Kirche und Welt 11/2013

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11/2013

LAGE M I T BE I

Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Neue Gottesdienst-Formen fördern

Warum laufen der Kirche die Jungen davon? Seite 7

Gemeinsam mit Christus unterwegs

«Mission ist nie allein unser Werk»

«Auch sein Glaube beginnt zu wackeln»

«Auf dem Weg des Glaubens» in Aarau Seite 4/5

Daria und Roman Hofer berichten Seite 14/15

Burnout-Gefährdungen erkennen Seite 22/23

The United Methodist Church


Inhaltsverzeichnis Editorial 3 Zum zweiten Mal «Auf dem Weg des Glaubens» in Aarau

Gemeinsam mit Christus unterwegs Neue Gottesdienst-Formen fördern

Warum laufen der Kirche die Jungen davon? Ein Gespräch mit Matthias Keller

«Ich wollte mehr von Gott erfahren»

Kirche anders erleben an den «Jugend Aktions Tagen» in Deutschland

Die jungen Leute rennen uns die Türen ein Nicht Gegensatz – nicht Gleichsetzung

Die EMK und das Reich Gottes Zum Tod von Hans Strickler (28.2.1924–28.9.2013)

Tiefer Glaube und theologischer Wissensdrang Daria und Roman Hofer berichten aus ihrer Arbeit

«Mission ist nie allein unser Werk» Missionaler Gemeindebau an der Lenk

Begegnung ist immer ein Wagnis

Letzte Vorbereitungen für das LiFe-Seminar in Tann-Rüti

Einladen zu einem Leben in Fülle

Burnout-Gefährdungen erkennen

«Auch sein Glaube beginnt zu wackeln» Wesentliches und Nebensächliches unterscheiden

Dihaam oder dihei?

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Die Antworten auf die Frage, was die Kirchen tun können, damit ihnen die Jungen nicht davonlaufen, fallen in den Beiträgen dieser Ausgabe nicht einheitlich aus. Das eine Patentrezept gibt es da nicht. Aber ein Umdenken ist nötig – in Sachen Gottesdienstformen etwa oder im Verständnis der Jugendarbeit. Die Beiträge zum Thema wollen mehr, als nur zum Nachdenken anregen. Sie wollen Veränderungen auf den Weg bringen.   Auf den Weg des Glaubens nimmt die Gemeinde Aarau Personen aus ihrer Mitte und aus dem Umfeld der Gemeinde mit. Zu einem Leben in Fülle lädt die EMK Gemeinde in Tann-Rüti Menschen aus ihrem Umfeld ein. Von beiden Projekten werden Sie in anderen Ausgaben noch mehr lesen. Vielleicht ermutigt Sie das, auch in Ihrer Gemeinde einen ähnlichen Kurs durchzuführen.   Veränderungen brauchen ihre Zeit. Mit dem Blick in den missionalen Gemeindebau an der Lenk nehmen wir einen Faden aus der Aprilausgabe wieder auf und fragen, welche Erfahrungen die EMK Gemeinde bei Ihrem Lernprozess macht. Sie können die Aprilausgabe übrigens online nachlesen unter issuu.com/emk_schweiz.   Gott schenkt Veränderung. Die Berichte wollen darum auch einladen, für die Arbeit zu beten – und für die Menschen, die sich hier engagieren. Das ist ein wesentlicher Teil unserer connexionalen Verbundenheit.

Sigmar Friedrich Redaktor

Ein-Wurf Von Ursula Brunner

Familie (lat. familia – «Hausgemeinschaft») aus soziologischer Sicht: Eine durch Partnerschaft, Heirat oder Abstammung begründete Lebensgemeinschaft. Die Familie ist eine engere Verwandschaftsgruppe …   Familie aus biblischer Sicht: «Weder im Alten noch im Neuen Testament gibt es ein normativ verbindliches Bild von Ehe und Familie» (Prof. Jürgen Ebach) …   Familie leben mit Glaubensgeschwistern, in der Gemeinde: Sorgen, Nöte und auch Freuden teilen können – angenommen werden wie ich bin – miteinander feiern und geniessen – miteinander Ferien verbringen – miteinander in der Bibel forschen und einander im Glauben stützen – mit nicht blutsverwandten Menschen Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken …   Familie definiert von Freunden und Familienmitgliedern: Menschen die zusammenhalten, weil sie zusammen gehören – Leben teilen, teils freiwillig, teils auch nicht – Fürsorge erleben – Grosseltern haben – einander besonders nahe sein – miteinander essen – miteinander spielen – einander verwandt sein und deshalb viel wissen voneinander – Leben teilen – miteinander streiten – einander verstehen ohne Worte …

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UMSCHAU

Auftakt: Ein Gottesdienst Anfang September stand ganz im Zeichen des Kurses.

Zum zweiten Mal «Auf dem Weg des Glaubens» in Aarau

Gemeinsam mit Christus unterwegs Von Sylvia Minder

Auf den Weg des Glaubens lud die EMK Aarau 2012 mit einem modular aufgebauten Glaubenskurs ein. Die Erfahrungen beim ersten Durchlauf waren sehr gut. Darum wird der Kurs nun zum zweiten Mal angeboten.

Neue Begeisterung und Freude Im Sommer 2012 startete ein kleines Team mit dem ersten Kurs, den wir «Auf dem Weg des Glaubens» nannten. Mit punktuellen Anlässen und Informationen im Gottesdienst wurde die Gemeinde informiert und motiviert, sich am Projekt zu beteiligen oder Menschen dazu einzuladen. Am ersten Kursabend konnten wir 16 Personen begrüssen. Nach sieben Abenden und einer Advents- und Weihnachtspause startete das zweite Modul mit 12 Teilnehmenden. «Auf dem Weg des Glaubens» hat bei den meisten Teilnehmenden neue Begeisterung und Freude ausgelöst. Einzelne haben den

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roten Faden des Glaubens wieder auf- Auf dem Weg zum Kurs genommen, andere wurden neu moti- Die Motivationsphase für den nächsviert. Aus dem Kurs heraus bildete ten Kurs startete mit einem Gemeinsich anschliessend ein neuer Ge- deabend, bei dem wir buchstäblich sprächskreis. «auf dem Weg» waren. Wir wanderten durch zwei Quartiere bis zu einem Was mich begeistert Aussichtspunkt am Waldrand über Mich hat das Kursmaterial, das theo- der Stadt. Auf dem Weg dorthin machlogische und methodische Konzept ten wir an vier Stationen Halt, tauschvon Anfang an überzeugt. Die Vorla- ten uns aus oder beteten für die Stadt, gen für die Kurzvorträge, die man die Region oder den Kurs. Die Teilnehganz oder teilweise übernehmen menden nahmen die Fragen mit, wen kann, sind sehr gut aufbereitet und sie konkret zum Kurs einladen möchbiblisch-theologisch fundiert. Die Au- ten oder wie sie Gott in ihrem Alltag toren empfehlen es ausdrücklich, das und bei Menschen am Wirken sehen. Material auf die konkrete Situation Im letzten Jahr gestalteten Teammitvor Ort anzupassen. Der Materialord- glieder zudem einen Abend in Hausner enthält alle nötigen Hinweise für kreisen. die Durchführung. Die Arbeitsblätter haben wir jeweils leicht für unsere Dran bleiben Bedürfnisse angepasst. So ist es mög- Der Gottesdienst am 8. September lich, den Kurs mit einem kleinen stand ganz im Zeichen des bevorsteTeam von 5-6 Mitarbeitenden durch- henden Glaubenskurses. Die Predigt zuführen. Nicht nur die Teilnehmen- thematisierte das Beginnen und den, auch die Teammitglieder erleb- Dranbleiben am Glauben. Durch ein ten den Kurs als positiven Gewinn. Anspiel wurde auf mögliche Mitarbeit Nach dieser ermutigenden Erfahrung aufmerksam gemacht und der Startstartet diesen Herbst/Winter ein schuss gegeben, um Einladungen an zweiter Durchgang. Interessierte abzugeben. Eindrück-


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Motivation: An einem Gemeindeabend machten sich die Teilnehmenden auf den Weg durch Aarau.

lich war zudem der Bericht einer Teilnehmenden, die erzählte, wie sie den letzten Kurs erlebt hatte. Wir wissen noch nicht, ob der Kurs durchgeführt

werden wird und sich genügend Teilnehmende anmelden. Wir hoffen es und sind als Team und Gemeinde schon fast startklar dafür! Wir bitten

Gott, mit uns zu sein und Menschen, uns allen zu begegnen. Was wir dabei erleben, werden Sie in einem späteren Bericht lesen können!

EMMAUS – AUF DEM WEG DES GLAUBENS Herkunft Der Kurs basiert auf der Emmausgeschichte, in der die beiden Jünger im Gespräch miteinander und mit Jesus ihre Fragen sortierten und am Ende erkannten, dass Jesus auferstanden ist. Andrerseits ist er aus verschiedenen Glaubenskursen in der «Church of England» hervorgegangen. Bischof John Finney beispielsweise hat sich intensiv mit Fragen der Evangelisation beschäftigt, nachdem in den 1980er Jahren eine gewisse Ernüchterung eingekehrt war. Einzig sogenannte «nurture groups» gaben Anlass zur Ermutigung. Sie waren befristete Gesprächsgruppen für Leute, die sich näher mit dem christlichen Glauben befassen wollten. Sie hatten eigentlich nicht das Ziel, Menschen zu Christus zu führen. Aber genau dies geschah. Gemeindeglieder nahmen ihre Freunde mit zu diesen Gruppen. So begannen die Emmaus-

Glaubenskurse. Die deutsche Adaption wurde vom Institut für Gemeindeaufbau der Evangelischen Landeskirche in Deutschland und dort massgeblich von Michael Herbst geleistet. Grundüberzeugung Menschen finden heute vielfach dadurch zum Glauben, dass sie Kontakte zu Christen haben, später eine Gemeinschaft oder Kirche besuchen und erst dann den Schritt zum Glauben tun. Dies ist beim Emmaus-Glaubenskurs spürbar. Er setzt auf Gemeinschaft, in der gelernt und Erfahrungen ausgetauscht werden. Er geht davon aus, dass der Beginn des Glaubens ein Weg ist, den jeder in seinem Tempo gehen soll. Und er setzt auf Verstand und Erfahrung, indem die Kurzvorträge und Gespräche gleich viel Raum einnehmen.

Konzept Drei Phasen sind die Pfeiler des Emmaus-Projekts:  Begegnen: Die Gemeinde bzw. die Mitglieder nehmen ihre Kontakte wahr, die schon bestehen. (Handbuch)   Begleiten: Der eigentliche Glaubenskurs besteht aus 15 thematischen Einheiten für Menschen auf dem Weg zum Glauben. (Kursbuch 1)  Bestärken: Weiterführende Kurse helfen Christen, im Glauben zu wachsen. (Kursbücher 2–5)

www.emmaus-kurs.de

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IHRE MEINUNG

Agenda 8.–10. NOVEMBER, FR.–SO. Witwenwochenende Hotel Artos, Interlaken Kosten pro Person: ab Fr. 248.– Infos / Anmeldung: Erika Wille, 033 971 84 77, erika.wille@bluewin.ch, www.artos.ch 9. NOVEMBER, SAMSTAG Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Altes Testament EMK Zürich 4, 9.00–12.30 Uhr Infos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch 9. NOVEMBER, SAMSTAG Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Lernpsychologie EMK Zürich 4. 14.00–17.00 Uhr Infos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch 13. NOVEMBER, MITTWOCH Palliative Care aus dem Leben einer palliativen Abteilung Diakoniewerk Bethanien, Zürich Infos / Anmeldung: Diakoniewerk Bethanien, 043 268 76 02, info@bethanien.ch 15.–17.NOVEMBER, FR.–SO. Bauernwochenende Hotel Artos, Interlaken Infos / Anmeldung: Walter Gfeller, 062 751 16 33, Natel: 079 369 01 35 16. NOVEMBER, SAMSTAG Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Einführungstag Badenerstr. 69, Zürich, 9.00–12.30 Uhr Infos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch 25.–27. NOVEMBER, MO.–MI. Begegnungstage für Senioren Beziehungen aufbauen und gestalten Hotel Artos, Interlaken Kosten pro Person: ab Fr. 270.– Infos / Anmeldung: Elsi Altorfer, 052 233 53 07, elsi.altorfer@emk-schweiz.ch

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Zu Kirche und Welt 10.2013, S.8–9

Grenzenloses Wachstum? Ein Gedanke, der uns irgendwie alle betrifft. Besonders, wenn man weiss, dass gegen 40% der Lebensmittel in unserem Land weggeschmissen werden.   Andererseits halte ich es wie Frau R. Frohofer, Russikon, in ihrem Zeugnis (S.6): Wir dürfen absolutes Vertrauen in Gottes Verheissungen haben. Ob zwei Menschen oder 10 Mia auf der Erde leben, Gott wird sicher alle ernähren, versprach er doch nach der Sintflut: es soll nicht aufhören Saat und Ernte (1.Mose 8,22). Gottes Plan ist für die Welt, sogar für jeden Menschen, fix und fertig. Er ist allwissend. Doch der Mensch zerstört in seiner Gier selber seine Lebensgrundlage. Auf der Welt hat es nur 3% echtes Kulturland, und darauf bauen wir rücksichtslos unsere Städte, Konsumtempel, Tennisplätze, Autobahnen u.a.   Wenn sich das Haben der Menschen bei uns mehr im Geben statt im Nehmen äussern würde, sähe die Welt in Sachen Gerechtigkeit besser aus. Darin liegt auch ein Segen Gottes. Kurt Meyer, Pfäffikon

Zu Kirche und Welt 08.2013, S. 10–11

Wissen ist nicht moralisch verwerflich In der Tat ist Wissen alleine nicht verwerflich, doch einige weiterführende Gedanken zum Text: «Kinder sind ein Geschenk Gottes.» (Psalm 127,3) Falls Geschenk defekt, zurück an den Absender! Falls Geschenk irrtümlich eingetroffen, d.h. ohne ausdrückliche Bestellung und nicht in die aktuelle Lebensphase passend oder falls es Überforderung hervorruft: Bitte entsorgen (zurück an den Absender)!   Meine Frage an Herrn Pfr. L Müller: Wie lange ist dieses Rückgaberecht aus biblischer Sicht gültig? Gilt es auch, wenn der Defekt später, z.B. durch Unfall, Krankheit, Fehlentwicklung oder durch fortgeschrittenes Alter eintritt? (IV und AHV würden es danken.)   Auch nach langem Suchen: in meiner Bibelausgabe kann ich solche Ergänzungen zu Psalm 127,3 nicht finden!   «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.» (Lukas 10,27) Ausnahme: Die engst mögliche Konstellation (eigenes Kind im Bauch)! Auch diesen Zusatz kann ich meiner Bibel nicht finden! (…)   Übrigens, mit Entsetzen lesen wir die Berichte über Volkstämme, welche Babies ihren Göttern opfern. Bei uns werden die Babies bereits im Bauch den Göttern Wohlstand, Komfort und Selbstverwirklichung als Opfer dargebracht! Kornelia Schär-Kübler, EMK-Klingenberg


THEMA

Draussen: Junge Menschen suchen andere Formen, Gottesdienst zu feiern.

Neue Gottesdienst-Formen fördern

Warum laufen der Kirche die Jungen davon? Von Reto Nägelin

Immer wieder erreichen uns Fragen, wie der Übergang von der Stufe IV zur Stufe V gelingen kann. Die Antwort ist immer dieselbe: Nicht durch Angebote, sondern durch Entwicklung der Kirche.

Wieso sollen Junge am Sonntagmorgen aufstehen, sich in eine grosse Gruppe von Erwachsenen begeben und auf deren Art und Weise Gemeinschaft verbringen? Weil es Christenpflicht ist oder weil es «die Kirche» so will? Es ist genau diese Frage, die sich ein Jugendlicher bewusst oder unbewusst stellt. Umgekehrt fragen Viele junge Menschen haben einen tiefen, ehrlichen Glauben, eine persönliche Spiritualität und eine Gemeinschaft, in der sie ihr Leben und ihren Glauben teilen können. Nur gestalten sie ihren Glauben nicht so wie das (ältere) Erwachsene gerne hätten. Auch wenn Gemeinden immer wieder versuchen einige Dinge an ihren Got-

tesdiensten und Kirchenangeboten anzupassen, bleiben es doch Anlässe von und für die Erwachsenen. Die Jungen sind wohl herzlich eingeladen, aber oft nur als Helfer oder Konsumenten. Denken Sie einmal anders herum: Wie wäre es wohl für Sie, wenn Sie jeden Freitagabend an einen HipHop-Event gehen müssten. Wie lange würden Sie gehen? Vielfalt bereichert Jede Generation hat ihre eigenen Schwerpunkte. Jede neue Generation baut auf den Traditionen der älteren auf und führt sie weiter. Dies ist eine gute Sache und von Gott doch auch so gedacht. Klar, in der Postmoderne ist das noch ein bisschen differenzierter geworden. Es gibt unzählige Kulturen und Subkulturen mit eigenen Bedürfnissen und Vorlieben. Die Frage ist, was wir als Kirche damit anfangen? Die Antwort ist einfach: die eigene Kultur und vor allem die Struktur genau auf diese Diversität hin überdenken! Wieso gibt es in unserer Kirche nicht unzählige Formen und Arten von Gottesdienst-Feiern, die all die

unterschiedlichen Menschen an ihrem Ort, in ihrer Lebenssituation und ihren Herausforderungen abholen. Situativ, dem Kontext angepasst, so wie Evangelium immer war. Es geht nicht darum, den einen, sehr guten Gottesdienst anzupassen. Sondern darum, weiteren Formen Raum und Ressourcen zu geben. Sowohl, als auch Stellen Sie sich vor, die verschiedensten Gruppen treffen sich einmal im Quartal zu einem grossen Kirchenfest und teilen miteinander ihre Erfahrungen, beten füreinander und feiern miteinander.   Sowohl, als auch! Wie das genau geht und wie eine solche Umsetzung einer jungen Kirche funktioniert, dafür stehen wir von der Takano-Fachstelle zur Verfügung.

RETO NÄGELIN … ist Co-Leiter der Takano-Fachstelle und Autor des Buches «Kirchen die Menschen mögen».

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THEMA

Ein Gespräch mit Matthias Keller

«Ich wollte mehr von Gott erfahren» Von Beat Bachmann

Matthias Keller ist in der EMK aufge-

Ich bin ein Machertyp

wachsen. Heute geht er in eine Vineyardgemeinde. Beat Bachmann wollte wissen, weshalb.

Matthias, wie hast du die EMK als Kind erlebt? Ich mag mich noch gut an Erlebnisse in der Sonntagsschule erinnern. Die Geschichten, das Basteln und das Zusammensein. Der Missionsbazar war jedes Jahr ein riesiges Entdeckungsfeld. Gerne denke ich auch an die Zeit in der Jungschar zurück, wo ich mich austoben konnte. In der Oberstufe ging es dann in den Unti. Was für mich von dieser Zeit geblieben ist, sind Freundschaften. Ich habe mich immer wieder gefreut, die Leute am Freitag im Jugendtreff, am Samstag in der Jungschi und am Sonntag im Unti zu sehen. Ich wurde von einer angenehmen Umgebung geprägt. Für mich wurde als Kind schon klar: Dieser Jesus hat etwas mit meinem Leben zu tun.

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Was hat dich bewogen, dich als Jugendlicher in der EMK stark zu engagieren? Ich bin ein Machertyp. Mit etwa sechs Jahren habe ich beim Mittagstisch in Rohr jeweils den Mundschenk gemacht und mit elf Jahren ein Fussballturnier für 200 Mitschüler organisiert. Mit 13 Jahren habe ich begonnen. mich für Audiotechnik zu interessieren. Im lokalen Jugendgottesdienst habe ich dann meine Technik verfeinert und durfte später diesen Bereich auch in der EMK leiten.   In der Jungschar war ich, seit ich acht Jahre alt war. Später besuchte ich die Leiterkurse und habe mitgeholfen, diese fantastische Arbeit mitzutragen. Für mich galt immer das Prinzip des Zurückgebens. Ich habe so viele schöne Momente erleben dürfen. Dies wollte ich weiter ermöglichen.   Die Lagerarbeit ist bis heute geblieben. Ich darf heute Hauptleiter eines fantastischen Teams sein, das im

Sommer ein 13-tägiges Kinderlager auf dem Beatenberg durchführte. Ich finde es mega spannend, gemeinsam diesen Kindern einen für ihr Leben relevanten Glauben und Lebensstil vorzuleben. Mich bewegt, dass die Kids, die Leiter und jeder Mensch diesen Gott erleben dürfen. Vor ein paar Jahren hast du die EMK verlassen und dich anderen Gemeinden zugewandt. Was waren die Gründe? Als ich aus beruflichen Gründen nicht mehr in der Jungschar mitarbeiten konnte, haben sich die Beziehungen, die mich in der EMK gehalten haben, abgeschwächt. Ich war noch immer stark engagiert, aber meine Gottesdienstpräsenz hat sich bald nur noch auf meine Diensteinsätze reduziert. Ich habe auch nie verstanden, weshalb unser visionärer Pastor versetzt wurde. Zudem sehnte ich mich nach Veränderungen, zu denen ich beim neuen Gemeindeleiter keine Bereitschaft fand.   Ich war auf der Suche nach mehr. Geprägt von Apg 2 und 4 habe ich mich gefragt, wie wir denn dieses


THEMA

Matthias Keller: «Erst durch meinen Wechsel wurde Gottes unglaubliche Gnade in meinem Leben sichtbar.»

Miteinander leben. Ich habe mich aus der EMK verabschiedet, weil ich mehr von diesem lebendigen Gott und seinem Heiligen Geist erfahren und lernen wollte. Ich suchte Antworten und eine Sprache für meinen Glauben und meine Fragen.

Die Ehrlichkeit hat mich beeindruckt Was erlebst du heute in deiner Gemeinde, was dir in der EMK gefehlt hatte? Ich habe in der Vineyard neu erlebt, dass ich einfach dabei sein darf, ohne etwas leisten zu müssen. Ich durfte ankommen. Mich hat angesprochen, dass der Gottesdienst nur dreimal im Monat jeweils am Samstagabend stattgefunden hat. Das vierte Wochenende war explizit dafür gedacht, Zeit für Freunde und Nachbarn zu haben. (Heute haben wir bereits wieder einen anderen Rhythmus.) Der Samstagabend war auch super, um Menschen mitzunehmen. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich mich für irgendetwas

schämen müsste, wenn ein Freund mit in den Gottesdienst mitkommen würde. Das hat mir geholfen, auch selber wieder zu meinem eigenen Glauben zu stehen.   Weiter hat mich die Ehrlichkeit beeindruckt. Die Ehrlichkeit, dass das Reich Gottes mit Jesu Wirken bereits angefangen hat, aber die vollständige Herrschaft Jesu erst mit seiner Wiederkunft eintrifft. Und wir? Wir leben hier. Mittendrin. Im Spannungsfeld zwischen der Herrschaft Jesu, wo es keine Tränen, keinen Schmerz und keine Einsamkeit mehr gibt, und der Realität dieser Welt, in der es Kranke gibt, die nicht geheilt werden, wenn wir für sie beten.

Jugendliche möchten Gott erleben Jesus hat sich Zeit genommen für Menschen am Rand der Gesellschaft. Das wollen wir auch. Es ist eine Herausforderung. Es braucht Mut, Gebet anzubieten. Aber Gott segnet es mit seiner Gegenwart. Darum sind wir in der Stadt unterwegs.

Viele Jugendliche verlassen ihre Gemeinden, besuchen andere Gemeinden oder kehren dem Glauben ganz den Rücken. Wie kann eine Gemeinde heute noch junge Menschen erreichen? Segnet sie! Für manche ist es wirklich an der Zeit an einem anderen Ort, neue Facetten des Glaubens zu erkennen. Keine Gemeinde, auch meine nicht, kann den Jugendlichen alle ihre Fragen beantworten. Ich bin heute überzeugt, dass erst durch meinen Wechsel Gottes unglaubliche Gnade in meinem Leben sichtbar wurde.   Ich glaube, dass Jesus alle zu sich zieht. Auch Kinder und Jugendliche möchten Gott erleben. Und es gibt nichts Stärkeres als ein persönliches Gotteserlebnis. Dieses können wir nicht produzieren. Wir können nur ein Umfeld schaffen, in dem es möglich wird. Dieses Umfeld besteht aus einer aufbauenden Gemeinschaft, einer herausfordernden Jüngerschaft und einer gemeinsamen Mission.

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THEMA

Jugend Aktionstage: Junge Menschen erleben Kirche als Ort des intensiven Lebens und der Kreativität.

Kirche anders erleben an den «Jugend Aktions Tagen» in Deutschland

Die jungen Leute rennen uns die Türen ein Von Alexander von Wascinski

Seit über 40 Jahren gibt es eine jugendmissionarische Arbeit, die in der EMK in Süddeutschland junge Menschen dazu bringt, zu Beginn der Anmeldephase auf die Sekunde genau ihre Anmeldung online abzuschicken, um überhaupt einen Platz als Teilnehmer/in zu bekommen. Diese Arbeit nennt sich JAT: Jugend Aktions Tage. Ursprünglich war sie unter dem Namen JMM – Junge Menschen Missionieren – bekannt.

JAT bedeutet: Eine Gruppe aus Teenagern und Jugendlichen kommt für eine Woche in einer Mischung aus Freizeitwoche und gemeinsamem Leben in einer Kirchgemeinde zusammen. Die Gruppe setzt sich aus Teilnehmenden der Gemeinde vor Ort, Teilnehmenden von ausserhalb und einem Leitungsteam zusammen. Kreative Tage Den Tag über wird im Anschluss an einen biblisch-thematischen Impuls in verschiedenen Workshops an

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einem jugendrelevanten Thema gearbeitet – wie beispielsweise Zukunftsperspektiven, Beziehungen, Frustra­­tion etc. Diese Workshops bereiten Beiträge für einen so genannten offenen Jugendabend vor: Theaterund Musikstücke, Dekoration des Raums, Tanzvorführungen, eine Ansprache und vieles mehr. Am Nachmittag werden diese Beiträge durch das Moderationsteam zu einem stimmigen Abendprogramm zusammengestellt. Nach einer zweistündigen Probezeit auf der Bühne wird dieses Programm dann als offener Jugendabend präsentiert.   Zu diesem offenen Abend wird schon in den Wochen vor JAT über die verschiedensten Medien und Aktionen sowie während der Woche selbst etwa durch eine Aktion in der Fussgängerzone, durch Interviews im Lokalradio und dergleichen eingeladen. Intensive Erfahrung Die Durchführung einer solchen JATWoche verfolgt verschiedene Ziele: Es geht um die Stärkung der Jugendarbeit vor Ort. Auch geht es darum, jun-

gen Menschen Kirche einmal «anders» erlebbar zu machen: als ein Ort der Kreativität, des intensiven Lebens und der Gotteserfahrung auf unterschiedlichste Art und Weise. Nicht zuletzt geht es auch darum, jungen Menschen einen Blick für die Weite der Kirche und die Besonderheit des christlichen Glaubens zu ermöglichen. In Süddeutschland boomt diese Form der kirchlichen Jugendarbeit, sowohl von Seiten der Teilnehmenden als auch von Seiten der Gemeinden, die gerne eine JAT-Woche an ihrem Ort durchführen möchten. Krasser Gegensatz Diese Erfahrung steht in krassem Gegensatz zu dem, was viele EMK-Gemeinden in ihrer täglichen Arbeit erleben. Die klassische Jugendarbeit gibt es an vielen Orten gar nicht mehr. Auch der Versuch, über Projekte die Gemeindekinder bei der Stange zu halten, funktioniert auf Dauer nur sehr eingeschränkt. Richtig kritisch wird es bei der Frage nach dem Besuch des klassischen Sonntagmorgen-


THEMA

gottesdienstes. Viele Gemeinden beklagen diese Umstände.   Auf diesem Hintergrund gesehen, hat eine Projektarbeit wie JAT enorme Vorteile: JAT findet als Projekt immer wieder an unterschiedlichen Orten statt. Das Programm einer JAT-Woche ist veränderlich, bietet aber doch einen verlässlichen Rahmen. Es sind immer wieder andere Leiter/innen und vor allem die Jugendlichen selbst an der Gestaltung beteiligt. Damit ist jede JAT-Woche anders geprägt. In einer solchen Woche wächst eine ganz besondere Beziehung sowohl zur Gemeinde vor Ort, als auch zu dem Kirchengebäude, das in dieser Woche zu einem echten Zuhause wird. Das Zusammenleben der Gruppe, die selbstbestimmte kreative Arbeit und die vielfältigen geistlichen Angebote in einer solchen JAT-Woche schaffen eine einzigartige Intensität des persönlichen Erlebens. Wesentliche Gründe Bei der Analyse der zentralen Eigenschaften, die JAT bietet, und bei der Befragung von JAT-Teilnehmer/innen

haben sich drei wesentliche Bereiche heraus kristallisiert, die junge Menschen zur Teilnahme an JAT bewegen:   Kreatives Leben: «JAT ist Action/ Fun/Spass» - eben nicht allein Konsum; vielfältiges Gotteserlebnis: «Ich kann Gott neu/intensiv erleben»; lebendige Beziehungen: «Freunde treffen und neue Freunde kennen lernen».   Wichtig ist dabei, immer klar vor Augen zu haben, dass eine solche Woche den Charakter eines Projektes hat. Keine Gemeindearbeit liesse sich auf Dauer mit solchem Aufwand und solcher Intensität gestalten.

Kontinuität und verlässliche Beziehungen Absolute Stärke Zwei Dinge sehe ich als die Chance an, die eine gemeindliche Jugendarbeit bieten kann: Kontinuität und verlässliche Beziehungen. Genau das kann eine Projektarbeit eben nicht leisten. Eine verlässliche Grösse in der sich stetig wandelnden Lebenswelt junger Menschen wäre eine ab-

solute Stärke der Gemeinde. Aus meiner Sicht geht es dabei viel stärker um Jugendhauskreise mit breitem Raum zu persönlicher Begegnung als um weitere Action-Clubs. Dabei kommt es nicht auf grosse Teilnehmerzahlen an, sondern auf Kontinuität und Verlässlichkeit. Diese Kontinuität kann allerdings nur dort geleistet werden, wo haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeitende bereit sind, sich längerfristig auf die Aufgabe der Leitung einer solchen Gruppe einzulassen. Ausserdem müssen Gemeinden lernen, dass auch solche Gruppen Gemeinde sind und dass nicht nur zählt, wer am Sonntagmorgen in der Kirchenbank sitzt.

ZUR PERSON Alexander von Wascinski ist Pastor der EmK in Deutschland. Seit 2007 arbeitet er als Referent für missionarische Jugendarbeit im Kinderund Jugendwerk der EmK in Süddeutschland in Stuttgart sowie als Sekretär des EMYC (Methodistischer Rat für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Europa).

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AUS DEM K ABINETT

Patrick Streiff: «Mein Auftrag ist, die Kirche so zu leiten, dass sie den Sendungsauftrag Jesu lebt.»

Nicht Gegensatz – nicht Gleichsetzung

Die EMK und das Reich Gottes Von Bischof Patrick Streiff

«Ich will nicht die Institution Kirche retten, sondern Reich Gottes bauen», sagte mir kürzlich jemand. Er sagte es mit einem leicht vorwurfsvollen Ton, als hätte die Kirchenleitung nur das Überleben der Institution Kirche

gensatz zwischen Kirche und Reich Gottes auf, als müsste man zwischen dem einen und dem anderen wählen. Ein solcher Gegensatz ist mir ebenso fremd wie die Identifikation als wäre Kirche schon Reich Gottes bzw. könnte oder müsste Kirche so sein wie das Reich Gottes.

zum Ziel.

Ich bin nicht schlagfertig genug gewesen, um ihm zu sagen: «Ja, das will ich auch, was meinst Du denn?» Mir geht es auch darum, Reich Gottes zu bauen. Ich weiss mich berufen, die Kirche so zu leiten, dass sie auf ihren Herrn, Jesus Christus, hört und seinen Sendungsauftrag in dieser Welt lebt. Kirchenleitung darf keinem Selbstzweck oder institutioneller Selbsterhaltung dienen. Ich möchte mit den Menschen die EMK aufbauen, um damit Reich Gottes zu bauen.

Ja, was meinst Du denn?

Die EMK ist ein Teil am Leib Christi

sind wir berufen, seinen Sendungsauftrag zu leben und damit am Reich Gottes zu bauen. Vielleicht werden Sie in den Nachrichten etwas hören über das Grundsatzdokument des Ökumenischen Rats der Kirchen zur Mission der Kirche.   Ich hoffe, Sie entdecken wieder neu, wie Sie in Ihrer EMK-Gemeinde die Gegenwart Christi zum Leuchten bringen und damit Reich Gottes bauen.

Teil des Ganzen Während sie dieses Heft in den Briefkasten erhalten, tagt die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Busan, Südkorea. Als Evangelisch-methodistische Kirche sind wir seit der Gründung Mitglied des ökumenischen Rats der Kirchen, weil wir unsere eigene Kirche nicht als die einzig wahre Kirche verstehen, sondern als einen Teil am Leib Christi. Und als Teil am Leib Christi

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM NOVEMBER Kein Gegensatz Im vorwurfsvollen Unterton meines Gegenübers, er wolle nicht die Institution Kirche retten, baut sich ein Ge-

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6.–21. Nov. Martin Methodist College, TN; Bischofsrat, Lake Junaluska; Connectional Table, Nashville 26.–29. Nov. Ungarn: Pastorenversammlung


THR aktuell Ausgabe 8

Inhalt Aktuell Einblick Druckfrisch Rückblick Liebe Leserin, lieber Leser Nachrichten Einladung Kontakt/Impressum/ Spendenkonto AKTUELL

Neuer Rektor

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Newsletter der Theologischen Hochschule Reutlingen

Staatl. anerkannte Fachhochschule der

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Oktober 2013

Evangelisch-methodistischen Kirche

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Am 1. Oktober übergab Prof. Dr. Jörg Barthel das Amt des Rektors der Theologischen Hochschule Reutlingen, das er sechs Jahre innehatte, seinem Nachfolger Prof. Dr. Roland Gebauer, der im Sommer 2013 vom Verwaltungsrat gewählt worden war. In die Amtszeit Barthels fallen zwei erfolgreich abgeschlossene Akkreditierungen: Die der Institution, die im Jahr 2010/11 durch den Wissenschaftsrat für außergewöhnliche zehn Jahre ausgesprochen wurde, und die der Studiengänge durch die Agentur AQAS im Jahr 2007/08. Die Reakkreditierung der Studiengänge im Jahr 2013/14 ist - wesentlich von Jörg Barthel - höchst professionell vorbereitet worden. In der ersten Phase der Amtsperiode hatte sich die Hochschule innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche im sogenannten Prioritätenprozess, mit dem gesamtkirchlich auf knapper werdende Mittel reagiert wurde, neu zu verorten. Gegen Ende der Amtszeit, im Frühjahr 2013, fand in der neuerbauten Reutlinger Stadthalle der unvergessliche EmKKongress statt, für den der Rektor im Namen der Hochschule die Hauptverantwortung trug. Barthel steht bei allen Gesprächspartnern - sei es die Kirche, seien es die ökumenischen Partner, die Wissenschaft oder die politische Verwaltung - in höchstem Ansehen, nicht zuletzt beim Kollegium innerhalb der Hochschule und bei den Studierenden, deren Zahl in den vergangenen Jahren stetig steigt. Am Montag, den 4. November, um 18.00 Uhr wird in einem öffentlichen Festakt vor allem die Kirche ihren Dank aussprechen und Gottes Segen wünschen. Jörg Barthel bleibt der Theologischen Hochschule Reutlingen und der Evangelischmethodistischen Kirche als Alttestamentler und theologischer Lehrer erhalten. Das Amt des Prorektors übernimmt Prof. Dr. Michael Nausner. Christof Voigt Ausgabe 8

Oktober 2013

Roland Gebauer zur Übernahme des Rektorats Knapp drei Wochen bin ich nun (zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrags) im Amt des Rektors der Theologischen Hochschule Reutlingen. Mein Leben hat sich dadurch spürbar verändert. Die Fülle der Arbeiten und Aufgaben hat deutlich zugenommen, entsprechend auch die zeitliche Beanspruchung. Und etwas ist dazu gekommen, das ich bisher so noch nicht kannte: „Chef“ zu sein, die letzte Verantwortung zu tragen, für viel mehr als bisher zuständig zu sein, ständig Entscheidungen treffen zu müssen und wegen allen möglichen Dingen gefragt zu werden. Und es ist noch etwas hinzugekommen: Freude an dieser Arbeit im Ganzen und an vielen Dingen im Einzelnen. Ich hoffe, es ist nicht nur der anfängliche Schwung einer neuen Aufgabe, sondern etwas, das tiefer verankert ist: die Freude, im Dienst am Reich Gottes an dieser Stelle und in dieser Funktion mitarbeiten zu dürfen. Das Studium der Theologie, also das Kerngeschäft der Theologischen Hochschule, ist bei aller Wissenschaftlichkeit ein geistliches Unternehmen – geht es doch um nicht weniger als das Nachdenken über den christlichen Glauben und seinen tragenden Inhalt (Gott in seiner Liebe zu uns Menschen) – mit dem Ziel, nicht nur für sich selbst hier klarer zu sehen, sondern auch anderen beim Sehen zu helfen beziehungsweise zum Sehen zu verhelfen. Freilich: Das kann kein Mensch aus eigener Kraft bewirken. Aber: Die Theologie hat hier eine besondere Verantwortung. Denn sie arbeitet an der fachlichen und persönlichen Kompetenz derer, die Gott in besonderer Weise in seinen Dienst nehmen will. Damit das auch durch die Theologische Hochschule weiterhin geschehen kann – in den vielfältigsten Weisen bis hin zum pastoralen Dienst in unserer Kirche –, muss sie als Institution gefördert werden. Darin besteht für mich die Herausforderung der neuen Aufgabe: in leitender Funktion daran mitzuwirken, dass theologische Lehre und Forschung als geistliche Bildung unter guten Rahmenbedingungen vonstatten gehen können. Es ist gut zu wissen, hier nicht allein zu stehen – weder im Blick auf Menschen, die mitwirken, noch im Blick auf Gott, an dessen Wirken alles hängt. Roland Gebauer Theologische Hochschule Reutlingen

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EINBLICK

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Pastor Christhard Elle, Bremerhaven

Das Studienjahr 2013/14 begann am Sonntag, den 6. Oktober, mit einem festlichen Abendgottesdienst in der Reutlinger Erlöserkirche. Pastor Christhard Elle aus Bremerhaven hielt eine Predigt über die abenteuerlichen Schiffsreisen des Apostels Paulus. Und als Mann von der Waterkant konnte er die Festgemeinde mit eigenen Erfahrungen beeindrucken: Der Wunsch nach Rückenwind - vielfach geäußert von einzelnen und ganzen Gemeinden - sei zwar allzu verständlich, doch Rückenwind garantiere keine zügige Fahrt. Wind, der schräg von vorne komme, den habe man zwar im Gesicht, doch das Segeln hart am Wind, das sorge für den richtigen Schwung nach vorne. Und dieses Bild gelte nicht nur für das Leben der Gläubigen und der Gemeinden, sondern eben auch für die neuen Studierenden: Eine ordentliche Brise halte das Schiff in Schwung.

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Die neu aufgenommenen Studierenden

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Fast alle der 24 neuen Studierenden konnten sich im Gottesdienst vorstellen. Ein herzliches Willkommen an der Theologischen Hochschule Reutlingen gilt: Markus Allenbach, Sarah Bach, André Luiz da Silva Elias, Till Eggers, Stephanie Frank, Hanna Grüner, Yanick Hediger, Philipp Heinrich, Sabrina Heinrich, Lea Hornberger, Sebastian Joos, Chae Bin Kim, Natascha Klar, Odette Kwache-Bauer, Hannah Luft, Philipp Markowis, Susanne Meister, Florian Pallasch, David Schwarz, Cody Strecker, Jan Vossloh, Marilyn Wild, Andreas Winkler, Lukas Wyser. Zwölf von ihnen stammen aus der Evangelisch-methodistischen Kirche. Neun von diesen zwölf sind von deutschsprachigen Konferenzen zum Studium empfohlen. Die anderen gehören Kirchen der EKD an, Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden, Freien evangelischen Gemeinden, der reformierten Kirche der Schweiz, der römisch-katholischen Kirche u.a. Einige fangen mit einem Bachelorstudium an, andere setzen ihr Studium im Master fort, einige sind zum Austausch da, andere sind Gaststudierende.

Theologische Hochschule Reutlingen

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Mit den 24 Neuen kann die Zahl von 17 Abgängern und Abgängerinnen im vergangenen Sommer mehr als ausgeglichen werden. Von diesen 17 sind sechs inzwischen im kirchlichen Dienst, sechs setzen ihre Studien an anderen Hochschulen fort, und vier studieren derzeit bei Partnerinstitutionen in den USA.

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Am Montag, 7.10., folgte dann die akademische Eröffnung mit einem Vortrag von Pastor Christoph Klaiber aus Pfullingen zu dem Thema „Ihr sollt vollkommen sein. Biblische und wesleyanische Zumutungen“. Klaibers fundierten und differenzierten Überlegungen lagen zwei herausfordernde Thesen zu Grunde: 1. „Ohne eine starke Lehre von der christlichen Vollkommenheit ist methodistische Theologie nicht denkbar“ und 2. „Ohne die Hoffnung auf und das Streben nach dieser Vollkommenheit wird methodistisches geistliches Leben tendenziell verkümmern“. Was christliche Vollkommenheit ist, fasste Klaiber in drei Formeln zusammen: 1. grundlegendes Vertrauen, 2. ungeteilte Pastor Christoph Klaiber Hingabe, 3. wachsendes Leben auf die Zukunft hin. Das diskussionsfreudige Publikum konnte diesen drei Punkten gut zustimmen, während doch Zweifel daran blieben, ob ausgerechnet der Ausdruck „Vollkommenheit“ (oder englisch perfection) das Gemeinte sinnfällig macht. Offen blieb, warum der dynamische Begriff „Heiligung“ den der „Vollkommenheit“ nicht zu erläutern oder sogar zu ersetzen vermag. Ein starker Einstieg in das Studienjahr: Man wird sich daran erinnern!

DRUCKFRISCH

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Christoph Klaiber: Von Gottes Geist verändert. Ursprung und Wirkung wesleyanischer Pneumatologie. Reutlinger Theologische Studien Band 8 (RTS - die Buchreihe der Theologischen Hochschule Reutlingen, Edition Ruprecht, Göttingen).

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Die berühmte Dining Hall des College

RÜCKBLICK

Oxford Institute Alle fünf Jahre findet im Christ Church College in Oxford das Oxford Institute of Methodist Theological Studies statt. Dort, wo einst John und Charles Wesley unterwegs waren - aber auch der Philosoph John Locke und viele andere Geistesgrößen -, versammelten sich auf Einladung des Weltrates methodistischer Kirchen Mitte August etwa 140 Methodisten und Methodistinnen aus allen Teilen der Welt, um Fragen aus sämtlichen Disziplinen der Theologie nachzugehen. Von der Theologischen Hochschule Reutlingen waren Ulrike Schuler, Michael Nausner und Christof Voigt dabei - genau wie beim vorhergehenden Oxford Institute. Die wissenschaftliche Arbeit geschah in zehn Plenarsitzungen mit anspruchsvollen Vorträgen, die auch nach geographischen Gesichtspunkten vergeben worden waren, und in sechs Arbeitsgruppen, die sich zehnmal zu mehrstündigen Sitzungen für Vorträge und Diskussionen zusammenfanden. Nicht zu übersehen ist, dass das Gewicht der Kirche sich zunehmend in den Süden und den Osten des Globus verschiebt und dass sich damit auch die theologischen Fragen verändern. Schon die Schlagworte des Hauptthemas „…eine Welt jenseits des Christentums“ lassen ahnen, dass das interreligiöse Gespräch einen Schwerpunkt ausmachte, der von einer gelebten Praxis her angegangen wurde (etwa durch die Frage: „Teilen wir unseren Raum mit Menschen anderer Religionen?“). Wem das Vorrecht zuteil wird, an diesem Institute teilnehmen zu dürfen, der ist dankbar für viele herzliche Begegnungen und die Erfahrung, dass der Methodismus in Geschichte und Gegenwart eine bedeutende Größe ist und die Welt weiterhin zum Besseren verändert.

Das College und seine Meadows an der Themse

Die Teilnehmer aus Deutschland auf dem Rückweg

Liebe Leserin, lieber Leser des Newsletters der Theologischen Hochschule Reutlingen, in der Theologischen Hochschule Reutlingen passiert viel mehr, als wir in dieser achten Ausgabe des Newsletters berichten können! Der Rektorenwechsel zieht seine Kreise und zunächst einmal eine Sichtung und Anpassung der Aufgabenverteilung nach sich. Der Sommer war noch mehr als die übrige Zeit des Jahres erfüllt von der Gestaltung von und Teilnahme an Tagungen in der halben Welt. Und vor Ort geschieht die erfüllende Arbeit in den Lehrveranstaltungen und den Begegnungen mit den alten und den neuen Studierenden, im Lesen und Hören, im Denken und Schreiben, im Diskutieren und gemeinsamen Leben. Die THR ist ein Teil der großen Mission Gottes in der Welt: Offenheit und Aufmerksamkeit für Menschen aus aller Welt, für Themen, die auf der Straße liegen, und für solche, die uns aus Denkerstuben aufgegeben sind, und für das Wirken des Heiligen Geistes sind ihre Kennzeichen. Die Theologische Hochschule Reutlingen dankt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, herzlich für jede Art von Verbundenheit: Für Ihre persönlichen Besuche in Reutlingen, für Ihr regelmäßiges Beten in der Ferne, für Ihre finanzielle Unterstützung! Ihr Christof Voigt

Dieser Newsletter kann auch auf der homepage www.th-reutlingen.de gelesen werden.

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» KONTAKT

NACHRICHTEN

» Mitte Oktober hat Roland Gebauer für die THR

und ihre freikirchlichen Partnerinnen wieder am ­Fakultätentag (Versammlung von Fakultäten und Instituten für evangelische Theologie) teilgenommen. Es gilt aufmerksam zu sein auf neueste politische Entwicklungen und ggfs. aufmerksam zu machen auf Veränderungen im theologischen Studium im Weltmaßstab.

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Im Sommer 2013 fand eine überkonfessionelle Studienreise zur Willow Creek Community Church in Chicago/USA statt. Von der THR waren unter Leitung von Achim Härtner drei Studierende dabei. Auf dem Programm standen Begegnungen in der Mega-Gemeinde, die Teilnahme an einem Kongress für Führungskräfte und Gesprächsrunden zu theologischen Fragen.

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» Am 23./24. September 2013 fand in Bethlehem/

Pennsylvania das zweite Treffen des Dialogs von United Methodist Church und Moravian Church (Herrnhuter Brüderunität) in Nordamerika statt. Ziel des Dialogs ist die volle Kirchengemeinschaft, die in Deutschland bereits besteht. Ulrike Schuler nimmt an diesem Dialog teil, der im März 2014 fortgesetzt wird.

» Mitte September hat die Tagung des Weltrates

Methodistischer Kirchen in London stattgefunden. In Gegenwart von Bischöfin Rosemarie Wenner und Missionssekretär Frank Aichele hat Ulrike Schuler einen Bericht über ihre Aktivitäten zur Bildung kontinentaler Netzwerke für die methodistische historische Forschung gegeben.

Fresh Expressions of Church: Das ist in Großbritannien eine ökumenisch geprägte Initiative, die von mehr als 2.500 Gemeindeneugründungen berichtet. Als Vertreter der Steuerungsgruppe von Fresh X Deutschland unterzeichneten Achim Härtner und Reinhold Krebs (ejw Stuttgart) mit John Drane („Mission-shaped Ministry“) in London ein internationales Partnerschaftsabkommen.

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Am 28.7. wurden die Gebäude der THR von e­ inem schweren Unwetter getroffen. Der wie ein Güterzug herantrommelnde Hagel zerschlug Scheiben, Rolläden und einen Teil das Daches, eine ­Platane stürzte um. Entschlossenes gemeinschaft­ liches Handeln und schnelle Entscheidungen erleichterten die Renovierungsarbeiten. Die Schäden in einer sechsstelligen Summe sind offenbar weitgehend durch Versicherungen gedeckt. HERZLICHE EINLADUNG

» Am 4.11. um 18.00 Uhr findet in der Aula der

THR ein öffentlicher Festakt zum Rektorenwechsel statt.

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Kontaktpersonen für den Freundeskreis sind: In Deutschland: Prof. Dr. Roland Gebauer, Ganghoferstr. 40, D-72764 Reutlingen, Telefon: 07121 2672678, E-Mail: roland.gebauer@emk.de In der Schweiz: Pfarrer Serge Frutiger, Rosengasse 9, CH-3250 Lyss, Telefon: 032 3841194, E-Mail: frutiger@emk-schweiz.ch In Österreich: Superintendent Lothar Pöll, Sechshauserstr. 56, A-1150 Wien, Telefon: 01 6045347, E-Mail: lothar.poell@emk.at

» IMPRESSUM Christof Voigt Friedrich-Ebert-Straße 31 72762 Reutlingen. Fotos: THR, EmK, privat. Gestaltung: www.mees-zacke.de

» SPENDENKONTO

Die Daten der Ringvorlesung des studium generale der drei Reutlinger Hochschulen zum Thema Diversität, Inklusion und Gestaltung unserer Gesellschaft werden aktuell auf den websites bekanntgegeben.

»

Postscheck Zürich: 80-9 904-3

Am 20.11.2013 findet der Studieninformationstag für Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Kursstufe statt. In der Zeit von 10.15 bis 11.50 Uhr und von 14.15 bis 15.50 Uhr können Lehrveranstaltungen besucht werden, die übrige Zeit ist Informationsveranstaltungen über das Studium an der Hochschule und das Leben auf dem Campus vorbehalten. Theologische Hochschule Reutlingen

Stets zugänglich und aktuell ist die Homepage www.th-reutlingen.de. Dort finden Sie auch diesen Newsletter.

Für Spenden, mit denen Sie uns unterstützen wollen, danken wir herzlich. Es stehen Ihnen folgende Konten zur Verfügung: Kreissparkasse Reutlingen (BLZ 640 500 00), Konto: 2 097-0 IBAN: DE10 6405 0000 0000 0209 70 SWIFT-BIC: SOLADES1REU

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Kontakt mit der Theologischen ­Hochschule nehmen Sie ganz ­ einfach auf: Per Post (Theologische Hochschule Reutlingen, Friedrich-­ Ebert-Str. 31, 72762 Reutlingen), per Mail sekretariat@th-reutlingen.de oder per Telefon (das Sekretariat ­ 07121 9259-0 leitet Sie weiter).

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NACHRUF

Verstorben Myrta Hold (95) Zürich Ost am 12.4.2013

Hans Strickler mit seiner Frau Magdalena

Zum Tod von Hans Strickler (28.2.1924–28.9.2013)

Tiefer Glaube und theologischer Wissensdrang Hans Strickler wurde am 28. Februar 1924 in Rorbas (ZH) geboren, wo er auch die Schule besuchte und den Beruf des Töpfers erlernte. Mit 19 Jahren erlebte er eine klare Hinkehr zum gnädigen und vergebenden Gott in Jesus Christus. Ein Jahr später folgte der Ruf ins Predigtamt der Evangelisch-methodistischen Kirche.   An der Theologischen Fakultät der Universität Basel und dem Seminar der Basler Mission studierte er unter anderem bei Theophil Spörri, Ernst Schick und Karl Barth. Die intensive Auseinandersetzung mit theologischen Fragen hat Hans Strickler seither und bis ins Alter begleitet, wohl wissend: «Was Gott ist, wird in Ewigkeit kein Mensch ergründen – doch will er treu sich allezeit mit uns verbünden.» (K.F.Meyer)   Im Jahr 1951 heiratete er Magdalena Frischknecht. Dem Paar wurden ein Sohn und eine Tochter geschenkt. Gemeinsam mit seiner Frau versah Hans Strickler seinen Dienst als Pfarrer der EMK auf den Bezirken Rupperswil, Davos, Birsfelden, Bern-Villette, als Distriktsvorsteher des

Zürcher Distrikts und zuletzt in Niederuzwil. Im Jahr 2000 zog er mit seiner Frau von St. Gallen nach Thun, um näher bei den Angehörigen sein zu können.   Nebst seinem Einsatz in schwierigsten Aufgaben in der Kirche, war er ein begnadeter Seelsorger und auch in der Öffentlichkeit gefordert. So hielt er zum Beispiel die Trauerfeier für Carl Lutz, der Mitglied seiner EMK Gemeinde in Bern gewesen war und in Ungarn während der Naziherrschaft tausende Juden gerettet hatte.   In seinen letzten Lebensjahren hat sich Hans Strickler intensiv mit dem Werk des Theologen und Philosophen Sören Kierkegaard und dem Gedankengut des Theologen und Tiefenpsychologen Eugen Drewermann auseinandergesetzt. In seinem Lebenslauf schreibt er: «Dabei ging es mir immer um ein schrift- und zeitgemässes Verständnis des Evangeliums und um einen persönlichen, vertiefenden Glauben an Jesus Christus.» Im diesem Glauben an den gnadenreichen Gott ist Hans Strickler am 28. September 2013 gestorben.

Verena Müller (88) Staffelbach am 6.7.2013 Hedwig Hafner-Müller (88) Region Schaffhausen am 8.9.2013 Elly Garz (74) Interlaken am 10.9.2013 Franz Bouvard (76) Zürich Ost am 14.9.2013 Dora Bachmann (86) Lausanne am 14.9.2013 Ernst Bieri-Lehner (84) Thun am 20.9.2013 Flora Etter (98) Rothrist am 21.9.2013 Irma Schneider (86) Basel Kleinbasel am 25.9.2013 Peter Thomet (89) Bern am 27.9.2013 Hans Strickler (89) EMK Schweiz am 28.9.2013 Maria Quero (82) Zürich-Altstetten am 6.10.2013

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CONNEXIO

Arbeitsfelder: Flüchtlingskinder erhalten Maisbrei, Krankenhäuser bieten medizinische Unterstützung für eine ganze ganze Region.

Daria und Roman Hofer berichten aus ihrer Arbeit

«Mission ist nie allein unser Werk» Von Daria und Roman Hofer, Lubumbashi

Es ist Montagnachmittag und ein etwa 40-jähriger Mann mit einer klaffenden Wunde an der Stirn wurde soeben ins Spital Samuteb Memorial in Musumba (Kapanga) eingeliefert. Er wurde von seinem Dorf 80 km weit mit dem Motorrad ins Spital der Methodistenkirche gefahren.

Der Mann hatte Ambitionen, Dorfchef zu werden. Ein anderer Dorfbewohner war damit überhaupt nicht einverstanden. Leider hatten die beiden bereits einiges getrunken und gingen ziemlich alkoholisiert mit Macheten aufeinander los. Die Macheten leisteten «gute» Arbeit. Sogar der Schädel unseres selbsternannten Dorfchefs war frakturiert. Oft betrunken Der diensthabende Arzt Dr. Faby machte sich mit einem leichten Seufzer sogleich ans Desinfizieren und Vernähen. Er meinte, solche Fälle kommen häufig vor. Ein Grossteil der Dorfbevölkerung hat keine Arbeit, vertreibt sich die Zeit mit selbstgebrautem Alkohol und drischt sich ab und zu die Köpfe ein. Aber auch sol-

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che Leute haben ein Recht auf eine Behandlung.   Im Kongo herrscht eine grosse Not. Die politische Situation ist in vielen Landesteilen noch sehr instabil. Die Korruption zieht sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Sollte jemand erfolgreicher sein als die anderen oder unerwartet einen Schicksalsschlag erleiden, so hat das mit «Hexerei» zu tun. In alledem versucht die Methodistenkirche (Eglise Methodiste Unie), ein Licht im Dunkeln zu sein durch vielfältige Engagements im Bereich Gesundheit, Bildung, Entwicklung. Schulen und begleiten Wir sind nun seit sechs Monaten im Auftrag von Connexio, der PacificNorthwest Conference (in den USA) und UMCOR in Lubumbashi in der Demokratischen Republik Kongo. Romans Aufgabengebiete sind die Begleitung der von Connexio und Pacific-Northwest Conference finanzierten Projekte, Schulung und Unterstützung der lokalen Projektleiter der Methodistenkirche im Bereich Projektmanagement und Finanzen sowie Mitarbeit bei der Programmentwicklung. Daria arbeitet als technische As-

sistentin des Gesundheitskommittees der Methodistenkirche des Südkongos. Wir werden insgesamt für vier Jahre im Kongo tätig sein. Entscheidungen treffen Bis jetzt versuchten wir vor allem die Trockenzeit für Reisen ins Landesinnere zu nutzen und so viele Projekte und Menschen wie möglich kennen zu lernen. Einiges ist toll und läuft gut. Aber einiges ist auch gar nicht so, wie wir es uns erhofften. Wie geht man nun damit um? An den Pranger stellen und Schuldige suchen? Oder vielleicht eher Verständnis zeigen und Regeln setzen, um in Zukunft eine Verbesserung der Situation zu bewirken? Das ist eine Herausforderung für uns. An manchen Tagen sind wir voll Tatendrang und wollen alles besser machen. Dann gibt es Tage, an denen wir am liebsten aufgeben, unsere Koffer packen und ins Flugzeug zurück in die Schweiz steigen würden. Flüchtlingen helfen Donnerstagmittag in Kilobelobe, einem Vorort von Lubumbashi. Ungefähr 70 Kinder sind in der brütenden Hitze unter einem Holzgerüst mit Plastikplanen versammelt. Zusam-


CONNEXIO

Unterstützung: Daria und Roman Hofer sind mit ihrer Tochter Jael seit Anfang März in der Demokratischen Republik Kongo.

men mit ihren Müttern sind sie vor Kurzem in Lubumbashi angekommen. Hinter ihnen liegt ein langer Weg voller Angst und Entbehrung. Sie sind vor den Rebellen im Nordosten der Provinz Katanga geflüchtet. Die Väter wurden wahrscheinlich ermordet.   Das Holzgerüst ist eine provisorische Kirche und Methodistenpfarrerin Astrid hat zusammen mit dem lokalen Frauennetzwerk, den Mamas Kipendano, ein Ernährungs- und Evangelisationsprojekt gestartet. Unter den «Flüchtlingen» gibt es viele unter- und mangelernährte Kinder. Diese Kinder erhalten drei Mal pro Woche Maisbrei. Jede Familie kriegt ausserdem pro Woche einen Sack Seifenpulver, den sie für die Kleiderwäsche und persönliche Hygiene verwenden können.

Maisbrei und Seifenpulver Nachhaltig arbeiten In den paar Monaten, die wir hier sind, haben wir gemerkt, wie wichtig es ist, bestehende Strukturen zu stärken. Es gibt viele gut gemeinte Privatinitiativen aus Amerika und Europa

für die Verbesserung der Lebensumstände der lokalen Bevölkerung. Doch leider ist die Nachhaltigkeit eines Projektes ohne Verankerung in einer lokalen Struktur wie der Kirche sehr schwer zu gewährleisten. Unser Eindruck ist: Wenn lokale Kirchenmitarbeiter geschult und befähigt werden, können solche Initiativen innerhalb der Dienste der Kirche umgesetzt werden. Wenn es darum geht, Aufgaben zu übernehmen, versuchen wir uns zurück zu halten und eher in der zweiten Reihe zu stehen. Indem wir die Kompetenzen der lokalen Mitarbei-

tenden fördern, wollen wir uns mittelfristig überflüssig machen. Gott vertrauen Uns hilft der Gedanke, dass vor uns schon viele «Missionare» in der gleichen Situation waren und es auch irgendwie überlebt haben. Auch versuchen wir nicht zu vergessen, dass Gott uns auch in diesen Verhältnissen beisteht, auch wenn wir es nicht immer spüren. Denn Mission ist nie alleine unser Werk: Gott selbst handelt in seiner Schöpfung, und die Christen beteiligen sich nur daran.

DIE EMK IN DER DR KONGO Die kongolesische EMK ist mit mehr als einer Million Mitgliedern eine der grössten protestantischen Kirchen des Landes. Sie ist aufgeteilt in vier Diözesen: Nord-Katanga, Zentralkongo, Südkongo und Ostkongo.   Trotz seines Rohstoffreichtums zählt die Demokratische Republik Kongo, bedingt durch jahrzehntelange Ausbeutung und jahrelange Kriege, heute zu den ärmsten Ländern der Welt. Eine staatliche Infrastruktur ist kaum vorhanden, wes-

halb die Menschen auf die sozialen und Gesundheitsdienste der EMK und anderer Organisationen angewiesen sind. Der Einsatz von Daria und Roman Hofer soll diese Arbeit fördern.   Connexio unterstützt die EMK im Kongo mit jährlich CHF 250 000.-

www.connexio.ch Tel. 044 299 30 70 PC-Konto 87-537056-0

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UMSCHAU

Zugewandt: Missionaler Gemeindebau heisst, Begegnung wagen und zur Mission befähigen.

Missionaler Gemeindebau an der Lenk

Begegnung ist immer ein Wagnis Von Samuel Humm

«Dich brauchen wir.» Die klaren Worte wurden unterstützt mit einem aufmunternden Blick. Wir sitzen zusammen im Hirschen-Pub, wo wir einfach einmal

Christen die Sehnsucht aus, sich bedeutungsvoll und ganzheitlich an der Mission Gottes im Hier und Jetzt zu beteiligen und sich durch ihn radikal senden zu lassen – in die Welt um sie herum, in der Gott noch nicht bekannt ist.

abgemacht hatten. Ich, der Pfarrer in Flipflops, kurzen Hosen und schlecht rasiert. Er, «Bhüetzer», Vater und Leiter einer Jugendriege. Was in einem Smalltalk-Gespräch anfing, endete in einer konkreten Anfrage.

Als EMK Lenk sind wir seit gut einem Jahr auf dem Weg. Auf dem Weg, die Sensibilisierung und Förderung des missionalen Gemeindebaus voranzutreiben. Missional steht für einen entscheidenden Wandel unseres Verständnisses von Kirche. Gottes Mission Als Volk eines missionarischen Gottes ist uns der Auftrag anvertraut, an der Welt in gleicher Weise teilzuhaben, wie er es tut – durch die Hingabe an seinen Auftrag, seine Botschafter zu sein. «Missional» heisst, die Menschen so zu sehen, wie Gott sie sieht und sich aktiv daran zu beteiligen, diese zu erreichen. Mit dem Begriff «missional» drücken postmoderne

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Gesellschaft verändern Wir wollen das Bewusstsein fördern, dass Gemeinde dort stattfindet, wo Menschen ihren Glauben im Alltag in Wort und Tat leben. So werden wir die Gesellschaft um uns herum prägen und verändern können. Wir verabschieden uns von einem Gemeindeverständnis, bei dem der Gottesdienst das Zentrum ist, um das sich alles dreht. Das Ziel ist nicht zahlenmässiges Wachstum der Gemeinde, sondern die Prägung und Veränderung der Gesellschaft. Pfarrer macht Sport Was hab ich mir im vergangenen Jahr oft den Kopf zerbrochen, bei welchem Dorfverein ich anfragen soll, ob ich mitmachen könne! Wer will schon den Pfarrer im eigenen Verein haben? Und dann noch der Freikirchen-Pfarrer. Das sind ja eh die Extrem-Gläubigen. Mich schreckte die Vorstellung, mit abgesagten Hosen dazustehen. Darum

wehrte ich mich stets ein bisschen, in der Vereinssuche konkret zu werden. Doch nach dem eingangs erzählten Gespräch ging ich verändert nach Hause. Erstaunt und glücklich darüber, dass der Turnverein mich, den Pfarrer, anfragt, um wöchentlich mit knapp 40 jungen Lenkern Sport zu treiben. Erstaunt über die Geduld Gottes mit mir. Und schliesslich erstaunt über meinen Kleinglauben und unnötige Sorge. Dran bleiben «Also 40 Erwachsene müssen sich schon anmelden!» Die Aussage des Mitorganisators, bei den Vorbereitungen für das erste Quartierfest war deutlich. Er wohnt in der Nachbarschaft des Löwenzentrums. «Ich bin der Meinung, dass wir das Fest durchführen sollten, egal wie viele Anmeldungen kommen», entgegnete ich. Wir einigten uns dann auf 30 Anmeldungen. Über ein halbes-Jahr Vorbereitungen, Gespräche und Abklärungen lagen hinter uns. Das Rahmenprogramm stand, das Datum ebenfalls. Die Einladungen waren draussen. Ziel des Festes war es, die näheren und weiteren Nachbarn des Löwenzentrums besser kennen zu lernen. Wir


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Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

wollten Beziehungen fördern und Begegnungen ermöglichen. Rund 70 Personen hätten sich anmelden können. Nur zehn haben sich angemeldet. Unsere Enttäuschung war gross. Als wir den angemeldeten Personen sagten, dass das Fest nicht stattfindet, kamen wir in Erklärungsnotstand. Trotz des Misserfolges haben wir uns vorgenommen, im nächsten Jahr nochmals einen Anlauf zu nehmen. Bis dahin wollen wir die nachbarschaftlichen Beziehungen pflegen. Gespräche führen und in einer offenen, respektvollen und geduldigen Art selbst Nachbar sein. Gottes Liebe prägt Nicht be- und verurteilen. Den Mitmenschen auf derselben Augenhöhe begegnen. Begegnungen schaffen, fördern und Personen für Begegnungen freisetzen. Das haben wir uns als EMK Lenk vorgenommen. Die Gesellschaft der Lenk mit dem Evangelium prägen. Nur Dinge und Menschen prägen uns, denen wir oft begegnen. Darum wollen wir als Gemeinschaft und als einzelne Begegnungen wagen. Begegnungen mit sich selbst, den Mitmenschen und Gott. Wir wollen uns die Sicht Gottes schenken lassen, da-

mit wir sehen, wie unser Vater die Menschen im Tal sieht. Menschen wie du und ich. Menschen mit Fragen und (Teil) Antworten. Menschen mit Sehnsüchten, Träumen, Wünschen… Menschen, die anpacken können. Menschen, die zusammenhalten und treu sind. Menschen, die sich wehren, kommt einer der ihrigen «drunter». Menschen, die sich nach ihrer Leistung beurteilen. Menschen, denen es besser geht, wenn es den andern schlechter geht … und ich bin Teil dieser Gesellschaft. Wir als Gemeinde sind Teil dieser Gesellschaft. Und wir haben uns vorgenommen, diese Gesellschaft mit dem Evangelium zu prägen.   Das bedeutet, wir selbst wollen uns stets der Liebe Gottes in seiner Zuwendung, Vergebung, Wertschätzung und bedingungslosen Annahme ausliefern. Die Liebe Gottes soll uns prägen. Im Ringen darum, was hier der beste Weg sei, kamen wir auf das Projekt «Die 3 Farben deiner Spiritualität». Dort geht es um den persönlichen Zugang zu Gott. Die Menschen in der EMK Lenk sollen befähigt, bevollmächtigt, autorisiert und gesendet sein, als Missionare und Missionarinnen an der Lenk tätig zu sein.

Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Roland Rösti Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 12/2013: 13.11.13 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,7 A.Ströbel, pixelio.de S.2 Mester, gemeindebrief.de S.3,12 KuW S.3 LesScholz, photoXpress.com S.4-5,8,10,13-17,18,19 zVg S.18 nighthawk7, sxc.hu S.22 Berchtesgaden, photoXpress.com S.23 M.Müller, pixelio.de S.24 nuedeli, pixelio.de moha-sh, flickr.com

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Kernelement: Gebet ist für den Glaubenskurs zentral – allein oder gemeinsam beim «Fischernetz-Gebet».

Letzte Vorbereitungen für das LiFe-Seminar in Tann-Rüti

Einladen zu einem Leben in Fülle Von Stefan Zürcher

Uns miteinander auf eine Reise ins Land des Glaubens zu machen – dazu lädt die EMK-Gemeinde Tann-Rüti im November und Dezember Freunde und Bekannte ein. LiFe heisst dieses Seminar.

LiFe ist die Abkürzung für «Leben in Fülle entdecken» (Joh 10,10). Einführende Referate und persönliche Erlebnisberichte zu den Themen nehmen Fragen auf, die wohl viele Menschen in irgendeiner Form beschäftigen, und sollen Impulse für das Gespräch geben: Wie können wir glücklich werden? Warum lässt Gott das zu? Was ist der Sinn des Lebens? Das Geschenk Gottes entdecken! Leben in neuen Dimensionen! Auch der Blick in die Bibel gehört dazu, um zu hören, was jene Menschen, die diese Texte aufgeschrieben haben, mit Gott erlebt, vom Leben in Fülle entdeckt und uns heute zu erzählen haben. Vor allem persönlich Es gehört zum Konzept des LiFe-Seminars, dass die fünf Abende im Sääli eines gemütlichen Restaurants stattfinden. Ebenfalls, dass persönlich ein-

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geladen wird, und dass die Teilnehmenden von den Einladenden an die Abende selbst und auch in der Zeit dazwischen und nachher begleitet werden. Eine Umfrage sagt, dass 79% der befragten Christen durch Freunde und Bekannte zum Glauben kamen. Darum sind Beziehungen und die persönlichen Gespräche, die sich daraus ergeben, ein Kernelement.

Beziehungen und persönliche Gespräche Klar evangelistisch LiFe ist vor etwa 12 Jahren im christlichen Zentrum Buchegg in Zürich entwickelt worden und wird inzwischen von Gemeinden aus verschiedensten Denominationen durchgeführt – mit dem Ziel, Menschen auf ihrem Weg in die Nachfolge Jesu Christi zu begleiten.   LiFe ist ein evangelistisches Gefäss. Wir wollen unsere Gäste auf eine Entdeckungsreise mitnehmen, auf eine Reise ins Land des Glaubens, weil wir selbst dort überfliessendes Leben gefunden haben. Wir hoffen, auf dieser Reise zusammen mit ihnen die Schönheit und Faszination dieses

Landes zu entdecken. Wir hoffen, mit ihnen zu entdecken: Dieses Land, auch wenn es uns vielleicht fremd vorkommt, ist ja unser Heimatland, hier sind wir wirklich zu Hause! Wir möchten ihnen Lust zum Glauben machen. Ja sagen können Das Reiseziel ist also «Glauben». Glauben aber ist mehr als Wissen und Fürwahrhalten. «Glaube» meint vor allem «Vertrauen». Eine Reise ins Land des Glaubens ist darum eine Einübung ins Vertrauen. Vertrauen heisst: Ich verlasse mich, wage mich heraus, lasse mich los und verlasse mich auf Gott. Zum Vertrauen gehört der Mut zum Risiko. Ich setze mich selbst aufs Spiel. Darum ist es eine Abenteuerreise.   Allerdings, Vertrauen kann man nicht erzwingen. Dass Gott einem Menschen nahe kommt, sich ihm als vertrauenswürdig erweist, das hat niemand von uns in der Hand. Der Glaube ist ein Geschenk. Nicht wir greifen nach Gott. Er greift nach uns. Aber wir sind überzeugt: Wenn wir ihn erwarten, uns nach ihm ausstrecken, dann kann es früher oder später passieren, dass wir zu unserer


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Überraschung entdecken: Ich kann ja glauben! Ich glaube! Wer an diesen Abenden erlebt, wie Gott seine Hand nach ihm ausstreckt, hat am vierten Abend die Möglichkeit, in einem Gebet diese Hand zu ergreifen und Ja zu einem Leben in der Nachfolge Jesu zu sagen.

Die Hand Gottes ergreifen Gut vorbereitet Vor etwa einem Jahr begannen wir als Gemeindeleitung, uns mit dem LiFeSeminar auseinander zu setzen. Dazu gehörte unter anderem der Besuch einer dreitägigen «MultiplikatorenSchulung», in der uns die Vision des Seminars und alle zur Verfügung stehenden Hilfsmittel wie PowerpointPräsentationen, Schulungseinheiten für die Gemeinde, Flyer usw. vorgestellt wurde. Im Frühjahr begannen wir mit der Information und Motivation unserer Gemeindeglieder. Regelmässige schriftliche und mündliche Mitteilungen sowie Predigtreihen halfen uns, die Vision und das Ziel von LiFe zu vermitteln. Es folgten zwei Schulungsabende zu den The-

men «Begleitperson werden» und «Fischernetz-Gebet», weil die Pflege der Beziehungen mit unseren Freunden und Bekannten sowie das Gebet in LiFe Kernelemente sind. Wir ermunterten, bestehende Kontakte weiter zu pflegen, neue Beziehungen zu suchenden Menschen zu knüpfen, für sie zu beten, sie – wenn es dran ist – ins LiFe-Seminar einzuladen und dann dahin zu begleiten.   Im «Fischernetz-Gebet», zu dem wir uns seit den Sommerferien 14-täglich treffen, begleiten wir betend alle Vorbereitungen und beten gezielt für die Menschen, die wir noch einladen oder bereits eingeladen haben. So verbinden wir uns und das, was wir tun, mit Gott, der allein Glaube schenken kann. Weil wir uns bewusst sind, dass der Schritt in die Nachfolge Jesu erst der Anfang der Reise im Land des Glaubens ist und sie alleine nicht gelingen kann, arbeiten wir gezielt mit Hauskreisen zusammen.

wir sie dort abholen, wo sie jetzt sind? Machen sie einen Schritt?   Wir freuen uns riesig, wenn Teilnehmende den Schritt in die Nachfolge wagen. Und wir freuen uns ebenso riesig, wenn sie auf dem langen Weg davor ein Stück in Richtung Glauben gehen. Wir wollen sie mitnehmen auf die Reise ins Land des Glaubens, aber sie auf ihrem Weg in ihrem Tempo begleiten in der Überzeugung: Genau da ist Gott.

Erwartungsvoll Bald ist es soweit! Wir sind gespannt auf die Abende. Wer lässt sich einladen? Was bewegt sie, teilzunehmen? Wo stehen sie? Hören wir die Fragen heraus, die sie beschäftigen? Können

Infos zum Seminar finden sich auch unter:

LIFE-SEMINAR

www.life-evangelisation.ch www.life-seminar.ch

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Kirche und Welt

11/2013 Nr. 6/2013

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UMSCHAU

Burnout-Gefährdungen erkennen

«Auch sein Glaube beginnt zu wackeln» Von Peter von Känel

Bruno Meier arbeitet ehrenamtlich in der Kirche. Seine Aufgaben erledigte

das kirchliche Umfeld eine Rolle. Auch Menschen, die ehren- oder hauptamtlich in der Kirche arbeiten, sind gefährdet auszubrennen.

er bisher immer gewissenhaft, er war auch bereit sich für Zusätzliches einzusetzen. Denn für das Reich Gottes ist man doch immer im Dienst, oder?

Herr Meier ist einsatzfreudig und kann schlecht nein sagen. Es fällt ihm immer wieder schwer sich abzugrenzen. Auch wenn ihn andere kritisieren, scheint ihm dies nichts auszumachen. Aber seit einiger Zeit fühlt er sich nicht mehr motiviert. Seine Aufgaben belasten ihn zunehmend. In der Nacht wacht er immer wieder auf. Auch sein Glaube trägt ihn nicht mehr wie bisher. Vielschichtige Faktoren Das Beispiel von Bruno Meier zeigt, wie jemand zunehmend gefährdet sein kann auszubrennen. Die Einflüsse sind vielschichtig, fliessen ineinander über und können so zur Belastung werden. Dabei spielen die Persönlichkeit, der Arbeitsplatz und

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Vermeintlich unersetzlich Belastungen können von der Persönlichkeit ausgehen wie sie auch Herr Meier erlebt. Eine häufige Gefährdung ist die mangelnde Selbstabgrenzung. Man ist idealistisch, setzt sich als der «gute« Helfer unnötig unter Druck und ist mit seiner Arbeit nie zufrieden. Eugen Roth bringt diese Problematik in einem Vierzeiler treffend auf den Punkt: «Ein Mensch sagt und ist stolz darauf – er geh' in seinen Pflichten auf. Bald aber, nicht mehr ganz so munter, geht er in seinen Pflichten unter.»   Eine vermeintliche Unersetzlichkeit kann dazu verleiten, verschiedene Aufgaben begeistert anzunehmen – vielleicht auch, weil diese einem schmeicheln. Jedoch sind mit jeder zusätzlichen Aufgabe auch Belastungen verbunden, denen man sich aussetzt und die das persönliche Gleichgewicht beeinflussen. Wenn

dann die eigene Persönlichkeit für Erfolge und Misserfolge alleine die Verantwortung übernimmt und die jeweils herrschenden Umstände nicht auch berücksichtigt werden, nimmt die Gefährdung zu. So haben Persönlichkeiten wie Herr Meier mit ihrem hohen Ethos Mühe, eigene Grenzen zu akzeptieren, und sind vielfach perfektionistisch.

Die Zeit für Beziehungen fehlt Berufliche Belastungen Bruno Meier ist aber auch mit Belastungen konfrontiert, die von aussen her kommen. Sie zeigen sich in Bereichen des familiären Umfeldes wie Partnerschaft, Familie und Freundeskreis. Oft fehlt ihm die Zeit, um diese Beziehungen zu pflegen, was zusätzlichen negativen Druck erzeugen kann.   Äussere Belastungen können auch im beruflichen Umfeld auftreten. Sie können von Kunden ausgehen, wo es nicht gelingt ihre Erwartungen und


UMSCHAU

Ausgebrannt: Persönliche Faktoren spielen zusammen mit Einflüssen aus dem familiären, beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld.

Wünsche zu erfüllen. Aber auch unter den Mitarbeitenden kann Rivalität und Neid das Arbeitsklima negativ beeinflussen. Erst recht belastet der fehlende Erfolg in der eigenen Arbeit. Auch das Verhältnis zu Vorgesetzten und die Art der Rückmeldungen für die geleistete Arbeit können belastend sein. Ganz zu schweigen von Kompetenzen, die nicht geregelt sind.

Fehlender Erfolg belastet Kirchliche Ideale Als ehrenamtlicher Mitarbeiter ist Bruno Meier zusätzlichen Belastungen ausgesetzt, die typischerweise aus folgenden Bedingungen entstehen: die Kirchenbindung der Menschen nimmt ab und Kirche, Theologie und kirchliche Arbeit verlieren an Bedeutung. Das führt zu mangelnder Anerkennung kirchlichen Handelns durch die Gesellschaft. Auf der anderen Seite wird in der Kirche ein harmonisches Zusammensein oft überbe-

wertet, weshalb Aggression, Stärke und Wettbewerb negativ gewertet werden.   Es ist schwierig für Herrn Meier und andere Mitarbeitende in der Kirche, das richtige Mass zwischen Arbeit und Privatem zu finden und Grenzen für sich persönlich zu setzen. Denn wenn zwischen kirchlichem Engagement und Auftrag einerseits und den eigenen Bedürfnissen andererseits ein Konflikt entsteht, tragen kirchliche Ideale wie das protestantische Arbeitsethos dazu bei, dass die eigenen Bedürfnisse oft zurückgesetzt werden – sehr zum Schaden der betroffenen Person. Auswege finden Eine Burnout-Gefährdung, wie sie Bruno Meier erlebt, muss nicht in ein Burnout führen. In einem nächsten Artikel werde ich einige Schritte aufzeigen, was im Vorfeld eines Burnouts unternommen werden kann.

ZUR PERSON Peter von Känel ist Pfarrer der EMK in Burgdorf-Breitenegg und arbeitet teilzeitlich als Supervisor www.wegstrecke.ch, wo er Menschen rund um das Thema Arbeit begleitet. Von 2010 bis 2013 hat er einen Masterstudiengang Supervision, Fachrichtung Pastoral-Psychologie, an der Evangelischen Hochschule Freiburg i.B. belegt. Seine Abschlussarbeit stand unter dem Thema «Brennen bis zum Ausgebranntsein – Ursachen und Prophylaxe in der Entstehung des Burnout am Beispiel des kirchlichen Umfeldes».

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Wesentliches und Nebensächliches unterscheiden

Dihaam oder dihei? Von Urs Schweizer

Wenn irgendwo mal wieder eine Beliebtheitsskala bezüglich der in der Schweiz gesprochenen Dialekte publiziert wird, finde ich mich in aller Regel nirgends wieder – weder oben noch in der Mitte noch unten. Ich gehöre ganz offensichtlich zu einer irrelevanten Randgruppe. Es ist deshalb wenig überraschend, dass mein Dialekt zumindest zu Beginn eines öffentlichen Auftritts ausserhalb meines Heimatkantons immer wieder für allgemeine Erheiterung sorgt – und dass er im besten Fall bei über den Rhein migrierten Personen gesetzten Alters nostalgische Gefühle weckt.   Aber mein Dialekt ist Teil meiner Identität, und deshalb habe ich längst mit diesen Reaktion zu leben gelernt. Weil meine Frau ziemlich ähnliche sprachliche Wurzeln hat, haben wir unseren Dialekt auf ganz natürliche Weise an unsere Kinder weitergegeben. Nun ist es allerdings so, dass Lehrpersonen in Kindergarten und

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Schule und vor allem Freundinnen und Freunde einen nicht unbeträchtlichen Einfluss auf die Sprache unserer Kinder haben. Bei unserer Ältesten ist am besten festzustellen, wie sich etwas zu verändern beginnt. Beispielsweise sagt sie nicht mehr «dihaam», sondern «dihei».   Weil ich es schade finde, wenn solche Besonderheiten verloren gehen, weise ich unsere Tochter manchmal darauf hin, dass man diesem oder jenem «bei uns» eigentlich anders sagen würde. Doch ich spüre, dass dies auch Anzeichen eines Ablösungsprozesses sind, den ich weder aufhalten kann noch darf, weil er zu ihrer Suche nach einer eigenen Identität und Sprache gehört. Auf diesem Weg zu ihr stehen und in meinem Reden und Handeln authentisch und glaubwürdig sein – das möchte ich jedoch. Im Wissen darum, immer wieder zu scheitern und Hilfe zu brauchen. Ob «dihaam» oder «dihei» wird dann nebensächlich. Wichtiger ist, dass sich unsere Tochter zuhause fühlt.


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