Kirche und Welt 06/2014

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Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz

Der Auftrag – und seine Rahmenbedingungen Seite 8/9

Wenn das Evangelium an Menschen arbeitet

Knoten lösen – wie geht das?

Den Glauben fassbar und erlebbar machen

Jarmila Nagyová ist Lokalpastorin im Osten der Slowakei Seite 4/5

Impulstage des FrauenNETZwerks in Interlaken Seite 14

Englische Methodisten bringen die «Kreativkirche» in die Schweiz Seite 22/23

The United Methodist Church


Inhaltsverzeichnis Editorial 3 Jarmila Nagyová ist Lokalpastorin im Osten der Slowakei

Wenn das Evangelium an Menschen arbeitet Der Konferenzsonntag in Frauenfeld am 22. Juni

Die EMK trifft sich im Osten

Das glaubwürdige Zeugnis von Sr. R. Schmutz in Algerien

Offen für alle – treu im Gebet

Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz

Der Auftrag – und seine Rahmenbedingungen Der Strategierat zieht Zwischenbilanz

Das Thema ist angekommen Aus dem letzten Bericht des Kirchenvorstands

Die Weiterarbeit vorbereiten

Der Ausschuss für theologische Fragen begibt sich auf Sprachsuche

Nachfolge ohne Religion?

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Grundlegendes aus dem Ausschuss für Kirche und Gesellschaft

«Neutral» und «ausgewogen» ist nicht immer «christlich»

Impulstage des FrauenNETZwerks in Interlaken

Knoten lösen – wie geht das?

Jubiläum des Centre de Vacances Landersen

Ein Ort der Begegnung mit Jesus Christus Der Noahfilm als Einstieg zum Gespräch über den Glauben

Die Sintflut – lokal, global oder Mythos? Eine Randbemerkung

Glaube und Wissenschaft Englische Methodisten bringen die «Kreativkirche» in die Schweiz

Den Glauben fassbar und erlebbar machen Teilhaben an der Mission Gottes

Alles nur Fassade?

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser «Menschen in die Nachfolge Jesu führen, damit die Welt verändert wird.» So beschreibt die EMK weltweit und in der Schweiz den Fokus ihrer Arbeit. In den Berichten an die Jährliche Konferenz geht es immer wieder um diese Aufgabe: Die Distriktsvorsteher/in fragen nach den Rahmenbedingungen für diesen Auftrag. Der Strategierat zieht Zwischenbilanz: Wie steht es mit der Umsetzung der Strategie? Was ist geschehen, was noch zu tun? Der Ausschuss für theologische Fragen hat eine Umfrage gestartet dazu, wie Methodisten vom «Heil» sprechen, das Jesus Christus uns schenkt.   Die EMK Gemeinde in Hombrechtikon hat sich durch die Begegnung mit der in England entstandenen «Krea– tivkirche» anregen lassen zu Überlegungen, wie mit neuen Formen von Kirche in ihrem Umfeld mehr Menschen mit der guten Nachricht erreicht werden können.   Von Menschen, die in Algerien liebevoll das Heil bezeugen, erzählt Daniel Nussbaumer. In der Slowakei geschieht dies unter anderem durch die Arbeit unter Roma. Die Connexio-Sammlung für die Gehälter der Pastor/innen in Osteuropa unterstützt diese Arbeit.   Vielgestaltig zeigt sich in dieser Ausgabe das eine Ziel: Menschen in die Nachfolge Jesu führen. Lassen Sie sich inspirieren!

Sigmar Friedrich Redaktor

Mein Traum Von Stefan Moll

Die Umfrage zum Thema «Soteriologie» zeigt, wie wichtig es für uns Methodisten ist, das Evangelium mit Freunden und Bekannten zu teilen. Mehr als die Hälfte geben an, einmal pro Monat mit Personen über den Glauben an Jesus Christus zu reden, die noch keinen Bezug zu Jesus Christus gefunden haben. Immerhin 15.6 % tun es wöchentlich.   Ich gehöre auch zu jenen, die es tun. Aber ich komme mir manchmal etwas verloren vor. Freunde und Bekannte hören: er hat eine Botschaft. Aber sie sehen oft kaum, dass es für sie eine gute Botschaft sein könnte. Gelingt es zu wenig, diese Güte des Evangeliums sichtbar zu machen? Und eben: Welche Sprache könnte dazu helfen?   Ich träume davon, dass sich das ändert. Ich hoffe, dass mir immer mehr Leute sagen: «Ich würde schon lange glauben, wenn ich das schon früher so gehört hätte.» Ich träume davon, dass immer mehr Leute sagen: «Sie ist wirklich gut, diese Botschaft.»   Noch einmal zur Umfrage: Auf die Frage: «Was bewegt die Leute, dass sie sich für eine Auseinandersetzung mit dem Glauben an Jesus Christus öffnen?», antworten die meisten: «Menschen wollen tief im Herzen spüren, dass sie von Gott geliebt sind.»   Das SLI -Team nimmt dies auf. Wir werden Sprache finden! Zur Umfrage:

is.gd/Umfrage_2014

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ZENTRALKONFERENZ

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Christian Aeschlimann Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 7/2014: 13.6.14 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,8–9 xandert, morguefile.com S.2 Mester, gemeindebrief.de S.3,7,8 KuW S.3 R.Sturm, pixelio.de S.4–5,11,14-16,22-23, zVg S.6 J.Niederer S.7 spartsam, sxc.hu S.10 St.Hofschlaeger, pixelio.de S.12 Marem, photoXpress.com S.13 C.Nöhren, pixelio.de S.16–17 Paul Keller. flickr.com S.24 Ü.Tankler

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Slavkovce: Mit Angeboten für Roma-Kinder begann Jarmila Nagyová die Arbeit.

Jarmila Nagyová ist Lokalpastorin im Osten der Slowakei

Wenn das Evangelium an Menschen arbeitet Von Urs Schweizer

Sie war noch jung. Die Roma-Siedlung Slavkovce war weit entfernt im Osten der Slowakei. Und es gab kaum etwas, worauf sie hätte aufbauen können.

daran fest. Heute haben sie ein hilfreiches System von Werten im Leben.» Jarmila Nagyová arbeitet auch gerne mit anderen Erwachsenen, die kommen, um das Evangelium zu hören – und die Teil der Gemeinde werden.

1996 wurde Jarmila Nagyová an diesen Ort gesandt, um den Menschen das Evangelium zu bringen.

Ein altes Haus wurde gekauft, das während der ganzen Woche für die Roma-Kinder des Dorfes offen stand. Diese erhielten Hausaufgaben-Hilfe, hörten Geschichten aus der Bibel, lernten Lieder über die Liebe Gottes. «Die Arbeit mit Kindern hat mich immer am meisten erfüllt», sagt Jarmila Nagyová heute. An ihnen sehe sie, wie das Evangelium an Menschen arbeitet. Mit Jesus wachsen Einige seien in der Zwischenzeit schon erwachsen geworden – auch in der Nachfolge von Jesus Christus. Und sie zeigten auf besondere Weise, dass die Arbeit mit den Kindern von Slavkovce Sinn macht. «Im Evangelium erkannten sie die Wahrheit. Sie hielten

Das ganze Evangelium Es gibt aber auch schwierige Zeiten. «Letztes Jahr erlebten wir eine Krise», erzählt Jarmila Nagyová. «Viele Erwachsene hatten von charismatischen Gemeinden gehört. Sie dachten, diese würden mehr bieten, und sie begannen, Treffen nach dem Vorbild der charismatischen Heiler zu organisieren. Jeder wollte dem anderen die Hände auflegen.» Das habe Chaos und Unruhe gebracht, erinnert sich Jarmila Nagyová. Und dann sei die Enttäuschung gekommen: «Wovon sie sich so viel versprochen hatten, trug nicht. Viele verliessen die Gemeinde.» Jarmila Nagyová und andere lernten aus diesen schweren Turbulenzen, dass es notwendig ist, das ganze Evangelium Gottes zu verkünden und die Wahrheit zu sagen –nicht nur das, was die Leute hören wollen.


ZENTRALKONFERENZ

Agenda SO., 1.JUNI EMK Töffgottesdienst EMK Muhen 10.00 Uhr Infos: www.emk-toeffgottesdienst.ch SA., 14. JUNI Samstagspilgern Rüeggisberg – Schwarzenburg – Heitenried 9.50 Uhr CHF 20.– zzgl. Anreise Infos / Anmeldung: Walter Wilhelm, 061 311 35 86, walter.wilhelm@emk-schweiz.ch DO.– SO., 19.–22.JUNI Jährliche Konferenz 2014 Frauenfeld SO., 22. JUNI

Einen Raum finden Dann kam Weihnachten. «Wir hatten ein Programm für jene auf der Schattenseite des Lebens», sagt Jarmila Nagyová, «Lieder für Kinder und Erwachsene, die Verkündigung des Evangeliums, ein Auftritt des Chors, Geschenke. Alles war bereit. Wir wussten nur nicht, wo wir diese Feier durchführen sollten. Unser Gemeindesaal bot höchstens 100 Personen Platz – eingeladen waren aber 250.» Mit zaghaftem Herzen gingen sie schliesslich zum Bürgermeister – im Wissen darum, wie schwierig es ist, Sympathien für die Roma zu gewinnen. Aber Gott wandte das Herz des Bürgermeisters. Dieser erlaubte der Gemeinde, einen grossen Saal im Gemeindezentrum zu nutzen. Er selbst besuchte die Veranstaltung – und blieb bis zum Schluss. Das Evangelium für Roma Der Saal füllte sich mit den ärmsten Menschen zweier Dörfer. Die Roma selber wachten darüber, dass die Gastfreundschaft geschätzt, nichts beschädigt wurde und nichts ge-

schah, was dem Ruf der Gemeinde hätte schaden können. Viele Menschen, Kinder und Erwachsene, hörten das Evangelium vom Kommen Christi – und sie verstanden es auch. Das brachte auch der Bürgermeister zum Ausdruck, als er beim Abschied zu Jarmila Nagyová sagte: «Die ‹Weissen› können viel von den Roma lernen.»

ZUR PERSON Die Lokalpastorin Jarmila Nagyová (41) ist mit Jozef Hortváth verheiratet. Sie haben zwei Roma-Mädchen im Alter von 11 und 4 Jahren adoptiert. Connexio unterstützt mit der Sammlung für Pastorengehälter in Osteuropa auch die Arbeit in der Slowakei. EMK in der Schweiz, Connexio, 8004 Zürich PC-Konto 87-537056-9, Projekt-Nr. 20012

Konferenzsonntag Frauenfeld 10.00 Uhr Ordinationsgottesdienst 14.00 Uhr Feiern und gestalten SA.–SA., 28.JUNI – 5.JULI Erlebniswoche mit Markus und Eliane Müller Hotel Alpina Adelboden Kosten: ab CHF 644.– Infos / Anmeldung: Hotel Alpina, 033 673 75 75, www.alpina-adelboden.ch SA.– SA., 19.–26. JULI Sommerbibelwoche mit Margrit und Walter Gaberthüel Hotel Alpina Adelboden Kosten: ab CHF 714.– Infos / Anmeldung: Hotel Alpina, 033 673 75 75, www.alpina-adelboden.ch SA.– SA., 2.–9. AUGUST Bibel-Ferienwoche mit Bernard u. Elisabeth Lehmann Hotel Artos Interlaken Kosten: ab CHF 1015.– Infos / Anmeldung: Hotel Artos, 033 828 88 44, www.artos.ch

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Zum Motto der Jährlichen Konferenz

Der Konferenzsonntag in Frauenfeld am 22. Juni

Er weckt mich alle Morgen

Die EMK trifft sich im Osten

Jochen Klepper hat im April 1938 dieses Lied geschrieben. Er schreibt es in einer dunklen Zeit. Trotzdem erkennt er in der Sonne, die den Tag bringt, Gottes Ruf. Das ist vielleicht das Besondere an der Sonne, die uns von Christus her scheint: sie lädt nicht einfach nur ein, sie zu geniessen, in ihrem Licht sich auszuruhen, sondern sie weckt uns unser Ohr, damit wir wie ‹Jünger› hören.   Für Jochen Klepper hiess das, in einer fast nicht erträglichen Situation in seinem Land bei seiner Frau und seinen Töchtern zu bleiben, bis diese Situation unerträglich wurde. Die letzte Strophe seines Liedes gehört für mich zu den schönsten Texten in unserem Gesangbuch: Er will mich früh umhüllen mit seinem Wort und Licht, verheissen und erfüllen, damit mir nichts gebricht; will vollen Lohn mir zahlen, fragt nicht, ob ich versag'. Sein Wort will helle strahlen, wie dunkel auch der Tag!

Der Ordinations-Gottesdienst, Angebote für Babies, Kleinkinder, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, gemeinsam feiern und gestalten und eine Ausstellung zu Carl Lutz. Am 22.Juni, dem Konferenzsonntag, ist in Frauenfeld für alle etwas dabei.

Um 10.00 Uhr beginnt am 22. Juni in der Rüegerholzhalle in Frauenfeld der Ordinations-Gottesdienst, in dem Männer und Frauen durch Bischof Patrick Streiff mit dem Dienst in der EMK beauftragt werden. Der Chor der koreanischen Gemeinde in St. Gallen wird den Gottesdienst musikalisch mitgestalten.

nungsort. Während des Ordinationsgottesdienste gibt es für Kinder zwischen 0 und 11 Jahren Angebote in der nahegelegenen Schulanlage Reutenen.   Am Nachmittag werden für alle Altersgruppen Workshops zum Konferenzthema angeboten. Ausserdem ist von 12–16 Uhr die Ausstellung zu Carl Lutz in der EMK Frauenfeld geöffnet. Der methodistische Schweizer Diplomat stellte für ungarische Juden Schutzbriefe und Schutzpässe aus und bewahrte so 62 000 Menschen vor dem sicheren Tod.

Für alle etwas Während des gesamten Konferenzsonntags bietet die Takano-Lounge den 12–30 -Jährigen einen Begeg-

Stephan Koch

MEHR INFORMATIONEN Flyer mit einem Überblick zum Programm, Informationen zur Anreise mit Zug oder Auto und einem Lage-

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plan erhalten Sie in Ihrer Gemeinde oder unter www.emk-schweiz.ch


AUS DEM K ABINETT

Glaubwürdig: In Algerien findet Daniel Nussbaumer Menschen, die in eindrücklicher Weise die Liebe Gottes in diesem muslimischen Land bezeugen.

Das glaubwürdige Zeugnis von Sr. R. Schmutz in Algerien

Offen für alle – treu im Gebet rien, die eine solche Feier möglich macht.»

Von Daniel Nussbaumer, Urs Eschbach (Übersetzung)

Schwester Renée Schmutz von der Schwesterngemeinschaft

Grand-

champ verstarb am 10. Februar in Alger. Mehr als 250 Personen versammelten sich, um in einem ökumenischen Gottesdienstes von ihr Abschied zu nehmen. Protestanten, Katholiken und Muslime hörten auf das Zeugnis dieses Lebens, das die biblische Botschaft konkret machte.

Schwester Renée hat sich während mehr als 50 Jahren im «Algerien der Bidonvilles» eingesetzt. So berichtete die Tageszeitung «El Watan» am Tag nach ihrem Sterben. Sie hinterlässt das Zeugnis eines dienenden Lebens: Offen für alle, gastfreundlich, treu im Gebet, bewährt in der Demut, so lebte sie mitten im muslimischen Volk. Prophetische Kirche Schwester Anne-Geneviève, eine andere Grandchamp-Schwester, schreibt in einem Dankesbrief: «Dieser Gottesdienst mit den Priestern, mit einem Pfarrer und einer Gemeinde mit vielen Muslimen zeigt uns die prophetische Dimension der Kirche in Alge-

Teil einer Familie Die Zeit des Gottesdienstes war auch eine Gelegenheit für weitere Begegnungen, zum Beispiel mit Pater Christian, einem offenen, fröhlichen, freimütigen Mann, mit dem zusammen ich die Möglichkeit hatte, eine Eucharistie-Feier zu gestalten. Ich weiss nicht viel über ihn, aber in der Begegnung waren wir Brüder in der grossen Familie Gottes. Ebenso war der Erzbischof im Ruhestand, Henri Teissier, im Gottesdienst anwesend, ein grossherziger Mann, ein Zeuge der Liebe Christi zu allen Menschen.

Brüder in der grossen Familie Gottes

Constantine hat. Mit ihm habe ich die Entwicklungen unserer jeweiligen Kirchen geteilt, die Enttäuschungen und die Hoffnungen des algerischen Volkes angesichts der politischen und der sozialen Situation des Landes. Und wenn ich einige Namen von Personen nenne, die meine letzten Reisen nach Algerien geprägt haben, dann vergesse ich sie nicht, Menschen wie Nordine, Ahmed, Youssef, Fatima, Isaac und die vielen andern. Welch ein Reichtum dieses Menschengeschlechts, dieses Gottesvolkes! Ich will meinen auferstandenen Retter lieben; Und all meine Brüder, die liebe ich auch. Ich helfe zu bauen im Eins-Sein mit IHM Die Welt der Gemeinschaft, in der wir morgen werden sein. (Übertragung von Lied 566,3 aus Arc-en-Ciel)

Grosser Reichtum Oder Bischof Paul Défarges von Hippone (Annaba), der seine Residenz in

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM JUNI 19.–22. 26.–29.

Jährliche Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika in Frauenfeld Jährliche Konferenz Polen, Klarysew

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Freiraum: Strategie und Ergebnisziele geben der kirchlichen Arbeit einen Rahmen.

Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz

Der Auftrag – und seine Rahmenbedin Von Martin Streit, Jörg Niederer, Etienne Rudolph, Claudia Haslebacher

Der Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz fragt nach den Rahmenbedingungen für die Umsetzung der Strategie und fokussiert dann auf die Erfahrungen mit dem 2013 beschlossenen neuen «Ergebnisziel» der Strategie.

Die heutige United Methodist Church begann als Bewegung in Grossbritannien und wusste sich unterwegs mit dem Auftrag, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und aus verschiedensten Lebensumständen das Evangelium zu verkündigen und Heiligung über die Lande zu verbreiten. Heute formuliert die United Methodist Church ihren Auftrag wie folgt: «Menschen in die Nachfolge Jesu Christi führen, damit die Welt verändert wird.» Dienst ermöglichen Als Jährliche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz, in Frankreich und Nordafrika haben wir im «EMK Profil» formuliert, was unseren Glauben und unser Handeln bestimmen und leiten

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soll. Aufgrund dieser Überlegungen formulierte der Strategierat und beschloss die Jährliche Konferenz eine Strategie mit Grundsatz- und Ergebniszielen. Bei dem allem sollen Struktur und Ordnungen den Dienst von Menschen ermöglichen, unterstützen, erweitern, ihm aber auch einen Rahmen geben, der deutlich macht: so sind wir miteinander unterwegs, in diese Richtung wollen wir gehen und uns entwickeln. Menschen einladen Als Menschen, die zur Evangelischmethodistischen Kirche gehören, stellen wir uns dem Auftrag, als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu Christi in dieser Welt zu leben. Wir wollen anderen Menschen diesen Weg mit Tat und Wort vorleben und als Möglichkeit, erfülltes Leben und eine lebenswerte Welt zu gestalten, vor Augen führen. Wir laden sie ein, diesen Weg mit uns mit zu gehen. Begrenzte Reichweite Das private Sinus-Institut unterscheidet in seinem Modell zehn verschiedene Zielgruppen-Segmente in der Gesamtgesellschaft, zwischen denen die Grenzen fliessend sind. Zu den

Kirchen in der Deutschschweiz gehören Menschen aus zwei bis höchstens vier verschiedenen Milieus.   In der Schweiz rechnen sich laut der Statistik von 2012 26,9% der Evangelisch-reformierten Kirche, 38,2% der Römisch-katholischen Kirche, 5,7% anderen christlichen Glaubensgemeinschaften zu. 21,4% der Bevölkerung über 15 Jahre geben an, konfessionslos zu sein.   Wie können wir Menschen verstehen, die überhaupt nicht mehr in Begriffen und Kategorien von Religion denken, fühlen, leben, weil sie mit den Inhalten und Begriffen nichts anfangen können? Lässt sich die Kirche dazu herausfordern, «religionslos» von Nachfolge zu sprechen? Ist das überhaupt möglich? Und: Ist es überhaupt sinnvoll? Veränderung zulassen Die EMK hat in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Anläufe genommen zu Veränderung und Wirkung in die Gesellschaft hinein. Festzustellen ist grundsätzlich: neue Ansätze haben dann eine Wirkung, wenn einzelne Menschen mit anderen zusammen dazu bereit sind, sich selber, ihr Herz, ihre Energie, ihre Kraft, ihre Zeit,


gungen ihre Finanzen einzusetzen für das Evangelium, in der Liebe Gottes und zu den Menschen. Jedoch gehen solche Veränderungen selten verlustfrei vor sich. Oft entstehen kleinere oder grössere Konflikte. Diese sind zum Teil schwer auszuhalten, weil für Betroffene noch nicht erkennbar ist, dass die neue veränderte Wirklichkeit eine für Menschen hilfreiche sein wird.   Die EMK ist eine an Liegenschaften reiche Kirche, die in den letzten Jahren stetig Mitglieder verloren und parallel dazu immer mehr Finanzen in die Professionalisierung ihres Dienstes gesteckt hat und steckt. Die Tendenz, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich in ihrer Freizeit intensiv zu engagieren, ist auch in der EMK spürbar. Das Gute betonen Das von der Tagung der Jährlichen Konferenz 2013 angenommene neue «Ergebnisziel» zur Strategie lautet: «Die Menschen der EMK achten auf die Würde aller, mit denen sie in Kontakt kommen. Sie bringen allen Wertschätzung entgegen, betonen das Gute, das sie wahrnehmen, und sind bereit, für andere einen fehlertoleran-

ten Massstab anzusetzen. Dies erweist sich auch im Umgang mit den freiwilligen und angestellten Mitarbeitenden.»   Dieses Ergebnisziel will Mut machen, das eigene Ich vermehrt in den Hintergrund zu stellen und auf Menschen in der Gemeinde ebenso wie auf Menschen im Umfeld der Gemeinde mit der Haltung zuzugehen, die Jesus der Ehebrecherin, den Pharisäern, den Zöllnern, oder den Fischern entgegengebracht hat: Grundsätzlich ein Ja Gottes zu jedem Menschen, ohne deshalb die Augen zu verschliessen vor Fehlentwicklungen oder geschehenem Unrecht, weder bei sich selber, noch bei anderen. Erfahrungen teilen Im zweiten Berichtsteil werden wir an der Jährlichen Konferenz dazu einladen, eigene Erfahrungen mit Wertschätzung zu erzählen. Wo ist dir Wertschätzung entgegengekommen? Wie äusserte sie sich? Was hat dir geholfen, Menschen mit der Grundhaltung Jesu zu begegnen? Wo bist du an diesem Anspruch gescheitert? Wie können wir einander helfen?

AUSZUG Dies ist eine stark gekürzte Fassung des Berichts der Distriktsvorsteher/in. Nach der Jährlichen Konferenz ist die vollständige Fassung verfügbar unter: www.emk-schweiz.ch

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Zwischenbilanz: Die Ausrichtung auf den gemeinsamen Auftrag führte dazu, dass Kräfte gebündelt wurden.

Der Strategierat zieht Zwischenbilanz

Das Thema ist angekommen Von Bischof Patrick Streiff

Im Sport gibt es bei Halbzeit eine Pause und ein Zwischenresultat. Ein kurzes Innehalten und Zurückblicken ist auch im Blick auf die Strategie der Jährlichen Konferenz 2010–2018 sinnvoll.

Als Strategierat möchten wir bei Halbzeit folgendes hervorheben: • In den vergangenen vier Jahren wurde in wachsendem Mass darüber nachgedacht, wie mehr Menschen in die Nachfolge Christi geführt werden können. • Neue hilfreiche Angebote werden von Bezirken und Gremien genutzt, um Veränderungsprozesse zu gestalten. • Das Bewusstsein für neue Formen wird die Kirche noch verstärkt herausfordern. • Fresh Expressions, neue frische Formen von Kirche, sind ein Thema geworden. • Bei der Gewinnung von Pfarrpersonen liegt der Schwerpunkt noch nicht auf der Mission und immer noch auf den theologisch-pastoralen Aspekten.

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• Das Pfarrerbild und das Gemeindebild werden in Frage gestellt. Die Thematik der Strategie ist auf der Ebene der Bezirke angekommen. Nun sollen vermehrt Veränderungsprozesse ausgelöst werden. Es wird herausfordernd bleiben, dafür hilfreiche Unterstützung geben zu können. Der Strategierat hat sich mit der Gestaltung der Tagung der Jährlichen Konferenz beschäftigt. Folgende Akzentsetzungen schlägt er vor: Drei Schwerpunkte Für die Gestaltung jeder Tagung soll es drei Schwerpunkte geben: Miteinander feiern, miteinander konferieren und wachsen, miteinander Verantwortung tragen. Gesamtheit und einzelne Länder Was an der Tagung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika gemeinsam im Feiern, Konferieren und Tragen von Verantwortung geschieht, soll für alle Mitglieder nachvollziehbar und relevant sein. Die sprach- und länderspezifische Vielfalt der Konferenz soll in allen Teilbereichen sichtbar werden. Berichte und Anliegen, die ausschliess-

lich länderspezifisch sind, sollen auch länderspezifisch behandelt und entschieden werden. Berichtswesen Die neue Leitungsstruktur, die 2013 angenommen wurde, verändert das Berichtswesen. Die Anzahl der Berichte, die der Jährlichen Konferenz vorgelegt werden, wird deutlich reduziert sein. Ein Ausblick Der Strategierat freut sich, dass wesentliche Anliegen, die zu seiner Bildung im Jahr 2007 geführt haben, umgesetzt werden konnten. Sowohl auf Bezirks- als auch auf Gremienund auf Jährlicher Konferenz-Ebene hat die Strategie 2010–2018 zu einer Ausrichtung auf einen gemeinsamen Auftrag geführt. Kräfte sind gebündelt worden. Hoffnung auf Neues keimt auf. Geistliche Prozesse sind aufgebrochen. Möge Gott Wachstum schenken, auf dass mehr Menschen in die Nachfolge Jesu Christi geführt werden.


Vorarbeiter/innen: An seinen letzten Sitzungen hat der Kirchenvorstand die anstehenden Aufgaben für die Weiterarbeit in Nachfolgegremien vorbereitet.

Aus dem letzten Bericht des Kirchenvorstands

Die Weiterarbeit vorbereiten Von Matthias Bünger

Im Mai fand die letzte Sitzung des Kirchenvorstandes statt. Gemäss Beschluss der Jährlichen Konferenz 2013 wird die Leitung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-

Verwendung der Erträge und die Überarbeitung der Bauund Verwaltungsordnung (BVO) in Bezug auf Ökologie, Diakonie, Innovation usw. Letzteres wird durch den Ausschuss «Kirche und Gesellschaft» in Zusammenarbeit mit Fachleuten aus dem Bau- und Verwaltungsausschuss (BVA) bearbeitet. Das Resultat wird der Jährlichen Konferenz in Frauenfeld vorgelegt.

Nordafrika neu durch einen Vorstand wahrgenommen. Nebst dem Strategierat wird es auch den Kirchenvorstand in der bisherigen Zusammensetzung nicht mehr geben.

Die Aufgaben, die dazu gehörende Verantwortung und die entsprechenden Kompetenzen werden zu einem grossen Teil durch die neu zu bildende Kommission Finanzen/Liegenschaften (Ko FL) übernommen. An dieser Stelle danke ich für das dem Kirchenvorstand entgegengebrachte Vertrauen durch die Delegierten der Jährlichen Konferenz in den vergangenen Jahrzehnten. Neue Ordnung Aus den vielfältigen Rückmeldungen, anlässlich der Grundsatzdiskussion «Liegenschaftsbewirtschaftung» an der letztjährigen Jährlichen Konferenz ergaben sich zwei Themenbereiche, die weiter bearbeitet wurden: Die

Gezielte Verwendung Die Verwendung der Liegenschaftserträge ist komplexer. Alle Kapellen, kirchlichen Räumlichkeiten, Pfarrwohnungen und andere Liegenschaften gehören dem Verein EMK in der Schweiz. Die Bewirtschaftung derer, und damit die Abschöpfung von Erträgen, ist aber zu einem grösseren Teil bei den Bezirken angesiedelt. Die Forderung der Jährlichen Konferenz 2013, die Erträge bewusster und gezielter auch für den kirchlichen Auftrag zu verwenden, kann also nicht von den Verantwortlichen der EMK Schweiz alleine umgesetzt werden. Die vom Immobilien-PortfolioManagement getätigten Abklärungen sind Grundlage für die weitere Diskussion in Bezug auf die Liegenschaftspolitik in der EMK.   Im Mai wurden die Mitglieder des Kirchenvorstandes und deren Ausschüsse zu einem Workshop eingeladen, an dem die Resultate vorgestellt wurden. Es sollten erste Erkenntnisse formuliert werden. Die Nachfolgegremien des Kirchenvorstandes sollen damit Grundlagen haben, um eine zukünftige Liegenschaftspolitik formulieren zu können.

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Eindeutig: Wie können wir vom «Heil» klar und für alle verständlich reden?

Der Ausschuss für theologische Fragen begibt sich auf Sprachsuche

Nachfolge ohne Religion? Von Stefan Moll

Im letzten Konferenzjahr begann die Umsetzung des Auftrags der Jährlichen Konferenz: Ein SLI*-Team

Kontext: Welche Kultur prägt die EMK? Wo ist diese förderlich oder hinderlich, um das Rettungsgeschehen zur Sprache zu bringen? Was sagen wir uns dabei selber?

stellt sich der Frage, wie die Kirche in der Soteriologie** (wieder) sprachfähig wird.

SLI ist eine eher langsame, dafür tiefgreifende Arbeitsweise. Das Team konnte trotz der hohen Verbindlichkeit und des damit verbundenen hohen Aufwandes zusammengestellt werden. In ihm arbeiten Methodisten aus der deutschsprachigen Schweiz, die ihre verschiedenen Sichten und unterschiedlichen Hintergründe einbringen. Geleitet wird es von Claudia Haslebacher und Petra Foede. Sonja Eschler, Markus Hiltbrunner, Stephan Johanus, Gere Luder, Marietjie Odendaal, Thomas Vacher, Rolf Wyder und Stefan Zürcher gehören zum Team. Meine Aufgabe ist die Projektleitung. Der innere Kontext In einem ersten Schritt ist das Team dabei, sich zu finden. Nun geht es darum, Aussagen über den Kontext zu machen, in dem die Sprache des Heils erklingen soll. Es gibt einen inneren

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Der äussere Kontext Uns bewegt aber auch ein äusserer Kontext. Die Umschau hat begonnen: Wer sind die Menschen, die mit dieser Botschaft erreicht werden sollen? Welche sozialen Gruppen erreichen wir fast von alleine, weil sie unserer eigenen Kultur entsprechen? Wem haben wir dagegen kaum etwas zu sagen, weil sie in der Nähe einer christlichen Gemeinde schlicht nicht erscheinen? Weil sie uns so fremd sind?

Welche Menschen erreichen wir gar nicht? Weshalb?   Um diese Fragen zu verstehen, planen wir u.a. mit Umfragen bei Pfarrern und Mitgliedern der EMK zu arbeiten. Das scheint uns die effizienteste Weise zu sein, rasch und mit überblickbarem Aufwand an brauchbare Aussagen zu kommen.

Ein Klima des Vertrauens Das SLI-Team hat durchaus den Mut, die bekannten Pfade der Soteriologie in unseren Gemeinden zu verlassen. Es ist ein Klima entstanden, in dem alles gesagt werden kann zum Thema. So setzten sich etliche Teammitglieder mit dem Buch von Hans Martin Barth, ‹Konfessionslos glücklich›, auseinander. Der Theologe fragt, ob eine von religiösen Begriffen entschlackte Sprache helfen kann, Jesus Christus nachzufolgen. Oder zugespitzt gesagt: Nachfolge ohne Religion. In diesem Ansatz liegt noch keine fertige Lösung für unsere Sprachsuche. Aber sie fordert zum Weiterdenken heraus. * Spiritual-Leadership Inc., s. KuW 1/2014 und 3/2013 (issuu.com/ emk_schweiz) ** Lehre vom Heil in Jesus Christus

ZUR UMFRAGE Sie können an der Umfrage teilnehmen. Sie finden den Link unter www.emk-schweiz.ch oder direkt hier: is.gd/Umfrage_2014


Positionierung: Der Ausschuss für Kirche und Gesellschaft beschreibt, wie er sich selbst versteht.

Grundlegendes aus dem Ausschuss für Kirche und Gesellschaft

«Neutral» und «ausgewogen» ist nicht immer «christlich» Von Jörg Niederer

Verschiedene Diskussionen im vergangenen Konferenzjahr führten dazu, dass der Ausschuss für Kirche und Gesellschaft noch einmal

der Geschichte der Kirche sind gerade die Sklavenfrage oder der Einsatz für die Rechte der Arbeitnehmenden Beispiele für eine einseitige Parteinahme. In manchen Dingen können wir Christen nicht neutral oder ausgewogen sein. Immer aber ist es unser Ziel, zu argumentieren und die biblisch-christlichen Bezüge sichtbar zu machen.

grundsätzlich sein Selbstverständnis beschreibt.

Als Ausschuss sind wir der Bibel verpflichtet, die wir bei ethischen, sozialen und politischen Fragestellungen und Themen aufgrund unserer Erfahrungen und mit Hilfe von Tradition und Vernunft zu deuten versuchen. Dabei sind die Sozialen Grundsätze unserer Kirche eine grosse Hilfe.   Wie in der Einleitung zu den «Sozialen Grundsätzen» formuliert, wollen wir uns «von Gebet und Nachdenken» getragen bemühen, «auf die existentiellen Fragen der Menschen in der gegenwärtigen Welt von einer soliden biblischen und theologischen Grundlage aus einzugehen». Klare Parteinahme Dies sagt, dass unsere Arbeit nicht aus einer neutralen Position geschieht. In

Neue Fassung verfügbar Im vergangenen Jahr wurden die Änderungen der Generalkonferenz von 2012 bei den Sozialen Grundsätzen von einem deutschsprachigen Team übersetzt. Dieser gemeinsame Text der Zentralkonferenz Deutschland und der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa liegt nun vor und kann unter www.soziale-grundsaetze.ch abgerufen werden. Personelles Auf Ende 2013 ist Markus Da Rugna aus dem Ausschuss ausgeschieden. Dadurch ist auch der Vorsitz neu zu besetzen. Wir danken Markus Da Rugna ganz herzlich für sein engagiertes Mitarbeiten. Seit Januar 2014 arbeitet neu David Field im Ausschuss mit. Ab August 2014 wird Marietjie Odendaal die Arbeit im Ausschuss bereichern.

MEHR ERFAHREN Angaben zu allen Dienstleistungen und Texten des Ausschusses Kirche und Gesellschaft finden sich unter www.emk-kircheundgesellschaft.ch.

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FRAUENNETZWERK

Verlockend: Dass Knotenlösen süss sein kann, zeigte der spielerische Einstieg ins Thema.

Impulstage des FrauenNETZwerks in Interlaken

Knoten lösen – wie geht das? Von Nicole Gutknecht

Über 40 Frauen trafen sich vom 2. bis 4. Mai in Interlaken, um sich verschiedene Knoten anzuschauen: die lebensnotwendigen und auch diejenigen, an denen wir leiden – und die wir manchmal nicht lösen (können).

Gleich zu Beginn galt es, in Gruppen Fragen zu beantworten: Wie alt sind alle Teilnehmerinnen zusammen? War Nelson Mandela Methodist? Diejenige Gruppe, die richtig geraten hatte, konnte einen Stoffknoten lösen, in dem Süssigkeiten verborgen waren. Wenn sich doch nur alle Knoten im Leben so leicht und angenehm lösen liessen…

Knoten-Geschichten gibt es auch in der Bibel Familienknoten Jede kennt Knoten im Glauben, in der Familie, mit sich selber, in Beziehungen. Auch in der Bibel sind zahlreiche «Knoten-Geschichten» zu finden. Da ist die Geschichte von Esau und Jakob: eine Familiengeschichte mit

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Lieblingskindern, Rivalitäten und Betrug, die zur Flucht von Jakob führt. Nach Jahren macht er sich auf den Weg zu Esau, um diesen Familienknoten zwischen ihm und seinem Bruder zu lösen. Dazu brauchte er Mut. Er musste Fehler einsehen und unterwegs mit einem Unbekannten ringen (mit Gott? mit sich selber? mit seinem Schatten?). Doch Esau kam Jakob entgegen und dieser Knoten konnte gelöst werden.

Leichtigkeit brachte der Zauberkünstler Trickreiche Lösung Auf einem Spaziergang hatten die Frauen die Möglichkeit, dem Weg von Jakob nachzugehen: Wo haben wir Auseinandersetzungen? Wo fliehen wir? Wo ist eine Mauer? Wo eine Brücke? Was hilft zur Lösung? Eigene Familiengeschichten kamen zur Sprache. Andere Frauen gingen in Gesprächsgruppen den Knoten im Glauben und in Beziehungen nach oder schauten an, wo sie mit sich selber gerade dran sind.

Viel Leichtigkeit ins Thema brachte Zauberkünstler Cyril. In seinem Abendprogramm zauberte er Seidentücher hin und wieder weg und löste trickreich und blitzschnell Knoten in Seilen auf. Ein Anfang Im Gottesdienst kam eine weitere Geschichte zur Sprache, in der ein Knoten gelöst wurde. Petrus liess sich überzeugen, dass Gott auch Nichtjuden zur Umkehr einlädt. Nun versuchte er, der Gemeinde in Jerusalem diese neue Sicht nahe zu bringen. Er tat dies, indem er erzählte, wie Gott bei ihm diesen Knoten gelöst hat.

Wie Gott den Knoten gelöst hat Wie also geht Knoten lösen? An diesen Tagen wurde nicht die Lösung gefunden. Aber kleine Anfänge im Loslösen von Knoten fanden statt. Im Gespräch über das Gehörte, im Teilen vom eigenen Erleben, beim Kaffee trinken oder spazieren.


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Dankbar: Das Zentrum in Landersen ist ein Ort, an dem Jugendliche in Freizeiten Christus erleben.

Jubiläum des Centre de Vacances Landersen

Ein Ort der Begegnung mit Jesus Christus Von Daniel Husser

Am Auffahrtstag feierten die EMKGemeinden in Frankreich das 75. Jubiläum der Gründung des Centre de

ein zweites und 1967 ein drittes Haus gebaut. Ab 1969 war das Centre de Vacances das ganze Jahr hindurch geöffnet. Die Belegung war bis 1981 sehr gut.

Vacances Landersen in den Vogesen. Dankbar schauten sie auf die Hilfe Gottes und vieler Menschen zurück, die dieses Jubiläum möglich machten.

Pfingsten 1939: Etwa 40 Leute aus den elsässischen Gemeinden beschlossen mit Gottes Hilfe einen neuen Kuhstall mit Heubühne in wunderschöner Lage zu einem Jugendheim umzubauen. Die deutsche Besatzungsmacht jedoch verbot bald darauf die kirchliche Jugendarbeit. Sehr gefragt Nach dem Krieg gab es in Frankreich ein grosses Bedürfnis für Kinderund Jugendlager. Auch die Kirche erkannte die Wichtigkeit, Kindern und Jugendlichen stärkende Freizeiten mit guter geistlicher und körperlicher Nahrung anzubieten. So wurden mit Hilfe staatlicher Subventionen 1950

Dem Ende nahe Ab 1982 ging leider die Nachfrage für Kinder- und Jugendlager zurück. Die Räumlichkeiten mussten zunehmend für die Beherbergung von Erwachsenen eingerichtet werden. Zahlreiche neue Ausgaben für Möblierung, sanitäre Einrichtungen, Heizung und Küche wurden damit erforderlich.   Zu den finanziellen Lasten dieser Mehrzweck-Benutzung kamen ab 1999 die staatlichen Verordnungen zur Anpassung an die neuen gesetzlichen Normen. Zahlungsschwierigkeiten stellten sich ein. Stimmen wurden laut, den Betrieb einzustellen und die Liegenschaft zu verkaufen. Mit vereinten Kräften Dank des positiven Erfolgs eines «Aufrufs an die Mitglieder» unserer Gemeinden in Frankreich und in der Schweiz konnte diese gefährliche

Lage, Gott sei Dank, gemeistert werden. Die Arbeiten wurden abgeschlossen und der Betrieb konnte weitergeführt werden. Der jährliche Ertrag genügte knapp für die Bezahlung der laufenden Betriebskosten, reichte aber nicht für die Abzahlung der noch ausstehenden Schulden.   Da griff zum Glück Connexio ein mit einer degressiven finanziellen Unterstützung des Gehalts des Leiters. Damit konnte diese Zeit der Schwäche überbrückt werden. Nun sind wir froh und dankbar, dass die Jahresrechnungen seit Beendigung dieser Unterstützung mit positiven Resultaten abgeschlossen werden können.   75 Jahre nach dem Beschluss im Kuhstall danken wir Gott und allen Helfenden in Frankreich und in der Schweiz, dass Landersen weiterhin ein Ort der Begegnung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit dem Evangelium von Jesus Christus sein darf!

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Nachforschen: Fritz Kurt fragt, wie wir mit skeptischen Menschen über den Glauben ins Gespräch kommen können – etwa über die Sintflut.

Der Noahfilm als Einstieg zum Gespräch über den Glauben

Die Sintflut – lokal, global oder Mythos? Von Fritz Kurt

Fragen hohe Hürden zum Glauben hin darstellen.

Anfang April kam der Film «Noah» von Regisseur Darren Aronofsky in die Schweizer Kinos. Er weicht zwar in wichtigen Punkten von der Bibel ab, doch wir können ihn zum Anlass nehmen, mit Menschen über die Bibel und unseren Glauben zu sprechen.

Allerdings sollten wir auf Fragen vorbereitet sein: Wie war das genau mit der Sintflut? Das ist doch nur ein Mythos, den die Israeliten von den Babyloniern abgeschrieben haben! Eiskernbohrungen beweisen, dass es gar nie eine globale Flut gegeben hat! Und überhaupt, wie sollen alle Tiere der Welt auf der Arche Platz gefunden haben? Und schon sind wir mitten in einer Diskussion, die nicht in Richtung Glauben führt. Hürden für den Glauben Und wir sind mitten im Konflikt zwischen Glauben und Wissenschaft. Gläubige Christen sehen da oft kein Problem, da sie Jesus Christus persönlich kennengelernt haben. Aber für eher verstandesorientierte Menschen, die auf der Suche sind, können solche

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Zwei Offenbarungen Gott hat das Universum und alles Leben erschaffen und sich in der von ihm inspirierten Heiligen Schrift offenbart. Wir haben also zwei «Bücher» von Gott zur Verfügung: Die Bibel und die Natur.   Die Bedeutung der Schöpfung als Hinweis auf Gott steht in Römer 1,20: «Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung.» Der Anfang von Psalm 19 weist in die gleiche Richtung. Kein grundlegender Widerspruch Da sich uns Gott in in der Heiligen Schrift und in der Schöpfung offenbart hat und uns nicht anlügen will, sollten sich die beiden Offenbarungen nicht grundlegend widersprechen. Falls es trotzdem Widersprüche gibt, liegen diese höchstwahrscheinlich in der fehlerhaften menschlichen Interpretation der Bibel (Theologie) oder der Natur (Wissenschaft).

Der Astronom Hugh Ross hat vor 28 Jahren die Organisation «Reasons to Believe» mit dem Ziel gegründet, die grosse Übereinstimmung von Bibel und Natur aufzuzeigen und als evangelistisches Werkzeug für fragende Menschen einzusetzen. Er sagt, dass die Bibel mehr konkrete wissenschaftliche Daten enthält, als alle anderen heiligen Bücher zusammen. www.reasons.org Keine Eisbären auf der Arche In der Bibel steht, dass die Sintflut weltweit war und sämtliche Menschen und Tiere vernichtet hat. «Weltweit» muss aber nicht zwingend «global» bedeuten, da die Menschen in der Zeit von Adam bis Noah in einem relativ kleinen Gebiet im Mittleren Osten lebten und «die Welt» sich auf dieses Gebiet bezog. Es gibt mehrere Bibelstellen, die eine lokale Interpretation zulassen.   Eiskernbohrungen zeigen, dass Grönland und die Antarktis die letzten 100000 Jahre nicht überflutet wurden. Eisbären und Pinguine mussten also nicht mit auf die Arche, Kängurus auch nicht.


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Eine Randbemerkung

Glaube und Wissenschaft Eine lokale Flut Die älteste Aufzeichnung der Sintflut stammt von den Babyloniern. Da alle Menschen von Noah abstammen, ist es logisch, dass viele Völker die Sintflut als historisches Ereignis überliefert haben. Sie ist kein Mythos. Als wahrscheinlichsten Schluss kann man sagen: Eine einmalige, sehr mächtige lokale Flut im Mittleren Osten hat die gesamte sündige Menschheit ausgelöscht – ausser der Familie von Noah.   Stimmt diese Schlussfolgerung? Jedermann kann und sollte selber forschen, was die Bibel und die Natur sagen. Es ist spannend! Dank Internet und Büchern haben wir Zugriff auf alle Informationen. Und wir haben von Gott Verstand und Herz erhalten, um sie zu prüfen.

Von Sigmar Friedrich

Wie müssen Glaube und Wissenschaft einander zugeordnet werden? Können sie einander überhaupt zugeordnet werden?

In der Geschichte des Glaubens tauchen diese Fragen immer wieder auf. Ist die Erde rund oder eine Scheibe? Steht im Zentrum des Alls die Sonne oder die Erde – wo doch die biblischen Aussagen klar sind: die Sonne bewegt sich (Ps 24,1–2), und Gott hält für Josua die Sonne an (Jos 10,13)?   Wie also können Wissenschaft und Glaube einander zugeordnet werden. Ein Antwortversuch ist die Vorstellung von den «beiden Büchern». Sie hat eine lange Vorgeschichte is.gd/Michel2008. Nimmt sie das biblische Zeugnis wirklich ernst? Lässt sich so wissenschaftlich arbeiten?

ZUR PERSON Fritz Kurt (58), verheiratet, zwei Kinder. Elektroingenieur, Berater für Halbleiter-Chips, Mitglied der EMK Solothurn. Vorträge sind auf Anfrage möglich. fritz.kurt@gmx.net

Wie ein Kämpfer zerschlägt Gott die personifizierten Chaosfluten und schafft seiner Ordnung Raum in Ps 74,12–17. Schon in sich gibt das kein «widerspruchsfreies» «Buch».

Vielfalt Die Bibel spricht facettenreich von der Schöpfung: als Tagewerk Gottes in Gen 1, bei der alles durch sein Wort entsteht; wie von der Arbeit eines Gärtners und Töpfers in Gen 2. In Ps 90,2 werden die Berge «geboren».

Zwang Was, wenn sich nun auch noch die «Bücher» widersprechen? – Dann muss entweder die Bibel das sagen, was ihr ohne andere Einsicht nie entnommen würde: dass die Sintflut nur lokal begrenzt gewesen sei, fügt sich in keiner Weise in den weltweiten Horizont der ersten 11 Kapitel der Bibel ein. Ist also «die Welt», die in Gen 1 geschaffen wurde und über die nach Gen 11,9 die Menschen zerstreut werden, auch nur lokal begrenzt? Oder aber die Wissenschaft wird in ihren Aussagen festgelegt. Alles, was sie in Abweichung vom biblischen Zeugnis sagt, könnte dann nur Irrtum sein. Alternativen Gibt es andere Möglichkeiten, wie Glaube und Wissenschaft einander zugeordnet werden können? Die Juliausgabe von Kirche und Welt wird sich dieser Frage stellen.

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Goldene Hochzeit 27. Juni Vreni und Werner Friedli-Siegfried Windisch-Brugg Herzliche Gratulation zum Jubiläum und Gottes Segen auf dem weiteren Weg.

Verstorben Rudolf Häni-Schaller (86) Büren a. A. am 24.11.2013 Hermine Blaser (86) Spiez-Oey am 4.4.2014 Karl Zolliker-Landert (85) Bülach-Oberglatt am 11.4.2014 Helene Häni-Schaller (87) Büren a. A. am 17.4.2014 Rolf Müller–Fortunati (83) Basel Allschwilerplatz/St. Johann am 26.4.2014 Gertrud Buchser (100) Muhen am 29.4.2014 Margrit Schwyter (92) Muhen am 29.4.2014

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Leben 55 plus Die Kommission Bildung+Beratung hat beschlossen, dem Fachbereich «Seniorenarbeit 55+» neu den Namen «Leben 55 plus» zu geben. Die entsprechende E-Mail-Adresse lautet: leben55plus@emk-schweiz.ch. Alle anderen E-Mail-Verbindungen bleiben erhalten und werden mit dieser verknüpft. Quelle: Susanne Vögeli / Leben 55 plus

Wohnheim in Tunis renoviert Nach mehreren Monaten Arbeit sind die Renovationen am Studentinnenheim der EMK in Tunis praktisch beendet. Sie waren aufgrund des schlechten Zustands der teils hundertjährigen Gebäude dringend notwendig geworden.   Die Häuser bieten Studentinnen aus Ländern südlich der Sahara, die in Tunesien Ausbeutung und Ausgrenzung ausgesetzt sind, ein angenehmes Heim. Die Renovationsarbeiten für total CHF 100 000 waren nur dank grosszügiger finanzieller Unterstützung von Connexio und dem General Board of Global Ministries sowie Spenden aus der EMK Schweiz und Frankreich möglich. Quelle: Daniel Nussbaumer / EMK-News

Die Taufe gegenseitig anerkennen Am 21. April feierte die AGCK CH in einem festlichen Rahmen die Erneuerung und Ausweitung der Taufanerkennung unter ihren Mitgliedkirchen. Die Feier fand in Riva San Vitale statt. Das Dokument wurde unterzeichnet durch die Römisch-katholische Kirche, den Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK), die Evangelisch-methodistische Kirche, die Christkatholische Kirche in der Schweiz, die Anglikanische Kirche in der Schweiz und den Bund Evangelisch-Lutherischer Kirchen in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein. Die Heilsarmee und der Bund Schweizer Baptistengemeinden haben einen Anhang zum Text hinzugefügt. Die orthodoxen Mitgliedkirchen der AGCK CH waren an der Erstellung des Dokuments beteiligt. Das Dokument: is.gd/Taufanerkennung2014

40 Jahre «Lausanner Verpflichtung» Anfang Mai feierten Delegationen aus aller Welt in St. Légier (bei Vevey) den 40. Jahrestag der «Lausanner Verpflichtung». Sie war im Juli 1974 am «Internationalen Kongress für Weltevangelisation» in Lausanne von rund 2500 Leitern von christlichen Gemeinden und Werken aus 150 Ländern verabschiedet worden. In 15 Punkten wird darin das evangelikale Verständnis von Evangelisation beschrieben. Dabei kommt auch das Verhältnis von Evangelisation und sozialer Verantwortung zur Sprache und es wird selbstkritisch das Verhältnis von Evangelisation und Kultur reflektiert.   Die aufgrund dieser Verpflichtung entstandene «Lausanner Bewegung» ist in der Schweiz in die Schweizerische Evangelische Allianz SEA und ins Réseau évangélique suisse RES integriert. Quelle: www.each.ch Das Dokument: is.gd/Lausanne1974





FRESH EXPRESSIONS

Inspirierend: Was Doreen Sparey (rechts) vermittelte, regte zum Weiterdenken an.

Englische Methodisten bringen die «Kreativkirche» in die Schweiz

Den Glauben fassbar und erlebbar machen Von Ursi Hänni-Hauser

Doreen Sparey, Methodistenpfarrerin aus Cornwall im Südwesten Englands, hat zusammen mit zwei Frauen ihres Bezirks an der Gemeindeferienwoche der EMK Hombrechtikon teilgenommen und dort eindrücklich gezeigt, wie ihre kleinen, teilweise etwas verstaubten Gemeinden viel frischen Wind erleben. Die Hombrechtiker Teilnehmenden wurden hineingenommen in einen kreativen, fröhlichen und bunten Anlass.

In ihrem Herkunftsland England wird sie «messy church» genannt, in Deutschland heisst sie «Überraschungskirche» – bei uns hat sie noch keinen festen Namen, aber es liegen Vorschläge auf dem Tisch: Kreativoder Chrüsimüsichile, bunt-und-brösmelig, ver-Rückte Kirche, Chaos- oder Gwunderchile. Kreative Kirche Überraschungskirche ist für Familien mit Kindern gedacht, die bislang noch nichts oder nur wenig mit Kir-

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che zu tun hatten. Es ist bewusst kein «Lockvogelangebot» für den Sonntagmorgengottesdienst, sondern eine eigenständige Gottesdienstform – und daher «church», «Kirche» genannt. Es kann sein, dass Menschen nur einmal kommen, dass sie nur über eine kurze Zeit dabei sind, oder aber dass sie sehr regelmässig kommen und damit Teil einer eigenständige Gemeinde bilden. «Überraschend» oder «kreativ» wird sie genannt, weil man nicht brav auf dem Stuhl sitzen muss, weil mit Farbe und Leim gearbeitet wird, weil es zwischendurch unordentlich aussieht und auch laut und bewegt gesungen werden darf!

Niemand muss brav sitzen bleiben Bibel kreativ In einer Auffangzeit werden Gross und Klein willkommen geheissen und können bei Spielen in den Kirchenmauern ankommen.   Der zweite Teil beinhaltet rund sechs Bastel- und Kreativposten, an

denen die Besucher mit den Händen arbeiten und gleichzeitig über biblische Wahrheiten nachdenken und Fragen besprechen. Wichtig ist, dass Erwachsene gemeinsam mit den Kindern diese Posten erleben und eine Leitungsperson dort ist, welche immer wieder zum Thema zurückführt und zentrale Fragen stellt – oder auch einen Teil der Geschichte oder aus ihrem eigenen Erleben mit Gott erzählt.

Der Draht zu Gott steht im Zentrum Gott steht im Zentrum Anschliessend trifft sich die Gruppe im Kreis. Diesmal wird ein grosses Päckli herumgereicht. Wenn die Musik stoppt, darf ein Kind eine Schicht auspacken, eine kleine Süssigkeit essen und die Bilderkarte der Leiterin überreichen, die damit die Geschichte fortlaufend erzählt. Umrahmt wird die Geschichte von Liedern und Gebeten, sodass ein rund viertelstündiger Gottesdienst entsteht. Denn der


FRESH EXPRESSIONS

Neue Mitglieder Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag.

Festvorbereitung: Die Guetzli als Symbol für das «letzte Mahl» wurden an einem Posten für die Feier verziert.

Marianne Ghirelli Andreas Hentschel Melanie Ramseyer Jürg Ramseyer Larissa Ratti Nadja Ulmann 3x3 (Region Lenzburg) am 17. November 2013 Christian Rüttimann Patrizia Rüttimann Davos am 1. Dezember 2013

Draht zu Gott und das Kennenlernen der Bibel stehen klar im Zentrum.   Der vierte und letzte Teil ist ein gemeinsames Essen – häufig ein einfaches Nachtessen, das von weiteren Helfenden vorbereitet wird. Die Rückmeldungen aus England sind klar: Das gemeinsame Essen ist ein zentraler Teil und wichtig für das Miteinander von Erwachsenen und Kindern, von Helfenden und Teilnehmenden.

Was könnte das für Hombrechtikon bedeuten? Die Hombrechtiker liessen sich aber nicht nur hineinnehmen, sondern auch über Hintergründe und andere Formen von «Fresh expressions» informieren. In einem Diskussionteil haben sie überlegt, was das Erlebte für das eigene Dorf und die EMK-Gemeinde bedeuten könnte und was wie umsetzbar wäre. Das Konzept aus England kann nicht 1:1 übertragen, sondern muss an jedem Ort neu überdacht und auf das entsprechende Ziel-

publikum zugeschnitten werden. Je nachdem wird nicht mit Pinsel und Farbe gebastelt, sondern andere Tätigkeiten ausgeübt, welche biblische Geschichten und christlichen Glauben fass- und erlebbar machen für Menschen, die nicht sonntagmorgens in die Kirchen kommen.   Es ist zur Zeit noch ganz offen, ob und wie es in Hombrechtikon weitergehen wird, aber es sind Funken gesprungen und Herzen berührt worden.

Stephanie Schmid Frutigen-Adelboden am 19. Januar Marion Dörig Norbert Dörig Belp am 2. März Barbara Klinger Denise Hintermann Timothy Blaisdell Turbenthal-Russikon am 16. März Silvia Herzog Frutigen-Adelboden am 30. März

WEITERFÜHREND Buchtipp: Lucy Moore, Die Überraschungskirche – Frische neue Ideen für den etwas anderen Gemeindebau, Brunnen Verlag, ISBN 978-3-7655-1483-8 Fresh expressions: www.freshexpressions.ch

Denise Maurer Stefan Maurer Michaela Wäfler Walter Wäfler Markus Wyssen Region Greifensee am 6. April Samira Schlegel Region Greifensee am 6. April

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Teilhaben an der Mission Gottes

Alles nur Fassade? Von Üllas Tankler

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der weltweiten Missionsbehörde der United Methodist Church

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Es war mein erster Besuch in der nordirischen Hauptstadt Belfast. Ich hatte davor nur Geschichten über diesen Ort gehört, ein paar Leute aus der Stadt kennengelernt und kannte sogar ein paar Freunde und Mitarbeiter in der Missionsarbeit, die dort lebten. Deshalb war es sehr spannend für mich, umherzulaufen, einen Eindruck von der Kultur und Architektur zu bekommen, Menschen zu beobachten und zu versuchen, alles mit meinen bruchstückhaften Vorkenntnissen über diesen Ort irgend wie innerlich zu verbinden.   Vor allem die bunten kleinen Geschäfte im Stadtzentrum waren sehr eindrücklich für mich. Manchmal sah es geradezu postkartenmäßig aus. Aber es war fast zu sehr wie eine Postkarte! Und dann bemerkte ich, dass manche dieser süßen, bunten Geschäfte tatsächlich nur Malereien auf einer Wand waren. Was wie eine Tür aussah war überhaupt keine Tür, sondern nur ein Zeichnung. Die Bücher im Schaufenster waren keine richti-

gen Bücher, sondern nur ein bisschen Farbe.   Später erfuhr ich, dass das Ganze ein kreativer und genialer Einfall eines Mitarbeiters der Stadtverwaltung war, um zu vertuschen, dass viele Geschäfte die Stadt verlassen hatten. Weil es keine richtigen Geschäfte mehr gab, wurden Bilder auf die Wand gemalt, damit man den Eindruck bekam, dass alles in Ordnung ist.   Seit ich das gesehen habe, frage ich mich: Wie echt sind wir als Gottes Kirche in der heutigen Gesellschaft eigentlich? Die Menschen sehen ja definitiv viele Kirchen in Europa. Aber wenn sie ein bisschen näher hinschauen – sehen sie da nur eine nichtssagende Fassade? Oder ist da echter Inhalt hinter diesem Bild der Kirche?   Als ich weiter durch die Straßen von Belfast spazierte, sah ich eine eindrucksvolle alte Kirche in der Ferne. «Soll ich näher rangehen?», fragte ich mich. «Oder ist es besser nur von fern zu schauen, um eine weitere Enttäuschung zu vermeiden?»


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