Kirche und Welt 12/2013

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Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Wenn Jesus nach unserem Bekenntnis fragt

«Wer bin ich für dich?» Seite 8/9

«Wie können wir glücklich werden?»

Eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit finden

27 Millionen Erwachsene sind versklavt

Erste Eindrücke vom LiFe-Seminar in Tann Seite 14/15

Wie man sich vor dem Ausbrennen schützen kann Seite 18/19

Die Menschenrechte werden vielerorts verletzt Seite 22

The United Methodist Church


Inhaltsverzeichnis Editorial 3 Erich Hofer im Gespräch mit Susanne Vögeli

«Es ist wichtig, sich diesen Fragen zu stellen» Antwortsuche zu einer alten Frage

Was ist methodistisch? Wenn Jesus nach unserem Bekenntnis fragt

«Wer bin ich für dich?»

Albert Schweitzers Rückfrage nach Jesus

Konsequente Antwort Jesus heute neu «definieren»

«Unser Erkennen ist Stückwerk …» (1.Kor 13,9) Eliane Reusser will von Jesus lernen

«Er ist mein Vorbild»

Glaubensbekenntnis und historische Rückfrage

Wer war Jesus wirklich?

Urs Schweizers Geschichten in Buchform

Erzählungen mit Zwischentönen Texte und Zeichnungen von Robert Seitz

Unangemeldete Sternminuten Erste Eindrücke vom LiFe-Seminar in Tann

«Wie können wir glücklich werden?»

Aus der Arbeit der Pastor/innen in Osteuropa (Teil 4: Polen)

Gott lehrt uns viel und verlässt uns nicht

Wie man sich vor dem Ausbrennen schützen kann

Eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit finden Die Menschenrechte werden vielerorts verletzt

27 Millionen Erwachsene sind versklavt Der Weihnachtsbrief von Connexio

Liebe Leserin, lieber Leser Verstehen, wer und wie Jesus ist

Wie ein Kind

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Jesus steht am Brunnen mit seinen Jüngern. Plötzlich beginnt er einen anzuspritzen. Der spritzt zurück. Eine kleine Wasserschlacht entsteht ... Nein, das steht so nicht in der Bibel. Es ist eine Szene aus einem Jesusfilm. Bilder, die in meinem Kopf bleiben. Sie prägen mein Bild von Jesus mit. Wie jene Bilder aus dem Bibel-Comic, den ich als Kind mehrmals gelesen habe. Ist Jesus wie diese Bilder? Oder ganz anders? Wer ist Jesus für Sie? Eine Antwort ist gefragt, für die Sie mit Ihrem Leben einstehen!   Ist Jesus der, der glücklich macht? Impulse zu dieser Frage hörten die Teilnehmenden am ersten Abend des LiFe-Seminars in Tann. Ob von den Gästen sich einzelne neu zu einem Leben mit Gott einladen lassen? Wir bleiben dran!   Was würde Jesus tun angesichts der Menschenrechtsverletzungen in Sri Lanka oder den vielen Menschen, die versklavt sind oder in vergleichbaren Arbeitsverhältnissen ihr Dasein fristen? Bekennen – das ist mehr als «Herr, Herr» sagen. Die Unterstützung will praktisch werden – für die Menschen auf den Philippinen oder die Arbeit von Connexio.   Wie erinnern uns in diesen Tagen an das Kommen Jesu. Ich wünsche Ihnen und mir, dass er bei uns gross wird, bei uns und durch uns Raum gewinnt in dieser Welt. Gesegnete Advents- und Weihnachtstage.

Sigmar Friedrich Redaktor

Ein-Wurf Von Silvia Tapis

Um das Jahr 30 spielte sich Folgendes ab: Sie: Hast du ihn auch schon gesehen? Ich habe es mit eigenen Augen gesehen! Da ist ein Mann, der ist …   Er: Hast du auch schon gehört?   Alle erzählen davon. Da ist einer, der ist … Sie: ... freundlich ...   Er: ... aufmüpfig ... Sie: ... gnädig.   Er: ... einer, der überall Krawall macht. Sie: Er ist so menschennah.   Er: Er soll radikal und eigenwillig sein. Sie: Er ist ein Friedefürst.   Er: Ein Gesetzesbrecher. Sie: Ich sah, wie eine Frau seinen Saum berührte.   Er: Ich hörte, man solle sich besser von ihm   fern halten. Sie: Ich spüre: Er ist die Hoffnung, aber ...   Er: Er sei eher eine Gefahr, aber ... Sie: ... kann man dieser Hoffnung trauen?   Er: ... er ist auf alle Fälle einer, der sich wehrt. Sie: Vielleicht ist er zu gut.   Er: Er gehe seinen Weg, egal was die andern  denken. Sie: Gottessohn – gibt es das überhaupt?   Er: Was ist, wenn er sich für Gott stark macht? Sie / Er: Sein Name ist … Jesus!

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LEBEN 55+

Vorbereitet: Zu Fragen, die am Ende der Lebensreise zu klären sind, bietet Erich Hofer Schulungen in Gemeindebezirken an.

Erich Hofer im Gespräch mit Susanne Vögeli

«Es ist wichtig, sich diesen Fragen zu stellen» Von Susanne Vögeli

Sein profundes Wissen zu den Fragen des Nachlasses führt Erich Hofer in viele Gemeinden der EMK. In Rothrist ist er ausserdem in der Seniorenarbeit tätig.

Sich mit dem Sterben auseinandersetzen Erich, du hast ein grosses Wissen und eine feinfühlige Art, zur Nachlassrege­ lung die interessierten Personen fun­ diert zu lehren. Weshalb liegt dir die sensible Thematik am Herzen? In meinem Beruf hatte ich viel mit Erbschaften, Testamenten und Beerdigungen zu tun. Von den Angehörigen mussten viele Fragen unter zeitlichem Druck entschieden werden. Später tauchten Fragen im Zusammenhang mit der Erbteilung auf. Diese Erfahrungen bewogen mich, im Rahmen unserer Jungsenioren-Projekte von «Generation plus» in der EMK Rothrist in einem Referat diese Fragen zu thematisieren. Später folg-

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ten Einladungen aus andern EMK-Ge- Im Bezirk Rothrist gehörst du zu einer meinden. Es ist wichtig, dass sich die Arbeitsgruppe, die neue Jungsenioren­ Menschen diesen Fragen stellen, sich projekte lanciert. Welche Angebote stos­ mit der eigenen Sterblichkeit ausein- sen auf Interesse? andersetzen und damit die letzte Unser Programm ist durchmischt: Phase ihres Lebens den eigenen Wün- Wir bieten sowohl gesellige und weischen entsprechend mitbestimmen terbildende, als auch besinnliche Anlässe an. Vom Waldspaziergang mit können. anschliessendem Grillieren, über BeEs gibt eine fast unüberschaubare An­ suche in einer Champignonfabrik und zahl Patientenverfügungen aus der Fe­ im Tropenhaus bis zu biblischen Theder unterschiedlichster Organisationen. men und der «Angst vor der VerganWelche würdest du empfehlen? genheit» (Biografiearbeit) mit Pfarrer Bei meinen Referaten empfehle ich Hans Lanz. das Formular der Verbindung der Schweizer Ärzte (FMH) oder die sehr Erreicht ihr damit auch Menschen, die lesenswerte Schrift «Zum Abschluss keine Gottesdienstbesucher sind? meiner Lebensreise»*. Ich betone im- Das Programm ist nicht nur für die mer wieder, dass die Niederschrift ei- Mitglieder unserer Gemeinde gedacht. ner Patientenverfügung gut überlegt Einzelne Anlässe von überkirchlisein muss, weil damit ganz wichtige chem Interesse werden auch von Menethische und persönliche Fragen auf- schen ausserhalb der EMK besucht. geworfen werden. Wie hat sich deine Spiritualität durch das Älterwerden verändert? Wichtige Seitdem ich mich mit den Themen über persönliche Fragen «die letzten Dinge» auseinandersetze, hat bei mir die Sensibilität für die Endlichkeit des Lebens zugenommen.


LEBEN 55+

Neue Mitglieder Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag. am 15.8.2013 Frutigen-Adelboden Benjamin Zürcher Sandra Zürcher am 8.9.2013 Belp Esther Bächler Walter Bächler am 10.11.2013 Baden Inge Diethelm

Mein Glaube ist gewachsen und meine Zuversicht wurde gestärkt, dass mich Gott nach meinem irdischen Lauf gnädig in sein ewiges Reich aufnehmen wird. Ich danke Dir für Dein grosses Engage­ ment und wünsche Dir viel Energie für Deine Projekte und angemessene Zei­ ten für Erholung und Entschleunigung zusammen mit Deiner Frau Margrit. * Zu beziehen bei der Reformierten Kirche des Kantons Zürich für CHF 5.–

ZUR PERSON Erich Hofer ist Mitglied der EMK Rothrist, ehemaliger Gemeindeschreiber und Zivilstandsbeamter der Einwohnergemeinde Rothrist, verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern.   Seit bald zwei Jahren ist er im Auftrag des Fachbereichs «Sen­ iorenarbeit – Leben 55+» der EMK Schweiz zu den Themen der Nachlassregelung in Gemeindebezirken unterwegs.

Begegnungsort und Weiterbildungsmöglichkeit für die kirchliche Arbeit mit Menschen im reiferen Alter mit

Helene Raaflaub-Zbären (67) Gstaad am 14.10.2013 Martha Brun (94) Basel Kleinbasel am 27.9.2013 Walter Wendle-Widmer (94) Zürich-Altstetten am 12.10.2013 Vreni Dällenbach-Lauber (82) Thun am 27.10.2013

VERANSTALTUNGSHINWEIS Impulsforum – Leben 55+ Sa, 15. März 2014 10.30–16.00 Uhr in Aarau

Verstorben

sieben verschiedenen Workshops zu Themen wie Erzählcafé, Feiern von Ritualen, Hilfestellungen für den Besuchsdienst etc. Prospekte und Anmeldekarten verschickt die Beauftragte für Seniorenarbeit, Tel. (Di und Do) 044 299 30 88, senioren55plus@emk-schweiz.ch.

Emma Burkhart- Kempf (98) Basel Kleinbasel am 15.9.2013 Urs Hunziker-Niederhauser (70) Adliswil-Zürich 2 am 18.9.2013

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KURZ NOTIERT

Agenda 1. DEZEMBER, SONNTAG Konzert im Gottesdienst 10.00 Uhr EMK Zelthof, Zürich Infos: Heidi Schnegg-Geiser, 044 586 50 06, www.emk-zuerich-ost.ch 10.–12. JANUAR, FR.–SO. Bauernwochenende Hotel Artos, Interlaken Infos / Anmeldung: Walter Gfeller, 062 751 16 33, Natel: 079 369 01 35 7.–19. JANUAR, FR.–SO. Bauernwochenende Hotel Artos, Interlaken Infos / Anmeldung: Walter Gfeller, 062 751 16 33, Natel: 079 369 01 35 18. JANUAR, SAMSTAG Im Vertrauen loslassen ... Mitarbeitertagung Nordwestschweiz 10.00–16.00 Uhr EMK Basel Allschwilerplatz Infos / Anmeldung: Sonja Bitterli, 062 296 55 04, dlf.nordwestschweiz@emk-schweiz.ch

Hilfe für die Philippinen Der Taifun Haiyan hat auf den Philippinen eine Spur der Verwüstung hinterlassen. UMCOR, das Hilfswerk der weltweiten EMK, hilft den betroffenen Menschen. In einer ersten Phase, um der akuten Not zu begegnen, werden Nahrungsmittel und Tabletten zur Säuberung von verunreinigtem Wasser verteilt. In einer zweiten Phase wird das UMCOR nachhaltige Wiederaufbauprojekte in Angriff nehmen. Spenden, die mit dem Stichwort «Philippinen» bei Connexio einbezahlt werden, werden von dort rasch an UMCOR weitergeleitet zur Unterstützung dieser Massnahmen. www.connexio.ch is.gd/92fBlZ

Was Jesu Tod bedeutet Am 17. Januar 2014 erscheint das Buch «24 Stunden. Der Tag, der die Welt veränderte» des us-amerikanischen methodistischen Pastors Adam Hamilton in deutscher Sprache. Es eignet sich sehr gut zur gemeinsamen Arbeit in den Gemeinden – insbesondere für eine «40-Tage-Aktion» während der Passionszeit. Das Buch zielt eher auf die persönliche Spiritualität und regt an, persönlich und in Gruppen über die Bedeutung des Todes Jesu für uns heute ins Nachdenken und ins Gespräch zu kommen. Der Autor, Adam Hamilton, ist einer der bekanntesten Pastoren unserer Kirche in den USA. Weitere Infos: marc-nussbaumer@emk-schweiz.ch www.evangelisationswerk.de

25. JANUAR, SAMSTAG Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Neues Testament EMK Zürich 4 9.00–12.30 Uhr Infos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch 25. JANUAR, SAMSTAG Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Lernpsychologie EMK Zürich 4 14.00–16.00 Uhr Infos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch

Festakt in Reutlingen Viele Gäste aus Wissenschaft, Kirche und Reutlinger Öffentlichkeit waren zum Festakt anlässlich der Neubesetzung des Rektorats der Theologischen Hochschule Reutlingen am 4. November gekommen. Der bisherige Rektor Prof. Dr. Jörg Barthel wurde unter Worten von Dank und Anerkennung verabschiedet, der neue Rektor Prof. Dr. Roland Gebauer öffentlich in sein neues Amt eingeführt, das er bereits am 1. Oktober angetreten hat. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates, Pfarrer Markus Bach aus der Schweiz, brachte die hohe Anerkennung zum Ausdruck, die sich Prof. Dr. Jörg Barthel in seiner sechsjährigen Rektoratszeit unter vielem anderen durch gelungene Akkreditierungen der Institution und der Studiengänge erworben hat.   In einem kurzen Redebeitrag sagte Bischof Patrick Streiff: Wenn es die Hochschule nicht gäbe, dann müsste man sie gründen – mit dem Mut und der Weitsicht der Vorväter des 19. Jahrhunderts, die auch bei der baulichen Erweiterung ab 1990 und bei der staatlichen Anerkennung ab 2000 sichtbar geworden sei. Streiff regte den Ausbau von berufsbegleitenden und teilzeitlichen Studiengängen an. Quelle: Christof Voigt www.th-reutlingen.de

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AUS DEM K ABINETT

Claudia Haslebacher: «Unter anderem die Kernsätze des EMK-Profils beschreiben, was ‹methodistisch› ist.»

Antwortsuche zu einer alten Frage

Was ist methodistisch? Von Claudia Haslebacher

Kürzlich hörte ich die Aussage: «Das

Kirchenordnung zur Hand. Darin sind alle theologischen und sozialen Grundsätze der EMK zu finden.

ist keine methodistische Gemeinde mehr.» Darüber, was eine richtig methodistische Gemeinde sei, lässt sich ebenso lustvoll wie endlos diskutieren.

Oft laufen solche Diskussionen darauf hinaus, dass eine methodistische Gemeinde vor allem «nicht zu» ist: nicht zu charismatisch, nicht zu liberal, nicht zu evangelikal, weder zu freikirchlich, noch zu nahe bei den Landeskirchen. Der Gottesdienst ist weder zu modern, noch zu liturgisch, weder zu geistbewegt, noch zu traditionell. Eine alte Frage Was ist «methodistisch»? Diese Frage ist so alt wie die methodistische Bewegung selber. John Wesley fühlte sich gedrängt, darauf eine Antwort zu geben und schrieb den Text «Die Kennzeichen eines Methodisten»*. Im Profil der EMK in der Schweiz und in Frankreich formulierten wir sechs Kernsätze mit Erläuterungen dazu, wie wir uns verstehen. Wer ausführlich informiert sein will, nimmt die

Klare Antworten In diesen Texten geht es um Grundlegendes: Wir geben Gottes Liebe «in Wort und Tat weiter». Wir setzen uns «für das Wohl aller in der Gesellschaft ein». Wir bringen «jeder Person Wertschätzung entgegen». So stehen alle Aufgaben und Ämter in der EMK Frauen und Männern offen. Wir nehmen auf der Basis unserer sozialen Grundsätze «Stellung zu gesellschaftlichen Fragen». Wir sind eine weltweite Kirche und lokal verankert. Wir sind mit anderen Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften verbunden. Deshalb sind wir in unserem Taufverständnis gleichzeitig offen und klar: wir anerkennen die Taufe als einmaliges Sakrament unabhängig vom Alter des Täuflings und von der Denomination der taufenden Person. «Wir

sind überzeugt, dass der Kern des christlichen Glaubens in der Bibel offenbart, von der Tradition erhellt, in persönlicher Erfahrung zum Leben erweckt und mit Hilfe des Verstandes gefestigt wird.» Im Glauben an Jesus Christus streben wir nach Einheit. «In anderen Bereichen gilt Freiheit, in allem aber die Liebe.» Besser verstehen Falls diese Gedanken bei Ihnen die Lust wecken, sich zu vertiefen: Fragen Sie ihren Pfarrer, ihre Pfarrerin oder den Distriktsvorsteher nach den genannten Texten. * Diese Schrift wurde kürzlich neu übersetzt. Es gibt zwei aktuelle Versio­ nen: «Die Kennzeichen eines Methodis­ ten», herausgegeben von Manfred Ma­ quardt, und eine jugendgerechte Version von Studierenden der Theologi­ schen Hochschule Reutlingen: «Was wirklich zählt».

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM DEZEMBER 1.–4. Dez. 5.–11. Dez.

Superintendententreffen der Zentralkonferenzen Deutschland und Mittel- und Südeuropa, Interlaken Algerien

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THEMA

Ungepolstert: Die Frage Jesu provoziert eine ungeschützte und klare Antwort.

Wenn Jesus nach unserem Bekenntnis fragt

«Wer bin ich für dich?» Von Ernst Hug

Jesus hatte keine Meinungsforschung nötig, als er fragte: «Für wen halten mich die Leute?» (Mk 8,27; s. Box) Wollte er die Wahrnehmung der Jünger damit schärfen? Und was würde ich antworten?

Es gibt so viele Eindrücke, bewirkt durch die bewegenden Worte und herausfordernden Taten dieses Jesus von Nazareth. Sein Leben lässt niemanden kalt. Es löst bei jedem Menschen etwas aus – je nach den eigenen Fragen und Lebensmustern, etwas anderes.

Jesus lässt niemanden kalt Persönlich gefragt Die Seele mit ihrer Geschichte ist wie eine Landschaft. Was die Berührung mit Jesus hier bewirkt und was die Auseinandersetzung mit ihm auslöst, sagt mindestens so viel über diese innere Landschaft aus, wie über das Licht, das auf sie fällt. Wer angesichts der Landschaft am Tag erklären sollte, was das Licht eigentlich ist, wird schnell an Grenzen kommen. Dabei

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spielt es weniger eine Rolle, ob er die Landschaft unter offenem Himmel oder unter einer Wolkendecke wahrnimmt.   Jesus wollte offenbar nicht bei der Frage nach einem möglichst objektiven Bild stehen bleiben. Darüber mögen sich Theologen und Philosophen die Köpfe zerbrechen. Jesus fragt weiter: «Und was sagst du, wer ich sei? Wer bin ich für dich?» Klare Antwort Für Petrus war klar. «Du bist der Messias!» Dafür hatte er alles aufgegeben, sein Geschäft und seine Stellung. Um dabei zu sein, wenn Gott mit seinem Messias Geschichte schreibt. Ein glasklares Bekenntnis zu Jesus als dem seit alters verheissenen Retter. Gut so. Ein Affront für viele andere, die sich in ihren «religiösen Gefühlen» verletzt fühlten. Genug Herausforderung aber auch für Petrus selbst. Die beglückende Antwort, die er für sich gefunden hatte, warf wieder neue, unangenehme Fragen auf. Besonders bei jener geriet er mit seinem Freund aneinander: Wie kann der Retter der Welt sterben müssen, wo er doch allen das Leben bringen soll? Wie kann Gott mit dem drohenden Kreuz seinen

Rettungsplan selber sabotieren? Auch mit allem Zureden von Jesus wollte das nicht in seinen Kopf hinein.   Und da gibt es auch bei mir genügend Fragen, die ich erst und nur deswegen habe, weil mir Jesus in seinen Worten und seiner Wirkung heute begegnet ist.

Eingehüllt in Gottes Geheimnis Offene Bilder Wer ist Jesus? Was mich fasziniert sind die offenen Bilder, die Johannes in seinem Evangelium von Jesus wiedergibt. Dass sich Jesus gemäss diesem Zeugen selber offenbart hat – oder eher mit Bildern eingehüllt in das Geheimnis Gottes: «Ich bin …» wie ein guter Hirte etwa, im vertrauten Umgang mit seinen Schafen. Wie eine offene Tür zum Vaterhaus bei Gott. Oder Weg, Wahrheit und Leben. Was doch wohl nichts anderes heisst als: im Leben, das wir miteinander teilen, Jesus und ich, erschliesst sich wahre Freundschaft. Auf dem gemeinsamen Weg.   Seine Bilder ziehen uns hinein, ziehen uns zu Jesus hin. Und bleiben


THEMA

Albert Schweitzers Rückfrage nach Jesus

Konsequente Antwort doch offen, wie eine gute Freundschaft eben. Es bleibt das Faszinierende an dieser Freundschaft, das ­Geheimnisvolle und manchmal Verwirrende, auf jeden Fall aber Lebendige! Ja, es gibt diese Freundschaft des Vertrauens mit Jesus – und sie ist für jeden etwas ganz Persönliches, ­etwas Eigenes zwischen mir und Jesus. Und ich glaube: Gott hat seine Freude daran ...

MARKUS 8,27 – 29 Jesus ging mit seinen Jüngern weiter in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er sie: «Für wen halten mich die Leute?» – «Manche halten dich für Johannes den Täufer», erwiderten sie, «manche für Elia und manche für einen der anderen Propheten.» – «Und ihr», fragte er, «für wen haltet ihr mich?» Petrus antwortete: «Du bist der Messias!»

Von Sigmar Friedrich

«Diejenigen, welche gerne von negativer Theologie reden, haben es im Hinblick auf den Ertrag der LebenJesu-Forschung nicht schwer. Er ist negativ.»

So leitet Albert Schweitzer 1906 die Schlussbetrachtung seiner Studie zur historischen Rückfrage nach Jesus ein.* Diese Rückfrage habe Jesus verfehlt, weil sie ihn zu einem Zeitgenossen des 19. Jahrhunderts machen wollte. Wenn man sich dagegen «von aller falschen Zurechtlegung der Vergangenheit für die Gegenwart frei» halte, so würde erkennbar: «Er ist von dem Wollen und Hoffen auf das Reich Gottes hin erfüllt.» Dieser zielgerichtete Wille sei zeitlos, während vieles in der Vorstellungswelt und Verkündigung Jesu ansonsten zeitgebunden sei.

der er den von göttlicher Invention zu erwartenden in sich bewegte, und miteinander wissen, dass wir imstande sein müssen, alles dafür hinzugeben.» Geblieben sei Jesu Ruf: «Du aber folge mir nach!» «Und denjenigen, welche ihm gehorchen, ... wird er sich offenbaren in dem, was sie in seiner Gemeinschaft an Frieden, Wirken, Kämpfen und Leiden erleben dürfen, und als ein unaussprechliches Geheimnis werden sie erfahren, wer er ist ...»   Konsequent folgte Schweitzer diesem Ruf Jesu: 1912 gab er seine vielversprechende wissenschaftliche Karriere auf und zog 1913 mit seiner Frau nach Lambarene (Gabun), um dort ein Tropenhospital aufzubauen. Dort starb er 1965. * A.Schweitzer, Geschichte der LebenJesu-Forschung, Tübingen, 1984 (9. Auf­ lage), S.620–630. Die Zitate sind alle diesem Abschnitt entnommen.

Das Reich Gottes bauen Der Wandel des «Vorstellungsmate­ rials» dürfe nicht vom Eigentlichen ablenken. «Nur darauf kommt es an, dass wir den Gedanken des durch sittliche Arbeit zu schaffenden Reiches mit derselben Vehemenz denken, mit

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THEMA

Prägend: Wie viele andere hat auch Urs Bangerter als Kind die Bilder von Julius Schnorr von Carolsfeld verinnerlicht.

Jesus heute neu «definieren»

«Unser Erkennen ist Stückwerk …» (1.Kor 13,9) Von Urs Bangerter

Jährlichen Konferenzen und den Zentralkonferenzen.

«An alle Lehraussagen und Glaubenserfahrungen stellte Wesley die Forderung, dass sie in der Bibel verwurzelt, durch die Tradition erleuchtet, im Schmelztiegel der Erfahrung erprobt und durch die Vernunft bestätigt sein müssen.» Diese Wegleitung von Altbischof Franz Schäfer sehe ich als Zug mit vier Anhängern: Bibel, Erfahrung, Tradition und Verstand. In diesem Zug fahre ich seit Geburt mit.

Erinnerungen gibt es aus der Sonntagsschule. Da wurde mein Glaube geprägt durch Bilder von Schnorr von Carolsfeld. Vom Wagen «Bibel» wechselte ich als Erwachsener in den mit der Aufschrift «Erfahrung». Das waren die «mutigen» Zeiten in unserer Kirche mit «Mut zur Gemeinde» und «Mut zur Evangelisation». Später fand ich im Wagen «Tradition» meinen Platz. Da begleitete ich Publikationen wie: «Kurze Information über die EMK», «Befreiung zur Solidarität» und so weiter. Begeistert war ich an den

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Neu bestimmen Jetzt fahre ich im Wagen, in dem «die Vernunft bestätigen» soll. Ich lerne, Jesus im Lichte unseres Weltbildes unter Berücksichtigung historischer Erkenntnisse und biblischer Aussagen neu zu «definieren». Das ist zulässig und erforderlich. Schon im Urchristentum finden sich oft neue Bilder, mit denen Jesus als Christus interpretiert wurde. «Aber die altkirchlichen Glaubenssätze erheben immer noch den Anspruch, wörtlich geglaubt werden zu müssen, und die wenigsten Theologen versuchen, dieses für den christlichen Glauben fatale Missverständnis auszuräumen.»* Jesus entdecken Wie erlebe ich Jesus heute? Als meine Schwester und meinen Bruder. Er begegnet mir in meinem Alltag als der Mensch, der mit mir geht und der mich in meinem Leben begleitet – zum Beispiel auf dem Weg durch den Zug mit seinen vier Anhängern. In

diesem Verständnis ist auch unsere Kirche «meine Kirche» geblieben. Für mich stimmt dieses Bild, da es mit meinem Weltbild verträglich ist. Jesus ist mir keine verstaubte Erinnerung, sondern ein aktueller «Gott». Ich kann mir vorstellen, weiterhin mit unterschiedlichen Christusvorstellungen zu leben. Darüber bin ich froh, denn so kann mein christlicher Glaube aktuell und lebendig bleiben. * Hans-Rudolf Stadelmann: «Im Herzen der Materie. Glaube im Zeitalter der Na­ turwissenschaften, 2006

ZUR PERSON Urs Bangerter (geb. 1942): Bauzeichner, Jugendsekretär, Hotel­ direktor, Altersheimleiter, Ruheständler ... wohnt mit seiner Frau Ruth in Horgen.


THEMA

Vorbild: «What would Jesus do?» – «Was würde Jesus tun?», fragt sich Eliane Reusser in ihrem Alltag.

Eliane Reusser will von Jesus lernen

«Er ist mein Vorbild» Von Eliane Reusser

Jesus ist Retter, Beschützer, König, Liebe, Freund, Gott. Das waren einige der Antworten, die ich erhielt, als ich einige Freunde fragte, was das erste Wort ist, das ihnen zu Jesus in den Sinn kommt. Doch wer ist Jesus für mich ganz persönlich?

Ich habe nach einem Wort gesucht, das Jesus für mich beschreibt. Das Wort «Liebe» trifft es genau. Jesus handelte immer aus Liebe. Genau so will ich es versuchen. Von Jesus lernen Jesus ist mein Vorbild. Jesus war fürsorglich. Er vertrat seine Meinung öffentlich. Er ist die Liebe in Person. Dennoch sagte er, was ihn störte. Er schmiss die Marktleute aus dem Tempel und setzte sich für das Recht ein. Er nahm sich Zeit für die Menschen und hörte ihnen zu. Und er ist heute immer noch derselbe wie damals. So wie er handelte, möchte ich auch handeln. So wie er liebte, möchte ich auch lieben. Er weist uns auch heute noch den Weg. Doch folge ich seinem Willen oder tue ich lieber, was mir gerade leichter fällt?

Das Unerwartete tun Ich trage die Bänder W.W.J.D. (What would Jesus do = Was würde Jesus tun?) Dennoch denke ich: Manchmal ist es einfacher, das zu tun, was jeder andere macht. Was habe ich also für ein Bild von Jesus? Ein Mann der macht, was alle anderen tun? Nein! Er handelte genau so, wie niemand es erwartet hätte.   Im Moment weile ich drei Monate in Brighton in England. Ich hab mich hier schon oft gefragt, was würde Jesus tun beim Anblick all der obdachlosen oder betrunkenen Menschen. Würde er zu ihnen hingehen und ihnen etwas zu essen oder vielleicht sogar Geld geben? Wie würde er ihnen helfen?

vielleicht sogar bei ihnen übernachten. Jesus ist mein Freund, aber auch der Freund jedes anderen.   In der Bibel sagt Jesus: «Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!» (Joh 8,7) Obwohl er selbst ohne Schuld ist, verurteilt er uns nicht, sondern vergibt uns. Wer ist Jesus also für mich? Er ist der, der mich annimmt wie ich bin. Der keinen Stein auf mich wirft, sondern die Steine in meinem Leben entfernt und meinen Weg ebnet. Jesus ist mein Vorbild. Für mich heisst das: «Geh und mach es ebenso!»

Würde Jesus zu den Betrunkenen gehen? Wie Jesus handeln Die Menschen, die am Rande unserer Gesellschaft leben, sind für ihn nicht am Rand. Ich glaube wenn er heute wiederkäme, er würde als erstes zu ihnen gehen. So hat er es auch schon zur Zeit der Bibel getan. Ich denke, er würde sich mit ihnen unterhalten, ja

ZUR PERSON Eliane Reusser ist 19 Jahre alt. Momentan hält sie sich in einem Sprachaufenthalt in England auf. Sie geht in der EMK Thun/Heiligenschwendi ein und aus.

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THEMA

Spurensuche: Forscher tragen Bruchstücke historischer Einsicht zusammen, um ein lebendiges Bild von Jesu zu erhalten.

Glaubensbekenntnis und historische Rückfrage

Wer war Jesus wirklich? Von Sigmar Friedrich

«Evangelium von Jesus Christus, dem Sohn Gottes» heisst der erste Satz des Evangeliums nach Markus. Jesus wird darin mit einem doppelten Bekenntnis vorgestellt: er ist der

kritisch betrachtet». Die biblischen Berichte böten vor allem «Mythen», die sich um den «historischen Jesus» herum ranken. Er selbst sei nicht mehr zugänglich. Entscheidend seien die in den Mythen enthaltenen «ewigen Wahrheiten».

«Gesalbte», in einer Reihe mit Hohenpriestern und Königen, und der «Sohn Gottes», in besonderer Nähe zu Gott und seiner Herrschaft.

Verschiedene Bekenntnissätze haben durch die Geschichte der Kirche hindurch immer neu zu beschreiben versucht, wer Jesus ist. Eine der Kurzformeln sagt etwa, er sei «wahrer Gott und wahrer Mensch». Kritisch betrachtet Hermann Samuel Reimarus (1694– 1768) war der Überzeugung, dass die kirchliche Bekenntnistradition den Zugang zum wirklichen Jesus verstelle. Schon im Neuen Testament beginne das. Jesus sei in Wahrheit ein Revolutionär gewesen. Die Auferstehungsbotschaft hielt er für einen Betrug der Apostel.   Gut 50 Jahre später veröffentlichte David Friedrich Strauß (1808–74) ein Buch mit dem Titel «Das Leben Jesu

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Jesus als Projektion Auf der Gegenseite wurde betont, dass der «historische Jesus» Ausgangspunkt des Christentums sei. Seine überragende Persönlichkeit sei die Ursache für seine geschichtliche Wirkung. Zahlreiche wissenschaftliche und populäre Bücher versuchten, diese überragende Persönlichkeit Jesu plastisch zu beschreiben.   Mit einer umfassenden Untersuchung zog Albert Schweitzer (1875– 1965) unter dieses Unterfangen 1906 einen Schlussstrich. Die Verfasser hätten lediglich ihre eigenen Ideale in die von ihnen beschriebene Persönlichkeit Jesu hinein projiziert. Neue Ansätze Erst 1953 leitete Ernst Käsemann (1906–98) mit einer Vorlesung über «Das Problem des historischen Jesus» eine neue Rückfrage nach Jesus ein. Die Darstellungen versuchten jetzt

vor allem die Botschaft Jesu zu beschreiben. Die biographischen Daten schrumpften auf ein Minimum.   In den 1980er Jahren begannen Forscher Jesus konsequent in den sozialen und religiösen Kontext seiner Zeit einzuzeichnen. Diese «Dritte Rückfrage» nach dem historischen Jesus greift auf Erkenntnisse der Archäologie, Sozialgeschichte, der Judaistik und der Hellenismusforschung zurück und rückt Jesus in die Nähe zu unterschiedlichen Strömungen der Zeitenwende. Wer ist Jesus? Die historische Rückfrage nach Jesus hat geholfen und hilft, Jesus als geschichtliche Gestalt sehen zu lernen. Das kann dem Glauben «Bodenhaftung» verleihen. Zu sagen, wer er ist, wird aber nur denjenigen möglich sein, die sich auf das Wagnis einlassen, ihm heute nachzufolgen und zu glauben. Was die ersten Zeugen Jesu uns im Neuen Testament hinterlassen haben, ihre Versuche, die überragende Bedeutung Jesu zu beschreiben, sind dazu die einzig verlässliche und angemessene Basis.


LESEDEGUSTATIONEN

Urs Schweizers Geschichten in Buchform

Erzählungen mit Zwischentönen Urs Schweizer erzählt von Radarfallen, gewitzten Kindern, wenig rücksichtsvollen Erwachsenen, menschlichen Bedürfnissen, Katzen und Brennesseln. Alltagsgeschichten, deren Klang vertraut vorkommt. Viele machen ähnliche Erfahrungen. Und doch ist an den Erzählungen von Urs Schweizer etwas anders: Er bringt eine andere Melodie zum Klingen, die zwischen den Zeilen verborgen ist.

Plötzlich wird der Alltag transparent für das, was in ihm über Gott und die Welt und für ein Leben mit Gott in der Welt gelernt werden könnte ...   Viele der Erzählungen sind in den vergangenen drei Jahren auf der Rückseite von «Kirche und Welt» zu lesen gewesen – ergänzt um einige weitere Geschichten. Entstanden ist ein kleines Bändchen, das einlädt, Gott mitten im Alltag zu entdecken.

DAS BUCH Urs Schweizer Die andere Melodie. Zwischentöne in der Partitur des Alltags. BoD 2012, 72 Seiten, erhältlich beim Autor für CHF 8.90 zzgl. Porto: urs.schweizer@emk-schweiz.ch

Texte und Zeichnungen von Robert Seitz

Unangemeldete Sternminuten In seinem neuen Buch stösst Robert Seitz Fenster auf. Nichts scheint ihn mehr zu irritieren als ein enger Horizont hinter geschlossenen Vorhängen. Also: Fenster auf, frische Luft einatmen und herumschauen. Auf 200 Seiten trägt er Texte und Kreidezeichnungen zusammen, die berühren.   Robert Seitz schreibt Texte, die von der Heiterkeit des Herzens zeugen. Hier ein Schmunzeln, da ein Augenzwinkern. Der Verfasser hat Humor.

Offensichtlich. Aber seine Heiterkeit ist nicht eine Tünche, mit der die Not und das Leid zugedeckt werden. Auch diese brechen in seinen Worten durch. Das macht dieses Buch aus.   Dieses Buch kann nicht am Stück gelesen werden. Immer wieder lädt es aber zu einer Sternminute ein. Immer wieder eine Anregung, ein Gedanke, eine Hoffnung zum Mitnehmen aus diesem Buch. Kurz gefasst – prägnant gesagt. Flüchtige Momente, eingefangen von einem se-

henden Auge. Bilder und Texte zum Mitnehmen – und Geniessen.

DAS BUCH Robert Seitz Offene Fenster – Texte und Kreidebilder. 200 Seiten, CHF 23.– Zu bestellen beim Autor: robert.seitz@emk-schweiz.ch

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UMSCHAU

Wegbegleiter: Pfarrer Stefan Zürcher nimmt die Teilnehmenden mit auf eine Reise in das Land des Glaubens.

Erste Eindrücke vom LiFe-Seminar in Tann

«Wie können wir glücklich werden?» Von Jörg Forrer

Zu einer Reise ins Land des Glaubens lädt die EMK-Gemeinde Tann im November und Dezember Freunde und Bekannte ein. Gäste und Begleitpersonen treffen sich an sechs Abenden zum LiFe-Seminar. Eindrücke vom

menschilder werden geschrieben und an die Brust geklebt. So ist der Anfang nicht zu schwer. Wir sind eine Gruppe von 25 Personen. Je zur Hälfte Gäste und Begleitpersonen. Wie wird es gehen? Wie werden sich die Gäste auf das Thema – «Wie können wir glücklich werden?» – einlassen?

ersten Abend.

Termin: Montag, 4. November, 20.00 Uhr. Location: Hotel Laufenbach, Rüti. Anlass: Erster LiFe-Seminar-Abend. Lange haben wir auf diesen Abend «geplangt» und uns intensiv vorbereitet. Mit gemischten Gefühlen gehe ich als Begleitperson an diesen Abend. Ich habe eine Kollegin aus dem Quartierverein eingeladen und freue mich, dass sie zugesagt hat und am Seminar teilnimmt. Nun bin ich gespannt, welchen Weg sie gehen wird. Glücklich werden Es ist Neuland. Für uns als Gemeinde und Begleitpersonen und auch für unsere Gäste. Wir sind unsicher. Die Gäste auch. Zum Ankommen gibt es Getränke und etwas zu knabbern. Na-

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Jeder Mensch möchte glücklich sein Einladen zu Gott Was erwartet uns in diesem Seminar? Stefan Zürcher – unser Pfarrer und Referent – vergleicht es mit einer Reise, einer Reise in das Land des Glaubens. Damit ist klar: Es geht um den Glauben, um das Vertrauen auf Gott. Dafür werben wir, dazu laden wir ein. Nicht für unsere Gemeinde. Nicht für eine Kirche. Es geht allein um den Glauben an Gott.   Es wird spannend. Glücklich sein oder werden möchte jeder Mensch. Was aber macht uns wirklich glücklich? Besitz? Karriere? Reisen? Familie? Können diese Dinge halten, was

wir uns von ihnen versprechen? Obwohl sie wichtig sind und uns glücklich machen können, brauchen wir mehr. Was bleibt, wenn diese Dinge nicht mehr da sind? Gott? Werden wir mit ihm glücklich? Ja! Ja, wenn wir uns wirklich auf ihn einlassen und uns an ihn klammern. Er lädt uns dazu ein. Ihm liegt an unserem Glück. Deswegen hat er Jesus gegeben. Menschen, die merken, dass sie ihn brauchen, sind bevorzugt bei Gott. Für sie ist er da!

Ich bin glücklich!

Erfahrungen hören Ein Zeugnis vertieft und veranschaulicht das, was eben gesagt wurde. Es berührt zu hören, wie Gott einen Menschen führt und dazu bringt, dass er heute sagen kann: Ich bin glücklich! Auch wenn vieles nicht perfekt und ideal ist.   Im dritten Teil des Abends tauschen wir über das Gehörte in der grossen Gruppe aus. Die Beiträge kommen


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Angetippt Andachten für die Adventszeit haben 24 Männer und Frauen aus der EMK in Mittel- und Südeuropa geschrieben. Das von Cristian Istrate (Rumänien) gestaltete Andachtsbüchlein unter dem Titel «One Body – One Mission – One Hope» kann – in englischer Sprache – von der Website der Evangelisch-methodistischen Kirche in Mittel- und Südeuropa heruntergeladen werden. www.umc-europe.org

noch etwas harzig und vor allem von den Begleitpersonen. Zudem schlagen wir noch in der Bibel nach und erfahren, was Menschen vor uns zum Thema Glücklichsein erlebt haben.

Warum lässt Gott das zu? Weiter gehen Den Abschluss macht eine kalte Platte. Da wird weiter an den Tischen diskutiert. Ich muss mich verabschieden, da meine Kollegin heim möchte. Sie bedankt sich bei Stefan Zürcher für den eindrücklichen Input. Ich freue mich schon auf den nächsten Montag zum Thema: «Warum lässt Gott das zu?» und auf unseren gemeinsamen Weg zum Glauben.

LIFE-SEMINAR Infos zum Seminar finden sich auch unter: www.life-evangelisation.ch www.life-seminar.ch

Frauen, die Gott vertrauten, stellt das neue Lehrmittel «Frauen in der Bibel» vor. Michèle BachmannSchweizer von der Takano Fachstelle hat es für die Arbeit mit Kindern der Stufe II (5–8-Jährige) erarbeitet. www.takano-online.ch

Zum sechsten Mal findet 2014 der Projektwettbewerb von Connexio statt. Bis zum 31. Januar besteht die Möglichkeit, missonarisch-diakonische Projekte für eine Teilnahme anzumelden. Der Wettbewerb bietet die Chance auf ein Preisgeld. Die Projekte können darüber hinaus anderen Gemeinden Ideen vermitteln, wie sie in ihrer Umgebung wirken können. www.connexio.ch

Für junge Frauen, die an Essstörungen leiden, hat das Diakoniewerk Bethanien unter dem Namen «power2be Bethanien» eine therapeutische Wohngruppe gegründet. Hier finden junge Frauen ab 18 Jahren ein Zuhause auf Zeit und Unterstützung in ihrem Heilungsprozess. www.bethanien.ch

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Lernfelder: Gott lehrt Monika Zuber viel in der Begegnung mit Menschen und ihren Lebensnöten.

Aus der Arbeit der Pastor/innen in Osteuropa (Teil 4: Polen)

Gott lehrt uns viel und verlässt uns nicht Von Monika Zuber

Ełk ist der dritte Gemeindebezirk, an dem ich als «Probatorin» der EMK in Polen meinen Dienst versehe. Jede methodistische Gemeinde hat ihre eigene Geschichte mit vielen glücklichen und traurigen Ereignissen. Jede hat ihre besonderen Gründe, um stolz und glücklich zu sein – und jede hat ebenso ihre eigenen Probleme. Deshalb ist es für mich wichtig, bereit zu sein, mein Leben lang zu lernen.

Seit etwa 12 Jahren engagiere ich mich in der Beratung und Seelsorge. Was schon immer meine Leidenschaft war, wurde noch verstärkt, als ich vor einigen Jahren junge Menschen in ihrem Theologiestudium begleitete. Heute erfüllt es mich besonders, mit Frauen zu arbeiten und ihnen zu helfen, in ihrem Leben und Glauben zu wachsen.

Neue Herausforderung: Alkoholismus

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Alkohol zerstört In Elk bin ich aber auch mit einer ganz neuen Herausforderung konfrontiert: mit dem Alkoholismus. Weder bei uns zuhause noch in den Familien meiner Freundinnen gab es Alkoholmissbrauch. Mir war das Problem bisher nur begegnet, als ich mit Teenagern arbeitete, deren Familien unter dem Alkohol litten. Jetzt begleite ich Alkoholiker. Sie haben ihre Familien verloren und ihr Leben zerstört. Aber sie haben immer noch Hoffnung. Und sie brauchen Hilfe.

Über die tiefen Probleme sprechen Ein neues Zuhause Da sind zum Beispiel zwei Brüder. Sie sind völlig verschieden, aber sie teilen die traurige Geschichte einer von der Alkoholkrankheit ihres Vaters geprägten Kindheit. Beide wurden selber zu Alkoholikern und verloren ihre Familien. Im Unterwegssein mit ihnen habe ich viele Lektionen gelernt. Wenn sie lügen und sagen «Mir geht

es gut», dann habe ich gelernt, wie ich ihnen helfen kann, indem ich ihnen eine Aufgabe gebe. Und ich habe gelernt, wie ich mit ihnen über die wirklich tiefen Probleme sprechen kann und nicht nur über die täglichen Sorgen. Unsere Pastorenwohnung und die Gemeinderäume wurden zu ihrem neuen Zuhause, wo sie ihre freie Zeit verbringen, wenn sie die Einsamkeit ihrer leeren Wohnungen nicht ­ertragen.   Einer der beiden Brüder hat sich einer Therapiegruppe angeschlossen und nimmt regelmässig Medikamente ein, die ihm helfen. Das macht mich glücklich. Dank ihrer Arbeit sehen unsere Gemeinderäume einladender aus, und unser Garten ist wunderschön.

Keine leichten Happy Ends Kleine Erfolge Im Unterwegssein mit Alkoholikern gibt es keine leichten Happy Ends, sondern viele Probleme. Dies ist der Grund,


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Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch

weshalb ich versuche, jeden kleinen Erfolg zu feiern – und immer neu zu lernen, wie ich wirklich helfen kann. Oft bitte ich Gott um seine Gnade für mich und sie – ich brauche Gottes Weisheit und Liebe, um zu verstehen und geduldig zu sein. Und Gott antwortet immer! Er sendet mir viele Helfer: Fachleute, Doktoren, Psychologen, Berater.

Gemeinde geworden. Nur wenige Mitglieder wissen um deren Problem, aber alle freuen sich, wenn die beiden lachen und während des Kirchenkaffees nach dem Gottesdienst für gute Stimmung sorgen. Ich bin dankbar, dass uns Gott in jeder Sorge und in jedem Leid so viel lehrt – und dass er uns nie allein lässt.

Insertionsschluss für 01/2014: 12.12.13 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch

Gott ist bei uns Nach vielen Monaten des Aufs und Abs sind die beiden Brüder Teil unserer

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

ZUR PERSON Monika Zuber (34) ist «Probatorin» der EMK in Polen (in Polen gibt es noch die doppelte Ordination; «Probatorin» ist der Status vor der Ordination zur Diakonin, welcher nach einer erneuten, mindestens zweijährigen Probezeit, die Ordination zur Ältesten folgt). Sie ist Mutter von zwei kleinen Kindern und dient zusammen mit ihrem Mann in Ełk, Stare Juchy und Pi¸etki im Nordosten des Landes.

Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Roland Rösti Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch

Connexio unterstützt mit der Sammlung für die Pastorengehälter in Osteuropa auch ihre Arbeit und die der anderen 20 pastoralen Mitarbeitenden in Polen. EMK in der Schweiz, Connexio, 8004 Zürich, 044 299 30 70 connexio@emkschweiz.ch PC-Konto 87-537056-0

Bildnachweise: S.1,8 hyperscholar, flickr.com S.2 Peter, gemeindebrief.de S.3,4,7 KuW S.3 nero, pixelio.de S.5,10,11,14-17,23 zVg S.9 Bundesarchiv, Bild 183-D0116-0041-019, via commons.wikimedia.org S.10 J.Schnorr von Carolsfeld, McLeod, commons.wikimedia.org S.11 Efron, sxc.hu S.12 Florentine, pixelio.de S.13 Wandersmann, pixelio.de S.18 styf, photoXpress.com S.19 brokenarts, sxc.hu S.22 imageafter.com S.24 DXfoto.com, photoXpress.com

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Ausbalanciert: Ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Lebensbereichen bewahrt vor dem Ausbrennen.

Wie man sich vor dem Ausbrennen schützen kann

Eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit finden Von Peter von Känel

Bruno Meier, ein bis dahin sehr motivierter ehrenamtlich Mitarbeiter in der Kirche, fühlt sich seit einiger Zeit nicht mehr motiviert. Seine Aufgaben belasten ihn zunehmend. In der Nacht wacht er immer wieder auf. Auch sein Glaube trägt ihn nicht mehr wie bisher. Er ist wie ausgebrannt.

Elia gibt Hinweise

Was hätte Herr Meier unternehmen können, um sich vor dem Ausbrennen zu schützen? Es gibt eine Episode im Leben des Propheten Elia, die dazu einige Hinweise gibt. Im Buch der Könige im Alten Testament wird berichtet, dass Elia nach einer sehr anstrengenden und erlebnisreichen Zeit sterben wollte. Essen und trinken Elia hatte sich im Vorfeld ausserordentlich für die Sache Gottes eingesetzt. Aber die schreckliche Nachricht

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der Königin Isebel brachte für Elia das Fass zum Überlaufen. Er zog sich in die Wüste zurück um zu sterben. Es kam nicht so weit. Ein Engel Gottes kam zu Elia. Der gab ihm zu trinken, zu essen und liess ihn schlafen. Er machte ihm keine Vorwürfe, was Elia in der Vergangenheit anders hätte tun sollen. Aber er ermutigte ihn, nach vorne zu schauen und eine neue Aufgabe anzugehen, die Gott für ihn bereit hatte.   Diese Geschichte zeigt mögliche Schritte auf, die Herr Meier selber gehen könnte, und weitere Unterstützung, die er aus seinem privaten und beruflichen Umfeld erhalten müsste. Essen, trinken, schlafen, dass musste Elia selber, das lag in seiner Verantwortung. Die Verantwortung des Engels – also von seinem Umfeld – war, dass er ihn ermutigte wieder ins Leben zurück zu gehen. Er machte ihm keine Vorwürfe, aber er war für Elia da.

Essen, trinken, schlafen

Strategien erarbeiten Was hiesse dies für Herrn Meier? Welche Veränderung müsste er in seinem Alltag vorbeugend angehen, um seelisch und körperlich gesund zu bleiben? Für Herrn Meier wäre eine pastoral-psychologische Supervision als professionelle Unterstützung notwendig, in der er über einen längeren Zeitraum begleitet wird. Dabei werden ­individuell auf ihn abgestimmte Strategien erarbeitet, um im beruflichen und privaten Umfeld den Belastungen, die zu einem Burnout führen können, entgegen zu wirken und einen anderen Umgang damit zu lernen.

Am Ende des Tages loslassen Bewusst geniessen Strategien, die er selber umsetzen könnte, wären als Beispiel, dass er sich regelmässig körperlich bewegt. Als weiteren Schritt könnte er am Ende eines Tages alles, was er erlebt hat, auf einen Zettel aufschreiben. Danach ihn zerreissen und zu sich sagen:


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«Nun ist genug, ich werde mich bewusst mit allem, was mich heute belastet hat, nicht wieder auseinandersetzen!»   Auch könnte er sich ausserhalb der Arbeit Zeit reservieren, um bewusst zu geniessen: ein gutes Essen im Kreis von Freunden, einen Musikoder Theaterbesuch oder eine Auszeit in der Natur. Geniessen ist eine gute Möglichkeit, um eine ausgeglichene Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Und natürlich würde ihm das Beschäftigen mit biblischen Texten, wie etwa mit den Erzählungen vom Propheten Elia, ermutigen, neue Wege zu gehen.

Mutig neue Wege gehen Unterstützung finden Durch die supervisorische Begleitung könnte Herr Meier sensibilisiert werden, welche Unterstützung er von seinem privaten Umfeld erhalten könnte. Es tut gut, wenn jemand aus dem näheren persönlichen Umfeld bereit ist,

einfach zuzuhören und da zu sein. Vielleicht tut das seine Ehefrau, jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis. Unterstützung kann auch von Tieren her kommen, die den Alltag auflockern, seien es nun Hunde, Katzen oder Esel ...

Hund, Katze oder Esel

Rahmenbedinungen Am Arbeitsort ist es für Bruno Meier begrenzt möglich Einfluss zu nehmen. Er könnte seinem Arbeitgeber seine Situation offenlegen, eventuell unter Einbezug des Supervisors. Dadurch könnten Massnahmen in die Wege geleitet werden, etwa regelmäs­ sig, wechselseitige Anerkennung im Team oder in der Gruppe. So werden die Beziehungen untereinander gefördert und gefestigt. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese wechselseitige Unterstützung eine grosse prophylaktische Wirkung gegen das Ausbrennen aufweist. Fördert der Arbeitgeber eine höhere Autonomie,

so dass Bruno Meier in eigener Verantwortung arbeiten, Projekte angehen und abgeschliessen kann, zeigt das eine ähnliche Wirkung. Einen verantwortbaren Arbeitsumfang einhalten, Angebote bezahlter Fortbildung für ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeitende und die Möglichkeit längerer Urlaubszeiten wirken ebenfalls prophylaktisch.

ZUR PERSON Peter von Känel ist Pfarrer der EMK in Burgdorf-Breitenegg. Er arbeitet teilzeitlich als Supervisor (  www.wegstrecke.ch) und begleitet hierbei Menschen rund um das Thema Arbeit.

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Gegenwart: Noch immer sind Menschen versklavt, auch wenn sie keine Ketten mehr tragen.

Die Menschenrechte werden vielerorts verletzt

27 Millionen Erwachsene sind versklavt Von Martin Roth

etwa den Bundesrat bitten, sich für ein solches Abkommen einzusetzen?

Am 10. Dezember erinnert der «Tag der Menschenrechte» daran, dass vor 55 Jahren die «Allgemeine Erklärung der Menschenrechte» von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Einige Blitzlichter dazu aus der Herbstsession des Rates für Menschenrechte der UNO.

In der Schweiz gilt: junge Männer zwischen 18 und 20 Jahren rücken in die Rekrutenschule ein. Doch in manchen Ländern, in denen bewaffnete Konflikte herrschen, werden besonders Jungen gezwungen, mit der Waffe zu kämpfen, während Mädchen häufig sexuell missbraucht werden.   Im Menschenrechtsrat sind Bemühungen im Gang, dass durch ein Abkommen unter den Ländern die Jungen und Mädchen besser geschützt werden. Unter anderem soll es strafbar sein, sie in Kämpfe hinein zu zwingen. Sind wir bereit, diese Versuche zu unterstützen, indem wir

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Sklaverei heute Der Sonderberichterstatter des Rates für Menschenrechte berichtet, dass heute etwa 27 Millionen Erwachsene versklavt sind. Das sind mehr als drei Mal so viele, wie die Schweiz Einwohner hat. Diese Zahlen erschrecken. Im Sozialen Bekenntnis sprechen wir: «Wir glauben an den gegenwärtigen und endgültigen Sieg Gottes. Wir nehmen seinen Auftrag an, das Evangelium in unserer Welt zu leben.» Zeugt unser Leben davon, dass wir es ernst nehmen? Sind die versklavten Menschen ein ständiges Gebetsanliegen? Asyl für Tamilen Als ich vor einigen Tagen einen Reiseprospekt zu Asien durchblätterte, fiel mir auf, dass Sri Lanka nicht vertreten war. Als ich die Mitarbeiterin im Reisebüro fragte, warum das so sei, antwortete sie: «Zu Sri Lanka haben wir einen eigenen Katalog. Sri Lanka ist eine gute Feriendestination.» Das ist die eine Seite der Wahrheit.

Meine Freunde in der tamilischen Gemeinde und der Berichterstatter des Rates für Menschenrechte berichten von einer anderen Seite. Zwar ist der Krieg zu Ende. Doch verschwinden immer wieder Leute, meist Tamilen, Land wird enteignet, Polizeikontrollen geschehen willkürlich. Asylsuchende, die nach Sri Lanka zurückkehren müssen, laufen Gefahr, verhaftet und gefoltert zu werden.   Wir bezeugen, dass alle Menschen gleiche Würde und Rechte haben. Setzen wir uns dafür ein, dass keine Tamilen aus unserem Land heim­ geschickt werden, bevor die Menschenrechtslage in ihrem Heimatland stark verbessert wird?

ZUR PERSON Martin Roth (73) ist Pfarrer i.R. der EMK. Er wohnt in Olten. Vom 9.–20. September nahm er an mehreren Tagen an den Sitzungen der Herbstsession des Rates für Menschenrechte der UNO in Genf teil.


CONNEXIO

r e s e L r e b e i l , n i Liebe Leser

azedonien, Run wie Albanien, M er nd Lä in t, rn tfe Arbeit zu finden hweiz en eit, eine beza hlte unden von der Sc hk st lic ug ög Fl e. M ei e zw in e ke in n Ke ensche igkeit sind die Folg rn, haben viele M und Hoffnungslos d en e El di , h ut rc m du Ar . mänien oder Unga ng zielen Ablehnu Einkommen zu er Ausg renzung und it m m de zu und ein geregeltes d sin pen wie die Roma ion gestellt. Bevölker ungsgr up t sich dieser Situat ha K EM e Di t. ier ront Gesellschaf t konf Ih nen, w ie sic ba nien zeigen w ir

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K in Al beit gibt. Am Beispiel der EM il es dort keine Ar we , en . on en gi er re gi rg ga en die Be schen en n zu fü hren. za hlreiche Famili lich besseres Lebe en nt ss ei rla rm ve ve en n ni ei ba rt   In Al , um do nkommen zu te oder ins Ausland schw ier iger, ein Ei äd er St m e im di es in n rd he wi Sie zie in Albanien be n Bergen e Arbeitslosigkeit en Familien in de Di nd n. be de lei en rb ch ve e su di its r Fü it Arbe te sind über füllt m finden und die Städ nitt 14%. trägt im Durchsch das Evanhr mot iv ier t sind, nen Land se ge e ei di im n, n he be sc Le en he mit M Besseres Pogradec und ist eine junge Kirc en in den Städten en nd ei ni m ba Ge Al es in K bt gi Die EM n. Zurzeit d Tat zu verkünde gelium in Wor t un n und Bishnica. al musste sie ein sa ba zpun kte in El ell. Bereits zweim üt hn St sc e t hr wi se so st na ch ra Ti adec wä forder ungen nich Gemeinde in Pogr den steigenden An en eit ge hk ei n lic ei um d   Besonders die Rä un die ufen Haus mieten, weil Liegenschaft zu ka ne ei ie it, ch he rs en ve r leg neues, grösseres fü e Ge etet sich die tzliche Räum bi sä n zu n Nu lle n. so he lle ac re pr pe ande mehr ents . Neben einer Ka rach-, Musik- und tr um zu er richten sweise für Nä h-, Sp miniel en isp ni be ba nes Gemeindezen n, Al he in ste K tig t die EM nö zur Verfügung be te s jek m ro ru lp nt zia Ze s So dene er ung de rse. Für die Realisi ommen! Weiterbildungsku Spenden sind willk n. ke an Fr r ze ei hw Sc destens 300 000 ung beim Transerlicher Behinder eglieder in Tirana enschen mit körp nd M ei r m fü g Ge e un tz los tü its rs Unte solche Dienstnge, arbe Stadt bisher keine engagieren sich ju n hr se Ja os m gr ne er ei es t di gu in Seit g, da es die Gemeinde verstar tet, nachdem n mit Behinder un ge he e sc rd n en M wu i n ax vo nt rt te po hinder eit nützlich mache Arbeit mit dem Be für die Allgemeinh h sic sie e wi leist ung gab. Die , tte hkeiten gepr üf t ha schiedene Möglic könnte. Zu kunf t zu er lkan eine bessere Ba aop ur ele itt M r Region , den Menschen de Ihre Spende hilft Unterstützung! re Ih r fü nk hen Da Wei hmöglichen. Herzlic de Advents- und n fü r die kom men he sc ün W en st be Gr üssen und den M it freundl ichen nachtszeit. Andreas Stämpfl i nnex io Geschä ftsleiter Co

Dr. Patr ick St reiff - und Südeuropa el itt M n vo rche Bischof et hodist ischen Ki der Evangelisch-m ie on ak Di d un rk für Mission Connex io, Netz we 6-9 05 n PC -Konto 87-537 Sie in diesen Tage n Connex io, den vo s fe rie sb ht ac Weihn rzte Fassung des Dies ist die gekü . en llt so n be ha lten auch per Post erha Kirche und Welt  Nr. 12/2013 12/2011

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Verstehen, wer und wie Jesus ist

Wie ein Kind Von Urs Schweizer

Der Zug setzte sich in Bewegung. Die zwei Jungs sassen nebeneinander und schauten in Fahrtrichtung aus dem Fenster. Ich hatte ihnen gegenüber Platz genommen und sah, wie die Welt, an der wir eben noch vorbei gefahren waren, in der Ferne verschwand. Wir freuten uns auf den bevorstehenden «Männertag», während die Frauen unserer Familie auf eigene Faust unterwegs waren.   Bald einmal wurde der Jüngere hungrig und bat um einen Apfel, an dem er dann genüsslich herumknabberte. Dass in diesen Augenblicken nicht nur seine Kaumuskulatur arbeitete, sondern auch sein Gehirn, blieb mir verborgen. Deshalb war ich ziemlich überrascht, als er mich plötzlich fragte: «Papa, ist Jesus eigentlich auch ein Apfel?» Ich musste ihn falsch verstanden haben: «Du meinst, ob Jesus auch einen Apfel gegessen hätte?» «Nein, ob er einer ist. Er hat ja auch gesagt, er sei das Brot. Das haben wir im Chinderclub gehört.» Es berührte mich, wie der kleine Mann, der aus

dem Fenster schaute und beobachtete, wie ihm die Welt entgegen kam, zu entdecken versuchte, wer und wie Jesus ist. Auch für ihn. Und während ich auf das blickte, was hinter uns lag, wünschte ich mir etwas von seiner zukunftsorientierten Unvoreingenommenheit.   Als wir fast am Ende unserer Reise waren, deutete der kleine Mann aus dem Fenster und sagte so fröhlich wie laut: «Papa, dort oben ist unsere Kirche.» Natürlich wusste ich das schon lange. Immerhin fahre ich fast täglich zweimal daran vorbei. Aber nun wussten es auch alle anderen Leute um uns herum ... Und ich wünschte mir etwas von seiner Unbekümmertheit, mit der er sich völlig natürlich zu dem bekannte, was ihm wichtig ist.   Wer und wie ist Gott – auch für mich? Wie erkenne ich, ob Gott sich zu mir bekennt und ob ich ihm wichtig bin? Ich wünsche mir in diesen Fragen das vertrauende Herz eines Kindes. Und ahne zugleich, dass ich damit am Kind in der Krippe nicht vorbei komme ...

ALS BUCH Während drei Jahren hat Urs Schweizer mit seinen kurzen Geschichten aus dem Alltag Kirche und Welt bereichert. Für das kommende Jahr sind für die Rückseite andere Beiträge vorgesehen. Wir danken Urs Schweizer für seine wertvollen Beiträge.

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Seine kurzen Erzählungen werden Ende des Jahres in einem kleinen Buch veröffentlicht, zusammen mit weiteren, die nicht in Kirche und Welt erschienen sind. Beachten Sie die Hinweise auf Seite 13!


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