Kirche und Welt 08/2014

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Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Impulse vom Schwerpunktthema der Jährlichen Konferenz

Wertschätzung fängt bei mir an Seite 6

Connexio hilft nachhaltig und wirkungsvoll

Anschlussfähig bleiben an die heutige Lebenswelt

Wohlstand heisst: Verantwortung tragen

Die Wirkung von Spenden wird oft erst nach Jahren sichtbar Seite 12/13

Zum Gespräch zwischen Glaube und Wissenschaft Seite 16/17

Von Schulden, Reichtum und dem «Himmelskonto» Seite 22/23

The United Methodist Church


Inhaltsverzeichnis Editorial 3 Das Schwerpunktthema der Jährlichen Konferenz

«Du bist wertvoll!»

Was wir von Jesus lernen können

Wertschätzung fängt bei mir an Wie Simon Meier Wertschätzung vermisste und wieder erlebte

Nicht einfach – aber wertvoll

Nicole Becher in neuer Funktion als Co-Trainerin

«Vielleicht schimpfst Du einfach mal nicht?»

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Durch Jesus empfangen wir die Würde der Gotteskindschaft

Gottes Liebe zur Tat werden lassen

Die Wirkung von Spenden wird oft erst nach Jahren sichtbar

Connexio hilft nachhaltig und wirkungsvoll Elisabeth Russenberger (9. April 1936–19. Juni 2014)

Gottes Gegenwart achten

Die Bitte um Vergebung als Ausdruck von Wertschätzung

«Die Gefühle lagen offen vor uns»

Das «Qaudrilateral» hilft im Gespräch zwischen Glaube und Wissenschaft

Anschlussfähig bleiben an die heutige Lebenswelt

Regina Schellenberg ist neu Sekretärin bei Bildung+Beratung

Vernetzen und Beziehungen knüpfen

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Der Finanzplaner Beat Hofstetter über Schulden, Reichtum und das «Himmelskonto»

Wohlstand heisst: Verantwortung tragen Teilhaben an der Mission Gottes

Das neue Gesicht des Christentums

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Zahlreiche Bilder sind während der Jährlichen Konferenz entstanden. Wenn ich dafür durch den Sucher schaute, um dann möglichst im richtigen Augenblick abzudrücken, waren die Reaktionen darauf sehr unterschiedlich. Am meisten haben mich die Konferenzmitglieder aus Frankreich und besonders aus Nordafrika überrascht. Sie antworteten, wann immer sie konnten, auf mein «Klick» mit einem freundlichen: «Merci!» Eine kleine Lektion in Sachen «Wertschätzung». In dieser Ausgabe nimmt dieses Schwerpunktthema der JK noch einmal breiten Raum ein – vor allem mit einigen zeugnishaften Berichten, die an der Konferenz zu hören waren.   Noch einmal Raum nimmt auch das Schwerpunktthema der letzten Ausgabe ein – mit einigen Leserbriefen, die uns unter anderem dazu erreichten, und mit einem Beitrag von C.D.Eck, mit einem spezifisch methodistischen Zugang zur Frage, wie Glaube und Wissenschaft miteinander in einen fruchtbaren Dialog kommen können.   Wie ein verantwortungsvoller Umgang mit den Finanzen aussehen kann, fragte Daniela Deck für die Zahlstelle den Finanzplaner Beat Hofstetter. Lassen Sie sich durch seine Antworten herausfordern!

Sigmar Friedrich Redaktor

Yes, we can! Von Stefan Moll

Eine Umfrage erforscht, in welchem Umfeld eine Sprache zur Lehre der Erlösung («Soteriologie») gefunden werden soll. Das Ergebnis zeigt eine Kirche mit einem ausgesprochen tiefen Selbstwert: Methodisten in der Schweiz halten offenbar nicht besonders viel von sich selber. Sie sind der Ansicht, dass sie deutlich schlechter als andere vom Heil in Jesus Christus reden.   Meiner Meinung nach ist das tief gestapelt. Hier ein paar Gründe, warum wir es ebenso gut wie andere tun: 1. Es ist den Menschen der EMK ausgesprochen wichtig, mit anderen über den Glauben zu sprechen. Viele tun dies auch regelmässig. 2. Die EMK bezieht die Erlösung auf den ganzen Menschen. Nahrung, Vertrauen, Gesundheit oder Sicherheit werden auch als Heil verstanden. 3. Jeder darf kommen, wie er ist. Ich erlebe die EMK als Kirche, die auch Menschen mit schwierigem Charakter integriert und wir haben die Hoffnung, dass alle ein Stück Erlösung und Veränderung erfahren. 4. Glaube ist konkret mit dem Alltagsleben verbunden. 5. ... Mehr Text darf ich nicht abliefern. Ich könnte noch lange. Aber mich interessiert, welche Stärken der EMK Sie sehen. Warum können wir mindestens so gut wie andere über die Erlösung in Jesus Christus sprechen? Schicken Sie mir Ihre Antwort: stefan.moll@emk-schweiz.ch

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IHRE MEINUNG Zu KuW 07.2014, S.12: «Das glaube ich nicht!»

Kein Defizitphänomen

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Christian Aeschlimann Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 9/2014: 13.8.14 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,3,6–11,15,24 KuW S.2 Plaßmann, gemeindebrief.de S.3 brokenarts, sxc.hu S,12–14,16–18,22 zVg

Vielen Dank für den Artikel von Herrn Geiger mit einer klaren Stellungnahme aus der Sicht des erfahrenen, engagierten Lehrers und Naturwissenschaftlers mit Forschungsspezialgebiet «Kosmobiologie». Dazu von mir eine kurze Stellungnahme:   Ich habe vor Jahrzehnten – noch einige Jahre vor meiner eigenen Maturitätsprüfung – begonnen, mich mit dem Thema Schöpfungsbericht versus naturwissenschaftliche Erkenntnisse auseinanderzusetzen. Ich habe dabei einen für mich stimmigen guten Weg gefunden. Einen doppelten Weg. Einen ersten Weg der Lebenserfahrung und des Glaubens an einen persönlichen Gott, den Schöpfer des Weltalls, und einen zweiten Weg mit Kopfwissen und viel Neugierde, was denn unsere Wissenschaft noch alles an faszinierenden Forschungsergebnisse bringen wird. Die Wissenschaft wird noch viele neue Erkenntnisse bringen. Aber sie stehen für mich immer auf einer andern Ebene als die Erfahrung meines Lebens und meines Glaubens. (...)   Kreationisten gegen Evolutionisten. Im Streit geht es zunächst und immer wieder nur um die unendlich fernen Dinge, um den Anfang, Anfang der Welt, Anfang des Menschen. Aber dahinter steht: «Wer den Anfang nicht richtig sieht, sieht auch das Nachfolgende falsch.» Das ist nicht so! (...)   In ihren aktuellen eigenen Lebensbereichen haben die Kreationisten keine Mühe mit der Basis der Naturwissenschaft und all ihren vielfältigen Anwendungen. Sie sind teilweise aktiv an Forschung und Entwicklungen beteiligt. Sie haben keine Mühe mit einer verantwortungsvollen aktiven Lebensgestaltung, und sie haben oft auch keine Mühe mit einem lebensnahen pragmatischen Bibelverständnis.   Man kann das Phänomen dieses «Kreationismus» untersuchen Aber man muss sich vorher klar werden, was man mit der Untersuchung will. «Kreationismus» ist kein Defizitphänomen und nicht Ausdruck unerlaubter Rückständigkeit! Es ist eine normale Erscheinung in der Auseinandersetzung mit der Wissenschaft, die rasch vorwärts strebt, dabei auf Weltbild und Menschenbild einwirkt, grenzenlose Erwartungen weckt und doch wesentliche Grundfragen und Grundprobleme des Menschseins nicht beantworten kann. Christian Balmer, Rheinfelden

Zu KuW 07.2014, S.22-23, Connexio

Medienwirksame Aktionen! Der Artikel in Kirche und Welt betreffend Mulungwishi hat mich sehr berührt, sicher auch deshalb, weil ich selber Methodist bin und schon dort war. Die Schalt- und Machthebel für diese bedenkliche Entwicklung in Katanga befinden sich in der Schweiz. Ich finde deshalb hat die EMK Schweiz in dieser Angelegenheit eine besondere Verantwortung. Ich denke, dass zusammen mit andern Partnern, welche am gleichen Strick ziehen, in der Schweiz medienwirksame Aktionen durchgeführt werden sollten. Zugegeben, die Ideen dazu fehlen mir im Moment auch. Ich bin auch Mitglied von Greenpeace. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Organisation auch Tipps und Know How liefern könnte, sozusagen das ABC für solche Aktionen. Eine weitere Möglichkeit wäre auch bei www.secure.avaaz.org/de eine Petition zu starten. Ich selber habe aber zu wenig Basisinformation dafür. Sämi Richner, Auenstein

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IHRE MEINUNG

Zu KuW 07.2014, Sonderseiten «Jährliche Konferenz»

Wieder richtig Busse tun Ich habe «Kirche und Welt» erhalten und danke vielmals dafür. Unter «Jährliche Konferenz» hat mich manches traurig gemacht. Beendigung des Arbeitsverhältnisses: Jeffrey Masquiren und Heinz Bähler predigten einmal, und das ging unter die Haut. In einigen Distrikten sind die Stellen nicht besetzt und einige Pfarrer/innen arbeiten teilzeitlich.   Ich glaube der Wohlstand macht uns Christen schläfrig und träge. Von der Urgemeinde heisst es, es kamen täglich Menschen dazu. Wir müssen wieder einmal richtig Busse tun und uns von Gottes Wort her zeigen lassen, wo wir stehen, Neh 9,2–4. Wenn wir aufrichtig Busse tun, dann kann Gott durch uns wirken und das bringt dann Früchte.   Letztes Jahr wurde ich krank, und wegen der Chemo musste ich längere Zeit in ein Pflegeheim gebracht werden. Ich war schon vorher gläubig und war mir keiner Schuld bewusst, doch dann zeigte Gott mir nach und nach Haarrisse in meinem Leben und vieles, das bisher mein Leben bestimmt hatte. Eines nach dem anderen brachte der Herr ans Licht. Alles auf einmal hätte ich nicht ertragen können. In der Seelsorge war mir eine liebe Schwester eine grosse Hilfe. (...) Maria Kirchhofer, Signau

Zu KuW 07.2014, Thementeil

Christlicher Glaube? «Kirche und Welt» 7/2014 informiert speziell über die Jährliche Konferenz und über naturwissenschaftliche Bereiche. Erstaunlich ist, was aus dem Arbeitsbereich Glaube und Wissenschaft über Gott gesagt wird. Da wird «Gott» psychologisierend auf ein Gefühl reduziert. Oder wird er materialistisch mit dem Weltall gleichgesetzt? Oder als etwas Phantomähnliches vermutet? Was bleibt, wenn das Wort «Gott» nur eine leere Worthülse ist? Seit Jahren lese ich interessiert von und über Teilhard de Chardin und bin unter anderem auch an Astronomie interessiert. Als Mitglied einer evangelischen Kirche frage ich aber ganz besonders nach der christlichen Botschaft. (...) Was bringen die Beiträge aus Glaube und Wissenschaft über Gott? Siehe oben. Und Jesus Christus muss mit der Lupe gesucht werden. Da kann Seite um Seite vermerkt werden: «Ohne Jesus Christus» (z.B. S. 7–8 oder S. 10–12). In unserm Männerkreis lesen wir zurzeit den Kolosserbrief. Ja, das gibt es noch. Nur, was in der erwähnten Themen-Nummer aus dem wissenschaftlichen Bereich geboten wird, scheint eine andere Ausrichtung zu haben. Ich frage mich: Wie lange? Theophil Tobler, Turbenthal

KORRIGENDA An zwei Stellen wurden in der Juliausgabe falsche Zahlenangaben gemacht: S.24, Verstorben: Helen Schaufelberger wurde 87 Jahre alt. S.31, Umschau Sarah Bach studiert seit Oktober 2013 an der THR.

HINWEIS Leserbriefe spiegeln nicht die Meinung der Redaktion. Wir behalten uns vor, Leserbriefe zu kürzen.

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THEMA

Was wir von Jesus lernen können

Wertschätzung fängt bei mir an Von Matthias Fankhauser

Ich habe Lydia erzählt, was für ein guter Seelsorger du bist.»

Wertschätzung – was für ein Thema! Soll es eine grosse Feier sein? Oder ein schönes Geschenk? Eine Lobeshymne auf das, was ich erreicht oder getan habe? Oder vielleicht eher ein gutes Wort: «Ohne dich wäre alles ganz anders»?

Mir persönlich sagen diese Dinge nicht viel. Hingegen tut es mir gut, wenn ich höre, dass hinten herum Gutes über mich erzählt wird. Wie jene Frau, die mir ins Ohr flüsterte: «Hey, danke für das Gespräch letzte Woche.

Bei mir anfangen Ein kleines Schulterklopfen und schon geht es mir wieder besser. Ist Wertschätzung also einfach ein «mehrbesseres Dankeschön»? – Kehre ich das Dankeschön um, erhält es den Beigeschmack von Leistung. Das heisst, wenn ich etwas Gutes oder eine besondere Leistung erbracht habe, dann gibt es ein Dankeschön... Als Christen wollen wir Jesus als unser Vorbild nehmen und von ihm lernen. Auch zum Thema Wertschät-

zung. Wir haben davon gehört, dass Jesus Christus uns gerne hat, und wir kennen das Gebot den Nächsten zu lieben wie sich selbst. Ich bin überzeugt, dieses «wie dich selbst» ist enorm wichtig. Bei mir fängt es an, sonst wird es schwierig. Ich bin jemand Wertschätzung ist ein Ausdruck von Liebe. Wertschätzung ohne Liebe ist nur Heuchelei. Daher ist es wichtig bei mir selber anzufangen. Und das geht so: Gott liebt mich – er nennt mich sein Kind. Jesus nennt mich seinen Freund. Gott verleiht mir Identi-

Das Schwerpunktthema der Jährlichen Konferenz

«Du bist wertvoll!» Von Sigmar Friedrich

«Wertschätzung» war das Schwerpunktthema der Jährlichen Konferenz, das sich wie ein Roter Faden durch Berichte und Diskussionen zog. Der Samstagvormittag war ganz diesem Thema gewidmet.   Persönlicher Austausch, ein Referat von Pfarrer Matthias Fankhauser

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und ein Theaterstück ermöglichten am Samstagvormittag Zugänge zum und Annäherungen ans Thema «Wertschätzung». Zuvor hatten die Mitglieder der Jährlichen Konferenz im Rahmen des Berichts der Distriktsvorsteher/in von ermutigenden Erfahrungen erzählt und gehört. Und in der Sitzung der Laienmitglieder brachten die Konferenzlaienführer Ruth und

Markus Voegelin den Laienmitgliedern gegenüber ihren Dank mit der Theatergruppe «Dito» zum Ausdruck.   Auf den folgenden Seiten lesen Sie einige der Beiträge von der Jährlichen Konferenz. Die Zitate sind Sätze, die am Samstag einzelne zur Frage aufgeschrieben haben: «Was setze ich persönlich bezüglich Wertschätzung um?»


THEMA

Ich will den Widerstandswert von Personen Wert-Schätzen.

In Gottes Augen ist der oder die neben mir genau so wertvoll wie ich.

Thementag: Emanuel Fritschi und Andreas Benz (linke Seite) führten durch den Tag, Matthias Fankhauser hielt ein Referat.

tät. In seinen Augen bin ich jemand!   Petrus ist mein Lieblingsversager. Psychologisch gesehen lebt er ein wunderbares Muster. Ein Klassiker sozusagen. Er denkt, er könne alles, versagt aber immer wieder. Dreimal hat er abgestritten, Jesus zu kennen. Dabei hatte er noch ein paar Stunden vorher beim gemütlichen Nachtessen geprahlt, er würde Jesus nie verlassen, bis in den Tod nicht. Und dann tat er es eben doch. – Ein paar Tage später. Jesus ist vom Tod auferstanden. Er spricht mit Petrus: «Simon, Sohn von Johannes, liebst du mich?» Ich bin gefragt «Hast du mich lieb?», ist alles was Jesus wissen wollte. Es zählt nicht die Leistung. Es ist unnötig zu berichten, was du für die Kirche getan hast. Nicht einmal, was du für deinen Mitmenschen getan hast, ist wichtig! Es scheint Jesus egal zu sein, was du erreicht hast.   Nur diese eine Frage stellt er dir: «Hast du mich lieb?» Ja? Dann sorge für meine Schafe. In der Aufgabe kommt Wertschätzung zum Vorschein. Jesus beauftragt uns etwas zu tun. Das heisst doch, er hat uns nicht abgeschrieben. Jesus mutet uns etwas zu. Ja, Christsein ist eine Zumutung.

Die Problemfälle Wertschätzung fängt bei mir an. Meine Grundhaltung ist entscheidend. Aber was machen wir mit Menschen, die nun wirklich einfach nicht auszustehen sind? Warum sollten wir Menschen wertschätzen, die uns weh getan haben? Wir alle kennen solche Leute. Hätte Jesus nicht allen Grund gehabt, diese Frage auch Petrus gegenüber zu stellen? Er tat es nicht.   Könnte es sein, dass Wertschätzung in direktem Zusammenhang mit Vergebung steht? Ich erinnere an die Frage der Jünger, wie oft man einem anderen vergeben soll. Sieben Mal? Die Antwort Jesu lautete: «Nicht sieben Mal, sondern sieben Mal siebzig Mal!» Könnte es sein, dass Jesus deshalb nicht nach Leistung fragt, weil er endlos vergibt? Ohne Berührungsängste Gott verleiht mir Identität. Ich bin ihm wichtig. Darum fragt er mich die alles entscheidende Frage: «Hast du mich lieb?». Es fängt bei mir an. Ich alleine kann diese Frage beantworten. Meine Antwort beeinflusst unweigerlich meine Grundhaltung anderen gegenüber.   Weiss ich, woher ich komme und zu

Zu Wertschätzung gehört auch Konflikte anzusprechen.

wem ich gehöre, brauche ich keine Berührungsängste mehr zu haben. Denn es geht ja nicht um mich, es geht um Gott. Es geht nicht darum, was ich leiste oder nicht leiste. Die Frage heisst vielmehr, warum ich etwas tue. Die Antwort sollte in etwa die gleiche sein, wie auf die Frage: «Hast du mich lieb?» Du bist wertvoll Vielleicht geht es dir ja wie Petrus, und es passiert dir immer wieder, dass die Dinge nicht so laufen, wie du gedacht hast. Du bekommst jetzt die Gelegenheit, der Frage von Jesus nachzugehen. Vielleicht tut es einfach gut, einmal wieder zu hören, dass Gott dich für wertvoll erachtet. Dann lass dir das auf der Zunge zergehen und geniesse es!

DIE KRÖNUNG Wenn Sie wissen wollen, weshalb Matthias Fankhauser gekrönt wurde, lesen Sie das ganze Referat! www.emk-schweiz.ch

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THEMA

Wertschätzung auch stillen Mitarbeitern zeigen – regelmässig.

Im Gespräch bleiben, angenehme Situationen in Worte fassen.

Simon Meier: «Zuzugeben, dass man verletzt reagiert hat, drückt Wertschätzung dem andern gegenüber aus.»

Wie Simon Meier Wertschätzung vermisste und wieder erlebte

Nicht einfach – aber wertvoll Von Simon Meier

Würde und Wertschätzung erlebe ich, wenn mir jemand zuhört und

«Aha, wenn das für dich so ist, kann ich verstehen warum du das gesagt hast.» Ich erlebte wieder Wertschätzung.

mich versteht. Im Gespräch einander wahrnehmen und verstehen – das sind für mich würdevolle Momente.

An unserer letzten Bezirksversammlung war das nicht der Fall.   Wir hatten uns an dieser Bezirksversammlung nicht mehr verstanden und hörten einander nicht mehr zu. Wortmeldungen wurden verletzend. Es wurden einander böse Absichten unterstellt.

Wir trafen uns zu einer Aussprache Sich wieder verstehen Wie weiter nach so einer Versammlung? Wir waren uns einig: So eine Versammlung wollten wir nicht noch einmal erleben. So trafen sich die beiden Gemeindevorstände zu einer Aussprache. Dieses Gespräch war nicht einfach. Alle kamen mit vielen Gefühlen. Aber an diesem Gespräch begann man sich wider zu verstehen. Ein Satz ist mir speziell geblieben:

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heitlich wahrnehmen, wertschätzen und somit würdigen.   Ich möchte Sie ermutigen dies auszuprobieren und immer wieder Wege im Miteinander zu finden.

Aha, jetzt kann ich das verstehen! Wertschätzung erleben Zu erklären, wie man es meint, nachdem man schon mehrmals missverstanden wurde, ist nicht einfach. Zuzugeben, dass man verletzt reagiert hat und auch andere verletzt hat, ist nicht einfach. Doch drückt es Würde und Wertschätzung dem andern gegenüber aus. Dadurch erlebte ich wieder Würde und Wertschätzung, indem wir einander zuhörten und versuchten einander wahrzunehmen. Spannungen ansprechen Ich wünsche mir in Zukunft meine Mitmenschen vermehrt echt wahrzunehmen und sie auf diese Weise wertzuschätzen. Aus diesem Erlebnis heraus möchte ich nicht nur die Harmonie suchen und den Schwierigkeiten aus dem Weg gehen. Ich möchte Spannungen bewusst ansprechen und so mein Gegenüber ganz-

ZUR PERSON Simon Meier (29) ist Bootsbauer und Mitglied des Gemeindevorstands der EMK Interlaken. Er wünscht sich ein Leben hin zu Gott.


THEMA

Ich will viel mehr darauf achten, wie ich über abwesende Dritte spreche.

Im Gespräch: Nicole Becher an der Jährlichen Konferenz.

Nicole Becher in neuer Funktion als Co-Trainerin

«Vielleicht schimpfst Du einfach mal nicht?» Von Nicole Becher

Manchmal wirkt Wertschätzung Wunder. Zum Beispiel auf dem Fussballplatz. Eine (nicht ganz) alltägli-

einen Brüller vom Spielfeldrand ab. Für einen Moment dachte ich: «Jetzt verlässt er das Spielfeld.» Doch bis zu seiner Einwechslung hielt er sich tapfer, wenn auch schwer getroffen.

che Begebenheit.

Unser neunjähriger Sohn hatte sein letztes Fussballturnier. Seine Mannschaft gewann das erste Spiel. Der Trainer der Gegenmannschaft war ganz angetan von den Fortschritten, die «unsere» Mannschaft in seinen Augen gemacht hatte. Der Trainer unserer Mannschaft aber war trotz des Sieges nicht zufrieden. Er hielt den Kindern in der Pause vor dem nächsten Spiel ihre Schwächen vor Augen. Der Brüller Das nächste Spiel konnten sie dann immerhin mit einem Unentschieden beenden. Doch dann wurde es immer schlechter – das konnte selbst ich erkennen. Der Trainer unserer Mannschaft wurde immer ungehaltener. Während des vierten Spiels ermahnte er die Kinder bereits während des Spieles. Auch mein Sohn bekam solch

Fussballtrainer sind sensible Wesen Der Rat Nach diesem vierten Spiel stand nur noch ein Spiel an. Als der Trainer die Mannschaft versammelte, sagte ich zu ihm: «Vielleicht schimpfst du einfach mal nicht?» – Das Turnier war ja ohnehin verloren.   Doch auch Fussballtrainer sind sensible Wesen… Der Trainer bedachte mich mit einem vielsagenden Blick und meinte dann zur Mannschaft: «So, wir haben einen neuen Co-Trainer. Nicole möchte Euch was sagen.» Die Ermutigung Oh je, jetzt hatte ich ihn getroffen! Aber die Mannschaft wartete nun auf meine Worte. «Also, dass ihr schlecht gespielt habt, wisst ihr selbst», be-

Mich selbst wertschätzen unabhängig von dem, was ich leiste.

gann ich. «Aber ihr könnt das besser, und euer Trainer vertraut euch, dass ihr es besser könnt. Zeigt es ihm doch!»   Im Anschluss konnte sich der Trainer ein paar taktische Worte dann doch nicht verkneifen, und so wurde die Mannschaft ins letzte Spiel geschickt.   Sie haben es gewonnen!

ZUR PERSON Nicole Becher (46) ist Pfarrerin der EMK Frauenfeld-Weinfelden, Jungscharpräsidentin der JEMK und Mutter von fünf Kindern zwischen sieben und zweiundzwanzig Jahren.

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THEMA

Dass ich auch Menschen wertschätze, die nicht die gleiche Meinung haben.

Mich selbst mehr mit den Augen Gottes sehen. Zeugnishaft: Patrice Vergin erzählte, wie Frau J. verändert wurde, weil sie Wertschätzung erlebte.

Durch Jesus empfangen wir die Würde der Gotteskindschaft

Gottes Liebe zur Tat werden lassen Von Patrice Vergin, (Übersetzung: Urs Eschbach)

«Würde» ist gemäss Wörterbuch eine Funktion, ein Titel oder eine Aufgabe, die jemandem eine bedeutungsvolle Stellung gibt. Auch die Bibel spricht von Würde. Wir lernen, dass der Mensch nach Gottes Bild geschaffen wurde (Gen 1,27). Eine höhere Auszeichnung kann man sich gar nicht vorstellen!

Wann immer die Würde eines Menschen verletzt wird, leidet sein Mensch-Sein. Kürzlich gab die französische Justizministerin Christiane Taubira der Wochenzeitschrift «La Vie» ein Interview mit dem Titel: «Meine Verletzung, die Sie nie erleiden werden». Sie erinnerte sich an ihre Gefühle angesichts des Rassenhasses, dem sie ausgesetzt war. Sie fühlte sich ausgestossen aus der menschlichen Familie. Der Angriff auf ihre Würde verletzte ihr MenschSein. Es schien mir deshalb wichtig, ihr folgendes zu schreiben: «In Gottes Augen sind Sie in gleicher Weise wertvoll wie alle Menschen. Denn der Schöpfer macht keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Beide hat

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er nach seinem Bild geschaffen – mit grosser Sorgfalt und Liebe.»

Aber unsere Anfrage stiess auf Ablehnung. Nur der Ehemann, Herr B., war bereit, unserer Gemeinschaft offiziell beizutreten. Aber die Gattin, Frau J., fühlte sich nicht berechtigt zu diesem Schritt – trotz ihrer Liebe zum Herrn Jesus und obwohl sie am Leben unserer Gemeinde teilnahm.

che Problem zu suchen, das hier vorlag. Ich führte mit beiden Partnern einzeln Gespräche. Dabei stellte ich fest: In der Gemeinde, zu der die beiden während der Zeit ihrer beruflichen Tätigkeit gehört hatten, war die Frau nie zur Mitgliedschaft zugelassen worden. Sie hatte zwar eine klare Bekehrung erlebt, aber sie war ursprünglich katholisch. Jene Gemeinde hat ihr nie vergeben, dass sie die Ehe als Mischehe eingegangen war und schloss sie deshalb sogar von der Teilnahme am Abendmahl aus.   Herr B. schien sich seinerseits mit dem Ausschluss seiner Gattin immer mehr abgefunden zu haben. Kein Wunder, dass Frau J. unter solchen Bedingungen die Taufe immer abgelehnt hatte. Diese Situation war für mich unhaltbar. Ich wusste, dass in ihr etwas zerbrochen war. Ihre Bitte um Vergebung wurde nie angenommen. Auf diese Weise wurde sie in ihrer Würde verletzt. Die Eingliederung in den Leib Christi wurde ihr verweigert.

Die unhaltbare Situation Es vergingen einige Monate. Mir blieb viel Zeit, um über diese Situation nachzudenken und um das eigentli-

Die klare Entscheidung Es schien mir dringend nötig, diese Situation so weit als möglich unserm Gemeindevorstand zu erklären. In

Die ablehnende Antwort Vor einigen Jahren war ich Pastor einer anderen Kirche in Avignon in Südfrankreich. Das ist eine hübsche Region, die Touristen und Rentner anlockt. Ein Ehepaar im Ruhestand schloss sich unserer Gemeinde an. Nachdem sie einige Zeit bei uns einund ausgegangen waren, fragten wir sie, ob sie bei uns Mitglied werden wollten.

Frau J. fühlte sich nicht dazu berechtigt


Wie gehts meiner Seele? - Bewusst davon erzählen.

THEMA

Agenda SAMSTAG, 23. AUGUST

Ich helfe dem Sigristenpaar, während der Ferienabwesenheit die Kirche zu putzen.

Ich akzeptiere keine Lästerei über Dritte.

meinem Innersten war ich davon überzeugt: wenn wir Frau J. als Mitglied in unsere Gemeinde aufnehmen – auch wenn sie nicht getauft ist –, zeigen wir ihr unsere geschwisterliche Liebe. Wir geben ihr ein Zeichen dafür, dass sie in Christus würdig ist, zu uns zu gehören. Der Vorstand folgte meiner Bitte, im Wissen um die Gefahr, dass diese Ausnahme künftig als Präzedenzfall missbraucht werden könnte.

Mit Tränen in den Augen nahm sie die Einladung an Der nächste Schritt Einfühlsam und verbindlich überbrachte ich Frau J. im Namen unserer Gemeinde die Einladung, Mitglied unserer Gemeinde zu werden. Sie erbat einige Tage Bedenkzeit und nahm dann die Einladung mit Tränen in den Augen an. Während der folgenden Wochen besuchte Frau J. die Vorbereitung auf die Taufe. Ihre Tochter und ihre Enkeltochter begleiteten sie. Bis zum heutigen Tag ist sie die Älteste unter allen, die ich getauft habe.

Der Auftrag Jesu Dem Beispiel Jesu folgend wollten wir Liebe zur Tat werden lassen. Denn durch die Liebe des Vaters, die sich am Kreuz zeigt, werden wir in unserm Mensch-Sein wiederhergestellt und empfangen die Würde der Gotteskindschaft.   Es sind viele Menschen, die es wie Frau J. nötig haben, die frohe Botschaft des Evangeliums zu hören. Uns, den Zeugen, ist es aufgetragen, sie zu verkünden.

Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Allgem. Kirchengeschichte 9.00–12.30 Uhr EMK «Zelthof», Zürich Infos/Anmeldung: Fachstelle B+B, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 30. AUGUST Scham – Hüterin der Menschenwürde Mitarbeitertagung Distrikt Nordostschweiz 10.00 Uhr EMK Uster Infos/Anmeldung: Manuel Both, manuel.both@emk-schweiz.ch SONNTAG, 31. AUGUST Benefiz-Spomi 9.30–17.00 Uhr Bezirksschulwiese, Zofingen Kosten: CHF 30.– pro Team Infos/Anmeldung: info@takano-online.ch, www.takano-online.ch FR./SA. 05./06. SEPTEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Predigtlehre je 9.00–17.00 Uhr EMK «Zelthof», Zürich Infos/Anmeldung: Fachstelle B+B, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 13. SEPTEMBER «Mit Knoten leben» Frauentag EMK Winterthur 09.30–17.00 Uhr Infos/Anmeldung. Esther Steiger, 062 897 17 09, e.st@bluewin.ch

ZUR PERSON Patrice Vergin (1965), verheiratet, vier Kinder, ist seit zwei Jahren Pfarrer in Mont-de-Marsan im Südwesten Frankreichs.

SAMSTAG, 13. SEPTEMBER Samstags–Pilgern von Fribourg nach Payerne 9.00 Uhr Infos/Anmeldung: Walter Wilhelm, walter.wilhelm@emk-schweiz.ch, 061 311 35 86 Kirche und Welt  Nr. 8/2014

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CONNEXIO

Partner: Daria Hofer berät kongolesische Ärzte bei Planungsaufgaben; Connexio unterstützt die Ausbildung von Pfarrern in Kambodscha (Mitte).

Die Wirkung von Spenden wird oft erst nach Jahren sichtbar

Connexio hilft nachhaltig und wirkun Von Andreas Stämpfli

«Wer einem Mann einen Fisch schenkt, gibt ihm für einen Tag zu essen. Wer ihn das Fischen lehrt, gibt ihm ein Leben lang zu essen.» Diese chinesische Sprichwort beschreibt gut, wie Connexio arbeitet. Wer langfristig und wirkungsvoll

die dank eines Stipendiums von Connexio oder der früheren Äusseren Mission ein Studium absolviert haben, das die Grundlage für ihre heutige Tätigkeit ist. Dazu gehören u.a. Distriktsvorsteherinnen, Theologieprofessoren, Kirchenverwalter, Schuldirektoren oder Verantwortliche in Gesundheitsdiensten.

helfen will, braucht allerdings einen langen Atem, denn die Resultate werden oft erst nach Jahren sichtbar.

«Fischen lehren» heisst in der Arbeit von Connexio: die Partner stärken, damit sie ihre Arbeit selbständig organisieren und realisieren. Dazu gehört zum Beispiel, Führungskräfte auszubilden, weltweite Kontakte zu andern Spendenorganisationen vermitteln oder beim Start von Entwicklungsund Sozialprojekten zu unterstützen. Ausbildung fördern Am wirkungsvollsten ist die Vergabe von Stipendien an Partnerorganisationen, damit diese ihre zukünftigen Führungskräfte angemessen ausbilden lassen. Wer heute unsere Partnerkirchen und ihre Institutionen besucht, trifft immer wieder Menschen,

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Verantwortliche schulen Partner stärken heisst auch, Leitungspersonen begleiten, beraten und ständig weiterbilden. Unsere Koordinatoren in Südamerika und im Kongo organisieren beispielsweise Workshops für Projektleitende, in denen grundlegende Fähigkeiten zu Projektplanung und -abwicklung eingeübt werden. Gutes Management ist eine wichtige Voraussetzung für die Wirkung, die mit einem Projekt erzielt werden soll, und nicht zuletzt eine unabdingbare Bedingung von Spendenorganisationen in der Schweiz. Netzwerke gestalten Ein tragfähiges Netz von Beziehungen und Partnerschaften gibt einer Institution Stabilität und Sicherheit. Connexio fördert die weltweite Vernetzung von Projekten, Gemeinden,

Kirchen und Institutionen durch Reisen und Tagungen sowie die Einladung von Gästen. Nur noch selten unterstützt Connexio ein Projekt ganz alleine. Wenn mehrere Partner ein Vorhaben gemeinsam fördern, ergeben sich mehr Möglichkeiten der Zusammenarbeit: Synergien können besser genutzt, unterschiedliche Fachpersonen entsandt oder die Finanzierung flexibler gestaltet werden. Connexio arbeitet vernetzt mit andern Organisationen der weltweiten Methodistenkirchen sowie mit andern schweizerischen Missions- und Entwicklungsorganisationen im Rahmen der Kooperationsgemeinschaft «Brot für alle». Auch Gemeindepartnerschaften sind Teil des Netzwerks. Sie helfen mit, dass kleinere und grössere Projekte stabiler und längerfristig realisiert werden können. Verantwortung wahrnehmen Die Methodistenkirchen möchten nicht bloss Menschen zum Glauben führen, sondern auch ihre soziale Verantwortung in der Gesellschaft wahrnehmen. Weltweit zeugen zahllose Schulen, Spitäler, Landwirtschaftszentren und Sozialeinrichtungen von ihrem Einsatz für die breite


CONNEXIO

Ausgesandt: Anne und Simon Barth übernehmen Koordinations- und Beratungsaufgaben in Südamerika.

gsvoll Bevölkerung. Dazu gehören auch missionarisch-diakonische Projekte unserer Gemeinden in der Schweiz und in Frankreich. Connexio fördert das Engagement der Methodisten durch Sensibilisierung, Beratung und finanzielle Unterstützung.   Unzählige Menschen haben heute ein besseres Leben, weil ihnen dank des Engagements von Methodisten in grosser Not geholfen wurde, sei dies durch eine engagierte Gemeinde bei uns, in einem Programm für Alkoholabhängige in La Paz, in einem der Spitäler im Kongo, in einem Sozialzentrum in Osteuropa oder Dank des Dorfentwicklungsprogramms in Kambodscha. Mit Ihrer Hilfe! Das Engagement von Connexio ist nicht spektakulär. Viele Aufgaben geschehen im Hintergrund und eignen sich nicht für emotionale Spendenwerbung. Umso mehr ist Connexio darauf angewiesen, das Spenden nicht nur zweckgebunden für attraktive Projekte, sondern insbesondere auch für die gesamte Arbeit, das heisst für «wo am nötigsten» einbezahlt werden. Herzlichen Dank!

CONNEXIO das Netzwerk für Mission und Diakonie der Evangelisch-methodistischen Kirche, unterstützt Methodistenkirchen in zwanzig Länden bei der Verkündigung des Evangeliums in Wort und Tat. Schwerpunkte sind die Förderung von Führungskräften, der Gemeindebau sowie Entwicklungs- und Sozialprojekte, die der gesamten Bevölkerung zugute kommen.

Im Weitern fördert Connexio interkulturelle Begegnungen, Beziehungen und Partnerschaften zwischen Menschen, Kirchen und Institutionen.   Um alle Aufgaben wie geplant erfüllen zu können, benötigt Connexio jährlich etwa 2.5 Mio. Franken.

SO KÖNNEN SIE SPENDEN: Weltweit per Internet mit Postcard sowie Visa und Master-Kreditkarten: www.connexio.ch -> «Ich spende jetzt»

IBAN: CH37 0070 0110 0015 4360 3 In der Schweiz per Postcheck: EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, PC 87-537056-9 IBAN: CH52 0900 0000 8753 7065 9

Weltweit per Banküberweisung: Zürcher Kantonalbank, 8010 Zürich SWIFT: ZKBKCHZZ80A Konto: EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich

P.S. Spenden an Connexio können in der Schweiz von der Einkommenssteuer abgezogen werden.

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NACHRUF

Verstorben Ruth Geissbühler-Schneider (96) Interlaken am 28.5.2014 Robert Schaer-Obrist (89) Interlaken am 1.6.2014 Paul Steck (86) Interlaken am 3.6.2014 Frieda Zimmermann-Spring (90) Region Zimmerberg am 3.6.2014 Ernst Bünger (82) Solothurn am 5.6.2014 Gertrud Bänninger (94) Zürich Nord am 15.6.2014 Christel Wäfler (90) Thun am 15.6.2014 Werner Bolli (82) Lyss-Aarberg am 19.06.2014 Elsy Naef-Sager (94) Herisau am 19.6.2014 Elisabeth Russenberger (77) EMK Schweiz am 19.6.2014 Gertrud Schaufelberger (75) Rüti-Wald-Hombrechtikon am 22.6.2014 Liselotte Bögli-Nyffeler (94) am 27.6.2014 Solothurn

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Elisabeth Russenberger (9. April 1936–19. Juni 2014)

Gottes Gegenwart achten Von Jörg Niederer

Elisabeth Russenberger wurde am 9. April 1936 in China geboren. Bis zu ihrem 13. Lebensjahr wuchs sie dort auf als Tochter von Missionaren. Angesichts des erstarkenden Kommunismus unter Mao Zedong musste die Familie 1949 das Land fluchtartig verlassen.   1956 wurde sie Diakonisse und arbeitete als Krankenschwester. 1960 schrieb sie sich als erste Studentin an der Bibelschule Aarau ein, heute das Theologisch-Diakonische Seminar. Dann arbeitete sie viele Jahre in der Westschweiz. Einige Jahre war sie in Vevey als Verantwortliche des Martha-Heims und platzierte jedes Jahr über 100 Au-pair-Mädchen in welschen Familien. Und sie begann dort jedes Jahr neu eine grosse evangelistische Jugendarbeit unter den deutschsprachigen jungen Frauen.   Diakonisse blieb Elisabeth Russenberger nicht bis an ihr Lebensende. Der Dienst für Gott blieb aber ihr Lebenszentrum. 1983 erhielt sie eine Dienstzuweisung auf den Bezirk Schaffhausen. Sieben Jahre prägte sie die dortigen Gemeinden. Immer war ihr der Respekt vor Gottes Gegenwart

wichtig. 1990 folgten Jahre in der Gemeinde Zürich 8 (Riesbach) bis zu ihrer Pensionierung 1998.   Wohl schon in dieser Zeit begann sie den «Bildersaal» aufzubauen: naturalistische Bilder von biblischen Geschichten. Über 2000 solcher Schaubilder sammelte sie zusammen. Wenige Wochen vor ihrem Tod haben einige Männer diese Bilder an einen neuen Lagerort transportiert.   Doch dies konnte sie nicht mehr mit eigenen Augen sehen. Die Demenz schlich sich in ihr Leben, erst kaum merklich, dann immer deutlicher. Die Verwirrung nahm zu. Konstant blieb ihr Glaube an den Gott, der sie errettet hat.   Ein Sturz Ende Mai verursachte einen Schenkelhalsbruch. Es folgte die Einweisung ins Spital Bülach und dann die Überführung ins Altersund Pflegeheim Weierbach, Eglisau. Aber Elisabeth Russenberger wollte nach Hause, was sie am 19. Juni auch durfte. Nach einem guten Tag mit Begegnungen und Freude ist sie im Bett eingeschlafen und gestorben, heimgegangen zu ihrem himmlischen Vater, dem sie ein Leben lang nachgefolgt ist.


K ABINETT

Claudia Haslebacher: «Es braucht Mut, öffentlich für eigenes Fehlverhalten hin zu stehen.»

Die Bitte um Vergebung als Ausdruck von Wertschätzung

«Die Gefühle lagen offen vor uns» Von Claudia Haslebacher

«Ich möchte mich für die Art und Weise, wie ich heute morgen den Ordnungsantrag gestellt habe, entschul-

Für einige Vertreterinnen von kleinen Kirchen im SEK wirkte das Auftreten dieser Herren anmassend. Manche sprachen sogar von einem Putsch der grossen Kirchen.

digen. Das war unangemessen und nicht anständig.»

Einer der Präsidenten einer Reformierten Kantonalkirche machte diese Ausage während der Abgeordnetenversammlung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK).

Er hatte das Fass zum Überlaufen gebracht Ein Putsch der Grossen Manches bringt mich so in Rage, dass es mir nicht mehr gelingt, anständig zu bleiben. Genau dies war hier geschehen. Der externe Moderator hatte in einer schon aufgeladenen Stimmung auf unprofessionelle Weise den Tag eröffnet. Das hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Einige Anwesende verbündeten sich miteinander und provozierten den Eklat: ein Ordnungsantrag wurde gestellt, angenommen und der Moderator heim geschickt.

In grosser Offenheit Die anschliessende Znünipause war ziemlich laut, die Stimmung aufgebracht: man ärgerte sich über den Referenten, das unmögliche Auftreten Einiger, die grossen Kirchen.   Nach der Pause war es schon ruhiger. Der Eklat hatte zum Ausbruch gebracht, was schon lange geschwelt hatte. Die folgende Gruppenarbeit war geprägt von einer seltenen Offenheit, Ehrlichkeit und Ruhe. Man sprach über das, was einen schon seit einem Jahr ärgerte. Gleichzeitig wurde gelobt, was zu loben war. Der erwähnte Kirchenratspräsident entschuldigte sich in der Gruppe für seinen Auftritt. Einem anderen Herrn gelang es, ganz ruhig, aber sehr ehrlich zu sagen,

dass er sich von den Grossen erdrückt gefühlt hatte. Die unterschiedlichsten Gefühle lagen offen vor uns.   Am Ende des Tages trat der Kirchenratspräsident vor das Plenum und bat um Vergebung.

Ich habe Hochachtung vor diesem Herrn Voller Wertschätzung Dass jemand, der merkt, dass er sich im Ton und Auftreten vergriffen hatte, vor das Plenum hinsteht, dies sagt und um Vergebung bittet, zeigt eine grosse Wertschätzung gegenüber den anwesenden Personen. Ich habe Hochachtung vor diesem Herrn. Es braucht Mut, öffentlich für eigenes Fehlverhalten hin zu stehen. Ich wünsche mir diesen Mut noch viel mehr – in Kirche, Politik, Wirtschaft, in Familie, Schule und Arbeitsalltag.

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM AUGUST 15.–19. 22.–29.

100-Jahrfeier der EMK in der Elfenbeinküste, Abidjan 100-Jahrfeier der EMK im Kongo (Zentral- und Ostkongo), Wembo Nayma

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UMSCHAU

Schrift Erkenntnis

Überze Erfahrung «Quadrilateral»: Schrift, Tradition, Erfahrung und Vernunft spielen zusammen.

Das «Qaudrilateral» hilft im Gespräch zwischen Glaube und Wissenschaft

Anschlussfähig bleiben an die heutige Lebenswelt Von Claus Dieter Eck

Die Methodistenkirche ist die letzte grosse Kirchengründung nach der Reformation.

Sie

entstand

im

18. Jahrhundert, einer Epoche die geprägt war durch die Aufklärung,

– Prädestinationslehre calvinistischer Prägung – Prinzip «Allein-durchGlaube» ohne verbindliche konkrete Auswirkungen auf das Leben und Zusammenleben – oder die Selbsterlösung auf der Basis «natürlicher Religion und Sittlichkeit» (Deismus).

grosse politische Umwälzungen (z.B. Amerikanische Unabhängigkeitserklärung 1776) und durch tiefe soziale Verwerfungen (Industrialisierung).

Vor diesem Hintergrund entstand ein neuer Kirchentyp: keine nationaleterritoriale Identifikation, keine kirchentrennenden theologischen Lehrdifferenzen. Dafür aber eine Kirche die sich vom Evangelium her einmischt: in die gesellschaftlichen Zustände, in Fragen der Gestaltung geschwisterlicher Gemeinschaft der Nachfolger/innen Jesu und in deren zeugnishaften Lebensführung («Heiligung»).   Daher halten die methodistischen Kirchen eine gewisse Distanz zu theologisch-kirchlichen Extrempositionen wie etwa Sakrales Amtsverständnis

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Die Arbeitsweise Der Methodismus kann am besten verstanden werden, wenn man nach der grundlegenden theologischen Arbeitsweise methodistischer Theologie fragt. Das hat in Bezug auf John Wesley (1703-1791) vor allem Albert Outler (1964; 1985) in seiner Darstellung des wesleyanischen «Quadrilateral» versucht (Quadrilateral = Viereck, Geviert). Wesley selber gebrauchte den Begriff bzw. das Modell des Quadrilateral nicht. Es lässt sich aber aus Wesleys Äusserungen und Notizen ableiten.   Auszugehen ist davon, dass Theologie als Denkarbeit, als Kirchenpraxis (Kirchenleitung und Liturgie) und als gelebte Nachfolge Jesu ihre Grundlage hat in der «Auslegung der Heiligen Schrift». Diese dauernde und eigent-

lich einzige Aufgabe der Theologie kann aber immer nur geschehen im Rahmen geschichtlicher Prozesse und je gegebener Kontexte. Vier Dimensionen Die Kriterien für die dreifache theologische Arbeit und ihre Beurteilung sind in dem «Quadrilateral» in eine Beziehung zu einander gesetzt. Das Quadrilateral wird gebildet durch einen spannungsvollen Bezug von Bibel (als der uns überlieferten «Schrift») – Tradition (die lange Geschichte der gelehrten oder zeugnishaften Auslegung der Heiligen Schrift) – Vernunft (zu der auch die Einsicht gehört, dass es in hohem Mass unvernünftig ist, gesichertes Wissen und Erkenntnisse willentlich zu ignorieren) – Erfahrung (als persönlich-biographische Evidenz und auch als das andere Menschen überzeugende Zeugnis von einer möglichen anderen Praxis).   Die gelebte Auslegung der Heiligen Schrift gelingt nur insoweit als sie Menschen überzeugt. Das heisst die Auslegung muss anschlussfähig sein an die Lebenswelt der Menschen und,


UMSCHAU

Tradition

Handeln eugung Vernunft

dass sie als Wahrheit nicht Unterwerfung fordert, sondern Zustimmung findet. Wider besseres Wissen (Bildung) kann und darf nicht wirklich und psychisch gesund zugestimmt werden. Das ist ein Prozess der ergebnisoffen ist und dadurch immer wieder anders, neu und überraschend ist. Das wiederum wird möglich durch die Mitwirkung des Heiligen Geistes. Das Zusammenspiel Setzt man die vier Dimensionen des Quadrilaterals in eine Reihe, so stellen sich sofort Fragen der Gewichtung, Priorität und Abfolge der vier Kriterien. Darum geht es aber nicht. Das wesleyanische Quadrilateral ist eine Meta-Methode. Jedes der vier Kriterien steht unter dem Einfluss der andern Kriterien. In einer nicht genügend reflektierten Tradition der Reformation besteht die Tendenz, spontan die «Schrift» (Bibel, sola scriptura) als «oberstes, letztliches» Kriterium anzusehen. Dabei wird aber übersehen, dass jeder Zugang zur «Schrift» (Bibel) immer nur möglich ist im Rahmen einer traditionsge-

leiteten, vernünftigen (oder eben unvernünftigen), erfahrungsgesättigten oder erfahrungsfernen Arbeit des Verstehens an der viele Leser/innen mit unterschiedlichen Interessen und Voraussetzungen beteiligt waren und sind. Die wirkliche Relevanz der christlichen Kernaussagen erschliesst sich erst dann, wenn wir die Inhalte und Formen des christlichen Glaubens in ihrer Geschichtlichkeit und nicht ausserhalb jeder Geschichtlichkeit wahrnehmen und zu verstehen suchen. Verstehen wollen Mit der Meta-Methode des Quadrilaterals zu arbeiten ergab zu Wesleys Zeiten andere inhaltliche Ergebnisse als heute. Denn die Kontexte und die Wissensvoraussetzungen haben sich geändert und werden sich weiterhin ändern. Die Zielsetzung bleibt jedoch die gleiche und dafür ist das Quadrilateral damals wie heute eine wertvolle methodische Hilfe.   Die Auslegung der Heiligen Schrift ist immer eine Arbeit des Verstehens. Dazu braucht es Methoden und Meta-

Methoden. Das Ziel dieser Verstehensarbeit ist, Erkenntnis, Überzeugung und Handeln kongruent zu machen (vgl. Grafik). Dadurch erhält sie die Chance, nachvollziehbar und glaubwürdig zu sein. Sie stellt auf diese Weise auch vor eine Entscheidung: grundsätzlich zuzustimmen und die Arbeit der Auslegung der Heiligen Schrift auf je eigene Weise fortzusetzen oder grundsätzlich nicht zuzustimmen und einen anderen Weg zu gehen.

CLAUS DIETER ECK Psychologe und Theologe, langjährige Tätigkeit im Bereich der Unternehmensberatung, bis zur Pensionierung Fachlicher Leiter des Instituts für angewandte Psychologie (IAP) in Zürich. C.D.Eck gehört zum Ökumenischen Arbeitskreis «Glaube und Wissenschaft».

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BILDUNG+BERATUNG

Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

10x Würdevoll Manche Leute wissen gerne konkret, was zu tun ist. Deshalb hier 10 Punkte zu einem würdevollen Umgang in Ihrer Gemeinde: 1. Setzen Sie sich am Sonntag zu jemand, den Sie noch nicht kennen (auch wenn Sie sich den idealen Sitznachbarn nicht so vorstellen würden). 2. Wer hat eigentlich den Blumenschmuck gemacht? Könnte man da eventuell mal Danke sagen? 3. Wie heisst schon wieder die Dame, die Sie heute bei der Tür so freundlich begrüsst hat? Sie mit ihrem Namen anzusprechen, wäre doch etwas! 4. Aber über was sollen Sie nun mit Ihrem Sitznachbarn sprechen? Vielleicht etwas Würdevolles? 5. Margrit, Martha, Marlies? Es wäre doch schön könnten Sie die Dame beim Eingang wenigstens beim «Ade-Sagen» mit Namen ansprechen. 6. Fragen Sie den Sitznachbarn nach seinem Namen. (Im kurzen Gespräch finden Sie heraus, dass er schon x Jahre in die Gemeinde kommt. Er sagt Ihnen auch ohne weiteres den Namen der Dame an der Tür.) 7. Relaxen Sie mal ein wenig. Wenn Sie gestresst aussehen, wirkt das nicht entspannend auf Ihr Gegenüber. 8. Kennen Sie noch Punkt 2? Bei solchen Listen ist die Reihenfolge enorm wichtig. 9. Repetition: Menschen mit Namen ansprechen. Mutig zu noch unbekannten Leuten sitzen. Vielleicht mal einem freiwilligen Helfer Danke sagen. Sich selber auch Ruhe gönnen. 10. Kennen Sie nun Punkt 1–9 auswendig? Nein! Nicht? Gratulation! Sie haben verstanden, dass würdevoller Umgang nicht nach einer Liste funktioniert. Lassen Sie sich spontan inspirieren! Sie können das! Silvia Tapis 18

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Mitarbeiterin: Regina Schellenberg ist seit Anfang Juli Bei Bildung+Beratung.

Regina Schellenberg ist neu Sekretärin bei Bildung+Beratung

Vernetzen und Beziehungen knüpfen Von Andreas Benz / Regina Schellenberg

Per 1. Juli 2014 konnte die Stelle der Sekretärin der Fachstelle Bildung+ Beratung (25 %) mit Regina Schellenberg neu besetzt werden. Das Arbeitsgebiet von Regina Schellenberg umfasst neben fachlichen und administrativen Arbeiten die Vernetzung von Personen und Gruppen, die in der EMK Bildungsangebote anbieten. Ausserdem ist sie Anlaufstelle für An-

Vielfalt der weltweiten Gemeinde Jesu schätzen gelernt. So entstand auch ihr Interesse an anderen Ländern, Kulturen und Sprachen. Privat spielte Musik bereits von klein auf eine wichtige Rolle in ihrem Leben. Das Singen und Musizieren nimmt auch jetzt noch einen grossen Teil ihrer Freizeit ein. Sie liebt Bücher, Reisen und Sport, ist kontaktfreudig und offen dafür, neue Beziehungen zu knüpfen.

fragen aus Gemeinden und Bezirken.

Regina Schellenberg kommt ursprünglich aus Norddeutschland. Nach einem zweijährigen Einsatz auf dem Missionsschiff LOGOS von «Operation Mobilisation», durch den sie ihren Mann kennen lernte, führte ihr Weg vor 26 Jahren in die Schweiz. Die beiden leben mit ihren zwei Söhnen in Zürich. Musik ist wichtig Als ausgebildete Fremdsprachensekretärin hat Regina Schellenberg bei verschiedenen Missions- und Hilfswerken gearbeitet und dadurch die

Freikirchliche Heimat In einer Pastorenfamilie aufgewachsen, besuchte sie in Hamburg eine FEG. Heute ist sie in der ETG Zürich aktiv und freut sich darauf, durch ihre Tätigkeit bei der Fachstelle Bildung+Beratung auch die EMK näher kennen zu lernen und ihre Gaben dort einzusetzen.   Die Kommission Bildung+Beratung wünscht Regina Schellenberg einen guten Start in ihrer neuen Aufgabe, viel Freude an ihrem Arbeitsgebiet und in den Begegnungen mit Menschen sowie Gottes Segen. Herzlich willkommen!


KURZ NOTIERT

Neue Mitglieder Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag.

Wechsel bei «Leben 55 plus» Susanne Vögeli hat in den vergangenen fünf Jahren mit viel Engagement den Arbeitsbereich «Leben 55 plus» aufgebaut. Mit dem Abschluss der ersten Projektphase im Herbst 2014 wird sie nun Ende September diese Aufgabe abgeben. Zur Zeit läuft die Ausschreibung der Stelle, um eine geeignete Person zu finden, die die Gemeinden der EMK für dieses Thema sensibilisiert und in der Umsetzung von Projekten unterstützt.

60 Jahre Zentralkonferenz Am 14. Oktober 1954 wurde in Brüssel (Belgien) die Zentralkonferenz (ZK) von Mittel- und Südeuropa der Evangelisch-methodistischen Kirche gegründet. Das 60-jährige Jubiläum soll Anlass sein, in speziellen Gottesdiensten den mit der ZK verbundenen Reichtum neu zu entdecken und zu erfahren. Am Sonntag, 19. Oktober sollen sich jeweils zwei Gemeinden des Konferenzgebietes im Gottesdienst «begegnen». Eine solche «Begegnung» kann einen Austausch von Informationen, Gebetsanliegen, Fotos, Ton- oder Videodokumente beinhalten. Die Pfarrer/innen der Gemeinden können sich auf einen Bibeltext einigen ... Ideen und Möglichkeiten gibt es viele. Knapp 50 Gemeinden in elf Ländern haben sich bisher gemeldet, um an dieser Aktion teilzunehmen. Als Ziel war ursprünglich die Zahl von mindestens 60 Gemeinden formuliert worden.

am 19. Januar Frutigen-Adelboden Stephanie Schmid am 4. Mai EMK Schweiz Damaris Raymann am 15. Juni St.Gallen-Teufen und koreanische Gemeinde Ostschweiz Seunghee Ryu Jung-Ok Yu am 29. Juni Aarau Bahman Mizani Judy Assawahri Hussein Assawahri Alhan Polus Firas Nissan Francis Hawil Mathila Al-Ajrab Safwat Al-Airab am 29. Juni Bern Cindy Ackermann

Quelle: EMK-News

Arabisch, persisch, englisch Seit 2008 besteht innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche in Aarau ein Arabisch-Treff. Ende Juni feierten der deutsch- und arabischsprachige Teil der Gemeinde einen gemeinsamen Gottesdienst, in dem sieben Personen aus dem Arabisch-Treff und ein persischstämmiger junger Flüchtling aus der deutschsprachigen EMK-Gemeinde ihren Glauben bekannten und neue Mitglieder der EMK wurden. Das Lobpreisteam des Arabisch-Treffs gestaltete zusammen mit einem Mitglied der deutschsprachigen Gemeinde am Klavier die Musik. Es wurde arabisch, deutsch und englisch gesungen. Die Predigt von Sylvia Minder wurde simultan auf Arabisch übersetzt. Quelle: EMK-News

am 29. Juni Thun Brigitte Schutte Matthias Schutte Roger Diriwächter Fabienne Trachsel am 6. Juli Flaach Tanja Bachmann am 6. Juli Interlaken Peter Blatter am 10. Juli Solothurn Rosmarie Glauser Kirche und Welt  Nr. 8/2014

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INSERATE

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INSERATE

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ZAHLSTELLE

Der Finanzplaner Beat Hofstetter über Schulden, Reichtum und das «Himmelskonto»

Wohlstand heisst: Verantwortung tra Von Daniela Deck

«Die Bibel hat zu Geld und Besitz mehr zu sagen als zu jedem anderen Thema. Als Finanzplaner verlasse ich mich auf die biblischen Prinzipien», sagt der Schwyzer Beat Hofstetter und lädt uns ein, alte Überzeugungen und Gewohnheiten in einem neuen Licht zu prüfen.

Über Geld redet man nicht und wenn, dann über die Gemeindefinanzen, aber nicht über das eigene Konto. So lässt sich die Befindlichkeit vieler Christen auf den Punkt bringen. Beat Hofstetter sieht das anders. «Wir alle haben eine Kleingruppe, einen Hauskreis oder sonst gläubige Freunde, die uns besonders nahestehen. Wir sollten den Mut haben, uns in diesem geschützten Rahmen auch in finanziellen Fragen auszutauschen und gegenseitig zu korrigieren. So brechen alte Gewohnheiten auf, und wir schützen uns vor Gefahren wie etwa der Schuldenfalle. Manchmal helfen uns die Geschwister im Glauben auch einfach sparen.» Gern Steuern zahlen Schulden sind Beat Hofstetter ein

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Dorn im Auge – und dazu gehören schlafende Hypotheken. Er ruft dazu auf Hypotheken abzuzahlen. Das schütze Hausbesitzer nicht nur vor Abwertungen auf dem Immobilienmarkt, sondern schiebe auch der entsprechenden Steueroptimierung einen Riegel. «Wir Christen sollen gern Steuern zahlen», sagt er provokativ und doppelt nach: «Geben Sie Ihr Geld lieber dem Staat als den Banken. Wenn ich viele Steuern bezahlen darf, bin ich finanziell gesegnet.»   Im letzten Sommer hat sich Beat Hofstetter mit einigen gleichgesinnten Finanzfachleuten zusammengetan und das Beraterforum www.beraterforum.ch gegründet. Ihr Ziel: gläubige Finanzberater und -planer vernetzen und in den biblischen Prinzipien im Umgang mit Geld ermutigen und schulen, damit sie ihre Mandanten entsprechend beraten. Ihre Vision: Innerhalb einer Generation wird die Mehrheit der Christen in der Schweiz schuldenfrei sein und das eigene Geld selbstverantwortlich nach biblischen Prinzipien verwalten und für das Reich Gottes verwenden.

Abgestuft Finanziell unterscheidet das Beraterforum fünf Stufen: 1. Schuldensklaverei: Abwärtsspirale, bei der Schulden mit neuen Krediten gedeckt werden 2. Armut: Abhängigkeit durch Mietund Pachtverträge, Einnahmen und Ausgaben ungefähr im Lot 3. Entschuldung: Einnahmen übersteigen Ausgaben, Abzahlung von Krediten 4. Wohlstand: keine Schulden, Einnahmenüberschuss, Geld in Eigenverantwortung verwaltet 5. Reichtum: Finanzierung aus Vermögenserträgen, nicht auf Lohn angewiesen

Wir verkünden einfach das Evangelium Nützliche Tipps «Wir verkünden beim Beraterforum weder ein Armutsevangelium noch ein Wohlstandsevangelium, sondern einfach das Evangelium», sagt Beat Hofstetter. Seine Tipps auf einen Blick: • Nur wer im Kleinen treu ist, wird bereit für grössere Aufgaben


ZAHLSTELLE

Beat Hofstetter: «Ein Konto bei der Zahlstelle ist jedem Konto bei einer Bank vorzuziehen.»

gen • Schulden gezielt abzahlen • Wohneigentum kaufen und die Hypothek geplant abzahlen • Geld der nachfolgenden Generation zur Verfügung stellen (Erbvorbezug) • Geldwerte wenn möglich in Sachwerte überführen (z. B. Immobilien, Ausbildungen) • Überschuss in Menschen investieren, zum Beispiel um sie so aus der Schuldenfalle zu befreien, dass Schuldner befähigt werden eine eigene Existenz aufzubauen und Gläubiger zu ihrem Geld kommen • Unterstützung der Schweizer Landwirtschaft, um die Abhängigkeit vom Ausland abzubauen • Anlagen in Gold und Silber • Vermögen bei der Anlage breit streuen und Abschied nehmen vom Renditedenken Nachgefragt Wie beurteilen Sie die Zahlstelle der EMK für die Geldanlage? Beat Hofstetter: Die Zahlstelle ist nach dem Prinzip aufgebaut, das uns die Bibel vorgibt. Da kann ich absolut dahinterstehen. Ein Konto bei der Zahlstelle ist jedem Konto bei einer Bank vorzuziehen. Ich kann den Mit-

gliedern und Freunden der EMK nur empfehlen, dort einen Teil ihres Geldes anzulegen.

Nicht nur der Zehnte gehört Gott Was bedeutet Geld für Sie als Christ? Hofstetter: Für mich ist Geld ein Geschenk von Gott. Ich habe den Auftrag es als treuer Verwalter zu mehren. Am jüngsten Tag werde ich Rechenschaft darüber ablegen müssen. Das beinhaltet für mich zwei wichtige Entscheidungen: Erstens: Ich sage ja dazu, die Verwaltung selbst in die Hand zu nehmen und die Verantwortung zu tragen. Zweitens: Ich zahle auf mein «Himmelskonto» ein, indem ich mir von Gott zeigen lasse, wie ich das Geld einsetzen soll. Alles gehört Gott, nicht nur der Zehnte. Doch in der Welt steht viel Geld unter schlechtem Einfluss.

darüber hinaus Reichtum schenkt, so steigt damit die Verantwortung, den Reichtum für das Reich Gottes einzusetzen. Aber natürlich bedeutet das Leben auf jeder Stufe Verantwortung gegenüber Gott. Lassen Sie sich beraten!

Schenkt Gott Reichtum, steigt die Verantwortung Sollen Christen Versicherungen abschliessen, die nicht obligatorisch sind? Hofstetter: Da muss man jeden Fall einzeln ansehen. Es gibt keine Antwort, die für alle stimmt. Aber ich persönlich komme mit einem Minimum an überobligatorischen Versicherungen aus.

Darf ein gläubiger Mensch sich zum Ziel setzen reich zu werden? Hofstetter: Jeder und jede soll sich zum Ziel setzen, im Wohlstand zu leben (siehe «fünf Stufen»). Wenn Gott

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Teilhaben an der Mission Gottes

Das neue Gesicht des Christentums Von Üllas Tankler

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der weltweiten Missionsbehörde der United Methodist Church

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Vor gut 100 Jahren war etwa ein Drittel der Menschen weltweit Christen – genau so viele wie heute. Auf den ersten Blick sieht es also so aus, als habe sich nicht viel verändert. In Wirklichkeit aber hat es eine gravierende Veränderung gegeben.   Es ist allerdings keine zahlenmäßige, sondern eine kulturelle Veränderung. Vor 100 Jahren war das Christentum eine europäische und nordamerikanische Religion. Heute ist das Christentum multikulturell.   Das Wichtigste ist aber, dass es keine vorherrschende Kultur innerhalb des Christentums mehr gibt. Für uns in Europa bedeutet das neben vielem anderen, dass wir nicht nach Kambodscha, Kamerun oder Kolumbien reisen müssen, um asiatisches, afrikanisches oder südamerikanisches Christentum zu sehen und zu erleben. Das und vieles mehr gibt es bereits mitten unter uns. Die Heraus-

forderung für uns europäische Christen ist, wahrzunehmen, dass unsere Brüder und Schwestern, die ihre Wurzeln in einer anderen Kultur und in einem anderen Kontinent haben, nicht «die anderen« sind. Sie sind «wir». Wir sind alle ein Teil der bunten Vielfalt von Kulturen geworden. Das ist nicht neu, sondern bekannt. Die Frage ist, ob wir akzeptieren, dass diese Veränderungen noch immer für viele eine Herausforderung sind.   Bei meinen Reisen durch Europa besuche ich viele Kirchen und treffe einheimische und Christen aus anderen Kulturen. Dabei habe ich manchmal die Sorge, dass wir noch immer die Vorstellung haben, wir müssten die Fremden in unsere europäische Kultur integrieren. Dabei scheinen wir etwas Entscheidendes zu vergessen: uns zu fragen, inwieweit wir bereit sind, uns in die veränderte

Christenheit zu integrieren, deren Teil wir geworden sind.


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