Kirche und Welt 9/2015

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Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Die «SchöpfungsZeit 2015» schaut auf die sanften Hügel und die rauen Berge

Lebensvielfalt auf hohem Niveau Seite 8–9

Einschneidende Veränderungen Von geologischen und religiösen Erosionen Seite 7

The United Methodist Church

Reise in eine andere Welt Stoyan Stalev bringt Hoffnung in Gefängnisse Seite 21

«Biblische Aussagen umsetzen!» Interview mit Urs Zurbuchen aus Amlikon Seite 22


Inhaltsverzeichnis Eine Einladung zur ganzheitlichen Mission

Schöpfung bewahren

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Zum Tod von Peter Matter (4.10.1937– 30.6.2015)

Humorvoller Zeuge Jesu

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Von geologischen und religiösen Erosionen

Einschneidende Veränderungen

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Die «SchöpfungsZeit 2015» schaut auf die sanften Hügel und die rauen Berge

Lebensvielfalt auf hohem Niveau

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Berge in der Bibel und in unserer Erfahrung

Von Hügeln, Gipfeln, Gott und Mensch

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Die Methodistenkirche in Kambodscha hilft wirkungsvoll und nachhaltig

Reis, Gemüse, Vieh und Kleinkredite

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Johann Wäler über seine Erfahrungen im Startklar-Kurs

«... auch wenn man noch nicht weiss, wohin das führt!»

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NetZ4 unterstützt Jugendliche beim Schritt ins Berufsleben

Zureden, Möglichkeiten zeigen, durchhalten

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Hochschulrat der THR feierlich eingesetzt

Leitungswechsel

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Stoyan Stalev bringt Hoffnung in Gefängnisse

Reise in eine andere Welt

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Interview mit Urs Zurbuchen, Geschäftsleiter der Zurbuchen Büromöbel AG

«Die verständlichen biblischen Aussagen umsetzen!»

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Mit dem Psalm 121 lädt die «SchöpfungsZeit» in diesem Jahr ein, zu den Bergen hinauf zu schauen. Der Reichtum der Lebensformen, die sich dem rauen Klima angepasst haben, ist beeindruckend. Welche andere Eindrücke und Erfahrungen Menschen in biblischer Zeit und heute mit den Bergen verbinden, lesen Sie in dieser Ausgabe. Kambodscha kennt keine hohen Berge. Der grösste Teil des Landes liegt unter 500 m.ü.M. Connexio unterstützt die Dorfentwicklung, die in vielfältiger Weise die Lebensverhältnisse der Menschen verbessert. Kleinkredite und «Reisbanken» sind ein wichtiger Teil davon. Unterstützen Sie diese wichtige Arbeit! Einen sorgsamen Umgang mit dem anvertrauten Vermögen zeichnet auch Urs Zurbuchen aus. Er sagt, inwiefern für ihn als Unternehmer biblische Leitlinien wichtig sind. Junge Menschen, die Schwierigkeiten beim Start ins Berufsleben haben, werden im NetZ4 auf ihrem Weg begleitet. Das ist eine ebenso herausfordernde wie wichtige Arbeit. Vielfältig sind die Themen dieser Ausgabe. Lassen Sie sich doch mitnehmen in eine andere Welt. Vielleicht geht es Ihnen dabei wie Johann Wäfler im Startklar-Kurs: das Denken weitet sich und neue Ideen entstehen.

Sigmar Friedrich Redaktor

Wachstumsziele Von Stefan Moll

Aus der Wirtschaft kennen wir diese Vorgabe. Sie sagt, wie viel ein Unternehmen wachsen soll. Auch die EMK kennt Wachstumsziele: «Durch die Gemeinden der EMK (...) werden zunehmend mehr Menschen in die Nachfolge Jesu Christi geführt» (Strategie 2010 –2018). Wenn man es an den Mitgliederzahlen misst, wurde dieses Ziel bisher verfehlt. Wachstum bleibt das Ziel im methodistischen Glaubensverständnis. Jesus Christus soll wachsen unter uns, die Liebe zu Gott und zum Nächsten sollen wachsen. Diesen Prozess nennen wir «Heiligung». Deren Früchte sind konkret fassbar: gelebte Hingabe, konkrete Umsetzung der Bergpredigt – und auch: mehr Mitglieder. «Heiligung» baut auf Erlösung. Gottes Wirken unter uns verändert uns auf sein Reich hin. Das geschieht durch eine sich vertiefende Beziehung zu Jesus Christus. Erlösung und Heiligung gehören untrennbar zusammen. Im Team «Soteriologie» (Lehre von der Erlösung) ist uns das Bild vom Baum wichtig geworden. Wird ein Baum geplanzt, sieht man zuerst wenig vom Wachstum. Er wächst in der Erde. Auf die Wurzeln kommt es an. Erst danach wachsen Krone und Früchte. Wächst die Kirche nicht, muss man auch über die Wurzeln nachdenken. In diesem Sinn tut eine Wurzel-Behandlung gut, auch wenn wir uns mittelfristig nicht nur mit den Wurzeln befassen, sondern auch mit Früchten beschenken lassen sollen.

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KIRCHE UND GESELLSCHAFT

Treffen: Ein Teil des Creation Care Teams kam Ende 2014 in Peru zusammen.

Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

Schöpferische Schöpfung Kürzlich war ich an einem Vortrag zum Thema «Planzenkommunikation». Mit ihren Blütenfarben locken Planzen potentielle Bestäuber an. Da wird gelockt, vorgegaukelt und gebettelt... Und wenn Planzen verletzt werden, wissen sie sich ebenfalls zu wehren. Die Tomate zum Beispiel sendet einen Lockstoff aus, der Nützlinge anzieht. Diese wiederum fressen die Schädlinge, die in die Wunden eindringen wollen. Mir blieb nach diesem Vortrag nur das grosse Staunen. Dieses Zusammenspiel, diese rafinierten Möglichkeiten, lassen den schöpferischen Geist mehr als nur erahnen. Und doch, entstanden ist das nicht von heute auf morgen. Die ganze Evolutionstheorie indet hier Platz. Wenn man sie bis an den Anfang zurückverfolgt, kommt man wieder zu Gott, der aus dem Chaos Himmel und Erde erschaffen hat. Die Natur ist nicht immer nur perfekt. Arten sterben aus. Der Mensch trägt eine grosse Mitschuld. Seitdem er immer mehr in dieses Gefüge eingreift, bringt er es aus dem Gleichgewicht. Noch nie sind so viele Arten verschwunden, wie in den letzten Jahrzehnten. Als Methodisten sind wir aufgerufen, engagiert dagegen aufzutreten. Die Sozialen Grundsätze fordern uns auf, Gottes Schöpfung zu achten und zu bewahren.

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Eine Einladung zur ganzheitlichen Mission

Schöpfung bewahren Von Marietjie Odendaal

Die Kommission für weltweite Dienste (General Board of Global Ministries) gewichtet die Zusammenhänge zwischen humanitären Einsätzen und dem

wortung. Alleine kann ich sicher dies und das machen. Aber das Ziel, Gerechtigkeit für die ganze Erde und für die kommenden Generationen, braucht Gemeinschaften, die sich dafür einsetzen.

Umgang mit der Schöpfung stärker. Sie hat darum ihre Arbeit zugunsten der Ärmsten und Notleidenden ergänzt durch ein «Creation Care Team», ein Team, das Hinweise gibt, wie wir Sorge zur Schöpfung tragen können.

Ein wichtiger Grundsatz in der EMK lautet: bevor wir uns aufmachen, etwas zu tun, sollen wir darauf achten, dass wir nichts Böses tun. Im Sozialen Bekenntnis bestätigen wir unsere Schöpfungsverantwortung und im Bischofsbrief «Gottes erneuerte Schöpfung» lesen wir von den Zusammenhängen zwischen Krieg, Armut, Migration und Umweltzerstörung. Gemeinsam handeln Diese Sprache beeindruckt mich. Sie verspricht eine Gemeinschaft, in der mein Anliegen, glaubwürdig in der Nachfolge Jesu Christi zu leben und Gerechtigkeit für alle Geschöpfe zu suchen, geteilt wird. Dieses Anliegen sprengt den Rahmen der Eigenverant-

Verantwortlich leben Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam Wege finden, unseren Glauben an Gott den Schöpfer des Himmels und der Erde nicht nur mit Worten und Liedern, sondern auch mit Taten zu bezeugen – aus Liebe zu Gott. Ich wünsche uns allen, dass wir verantwortlich entscheiden, was wir gebrauchen und wegwerfen, wie wir wählen und Gesetze oder Initiativen auf den Weg bringen.

MIT DABEI SEIN Als Mitglied dieses Teams vernetzt Marietjie Odendaal diese Arbeit in unserer Konferenz. Personen, die das Anliegen eines nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgangs mit der Schöpfung teilen oder bereits leben, bittet sie, mit ihr Kontakt aufzunehmen: marietjie.odendaal@emk-schweiz.ch, 061 981 1452


Zahlstelle

Zum Tod von Peter Matter (4.10.1937– 30.6.2015)

Humorvoller Zeuge Jesu Von Thomas Matter

Peter Matter wurde am 4. Oktober 1937 als zweites Kind von Rudolf und Hulda Matter-Blaser in Kölliken geboren. Nach beendeter Schulzeit absolvierte er eine Lehre als Möbelschreiner. In dieser Zeit gab er auf Geheiss seiner Schwester Sonntagsschule. Beim Vorbereiten der biblischen Geschichten lernte er Gott kennen. Er erzählte die Geschichten von Jesus mit Leidenschaft. In einem Jugendlager wagte er den Schritt, Jesus nachzufolgen. Diese Hinwendung löste in ihm eine riesige Freude aus. Er sagte, er hätte am liebsten die ganze Welt umarmt... Auch seine Frau Ruth lernte er in einem Jugendlager kennen. Peter hatte sich zum Ziel gesetzt, mit Jesus das Leben zu gestalten und den Menschen zu dienen. So arbeitete er als technischer Leiter im Altersheim Abendruh in Interlaken. Etwa ein Jahr lang leitete er ein Kinderheim im Simmental. Mit über dreissig Lebensjahren verdichtete sich in seinem Herzen die Gewissheit, dass Gott ihn in den vollzeitlichen Dienst als Pfarrer beruft. Er ging diesen Weg beharrlich. In Wynau arbeitete er, bereits Vater von drei Kindern, als Pfarrer und stu-

dierte gleichzeitig an der Bibelschule Aarau (heute TDS). Nach dieser herausfordernden Zeit bekam er Dienstzuweisungen in Flaach, Burgdorf-Breitenegg, Lyss-Aarberg, Uster und Luzern. Die Evangelisation lag ihm besonders am Herzen. Er liebte die Menschen und verkörperte eine natürliche Volkstümlichkeit. Ruth, seine Frau, war ihm immer eine starke Stütze. Mit ihr hatte er die drei Kinder Thomas, Ursula und Irene. Ein Grundton im Leben von Peter waren seine Dauerschmerzen, die sich von den Beinen bis in den Rücken hineinzogen. Nicht einmal die grosse Rückenoperation 1984 brachte Erleichterung. Wenig vor seinem Tod sagte er, dass er demnächst ein Jubiläum habe: 60 Jahre Schmerzen ertragen. Sein Humor und sein Lebensmut waren ansteckend. Er war für viele ein Vorbild, wie man trotz Widrigkeiten ein erfülltes Leben führen kann. In letzter Zeit verlor er immer mehr die Kraft, diese Dauerschmerzen zu ertragen. Am 30. Juni, in den Ferien in seinen geliebten Bergen, durfte Peter frühmorgens kurz vor Sonnenaufgang friedlich einschlafen. Wir danken Gott für diesen wertvollen Menschen und dass wir mit ihm das Leben teilen durften.

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

www.zahlstelle.ch


KUR Z NOTIERT

Agenda SA., 5. SEPTEMBER Samstags-Pilgern Brünig-Hasliberg Kosten: ab CHF 10.– Infos / Anmeldung: Walter Wilhelm, 061 311 35 86, mail@pundw.ch FR.– SA, 11.–12. SEPTEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Predigtlehre EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 19. SEPTEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Führen und Leiten EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch

Schreiben für Gemeindebrief und Webseite In Ihrer Gemeinde findet ein spannender Anlass statt – wie weisen Sie prägnant und ansprechend darauf hin? Sie schreiben einen Bericht im Gemeindebrief über ein Konzert, das Sie als Gemeinde durchgeführt haben: Welche Elemente sind wichtig? Erzählen Sie? Oder berichten Sie? Sie arbeiten beim Gemeindebrief Ihrer Gemeinde mit? Sie verfassen Beiträge für die Homepage Ihres Bezirks? - Am 14. November haben Sie die Möglichkeit, in einem Kurs Ihre Kompetenzen zu erweitern. Sie lernen die unterschiedlichen Textformen in Journalismus und PR kennen. Die Kursleiter Erik Senz (Reformierte Medien) und Sigmar Friedrich (Redaktor «Kirche und Welt») zeigen Ihnen, welche Textform am besten zu welchem Zweck passt. Weitere Informationen: http://is.gd/schreiben2015 oder im Prospekt zum Angebot, der in Ihrer Gemeinde aufliegt.

SAMSTAG, 26. SEPTEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Bibelkunde Altes Testament EMK Zürich 4 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SA.– SA., 26. SEPT. – 3. OKT. Pilgerwanderwoche auf dem Jakobsweg Von Les Abrets bis Chavanay (F) Kosten: ab CHF 895.– Infos / Anmeldung: Walter Wilhelm, 061 311 35 86, mail@pundw.ch MO.– SA., 26.– 31. OKTOBER Mit Nadel und Faden zaubern Stickkurs mit Vera Stoll Hotel Artos, Interlaken Kosten ab CHF 925.– Infos / Anmeldung: Hotel Artos Interlaken, www.artos.ch, 033 828 88 44 FR. – SO., 30. OKT. – 1. NOV. Frauentage Wellness für Körper und Seele Meielisalp, Leissigen Kosten: ab CHF 262.– Infos / Anmeldung: Hanni Ramseier, 033 744 01 58, hanni.ramseier@gmx.ch

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Gemeinsam für die Schweiz beten Am 19. September versammeln sich Christ/innen aus allen Landesteilen und verschiedenen Konfessionen und Gottesdiensttraditionen auf der Grossen Schanze über dem Berner Hauptbahnhof zu einer Gebetsveranstaltung. Mit dem öffentlichen Gebet in Bern drücken sie aus, dass sie bereit sind, die Verantwortung für das Land und die in ihm lebenden Menschen mitzutragen. Während der Versammlung werden verschiedene Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche kurze Statements zum Bettag abgeben. Der Anlass beginnt um 10.15 Uhr und dauert bis 12.15 Uhr. Gemeinsame Veranstalter sind die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Kirchenbund (SEK) und der Bischofskonferenz (SBK), die Evangelische Allianz (SEA-RES), die Freikirchen Schweiz (VFG) und die Organisation «Gebet für die Schweiz». Quelle: EMK-News

«Zusammen sind wir stark» Auf S.15 der letzten Ausgabe von «Kirche und Welt» wurde auf das Lied hingewiesen, das den Wettbewerb zum Konferenzthema gewonnen hat. Annegret Jende und Nicole Becher hatten das Lied aber nicht nur zusammen mit dem Bezirk Frauenfeld-Weinfelden, sondern auch zusammen mit dem Bezirk Eschlikon eingereicht. Dieser Bezirk blieb in der kurzen Notiz leider unerwähnt. Wir bitten um Entschuldigung.


A US DEM K ABINETT

Jörg Niederer: «Wird es uns gelingen, unsern Glauben an Christus so zu leben, dass er in die neue Zeit passt?»

Von geologischen und religiösen Erosionen

Einschneidende Veränderungen Von Jörg Niederer

Der Triftgletscher im Kanton Bern ist im vergangenen Jahr 216 Meter kürzer geworden. Geht das Abschmelzen so weiter, wird es in den Alpen im Jahr 2100 kaum noch «ewiges Eis» geben. Im Bergsteigerlager der EMK erzählte der Bergführer aus dem Berner Oberland schon vor 15 Jahren, dass sie zunehmend Schwierig-

Fremde Missionare Ist die religiöse Erosion auch von so dramatischer Dynamik, wie der ökologische Klimawandel? Immer weniger Menschen vertrauen kirchlichen Institutionen. Die christlichen Kirchen verlieren Jahr für Jahr Mitglieder. Diese Verluste werden zwar teilweise aufgefangen durch die Migration von Menschen mit anderem kirchlichen Hintergrund.

ben an Christus so zu leben, dass er in die neue Zeit passt? Sichtbares Salz Auf einer Wanderung habe ich einen besonderen Käse erstanden. Er enthält schwarzes Salz. Schon auf den ersten Blick ist das Salz zu erkennen, was sonst bei einem Käse weniger der Fall ist.

keiten hätten, überhaupt auf die Normalrouten zu gelangen, da die Hänge aus Eis und Geröll auftauen. Die Fol-

Mein Land, die Schweiz verändert sich

gen sind neue Steinschlagzonen. Es kommt zu katastrophalen Erdrutschen.

Bisher hat das Eis Berge und Landwirtschaft stabilisiert. Die Gletscher haben im Winter Wasser aufgenommen und gespeichert und es dann gleichmässig vom Frühjahr bis Herbst wieder abgegeben. Glaubwürdige Szenarien gehen davon aus, dass wir in der Schweiz in einigen Jahren zu wenig Wasser haben werden in der Nahrungsmittelproduktion. Unsere Umwelt wird sich massiv in einer Weise verändern, die mir gar nicht gefällt.

Zugleich verändert sich auch die religiöse Zusammensetzung der Gesellschaft. Gerade habe ich eine CD-Rom im Briefkasten gefunden mit dem Titel: «Islam, der wahre Weg». Sie erinnert mich an christliche Traktate, die ich früher selbst verteilt habe. Ich werde «fremdmissioniert». Mein Land, die Schweiz verändert sich. Wird es uns gelingen, unsern Glau-

Wir Christen sind das «Salz der Erde», sagt Jesus. Treten wir aus der Unsichtbarkeit einer privaten Existenz hervor. Die Welt soll sehen, wie gut es ist, Christus zu vertrauen. So werden wir glaubhaft Antwort geben können auf die gesellschaftlichen und ökologischen Umbrüche.

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM SEPTEMBER 4.–5. 7.–16.

Retraite Vorstand der Jährlichen Konferenz Pfarrertreffen, europäische historische Konferenz und europäischer methodistischer Rat, Ruse (Bulgarien)

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T HEMA

Reichhaltig: In den alpinen Regionen ist die Artenvielfalt besonders gross.

Die «SchöpfungsZeit 2015» schaut auf die sanften Hügel und die rauen Berge

Lebensvielfalt auf hohem Niveau Von Sigmar Friedrich

Auf den «Lebensraum Berge» lenkt die «SchöpfungsZeit» in diesem Jahr den Blick: eine überaus artenreiche Region der Schweiz, zur deren Vielfalt die landwirtschaftlichen Betriebe in den Bergen einen wichtigen

wachsenden Pflanzenkulturen entsteht eine Art «Mikroklima», das Sonnenwärme speichert. Nur der kleine Wuchs macht das möglich. Zugleich läuft der Stoffwechsel der Pflanzen auf Hochtouren, weil für die Ausbildung von Samen und Ablegern viel weniger Zeit zur Verfügung steht als im Tal.

Beitrag leisten. Feriengäste suchen dort Erholung und sportliche Herausforderung. Verantwortungsvoller Umgang erwächst aus dem dankbaren Staunen.

Wanderer aus dem Mittelland, die in den Bergen Erholung suchen, wissen es: in den Alpen sind die Wiesen und Weiden viel bunter – und die Pflanzen kleiner. Eine eindrückliche Vielfalt von Schmetterlingen, Heuschrecken und anderen Insekten begleitet Wanderer auf Schritt und Tritt. Kleinwüchsig Die Pflanzen in den alpinen Regionen, also in den Regionen, die oberhalb der Baumgrenze liegen, sind wahre Überlebenskünstler. Bis zu einer Höhe von ca. 3000 m.ü.M. bilden sie eine mehr oder minder geschlossene Decke aus alpinen Rasen, Matten, Staudenfluren und Polsterpflanzen. In den niedrig

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Vielfältig Die Alpengebiete über der Waldgrenze zeichnen sich aus durch ihre einzigartige Artenvielfalt. Sie bilden einen «Hotspot» der Biodiversität. Das verdankt sich nicht unwesentlich menschlichen Eingriffen: Rodungen im Mittelalter führten zu einer Absenkung der Baumgrenze. Die entstanden Flächen wurden als Weide oder zur Mahd genutzt. Auf diesen Flächen fand eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren eine neue Heimat. Die Berglandwirtschaft hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihre grösste Ausdehnung. Danach begann ein Strukturwandel, der zu tiefgreifenden Veränderungen führte, die noch anhalten. Der wirtschaftliche Druck auf die bäuerlichen Betriebe nahm stetig zu. In günstigen Lagen wurde darum die landwirtschaftlich Nutzung intensiviert und vereinheitlicht. Die Schnittfrequenz wurde ge-

steigert. Immer mehr Dünger wurde ausgebracht. In schwierigen Lagen kam es vermehrt zu Brachlegung. Dies alles führt zu einem Rückgang der Artenvielfalt. Die Arbeit der bäuerlichen Betriebe in den Bergregionen ist unerlässlich, wenn die Vielfalt der Arten erhalten werden soll. Der Aufwand für die Bewirtschaftung ist in Berggebieten viel höher. Der Ertrag fällt dagegen um 3060% geringer aus. Das kann nur mit Direktzahlungen an die Betriebe abgefedert werden. Sie sind auch ein Beitrag an den Schutz dieser Landschaft. Erholsam Der grössere Teil der Schweizer Bevölkerung lebt nicht in den Bergen. Viele kommen jedoch in die Berge, um dort im Sommer und Winter Sport zu treiben. Sie suchen Erlebnis, Erholung, Ruhe und Inspiration. Der Tourismus ist für viele Berggebiete ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die landschaftliche und natürliche Vielfalt ist dafür die wesentliche Grundlage. Anbieter, Tourist/innen und Sportler/innen haben ein Bewusstsein für die Schutzbedürftigkeit der Natur entwickelt und lernen, wie sie schonend mit Wildtieren und Pflanzen umgehen.


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Wasserreich Dass die Schweiz das «Wasserschloss Europas» ist, hängt ebenfalls mit den Berggebieten zusammen. Die Gletscher und die Schneedecke der Alpen sind für die Wasserversorgung zentral. Rund 40% des abfliessenden Wassers in der Schweiz stammt aus der Schneeschmelze. Der grösste Teil davon kommt aus den Bergregionen. In den trockenen Sommermonaten tragen die Gletscherschmelze und der Niederschlag in den Bergregionen wesentlich zum Wasserhaushalt bei. Ein einschneidender Wandel zeichnet sich jedoch ab: Forscher rechnen damit, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts, die Gletscher aufgrund der klimatischen

Veränderung auf 20–40% der heutigen Fläche schrumpfen werden. Auch für die Schneemengen wird ein Rückgang um rund 50% prognostiziert. Das hätte Auswirkungen nicht nur auf den natürlichen Wasserhaushalt, sondern zum Beispiel auch auf die Energieerzeugung durch Wasserkraftwerke. Staunenswert Lebensraum sind die Berge für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen, für die Menschen, die dort wohnen und arbeiten, und andere, die dort Erholung suchen. Die Vielfalt ist faszinierend. Wie gut an ihren Lebensraum angepasst die Tiere und Pflanzen dort sind, staunenswert. «Für mich als Hochge-

birgsforscher wurde das Pflanzenleben in den Bergen immer wunderbarer, je mehr ich davon verstand», schreibt Prof. Christian Körner im Magazin zur «SchöpfungsZeit 2015». Dazu, dass dieser Reichtum erhalten bleibt, können Menschen wesentlich beitragen.

HINTERGRÜNDE Zum «Lebensraum Berge»: NFP 48 – Nationales Forschungsprogramm «Landschaften und Lebensräume der Alpen» www.nfp48.ch SchöpfungsZeit: www.oeku.ch

WUSSTEN SIE, DASS... ... der weltweit kälteste Ort, an dem eine Blütenplanze nachgewiesen wurde, in der Schweiz gleich unterhalb der Spitze des Doms auf ca. 4500m Höhe liegt? ... ein Fünftel aller einheimischen Planzenarten ihren Verbreitungsschwerpunkt in der alpinen Zone haben? ... jedes Jahr rund 17000 Älpler/innen mit ihren Tieren über die Waldgrenze ziehen? ... in der Schweiz jährlich Waldläche in der Grösse des Thunersees neu entsteht – überwiegend in den höheren und steilen Lagen des Alpenraums? ... das Hotel Artos in Interlaken das Klimaschutz-Zertiikat hat? ... die Schweiz als einziges Alpenland die Alpenkonvention nicht ratiiziert hat? ... Permafrost, also ständig gefrorener Boden, auf rund 5% der Schweizer Landesläche vorkommt? ... die Backpackers Villa in Interlaken 2014 erneut als «100% klimaneutrales Hostel» ausgezeichnet wurde?

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Sonnenpilger: Menschen sehen und nutzen Berge heute anders als in biblischer Zeit - Blick vom Grenchenberg.

Berge in der Bibel und in unserer Erfahrung

Von Hügeln, Gipfeln, Gott und Mensch Von Felix Wilhelm-Bantel

«Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen...» – So haben vor langer Zeit Menschen in Jerusalem gebetet, bevor sie sich auf den Heimweg in ihr Dorf gemacht haben. Sie haben die Berge anders angeschaut als wohl die meisten von uns hier in der Schweiz. Etwas von dem, wie sie die Berge gesehen und erlebt haben, spiegelt sich in biblischen Texten

Berge waren für die Menschen in biblischer Zeiten Hindernisse und gefährliche Orte. Sie müssen nicht sehr hoch sein, um den Durchgang zu versperren. Der Psalm 121 nennt mögliche Gefahren auf dem Weg: Man kann ausgleiten. Die Sonne brennt. Es gibt kaum Schatten. Und in der Nacht sieht im fahlen Licht des Mondes alles viel unheimlicher aus. Damals ging kaum jemand freiwillig in die Berge. Darum waren Berge auch ein idealer Rückzugsort für Menschen, die sich, warum auch immer, verstecken mussten oder die Einsamkeit suchten.

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Quellort der Flüsse In Psalm 104,18 wird mit Verwunderung erwähnt, dass die Berge doch tatsächlich auch Lebensraum für manche Tierarten bieten. Und das Wasser in den Bächen des Flachlandes kommt auch aus den Bergen. Viele Bäche haben dort ihre Quellen. Sie bringen Wasser zum Leben für Pflanzen und Tiere und auch für Menschen (Ps. 104,13–16). Wenn es in den Bergen jedoch gewittert hat, führen die Bäche plötzlich sehr viel Wasser und reissen alles mit, was ihnen im Weg steht. Ob dieses Wasser noch ein Rest der Urflut (Psalm 104,6-10) ist, die einmal sogar die Berge zugedeckt hat?

Wasser zum Leben kommt aus den Bergen

Gott näher Die Menschen im Orient haben zuerst ebenes Land besiedelt. Sie kennen aber auch Vorzüge von Hügeln und Bergen: Ein Berg ist von weit herum sichtbar. Das hilft zur Orientierung in der Ebene. Und es dünkte die Men-

schen, auf einem Berg sei man den Göttern näher als in der Ebene. Darum bauten sie in ihren Städten künstliche «Berge», auf denen zuoberst ein Tempel stand. Im Gebiet, in dem die alten Israeliten lebten, gibt es viele natürliche Berge. Die ursprünglich im Land ansässige Bevölkerung hatte auf manchem Hügel ein Höhenheiligtum eingerichtet. Dort haben sie ihren Götter geopfert. Die eingewanderten Israeliten gingen offenbar auch dahin (vgl. z.B. 1. Kön 3,2). Die Königsbücher und die Propheten kritisieren das jedoch scharf. Es gibt für Israel in der Zeit nach Salomo nur ein Heiligtum: den Tempel in Jerusalem. Auch der steht auf einem Berg, auf dem Zion. Der Berg Zion ist zwar nur eine kleine Anhöhe. Aber das genügt, damit die Menschen zum Tempel hinaufsteigen müssen. Weil im Tempel der Name des Gottes wohnt, der Himmel und Erde gemacht hat, wird der Zion in Psalm 48,3 als der schönste Gipfel der ganzen Welt gepriesen. Der höchste Berg Die Babylonier jedoch haben im


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6. Jh. v.Chr. Jerusalem erobert und diesen Tempel zerstört. Das war eine Katastrophe für die Menschen und für den Glauben Israels. Alle Gebete und Hoffnungen, die mit dem Tempel auf dem Zion verbunden sind, hingen auf einmal in der Luft. Aber Vorstellungen und Hoffnungen haben sich verändert. Die Perspektive hat sich bis ans Ende der Zeiten geweitet. Dann wird der Zion zum höchsten Berg der Erde und alle Völker strömen zu ihm hin: Micha 4,1-2.

Jesus ging in die Berge zum Beten

Der Zion ist nicht der einzige wichtige Berg im Glauben Israels. Auch andere Berge haben eine Bedeutung in der Geschichte Israels. Und Jesus schätzte die Berge als Rückzugsort und als Ort zum Beten. Erhebende Momente Viele von uns kennen auch beides, wenn sie in den Bergen unterwegs sind: erhebende Gefühle und Ängste. Wer auf einem Gipfel steht – und sei es auch nur der oben flache Grenchenberg im Jura –, ist überwältigt von der

Aussicht über Berge und Täler, über das weite Land, über die Orte, wo wir leben und arbeiten. Die Welt, wo wir uns normalerweise bewegen, wirkt von oben klein. Und wir sehen noch viel mehr von der Welt als das, was uns normalerweise umgibt. Das sind erhebende Momente. Viele fühlen sich auf einem Berg dem Himmel näher als im Tal. Kleine Ameisen Andererseits empfinden wir unsere Kleinheit und Verletzlichkeit, wenn wir in den Bergen unterwegs sind. Auch wer im Tal ein grosses Tier ist, ist in den Bergen eine Ameise. Wir sind Gefahren ausgesetzt: Der Gefahr, den Fuss zu verknaxen und zu stürzen. Der Gefahr der intensiven Sonneneinstrahlung. Der Gefahr von Steinschlag und von Wetterumstürzen. Der Gefahr, Distanzen und Höhen und Zeitbedarf falsch einzuschätzen. Der Gefahr von Erschöpfung.

30 000 Tier- und um die 13 000 Pflanzenarten in den Bergen leben. Sogar die unwirtlichsten Berge bieten Lebensraum! Unglaublich, wo überall Pflanzen noch wachsen können und welche Überlebensstrategien sie entwickelt haben! Einmalig die Farben und Formen der Blumen. Sagenhaft, wieviele Ameisen, Spinnen, Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten hoch oben leben. Wir Menschen sind dort meist nur Gäste.

Unglaublich, wo überall Planzen wachsen

Hoch oben noch oder wieder unten im Tal können wir auch, wie es der Psalm 104 am Anfang und am Schluss tut, Gott freudig staunend loben für alles, was wir gesehen und erlebt haben.

Staunend loben Wenn wir mit offenen Augen in den Bergen unterwegs sind, können wir den Psalm 104 weiterführen. Wir staunen über die Wunder des Lebens in der Bergwelt. Es sollen um die

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Neue Mitglieder Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag. Alltag: Die Menschen in Kambodschas Dörfern leben in sehr einfachen Verhältnissen.

am 23.11.2014 Solothurn Margret Rossel Esther Oberer

Die Methodistenkirche in Kambodscha hilft wirkungsvoll und nachhaltig

am 30.5.2015 Bern Joel Leber

Reis, Gemüse, Vieh und Kl Von Carla Holmes

am 27.6.2015 Herisau Milad Bahari Mirjam Wartenweiler Elena Elisabeth Künzler

In Phum Toul Sre, einem Dorf im Osten Kambodschas, steht ein neu gebautes Haus. Darum herum zeugen ein Kuh- und Schweinestall, ein Hühnergehege und ein Gemüsegarten von

am 19.7.2015 Burgdorf-Breitenegg Benjamin Bediako

bescheidenem Wohlstand. Die Besitzer, Frau Ly Samon und ihr Mann, sind Mitglieder der lokalen Methodistengemeinde und des von CHAD geschulten Dorfentwicklungskomitees.

CHAD (Community Health and Agricultural Development) ist ein Arbeitszweig der Methodistenkirche in Kambodscha. Die Kirche verwirklicht mit Hilfe eines Teams von Fachleuten und lokalen Gemeindeleitenden in den ländlichen Gegenden Kambodschas Kleinprojekte, die die Ernährungssicherheit und Gesundheitsvorsorge der Dorfbevölkerung verbessern. Der Aufbau von Saatgutspeichern für Reis (sogenannte Reisbanken) sowie Viehzuchtprojekte gehören ebenso dazu, wie der Aufbau von Mikrokreditgruppen, Schulungen in Hygiene sowie der Bau von Brunnen und Latrinen. Um die Projekte umzusetzen, gründen die Methodistengemeinden Dorfentwicklungskomitees. Diese werden vom

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CHAD-Team geschult und begleitet, damit sie für die gesamte Bevölkerung eine wirkungsvolle Hilfe sind.

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Eine besondere Bank Chok Choung, der 50-jährige Leiter des Dorfentwicklungskomitees in Raksmey, erzählt, wie das Dorf vor einigen Jahren mit Hilfe von CHAD 3000 kg Reis kaufen konnte, um damit eine Reisbank zu beginnen. Die Dorfbewohner legen einen Teil ihrer Ernte in der Bank ein und können in den mageren Zeiten zwischen den Ernten daraus Reis beziehen, anstatt es zu hohen Zinsen auf dem Markt leihen zu müssen. In drei Jahren hat sich die Reismenge in der Bank mehr als verdoppelt. Das Dorfentwicklungskomitee führt Buch über die Einlagen und Entnahmen. Damit müssen sich die Menschen in Raksmey nicht mehr verschulden und haben während des ganzen Jahres zu essen. Eine neue Infrastruktur In den letzten Jahren wurde Kambodscha aufgrund des Klimawandels wechselweise von Dürreperioden und Überflutungen betroffen. Darunter haben die Reisernten gelitten. Deshalb fördert CHAD in den Dörfern ver-


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Fischzucht: Connexio unterstützt in Kambodscha die Dorfentwicklung.

einkredite mehrt auch verschiedene neue, umwelt- und klimaschonende Anbaumethoden, z.B. für Gemüse, sowie die Viehzucht und gibt Startkapital für die entsprechende Infrastruktur. Damit können die Menschen zusätzliche Einkünfte generieren. Sie sind nicht mehr alleine von der Reisernte abhängig. Das Dorf Phum Toul Sre kann beispielsweise dank dem Bau eines Brunnens während des ganzen Jahres mit sauberem Wasser versorgt werden. Die Haltung von Rindern, Schweinen und Federvieh sowie der Gemüseanbau in Ergänzung zur Reisernte wurden erst damit ermöglicht. Dorfbewohner wie Frau Ly Samon und ihre Familie waren damit in der Lage, den Kreislauf von Armut und Schulden zu durchbrechen und sich eine gesicherte Existenz aufzubauen. Kleine Kredite aufnehmen Frau Chhith Long ist in einer Bauernfamilie aufgewachsen. Ohne gute Schulbildung hatten sie und ihr Ehemann keine andere Möglichkeit, als mit Reisanbau so gut wie möglich über die Runden zu kommen. Dank der biblischen Botschaft der Methodistengemeinde in ihrem Dorf Phum

Sreh wurden sie ermutigt, ihr Denken zu erweitern. Als die Gemeinde mit Hilfe von CHAD für die Dorfbewohner eine Mikrokreditgruppe bildete, schloss sich Frau Chhith Long dieser an. Dabei legen die Dorfbewohner ihr Erspartes zusammen und können im Gegenzug aus diesem Fonds kleine Kredite entnehmen, die sie dann mit moderatem Zins zurückzahlen. CHAD schult und begleitet diese Gruppen, damit sie lernen, ihre Finanzen sauber und transparent zu verwalten. Mit dieser Möglichkeit wurde Frau Chhith Long ermutigt, etwas ins Auge zu fassen, das sie bisher nicht für möglich gehalten hatte. Sie nahm einen Kredit auf und eröffnete einen Gemüseladen. Seit drei Jahren führt sie diesen nun erfolgreich und ihrer Familie geht es finanziell gut. Frau Chhith Long hat schon Pläne, ihr Geschäft auszubauen. Zum Wohl des Dorfes Regelmässig ist das Team von CHAD auch unterwegs, um Dorfbewohner in Hygiene und Gesundheitsvorsorge zu schulen. Das Team gibt Wasserfilter ab und finanziert den Bau von Latrinen. Bei der Arbeit von CHAD steht stets das Wohl der ganzen Dorfbevöl-

kerung im Vordergrund. Von den Menschen, die von den verschiedenen Projekten in den Dörfern profitieren, sind derzeit rund 55% Mitglieder der Methodistenkirche, 45% gehören nicht der Kirche an.

WACHSTUM FÖRDERN Die Methodistenkirche zählt in Kambodscha mittlerweile über 150 Gemeinden. In 80 von diesen ist CHAD tätig und die Zahl nimmt jährlich zu. Connexio unterstützt die Kirche seit vielen Jahren bei der Ausbildung von Gemeindeleitenden, dem Ausbau der Infrastruktur sowie bei der Verbesserung der Lebensumstände der Bevölkerung. Im Jahr 2015 beträgt das Budget für Kambodscha rund CHF 140 000, davon sind CHF 42 000 für die Projekte von CHAD. Helfen Sie mit, die Lebensbedingungen der kambodschanischen Bevölkerung zu verbessern! Wir danken für Ihre Unterstützung!

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F E SH EXPRESSIONS

Johann Wäfler über seine Erfahrungen im Startklar-Kurs

«... auch wenn man noch nicht weiss, wohin das führt!» Von Sigmar Friedrich

Ende November schliesst Johann Wäler den Startklar-Kurs ab, den

chen Menschen unterwegs sein, um ihnen Jesus und den Glauben näher zu bringen? Dafür wollte ich Handwerkszeug erhalten.

Trainingskurs für Gemeindegründer und Leiter von Fresh Expressions. Von Erwartungen, die sich erfüllten, und anderen, die sich veränderten, erzählt er im Gespräch

Weshalb hast Du Dich entscheiden, den Startklar-Kurs zu machen? Es ist mein Wunsch, Menschen für Jesus zu begeistern – und zwar eben die Menschen, die am Sonntagmorgen nicht in den Gottesdienst kommen, also über die Gemeindegrenzen hinaus Menschen für Jesus zu begeistern. Ich habe den Flyer für den StartklarKurs gesehen. Das hat mich angesprochen. Darum habe mit Matthias Fankhauser Kontakt aufgenommen und den Kurs begonnen. Was hast Du erwartet von dem Kurs? Mich hatte, wie gesagt, interessiert, Jesus zu Menschen zu bringen, die man über die normale Gemeindearbeit nicht erreicht. Wie kann ich mit sol-

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Und hast Du das auch erhalten? Ja, ich denke, das Handwerkszeug hat der Kurs wirklich vermittelt. Es war gut, Schritt für Schritt in den einzelnen Einheiten zu überlegen – zum Beispiel ganz am Anfang: Wo sind meine Stärken? Wo ist meine Berufung? Wo schlägt unser Herz? Dann weiter zu den Fragen: Wie hat sich Gesellschaft und Kirche entwickelt? Was hat das für unsere Arbeit in der Kirche für Konsequenzen? Bis hin zur Aufgabe, Projekte zu skizzieren und dabei auch ein wenig zu träumen. Und dann auch zu fragen: Was ist von Gott her dran? Wo ist der Geist am Wirken? Und dem zu folgen. Was ist dadurch bei Dir selbst in Bewegung gekommen? Ich glaube, im Wesentlichen dieses weitere Denken. Ausserhalb der Kirchenmauern zu denken. Also die Frage: Wie kann ich mit diesen Men-

schen unterwegs sein und ihnen Jesus bringen. Nicht: Wir machen ein Projekt, damit die Leute in die Kirche kommen... – sondern: Wie kann ich diesen Menschen Jesus vorleben und mit ihnen unterwegs sein?

Den Menschen Jesus vorleben

Was hat dich herausgefordert? Wir haben viele Projekte im deutschen Raum angeschaut im Umfeld einer Grossstadt. In der Schweiz und besonders in einer ländlichen Bergregion wie hier in Glarus ist vieles ganz anders. Das forderte heraus, das immer wieder herunterzubrechen auf meine Wirklichkeit und zu fragen: Was kann ich denn davon bei mir hier vor Ort brauchen – und wie? Dennoch lief Dein Weg nicht einfach gradlinig durch den Kurs. Nein. Ich hatte bestimmte Ideen für mein Projekt. Dann aber ist es da irgendwie nicht weiter gegangen. Immer wieder gingen Türen zu statt auf.


FRESH EXPRESSIONS

Im Kurs ist der Gedanke sehr wichtig, dass man am eigenen Projekt arbeitet: man hat ein Projekt, denkt daran weiter, plant erste Schritte und setzt die auch um. Irgendwann wurde mir klar, dass mindestens die Umsetzung innerhalb des Zeitraums, den der Kurs geht, nicht möglich ist. Dann musste ich weiter überlegen: Was bedeutet das dann? Wird gar nichts daraus? Das Fazit für mich war: Doch, es geht weiter. Die Ideen und Gedanken sind da. Das Handwerkzeug habe ich auch. Nun heisst es, nach offenen Türen Ausschau halten. Dann kann ich das Projekt auch nach dem Kurs noch umsetzen, so dass es konkret wird. Kannst Du von dem Projekt noch ein wenig erzählen? Worum geht es dabei? Grundsätzlich geht es darum, einen Ort haben zu können, an dem Menschen sich begegnen können: zur Ruhe kommen, beschenken und sich beschenken lassen. Und das während Ruhezeiten, also während der Ferien. Darum geht es so ganz grob. Mehr ins Detail möchte ich nicht gehen. Ich

habe den Eindruck, das ist noch zu früh. Das ist noch im Werden.

zusammen, sondern mit Personen zusammen, die diese Vision teilen.

Das Projekt hat sich verändert

Wenn Du auf den Kurs zurückschaust, was war für Dich das Highlight? An einem der Wochenenden waren wir in Chemnitz. Dort konnten wir an einem Projekt mit dabei sein, das gerade am Entstehen ist. Ein kleines Stück dieser Entstehungsphase mitzuerleben und mit den Leuten dort reden zu können, das Herz der Leute zu spüren, die das umsetzen, das war für mich das Highlight des Kurses. Es war ermutigend, diese Flexibilität zu sehen: Man probiert etwas aus, macht etwas, auch wenn man noch nicht weiss, wohin das führt.

Stellst Du Dir vor, dass Du dieses Projekt alleine umsetzt? Oder ist das ein Projekt der EMK Glarus? Das ist eine der grundlegenden Veränderungen, die bei diesem Projekt stattgefunden haben. Anfangs hatte ich mir verschiedene Varianten überlegt, wie ich das mit der Gemeinde zusammen umsetzen könnte. Im Austausch mit der Gemeinde wurde klar, dass ein solches Projekt die Kräfte unserer Gemeinde zu sehr beanspruchen würden. Wenn das Projekt mit der Gemeinde verknüpft ist, dann ist zudem immer mehr oder weniger die Erwartung da: Das ist ein Gemeindeprojekt, das dazu dient, dass Leute in die Gemeinde kommen. Davon wollte ich mich bewusst frei machen. Das soll ein Projekt werden, das nicht diese Erwartung mit sich bringt. Insofern wird es kein Projekt mit der Gemeinde

STARTKLAR! Mehr Infos zu Fresh Expressions: www.freshexpressions.ch Mehr zum Startklar-Kurs: Matthias Fankhauser fx@emk-schweiz.ch

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S BS ÄNDIGE WERKE

Learn4Life: Die Mitarbeitenden von NetZ4 begleiten Jugendliche auf ihrem Weg ins Arbeitsleben.

NetZ4 unterstützt Jugendliche beim Schritt ins Berufsleben

Zureden, Möglichkeiten zeigen, durchhalten Von Nadia Beusch

Es ist Ende August. Ein neues Schuljahr hat begonnen. Ferienerlebnisse werden ausgetauscht. Mit mehr oder weniger Elan wird wieder die Schulbank gedrückt und gebüffelt. Schüler/innen, die in diesen Tagen in die

meinsam Lehrstellen, korrigieren Bewerbungsschreiben und geben viele Tipps und vor allem Ermutigung weiter. Besonderes Letzteres ist sehr wichtig. Oft wird ein retourniertes Bewerbungsschreiben als Ablehnung der eigenen Person wahrgenommen. Selbstzweifel kommen auf.

3. Sekundarstufe gewechselt haben, müssen zudem überlegen, welche Lehre sie absolvieren möchten.

Auch im NetZ4 sind jedes Jahr eine Handvoll Jugendliche, die sich diesem Thema mehr oder minder interessiert widmen. Ihre Eltern sind meist eingewandert. Häufig sprechen sie nur gebrochen Deutsch und haben nur rudimentäre Kenntnisse vom Schweizer Bildungssystems, so dass sie ihre Kinder im Bewerbungsprozess oft nur begrenzt unterstützen können. Unterstützung bei der Bewerbung Dave Gooljar, Leiter des Bereichs Kinder&Jugendliche, und sein Team bieten diesen Jugendlichen deshalb ein Bewerbungscoaching an. Sie sprechen über Berufswünsche, suchen ge-

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Ermutigung ist besonders wichtig

Auch müssen Jugendliche unter Umständen akzeptieren lernen, wenn sie «nur» die Chance auf eine Grundbildung mit eidg. Berufsattest (früher: Anlehre) statt des eidg. Fähigkeitszeugnisses haben und dies die Auswahl einschränkt. Es braucht viel gutes Zureden, Aufzeigen möglicher Bildungswege und Durchhaltewillen auch von Seiten der NetZ4 Angestellten, die die Jugendlichen durch ihr letztes Schuljahr begleiten. Mangelnde Deutschkenntnisse, fehlende Motivation und unrealistische Vorstellungen führen oft dazu, dass diese jungen Menschen erst in «letzter Mi-

nute» noch eine Lehre erhalten oder mit dem 10. Schuljahr noch eine Zusatzrunde einlegen. Erfreulich ist jedoch, dass das gezielte Coaching Früchte trägt: der Grossteil der betreuten Jugendlichen findet eine Lehre. Im Berufsalltag begleiten Wer einen beruflichen Ausbildungsplatz erhalten hat, hat allerdings den Weg ins Erwerbsleben noch nicht geschafft. Neben der fortbestehenden schulischen Herausforderung gilt es auch, sich am Arbeitsplatz und in einem Team zu bewähren, Verantwortung zu übernehmen und einen guten Umgang mit dem ersten eigenen Geld zu finden.

Sie müssen sich im Team bewähren

Um die Jugendlichen, die oft schon von Kindesbeinen an die diversen Angebote von NetZ4 besuchen, in dieser Zeit des Einstiegs ins Erwerbsdasein und ins anbrechende Erwachsenenleben zu unterstützen, bieten Dave und


EMK-UNTERNEHMER/IN Rieben Heizanlagen AG 3753 Oey Tel. 033 736 30 70

Zurbuchen Büromöbel AG Fabrikstrasse 2 8514 Amlikon Tel. 071 652 60 30 www.zurbuchen.com

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sein Team das Angebot «Learn4Life» an. Hier ein kleiner Einblick in einen Abend, an dem «fürs Leben gelernt wird»: Fürs Leben lernen Es ist Viertel vor sechs. Junge Männer schlendern zur Tür herein. Als Letzter kommt Ajeif. Eine Baseball-Mütze, die dunkle Sonnenbrillfe und erste Bartstoppeln verdecken sein Gesicht. Zur Begrüssung verteilt er Handschläge und Schubser. Dave leitet an diesem Dienstag zusammen mit Daniel, dem Praktikanten. Ruhig unterbricht Dave das Gerangel mit Fragen nach dem Tag oder dem wichtigen Gespräch mit dem Lehrmeister. Er weiss von jedem «seiner Jungs», was ihn beschäftigt.

Wie war das Gespräch mit dem Lehrmeister?

Aus der Küche riecht es verlockend nach Riz Cazimir. Heute hilft Abel beim Kochen. Auch das gehört zu «Learn4Life». Zum Essen setzen sich

alle an den langen Tisch, dort legen sie ihre Mützen und den Übermut ab. Dave spricht noch einmal über die Budget-Diskussion von letzter Woche und erinnert die jungen Männer daran, dass ab jetzt ihre Zusagen für den geplanten Auslug verbindlich sind. Wer mitkommen will, muss auch einen Teilnehmerbeitrag zahlen. Die jungen Männer nicken eifrig über ihren Tellern und versichern, dass sie alles im Blick haben. Das Gespenst verscheuchen Nach dem Abwasch lockt der Tischfussballkasten. Ajeif, jetzt ohne Sonnenbrille, freut sich über jedes Tor – sogar, wenn es auf das Konto des Gegners geht. An der Wand gegenüber sitzt Dave mit einem Jugendlichen auf dem Sofa. Sie schauen den Spielern zu und unterhalten sich über das anstrengende Pendeln zum Lehrbetrieb. Das Gespenst «Lehrabbruch» geistert durch den Raum. Doch auch an diesem Abend kann Dave es verjagen und einen seiner grossgewordenen Buben davon überzeugen, der Welt der Erwachsenen noch eine Chance zu geben.

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Möchten auch Sie in der Rubrik EMK-Unternehmen aufgeführt werden? Kontaktieren Sie Christian Aeschlimann unter der Nummer 031 818 01 42 oder christian.aeschlimann@ jordibelp.ch. Wir freuen uns auf Sie!

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HEOLOGISCHE HOCHSCHULE

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Christian Aeschlimann Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 10/2015: 14.09.15 Graik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,8 –9 xuuxuu, pixabay.com S.2 Mester, gemeindebrief.de S.3,5,7 KuW S.3 bora22, pixapay.com S.4,7,12-18,21-23 zVg S.10 –11 Peter Wetzel, pixelio.de

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Verantwortlich: Der fast vollzählige neue Hochschulrat mit Pfr. Markus Bach (l.) und DV Claudia Haslebacher (vorne links)

Hochschulrat der THR feierlich eingesetzt

Leitungswechsel Von Christof Voigt

deutung auch steigende Studentenzahlen.

Die Theologische Hochschule Reutlingen (THR) wird künftig von einem Hochschulrat, einem Senat und einem erweiterten Rektorat geleitet. Mit dieser neuen Struktur erfüllt die Hochschule die Vorgaben des Landeshochschulgesetzes des Landes Baden-Württemberg (D) und darf nun mit einer unbefristeten staatlichen Anerkennung rechnen.

Dem Verwaltungsrat, der bisher die Leitungsfunktion innehatte und von Gremien der EMK in Deutschland, der Schweiz und Österreich gewählt wurde, hat Rektor Prof. Dr. Roland Gebauer bei der letzten Sitzung herzlich gedankt. Meilensteine Die Bilanz der vergangenen 25 Jahre gibt dazu allen Anlass: In der Verantwortung des Verwaltungsrates lagen die Zusammenführung mit der Ausbildungsstätte in der früheren DDR, eine erhebliche Erweiterung des Reutlinger Campus-Geländes, die Errichtung mehrerer Bauten, die Erreichung der staatlichen Anerkennung und mit der zunehmenden akademischen Be-

Neuordnung Der nun eingesetzte zwölfköpfige Hochschulrat ist mit Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft, aus Kirche und Diakonie hochkarätig besetzt. Er hat die Aufgabe, die Hochschule in strategischen Fragen wie Zukunftsentwicklung und Finanzen zu leiten. Von ihm unabhängig werden die akademischen Belange Forschung, Lehre und Studium im neu zu bildenden Senat behandelt, der sich aus der Professorenschaft, einer mehrköpfigen Vertretung von Studierenden und weiteren auf dem Campus beschäftigten Personen zusammensetzt. Einsetzung Die neuen Gremien wurden Anfang Juli in einem feierlichen Gottesdienst vorgestellt und eingesetzt. In seiner Predigt betonte Bischof i.R. Dr. Walter Klaiber, dass das Wort Gottes, auch und gerade dann, wenn es sich als Skandal und Torheit erachte, der wissenschaftlichen Betrachtung bedürfe.


Verstorben Ruth Bieri (88) Burgdorf-Breitenegg am 21.4.2015 Margrit Pfeuti (81) Bern am 26.4.2015 Emma Traub-Kuster (102) Region Zimmerberg am 9.5.2015 Alfred Weber-Bigler (90) Rüti-Wald-Hombrechtikon am 9.5.2015 Hans Gafner-Hofer (85) Thun am 12.5.2015 Margrit Moosmann-Schwarz (83) Basel Ost am 14.5.2015

Georg Schiess-Diesterweg (85) Zürich Ost am 19.5.2015

Paul Rüegger (75) Zoingen am 11.6.2015

Annarös Stoffel-Liechti (68) Chur am 25.5.2015

Lotti Andres-Spitznagel (92) Biel am 12.6.2015

Elsi Zaugg (88) Zoingen am 26.5.2015

Regula Bader-Schärer (56) Region Zimmerberg am 20.6.2015

Walter Bärtschi-Hofmann (68) Zürich-Altstetten am 29.5.2015

Alfred Stuber-Widmaier (91) Thun am 27.6.2015

Gerhard Meyer-Buser (81) Basel Kleinbasel am 30.5.2015

Rosemarie Geiser-Müller (84) Zürich-Altstetten am 24.6.2015

Heidi Scholl (86) Basel Ost am 7.6.2015

Peter Matter (77) EMK-Schweiz am 30.6.2015

Margrit Streit (82) Belp am 8.6.2015

Paul Liechti (90) Burgdorf-Breitenegg am 1.7.2015

0 1 E T A R B E L E C

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N O I T A g V u n O e g N t h N c I i n E d n i R s H A J 10 Kirche und Welt

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INSERATE

Was ist gute Suchtprävention? Ein Buch ... - Die Lebensgeschichten fünf Jugendlicher, die Hoffnung fanden, ihre Sucht zu überwinden.

Ferien im Diemtigtal • Hotel 1er- bis 6er Zimmer

... aber auch eine Studie - Weshalb der Absturz ? - Was fehlte in ihrem Leben? - Was gab ihnen neuen Lebenssinn nach der Selbstzerstörung? - Was veränderte sich in ihrem Leben? - Welches Tabu der Gesellschaft sollte gebrochen werden? - Kann Erziehung Sucht verhindern? - Gibt es Alternativen zur Drogenpolitik?

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Denken macht Spass! Unser Gehirn ist wie ein Sack voller Flöhe, wie ein Stall voller Kinder – es will beschäftigt werden. Deshalb wollen wir uns intensiv unseren grauen Zellen widmen. 15. bis 21. November 2015 mit der neuen Leiterin Marina Kohler Preis für Vollpension im Einzelzimmer CHF 702–; Doppelzimmer CHF 1248.–; Kurskosten CHF 310.– pro Person

Weihnachten und Neujahr

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Und viele wichtige Informationen über Therapien, die Grundbedürfnisse der Menschen und über den Glauben.

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ZENTRALKONFERENZ

Grenzgänger: Stoyan Stalev arbeitet als Lokalpastor - und besucht Gefangene.

Stoyan Stalev bringt Hoffnung in Gefängnisse

Reise in eine andere Welt Von Urs Schweizer

Mitte Juli 1997 wurde Stoyan Stalev von einem Freund gefragt: «Wärst du bereit, mit mir an einen Ort zu gehen, den du nicht kennst?» Er sagte: «Ja». Bald schon bereute er seine Entscheidung.

Der unbekannte Ort war ein Gefängnis. Als er es zum ersten Mal betrat, war er schockiert: Da waren Männer, die von Kopf bis Fuss mit Tätowierungen übersät waren. Ihre Sprache war derb und grob – und alle wollten ihm die Hand schütteln. Sie kamen ihm unangenehm nahe und lächelten ihn mit ihren zahnlosen Mündern an. Stoyan Stalev brachte nur die Worte heraus: «Ich freue mich, hier bei euch zu sein.» Die Häftlinge brüllten vor Lachen. Am liebsten wäre er weit weggerannt. Einzigartiger Dienst Zuhause wurde ihm klar: «Es gibt an diesem Ort so viele Sünder, die das Evangelium nötig haben.» Diese Erkenntnis war der Beginn eines einzigartigen Dienstes, der Hoffnung an Orte bringt, an denen es keine gibt, und Liebe dorthin, wo Menschen

nicht als würdig angesehen werden, geliebt zu werden. In den Gefängnissen in Razdelna und in Varna setzte er seine Besuche fort. Dort herrschen prekäre Haftbedingungen: Zellen sind überbelegt, sanitäre Einrichtungen fehlen, die Kommunikation mit der Aussenwelt ist stark eingeschränkt, psychische Probleme werden nicht behandelt. Das war wie eine Reise in ein fremdes Land mit anderen Regeln und anderer Kultur. Stoyan Stalev wusste, dass er diese verstehen musste, um den Menschen helfen zu können. Das Heil bezeugen Seine Besuche bringen Freude zu den Gefangenen. Da ist jemand, der sich um sie kümmert, ihnen zuhört, mit ihnen spricht. «Durch uns können sie Gottes Liebe spüren. Sie werden ermutigt», erzählt er. «Es ist für mich ein Segen, über Christus und das Heil, das er allen Menschen anbietet, sprechen zu dürfen, mit den Häftlingen zu beten, die Bibel zu entdecken und das Abendmahl zu feiern.» Grosse Ermutigung Immer wieder wird sichtbar, wie Gott die Herzen der Häftlinge berührt. Sie bereuen ihre Sünden und übergeben

ihr Leben Gott. Wenn sie ihre Haftstrafe verbüsst haben und Stoyan Stalev sie plötzlich auf der Strasse antrifft, wie sie mit ihren Familien zur Kirche gehen, dann ist dies für ihn eine Ermutigung, seiner Berufung trotz Enttäuschungen und Scheitern treu zu bleiben. Sein Ziel ist, noch mehr Menschen für die Gefangenenarbeit zu gewinnen und den Häftlingen auch nach Verbüssung ihrer Strafe bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu helfen.

ZUR PERSON

Stoyan Stalev ist Lokalpastor der EMK in Aksakovo (Bulgarien). Der 55-Jährige ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder. Spenden für die Gehälter der Pfarrpersonen in Mitteleuropa an: EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, PC 87-537056-9 IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9 Projekt Nr.: 20012

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ZAHLSTELLE

Urs Zurbuchen: «Matth. 5,37 ist eine Leitschnur für ehrliche Geschäfte und einen fairen Umgang mit anderen Menschen.»

Interview mit Urs Zurbuchen, Geschäftsleiter der Zurbuchen Büromöbel AG in Amlikon (TG)

«Die verständlichen biblischen Aussagen umsetzen!» Von Daniela Deck

Glaube und Geld: Urs Zurbuchen erzählt, welche Bedeutung für ihn gelebter Glaube und der Umgang mit Geld im Geschäftsleben haben. Zusammen mit seinem Bruder und seinem Cousin leitet er das Unternehmen Zurbuchen Büromöbel AG in dritter Generation.

Worauf basiert die Geschäftsphilosophie der Firma Zurbuchen? Strategisch ist unser wichtigstes Ziel das langfristige Überleben der Firma im hart umkämpften Markt und die Sicherung der Arbeitsplätze. Das erreichen wir mit guten Beziehungen zum Fachhandel, zu Endkunden und der Besetzung von Nischen. Wir bleiben am Puls des Marktes und treffen unsere Entscheidungen im Vertrauen auf Gott. Wo liegen die Stärken der Firma und welche Ziele verfolgt sie? Unsere Kernkompetenz als Möbelschreinerei liegt bei der Planung, Herstellung und Vertrieb von Büro-

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und Objektmöblierungen. Als Lohnfertigung beim Fournieren, Belegen, der CNC-Bearbeitung, sowie der Oberflächenbehandlung. Die Produktion ist in drei Bereiche aufgeteilt: Maschinenfertigung, Oberflächenbehandlung und Endmontage. Das schönste Kompliment machen uns Kunden, die sich Jahre nach dem Kauf melden und uns sagen, dass sie immer noch Freude an der Büroeinrichtung haben. Wie haben sich in den letzten Jahren die Bedürfnisse verändert? Der Bedarf für Stauraum im Büro nimmt eher ab. Andererseits steigt der Bedarf für höhenverstellbare Arbeitstische, sowie Möbel für Konferenzen, Schulung und Beratung. Ebenfalls verändert hat sich das Vorfeld der Möblierungsbeschaffung, indem mehr Zeit für Konzept und Evaluation eingesetzt wird. Ist schliesslich der Entscheid gefallen, müssen die Möbel innerhalb von vier bis sechs Wochen geliefert werden. Mehr Zeit bleibt uns nicht für die Produktion.

Welchen Stellenwert hat Geld und welche Bedeutung haben die Banken für Sie als Geschäftsleiter? Geld ist existenziell wichtig. Dasselbe gilt für die Banken. Ich weiss nicht, wie lange unsere Gesellschaft ohne Banken überleben würde, höchstens ein paar Tage. Banken vergeben ja nicht nur Kredite, sie führen auch unsere Lohn- und Sparkonten.

Ich kann nur Geld ausgeben, das ich habe

Was bedeutet für Sie finanziell gesund, als Unternehmer und privat? Da gibt es für mich keinen Unterschied. «Finanziell gesund» heisst, dass ich mit den Mitteln, die ich habe, allen laufenden Verpflichtungen nachkommen kann. Nur Geld, das ich habe, kann ich ausgeben. In der Firma haben wir die Maxime, dass Erweiterungen beim Maschinenpark aus dem laufenden Geschäft, mit Eigenmitteln, bezahlt werden. Bei Gebäudeerweiterungen brauchen wir hingegen Kredite.


ZAHLSTELLE

Zahlstelle

Regelmässig beten wir in der Geschäftsleitung

Bibelverse zu diesem Thema, die ich nicht verstehe. Das stört mich nicht, denn ich habe genug damit zu tun, die verständlichen Aussagen im Leben umzusetzen. Nimmt man nur das Wort von Jesus «euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein» (Mt 5,37), dann hat man eine Leitschnur für ehrliche Geschäfte und generell einen fairen Umgang mit anderen Menschen. In der Geschäftsleitung treffen wir uns jeden Montagmorgen zum Gebet für die Firma und die Mitarbeitenden. Gott bewahrt uns nicht immer vor Schwierigkeiten. So mussten wir diesen Juni wegen fehlender Aufträge Kurzarbeit anordnen. Im Juli konnten wir wieder normal arbeiten. Wie es im Herbst aussieht ist noch offen.

Die Bibel hat zum Thema «Geld» eine Menge zu sagen. Wie fliessen diese Aussagen in den Firmenalltag ein? Ich möchte, dass das, was die Bibel zum Geld sagt, fester Bestandteil meines Lebens ist. Dabei gibt es auch

Kommt es vor, dass sich Angestellte mit privaten finanziellen Fragen an die Geschäftsleitung wenden? Das ist selten, kommt aber vor. Es ist ein grosser Vertrauensbeweis des Angestellten gegenüber der Geschäftsleitung. Wir haben bisher immer eine Lösung gefunden. So konnte vermie-

Das Zinsniveau ist seit Jahren tief. Was bedeutet das für die Firma? Wir haben uns davon nie verleiten lassen, leichtfertig Investitionen zu tätigen. Sorgen bereitet mir eher die Privatverschuldung, beispielsweise beim Eigenheim. Inwiefern sind Sie von der EuroFranken-Problematik betroffen? Der Export ist bei uns vernachlässigbar. Unser Absatzmarkt ist hauptsächlich die Deutschschweiz. Dennoch sind wir stark betroffen, denn Möbel können leicht importiert werden und das geschieht in grossem Umfang.

den werden, dass Leute sich in schädliche Dinge wie Kleinkredite verwickeln.

ZURBUCHEN BÜROMÖBEL Gegründet wurde die Firma 1926 vom Grossvater der aktuellen Geschäftsinhaber. 1960 kam die zweite Generation hinzu, baute den Betrieb aus und spezialisierte sich auf die Produktion von Büromöbeln. 1997 kam mit den Brüdern Urs und Thomas, sowie Christoph und Lukas Zurbuchen die dritte Generation ans Ruder. Sie bilden die Geschäftsleitung. Weitere Ausbau- und Automatisationsetappen folgten. 2013 hat Lukas den Betrieb verlassen. Neben eigenen Möbeln fertigt die Firma Einrichtungsgegenstände und Lohnaufträge für Dritte. Das Unternehmen beschäftigt 40 Mitarbeitende. www.zurbuchen.com

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Zahlstelle SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage. SOLIDARISCH

NACHHALTIG

TRANSPARENT

Unsere Dienstleistungen verbinden Anleger und Darlehensnehmer zu einer Interessengemeinschaft unter dem Dach der EMK in der Schweiz.

Unsere Aufgabe erfüllen wir seit über 100 Jahren. Mit wirksamen Strategien stellen wir uns den sich verändernden Herausforderungen.

Unsere Produkte sind einfach. Die Konditionen sind eindeutig. Unsere Strategie ist effektiv. Die Ziele sind klar.

Evangelisch-methodistische Kirche Badenerstrasse 69 - CH-8026 Zürich - Tel 044 299 30 81

www.zahlstelle.ch


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