Kirche und Welt 07/2014

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7/2014

Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Jährliche Konferenz Sonder bericht Seite 13

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Vom Staunen eines Astrophysikers

Seh' ich Dich im Sternenmeer? Seite 8

Wie sieht die Zukunft der Zahlstelle aus?

«Meine Seele bekommt Flügel!»

«Eine Quelle, die unerschöpflich ist»

Fragen zur Zahlstelle als Institution Seite 4/5

Glaube und Spiritualität im Alter Seite 21

Sarah Bach war im «Sozialpraktikum» Seite 30

The United Methodist Church


Inhaltsverzeichnis Fragen zur Zahlstelle als Institution

Wie sieht die Zukunft der Zahlstelle aus? Falsche Lehrmeinungen verschliessen nicht den Himmel

Was dem Teufel fehlt

Über den Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben

In der Sprache heutiger Weltbilder

Vom Staunen eines Astrophysikers

Seh' ich Dich im Sternenmeer? Die Einsichten von Teilhard de Chardin

Glaube und Evolution miteinander

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Eine Einladung, die biblischen Texte aufmerksam zu lesen

Biblischer Schöpfungsglaube und moderne Wissenschaft

Evolutionstheorie und Glaube im gymnasialen Unterricht

«Das glaube ich nicht.» Glaube und Spiritualität im Alter

«Meine Seele bekommt Flügel!»

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Die Plünderung des Kongo mit Schweizer Hilfe

Muss die Missionsstation Mulungwishi einer Kupfermine weichen? Das Musical «Wär?» der Jungschi Wisseschtei (Solothurn)

Wenn Urlaubstage mehr als nur erholsam sind

Die Wohn- und Pflegeangebot der Diakonie Bethanien

Wo ist mein Zuhause, wenn ich alt bin? Welche Erfahrungen Sarah Bach in ihrem Sozialpraktikum sammelte

«Eine Quelle, die unerschöpflich ist» Teilhaben an der Mission Gottes

Der Name über allen Namen?

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Wissenschaftler/innen suchen und erfassen Gott nicht mit ihren Messinstrumenten. Sie beschreiben die Entstehung und Entwicklung der Welt ohne Gott. Sind sie also gottlos? Und müssen Menschen, die an Gott glauben, sich entscheiden zwischen Wissenschaft oder Gott, Schöpfung oder Evolution? Die Mitglieder des «Ökumenischen Arbeitskreises Glaube und Wissenschaft», die in dieser Ausgabe schreiben, gehen andere Wege. Ein weiter Horizont mit spannenden Entdeckungen tut sich auf, wenn Glaube und Wissenschaft miteinander ins Gespräch kommen.   Neue Entdeckungen machen auch die «neuen Alten», wenn sie ehrlich und mutig nach neuen Formen suchen, wie sie ihren Glauben leben. Daraus kann schon mal ein «Spiritual Move» entstehen. Was das ist? Davon lesen Sie auf Seite 21.   Nicht immer ist es einfach, das Neue zu wagen. Diakonie Bethanien begleitet ältere Menschen kompetent bei den Fragen und Entscheidungen zu den Lebensformen im Alter.   Ein erschütternd fragliches Bild von dem, was Unternehmen mit Sitz in der Schweiz in der Welt anrichten, vermittelt der Beitrag von Connexio in dieser Ausgabe. Unmittelbar ist die Arbeit der EMK in der DR Kongo davon betroffen.   In der Heftmitte finden Sie wieder die Sonderseiten zur Jährlichen Konferenz. Sie geben Ihnen Anteil am Feiern, Diskutieren, an Themen und Entscheidungen der Tagung. Ich wünsche Ihnen sonnige Sommertage.

Sigmar Friedrich Redaktor

Wie im Himmel... Von Stefan Moll

Selten habe ich so viel Unverständnis erlebt. Ich erzählte im ökumenischen Rahmen von unserer Arbeit zur Soteriologie und wie wir eine Sprache zu Erlösung und Heil suchen. Dabei erwähnte ich ein Ergebnis der Umfrage, die das SLI-Team lanciert hat: Eine überwältigende Mehrheit ist der Ansicht, dass sich das Heil in Jesus Christus sowohl auf dieser Welt als auch im Jenseits auswirke. Und – ähnlich markant – wird vermutet, dass die meisten Menschen nach dem Tod in den Himmel kommen wollen.   Unverständnis erntete ich, weil für Pfarrer anderer Kirchen der Glaube offenbar nur unsere jetzige Welt verändert. Hier geschieht das Heil. Der Himmel ist nicht im Blick. Was nicht für heute ist, ist für nichts.   Ich finde es schade, dass Vieles so stark auf das Diesseits fokussiert ist. Der Himmel ist doch eine wunderbare, poetische Metapher. Aus ihm schöpfen wir die grossen Hoffnungen und Visionen. Ich frage mich, wie Erlösung und Heil, die vom Jenseits geprägt sind, uns und unsere Vertrauen heute prägen können. Starke Sprache übersteigt den Alltag. Übrigens: Die Fragen der Umfrage können z.B. für Hauskreise heruntergeladen werden unter www.emk-schweiz.ch. Plakate zum Aufhängen können bei Pfarrer Stefan Moll bestellt werden. stefan.moll@emk-schweiz.ch

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ZAHLSTELLE

Agenda SA.– SA., 2.–9. AUGUST Begegnungsreise Chemnitz, Krakau, Budapest, München von jungen Erwachsenen für junge Erwachsene Kosten: CHF 400.Infos: reise@emk-uzwil.ch SA.– SA., 2.–9. AUGUST Bibel-Ferienwoche Hotel Artos Interlaken mit Bernard u. Elisabeth Lehmann Kosten: ab CHF 1015.– Infos / Anmeldung: Hotel Artos, 033 828 88 44, www.artos.ch SAMSTAG, 23. AUGUST Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Allgem. Kirchengeschichte 2 9.00 –12.30 Uhr EMK «Zelthof», Zürich Infos/Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch

Kompetent: Gisbert Dörr, Leiter der Zahlstelle, beantwortet offene Fragen.

Fragen zur Zahlstelle als Institution

Wie sieht die Zukunft der Von Gisbert Dörr

Wie angekündigt möchten wir die Fragen beantworten, die in der Umfrage der Zahlstelle auftauchten. Weil Sie uns so viele wertvolle Gedankenan-

SAMSTAG, 30. AUGUST

stösse gegeben haben, haben wir zwei

Mitarbeitertagung Distrikt Nordostschweiz, EMK Uster 9.30–16.00 Uhr

thematische Schwerpunkte gebildet.

SONNTAG, 31. AUGUST

Ist die Zahlstelle eine Bank? Die Zahlstelle ist keine Bank sondern eine Depositenkasse. Depositenkassen dienen dem Zweck der Organisationen, die sie betreiben. Als Depositenkasse ist sie nicht direkt dem Bankengesetz unterstellt und wird nicht durch die Eidgen. Finanzmarktaufsicht überwacht. Selbstverständlich gilt aber das Geldwäschereigesetz auch für die Zahlstelle.

Benefiz-Spomi Bezirksschulwiese, Zofingen 9.30–17.00 Uhr Kosten: CHF 30.– pro Team Infos/Anmeldung: info@takano-online.ch, www.takano-online.ch

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In diesem ersten Teil möchten wir die Zahlstelle als Institution betrachten.

So viele Banken! Braucht es da noch eine Zahlstelle? Seit vielen Jahren unterstützt die Zahlstelle die Finanzierung der EMK Schweiz massgeblich. Sie garantiert seit ihrer Gründung Unabhängigkeit und Freiraum für Entwicklung. Welche Werte zählen in der Zahlstelle? Die Zahlstelle steht für Solidarität, Nachhaltigkeit, Sicherheit und Unabhängigkeit!

Solidarität, Nachhaltigkeit, Sicherheit

Die Zahlstelle wurde 1908 gegründet

Wer nutzt die Zahlstelle? Die Zahlstelle wird von Mitgliedern und Freunden für die Anlage ihrer Mittel genutzt. Auf der anderen Seite erhalten EMK Bezirke, Gemeinden, Gruppen und Institutionen, die der EMK nahe stehen, Darlehen von der Zahlstelle.

Wie lange gibt es die Zahlstelle schon? Die Zahlstelle wurde 1908 gegründet für die Finanzierung der Bauvorhaben des heutigen Bezirks Zürich 4.

Welche Projekte unterstützt die Zahlstelle? Darlehen werden nicht nur für Bauvorhaben, sondern auch für Gemeindeentwicklung, Ausbildung oder Ver-


ZAHLSTELLE

Zahlstelle aus? änderungsprozesse zur Verfügung gestellt. Warum gibt es keine Festgeldanlagen, Obligationen? Um das Zinsänderungsrisiko möglichst gering zu halten und die Sicherheit der Anlage und der Darlehen zu gewährleisten, hat man sich gegen Festgeldanlagen oder Obligationen entschieden. Warum gibt es kein Lohnkonto? Lohn und Girokonten würden die Ausweitung der Aufgaben auf den Zahlungsverkehr für Dritte bedingen und damit würde aus der Depositenkasse eine Bank mit allen Vorgaben und Reglementen, die für Banken und Finanzinstitute gelten. Auch die technische Herausforderung müsste gemeistert werden. Hier bieten Postfinance und Banken eine optimale Ergänzung zur Zahlstelle. Warum gibt es nur Darlehen an Bezirke und nicht an Einzelpersonen? Die Vergabe von Darlehen an Dritte wäre eine Ausweitung der Aufgabe im Finanzbereich und hätte somit ähnliche Folgen wie der Zahlungsverkehr. Der

Aufwand würde den grundsätzlichen Auftrag der Zahlstelle in Frage stellen. Wie sehen die Konditionen bei der Zahlstelle aus? Die Zinssätze für das Kontosortiment können sie der Anzeige auf Seite 28 entnehmen. Es fallen keine Kontoführungsgebühren an. Wie sieht die Zukunft der Zahlstelle aus? Die Zahlstelle sichert den Mittelfluss in der EMK Schweiz und ist somit eines der wichtigsten Standbeine. So lange Menschen die Ziele und Aufgaben der EMK Schweiz unterstützen und sich in dieser Kernkompetenz engagieren, gibt es eine Zukunft für die Zahlstelle.

antwortet und durch die externe Revisionsstelle kontrolliert. Der Zahlstellenausschuss setzt sich aus Bank- und Finanzexperten, Pfarrern und Laien zusammen. Wie sieht es mit der Sicherheit aus? Die Einlagen der Zahlstelle werden durch das Vermögen der EMKSchweiz mehrfach gedeckt. Das Reglement der Zahlstelle stellt die Sicherheit der anvertrauten Gelder über die Rendite. Fortsetzung folgt.

Die Zahlstelle sichert den Mittelfluss Wer entscheidet und trägt Verantwortung in der Zahlstelle? Die Gesamtverantwortung trägt der Kirchenvorstand. Die Führung der Geschäfte wird durch den Zahlstellenleiter, den Rechnungsführer und den Zahlstellenausschuss (ZSA) ver-

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KURZ NOTIERT

Patrick Streiff: «So beginnt Christsein: die Liebe Gottes im Herzen erfahren.»

Falsche Lehrmeinungen verschliessen nicht den Himmel

Was dem Teufel fehlt Von Bischof Patrick Streiff Das wahre Kennzeichen eines jeden Christen hat mit Liebe zu tun. Da heute viele von Liebe reden und doch Unterschiedlichstes darunter verstehen, braucht es eine Erklärung.

Als Jesus nach dem wichtigsten Gebot gefragt wurde, antwortete er mit dem Doppelgebot der Liebe (Matth 22,37–40). Wie viele andere Christen vor und nach ihm hat John Wesley dieses Doppelgebot der Liebe zu seinem Lebensziel gemacht. Als er ihm näher zu kommen schien, musste er aber feststellen, dass seine Anstrengung nie ausreichen wird, dass er keinen Frieden mit Gott findet und dass andere ihn oft als einen fanatischen Eiferer betrachten. Was Liebe wirkt Erst als er darauf vertrauen konnte, dass Jesus auch für seine Sünden und Unvollkommenheiten gestorben ist, hat er die Liebe Gottes zu ihm, die allem eigenen Tun vorangeht, persönlich erfahren. Das war zunächst eine persönlich erfahrene Erweckung und daraus ist, gemeinsam mit anderen, die die gleiche Erfahrung gemacht haben, eine Erwe-

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ckungsbewegung geworden.   Das wahre Kennzeichen eines jeden Christen hat deshalb für Wesley mit Liebe zu tun. Und dies in einem sehr konkreten Sinn: die Liebe Gottes persönlich erfahren zu haben und aus dieser Erfahrung heraus Gott von ganzer Kraft zu lieben und ebenso seinen Nächsten wie sich selbst. Dieser Dreischritt der Liebe (Gottes Liebe zu uns; unsere Liebe zu Gott; unsere Liebe zu den Nächsten wie uns selbst) soll Kennzeichen eines jeden Methodisten sein. Wesley konnte so weit gehen zu sagen, dass man mit vielen falschen Lehrmeinungen in den Himmel kommen kann, aber bestimmt nicht ohne Liebe. Für ihn war nicht die richtige Lehre das entscheidende Kennzeichen.

für die das wahre Bekenntnis entscheidendes Kennzeichen eines Christen war. Deshalb hat Wesley in manchen Predigten eine wichtige Unterscheidung mit dem Hinweis auf den Teufel gemacht: der Teufel weiss ganz genau, ja sogar unfehlbar, was die richtige Lehre ist, besser als jeder Mensch. Dennoch fehlt ihm der wahre Glaube: persönlich auf das zu vertrauen, was Gott in Christus für uns getan hat. Die Liebe Gottes im Herzen zu erfahren, damit beginnt das Christsein. Und aus diesem Anfang kann und soll der persönliche Glaube in der Liebe zu Gott und zum Nächsten Kreise ziehen.

Wichtiger Unterschied Was hat das aber mit dem Teufel zu tun? Wesley wurde von manchen anderen evangelischen Wortführern kritisiert,

AUS DEM REISEKALENDER IM JULI 4.–6. Retraite des neuen Vorstands der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika, Wislikofen 9.–13. Familienlager EMK Ungarn, Bükkszek


THEMA

Stefan Weller: Glaube und Wissenschaft sind verschiedene Wahrnehmungsweisen der Wirklichkeit.

Über den Dialog zwischen Wissenschaft und Glauben

In der Sprache heutiger Weltbilder Von Stefan Weller

Die Naturwissenschaften haben unser Bild von der Welt und von uns selbst verändert. Der Blick ins Weltall eröffnet bisher unvorstellbare Räume. Die Erkundung der Erde lässt eine Entwicklung in Zeitspannen von Jahrmilliarden erkennen.

Anders als die Menschen früherer Zeiten empfinden wir uns weder als Mittelpunkt der Welt noch als von der Tierwelt losgelöste Wesen. Wir sind Randbewohner der Milchstrasse und teilen 99% unserer Gene mit den nächsten tierischen Verwandten. Wir waren nicht plötzlich da, sondern sind in einem langen Evolutionsprozess aus dem Tierreich hervorgegangen. Unterscheiden lernen Es gibt die Meinung, solche naturwissenschaftlichen Aussagen würden dem Glauben an Gott und den Aussagen der Bibel widersprechen. Religiöse und naturwissenschaftliche Weltbetrachtung schlössen sich sogar gegenseitig aus. Die einen wenden

sich deshalb vom Glauben ab. Andere ignorieren die Naturwissenschaften oder halten sich an pseudowissenschaftliche Theorien, die ihr Weltbild bestätigen.   Nach den Grundsätzen der Evangelisch-methodistischen Kirche schliessen sich Naturwissenschaften und Religion keineswegs aus, sondern ergänzen sich gegenseitig. Beide sind verschiedene Wahrnehmungsweisen der einen Wirklichkeit. Sie haben ihre speziellen Bereiche und Grenzen. Sie gehen von unterschiedlichen Fragestellungen aus und haben je eigene Methoden und Sprachformen entwickelt. Der Hauptunterschied lässt sich so formulieren: Religion ist teilnehmende Erkenntnis, durch die sich der Mensch als Angesprochener oder als Teil von einem grösseren Ganzen erfährt. Naturwissenschaft ist objektivierende Erkenntnis, durch die der Mensch der erkennbaren Welt gegenübertritt. Grenzen wahren Naturwissenschaften haben keinen Zugang zu bestimmten geistigen

Wirklichkeiten, etwa zur Frage nach dem Sinn des Lebens oder zur Gottesfrage. Behaupten sie dies dennoch, überschreiten sie ihre Kompetenzen. Die Aussagen der heiligen Schriften der Religionen oder ihrer Repräsentanten sind dagegen in vielen Fällen keine wissenschaftlich nachweisbaren Wahrheiten, sondern beruhen auf subjektiven Erfahrungen. Diese sind mitgeprägt von dem Weltbild, das bei ihrer Entstehung massgebend war. Christliche Verkündigung hat die Aufgabe, die Erfahrungen des Glaubens in der Sprache heutiger Weltbilder zu formulieren. Dies ist ein Anliegen des Ökumenischen Arbeitskreises «Glaube und Wissenschaft». Einige seiner Mitglieder kommen in dieser Ausgabe zu Wort kommen.

ZUR PERSON Stefan Weller, Pfarrer der EMK in Wädenswil; Vorsitzender des Ökumenischen Arbeitskreises Glaube und Wissenschaft

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THEMA

Staunen: Beim Blick in die Tiefen des Weltraums klingt eine Ahnung an, dass mir das alles geschenkt wurde.

Vom Staunen eines Astrophysikers

Seh' ich Dich im Sternenmeer? Von Arnold Benz

Christliche Astrophysiker/-innen finden Gott nicht mit dem Fernrohr, auch nicht in den Daten des modernsten Weltraum-Teleskops. Sie finden keine göttlichen Fingerabdrücke weder im Urknall oder in Schwarzen Löchern und selbst nicht im eigenartig zweckmässigen Zusammenspiel der physikalischen Konstanten. In ihren Theorien kommt Gott mit keinem Wort vor. Sie messen, beobachten und erklären wie alle anderen Wissenschaftler, wie wenn Gott nicht wäre.

Gott sehen Doch können auch Wissenschaftler unter Umständen – und falls sie dazu bereit sind – Gott in einer stillen, sternklaren Nacht «sehen»: • wenn Jupiter oder Venus am Himmel leuchten und sie sich entsinnen, dass es 4,6 Milliarden Jahre brauchte, bis auf unserem Planeten Lebewesen wie wir entstanden, und dass während dieser langen Zeit auf der Erde ideale Bedingungen für die Entwicklung des Lebens herrschten • wenn das geheimnisvolle Band der Milchstrasse sie daran erinnert,

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dass sich diese Sterne nur in Galaxien mit hunderttausend Lichtjahren Durchmesser bilden können, die infolge von Dunkler Materie entstanden, deren Bestandteile und Eigenschaften die Wissenschaft noch nicht kennt • wenn sie sich vorzustellen versuchen, dass sich Galaxien voneinander entfernen, weil sich das ganze Universum ausdehnt und immer grösser wird, und dieses Auseinandergleiten von einer ebenfalls unbekannten Dunklen Energie getrieben wird, die drei Viertel der Energie des Universums ausmacht.

Ohne Galaxien, Sterne und Planeten kein Leben auf der Erde Ganz zwanglos In einer solchen stillen Nacht kann ich staunen, dass es ein ganzes Universum braucht, damit ich hier sein kann. Viel kleiner als 13,8 Milliarden Lichtjahre könnte das Universum nicht sein. Ohne Dunkle Energie, Dunkle Materie, Galaxien, Sterne und Planeten könnten wir nicht leben. Sie alle übersteigen die Grenzen unserer Vorstellungskraft. Nichts von dieser

Entwicklung über Milliarden von Jahren könnte ich selbst bewirken, aber alles ist nötig, dass es mich gibt.   Dann geht mir vielleicht auf, dass dies alles, auch mein Leben und meine Lebenszeit, nicht einfach da und selbstverständlich sind. Keine rationalen Überlegungen zwingen mich zu diesem Schluss. Lasse ich jedoch das Staunen zu und nehme teil am Glanz der Sterne, merke ich, wie im Herzen etwas anklingt. Es ist eine Ahnung, andere sagen vielleicht Offenbarung, dass mir dies alles geschenkt wurde. Das Geschenk des Lebens und des Universums schmelzen zusammen und weisen mein Staunen auf einen Schenkenden, auf ein Gegenüber, auf Gott im Kosmos.

ZUR PERSON Arnold Benz ist emeritierter Professor am Institut für Astronomie der ETH Zürich. Sein Buch «Das geschenkte Universum» ist 2009 im Patmos Verlag erschienen.


THEMA

Teilhard de Chardin: Es gibt einen Grundton in allen Dingen

Die Einsichten von Teilhard de Chardin

Glaube und Evolution miteinander Von Richard Brüchsel SJ.

Wir leben in einer Welt, in der die Menschen immer mehr zu einander kommen und sich gegenseitiger Abhängigkeit bewusst werden, ohne eine geeinte Menschheit zu verwirklichen. Im Gegenteil: Auseinandersetzungen

las er, dass Gott alles in Christus erschaffen hat, und in Christus alles Bestand hat (Kol 1,16). Könnte es sein, dass die Offenheit dieser Menschen auf den Einfluss Christi zurückzuführen ist, sodass der Leib Christi universale, ja kosmische Dimensionen annimmt?

und Ausgrenzungen finden statt. Der Französische Jesuit und Palaeontologe Pierre Teilhard de Chardin (1881– 1955) hat sich seit seiner Kriegserfahrung (1914–19) mit diesem Problem befasst.

Aus der Bibel wusste Teilhard, dass Gott die Menschen zusammenführt: «Gott wollte in Christus als Zentrum alles zusammenfassen» (Eph 1,10). Paulus sagt: «Wir, die vielen, sind ein Leib in Christus» (Röm 12,4). Wie verhält sich dieses «wir, die vielen» zu «allem»? Kosmischer Christus An der Kriegsfront und später in seinem beruflichen Leben als Palaeontologe begegnete Teilhard Menschen, in deren Bewusstsein er eine Tiefendimension feststellen konnte, die er «christisch» nannte, obwohl sie nicht Christen waren. In den Paulusbriefen

Organische Einheit Teilhard war im Massif Central aufgewachsen, dessen Landschaft er verinnerlichte. Später suchte er Versteinerungen und machte die Erfahrung der Evolution: «Es begann in mir das Bewusstsein einer tiefen, existentiellen, totalen Grundbewegung des Universums um mich herum zu wachsen». In seinen Naturwissenschaftlichen Studien in Paris (Doktorat 1922) und seinen zahlreichen Expeditionen in China (1923–1946), gewann er die Überzeugung, dass im Bereich des organischen Lebens alles voneinander

abhängt und in der unbelebten Materie verwurzelt ist.   Das menschliche Bewusstsein weist darauf, dass alles eine ähnliche Innenseite haben muss. Sie ist gemäss dem französischen Wort con-science eine Fähigkeit des Mit-Wissens, allg. des Mit-Seins. Diese Innenseite ist der Ort, wo Christus seinen liebendschöpferischen Einfluss geltend macht, sodass alles, dem Grad des Mit-Seins entsprechend, sich entfalten kann. Der Grundton Teilhard hat damit eine frühkirchliche theologische Einsicht wiederentdeckt: Die Zentralgestalt des Kosmischen Christus. Es gibt einen Grundton in allen Dingen, dessen Resonanz hilft, Gegensätze im Hinblick auf eine zukünftige Einheit der Menschen zu überwinden.

ZUR PERSON Richard Brüchsel SJ. fasste nach ersten Studien an der ETH den Entschluss Jesuit zu werden; Predigttätigkeit und Erwachsenenbildung auf biblischer Grundlage, ausgerichtet auf das heutige Weltbild.

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THEMA

Im Fokus: Den Schöpfungserzählungen am Anfang der Bibel geht es um den Menschen und seine Stellung in der Welt.

Eine Einladung, die biblischen Texte aufmerksam zu lesen

Biblischer Schöpfungsglaube und mod Von Rudolf Schmid

«Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde» (Genesis 1,1). Dieser erste Satz wird in der Bibel mit der Darstellung der Welterschaffung (nach jüdischer Zeitrechnung vor 5774 Jahren) in sieben Tagen entfaltet. Wenn die Naturwissenschaften mit einer Entwicklung über 13,7 Milliarden Jahren seit

für acht Werke nur sechs Tage vorsieht. Die Ausrichtung auf eine Vollendung in der göttlichen Sabbatruhe spiegelt die Bedeutung, die der Sabbat zu seiner Zeit (6./5. Jh. v. C.) als unterscheidendes Merkmal der jüdischen Gemeinde bekam. Die Wahl der Woche als Bild göttlichen Schaffens und der Ausrichtung der Welt auf Gott legte sich dem Verfasser nahe.

dem «Urknall» rechnen, scheint der Gegensatz unüberbrückbar. Er kann aber auch eine Einladung sein, genauer auf die Botschaft der Bibel hinzuhören.

In der Darstellung des 1. Kapitels der Bibel spannt sich ein grosser Bogen von «Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde» (1,1) bis zum Ende «Gott vollendete am siebten Tag sein Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag von seinem Werk, das er gemacht hatte» (2,2). Unter diesen Bogen ordnet der Schriftsteller kunstvoll die Werke ein, indem an den ersten drei Tagen die Räume geschaffen und an den zweiten drei Tagen diese Räume ausgestattet werden. Wie sehr dem Verfasser der Zeitraum einer Woche am Herzen lag, zeigt er, indem er

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Was ist der Mensch? Es ist nicht zu übersehen, dass die Bibel das Wesen einer Person oder einer Institution darstellt, indem deren Entstehung geschildert wird. Um zu zeigen, was etwas ist, wird erzählt, wie es nach damaliger Vorstellung geworden ist. Dem Verfasser der Schöpfungsdichtung geht es um den Menschen und seine Stellung in der Welt. Das einförmige «Gott sprach – es wurde» wird nur beim Menschen mit einer vorangehenden Selbstberatung Gottes durchbrochen: «Lasset uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich» (1,26).   Schon zuvor zielen Andeutungen auf diesen Menschen hin. So etwa verwendet der Verfasser für Sonne und Mond nicht die geläufigen Worte, son-

dern spricht von der grossen und kleinen Lampe (1,16). Sie erhellen Tag und Nacht und «sie sollen Zeichen sein für die Festzeiten und für die Tage und Jahre» (1,14). Nur die Menschen brauchen Zeichen für die Festzeiten und den alltäglichen Kalender. Somit sind Sonne und Mond nicht wie in Israels Umwelt Götter, denen der Mensch zu dienen hat, sondern Geschöpfe, die dem Menschen dienen.

Sonne und Mond dienen dem Menschen Anders gesagt Gegensätzlichkeiten in der Darstellung der Welterschaffung ergeben sich nicht erst im Vergleich mit der modernen Naturwissenschaft, sondern bereits in der Bibel selbst im Vergleich mit der Erzählung von Gen 2. Während etwa in Gen 1 am Anfang alles mit Wasser bedeckt ist, Gott alles durch sein Wort entstehen lässt und der Mensch als letztes Wesen erschaffen wird, herrscht in Gen 2 zu Beginn völlige Trockenheit, formt Gott den Menschen wie ein Töpfer als Ersten und macht für den


THEMA

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch

erne Wissenschaft Menschen erst hernach Tiere und Pflanzen.   Umso deutlicher wird, was der Mensch ist. Als Bild Gottes wird er in Gen 1 eingesetzt als Herrscher über die Tierwelt und Erde (Gen 1,26.28), der somit als Bild den unsichtbaren Gott in seiner Sorge für die Erde erfahrbar machen soll, aber selbst auf das Urbild Gott und die Ruhe in Gott ausgerichtet ist. Trotz völlig anderer Darstellung hält Gen 2 seine gleiche Stellung fest: die Namensgebung zeigt die Herrschaft des Menschen; er soll die Erde bebauen und bewahren. Das göttliche Verbot verdeutlicht seine Verwiesenheit auf Gott.

Verfasser den Menschen in einer ihrer Zeit und ihrer Umwelt entsprechenden Weise die Botschaft, was der Mensch ist, wie er sich im Licht des Glaubens versteht und welchen Auftrag er in der Welt wahrzunehmen hat. Das behält seine Gültigkeit für die Lebensgestaltung in Ausrichtung auf Gott als dem Ziel und der Vollendung des Lebens. Die Offenheit für die Forschung und die Ergebnisse der Naturwissenschaften erlaubt, sich eine zutreffendere Vorstellung zu machen, wie das Weltall wurde und sich in Gegenwart und Zukunft entwickelt.

Der Mensch im Licht des Glaubens Bleibend gültig Bereits solche Hinweise zeigen, wie deutlich beim aufmerksamen Lesen die Absicht der biblischen Verfasser erkennbar wird. Die völlig verschiedene Darstellungsweise und die Wahl der Bilder spiegeln den unterschiedlichen kulturellen Hintergrund. Gemeinsam vermitteln die biblischen

ZUR PERSON Dr. Rudolf Schmid Pfarrer in Kriegstetten, war Professor für Altes Testament an der Theol. Fakultät Luzern (1963–78) und wirkte in verschiedenen Leitungsaufgaben des Bistums Basel (1978–2002)

Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Roland Rösti Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 9/14: 15.07.14 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1.8 NASA, ESA, and the Hubble Heritage Team, wikimedia.org S.2 Plaßmann, gemeindebrief.de S.3,5,6,13-20 KuW S.3 Janusz Klosowski, pixelio.de S.7,22-27,30 zVg S.9 Claudio Elias, via wikimedia.org S.10-11 Michelangelo Buonarroti, via wikimedia.org S.12 Gabi Schoenemann, pixelio.de S.21 luise, pixelio.de S.32 Christa El Kashef, pixelio.de

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THEMA

Entwicklung: Ein Viertel der Bevölkerung lehnt die Evolutionstheorie ab.

Evolutionstheorie und Glaube im gymnasialen Unterricht

«Das glaube ich nicht.» Von Hansjürg Geiger

«Hinweis: Ich schreibe, was ich gelernt habe, nicht was ich glaube!» stand vor zwei Jahren über der Lösung einer Aufgabe zur Evolutionstheorie an einer Maturprüfung. Ich war erstaunt: der Schüler war im Unterricht nie durch kritische Fragen oder Einwände aufgefallen, im Gegensatz zu einzelnen seiner Kolleginnen und Kollegen.

Das Verhalten dieses Schülers könnte auf ein tiefer liegendes Problem hinweisen, auf die Tatsache, dass auch an unseren schweizerischen Gymnasien die Anhänger kreationistischer Über­ zeugungen verbreitet sind, sich im Unterricht aber nicht exponieren. Nur wenige Schüler/-innen stehen im Un­ terricht offen zu ihrer Überzeugung. Sie dürften aber die Spitze eines Eisberges darstellen, der den Erfolg der naturwissenschaftlichen Bildung an unseren Mittelschulen akut gefährdet. Ablehend Kreationisten akzeptieren nur den biblischen Schöpfungsbericht nach Genesis 1,1ff. (nicht aber Genesis 2,4ff.!)

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in seinem Wortlaut als alleinige Wahrheit über den Ursprung unseres Seins. Je­de naturwissenschaftliche Erklärung über die Entstehung und Entwicklung des Weltalls und des Lebens auf der Erde lehnen sie ab. Dies gilt speziell für die Evolution des Menschen, dem eine göttlich beeinflusste Sonderstellung zugesprochen wird.

Errungenschaften nutzen – Grundlagen ablehnen Spannungsgeladen Gemäss verschiedenen Umfragen (u.a. Science) dürften in Deutschland und in der Schweiz zwischen 20–30 Prozent der Bevölkerung Anhänger kreationistischer Ansichten sein. Etwa ein Viertel der Bevölkerung lehnt also einen der zentralen Grundpfeiler des naturwissenschaftlichen Weltbildes ab! Das führt zu einer spannungsgeladenen Situation: die Anwendungen der Naturwissenschaften in Technik und Medizin werden im Alltag selbstverständlich genutzt, die Basis der ihnen zugrunde liegenden Erkenntnisse aber wird abgelehnt.

Herausgefordert Leider zeigt die Erfahrung, dass viele Schüler/-innen selbst durch sachlich argumentierenden Unterricht kaum beeinflusst werden können. Über die Gründe dieser Resistenz fehlen schlüssige Untersuchungen. Meine Beobachtungen deuten darauf hin, dass hier in früher Kindheit eingeprägte Ansichten im Wege stehen. Die Lösung des Problems, junge Menschen zu einem modernen Glaubensbild hinzuführen, das in Einklang mit den Naturwissenschaften steht, erfordert daher weiterhin grosse Anstrengungen sowohl von Seiten der christlichen Religion, als auch der Naturwissenschaften.

ZUR PERSON Dr. Hansjürg Geiger Buchautor, ehemals Privatdozent an der Universität Bern, arbeitet als Gymnasiallehrer in Solothurn


SONDERBERICHT JK 2014

Die Eröffnungsfeier der Jährlichen Konferenz

Vielfältig unterwegs zum gleichen Ziel

Kurz notiert

Wo und wie: Markus da Rugna fragte nach unterschiedlichen Vorstellungen vom Paradies.

Von Markus Bach

Gegen 300 Laien und Pfarrpersonen aus allen Bezirken und Gemeinden der EMK in Frankreich, Nordafrika und der Schweiz fanden sich in Frauenfeld zur 43. Tagung der Jährlichen Konferenz ein. Sie stand unter dem Motto «Im Osten geht die Sonne auf».

Paradies – ist das Stadt oder Land? Welche Musik und Farben hat es dort? – Pfarrer Markus da Rugna und Simon Zürcher leiteten im Abendmahlsgottesdienst an zu entdecken, wie vielfältig die Paradiesvorstellungen sind. In ihrer Predigt setzte Pfarrerin Nicole Becher diese unterschiedlichen Erwartungen in Beziehung zu den Themen der Jährlichen Konferenz. Nicht dieselben Ansichten und Vorstellungen einen uns. Sondern Gott, der uns jeden neuen Morgen seine Treue, die Fülle seiner Gnade und seine Liebe zusichert. «Diese Gegenwart Gottes macht es möglich, dass Menschen mit unterschiedlichen Prägungen zusammen leben können, auch wenn es manchmal ein Ringen, wie an einer Konferenz, braucht.»

schen in die Nachfolge Jesu Christi führen, um so die Welt zu verändern.» Er betonte, dass der Ursprung dieser Mission bei Gott selbst liegt. Gott suche die Beziehung zu den Menschen und lebe diese Beziehung geduldig und gnädig in liebevoller Gemeinschaft.

Neue Strukturen Patrick Streiff wies darauf hin, dass die Jährliche Konferenz den Fokus stärker auf die Mission in den Gemeinden richte. Dazu solle auch die geplante Neugestaltung der Jährlichen Konferenz dienen. Dabei sei es wichtig zu entdecken, dass die Jährliche Konferenz mehr als nur eine Schweizer Konferenz ist, sondern auch Frankreich und Nordafrika betrifft. Strukturen und Strukturveränderungen seien jedoch nur WerkDie Mission Gottes zeuge und Hilfsmittel, damit Mission In seinem Eröffnungsvotum ging Bischof Streiff vom Mis- bei den Menschen gelingt. sionsauftrag Jesu aus und stellte das gemeinsame Ziel der Jährlichen Konferenz in den Mittelpunkt, das sie vor vier Jahren verabschiedet hat: «Wir, die Menschen der Evangelisch-methodistischen Kirche, leben eine Mission: Men-

Alt und jung miteinander Markus Kleiner als Vertreter der Takano-Kommission forderte die Delegierten heraus, sich dem Thema «Miteinander der Generationen» zu stellen. Er lud dazu ein, an den Tischgruppen miteinander ins Gespräch zu kommen. Diskutiert wurde über die Fragen: Braucht es das Miteinander der Generationen? Wo und wie gelingt das in den Bezirken oder warum gelingt es nicht? Erfahrungen teilen Der diesjährige Bericht der Distriktsvorsteher rückte die Wertschätzung in den Vordergrund. Drei Delegierte teilten je ein Erlebnis zum Thema Wertschätzung mit der Konferenz. Im Anschluss tauschten die Teilnehmenden zu dritt persönliche Erfahrungen von Wertschätzung aus. Einige wurden im Plenum mitgeteilt. Stellungnahme zu PID Der Ausschuss «Kirche und Gesellschaft» legte eine Stellungnahme zur Einführung der Präimplantationsdiagnostik (PID) vor. Die eidgenössischen Räte werden im Herbst über ein entsprechendes Gesetz beraten, die Stimmberechtigten im Jahr 2015 darüber abstimmen. Die Jährliche Konferenz stimmte der vorgelegten Stellungnahme zu.

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SONDERBERICHT JK 2014

Kirche ist Mission JK + ZK

Connexio setzt Spendengelder wirkungsvoll ein

Langfristig gemeinsam Gutes tun

Kurz notiert Grundlegend Die Konferenzlaienführer Ruth und Markus Voegelin sprachen den Laiendelegierten «in ungewöhnlicher Weise» ihren Dank aus. Dafür hatten sie die fünfköpfige Theatertruppe «Dito» aus Olten eingeladen. Diese liess, was einzelne aus dem Publikum von erfahrener Wertschätzung erzählten, lebendig werden. Weil Markus und Ruth Voegelin die Wertschätzung der freiwilligen Mitarbeitenden wichtig ist, haben sie im vergangenen Konferenzjahr den Sonderbericht «Freiwillige Mitarbeit in der EMK» von 1999 überarbeitet. Das Thema gehöre «grundlegend zur Identität der EMK», heisst es darin. Aus der Geschichte lernen Michael Wetzel, Historiker und Laienprediger in der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz der EMK in Deutschland und Vorsitzender der Studiengemeinschaft für Geschichte, stellte deren Arbeit vor. Seit fast 100 Jahren beschäftigt sich die Studiengemeinschaft intensiv mit der Geschichte der EMK. Sie beschreibt und analysiert das Wirken der EMK und ihrer Vorläuferkirchen in Geschichte und Gesellschaft, ihre Theologie und ihre markanten Vertreterinnen und Vertreter. Interessierte finden Informationen zur Mitgliedschaft unter: www.emk-studiengemeinschaft.de

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Ausgezeichnet: Simon Zürcher überreichte Vertretern der Teathergruppe aus Schaffhausen den ersten Preis des Projektwettbewerbs.

Von Christine Schneider

Spender/innen wollen, dass ihr Geld genau in ihr bevorzugtes Projekt fliesst. Das setzt Hilfswerke unter Druck: Nicht die wirkungsvollsten Projekte bekommen Unterstützung, sondern die beliebtesten. Darauf wies Simon Zürcher, Co-Präsident von Connexio hin.

Dank des grossen Vertrauens der Spender/innen ist Connexio von diesem Trend relativ wenig betroffen. Spendengelder fliessen darum zu Projekten und in Arbeitszweige, von denen sich Connexio langfristig eine gute Wirkung verspricht. Unter anderem werden so Partnerschaften mit Methodistenkirchen in anderen Ländern gepflegt und Begegnungen und Erfahrungsaustausch gefördert. Viele Gemeinden engagieren sich und sammeln Geld für Connexio. In seiner Funktion als Co-Präsident dankte Bischof Patrick Streiff dafür und bat die Konferenzmitglieder, den Dank in die Gemeinden zu tragen.

Preise verliehen Andreas Stämpfli, Leiter der Connexio-Geschäftsstelle, präsentierte den neuen Slogan «Bist du satt?». Er forderte die Konferenzmitglieder heraus, die mit dem Slogan bedruckten Karten zu nutzen und darüber mit anderen ins Gespräch zu kommen. Einmal mehr führte Connexio einen Projektwettbewerb durch. Fünf besonders innovative und kreative Projekte, die sich auch an Menschen ausserhalb der Kirche richten, wurden ausgezeichnet. Der erste Preis ging an ein Theaterprojekt in Schaffhausen. Pfarrer weiterbilden Seit Jahren unterstützt Connexio die junge und wachsende Methodistenkirche in Kambodscha. Zwei ihrer Pfarrer und Führungskräfte, Lun Sophy und Kim Vivath, waren Gäste der Jährlichen Konferenz. In seinem Grusswort bedankte sich Lun Sophy für die Unterstützung, insbesondere im Bereich der Pfarrerweiterbildung. «Gut ausgerüstete Pfarrer sind wirksamer. Dank ihnen können wir unsere Kirche bauen», betonte er.


Die Jährliche Konferenz stimmte einer Umgestaltung zu

Klare Schwerpunkte setzen

Kurz notiert

Einführung: Sonja Bitterli erläuterte die Beobachtungen der Arbeitsgruppe und die Hintergründe für die vorgeschlagene Umgestaltung.

Von Stephan Johanus / Barbara Streit-Stettler

Die Jährliche Konferenz beschloss eine tiefgreifende Umgestaltung: länderspezifische Anliegen sollen ab 2016 in separaten Distriktskonferenzen entschieden werden

Gremien als Distriktskonferenzen umgesetzt werden. Zusätzlich wurde ein Antrag angenommen, dass die Neuerungen im Jahr 2020 evaluiert werden sollen.

können.

Unter dem Traktandum «Strategierat» berichtete Sonja Bitterli aus der Arbeitsgruppe zur Umgestaltung der Tagung der Jährlichen Konferenz Schweiz-Frankreich-Nordafrika. Die Arbeitsgruppe hat festgestellt, dass die Jährliche Konferenz sehr schweizlastig ist. Deshalb schlägt sie vor, dass die länderspezifischen Anliegen in separaten Sitzungen bearbeitet werden. Schwerpunkte bleiben Dennoch soll die Jährliche Konferenz eine Leitungsfunktion behalten. Miteinander zu feiern, zu konferieren und gemeinsam Verantwortung zu tragen sollen nach wie vor Schwerpunkte bilden. Die Arbeitsgruppe wünscht sich, dass man an der Jährlichen Konferenz mit Berichten breit informiert wird. Die Berichte hätten auch etwas mit Wertschätzung zu tun, sagte Sonja Bitterli. «Ja» zur Umsetzung Die Jährliche Konferenz unterstützte nach längerer Diskussion die vorgeschlagenen Neuerungen. Bis zur Jährlichen Konferenz 2016 sollen drei länderspezifische

Dank zum Schluss Da der Strategierat seine Arbeit mit dieser Tagung der Jährlichen Konferenz beendet, sprach der Bischof den Mitgliedern zum Schluss des Traktandums seinen besonderen Dank aus. Dabei erwähnte er insbesondere Jörg Niederer, der in den zahlreichen und lange dauernden Sitzungen jeweils das Protokoll geführt hatte.

Frei durch Bindung Am Freitagmorgen wurden die Delegierten vom katholischen Bischof Markus Büchel aus St.Gallen begrüsst. Anhand von Matth 6,19-23 forderte er die Anwesenden in seiner Andacht auf, Schätze im Himmel zu sammeln, «indem wir schenken, indem wir loslassen». «Frei werden wir, wenn wir uns binden», sagte Bischof Büchel. Das geschehe dann, wenn sich Menschen ganz Gott anvertrauten. Voll eingeschenkt Die «Dankesfeier» erhielt aufgrund des Themas «Wertschätzung» in diesem Jahr eine besondere Bedeutung. Sie wurde von Pfarrer Peter Gumbal aus St. Gallen und Pfarrerin Andrea Brunner aus Kloten liebevoll gestaltet und stand unter dem Bibelvers aus Psalm 23 «… du schenkst mir voll ein». Sieben Pfarrer begingen in diesem Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum: Jürg Eschbach, Werner Friedli, Robert Frischknecht, Willy Fankhauser, Ernst Gisler, Martin Rüd und Ernst Schär. Werner Wydler feierte sein 40-jähriges Dienst-Jubiläum. 20 Jahre in der EMK tätig sind Ruth Abächerli, Matthias Bünger und Stefan Pfister. Vier Pfarrer/innen gingen in den Ruhestand: Ruth Abächerli, Esther Kunz, Roger Correvon und Daniel Keo.

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Kirche ist Mission JK + ZK

Dienstzuweisungen 2014/2015 Affectations 2014/2015 District francophone

Distrikt Nordwestschweiz

Etienne Rudolph (5), surintendant, Saint Louis

Martin Streit (8) Distriktsvorsteher, Brugg

Suisse

3x3 (Region Lenzburg)

Genève Comm. francophone Willy Funtsch Genève CCLA et EEMLuso Richard Lorenz Koch Lausanne Pierre Bertololy, prédicateur laïque avec responsabilité pastorale, à temps partiel St-Imier Théodore Paka

6 6

Aarau

5 7

Adliswil-Zürich 2 Affoltern a.A.

France Agen Alès Anduze

Jean-Ruben Otge David Loché, à temps partiel Christophe Waechter, à temps partiel Myriam Waechter, à temps partiel prédicateur et prédicatrice laïque avec responsabilité pastorale Bischwiller Antoine da Silva Caveirac Pascal Maurin, à temps partiel Codognan Pascal Maurin, à temps partiel Colmar Grégoire Chahinian, à temps partiel Fleurance Byeong Koan Lee Metz Jean-Marc Bittner Mont-de-Marsan Patrice Vergin Montélimar Daniel Morata Mulhouse Daniel Nussbaumer Munster Joël Déjardin Muntzenheim Grégoire Chahinian, à temps partiel Paris -Gennevilliers Jean-Philippe Waechter Joseline Waechter, à temps partiel Paris, Eglise cambodgienne Responsable laïque Jean-Pierre Péou Saint-Jean-de-Valériscle David Loché, à temps partiel Jean Marc Donat, prédicateur laïque avec responsabilité pastorale, à temps partiel Strasbourg Robert Gillet Strasbourg, vacant Eglise cambodgienne Valleraugue Christophe Waechter, à temps partiel Myriam Waechter, à temps partiel prédicateur et prédicatrice laïque avec responsabilité pastorale

5 5 5 5 2 7 7 1 8 5 2 1 5 5 1 6 6 6 2 1 5 5

Équipe pastorale sous la supervision du surintendant

13

Algérie (Comité de Coordination) Alger Constantine Larbaa Oran Ouacif

Kamel Souadia, prédicateur 2 sous la supervision de Daniel Nussbaumer Sous la supervision de Daniel Nussbaumer Abdenour Aït Abdelmalek 10 vacant Saïd Aït Ouarab, prédicateur laïque 10 avec responsabilité pastorale

16

Gelterkinden Glarus Liestal Muhen Olten Region Zimmerberg Staffelbach Windisch-Brugg Zürich-Altstetten Zürich Nord Zürich Ost Zürich 4

Freddy Nzambe Ngakoso

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3

14 14 6 6 4 8 5 18

Hanna Wilhelm, teilzeitlich 11 Walter Wilhelm, teilzeitlich 8 Sven Büchmeier 5 Christina Forster 3 Lorna Barra, Lokalpfarrerin, teilzeitlich 6 Walter Wilhelm, teilzeitlich 8 Hanna Wilhelm, teilzeitlich 9 Marietjie Odendaal, teilzeitlich 5 Johann Wäfler, Lokalpfarrer, teilzeitlich 4 Stephan Gassler 4 Marco Jaeschke 7 Christine Moll, Lokalpfarrerin, teilzeitlich 6 Stefan Weller 9 Hanna Läng, Lokalpfarrerin, teilzeitlich 7 Markus Schöni 6 Ruedi Stähli, Lokalpfarrer 2 Dorotheé Offermann, Lokalpfarrerin, 2 teilzeitlich Aufsicht: Martin Streit Andreas Röthlisberger, teilzeitlich 2 Heidi Schnegg-Geiser, Lokalpfarrerin, 2 teilzeitlich vakant Aufsicht Martin Streit Christoph Schluep, Lokalpfarrer 14 Emerson de Oliveira Steinmann 7

Berner Distrikt Claudia Haslebacher (3), Distriktsvorsteherin, Laupen

Burgdorf-Breitenegg Büren-Grenchen Frutigen-Adelboden Gerlafingen Gstaad Interlaken Oberemmental Lenk Lyss-Aarberg Region Oberaargau

Tunisie Tunis

Birsfelden

Biel

Afrique du Nord supervision par le coordinat. Daniel Nussbaumer

Basel-Neubad Basel-Kleinbasel

Belp Bern

Belgique Bruxelles

Baden Basel-Allschwilerplatz /St. Johann Basel-Bethesda

Thomas Matter Marc Nussbaumer, teilzeitlich Hanspeter Minder, teilzeitlich Sylvia Minder, teilzeitlich Esther Baier Heinz Bähler, Lokalpfarrer, teilzeitlich ab 1.10.2014 vakant Stephan Johanus, teilzeitlich Barbara Schär

Klaus Fietkau Gunnar Wichers Theo Rickenbacher, teilzeitlich Matthias Fankhauser, teilzeitlich Felix Wilhelm Moises Vasconcelos, Lokalpfarrer, teilzeitlich Peter von Känel, teilzeitlich Hans Eschler, Lokalpfarrer, teilzeitlich Rolf Wyder Ernst Hug Matthias Fankhauser, teilzeitlich Urs Ramseier André Ottersberg Jürg Schrammel, teilzeitlich Cornelia Schrammel, teilzeitlich Samuel Humm, Lokalpfarrer Serge Frutiger ein Praktikant Daniel Etter Heidi Berger, Lokalpfarrerin, teilzeitlich Ueli Stettler, Lokalpfarrer, teilzeitlich

4 15 8 4 9 9 2 7 7 12 1 1 11 7 7 4 10 3 10 5


Mit Gewalt auf die zweite Linie.

Rothrist Schlatt Schwarzenburg Solothurn Spiez-Oey Thun Worb Zofingen

Andy Hostettler, teilzeitlich 6 Werner Eschler 11 Markus Kleiner 12 Urs Rickenbacher 8 Moises Vasconcelos, Lokalpfarrer, teilzeitlich 9 Andreas Steiner 4 Matthias Bünger 4 Andreas Zimmermann, Lokalpfarrer, 6 teilzeitlich Rosmarie Haldimann, Lokalpfarrerin, 2 teilzeitlich Stefan Moll 12

Jörg Niederer (6), Distriktsvorsteher, Frauenfeld

Davos Embrachertal Eschlikon Flaach Frauenfeld-Weinfelden Herisau Klingenberg-Kreuzlingen Kloten-Glattbrugg Region Greifensee Region Schaffhausen Rhein-Bodensee Romanshorn Rüti-Wald-Hombrechtikon St. Gallen-Teufen Koreanische Gemeinde Sevelen

Uzwil-Flawil Wetzikon Winterthur

Bernfried Schnell 4 Daniel Eschbach 6 vakant Aufsicht: Jörg Niederer Stefan Pfister, teilzeitlich 4 Monika Zolliker, Lokalpfarrerin, teilzeitlich 5 vakant Aufsicht: Nicole Becher eine Praktikantin, teilzeitlich Samuel Meyer, Lokalpfarrer 3 Nicole Becher, teilzeitlich 7 eine Praktikantin, teilzeitlich Christian Hagen 1 Brigitte Moser 7 Andrea Brunner-Wyss, teilzeitlich 3 Markus Bach 4 Philipp Kohli, teilzeitlich 2 Peter Steiger 10 Markus Schiess 9 Markus Da Rugna, teilzeitlich 5 Stefan Zürcher 15 Peter Gumbal 4 Jeongsoo Lee, Lokalpfarrer, teilzeitlich 6 Dominik Schuler, Lokalpfarrer, teilzeitlich 1 Aufsicht: Jörg Niederer

Rolf Wüthrich vakant Aufsicht: Ueli Sennhauser Simon Zürcher Philipp Kohli, teilzeitlich Stefan Zolliker

1 9 2 3

Besondere Dienstzuweisungen Margrit Bieri Matthias Fankhauser Sigmar Friedrich Stephan Koch

Distrikt Nordostschweiz Bregenz Bülach-Oberglatt Chur

Stäfa-Männedorf Turbenthal-Russikon

Marc Nussbaumer Erika Stalcup Kean Ung

Seelsorge im Zentrum Artos, 7 Interlaken, Lokalpfarrerin, teilzeitlich fresh expressions, teilzeitlich 1 Redaktor Kirche und Welt, teilzeitlich 9 Zentrumsseelsorge Alterszentrum Bethesda, teilzeitlich 1 Spiritual Leadership SLI, teilzeitlich 1 Diakonin: Doktoratsstudien USA und ehrenamtliche Mitarbeit Lausanne 1 Kambodschaner Mission in der Schweiz, 26 teilzeitlich

Im Studium Bewerber und Bewerberinnen für das Predigtamt, an der Theologischen Hochschule in Reutlingen Judith Trüssel Daniel Jaberg Markus Allenbach Sarah Bach Jae Bin Kim Matthias Gertsch Damaris Raymann

Bischöfe im Ruhestand Franz Schäfer, Zürich Heinrich Bolleter, Oberentfelden

Im Ruhestand Ruth Abächerli, Männedorf Elsi Altorfer, Winterthur Rahel Arn, Bichwil Henri Bauer, Schiltigheim, F Heidi Bebion, Wald René Blanc, Milhaud, F Paul Bommeli, Colombier Erich Bopp, Schaffhausen Ernst Brunner, Zofingen Jakob Brunner, Winterthur Lisbeth Brupbacher, Wichtrach Josua Buchmüller, Basel Robert Budry, Hinwil Werner Burkhard, Thun Josué Escharavil, Viviers-sur-Rhône, F Jürg Eschbach, Burgdorf Urs Eschbach, Liestal Willy Fankhauser, Langenthal Christa Frey, Basel

Werner Friedli, Hausen bei Brugg Robert Frischknecht, Gränichen Walter Gaberthüel, Naters Pierre Geiser, Gennevilliers, F Walter Geiser, Zürich Martin Geu, Löhningen Ernst Gisler, Winterthur Marc Gorin, Anduze, F Hans Hauzenberger, Hölstein Erwin Hopfengärtner, Uzwil Max Huber, Langnau a.A. Hugh G. Johnson, La Bégude de Mazac, F Bernhard Krebs, Enggistein Esther Kunz, Schaffhausen Walter Landolt, Gais Hans Lanz, Zürich Bernard Lehmann, Strasbourg, F Toni Lüthy, St. Gallen

Peter Matter, Gasel Wilfried Meyer, Winterthur Ruth Moesch, Bubikon Frédéric Mohr, Männedorf Alfred Müller, Schöftland Markus Müller, Adelboden Walter Müller, Herzogenbuchsee Daniel Osswald, Colmar, F Evelyne Otge, Langlade, F Johann Ottersberg, Solothurn Paul Pieren, Achseten Andreas Röthlisberger, Windisch Daniel Roman, Waltenheim-Zorn, F Annemarie Roser, Riehen Lienhard Roser, Aarau Martin Roth, Olten Martin Rüd, Thun Elisabeth Russenberger, Eglisau Philippe Schaerer, Basel

Ernst Schär, Interlaken Robert Seitz, Strengelbach Ueli Sennhauser, Sternenberg Peter Siegfried, Kehrsatz Samuel Stauffer, Gap, F Werner Steiner, Frutigen Heinz Stirnemann, Muttenz Annemarie Studer, Burgdorf Theophil Tobler, Turbenthal Emil Trummer, Frutigen Ernst Wäfler, Spiez Albert Waechter, Haute Rivoire, F Erika Weber, Langnau Roland Wehrli, Küttigen Paul Wettstein, Moosseedorf Michel Weyer, Strasbourg, F Gerhard Winkler, Huttwil Werner Wydler, Uster Kirche und Welt Welt  Nr. 7/2014

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SONDERBERICHT JK 2014

Kirche ist Mission JK + ZK

Einblicke in die Arbeit in Nordafrika

Geistlicher Frühling in Tunis

Neue Mitarbeitende Praktikant/in Annegreth Jende, Eschlikon u. Frauenfeld-Weinfelden Wilson Rehmat, Lyss-Aarberg Pfarrpersonen als Mitglied auf Probe Christian Hagen, Herisau Rolf Wüthrich, Stäfa-Männedorf Daniel Morata, Montélimar Lokalpfarrer/in Dominik Schuler, Sevelen Zentrale Dienste Emanuel Fritschi, B+B Arabella da Silva, Connexio Kevin Mattmann, Zentralverwaltung (Praktikant)

Beendigung des Arbeitsverhältnisses Jeffrey Masquiren, Lokalpfarrer Patrick Siegfried, Pfarrer Heinz Bähler, Lokalpfarrer (per 30.9.2014) Cornelia Baburi, Connexio

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Kirche und Welt  Welt Nr. 7/2014

Zeugnishaft: Freddy Nzambé (l.) und Daniel Nussbaumer berichten aus den Gemeinden in Nordafrika.

Von Thomas Rodemeyer

aus Vau sur Seine boten als Referenten spannende Perspektiven zum Thema.

Fréddy Nzambé, Pfarrer in Tunis, und Daniel Nussbaumer, Koordinator für Nordafrika, berichteten aus den EMK-Gemeinden in Tunesien und Algerien und baten die Jährliche Konferenz um Fürbitte.

Die EMK in Tunesien besitzt in Monfleuris (Tunis) zwei Häuser an attraktiver Lage. Mit der Ankunft von Sylvie und Freddy Nzambé hat sich hier einiges verändert. «Ein neuer Wind ist in der EMK in Tunesien eingekehrt», sagte Daniel Nussbaumer. Die Gebäude wurden renoviert und sollen Leuten offenstehen, die auf der Suche sind. Sie umfassen unter anderem eine Bibliothek und ein Wohnheim für Studentinnen aus dem südlichen Afrika. Die Neueröffnung wurde mit einem Kolloquium begangen, das die Spiritualität am Ende des Lebens zum Thema machte. Ein Arzt, ein tunesischer Professor als Spezialist für den Islam und ein christlicher Vertreter

Unsicherheit Das Land Tunesien befi nde sich in einer Phase des Wartens auf bessere Tage, berichtete Freddy Nzambé. Die Leute warteten auf die nächsten Wahlen, die vermutlich von diesem Jahr auf 2015 verschoben werden, damit die provisorische durch eine reguläre Regierung abgelöst werden kann. «Im Land ist eine grosse Unsicherheit zu spüren», sagte er. Für Christen in Tunesien bestehe zwar nicht die Gefahr einer Verhaftung, aber sie spüren den Druck ihrer Familien, die den christlichen Glauben und die Abkehr vom Islam mit einer Ehrverletzung gleichsetzen. Blütenlese «In Algerien wartet man weiterhin auf den geistlichen Frühling», sagte Daniel Nussbaumer. Es gebe aber bereits die ersten Blumen. So wurde im letzten Jahr der Bezirk Alger der EMK als dritter Bezirk nach Larbaa Nath Irathen und Ouacif gegründet. An christlichen Feiertagen darf die Gemeinde in Alger zusammen mit der katholischen Kirche eine Radiosendung produzieren und so Zeugnis geben. Derzeit wird an der offiziellen Anerkennung der EMK in Algerien gearbeitet, wobei der Ausgang dieser Bemühungen in Gottes Hand liegt.


Die Jährliche Konferenz wählte eine neue Kirchenleitung

Segensbitte für den Vorstand Kurz notiert

Einsetzung: Mit einer von der ganzen Konferenz gesungenen Segensbitte wurde der neue Vorstand in sein Amt eingesetzt.

Von Barbara Streit-Stettler

Mit der Jährlichen Konferenz 2014 treten für die Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) Schweiz-Frankreich-Nordafrika neue Strukturen in Kraft. Die Delegier-

Stimme haben werden. Der Leiter der Zentralverwaltung, Daniel Burkhalter, und die Kommunikationsbeauftragte, Barbara Streit-Stettler, sind beratend und ohne Stimmrecht dabei.

ten wählten in diesem Zusammenhang einen neuen Vorstand für ihre Kirche.

Eine der wichtigsten strukturellen Neuerungen betrifft die Kirchenleitung der EMK. Bislang nahmen der Kirchenvorstand, das Kabinett und der Strategierat Leitungsfunktionen wahr. Nicht immer war klar, welchem Gremium welche Leitungsaufgabe oblag. Die Mitglieder Der neue Vorstand, den die Jährliche Konferenz neu einsetzte, wird nun die wichtigsten strategischen Entscheide für die Kirche treffen. Den Vorsitz teilen sich Pfarrer Matthias Bünger aus Thun und Bischof Patrick Streiff, der zusammen mit den vier Distriktsvorstehern von Amtes wegen Mitglied des Vorstandes ist. Als weitere stimmberechtigte Mitglieder wurden gewählt: Markus Steinle, Banker aus Belp, Stefan Schnegg, Ausbildner bei einer Versicherung aus Bülach, Edith Buschenrieder, pensionierte Finanzberaterin aus Mulhouse (F), Marc Berger, Betriebswirtschafter und Präsident des Comité directeur der EMK Frankreich aus Munster (F) sowie Markus und Ruth Voegelin, die als Konferenzlaienführer gemeinsam eine

Die Segnung Die neuen Vorstandsmitglieder wurden am Schluss der Konferenz für ihre verantwortungsvolle Aufgabe von Pfarrerin Esther Baier aus Adliswil und Distriktslaienführer Nordostschweiz, Manuel Both, gesegnet. Die Segnenden überreichten dem Vorstand als Gesamtgremium eine Sitzungskerze. Zum Zeichen, dass sich die neue Kirchenleitung nun als Team auf einen gemeinsamen Weg macht, erhielt jedes Mitglied zusätzlich ein Freundschaftsbändeli geschenkt.

Sozial-Bau Das neue Bau- und Verwaltungsstatut, das zur Genehmigung stand, führte zu engagierten Diskussionen. Hinzugefügt wurde ein zusätzlicher Grundsatzartikel, den die Laiendelegierte Christine Schneider aus Embrach eingebracht hatte: «Beim Bauen und Bewirtschaften von Liegenschaften handelt die EMK ethisch und sozial verantwortungsvoll.» Wichtige Unterstützung Die Freunde der Theologischen Hochschule Reutlingen (THR) werden sich 1. Juli auf der neuen Website www. freundeskreis-thr.ch über Aktuelles der Schweizer Studierenden (Fotos, Lebensläufe, Berichte) informieren können und so teilhaben an der Ausbildung unserer zukünftigen Pfarrpersonen und Jugendpfarrer. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die die THR mit Gebeten, Nachfragen und Finanzen unterstützen und so die wichtige geistliche Arbeit mittragen. Diese Unterstützung ist für Studierende und Dozierende sehr wichtig und hilfreich! Indoor-Ballonflug Die Fachstelle Bildung+Beratung der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) feierte in diesem Jahr ihr 10-jähriges Bestehen. An der Jährlichen Konferenz veranstaltete sie deshalb einen Indoor-Ballonwettbewerb, den die Bezirke Flaach und St. Gallen gewannen. Sie können zwischen einem halben Tag Beratung oder zwei Meter Crèmeschnitten für eine Gemeindeanlass auswählen.

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SONDERBERICHT JK 2014

Kirche ist Mission JK + ZK

Konferenz-Gottesdienst zum Thema der aufgehenden Sonne

Ringen um den Segen Gottes

Vereint: der Chor der deutschsprachigen und der KoreanerGemeinde in St.Gallen sangen ein Lied in Koreanisch und Deutsch.

Das Thema der Jährlichen Konferenz «Im Osten geht die Sonne auf» wurde nochmals in den Liedern aufgenommen, die von einer Gesangsgruppe aus der koreanischen Gemeinde der EMK St. Gallen begleitet wurde.

ängstliches Umsorgen des erworbenen Reichtums, eine problematische Vergangenheit, die uns einholt – und Menschen, die sich an alte Verheissungen Gottes erinnern. Mit einem Stossgebet beginnen sie mit Gott zu ringen. Der Bischof ermutigte zu diesem Ringen mit Gott. Das führe zur persönlichen Erfahrung, Gesegnete zu sein und mutig Schritte in die unbekannte Zukunft zu gehen. Diese Erfahrung entspricht dem Aufgehen der Sonne in der Geschichte von Jakob. «Aber», so warnt der Bischof auch aufgrund der Jakob-Erzählung, «wir werden als Einzelne und als Kirche irgendwo auch einen Schlag auf die Hüfte einstecken und hinken, um demütig mutig zu werden.»

Hoch aktuell In der Predigt ging Bischof Patrick Streiff auf eine Erzählung von Jakob ein, wie er am Jabbok mit Gott gerungen hat. Diese Geschichte nehme die Situation in der heutigen Zeit gut auf: zerstrittene Kleinfamilien, Betrügereien, Aufbrüche an ungewisse Orte,

Beauftragt Im zweiten Schwerpunkt des Gottesdienstes wurde Dominik Schuler als neuer Lokalpfarrer beauftragt. Christian Hagen, Rolf Wüthrich und der abwesende Daniel Morata wurden als Mitglieder auf Probe aufgenommen. Bernfried Schnell wurde als Ältester

Von Markus Bach

Die Jährliche Konferenz SchweizFrankreich-Nordafrika 2014 in Frauenfeld endete mit einem Festgottesdienst in der Rüegerholzhalle. Zwischen 800 und 900 Personen nahmen am feierlichen Gottesdienst teil, in dessen Mittelpunkt die Predigt von Bischof Patrick Streiff stand und Bernfried Schnell als Ältester der Kirche ordiniert wurde.

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der Kirche ordiniert. Er ist seit drei Jahren Pfarrer der EMK in Bregenz und hat ein Ja zur Vollen Verbindung mit der Kirche gefunden. Für alle Pfarrpersonen der Jährlichen Konferenz wurde die Dienstzuweisung mittels eines Segens durch die Distriktsvorsteher/in ausgesprochen. Vielfältig Das Nachmittagsprogramm bot eine Vielzahl von Workshops: Foto-Mosaik, Basteln von besonderen «Sonnen»-Kugeln, Sonnenuhr oder Kompass, Grussbotschaften nach Kambodscha, Harassen klettern, chillen, twittern, eine Ausstellung über Carl Lutz und Informationen der «Bananenfrau» Ursula Brunner, einer Pionierin des fairen Handels aus Frauenfeld. Zum Abschluss der Jährliche Konferenz sprach Bischof Patrick Streiff ein Segensgebet.


SENIOREN 55+

Leichtigkeit: Die «neuen Alten» entwickeln eine Spiritualität der Weite und der Offenheit.

Glaube und Spiritualität im Alter

«Meine Seele bekommt Flügel!» Von Susanne Vögeli

«Weisst Du, ehrlich gesagt: ich hätte manchmal das Bedürfnis, mich von all dem – zwar Guten und Wohlvertrauten – zu verabschieden! Bibelstunden, Alphalivekurse, Gesprächsrunden – es ist doch immer das Gleiche! Hat das

getrockneten Gottesbeziehung wieder auf die Sprünge zu helfen. Sie wirft ab, was sich nicht mehr bewährt, und experimentiert mit anderen Formen, um ihrer Seele, ihrem Geist Nahrung zuzuführen. Sie stellt sich neue religiöse und spirituelle Fragen, jetzt, da Haut und Herz schlaffer werden.

volle Leben nicht noch mehr zu bieten?! Mir scheint, ich hätte einfach nicht alles ausgelotet, was Gott für mich parat hält!»

Meine Freundin, die diese – zugegeben gewagten – Aussagen machte, wirkte dabei leicht trotzig ... oder eher ernüchtert und enttäuscht? Sie besuchte seit Kindsbeinen treu ihre Gemeinde, erlebte eine tiefgreifende Gottesbegegnung und arbeitete daraufhin freudig in vielen kirchlichen Gremien mit. Sie half begeistert in der Gestaltung von Gottesdiensten. Und nun das? Hat ihr Glaube Schiffbruch erlitten? Neue Fragen Sie ist nicht nur ehrlich und mutig, sie gehört auch zur Generation 55 plus. Und sie ist daran, Neues zu entdecken, um ihrer im Laufe der Jahre ein-

Kreative Zugänge zu Schätzen des Glaubens Neu entdecken Recht hat sie. Nur wo sie selbst mit ihren Fragen ins Spiel kommt, kann sie auch andere ins Spiel mit dem Älterwerden und der Spiritualität begleiten. Sie widmet sich verschiedenen kreativen Methoden der Biografiearbeit mit Glaubensschätzen; sucht nach Wegen der Aussöhnung mit sich selbst. Sie nimmt in einer Gruppe teil, wo Bibliodrama und Bibliolog eingeübt werden. Dadurch entdeckt sie das heilende und befreiende Evangelium ganz neu. Sie gründete mit einer Nachbarin ein «Spiritual Move», eine Form von Bewegung in der Natur mit vorgängig kleiner Andacht und Stille in der Kirche.

Eine neue Berufung Plötzlich stellt sie sich die Grundfragen des Lebens anders: Woher komme ich? Was gibt meinem Leben Sinn? Wohin gehe ich? «Und manchmal», sagt sie, «habe ich das Bedürfnis, ein klassisches Konzert oder ein Kunsthaus zu besuchen. Und im bewussten Hören auf die Musik oder im Betrachten der Bilder mache ich die Erfahrung, dass meine Seele Flügel bekommt!» Sie entwickelt eine Spiritualität der Weite und der Offenheit und hat das Empfinden, in einen weiten Raum zu treten, in dem es ihr wohl ist. Hält Gott vielleicht sogar eine neue Berufung für sie parat?   Partizipation wünschen die «neuen Alten» der Generationen Leben 55 plus. Lustvolle Feiern, um geistlich zu tanken, und neue Räume, um dem lebendigen Gott zu begegnen.

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CONNEXIO

Ausbeutung: Bei einer Begengungsreise konnten die Teilnehmer/innen sehen, wie Minengesellschaften fruchtbares Land zerstören.

Die Plünderung des Kongo mit Schweizer Hilfe

Muss die Missionsstation Mulungwishi Von Andreas Stämpfli

Mulungwishi liegt in einem der rohstoffreichsten Gebiete des Kongo. In den Hügeln rund um die Missionsstation und auch direkt darunter gibt es Kupfer und Kobalt. Ausländische Konzerne möchten dieses Material günstig abbauen. Doch was haben die Kirche und die dort lebenden Menschen davon?

Soll die Kirche selber Schürfrechte kaufen und versuchen, mit Kupfer und Kobalt auf ihrem Gelände Geld zu verdienen? Oder soll sie Schürfrechte kaufen und damit verhindern, dass Minengesellschaften auf der Missionsstation zu graben beginnen? Mit solchen Fragen beschäftigten sich in den letzten Jahren die Verantwortlichen der Missionsstation Mulungwishi in der Provinz Katanga der Demokratischen Republik Kongo. Doch solche Fragen müssen gar nicht mehr gestellt werden, denn die Schürfrechte sind längst für billiges Geld an ausländische Konzerne verkauft worden, die den Kongo bis aufs Letzte ausbeuten.

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Düstere Aussichten Weil der kongolesische Staat schwach ist und viele Politiker korrupt sind, wurden die meisten der kongolesischen Minengesellschaften in den letzten 15 Jahren geschlossen und für wenig Geld an ausländische Firmen verschachert. Diese bringen nun vordergründig Wohlstand, indem sie die Minen wieder in Schwung bringen, Arbeitsplätze schaffen und Strassen bauen. Doch vom eigentlichen Gewinn aus dem Erzabbau sehen die Kongolesen nichts. Die Minengesellschaften zerstören grossflächig die einst fruchtbare Gegend der Provinz Katanga und lassen zerklüftete und vergiftete Böden zurück, auf denen kaum jemals wieder Landwirtschaft betrieben werden kann.

Kaputte Böden – vergiftetes Wasser Internationale Studien sagen der Region Katanga eine düstere Zukunft voraus: Bis in etwa 15 Jahren soll der grösste Teil der Bodenschätze abgebaut sein. Dann schliessen die Minen. Zurück bleiben riesige Umweltschä-

den, kaputte Böden und vergiftetes Wasser. Neben dem Bergbau gibt es kaum Arbeit. Landwirtschaft ist nur noch an wenigen Orten möglich.

Arbeit unter miserablen Bedingungen Schweizer Drahtzieher Neben chinesischen und südafrikanischen Gesellschaften beteiligt sich insbesondere auch Glencore mit Sitz in Zug an der Ausbeutung des Kongo. Glencore ist eine der grössten Rohstoffhändlerinnen der Welt. Mit 186 Mia. USD (2011) hat sie den grössten Umsatz aller Firmen in der Schweiz. Glencore hat mit zwei Tochterfirmen Konzessionen für riesige Kupfer- und Kobaltgebiete in Katanga.   Die Arbeitsbedingungen sind in den Minen der Glencore-Tochterfirmen katastrophal: Arbeiter werden als Taglöhner nur dann beschäftigt, wenn sie gerade gebraucht werden. Sicherheitsbestimmungen werden kaum respektiert. Die Bergleute sind verschiedensten Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Zur Herstellung von Kupferprodukten setzen die Fabriken


CONNEXIO

einer Kupfermine weichen? Schwefelsäure und weitere toxische Substanzen ein, die ungeklärt in die Flüsse geleitet werden. Die Fischbestände wurden vielerorts vollständig vernichtet.   Obwohl die Produktion in den letzten Jahren wieder deutlich gestiegen ist, gingen die Einnahmen der Provinz Katanga aus dem Bergbau stetig zurück. Die Unternehmen finden immer neue Schlupflöcher, um Steuern und Abgaben zu vermeiden und allen Gewinn ins Ausland zu verschieben.

Opfer sollen in der Schweiz klagen können Recht ohne Grenzen Ob Glencore im Kongo, Holcim in Guatemala oder Triumph in Thailand: Immer wieder kommen Schweizer Konzerne mit Menschenrechten und Umweltstandards in Konflikt.   Die Kampagne «Recht ohne Grenzen», die von rund 50 Entwicklungsund Menschenrechtsorganisationen getragen wird, fordert von Bundesrat und Parlament gesetzliche Bestimmungen, damit Firmen mit Sitz in der Schweiz weltweit die Menschenrechte

und die Umwelt respektieren müssen und Opfer von Menschenrechts- und Umweltverstössen in der Schweiz auf Wiedergutmachung klagen können. Am 28. Mai 2014 hat der Bundesrat ein entsprechendes Postulat beantwortet und einen umfassenden Bericht veröffentlicht. «Recht ohne Grenzen» begrüsst die gute Auslege­ordnung des Bundesrats und die grundsätzliche Würdigung verbindlicher Regeln. Es sei hingegen bedauerlich, dass der

Bundesrat es bei der «Grundlage für mögliche konkrete Gesetzesvorschläge» belässt und es verpasse, den nächsten logischen Schritt, die gesetzliche Verankerung der Sorgfaltsprüfung an die Hand zu nehmen, so die Pressemitteilung von «Recht ohne Grenzen». www.rechtohnegrenzen.ch

SO KÖNNEN SIE HELFEN Die Evangelisch-methodistische Kirche in der Demokratischen Republik Kongo Die EMK im Kongo ist eine der grössten Kirchen des Landes. Sie umfasst vier Bischofsgebiete mit insgesamt mehr als 1.2 Mio Mitgliedern, 1500 Gemeinden und mehr als 1000 Pfarrpersonen. Die Kirche betreibt viele Primar-, Sekundar- und Mittelschulen sowie drei Universitäten, etwa 200 Gesundheitsposten und drei grosse Spitäler. Daneben betreiben viele Gemeinden und Distrikte zahlreiche Projekte, um der Bevölkerung ganzheitlich zu helfen etwa durch Unterstützung in der Landwirtschaft und bei der Einkommensgenerierung. Connexio unterstützt die Arbeit der EMK im Kongo mit jährlich rund CHF 400 000.–. Spenden sind herzlich willkommen: PC 87-537056-9, EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, Tel. 044 299 30 70, www.connexio.ch

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UMSCHAU

Verstorben Susi Kurzen-Kolb (84) Frutigen am 2.2.2014 Hans Hugentobler-Widmer (89) Uzwil-Flawil am 7.4.2014 Helen Schaufelberger (97) Rüti-Wald-Hombrechtikon am 24.4.2014 Ernst Moser-Roggensinger (81) Uzwil-Flawil am 7.5.2014 Maria Bänziger (90) Muhen am 10.5.2014 Annemarie Wäfler-Schranz (90) Frutigen am 10.5.2014

Hauptprobe: Die «Strassenkinder» sind gespannt was Lynn, Ramona und Joelle zu erzählen haben.

Das Musical «Wär?» der Jungschi Wisseschtei (Solothurn)

Wenn Urlaubstage mehr als nur erholsam sind Von Stefanie Bopp, Jungschi Wisseschtei

«Wär? Wär? Wär kümmret sich um mi? Wäm? Wäm bin i nid eifach glich?

Otto Brunner (92) Zofingen am 15.5.2014

Für wele Mänsch uf däre Wält macht’s

Ruth Meier-Hotz (91) Stäfa-Männedorf am 15.5.2014

in die Runde. Das Musical «Wär?»

Berth Oertli-Meier (90) Bülach-Oberglatt am 16.5.2014 Fritz Schmid-von Gunten (96) Frutigen am 17.5.2014 Gertrud Roth (94) Aarau am 22.5.2014

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en Unterschied, ob i läbe oder nid?» So oder ähnlich tönte es am 9. Mai in

genüber ihren Privilegien und Annehmlichkeiten in der Schweiz. Das lässt sie nicht mehr los. Die Schattenseiten des Ferienlandes beschäftigen sie noch zu Hause. Und die Teenager fassen gute Vorsätze. Sie versuchen diese in ihrem Alltag umzusetzen.

der EMK Solothurn herausfordernd ging zum ersten Mal über die Bühne.

Eingeladen hatte die Jungschar Wisseschtei. Die zehn Leiter und sieben Helfer vermochten die 26 Kinder kaum zu bremsen. Rund 140 Zuhörer klatschten begeistert Beifall. Ein eindrücklicher Freitagabend in der EMK Solothurn. Es folgten zwei weitere Aufführungen in Rothrist und Zofingen. Ferien mit Nachwirkung Das Musical erzählt Erlebnisse von drei Teenagern. Mit ihren Eltern geniessen sie ihre Ferien am Palmenstrand. Es sind nicht nur erholsame Urlaubstage. Die Teenies schliessen Kontakte mit Strassenkindern. Sie entdecken die riesigen Gegensätze zwischen deren Lebenssituationen ge-

Die Schattenseiten des Urlaubslandes Feuer der Begeisterung Das Musical lebt von fätzigen Liedern. Eingängige Texte regen zum Nachdenken an. Das wollten wir mit unserem Musical erreichen. Die Entscheidung, wieder – Sie haben richtig gelesen, «wieder!» – ein Musical auf die Bühne zu bringen, fiel allerdings nicht über Nacht. Doch die positiven Erinnerungen an unser erstes Musical im 2009 hielten das Feuer der Begeisterung für ein neues Projekt in unseren Herzen wach. Weshalb ein Musical? – Ein Musical aufführen • fördert den Zusammenhalt, verbin-


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Schulhausplatz: Die Kinder erzählen einander von ihren Ferienvorhaben und freuen sich auf die freie Zeit.

det die Teilnehmer, Leiter und Helfer, • lässt die Gaben und Stärken der Kinder und ebenso der Leiter einbeziehen, • verpflichtet die Teilnehmer zum Proben, fördert also das regelmässige Dasein, • veranschaulicht ein Thema auf eindrückliche, erlebnisreiche Art und Weise. Der Gedanke, erneut ein Musical anzupeilen, war in den Köpfen des Jungschi-Teams stets präsent. Bei jedem Programm-Höck wurde darüber diskutiert. Anfangs 2013 fiel die Entscheidung: 2014 wird ein neues Musical auf die Beine gestellt. Im März 2013 folgte die erste Sitzung des Kern-Teams. Ein voller Erfolg Heute gehören die Aufführungen des Musicals «Wär?» bereits der Vergangenheit an. Doch im Team, bei den Kindern und Helfern, ebenso bei vielen Besuchern sind die Aufführungen noch sehr präsent. In Rothrist und Zofingen tauchten deutlich weniger

Leute auf. Schade! Denn die durchwegs und an allen Orten positiven Rückmeldungen bestätigten uns: Die Aufführungen waren ein voller Erfolg. Riesig freuen uns die Spenden von CHF 2500.– für Connexio zugunsten Strassenkindern des Projektes «Lecheria in Argentinien».

langen E-Mails und unzähligen Telefonate, all die Sorgen und Fragen! Klar, wir haben dringend eine Pause nötig. Wer einen grossen Gott hat, darf ausruhen! Die nötige Energie auftanken, die Kapazität für ein neues Projekt aufbauen können – das kommt nicht von Heute auf Morgen.

Immer wieder wurde darüber diskutiert

Erfreulich normal Umso mehr freuen wir uns wieder auf das ganz «normale» Jungschi-Leben. Also Jungschi-Nachmittage mit Schlangenbrot und Seiltechnik, Bändelikampf und Mister X, Nümmerle und Lumpeliedli und, und, und. – «Haut äbä aues was me ir Jungschi so macht!»

Beim nächsten Mal … Was bleibt? – Gute Frage. Es bleiben viele Erinnerungen: Ein Film unserer Aufführung in Solothurn, tolle Fotos! Weiter die Begeisterung für ein nächstes Projekt. – In unseren Hinterköpfen rumort es schon wieder gewaltig: «Folgt ein nächstes Musical? Wenn ja, mit welchem Thema?» Bei der Auswertung im Team fielen immer wieder Sätze wie: «Also beim nächsten Mal müssen wir …» oder «darauf wollen wir dann besser achten …» usw. Die strahlenden Gesichter, der überwältigende Applaus überwiegen bei Weitem den riesigen Aufwand, die

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SELBSTÄNDIGE WERKE

Unterstützung: Die Selbstständigkeit zu erhalte, ist uns ein Anliegen.

Die Wohn- und Pflegeangebot der Diakonie Bethanien

Wo ist mein Zuhause, wenn ich alt bin? Von Andreas Schaefer, Seelsorger in der Diakonie Bethanien und Caroline Schubert, Case Managerin in der Diakonie Bethanien

Seit Beginn der Menschheitsgeschichte sucht und baut der Mensch seine Behausung. Das Dach über dem Kopf ist mehr als ein paar Balken mit Ziegeln darauf. Das Dach ist symbolisch und seelisch auch die Beheimatung, die äussere Dimension für das

schon gerne auf andere angewiesen sein? Wenn nötig helfen Spitex, Pro Senectute oder auch die Familie. Die Aufenthaltsdauer in einer Einrichtung wird dadurch erheblich kürzer.   Die Entwicklung hat auch eine Kehrseite: Oft bleibt zu wenig Kraft und Zeit, sich neu einzugewöhnen. Gesundheitliche Mehrfachbelastungen schränken ein. Auch die Kontakte zu neuen Menschen können herausfordernder werden.

innere Zuhause. Natürlich hängt nicht alles von dem Haus ab, in dem wir wohnen. Doch es prägt unser Leben.

Viele ältere Menschen erleben folgende Spannung:   Wenn es mir noch gut geht, bleibe ich lieber, wo ich schon lange bin.   Geht es mir dann schlechter, ist ein Umzug umso schwieriger und scheint riesengross. Aber jetzt warte ich mal ab… Bleiben wollen Viele bleiben so lange wie möglich in der vertrauten Wohnung. Die Selbstbestimmung bekommt einen hohen und berechtigten Wert. Wer will

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Wann ist es Zeit für Neues? Sich selbst fragen Einige Grundfragen helfen, um zu einer Entscheidung zu finden: Wie stelle ich mir die nächsten Jahre vor? Ist die jetzige Wohnform geeignet, auch wenn ich beispielsweise weniger mobil bin? Wann ist es Zeit, mich auf etwas Neues einzulassen? Ist die Ortsoder eher die Familiennähe wichtiger, falls ich pflegebedürftig werde? Welche Menschen könnten mich beraten? Warum schiebe ich die Themen vor mir her? Was denken eigentlich meine nächsten Angehörigen darüber?

Alternativen prüfen Auch im Alter ist es nicht vorgegeben, wie man wohnt. Es gibt unzählige Angebote, die sorgfältig überprüft werden müssen, ob sie wirklich den persönlichen Wünschen und Neigungen entsprechen. Wie Menschen im Alter leben und betreut werden, hat sich stark verändert. Auch kantonal sind grosse Unterschiede zu verzeichnen. So leben beispielsweise im Kanton Zürich rund 27% der über 80-Jährigen in einer Institution, im Kanton Waadt lediglich 14%. Der Trend zeigt auch, dass ambulante Angebote laufend erweitert werden und Institutionen mit ihren verschiedenen Wohnformen sich ändern. Alternativ gibt es Entwicklungen, dass Pflegepersonen aus dem Ausland im eigenen Haushalt beschäftigt werden oder Aufenthalte im Ausland, wie beispielsweise Thailand, ins Auge gefasst werden. Den Bedürfnissen angepasst Auch die Diakonie Bethanien hat sich seit ihrem Bestehen laufend den Bedürfnissen angepasst und bestehende Angebote erweitert oder neue geschaffen. Zum Beispiel das Betreute Wohnen am Zürichberg: Angespro-


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chen werden hier Menschen, die (noch) selbstständig sind. Die Wohnungen sind jedoch alle rollstuhlgängig und mit einem Notrufsystem ausgestattet. Je nach Bedarf können auch die Dienstleistungen der Spitex Bethanien in Anspruch genommen werden. Ganz in der Nähe befindet sich das Convita Bethanien für Menschen mit grösserem Pflegebedarf. Dieser würde Familienmitglieder, Freunde oder Bekannte vor grosse Herausforderungen – und oft vor Überforderungen – stellen. Erst recht ist das der Fall, wenn ein Mensch permanente medizinische Versorgung benötigt. Sei es altersbedingt oder durch Krankheit. Während im Caravita Bethanien am Zürichberg und im Weyergut Bethanien bei Wabern in Bern Pflegestationen für be-

tagte Menschen angeboten werden, richtet sich das Angebot der Palliative Care im Pallivita Bethanien an schwerkranke Menschen jedes Alters in ihrer letzten Lebensphase.

Älter werden braucht Reife und Weisheit Mutig entscheiden Die Betriebe der Diakonie Bethanien arbeiten mit dem Bezugspflegesystem, was eine konstante Betreuung ermöglicht. Zudem erlaubt der grosszügigere Stellenplan, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Mit dem Case Management können im Vorfeld bei einer Beratung Empfehlungen bezüglich der optimalen Betreuungs-

form besprochen werden. Auch im Bereich von Ein- und Austritten und im Verlauf des Aufenthaltes ist das Case Management eine Ansprechperson für viele verschiedene Anliegen.   Doch ein Umzug – gerade im höheren Alter – ist immer eine grosse Umstellung. Jede Lebensphase hat offensichtlich ihre Herausforderungen. Und älter zu werden ist wirklich nichts für junge Leute. Es braucht viel Reife, Weisheit und Mut, auch für die gewählte Wohnform.

GENERALVERSAMMLUNG DIAKONIE BETHANIEN Die diesjährige GV stand im Zeichen des Aufbruchs: Die Vereinsmitglieder stimmten zu, dass das «Diakoniewerk Bethanien» neu «Diakonie Bethanien» heisst. Der neue Name ist ab dem 2. Juni 2014 gültig. Auch die Erhöhung der Bausumme für das neue Zuhause des «KiEl Bethanien»

wurde bewilligt. «KiEl Bethanien» ist ein stationäres Angebot für Kinder und Eltern in schwierigen Situationen.   Die Pläne des Vorstandes, eine Mutter-Kind-Institution in der Ostschweiz zu übernehmen, stiessen auf Anklang und werden weiter verfolgt.

Auch die Übernahme einer weiteren privaten Spitex Organisation stand zur Debatte und wird ebenfalls weiterverfolgt. Weitere Informationen unter: www.bethanien.ch.

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INSERATE

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INSERATE

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Wertvoll: Die Zeit im Sozialpraktikum vermittelte Sarah Bach wichtige Impulse für den Dienst in der Gemeinde.

Welche Erfahrungen Sarah Bach in ihrem Sozialpraktikum sammelte

«Eine Quelle, die unerschöpflich ist» Von Sarah Bach

Seit mehr als einem halben Jahr studiere ich nun an der Theologischen Hochschule Reutlingen (THR). Das Studium ist immer noch unglaublich spannend, vielseitig und auch immer wieder herausfordernd. Etwas vom Spannendsten bisher war mein Sozialpraktikum.

In den Winter-Semesterferien (Februar – März) ist es für diejenigen, die wie ich im ersten Jahr an der THR studieren, ein sechswöchiges Praktikum in einer Sozialeinrichtung vorgesehen. Ich hatte die Möglichkeit, dies in einem Heim für psychisch kranke oder geistig und körperlich beeinträchtigte Menschen zu machen. Über den Glauben sprechen Das Praktikum war für mich in vielerlei Hinsicht aufschlussreich. Ich durfte viele Gespräche mit Menschen führen, mit denen ich sonst nicht in Kontakt kommen würde. Menschen, die von der Gesellschaft oftmals, bewusst oder unbewusst, ausgeschlossen und gemieden werden, aufgrund ihrer psychischen Krankheit. Die Be-

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wohner erzählten mir offen von ihrem Leben und ihren Schwierigkeiten. Immer wieder kamen wir auf den Glauben zu sprechen.   Wie unterschiedlich doch die Erfahrungen der Bewohner sich gestalten! Eine Frau erzählte mir, wie ihr der Glaube in allen Höhen und Tiefen ein Anker war, der sie ans Leben band. Sie schöpft ihre Kraft und ihren Lebensmut aus Gott, jener Quelle, die so unerschöpflich ist und so viel hergibt, wie das sonst nichts kann.

Ein Anker, der ans Leben bindet Unersetzbares verloren Dann gab es aber auch andere Beispiele: Eine junge Frau beispielsweise, die mit Schizophrenie zu kämpfen hat, wurde von ihrer Gemeinde verstossen mit der Begründung, die Stimmen, die sie in ihrem Kopf höre, seien Stimmen des Teufels und seiner Dämonen. Sie ist in dieser Gemeinde aufgewachsen. Trotzdem war sie aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr angenommen. So verlor

sie auch ihren Glauben. «Mit meinem Glauben habe ich etwas verloren, was durch nichts anderes ersetzt werden kann», erzählte sie mir.   Die Zeit im Sozialpraktikum war für mich sehr prägend, gerade auch in Hinblick auf meinen zukünftigen Dienst in einer Gemeinde. Wie will ich mit Menschen umgehen, die mit Krankheiten oder Schwierigkeiten kämpfen, die ich nicht immer verstehen kann? Wie können wir gerade diesen Menschen, die sonst von der Gesellschaft gemieden werden, Wert und Würde weitergeben? Was würde Jesus tun? Mit anderen teilen Dies sind Fragen, die nicht nur mich, sondern mein ganzes Semester beschäftigen, die wir im Sozialpraktikum waren. In Auswertungsvorlesungen können wir unsere Erlebnisse teilen und wir können gemeinsam versuchen, Lösungsansätze zu formulieren. Das Wunderbare ist, dass wir durch diese Zeiten und Überlegungen nicht alleine gehen, sondern dass uns Gott hindurchträgt, uns führt und uns auch in Zukunft leiten wird. Er wird uns auch helfen, wenn


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Diamantene Hochzeit 19. Juni Gerda und Heinz Stirnemann Bethesda Basel Herzliche Gratulation zum Jubiläum und Gottes Segen auf dem weiteren Weg.

Neue Mitglieder Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag.

wir als Gemeinde solche Menschen begleiten und ihnen Kraft geben wollen, davon bin ich überzeugt!

Gott wird uns helfen und uns leiten Dies also ein kleiner Einblick in meine Zeit im Sozialpraktikum, jetzt geht es wieder ans Griechisch Lernen – bis zu den Prüfungen dauert es nämlich auch nicht mehr lange. Drückt mir die Daumen!

ZUR PERSON Sarah Bach studiert seit Anfang Oktober 2014 an der Theologischen Hochschule Reutlingen. Hin und wieder erzählt sie in Kirche und Welt von ihren Erfahrungen. Von den ersten Studieneindrücken berichtete sie in der Ausgabe 02.2014. issuu.com/emk_schweiz

Barbara Klinger Denise Hintermann Timothy Blaisdell Winterthur am 9. März Denise Maurer Stefan Maurer Michaela Wäfler Walter Wäfler Markus Wyssen Frutigen-Adelboden am 30. März Tobias Hug Sebastian Berroth Roger Schaufelberger-Hug Elmar Schaub Adliswil-Zürich 2 am 4. Mai Silvia Herzog Turbenthal-Russikon am 16. März Michael Herzig Gelterkinden am 11. Mai Die neuen Mitglieder in Winterthur, Turbenthal-Russikon und Frutigen-Adelboden wurden in der Juniausgabe leider den falschen Bezirken zugeordnet. Bitte entschuldigen Sie diesen Fehler. Kirche Kircheund undWelt  Welt  Nr. Nr.12/2011 7/2014

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Teilhaben an der Mission Gottes

Der Name über allen Namen? Von Üllas Tankler

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der weltweiten Missionsbehörde der United Methodist Church

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Das junge Mädchen schaut Heili direkt in die Augen. «Ich habe zu deinem Inri gebetet.» Heili, eine Frau aus der methodistischen Gemeinde in der estischen Stadt Pärnu, arbeitet ehrenamtlich in einem ökumenischen Kinderhaus mit. Dort bekommen Kinder, die in schwierigen Verhältnissen leben, praktische Hilfe. Viele sind extrem arm und viele leben unter traumatischen familiären Bedingungen. Auch das junge Mädchen ist regelmäßig dort.   «Du hast was getan?» Heili wusste nicht, wovon das Mädchen sprach. «Ich habe zu deinem Inri gebetet», wiederholte sie. «So, wie du es mir geraten hast.» Sie deutete auf das Kruzifix an der Wand. Jetzt dämmerte es Heili: Vor ein paar Tagen hatte sie ein Gespräch mit dem Mädchen. Der Teenager berichtete von den Sorgen zuhause. Heili hörte zu und erzählte dann von Jesus. Sie erklärte dem Mädchen, dass Menschen beten und Jesus von ihren Sorgen erzählen können,

weil Jesus uns liebt und uns helfen kann. Während Heili redete, deutete sie auf das Kruzifix an der Wand.   Das Mädchen hatte nie zuvor von Jesus gehört und vergaß den für sie fremden Namen sofort. Aber am nächsten Tag beschloss sie, das mit dem Beten einmal auszuprobieren. Allerdings wusste sie nicht mehr, zu wem sie beten sollte. Deshalb schaute sie sich das Kreuz genauer an – und entdeckte die vier Buchstaben: I.N.R.I. Das musste der Name des Gekreuzigten sein, folgerte sie.   In unseren Kirchen reden und singen wir oft vom «Namen über alle Namen», vom «hoch erhabenen Namen Jesu». Dabei übersehen wir leicht, dass es in Europa heute viele Menschen gibt, die nicht den Hauch einer Ahnung haben, wovon wir da reden und singen. Die Tatsache, dass auch Menschen in unserer Nachbarschaft noch nie etwas von Jesus gehört haben, sollte uns neu über unser Verständnis von «Mission» nachdenken lassen.


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