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Der Mittelpunkt des Wohnens

Der Erker gehört zur Engadiner Stube. So hatten Neugierige alles im Blickfeld.

Tradition: In der traditionellen Engadiner Stube, im Romanischen «Stüva» genannt, hielt sich die Familie am liebsten auf. Es war der wärmste und gemütlichste Raum im Haus, da er über einen Ofen verfügte. Dieser wurde von der benachbarten Küche, der «Chadafö», aus beheizt. Die geringe Höhe der Stube, die kleinen Fenster und der mit Erde gefüllte Zwischenboden trugen ausserdem dazu bei, dass die Wärme erhalten blieb. Noch heute werden die Stuben – ob traditionell mit Schnitzereien oder mo-

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dern und schlicht – vor allem wegen des wohligen Ambiente geschätzt. Das war nicht immer so: Als die Ölfarbe aufkam, übermalten die Bauern das Holz, um der Stube ein moderneres und wohlhabenderes Aussehen zu verleihen und sie vielleicht auch ein bisschen frischer wirken zu lassen, denn in den Stüvas stank es gerne mal nach nassen Stallkleidern, die hier am Ofen getrocknet wurden. Seit Jahren schätzt man vermehrt die naturbelassenen Holzwände, weshalb die Farbe wieder abgelaugt wird – einzelne Farbreste sind mancherorts noch in den Astlöchern sichtbar.

Holz: Für die Vertäfelung, die Decken und Möbel in den Engadiner Stuben wird meist Arvenholz verwendet. Dies vor allem, weil sich die Arve als Weichholz gut schnitzen lässt. Zudem duftet das Holz nicht nur herrlich, sondern – so sagt man – schafft ein angenehmes Raumklima und sorgt für einen beruhigenden Schlaf. Ausserdem hält das ätherische Öl der Arve im Sommer die Fliegen fern und im Winter speichert das Holz die Wärme. Für den Hausbau ist das Holz aber wegen seiner geringen Tragfähigkeit ungeeignet. Deshalb werden Stubenböden aus Lärchen-, Fichten- oder Föhrenbrettern gefertigt.

Mobiliar: Eine typische Einrichtung einer Engadiner Stube setzt sich aus folgenden Elementen zusammen: einem Ofen, einem eingebauten Buffet, einer umlaufenden Sitzbank, einem Schiefertisch mit Stabellen und einem Eckregal mit Bibel. Wer genau hinschaut, entdeckt hinter dem Ofen eine schmale Treppe, die durch eine Klappe in die darüberliegende Schlafkammer führt.

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