Kirche und Welt 9/2017

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09/2017

Kirche und Welt

SchöpfungsZeit: Vom Duft des Lebens in der Schöpfung Gottes

Duft, Hingabe und die Schönheit der Liebe rechnen sich nicht Seite 8–9

Geschäftsleitung der Zentralen Dienste

Das Wagnis hat sich ausgezahlt!

Dass wir uns kreativ den Menschen zuwenden

Vorstand informiert über personelle Besetzung Seite 5

Die Jungschar Boa in Liestal geht neue Wege Seite 16–17

Wofür schlägt dein Herz, Serge Frutiger? Seite 24

The United Methodist Church


INHALT

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Einstieg in die Praxis

Tonarten des Lebens

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Geschäftsleitung der Zentralen Dienste vorgestellt

Das Wagnis hat sich ausgezahlt!

Zwei neue Praktikanten in Zürich

Vorstand informiert über personelle Besetzung

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Menschen in Verbindung mit Jesus bringen

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Begegnungstage Leben 55 plus in Interlaken

Die Jungschar Boa in Liestal geht neue Wege

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Erfahrungen mit einem besonderen Kurs in Herisau

Alpha-live? Darum!

Geschichten, die bewegen

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SchöpfungsZeit: Vom Duft des Lebens in der Schöpfung Gottes

Duft, Hingabe und die Schönheit der Liebe rechnen sich nicht

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Die erstaunlichen Fähigkeiten unseres Geruchssinns

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Ein treuer Jungschärler der JS Langete

«Cowboy» im Ziehwagen

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WG-Experiment als Keimzelle für Aufbruch im Bezirk

Die EMK Thun ist «Im Fluss»

Haben Sie einen «guten Riecher»?

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Dass wir uns mutig, froh und kreativ den Menschen zuwenden

Der Connexio Klima-Fonds

Beim Reisen ist unsere Luft ein Thema

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Eine Connexio-Sommersammlung für den Kirchenbau einer Gemeinde in Ungarn

In Miskolc singt und klingt es aus zu engen Räumen

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Zum Tod von Werner Burkhard (13. Juni 1925–1. Juli 2017)

Zeuge der grenzenlosen Liebe Gottes

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Kirche und Welt  Nr. 09/2017

Wofür schlägt dein Herz, Serge Frutiger?


Kirchen-Gezwitscher Eine kleine Blütenlese aus der Timeline der EMK Schweiz auf twitter. Folgen Sie uns unter @EMKschweiz!

Editorial Liebe Leserin, lieber Leser «Das stinkt zum Himmel», sagen wir, wenn es irgendwo ganz offensichtlich nicht mit rechten Dingen zu geht – und dennoch die Verantwortlichen so tun, als sei alles in bester Ordnung. Aber ganz genau lässt sich eben nicht benennen, was schief läuft. Dass etwas grob nicht in Ordnung ist, ist ein Warnsignal, das wir oft zuerst vom Geruchssinn empfangen.   Jes 1,10–20 prangert eine Frömmigkeit an, die «zum Himmel stinkt». Nicht, weil Gott etwa generell Opferduft verabscheuen würde (Gen 8,20–21!). Nein, das stinkt zum Himmel, dass da schöne Gottesdienste gefeiert werden, pompös, alle Sinne berührend – und zugleich Menschen am Rand der Gesellschaft ausgeschlossen und abgedrängt werden. Das stinkt zum Himmel – und wie manches Mal wäre auch hier der Gestank ein Warnzeichen, dass die ganze Gemeinschaft dadurch in ihrer Existenz bedroht ist (Jes 1,20).   In dieser Ausgabe von Kirche und Welt geht es um Gestank und Wohlgerüche, um Verschwendung und Liebe. Die SchöpfungsZeit lädt ein, darüber nachzudenken. Mir ist aufgefallen, dass manche Gase, die das Leben auf der Erde heute massiv bedrohen, für menschliche Nasen nicht riechbar sind. Vielleicht sind es die Propheten von heute, die unermüdlich auch auf diese Gefahren hinweisen und uns auffordern, dass wir um Himmels willen unseren Lebensstil ändern.

Sigmar Friedrich Redaktor

Kirche und Welt  Nr. 09/2017

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Zahlstelle Zahlstelle SOLIDARISCH SOL IDA RISCH NACHHALTIG N ACHH A LT IG TRANSPARENT T R A NSPA REN T

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

Die neuen Praktikanten: Albin Hoxha und Albion Hoxha

Zwei neue Praktikanten in Zürich

Einstieg in die Praxis

 VON ANDREA ROFFLER

Seit Anfang Juli 2017 haben zwei

neue Praktikanten ihre Arbeit auf der Zentralverwaltung und bei der Zahlstelle aufgenommen. Die beiden jungen Männer können nun Erlerntes

sich die beiden nun darauf, ihre erlernten Fähigkeiten in der Mitarbeit auf der Zahlstelle und in der Zentralverwaltung praktisch anwenden zu können.   Wir wünschen den beiden eine lehrreiche und spannende Praxiszeit.

praxisnah anwenden.

Nach den guten Erfahrungen der letzten Jahre bieten die Zahlstelle und die Zentralverwaltung auch in diesem Jahr wieder zwei jungen Menschen die Gelegenheit, in einem Praktikum wichtige praktische Grundfertigkeiten einzuüben: Seit dem 1. Juli arbeiten Albin Hoxha und Albion Hoxha in der Zürich an der Badenerstrasse. Sie nehmen das Telefon ab, helfen in der Buchhaltung mit, werden Büromaterial bestellen und weitere administrative Arbeiten übernehmen.   Albin Hoxha ist 19 Jahre alt. Er spielt gerne Fussball und Basketball. Albion Hoxha ist 20 Jahre alt. Er spielt ebenfalls gerne Fussball und Gitarre. Trotz des gleichen Nach- und nahezu gleichen Vornamens: die beiden sind nicht verwandt.   Beide haben in den letzten 18 Monaten die HSO Wirtschaftsschule in Zürich besucht und dort ihre Ausbildung zum Kaufmann EFZ absolviert. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer theoretischen Prüfungen, freuen

HERZLICHE GRATULATION

Betül Toy unf Daria Ljuijc haben im vergangenen Jahr das Praktikum in der Zentralverwaltung und der Zahlstelle absolviert. Weil sich der Beginn der Praktikumszeit für ihre Nachfolger von Anfang des Jahres auf Anfang Juli verschoben hatte, waren sie bereit, die Mitarbeitenden noch bis Ende Juni zu unterstützen. Wir danken den beiden für ihren Einsatz. Inzwischen haben sie das Qualifizierungsverfahren als Kauffrau mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis erfolgreich abgeschlossen. Wir gratulieren ihnen ganz herzlich und wünschen ihnen für ihren weiteren beruflichen und privaten Weg Gottes Segen.

www.zahlstelle.ch w w w.zahlstelle.ch


VORSTAND

Vorstand informiert über personelle Besetzung

Geschäftsleitung der Zentralen Dienste vorgestellt  VON BARBARA STREIT-STETTLER

Ende Juni informierten die beiden Vorsitzenden des EMK-Vorstandes, Matthias Bünger und Bischof Patrick Streiff, die Mitarbeitenden an der Badenerstrasse in Zürich über die personelle Besetzung der Geschäftsleitung für die Zentralen Dienste. Die strukturelle Veränderung war im Juni auch durch die Jährliche Konferenz gut geheissen worden.

Geschäftsführer der EMK wird Michael Bünger. Mit ihm zusammen werden Daniel Burkhalter, Leiter der Zentralverwaltung, Pfarrer Matthias Fankhauser, Sigmar Friedrich, Redaktor von «Kirche und Welt», und der bisherige Geschäftsführer von Connexio, Andreas Stämpfli, die Geschäftsleitung der Zentralen Dienste bilden. Geschäftsführer Michael Bünger aus Solothurn wird sein neues Amt als EMK-Geschäftsführer vollzeitlich ausüben. Er arbeitete seit über 20 Jahren in der IT-Branche in verschiedenen Führungs­posi­tionen, wobei er vor allem Projekte leitete. Die

neue Position bei der EMK sei für ihn eine «Herzensangelegenheit», sagte er bei seiner Vorstellung. In der EMK habe es viel Platz, könne Entscheidendes bewegt und auch Neues angepackt werden. Der 52-Jährige ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern. Er ist der Zwillingsbruder des derzeitigen Co-Vorsitzenden des EMKVorstandes Matthias Bünger. Man sei sich dieser heiklen Situation bewusst, und Matthias Bünger sei bereits im Rekrutierungsverfahren in den entscheidenden Phasen in den Ausstand getreten, versicherte Bischof Patrick Streiff, ebenfalls Co-Vorsitzender des Vorstandes. Geschäftsleitung Die vier Bereichsleiter, die Michael Bünger unterstellt sind, werden ihre Zusatzfunktion in Pensen zwischen 10 und 20 Prozent nebst anderen Tätigkeiten innerhalb der Kirche wahrnehmen. Matthias Fankhauser, der den Bereich Gemeindeentwicklung übernimmt, ist teilzeitlich in der EMK Bern als Pfarrer tätig und hat ein 40%-Pensum als Fresh-expressions-Beauftragter. Daniel Burkhalter wird nach wie vor die Zen-

tralverwaltung leiten und damit für Kontinuität in einem bewegten Umfeld sorgen. Sigmar Friedrich, der neu den Bereich «Kommunikation» leitet, gestaltet seit 10 Jahren die EMK-Zeitschrift «Kirche und Welt». Andreas Stämpfli wird seine Tätigkeit als Geschäftsleiter von Connexio bis zu seiner Pensionierung im Mai 2018 weiterführen und die entsprechende Bereichsleitung wahrnehmen. Steuergruppe Die weitere Prozessteuerung der neuen Leitung der Zentralen Dienste wird von einer Steuergruppe verantwortet, die der Vorstand eingesetzt hat. Ihr gehören Natascha Bertschinger, Vorsitzende Kommission Bildung+Beratung, Stefan Gurtner, Mitglied der Takano-Kommission sowie die Mitglieder des EMKVorstandes Roland Affolter, Stefan Schnegg, Stefan Zürcher und Matthias Bünger an. Hauptaufgabe dieser Steuergruppe werde es sein, «die bisherige Kommissionsstruktur von Ehrenamtlichen umzugestalten, so dass die vier Bereiche ihre je eigenen, ihnen entsprechenden Begleitstrukturen erhalten werden», sagte Matthias Bünger.

Die Geschäftsleitung ab Anfang Oktober: Andreas Stämpfli, Matthias Fankhauser, Michael Bünger, Daniel Burkhalter, Sigmar Friedrich (v.l.)

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KURZ NOTIERT

Spatenstich für die nächste Etappe

Agenda SAMSTAG, 9. SEPTEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Theologie Altes Testament 9.00–12.30 Uhr EMK Zürich 4 Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 9. SEPTEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Informationstag 9.00–12.30 Uhr EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 9. SEPTEMBER Youthcon – Jugendkonferenz der EMK Zofingen Infos / Anmeldung:

www.youthcon.ch

SONNTAG, 10. SEPTEMBER Benefiz-Spomi – Fussbalturnier Zofingen Infos / Anmeldung: Takano Fachstelle, 062 205 70 00 www.takano-online.ch

SAMSTAG, 16. SEPTEMBER Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Führen + Leiten 9.00–17.00 Uhr EMK Zürich Zelthof Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SA.–SA., 30. SEPTEMBER. – 7.OKTOBER Gott braucht keine Helden! Ferien-Bibelwoche Hotel Artos, Interlaken Kosten: ab CHF 1652.– Infos / Anmeldung: Hotel Artos, 033 828 88 44, www.artos.ch

SO.–SA., 1.–7. OKTOBER Kila 3 – Beatenberg Beatenberg, Jugendhaus Ramsern Infos / Anmeldung:

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www.kila-beatenberg.ch

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Am 16. Juni erfolgte beim Wohn- und Pflegeheim Eschlikon der Spatenstich, mit dem eine weitere Etappe des Neu- und Umbaus eingeleitet wurde. Die bestehenden, alten Liegenschaften werden abgerissen. An ihrer Stelle entsteht ein neuer Gebäudekomplex, der moderner, bewohnerfreundlicher und den aktuellen Anforderungen angepasst ist. Die Anzahl der Pflegeplätze bleibt unverändert. Auch der Neubau wird wieder mit Sonnenkollektoren ausgestattet und mittels Erdwärme beheizt. – Per Ende August erfolgt in Eschlikon zudem der Wechsel vom bisherigen Heimleiter Eduard Wassmer zu Stefan Koene, der seit dem 1. Juni eingearbeitet wurde.

Christliche Spiritualität und Interkulturalität im Fokus Die wachsende Vielfalt der Weltanschauungen und der Zuzug von Menschen aus nichtchristlichen Ländern, die ihren Glauben öffentlich und ganz selbstverständlich leben, sind eine Chance, sich den eigenen Wurzeln wieder neu zuzuwenden. Die eigene Spiritualität neu zu entdecken und zu leben, ermöglicht es, respektvoll und lernbereit gegenüber Andersglaubenden zu sein. Die Theologischen Hochschule Reutlingen bietet ab dem Wintersemester den neuen berufsbegleitenden Masterstudiengang «Christliche Spiritualität im Kontext verschiedener Religionen und Kulturen» an. Bewerbungsschluss ist der 15. September. Kurzlink:

https://is.gd/spiritualitaet_2017

Kinder übernachten gratis «Hotelferien in der Schweiz mit Familie? Muss man sich erst mal leisten können!» – Genau das will das neue Angebot des Hotels Alpina in Adelboden ermöglichen: Kinder bis 15 Jahren schlafen im Zimmer der Eltern gratis. Das Familienhotel hat auch sonst vieles zu bieten, was einen Aufenthalt mit Kindern attraktiv macht. Weitere Informationen:

http://alpina-adelboden.ch


AUS DEM K ABINETT

Stefan Zürcher: «Geschichten verwandeln die Zuhörer/innen, die sich auf sie einlassen.»

Menschen in Verbindung mit Jesus bringen

Geschichten, die bewegen  VON STEFAN ZÜRCHER

will. Erzählen schafft Nähe, der verbale Schlagabtausch dagegen Distanz.

In meinen Ferien habe ich Romane von Martin Suter gelesen. «Elefant» zum Beispiel oder «Die dunkle Seite des Mondes». Der Autor ist ein präziser Beobachter unserer Zeit und ein virtuoser Geschichtenerzähler. Spannende Geschichten! Geschichten, die einen in das Erzählte hineinziehen und einem so die Augen für eine neue Sicht der Dinge öffnen.

Mir kommt ein anderer Geschichtenerzähler in den Sinn: Jesus. Auch er hat am liebsten Geschichten erzählt. Nähe schaffen Geschichten! Wer Geschichten erzählt, lädt auf eine Reise ein, ermuntert mitzukommen und gemeinsam zu entdecken, was es zu sehen gibt. Geschichten schaffen so Nähe und Gemeinschaft – im Unterschied zu Streitgesprächen, in denen argumentiert, begründet, widerlegt wird. Das zwingt mich, mich zu verteidigen und die Argumente abzuwehren, wenn ich mich nicht einfach geschlagen geben

Verwandelt werden Gute Geschichten erzählen von Alltäglichem, wecken Neugier und laden ein, die eigene Geschichte mit dem Erzählten zu verknüpfen, selber Teil davon zu werden und sie weiterzuspinnen. Geschichten umschreiben oder illustrieren nicht eine feststehende Wahrheit. Vielmehr lebt die Sache in der Geschichte, von der sie erzählt. Geschichten sind voll Leben und Dynamik, voller Überraschungen und Unerwartetem. Darum bewegen Geschichten – und verwandeln die Hörenden, die sich auf sie einlassen.

Neue Wege gehen Jesus lädt seine Hörer/innen mit seinen Geschichten auf eine Reise ein, die in die Verbindung mit ihm führt. Er lädt nicht zu Kopfnicken oder intellektueller Zustimmung ein. Er ermuntert, mit den Füssen neue Wege einzuschlagen. Das erreicht Argumentieren selten, Geschichtenerzählen dagegen schon. Darum erzählt Jesus so gerne und so oft Geschichten.   Geschichten erzählen – Gottes Geschichte, biblische Geschichten, persönliche Geschichten – und so Menschen mit Jesus verbinden. Ich freue mich über alle Geschichtenerzähler/ innen in unseren Gemeinden und auf ihre Geschichten!

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM SEPTEMBER 31.8.–1.9. 2.–3.9. 4.–7.9 9.–14.9

Kabinett Polen Jubiläum Lausanne PfarrerInnen-Symposium, Interlaken Europäischer Methodistischer Rat und Fonds Mission in Europa, London GB

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THEMA

Duftend frisches Grün und blühende Bäume erfreuen uns.

SchöpfungsZeit: Vom Duft des Lebens in der Schöpfung Gottes

Duft, Hingabe und die Schönheit der Liebe rechnen sich nicht  VON RAHEL ARN

Bitte öffnen Sie das Fenster! Ich brauche dringend frische Luft. Eine solche Bitte lässt sich mit gutem Willen meist erhören. Schwieriger wird es, wenn die Ursache der drückenden Luft in der zwischenmenschlichen Atmosphäre liegt. Wer ist der oder die Schuldige dieser Belästigung? Wer rückt den Versammelten mit einer solch aufdringlichen Duftnote zu Leibe?

In Joh 12 wird eine Frau mitten in der Personengruppe zum Zentrum des Unmuts. Umstehende weichen demonstrativ zurück. Mit Düften kann man jemanden vertreiben … – Jedenfalls mir ist es schon so ergangen. Mir ist zum Beispiel ein Graus, wenn sich im Thermalbad jemand mit einem Parfüm, Deo oder Rasierwasser äus­serst verschwenderisch eingedeckt hat. Ehrlich, da ist mir ein alltäglicher menschlicher Geruch angenehmer. Aber das ist schliesslich mein Problem! Schlotternde Bleichgesichter Doch zurück ins palästinensische

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Haus. Einladend sind da die Düfte des orientalischen Essens, das von Marta umsichtig angeboten wird. Das weckt Appetit! Herrlich, so ein Festmahl! Dass Lazarus wieder lebendig ist und am Festmahl teilnehmen kann – ein Wunder! Wohlgerüche und Lebensfreude erfüllen das Haus.   Der römische Schriftsteller, Minucius Felix (Ende des 2. Jahrhunderts), hat definitiv unrecht, wenn er gegen die christliche Lebensart polemisiert und die Christ/innen als «schlotternde Bleichgesichter» verspottet. Er schreibt: «Ihr bekränzt nicht mit Blumen euer Haupt, gönnt dem Leib keine Wohlgerüche. Ihr spart Salben auf für die Leichname, versagt aber dafür den Gräbern die Blumenkränze, ihr schlotternden Bleichgesichter … So ersteht ihr Armen weder nach dem Tode, noch lebt ihr vor demselben.» Dieser Minucius Felix hat wohl nie von Martas hausfraulichen Talenten und ihren Kochkünsten gehört. Anscheinend weiss er auch nicht, wie gerne Jesus festliche Einladungen annahm. Nicht umsonst wurde über Jesus gelästert: «Er ist ein Vielfrass und Säufer, ein Kumpan der Zöllner und Sünder.» (Mt 11,19)

Inniges Liebeszeichen In den Wohlgeruch des Festmahls mischt sich nun ein starker, unangebrachter exotischer Duft. Es ist der Duft der Narde, eines indischen Baldriangewächses. Solch edles Nardenöl aber passt in keiner Weise zu einem Essen in Bethanien. Nardenöl gehört eindeutig zu einer vornehmen Tafel und ist ein exklusives Parfüm zum Beispiel für ein Königshaus. Im Hohenlied lesen wir: «Solange der König an der Tafel sass, gab meine Narde ihren Duft.» (Hhl 1,12) Doch die Narde duftet im Hohenlied nicht nur als Ausdruck des Exklusiven, sie ist vor allem ein inniges Liebeszeichen – ein Duft der liebenden Hingabe. Unrentable Verschwendung In Bethanien stört der erotische Duft die Eingeladenen massiv. Er wirkt total deplatziert. Nicht nur der Duft irritiert. Es ist auch die unverzeihliche Verschwendung, die verpasste Chance, den Armen mit dem Verkauf des Nardenöls eine hohe Summe zu spenden. Es ist nicht einfach die Narde, es ist die Handlung der Frau, die man buchstäblich «nicht riechen mag»!   Denn Duft, Hingabe, Spontaneität und die Schönheit der Liebe rechnen


THEMA

sich nicht. Sie sind unnütz, unrentable Verschwendung. Doch die Frau in Bethanien hat sich nicht gefragt, was es kostet, was es einbringt, wie es wirkt und ob es ihr nicht schaden könnte. Ohne «Warum und Wozu» ist ihr Tun, sind ihre Hingabe und Liebe. Solch zweckfreies Handeln aber stösst auf Unverständnis und Widerspruch. «Was bringt es ein? Was bringt es uns?», sind oft reflexartige Fragen und Einwände. Der Duft des Lebens Doch hat nicht schon Gott, der Schöpfer, auf das Schöne, das Gute, das Beglückende gesetzt? In Gen 1,11f. steht: «Dann sprach Gott: Die Erde lasse frisches Grün aufspriessen, Pflanzen und Bäume von jeder Art …Gott sah das alles an: Es war gut.» Der Duft von frischem Grün, aber auch der Duft vom Heu, der Geruch der Pflanzen, der die Insekten anzieht und der Duft des reifen Apfels erfreuen uns und zeigen uns Reichtum und Schönheit der Schöpfung. Die Erde lässt frisches Grün aufspriessen – die Kraft des Lebens meldet sich erneut. Dieser Duft des Lebens braucht unsere Sorge und unsere Sorgfalt. Wie duftet unsere Luft? Was belastet sie? Was schädigt die Atmosphäre zwischen uns und unsern Mitmenschen? Wo wollen monetäre Überlegungen Schönheit, Güte und zweckfreie Liebe zerstören?

schon erloschen, so dass Marta sagte: «Er stinkt bereits.» (Joh 11,39) Doch nun «tötelet» Lazarus nicht mehr. Jetzt darf auch ihn der Nardenduft erreichen, dieser Duft der verschwenderischen Liebe, der den ganzen Raum durchströmt. Doch der Widerstand, der dem Duft des Lebens entgegen-

steht, trifft auch Jesus. Auch seine Liebe stört. Er ist vom Tod bedroht. Aber so wie der Duft der Narde stärker ist als alle Einwände, so siegt durch Jesus auch das Leben über den Tod. Was als Duft der Liebe ausgegossen ist, kann nicht mehr eingesperrt werden.

JOH 12,1–3 Jesus kam sechs Tage vor dem Pessachfest nach Bethanien, wo Lazarus lebte, den Jesus von den Toten auferweckt hatte. Sie bereiteten ihm dort ein Festmahl, das Marta organisierte. Lazarus war unter denen, die mit ihm zu Tische lagen. Da nahm Maria ein Pfund echtes kostbares Nardenöl und salbte die Füsse Jesu und trocknete ihm die Füsse mit ihren Haaren. Das Haus wurde erfüllt von dem Duft des Öls. (aus: Die Bibel in gerechter Sprache)

Ein besonderer Duft als Ausdruck verschwenderischer Liebe.

Der Duft der Liebe Lazarus wurde durch Jesus zum Leben erweckt. Sein Duft des Lebens war

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THEMA

Die erstaunlichen Fähigkeiten unseres Geruchssinns

Haben Sie einen «guten Riecher»?  VON SIGMAR FRIEDRICH

Ich liebe den Duft von Heu, wenn in unserem Dorf die Wiesen gemäht werden. Weniger liebe ich den Geruch, der sich breit macht, wenn das Heu erst einmal weg ist: jenes braune «Parfüm», das dann ausgebracht wird und intensive Gerüche verströmt …

Rund 10 000 verschiedene Duftnoten kann ein gesunder Mensch unterscheiden. Das Geruchsgedächtnis wird dabei in den ersten Lebensjahren ausgebildet. Gerüche, die wir wahrnehmen, werden direkt ans Gehirn geleitet. Über Gerüche werden deshalb Erinnerungen sehr unmittelbar wachgerufen und angesprochen.   Wie riecht es jedoch in der EMK in Winterthur? Und wie riecht es bei uns zuhause? Schwer zu sagen! Schon eher nehme ich war, wie es im Haus unserer Nachbarn riecht. Anders jedenfalls als bei uns. Andererseits kann ich einen Geruch nur schwer in Worte fassen. Gerüche «sprechen» zu mir auf einer anderen Ebene.

Gefahren erkennen Der Geschmack von Lebensmitteln entsteht nur zu einem kleinen Teil auf der Zunge und dem Gaumen. Für rund 80% des Geschmacks ist der Geruch verantwortlich. Ob Nahrungsmittel noch gut sind für den Verzehr oder schon verdorben, nehme ich stark über den Geruch wahr.   Auch vor anderen Gefahren warnt mich der Geruchssinn, etwa wenn etwas in der Wohnung «schmörzelet». Gegen manche Gefahren stumpfen wir ab. Zigarettenrauch als Zeichen für eine Gefährdung wahrzunehmen, haben sich viele Menschen abgewöhnt. Vor anderen Gefahren warnt der Geruchssinn gar nicht: Erdgas ist geruchlos. Meist wird ihm darum ein Geruch beigemischt, damit ausströmendes Gas riechbar wird. Auch Ozon oder Kohlendioxid haben für den Menschen keinen Geruch, so verheerend sie auch für die Schöpfung sind. Duftnoten beurteilen Dass ich eine Person «nicht riechen»

kann oder aber zwischen meiner Frau und mir «die Chemie stimmt», sind Redensarten, die zum Ausdruck bringen, wie wichtig der Geruchssinn auch für zwischenmenschliche Beziehungen ist. Die Wahrnehmung von Gerüchen verändert sich bei Frauen in der Schwangerschaft mehrmals: gegen Anfang der Schwanger­schaft werden sie sensibler für Gerüche. Manche Frauen können dann zum Beispiel keinen Kaffee mehr trinken. Gegen Ende der Schwangerschaft werden sie toleranter gegen Gerüche, die dem eigenen Geruch sehr ähnlich sind – denn bald kommt ein Erdenbürger, der ziemlich ähnlich riecht.

MEHR ERFAHREN Wissenswertes zum «Riechen»: https://is.gd/riechen Nase und Geruch in der Bibel: https://is.gd/riechen_bibel

Gerüche erschliessen eine ganz eigene Welt und sind oft unmittelbar mit Erinnerungen verknüpft.


CONNEXIO

Mobilität belastet die Umwelt, der Klima-Fonds setzt ein Gegengewicht.

Der Connexio Klima-Fonds

Beim Reisen ist unsere Luft ein Thema kompensieren, ist eine weitere Möglichkeit.

 VON THOMAS HANIMANN

Die Mobilität ist eines der prägenden Merkmale eines modernen Lebens. Sie hat uns neue Freiheiten und Bewegungsmöglichkeiten

gebracht.

Doch gerade darum sind wir alle mitverantwortlich, dass die gute Luft trotz des vielen Reisens nicht verloren geht.

Mit dem Reisen erfüllen wir Wünsche und Pläne. Doch gerade mit den Wetterextremen in diesem Sommer zeigt sich deutlich: Wir sind dabei, dem Klima grossen Schaden zuzufügen und die Umwelt zu gefährden. In Bezug auf den schädlichen CO2-Ausstoss belastet die Mobilität die Umwelt am stärksten. Besonders Flugreisen und individuelle Autofahrten verzehren gute Luft. Wie können wir verantwortungsvoll mit unseren Reise-Aktivitäten umgehen können? Verschiedenes ist möglich: weniger reisen, ein angemessenes Transportmittel wählen, beim Planen von Versammlungen und Treffen den CO2-Ausstoss berücksichtigen. Die Reise durch einen Umwelt-Fonds zu

Wo die Mittel fehlen In ärmeren Ländern fehlen die Mittel für Massnahmen zum Schutze von Umwelt, Klima und Lebensqualität. Zudem werden in diesen Ländern von in- und ausländischen Firmen Umweltstandards grob missachtet. Für Fortschritte im Klima- und Umweltschutz braucht es technische Mittel und das Bewusstsein bei Verantwortungsträgern und in der Bevölkerung. Connexio engagiert sich zusammen mit Partnerkirchen für ein umweltbewussteres Handeln. Selbstverpflichtung Im Frühling 2017 hat Connexio beschlossen, einen Klimafonds einzurichten. Für alle eigenen Dienstreisen im Flugzeug und bei längeren Strecken auf der Strasse wird Connexio einen Betrag in diesen Fonds einlegen. Sie können mithelfen Connexio empfiehlt, dass auch Sie für Ihre eigenen Reisen einen Beitrag

leisten und so die kostspieligen Auswirkungen auf unser Klima mittragen. Mit Ihrer Einzahlung an den Klimafonds unterstützen Sie eines der Connexio Klimaprojekte. Einzahlen können Sie online auf der Seite www. connexio-klima.ch oder über eine Einzahlung an das Konto von Connexio. Vermerken Sie auf Ihrer Einzahlung den Zweck: «Klima». Um sich über die Höhe eines sinnvollen Beitrags zu orientieren, können Sie beispielsweise den Klimarechner www. myclimate.ch nutzen. Aus gegenwärtig vier klimarelevanten Projekten können Sie wählen, welches Sie unterstützen möchten.

KONTOANGABE EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich PC 87-537056-9 IBAN: CH52 0900 0000 8753 7056 9 Vermerk: Klima/gewähltes Projekt www.connexio.ch

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CONNEXIO

Musik und Mission gehören in der EMK in Miskolc eng zusammen.

Eine Connexio-Sommersammlung für den Kirchenbau einer Gemeinde in Ungarn

In Miskolc singt und klingt es aus zu engen Räumen  VON THOMAS HANIMANN

Wer fragt, was an der kleinen EMKGemeinde von Miskolc im Nordosten Ungarns so besonders ist, bekommt zuerst die Antwort: «Es ist die wunderschöne Musik in dieser Gemeinde.» Doch für den Chorgesang und die

moderneren

musikalischen

Klänge sind die Mauern des Gottesdienstraums schon längst zu eng geworden.

Musik spielt in der ungarischen Kultur eine zentrale Rolle. Nicht ohne Stolz schreibt sogar das Ungarische Aussenministerium: «Ungarn gehört zu den kleinen Nationen, trotzdem wird es als musikalische ‹Grossmacht› erwähnt.» Auch die kleine Methodistengemeinde in Miskolc hat Musik im Blut.

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liums und des Dienens wirklich Mission mit Musik Grosse Musiktalente finden sich in entfalten könnten. der EMK-Gemeinde von Miskolc in einem klassischen Chor oder in einer Verbotene Kirche modernen Worship-Band. Sie musi- Die Gemeinde wurde 1923 gegründet. zieren dabei nicht einfach für sich Heute besuchen etwa 55 Personen reselber: Das Potenzial und der Wille gelmässig den Gottesdienst, wovon sind da, um die mehr als die Hälfte Menschen aus junge Erwachsene, der Umgebung Schon für den Gottes­ Jugendliche und zu erfreuen und Kinder sind. Schon dienst genügen die auf das Evangefür den einfachen Räume nicht mehr lium hinzuweiGottesdienst genüsen. Musik und gen die Räume aus kommunistischer Mission gehören für die Methodistengemeinde in die- Zeit nicht mehr. Weil in den 60er-Jahser viertgrössten Stadt Ungarns eng ren die staatliche Erlaubnis für einen zusammen. Nur gibt es bis jetzt in der Kirchenbau nicht erteilt worden war, EMK-Gemeinde viel zu wenig Raum, konnte für die Versammlungen nur als dass sich die Musik und auch an- ein Pfarrhaus errichtet werden. Dadere Formen des christlichen Zeug- rin wurden zwei zentrale Räume zunisses, der Verbreitung des Evange- sammengelegt, was für die sonntäg-


CONNEXIO

lichen Gottesdienste kaum ausreichte. Schon vor etlichen Jahren begann darum die Planung für eine Kirche. Im Jahr 2000 wurde ein Stück Land im Zentrum der Stadt gekauft. Doch viele Einsprachen und juristische Auseinandersetzungen blockierten die Baupläne.   2014 beschloss die Jährliche Konferenz, am alten Standort eine neue Kirche zu bauen. Nach einigen Diskussionen stellte sich eine grosse Mehrheit überzeugt hinter das Projekt. So konnten der Bischof, der Superintendent und der Pfarrer an einem regnerischen Tag im April 2017 den Grundstein für die neue Kirche legen. Zuerst ein Gebäude für die Roma Die Gemeinde von Miskolc hat einige besondere Merkmale, mit denen sie das kirchliche Leben in Ungarn bereichert. Von Bedeutung sind die regen Beziehungen mit der zum selben EMK-Bezirk gehörenden Roma-Gemeinde in Alsozsolca. Beim Aufbau dieser Gemeinde haben Pfarrer und Freiwillige aus der Gemeinde wesentlich mitgeholfen. Seit Jahrzehnten begleiten und stärken sie die Roma in Alsozsolca in verschiedenen Aktivitäten, etwa bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, der Gottesdienstgestaltung oder der Ausbildung von Gemeindeverantwortlichen. Grosszü-

gig gaben sie auch für den eigenen Kirchenbau ersparte Finanzen nach Alsozsolca, damit dort ein Kirchengebäude errichtet werden konnte.

Kirchenbau mit Kosten von insgesamt 80 0000 Euro vollständig aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Darum gelangte sie an die EMK in der Schweiz und an Connexio mit der Connexio hilft mit Bitte um eine finanzielle UnterstütSeit Jahrzehnten hat die Gemeinde zung. Mit dieser Sammlung helfen ein grosses Engagement für die EMK Sie dazu, dass die Musik von Miskolc in Ungarn und für noch wirkungsvoldie Menschen in ihler in die Gegend geSeit Jahrzehnten rer Umgebung getragen wird. Und sie stärken sie die zeigt. Doch sind helfen dabei, dass Roma in Alsozsolca die Gemeinde den viele wichtige Aktivitäten wegen des Auftrag der VerkünPlatzmangels nicht möglich. Obwohl digung des Evangeliums und die die EMK in Ungarn Geld zusammen- Stärkung des Gemeindelebens mit legte und über eine lange Zeit sam- neuen Möglichkeiten und in frischen melte, ist es ihr nicht möglich, den Räumen wahrnehmen kann.

DIE EMK IN UNGARN: ALTE KIRCHE MIT JUNGEN MENSCHEN Die EMK in Ungarn wurde vor bald 120 Jahren von methodistischen Missionaren gegründet. Sie hatte eine wechselhafte Geschichte. Heute gibt es 28 EMK-Gemeinden mit etwa 450 eingeschriebene Mitgliedern und 13 pastoralen Mitgliedern. Doch zur Kirche zugehörig fühlen sich einige Tausend. Die Gemeinden engagieren sich in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien und produzieren Radio- und Fernsehsendungen. Ein Schwerpunkt ist zudem ihre Tätigkeit zugunsten von Angehörigen der Roma-Minderheit. Die EMK ist in Ungarn leicht wachsend. Die Kirche zeichnet sich durch eine hohe Verbindlichkeit ihrer Mitglieder und durch gegenseitige Unterstützung aus. An einer Volkszählung in Ungarn von 2011 wurde festgestellt: Im Vergleich zu anderen Kirchen hat die EMK einen höheren Anteil an jungen Menschen, einen höheren Anteil an Personen mit Universitätsabschluss und einen höheren Anteil an Roma-Mitgliedern.

Seit über 60 Jahren ist der Eszterházi-Chor Teil der Musikszene in Ungarn – auch ausserhalb der EMK-Gemeinden.

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NACHRUF

Verstorben Mark Christenger-Wegmann (82) Baden am 18.1.2017 Werner Feller-Lehmann (89) Bern am 2.4.2017 Margrit Hafner-Meyer (89) Region Schaffhausen am 18.4.2017 Ida Härdi-Liechti (98) Muhen am 14.5.2017 Hilde Marti-Schärer (98) Zürich Ost am 17.5.2017 Fritz Schär (86) Bern am 29.5.2017 Melanie Ringger-Kern (91) Frauenfeld-Weinfelden am 4.6.2017 Ruth Utzinger-Deuber (77) Region Zimmerberg am 12.6.2017 Ruth Bussinger (89) Basel Ost am 13.6.2017 René Divoux (92) Kleinbasel am 21.6.2017 Gérard Schaffner (83) Basel Allschwilerplatz-St.Johann am 21.6.2017 Heidi Humm (89) Zofingen am 30.6.2017 Esther Gfeller (76) Solothurn am 2.7.2017

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Zum Tod von Werner Burkhard (13. Juni 1925–1. Juli 2017)

Zeuge der grenzenlosen Liebe Gottes Werner Burkhard wuchs in Magliaso im Tessin in einer pietistisch geprägten Tradition auf. Sein Weg führte ihn in eine ökumenische Weite. In seinem Dienst hat er mit Freude an und mit den Menschen gearbeitet.   Seinen Dienst versah Werner Burkhard als Praktikant in Zofingen, als Pfarrer auf den Bezirken Burgdorf, Wynau, Basel Riehenring, Bern, Birsfelden und Steffisburg. Aus gesundheitlichen Gründen musste er 1990 frühzeitig in den Ruhestand. Nach einer Phase der Genesung konnte er zwischen 1993-99 einige Vertretungen in der kleinen reformierten Gemeinde Locarno-Monti übernehmen.   Schon früh haben Werner Burkhard Predigten von Walter Lüthi beeindruckt und geprägt. Später waren es Theologen wie Karl Barth und Emil Brunner, aber auch Rudolf Bultmann. Mit Interesse verfolgte er die Erneuerungsbewegung in der katholischen Kirche unter Papst Johannes XXIII. Seine besodere Aufmerksamkeit weckte Hans Küng, damals Konzilsberater des Papstes, später Leiter des Institutes für Ökumene und Mission in Tübingen. Eine von Küng geprägte «christliche Friedenstheologie», die auf

einen Frieden zwischen den Religionen hin wirkt, wurde ein Schwerpunkt seiner Verkündigung. Zudem prägte die lateinamerikanische Befreiungstheologie sein Leben und Handeln, in der Menschen Stimme und Würde erhalten, die keine Stimme haben. Das Basler Konzil vom 15.–21. Mai 1989 unter dem Thema «Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung» (GFS), an dem er teilnehmen konnte, rechnete Werner Burkhardt zu den herausragenden Erfahrungen seines Lebens. Hier und in anderen grossen Anlässen der ökumenischen Bewegung wurden für ihn Kirche und Glaube in einer Weise konkret, die hoffnungsfroh und glaubhaft Gottes Gegenwart in und seine Zukunft über dieser Welt ausdrückten. Dass einige Mitchrist/innen gegenüber dieser Bewegung kalt und und unbeteiligt blieben, schmerzte ihn.   Dass die EMK sich nicht getraute, eindeutig den Weg der Liebe zu gehen und zum Fundamentalismus hörbar nein zu sagen, machte ihn traurig. Werner Burkhard war ein Mensch, der weitsichtig die Herausforderungen der Kirche in der Gesellschaft erkannte und der so der Kirche die Spur weisen konnte.


LEBEN 55 PLUS

Begegnungstage Leben 55 plus in Interlaken

Tonarten des Lebens  VON HANNA WILHELM

Im November begeben sich Personen ab 55 Jahren in Interlaken anhand von biblischen Liedern und eigenen Erfahrungen auf eine Reise, in der sie auf die «Tonarten des Lebens» achten.

Musik und Lieder sind wichtig für unser Leben und dessen Gestaltung. Mein Grossvater hat mich viele Lieder gelehrt. Nachdem mein Klavierspiel so fortgeschritten war, dass ich Lieder begleiten konnte, sangen wir diese mit Klavierbegleitung.   Musik und Lieder sind bis heute ein wichtiger Teil meines Lebens geblieben! So gibt es Lieder, die mir in bestimmten Situationen Trost und Kraft gegeben haben, Lieder, die Erinnerungen wecken, und Lieder, in denen ich mich in bestimmten Situa­ tionen wiederfinde.

aus der Kindheit, später Lieder die in Mehr als Worte Ich habe Freude am Singen, unter an- der Schule gesungen wurden. Dann ein Lied, das wir derem, weil ich weiss als Teenager oder und dies in meiner Zeit Was nicht gesagt als Spital- und Gemeinals junge Erwachund doch nicht depfarrerin erfahren sene geträllert verschwiegen habe, dass Melodien haben, bis hin zu werden kann … und Texte in der Lage jetzt noch gerne sind, Menschen anzugesungenen Mesprechen – auf eine Art, die tiefer lodien oder gehörten Musikstücken. geht als blosse Worte.   Anhand verschiedener Gesänge   Der Schriftsteller Victor Hugo hat von Frauen und Männern in der Bidieses Phänomen sehr treffend be- bel erarbeiten wir das Thema «Tonarschrieben: «Die Musik drückt das ten des Lebens» bei den diesjährigen aus, was nicht gesagt werden kann Begegnungstagen Leben 55 plus. Beund worüber zu schweigen unmög- gleiten wird uns auch die Frage: In welchen Situationen hat ein Lied gelich ist!» tragen und seine Kraft an mir entfalLebenslieder tet? Wenn wir eine Reise durch unser Leben anhand von Liedern oder auch Zum Klingen bringen Musikstücken machen könnten: Wie Referate, Gespräche, Eigenarbeit und sähe diese Reise aus? Vielleicht wäre kreatives Gestalten werden uns es eine Erinnerung an ein Schlaflied durch dieses Thema leiten. Und wir freuen uns, wenn die Teilnehmer/innen ihr «Lieblingslied» in die Tage einbringen und wir dieses selbstverständlich singen. Auch ein Konzert des Musikers Christof Fankhauser will uns zum Klingen bringen.   Als Team hoffen wir, dass wir Ihre Saiten mit diesem Thema etwas zum Klingen bringen. Und wir würden uns freuen, Sie bei den Begegnungstagen Leben 55 plus begrüssen zu dürfen.

BEGEGNUNGSTAGE MO.–MI 13.–15. NOVEMBER 2017 Hotel Artos, Interlaken Kosten: ab CHF 300.– emk-bildungundberatung.ch/303 Anmeldung bis 15. Oktober an: Annemarie Roser, Niederholz­strasse 62, 4125 Riehen

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Kinder aus dem Ferienpass-Angebot besuchen inzwischen die JS Boa regelmässig.

Die Jungschar Boa in Liestal geht neue Wege

Das Wagnis hat sich ausgezahlt!  VON LUPO, CLEMENS BÜCHNER, UND LUINIA, STEFANIE HERZOG

Der Kirchensaal ist rappelvoll. Gurken-Krokodile und weitere feine Snacks befinden sich auf bemalten Papiertischdecken. Auf der Leinwand läuft eine Diashow, die viele zufriedene Gesichter zeigt – mal im Wald, mal beim Essen, mal beim Basteln. Stolz führen die Kinder ihre Eltern herum, präsentieren ihnen Bastel-

von dem wir uns einige Jahre nicht mehr erholen konnten. Unter anderem auch deshalb, weil der natürliche «Nachschub» aus der Gemeindefamilie fehlte. Unser vielfältiges Engagement, wie zum Beispiel ein wiederholtes Angebot eines Kerzenzieh-Standes am Weihnachtsmarkt, ein Werbeanlass mit Hüpfburg im Stadtzentrum oder ein in den lokalen Medien gross beworbener Info-Elternabend, blieb ohne sichtbaren Erfolg.

kunstwerke, neue Freunde – und ab und zu auch einen Jung­scharleiter im Enten-Tenue. Jeder im Raum weiss: Hier wurden Abenteuer erlebt.

Wie bekommt die Jungschar Boa, die noch vor drei Jahren mit höchstens drei Kindern pro Jungscharnachmittag rechnen konnte, die EMK voll mit begeisterten Kindern und deren Familien? Kaum noch Kinder Im Jahr 2011 hatten wir einen Tiefstand der Teilnehmerzahl erreicht,

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Im Aufwind Auf wundersame Art und Weise erholte sich die Teilnehmerzahl im Jahr vor dem STR16 auf eine Gruppengrös­se von rund 10 Kindern. Bedauer­ licherweise konnten wir nur zwei Anmeldungen fürs Schweizertreffen verzeichnen. Wir konnten gut nach­ vollziehen, dass ein solch grosses Zeltlager für viele Neulinge noch ein zu hohes Level darstellt. Um zu vermeiden, dass der spürbare Aufwind über die lange Sommerpause abflaut, haben wir nach Ideen gesucht, ein einfaches

Angebot von Jungschi während der Sommerferien zugänglich zu machen.   Wir entschieden uns für ein Tageslager, bei dem die Teilnehmenden von Montag bis Freitag nur tagsüber unter unserer Aufsicht stehen und die Nacht zu Hause verbringen. So konnten wir auch am besten mit unseren beschränkten Betreuungsressourcen umgehen – viele Leitende hatten ihre Ferientage bereits fürs STR reserviert und konnten nicht noch bei einem zweiten Angebot mithelfen. Zum Glück konnten wir auf tatkräftige Unterstützung von der Kirchgemeinde zählen. Beim Ferienpass Für die Umsetzung haben wir uns dann mit der Organisation «Ferienpass X-Island Baselland» in Verbindung gesetzt, die mit rund 250 Angeboten von verschiedensten Anbietern während der Sommerferien ein Programm für Kinder im schulpflichtigen Alter auf die Beine stellt. Jeweils im Mai erhalten alle Kinder, die im Einzugsgebiet zur Schule gehen, eine Broschüre, in


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der über alle Angebote informiert wird. Durch die entstandene Zusammenarbeit wurde unser Tageslager breit beworben und nebenbei in der Region auf unsere Jungschar aufmerksam gemacht.   Das Wagnis hat sich ausgezahlt: insgesamt 32 Kinder haben sich für unser Angebot angemeldet – nur rund ein Drittel davon kannten wir bereits aus der Jungschar Boa. Unter dem Titel «Veni, Vidi, Waldspass» erlebten wir Abenteuer im Zeitalter der Römer und konnten zeigen, was Jungschi heisst und womit wir unsere Zeit in der Jungschi verbringen. Einzig auf die tägliche Andacht verzichteten wir, weil wir unter dem Patronat der Organisation Ferienpass fungierten, gaben uns aber klar als eine der EMK zugehörige, christliche Organisation zu erkennen. Nachhaltiges Angebot Unser Vorgehen scheint Anklang gefunden zu haben: nach jenen Sommerferien besuchten sieben neue Kinder aus dem Ferienpass regelmässig unsere Jungscharnachmittage. Viele von ihnen sind zu waschechten Jungschärlern geworden und nicht mehr aus unserer Gruppe wegzudenken. Ihre Freude motiviert uns Leiter und stimmt uns zuversichtlich für die Zukunft der Jungschar Boa.

Die guten Erfahrungen haben uns dazu bewogen, auch in diesem Jahr wieder in Zusammenarbeit mit dem regionalen Ferienpass ein Angebot zu publizieren. Es stiess sogar auf noch grösseres Interesse als letztes Jahr, so dass wir insgesamt knapp 50 interessierte Kinder vermerken konnten. Bedauerlicherweise konnten wir nur 35 Kindern eine Teilnahme ermöglichen. Diese Entscheidung trafen wir, um einen persönlicheren Bezug zwischen Leiter/innen und Teilnehmer/ innen zu ermöglichen.   Dieses Jahr besuchten wir verschiedene Charaktere aus «Entenhausen» und verbrachten die Tage gemeinsam mit Donald Duck, Daisy und Konsorten. Zu dieser Woche gehört übrigens auch die eingangs erwähnte Szene, die die Stimmung während dem Apéro beschreibt. Um den Angehörigen zum Abschluss einen Einblick ins Lagerleben zu ermöglichen, wurde dieser von den Teilnehmenden gemeinsam mit den Leiter/innen vorbereitet. Empfehlenswert Das Feedback der Kinder in Form ihrer Begeisterung und Freude an dieser Art Lager spricht für sich. Das Gemisch aus Jungschikindern und anderen, total fremden Kindern, die

zum Lagerstart aufeinander trafen, wuchs bis zum Ende der Woche zu einer richtigen Einheit zusammen, die sich durch Hilfsbereitschaft und Kollegialität auszeichnete. Von den Eltern erhielten wir ebenfalls sehr gute Rückmeldungen und erlebten grosse Dankbarkeit. Auch dieses Jahr können wir wieder mit Jungschizuwachs rechnen. Der Ferienpass bietet eine unbeschwerte Möglichkeit für Familien, um Berührungsängste zu mindern, sich auf das Angebot «Jungschar» einzulassen und mit den Personen dahinter in Kontakt zu treten, wodurch eine wertvolle Vertrauensbasis geschaffen werden kann. Wir empfehlen diese Art der Öffentlichkeitsarbeit gerne weiter und schwärmen von unseren Erfahrungen damit.

FERIENPASS JS BOA IN ZAHLEN • • • • • •

35 Teilnehmende 6 Leitende ca. 25 Helfereinsätze à 2.5h 15 gespendete Kuchen ca. 1500 Rondo-Umsatz im Geländespiel

Mehr zur JS Boa: www.jsboa.jemk.ch

Wichtig ist den Verantwortlichen, einen persönlichen Bezug zwischen Leiter/innen und Kindern herzustellen.

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Erfahrungen mit einem besonderen Kurs in Herisau

Alphalive? Darum!  VON MIRJAM STEIGER!

Mich dafür entscheiden, ohne zu wissen, worauf ich mich da genau einlasse? Mich dafür entscheiden, ohne zu wissen, ob Susanne und ich uns überhaupt verstehen werden? Mich dafür entscheiden, ohne zu wissen ob sich überhaupt jemand anmelden wird? Mich dafür entscheiden, ohne zu wissen, wie wir das genau angehen und durchführen sollen? Mich dafür entscheiden, ohne zu wissen, ob ich so viele Freiwünsche in meinem Arbeitsplan eingeben kann und sie dann noch erhalte?

Nein, ganz bestimmt nicht ich. Arbeitend in der Pflege im Akutspital, einem strukturierten Alltag, oft bestehend aus Richtlinien, Weisungen, definierten Zielen, Prozesslandkarten usw. Zudem Ehefrau, Sportlerin und Frau mit Worshipherz. Und Susanne, ebenfalls ursprünglich aus der Pflege, der Erwachsenenbildung und im Moment Vollzeit-Mama,

Hausmanagerin, Ehefrau, engagierte Gemeindearbeiterin und vieles mehr. Sollen wir zwei uns auf Glatteis wagen?

nen Hauskreis mit jungen Frauen zu starten. So haben wir uns gefunden und unsere gemeinsamen Anliegen in den Alpha gepackt. Uns war wichtig, den Girls zu erkennen zu geben, «In meiner Schwachheit ist Gott dass wir sie wahrnehmen, dass sie stark.» (2. Kor. 12,9) Die Bedeutung wertvoll und voller Gaben sind, ihre Fragen stellen köndieses Verses durften nen, wir sie in eine wir von März bis Juni hautnah erfahren. Nach lebendige und eidem wir uns trotz vieEs hat sich mehr genständige Bezieler Ungewissheiten enthung zu Gott führen als gelohnt! schieden haben, einen dürfen und sie diese Alpha in unserer Gestärken und neu gestalten lernen. Desmeinde durchzuführen, ging es schnell voran. Und glauben halb und aus vielen anderen GrünSie uns, es hat sich mehr als gelohnt! den: Alpha!   Wir bestellten Unterlagen bei Alpha: Hefte für die Teilnehmerinnen, Wie hat es angefangen? Wir haben zurzeit viele junge Teens, Hefte für uns Leiterinnen und den die in der Gemeinde ein und aus ge- Stick mit den Video-Sequenzen. Wir hen. Zwei der Töchter von Susanne haben uns bewusst dafür entschiesind in diesem Alter. Sie hatte den den, nur die Girls von 12-18 Jahren Eindruck, dass es an der Zeit wäre, einzuladen. In der Überzeugung, für die Girls einen Alpha durchzu- dass eine andere Offenheit herrschen führen. Ich hatte zum selben Zeit- wird, als wenn Jungs dabei sind. Das punkt den Eindruck es wäre Zeit, ei- hat sich bewährt!

Mit kreativen Geschenken bedankten sich die Teilnehmerinnen bei den beiden Leiterinnen.

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Kurz nach dem Anschreiben der Girls, starteten wir im März mit 10 Teilnehmerinnen. Uns war es ein grosses Anliegen, dass der Alpha nicht ein Projekt ist, das neben dem Gemeindeleben läuft. Deshalb waren uns Gebete der Gemeinde sehr wichtig. Wir erstellten eine Karte mit den Daten und unseren Gebetsanliegen und verteilten sie. Diese Gebete zeigten enorme Kraft und Wirkung!

Die Alpha-Treffen, hatten immer etwa denselben Ablauf: gemeinsam Abendessen, Videosequenz schauen, Gruppenzeit mit Diskussionen zum Thema und Film, persönliche Zeit mit Gott mit parallelem Angebot der Fürbitte, Worship und Organisatorisches (wer kocht nächstes Mal was, oder das Alpha-Wochenende planen). Wir erlebten eine extrem intensive und wertvolle Zeit miteinander. Die Girls nannten als Höhepunkte die jeweils zum Thema passende Tischdekorationen, die Gemeinschaft, der Worship, die Salbung und die Übernachtung in der EMK.

Wie hat so ein Abend ausgeschaut? Die Themen, die vom Glaubensleben und aus Lebensfragen bestehen, sind von Alpha vorgegeben. Ursprünglich gemacht für gott- und kir- Gab es Schwierigkeiten? chenferne Leute. Die Erfahrung sagt: Unser Zeitmanagement. Auch nach sehr wertvoll und genau so wichtig dem wir nach den ersten beiden ist es, sich diesen Themen und deren Abenden die Zeit von 105 min. auf Fragen auch als Christ/in und 120 min. erweitert haben, waren wir regelmässige/r Kirchengänger/in zu in Zeitnot. Vor Abenden mit einem nicht ganz einfachen Thema waren stellen. Der erste Abend startete mit Ku- wir angespannt und wie vor jedem schelsocken (mit Jungs nicht unbe- Abend erwartungsvoll, was Gott für dingt zu empfehlen …). Jede Teilneh- uns bereithält. Gerade in diesen Momerin erhielt ein Paar Socken mit menten durften wir Gottes Wirken ihrem Namen und dem Wort «ge- immer wieder enorm spüren! liebt» an der Unterseite beschriftet. Auf dieses Fundament wollten wir Wie geht es weiter? bauen. Dieses Symbol, dass wir, egal Der Wunsch der Girls besteht darin, welche Schritte wir tun und wohin etwas Ähnliches wie Alpha weiterzuwir gehen, geliebt führen: regelmäsind, hat uns durch ssige Treffen, Ausdie ganze Zeit von tausch über Alltag Wir erlebten eine Alpha getragen. Naund Gott oder Disextrem intensive türlich gab es keinen kussionen zu beund wertvolle Zeit stimmten Themen. Abend, an dem irNun steht ein Dagendjemand keine tum fest für ein Kuschelsocken trug. Auch zwei sehr passende Lieder ha- Wiedersehen. Dann besprechen wir, ben uns durch diese vier Monate ge- wie es weiter geht. Wir sind gespannt tragen. Am Anfang das Lied: «In dei- und freuen uns! nem Licht» und gegen Schluss der Die grosse Dankbarkeit der jungen Alpha-Zeit: «Muetig chumi vor din Frauen war unter anderem an ihrem Thron», die wir auch immer im Wor- sehr durchdachten, persönlichen, ship-Teil gesungen haben. kreativen und liebevoll gemachten Susanne und ich trafen uns jeweils Geschenken für Susanne und mich vor einem Treffen und bereiteten den zu erkennen. kommenden Abend sehr lebhaft, ausRückblickend lohnt es sich manchtauschend, lesend, diskutierend, be- mal etwas zu wagen, ohne genau zu tend und singend vor. Diese Zeiten wissen wohin der Weg führt. Gottes waren enorm spannend, lehrreich Möglichkeiten und Dimensionen sind und ermutigend. unendlich.

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Kirche Kircheund undWelt Welt Nr. Nr.1/2017 09/2017

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Ein treuer Jungschärler der JS Langete

«Cowboy» im Ziehwagen  VON MARCEL FANKHAUSER

Schon seit einigen Jahren besucht Jonathan die Jungschar Langete. Bisher hat er nur selten an Jungscharnachmittagen gefehlt. Bei Lager-Anmeldungen war er immer der erste. So auch in diesem Jahr.

2017 drehte sich im Sommerlager für Kinder und Jugendliche alles um Cowboys und Cowgirls. Aufgrund der Erfahrungen im vergangenen Halbjahr und der regelmässigen Dialoge mit den Eltern von Jonathan wusste das Team, dass gewisse Anpassungen erforderlich sind, um ihm eine Teilnahme zu ermöglichen. Mit dabei Jonathan hat aufgrund seiner Muske-

lerkrankung an Kraft und Körperspannung verloren. Er benötigt zudem mehr Zeit als andere für gewisse Dinge und ist bei vielem auf Unterstützung angewiesen. Für den Transport von längeren Strecken organisierten wir ein belastbares und geländegängiges Gefährt. Spiele gestalteten wir so, dass Jonathan in irgendeiner Form ebenfalls mitmachen konnte.

Jungschar vereint Rückblickend sind wir froh, dass ein grosses Team mit genügend Zeit und Know-how vorhanden war. Der Aufwand war klar grösser. Fest steht auch, dass sich dieser Aufwand gelohnt hat. Jonathan prägte bisher jedes Lager mit seiner Einzigartigkeit, genau wie jedes andere Kind. Seine Geschichte hat uns in den letzten Jahren aufgezeigt, wie stark Jungschar vereinen kann.

JONATHAN SAGT ÜBER DAS LAGER: Mir hat das Lager gut gefallen. Ein Leiter musste mir beim Anziehen am Morgen und Abziehen am Abend helfen. Ich konnte nicht bei den Spielen mitmachen, weil ich Duchenne* habe. Darum konnte ich nicht so schnell rennen. Das war manchmal schwierig für mich. Aber wenigstens konnte ich bei den Posten mithelfen. * eine Muskelerkrankung, die zu Muskelschwäche führt

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Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich

«Im Fluss»: die Bewohner/innen der WG in Thun.

Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1 Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8021 Zürich 1 IBAN CH15 0900 0000 8002 3018 5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach, 8021 Zürich 1 Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Bruno Jordi Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 10/2017: 13.9.2017 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1.9 monicore, pixabay.com S.2 Plaßmann, gemeindebrief.de S.3-5,7 KuW S.6,11-14,16-18,22,23 zVg S.8 pixexid, pixabay.com S.10 Pezibear, pixabay.com S.15 Kudryashka, fotosearch.de S.24 Priscilla Du Preez, unsplash.com

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WG-Experiment als Keimzelle für Aufbruch im Bezirk

Die EMK Thun ist «Im Fluss»  VON DANIELA DECK

Das Projekt «Im Fluss» in Thun, eine Wohngemeinschaft junger Erwachsener in der ehemaligen Pfarrerwohnung, ist ein Gewinn für alle. Die fünf jungen Leute knüpfen an einem Netzwerk von Beziehungen innerhalb und ausserhalb der EMK, und für die Gemeinde erweitert sich der Horizont. Jugendarbeiter Andreas Wydler erzählt von den Erfahrungen der ersten zwei Jahre.

Es kommt selten vor, dass sich komplementäre Bedürfnisse auf halbem Weg treffen und daraus ein eigenständiges Projekt entsteht. In der EMK Thun war das so. Einerseits war da die Pfarrfamilie Bünger, die ihre Wohnsituation verändern wollte. Andererseits suchte der Bezirk nach neuen Ideen, um Auswärtige mit der Guten Botschaft anzusprechen.   Entstanden ist aus dieser Situa­tion die Wohngemeinschaft Im Fluss. Der Name steht in der lokalen Tradition und schafft eine Verbindung zur Kapelle der EMK Heiligenschwendi Am Berg. «Es wäre schwierig gewesen, die 6.5-Zimmerwohnung oberhalb des Gottesdienstsaals extern zu vermieten ohne massive Investitionen zu tätigen. Das Gebäude ist ausgesprochen ringhörig», sagt Andreas Wydler.

Eine offene Tür finden Seit dem Sommer 2015 teilen fünf junge Erwachsene in Ausbildung sich die geräumige Wohnung, drei Frauen und zwei Männer. Einmal im Monat kommt die WG geschlossen in den Gottesdienst. Dabei ist nur eine der Bewohner/innen von Haus aus EMKlerin. Die übrigen wurden durch die experimentelle Wohnform angesprochen, in der Berufskolleg/innen ebenso wie Quartierbewohner/innen und Gemeindemitglieder eine offene Tür finden.   Andreas Wydler, der sein Büro einen Stock höher hat, schaut gelegentlich auf einen Kaffee herein, wenn er Pause macht. Von einem engmaschigen Zeitplan mit Etappenzielen für die WG ist der Bezirk abgekommen. «Beziehungen wachsen langsam, und die WG-Bewohner/innen haben nicht unbegrenzt Zeit. Sie müssen sich schliesslich um ihre Ausbildung und um ihr Einkommen kümmern.» Glace verteilt Alle zwei Wochen trifft sich die kleine Gemeinschaft mit dem Ehepaar Wydler zum WG-Abend. Jeden zweiten Freitagabend suchen die jungen Leute zudem aktiv den Kontakt nach aussen, mit Bräteln, einem Kinobesuch mit Kollegen, einem Schwatz an der Aare oder was sich sonst anbietet. Vier oder


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fünf Mal im Jahr organisieren sie etwas Grösseres. Zuletzt war das eine Glaceverteilaktion im Quartier. «So werden Berührungsängste abgebaut, und die Nachbarn merken, dass wir bei der EMK ganz normale Leute sind», ist der Jugendarbeiter überzeugt. Neu eingezogen Der erste personelle Wechsel in der WG vor einigen Monaten geht auf die Tatsache zurück, dass sich in der WG ein Paar gebildet hatte, worauf der männliche Partner auszog. Seine Stelle hat ein junger Somalier eingenommen, der vor Jahren als Flüchtlingskind in die Schweiz gekommen ist und nun eine Lehre als Maler begonnen hat. Andreas Wydler erklärt: «Dieser junge Mann trägt das Projekt ebenso mit wie die übrigen WG-Bewohner/innen. Er spricht Berndeutsch, ist gut integriert und offen für Glaubensfragen.» Neue Ideen gesucht Die WG Im Fluss ist ein Schritt, den die EMK Thun auf dem Weg zur Umstrukturierung des gesamten Kirchengebäudes zu einem Begegnungszentrum tut. Besonders für die Nutzung des Gottesdienstraums sucht die Gemeinde neue Ideen. Denn abgesehen vom Gottesdienst wird der Saal bisher wenig genutzt. Erste Projekte in dieser Richtung waren letztes Jahr das Fussball-WM Public Viewing und ein Kinobesuch im grossen Kreis zum neusten Film der Fast and Furious-Serie. Vom Bezirk getragen Neuerungen können Ängste auslösen. Wie hat der Bezirk es geschafft, das WG-Projekt so in seiner Mitte zu verankern, dass die Mitglieder und

Freunde es mittragen? «Wir haben immer offen darüber informiert, wo wir jeweils stehen, und meine Stelle wurde ja vor vier Jahren mit dem Auftrag geschaffen, ein Angebot für junge Leute aufzubauen, mit dem auch Kirchenferne angesprochen werden können», sagt Andreas Wydler. «Tatsächlich war bei der WG-Gründung unsere grösste Sorge, wie die Gemeindeglieder reagieren. Zu unserer Freude gab es keine negativen Stimmen, und die einzige Frage, die gestellt wurde, lautete: ‹Warum in der Pfarrwohnung und nicht sonst irgendwo in der Stadt?› Das liess sich, wie gesagt, erklären, und jetzt sind die meisten Leute im Bezirk richtiggehend stolz auf das Projekt Im Fluss.»

ZUR PERSON Andreas Wydler (36) ist seit dem Herbst 2013 im Bezirk Thun mit einem 50-Prozent-Pensum als Jugendarbeiter angestellt. Auch bei seinem zweiten beruflichen Standbein als Arbeitsagoge in der Stiftung you count arbeitet der ausgebildete Schreiner mit Jugendlichen. Andreas Wydler ist verheiratet und Vater von drei Mädchen.

MITEINANDER ZUKUNFT GESTALTEN

Gedanken aus Kirche und Gesellschaft

Gott, der Kreative Welch ein gewaltiges Bild zeigt uns bereits der erste Abschnitt in der Bibel: Gott schafft aus dem Chaos mit seinem kreativen Geist eine fruchtbare Welt. In die Nacht hängt er funkelnde Sterne. Gott lässt es wachsen und gedeihen. Er bietet Gastfreundschaft uns Menschen, seinem Ebenbild.   Es ist diese Erzählung unserer Urväter, die mich immer wieder motiviert, einzutreten für die Bewahrung der Schöpfung. Diese Liebe, die uns von Anfang begleitet, soll nicht mit Füssen getreten und dem Mammon geopfert werden. Es darf uns nicht gleichgültig sein, wie wir mit seinem Werk umgehen.   Nein, wir müssen uns nicht mit Askese geisseln, es reicht schon, wenn wir bewusster leben. Es braucht manchmal gar nicht so viel, vielleicht einmal das Velo statt das Auto nehmen oder auf die Erdbeeren verzichten, wenn noch nicht Saison ist. Warum sind die Bananen aus Südamerika billiger als unser Obst aus der Region? Beschäftigt Sie als Christ/in diese Frage nicht? Mich schon! André Töngi

Als EMK wollen wir eine «Kultur der Ermöglichung» leben. Das bedeutet: Neues ausprobieren, die Freiheit haben, Kirche anders zu denken als bisher. Deshalb hat die Zahlstelle dieses Jahr das Motto gewählt «miteinander Zukunft gestalten». Jeden Monat stellen wir einen Pionier oder eine Pioniertat vor. Zu Wort kommen ältere und jüngere Personen, Männer und Frauen, Pfarrer und Laien, denn Pioniergeist ist überall zu finden. www.zahlstelle.ch

Kirche und Welt  Nr. 09/2017

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DIE HERZSCHLAG-SERIE

Wofür schlägt dein Herz, Serge Frutiger?

In einer Reihe von Beiträgen stellen wir den Vorstand unserer JK vor und zeigen, was diese Personen in ihrem Engagement bewegt.

Dass wir uns mutig, froh und kreativ den Menschen zuwenden  VON SERGE FRUTIGER

Serge Frutiger 43 Jahre jung, verheiratet mit Claudia, drei Kinder: Jérome (18), Andrin (15) und Alyena (5). Zur Familie gehört auch ein Golden Retriever Hund (11), der bei gemeinsamen Spaziergängen hilft, innezuhalten, Gefühlen nachzuspüren, Gedanken zu sortieren oder auch Dankes- und Streitgespräche mit Gott zu führen. Ich neige dazu mich in der Arbeit zu verlieren und bin dankbar, wenn mich die Familie immer mal wieder aus dem Berufsalltag herausholt, mir die Augen und das Herz für andere Dinge öffnet, mich auftanken lässt oder auch herausfordert.

Als frischgebackener Distriktsvorsteher konnte ich bisher nur einmal Luft im Vorstand schnuppern. Dabei ging es mir in erster Linie ums Hören und Spüren, wo und wie die unterschiedlichsten Menschen miteinander unterwegs sind. Welche Gefühle und Gedanken sie im Blick auf die Kirche und ihre Zukunft haben. Dabei durfte ich erleben, dass auch mein «Herzschlag» gefragt war – das, was mich berührt und bewegt.

The United Methodist Church

Genau so stelle ich mir unsere Kirche vor: Wir ermutigen einander und lernen genau hinzuhören und zu spüren, was die Menschen in und vor allem auch aus­ serhalb der Kirchenmauern bewegt. Was ihre Ängste und Nöte, ihre Sehnsüchte und Hoffnungen sind. Was sie für Bilder von Gott, vom Glauben und Kirche mit sich herum tragen. Das braucht aufrichtiges Interesse am Nächsten, Zeit und oft einen langen Atem.   So freue ich mich über einzelne, Gruppen und ganze Gemeinden, die nahe bei den Menschen sind und den Herzschlag der Gesellschaft spüren. Die innerlich und äusserlich bewegt sind, weil sie erleben, wie Gott Menschen berührt, ermutigt und verändert. Daraus können immer mehr kreative neue Gefässe oder Orte entstehen, an denen Menschen in Berührung mit Gott und Christ/innen kommen und den Glauben entdecken. Dazu möchte ich ermutigen und entsprechende Initiativen fördern.   So träume ich davon, dass wir als EMK in den nächsten Jahren immer mehr in Bewegung kommen. Eine Kirche, die sich nicht selbst genügt oder angstvoll ihre Existenz sichert, sondern mit Gottvertrauen mutig, froh und kreativ den Menschen zuwendet und dabei den methodistischen Dreiklang von offenen Herzen, offenem Verstand und offenen Türen ganz konkret lebt.


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