste Leitungserfahrungen sammeln und gefördert werden können. www.kila-beatenberg.ch «YouthCon» Nach der geglückten Premiere von 2016 findet am 9. September 2017 in der EMK Zofingen die zweite YouthCon statt. Es ist ein Zusammenkommen von Gleichgesinnten, die ein Herz für die Jugend haben. Dabei ist

Zeit auszutauschen, Talente zu entdecken und zu fördern, die Stimme zu erheben, Projekte zu lancieren, Ideen zu sammeln und «Know-How» auszutauschen. Ein Anlass von Jugendlichen durchgeführt, an dem alle Generationen teilnehmen und sich einbringen können! www.youthcon.ch Reformaction Vom 3.–5. November findet in Genf das Jugendfestival zum Reformationsjubiläum statt. Ein Miteinander von Jugendlichen aus Landes- und Freikirchen und ein Treffen mit Menschen aus den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz! Das wird für alle ein unvergessliches, prägendes Erlebnis werden. Damit dies möglich wird, werden die Reisekosten der Jugendlichen aus EMK-Gemeinden übernommen. www.emk-takano.ch www.reformaction.ch


BISCHOFSBÜRO

Eindrücke von einigen Konferenzen

Gottes Spuren entdecken  VON BISCHOF PATRICK STREIFF

Es ist wieder Konferenzzeit für mich als Bischof. Zwei Zentralkonferenzen liegen hinter mir, auch eine Jährliche Konferenz. Morgen beginnt die nächste. Konferenzen haben meist mit vielen Berichten zu tun und einer

die Reise benötigten, besonders jene, die durch unsichere, umkämpfte Gebiete reisen mussten. Bei der Jährlichen Konferenz Bulgarien-Rumänien bleibt mir in Erinnerung, wie im Plenum immer wieder in kurzen Statements auf gute Erfahrungen in Ortsgemeinden Bezug genommen wurde.

Rechenschaftsablage über Aktivitäten in der Vergangenheit.

Interessanterweise sind bei mir andere Eindrücke hängen geblieben. Bei unserer eigenen Zentralkonferenz habe ich die Tagzeitengebete sehr geschätzt, die unsere Gespräche im Plenum umrahmt haben. Ich fand auch die kurzen Vorstellungen der einzelnen Länder spannend und habe dabei selber Details entdeckt, die ich noch nicht kannte. Mutige Delegierte Bei der Zentralkonferenz im Kongo wurde mir bewusst, in welch schwierigem Umfeld die Kirche in diesem riesigen Land arbeiten muss. Ich habe den Mut und die Ausdauer bewundert, den die Delegierten oft schon nur für

Dankbares Miteinander Bei all diesen Konferenzen habe ich mich gefreut, Gottes Spuren unter uns zu entdecken. Das ist mir stärker in Erinnerung geblieben als trockene Geschäftssitzungen. In diesen Konferenzen ist Dankbarkeit vor Gott, Wertschätzung gegenüber anderen und Hoffnung für die Zukunft ausgedrückt worden. Gottes gnädiges Wirken ist aufgeleuchtet. Gemeinschaft wurde gestärkt. Gemeinsam verantwortete Entscheidungen wurden gefasst. Ich hoffe, dass es uns immer wieder gelingt, von Christi Geist geprägtes «Konferieren» zu gestalten. Dann werden unsere offiziellen Tagungen zu Orten, an denen Gottes Gegenwart erfahrbar wird.

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM MAI 25.4.–14.5. 17.5.–21.5 25.5.–28.5

Bischofsrat und weitere Gremien, USA Provisorische Jährliche Konferenz Österreich, Linz Jährliche Konferenz Tschechien und Slowakei, Prag

Bischof Patrick Streiff: «Ich hoffe, dass es uns immer wieder gelingt, von Christi Geist geprägtes ‹Konferieren› zu gestalten.»

Agenda SA.–SO., 6.–7. MAI 50-Jahr-Jubiläum Ferienheim Honegg Infos / Anmeldung:

www.ferienheim-honegg.ch

SAMSTAG, 6. MAI Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Rhetorikkurs 9.00–16.30 Uhr EMK Zürich, Badenerstrasse 69 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch FREITAG, 12. MAI Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Rhetorikkurs 17.30–21.30 Uhr EMK Zürich, Badenerstrasse 69 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 13. MAI Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Seelsorge 9.00–17.00 Uhr EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 13. MAI Pilgern auf dem Jakobsweg Willisau-Huttwil-Dürrenroth ab 9.00 Uhr Kosten: ab CHF 10.– Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch www.emk-bildungundberatung.ch/308 MITTWOCH, 17. MAI Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Rhetorikkurs 17.30–21.30 Uhr EMK Zürich, Badenerstrasse 69 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch DO.–SO., 25.–28. MAI «happy life» Camp 4 & five Lenzburg Infos / Anmeldung:

www.emk-camps.ch

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THEMA

Woher Angst kommt und wie wir damit umgehen

Im Wald da sind die Räuber!  VON SIGMAR FRIEDRICH

Der Wald hat es in sich. Besonders nachts. Dann knackt es viel öfter. Und im Dämmerlicht lassen sich die bedrohlichsten Gestalten ausmachen. Die sind natürlich nicht

tätsstatistik weist niedere Werte aus. Grosse Naturkatastrophen mit verheerenden Folgen für weite Teile der Bevölkerung gab es schon längere Zeit nicht mehr. Die tatsächliche äusserliche Bedrohung, die Anlass zur Furcht geben könnte, hat stark abgenommen.

da. Sagt der Verstand. Die Gefühle sagen etwas anderes. Und die sind «lauter».

Wirklich Anlass zur Angst gibt es in unseren Wäldern kaum. Wildschweine könnten Menschen noch gefährlich werden. Alle anderen gefährlichen wilden Tiere sind kaum mehr zu finden. Und dass in der Nacht der Wald voll Räuber wäre, ist auch nicht empirisch nachweisbar. Weniger Bedrohungen Nicht nur im Wald haben sich die realen Bedrohungen minimiert: Die statistische Lebenserwartung eines um 1900 geborenen Jungen lag bei rund 50 Jahren. 2015 lag sie bei über 80 Jahren. Darin spiegelt sich eine markant bessere medizinische Versorgung. Der letzte Krieg, von dem die Schweiz unmittelbar betroffen war, liegt 70 Jahre zurück. Die Kriminali-

Mehr Verunsicherung Zugenommen hat dennoch die Verunsicherung. Unterschiedliche Faktoren spielen dabei zusammen. So etwa der Wettlauf der Medien, möglichst als erste die neuesten (schlechten) Nachrichten zu verbreiten: Die Nachricht von dem Massaker an den französischen Hugenotten in der Bartholomäusnacht von 1572 erreichte Madrid nach drei Tagen. Als 1964 der damalige sowjetische Ministerpräsident und Vorsitzende der KPdSU, Nikita Chruschtschow, abgesetzt wurde, verbreitete sich die Nachricht in den USA «wie ein Lauffeuer»: innerhalb von knapp acht Stunden wussten 95% der Bevölkerung davon. Als 2001 Flugzeuge in das World Trade Center in New York rasten, wussten bereits nach 45 Minuten rund 67% der Menschen in Deutschland über das Ereignis Bescheid. Über die sozialen Me-

Angst? – Vielleicht hilft es, sich zu verstecken …!

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dien gelangen heute entsprechende Ereignisse in minutenschnelle in weite Teile der westlichen Gesellschaften. Völlig undurchsichtig Zur Beschleunigung kommt hinzu, dass die Zusammenhänge sehr komplex geworden sind. Während der Flüchtlingswelle sagte jemand im Brustton der Überzeugung: «Das wird von einigen Politikern gezielt so gesteuert.» Die Gründe für diese Fluchtbewegungen sind indes vielfältig. Sie stellen sich bei Personen aus Syrien anders dar als bei Menschen, die aus Afrika über das Mittelmeer kommen. Auch für das Elend, das in vielen Ländern herrscht, aus denen Menschen nach Europa kommen, gibt es sehr komplexe Gründe, wie allein die Vielzahl der im Syrienkrieg auf unterschiedlicher Ebene agierenden Parteien zeigen kann. Entsprechend braucht es ein ganzes Bündel von Massnahmen, um auf diese Prozesse Einfluss nehmen zu können. Es braucht Zeit, bis diese Massnahmen greifen. Und ob sie greifen, ist zudem ungewiss.


THEMA

Nachts scheint der Wald viel bedrohlicher.

Ziemlich zufällig Das macht einen weiteren Baustein der Verunsicherung erkennbar: weil die Verhältnisse so komplex sind, wirkt vieles, was geschieht, sehr zufällig – und zwar sinnlos zufällig. Ob all das Geschehen ein Ziel hat, ist fraglich geworden. Überhaupt scheint der «Fortschritt» – spätestens seit der «industriellen Revolution» so etwas wie der heimliche Motor der westlichen Gesellschaften – immer weniger steuerbar. Das ist eine Kehrseite der Freiheit, die mit der Aufklärung zu einem wichtigen Grundwert westlicher Gesellschaft wurde. Dazu kommt, dass für viele Menschen die grossen kulturellen und religiösen Werte, die der Gemeinschaft und dem einzelnen bis in die beginnende Neuzeit Sinnzusammenhänge erschlossen haben, an Plausibilität verloren haben. Der ungarische Philosoph Georg Lukács beschrieb diese Situation des modernen Menschen in Mitteleuropa als «transzendentale Obdachlosigkeit». Hilflose Angstmache Medial sind mögliche Bedrohungen permanent präsent. Die Auslöser der Bedrohungen sind komplex und undurchschaubar. Wo genau sinnvoller-

weise der Hebel angesetzt werden müsste für eine Veränderung, ist unklar. Aus der Verunsicherung entsteht auf diese Weise eine diffuse Angst, die gar kein konkretes Objekt hat. Das macht hilflos: Wenn ich nicht weiss, wo ich ansetzen muss, um wirklich etwas zu verändern, dann kann ich vielleicht am Ende gar nichts tun? Eine Möglichkeit, diese Hilflosigkeit zu «bearbeiten», ist, den Ursachen ein «Gesicht» zu geben: «die Juden» oder «die Muslime» können das sein mit einem angeblichen Streben nach der Weltherrschaft. Ebensogut können es aber auch «die Linken» oder «die Rechten» sein oder überhaupt «die Politiker», wahlweise auch «die Ausländer» oder «die Banker» oder eine «Weltelite» oder eine «GenderLobby». Indem die Angst so ein konkretes Feindbild erhält, können die Verängstigten wieder zu handeln beginnen: von diesen «Feinden der Gesellschaft» kann man sich abgrenzen und sie bekämpfen. In Abgrenzung zu ihnen lässt sich die eigene politische oder kulturelle Identität «sichern». Indem diese bedrohlichen Mächte bekämpft werden, kann der Lauf der Geschichte doch noch gewaltsam zum «Guten» gewendet werden.

Trügerische Sicherheit Überhaupt scheint «Sicherheit» ein probates Mittel gegen die Angst zu sein. Wer oder was auch immer «Sicherheit» verspricht, hat gute Chancen, Gehör zu finden. Leicht geht dabei vergessen, dass nicht nur zu wenig, sondern auch zu viel Sicherheit schädlich ist. «Helikoptereltern» etwa, die ständig ihre Kinder «umkreisen», damit ihnen nichts passiert und sie zum Beispiel nur ja nicht fallen, verhindern, dass die Kinder ein gesundes Körpergefühl entwickeln. Zu viel Sicherheit verhindert Selbstverantwortung, Risikobereitschaft, kreative Veränderung. Tragende Verbundenheit Was hilft gegen die Angst? – Nachts im Wald zum Beispiel «singen». Oder wenn man nicht ganz allein ist. Und wenn wir uns dann gar verbunden wissen mit dem, von dem auch der Tod nicht zu scheiden vermag … Da könnten wir miteinander Zukunft gestalten, innovativ, offen, zuversichtlich – trotz Verunsicherung. Und sind nicht Gesang, Gemeinschaft, Heilsgewissheit und Heiligung typisch methodistische Ressourcen?

Kirche und Welt

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THEMA

Wo ist für uns der «sichere Hafen», wenn die Stürme der Angst aufziehen?

Von Bedrohung, Urflut und Rettung in der Bibel

«In der Welt habt ihr Angst …»  VON FELIX WILHELM-BANTEL

«Mein Vater war ein umherirrender Aramäer.» Mit diesen Worten beginnt ein altes israelitisches Glaubensbekenntnis (Dtn 26,5-10). «Wir waren Fremdlinge in Ägypten. Die Ägypter misshandelten uns. Wir schrieen zu Gott. Er führte uns mit starker Hand aus Ägypten heraus und brachte uns in dieses Land, das von Milch und Honig überfliesst. Und nun bringe ich Gott die ersten Früchte der Ernte.» Ausdrücklich werden die Israeliten aufgefordert, bei dieser Gelegenheit fröhlich zu sein ob all dem Guten, dass Gott für sie getan hat.

In diesen Worten wird das Staunen darüber spürbar, dass es etwas zu ernten gibt und dass die Menschen am Le-

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ben bleiben. Denn das Leben der Menschen und speziell der Israeliten ist von allen Seiten bedroht. Es gibt viele Gründe, sich zu fürchten: wilde Tiere und räuberische Nachbarvölker, ausbleibender Regen und danach der Hunger, zu viel Regen, der klägliche Rinnsale in reissende Fluten verwandelt, die stechende Sonne und die unheimlichen Kräfte des Mondes, alle Arten von Krankheiten, Feinde und, und, und …

lichen Ordnung. Diese Ordnung ist ständig bedroht. Es braucht nur wenig, und alles gerät aus den Fugen. Die Schöpfung versinkt im Chaos.

Chaotische Fluten Die Israeliten stellen sich das Chaos nicht wie einen Schutthaufen vor, sondern als so etwas wie unendliche Wassermassen. Diesen Wassermassen sagen sie auch Urflut. Sie deckte am Anfang alles zu (vgl. Ps 104,6). So hat es ausgesehen, als Gott die Welt geBedrohte Ordnung schaffen hat. So ist es gewesen, als die Viele Gefahren lassen sich konkret be- grosse Flut alles Leben auf der Erde nennen. Aber hinter ihnen gibt es ausgelöscht hat. Diese Wassermassen noch das Grauen, von bedrohen immer noch dem diese konkreten die Ordnung der Das «Chaos» ist Schöpfung. Gott hat Gefahren nur so etkein Schutthaufen ihnen zwar Grenzen was wie die Spitzen von Eisbergen sind. gesetzt (Ps 104,9). Die Menschen leben in einer zerbrech- Aber hinter dieser Grenze lauern sie


THEMA

Seesturmgeschichte von den Jüngern erzählt (Mt. 8,23f). Es geht da um mehr als bloss um einen meteorologischen Sturm. Matthäus verwendet daBodenlose Tiefe für nicht das Wort für Wind oder Wenn die Israeliten vom Gefühl reden, Sturm, sondern seismos, das Wort für dass das Leben auf der Erde und ihr Erdbeben. Das weist auf die apokalypeigenes Leben auf unheimliche Weise tische Dimension dieser Szene hin: bedroht seien, greifen sie zum Bild Natürliche Stürme haben die Jünger, von Wasserfluten. Im Wasser kann die früher ja als Fischer auf dem See man sich nirgends festhalten. Man gearbeitet hatten, vermutlich einige wird mitgerissen. erlebt. Bei dieMan verliert den Nur dünne Holzplanken sem Sturm jeBoden unter den doch sind sie trennen sie von den den antichristFüssen. Man wird Chaosmächten … in die Tiefe gezolichen Elemengen. Man wird wie ten in Form von von einem riesigen Maul verschlungen. Wind und Wellen ohnmächtig ausgeMan wird vom festen Boden weggeso- liefert. Nur dünne Holzplanken trengen, auf dem Gott das Leben schützt nen sie von den Chaosmächten. Und und erhält. Man verschwindet in den die Wasser haben leichtes Spiel: Jesus Tiefen der Gottesferne – für die Israe- schläft. Die Jünger geraten in Panik. liten eine grauenvolle Vorstellung. Nicht weil Jesus in Gefahr ist, sondern Das hat zum Teil mit ihrer Art zu le- weil sie um ihr eigenes Leben fürchben zu tun: Israel war kein Seefahrer- ten. Diesen Mächten haben sie nichts volk. Aufs Meer hinauszufahren, war entgegenzusetzen. Alles Wissen und für sie nicht ein Aufbruch zu neuen alle Erfahrungen nützen ihnen in dem Ufern, nicht der Start zu grossen Moment nichts. Wer kann diesem Abenteuern, sondern der ultimative Wind und diesen Wellen (und ihrer eiGraus. Da kommt man dem Chaos, genen Panik!) Einhalt gebieten? dem Weltuntergang ganz, ganz nahe. Begrenzte Macht Wer gebietet Einhalt? Der Bibel redet mit grossem Respekt Dieser Hintergrund wirft ein speziel- von der Urflut und den Chaosmächten. les Licht auf das, was Matthäus in der Zugleich aber entmythologisiert und und warten auf eine günstige Gelegenheit, um Gottes Schöpfung zu vernichten.

entzaubert sie diese Mächte und Gewalten auch. Sie können nicht ihr eigenes Ding durchziehen. Sie sind von Gott geschaffen. Gott gibt ihnen ihren Platz und setzt ihnen Grenzen (so z.B. im ersten Schöpfungsbericht und Ps 104). Wenn er es für nötig hält, lässt Gott selber apokalyptische Stürme auf dem Meer los und bändigt sie wieder (Jona, Ps 107,25-29). Das gilt auch für die grossen Wasser im übertragenen Sinn (z.B. Ps 18,5-7). Die Rettung kommt auch da von Gott. Wenn Menschen sich vorkommen, wie wenn das Wasser ihnen bis zum Hals steht, wie wenn sie wie im Schlamm versinken würden (Ps 69,1+2), dann rufen sie zu Gott um Hilfe. Er rettet sie aus ihrer Not – er allein. Er hat die Macht dazu. Klammernde Kleingläubige So machen es in Mt 8 auch die Jünger: sie wecken Jesus. Nicht im festen Glauben an die Überlegenheit von Jesus, sondern in Panik. Aber dass sie Jesus wecken, «genügt». Jesus stillt den Sturm und macht die Wasser wieder ruhig. – Er ist der Sohn Gottes. Er hat die Macht dazu. Auch wenn sie nur Kleingläubige sind, die Jünger haben gut daran getan, sich in ihrer Angst an Jesus zu klammern.

Die unbändige Gewalt des Meeres war in Israel Bild für das Chaos.

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CONNEXIO

Frauen in Bolivien und im Kongo

Ein Leben in traditioneller Ungleichheit  VON THOMAS HANIMANN

Ob im Kongo oder in Bolivien – bis in den beiden Ländern die Frauen die gleichen Rechte haben werden wie Männer, ist es noch ein weiter Weg. Zwei Connexio-Mitarbeiterinnen berichten, wie sie die Situation in ihren Gastländern wahrgenommen haben.

In Bolivien gibt es fortschrittliche Gesetze zur Gleichstellung der Frau. Dennoch steht das Land ganz oben auf der Liste von physischer oder sexueller Gewalt durch Partner oder Ex-Partner. Laut einer Studie von 2015 sind 53 Prozent der Frauen davon betroffen. Das scheint widersprüchlich in diesem Land, in dem mehr als die Hälfte der Parlamentsmitglieder Frauen sind (weltweit ein Spitzenwert). Anne Barth, die zusammen mit ihrem Ehepartner Simon für Connexio in Bolivien arbei-

tet, erklärt das so: «Es fehlt der Wille des Staates, die Mittel zur Verfügung zu stellen, damit dem Gesetz auch Taten folgen.» Meistens würden Frauen, die bei der Polizei Anzeige wegen Gewalt in der Ehe (mit Körperverletzung) erstatten, gar nicht ernst genommen. In Bolivien bedeutet der Begriff «feminicidios», der immer wieder in den Zeitungen auftaucht, ganz konkret, dass allein im vergangenen Jahr 104 Frauen von ihren Partnern getötet wurden.

Arbeit und Kinderbetreuung In der Familie haben die Söhne klar Verbreitete Diskriminierung den Vorrang. Wenn das Schulgeld Ausgeprägt sei der Unterschied zwi- nur für ein Kind reicht, dann wird schen den Städten der Junge geschickt. und den ländlichen, Die grösste Last der ArMänner vorwiegend von indibeit liegt oft auf der überwachen die Frau, die neben der begenen Völkern besieEntscheide der delten Gebieten. In ruflichen Arbeit auch Frauen. für die Kinderbetreuder Stadt habe sie ung zuständig ist. bei ihren Begegnungen nie eine Diskriminierung erlebt, Viele Frauen arbeiten im informellen

Daria Hofer zu Besuch in einem Waisenheim für Mädchen im Kongo.

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sagt Anne Barth. Hingegen seien die Ungleichheiten auf dem Land auffälliger, auch innerhalb der Kirche. Beispielsweise sei ihr aufgefallen, dass die Frauen an den Versammlungen des kirchlichen Frauen netzwerks oft von ihren Männern begleitet seien. «Diese können so die Entscheide der Frauen überwachen und wo sie es für nötig halten, Einfluss darauf nehmen – was die Frauen auch zulassen.»


CONNEXIO

Sektor, zum Beispiel als Strassenverkäuferinnen. Anne Barth: «Man sieht sie da häufig mit ihren Kindern, die nebenan spielen, Aufgaben machen oder – wenn sie noch klein sind – in einer Kartonkiste hocken.» Selbstbewusstsein durch Bildung Verändern könne dies vor allem die Bildung, ist Anne Barth überzeugt. Denn je ausgebildeter die Frau, desto selbstbewusster trete sie auf und könne sich auch gegen Ungleichheiten wehren. So habe etwa das Stipendienprogramm für Frauen, das Connexio unterstützt, spürbare Auswirkungen. Sichtbar selbstbewusster treten selbst die Frauen aus ärmlichen Verhältnissen auf, die durch ein solches Studium die Möglichkeit erhalten haben, einen Beruf zu lernen.

Bildungsangebote für Frauen wie hier in La Paz, Bolivien, sind wichtig.

Kirchliche Frauenförderung Verhindert werde eine wirkliche Gleichberechtigung auch durch die Mehrbelastung der Frau, die neben der Erwerbsarbeit mit dem OrganiVergewaltigungen in Ostkongo sieren des Familienlebens stark beDie Demokratische Republik Kongo ansprucht sei. Trotz dieser negativen gehört laut Berichten von Hilfsorga- Faktoren konnte Daria Hofer beobnisationen zu den Ländern, in denen achten, wie einigen Frauen mindesFrauen weltweit am meisten leiden. tens im kirchlichen Kontext eine Art Dies gilt insbesondere für die Kon- Chancengleichheit zukommen fliktgebiete im Ostkongo. Dort wer- könne. So arbeiteten etwa im UMden von den Kriegsparteien regelmä- COR-Büro (dem internationalen ssig Mädchen und Hilfswerk der EMK) Frauen vergewaltigt. Frauen, die durchIn der Kirche sind aus etwas zu sagen Sie verlieren ihre Würde, werden auch hätten. RegionalleiFrauen sehr von Polizei und Beengagiert und oft terinnen des Frauenhörden kaum genetzwerks hätten verlässlicher. eine respektierte schützt. Daria Hofer hat zusammen mit Stimme in der Kirihrem Mann Roman als Connexio- che. Innerhalb der kirchlichen Arbeit Koordinatorin für vier Jahre im seien Frauen oft sehr engagiert und Kongo gelebt, allerdings im friedli- auch verlässlicher. In der Stadt und cheren Süden des riesigen Landes. auf dem Land gebe es Pfarrerinnen Sie war darum persönlich nicht di- und Diakoninnen, die Gemeinden leirekt mit der grössten Not in den kon- teten. An den zentralen Top-Positiogolesischen Krisengebieten konfron- nen findet man allerdings noch tiert. Doch die erschreckende kaum Frauen. Als im März 2017 in Diskriminierung der Frauen be- Kamina die vier Bischöfe gewählt schränkt sich nicht auf den Ost- wurden, waren zwar auch einige kongo: Von Freunden hat Daria Hofer Kandidatinnen unter den zahlreierfahren, dass auch im Südkongo an chen Wahlvorschlägen. Geschafft hat der Universität Professoren für gute es aber keine Frau. Noten und Leistungsnachweise von den Studentinnen sexuelle Dienste Vorurteile überwinden Daria Hofer ist überzeugt, dass beseinforderten.

sere und gezielte Bildung für Mädchen mehr Chancengleichheit für Frauen bringen wird. Dabei seien allerdings noch manche tief verwurzelte Denkweisen zu überwinden, etwa, dass Frauen sowieso verheiratet werden und eine Schulbildung für Mädchen darum eine Verschwendung ist oder dass die Wertschätzung normalerweise zuerst den Männern zukommt. Sowohl Daria Hofer im Kongo als auch Anne Barth in Bolivien sind überzeugt, dass es noch manche Schritte braucht, um das Bewusstsein der Gleichwertigkeit der Frauen zu stärken. Dabei sei wichtig, dass sowohl die Männer als auch die Frauen über die Geschlechterrollen reflektierten. Gerade in den Strukturen der Kirche soll für dieses Thema genügend Platz vorhanden sein.

HELFEN SIE MIT Informationen: www.connexio.ch, 044 299 30 70 Spenden: EMK in der Schweiz Connexio, Zürich PC 87-537056-9 IBAN: CH52 0900 0000 8753 7056 9 BIC: PPFICHBEXXX

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ZENTRALKONFERENZ

Wie Gottes Liebe in Tschechien Schule macht

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich

«Wir wollten nicht, dass unsere Kinder in ihren Köpfen und Seelen ein Chaos haben!»

Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

 VON URS SCHWEIZER

Tschechien ist eines der am stärks-

Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1 Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch

ten säkularisierten Länder der Welt: Gemäss einer Statistik des Auswärtigen Amtes in Deutschland sind fast

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80% der Bevölkerung ohne religiöses Bekenntnis. Will eine EMK-Gemeinde da glaubwürdig und für die Gesellschaft relevant sein, ist es mit Worten allein nicht getan.

Vor drei Jahren wurde in Litomerice ein Kindergarten gegründet. Die Bedeutung dieser vermeintlich unspektakulären Nachricht erschliesst sich erst beim genauen Hinsehen. Denn es handelt sich dabei nicht nur um die erste anerkannte Bildungseinrichtung der EMK in Tschechien, sondern zugleich auch um die erste protestantische Institution ihrer Art in Nordböhmen, das immerhin ähnlich gross ist wie das Schweizer Mittelland. Der kleinen EMK-Gemeinde in Litomerice mit knapp 30 bekennenden Gliedern war ein Pionierwerk gelungen.

Ein Herzensanliegen EMK-Pastor Zdenek Broz hatte die Vision einer Schuleinrichtung auf christlicher Grundlage schon lange in seinem Herzen getragen – genährt von persönlichen Erfahrungen: «Wir hatten erlebt, wie Erzieherinnen in staatlichen Kindergärten Gottes Namen missbrauchten, den christlichen Glauben verachteten und die Kinder eine atheistische Weltanschauung lehrten.» Das war für Zdenek Broz wenig überraschend, blieb doch das Schulwesen auch nach der Wende eine «atheistische Festung», weil ChristInnen während der kommunistischen Zeit der Weg ins Lehramt verwehrt worden war. Umso mehr: «Wir wollten nicht, dass unsere Kinder in ihren Köpfen und Seelen ein Chaos haben.» Doch wo sollte die Vision Wirklichkeit werden – und wie? Aus der eigenen Tasche 2008 kam Zdenek Broz nach Litomerice, wo es schon ein methodistisches Zentrum für Mütter mit Kleinkindern gab.

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Zdenek Brož mit Kindern und Betreuerinnen des Kindergartens.


ZENTRALKONFERENZ

Dieses hatte zwar finanzielle Schwie- Teil unserer Gemeinde zu werden. Wir rigkeiten, die den Blick in die Zukunft beten, dass noch mehr Familien zu verhüllten – aber es hatte in der Stadt Gott kommen werden.» einen guten Ruf. So wurde beschlossen, auf der Grundlage des Zentrums Der nächste Schritt einen beim Staat registrierten Kinder- Der Weg geht weiter. Nun plant die Gegarten zu gründen. Dies bedeutete ei- meinde die Gründung einer christlinen riesigen admichen Grundschule. Das bisnistrativen und her grösste Hindernis ist Wir haben das finanziellen Aufdie negative Haltung des Projekt mit den wand. «Unsere GeStadtrats, der in den Plänen Familienfinanzen eine Konkurrenz zu den meinde verschulgesichert. städtischen Schulen sieht. dete sich sehr, damit das MütterAber die Verantwortlichen zentrum zum Kindergarten umgebaut spüren, dass Gott sie in besonderer werden konnte.» Durch Eigenleistun- Weise führt, um Teil des öffentlichen gen wurden die Kosten reduziert. Vie- Lebens zu sein und mit gelebter Liebe les hing aber an Zdenek Broz. «Für ei- und Hoffnung Schule zu machen. nige Monate war ich Baumeister, Mittelbeschaffer und sogar provisorischer Leiter des entstehenden Kindergartens. Und das war auch die Zeit, in der wir das Projekt mit Familienfinanzen sicherten …» Glaubwürdig gestartet Einen Tag vor Beginn des neuen Schuljahres wurde der Kindergarten von den staatlichen Behörden abgenommen – und da alle gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen erfüllt waren, erhielten die Verantwortlichen auch die für den Betrieb vorgesehene finanzielle Unterstützung. Mit Gottes Hilfe waren alle Hindernisse überwunden worden – aber würden nun auch genügend Kinder angemeldet? Mit 25 Kindern ist der Kindergarten heute voll ausgelastet. Und was erstaunt: Die meisten von ihnen sind aus christlich nicht verwurzelten Familien. Es ist also nicht einfach eine Einrichtung, in der Kinder aus christlichen Familien «vor der bösen Welt behütet» aufwachsen können, sondern ein Ort, den sich Eltern bewusst aussuchen, weil dort christliche Werte gelebt werden. Oder ein Ort, an dem ein so hohes Mass an Qualität und Glaubwürdigkeit gelebt wird, dass die christlichen Werte zumindest in Kauf genommen werden. Was Zdenek Broz besonders freut: «Eine erste Familie entschloss sich, Jesus Christus als Herrn und Retter anzunehmen und

ZUR PERSON Zdenek Brož (53) ist Lokalpastor der EMK-Gemeinde in Litomerice. Er ist verheiratet und hat zusammen mit seiner Frau Štepánka zwei Söhne.

MIR IHRER HILFE! Zur EMK in Tschechien gehören 24 Gemeinden. Deren missionarische und sozialdiakonische Projekte werden auch von Connexio unterstützt. Die Gehälter der 16 pastoralen Mitglieder können hingegen im eigenen Land aufgebracht werden

Gedanken aus Kirche und Gesellschaft

Was ist Falsch an Angst? Angst ist normal. Sie ist die natürliche Antwort auf Gefahren. Sie bewahrt uns vor Gefahr, indem sie uns motiviert, darauf zu antworten. Angst zu erzeugen kann daher ein nützliches Werkzeug sein, Leute für eine politische Agenda zu kontrollieren oder zu manipulieren. Die Frage ist nicht ob, sondern wovor wir Angst haben und wie wir darauf reagieren sollten. Wenn wir von denen konfrontiert werden, die uns manipulieren wollen, müssen wir uns fragen: Gibt es eine Basis für diese Ängste? Werde ich benutzt? Wenn es einen Grund für Angst gibt, wie soll ich darauf reagieren? Unsere natürliche Reaktion ist entweder wegzulaufen oder zu kämpfen. Eine christliche Antwort ist, Gott zu vertrauen und das Verantwortungsvolle zu tun, das das Wohlbefinden anderer, insbesondere derjenigen betont, die wirklich bedroht werden. David Field

Spenden: EMK in der Schweiz Connexio, Zürich PC 87-537056-9 IBAN: CH52 0900 0000 8753 7056 9 BIC: PPFICHBEXXX

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BILDUNG+BERATUNG

Schulungstag «Missionaler Lebensstil» in Bern

«Cool fand ich: es ist so einfach!» Das zweite Thema, das mich herausgefordert hat, ist jenes des (missionalen) Lebensstils, in dem drei Beziehungsfelder in einer gesunden Balance sind: meine Beziehung zu Gott (hinauf/up), die Gemeinschaft, die ich mit andern ChristInnen pflege (hinein/in) und das Leben, das wir als ChristInnen mit Menschen teilen, die von sich noch nicht sagen, dass Jesus in ihrem Leben eine zentrale Rolle spielt (hinaus/out).

In Gesprächen in der Kleingruppe tauschten die Teilnehmenden aus.

 VON ANDREAS BENZ

«Es hat mich berührt, wie einfach

(Herisau) und Daniel Keller (Steffisburg) geben uns Anteil an ihren Gedanken und Erlebnissen.

es sein kann, Gottes Weg zu gehen, wieviel bereits angelegt ist. Es braucht keine Programme!» meint eine Teilnehmerin des Schulungstages «Missionaler Lebensstil», der am 18. März in Bern von der Fachstelle Bildung+Beratung gestaltet wurde. Ein Teilnehmer stellte fest: «Es ist so schwierig, weil es so einfach ist.»

Wie bringen wir den Glauben vom Kopf in die Füsse? Wie können wir Glaube nicht auf die Gemeinde beschränken, sondern im Alltag als NachfolgerInnen Jesu leben? 16 Teilnehmende wurden herausgefordert, Anstösse aus Praxis und Theorie gleich ins eigene Umfeld zu übersetzten und konkrete Umsetzungsschritte für ihren Alltag festzumachen. Madlen Tschabold (Oey), Nadja Ruprecht

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Was hat dich am meisten herausgefordert oder innerlich berührt? Madlen: Als ich das Wort «Schulung» gelesen habe, habe ich gedacht: Was kommt da auf mich zu? Überrascht hat mich die Einfachheit und dass am Schulungstag alles so gut verständlich war. Daniel: Am meisten berührt haben mich die «Menschen des Friedens» und damit verbunden meine Haltung als Nachfolger Jesu. Mich hat die Frage bewegt, wer die Menschen des Friedens in meinem Beziehungsnetz sind? Wo habe ich am meisten Kontakte? Menschen, die noch nicht wissen, wer Jesus ist, die mich aber einladen, mir zuhören, mir dienen? Sieben Namen von Menschen sind dann quasi von meinem Herzen auf mein Handout gerutscht.

Was beginnst du neu zu üben? Was konkret änderst du? Daniel: Ich übe den Lebensstil eines Nachfolgers so ein, dass die drei oben genannten Beziehungsfelder in einer gesunden Balance sind. Was das «Hinauf» betrifft, erlebe ich auf Fahrten mit dem Töff oder dem Seekajak wertvolle Gebets- und Dankeszeiten. Betreffend dem «Hinein» bin ich in der Gemeinde mit andern ChristInnen in Gemeinschaft unterwegs. Was das «Hinaus» angeht, ist mir für mich klar: Ich muss nicht müssen, ich muss also nicht irgendwelchen Menschen, zu denen ich keine Beziehung habe, von Jesus erzählen. Das Leben mit Jesus bedeutet für mich sehr viel Freiheit. Im «Hinaus» möchte ich jedoch die Gemeinschaft vermehrt nutzen. Drei Tage nach unserem Schulungstag ist ein Mensch des Friedens an Krebs gestorben. Wir hatten nie über Jesus gesprochen. Das prägt mich nun: Ich bin seit diesem Erlebnis aufmerksamer. Ich möchte Situationen erkennen, die Gott bereits vorbereitet hat. In diesen Situationen möchte ich Menschen an meinem Glauben teilhaben lassen, ihnen in Wertschätzung sagen, wie ich Herausforderungen zusammen mit Jesus anpacke und wie ich Jesus in meinem Leben erlebe. Madlen: Von der Tätigkeit als Bauern her sind unsere Tage gegeben, Zwischenräume sind sehr spärlich vorhanden. Im Sommer haben wir viel


BILDUNG+BERATUNG

Besuch – auch während der Werktage. Da kommen allerhand Leute «z’Bärg», machen einen Alpausflug ins Diemtigtal und geniessen mit uns das Fleckchen Erde, das Gott uns geschenkt hat oder schauen, wie wir Käse herstellen. Auch internationale Leute – Was ich ändere? Im Alltag übe ich neu als Nachfolgerin Jesu so zu leben, wie es zu mir als Madlen passt. Manchmal ergibt sich daraus ein Gespräch vom Glauben her und manchmal auch nicht. Nadja: Ich werde mich in meinem Alltag vermehrt aufhalten lassen von andern Menschen. Wenn mir jemand begegnet, innehalten, mir sagen: «Dieser Moment ist wichtig!» Ich spüre dann, dass es darum geht, die Komfortzone zu verlassen. Manchmal ist es einfacher, wenn ich meinen Haushalt machen kann, als mich auf Begegnungen einzulassen, in denen ich mich dann outen muss, respektive darf. Was motiviert dich dazu, vermehrt in dieser Bereitschaft zu leben? Nadja: Mich motivieren Erlebnisse, die ich in Zusammenhang mit dem SLI-Teamprozess unserer Gemeinde machte. Dort habe ich erlebt, dass es ein riesiger Gewinn ist, wenn ich an-

dere Menschen am eigenen Leben und Glauben teilhaben lasse. Ich erlebe dann, wie Gott bei diesen Leuten etwas bewegt – und auch in meinem eigenen Herzen. Gibt es sonst noch etwas, das ihr sagen wollt? Madlen: Der Schulungstag selber mit sowohl älteren als auch jüngeren Menschen hat mir sehr gefallen. Alle waren auf einer Ebene. Nie erhielten wir den Eindruck, die einen stünden eine Stufe höher. Ich habe gelernt, dass ich sagen darf: «Jesus, hier ist ein Problem, hier musst du schauen.» So abgeben zu dürfen, ist sehr befreiend. Nadja: Dieser Schulungstag hat eine gute Mischung aus Input, Bibelbezug und praktischen Umsetzungsschritten. Er spricht sehr ins Leben und in meinen Alltag hinein. Cool fand ich, «es ist so einfach»: Du musst nur etwas suchen, was du bereits schon machst, und andere mitnehmen. Das Handout, mit dem wir gearbeitet haben, habe ich grad kürzlich aufgrund eines Gesprächs mit meiner Tochter wieder hervorgenommen: Ich kann das Gelernte wirklich in den Alltag hinübernehmen.

MISSIONALER LEBENSSTIL … heisst unter anderem: • dort sein, wo die Menschen sind • Gott ist der Handelnde: es ist seine Mission, nicht die unsere • Menschen entdecken, die uns einladen, uns zuhören, uns dienen • Menschen in unser Leben einladen • in Gemeinschaft: Nachfolgende Jesu und Menschen, die es noch werden können

Verstorben Fritz Röthlisberger (97) Basel-Allschwilerplatz am 11.2.2017 Robert Frauchiger (70) Region Greifensee am 1.3.2017 Hedy Fischer (81) Zürich Nord am 5.3.2017 Vreni Bühler (72) Belp am 10.3.2017 Emmi Steiner (84) Spiez-Oey am 15.3.2017 Martha Amstutz (89) Region Oberaargau am 23.3.2017 Klaus Lindenmann (83) Basel-Allschwilerplatz am 23.3.2017 Gertrud Schneebeli-Bohli (93) Stäfa-Männedorf am 26.3.2017 Diakonisse Esther Möschberger (88) Basel Ost am 30.3.2017 Gertrud Ehrsam-Pohl (102) Basel Ost am 4.4.2017

• als Gesegnete Segen bringen • nicht nur DienendeR sein, sondern gleichermassen sich dienen zu lassen • Lebensstil in gesunder Balance: hinauf-hinein-hinaus/up-in-out

MEHR ERFAHREN Kontakt für Fragen, weitere Impulse, oder einen Schulungstag in ihrer Region oder eigenen Gemeinde: Andreas Benz, Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87,

www.emk-bildungundberatung.ch/301

Lesen Sie auch auf den folgenden Seiten den Bericht: «Von Frau zu Frau …»

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UMSCHAU

Karin Kübler besucht Frauen im «ältesten Gewerbe»

Von Frau zu Frau auf Augenhöhe  VON BARBARA FORRER

Im Projekt «Rahab» besucht die Thurgauerin Karin Kübler regelmässig Frauen im Bordell. Nebst einem kleinen Geschenk verteilt sie auch immer einen Bibelvers in

finanziell keine andere Möglichkeit, um ihren Schwestern zu Hause eine Ausbildung zu ermöglichen, ihrer Familie ein Minimum an Lebensstandard zu bieten oder Medikamente und medizinische Versorgung sicher zu stellen.

sene Preise für Mieten, Krankenkasse und Ausweise verlangten. Einige Frauen seien seit Beginn der Besuche immer noch am Abzahlen: «Dieser Schuldenspirale ist nur schwer zu entkommen. Jobalternativen sind gering und viel schlechter bezahlt.»

der Muttersprache der Prostituierten und versucht so, mit den Frauen ins Gespräch zu kommen.

Die EMK Klingenberg liegt sehr abgelegen auf dem Thurgauer Seerücken. Wer dorthin will, wird in den ländlichen Weilern kaum einen Asylsuchenden treffen, wohl aber an manchem Bordell vorbeifahren. Schon als Teenager beelendete es Karin Kübler zu wissen, wie viele Frauen gezwungen sind, mit ihrem Körper Geld zu verdienen. «Die Wenigsten machen das freiwillig», ist sie überzeugt. Viele sähen

Biblisches Codewort In Schulden gefangen In dem von Karin Kübler besuchten Im Buch Josua verhilft die ProstituBordell sei ihr aber erst einmal eine ierte Rahab zwei Israeliten zur Flucht eingeschüchterte und über die Stadtmauern anscheinend unter Drovon Jericho. Ihr Name Die Wenigsten gen stehende Minderist nicht nur unter Christen im Thurgau jährige begegnet, bei machen das der sie annahm, dass ein «Codewort» für Befreiwillig. suche in Bordellen. Als sie durch eine Untergrundorganisation unKarin Küblers Schwägeter Vorspiegelung falscher Berufsaus- rin vor vier Jahren von einem Missisichten hierhin verschleppt worden onseinsatz im Ausland heimkehrte, sei. Ausgenützt würden aber alle machte sie einer Gruppe von Frauen Frauen, indem ihre Zuhälter überris- in der EMK Klingenberg Mut, selbst

Karin, Brigitte und Agnes (von links) bringen Primeli und Bibelsprüche ins Bordell.

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UMSCHAU

EMK- Unternehmer/in Rieben Heizanlagen AG 3753 Oey Tel. 033 736 30 70

Im Bordell werden Frauenkörper zur Ware. (Symbolbild)

einen Besuchsdienst aufzuziehen. Ein Film und die «Stopp Armut»-Konferenz überzeugten sie vollends. Seither gehen vier bis sechs von ihnen alle zwei bis drei Monate in Zweiergruppen parallel in immer dieselben zwei Etablissements. Vorgängig treffen sie sich bei Pfarrerin Brigitte Moser zu Hause, arrangieren die Mitbringsel und stärken sich im Gebet. «Allein könnte ich das nicht. Nervosität gehört jedes Mal dazu. Wir wissen nicht, wen wir antreffen werden, ob es Sprachbarrieren geben wird oder ob uns Prostituierte und Zuhälter überhaupt hereinlassen», erklärt die 44-jährige. Nach dem Bordellbesuch treffen sich alle wieder, tauschen sich über das Erlebte aus und legen die Frauen und ihre Situation im Gebet Gott hin, um selbst wieder unbelastet in den Alltag zurückkehren zu können. Keine Massage für Frauen In Müllheim hat es ein altes Haus mit vielen Wohnungen. In jeder wird eine andere Sex-Dienstleistung angeboten. «Die einzelnen Frauen arbeiten also unabhängig voneinander, sind Konkurrentinnen und darum nicht gut aufeinander zu sprechen», hat Karin Kübler festgestellt. Beobachtet vom Türspion klingelt sie bei jeder Wohnung. «Neue erschrecken jeweils, weil keine Männer vor der Türe stehen. Sie meinen, wir hätten das mit der Massage falsch verstanden oder wollten etwas verkaufen.» Dann sei die Freude gross, dass sie etwas ohne Gegenleistung bekämen. Kurze Wortwechsel Je nach Jahreszeit besteht das Geschenk aus einer Blume, einem Kalen-

der, etwas Süssem oder einem Kosmetikprodukt. Läsen die Frauen dann den dazugehörigen Bibelvers in ihrer Muttersprache, husche oft ein Strahlen über ihr Gesicht. Im Idealfall werden die Besucherinnen in die Wohnung zu einem Gespräch hereingebeten. Oft bleibe es aber bei einem kurzen Wortwechsel an der Tür, nicht zuletzt auch wegen der mangelnden Deutschkenntnisse der Frauen. «Englisch und Französisch nützen wenig – Spanisch wäre hilfreicher», meint die Mutter von vier Kindern im Alter von 11 bis 21 Jahren. Nachahmen erwünscht Ihr Team begegnet überwiegend Frauen aus Brasilien, Rumänien und Ungarn. Chinesinnen mit atheistischem Hintergrund könnten mit den Bibelversen weniger anfangen, während viele Europäerinnen an Weihnachten nach Hause fahren würden und das grosse Bordell in Herdern dann sogar geschlossen sei. Allerdings lebten viele Frauen in einem Lügengebilde. Darüber, woher der «Geldsegen» kommt, werde in der Heimat geschwiegen. Ob eine Prostituierte, die sie nicht mehr antreffen, den Job oder bloss das Etablissement gewechselt hat, wissen die Besucherinnen letztlich nicht. Für sie sind schon eine spontane Umarmung, Freudentränen oder ein angenommenes Gebet Aufsteller. Karin Kübler betont: «Ihnen zum Ausstieg zu verhelfen, bleibt wohl ein Wunsch. Den Frauen auf Augenhöhe zu begegnen und für ihre Anliegen zu beten, ist hingegen ein realistisches Ziel und empfehle ich unbedingt zur Nachahmung.»

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INSERATE

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IHRE MEINUNG / KURZ NOTIERT

Zu Kirche und Welt 4/2017, S.4-5

Jesus als «Herr» – im Jahr 2017? In der März-Ausgabe wurde dies als «Reizthema» beschrieben: «‹Gender Studies› fragen: Wie kommen Annahmen über Fähigkeiten von Männern und Frauen zustande? Was steckt dahinter? Was haben Geschlechtervorstellungen mit Machtfragen zu tun? … für viele ein Reizthema.» Das Thema hat mich nicht «gereizt», sondern gefreut. Äusserst gereizt reagierte ich dann allerdings auf den Titel im April: «Jesus ist Herr» – als Thema soll diese Aussage über der Zentralkonferenz gestanden haben. Wie ist so etwas im Jahre 2017 möglich? Fünfzehn Jahre nachdem Robert Seitz in seinem Buch «Tagträume mit Gott» formuliert hat: «Gott, nicht Herrscher, sondern Quelle des Lebens. Gott nicht Herr, sondern Freund und Freundin …» Der Untertitel des Buchs hält deutlich fest: «Von Gott reden mit Worten und Bildern unserer Zeit». Diese Herausforderung dürfte doch inzwischen auch bei uns angekommen sein, oder täusche ich mich da? Dann antworte ich noch einmal mit einem Zitat von Robert Seitz: «Und wenn sie sagen, so steht es aber im Buch der Bücher, wenn sie dich lieblos und kleingläubig auf dein Buch festlegen, dann lehre sie die Einsicht: Dieses beste aller Bücher ist gefärbt von früheren Kulturen. Und vor allem lehre sie es mit den Augen deiner Liebe zu lesen.» Urs Bangerter, Horgen

Jungschar ohne Unterstützung durch «Jugend+Sport» Das Bundesamt für Sport (BASPO) hat die Zusammenarbeit mit zehn christlichen Lagersport-Trekking-Verbänden per Ende 2017 gekündigt. Von dieser Kündigung ist auch die Jungschar der EMK (JEMK) betroffen. Die JEMK kann damit keine Leiter mehr mit Anerkennung von «Jugend+Sport» (J+S) ausbilden und in den Jungschi-Gruppen vor Ort keine Lager mehr unter J+S durchführen. Mit dem Entscheid zieht das BASPO mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) gleich. Dieses hatte 2014 einer Vielzahl christlicher Verbände die Fördergelder entzogen. Die christlichen Verbände stellten die Glaubensförderung zu sehr in den Mittelpunkt, argumentierte das BSV. Das Bundesverwaltungsgericht bestätigte diese Haltung in mehreren Gerichtsfällen. Die betroffenen Verbände beraten nun gemeinsam, wie sie auf den BASPO-Entscheid reagieren sollen. Sie schätzen die Zusammenarbeit mit J+S nach wie vor und wollen auch künftig Kinder und Jugendliche durch ganzheitliche Angebote fördern.

Angetippt «A way forward» lautet der Name der Arbeitsgruppe, die im Auftrag der Generalkonferenz Wege sucht, wie die EMK weltweit gemeinsam Kirche sein kann, auch wenn es in ihr sehr grundlegend unterschiedliche Einschätzungen der Homosexualität gibt. Vom 6.–8. April traf sich die Gruppe in Washington (USA) zum dritten Mal. Zu den 32 Mitgliedern gehört auch David Field aus der Schweiz. umc.org Ein Ja zur Energiestrategie 2050, über die am 31. Mai abgestimmt wird, empfiehlt der Ausschuss «Kirche und Gesellschaft» der EMK Schweiz. Der Gesetzesvorschlag zeige sich «in grösstem Einklang mit den Sozialen Grundsätzen» der EMK, heisst es auf dem Blog des Ausschusses. kircheundgesellschaft.blogspot.ch Clearingbeauftragte haben die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) und der Freikirchenverband (VFG) berufen. Diese ehrenamtlich arbeitenden BeraterInnen können von Personen angesprochen werden, die sich in christlichen Gemeinden oder Gruppierungen Machtmissbrauch oder Manipulation ausgesetzt sehen. Unter den Beauftragten ist auch Phi|lipp Hadron von der EMK. each.ch Einen lebendigen Umgang mit der Bibel, eine offene und echte Gemeinschaft in den Gemeinden, einen neuen Zugang zum Abendmahl und ein aktives Gebetsleben bezeichnete Superintendent Daniel Topalski in seinem Bericht an die Jährlichen Konferenz Bulgarien-Rumänien Ende März als die wichtigeren Prioritäten als der Umgang mit administrativen und finanziellen Fragen. emk-schweiz.ch

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ZAHLSTELLE

Aussergewöhnliches Projekt des Bezirks Sevelen

Das Theater im Gemeindebau  VON DANIELA DECK

Sapperlott, die Theatergruppe der EMK Sevelen, ist mehr als eine Laienbühne. Das Weihnachtstheater bildet einen Eckstein im Selbstverständnis des Bezirks, ermutigt die Mitglieder gemeinsam Ideen zu entwickeln und stösst weit über die Gemeinde hinaus auf Interesse. Sogar schwierige Zeiten lassen

Experimente in der Werkstatt Vor zwei Jahren wurden die Aktivitäten um eine Theaterwerkstatt erweitert. Unter der Leitung des Theaterpädagogen Beni Hunziker aus der EMK Glarus treffen sich Interessierte einmal im Monat am Abend in Sevelen. Theaterfans mit und ohne kirchlichen Hintergrund proben und experimentieren im Gemeindezentrum Seite an Seite.

sich mithilfe dieses Projekts besser meistern.

Als einige Theaterfreunde Sapperlott im Jahr 2000 gründeten, hätte sich niemand träumen lassen, dass aus den Anspielen für Timeout-Gottesdienste ein wichtiges Standbein der Identität im Bezirk Sevelen entstehen würde. Aus den Anspielen entwickelte sich bald das Weihnachtstheater. Jedes Jahr bringt es 500 zahlende Gäste aus der Region in den Gemeindesaal und beschäftigt rund 60 HelferInnen von zehn bis 80 Jahren in so unterschiedlichen Bereichen wie Küche, Garderobe, Technik sowie auf der Bühne.

Selbst geschriebene Stücke Das Besondere am Seveler Weihnachtstheater ist einerseits die Verbindung von Theater und Festessen unter der Leitung von zwei Profiköchen bei vier der fünf Vorstellungen und andererseits die Tatsache, dass ein Team die Mundartstücke selbst schreibt. Jedes Stück erhält erst im Lauf der Proben ab den Sommerferien seine endgültige Form. Zusätzliche Spannung erhalten die Aufführungen durch einen Wettbewerb, bei dem der Hauptpreis vom Früchtekorb bis zum Bühnensofa variiert. Thematisch ist Sapperlott breit aufgestellt: Von Kommerz über Versöhnung

Die Theaterstücke von Sapperlott werden von einem Team selbst geschrieben.

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zur Flüchtlingsfrage bis zur Prostitution liegt alles drin. «Das ganze Leben ist biblisch. Bei uns kann man lachen, aber auch nachdenken», bringt Fredy Sutter das Konzept auf den Punkt. Der Architekt engagiert sich in der Technik und spielt gelegentlich mit. Wenige Hilfsmittel Die Bühne ist klein, es gibt weder Vorhang noch aufwändige Kostüme, geschweige denn Türen, durch die die SchauspielerInnen auftreten. Das Kanzelkreuz bleibt an Ort und Stelle. Die Kulissen bestehen meistens aus einigen Holzkuben. Doch der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. «Einmal ist ein Krankenwagen mit heulender Sirene fünfmal aussen ums Gebäude gekurvt», erzählt Giuseppe Carrabs. Der Gastro-Unternehmer ist Teil des Autorenteams, unablässig auf der Suche nach Inspiration für Stücke, sei es im Kino oder als Theaterbesucher. «Als kurz vor einer Aufführung der Strom ausfiel, stellten wir Kerzen auf, und die ZuschauerInnen schwärmten noch Jahre vom Candlelight-Dinner-Auftakt.»


ZAHLSTELLE

Angetippt

Ein jüngeres Angebot ist die Theaterwerkstatt.

Theater mit Mehr-Wert Beide Sapperlott-Vertreter sind sich einig: Die Theatergruppe hat entscheidenden Anteil am Gemeindebau. Sie wirkt im Bezirk wie Kitt und vermittelt Heimat, auch denen, die nie auf der Bühne stehen. Neben den Erfolgen von Sapperlott ist das der Tatsache zu verdanken, dass es in der EMK Sevelen schon vor 40 Jahren eine Tradition für Anspiele gab. «Wir haben das Theatervirus schon lang. Sapperlott gibt uns das Gefühl, zu einer grossen Familie zu gehören», sagt Fredy Sutter. Auf die Probe gestellt wurde diese Solidarität, als der Bezirk durch einige Pfarrer-Wechsel in ihrem Miteinander herausgefordert war. «Wir hätten diese Turbulenzen nie so gut überstanden,

wenn das Theater nicht gewesen wäre», ist Fredy Sutter überzeugt. Herzlich willkommen Einmal ging Sapperlott auf Tournee zu anderen EMK-Gemeinden. So sammelte Sevelen 2010 Geld für den Kirchenneubau. Heute, im Industriequartier des Dorfes, ist das Theater so eng mit dem Gebäude verflochten, dass sich das Erfolgsrezept nicht einfach exportieren lässt. Vom KinderhüteRaum bis zum Foyer wird die ganze Infrastruktur einbezogen. «Aber wir würden uns riesig über Besuch aus anderen EMK’s freuen», versichert Giuseppe Carrabs (siehe Kästchen). Weitere Informationen zu Sapperlott: www.sapperlott.ch

SONDERVORSTELLUNG FÜR EMK-GEMEINDEN Gemeinden, die sich für das Theaterprojekt interessieren, sind eingeladen, die EMK Sevelen zu besuchen. Ab 50 Personen organisiert die Theatergruppe Sapperlott am Sonntagnachmittag, 26. November, eine Zusatzaufführung. Dazu können sich auch zwei oder drei Bezirke, Jugendgruppen, Jungscharen, Frauengruppen etc. zusammenschliessen. Interessierte Gemeinde- resp. Gruppenleiter/innen melden sich bis 30. September bei Fredy Sutter, Tel. 079 349 31 61 oder E-Mail: sutter.architektur@bluewin.ch

MITEINANDER ZUKUNFT GESTALTEN Als EMK wollen wir eine «Kultur der Ermöglichung» leben. Das bedeutet: Neues ausprobieren, die Freiheit haben, Kirche anders zu denken als bisher. Deshalb hat die Zahlstelle dieses Jahr das Motto gewählt «miteinander Zukunft gestalten». Jeden Monat stellen wir einen Pionier oder eine Pioniertat vor. Zu Wort kommen ältere und jüngere Personen, Männer und Frauen, Pfarrer und Laien, denn Pioniergeist ist überall zu inden. www.zahlstelle.ch

Barack Obama, ehemaliger USPräsident, wird am 25. Mai auf dem evangelischen Kirchentag in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel diskutieren zum Thema: «Engagiert Demokratie gestalten – Zuhause und in der Welt Verantwortung übernehmen». Die Schweizer Theologin und Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au und der Ratsvor sitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm werden die Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor moderieren. kirchentag.de Kritik an der geänderten Abschiebepraxis nach Afghanistan der deutschen Regierung haben die Delegierten der Zentralkonferenz der EMK in Deutschland Mitte März geübt. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution bitten die Delegierten die Regierung in Deutschland «dringend, den jetzigen Kurs zu korrigieren». Die Resolution verweist auf das Engagement vieler EMK-Gemeinden für Flüchtlinge und begründet den in ihr erhobenen Einspruch mit biblischen Grundhaltungen und den «Sozialen Grundsätzen» der EMK. emk.de Einen «geschönten Eindruck eines erhöhten internationalen Engagements» wirft die Alliance Sud, die entwicklungspolitische Organisation der Schweizer Hilfswerke, dem Aussendepartement (EDA) vor. Dies, weil die Schweiz beim Anteil der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit gemessen am Bruttonationaleinkommen die Asylkosten mit einrechnet. So bleibe die Schweiz «die grösste Empfängerin ihrer eigenen Entwicklungsgelder» und die «Verantwortung gegenüber den Ärmsten dieser Welt» stehe in Gefahr «zu einem beschönigenden Rechenspiel» zu verkommen. alliancesud.ch

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Nr. 05/2017

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DIE HERZSCHLAG-SERIE In einer Reihe von Beiträgen stellen wir den Vorstand unserer JK vor und zeigen, was diese Personen in ihrem Engagement bewegt. Wofür schlägt Dein Herz, Stefan Schnegg?

Dass Menschen Jesus persönlich kennenlernen  VON STEFAN SCHNEGG

Stefan Schnegg 56 Jahre, verheiratet mit Heidi. Laienprediger in der EMK Bülach, leitet die Arbeitsgruppe Gottesdienst und das MultimediaTeam. Nimmt als Vorstandsmitglied an möglichst vielen Sitzungen des Comité directeur der UEEMF teil. Arbeitet in Winterthur bei einer Versicherung als Abteilungsleiter im Ausbildungsbereich.

Drei Jahre ist es nun her, seit ich in den Vorstand gewählt wurde. Ich schrieb damals im Steckbrief zur Vorstandswahl für die Jährliche Konferenz, was mich bewegt, wenn ich an unsere Kirche denke: «Unsere Kirche hatte in der Gründerzeit die Tradition, Dinge nicht mehr zu tun, die sich nicht bewähren, und Neues zu wagen. Wie finden wir in unseren Gemeinden diesen Mut wieder?» Wir haben in den vergangenen Monaten als Vorstand viele Entscheidungen gefällt, wie wir Jesu Missionsauftrag an unsere Kirche ganz neu umsetzen können. Ich setze mich dafür ein, dass wir

The United Methodist Church

unsere Kultur an die EMK-Strategie anpassen, damit wieder vermehrt kirchenferne Noch-Nicht-ChristInnen in die Nachfolge Jesu Christi geführt werden. Mein Herz schlägt für Menschen, die Jesus noch nicht persönlich kennen. Ende März war ich an der Jährlichen Konferenz der UEEMF, unserer EMK Frankreich. Von dort nahm ich den provokanten Satz vom Referenten D. Liechti mit: «Nur durch kirchenferne Neubekehrte verändert sich die Kultur einer christlichen Gemeinde und wird von Aussenstehenden als Leib Jesu verständlich gelesen.» Unsere Gemeindeaktivitäten sollen ermutigende Orte sein, wo Menschen Jesus Christus als Heiland und Herrn erleben dürfen und fröhliche, mutige Jüngerschafts-Schritte im Alltag wagen. Ich freue mich auf viele neue EMK-Innovationsprojekte, die regional oder lokal kirchenfernen Menschen Gottes Reich erlebbar machen werden.


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