Kirche und Welt 6/2017

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Kirche und Welt

Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz

Denkmal oder dynamische Bewegung? Seite 8–9

Dem Frieden einen Ort geben

Wie Menschen, die im Exil leben

Die Verantwortung teilen und ausprobieren

Der Treffpunkt Shalom in Interlaken Seite 4–5

Fachtagung «Leben 55 plus» Seite 18–19

Pioniergeist in der katholischen Pfarrei Thalwil Seite 22–23

The United Methodist Church


INHALT

10 4 Dem Frieden einen Ort geben

Aus dem Bericht des Ausschusses «Kirche und Gesellschaft»

Gottes Reich in unserer Zeit

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Aus dem Bericht der Kommission für ordinierte Dienste

Auch Sie sind «gefragt»!

Dienstzuweisungen mit einer «internen Bewerbung»

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Jährliche Konferenz 2017 in Zuchwil SO – Konferenzsonntag

Neue Dienstzuweisung für den Distriktsvorsteher

Die letzte berufliche Herausforderung

Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz

Fachtagung «Leben 55 plus» zum Umgang mit Demenzerkrankung

Wie Menschen, die im Exil leben

22 Pioniergeist in der katholischen Pfarrei Thalwil

Denkmal oder dynamische Bewegung?

Die Verantwortung teilen und ausprobieren

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Aus dem Bericht des Vorstands (Schweiz)

Wofür schlägt dein Herz, Claudia Haslebacher?

Ressourcen frei setzen für neue Formen von Kirche

Dass die Welt verändert wird

12 Gottes Auftrag – Unser Weg

14 Aus dem Bericht der Kommission für theologische und kirchliche Fragen

Einheit und Verschiedenheit im Blick auf Homosexualität

15 Aus dem Bericht des Ausschusses für theologische Fragen

Erlösung vertieft verstehen Kirche und Welt

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Im Treffpunkt Shalom in Interlaken begegnen sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen

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Kirchen-Gezwitscher Eine kleine Blütenlese aus der Timeline der EMK Schweiz auf twitter. Folgen Sie uns unter @EMKschweiz!

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser «Ecclesia semper reformanda» – die Kirche bedarf fortwährend der Erneuerung, der Reform. Ein Grund-Satz reformatorischer Theologie, auch wenn erst der Schweizer Theologe Karl Barth 1947 die Formel in dieser Weise geprägt hat. Kirche als ständig sich verändernde Bewegung. Morgen kann sie schon wieder ganz anders aussehen als heute, wird sie vielleicht in anderer Form gelebt. Gerade so, oder sogar: nur so, ist sie wirklich das, was sie von Anfang an war: dynamische Gemeinschaft, die die gesamte Gesellschaft durchdringt und verändert, weil hier Menschen sich zusammenfinden nicht um Traditionen oder Gebäude zu pflegen, sondern weil Jesus als der Christus in ihrer Mitte lebendig ist. Klingt soweit nicht schlecht. In der Theorie jedenfalls. Wenn es dann jedoch daran geht, die reale Kirche zu verändern, geht alles etwas langsamer. Widerstände melden sich. Wie immer wäre es einfacher, wenn lediglich die anderen sich verändern müssten, ich jedoch so bleiben könnte, wie ich bin. Die Auszüge aus den Berichten an die Jährliche Konferenz, die Sie in dieser Ausgabe lesen, zeigen manches von notwendiger und bereits geschehender Veränderung in der Kirche. Es wird klar: Sie und ich, wir sind gefragt. Wenn Sie etwas von dieser Dynamik selbst miterleben wollen, dann sollten Sie unbedingt nach Zuchwil kommen!

Sigmar Friedrich Redaktor

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UMSCHAU

Auch die Kinder fühlen sich sehr wohl.

Im Treffpunkt Shalom in Interlaken begegnen sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturen

Dem Frieden einen Ort geben  VON ELIANE OTTERSBERG, RAHEL ZURBRÜGG

Seit gut einem Jahr ist der Treffpunkt Shalom in den Räumen der EMK Interlaken ein Ort der Begegnung zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen. Woche für Woche ein Stück bunte Lebensvielfalt.

Stellen Sie sich vor, Sie betreten einen grossen Aufenthaltsraum und blicken sich um. Sie entdecken Kinder und Erwachsene unterschiedlichster Herkunft. Einige sitzen gemütlich bei einer Tasse Tee oder Kaffee beisammen und tauschen sich über die vergangene Woche aus, während andere gemeinsam scherzen und laut lachen. «UNO!!!» tönt es da plötzlich vom Nebentisch, an dem eine Gruppe gemeinsam spielt und um den Sieg kämpft. Nun schwenkt Ihr Blick zu einer Frau, die mit zwei jungen Männern DeutschAufgaben erledigt: «Ja, genau, das macht ihr gut! Sagt es gleich nochmals: ‹wertvoll›.» Daneben wird ein Mietformular für eine Wohnung ausgefüllt. Gerade als sie einige Schritte auf die

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Kleiderständer zu machen, bei denen die Leute gratis Kleider, Schuhe und Taschen mitnehmen dürfen, flitzt Ihnen ein kleiner Junge um die Beine. Mit seinen kugelrunden braunen Augen schaut er zu Ihnen hoch und deutet auf etwas, das ihm wohl hinter den Heizkörper gerollt sein muss. Sie bücken sich und holen den Ball hervor. Dabei entdecken sie die vielen Kinder draussen. Heute ist anscheinend wieder das Jungscharteam für die Kinderbetreuung zuständig und bietet lustige Kreisspiele oder spannende Posten wie Büchsenschiessen, Werken oder Basteln an. Das Geräusch der umhergerückten Stühle für den folgenden Gemeinschaftsteil lässt sie auf die Uhr blicken. Halb vier … Höchste Zeit, sich in die Küche zu begeben, denn Sie haben sich für die Mithilfe beim Zvieri gemeldet und wollen noch das Fladenbrot schneiden, das jemand der Gäste mitgebracht hat. Mmmh, riecht das wieder lecker! Einander begegnen So oder ähnlich geht es zu und her, wenn unsere Gäste, meist mit fremdländischem Hintergrund, unseren

Treffpunkt Shalom in der EMK Interlaken besuchen. Wir treffen uns wöchentlich samstags von 14.00 bis 17.00 Uhr. Regelmässige Besucher/innen sind durchschnittlich etwa 25 Asylbewerber/innen (Erwachsene und Kinder), aus den verschiedenen Asylund Durchgangszentren in der Region. Sie bilden den einen Teil unserer Zielgruppe. Mit zur Zielgruppe gehören auch Personen, die schon längere Zeit in der Schweiz zuhause sind. Denn der Treffpunkt will bewusst eine Begegnungsmöglichkeit zwischen Asylsuchenden und Einheimischen ermöglichen. Alle sind herzlich willkommen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter oder der religiösen Zugehörigkeit. Mit unserem Treffpunkt möchten wir … … eine Möglichkeit schaffen, damit sich Menschen unterschiedlichster Kulturen begegnen und Beziehungen leben können. … Fremden das Leben in unserer Kultur erleichtern und Hilfe zur Selbsthilfe bieten. … gegenseitiges Verständnis fördern.


UMSCHAU / KURZ NOTIERT

… Menschen ermöglichen, Frieden (Shalom), Zuflucht und Geborgenheit zu erleben. Freundschaften entstehen Das Angebot, das im Frühjahr 2016 gestartet wurde, ist sehr gut angelaufen. Für die Planung und Vorbereitung der wöchentlichen Treffs ist ein kleines Team von fünf Mitgliedern der EMK Interlaken verantwortlich, das durch weitere Helfer/innen aus der Gemeinde und vereinzelt auch von Menschen ausserhalb der Gemeinde tatkräftig unterstützt wird. Durch dieses Angebot sind bereits viele wertvolle Beziehungen und Freund-

schaften geknüpft worden, die auch über den Treff hinausgehen. Die Atmosphäre ist jeweils sehr angenehm. Es ist sowohl für die Gäste wie auch für uns vom Team eine bereichernde Gemeinschaft, die wir in unserem Treffpunkt erleben dürfen! Wir sind dankbar für dieses erste Jahr und sind gespannt und freuen uns auf weitere Begegnungen. Sehr schön ist, dass wir uns beim Treffpunkt Shalom von der EMK-Gemeinde Interlaken mittels Räumlichkeiten, Finanzen und einzelnen Mitarbeitenden unterstützt und getragen wissen. Das ist wertvoll und wir sind sehr dankbar dafür!

STIMMEN ZUM TREFFPUNKT SHALOM Was schätzt du hier besonders? «Es hat viele schöne Spiel- und Bastelsachen!» «Die Gemeinschaftsteile mit den Spielen und zusammen Deutsch zu lernen.» «Die Gespräche. Es ist schön, dass sich die Leute Zeit nehmen zum Zuhören.» «Begegnungen mit Schweizern.» «Die Kinder fühlen sich wohl hier! Sie fragen die ganze Woche, wann wir wieder in die Kirche kommen können …» (Verschiedene Gäste) Gibt es ein Highlight, das mit dieser Arbeit hier zusammenhängt? «Für mich ist das sicherlich die Taufe einer Frau und ihrer beiden Kindern, die wir durch den Treffpunkt kennengelernt haben. Es war schön, dieses Ereignis in der Gemeinde gemeinsam zu feiern.» (Eine Mitarbeiterin) Welchen Herausforderungen begegnest du? «Die unterschiedlichen Lebensgeschichten gehen einem nahe. Da ist es eine Herausforderung, eine sinnvolle Balance zwischen Anteilnahme und Abgrenzung zu inden. Man möchte die Geschichten an sich heranlassen und sich investieren, muss aber auch schauen, dass man sich in gewissen Teilen distanzieren kann.» (Ein Mitarbeiter des Kernteams)

Zum Angebot gehört auch die Möglichkeit, Deutsch zu lernen.

Pilgern für Flüchtlinge 1090 km will Jörg Niederer, scheidender Distriktsvorsteher und zukünftiger Pfarrer in der EMK St.Gallen-Teufen ab dem 1. Juli zu Fuss zurücklegen. Auf seiner «Pilgerreise» wandert er von seinem Wohnort Frauenfeld nach London zum Grab von John Wesley. Mit der Pilgerfahrt durch die vier Länder Schweiz, Deutschland, Frankreich und England sammelt Jörg Niederer Geld für Migrant/innen aus aller Welt. Pro 50 000 auf dieser Reise gegangener Schritte (ca. 35 km) kann man einen Betrag sponsern für die Arbeit von Connexio zugunsten migrierender Menschen in Herkunfts- und Ankunftsländern und für Gestrandete auf den Flüchtlingsrouten. Wenn Jörg Niederer zu Fuss London erreicht, wird er etwa das 30bis 40-fache an Schritten zurückgelegt haben. Wer also CHF 1.– verspricht für 50 000 Schritte, wird nach der Reise zwischen CHF 30.– bis 40.– an Connexio überweisen. Bereits sind Zusagen eingegangen in der Höhe von insgesamt CHF 420.– pro 50 000 Schritte. Weitere Infos zum Sponsoring: www.is.gd/wesley17_sponsoring Berichte während der Reise: www.is.gd/wesley17_berichte

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Jährliche Konferenz 2017 in Zuchwil SO – Konferenzsonntag

Auch Sie sind «gefragt»!

Verstorben Fridolin Kubli (94) Liestal am 3.5.2017

 VON REGULA GIGER

Erleben Sie gerne etwas von der inter-

Mathilde Wiedmer-Berner (96) 3x3 (Region Lenzburg) am 7.5.2017

nationalen Verbundenheit der EMK? Bewegt es Sie, wenn Sie mit 1000 Leuten singen? Haben Sie Lust auf überraschende Momente? Dann dürfen Sie

Samuel Hug-Raab (83) Adliswil-Zürich 2 am 3.5.2017

am 11. Juni den Festsonntag der Jähr-

Margrit Gyr-Weber (82) Region Greifensee am 5.4.2017

Mit einem Kaffee und dem Gospelchor werden am 11. Juni alle Gäste ab 10.00 Uhr in Zuchwil begrüsst. Das reichhaltige Programm lädt dann ab 10.30 Uhr ein, ins Motto «gefragt» einzutauchen mit Ordinationen, Bischofspredigt, Lobpreis, Gospel, «Speeddating», Essen, Fragelösli, Fragemauer, Film, Jungscharjeopardy, Stationen à la Thomasmesse, Dienstzuweisungen und vielen Begegungen. Der Abschluss des Festsonntags findet um 16.00 Uhr mit einem Segen statt.

lichen Konferenz in Zuchwil bei Solothurn nicht verpassen.

Johanna Bienz (90) Zoingen am 30.3.2017

Neue Mitglieder Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag. Brigitte Stettler Solothurn am 12.3.2017 Karin Gebendinger Nadin Reich Turbenthal am 2.4.2017 Manuel Andreas Streiff Biel am 16.4.2017

Spezialprogramm Am Morgen und am Nachmittag wird eine Kinderhüte (bis 5 Jahre) angeboten. Während des Mittagessens werden die Kinder von den Eltern betreut. Die Kinder von 6–12 Jahren dürfen am Morgen mit der Jungschar Weissenstein ein eigenes Programm geniessen. Nach dem Mittagessen nehmen sie am allgemeinen Programm teil. Für das Essen müssen vor dem Gottesdienst Bons gekauft werden. Zur Auswahl stehen Bratwürste, Hamburger, Kartoffelsalat, Pommes Frites und ein Nudelgericht. Die Bons kosten zwischen 5 und 10 Franken. Getränke und Kuchen werden ebenfalls angeboten. Nachhaltig Die Verantwortlichen haben eine zweifache Hoffnung: dass die Festteilnehmer/innen etwas von Gottes Grösse und Kraft erleben, und dass

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«Gefragte» Methodist/innen treffen sich am 11. Juni im Sportzentrum Zuchwil.

alle irgendeine Frage oder eine Begegnung mitnehmen, die sie über den Tag hinaus bewegt.

ANREISE Tagungsort: Sportzentrum Zuchwil Dreifach-Turnhalle Amselweg 59 4528 Zuchwil SO Öffentlicher Verkehr: Bahn bis Solothurn Hauptbahnhof. Es fahren Extrabusse zum Tagungsort (ab Buskante A). Bitte Solothurn Cityticket oder Libero (1–2 Zonen) lösen. Mit dem Auto: Autobahnausfahrt Solothurn Ost, dann Richtung Zuchwil, anschliessend dem Wegweiser Sportzentrum folgen, Parkplatz JK 2017 beachten, von dort ist der Tagungsort zu Fuss in 10 Minuten erreichbar. Parkplätze: Beim Sportzentrum stehen uns keine Parkplätze zur Verfügung! Adresse des Parkplatzes: Widistrasse 15, 4528 Zuchwil Koordinaten: 47.210057, 7.557562


AUS DEM K ABINETT

Jörg Niederer: «In einer EMK-Gemeinde, die keine Träume hat und anstrebt, würde ich nicht glücklich sein können.»

Neue Dienstzuweisung für den Distriktsvorsteher

Die letzte berufliche Herausforderung  VON JÖRG NIEDERER

Seit ich dem Bischof vor neun Jahren zugesagt habe für den Dienst eines Distriktsvorstehers, weiss ich ziemlich genau, wie meine beruliche Zu-

diesen Zeilen über meine «jugendliche» Naivität. Denn erstens kommt es anders, und zweitens weiss man es hinterher immer besser. Und doch, hier einige Gedanken zur letzten beruflichen Herausforderung.

kunft aussehen wird. Nach acht Jahren als Distriktsvorsteher werde ich wohl eine letzte Dienstzuweisung als Pfarrer auf einem Gemeindebezirk erhalten.

Sieben Jahre noch bis zur erwarteten Pensionierung? Oder noch einmal sieben Jahre die Möglichkeit, mit Menschen zusammen einen Weg christlicher Hoffnung zu gehen, durch Freud und Leid hindurch, immer mit Christus unterwegs, von Gott bewegt, und über das Bekannte hinaus den Menschen zugewandt. Etwas naiv? Ich bin nicht der Erste, der diese letzte berufliche Wegstrecke in Angriff nimmt. Und ich werde auch nicht der Letzte sein. Die Gedanken, die ich mir dazu mache, haben vor mir schon viele so oder auch anders gemacht. Und vielleicht schmunzelt jetzt eine Pensionierte, ein Pensionierter bei

Im «besten Alter» Ich werde sie antreten mit einem grossen Schatz an Lebens- und Berufserfahrung und mit ersten körperlichen Ermüdungserscheinungen. Ich bin dann weiter weg von der Jugendkultur und näher dran bei den elektronisch Vernetzten im «besten Alter». In meinen letzten Berufsjahren möchte ich noch einmal aus dem Vollen schöpfen. Aber ich werde es mit kleineren Schöpfkellen tun. Ich werde nicht einfach nur Übliches tun, und in einer EMK-Gemeinde, die keine

Träume hat und anstrebt, würde ich nicht glücklich sein können. Familiär werden wir herausgefordert sein mit Wohnortfragen, mit der Berufstätigkeit meiner Frau, mit den Söhnen, die noch oder wieder in der Ausbildung sind. Neu vertrauen Ich freue mich auf die letzte Zeit als Pfarrer auf einem Bezirk. Und zugleich frage ich mich, ob ich die Erwartungen der andern erfüllen kann. Wird man einmal von mir sagen: «Gut geht er in Pension»? Oder wird man zu mir sagen: «Könntest du nicht noch zwei Jahre anhängen»? Die Zukunft wird es zeigen. Es braucht noch einmal Vertrauen in Gottes gute Wege. Das Beste aber ist und bleibt, dass er uns liebt.

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM JUNI 1.–4 5.–6. 8.–11. 22.–26.

Treffen der Pfarrerfamilien, Chandlerhaus AT Plateforme Nordafrika, Strasbourg FR Jährliche Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika, Zuchwil CH Jährliche Konferenz Polen, Katowice PL

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Schönes Kirchengebäude, das leer bleibt. Ist das Kirche?

Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz

Denkmal oder dynamische Bewegung?  VON ETIENNE RUDOLPH, JÖRG NIEDERER, CLAUDIA HASLEBACHER, STEFAN ZÜRCHER

Im alten Europa wurden viele Dörfer um eine Kirche herum gebaut. Bei einigen davon handelt es sich lediglich um kleine Kapellen, bei andern um eindrückliche Gebäude. Doch ob klein oder gross, meist sind es wunderbare architektonische Meisterleistungen. Und je nach Standort werden sie von vielen Menschen besucht.

Wer sind diese Besucher/innen: Tourist/innen, Kirchenglieder, Gläubige? Das ist auch eine interessante Frage, wenn man an die Kirche als Organisation denkt: Ist sie ein Denkmal oder eine Bewegung? Kirche ist dynamisch Ein «Denkmal» ist «ein Kunstwerk, das zur Erinnerung an Personen oder Ereignisse geschaffen worden ist» (thefreedictionary.com). Ist die Kirche also ein Denkmal? Etwas Statisches, das die Vergangenheit widerspiegelt,

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aber keinerlei Bedeutung hat für die Gegenwart? Im Gegensatz zu einem Denkmal (franz: «monument») weist das Wort Bewegung (franz: «mouvement») auf das Leben, die Handlungen und die Verbindung von Menschen hin, die auf ein gemeinsames Ziel hin unterwegs sind. Man kommt und geht, man trifft und trennt sich, man identifiziert sich und gehört dazu. Die Kirche von Jesus Christus ist kein Denkmal und darf kein Denkmal sein. Sollte sie Gefahr laufen, statisch zu werden, wäre sie nicht mehr wirklich Kirche. Diese Gefahr besteht für die EMK genauso, wie für alle andern Glaubensgemeinschaften. Fundament ist entscheidend Manchmal hat man den Eindruck, jede/r einzelne definiere Kirche heute so, wie es ihr/ihm gefällt: in Übereinstimmung mit dem eigenen Verständnis, der eigenen Erziehung, dem eigenen Bibelstudium, der eigenen Kultur … Allerdings bietet das

Fundament der Kirche keinen Anlass zu Verwirrung. Die Kirche bezieht ihren Existenzgrund allein aus Christus. Über diese Basis sind sich alle Christ/innen einig. Christus schenkt Hoffnung Jesus Christus ist das Fundament der Kirche. Deshalb ist es wichtig, ein neues Bewusstsein für diesen Grund unseres Handelns als Kirche zu entwickeln. Welche Bedeutung hat dieses Fundament? Was hat Christus uns gebracht? Indem er uns das Heil als mächtiges Zeugnis der Liebe Gottes angeboten hat, hat er uns die Hoffnung zurückgegeben. Die Hoffnung ist wahrscheinlich das, was das Fundament der Kirche am besten charakterisiert. Schauen wir uns an, wie Christus diese Hoffnung, die aus Gott kommt, während seines Wirkens auf der Erde gelebt hat: Sein Leben, seine Begegnungen, seine Worte, seine Taten, seine Gesten – alles «atmete» diese Hoffnung. Das, was man die «Seel-


JÄHRLICHE KONFERENZ

sorge Jesu» nennen kann, war ein Ausdruck von Liebe, die von unglaublicher Hoffnung in Gott zeugte. Niemals hat er im Voraus die «richtige» Gotteslehre dargelegt. Er hat immer zuerst die Menschen, die Hoffnung nötig hatten, empfangen, ist ihnen begegnet, hat ihnen zugehört, mit ihnen diskutiert, gegessen und ums Feuer gesessen. So hat er die Hoffnung auf Gott immer wieder auf bedingungslose Art und Weise gelebt. Wagemutige Kirche Etwas wagen – eine echte Herausforderung! Diese Herausforderung ergreift man aus freudiger Aufregung heraus, wenn man etwas Neues, etwas anderes ausprobieren will. Aber dabei kann man schnell einer Angst begegnen: nämlich der Angst davor, sich zu irren. Und diese Furcht blockiert dann manchmal den Mut, so dass wir die Herausforderung nicht anpacken, sondern uns wieder in unsere kleine Komfortzone zurückziehen. Jesus als Modell Das Vermitteln des Evangeliums ist einer der Punkte, über den Christ/innen stolpern. Die einen meinen, man müsse das Evangelium an die heutige Zeit anpassen, die andern sind überzeugt, dass man keinesfalls etwas daran verändern darf! Vielleicht ist es

nötig, die Dinge ins rechte Licht zu rücken – und eben auf das Fundament zurück zu kommen: Es ist nicht die Botschaft des Evangeliums, die man anpassen muss, sondern wir müssen uns den anderen in ihrem Umfeld anpassen. Das ist genau das Modell, das Gott in Jesus Christus vorgelebt hat. Indem er Mensch geworden ist, hat er nicht seine Botschaft angepasst, sondern er hat sich selbst auf diese Menschheit eingelassen. Theolog/innen nennen dies das Geheimnis der Inkarnation. In Jesu Spuren gehen Sich auf die anderen einzulassen, bedeutet, hinzusehen, wer sie sind, hinzuhören, was sie zu sagen haben, ihr Umfeld zu entdecken, ihre Ängste und Freuden zu verstehen. All das heisst, in den Spuren von Jesus zu gehen. Es heisst, sich von sich selbst zu entfernen und sich den anderen zu öffnen. Erst dies ermöglicht es, ihre Sprache zu sprechen und ihnen von Christus zu erzählen. Verschiedene Referenztexte der EMK sprechen über Offenheit, Einladung und Inklusivität. Eine Kirche, die etwas wagt, ist eine offene, einladende und inklusive Kirche. Kirche so zu leben, kann unsere gewohnte Auffassung von Kirche auf den Kopf stellen. Was löst dabei

Ängste aus? Dass wir durch die Begegnungen, ausgelöst durch unser hoffnungsvolles Zeugnis, überfordert werden? Dass unser Glaube ans Evangelium gefährdet wird? Dass wir unsere Komfortzone verlassen müssen? Neue Wege beschreiten Wir kommen auf unsere Ausgangsfrage zurück: «Was ist Kirche?». Wir fragen, weil wir Kirche echt und in Fülle leben wollen. Die Kirche ist nicht ein Ereignis oder ein Spektakel, das man besucht, sondern eine Gemeinschaft, zu der man gehört und an der man teilhat. Und sollte es in dieser offenen, einladenden, einschliessenden Gemeinschaft nicht Platz für alle haben? Vielleicht liegt es an uns, die Perspektive zu ändern, den andern mit den Augen Christi zu sehen und Begegnung, Annahme und Öffnung zu wagen. Ausprobieren, testen, sich irren, von neuem ausprobieren, neue Wege beschreiten, neue Möglichkeiten ausloten, das ist es, was es uns als Kirche erlaubt, auf dem Lebensweg mit Christus voranzukommen, verletzten Männern und Frauen zu begegnen und ihnen von der Hoffnung, die die Kirche prägt, zu erzählen.

Kirche: Menschen, die in Bewegung sind, sich bewegen lassen und andere bewegen.

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Aus dem Bericht des Vorstands (Schweiz)

Ressourcen frei setzen für neue Formen von Kirche  VON MATTHIAS BÜNGER, BISCHOF PATRICK STREIFF

Wieder ist der Bericht des Vorstands an die Jährliche Konferenz in zwei Teile untergliedert. Hier zuerst Ausschnitte aus dem Teil, der die Arbeit der EMK in der Schweiz betrifft. Die Neuorganisation der Zentralen Dienste und die Umsetzung der Immobilien-Strategie sind Schwerpunkte des Berichtsteils. (Auszüge aus dem Berichtsteil zur ganzen JK folgen auf S.12–13)

Die strategische Ausrichtung bzw. Konkretion der kirchlichen Arbeit ist ein Thema, das alle Konferenzgebiete unserer Jährlichen Konferenz betrifft. Hier klärt sich, warum wir das tun, was wir tun:

Wir, die Menschen der Evangelisch-methodistischen Kirche, leben eine Mission: Menschen in die Nachfolge Jesu Christi führen, um so die Welt zu verändern.

der Liegenschaften unterstützen diesen Kernprozess.

Neu organisiert Wie können die «Zentralen Dienste» die Arbeit in den Gemeinden optimal Dies wollen wir umsetzen, indem wir fördern und bei der Umsetzung des unsere Ressourcen noch gezielter ein- Mission-Statements unterstützen? Der setzen. Was hilf- und segensreich be- Vorstand hat sich mit dieser Frage bereits geschieht, soll schäftigt und an seiner weiter gepflegt und Sitzung Ende Februar unterstützt werden. Der Kernprozess 2017 eine NeuorganiAber es sollen versation beschlossen. Syfindet in den mehrt Ressourcen frei nergien sollen besser Gemeinden statt werden, um neue Forgenutzt und Doppelspurigkeiten vermiemen von Kirche zu entdecken und zu entden werden. Die Zentwickeln. Wesentlich geschieht das in ralen Dienste werden neu in vier den Gemeinden der EMK. Die Zentra- Bereiche gegliedert: «Connexio», «Gelen Dienste und die Bewirtschaftung meindeentwicklung», «Zentralverwal-

Der Vorstand nimmt eine Bündelung der Kräfte vor, um neue Formen von Kirche zu fördern.

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Zahlstelle

Beratend begleiten Aufsichtsführendes Organ gegenüber der Geschäftsleitung ist der Vorstand. Ihm berichten die/der Geschäftsführer/in und die Bereichsleiter/innen halbjährlich über ihre Tätigkeit. Es soll eine interne Kontrollstelle mit Fachexpertenwissen geschaffen werden, die im Auftrag des Vorstands die Geschäftsleitung in der Ausübung ihrer Tätigkeit berät und Verbesserungsvorschläge machen kann.

Zeitlich ist geplant, dieses Modell auf den 1. Oktober einzuführen und dann nach und nach die Bereiche zu bilden sowie die Kernprozesse zu gestalten. Im Dezember soll eine erste Evaluation geschehen. Liegenschaften verwalten Die Mitglieder von Vorstand, Kommission Finanzen und Liegenschaften und der ihr angegliederten Ausschüsse haben sich im Dezember 2016 getroffen, um über das weitere Vorgehen in Bezug auf die Umsetzung der Immobilien-Strategie Einigkeit zu erlangen. Die Bewirtschaftung der Liegenschaften im Besitz der EMK soll sich demnach an folgenden Rahmenbedingungen orientieren: • Sie geschieht nachhaltig, so dass die Substanz erhalten und, wo Bedarf ist, erneuert bzw. auf den neuesten Stand gebracht werden kann. • Die Liegenschaftsbewirtschaftung geschieht unter ethischen Gesichtspunkten. Ethisches Verhalten ist für uns kein Widerspruch zum Gewinnstreben und zur Marktausrichtung. Wir unterscheiden neu zwischen drei Kategorien von Liegenschaften: • A-Liegenschaften dienen der Umsetzung des kirchlichen Auftrages in seiner ganzen Bandbreite. • B-Liegenschaften sind Anlage-Immobilien. Diese dienen dazu, Mittel zu generieren, die Unterhalt, Reparatur und Ersatz aller Immobilien gewährleisten. • Misch- bzw. AB-Liegenschaften umfassen einen Anteil kirchlicher Räumlichkeiten und Immobilienteile, die zu marktüblichen Konditionen vermietet werden. An der Jährlichen Konferenz wird darüber mündlich informiert, wie der Vorstand und die beteiligten Gremien sich eine Umsetzung konkret vorstellen. Es sind Informationsveranstaltungen im Konferenzjahr 2017/2018 geplant, an denen die Umsetzung und die entsprechenden Rahmenbedingungen mit den Bezirken besprochen und entwickelt werden.

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

tung» und «Öffentlichkeitsarbeit». Die bisherigen Fachstellen werden thematisch den entsprechenden Bereichen zugeordnet. Geführt werden diese vier Bereiche durch Bereichsleiter/innen, die zusammen mit der/dem Geschäftsführer/in die Geschäftsleitung der Zentralen Dienste bilden (s. dazu issuu.com/emk_ KuW 4.2017, S.18, schweiz). Connexio als Bereich untersteht wie bisher dem ConnexioVorstand. Letzterer entscheidet eigenständig über die Tätigkeit von Connexio.

www.zahlstelle.ch


JÄHRLICHE KONFERENZ

Aus dem Bericht des Vorstands (Jährliche Konferenz)

Strategische Schwerpunkte  VON MATTHIAS BÜNGER BISCHOF PATRICK STREIFF

Als Vorstand haben wir weiter an den Grundlagen zu unserem Auftrag und an strategischen Schwerpunkten gearbeitet. Es ist der Versuch, möglichst konkret zu formulieren, wohin wir uns als Kirche in den kommenden Jahren entwickeln wollen: Wir, die Menschen der Evangelischmethodistischen Kirche, leben eine Mission: Menschen in die Nachfolge Jesu Christi führen, um so die Welt zu verändern. Das wollen wir tun, indem wir unsere Ressourcen noch gezielter einsetzen, • um Innovation zu fördern und Bestehendes zu unterstützen. • um uns unserer Identität, Vision, Werte und Kultur als EMK bewusst zu werden, stolz darauf zu sein. • um im Missionarischen mehr auch in Regionen zusammenzuarbeiten. Das ist die Kurzform der strategischen Konkretion «Gottes Auftrag – Unser Weg», wie sie der Jährlichen Konferenz vorliegt. (Das gesamte Dokument lesen Sie nebenstehend.) Als Vorstand sind wir daran, aufgrund dieses Dokuments eine Aufgabenliste zu erstellen. Darin formulieren wir die nächsten Schritte zur Umsetzung der strategischen Konkretisierung. Ziel ist die Unterstützung der Gemeinden, damit sie den gemeinsamen Auftrag immer besser und effektiver leben und gestalten können.

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Auf dem einzuschlagenden Weg sollen innovative Projekte von Gemeinden oder Regionen gefördert werden.

Gottes Auftrag – Unser Weg Präambel Als Vorstand der EMK SchweizFrankreich-Nordafrika fördern wir die Mission «Menschen in die Nachfolge Jesu Christi führen, um die Welt zu verändern», weil wir auf die erneuernde und verwandelnde Gegenwart Gottes vertrauen und diese Hoffnung zu den Menschen tragen wollen. Gott gebraucht die EMK, um sein Reich zu bauen. Unser Kontext verändert sich. Durch neue Formen von Kirche werden Menschen mit dem Evangelium von Jesus Christus erreicht, die wir heute nicht ansprechen. Gleichzeitig entwickeln wir die bestehenden Arbeitszweige nachhaltig und ressourcenschonend weiter. Ein Teil der Ressourcen wird vom Bestehenden hin zu Innovation verlagert. Ziel ist das Ermöglichen und Fördern innovativer Projekte, nicht eine Reorganisation. Wir richten uns am Auftrag Gottes aus.

1. Innovation fördern und Bestehendes unterstützen Der Vorstand der EMK fördert die Mission mit den Menschen in den bestehenden EMK-Gemeinden und mit innovativen Projekten, um neue Menschen zu erreichen. Beides unterstützt er durch den Einsatz der ihm zur Verfügung stehenden Ressourcen. Die innovativen Projekte und die bestehenden Gemeinden tragen den Bedürfnissen nach Begegnung, Beziehung und Gemeinschaft mit den Menschen und mit Gott Rechnung und orientieren sich am «Jüngerschaftsprozess», d. h. am Zyklus von begegnen, integrieren, befähigen und aussenden. Der Vorstand der EMK fördert Projekte in der Schweiz und in Frankreich durch das Angebot von Ideen, Knowhow, Schulung, Austausch und Ressourcen. Er kann selber Projekte lancieren.


JÄHRLICHE KONFERENZ

2. Bewusstsein bilden und motivieren Der Vorstand der EMK fördert das Bewusstsein um Vision, Werte und Kultur, prägt die Identität, verantwortet Strategie und Ziele und orientiert sich in seiner Arbeit daran. Er fördert die Motivation und Begeisterung der freiwilligen, pastoralen und in den Zentralen Diensten angestellten Mitarbeitenden. 3. In Regionen die missionarische Zusammenarbeit fördern Der Vorstand der EMK unterstützt die regionale Zusammenarbeit. 2025 arbeiten die Bezirke der EMK in Regionen (CH: ca. 10 Regionen) missionarisch zusammen. Jede Region trägt je 2–3 innovative Projekte. Mit den Dienstzuweisungen wird die Missionsstrategie der EMK unterstützt. Deshalb können die pastoralen Mitarbeitenden eine Dienstzuweisung über einen einzelnen Bezirk hinaus erhalten. Zweck ist das Einsparen bzw. Freisetzen von personellen und finanziellen Ressourcen zu Gunsten innovativer Projekte. 4. Weitere Bereiche im Teil EMK Schweiz Um die Erreichung der oben beschriebenen Strategieziele 1–3 zu

fördern, beabsichtigt der Vorstand, auch in den folgenden Bereichen nächste Schritte auszulösen: 4.1. Zentrale Dienste Der Vorstand der EMK fasst die Zentralen Dienste zusammen. Die Erreichung der 3 Strategieziele soll durch die Stärkung eines gemeinsamen Verständnisses unserer Mission, durch die Vermeidung von Doppelspurigkeiten und die Bündelung der Kräfte effizient unterstützt werden. 4.2. Umlagesystem und Finanzflüsse Der Vorstand der EMK überprüft das Umlagesystem und die Finanzflüsse auf dem Hintergrund der Strategieziele und beantragt der Tagung Teil Schweiz bei Bedarf Anpassungen.

Agenda DO.–SO., 8.–11. JUNI Jährliche Konferenz EMK Schweiz-Frankreich 2017 Sportzentrum Zuchwil bei Solothurn SAMSTAG, 17. JUNI Pilgern auf dem Jakobsweg Dürrenroth-Burgdorf ab 9.30 Uhr Kosten: ab CHF 10.– Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch www.emk-bildungundberatung.ch/308 SA.–SA., 8.–15. JULI Mit Grenzen leben Senioren-Erlebniswoche Hotel Alpina, Adelboden Kosten: ab CHF 665.– Infos / Anmeldung:

4.3. Immobilienstrategie Der Vorstand der EMK überprüft die Immobilienstrategie auf dem Hintergrund der Strategieziele und beantragt der Tagung Teil Schweiz bei Bedarf Anpassungen. Verabschiedet durch den Vorstand der EMK Bienenberg, 13.1.2017

Neue Formen von Kirche entwickeln, Bestehendes unterstützen.

www.alpina-adelboden.ch,

033 673 75 75

SO.–FR., 16.–28. JULI Kila 1 – Beatenberg Beatenberg, Jugendhaus Ramsern Infos / Anmeldung:

www.kila-beatenberg.ch

SA.–SA., 22. JULI–5. AUGUST Skala – Abenteuerlager Värmland, Schweden Infos / Anmeldung:

www.skala.ch

SA.–SA., 22. JULI–5. AUGUST Kila 2 – Beatenberg Beatenberg, Jugendhaus Ramsern Infos / Anmeldung:

www.kila-beatenberg.ch

MONTAG, 28. AUGUST Pensioniertentagung EMK Winterthur SA.–SA., 29. JULI–5. AUGUST Begegnung mit dem uns zugewandten Jesus Bibel-Ferienwoche Hotel Artos, Interlaken Kosten: ab CHF 910.– Infos / Anmeldung:

www.artos.ch, 033 828 88 44

SA.–SA., 19.–26. AUGUST 2017 Lebendig Christ sein Impulswoche Hotel Alpina, Adelboden Kosten: ab CHF 665.– Infos / Anmeldung:

www.alpina-adelboden.ch,

033 673 75 75

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Aus dem Bericht der Kommission für theologische und kirchliche Fragen

Einheit und Verschiedenheit im Blick auf Homosexualität  VON BISCHOF PATRICK STREIFF

Die Generalkonferenz 2016 beauftragte den Bischofsrat, einen Ausweg aus dem jahrzehntelangen Seilziehen über die Beurteilung von Homosexualität zu suchen, und vertagte alle Änderungsanträge zur bisher geltenden Kirchenordnung. Der Bischofsrat setzte eine international besetzte Kommission ein (Commission on A Way Forward), die sich mit den Themen von menschlicher Sexualität und Einheit der Kirche beschäftigen soll.

Aus Europa sind Bischöfin Rosemarie Wenner und Dr. David Field Mitglieder dieser Gruppe. Die Kommission soll anfangs 2018 einen Bericht an den Bischofsrat senden. Der Bischofsrat wird vom 23.–26. Februar 2019 in St. Louis, Missouri (USA) eine ausserordentliche Tagung der Generalkonferenz einberufen, um über Anträge zu entscheiden.

Verständigung wächst Gegenseitige Gespräche zwischen EMK-Gliedern aus unterschiedlichen Kulturen und mit verschiedenen theologischen Verständnissen sind wesentlich, um aufeinander zu hören, «in den Schuhen des anderen» einen Weg zu machen, und Verständnis für die Anliegen und Nöte der «Gegenseite» zeigen zu können. In manchen Ortsgemeinden und Jährlichen Konferenzen in den USA ist diese Verständigung in den letzten Jahren gewachsen. Auf der Ebene der General konferenz kennen sich die Delegierten aber zu wenig und kommen meist mit vorgefassten Überzeugungen. Das jahrzehntelange Seilziehen führt manche Kreise vor allem in den USA dazu, dass sie eine Spaltung als unausweichlich ansehen und dann die Kirche ausserhalb der USA für ihre jeweilige Position zu gewinnen suchen.

Ins Gespräch kommen In Europa möchten die Bischöfe das Thema proaktiv angehen, es in den grösseren Rahmen der Mission der Kirche stellen und vermeiden, dass es zum alles dominierenden Thema der Kirche wird – ein schwieriger Balanceakt. Unser eigenes methodistisches Erbe könnte uns dabei entscheidende Hilfestellungen geben. Die Kommission für theologische und kirchliche Fragen hat über das Thema beraten. Unser Anliegen ist es, dass Menschen unterschiedlicher Überzeugung in der EMK miteinander in einem vertrauensvollen Rahmen ins Gespräch kommen können. Es ist angedacht, eine Gruppe aus Pfarrpersonen, Laien und Direktbetroffenen zu bilden, die über persönlich unterschiedliche Überzeugungen hinweg um einen gemeinsamen Weg ringen. Wir erhoffen uns davon modellhafte Anstösse, wie wir auf konstruktive Art Gespräche in der Kirche fördern können.

Wie können Menschen in der EMK trotz unterschiedlicher Einschätzung der Homosexualität einen gemeinsamen Weg in die Zukunft finden?

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Gespräche über Erlösung – eine Arbeitsgruppe trägt Erfahrungen zusammen.

Aus dem Bericht des Ausschusses für theologische Fragen

Erlösung vertieft verstehen  STEFAN MOLL

Die Ergebnisse des Projektes «Soteriologie» wurden ausgewertet. Das Projektteam indet die Wirkung positiv. Das Anliegen des Projektes ist in der EMK bekannt. Teilweise fand eine gewisse Auseinandersetzung mit den Anliegen des Projektes statt. Für eine nachhaltige Wirkung des Projektes «Soteriologie» sind weitere Massnahmen nötig.

Eine neue Arbeits- und Steuerungsgruppe soll die nächsten Schritte einleiten. Das Projektteam sieht drei Bereiche, die vertieft werden müssen: • Den Prozess des gemeinsames Lernens im Gespräch halten und weiterführen. • Praktische Erfahrungen, wie das Evangelium fruchtbringend zur Sprache kommt, teilen. • Theologische Grundlagen: eine einfache Zusammenfassung des Inhalts des Evangeliums von Jesus Christus erstellen. Weiterführende Massnahmen werden umgesetzt: • Facebook-Gruppe und Homepage weiterführen

• Erlebnispool mit Videoclips auf Youtube und der Webseite Soteriologie aufschalten • Broschüre Soteriologie ist weiterhin verfügbar • Eine Schrift mit dem Arbeitstitel «Perfect Love» stellt eine Erlösungslehre für Nicht-Theologen verständlich dar • Ein weiteres Heft sammelt Erfahrungen mit Dialogen mit den drei Themen der Erlösungslehre und weiteren Begegnungen • Gemeindeabende zur Erfahrung mit dem dialogischen Prinzip anbieten, Stefan Moll ist die Kontaktperson • Verschiedene Möglichkeiten, wie gemeinsames Essen zu einem Gespräch (auch) über den Glauben führt, sollen publiziert werden • Versöhnung: wir empfehlen, auch an diesem Thema weiterzuarbeiten Die Kommission für theologische und kirchliche Fragen hat diesen Empfehlungen zugestimmt und einem neuen Projektteam von Freiwilligen einen auf drei Jahre befristeten Auftrag erteilt. Ziel dieser Arbeit ist es, auf der Grundlage des Projekts «Soteriologie» weiterzuarbeiten und den Prozess in der Kirche weiterzuführen und zu vertiefen.

Gedanken aus Kirche und Gesellschaft

«Me mues halt rede metenand» Ich halte immer wieder Andachten an Sitzungen und Bezirksversammlungen. Diese werden oft zusammenfassend in Protokollen festgehalten. Wenn ich nachträglich lese, was aus dem von mir Gesagten herausgehört wurde, wundere ich mich. Oft decken sich diese protokollierten Inhalte nur teilweise mit dem von mir Gemeinten. Und ich frage mich, ob ich wirklich so missverständlich spreche. Ist es nicht fast schon ein Wunder, wenn Aussagen so ankommen, wie sie gemeint sind? Als Kind haben wir mit dieser Erfahrung gespielt, indem wir Botschaften einander von Person zu Person ins Ohr lüsterten. Kurios, was da am Schluss einer solchen Flüsterkette von der ursprünglichen Botschaft übriggeblieben ist. Nur im direkten Hin-und-her-Austausch kann man sich sicher werden, dass alle vom Gleichen reden und dasselbe verstehen. Bei Monologen spricht man zu sehr aneinander vorbei. Der Austausch, das Konferieren hilft, eine Sache gemeinsam zu klären. Es ist eben so: «Me mues halt rede metenand». Gerade, wenn es um schwierige Themen geht und man sowieso das Heu nicht auf derselben Bühne hat, ist das direkte Gespräch besonders wichtig. Jörg Niederer

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Wie ein Samenkorn ist Gottes Reich: ein winziger Anfang, den Gott wachsen lässt.

Aus dem Bericht des Ausschusses «Kirche und Gesellschaft»

Gottes Reich in unserer Zeit  VON MARIETJIE ODENDAAL

Angriffe in der Ferne und vor unserer Tür, Drohnen und Bomben, eingestürzte Häuser und Ströme von liehenden Menschen. Solche Bilder gehören immer mehr zu unserem Alltag. Wir hören und sehen, was geschieht.

Darauf, was wir sehen und wie wir die Bilder einordnen, können wir Einfluss nehmen. Wir müssen die Ereignisse nicht wie die Mächtigen interpretieren. Wir können Alternativen suchen. Denn Gottes kommendes Reich, das in Jesus Christus ein Gesicht bekommt, spricht gegen jede Alternativlosigkeit. Träumen wagen Zusammen mit der Bilderflut von Zerstörung und Flucht werden die Optionen immer deutlicher festgelegt: wntweder – oder. Wer nicht militärisch «eingreift», schaut angeblich tatenlos zu. Gottes kommendes Reich bietet eine Alternative zum «EntwederOder». Diese Alternative bedeutet, dass wir etwas anderes zu denken

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und zu träumen wagen. Gottes Reich ist wie ein kleines Samenkorn. Ein Anfang ist schon viel, obwohl unsere Welt sagen würde: «Das bringt doch nichts.» Ein Anfang genügt, weil Gott spriessen und wachsen lässt.

Schlagzeilen zu achten, sondern Grundannahmen zu prüfen und mit grösserer Genauigkeit zu sprechen. Wir gehen auch der Frage nach, wie wir über den Islam und mit Vertre ter/innen dieser Religion ins Gespräch kommen können. Das ungeSprechen üben naue Reden über den Islam und die daIn diesem Sinne suchen wir im Aus- mit verbundene Angstmacherei und schuss Kirche und Gesellschaft nach Stimmungsmache spielen gefährlich mit Feindbildern den Ansichten, die Gottes Reich bietet uns die Dinge neu und Ressentisehen und denken eine Alternative zum ments. Wir strelassen. Wir üben die ben ein offenes «Entweder-Oder» Sprache der Alternaund auch selbsttive, die allen Menschen eine Würde kritisches Gespräch an. Dazu wollen zuspricht, die Identität nicht fest- wir noch dieses Jahr einen Thementag macht an wechselhaften Kriterien wie anbieten. Herkunft, Sprache oder Besitz. Wir verstehen unsere Versuche als eine Schöpfung schützen Möglichkeit, mit Gottes kommendem Die Kirche und Gesellschaft untergeReich zu rechnen inmitten der He- ordnete «Creation Care»-Gruppe hat rausforderungen, die unsere Zeit und an der Zentralkonferenz die Ohren geunser Leben uns stellen. spitzt, wie es sich in den anderen Konferenzen mit dem Satz aus dem SoziaThementag «Islam» len Bekenntnis leben lässt: «Wir 2016 haben wir das Thema Migration bezeugen, dass die natürliche Welt weiterverfolgt und uns mit Connexio Gottes Schöpfungswerk ist. Wir wolverbunden. Uns scheint es wichtig, len sie schützen und verantwortungsbeim Thema Migration nicht auf die voll nutzen.»


JÄHRLICHE KONFERENZ

Aus dem Bericht der Kommission für ordinierte Dienste (KoDi)

Dienstzuweisungen mit einer «internen Bewerbung»  VON WALTER WILHELM

Nach zwei Gesprächstagen mit Pfarrer/innen im Herbst 2014 hat die KoDi sich entschieden, die entwi-

phase von drei Jahren in Kraft gesetzt. Die Dienstzuweisungen, die an der JK 2018 ausgesprochen werden, sollen nach dem neuen Modell vereinbart werden.

ckelte Grundidee eines «internen Bewerbungsverfahrens für Dienstzuweisungen» im Herbst 2015 an den Mitarbeitertagungen bei den verantwortlichen Personen aus den Bezirken in eine Vernehmlassung zu geben. «Intern bewerben» heisst, dass Pfarrer/innen der EMK sich beim Kabinett für Stellen auf Gemeindebezirken aktiv bewerben können.

Im Anschluss an die Tagungen im Herbst 2015 hat die KoDi damit begonnen das Modell des «internen Bewerbungsverfahrens» konkret auszuarbeiten. Im Januar 2017 ist diese Arbeit erfolgreich abgeschlossen worden und der Bischof hat das Modell der internen Bewerbung für eine Probe-

In fünf Schritten Das Modell «interne Stellenausschreibung und Bewerbungsverfahren» sieht im Grundsatz vor: • Das Kabinett schreibt jeweils am 15. Juli Pfarrstellen von Bezirken der EMK, die im darauffolgenden Jahr mit grosser Sicherheit einen Wechsel erleben, intern aus. • Diese Ausschreibung enthält eine kurze Beschreibung der Bezirke, die auch deutlich macht, welche Schwerpunkte aus den vielfältigen Aufgaben einer Pfarrperson hier besonders gefordert sind. • Ordinierte Pfarrer/innen und Personen, die auf dem Weg dazu sind, haben die Möglichkeit, sich

beim Kabinett bis zum 15. August auf einzelne dieser Stellen zu bewerben. • Das Kabinett entscheidet Ende August, mit welchen Personen der weitere Weg zu einer neuen Dienstzuweisung gegangen werden soll. • Das Kabinett leitet Dienstzuweisungsgespräche ein zwischen den Ausschüssen für das Zusammenwirken von Pfarrer/in und Gemeinde (AZW) und Pfarrer/innen und legt aufgrund der Rückmeldungen zu den Gesprächen die Dienstzuweisungen fest. Selbst aktiv werden Das neue Element dieses Konzeptes ist, dass ordinierte Pfarrer/innen und jene, die auf dem Weg dazu sind, aktiv werden können im Hinblick auf die Frage, wo sie ihren Dienst tun wollen, indem sie sich auf Stellen bewerben können.

Pfarrpersonen sollen neu die Möglichkeit haben, sich auf einzelne Stellen zu bewerben.

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BILDUNG+BERATUNG

Fachtagung «Leben 55 plus» zum Umgang mit Demenzerkrankung

Wie Menschen, die im Exil leben schichte nicht ausblende und doch die Hoffnung auf das Licht auch dort nicht aufgebe, wo wir nur noch schwarz sehen.

Professor Ralph Kunz sprach über theologisch-spirituelle Dimensionen von Demenzerkrankungen.

 VON SIGMAR FRIEDRICH

Ins «Schattenreich des Vergessens» führte die Fachtagung «Leben 55 plus» die Teilnehmer/innen aus der Schweiz und Frankreich, die Anfang April im Tagungszentrum St. Chrischona bei Basel zusammen kamen. Referate und Workshops öffneten in hilfreicher Weise Zugänge zum komplexen und herausfordernden Thema: «Mit Demenzerkrankung leben».

65 Personen waren am 8. April auf die Chrischona gekommen, darunter 12 Personen aus Frankreich. Viele der Teilnehmenden hatten in der eigenen Familie oder im engeren Umfeld Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Für alle Teilnehmenden führte die Auseinandersetzung mit

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Demenzerkrankungen an Grundfragen heran.

Ruhelose Wanderschaft Kunz schuf über eine vom österreichischen Schriftsteller Arno Geiger formulierte Metapher einen Zugang zur Erfahrungswelt von Menschen mit Demenzerkrankung. Arno Geiger hatte von seinem demenzkranken Vater als einem «König im Exil» geschrieben aufgrund der Erfahrung, dass sein Vater klagte, er finde sein Zuhause nicht mehr. Dieses Bild der heimatlosen Wanderung habe «einen Anknüpfungspunkt im Krankheitsbild», führte Kunz aus: «Alzhei merpatienten haben einen Bewegungsdrang.» Die Unruhe als Suchbewegung zu verstehen, sei allerdings eine Deutung. Diese Deutung habe «etwas Berührendes. Etwas, das uns mitgehen und mitfühlen lässt.» Demenzkranke als Menschen im Exil auf einer unruhigen Wanderung zu verstehen, rücke sie in die Nähe von Migrant/innen. Das nehme ihnen das «Stigma der Krankheit». Das schmerzlich verlorene und vermisste Glück verbinde uns mit ihnen, sagte Kunz.

Raues Evangelium Professor Ralph Kunz von der Theologischen Fakultät der Universität Christus im Geringen Zürich lotete am Vormittag mit sei- Die «Erinnerungen ans Exil» zeichnete Kunz auch anhand nem Referat die theologisch-spiritueiniger markanter LiDas Schrecknien der biblischen elle Dimension von DemenzerkrankunÜberlieferung nach, ehe gespenst einer gen aus. Zwischen er sich auf den Spuren geistlosen von Psalm 88 noch einidealisierten LebensKörperlichkeit wünschen, die sich mal dem abgründigen durch kein Leid geSchrecken der Dementrübte Lebensfreude erhoffen, und zerkrankung annäherte. Dass in der Christusbeziehung in dem Schreckgespenst einer als «geistlose Körperlichkeit» verstande- einer besonderen Weise die Würde nen Demenzerkrankung plädierte er des Menschen gewahrt bleibt, bringe für das «raue Evangelium», das das einen Gewinn für die Begegnung mit Tragische mit seiner rauen Ge- Demenzkranken. Denn in den Ge-




IHRE MEINUNG

Zu Kirche und Welt 03/2017, S.8–10

Für mich ein existenzielles Thema! Ich habe die thematischen Artikel «Nicht einfach ‹naturgegeben›» und «Im Sein vor Gott gibt es keine Geschlechtlichkeit» in Kirche und Welt 3/2017 mit grossem Interesse gelesen. Es freut mich sehr, dass Sie sich mit dem Thema auseinandersetzen. Für mich als Transgender ein sehr wichtiges und existenzielles Thema. Es sind zwei sehr gute Artikel. Im Oktober überreichte ich dem Pfarrer unserer EMKGemeinde ein Magazin, in dem ein Beitrag über mich erschienen war. Dass ich mich damit outen musste, war kein Problem. Ich war erfreut und erstaunt, wie der Pfarrer ohne jegliche negativen Äusserungen reagierte, als wäre es etwas ganz Alltägliches. Das machte Mut. Zugleich rät

er mir dringend ab, als Frau in die EMK zu kommen. Er hat wahrscheinlich recht, er kennt die Gemeinde am besten. Für Gott bin ich ein Mensch, für die EMK Gemeinde ein «no go» unter dem Dach der EMK. Leute aus aller Herren Länder werden in die EMK eingeladen, Rita wird abgeraten hinzugehen! Bin ich in der EMK wirklich die einzige TransgenderPerson? Trans*-Personen müssen in der EMK sichtbar sein und nicht als krank, ungläubig usw. bezeichnet werden. Trans* wird in der EMK, so hoffe ich, noch viel zu reden geben. Sie haben mit den beiden Artikeln den Anfang gemacht.

Rita

Zum Leserbrief von Urs Bangerter in Kirche und Welt 05/2017

Jesus als «Herr» – auch im Jahr 2017! Mir ist das Bekenntnis «Jesus ist Herr» auch im Jahr 2017 wichtig. In einer Welt in der einige Herren (und leider auch Frauen) unberechenbar mit der ihnen gegebenen Macht umgehen und tun, als ob sie das allerletzte Wort zu sagen hätten, bin ich dankbar, dass ich darauf vertrauen kann, dass Jesus der Herr ist. Die Evangelien zeigen deutlich die ganz andere, lebensfreundliche Art seiner Herrschaft. Diesem Herrn kann und will ich mich gerne anvertrauen. Es erfüllt mich mit Zuversicht, dass wir Menschen nicht uns

selber überlassen sind, sondern dass ich glauben kann, dass Jesus Christus alle und alles in seiner Hand hält. Gustav Heinemann, der spätere deutsche Bundespräsident, hat 1950 auf dem Kirchentag in Essen gesagt: «Die Herren dieser Welt gehen, unser Herr kommt.» Wer wie er ein totalitäres System erlebt hat, weiss vielleicht noch mehr zu schätzen, welche Freiheit die Herrschaft Jesu bringt. Man/ frau muss nur zwischen den Herren und dem HERRN unterscheiden.

Elsi Altorfer, Winterthur

Zu Kirche und Welt 05/2017, S.21

Religionsfreiheit fördern! Die Angst vor dem Islam ist im Wachsen, was man aus den Medien aber auch im eigenen Umfeld mehr und mehr zu spüren bekommt. Ich beschäftige mich oft mit dem Islam, indem ich Bücher lese, aber auch weil ich zeitweise in Pakistan lebe. Warum fürchten wir uns so vor dem Islam? Weil eine grosse Mehrheit der christlichen Welt sich nicht wirklich für ihre Glaubenswerte interessiert. Viel wichtiger ist, ja niemandem auf die Zehen zu treten. Nun könnten gerade in christlichen Jugendorganisationen junge

Menschen lernen, zu ihrem Glauben zu stehen, statt sich in Schweigen zu üben. Religionsfreiheit gilt nicht nur für die fremden Religionen in unserem Land, sondern gerade eben auch für uns Christen. Deshalb sollte die Möglichkeit, sich im freien Dialog für den Glauben zu üben, nicht zurückgebunden werden, sondern gefördert. Schliesslich ist der 1. Satz unserer Bundesverfassung: Im Namen Gottes, des Allmächtigen.

Agathe Stotz, Kleinbasel

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ZAHLSTELLE

Eine interkonfessionelle Wohngemeinschaft ist eines der von Marius Kaiser lancierten Projekte.

Pioniergeist in der katholischen Pfarrei Thalwil

Die Verantwortung teilen und ausprobieren  VON DANIELA DECK

Zwei Hilfswerke, eine interkonfessionelle Wohngemeinschaft: Gründungen gehören zu Marius Kaiser, wie die Pfeife, die er in seinen raren Muse-Stunden raucht. Der katholische Pfarrer will Menschen vermitteln, dass «Gott es gut mit ihnen meint, ob sie nun Katholiken oder Freikirchler sind oder Gott noch nicht kennen».

«Gründer und ihr Feuer für ein Anliegen haben mich immer fasziniert.» Dieses Interesse hat Marius Kaiser dazu gebracht, ein Praktikum bei Pfarrer Sieber und eine Bibelschule

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bei einer Missionsgesellschaft zu ma- world», das Projekte in Indien, Libachen sowie nach Indien non und seit diesem zu reisen, wo er OrdensJahr in Kamerun unLanges gemeinschaften bei der terstützt und FreiwilArbeit unter Armen belige für ArbeitseinAbwägen ist obachtete, obwohl er dasätze nach Indien nicht sein Ding mals kaum Englisch sendet. Nach der Resprach. Die Frage einer gel, «wo zwei oder drei indischen Ordensfrau nach seiner Be- in meinem Namen zusammen sind» rufung führte ihn dazu, selbst Dinge (Mt. 18,20), achtet er bei allen Aktivianzufangen. täten auf ein mindestens dreiköpfiges Leitungsteam, «das sich gegenseitig In der Leitung nie allein ermutigt und kontrolliert». Langes Ab1987 gründete er das Indienhilfswerk wägen ist nicht sein Ding. Mit Auspro«Hilfe zur Selbsthilfe». Fünf Jahre spä- bieren findet Marius Kaiser den Weg, ter, als er dieses zu Beginn seines der ihm entspricht. Theologiestudiums in andere Hände So zog er einst in frisch gedrucktem gelegt hatte, folgte das Netzwerk «one Hilfswerk-T-Shirt und Shorts los zu


ZAHLSTELLE

Firmenchefs und Treuhändern, um Schnell erholt Geld zu beschaffen. «Fundraising ist Ein anderes Angebot, die «katholische mir nie leichtgefallen, aber ohne Geld Spielgruppe» zweimal pro Woche, ist geht es nicht. Geholfen hat mir, dass offen für alle Konfessionen. Neben ich mir immer einen Betrag vorgenom- Spielen und Singen hören die Kinder men hatte, zum Beispiel 2000 oder 500 Geschichten aus der Bibel. Ideen hat Marius Kaiser noch viele. Franken. Meistens habe ich das Geld bekommen», erinnert er sich schmun- Sobald er passende Mitstreiter findet, zelnd. «Heute wäre macht er sich daran, sie das wohl schwieriumzusetzen. Ihm kommt ger.» Das Glanzzugute, dass er nur kurze Ohne Geld Erholungsphasen braucht: stück waren 5000 geht es nicht Franken von den gelegentlich einige Tage Sieber-Werken, Singen und Beten in Taizé, Starthilfe für die Zehner-Wohnge- zwischendurch eine Stunde ausspanmeinschaft in Fribourg (gegründet nen am Zürichsee, und seine Batterien 1992), Geld, das der WG-Verein später sind wieder aufgeladen. ans Drogendörfli zurück spendete. Überlegungen zur Taufe «Ich hatte immer auch mit Reformierten und Freikirchlern zu tun. Wir lernen voneinander.» In der WG war es eine Katholikin, die Marius Kaiser dazu brachte, in der Bibel nach Antworten zu suchen. Die Studentin wollte im Kreis Gleichgesinnter in der Badewanne getauft werden. Das Resultat der Bibelstudie und vieler Gespräche mit allen Betroffenen: Die Taufe ist ein öffentliches Bekenntnis zum Glauben, ein Privathaus ohne Pfarrer daher ungeeignet. Die Taufe, diesmal von Kindern, ist einer der Punkte, bei dem der Pfarrer von Thalwil heute neue Formen sucht. Mit dem «Tauftreff plus» für die Familien samt Paten an drei Vormittagen im Jahr soll das Sakrament nachhaltig wirken. «So ermutigen wir die Erwachsenen, den Glauben dem Kind zu vermitteln. Wir geben dazu Inputs aus dem Kirchenjahr.»

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1 Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8021 Zürich 1 IBAN CH15 0900 0000 8002 3018 5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach, 8021 Zürich 1 Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch

ZUR PERSON Marius Kaiser (55) ist in Liechtenstein geboren und aufgewachsen. Nach dem Lehrerseminar unterrichtete er einige Jahre Erst- und Zweitklässler. In Chur und Fribourg studierte er kath. Theologie. 2004 wurde er zum Priester geweiht. Seit 2008 leitet er die Pfarrei Thalwil. Weitere Informationen: www.kath.ch/thalwil und www.one-world.li

MITEINANDER ZUKUNFT GESTALTEN Als EMK wollen wir eine «Kultur der Ermöglichung» leben. Das bedeutet: Neues ausprobieren, die Freiheit haben, Kirche anders zu denken als bisher. Deshalb hat die Zahlstelle dieses Jahr das Motto gewählt «miteinander Zukunft gestalten». Jeden Monat stellen wir einen Pionier oder eine Pioniertat vor. Zu Wort kommen ältere und jüngere Personen, Männer und Frauen, Pfarrer und Laien, denn Pioniergeist ist überall zu inden. www.zahlstelle.ch

Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Bruno Jordi Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 07/2017: 14.6.2017 Graik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1.9 Unsplash, pixabay.com S.2 Plaßmann, gemeindebrief.de S.3,7,18,19 KuW S.4–6,23 zVg S.8 maxmann, pixabay.com S.10 William White, unsplash.com S.12 dassel, pixabay.com S.13 lebastias, pixabay.com S.14 UMNS, Paul Jeffrey S.15 Matthew Henry, unsplash.com S.16 pixel2013, pixabay.com S.17 loufre, pixabay.com S.22 congerdesign, pixabay.com S.24 kaleen, pixabay.com

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DIE HERZSCHLAG-SERIE In einer Reihe von Beiträgen stellen wir den Vorstand unserer JK vor und zeigen, was diese Personen in ihrem Engagement bewegt. Wofür schlägt dein Herz, Claudia Haslebacher?

Dass die Welt verändert wird  VON CLAUDIA HASLEBACHER

Claudia Haslebacher, verheiratet mit Michael, drei Kinder: Ursina (1994), Sebastian (1998), Timo (2000). Distriktsvorsteherin im Berner Distrikt. Wenn ich zu lange nur sitzen kann, werde ich ungeduldig. Ich brauche Bewegung, am liebsten draussen im Wald oder in den Bergen, aber das Fitnesscenter ist auch hilfreich.

Der Vorstand reserviert einen Drittel der Sitzungszeit für die gemeinsame geistliche Arbeit. Das prägt unsere Sitzungen und hilft uns, auf Gott und auf einander zu hören. Wir lernen einander verstehen in dem, was uns bewegt und motiviert. Dass wir Fachleute aus verschiedenen Bereichen von Kirche, Gesellschaft und Wirtschaft dabei haben, ist wichtig. Wir sehen die EMK als Kirche mit Christus unterwegs, von Gott bewegt, den Menschen zugewandt. Dazu müssen wir auf die Welt, in der wir leben, hören und von ihr lernen. Wir leben in sehr unterschiedlichen Kontexten in der kleinen Schweiz und in den verschiedenen Ländern. Der Auftrag, Menschen zu Jesus Christus einzuladen, damit die Welt verändert wird, muss unterschiedlich gelebt werden. Die Aufgabe des Vorstandes

The United Methodist Church

sehe ich darin, im Vertrauen auf Gottes Leitung solches zu ermöglichen und darauf hinzuarbeiten, dass wir entdecken, wie sehr unser Selbstverständnis als EMK uns das hilfreiche Fundament dazu gibt. Ich träume von einer EMK, die ernst nimmt: das Ziel ist, dass die Welt verändert wird. Ich träume davon, dass dabei alle Menschen eingeladen und angenommen sind; dass wir uns nicht von Grenzen einengen lassen, die mehr von unseren Ängsten gezogen werden als von Gott; dass wir Traditionen pflegen, die stärken und befreien, und neuen Formen, Ideen und Experimenten die Chance geben, Frucht zu bringen, so dass sich viele daran freuen können; dass wir nicht zuerst nach Fehlern und Schwierigem suchen, sondern mit Blick auf Gottes Möglichkeiten wagen, Neues auszuprobieren und aus den Erfahrungen zu lernen. Ich träume von christlicher Gemeinschaft, in der die Frage: «Was tut mir gut?» verdrängt wird von der Frage: «Was wünschst du, dass ich dir tue?». Ich wünsche mir mehr Menschen, die sich selber (und ihre Bedürfnisse) nicht so schrecklich ernst nehmen, sondern Gottes Geist und dem, was er wirkt, Raum lassen, so dass in Menschen neues Leben entstehen kann.


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