Kirche und Welt 9/2016

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Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

SchöpfungsZeit 2016: Mit Psalm 19 auf den Klang der Schöpfung achten

Hinhören auf die Harmonie im All Seite 8–9

Ein Brückenbauer zwischen Welten

Menschen, die Menschen sehen!

Erfolgreiche Sponsoring-Aktion

Zum Tod von Bischof Franz W. Schäfer Seite 16–19

Wofür schlägt Dein Herz, Matthias Bünger? Seite 5

Die Zahlstelle: solidarisch – nachhaltig – transparent Seite 21

The United Methodist Church


INHALT

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Studiengang «Christliche Spiritualität»

Hilfe für heute und Hoffnung für morgen

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Menschen, die Menschen sehen!

Ein Brückenbauer zwischen Welten

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Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben

«Unkonventionelle Menschlichkeit»

Treffen der Leitungsgremien der Theologische Hochschule Reutlingen

Wofür schlägt Dein Herz, Matthias Bünger?

Eine Stellungnahme zur Initiative «Grüne Wirtschaft»

Seit 15 Jahren versorgt die EMK in Makedonien die Ärmsten mit «Essen auf Rädern»

Bischof Franz W. Schäfer (1921-2016)

Dankgottesdienst in Erinnerung an Bischof Franz W. Schäfer

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Ein zeugnishafter Bericht aus der EMK Chur

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Veränderung in der Kirche und Gemeinde beginnt bei mir

Gott handelt in der Kirche

Gottes Mission und meine Bedürfnisse

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Erfolg für die Sponsoring-Aktion am STR 16

SchöpfungsZeit 2016: Mit Psalm 19 auf den Klang der Schöpfung achten

Hinhören auf die Harmonie im All

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Martine Isenring setzt sich persönlich und theologisch für den Schutz der Schöpfung ein

Erlösung und Heil gelten allen Geschöpfen

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Mit der Sommersammlung 2016 unterstützt Connexio die weltweite Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Herausgefordert, ein gute Leiterin zu sein

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Die Zahlstelle: solidarisch – nachhaltig – transparent


Editorial Liebe Leserin, lieber Leser In der Stadt singen die Vögel lauter als auf dem Land. So laut, dass sie mancherorts schon fast in die Kategorie «Lärmbelästigung» fallen. Verwunderlich ist das nicht. Wenn ich relativ früh am Morgen nach Zürich komme, höre ich die Vögel noch in den Bäumen vor der Badenerstrasse. Aber wenn ich später am offenen Fenster arbeite, höre ich nur noch den Lärm von Lastwagen, Bauarbeiten, Trams und Autos vor dem Fenster. Um die Vögel auch zu hören, muss ich schon sehr bewusst hinhören. Im Rauschen der Nachrichten zwischen Flüchtlingsströmen, Kriegen, Olympia und Abstimmungsparolen kommt kaum mehr bei mir an, dass wir weltweit in diesem Jahr den heissesten je gemessenen Juli hatten. Schönheit und Leiden der Schöpfung treffen bei mir nur zu oft auf taube Ohren und blinde Augen – oder einfach auf gedankenlose Gleichgültigkeit. «Ein Ohr für die Schöpfung» will die SchöpfungsZeit in diesem Jahr bei uns öffnen. Das könnte regelrecht zu einer Schule des Hörens werden, in der wir lernen, auf die Zwischentöne zu achten.

Sigmar Friedrich Redaktor

Jugendförderung ohne Gott?  VON RETO NÄGELIN

Es ist in aller Munde: Christliche Jugendarbeit, so sagen es einige, ist nicht Jugendförderung, weil sie missioniert. Dabei schwingt die Frage mit, ob und, falls ja, zu welchem Zweck es denn kirchliche Jugendarbeit überhaupt braucht. Begründet lässt sich sagen: Jugendliche entwickeln sich ja sowieso. Zudem gibt es unzählige Angebote und Möglichkeiten, die sie fördern und begleiten. Alles richtig. In der ganzen Debatte frage ich mich immer wieder: «Wie soll Jugendförderung ohne die Auseinandersetzung mit der Frage nach Gott gehen»? Insbesondere im aktuellen Weltgeschehen: radikale religiöse Gruppierungen weltweit bekommen Zuwachs. Wäre es da nicht zentral, eine differenzierte, fundierte und ehrliche Auseinandersetzung mit der Frage nach Gott zu ermöglichen oder eben gar zu fördern? Ja! Und genau darum braucht es uns, braucht es Menschen und Kirchen, die Jugendlichen die Möglichkeit geben, einen selbstverantworteten, relektierten und weltoffenen Glauben zu entwickeln. Ich bin der ehrlichen Überzeugung, dadurch bringen wir Frieden in die Welt. Von diesen jungen Menschen können wir viel lernen. Vor allem auch, wie ein friedenstiftendes Christsein in der heutigen Welt gelebt werden kann.

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KURZ NOTIERT

hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen

Begegnungstage «Leben 55 plus»

Begegnungstage Leben 55 plus

Hinfallen – aufstehen – Krone richten – weitergehen

GLEICH ANMELDEN! MO.–MI., 14.–16.11.16 Hotel Artos, Interlaken Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen: Infos / Anmeldung: Erfahrungen, die wir auf unserer Lebensstrasse machen. Wie geht es mir damit? Wo finde ich Halt? Wie ereignet sich bei mir «gelingendes Annemarie Roser, Niederholzstr. 62, Leben»? 4125 Riehen, Tel. 061 601 63 86, a.roser@bluewin.ch Anmeldeschluss: 16. Oktober 2016 Einen Flyer inden Sie in Ihrer EMKGemeinde und unter: www. emk-bildungundberatung.ch/303

ABENTEUER+GLAUBE

Auf unserer Lebensstrasse und in den verschiedenen Lebensphasen beschäftigt uns immer wieder die Frage nach «gelingendem Leben». Was ist wichtig in unserem Leben? Was gibt unserem Leben Sinn? Wo und wie hole ich mir die Kraft für meine Lebensgestaltung? Ich muss nicht perfekt sein, damit mein Leben gelingen kann. Gelingendes Leben hat damit zu tun, wie und wo wir einen Halt im Leben haben, der uns, wenn wir stolpern oder fallen, beim Aufstehen Hilfe bietet. Die Begegnungstage «Leben 55 plus» laden ein, anhand der Lebensgeschichten von Hagar und Elia das Thema durch Referate, Gespräche und kreatives Gestalten zu erarbeiten. Daraus entspringen Impulse für den eigenen Lebensweg. Den gastlichen Rahmen für dieses Angebot bietet den Teilnehmenden das Hotel Artos in Interlaken.

The United Methodist Church

Treffen der Leitungsgremien der Theologische Hochschule Reutlingen

Studiengang «Christliche Spiritualität»  VON CHRISTOPH VOIGT

Die erste gemeinsame Sitzung von Hochschulrat und Senat, der neuen Leitungsgremien der Theologischen Hochschule Reutlingen (THR) Anfang Juli diente dem Austausch von Informationen und der Beratung der weiteren Entwicklung der Hochschule.

Der Hochschulrat begrüsst die Einrichtung des berufsbegleitenden Masterstudienganges «Christliche Spiritualität im Kontext verschiedener Religionen und Kulturen». Dieser Studiengang ist inzwischen so weit entwickelt worden, dass der Antrag auf

Akkreditierung im Herbst gestellt werden kann. Ausserdem wird die Bereitstellung von Geldmitteln für eine 50%-Forschungsstelle unterstützt, die die in der EMK und in anderen Kirchen bekannte Bewegung «Fresh Expressions of Church» (neue Formen von Gemeindearbeit) wissenschaftlich erforschen soll. Neu zu besetzen Die Professur für Systematische Theologie ist spätestens zum Sommersemester 2018, möglichst schon zum Wintersemester 2017/18 neu zu besetzen. Die Neubesetzung ist nötig,

Hochschulrat und Senat der Theologischen Hochschule Reutlingen

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weil Professor Dr. Michael Nausner aus persönlichen Gründen und im Einvernehmen mit der Hochschulleitung seinen Dienst an der THR beenden will. Die Ausschreibung zur Neubesetzung der Stelle wird derzeit veröffentlicht.

IMMER AKTUELL Informationen von der Hochschule inden Sie unter: www.th-reutlingen.de Informationen zu den Schweizer Studierenden inden Sie unter: www.freundeskreis-thr.ch


VORSTAND

Wofür schlägt Dein Herz, Matthias Bünger?

Menschen, die Menschen sehen!  VON MATTHIAS BÜNGER

Unter dem Eindruck des Besuchstages am STR16 – dem JungscharSchweizertreffen, schreibe ich diese Kolumne. Eine Neue, in der die Mitglieder des Vorstandes unserer Jährlichen Konferenz etwas davon schreiben, wofür ihr Herz schlägt.

Mein Herz schlägt für Menschen, die miteinander etwas Grosses auf die Beine stellen. Für Menschen, die im Rampenlicht stehen und für die anderen, die zum Beispiel ToiToi-WC’s reinigen. Sie haben sich bewegen lassen, um miteinander etwas sehr Grosses auf die Beine zu stellen. Und dieser Grossanlass wiederum hat viele andere Menschen bewegt. Das bewegt mich! Menschen im Fokus Mein Herz schlägt für (m)eine Kirche, zu der sich Menschen zählen, die Menschen sehen, und nicht Musikstile in einem Gottesdienst. Mein Herz schlägt für (m)eine Kirche, in der die Menschen nicht nur den sonntäglichen Gottesdienst als Kirche (an-)sehen, sondern noch andere Ausdrucksformen leben. Mein Herz schlägt für Menschen, die Karten schreiben, andere Menschen besuchen, beten, organisieren, planen, predigen, Zelte aufstellen… Den Menschen zugewandt Ich träume davon, dass auch in unserer EMK Menschen von Menschen bewegt werden, weil sie zuerst von Gott bewegt werden, mit Christus unterwegs zu sein, und den Menschen zugewandt leben! Mir als Mitglied des Vorstandes in der Funktion als Co-Präsident ist es ein Anliegen, Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen das alles möglich wird, und noch viel mehr.

Matthias Bünger an einer Retraite des Vorstands auf dem Bienenberg.

Formen von Kirche Zum Beispiel in Gottesdiensten, in denen Menschen bewegt, verändert, ermutigt und ausgerüstet werden. Aber Gottesdienst oder Kirche sind genauso Ideen und Projekte, in denen Menschen Menschen begegnen, miteinander feiern, lernen und sich gegenseitig in unsere Welt/unseren Alltag senden. Zum Beispiel in – einem Stammtisch (nur für Männer), in dem man gemeinsam isst und Glauben teilt. – einer Gruppe von pastoralen Mitarbeitenden, die miteinander lernen und feiern, die einander ermutigen. – einer Sitzung des Vorstandes, in der wir miteinander singen und beten, einander aus unserem ganz persönlichen Glaubensleben erzählen und miteinander die Kirche leiten. – einem STR21 – mit vielen strahlenden Augen von Klein und Gross.

ZUR PERSON Matthias Bünger, EMK-Pfarrer in Thun und Heiligenschwendi. Alter: 51; Schuhgrösse: 41; zu schwer; seit 23 Jahren verheiratet mit Barbara; vier Kinder (19 ½, 17 ½, 15, 13 ½) und ein Hund. Zur Entspannung schaue ich viel Sport oder lese Krimis.

DIE HERZSCHLAG-SERIE In einer Reihe von Beiträgen stellen wir den Vorstand unserer JK vor und zeigen, was diese Personen bewegt in ihrem Engagement. Sie antworten auf diese Fragen: Wofür schlägt Dein Herz, das heisst … was gibt Dir die Gewissheit: Das, was ich im Vorstand tue, ist wichtig! Hier bin ich am richtigen Ort!? … welchen Traum von der EMK nährst Du in Dir: Wie soll die EMK in fünf Jahren aussehen?

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KIRCHE UND GESELLSCHAFT

Agenda FR.–SA. 2.–3. SEPTEMBER Dynamo - Theologie für die Gemeindepraxis Predigtlehre 9.00–17.00 Uhr EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz SAMSTAG, 3. SEPTEMBER Youth-Con EMK Winterthur Infos / Anmeldung: Takano Fachstelle EMK, www.youthcon.ch, 062 205 70 00, info@emk-takano.ch

Eine Stellungnahme zur Initiative «Grüne Wirtschaft»

Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben  AUSSCHUSS «KIRCHE UND

SONNTAG, 4. SEPTEMBER Gut, dass wir einander haben Begegnungsfest Berner Distrikt Gerlaingen 10.00 Uhr Infos / Anmeldung: Käthi Hiltbrand, 033 783 16 28, dlf.bern@emk-schweiz.ch

GESELLSCHAFT», ANDRÉ TÖNGI

Eindrücklich zeigt die Schöpfungsgeschichte im ersten Kapitel der Bibel die Liebe Gottes zu uns Menschen, aber auch zu unserer Mitwelt. Immer wieder wird der Text unter-

SAMSTAG, 10. SEPTEMBER Dynamo - Theologie für die Gemeindepraxis Neues Testament 9.00–12.30 Uhr EMK Zürich 4 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz SO.–DI. 11.–20.9 / DO.–SA. 29.9.–1.1 Ehe auf Kurs Kroatien Infos / Anmeldung: www.ehe-auf-kurs.ch SA., 17. SEPTEMBER – SA., 1. OKTOBER Ferien in der Toscana San Vincenzo I Infos / Anmeldung: Armin Camastral, 081 284 40 03, armin.camastral@gmail.com SAMSTAG, 17. SEPTEMBER Dynamo - Theologie für die Gemeindepraxis Führen und Leiten 9.00–17.00 Uhr EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz SA., 17. SEPTEMBER – SA., 1. OKTOBER Pilgerwanderwoche auf dem Jakobsweg Chavanay - Le-Puy-en Velay (F) Infos / Anmeldung: Walter und Hanna Wilhelm, 061 311 35 86, www.emk-bildungundberatung.ch/308

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brochen durch ein «und Gott sah, dass es gut war». Als Gott sein Werk vollendet hat, indet er das Ganze sogar sehr gut.

Gott liebt uns so sehr, dass er uns die Verantwortung für die Schöpfung übertragen hat. Leider hat der Mensch dieses «macht euch die Erde untertan» völlig missverstanden. Vor allem der Westen lebt über seine Verhältnisse auf Kosten anderer. Wenn alle Menschen auf der Welt den gleichen Lebensstil wie die Schweizer Bevölkerung hätten, bräuchte es drei Planeten, um alle Bedürfnisse zu befriedigen. Nachhaltigkeit fördern Am 25. September stimmt das Schweizer Volk über die Initiative für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wirtschaft (Grüne Wirtschaft) ab. Verlangt wird, dass der ökologische Fussabdruck bis zum Jahre 2050 auf eine Erde reduziert wird. Erreicht werden soll dieses ehrgeizige Ziel über eine Förderung der Forschung, Innovation und Vermarktung von wirtschaftlich nachhaltigen Projekten und Aktivitäten. Daneben sollen mit finanziellen Anreizen und Steuerungsmass-

nahmen nachhaltige Projekte gefördert werden. Verantwortlich handeln Der Ausschuss «Kirche und Gesellschaft» unterstützt diese Volksinitiative. In den Sozialen Grundsätzen bekennt sich die EMK zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung: Die ganze Schöpfung gehört dem Herrn und wir sind für die Art und Weise verantwortlich, in der wir sie brauchen und missbrauchen. (Soziale Grundsätze 160. I. Die natürliche Welt) Wir sind überzeugt, dass eine nachhaltige, grüne Wirtschaft neue Arbeitsplätze schafft. Es braucht Fabriken, die Solarpanels fabrizieren; Baufirmen erhalten für die Isolierung von alten Gebäuden viele neue Aufträge. Eine biologische Landwirtschaft schont die Natur. Bauern erhalten dafür ein existenzsicherndes Einkommen. Der Erfinderreichtum erhält neuen Auftrieb. Nicht diese Initiative schränkt unseren Alltag ein, wie von den Gegnern behauptet wird. Es sind die Naturkatastrophen, die ganze Dörfer verwüsten und unermessliches Leid verursachen und immense wirtschaftliche Schäden verursachen.

DISKUTIEREN ... Sie mit auf: kircheundgesellschaft.blogspot.ch


AUS DEM K ABINETT

Claudia Haselebacher: «Bin ich bereit, genau das loszulassen, was mir am Wichtigsten ist, wenn es die Mission Gottes für die Menschen und die Welt erfordert?» Veränderung in der Kirche und Gemeinde beginnt bei mir

Gottes Mission und meine Bedürfnisse  VON CLAUDIA HASLEBACHER

so zu gestalten, dass meine Bedürfnisse abgedeckt werden.

Ein Gemeindeteam diskutiert intensiv: was ist der Auftrag der Gemeinde? Wie können wir diesen noch besser leben? Die Beteiligten merken schnell: wenn wir neue Wege einschlagen wollen, dann müssen wir Dinge verändern, die nur schwer zu ändern sind, nämlich die Grundhaltungen unserer Gemeinde und ihrer Glieder.

Wenn die Gemeinde stärker die Mission Gottes leben will, Menschen in die Nachfolge zu rufen, so dass die Welt verändert wird, dann muss das in der Gemeinde beginnen und zwar bei jedem und jeder einzelnen, also bei mir. Dann kann es nicht mehr darum gehen, am Sonntagmorgen einen Gottesdienst so zu feiern, dass er mir gefällt. Dann kann es nicht mehr darum gehen, Angebote der Gemeinde

Doppelte Frage Eine Person machte folgenden Vorschlag: Wir fragen die Menschen der Gemeinde, was denn für sie ganz persönlich das Wichtigste ist am Gottesdienst und an der Gemeinde. Die zweite Frage muss dann sein: Bist du bereit, genau das loszulassen, wenn es die Mission Gottes für die Menschen und die Welt erfordert? Bist du bereit, darauf zu verzichten, dass die Gemeinde deine Bedürfnisse erfüllt, weil du weisst, dass rund um die Gemeinde Menschen leben, die andere Bedürfnisse haben, aber Gott nicht kennen? Ich bin gefragt Es lässt sich engagiert darüber diskutieren, worauf «die Gemeinde» verzichten müsste. Aber was, wenn ich gemeint bin? Worauf bin ich bereit zu

verzichten, weil andere Menschen Gott eher begegnen, wenn wir das, was ich gern habe, nicht mehr machen, oder ganz anders? Ein schwieriges Loslassen Wie leicht ist es doch, anderen zu sagen, worauf sie verzichten müssten – und wie schwierig ist es, selber Liebgewordenes loszulassen: Gottesdienst am Sonntagmorgen um zehn Uhr loslassen und dafür Menschen aus dem Bekanntenkreis zu einem Brunch zuhause einladen. Dabei Beziehungen herstellen und eine Gemeinschaft schaffen, in der Menschen Gott begegnen können. Die EMK an der Lenk hat sich das für ihr Jubiläumsjahr unter anderem vorgenommen und erlebt, dass das für manche ein schwieriges Loslassen bedeutet. Bin ich bereit, liebgewordene Gewohnheiten, die mir eine Sicherheit geben, loszulassen um der Mission Gottes willen?

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM SEPTEMBER 29.8–6.9 9.–14.9 17.–20.9 ab 25.9

Weltrat methodistischer Kirchen, Houston USA Europäischer Rat methodistischer Kirchen und Fonds Mission in Europa, Porto Portugal Amtseinführung neuer Superintendent in Wien, Österreich, und Pfarrerversammlung in Prag, Tschechien Einführungstage für neugewählte Bischöfe in Georgia, USA, und weitere gesamtkirchliche Treffen

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THEMA

Psalm 19 lädt dazu ein, sich am weiten Horizont zu orientieren.

SchöpfungsZeit 2016: Mit Psalm 19 auf den Klang der Schöpfung achten

Hinhören auf die Harmonie im All  VON MARIETJIE ODENDA AL

Aus der universalen Weite der Schöpfung führt der Psalm 19 hin zu der Weisung, die Gott den Menschen gibt, damit Leben und Zusammenleben gelingen. Der Klang der Schöpfung will sein Echo inden im Leben der Menschen.

Psalm 19 lädt mich ein, mich an einem weiten Horizont zu orientieren: Der Himmel verkündet die Herrlichkeit Gottes. Der Himmel, weiter als das Auge reicht, zeigt unaufhörlich, regelmässig und überall auf das, was Gott bewirkt. Der Klang, die Schwingung und die Vibration loben Gottes Strahlkraft. Die Sonne ist das hervorstechende Beispiel, das regelmässig und unübersehbar bezeugt, wie erstaunlich Gott ist. Die Schöpfung «rauscht» Das Zeugnis, das der Himmel erzeugt, will gehört sein. Wir müssen hinhören, lauschen. Denn es klingt – aber ohne Stimme und ohne Worte, auf eine andere Art, als wir sonst Zeugnisse wahrnehmen können. Klang trägt an sich keine Botschaft. Ein Ge-

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räusch nehmen wir als Lärm war, ein Geerdetes Zeugnis anderes als Musik. Das liegt an un- Psalm 19 gibt sich nicht zufrieden dasere Deutung des Geräuschs. Es liegt mit zu sagen: «Wie schön, wie wundaran, wie wir hören. derbar ist, was dort in den Sternen Neuerdings weisen Menschen mit klingt, weitab von meinem Leben.» Messgeräten nach, dass alles – von Die staunende Person will selber mitden Planeten bis zu den Pflanzen – machen. Sie will Worte und ÜberleKlang erzeugt. gungen haben, die Die Erde mit all Pflanzen und Gott gefallen. Das ihrem Wasser Planeten – alles erzeugt Lauschen auf das Lob Gottes in den rauscht, und wir einen Klang Menschen rauSternen entrückt schen ebenfalls. uns nicht dem AllNur nehmen wir es nicht wahr. Wir tag, sondern schickt uns genau in den filtern diese Geräusche zum grössten Alltag hinein, um dort Gott zu verTeil aus. Wenn das nicht klappt, kön- trauen und zu gefallen und so Gottes nen wir weder schlafen noch zwi- Herrlichkeit zu bezeugen. Die Weisheit in diesem Psalm erdet das Himschen Geräuschen unterscheiden. melszeugnis von Gottes Strahlkraft Eine grosse Harmonie in einem achtsamen Leben. Universal Mich fasziniert, dass schon Psalm 19 denken, lokal handeln. das sagt, was Hildegard von Bingen oder Johannes Kepler erkannt haben: Respekt gibt Halt es gibt eine Harmonie im All um uns Die Zeugnisse über Gott helfen uns, herum, die wir wahrnehmen könnten, besser zu entscheiden, denn sie sind in der wir mitschwingen. Wenn ich da- glaubwürdig. Anders als zum Beispiel ran denke, dass diese Erkenntnis hier Zeugnisse, die uns Himmel und Erde steht, stimmt es mich traurig, dass wir versprechen, aber in die Irre führen. als Christen diese Idee so leicht der Gottes Anweisungen stimmen, sind Esoterik überlassen. Denn damit ver- so erfreulich wie gute Wegweiser, die lieren wir etwas sehr wichtiges. uns ans Ziel führen. Die Ansprüche,


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die Gott auf uns erhebt, sind klar und wir Teil am Zeugnis über Gottes Wirkrein. Mit ihnen sehen wir besser und samkeit und Strahlkraft. Wenn ich durchschauen Ansprüche, die dem mit Psalm 19 universal denke und Leben nicht dienen. Respekt für Gott lokal handle, wird der Klang meines richtet uns auf und gibt Halt. Die Ge- Lebens vom Himmelstönen getragen. setze, die Gott schenkt, täuschen Dann singe und schwinge ich mit Genicht, sondern stiften Gerechtigkeit, lassenheit. öffnen Raum für alles Leben. Mit der Litanei von Begriffen wie In Beziehung mit Gott Weisung, Zeugnis, Anweisung, An- An der JK haben wir vom erlösenden spruch, Respekt für unseren Herrn Gesang gehört und selber auch gelöst und Gesetz, beschreibt der Psalm ein gesungen. Das passt zum Schluss des ganzes Leben vor Gott, ein Leben, dass Psalms, der Gott als «mein Fels, mein mit Gott rechnet. Ein solches Leben ist Erlöser» anspricht. Im Hinhören auf froh und erleichtert, gut aus- und auf- die Harmonie im All, die dann in meigerichtet. Die Verbindung zum Leben- nem Leben durchbuchstabiert wird, digen schenkt einen weiten Horizont. leben wir in und aus der Beziehung Dieser weite Horizont bilden der Him- zum Herrlichen, zum Lebendigen, zu mel, das Firmament und die Sterne. unserem Anker und unserer Hilfe. Sie sind die Kulisse, vor der wir unser Leben mit Gott achtsam gestalten. Über den Tellerrand Wenn wir das achtsame Leben versuchen, ohne ein Ohr für die Hintergrundmusik, werden wir Gefangene unseres Alltags. Dann klingen wir schrill. Die Zeugnisse über Gott bedrücken uns, statt uns zu befreien, die Tradition hält uns fest, statt uns zu orientieren. Das Lokale baut sich auf zu einem Tellerrand, über den wir nicht mehr hinausschauen können. Wenn wir uns jedoch auf diese Wegweisungen einlassen und ihnen folgen, gefallen wir Gott und nehmen

Psalm 19 führt das Lob vom Himmel zur Erde.

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT

www.zahlstelle.ch


THEMA

Martine Isenring setzt sich persönlich und theologisch für den Schutz der Schöpfung ein

Erlösung und Heil gelten allen Geschöpfen  VON MARTINE ISENRING

Mit «Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis» habe ich die Ausbildung zur Laienpredigerin absolviert. In den fünf Jahren meiner Ausbildung habe ich meinen Blick offen gehalten für die Tiere, da wo sie mir auf meinem Weg begegnet sind oder – manchmal durchaus überraschend – kein Thema waren. Persönlich prägt der Tierschutz mein Verhalten. Und auch von der Kirche wünsche ich mir klarere Akzentsetzungen.

Am Ende meiner Ausbildung zur Laienpredigerin habe ich eine Arbeit verfasst, die in Form einer Nachlese meine Beobachtungen zusammenträgt. Sie steht unter dem Titel: «Tiere logisch!– theologisch?» Ich bin den verschiedenen Fächern der Ausbildung entlang gegangen, die Bestandteil des Studienplans waren, und habe mich dabei gefragt und darüber nachgedacht, inwiefern Tiere ein Thema sind in der Theologie.

Gottes Liebe gilt auch den Tieren, deshalb muss die Kirche klar Stellung nehmen.

sem Text, dass die nichtmenschliche Schöpfung eine eigenständige Erwähnung findet und auch mit gemeint und mit hineingenommen ist in die neue Schöpfung.

Biblische Entdeckungen Mut machend war unter anderem die Erkenntnis, dass die israelitische Weisheitstradition anerkennt, dass die Tierwelt von Gott eine eigene Schöpfung und Glaube Existenzberechtigung, unabhängig Ein Bindeglied zwischen den Themen vom Nutzen für Menschen erhalten Tiere und Theologie ist für mich die hat (z.B. Psalm 104 und Buch Hiob). bewusste und reflektierte Gestaltung Im Neuen Testament sind die Tier- der SchöpfungsZeit. Die guten Argleichnisse Jesu, besonders diejeni- beitshilfen von oeku sind mir bei der gen mit den Schafen als Symboltiere Gottesdienstgestaltung eine willkomdes Christenmene Ideenquelle. Ich habe schon Gottums, erwähEine eigene Existenznenswert. Der tesdienste zum FoRömerbrief ver- berechtigung für Tiere kusthema 2012 «Daweist auf die mit Milch und Honig Schöpfung, die frei werden wird von fliessen – Lebensraum Kulturland» der Knechtschaft der Vergänglichkeit und zum Noah-Bund gestaltet. Die und sich ängstigt und seufzt wie wir Rückmeldungen der Predigthörenden (Röm 8,20ff). Interessant ist an die- waren durchaus ermutigend. Viel-

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leicht ist es mir gelungen, die einen und anderen zu sensibilisieren für die grösseren Zusammenhänge und den Blick zu weiten für neue Erkenntnisse oder eine andere Sicht der Dinge. Schöpfung, Heil und Erlösung sind für mich nie nur personale Themen. Erlösung und Heil gilt als Zukunftsperspektive allen Geschöpfen. Eine menschenbezogene Engführung greift viel zu kurz. Wenn wir Gott als Schöpfer anerkennen, dürfte uns nicht entgehen, dass wir in einer Linie stehen mit den nichtmenschlichen Geschöpfen, denen Gottes und Liebe und Wertschätzung genauso gilt wie uns. Persönliche Akzenzte Das bringt mich vom Nachdenken zum Handeln: Schwerpunktmässig unterstütze ich diverse Tierschutzor-


THEMA

ganisationen mit Spenden und Zuwendungen. Ich beteilige mich an online-Protesten oder Petitionen zugunsten der Tiere. Und als Mitglied der Tierpartei habe ich mich auch politisch festgelegt. Als Konsumentin achte ich auf die Herkunft von Lebensmitteln und Textilien und boykottiere konsequent Waren, die meinen Erwartungen nicht entsprechen, insbesondere Billig-Produkte tierischer Herkunft. Wenn möglich berücksichtige ich Label-Produkte, von fair-trade bis zu dolphin-safe, weil ich es wichtig finde, zumindest einen kleinen Beitrag zu leisten. Auch kleine Schritte bewegen etwas, vor allem wenn viele Menschen sie gehen In diesem Sinne ist Handeln auch im Rahmen beschränkter Möglichkeiten angezeigt. Es gibt noch viel zu tun Ich wünsche mir, dass wir Schöpfungsverantwortung im Alltag kon-

kret wahrnehmen: Auch in diesem Sommer sind wieder unzählige Tiere in Heimen abgegeben worden, weil sie nicht mit Ferienplänen kompatibel oder aus anderen Gründen nicht mehr erwünscht sind. Es macht mich traurig, dass dieses Phänomen jedes Jahr neu zu beobachten ist. Ich wünsche mir, dass die Umsetzung der Tierschutzgesetzgebungen national und international ein grösseres Gewicht erhält und Zuwiderhandlungen konsequent und hart bestraft werden. In Afrika ist der Wilderei kaum beizukommen mit einem alarmierenden Rückgang der Elefanten- und Nashornpopulationen. Ich wünsche mir von unserer Kirche, dass wir Schöpfungsverantwortung auf die Agenda setzen und verantwortetes Christsein in der Gesellschaft mit einem sichtbaren Engagement verbinden: konkret, praktisch, wirksam und zuweilen auch unbequem.

ZUR PERSON Martine Isenring ist 55 Jahre alt und wohnt in Zollikon. Sie ist Versicherungsfachfrau mit Schwerpunkt Personenversicherungen und arbeitet bei einem Broker. In der EMK Zürich-Ost engagiert sie sich als Vorsitzende des Bezirksvorstandes, als Laienmitglied der JK und als Laienpredigerin.

SCHÖPFUNGSZEIT Der 1. September gilt bei den orthodoxen Kirchen als Tag der Schöpfung. Der 4. Oktober ist der Geburtstag von Franz von Assisi. Zwischen diesen beiden Daten liegt die SchöpfungsZeit – sie schliesst das Erntedankfest und den Bettag mit ein. Die Arbeitsgemeinschaft christlicher

Kirchen in der Schweiz (AGCK), zu der auch die EMK gehört, empiehlt die SchöpfungsZeit zu feiern – das Thema «Bewahrung der Schöpfung» aufzunehmen. www.oeku.ch

Jährlich enden viele Haustiere zur Ferienzeit in Heimen - oder auf der Strasse.


CONNEXIO

Dass Kinder Jesus kennen lernen, ist ein Ziel der Kinder- und Jugendarbeit in Kambodscha.

Mit der Sommersammlung 2016 unterstützt Connexio die weltweite Arbeit mit Kindern und Jugendlichen

Herausgefordert, eine gute Leiterin zu sein  VON NICOLE GUTKNECHT

Morgengebet um 5.00 Uhr, Baden im Meer, Workshops, Gemeinschaft… in den Jugendlagern in Kambodscha werden Jugendliche ermutigt und lernen, was es heisst, eine gute Leiterin, ein guter Leiter zu sein.

Die Methodistenkirche in Kambodscha ist in doppelter Weise eine junge Kirche: Sie ist noch auf dem Weg dahin, eine eigenständige Jährliche Konferenz zu werden, und sie besteht aus vielen Kindern, Teenies und Jugendlichen. Dass Kinder in einer Gemeinde den grösseren Teil ausmachen als die Erwachsenen, ist keine Seltenheit. Ganz praktisch helfen Die rund 150 Gemeinden im Land ge-

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ben das Evangelium weiter und tra- Kinder zu Hause. Wenn ein Kind gen gleichzeitig dazu bei, dass sich Medikamente, Kleider oder Schuldie Lebensbedingungen in den Dör- material braucht, so versucht die Gefern verbessern. Sie bauen Reisban- meinde zu helfen. ken, bei denen Reis für die Überbrückung der Hungerzeit zwischen zwei Wo Leiter lernen Ernten bezogen werden kann. Oder Die jungen Frauen und Männer, die sie helfen, Brunnen oder Fischteiche mit den Kindern arbeiten, geben viel: zu bauen, die dem ganzen Dorf zugu- Ihre Zeit, Begeisterung und Zuwentekommen. dung. Damit sie Ermutigung und Auch im Umgang mit Kindern und neue Impulse für ihren Glauben und Jugendlichen gehören evangelisti- ihre Arbeit erhalten, gibt es einersche und soziale Arseits regionale und beit zusammen. Lei- Evangelistische und andererseits alle ter/innen erzählen zwei Jahre natiosoziale Arbeit in der Sonntagsnale Jugendcamps. schule biblische Ge- fliessen ineinander Dort treffen sich schichten, lehren etwa 220 Jugendlichristliche Lieder und malen und che im Alter zwischen 16 und 28 Jahspielen mit den Kindern. Doch sie ren für fünf Tage. Der Tag beginnt bieten oft auch Englisch- oder Gitar- um 5.00 Uhr mit Morgengebet und renunterricht an. Sie besuchen die Gymnastik und endet spät …


CONNEXIO

Spiel und Spass und Baden im Meer gehören ebenso dazu wie acht verschiedene Workshops. Höhepunkte sind der Lobpreis mit einer begabten Band, die Lagerfeuerabende am Strand und neue Freundschaften, die geschlossen werden. Und was lernen die Jugendlichen in diesen Tagen? Naren Sam, Präsident der methodischen Jugendarbeit in Kambodscha, meint: «Sie setzen sich intensiv mit Gottes Wort auseinander und bekommen so neue Impulse. Und sie lernen, wie sie als Gruppe in Liebe zusammen arbeiten können. Wenn sie nach diesen Tagen in die Gemeinden zurückgehen, sind sie eine sehr motivierte Hilfe für die Gemeindeleitenden.» Nicht nur in Kambodscha Methodistische Kinder- und Jugendarbeit ist vielfältig: In Argentinien, Bolivien und Chile ist die Methodistenkirche schon mehr als 100 Jahre alt – in Kambodscha ist die Kirche noch ganz jung. In Ungarn haben Familienlager Tradition – in Albanien sind sie etwas Neues. In vielen Ländern sind Jugendleiter/innen mit Armut, Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven für die Jugend konfrontiert. Trotzdem tun sie ihre Arbeit mit Fantasie und Engagement. Dass sie bei Aus- und Weiterbildungen lernen und auftanken können, ist grundlegend wichtig für sie. Einen kleinen Teil zahlen sie meistens selber daran, doch die Reisekosten sind sehr hoch. Darum sind sie auf Unterstützung aus dem Ausland angewiesen. Selbst mithelfen Connexio sammelt dieses Jahr für die weltweite Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, insbesondere für die Finanzierung von Ausbildungen von Leiter/innen. Helfen Sie mit! Sie tragen dazu bei, dass Kinder und Jugendliche gute (Glaubens-)Erfahrungen machen, die ihr Leben prägen. Herzlichen Dank dafür.

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich

ZUR PERSON Naren Sam Kambodscha, Gast am STR 2016 Alter: 34 Jahre Beruf / Studienrichtung: Bachelor in Fremdsprachen und MBA in Personalmanagement Interessen: Musik hören, Gitarre und Klavier spielen, lesen Aufgabe in der Jugendarbeit: Präsident der methodistischen Jugendarbeit, Englisch und Musik unterrichten. Besondere Freude: Kinder, die das Evangelium mit ihrer Familie und ihren Freunden teilen, z.B. indem sie ihnen die gelernten Lieder beibringen. Herausforderung: Kinder, die es wegen ihres Glaubens in ihrem Umfeld schwer haben. Leiter sein heisst für mich … Es gehören viele Dinge dazu, um ein guter Leiter zu sein. Den andern helfen, egal wie meine Lebensumstände sind. Zielgerichtet sein, klar und ernsthaft und nie aufgeben. Die andern immer ermutigen statt zu beschämen, wenn sie etwas falsch machen. Selber gewaltlos, demütig und ehrlich sein. Und zuletzt noch: gute Leiter halten ihr Wort und ihre Versprechen. Ausbildung in der Kinder- und Jugendarbeit ist mir wichtig, weil … Kinder und Jugendliche Gottes Geschöpfe sind. Ich möchte sie Gottes Wort lehren. Dass sie Jesus kennen lernen und ihn bekannt machen.

Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1 Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach, 8021 Zürich 1 Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Christian Aeschlimann Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 10/2016: 14.9.2016 Graik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,5 OpenClipart-Vectors, pixabay.com S.1,8-9 Unsplash, pixabay.com S.2 Stauber, gemeindebrief.de S.3,5,7,11,17-19,21 KuW S.4,12-16,22-23 zVg S.6 narya, pixabay.com S.9 ill, pixabay.com S.10 Alexas_Fotos, pixabay.com S.11 cocoparisienne, pixabay.com

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ZENTRALKONFERENZ

Seit 15 Jahren versorgt die EMK in Makedonien die Ärmsten mit «Essen auf Rädern»

Hilfe für heute und Hoffnung für morgen  VON URS SCHWEIZER

Als die EMK in Strumica (Makedonien) vor 15 Jahren mit dem Projekt «Essen auf Rädern» für zehn bedürftige Menschen begann, stiess sie zuerst auf ziemlich grossen Widerstand seitens der Bevölkerung. Nicht wenige waren davon überzeugt, dass sie automatisch zu Protestanten würden oder dass ihnen noch Schlimmeres zustiesse, wenn sie «Essen auf Rädern» annähmen.

Schon bald verstanden die Menschen jedoch, dass die Bedürftigsten in Strumica so nicht nur ein warmes Essen erhalten, sondern dass sich die Verantwortlichen wirklich um sie kümmern, ohne dass dabei die Kirchenzugehörigkeit eine Rolle spielt.

Einsam bis zum Tod Da ist zum Beispiel Strahil, ein als Kind durch nicht behandelte Meningitis erblindeter Mann, der seit dem Tod seiner Eltern allein lebt und sich Mistkäfer als Haustiere hält, um nicht so allein zu sein. Er erhält Essen und Zuwendung und freut sich wie ein kleines Kind, wenn er Besuch bekommt. Oder da war Mirko, einer der Ersten, der «Essen auf Rädern» erhielt. Mirko war ein sehr gebildeter, obdachloser Mann, der mehrere Sprachen beherrschte. Er baute sich aus Wellblech eine Hütte und verbrachte – trotz seiner Sprachbegabung – sein ganzes Leben in bedrückender Armut. Mitko Konev erinnert sich: «Mirko erhielt von uns nicht nur Medikamente und Brennholz für den

Täglich sind Mitko Konev und seine Mitarbeiter mit grosser Not konfrontiert.

Winter, sondern wir richteten auch seine Beerdigung aus, als wir ihn eines Tages tot in seiner Hütte fanden.» Zum Wohl der Bedürftigen Das Projekt ist seit seinen Anfängen stark gewachsen. Heute sind es über 150 alte, kranke, behinderte und allein gelassene Menschen, die an allen Wochentagen ein warmes Essen nach Hause geliefert erhalten. Gleich geblieben ist die Tatsache, dass es täglich Begegnungen gibt mit Menschen, denen es an vielem fehlt, vor allem aber an Zuwendung und Anteilnahme. Und immer noch ist Mitko Konev hier engagiert. Mit Umsicht und Menschenfreundlichkeit versucht er alles zu tun, um den Essensempfängern das Leben erträglicher und lebenswerter zu machen.


ZENTRALKONFERENZ

Verstorben Heidi Winzenried-Salvisberg (88) am 24.3.2016 Belp Werner Kummli (79) am 3.4.2016 Liestal Philipp Kummli (84) am 4.4.2016 Liestal Eva Huber (86) am 11.4.2016 Davos Käthi Oppliger (93) am 11.4.2016 Zoingen Margrith Steck (88) am 11.4.2016 Interlaken

Mitko Konev leitet die Hilfsarbeit in Strumica.

Vom Sohn verstossen Als Leiter des «Miss Stone»-Sozialzentrum in Strumica begegenet Mitko Konev in seiner täglichen Arbeit viel Not und Elend. Und er weiss auch: «Leider sind es nicht nur Menschen, die keine Angehörige haben und die dringend Hilfe brauchen. Es gibt auch Fälle wie derjenige der über 90-jährigen Vangja, die von ihrem Sohn aus ihrem eigenen Haus geworfen wurde und in einem dunklen Keller in einem Zimmer ohne Wasser und Strom hausen musste. Als es einmal sintflutartig regnete, mussten wir Vangja aus dem überschwemmten Keller retten und menschenwürdig unterbringen.» Ein wichtiger Dienst Angesicht der Not in Makedonien scheint es wenig zu sein, was die Mit-

arbeitenden des Projekts «Essen auf Rädern» tun können. Für die gut 150 Menschen in Strumica bedeutet der Dienst von Mitko Konev und seiner Mitarbeitenden aber viel, nämlich Hilfe für das Heute und Hoffnung für das Morgen.

UNTERSTÜTZUNG Mitko Konev (56) ist verheiratet, Vater zweier erwachsener Kinder, und Grossvater. Spenden an Connexio mit dem Vermerk «Gehälter von Pastorinnen, Pastoren und weiteren Mitarbeitenden in Mitteleuropa/Balkan» unterstützen auch seinen Dienst.

Margrit Tischhauser-Rüesch (81) am 13.4.2016 Region Greifensee Gerhard Baumann (78) am 14.4.2016 Bern Margrit Rostetter-Mast (95) am 14.4.2016 Bern Cornelia Hermina Felber-Jiskoot (91) am 16.4.2016 Allschwilerplatz/St. Johann Peter Bader (69) am 18.4.2016 Embrachertal Esther Scheurer (56) am 19.4.2016 Basel Ost Esther Hopfengärtner-Gerber (88) am 26.4.2016 Uzwil-Flawil Kirche und Welt

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NACHRUF

Bischof Franz W. Schäfer (1921-2016)

Ein Brückenbauer zwischen Welten studium am Seminar der Basler Mission. Es folgten kurze Dienstzeiten in Bern, Signau-Grosshöchstetten und Baden. In Baden heiratete er seine erste Frau, Lydia, die aber schon im folgenden Jahr verstarb. 1951 wurde ihm der deutschsprachige Gemeindebezirk von Lausanne zugewiesen, der während seiner Dienstzeit wieder zu neuem Leben erblühte. Er heiratete seine zweite Frau Heidi. Dem Paar wurden in den folgenden intensiven, aber glücklichen Jahren fünf Kinder geschenkt. Heidi Schäfer verstarb 1987. Wahl zum Bischof 1959 wurde Franz Schäfer vom damaligen Bischof Ferdinand Sigg zum Distriktsvorsteher in der Methodistenkirche in der Schweiz berufen. Als nach dessen überraschendem Tod im Jahr 1965 ein neuer Bischof gewählt werden musste, fiel die Wahl am 2. September 1966 in Lausanne auf Bis ins hohe Alter war Franz W. Schäfer ein aufmerksamer Gesprächspartner. Franz Schäfer, zunächst für eine Amtszeit von sechs Jahren. Gleichsam  VON BISCHOF PATRICK STREIFF terlicherseits lebte die Familie in Di- in der Luft lag damals bereits die weltstanz zur Kirche. Erst als Zwölfjähri- weite Vereinigung der MethodistenAm 14. Juli 2016 starb Bischof Dr. h. c. ger folgte Franz Schäfer zögernd der kirche mit der Evangelischen GemeinFranz W. Schäfer im 96. Lebensjahr. Einladung, die methodistische Sonn- schaft zur United Methodist Church. Er war der dienstälteste Bischof der tagschule in Birsfelden zu besuchen, Die Vereinigung hatte im Bischofsgeweltweiten United Methodist Church wo seine Familie damals wohnte. biet starke Auswirkungen für die und von 1966 bis 1989 zuständig für Schweiz und Frankreich. Franz Schädie Evangelisch-methodistische Kir- Studium und Gemeindedienst fer sah sich zunächst als «Übergangsche in Mittel- und Südeuropa sowie Franz Schäfer hätte gerne das Gym- bischof» für die Kirchenvereinigung. in Nordafrika. Er war ein Brücken- nasium besucht, begann aber der Doch es gelang ihm, gegenüber den bauer in einer Welt, die durch den wirtschaftlichen Not gehorchend Vertretern der kleineren EvangeliWest-Ost-Konlikt tief gespalten eine Lehre als Kürschner. Während schen Gemeinschaft Vertrauen für war. seiner Lehrjahre ermutigten ihn einen gemeinsamen Weg als EvangeMenschen aus der methodistischen lisch-methodistisch Kirch aufzuIn seiner Kindheit hat niemand ge- Gemeinde, Lehrer oder Pfarrer zu bauen. 1973 wurde er wiedergewählt ahnt, was aus dem am 10. März 1921 werden. So begann Franz Schäfer auf Lebenszeit. in der Nähe von Basel geborenen 1939 ein Praktikumsjahr in Bülach. Franz Werner Schäfer einmal werden Als Folge des Zweiten Weltkriegs Der Bischof als Grenzgänger würde. In einfachen Arbeiterverhält- konnte er nicht am Theologischen Se- Das Bischofsgebiet von Mittel- und nissen aufgewachsen, engagierten minar für den deutschsprachigen Südeuropa umfasste seit 1954 äusserst sich die Eltern für Menschen in Not Methodismus in Deutschland studie- unterschiedliche Länder: vier in Westund für eine gerechtere Welt. Doch vä- ren. So absolvierte er sein Theologie- europa, zwei in Nordafrika und fünf

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NACHRUF

im kommunistischen östlichen Mitteleuropa. Bischof Franz Schäfer wurde in seinem Dienst zu einem Grenzgänger zwischen völlig verschiedenen gesellschaftlichen und weltanschaulichen Systemen. Die Wahrnehmung der bischöflichen Aufsicht und die damit verbundenen Reisen in die Länder Nordafrikas oder des kommunistischen «Ostblocks» wurden ihm oft erschwert, teilweise auch verwehrt. Doch wo immer er reisen durfte, war es ihm ein Anliegen, nicht Strukturen, Systeme oder Ideologien zu sehen, sondern die Menschen. Dass er diesen Menschen authentisch, respektvoll und mit Wertschätzung begegnete, machte ihn über viele sprachliche, kulturelle, ideologische und religiöse Grenzen hinweg zu einem glaubwürdigen und verlässlichen Gegenüber. Als integrer Mensch weckte und baute er nachhaltig Vertrauen auf; als ein Mensch, dessen Reden und Handeln in einem stabilen Fundament gründeten, baute er Brücken, die sich als tragfähig erwiesen; als Pfarrer und Bischof, der sich zutiefst Christus und seinem Evangelium verpflichtet wusste, förderte er den Aufbau der Kirche. Dafür wurde er geschätzt und geachtet. Noch vor der Wende wurde er 1985 durch die Comenius-Fakultät der Universität Prag (Tschechien) als Ehrendoktor der Theologie ausgezeichnet.

Zusätzliche Aufgaben Während der 23-jährigen Zeit im aktiven Dienst engagierte sich Bischof Franz Schäfer auch für die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen methodistischen Kirchen und in der Ökumene. Er förderte die Zusammenarbeit sowohl unter den Missionsbehörden als auch unter den Kirchenleitungen der methodistischen Kirchen in Europa. Im zwischenkirchlichen Bereich der Schweiz war er aktiv im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund und engagierte sich in der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz. In der Konferenz Europäischer Kirchen stärkte er das Engagement methodistischer Laien. Franz Schäfer betrachtete das Engagement über sein arbeitsintensives Bischofsgebiet hinaus als Chance, die eigene Kirche glaubwürdig zu vertreten. Aktiver Ruhestand Als Bischof Franz Schäfer im Frühjahr 1989, kurz vor der politischen Wende in Europa, in den Ruhestand trat und die Verantwortung an den neu gewählten Bischof Heinrich Bolleter übergab, blieb die Verbundenheit mit der grenzüberschreitenden, methodistischen «Familie» in Herz und Sinn wach. Auch im hohen Alter, als seine körperliche Bewegungsfrei-

Franz W. Schäfer wurde 1966 zum Bischof gewählt.

heit zusehends eingeschränkt wurde, nahm er als inzwischen dienstältester Bischof der weltweiten United Methodist Church mit Interesse und einem wachen Geist an der Entwicklung seiner Kirche Anteil. Er blieb den Menschen in einer von Güte und Freundlichkeit geprägten Art zugewandt. So prägte er unzählige Menschen in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen und Ländern, baute Brücken zwischen ihnen und veränderte ein Stück Welt. Am 14. Juli 2016 wurde Bischof Franz Schäfer im 96. Altersjahr friedlich im Kreis seiner Familie in die Ewigkeit gerufen.

An der Jährlichen Konferenz in Aarau 2015 entstand das Bild von Bischof Schäfer mit seinen beiden Amtskollegen.


UMSCHAU

Dankgottesdienst in Erinnerung an Bischof Franz W. Schäfer

«Unkonventionelle Menschlichkeit»  VON SIGMAR FRIEDRICH

Am 8. August fand in der Fraumünsterkirche in Zürich ein Dankgottesdienst in Erinnerung an Franz W. Schäfer statt. Gäste aus der Zentralkonferenz MSE, der Ökumene und aus der EMK in Deutschland teilten ihre Erinnerungen.

Für die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AGCK) in der Schweiz sprach die Generalsekretärin Christiane Faschon zu den Anwesenden. Sie rief in Erinnerung, dass Bischof Franz Schäfer sich für die Gründung der AGCK Schweiz eingesetzt hat. «Es gilt daher heute in erster Linie Gott dafür zu danken, dass er mit Franz Werner Schäfer seiner Kirche und der Ökumene einen Brückenbauer und Grenzgänger geschenkt hat», sagte sie. Auch «unser» Bischof Bischof i.R. Rüdiger Minor erinnerte

an die Unterstützung, die die EMK in stets er selbst gewesen sei. Der eheder DDR durch Bischof Schäfer er- malige österreichische Bundespräsihielt bei ihren ersten Schritten als dent Dr. Rudolf Kirchschläger habe sich nach einer BeZentralkonferenz. Behutsam habe er gegnung brieflich sie begleitet, erin- Für eine Woche war bei Bischof Schäfer nerte sich Bischof er «unser» Bischof! bedankt für dessen Minor. «Bei man«unkonventionelle chem, was ihm Menschlichkeit». ungewohnt war, sagte er: ‹Ja, wenn Der Bundespräsident habe hier die das bei euch so ist …›» Anderes habe Haltung Bischof Schäfers «genau er stillschweigend korrigiert, ohne wahrgenommen und mit einer erden Zeigefinger zu heben. An der Ta- staunlichen Formulierung ins Wort gung sei Bischof Armin Härtel zum gebracht», sagte Nausner. Dass die Bischof gewählt worden, erzählte Rü- Comeniusfakultät in Prag Franz Schädiger Minor, «aber für eine Woche fer 1985, also noch vor der «Wende», war Bischof Schäfer ‹unser› Bischof, den Ehrendoktortitel verlieh, zeigt für der uns einen guten Weg geführt Nausner, dass Franz Schäfers auch in hat.» den kommunistischen Ländern des Ostens so wahrgenommen wurde: Sternstunden der Menschlichkeit «Die damalige kommunistische RegieAus dem Gebiet ZK MSE teilte Hel- rung hat diesen Akt zugelassen, weil mut Nausner aus Österreich Erinne- sie Bischof Schäfer als einen lauteren rungen an einen Bischof «der nie eine und authentischen Menschen wahrgeRolle gespielt und keine bestimmten nommen hat, einen Menschen von Rollen angestrebt» habe, sondern ‹unkonventioneller Menschlichkeit›.»

Aus der Schweiz und aus den Ländern der Zentralkonferenz nahmen viele am Gottesdienst teil.

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UMSCHAU

Vreni Wirth (r.) erzählte von ihren Erfahrungen an der Jährlichen Konferenz in Münsingen.

Ein zeugnishafter Bericht aus der EMK Chur

Gott handelt in der Kirche  VON VRENI WIRTH / SIGMAR FRIEDRICH

An der Jährlichen Konferenz in Münsingen hatten die Distriktsvorsteher drei Personen eingeladen, zeugnishaft zu erzählen, wie sie Kirche-Sein erleben. Vreni Wirth aus der EMK in Chur war eine von ihnen.

Bis vor fünf Jahren kannte ich die EMK kaum. Seither lern(t)e ich sie kennen. Ich erlebte in der kleinen EMK Chur liebenswürdige Christenmenschen. Allmählich fing ich an, hier und dort mitzumachen, begann mit der Dynamo-Ausbildung und durfte Gottesdienste mitgestalten. Eine Freundschaft entsteht Da wir zwei fremdsprachigen Gemeinden in unserer Kirche Gastrecht geben, bot ich nach einiger Zeit zusammen mit einem Lehrerkollegen einen Deutschkurs für Interessierte der beiden Gemeinden an. Der Kontakt mit einer 50-jährigen verwitweten Tamilin vertiefte sich. Ich merkte, dass es weniger um «schulisches» Deutsch-Lernen ging, sondern um Alltags-Hilfe. Die Frau suchte eine

Wohnung – schon längere Zeit. Ob ich ihr dabei helfen würde?

Abendmahlsgottesdienst erlebte ich ein Versöhntwerden mit der Situation. Ich versuchte, das Ganze aus der Sicht der Verwaltung, der Institution zu sehen.

Ein Traum zerplatzt In unserer Kapelle wurde die Wohnung frei. Das wäre doch etwas für unsere Tamilin, die ständig erfolglos Ein Wunder geschieht auf der Suche war. Wir besichtigten Die Wohnungssuche ging weiter. Sie zusammen die Wohnung und waren war mühsam, schien zuweilen hoffbeide «Feuer und Flamme» für diese nungslos. Da geschah das Wunder: Möglichkeit. – Aber könnte sie die er- Eine betagte Frau, die jeweils eine forderliche Miete aufbringen? Wür- Nachmittagsveranstaltung unserer den Angehörige ihr helfen? Wäre un- Kirche, das «Offene Fenster», besucht sere Gemeinde hatte, musste ins bereit, die WohPflegeheim. Ihre nung unrenoviert Ich war zornig. Meine Wohnung war ausgünstiger zu ver- Bekannte weinte. geschrieben. Ihr mieten? Unsere Sohn lud uns auf Kirche sieht sich unsere Anfrage hin ja explizit als Anwalt für Migranten zur Besichtigung ein. Als Christenaller Art. Das müsste doch mög- mensch wollte er unserer Fremden lich sein … eine Chance geben. Dies unter der VoDa erlebte ich unsere Kirche als In- raussetzung, dass ich als Ansprechstitution, die auf die regelmässigen person zur Verfügung stehen würde. Mietzinseinnahmen in marktgerech- Es klappte. Die Wohnung ist für ihre ter Höhe angewiesen ist, um ihren Be- Bedürfnisse ideal. Die Kirche – ich erlebe sie als beitrieb überhaupt finanzieren zu können. Der Traum war ausgeträumt. Das des: als menschliche Institution und traf mich hart. Ich war zornig. Meine als Ort von Gottes Handeln – mit MenBekannte weinte. Beim nächsten schen, für Menschen, trotz Menschen.

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ZAHLSTELLE

Die Zahlstelle: solidarisch – nachhaltig – transparent

Erfolg für die Sponsoring-Aktion am STR 16

Mit dem 2CV am STR: Daniel Burkhalter, Peter Binder, Gisbert Dörr und Daniela Deck (v.l.)

 VON DANIELA DECK

Am Besuchstag des STR 16 war die Zahlstelle als Hauptsponsor mit einem Stand präsent. Die Verteilung von Buttons an die Zahlstellenkunden fand regen Zuspruch. Schöne Begegnungen und interessante Gespräche mit Gästen und Lagerteilnehmern machten die Aktion zum Erfolg.

«Endlich sieht man einmal die Gesichter der Zahlstelle. Sonst hat man es ja meistens mit einer netten Stimme am Telefon zu tun», begrüsst eine ältere Dame Peter Binder und Gisbert Dörr. Der Präsident des Zahlstellenausschusses und der Mitarbeiter der Zahlstelle betreuen den Infostand, der zu den Sehenswürdigkeiten im Lagerdorf gehört. Die Zahlstelle ist nämlich mit einem alten 2CV vor Ort, der Jung und Alt magnetisch anzieht. Der Spoiler in Form eines po-

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Zahlstelle, die innerhalb der EMK den Geldfluss sicherstellt. Zum ursprünglichen Sponsoringbeitrag von 25 000 Franken kommen auf diese Weise weitere 2540 Franken zugunsten des Schweizertreffens hinzu. Manche Besucher wollen gar selbst das Portemonnaie zücken, um ihre Verbundenheit mit der Jungschar zu zeigen – und investieren das «gesparte» Geld dann in Kaffee oder Glace. «Als ich gehört habe, dass die Zahlstelle das Schweizertreffen sponsert, habe ich gleich eine zusätzliche Einzahlung auf mein Zahlstellenkonto gemacht», freut sich Walter Kuster von der Gemeinde Tann über die Solidarität in der EMK. «Die Jungschar liegt mir sehr am Herzen», sagt der Senior und erzählt von den Anfängen im Lagerhaus Brunnersberg vor fast 50 Jahren, die er selbst miterlebt hat.

lierten Holzbretts bietet sich als be- Viele Mitsponsoren quemes Stehpult an, um den Flyer Vertreter der meisten Bezirke der der Zahlstelle zu studieren oder Deutschschweiz finden den Weg zum gleich einen Kontoantrag auszufül- lustig bemalten Oldtimer im Herzen len, was acht Personen im Lauf des des Lagerdorfes. So zum Beispiel SaTages tun. Besagte rina Ottersberg aus InDame ist bereits Kunterlaken: «Ich finde es din, ebenso ihre Der Spoiler des super, dass die Zahl12-jährige Enkelin, die 2CV als Stehpult stelle die Jungschar die Oma durch das unterstützt. Mein eheAreal führt. Das Mädmaliges Jugendkonto chen weiss allerdings nichts von sei- nutze ich heute als Sparkonto», sagt nem Jugendkonto, bis es den Kunden- die Jungschi-Leiterin in einer freien button überreicht bekommt. Minute zwischen Gottesdienst, Essensausgabe und Spielen am NachDoppelt solidarisch mittag. Für jeden Button, den die Zahlstelle Ruth Camastral aus Chur bringt am Besuchstag an Kunden abgibt, er- die Vernetzung innerhalb der EMK höht sie ihren Sponsoringbeitrag um wie folgt auf den Punkt: «Als Kontozehn Franken. Die Aktion findet viel inhaber sind wir alle ja MitsponsoAnklang. Über 250 Kund/innen, vom ren beim STR16» – eine Perspektive, Jungschärler über die Helferin bis zum die ihr ebenso gefällt wie den VertreGast besuchen den Stand. Damit zei- tern der Zahlstelle. Jonas Zürcher aus gen sie gleichermassen ihre Solidari- Solothurn ergänzt diese Einsicht tät mit der Jungschar wie auch mit der mit folgenden Worten: «Es ist wich-


ZAHLSTELLE

Darsteller für Videoclip gesucht

Das Auto zog Jung und Alt magnetisch an.

Der Besuchstag brachte allen Seiten einen Motivationsschub, der Zahlstellenkundschaft wie auch dem Motivierende Begegnungen Zahlstellenteam. Wertschätzung und Dass Geld nicht immer ein ernstes Dank beruhten auf Gegenseitigkeit. Thema sein muss, beweist ein Lager- Die Aktion mit dem Kundenbutton helfer, der zur Mittagszeit vorbei- zeigte auch, dass noch viel zu tun kommt. «Kann ich bei euch ein Konto bleibt. Die Zahlstelle ist bei den Generationen unter für Mark aus der DDR 50 nicht so gut beeröffnen, die bei mir zuKann ich ein hause herumliegen?» kannt wie bei den älfragt er spasseshalber. Konto für DDRteren EMK-Mitgliedern und -freunden. Daraus entwickelt sich Mark eröffnen? eine Diskussion über Eine Reihe von Massdie Rechtmässigkeit der untergegan- nahmen soll nun die Bekanntheit der genen Währung, wie auch über ihren Zahlstelle besonders in diesen AlTransport über die DDR-Grenzen hin- tersgruppen verbessern aus, was damals verboten war. (siehe Info-Box). tig, dass Geld innerhalb der Kirche genutzt wird und zirkulieren kann.»

AUF EINEN CHAT MIT DER ZAHLSTELLE Zusätzlich zur bekannten Website www.emk-schweiz.ch -> Aktivitäten -> Zahlstelle gibt es nun eine eigene Service-Website: www.zahlstelle.ch

«Wir sind Zahlstelle!» Was sind das für Menschen, die ihr Geld in der Zahlstelle anlegen? Weshalb tun sie das? In einem Videoclip will die Zahlstelle die Personenkreise zeigen, die heute schon von dem Angebot der Zahlstelle proitieren. Für dieses Projekt werden Darsteller/innen gesucht, die bereit sind, in einem solchen Video mitzuwirken. Diese Personen werden gesucht: Studentin, 18–24 Jahr alt Lehrling, 16–18 Jahre alt Familie, Vater (Geschäftsmann), Mutter, Sohn und Tochter (10–15 Jahre alt) Grossmutter und Grossvater, die sportlich aktiv sind als Statisten werden 4-8 Jungscharkids gesucht Die Darsteller/innen sollten 1–2 Tage im Oktober in das Projekt investieren können. Personen, die über schauspielerisches Flair verfügen und interessiert sind mitzumachen, wenden sich an: Gisbert Dörr, Tel. 044 299 30 81 oder mit Kontaktdaten und Bild an: gisbert.doerr@emk-schweiz.ch

Diese Website ist die Basis dafür, lang erwartete elektronische Dienstleistungen der Zahlstelle zur Verfügung stellen zu können. Ein erster Schritt ist die Möglichkeit, während der Geschäftszeiten mit den Mitarbeitern der Zahlstelle zu chatten. Weitere Dienstleistungen werden folgen.

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