Kirche und Welt 10/2014

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Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

60 Jahre Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

«Ein Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit» Seite 8/9

«Ich liebe meine Kirche» Viele Gründe und der eine Grund für eine Liebeserklärung Seite 7

The United Methodist Church

60 JAHRE ZENTRALK ONFERENZ

«Was heisst eigentlich ‹Partnergemeinde› sein?» Vom Emmental nach Novi Sad, Serbien Seite 18/19

Leben mit dem Riss Eine Pilgerreise zu Niklaus von Flüe Seite 22/23


Inhaltsverzeichnis Connexio organisierte eine eindrückliche Reise nach Kambodscha

Begegnung mit Menschen voll Herzlichkeit und Hingabe

Schon Erstklässler können Sparen lernen

Der beste Schutz vor Schuldenproblemen Viele Gründe und der eine Grund für eine Liebeserklärung

«Ich liebe meine Kirche»

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Aus der Geschichte der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

«Ein Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit»

Ein Zeitstrahl mit wichtigen Eckdaten

60 Jahre Zentralkonferenz im Überblick Wo die Zentralkonferenz erlebbar wird

Miteinander unterwegs Vergleich zwischen den 16 Ländern

Die Zentralkonferenz im Überblick Vom Reichtum der Beziehungen in der Zentralkonferenz

Gemeinsam in die Zukunft

Vom Emmental nach Novi Sad, Serbien – und wieder zurück

«Was heisst eigentlich ‹Partnergemeinde› sein?» Frauentag in Winterthur

Unlösbare Knoten Die EMK-Gemeinden Wädenswil und Horgen auf Pilgerreise zu Niklaus von Flüe

Leben mit dem Riss

Teilhaben an der Mission Gottes

Der kleine Leo als Missionar

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Ihren Bericht über die erste Tagung der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa in der Zeitschrift «Schweizer Methodist» schloss Alice Gysi mit einer dreifachen (Selbst-)Verpflichtung:   «Haben wir das Vorrecht, zu einer Kirche zu gehören, die uns je und je das gute Wort verkündigte, die uns durch ihre Weltweite so reich macht, so nehmen wir willig Pflichten auf uns:   Wir stehen fürbittend hinter unserem Bischof und den entscheidenden Kommissionen.   Unsere Geschwister in den andern Ländern werden uns stets lieber und wir fangen an (oder fahren fort), uns um sie zu sorgen.   Wir helfen auch, dass der ‹Hauszins› und die ‹Haushaltungskosten› unserer ‹Genferfamilie› bezahlt werden können.» Im Oktober wird die Zentralkonferenz 60 Jahre alt. Eine wechselreiche Geschichte, in der sich das Miteinander innerhalb der Kirche immer wieder stärker erwies, als alle politischen, gesellschaftlichen oder kirchlichen Tendenzen, die auf Trennung hin wirkten. Umso mehr bleiben die drei Selbstverpflichtungen gültig auch für die Zukunft.   Wie Partnerschaft heute gelebt werden kann, war die Leitfrage, der sich eine Gruppe aus dem Bezirk Burgdorf-Breitenegg stellte, als sie ihre Partnergemeinde in Novi Sad in Serbien besuchte.   Dass bei einer Partnerschaft beide Seiten reicher werden, erlebte auch eine Gruppe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die mit Connexio zusammen eine Begegnungsreise nach Kambodscha unternommen haben.   Die Oktoberausgabe nimmt Sie mit auf eine spannende Entdeckungsreise durch Vergangenheit und Gegenwart – und lädt ein, die Aufforderung von Alice Gysi zu beherzigen: «Das sei unsere tägliche Bitte, dass unsere Kirche zum Segen werde und vielen Menschen zum Wegweiser.»

Jetzt geht es ans Eingemachte Von Stefan Moll

Bei uns im Keller lagert Eingemachtes. Wunderbare Spezialitäten aus der Küche der Grosseltern. Köstlich! Kürzlich habe ich ein Glas für einen Freund aufgemacht. Enttäuschend: Ihm wollte es gar nicht schmecken.   Im Keller unseres Glaubens lagert viel Eingemachtes: Dogmen, Lehrsätze, alte Predigten, jede Menge Tradition. Aber wir machen die Erfahrung, dass diese Köstlichkeiten vielen Zeitgenossen nicht schmecken. Wir suchen Sprache, um über Erlösung und Heil in Christus zu sprechen, und können dabei auf Eingemachtes zurückgreifen. Aber wir merken: diese Botschaft schmeckt vielen einfach nicht. Ist Jesus ein Opferlamm, das für unsere Sünde grausig stirbt? – Viele finden das unappetitlich und unverstehbar.   Aber ist Glaube eine Frage des Geschmacks? Wir sind versucht zu sagen: «Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.» Ob es schmeckt kann keine Rolle spielen.   Auf der Suche nach einer Sprache, um über das Heil zu reden, stossen wir genau auf solche Fragen. Ist diese Erlösungslehre ein Menü unter anderen oder ist sie das Essen selber?   Hier hilft die Bibel. Sie spricht in vielen Sprachen und Bildern vom Heil. Auch in ihr ändert sich mit der Zeit die Sprache, in der Erlösung verkündet wird. – Ich mag das Eingemachte. Aber ich lasse es manchmal weg, wenn ich für andere koche.

Sigmar Friedrich Redaktor

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CONNEXIO

Abwechslungsreich: Die Gruppe besuchte einen kambodschanischen Gottesdienst (li.o.), nahm am Jugendcamp teil (li.u.) und besuchte Sehenswürdigkeiten wie die schwimmenden Dörfer.

Connexio organisierte eine eindrückliche Reise nach Kambodscha

Begegnung mit Menschen voll Herzlichkeit und Hingabe Von Arabella da Silva Elias

Eine zwölfköpfige Gruppe mit jungen Leuten im Alter von 14 bis 50 Jahren reiste im Juli für eine Begegnungsreise nach Kambodscha. Im Zentrum der Reise stand die Mitarbeit im traditionellen Jugendcamp der kambodschanischen Methodistenkirche.

Am 17. Juli reisten wir unter der Leitung von Stefan und Elisabeth Pfister von Zürich über Bangkok nach Phnom Penh für eine zweiwöchige Begegnungsreise in Kambodscha. Unsere Reise begann mit einem Besuch des Tuol-Sleng-Genozid-Museums und der Killing Fields, die an den tragischen Völkermord zur Zeit der Roten Khmer in den 70er Jahren erinnern. Auf diese Weise erhielten wir einen ersten Einblick in die traurige Geschichte dieses wunderschönen Landes, in dem wir die nächsten beiden Wochen verbringen würden. Erste Begegnungen Nach diesem Einstieg, der nicht ganz einfach zu verarbeiten war, ging es

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weiter nach Kampong Chhnang. Dort verbrachten wir einen ganzen Tag mit einer kambodschanischen Gemeinde. Im Gottesdienst wurden wir herzlich empfangen. Am Nachmittag besuchten wir die Tondörfer in der Umgebung und hatten Gelegenheit, auf einem typisch asiatischen Markt einzukaufen. Danach vergnügten wir uns mit gemeinsamen Spielen mit den Kindern und Jugendlichen und genossen ein leckeres kambodschanisches Abendessen mit der ganzen Gemeinde.

Traurige Geschichte eines wunderschönen Landes Berührende Herzlichkeit Am nächsten Tag machten wir uns mit einigen Jugendlichen der Gemeinde auf den Weg ins Jugendcamp der Methodistenkirchen in Kambodscha, das dieses Jahr vom 21. bis 26. Juli in Sihanoukville stattfand. Das Lager wird jedes Jahr mit rund 200 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus ganz Kambodscha durchge-

führt und alle zwei bis drei Jahre von Connexio mitfinanziert. Als Team aus der Schweiz unterstützten wir das Camp zusätzlich mit verschiedenen Workshops, Bibelarbeiten, Spielen am Strand und gelegentlichem Lobpreis. Beeindruckt haben uns vor allem der tiefe Glaube und die Leidenschaft der Kambodschaner für Jesus. Wir waren aber auch berührt von der Herzlichkeit, die uns als «Gästen» entgegengebracht wurde. So dauerte es nicht lange, bis erste Kontakte geknüpft wurden und eine wertvolle Gemeinschaft zwischen Schweizern und Kambodschanern entstand. Bei unzähligen Gelegenheiten tauschten wir uns über den Glauben oder das Leben in unseren Ländern aus. Wir genossen die Gemeinschaft beim Essen, in der Freizeit oder bei einer gemeinsamen Putzaktion, bei der ein Teil der Stadt vom Abfall befreit wurde. Eine lange Reise Die Woche verging wie im Flug und so nahmen wir schliesslich Abschied und reisten mit den anderen Teilnehmenden des Camps zurück nach


CONNEXIO

Reisegruppe: Zwölf Personen aus der Schweiz besuchten Kambodscha.

Phnom Penh. Von dort aus ging es dann für uns als Reisegruppe zusammen mit unserem kambodschanischen Übersetzer und Reisebegleiter weiter mit dem Bus in den Norden Kambodschas, nach Siem Reap. Diese Strecke könnte man in der Schweiz in rund zwei Stunden zurücklegen. Wegen der holprigen Strassen in Kambodscha haben wir dafür aber gut vier Mal so lange gebraucht! Die lange Reise hat sich gelohnt.

Holprige Strasse verlängert die Reise In Siem Reap hatten wir zunächst die Gelegenheit, erneut einen Tag mit einer kambodschanischen Gemeinde zu verbringen. Dort besuchten wir den Gottesdienst und fuhren dann gemeinsam zu den schwimmenden Dörfern auf dem Tonle Sap-See. In Siem Reap besuchten wir auch die berühmten Tempelanlagen von Angkor Wat und liessen wiederum einen Teil der Geschichte Kambodschas auf uns wirken.

Freude im Gepäck Nach diesem touristischen Abstecher in den Norden ging es schliesslich mit dem Bus wieder zurück nach Phnom Penh. Dort hatten wir die Gelegenheit, die Arbeit und verschiedene Projekte der kambodschanischen Methodistenkirche kurz kennenzulernen. Dazu gehören in Phnom Penh unter anderem ein Kindergarten, ein Waisenhaus mit einer Schule sowie die Bibelschule für angehende Pastoren.   In Phnom Penh hatten wir dann auch noch etwas Zeit, um auf den Märkten Andenken einzukaufen, die uns an diese aussergewöhnlichen zwei Wochen erinnern würden, bevor es mit dem Flugzeug wieder Richtung Zürich ging. Pünktlich zum Schweizer Nationalfeiertag kamen wir wohlbehalten zu Hause an – ein paar neue Erfahrungen und tolle Begegnungen reicher und mit der Lebensfreude der Kambodschaner im Gepäck. Bleibender Eindruck Kambodscha ist auf jeden Fall eine Reise wert, insbesondere aufgrund der Menschen dort! Die Begegnungen

im Jugendcamp, in den Gemeinden, aber auch unterwegs empfanden wir als Gruppe am wertvollsten. Und diese Begegnungen haben auch mich ganz persönlich bewegt und einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Die Leidenschaft und Hingabe, mit der die kambodschanische Kirche trotz aller Schwierigkeiten und Herausforderungen Gottes Liebe weitergibt, haben mich sowohl begeistert als auch angesteckt.

HELFEN SIE MIT! Connexio unterstützt Projekte der Methodistenkirche in Kambodscha mit jährlich rund CHF 140 000.–. Spenden an PC 87-537056-9, EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich, IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9 Weitere Informationen unter: www.connexio.ch

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ZAHLSTELLE

Einüben: Verantwortungsvoller Umgang mit dem Geld und gezieltes Sparen will gelernt sein.

Schon Erstklässler können Sparen lernen

Der beste Schutz vor Schuldenproblemen Von Daniela Deck

Der Umgang mit Geld will gelernt sein. Die besten Voraussetzungen für Kinder sind Taschengeld und das Vorbild der Eltern. Die Zahlstelle unterstützt diesen wichtigen Lernprozess mit dem Jugendkonto.

Mit dem Geld ist es ein bisschen wie mit dem Feuer. Je früher ein Kind es kennenlernt, sprich: Geld zur eigenen Verfügung erhält, desto einfacher lernt es die Chancen und Gefahren kennen. «Wir empfehlen den Eltern, den Kindern ab dem ersten Schuljahr wöchentlich Taschengeld zu geben», erklärt Anita Keller, Budgetberaterin bei der Zentralstelle Ehe- und Familienberatung in Zürich. Dabei habe sich die Faustregel «pro Schuljahr ein Franken» bewährt, also ein Franken für Erstklässler und vier in der vierten Klasse. Danach hat das Kind grössere Auslagen, das Taschengeld sollte steigen und kann monatlich ausgezahlt werden. «Das Ziel ist», sagt Anita Keller weiter, «dass das Kind von Anfang an einige Rappen spart, zum Bei-

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spiel, um Mami oder Papi ein kleines Geburtstagsgeschenk zu kaufen.» Sparen lernen in der Kindheit ist der beste Schutz vor Schuldenprobleme im Jugend- und Erwachsenenalter.

Faustregel: wöchentlich ein Franken pro Schuljahr Lernen durch Erfahrung Wenn ein Kind gezielt spart, um sich oder jemand anderem einen Wunsch zu erfüllen, dann darf das Sparsäuli durchaus auch einmal geleert werden. So lernt das Kind aus eigener Erfahrung, wie Waren und Dienstleistungen mit Geld zusammenhängen, und entwickelt ein Gefühl für den Geldwert der Dinge. Ab dem Alter von 13 Jahren kann ein Ferienjob dem Kind zeigen, dass es Fähigkeiten und Talente hat, mit denen es Geld verdienen kann.   Eltern, die dem Kind für jeden Wunsch Geld in die Hand drücken, hemmen diesen Lernprozess. Unter Umständen legen sie so das Fundament für eine leidvolle Schuldenkar-

riere, von der masslosen Handy-Rechnung über untragbare Konsumkredite bis zum Privatkonkurs. Jugendkonto bringt Vorteile Die EMK ermutigt ihre Mitglieder und Freunde, ein Leben in Selbstverantwortung zu führen. Dazu gehört ein gesunder und altersgerechter Umgang mit Geld. Ein gutes Beispiel dafür ist das Jugendkonto der Zahlstelle. Verwandte, Gotte und Götti nutzen gern die Geburt eines Kindes, um auf dessen Namen ein Jugendkonto mit Startkapital einzurichten. Das Konto bietet dem Kind beste Voraussetzungen, um später auch den eigenen Sparbatzen mit Zinsvorteil aufzubewahren und zu mehren. Dabei ist das Geld erst noch sicherer als in einem Kässeli daheim.

JUGENDKONTO Weitere Informationen zum Jugendkonto: www.emk-zahlstelle.ch, 044 299 30 81


AUS DEM K ABINETT

Etienne Rudolph: «Blauäugig? Naiv? – Nein! Die freie Entscheidung, meine Kirche zu lieben.»

Viele Gründe und der eine Grund für eine Liebeserklärung

«Ich liebe meine Kirche» Von Etienne Rudolph

Ich liebe meine Kirche, weil sie mich wertschätzt für das, was ich bin, und nicht zuerst meines Glaubens wegen. Nicht dass ihr mein Glaube nicht wichtig wäre, aber sie schenkt mir einen Ort, an dem mein Glaube sich ausdrücken, entwickeln, Erfahrungen sammeln und so wachsen kann. Als Mensch bin ich ihr wichtig mit meiner Menschlichkeit, meiner Zerbrechlichkeit, meinen Widersprüchen, aber auch meiner Fähigkeit, mich zu öffnen und zu lieben. Ich liebe meine Kirche, weil sie mich nicht zwingt, fertigen und unveränderlichen Formulierungen und Glaubensideen zuzustimmen. Sie lädt mich ein zur Erfahrung eines begründeten Glaubens, der verständnisvoll auch andere Ausdrucksformen des Glaubens wahrnimmt und integriert. Eine positive Neugier wird angeregt, ein Glaube, der sucht, ausprobiert, sich aber auch irren und Zweifel erleben kann. Ich liebe meine Kirche, weil sie vielseitig ist und verschiedene Gesichter hat. Sie nimmt andere auf, die wie ich

auf der Suche sind. So kann ich in ihrem Leben das vielfältige Handeln Gottes sehen, aber auch verschiedene Weisen, an den gleichen Gott und Herrn Jesus Christus zu glauben.

Bescheiden auf dem Weg mit den Menschen Ich liebe meine Kirche, weil sie sich immer wieder ändert. Das ermöglicht es ihr, sich nicht überheblich zu verhalten, sondern sich bescheiden auf den Weg mit den Menschen zu begeben. Ich liebe meine Kirche, weil sie zwei Dimensionen hat: eine lokale und eine globale. Sie ist an verschiedenen geografischen Orten verwurzelt – mit allen Unterschieden, die das mit sich bringt – und gleichzeitig überschrei-

tet sie Grenzen. Das ergibt eine bemerkenswerte Dynamik, da diese zwei Dimensionen sich durch den Reichtum ihrer Erfahrungen nähren und ergänzen.   Vielleicht denken nun einige, das sei doch ziemlich blauäugig oder naiv. Weder das eine noch das andere ist richtig. Das ist nur die freie Entscheidung, meine Kirche zu lieben, sie mit meinem Einsatz und Gebet zu unterstützen und gemeinsam zu tragen. Um uns zu ermutigen, wage ich einen Ausspruch von J.F. Kennedy umzuformulieren: «Fragt nicht, was die Kirche für euch tun kann; aber fragt euch, was ihr für die Kirche tun könnt!» Ich liebe meine Kirche aus vielen anderen Gründen. Aber ich liebe sie auch und vor allem, weil Gott sie liebt. Und das ist schon ein ausreichender Grund!

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM OKTOBER 6. – 9. 10.–13. 14.–19. 20. ab 30.

Weltweite EMK, Chicago USA Einweihung Alsoszolca, Ungarn Plateforme und Besuche Nordafrika Besuch am ZK-Frauenseminar, Waldegg Bischofsrat USA

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ZENTRALKONFERENZ

Tagungsort: In der Rue du Champ de Mars in Brüssel fand die erste Tagung der ZK MSE statt.

Aus der Geschichte der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

«Ein Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit» Von Helmut Nausner, Österreich

Die Generalkonferenz der Methodistenkirche entschied im Jahre 1952, dass sich der Genfer Sprengel als eigene Zentralkonferenz organisieren und einen eigenen Bischof wählen darf. Vor 60 Jahren, im Oktober 1954 lud Bischof Arthur J. Moore zu einer konstituierenden Sitzung nach Brüssel ein.

In Brüssel waren Delegierte aus der Schweiz, Belgien, Nordafrika und je ein Pfarrer aus der Mission Österreich und Jugoslawien anwesend. Ein Grusstelegramm aus der Tschechoslowakei erreichte die Sitzung. Delegierte aus Ungarn, Polen und der Tschechoslowakei durften ihre Länder aus politischen Gründen nicht verlassen. Der Eiserne Vorhang teilte die neue Zentralkonferenz in zwei Teile. Wichtiger Vorlauf Zwei geschichtliche Ereignisse sind für die Konstituierung der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa besonders bedeutsam:

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Im Jahr 1936 war eine Zentralkonferenz Deutschland errichtet worden. Damit endete die seit 1925 bestehende Zentralkonferenz von Mitteleuropa. Die verbliebenen Jährlichen Konferenzen (Schweiz, Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien) wurden zum Genfer Sprengel, der nach dem Tod von Bischof John L. Nuelsen von einem amerikanischen Bischof geleitet wurde.   Ausserdem vereinigten sich im Jahr 1939 drei methodistischen Kirchen in den USA: die Methodist Episcopal Church, die Methodist Episcopal Church, South, und die Protestant Methodist Church. Die bischöfliche Kirche des Südens hatte nach dem 1. Weltkrieg drei neue Missionsfelder in Europa eröffnet: Belgien, Polen, Tschechoslowakei. Diese drei neuen Jährlichen Konferenzen wurden nach dem Ende des 2. Weltkrieges dem Genfer Sprengel zugeordnet. Keine gemeinsame Lösung Der konstituierenden Sitzung in Brüssel sind viele Beratungen vorausgegangen, um vielleicht eine europäi-

sche Zentralkonferenz mit drei oder vier Bischofssprengeln zu schaffen. Für eine europäische Lösung haben sich vor allem die Schweizer Methodisten stark gemacht. Eine europäische Lösung war aus vielen Gründen nicht möglich. So blieb nur die Möglichkeit, dass der Genfer Sprengel sich als Zentralkonferenz konstituiert. Ein eigener Bischof Unter der Leitung von Bischof Arthur J. Moore nahm die Zentralkonferenz ihre Arbeit auf. Die erste Aufgabe war, einen eigenen Bischof zu wählen. Ferdinand Sigg wurde im ersten Wahlgang zum Bischof gewählt. Die weiteren nötigen organisatorischen Schritte wurden einem Exekutivkomitee übertragen, das sofort gebildet wurde. Zur neuen Zentralkonferenz gehörten die Jährlichen Konferenzen, Provisorischen Jährlichen Konferenzen und Missionen in der Schweiz, Nordafrika, Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien, Polen, Belgien und der Tschechoslowakei.


ZENTRALKONFERENZ

Nachfolger: Bischof Arthur J. Moore (l.) verabschiedet sich von dem neu gewählten Bischof Ferdinand Sigg.

Im kalten Krieg Im Jahre 1957 fand die zweite Zentralkonferenz in Genf statt. Bei dieser Konferenz waren Gäste aus Ungarn und Polen anwesend. Die dritte Zentralkonferenz tagte 1960 in Linz, Österreich. Zum ersten Mal war Polen durch eine offizielle Delegation vertreten. Wegen des Ungarnaufstandes im Jahre 1956 war niemand aus Ungarn anwesend. 1964 versammelte sich die Zentralkonferenz in Strassburg, Frankreich. Zum ersten Mal war die Jährliche Konferenz in der Tschechoslowakei durch eine offizielle Delegation vertreten. Aus Ungarn konnte niemand kommen. Bulgarien war bis zum Jahr 1990 ausgeschlossen. An Kreuzungspunkt In Strassburg hielt Bischof Sigg eine beachtenswerte Rede über die Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa als Herausforderung und grossartige Chance. Sinngemäss sagte er: «Es ist eine Freude über den Genfer Sprengel zu sprechen. Es ist ein

Übungsfeld für die grösste Aufgabe der Christenheit: Seid fleissig zu halten die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens. In der augenblicklichen Situation in Europa gibt es keine andere protestantische Kirche, die mehr geeignet ist, Brücken zu bauen, Versöhnung zu vermitteln und dies mit starker biblischer Überzeugung zu tun. Der Genfer Sprengel liegt am Kreuzungspunkt zwischen Ost und West, zwischen Afrika und Europa, zwischen Amerika und Russland. Er hat die Katastrophe des 2. Weltkriegs überlebt und zeigt der ganzen Kirche, dass grosse Unterschiede innerhalb einer Kirche überwunden werden können, wenn Menschen es wollen und wenn Gott mit ihnen ist.» Das bleibt Aufgabe der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa.

Lausanne wurde Franz Schäfer zum Nachfolger von Ferdinand Sigg gewählt.   An der Zentralkonferenz 1969 in Bern wurde einerseits die Vereinigung mit der Evangelischen Gemeinschaft gefeiert, andrerseits wurde mit Trauer das Ausscheiden der Jährlichen Konferenz in Belgien zur Kenntnis genommen, die sich mit der Protestantischen Kirche in Belgien vereinigte. Es wurde beschlossen, weiter in Kontakt zu bleiben. Die Bemühungen in der Zentralkonferenz wurden fortgesetzt, Gemeinschaft zu leben und Zusammenarbeit über die Grenzen zwischen Ost und West zu fördern.

Grenzen überwinden Der plötzliche Tod von Bischof Ferdinand Sigg im Oktober 1965 war ein Schock. An einer ausserordentlichen Zentralkonferenz im Jahre 1966 in

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60 JAHRE ZK MSE

Wahl von Bischof Franz W. Schäfer 2.–4. September 1966, Lausanne 5., ausserordentliche Tagung der ZK MSE. Als Nachfolger für den am 27. Oktober 1965 überraschend gestorbenen Bischof Ferdinand Sigg wählt die Zentralkonferenz Franz Schäfer.

60 Jahre Zentralkonferenz Die Gründung der ZK MSE fiel in eine Zeit schwieriger politischer Verhältnisse in Europa. Die folgenden 60 Jahre waren geprägt von herausfordernden gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Auch innerhalb der Zentralkonferenz gab es viele Veränderungen: Aufbrüche, Rückschritte, Hoffnungen, Enttäuschungen, neue Möglichkeiten für die Weitergabe des Evangeliums und sich schliessende Türen. Zwei Dinge hatten Bestand: Die Menschen in den Gemeinden erlebten Gottes Gegenwart und Zuwendung in vielen Situationen ihres gelebten Glaubens. Und die so vielseitige Gemeinschaft der Zentralkonferenz erwies sich als tragfähig.

1956 Unabhängigkeit Tunesien

Bischof Schäfer: «Ich bin kein zweiter Ferdinand Sigg, aber ein Mann, der sein Leben in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes führen will.»

1989 Öffnung des Eisernen Vorhangs

1968 Vereinigung der Methodistenkirche und der Evangelischen Gemeinschaft

1966 1989 1969 Die Methodisten in Belgien verlassen die ZK MSE

1954

Wahl von Bischof Ferdinand Sigg 14.–17. Oktober 1954, Brüssel Konstituierung und 1. Tagung der ZK MSE. Als Bischof der neuen Zentralkonferenz wird Ferdinand Sigg (Schweiz) einstimmig gewählt.

Bischof Sigg: «Ich habe mir die Fragen gestellt: ‹Hast du dieses Amt verdient?› — ‹Kannst du diesem Amt genügen?› Gott gab die Antwort: ‹Der Herr wirds versehen.›» 10

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1962 Unabhängigkeit Algerien

Wahl von Bischof Heinrich Bolleter 15.–19. März 1989, Baden 11. Tagung der ZK MSE. Als Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Bischofs Franz Schäfer wird Heinrich Bolleter gewählt.

Bischof Bolleter: «Ich habe meine letzte Dienstzuweisung nach Zofingen als aus Gottes Hand angenommen. Genauso möchte ich mich der neuen Aufgabe stellen.»


60 JAHRE ZK MSE

1993 Wiederherstellung der Jährlichen Konferenz Bulgarien «Einige dachten, dass die Methodistenkirche nur ein Teil der Geschichte ist. Aber die Ruinen unserer entheiligten Kirchen enthielten nicht nur Asche, sondern auch glühende Kohlen. Das Erbe unserer Väter ist erhalten geblieben, und wir geben es unseren Kindern weiter.» (Bedros Altunian, Bulgarien)

1993 Teilung der Tschechoslowakei; Gründung der Tschechischen und der Slowakischen Republik

2005 Definitive Vereinigung der Eglises méthodistes de France und der Union de l’Eglise évangélique méthodiste

2003 Die EMK in Transkarpathien (Ukraine) wechselt zum Bischofsgebiet von Eurasien

2011 Gründung der EMK in Rumänien «Wir freuen uns, ein Teil der weltweiten Familie der EMK zu sein. Dies wird uns helfen, Samenkörner des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in Städten und Dörfern Rumäniens auszusäen.» (Rares Calugar, Rumänien)

1995 (erneuter) Beginn der methodistischen Arbeit in Kroatien (bis 2010)

2005 1998 (erneuter) Beginn der kirchlichen Arbeit in Albanien «Die EMK in Albanien wächst langsam und beständig. Sie ist eine lebendige Gemeinschaft von Menschen, die sich in Christus versammeln und seinem Beispiel folgen. Man lädt gerne andere auf den gemeinsamen Weg ein.» (Wilfried und Jean Nausner, Albanien)

ab 1991 Zerfall von Jugoslawien; Gründung von Bosnien und Herzegowina, (Kosovo), Kroatien, Makedonien, Montenegro, Serbien, Slowenien «Wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, dann stelle ich fest, dass ich zwar nie wirklich meine Heimat verlassen habe, dass ich aber in mehreren verschiedenen Staaten gelebt habe. Mit dieser politischen Entwicklung verbunden ist eine schon lange anhaltende wirtschaftliche Misere, die zur Folge hat, dass es überall an Geld fehlt. Auch in der Kirche. Dass wir in all dem als kleine Schar Teil einer grossen weltweiten Kirche sind, ist für uns sehr wichtig. Auch die vielen persönlichen Beziehungen innerhalb unserer Zentralkonferenz ermutigen uns immer wieder.» (Ana Palik-Kunˆcak, Serbien)

2010 Gründung eines EMKBezirks in Brüssel/Belgien

Wahl von Bischof Patrick Streiff 13.–17. April 2005, Bern 15. Tagung der ZK MSE. Als Nachfolger des 2006 in den Ruhestand tretenden Bischofs Heinrich Bolleter wählt die Zentralkonferenz Patrick Streiff.

Bischof Streiff: «Ich nehme diese Wahl mit Gottes Hilfe an im Wissen darum, dass ich in der Vergangenheit immer wieder seinen Beistand erfahren habe. Für mich ist dieser Dienst ein Dienst an der Einheit.»

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60 JAHRE ZK MSE

Adventsbroschüre

Miteinander unterwegs Die Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa ist nicht zuerst ein organisatorisches Gebilde, sondern lebt in und von den vielfältigen Beziehungen zwischen Christ/innen in den 16 Ländern.

Glauben teile

n

Ü ber 30 Männe r und Frauen au s Mittel- und Sü ein St ück Glaube deuropa möchten n mit Ihnen teile n – in Form von ten, die im Nove Adventsandachmber in Form ei ner Broschüre ve den. Machen au röffent licht wer ch Sie sich zw is chen dem 30. No dem 6. Januar 20 vember 2014 un 15 (in einigen EM d K- Gemeinden w liabend gefeiert ird erst dann Hei ), verbunden m it vielen andere nen ganz besond n Menschen, au eren Weg? f ei-

Praktischer Einsatz Verbundenheit leben Mit handwerklichen Fähigkeiten – zum Beispiel beim Bauen oder Renovieren – oder im Rah men eines Praktikums wird die Verbundenheit in der Zentral konferenz gelebt und der Hor izont erweiter t.

sthilfe b l e S r Hilfe zu Eigenständigkeit stärken

ere in Abhäng igsoll nicht dar in bestehen, and Das Ziel gegenseitiger Hilfe t zu stä rken. kei dig auf dem Weg zur Eigenstän keit zu führen, sonder n sie , Taschen zu nähen. 0 mit sechs arbeitslosen Frauen «Wir begannen im Herbst 201 men für ihre Famidie Frauen seither ein Einkom Durch deren Verkauf können über hinaus haben i Gruppen mit 17 Frauen. Dar lien erzielen. Heute gibt es dre anderen Betrieben kurs gemacht und sind nun in viele weitere Frauen einen Näh keinen Absatz wir n jekt nicht durchführen, wen tätig. Wir könnten dieses Pro erer Zentraluns aus e Hilf sicht erhielten wir Hin ser die in ade Ger . ten hät markt dern bauten MenÖsterreich und in anderen Län in z, wei Sch der In nz: fere kon e von ihnen nicht tz auf, und obwohl wir viel schen ein Taschen-Verkaufsne weg. Wir sind Gott en sie uns auf unserem Lebens persönlich kennen, unterstütz t hat.» in der EMK zusammengeführ sehr dankbar, dass er uns alle anien) (Burbuqe Isu fi, Pog radec/Alb

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ngen

Gemeindebegegnu

Von einander lernen Rund 60 Gemeinden in 12 Ländern werden einander im Gotte sdienst vom 19. Oktober begegnen – persönlich oder via Internet, mit ein em musikalischen oder ku lin arischen Gruss, mit dem Austausch von Informationen, Glaubenserfa hrungen, Fotos usw. Diese Möglichke it, von einander zu lernen und ein ander gegenseitig zu bereichern, mu ss nicht auf das 60-Jahre-Jubiläum der Zentralkonferenz beschränkt bleiben.


rschaft

epartne Gemeind

Austausch Regelmässiger

liegen, Frastausch, teilen An Au m ge si äs lm ge re e Ziele und beten Bezirke stehen in olgen gemeinsam rf ve , er Gemeinden und nd na ei rück. Andere sind gen, begegnen icht viele Jahre zu re n te af gen und Erfahr un ch rs ne Teil dieser Part füreinander. Ein –19) (s. auch Seite 18 n. erst im Entstehe ssspuren ndinnen in den Fu eu Fr it m en m m zusa Liebe zu teideutet für mich, r Augen zu haben, vo el Zi es am «Partnerschaft be ns ei m egs zu sein , ein ge von Jesus unterw gen.» tra zu tig ei ns gege len und einander garn) (Grethe Jenei, Un

Frauenseminare

Empfangen und Geben Grund zur Freude Wer seine geistlichen und ma teriellen Gaben mit Menschen in anderen Län der n teilt, trägt deren Zeugnis und Dienst mit . Dass dies in der Zentra lkonferenz gegenseiti g geschieht, ist Grund zur Freude. «Mit Dankbarkeit denken wir an die Hilfe zurück, die wir während der kom munistischen Zeit aus der Schweiz erhalten hab en. Gerade die Weihnachtspakete für unsere Pastoren waren nicht nur ein Ausdruck der Fre undschaft, sondern auch ein Gruss aus dem freien Europa. Nun glauben wir, dass es an uns ist, im Gebet und mit unseren finanziellen Gab en den Dienst der Zentralkonferenz zu unterstütz en. Wir tun dies mit Freude in unseren Herzen .» (Petr Procházka, Prag/Tsch echien)

Internationales Frauenseminar Alle zwei Jahre organisier t die Arbeitsgruppe Frauendienst, bestehend aus Frauen von vier verschiedenen Ländern unserer ZK, ein internationales Frauenseminar. Dazwischen finden individuelle nationale Frauenseminare statt, zu denen ebenfalls Frauen aus anderen Ländern eingeladen werden. «Wir erleben da einen Reichtum an geistlichen Erfahrungen. Gebete, Zeugnisse, Probleme und Freude teilen, führt unter den Frauen zu einer Harmonie. Diese sieht wie ein Blumengarten aus mit ganz verschiedenen Blumen, aber alle gehören zu Gottes Reich, verbunden durch Jesu Liebe.» (Lila Balovski, Serbien)

YouMe Das Treffen der Jugend 2013 fand in Serbien das Jugendtreffen «YouMe» mit rund 50 Teilnehmenden aus Albanien, Bulgarien, Öster reich, Makedonien, Serbien, der Slowa kei und der Schweiz statt. Weitere Begeg stattich jährl das sind eiten nungsmöglichk findende Camp IV oder im Juli 2015 ein europäisches Jugendtref fen in Irland.

«Das YouMe war eine wunderbare Woche. Es war sehr eindrücklich zu sehen, wie viele Leute aus verschiedenen Ländern durch die EMK verbunden sind. Mehrere tolle Freundschaften sind in dieser Woche entstanden . Es war sehr erfrischend, einmal neben der gewohnten schweizerischen Sicht zu hören, womit Leute aus Albanien, Serbien oder Bulgarien zu kämpfen haben.» (Manuela Moll, Zofingen)

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60 JAHRE ZK MSE

Schweiz Gde: 113 | BG: 5923 | P: 143 | S: Deutsch, Französisch, Arabisch, Kambodschanisch, Koreanisch, Lingala, Portugiesisch, Spanisch | RU: 39% römisch-katholisch, 28% evangelisch-reformiert, 22% konfessionslos/keine Angabe

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Belgien Gde: 1 | BG: 45 | P: 0 | S: Französisch RU: 75% römisch-katholisch, 16% konfessionslos/keine Angabe, 8% muslimisch

JAHRE ZENTRALKONFERENZ

Die Zentralkonferenz in Mittelund Südeuropa umfasst die Arbeit in 16 Ländern. Einige Angaben, die einen Vergleich möglich machen, sind hier zusammengestellt: Gde = EMK-Gemeinden BG = Bekennende Glieder P = Pastorale Mitarbeiter S = Sprachen, in denen die Gemeindearbeit getan wird RU = Angaben zum religiösen Umfeld

Frankreich Gde: 20 | BG: 1200 | P: 30 | S: Französisch, Kambodschanisch | RU: 51% römisch-katholisch, 31% konfessionslos/keine Angabe, 9% muslimisch

Algerien Gde: 5 | BG: 175 | P: 3 | S: Französisch, Kabylisch, Arabisch | RU: 99% muslimisch 14

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Polen Gde: 37 | BG: 2158 | P: 25 | S: Polnisch RU: 87% römisch-katholisch, 10% konfessionslos/keine Angabe, 1% orthodox

Slowakische Republik Gde: 13 | BG: 281 | P: 10 | S: Slowakisch, Ungarisch | RU: 62% römisch-katholisch, 24% konfessionslos/keine Angabe, 6% evangelisch-lutherisch

Tschechische Republik Gde: 22 | BG: 856 | P: 17 S: Tschechisch, Englisch RU: 86% konfessionslos/ keine Angabe, 10% römisch-katholisch

Ungarn Gde: 30 | BG: 453 | P: 20 | S: Ungarisch RU: 52% römisch-katholisch, 25% konfessionslos/keine Angabe, 16% evangelisch-reformiert

Rumänien Gde: 3 | BG: 24 | P: 2 | S: Rumänisch RU: 87% orthodox, 5% römisch-katholisch, 3% evangelisch-reformiert

Bulgarien Gde: 30 | BG: 1282 | P: 22 | S: Bulgarisch, Armenisch, Türkisch, Romani RU: 76% orthodox, 12% konfessionslos, 10% muslimisch

Österreich Gde: 8 | BG: 746 | P: 11 | S: Deutsch, Englisch RU: 62% römisch-katholisch, 22% konfessionslos/keine Angabe, 6% muslimisch

Albanien Gde: 3| BG: 132 | P: 0 | S: Albanisch | RU: 59% muslimisch, 22% konfessionslos/keine Angabe, 10% römisch-katholisch Kroatien Seit 2010 gibt es keine methodistische Gemeindearbeit mehr. RU: 88% römisch-katholisch, 5% konfessionslos/keine Angabe, 4% orthodox

Serbien Gde: 14 | BG: 495 | P: 14 | S: Serbisch, Slowakisch, Ungarisch | RU: 85% orthodox, 5% römisch-katholisch, 4% konfessionslos/keine Angabe

Makedonien Gde: 13 | Mitglieder/Freunde: 4007 P: 7 | S: Makedonisch | RU: 45% konfessionslos/keine Angabe, 32% orthodox, 17% muslimisch

Tunesien Gde: 0 | BG: 10 | P: 1 | S: Französisch RU: 98% muslimisch Kirche und Welt  Nr. 10/2014

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ZENTRALKONFERENZ

Zentralkonferenz: Wesentlich sind Begegnungen, lebendige Beziehungen und Solidarität.

Vom Reichtum der Beziehungen in der Zentralkonferenz

Gemeinsam in die Zukunft Von Bischof Patrick Streiff

Menschen sind das grösste Kapital der Kirche. Den Grundstock bilden all jene, die an Christus glauben und sich von ihm verändern lassen. Der Aus- und Aufbau dieses Kapitals geschieht, indem weitere Menschen in die Nachfolge Jesu Christi geführt werden.

Bei «Kirche» denken manche zuerst an ein Gebäude. Doch Kirche ist im Wesentlichen die Gemeinschaft der von Christus Gerufenen. Bei «Zentralkonferenz» denken manche zuerst an eine Struktur. Doch es ist im Wesentlichen gelebte Beziehung und Solidarität in einem grösseren gemeinsamen Verbund. Deshalb feiern wir das 60-Jahr-Jubiläum der ZK MSE mit gemeinsamen Veranstaltungen, mit besonderen Gottesdiensten zwischen Gemeinden in unterschiedlichen Ländern am 19. Oktober und mit einer Adventsbroschüre mit Andachten von Christ/innen aus der Zentralkonferenz. Reich Gottes bauen Meine Reisen und Begegnungen mit Gemeinden, mit Pfarrerinnen und

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Kirche und Welt  Nr. 10/2014

Laien geben mir als Bischof Einblick in eine Vielfalt von Glaubenszeugnissen und Diensten. Das ist überaus bereichernd. Es lässt Gottes Wirken in der und durch die EMK und ihre Glieder aufleuchten. Oft kann ich Verbindungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Ländern herstellen, um in einem spezifischen Bereich Hilfestellung zu leisten. Die grosse finanzielle Unterstützung aus den westlichen Ländern und insbesondere durch Connexio für Pastorengehälter, Ausbildung und missionarische Programme im östlichen Mitteleuropa und Balkan ist angesichts des enormen wirtschaftlichen Gefälles zwischen den Ländern weiterhin dringend nötig. So dient die Zentralkonferenzstruktur in vielfältiger Weise dem Aufbau des Reiches Gottes. Ein Netzwerk entsteht In den vergangenen Jahren hat eine erfreuliche Entwicklung eingesetzt: Die Beziehungen innerhalb der Zentralkonferenz gehen nicht mehr nur sternförmig von der Schweiz aus in andere Länder, sondern ein vielfältiges Netzwerk ist am Entstehen. Methodisten in der Slowakei verstärken

die Zusammenarbeit mit den slowakischen Gemeinden in Serbien. Die tschechischen Methodisten möchten die Mission in anderen Ländern unterstützen. Die Arbeit mit Roma entwickelt sich in mehreren Ländern im östlichen Mitteleuropa und dem Balkan, und Koordinatoren treffen sich zum Austausch und zur Förderung. Gemeinsam unterwegs Unterstützen auch Sie dieses Netzwerk der Mission durch eigenes Interesse, Fürbitte, Kontakte, Spenden oder Gemeindepartnerschaften. So werden wir in unserer Kirche auch in Zukunft gemeinsam unterwegs sein, um unser bestes Kapital auf- und auszubauen und Menschen in die Nachfolge Jesu Christi zu führen.


KURZ NOTIERT

Agenda

Nationales Gebet für Bürgerkriegsopfer

SA.– SA., 4.–11. OKTOBER

«Ihr Elend schreit zum Himmel – und wir tun es auch!» So beschrieb die reformierte Pfarrerin Rita Famos das Schicksal der leidenden Bürgerkriegsopfer in Syrien und Irak und begrüsste die Anwesenden des nationalen Gebets. Die ökumenische Feier fand am Nachmittag des 7. September in der christkatholischen Kirche St. Peter und Paul in Bern statt und wurde gemeinsam von der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK) sowie der Schweizerischen evangelischen Allianz (SEA) organisiert. Die Kirche war mit rund 600 Gottesdienstteilnehmer so voll, dass viele in den Gängen stehen mussten.

Pilgerwoche auf dem Jakobsweg von Genf nach Les Abrets Kosten: CHF 895.– Infos: Walter Wilhelm, mail@pundw.ch SA.– SO., 25.–26. OKTOBER Sigristenwochenende Hotel Artos Interlaken Infos: Ernst Waefler, ernst.waefler@emk-schweiz.ch SA., 25. OKTOBER

Quelle: APD – Link zum vollständigen Bericht:

is.gd/Gebet2014

Nordafrika-Missionar gestorben Im Alter von 89 Jahren verstarb am 7. August in Pirmasens (D) Pastor Gerhard Schreck, der über viele Jahre als Missionar in Nordafrika tätig war. Ende des 2. Weltkriegs war Gerhard Schreck in Nordafrika in Kriegsgefangenschaft geraten. Dort kam er in Kontakt mit der Arbeit der EMK in Algier. Nach der Rückkehr nach Deutschland studierte er am Predigerseminar in Frankfurt Theologie und bewarb sich dann bald für den Missionsdienst in Nordafrika. Zunächst wirkte er in Tunis und dann ab 1963 während 25 Jahren in Constantine in Algerien. Im Ruhestand gab er sein grosses Wissen zum Islam in vielen Predigten, Schulungen und Vorträgen weiter. Quelle: EMK Weltmission, Frank Aichele

Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Einführungs- und Informationstag EMK Zürich Zelthof 9.00–12.30 Uhr Infos: Fachstelle Bildung+Beratung , 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch MO.–DO., 27.–30. OKTOBER Pfarrerversammlung Hotel Alpina, Adelboden FR.–SO., 31.10.–2.11. Meditatives Malen mit Christa und Gunnar Wichers Hotel Artos Interlaken Kosten: ab CHF 362.– Infos / Anmeldung: Hotel Artos, 033 828 88 44, www.artos.ch SA., 1. NOVEMBER

Rechte vertriebener Christen schützen Libanesische Regierungsvertreter haben Anfang September eine von den «Religiösen Führern der Muslime» veranlasste Erklärung unterzeichnet, in der sie die anhaltenden Überfälle auf Christen in der arabischen Region verurteilen. Die Erklärung hält fest, dass diese Überfälle «ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gegen den Glauben und gegen die Nation» darstellen. Die Erklärung fordert religiöse Führer, politische Verantwortliche, zivile Stellen und die internationale Gemeinschaft zur Zusammenarbeit auf, damit die vertriebenen Christen zurückkehren können. Die «Religiösen Führer der Muslime» repräsentieren shiitische, sunnitische und drusische Bevölkerungsteile im Libanon.

Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Gemeindebau EMK Bülach Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch SA., 1. NOVEMBER Kifo-Konferenz Bettingen, St. Chrischona Kosten: CHF 95.– / CHF 105.– Infos / Anmeldung: www.kinderimfokus.net

Quelle: ecunews.com

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UMSCHAU

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Christian Aeschlimann Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 11/2014: 15.10.14 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,3,8-11 KuW S.2 waghubinger, gemeindebrief.de S.3 maxstrz, flickr.com S.4,5,7,12,13,16,18.19,22,23 zVg S.6 mconnors, morguefile.com S.24 marin, flickr.com

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Mittendrin: Die Gruppe aus dem Emmental kam den Methodisten in Serbien bei unterschiedlichen Anlässen nahe.

Vom Emmental nach Novi Sad, Serbien – und wieder zurück

«Was heisst eigentlich ‹Partnergemeinde› sein?» Von Andrea Schertenleib

Seit einigen Jahren haben wir von der EMK Burgdorf-Breitenegg eine Partnergemeinde in Novi Sad, Serbien. Vor drei Jahren war der letzte Besuch. Nun war es wieder einmal Zeit, unsere Geschwister zu besuchen. Acht Frauen und Männer im Alter zwischen 21 und 55 Jahren machten sich Ende Juli auf den Weg.

Der Empfang in der Kapelle war sehr herzlich. Obwohl einige von uns noch nie dort waren, fühlten wir uns sofort zu Hause. Wir rechneten mit Sprachbarrieren. Das hat sich nicht bestätigt: die Deutschkenntnisse unserer Geschwister haben uns beeindruckt. Wir planten nicht viel. Nur einige Fixpunkte kannten wir. Ansonsten waren wir gespannt darauf, was die Woche alles für uns bereithalten würde.   Viele spannende Gespräche, Besuche in verschiedenen Gemeinden, intensive Momente mit Gott, gutes Essen, zusammen singen und musizieren, zusammen beten – und noch viel mehr durften wir erleben.

Partner sein Da Novi Sad unsere Partnergemeinde ist, sprachen wir über unser Gemeindeleben und wollten wissen, wie es bei ihnen aussieht: Welche Schwerpunkte legen sie? Wo herrschen Schwierigkeiten oder sind Probleme zu lösen?   Es war interessant zu hören, welche «Erwartungen» sie an uns haben oder wir an sie. Was heisst eigentlich «Partnergemeinde» sein? Überweisen wir jeden Monat Geld, und das wars dann? Nein, so definitiv nicht! Wir wollen eine Beziehung aufbauen. Wir wollen füreinander besonders auch im Gebet einstehen. Wir können alle voneinander profitieren. Gegenseitige Ermutigungen sind sehr wichtig. Zum Teil haben wir ähnliche Probleme – also wollen wir gegenseitig einander beistehen und Lösungen suchen. Und wir wollen respektieren: Was für uns gut ist – muss für sie noch lange nicht gut sein. Sich betreffen lassen Nach dem Besuch von zwei weiteren Gemeinden nahmen wir von Freitag


UMSCHAU

Partner: Die Reisegruppe aus dem Emmental mit ihren Gastgeber/innen.

Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

Wir tragen die Armut der Näherinnen Osteuropas auf unserem Leib bis Sonntag an der Jugendfreizeit in Pivnice teil. Alle fanden ihren Platz, ob nun gesungen, gespielt, erzählt oder Kaffee getrunken wurde. Wir fühlten uns als Teil vom Ganzen. Das war grossartig.   Nachdenklich und betroffen machte uns die fehlende Zukunftsperspektive vieler Jugendlicher: Nach einer Lehre findet die Mehrzahl von ihnen keine Arbeit. Ein Studium ist für ihre finanziellen Verhältnisse zu teuer. Aus diesem Grunde wandern viele junge Menschen aus.

Viele Junge wandern aus

Gottes Geist spüren Während der Zeit in Pivnice mussten wir unsere vertraute Kapelle in Novi Sad verlassen und hatten zum Teil die Gelegenheit, bei Mitgliedern der Gemeinde Pivnice zu übernachten. Plötzlich waren sprachliche Barrieren vorhanden – oder doch nicht? Es ist faszinierend, während zwei Stunden miteinander zu sprechen, ohne die

Sprache des Gegenübers zu sprechen. Gottes Gegenwart war spürbar. Wir merkten, was wir mit Händen, Füssen, mit dem Herzen und unserem Glauben alles können. Auch während des Gottesdienstes am Samstagabend war die Stimmung einzigartig und der Heilige Geist spürbar. Wir sind sehr dankbar für diese Zeit. Mit heim nehmen Am Sonntag reisten wir für die letzte Übernachtung wieder zurück nach Novi Sad. Das Ende unserer Reise nahte. Schweren Herzens reisten wir am Montag früh wieder zurück in die Schweiz. Wir alle sind um viele Erfahrungen reicher. Wir sind unendlich dankbar für die Zeit. Die Gastfreundschaft, die wir erleben durften, war grossartig. Überall, wo wir hinkamen, wurden wir mit grosser Herzlichkeit empfangen – nicht nur in unserer Partnergemeinde. Diese Gastfreundschaft wollen wir unbedingt mit in unsere Gemeinde nehmen. Und immer wieder daran denken, dass Jesus jeden Menschen liebt, egal woher er kommt!

«Keiner ist gerecht, nicht einer» (Römer 3,10). Paulus könnte diese Worte auch an die Modefirmen richten.   Die entwicklungspolitische Organisation «Erklärung von Bern» und «Clean Clothes Campaign» haben die Situation von Arbeiterinnen in Kleiderfabriken Osteuropas untersucht und sind zu einem vernichtenden Urteil gekommen: Nicht einmal die nachhaltigsten Modelabels setzen sich genügend für den Existenzlohn von Näherinnen in den Produktionsländern ein. Näherinnen in Osteuropa sind gar schlechter gestellt als Näherinnen in Asien. Ihr Mindestlohn beträgt in Bulgarien oder Mazedonien 14% eines Existenzlohns. In der Slowakei sind es 21% und in Rumänien 19%. Am besten verdienen Näherinnen in Kroatien (36% des Existenzlohns). Lohndiebstal und Arbeitsrechtsverletzungen sind in Europa an der Tagesordnung.   Konsument/innen können zurzeit keine zu fairen Löhnen produzierte Kleider kaufen. Aber beim nächsten Kleiderkauf können wir «die ganze Rechnung» verlangen. Die Anleitung dazu finden Sie auf: http://emk-kircheundgesellschaft.ch. Oder laden Sie sich das App (iPhone und Android) «Fair Fashion?» herunter und erfahren Sie mehr. Jörg Niederer

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Frauentag in Winterthur

Unlösbare Knoten Von Hanni Ramseier

«Netze knüpfen – Knoten lösen» lautete das Zwei-Jahres-Thema des

Sie machte uns klar, dass jede den Alltag anders gestaltet. «Mein» Wahnsinn ist daher nicht der Wahnsinn meines Nächsten.

FrauenNETZwerkes. Am letzten Anlass zu diesem Thema am 13. September in Winterthur standen die unlösbaren Knoten im Vordergrund.

Drei Referate am Vormittag führten die rund 30 Frauen in unterschiedliche Aspekte des Themas ein: Vom «ganz normale Wahnsinn» sprach Barbara Bünger und nahm Situationen in den Blick, in denen der Alltag zum unlösbaren Knoten wird.

Eltern und Gemeinde Monika Zolliker brachte uns die Thematik ihres Referats: «Wenn die Eltern älter werden» anhand einer ansprechenden Bildergeschichte näher. Anfangs behüten die Eltern ihre Kinder. Es folgt eine Phase der Gleichberechtigung. Plötzlich sind die «ehemaligen» Kinder für ihre eigenen Kinder verantwortlich. Zugleich kann es nötig werden, sich intensiver um die ei-

genen Eltern zu kümmern. Einen dritten Aspekt nahm Elsi Altorfer auf. Mit ihrem Referat: «Wenn es knistert und kracht in der Gemeinde» zeigte sie auf, dass wir sorgsam miteinander umgehen sollen und die Wertschätzung nicht fehlen darf. Weiter vertiefen Am Nachmittag konnten wir in einem der drei Workshops unser brennendstes Thema mit der entsprechenden Referentin vertiefen, in der Gruppe austauschen und zum Teil kreativ umsetzen.

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Kirche und Welt

Nr. 10/2014

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UMSCHAU

Zwischenhalt: Das einstige Wohnhaus, die Klause, die Plastik von «Bruder Klaus» und Gruppengespräche waren einige Stationen des erlebnisreichen Tages.

Die EMK-Gemeinden Wädenswil und Horgen auf Pilgerreise zu Niklaus von Flüe

Leben mit dem Riss Von Stefan Weller

Ein Mann verlässt mit 50 seine Familie. Die Frau bleibt mit zehn Kindern zurück, das jüngste ist noch kein Jahr alt. Und dann wird dieser Mann auch noch heiliggesprochen!

in die «Mitte der Schweiz» gemacht, um den Nationalheiligen, auch liebevoll «Bruder Klaus» genannt, näher kennenzulernen. Es sollte nicht nur ein Tag für Tourismus und Gemeinschaft sein, sondern ein Pilgern mit Stationen eines inneren Weges.

– Ist er nicht eher ein schlechtes Vorbild?

Gibt es das nicht schon viel zu oft, dass Männer weglaufen, um ihrer «midlife crisis» zu entfliehen, rücksichtslos eigene Träume ausleben, sich vielleicht sogar eine Jüngere suchen? Ist hier einmal mehr ein Mann auf Kosten von Frau und Kindern zum Helden gemacht worden?

Hatte Bruder Klaus eine «midlife crisis»? Unterwegs zu Bruder Klaus Solche Gedanken kamen uns, als wir das ehemalige Wohnhaus des Niklaus von Flüe und seiner Familie betraten und dort Tische, Sitzbänke und das Kinderbettchen betrachteten. Als Gemeinden von Wädenswil und Horgen hatten wir uns am ersten Septembersamstag auf den Weg nach Obwalden

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Dem Ruf folgen Mit dem Auto fuhr unsere 35 Personen umfassende Gruppe erst nach Sachseln, wo die in Silber gefassten Gebeine des Heiligen das Zentrum der Pfarrkirche bilden und seit über 500 Jahren jährlich Tausende von Pilgern anziehen. Diese Heiligenverehrung mit den Votivbildern und -gaben blieb uns eher fremd. Näher war uns Dorothee, die verlassene Ehefrau, die mit drei von ihren Kindern hinter der Kirche als lebensgrosse Bronzeplastik dargestellt ist.   Nur wenige Fahrminuten sind es von Sachseln in das Dorf Flüeli-Ranft, wo Niklaus von Flüe die ersten 50 Jahre seines Lebens verbrachte – als geachteter Mann, wohlhabender Bauer und Ratsherr. Dann aber gab es diesen radikalen Bruch: Niklaus von Flüe wollte endlich einem Ruf folgen, den er schon in seiner Jugend vernommen hatte, den Ruf zu einem Le-

ben in Abgeschiedenheit und ganz für Gott.

Ein Leben ganz für Gott

Nah und doch fern Im Herbst 1467 brach er Richtung Elsass auf. Aber nach Wochen fand man ihn wieder ganz in der Nähe – im Ranft, dem Tal gerade hinter dem Dorf, einem Erdriss zwischen den Hügeln. Dort, mitten in der Wildnis, war er am Ziel. Nach einiger Zeit bauten ihm die Dorfbewohner eine Klause, wo er sich dem Gebet widmete, exzessiv fastete, von Visionen heimgesucht wurde und bis zu seinem Tod 1487 immer wieder Besuch von ratsuchenden Menschen bekam.   Bruder Klaus blieb also ganz nah bei seiner Familie und doch weit weg. Vom ehemaligen Wohnhaus bis zur Klause sind es zu Fuss sieben Minuten. Als wir den heute gut ausgebauten Weg ins Ranft schweigend hinabgingen, wurde uns auch vom Gefühl her bewusst, dass es hier nicht einfach nur um einen Mann geht, der seiner Familie den Rücken gekehrt hat.


UMSCHAU

Tiefe Einsichten in Gott Claus Dieter Eck aus der Horgener Gemeinde hatte sich intensiv mit Bruder Klaus beschäftigt und Unterlagen für alle zusammengestellt. Vor der Klause erzählte er von den tieferen Beweggründen – zum Beispiel von den Depressionen und epileptischen Anfällen jenes Mannes, mit denen ja nie nur Pathologisches verbunden ist, sondern oft auch tiefe Einsicht in das Leben oder sogar in Gott. Wichtig zu wissen war auch, dass die Familie mit dem Weggang des Vaters einverstanden war, auch wenn ihnen wohl ein Riss durchs Herz ging.   Der Einsiedler im Erdriss wurde zum Segen für die Menschen seiner Zeit. Als weltabgewandter Mystiker blieb er doch interessiert und informiert über das gesellschaftliche Leben. Beim «Stanser Verkomnis» 1481 trug sein Rat entscheidend dazu bei, dass eine ernste Krise der Eidgenossenschaft entschärft und friedlich beigelegt werden konnte. Berufung als Lebensthema Ganz unten im Ranft neben dem Bach steht eine Kapelle. Während unserer Mittagsandacht dort dachten wir über die Sehnsucht nach Gemeinschaft mit

Gott nach, die in Bruder Klaus brannte, aber eigentlich in jedem Menschen glimmt. Wir sangen eine Vertonung seines täglichen Gebets: «Mein Herr und mein Gott, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir. Gib alles mir, was mich führt zu dir. Nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.»

Die Sehnsucht nach Gott glimmt in allen Dann wanderte unserer Gruppe auf der anderen Talseite hinauf zum Kloster Bethanien, wo wir die Gastfreundschaft des ökumenischen Ordens «Chemin Neuf» genossen. Nach der Suppe bildeten sich Gruppen, in denen darüber nachgedacht wurde, was Bruder Klaus uns heute zu sagen hat. Dabei ging es um «Berufung als Lebensthema», «Berufung und Familie», «Frieden stiften» und «Fasten als lohnender Verzicht.» Andere genossen in dieser Zeit lieber das schöne Wetter und die Natur, wobei es zu interessanten Begegnungen mit den zahlreichen Pilgern auf dem Jakobsweg kam.

Unseren Platz einnehmen Vor der Heimfahrt hielten wir Andacht in der schönen Klosterkirche. Wir bereiteten uns vor auf die Rückkehr an Orte, die auch von Rissen durchzogen sind: Risse in den Familien, Risse zwischen den Generationen, Risse zwischen den Überzeugungen. Aber auch Risse zwischen arm und reich, zwischen guten Chancen und Perspektivlosigkeit, zwischen Satten und Verfolgten. Risse, die uns durchs Herz gehen. In diesen Rissen ist unser Platz.

ÜBER BRUDER KLAUS Die Unterlagen von C. D. Eck «Niklaus von Flüe – ein ökumenischer Heiliger» können bestellt werden bei: Stefan Weller, 044 780 30 95, stefan.weller@emk-schweiz.ch Buchempfehlungen: Klara Obermüller: Ganz nah und weit weg. Fragen an Dorothee, die Frau des Niklaus von Flüe, Hörspiel mit CD, Rex-Verlag, CHF 15.– Christoph Hürlimann: Aus der Einheit leben. Begegnung mit Bruder Klaus, Paulus-Verlag, CHF 25.–

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Teilhaben an der Mission Gottes

Der kleine Leo als Missionar Von Üllas Tankler

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der weltweiten Missionsbehörde der United Methodist Church

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Einige Dinge mag ich wirklich in meiner Heimatgemeinde. Besonders seit ich etliche andere Kirchen mit anderen Traditionen und Bräuchen besucht habe, lerne ich zunehmend die Art und Weise zu schätzen, wie wir in meiner Gemeinde agieren. Gelegentlich nerven mich Details in Gottesdiensten, in der Verwaltung oder in der Kommunikation. So will ich das nicht haben! Ich habe dann das Gefühl, dass mein Geschmack und meine Vorlieben nicht berücksichtigt werden.   Tatsächlich passiert das aber auch, wenn ich andere Kirchen besuche. Ich suche noch immer nach der perfekten Kirche. Wobei «perfekt» eine Kirche wäre, in der alles so ist und gemacht wird, wie ich es am liebsten hätte.   Es scheint, als könnte ich etwas lernen von einem kleinen Jungen in Estland. Er heisst Leo und ist vier Jahre alt. Leo geht in die Kirche. Dort gibt es im Gottesdienst immer eine spezielle Ansprache für Kinder. An-

schliessend gehen die Kinder dort nicht in einen anderen Raum zur Sonntagsschule. Sie bleiben während des gesamten Gottesdienstes in der Kirche. Damit es ihnen nicht langweilig wird, bekommen sie Schwarzweiss-Bilder, die sie mit Buntstiften ausmalen können. In den Bildern geht es, was in der Kirche nicht überrascht, um Jesus.   Alles ist perfekt organisiert. Das Problem aber ist, dass der kleine Leo keine farbigen Bilder mag! Aber anstatt darüber zu jammern, was er nicht mag, nimmt Leo die Bilder mit nach Hause und gibt sie seinen Freunden. Er ist der Meinung, dass die Freunde – die ja nicht zur Kirche gehen – etwas über Jesus lernen können, wenn sie die Bilder anschauen und farbig machen.   Offensichtlich hat Leo begriffen, worum es in der Mission geht: Nicht um das, was ich persönlich in der Kirche mag oder nicht. Vielmehr geht es darum, dass ich die Menschen im Blick habe, die Jesus noch nicht kennen.


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