Kirche und Welt 12/2014

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12/2014

Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

Ein mitreissendes Lied von dem, der alles gab

Mensch wird man erst ganz unten Seite 8/9

Grossevangelisation – neu erfunden?

Ein Abenteuer mit Gott wagen

Wenn Geld dem Eigentümer nichts mehr nützt

«Life on Stage» in Bülach Seite 6 / 7

Adventsandachten aus der ZK Seite 17

Am 30. November mit entscheiden Seite 22

The United Methodist Church


Inhaltsverzeichnis Das Frauenseminar der ZK MSE vom 20.–24. Oktober

«Ein wirklich grosser Segen!»

Sollten Handys auch in der Kirche allgegenwärtig sein?

Süsser die Smartphones nie klinge(l)n... «Life on Stage» in Bülach

Grossevangelisation – neu erfunden?

Ein mitreissendes Lied von dem, der alles gab

Mensch wird man erst ganz unten Was es heisst, ganz Mensch zu sein

Machs doch wie Gott! Tag der offenen Tür im Alterszentrum Gellert Hof

«Hier findet Leben statt!»

Bischöfe diskutierten über Umgang mit homosexuellen Menschen

Jetzt ins Gespräch eintreten Eine neue Beauftragte «Leben 55 plus»

Vernetzt lernen

Ausblick auf die Fachtagung Leben 55 plus im März 2015

Erwartungsvoll dem Neuen entgegen

Ein problematischer Entscheid des Bundesamts für Sozialversicherungen

Kein Geld für kirchliche Jugendarbeit? Andachten aus der ZK begleiten durch den Advent

Ein Abenteuer mit Gott wagen Der Spaghetti-Zmittag im NetZ4 ist eine wichtige Anlaufstelle

Ein Stück Menschlichkeit schenken

Eine Veranstaltung der Theologischen Hochschule Reutlingen

Taufe im ökumenischen Gespräch

Am 30. November über die Erbschaftssteuer mit entscheiden

Wenn Geld dem Eigentümer nichts mehr nützt Der Weihnachtsbrief von Connexio

Liebe Leserin, lieber Leser

Teilhaben an der Mission Gottes

Kann eine Kirche zu schön sein?

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Editorial Liebe Leserin, lieber Leser «Weihnachten, das ist ein Paukenschlag der Weltgeschichte», las ich in einer Predigt. «Wirklich?», habe ich mich gefragt. Wenn Christoph Schluep in dieser Ausgabe von der Menschwerdung spricht, sagt er, Jesus sei gekommen «als Unmerklicher unter Unmerklichen». Eben so, wie Gott auf die Pauke schlägt. Er braucht nicht die lauten Töne, um die Welt zu verändern…   Musikalische Töne haben in Bülach Menschen eingeladen, ihr Leben verändern zu lassen durch Jesus. Auch die EMK hat diese Veranstaltung mit getragen.   Wie ein kräftiger Paukenschlag war für die Takano-Fachstelle die Mitteilung des Bundesamtes für Sozialversicherungen, dass sie die Unterstützung der Arbeit streichen. Lesen Sie mehr dazu in dieser Ausgabe.   Mit leisen und klaren Tönen könnte eine Broschüre aus der Zentralkonferenz Sie durch die Adventszeit begleiten. Verschiedene Personen aus dem Gebiet der ZK MSE haben darin zu einzelnen Tagen ihre Gedanken aufgeschrieben. Ich wünsche Ihnen gesegnete Advents- und Weihnachtstage.

Sigmar Friedrich Redaktor

Reich gedeckter Tisch des Heils Von Stefan Moll

Die Studien zur Erlösungslehre im SLI-Team gehen vorwärts. Ein Theologie-Team hat ausgelotet, in welche Verästelungen hinein sich der Erlösungslehre bewegt. M. Odendaal, Pfarrerin in Gelterkinden, hat die Bibel durchforstet und zehn Themen gefunden, in den Erlösung oder Heil zu erfahren ist. Hier die Liste: Mitgefühl: Erlösung aus Trauer, Gott schenkt Gehör... Gerechtigkeit: Vergebung, Freispruch, Befreiung... Autonomie: Freiheit, Weisheit, Ruhen... Wahrhaftigkeit: Vertrauen, Treue, Reinigung... Lebensgestaltung: Durst, Müdigkeit, Geburt, Heilung... Sinnhaftigkeit: Hoffnung, Berufung, Entscheidung… Sicherheit: Licht, Heimat, Rettung… Zugehörigkeit: Bund, Familie, Versöhnung… Feiern: Trost, Lob, Fest… Liebe: Treue, Zuspruch, Erwählung… Alle diese Stichworte verbinden sich mit Texten aus der Bibel, in denen Heil und Erlösung geschieht. Der Tisch, das zeigt diese Liste, ist reich gedeckt. All diese Bereiche bieten Anknüpfungspunkte für uns selber oder für suchende Personen. Mir ist wichtig: Erlösung reduziert sich nicht nur auf ein Thema. Das gibt Luft, darüber zu sprechen.

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FRAUENNETZWERK

Einheit: Nach einiger Zeit entstand eine tiefe Verbundenheit jenseits der Sprachbarrieren.

Das Frauenseminar der ZK MSE vom 20.–24. Oktober

«Ein wirklich grosser Segen!» Von Barbara Bünger (Koordinatorin Frauendienst ZK MSE)

Fast 50 Frauen aus 13 Ländern unserer Zentralkonferenz trafen sich Ende Oktober auf der Waldegg in Rickenbach (BL). Unter dem Thema «Singet dem Herrn ein neues Lied» tauschten sie aus über die Melodien und Lieder, die bei ihnen selbst und in ihren Gemeinden durch alles hindurch klingen.

«Singet dem Herrn ein neues Lied!» – Schon oft gehört? In Chorliedern gesungen? Als Bibeltext gelesen? Also ein «altes Lied»? Wörtlich zu verstehen oder im übertragenen Sinn? Was ist mein persönliches Lied und «singe ich es dem Herrn»? Das Lied des Bischofs Verschiedene Impulse leiteten uns bei unserem Nachdenken:   Wir hatten die Gelegenheit, unseren Bischof, Patrick Streiff, zu treffen und von ihm über «sein Lied» zu hören. Wir feierten mit ihm zusammen das Abendmahl und kamen mit ihm persönlich ins Gespräch.   Wir lernten von Frauen mit afrikanischem Hintergrund Lieder ihrer

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Kultur kennen und wurden in die «Rhythmen» eines Gospels mitgenommen.   Wir beschäftigten uns mit unseren «alten Liedern» und fragten uns, wie denn ein «neues Lied» aussehen könnte. Zwei Frauen aus Österreich schreiben dazu: «Wir nehmen die Aufforderung in unsere Heimatgemeinden mit, das alte Jammerlied: ‹Vieles ist nicht so, wie es sein sollte› zu beenden und ein neues Lied anzustimmen. Ein Lied, das uns bewusst macht, wie viel Gelungenes und Positives unser aller Leben bereichert! Ein Lied der Dankbarkeit, dass Gottes Segen auf uns ruht.»

Gottes Segen ruht auf uns

Geeint durch Gottes Geist Die Gemeinschaft unter Menschen, die unterschiedlichste Sprachen sprechen, ist etwas Besonderes. Nach einiger Zeit des Zusammenseins verstehen wir einander auf einer anderen, tieferen Ebene, bei der die gesprochene Sprache in den Hintergrund rückt. Ein Lächeln, eine feste Umarmung vermitteln Nähe, und der Geist

Gottes schenkt Einheit. So erstaunt es nicht, dass für viele Teilnehmerinnen die «freie» Zeit des Zusammenseins sehr wichtig wurde. Dabei war die Tischgemeinschaft oft am intensivsten. «Frauen aus 13 Ländern kennenlernen zu können, ist aussergewöhnlich. Wir haben ihre Kultur und ihre Lebensweise entdeckt, ihre Herausforderungen und ihre Teilnahme an Gottes Werk», schreiben die Frauen aus Frankreich.

Andere Kulturen kennenlernen Schon länger bestand der Wunsch, dieses Miteinander unter Frauen verschiedener Länder auch in der Zeit zwischen den ZK Seminaren zu vertiefen. Aus diesem Grund initiierten wir Partnerschaften zwischen den Frauendiensten zweier oder dreier Länder. Damit das, was wir in diesen Tagen erlebt haben, wachsen kann. Eine Frau aus Rumänien schreibt: «Wir weinten zusammen und lachten zusammen, wir teilten Erfahrungen und ermutigten einander. Wir teilten Liebe. Für mich war es wirklich ein grosser Segen.»


K ABINETT

Jörg Niederer: «Was denken Sie, wenn jemand während der Predigt auf seinem Smartphone herumtippt?»

Sollten Handys auch in der Kirche allgegenwärtig sein?

Süsser die Smartphones nie klinge(l)n… Von Jörg Niederer

Auch in diesem Jahr werden wohl mehr Mobiltelefone unter dem Weihnachtsbau als Glöckchen am Weihnachtsbaum klingeln. 97% der Ju-

eine Frau mit der einen Hand am Ohr aufmerksam lauschend die Rolltreppe herunter fuhr. «Sie telefoniert», dachte ich. Doch dann nahm sie die Hand vom Ohr – und da war kein Handy. So kann man sich irren.

gendlichen besitzen ein internettaugliches Handy oder Smartphone.

Auch ich habe mir ein Handy gekauft, als ich vor fünf Jahren Distriktsvorsteher wurde. Das Mobile Phone passt zu meinem mobilen Alltag. Das GPS darauf führt mich an den richtigen Ort. Die SBB-App sagt mir die nächste Zugsabfahrt. Ich kann mit dem Handy meine PowerPoint-Präsentation steuern. Ausserdem ist es Notizbuch, Music Player, Bibel, E-Reader, Foto- und Videogerät, Mail-Programm, und – ach ja – telefonieren kann man damit auch. Täusch dich nicht! Das Handy ist heute überall. Und in der Kirche? Unlängst sah ich an einer EMK-Kirchentür eine Handy-Verbotstafel. Ist das sinnvoll?   In Winterthur beobachtete ich, wie

Nicht bei der Sache? Was denken Sie, wenn Sie jemand während der Predigt auf dem Smartphone herumtippen sehen? Dass er nicht bei der Sache ist? Dass er SMS schreibt oder im Internet surft? Das ist durchaus möglich. Es könnte aber auch sein, dass er gerade nach einer bestimmten Bibelstelle im Bibel-App sucht. Ich zum Beispiel schreibe oft wichtige Predigtgedanken via Handy in das elektronische Notizbuch. Und ja, ich surfe auch während der Predigt, etwa um etwas aus der Predigt zu recherchieren, oder um die Buch-

empfehlung des Pfarrers nachzuschlagen. Und bei den Mitteilungen kommt es vor, dass ich via Handy gleich einen Termin fixiere für ein bestimmtes Gemeindeangebot. W-LAN für alle! Handys im Gottesdienst? Sicher würde ich darauf hinweisen, dass man das Mobiltelefon lautlos stellen sollte. Aber verbieten würde ich es nicht. Handys sollten nicht nur auf der Strasse, sondern auch in der Kirche allgegenwärtig sein, wie ihre Benutzer/innen. Noch besser wäre es, wenn im Gottesdienstraum W-LAN für alle eingerichtet ist. In dieser Kirche würde ich mich angenommen fühlen – und bliebe zugleich verbunden mit der Welt, in die Gott in Christus gekommen ist.

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM DEZEMBER 3.–11. 12.–13.

Theologische Ausbildung in Zentralkonferenzen, Kommission (in Dallas, USA) und Unterstützungsfonds (in Nashville, USA) Jährliche Konferenz CH-FR-NA: Vorstands-Retraite.

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UMSCHAU

Beeindruckend: Die sehr gut präsentierten Musicals wurden in Bülach von einem grossen Publikum miterlebt.

«Life on Stage» in Bülach

Grossevangelisation – neu erfunden? Von Daniel Eschbach

Anfang 2013 lud «Netzwerk Schweiz» Gemeinden im Zürcher Unterland

ten leiteten die Musical-Aufführung jeweils ein und aus. Sie gehörten zu den eindrücklichsten Momenten dieser Abende.

ein, um sie für ein neues Evangelisationsprojekt unter dem Titel «Life on Stage» zu gewinnen. Nicht weniger als eine Neu-Erfindung der klassi-

Geschichten, die zu Herzen gingen

schen Gross-Evangelisation wurde in Aussicht gestellt. Kern der Evangelisationswoche sollten Musicals sein, gefolgt von einer kurzen Predigt und einem Aufruf, sich für Christus zu entscheiden. 13 Gemeinden, darunter auch die EMK Bülach-Oberglatt, liessen sich für das Projekt gewinnen.

Vom 21.–25.Oktober wurden in der Stadthalle Bülach die Musicals je zweimal aufgeführt. Darin wird erzählt, wie drei Personen zum Glauben finden: Murti, ein alewitischer Flüchtling aus der Türkei; Rebekka, eine junge Frau mit wilder Jugend; Rita, eine Seniorin, die viele Jahre als Verdingkind durchlitten hat. Videoeinblendungen aus Interviews mit den echten Protagonisten dieser Geschich-

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Gottes Geist trauen Die Musicals überzeugten mit hoher Qualität und präsentierten Geschichten, die zu Herzen gingen. Die anschliessenden Botschaften von Gabriel Häsler waren leider nicht so kurz, wie erhofft, und weckten auch inhaltlich teilweise zwiespältige Erinnerungen. Im Blick auf die Message scheint die Neu-Erfindung der Grossevangelisation noch nicht gelungen. Mehr Vertrauen auf die Wirkung der Musicals und das Wirken von Gottes Geist auch ohne wortreiche Erklärungen wäre wünschenswert gewesen.   Der abschliessende Aufruf zum Glauben war moderat gestaltet und stiess auf Resonanz. Laut Pressemitteilungen nahmen über 130 Personen die Gelegenheit wahr, Gottes Versöh-

nungsangebot vor einem Kreuz für sich in Anspruch zu nehmen. Die Bewegung aufnehmen Schon im Vorfeld, aber auch während der Woche kam bei uns vieles in Bewegung. Das lässt sich rückblickend dankbar feststellen. «Life on Stage» bot uns als EMK-Bezirk eine gute Plattform, um die Vision, Menschen in die Nachfolge zu führen, auf dass die Welt verändert werde, umzusetzen.

Wir wollen die Bewegung aufnehmen Das soll auch weitergehen. Gleich am Sonntag nach den Musicals gestalteten wir einen Kraftwerk-Gottesdienst zum Thema «jünger werden». Und in der folgenden Woche versuchten wir mit zwei Projekten die Bewegung von «Life on Stage» aufzunehmen: In «Stage 2» wird ein Musikprojekt gemeinsam erarbeitet. Dabei sollen verschiedene Glaubens- und Lebensthemen wieder aufgenommen und ver-


UMSCHAU

Agenda MI.– DO., 31.12.2014 – 1.1.2015 Den Jahreswechsel be-gehen, neu starten Wasserfallen, BL Kosten: ab Fr 290.– exkl. Verpflegung Infos / Anmeldungen: Walter Wilhelm, 061 311 35 86, mail@pundw.ch DO.– SO., 8.–11. JANUAR Tage der Stille auf Schneeschuhen Vna, Unterengadin Kosten: ab Fr 480.– Infos / Anmeldungen: Walter Wilhelm, 061 311 35 86, mail@pundw.ch SAMSTAG, 24. JANUAR

tieft werden. Wir sind gespannt, was daraus entsteht. Aus-serdem luden wir unter dem Titel «Von der Bühne ins Leben» zum Gespräch über den Glauben im Alltag ein. Dies fand jedoch keine Resonanz. Beide Ideen entstanden aus dem Aufruf an die Gemeinden, nach «Life on Stage» Glaubenskurse anzubieten, und unserer Überzeugung, Menschen den Glauben nicht beibringen, sondern mit ihnen Glauben und Leben teilen zu wollen.

Glauben und Leben teilen Weiter lernen Toll, dass wir als EMK Bülach-Oberglatt mit dabei waren. Zwar ist die Neu-Erfindung der Gross-Evangelisation (noch?) nicht gelungen. Aber «Life on Stage» hat uns motiviert und in Bewegung gebracht. Es gibt gute Ansätze, die weiterzuentwickeln sich lohnt. Zu lernen ist wohl, sich noch mehr zu lösen von der Fixierung auf die Wortverkündigung und zu akzeptieren, dass der erste Schritt zum

Glauben nicht zwangsläufig über Sündenerkenntnis führen muss. Viele Menschen sind heute vielleicht zunächst nicht in erster Linie auf Schuld, sondern zum Beispiel auf die Angst, nicht beachtet zu werden, oder die Suche nach Sinn im Leben ansprechbar.

Ein Tag mit dem Bischof Mitarbeitertagung Nordwestschweiz Basel, Kleinbasel 10.00–16.00 Uhr Infos / Anmeldung: Sonja Bitterli, 062 296 55 04, dlf.nordwestschweiz@emk-schweiz.ch SAMSTAG, 24. JANUAR Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis Bibelkunde Altes Testament EMK Zürich 4 9.00 –12.30 Uhr Infos / Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung, 044 299 30 87, bildungundberatung@emk-schweiz.ch FR.– SO., 13. –15. FEBRUAR erfüllt sein – leer sein Meditatives Malen Hotel Artos, Interlaken Kosten: ab Fr. 344.– Infos / Anmeldung: 033 828 88 44, mail@artos.ch

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THEMA

Heruntergekommen: Ein Lied im Philipperbrief besingt, wie Jesus den Weg in die tiefste Tiefe des Menschseins gegangen ist.

Ein mitreissendes Lied von dem, der alles gab

Mensch wird man erst ganz unten Von Christoph Schluep

Ein alter Mann sitzt in Rom im Gefängnis. Oft ist er einsam, oft friert er, nicht selten hat er Hunger. Nicht zum ersten Mal ist er gefangen, aber es wird sein letztes Mal sein. Bald wird er vor den Toren der Stadt enthauptet werden. Aber Paulus, so heisst er, hat diesen Weg gewählt, er bereut ihn nicht. Denn es ist der Weg Jesu.   Im römischen Gefängnis schreibt Paulus seinen letzten Brief, es ist der an die Gemeinde in Philippi. Ein sehr persönlicher Brief, mal aufbrausend, mal tröstend, mal voller Hoffnung, mal dem Schicksal ergeben. Und in seiner Mitte steht ein Text, der sich vom Rest abhebt: Es ist ein Hymnus, der nicht von Paulus stammt, ihm aber offenbar so gut gefällt, dass er ihn in den Brief einfügt. Er ist rhythmisch gegliedert und in Strophen gefasst, aber er ist kein Gedicht, sondern ein Lied: Philipper 2,6–11 Er, der von Gottes Wesen war, hielt nicht wie an einer Beute daran fest, Gott gleich zu sein, sondern gab sich preis, indem er das Wesen eines Knechts annahm

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und den Menschen gleich wurde, und er sah aus wie ein Mensch. Er erniedrigte sich und war gehorsam bis in den Tod, bis in den Tod am Kreuz. Deshalb hat Gott ihn über alles erhöht und ihm den Namen verliehen, der über jedem Namen steht, damit im Namen Jesu jedes Knie sich beuge derer im Himmel, auf der Erde und unter der Erde, und jeder Mund bekenne, dass Jesus Christus der Herr ist, zur Herrlichkeit Gottes, des Vaters. Andere wichtiger nehmen Nicht zufällig hat Paulus ein Lied gewählt: Gerade noch hat er davon gesprochen, nicht auf die eigenen Bedürfnisse fixiert zu sein, sondern die der anderen im Auge zu behalten. Eigentlich noch mehr: Die anderen höher und wichtiger zu schätzen als sich selbst. Das ist eine Forderung, die den Philippern wahrscheinlich schon damals im Hals stecken blieb, genauso wie uns heute. Würde es nicht genügen, die anderen gleich wichtig zu nehmen wie sich selbst? Nein, würde es nicht. Und darum beginnt Paulus zu singen: Das Lied von dem, der alles

gab und die anderen unendlich viel höher gewichtete als sich selbst. Singend lesen Wem ein Lied vorgesungen wird, das er kennt, der kann nicht anders als mit singen oder mit summen, mit dem Fuss den Rhythmus klopfen, sich der Melodie hingeben. Musik verändert, Musik bewegt, Musik trägt, und sie trägt fort. Paulus eint die Philipper, indem er sie zusammen singen lässt. Er verlangt das Unmögliche und erzählt eine Geschichte, denn auch Geschichten tragen. Wo Geschichten und Musik zusammen kommen, ist der Widerstand meist schon gebrochen. Und so beginnt die Geschichte, die Sie, wenn Sie dies lesen, sich vorsingen mögen, am besten im Chor – oder zumindest im Geiste. Es war nicht gut Gott, der alles kann, sah auf die Erde hinunter und erblickte den Menschen, der, obwohl gut und richtig geschaffen, nichts mehr konnte und am Ende war. Verstrickt in selbstveschuldetem Ungenügen, immer wieder herausgefordert und doch gescheitert, im vollen Bewusstsein, dass es anders sein könnte, aber nie anders wurde. Und


THEMA

Gott sah, dass es nicht gut war, und überlegte und war ergriffen von Erbarmen. Und er sah auch, dass es nichts bringen würde, dem Menschen, einmal mehr, den rechten Weg zu zeigen und ihn dafür zu motivieren. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis alles wieder beim Alten wäre. Er ändert die Welt So beschloss er, in der Tiefe seines Herzens bereits trauernd, seinen einzigen, geliebten und unersetzlichen Sohn zu schicken. Nichts als Botschafter, sondern als Wegbereiter. Nicht als Gott, sondern als Mensch, als Gleicher zu Gleichen. Hilfe musste von unten kommen, nicht von oben, und so machte er sich auf, klein zu werden, winzig, unwichtig, bedeutungslos. Denn dort, als Unmerklicher unter Unmerklichen, lässt sich die Welt verändern, ganz unten, wo die Sehnsüchte brach liegen und die Enttäuschungen bloss, wo Schmerz und Angst und Schuld dem Tod entgegen sterben. Dorthin geht er, der nicht sterben kann, und stirbt. Seinen einsamen Tod und den Tod all derer, die verenden, ohne dass es jemand merkt, ohne dass es jemanden kümmert. Der Ewige stirbt und der ewige Tod wird voller

Leben. Weil er es gewagt hat, ganz von sich abzusehen und Mensch nicht über den Menschen zu sein, sondern unter ihnen. Weil er entschied, nicht zu nehmen, sondern zu geben, darum hat die Höhle des Todes einen Ausgang und die Hölle auch. Mensch werden Er gab, weil er alles hatte. Er ging, weil ihn nichts von seiner Heimat trennen konnte. Er machte sich auf, weil niemand anders den Weg gehen wollte. Dieser Weg ist einmalig. Nicht aber der

Weg in den täglichen Tod dessen, der neben dir wohnt oder unter dir haust. Wenn die Geschichte dieses Einen deine Geschichte ist oder zu deiner Geschichte wird, dann stimme ein und singe mit. Und achte auf den Refrain: «Dir ist alles gegeben» – Das macht dich frei, deine Hände zu öffnen und dich klein zu machen, so klein, bis du dort angekommen bist, wo das, was du gibst, zum Segen wird. Und dann, dort unten, wirst du zum echten Menschen.

EMPFEHLENSWERT Wer sich vertieft mit dem Text und dem ganzen Philipperbrief beschäftigen will, greift am besten zu den Büchern von Christoph Schluep, die in diesem Jahr erschienen sind: Christoph Schluep-Meier Der Philipperbrief / Der Philemonbrief Die Botschaft des Neuen Testaments CHF 24.90 inkl. MwSt. ISBN 978-3-7887-2803-8 Neukirchener Theologie Erhältlich z.B. bei Jost AG in Bern: www.theologische.ch

Christoph Schluep-Meier Hintunterfolgen. Predigten zum Philipperbrief für Menschen, die dort sein wollen, wo Gott ist CHF 15.– inkl. MwSt. ISBN 978-3735719287 Books on Demand Das Buch kann beim Autor bestellt werden christoph.schluep@emk-schweiz.ch Eine Vorstellung der Bücher finden Sie in KuW 9.2014, S.18–19 www.issuu.com/emk_schweiz

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THEMA

Was es heisst, ganz Mensch zu sein

Machs doch wie Gott! Ganz diesseitig Projekt: rdung Menschwe

sa nte Erin n ig a mü rs te in h e Ein eburt Jesu, nd um die G ru g n lu h zä reit u ngen hen Vorbe d ie hektisc und einen e Engel – nst weg durch einig icht an Die n ch si r e d Gott, als K rip hält. (Auch l ol k to ro P und rf ügbar.) penspiel ve rdung /menschwe d g s. /i :/ p tt h

und mehr zten Ja hren mehr let n de in be ha Ich nt ums kengkeit des Christe die tiefe Diesseiti n homo relin geler nt; nicht ei nen und verstehe hin ist der n Mensch schlecht giosus*, sonder n ei die platte t Mensch war. Nich Christ, wie Jesus ... rten, der lä ek itigkeit der Aufg und banale Diesse sziven, La r de er Bequemen od r de , en m sa eb tri Be ller Zucht esseitigkeit, die vo sonder n die tiefe Di des und der Erkenntnis des To ist, und in der die , meine ich. er gegenwär tig ist Auferstehung imm r (1906 -1945) Dietrich Bonhoeffe d Ergebung, Brief in: Widerstand un 44 vom 21. Juli 19 h s religiöser Mensc au r * ein von Natu

Ohne Heilig enschein

Ich bleibe be i einigen Pat ienten in de Wor te und Sä r Sitzecke hän tze hin und gen: ein paar her, ein Wor leichten Seite, t gibt das an ein wenig üb dere. Von de er das Hiersei irgendwann r n-Müssen zu d ie Tür auf zu spassen, geht r andern, ke komme ich in in es s Gespräch m wegs leichten it einem Pat ie Seite. So ihm sagen, er nten darüber, müsse seine dass andere Erk ran kung denn für ihn halt ak zept ie , nicht für d ie ren, und was an tet. Es bleibt bei der Frage, dern das Wor t «a k zept ie ren» bedeude ist Abendess enszeit. Die pa r guten Frage, w ie er mei nt, denn es ar Schritte bi gemeinsam. s zum Speise Erst hier beim saal gehen w Verabschiede als Pfarrer in ir n er fä hrt er . Entschuld ig meine Rolle end und lach der Heiligen end sagt er, schein fehlen mir w ürde h , sonst hätte che mit ihm alt er das schon und sage: «I ge merkt. Ich la ch Mensch (gew mache es w ie orden)!» – «J G ot t: ich bin a, das ist gut! gehen. », sagt er im WegMaja Franzisk a Friedrich

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ugierig e n d n u h Beweglic , im mer

ich st für m n den heis r e er d en , d e w w h u c z s n e h Me n c s n n u r da n dem Me weil ich n t, a mehr zu h . t in e llen kann ir gem Gott mit m rag in der Welt er fü d n u t uft er Mu meinen A ein mit Gott, voll eil s s ch» ist, w g ls e Unter w Weg «fa hin c e s k n s e s M a ,d eines m n e it Ver trauen e S ug ier ig mir neue h und ne wer c li g jeder Weg e w e ir fzeig t. B nd mit m Seins au h in mir u c o n s a w bleiben, den w ill. ofmann Claudia H


THEMA

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Gott in Win deln? Drastisch be schreibt Mar tin Luther de stoss der Men n An schwerdung Jesu, wenn er nem Muslim eidie Worte in den Mund le   Da w irst du gt: mich nicht ü ber reden, das der soll ein s Got t sein, de r da von ein Weibe gebore em n w ird, läss t sich herab Himmel lege vom n neun Monat in rien der Jun gf rau. Gott sc den L eib Maheisst und pi in d ie Wiege sst n. Dar nach st irbt er am K als ein Dieb reuz und Schelm! Soll das ein sein? Gott Martin Luther (1483 –1546)

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SELBSTÄNDIGE WERKE

Gellert Hof: Mit der Eröffung des Alterszentrums wurde ein erster wichtiger Schritt getan.

Gedanken zu Kirche und Gesellschaft

Wieviel Mensch erträgt die Erde? Heute leben über sieben Milliarden Menschen. Diese Menschen verbrauchen Ressourcen von eineinhalb Erden. Wir leben über unsere Verhältnisse. 2050 werden es neun Milliarden Menschen sein. Sollte man angesichts dieser Entwicklung nicht dankbar sein für jeden Menschen, der nicht geboren wird?   Die Regulierung der Menschwerdung wurde verschiedentlich versucht, etwa in China mit der Einkind-Politik. Oft wollte man dabei auch gleich den Lebenswert von Menschen definieren. Sterilisationen bei psychisch Kranken und Minderheiten (ent-)werteten deren Menschsein. Sätze wie «Diese Frau, dieser Mann dürfte eigentlich gar keine Kinder haben!» höre ich gar nicht so selten. Welche Kriterien sollen das Recht auf Menschwerdung definieren?   Stichworte dazu: Vermeidung von behindertem Leben durch pränatale Diagnostik oder Präimplantantionsdiagnostik? Kondome für die Armen? Knaben statt Mädchen (Indien)?   Ein Kriterium könnte auch der Resourcenverbrauch sein. Dann dürfte nur noch jeder sechste Kuwaiti Mensch werden (Verbrauch: sechs Erden); aber auch nur jeder dritte Schweizer (Verbrauch: drei Erden). Dann hätte ich nur einen Sohn statt drei Söhnen – aber welchen? Jörg Niederer

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Tag der offenen Tür im Alterszentrum Gellert Hof

«Hier findet Leben statt!» Von Julia Trunkwalter

Das vor vier Monaten eröffnete Alterszentrum Gellert Hof der Stiftung Diakonat Bethesda in Basel feierte am 1. November einen Tag der offenen Tür. Das stimmungsvolle Fest bot allerlei Einblicke, Informationen und Raum für Begegnungen.

Seit der Eröffnung am 1. Juli sind kontinuierlich Bewohner/innen in das neue Alterszentrum Gellert Hof eingezogen. Mittlerweile leben bereits 129 Bewohnende im Gellert Hof. «Der Tag der offenen Tür war ein wunderschönes Fest. Bewohner/innen, Angehörige, Mitarbeitende verbrachten fröhliche Stunden miteinander, lernten sich noch besser kennen und konnten sich, ebenso wie alle Interessent/innen, umfassend informieren», beschreibt Heike Schulz, Leiterin des Alterszentrums, rückblickend diesen Tag. Lebens-Raum Im Rahmen eines festlichen Brunchs mit allen Bewohnenden durchschnitten Regierungsrat Dr. Lukas Engelberger, Jürg Matter, Direktor Stiftung Diakonat Bethesda und Verwaltungs-

ratspräsident Bethesda Alterszentren AG, Olaf Toggenburger, Direktor Bethesda Alterszentren AG, Heike Schulz, Leiterin Alterszentrum Gellert Hof, sowie Erika Anderauer, eine der ersten Bewohnenden des Gellert Hofs, ein rotes Band. Mit dem feierlichen Akt zeigten alle ihre Freude über die Eröffnung des Alterszentrums.   «Hier wurde grosszügig in das Alter investiert», sagte Regierungsrat Lukas Engelberger. Es seien nicht nur finanzielle Mittel bereitgestellt, sondern wirklich investiert worden in die Vision, wie Alter gelebt werden soll. «Hier soll das Leben stattfinden, das alte Menschen nicht ausgrenzt, sondern einbezieht in eine gesellschaftliche und altersmässige Durchmischung», sagte Dr. Engelberger weiter. Nächste Etappe Die Eröffnung des Alterszentrums Gellert Hof ist ein wichtiger Meilenstein der aktuellen Entwicklungen auf dem Campus Bethesda. Im Laufe des nächsten Jahres ist der Baubeginn für eine Überbauung mit 100 bis 120 Alters- und Generationenwohnungen geplant.


GENERALKONFERENZ

Riss: Die verhärteten Positionen gefährden vor allem in den USA die Einheit der Kirche.

Bischöfe diskutierten über Umgang mit homosexuellen Menschen

Jetzt ins Gespräch eintreten Von Volker Kiemle / Sigmar Friedrich

Sechs Bischöfe, zwei Stunden, ein Thema: In Oklahoma City wurde Anfang November über den Umgang mit homosexuellen Menschen in der EMK diskutiert. Die Bischöfe warben dafür, unterschiedliche Auffassungen zu respektieren und sich auf den Auftrag der Kirche zu konzentrieren. Die Debatte wurde live im Internet übertragen.

«In unserer Kirche herrscht in Sachen Homosexualität die Einstellung: ‹Frag nicht, sag nichts›», sagte Melvin Talbert. Der im Ruhestand in Nashville lebende EMK-Bischof debattiert zusammen mit den Bischöfinnen Hope Morgan Ward und Rosemarie Wenner, den Bischöfen Gregory V. Palmer, Kenneth H. Carter und Michael J. Lowry sowie Neil Alexander, dem Chef des US-amerikanischen EMK-Verlagshauses, am 1. November über den Umgang der EMK mit Homosexualität. Ein tiefer Riss Bischöfinnen und Bischöfe seien nicht der Kirchenordnung verpflichtet, sagte Talbert weiter, sondern ihrer Berufung. Diese gründe sich auf das

Evangelium von Jesus Christus. «Wir müssen die Autorität unseres Amtes nutzen und eingestehen, dass unsere bisherige Position falsch ist. Dann können wir weitergehen und brauchen nicht mehr darüber diskutieren, was uns eint.» Genau um diese Frage aber drehte sich die fast zweistündige Debatte über weite Strecken. Denn klar ist: In der Frage des Umgangs mit Homosexualität geht ein tiefer Riss durch die weltweite EMK.

Die Einheit der Kirche ist ein Geschenk Beten und reden Gegen ein leichtfertiges Aufgeben der Einheit wandte sich Bischof Gregory V. Palmer. «Die Einheit der Kirche ist ein Geschenk», betonte er. Um in der Homosexualitäts-Debatte weiterzukommen, müsse man nicht auf die Generalkonferenz 2016 warten. «Es ist wichtig, dass wir jetzt ins Gebet und ins Gespräch darüber eintreten, was es bedeutet, unseren Nächsten so zu lieben wie uns selbst», sagte Palmer.

Akute Gefahr Nachdem es vor zwei Jahren in der Generalkonferenz nicht einmal gelang, die unterschiedlichen Standpunkte anzuerkennen, hat die Debatte vor allem in den USA an Schärfe zugenommen. Um eine Eskalation und die akute Gefahr einer Kirchenspaltung abzuwenden, hat der Connectional Table (eine Art internationaler Runder Tisch) einen Dialog angeregt, zu dem unter anderem diese Live-Diskussion gehörte.   Die Diskussion setzte auch auf die Beteiligung der Zuschauer. So wurden vier Videos eingespielt, die Methodisten zuvor eingeschickt hatten. Auch per Twitter und Facebook konnte man sich an der Debatte beteiligen.

DIE GANZE DEBATTE Informationen in Englisch zu der Diskussion und den Link zu Debatte finden Sie unter: http://is.gd/debatte2014 Einen ausführlicheren Bericht in Deutsch und weitere Informationen finden Sie unter: http://is.gd/debatte2014d

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BILDUNG UND BERATUNG

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho­distischen Kirche in der Schweiz: Erscheint monatlich Redaktor: Sigmar Friedrich Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Neue Beauftragte: Heidi Schnegg engagiert sich im Bereich Leben 55 plus.

Redaktionsadresse: Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 Zürich Telefon 044 299 30 85 redaktor@emk-schweiz.ch Abonnement: Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.– Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5 Adressänderung/Abbestellung: Zentralverwaltung EMK Postfach 1344, 8026 Zürich Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89 Mail: zentralverwaltung@emk-schweiz.ch Anzeigenverwaltung: Jordi AG – das Medienhaus Christian Aeschlimann Aemmenmattstrasse 22, 3123 Belp Telefon 031 818 01 25 Telefax 031 819 38 54 E-Mail: inserate.kuw@emk-schweiz.ch Insertionsschluss für 01/2015: 15.12.14 Grafik + Gestaltung: P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülach www.pswerbung.ch Druck / Vertrieb: Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belp www.jordibelp.ch Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch Bildnachweise: S.1,8 erllre, 123rf.com S.2 Plaßmann, gemeindebrief.de S.3,5,10,11 KuW S.3 .shock, photoXpress.com S.4,6,7,12,14,16-18,21,23 zVg S.10 Bonhoeffer: bundesarchiv.de, Bild 146-1987074-16, via wikimedia.org S.11 Luther: wikimedia.org S.13 mario, flickr.com S.15 Conan, flickr.com S.22 Dr. Klaus-Uwe Gerhardt pixelio.de S.24 Jonathan Mueller, flickr.com

Eine neue Beauftragte «Leben 55 plus»

Vernetzt lernen Von Andreas Benz und Heidi Schnegg-Geiser

Auf der Fachstelle Bildung+Beratung konnte die freigewordene Projektstelle «Leben 55 plus» (50%) neu besetzt werden: Per 1. Januar 2015 wird Heidi Schnegg-Geiser ihre Arbeit als neue Beauftragte «Leben 55 plus» aufnehmen.

Als Kommission Bildung+Beratung wünschen wir Heidi Schnegg einen guten Start in ihrer neuen Aufgabe, viel spannende und aufstellende Momente im Unterwegssein mit Menschen aus unseren Gemeinden sowie Gottes Segen. Herzlich willkommen! Heidi Schnegg stellt sich selbst vor: Seit 1995 wohne ich im Zürcher Unterland in Bülach. Ich bin mit Stefan Schnegg verheiratet. In den letzten 17 Jahren arbeitete ich beruflich schwerpunktmässig mit älteren Menschen in christlichen Gemeinden. Ich bin leidenschaftlich gerne mit Menschen in der zweiten Lebenshälfte unterwegs. Generationen vernetzen Ein Lebensmotto von mir lautet: «lebenslanges Lernen». Deshalb absol-

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vierte ich in den vergangenen Jahren ein Aufbaustudium in Theologie, sowie den eidgen. Fachausweis als Ausbilderin. Vor zwei Jahren habe ich den Master in Gerontologie an der Fachhochschule Bern abgeschlossen. Dabei habe ich eine kleine Vergleichsstudie zwischen Jung und Alt gemacht, um deren Gebetsleben zu untersuchen.   Die Vernetzung der Generationen liegt mir sehr am Herzen. Was können Jung und Alt voneinander lernen? Mir ist es wichtig, dass verschiedene Generationen gemeinsame Erfahrungen machen können. Am Ziel orientiert In den zwei vergangenen Jahren arbeitete ich als EMK-Lokalpfarrerin in Zürich Ost und Zürich Nord. In Oerlikon bin ich weiterhin als Teilzeit-Pfarrerin tätig. Ich freue mich auf diese bevorstehende, spannende Herausforderung. Die Arbeit mit Menschen in der zweiten Lebenshälfte packe ich gerne an, um mitzuhelfen, dass im Gemeindeumfeld Menschen in die Nachfolge Jesu Christi geführt werden können.


LEBEN 55 PLUS

Unaufhaltsam: Eine Zugfahrt kann zum Bild werden für die eigene Lebensreise.

Ausblick auf die Fachtagung Leben 55 plus im März 2015

Erwartungsvoll dem Neuen entgegen

Ich habe einen Sitzplatz in Fahrtrichtung gefunden. Der Zug kommt langsam ins Rollen, wird immer schneller, und Menschen, Häuser, Strassen, Autos, Landschaften, Bäume, Wälder, Hügel, Berge ... kommen mir entgegen.

nur noch vor meinem inneren Auge geblieben.   Ich löse mich von dem Bild und lasse wieder Neues auf mich zu strömen. Ein Gegenzug rast vorüber und stört mein Sichtfeld. Dann taucht plötzlich die Fahrt in den Tunnel meinen Blick ins Dunkle. Ich zucke zusammen, denn ich sehe mich selber im Fensterglas spiegeln. Meine Augen suchen im Abteil einen Ruhepunkt. Doch da erscheint ausserhalb des Zuges wieder ein Lichtstrahl, und meine Augen sehnen sich dem neu auf mich zu Kommenden entgegen. Landschaften, weidende Kühe, Bäume, Wiesen, Häuser, Menschen… .

Vergebens versuche ich die Eindrücke festzuhalten

Die Bilder der Bibel eröffnen eine andere Wirklichkeit

Kein Verweilen Für einen kleinen Augenblick versuche ich die Eindrücke festzuhalten. Doch vergebens, gleich sind sie meiner Wahrnehmung wieder entschwunden. Der schöne Baum mit seinen ausladenden und feingliedrigen Ästen, den ich gerade fixiert habe und am liebsten noch etwas länger betrachtet hätte, ist schon längst hinter mir und

Sprechende Bilder Hat dies nicht viel mit unserer eigenen Lebensreise zu tun? Ist unser Leben nicht ein einziges unterwegs-Sein? Ein wahrnehmen, festhalten, reflektieren, loslassen ... Während ich so reise, bemerke ich, dass ich mich auf meiner Lebensreise befinde. Und wieder bin ich ein Stück weit älter geworden. Die Bibel hat viele Bilder, in denen sie uns

Von Peter Gumbal

Ich sitze im Zug unterwegs zu meinem Zielort. Auf der Fahrt mache ich mir Gedanken zu meinem Beitrag für die Fachtagung Leben 55 plus am 14. März 2015 unter dem Thema «Mein Alter ist meine Chance. Wie ich eine neue Sicht für mein Leben gewinnen kann».

von der Lebensreise erzählt. Hat viele Weisheiten, die sie uns mit auf den Weg gibt. Zugleich eröffnet sie uns noch eine andere Wirklichkeit des Lebens. Davon hören wir etwas. Paradoxes Wohlbefinden Ausserdem spricht als Hauptreferentin Frau Dr. Jutta Stahl, Fachpsychologin für Klinische Psychologie (Schwerpunkt Alter), über die Zufriedenheit der meisten älter werdenden Menschen – trotz vielfältiger Verluste und Belastungen: das «Paradox des Wohlbefindens». Sie geht der Frage nach, welche Strategien hilfreich sind, um im Alter psychisch gesund zu bleiben. Und sie stellt ein interaktives Stressmodell vor, um erfolgreiche Bewältigungsstrategien daraus abzuleiten.

FACHTAGUNG Die Fachtagung findet statt am Samstag, 14. März 2015, 9.00–16.00 Uhr, in der EMK Aarau. Infos / Anmeldung: Beauftragte für Leben 55 plus, Heidi Schnegg-Geiser, 044 200 30 88, leben55plus@emk-schweiz.ch

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TAK ANO

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Ein problematischer Entscheid des Bundesamts für Sozialversicherungen

Kein Geld für kirchliche Jugendarbeit? Von Beat Bachmann

Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) hat die finanzielle Unterstützung von verschiedenen christlichen Jugendorganisationen gestrichen. Auch das Gesuch der Takano-Fachstelle der EMK ist davon betroffen.

Seit vielen Jahren wird die Jugendarbeit der EMK Schweiz vom BSV unterstützt. Neben der Unterstützung im Schulungsbereich der Jungschar EMK bekam die Takano-Fachstelle bisher für die Betriebsstruktur und für regelmässige Aktivitäten der ausserschulischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen jährlich einen Betrag von durchschnittlich CHF 45000.–. Damit wurden Projekte und Anlässe sowie der Betrieb auf der Fachstelle (ohne Miet- und Personalkosten) bezahlt. Die Fachstelle «lebt» grössten Teils von den Einnahmen dieser BSV-Gelder und von der jährlichen Sammlung zur «Woche der Jugend».

Willkürlicher Entscheid In diesem Jahr wurde das Gesuch der Fachstelle überraschenderweise abgelehnt. Als Grund wurde die Verbreitung von Glaubensinhalten angegeben, was nicht dem Zweck des neuen Kinder- und Jugendförderungsgesetzes entspreche. Dieser Grundsatzentscheid, der aufgrund einer Stichprobe aller glaubensbasierten Organisationen erfolgte, erscheint willkürlich. Die gesetzliche Grundlage scheint nicht klar zu sein, da den Landeskirchen nahestehende Organisationen weiterhin unterstützt werden. Gemeinsamer Rekurs Als Fachstelle sind wir überzeugt, gute Jugendförderung im ganzheitlichen Sinn zu leisten, die eine Unterstützung verdient. Deshalb haben wir als EMK diesen Entscheid beim Bundesverwaltungsgericht angefochten. Gemeinsam mit anderen Jugendverbänden hoffen wir, dass dieser Rekurs dazu führt, dass der Entscheid korrigiert wird.


ZENTRALKONFERENZ

Jahre d Liebe teilen Glaube, Hoffnung un

DER 60-JAHR-JUBILÄUMS ANLÄSSLICH DES SÜDEUROPA ADVENTSANDACHTEN VON MITTEL– UND ENZ FER KON ZENTRAL 2014

Andachten aus der ZK begleiten durch den Advent

Ein Abenteuer mit Gott wagen Deshalb, meine Kinder, lasst uns einander lieben: nicht mit leeren Worten, sondern mit tatkräftiger Liebe und in aller Aufrichtigkeit. 1. Johannes 3,18 Von Monika Zuber, Polen

Der Advent ist eine Zeit des Wartens – eines besonderen Wartens, das anders ist, als jenes, welches wir aus unserem Alltag kennen. Es ist nicht vergleichbar mit dem untätigen und manchmal auch gelangweilten Warten auf den Bus oder den zu spät kommenden Zug. Auf Jesus kann man nicht passiv warten. Vielmehr ist das Leben mit Gott dynamisch. Er ruft uns immer wieder zur Veränderung auf, und der Heilige Geist bewegt uns zur Tat; er lässt uns vorwärts gehen. Wir mögen uns nun fragen: Welche Veränderungen? Und wohin führen sie uns?   Wir müssen als Christen nicht schneller oder effektiver leben, auch nicht irgendwie ehrenwerter sein. Aber wir sind dazu aufgerufen, nicht ohne Beziehungen zu unseren Mitmenschen zu leben. Vielmehr sollen wir mit Gott leben. Und dies bedeutet: Wir haben einen Auftrag, der die anderen in unseren Fokus rücken lässt. Das bewegt uns.

Was erwarten wir von den kommenden Adventstagen? Was hat Gott für uns in dieser Zeit vorbereitet? Wir können es noch nicht wissen. Ich möchte Sie an dieser Stelle einladen, ein Abenteuer mit Gott zu wagen. Es gibt in der polnischen Sprache verschiedene Wörter für die Geburt. Eines davon entspricht dem Wort: Lösung. Jesu Geburt war die Lösung für uns – im Hinblick auf unsere Fragen über Gott genauso wie im Hinblick auf unsere Sehnsucht nach Heil. Seine Geburt öffnet uns die Tür zum Weg, der zu Gott führt.   Versuchen Sie in diesem Advent, ein Problem zu lösen oder einen Konflikt anzugehen, der Beziehungen stört. Versuchen Sie, selber eine Lösung zu sein: für jemanden, der einsam ist. Oder für jemanden, der Unterstützung, Ermutigung, Hilfe braucht. Seien Sie ein Werkzeug in Gottes Händen, das anderen Gutes tut und ihnen Glaube, Hoffnung und Liebe weitergibt.   Die Erfahrung, mit Gott zu leben

und für andere da zu sein, verändert uns. Unser Herz und unsere Seele erleben so ständige Veränderung – und Gott formt uns zu seinem Ebenbild.   Grosser Gott, wir bitten dich darum, dass wir uns darin hilfreich erweisen, dass wir anderen Hoffnung bringen können und Träume sich erfüllen – so wie du uns die Antwort auf unsere Sehnsucht nach Heil gebracht hast. Wir bitten dich, uns auszusenden, um unseren Nächsten Gutes zu tun und dabei deine Stärke zu erleben. Amen.

ADVENTSBROSCHÜRE Der Beitrag ist eine der Andachten, die in der Adventsbroschüre der ZK MSE erschienen sind. Die Broschüre steht zum Download bereit unter: www.umc-europe.org

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SELBSTÄNDIGE WERKE

Neue Mitglieder Die nachfolgenden Personen sind neu «bekennende Glieder» der EMK. In einem Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekannt und unterstützen die EMK in ihrem Dienst und Auftrag. am 31.8.2014 Gelterkinden Rita Mumenthaler Peter Mumenthaler am 14.9. 2014 Chur Lydia Perucchi Uschi Jörg Hubert Jörg

Der Spaghetti-Zmittag im NetZ4 ist eine wichtige Anlaufstelle

Ein Stück Menschlichkeit Von Nadia Beusch

Die Vorbereitungen für den wöchent-

Verstorben

lich stattfindenden Spaghetti-Zmittag laufen auf Hochtouren. In zwei Stunden werden 100 Gäste erwartet.

Esther Bleiker (79) 23.6.2014 Zürich Ost Maya Anderegg-Landis (66) 18.8.2014 Zürich Nord Marie Siegenthaler (89) Birsfelden 25.8.2014 Marianne Giorgio – Regg (77) Turbenthal-Russikon 30.8.14 Armin von Siebenthal (89) Gstaad 2.9.2014 Samuel Schwalm (71) Flaach 4.9.2014

Plötzlich steht ein Mann im gelben Pullover in der Tür zum Imbissraum. Jürg Geilinger setzt sich mit ihm an einen der leeren Tische.

Der Mann heisst Marius*, er stammt aus Rumänien. Rasch erzählt er seine Geschichte. Zu oft hat er erlebt, dass man keine Zeit für ihn hat. Der NetZ4Mitarbeiter hört aufmerksam zu. Unbezahlbar Marius ist Strassenkünstler. Wegen körperlicher Beschwerden hat er es am Morgen nicht geschafft, seinen Standort innert 20 Minuten zu wechseln. Die Zürcher Stadtpolizei hat ihn mit 450 Franken gebüsst. Unbezahlbar für den jungen Mann aus Rumänien. Die letzte Nacht hat er in einer WC-Anlage der Stadt verbracht. Er senkt den Blick. Nur ein Wunsch Marius möchte zurück nach Rumänien. Diesen Wunsch hört Jürg Geilin-

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ger nicht zum ersten Mal. Gut 100 Franken kostet eine Busfahrkarte nach Rumänien. NetZ4 hat ein kleines Nothilfe-Budget, aus dem von Zeit zu Zeit solche Beträge bezahlt werden können. Jürg Geilinger rechnet kurz und entscheidet, dass jemand Marius zum Busbahnhof begleiten werde, um eine Fahrkarte zu kaufen. Aber erst nach dem Mittagsansturm. In der Zwischenzeit könne er warm duschen, wenn er wolle. Marius nimmt das Angebot dankbar an. Wenig später verlieren sich die beiden Männer aus den Augen. Der Imbissraum füllt sich.

Seine Frau liegt im Spital

Niedergeschlagen Bis in den späten Nachmittag herrscht Hochbetrieb. Es ist fast halb fünf, als Thomas Vandan, Praktikant bei NetZ4, Marius sucht. Er findet ihn draussen auf der Treppe. Weinend. Der junge Mann hat nach Rumänien telefoniert und erfahren, dass seine Frau wegen Schwangerschaftskomplikationen im Spital liegt. Thomas Vandan setzt sich zu Marius. Sie beten für seine Frau. Dann gehen die beiden


SELBSTÄNDIGE WERKE

Verstorben Jakob Meyer-Jungen (94) 19.9.2014 Bern

Anlaufstelle: Der Zmittag und andere Angebote von NetZ4 sind für in Zürich gestrandete Arbeitsmigranten wichtig.

Bernhard Wehrli (89) Zofingen 20.9.2014 Gustav Schöni (89) 20.9.2014 Biel

schenken zum Busbahnhof und kaufen eine Fahrkarte für den nächsten Tag. Marius verabschiedet sich und verschwindet in seine letzte Zürcher Nacht.   Am Abend lädt Jürg Geilinger Fotos von diesem Tag auf seinen Computer. Ein junger Mann in gelbem Pullover fällt ihm auf: Er hilft beim Aufbau, sitzt am Mittagstisch, serviert Kaffee, betet mit den anderen und sieht sich die interne Aufführung einer Theatertruppe an. Ein Stück Menschlichkeit Marius ist nicht der Einzige, den seine Not nach Zürich bringt. Die Mitarbeiter von NetZ4 erleben täglich, dass eine wachsende Zahl von Arbeitsmigranten aus dem europäischen Raum auf den Strassen Zürichs strandet. Diese Menschen haben keinerlei Anspruch auf Unterstützung und verbringen die kalten Nächte in Angst von der Polizei aufgegriffen und vertrieben zu werden. Für sie ist ein warmes Essen, saubere Kleidung, eine Dusche, ein geselliger Abend mit andern Menschen, eine ungestörte Nacht, keine Selbstverständlichkeit. NetZ4 möchte ihnen dieses kleine Stück Menschlichkeit in der Zeit zwi-

Peter Maurer-Schranz (100) Frutigen-Adelboden 10.10.2014

schen Weihnachten und Neujahr schenken. Bevor sie, wie Marius, ihren Weg in eine ungewisse Zukunft weitergehen.

Weiter in eine ungewisse Zukunft Teil werden Machen auch Sie mit: werden Sie Teil von diesem Projekt; helfen Sie beim Kochen und Einkaufen; hören Sie einfach nur zu und lassen Sie sich auf die Menschen ein! Oder nehmen Sie ihren Schlafsack mit, übernachten Sie gleich mit in den Räumlichkeiten der EMK Zürich 4! *Name von der Redaktion geändert.

UNTERSTÜTZEN Mehr Informationen finden Sie auf www.netz4.ch oder beim Projektleiter Jürg Geilinger (juerg.geilinger@netz4.ch). Spenden ermöglichen es uns, dieses Projekt längerfristig durchführen zu können (PC 80- 53406-0).

Milda Landis-Müller (91) 16.10.2014 Region Greifensee Lisa Kuster-Kuster (88) Rhein-Bodensee 18.10.2014 Jonas Frautschi (24) 19.10.2014 Interlaken Elisabeth Stadelmann (83) Bern 21.10.2014 Johannes Jenny- Schöpflin (84) Basel Kleinbasel 26.10.2014 Fritz Wyss-Wüthrich (88) Oberemmental 4.11.2014 Ruth Moschen (89) Interlaken 8.11.2014

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NE


THEOLOGISCHE HOCHSCHULE

Podium: Dr. C. Freemann (l.) und Dr. St. Gunter.

Eine Veranstaltung der Theologischen Hochschule Reutlingen

Taufe im ökumenischen Gespräch Von Christof Voigt

Ein prominent besetztes Podium debattierte in der Theologischen

anerkennen, debattieren darüber, ob die Taufe eine Kindertaufe sein kann oder eine Erwachsenentaufe sein muss.

Hochschule Reutlingen am 31. Oktober zu einem strittigen Thema.

An der Taufe scheiden sich die Geister: Kirchen, die auf einer Bekenntnistaufe im Erwachsenenalter bestehen, grenzen sich von anderen Kirchen ab und verlieren den ökumenischen Anschluss. Kirchen, die die eine und einzige Taufe praktizieren und die vollzogene Taufe gegenseitig

Anschlussfähig Wie eine ökumenische Verständigung aussehen könnte, wurde in der Theologischen Hochschule Reutlingen in einer Veranstaltung mit zwei Vorträgen und einer lebendigen Diskussion deutlich. Der Baptist Prof. Dr. Curtis Freeman und der Methodist Prof. Dr. Stephen Gunter, beide von der Duke Divinity School (USA), trugen ihre

ökumenisch anschlussfähigen Überlegungen vor. Gunter zeigte sich einer Erwachsenentaufe gegenüber durchaus wohlwollend. Er riet jedoch davon ab, die Bedeutung der persönlichen Entscheidung für die Taufe zu sehr zu betonen, weil diese auch als ein Ausdruck des modernen Individualismus verstanden werden müsse. Freeman schlug die Gleichung «Kindertaufe + Konirmation = Glaubenstaufe» vor. Er öffnet sich als Baptist also für die Kindertaufe.

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Mahnwache für bedrängte Christen im Nahen Osten

LO

Donnerstag | 18. Dezember 2014 | 17.30–18.00 Uhr n

Christian Solidarity International

Bern Bahnhofplatz (Heiliggeistkirche) n Zürich Züghusplatz (beim Paradeplatz) n Luzern Bahnhofplatz Bitte unterschreiben Sie auch unsere Petition zum Schutz der religiösen Minderheiten im Nahen Osten: www.csi-schweiz.ch/genozid-verhindern

     

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ZAHLSTELLE

Solide Basis: Soll ein Teil des geerbten Vermögens der AHV zugute kommen?

Am 30. November über die Erbschaftssteuer mit entscheiden

Wenn Geld dem Eigentümer nichts mehr nützt Von Daniela Deck

Es gehört zum Menschsein, etwas aus dem Leben zu machen, das Gott uns geschenkt hat. So hinterlässt jeder Mensch ein Erbe: Beziehungen, Liebe oder Hass, Wissen, das er vermittelt hat – und manchmal Geld.

Ebenso unverdient, wie Gott uns das ewige Leben schenkt, bekommen Erben Geld ausgehändigt. Sie haben dafür nicht gearbeitet. Deshalb finden die Initianten der ErbschaftssteuerInitiative, dass ein Teil dieses Geldes nicht den Erben, sondern der Gesellschaft zugute kommen soll. Ein biblisches Prinzip An vorderster Front engagiert sich mit Heiner Studer ein Mitglied der EMK Baden für das Anliegen. Er ist Präsident des Trägervereins der Initiative. «Es ist ein biblisches Prinzip, Einkommen, für das die betroffene Person nicht gearbeitet hat, für die Allgemeinheit zu nutzen», erklärt Heiner Studer. Zugute kommen soll diese

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Steuer vor allem der AHV, die auf der bisherigen Basis nicht länger finanzierbar ist. «Wir gehen davon aus, dass die Gesellschaft nicht auf die AHV verzichten will», sagt Heiner Studer. «Deshalb müssen entweder die Lohnabzüge erhöht werden oder die Mehrwertsteuer, oder es braucht eine gesamtschweizerische Erbschaftsteuer. Dieser letzte Vorschlag, mit dem Freibetrag von zwei Millionen Franken, scheint uns bei weitem der sinnvollste zu sein. So kommt das Geld von dem Teil der Gesellschaft, der es sich leisten kann, es zu zahlen.» Finanzielle Fragen klären Neben dem Freibetrag haben die Initianten Bestimmungen vorgesehen, damit Familienunternehmen nicht in Schwierigkeiten kommen und Legate an gemeinnützige Organisationen nicht angetastet werden. Heiner Studer nennt ein Beispiel: «Auch wer von seinem Erbe, das zwei Millionen übersteigt, Connexio ein Legat vermacht, kann wie bisher sicher sein, dass dieses Geld vollumfänglich Connexio zugute kommt.»

Zudem gibt er zu bedenken: «Mit der Initiative, die derzeit vom Nationalrat behandelt und voraussichtlich nächsten Sommer zur Abstimmung kommen wird, möchten wir die Leute ermutigen, ein Testament zu machen und innerhalb der Familie finanzielle Fragen zu klären.» Was die Gegner befürchten Die Gegner der Initiative argumentieren, dass die landesweite Erbschaftssteuer den Föderalismus beschneidet und den Standortwettbewerb der Kantone einschränkt. Auch trauen manche Vertreter dem geplanten Schutz für die Klein- und Mittelbetriebe nicht. Sie fürchten, die Erbschaftsteuer könnte das Rückgrat der schweizerischen Wirtschaft schwächen, so dass Arbeitsplätze verloren gehen.   Mit der Abstimmung sind wir dazu aufgerufen zu entscheiden, was in dem Moment mit Geld geschieht, in dem der Eigentümer es nicht mehr braucht. Soll ein Teil neu der AHV zufliessen oder soll alles bleiben wie bisher?


CONNEXIO

r e s e L r e b e i l , n i Liebe Leser

auenwerks der prog ramms des Fr en di en ip St s de alt. Dank e ist in ihrem St uoque ist 22 Jahre at ik st ud ieren. Si Ch rm i fo an In oam lle M rie st lia De indu sie ohne dieses Pr kann sie in El Alto milie ar m ist, hätte Fa n re ce ih an l ei Ch W te t. Met hodistenk irche m gu kom m hat sie ige, die vom Land Nach ihrem St ud iu en g. tz un tü rs ild te sb diengang die einz un Au er te ist lichkeit für eine gu Eltern und Geschw gramm keine Mög sie bald auch ihre rd wi So . lle ste its be auf eine richt ige Ar . en könn wirkt irche Boliv iens ungen verbessern die Met hodistenk – B) gener M di (IE in g ia Die Lebensbeding un liv od ista en Bo der Bevölker et eit M rh a eh lic M gé e an di Ev ist ene. Dort Die Iglesia schen haben gsten dieser Men ianischen Hocheb ni liv we bo e r Di de f a. au ar s m er besond t beza hlte Ar ppe der Ay ssicht auf eine gu hört zur Volksg ru Au ge e d in un ke g un ch m au am Abst b haben sie ildung und deshal eine höhere Ausb bung ganz prakhen in ihrer Umge sc en M e er n di en tz tü beitsstelle. B unters fwachsen, kümm meinden der IEM t vernachlässig t au ns ese so di e it di , m an da   Die meisten Ge i, er nd Nä hen be gesstätten für Ki enden Frauen das ieh rz ne lei tisch. Sie bieten Ta al n ge häng ige oder br in lia Mamani . sich um Al koholab en Frauen wie De t best reiten können m al m rh ko te be un s ns rk be we Le ihren . des Frauen dem Arbeitsmarkt endienprog ra m m nde Chancen auf he land Boliv iec   Durch das St ip ch pr ts Ho en m d de un , m Altiplano Ausbildung de te f gu au ne en ei rd ue wu oq g Ch ier un haben Kran kheiten enden Indust rialis egeben. Dadurch fg au n beit de ho et um   Mit der zunehm Anba e in Zusammenar ja hrhunder tealte e IEM B entw ickelt Di . maen m La m in no rt ens, traditionelle, ge do zu t rn werden der Landwirtschaf af tsprojekte. Baue ch rts wi und Schädlinge in nd La te rstützt. lker ung integr ier rtoffelanbau unte t desmit der Landbevö ung oder beim Ka pf m rder t. Die IEM B ha fo kä ge be us gs ra in dl he hä en Sc ph r tro de i as be at s t, rk zuch stellt, da kurzUnwette nen zusammenge mer wieder durch se im ch rd wa wi Er en ien ng liv ju Bo   hen und eam mit Jugend lic halb ein Nothilfet n kann. frist ig Hilfe leiste tzt ve Connex io unterstü

Projekte. rschiedene solcher

n. tzung! nf t zu er mögliche für Ihre Unterstü eine bessere Zu ku ien Herzlichen Dank liv Bo in n he sc , den Men Ihre Spende hilft sten Wünschen üssen und den be Gr en ich dl un fre M it hnachtszeit. Advents- und Wei de en m m ko e di r fü

Andreas Stämpfl i nnex io Geschä ftsleiter Co Dr. Patr ick St reiff a op ur - und Süde Bischof von Mittel ischen Kirche gelisch-met hodist an Ev r de ie on ak d Di rk für Mission un Connex io, Netz we 6-9 PC -Konto 87-53705 e in diesen Tagen Connex io, den Si n vo s fe rie sb ht Weihnac rzte Fassung des Dies ist die gekü . en llt so n lten habe auch per Post erha

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Teilhaben an der Mission Gottes

Kann eine Kirche zu schön sein? Von Üllas Tankler

Dr. Üllas Tankler ist Europasekretär der weltweiten Missionsbehörde der United Methodist Church

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Kirche und Welt  Nr. 12/2014

Vor vielen Jahren war ich eingebunden in ein Projekt zum Aufbau einer neuen Kirche. Das war in einem der Länder, die oft als «ehemalige Sowjetunion» bezeichnet werden. Die Kirche dort war jahrzehntelang unterdrückt und benachteiligt worden. Jetzt schien es an der Zeit zu sein, das Beste aus dieser unglaublichen Chance zu machen: Das bestmögliche Grundstück finden, zentral gelegen, um sichtbar zu sein und Achtung zu erwerben. Damit sollte die Kirche vom Rand, wohin die kommunistischen Machthaber sie gedrängt hatten, zurück in das Herz der Gemeinschaft gebracht werden.   Die Erinnerungen daran kamen mir wieder in den Sinn, als ich kürzlich Bulgarien besuchte. Wir waren aus verschiedenen Ländern zusammengekommen, in denen die Evangelisch-methodistische Kirche sich der Ärmsten der Armen annimmt – der Roma. Pastoren erzählten von ihren Erlebnissen im Dienst an diesen Menschen. Sie hatten Armut, Elend, Gewalt und Ungerechtigkeit gesehen und mittendrin die Kraft Jesu Christi erlebt, die die Herzen der Menschen

erneuert und Gemeinschaften heilt. Dabei hörten wir von einem Pastor, der in einem von Roma bewohnten Vorort nach einem Raum gesucht hatte, um mit ihnen Gottesdienst zu feiern. Während ich zuhörte, war ich zunehmend verwirrt. «Aber es gibt doch eine methodistische Kirche in der Stadt! Warum brauchst du einen anderen Raum ausserhalb der Stadt, um Gottesdienst zu feiern?», wollte ich wissen. «Ja», antwortete er, «diese Kirche gibt es – aber sie ist zu gepflegt. Die Einwohner der Slums würden nie in eine solche Kirche zum Gottesdienst gehen.»   Eine ganze Weile war ich sprachlos. Meine Erfahrung war meistens gewesen, dass die Kirchen versuchen sichtbar zu werden, um damit mehr Anerkennung in der Gesellschaft zu erreichen. Hier dagegen begriff ich, dass für arme Menschen der Besuch einer methodistischen Kirche eine zu hohe Hürde darstellen kann – weil sie «zu schön» ist. Deshalb versuchte der Pastor nicht, die Menschen in die Kirche zu bringen. Vielmehr ging er selbst zu denen, die am Rand der Gesellschaft leben, um mit ihnen Kirche zu sein – mit den Armen, genau da, wo sie leben.


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