Aufsichtsbericht 2011

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Aufsichtsbericht 2011 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen


Aufsichtsbericht 2011 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen

Rapport de Surveillance 2011 sur la sécurité nucléaire dans les installations nucléaires en Suisse

Regulatory Oversight Report 2011 concerning nuclear safety in Swiss nuclear installations


Inhalt Vorwort Préface Preface Zusammenfassung und Übersicht Résumé et aperçu Summary and overview

4 6 8 11 14 17

1. 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8

Kernkraftwerk Beznau Überblick Betriebsgeschehen Anlagetechnik Strahlenschutz Radioaktive Abfälle Notfallbereitschaft Personal und Organisation Sicherheitsbewertung

21 21 22 23 27 28 29 29 30

2. 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9

Kernkraftwerk Mühleberg Überblick Betriebsgeschehen Anlagetechnik Strahlenschutz Radioaktive Abfälle Notfallbereitschaft Personal und Organisation Periodische Sicherheitsüberprüfung Sicherheitsbewertung

33 33 34 35 39 40 41 42 42 42

3. 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9

Kernkraftwerk Gösgen Überblick Betriebsgeschehen Anlagetechnik Strahlenschutz Radioaktive Abfälle Notfallbereitschaft Personal und Organisation Periodische Sicherheitsüberprüfung Sicherheitsbewertung

45 45 46 47 50 51 52 52 52 53

4. 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8

Kernkraftwerk Leibstadt Überblick Betriebsgeschehen Anlagetechnik Strahlenschutz Radioaktive Abfälle Notfallbereitschaft KKL Personal und Organisation Sicherheitsbewertung

55 55 56 60 64 65 66 66 66

5. 5.1 5.2 5.3 5.4

Zentrales Zwischenlager Würenlingen Zwischenlagergebäude Konditionierungsanlage Plasma-Anlage Strahlenschutz

69 69 70 70 70


5.5 5.6 5.7 5.8 5.9

Notfallbereitschaft Personal und Organisation Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen Vorkommnisse Gesamtbeurteilung

71 71 71 72 72

6. 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 6.10 6.11

Paul Scherrer Institut (PSI) Die Kernanlagen des PSI Hotlabor Forschungsreaktor PROTEUS Stillgelegte oder im Rückbau stehende Kernanlagen Behandlung radioaktiver Abfälle Lagerung radioaktiver Abfälle Strahlenschutz Notfallbereitschaft Personal und Organisation Strahlenschutz-Schule Gesamtbeurteilung

73 73 73 74 74 74 75 76 76 77 77 77

7. 7.1 7.2

Weitere Kernanlagen Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) Universität Basel

79 79 80

8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung 8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung 8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung 8.4 Rückführung von Abfällen aus der Wiederaufarbeitung 8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern 8.6 Inspektionen und Audits

81 81 82 82 82 83 84

9. 9.1 9.2 9.3 9.4 9.5 9.6

85 85 87 88 88 88 89

Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle Sachplan geologische Tiefenlager Entsorgungsprogramm Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis Kostenstudie Felslaboratorien Internationaler Wissenstransfer

10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management 10.2 Erdbebengefährdungsanalyse 10.3 Fukushima und Lehren 10.4 Externes Lager Reitnau 10.5 Sistierung des Rahmenbewilligungsverfahrens

91 91 93 94 96 96

Anhang

97

Verzeichnis der Abkürzungen

127


Vorwort Die Aufsichtsarbeit im Jahr 2011 war indessen durch ein gravierendes Ereignis in Japan gezeichnet worden: Als uns im März 2011 die Bilder aus Fukushima erreichten, waren auch wir fassungslos und erschüttert. Wie konnte sich ein derartiges Ereignis ausgerechnet im hoch technisierten Japan ereignen? Unsere Fachleute haben, noch während die ersten Bilder aus Japan eintrafen, mit der wissenschaftlichen Analyse der Ereignisse begonnen. Die Ergebnisse der kritischen Untersuchung durch ein interdisziplinäres ENSI-Team haben die Mängel und Versäumnisse in Japan schonungslos aufgedeckt. Der Befund ist so klar wie erschütternd: Trotz der immensen Schäden, die das Erdbeben und der Tsunami verursacht haben, wäre die radioaktive Kontamination der Umwelt durchaus zu vermeiDie zentrale Aussage im Aufsichtsbericht 2011

den gewesen, wenn die Betreiberfirma und die

des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspekto-

Aufsichtsbehörden in Japan nicht über Jahre hin-

rats ENSI ist kurz und nüchtern: Im vergangenen

weg gegen die geltenden internationalen Regeln

Jahr ist es in den Schweizer Kernanlagen zu keinen

verstossen hätten.

Vorkommnissen gekommen, welche die Sicherheit

Doch trotz dieses Befunds war Fukushima für uns

der Bevölkerung hätten beeinträchtigen können.

Anlass, auch die Sicherheitskultur in der Schweiz

Diese nüchterne Feststellung war für viele in den

erneut zu hinterfragen. Wir haben zahlreiche

letzten Jahren zu einer Selbstverständlichkeit

Lehren gezogen («Lessons learned») und deren

geworden. 2011 ist sie es nicht mehr. Der Unfall

Umsetzung in mehreren Verfügungen angeord-

von Fukushima hat viele Leute verunsichert, so

net. Mit einem Aktionsplan zeigen wir auf, wie

dass im Empfinden der Menschen die Selbstver-

und bis wann die Betreiber der Schweizer Kern-

ständlichkeit zum Ausnahmefall wird.

kraftwerke die wichtigsten Massnahmen umge-

Doch die Daten, die das ENSI in über 400 Inspek-

setzt haben müssen.

tionen zusammengetragen und ausgewertet hat,

Die Aufarbeitung der Katastrophe von Fukushima

zeigen die Fakten:

hat eine wichtige Aufgabe des ENSI aufgezeigt, nämlich die gesammelten Daten, Erkenntnisse

4

❚ In den fünf Kernkraftwerken in der Schweiz sind

und Massnahmen in verständlicher Art der Allge-

im vergangenen Jahr die bewilligten Betriebsbe-

meinheit zugänglich zu machen. Denn es sollen

dingungen eingehalten worden.

nicht nur wenige Fachleute die komplexen Zusam-

❚ Insgesamt kam es in der Schweiz 2011 zu 27

menhänge verstehen, sondern auch die breite

meldepflichtigen Vorkommnissen. Sieben betra-

Öffentlichkeit. Damit wollen wir einen sachlichen

fen das Kernkraftwerk Beznau, fünf Vorkomm-

Beitrag zum Meinungsbildungsprozess leisten.

nisse betrafen das Kernkraftwerk Gösgen, elf

Mit unserer im letzten Jahr nicht nur optisch, son-

das Kernkraftwerk Leibstadt und vier das Kern-

dern auch inhaltlich völlig überarbeiteten Website

kraftwerk Mühleberg.

meinen wir, der berechtigten Forderung der inte-

ENSI Aufsichtsbericht 2011


ressierten Öffentlichkeit nach Offenheit und Trans-

Seit dem Entscheid der Politik, aus der Kernenergie

parenz nachzukommen. Wir wollen mit unserer

auszusteigen, haben wir das ENSI organisatorisch

Internetpräsenz eine Anlaufstation für Fragen zur

neu ausgerichtet. Die zentralen Themen, die

Sicherheit der Kernenergie sein und Information

unsere Arbeit in den nächsten Jahren prägen wer-

aus erster Hand liefern.

den, sind der sichere Betrieb der Kernkraftwerke

2011 war auch für die schweizerische Strombran-

bis zu deren Stilllegung, die Entsorgung der radio-

che ein historisches Jahr: Der Bundesrat hat am 25.

aktiven Abfälle mit der anspruchsvollen Suche

Mai 2011 entschieden, dass die Schweiz aus der

nach geeigneten und gesellschaftlich akzeptierten

Kernenergie aussteigen wird. National- und Stän-

Standorten für geologische Tiefenlager sowie der

derat haben diesen Entscheid bestätigt. Es soll in

Rück­bau der später stillgelegten Kernanlagen.

der Schweiz nur noch so lange Strom aus Kern-

Der geänderten Ausgangslage haben sich meine

kraftwerken produziert werden, wie die bestehen-

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im ENSI im ver-

den Werke sicher betrieben werden können.

gangenen Jahr mit dem nötigen Elan und Engage-

Dieser Entscheid hat die Aufgabe des ENSI ver-

ment gestellt. Ihnen gilt mein Dank.

ändert. Noch im Januar 2011 waren wir anders aufgestellt gewesen: Nach den Ende 2010 fertig gestellten Gutachten des ENSI zu den Rahmenbewilligungsgesuchen für den Bau neuer Kernkraft-

Hans Wanner

werke waren wir mitten in der Vorbereitung der

Direktor

behördlichen Vorgaben für die Baubewilligungen solcher Neubauten.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

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Préface Le rapport de surveillance 2011 de l’Inspection

blement de terre et le tsunami, la contamination

fédérale de la sécurité nucléaire IFSN comporte

radioactive de l’environnement aurait pu être tota-

une déclaration capitale courte et objective: les

lement évitée si la société exploitante et les autori-

installations nucléaires suisses n’ont pas enregistré

tés de surveillance du Japon n’avaient pas enfreint

l’année dernière d’incidents susceptibles de com-

des années durant les règles internationales en

promettre la sécurité de la population.

vigueur.

Ces dernières années, ce constat objectif était

Pourtant, malgré ce constat, Fukushima nous a

devenu une chose naturelle pour nombre d’entre

permis de nous questionner aussi sur la culture

nous. Or ce n’est plus le cas en 2011. L’accident de

de la sécurité poursuivie en Suisse. Nous en avons

Fukushima a déstabilisé de nombreuses personnes

tiré de nombreux enseignements («Lessons lear-

qui ont maintenant le sentiment que ce qui sem-

ned») que nous avons mis en œuvre dans plusieurs

blait évident ne l’est plus et est devenu exception-

dispositions. A l’aide d’un plan d’action, nous

nel.

montrons comment les exploitants des centrales

Les données que l’IFSN a réunies et évaluées au

nucléaires suisses doivent appliquer les mesures

cours de ses plus de 400 inspections mettent en

les plus importantes et jusqu’à quand.

évidence les faits suivants :

Le traitement de la catastrophe de Fukushima a mis en valeur une tâche importante de l’IFSN: rendre

❚ En 2011, les cinq centrales nucléaires de Suisse

à la collectivité l’accès simple et aisé aux données

ont respecté les conditions d’exploitation auto-

recueillies, aux enseignements tirés et aux mesures

risées.

prises. Car il ne suffit pas que quelques rares spé-

❚ En 2011, 27 événements ont en tout été noti-

cialistes comprennent une situation complexe, il

fiés en Suisse: sept dans la centrale nucléaire

faut aussi que la population dans son entier soit

de Beznau, cinq dans celle de Gösgen, onze

en mesure de la comprendre. Nous voulons ainsi

dans celle de Leibstadt et quatre dans celle de

contribuer avec objectivité au processus de forma-

Mühleberg.

tion d’opinion. Avec notre site Internet entièrement revu en 2011,

Mais en 2011, le travail de surveillance a été mar-

tant au niveau visuel que sur le plan du contenu,

qué par un événement grave au Japon. Lorsque

nous entendons répondre à la demande juste

les images de Fukushima nous sont parvenues au

d’ouverture et de transparence de la population

mois de mars de la même année, nous aussi en

intéressée. Par notre présence sur Internet, nous

avons été décontenancés et ébranlés. Comment

voulons servir de plateforme pour toutes les ques-

un tel événement pouvait-il se produire dans un

tions relatives à la sécurité de l’énergie nucléaire et

pays à l’ingénierie justement aussi développée que

les informations de première main.

le Japon? Pendant que les premières photos du

2011 a été aussi une année historique pour la

Japon nous parvenaient encore, nos spécialistes

branche suisse de l’électricité: le 25 mai 2011, le

ont commencé l’analyse scientifique des événe-

Conseil fédéral a décidé que la Suisse sortira du

ments. Les résultats de l’analyse critique par une

nucléaire. Le Conseil national et le Conseil des

équipe interdisciplinaire de l’IFSN ont révélé sans

Etats ont confirmé cette décision. On ne produira

la moindre indulgence les carences et les négli-

d’électricité d’origine nucléaire en Suisse qu’aussi

gences du Japon.

longtemps que les centrales en place pourront

Le constat est aussi clair que bouleversant: mal-

être exploitées de manière sûre.

gré les immenses dégâts provoqués par le trem-

6

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Cette décision a modifié la tâche de l’IFSN. En jan-

A l’IFSN, mes collaboratrices et mes collaborateurs

vier 2011, nous avions encore une tout autre posi-

ont tous accepté l’année dernière le changement

tion: suite aux expertises de l’IFSN terminées fin

de situation avec l’élan et l’engagement néces-

2010, relatives aux demandes d’autorisation géné-

saires. Je les en remercie ici vivement.

rale pour la construction de nouvelles centrales nucléaires, nous étions en pleine préparation des spécifications des autorités pour les autorisations de construire de ces nouvelles constructions. Depuis la décision des politiques de sortir du

Hans Wanner

nucléaire, nous avons réorienté l’organisation

Directeur

de l’IFSN. Notre travail se concentrera ces prochaines années sur le fonctionnement sûr des centrales nucléaires jusqu’à leur démantèlement, sur la gestion des déchets radioactifs et l’exigeante recherche de sites appropriés et socialement acceptés de dépôts en couches géologiques profondes, ainsi que sur le démantèlement des installations nucléaires désaffectées ultérieurement.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

7


Preface The central message of the 2011 Oversight Report

the safety culture in Switzerland to renewed scru-

of ENSI, the Swiss Federal Nuclear Safety Inspec-

tiny. We learned much from the process and the

torate is both clear and brief: There were no inci-

lessons learned formed the basis of instructions for

dents in Swiss nuclear facilities during 2011 that

the implementation of certain measures. We pro-

could have compromised human safety.

duced an action plan showing how and by what

In recent years, such a rational statement had, for

date the operators of Swiss nuclear NPPs would be

many, become routine. However, in 2011 that was

required to implement the main measures.

no longer the case. The accident at Fukushima

The process of investigating the Fukushima disas-

unsettled many and so, what had become routine

ter highlighted an important task for ENSI, i.e. to

was perceived as an exception.

make the data, findings and resultant measures

And yet, the data collected and analysed by ENSI

accessible in a form that could be understood by

from more than 400 inspections demonstrate the

the general public. After all, such complex infor-

facts quite clearly:

mation should be understood not just by a few

❚ All five nuclear power plants (NPPs) in Switzer-

son, we sought to make an objective contribution

experts but by the public as a whole. For that realand complied with their approved operating

to the opinion-forming process.

conditions.

Last year, we completely overhauled our website –

❚ During 2011, there were a total of 27 reportable

not just visually but also in terms of content. We

events in Switzerland: 7 events at the Beznau

are convinced that this new website satisfies the

NPP, 5 at Gösgen NPP, 11 at Leibstadt NPP and 4

justified demands of an interested public for grea-

at the Mühleberg NPP.

ter openness and transparency. We intend to make our website the first port of call for questions rela-

That said, our surveillance work during 2011 was

ting to nuclear safety and first-hand information.

dominated by the serious accident in Japan. When,

For the Swiss electricity industry, last year was

in March 2011 the pictures from Fukushima

also historic. On 25 May, 2011 the Swiss Fede-

reached us, we too were stunned and shocked.

ral Council decided that Switzerland would phase

How could something like that happen, particu-

out nuclear power. This decision was endorsed

larly in a country as technologically advanced as

by both the National Council and the Council of

Japan? As soon as the first pictures came in from

States. This means that Switzerland will only conti-

Japan, our specialists set to work on a scientific ana-

nue to generate electricity from nuclear power

lysis of the events. This critical review – conduc-

for as long as the existing plants can be opera-

ted by an interdisciplinary ENSI team – mercilessly

ted safely.

exposed the defects and failures in Japan.

This decision will affect the role of ENSI. Even in

The findings were as clear as they were shocking:

January 2011, the landscape looked quite diffe-

Despite the enormous damage caused by the ear-

rent. At the end of 2010, ENSI had completed its

thquake and the tsunami, the radioactive conta-

report on the general license applications for the

mination of the environment would have been

construction of new nuclear power plants and at

avoided had the operating company and the sur-

the beginning of the year, we were in the throes of

veillance authorities in Japan not been in breach of

preparing the official requirements for the licenses

existing international regulations for several years.

that would have allowed the construction of new

Nevertheless, despite our findings, we used the

plants.

events at Fukushima as an opportunity to subject

8

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Since the decision by politicians to phase out

My staff at ENSI has responded to this fundamen-

nuclear power, we have completed a restructu-

tal shift with the required vigour and commitment.

ring of ENSI and in the next years, we will focus

To them I owe a debt of thanks.

on the following main themes: the safe operation of nuclear power plants until they are decommissioned, the disposal of radioactive waste including the challenging search for locations for deep geological repositories that are both suitable and

Hans Wanner

acceptable to society and finally the dismantling of

Director General

nuclear facilities following shut-down.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

9


10

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Zusammenfassung und Übersicht Das ENSI

zu informieren. Zu spezifischen Themen orientiert

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspekto-

Der vorliegende Aufsichtsbericht des ENSI ist Teil

es auch im Rahmen von Veranstaltungen. rat ENSI begutachtet und beaufsichtigt als Auf-

seiner

sichtsbehörde des Bundes die Kernanlagen in der

ben publiziert das ENSI jährlich einen Strahlen-

Schweiz. Dazu gehören die fünf Kernkraftwerke,

schutzbericht sowie einen Erfahrungs- und For-

die Zwischenlager bei den Kraftwerken, das Zent­

schungsbericht. Die Originalsprache der Berichte

periodischen

Berichterstattung.

Dane-

rale Zwischenlager der ZWILAG in Würenlingen

ist Deutsch. Die Zusammenfassungen werden auf

sowie die nuklearen Einrichtungen am Paul Scher-

Französisch und Englisch übersetzt.

rer Institut (PSI) und an den Hochschulen in Basel

Die Berichte werden auch im Internet unter www.

und Lausanne. Mittels Inspektionen, Aufsichts-

ensi.ch publiziert, wo das ENSI ein breites Angebot

gesprächen, Prüfungen und Analysen sowie der

an Fachartikeln aufgeschaltet hat.

Berichterstattung der Anlagebetreiber verschafft sich das ENSI den notwendigen Überblick über die nuk­leare Sicherheit der beaufsichtigten Kernanla-

Inhalt des vorliegenden Berichts

gen. Es wacht darüber, dass die Vorschriften eingehalten werden und die Betriebsführung geset-

Das ENSI berichtet in den Kapiteln 1 bis 4 des vor-

zeskonform erfolgt. Zu seinem Aufsichtsbereich

liegenden Aufsichtsberichts über das Betriebsge-

gehören zudem die Transporte radioaktiver Stoffe

schehen, die Anlagetechnik, den Strahlenschutz

von und zu den Kernanlagen sowie die Vorberei-

und die Betriebsführung der Kernkraftwerke Bez-

tungen zur geologischen Tiefenlagerung radioak-

nau 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt.

tiver Abfälle. Das ENSI unterhält eine eigene Not-

Jedes dieser Kapitel schliesst mit einer Sicherheits-

fallorganisation, die Bestandteil einer landeswei-

bewertung.

ten Notfall­organisation ist. Im Falle eines schweren

Das Kapitel 5 behandelt das Zentrale Zwischen-

Störfalls in einer schweizerischen Kernanlage

lager der ZWILAG in Würenlingen. Die Kapitel 6

käme sie zum Einsatz.

und 7 sind den nuklearen Anlagen des Paul Scher-

Die gesetzliche Basis für die Aufsicht des ENSI

rer Instituts sowie den Forschungsreaktoren der

bilden das Kernenergiegesetz, die Kernener-

Universität Basel und der Eidgenössischen Tech-

gieverordnung, das Strahlenschutzgesetz, die

nischen Hochschule in Lausanne gewidmet. Im

Strahlenschutzverordnung sowie weitere Ver-

Kapitel 8 kommen die Transporte radioaktiver

ordnungen und Vorschriften zur Reaktorsicher-

Stoffe von und zu den schweizerischen Kernanla-

heit und Ausbildung von Personal, zum Notfall-

gen zur Sprache. Kapitel 9 erläutert die Arbeiten

schutz, zum Transport radioaktiver Stoffe und zur

im Rahmen des Sachplans zur geologischen Tie-

geologischen Tiefenlagerung. Gestützt auf diese

fenlagerung radioaktiver Abfälle, und Kapitel 10

gesetzlichen Grundlagen erstellt und aktualisiert

behandelt anlagenübergreifende Aspekte wie

das ENSI eigene Richtlinien. Darin formuliert es

zum Beispiel probabilistische Sicherheitsanalysen.

die Kriterien, nach denen es die Tätigkeiten und

Im Anhang finden sich erläuternde Tabellen und

Vorhaben der Betreiber von Kernanlagen beur-

Figuren.

teilt. Eine Übersicht über die Richtlinien des ENSI findet sich in der Tabelle 10 im Anhang dieses Aufsichtsberichts. Die gültigen Richtlinien sind

Kernkraftwerke

zudem auf der Website des ENSI (www.ensi.ch) aufgeschaltet.

Die fünf Kernkraftwerke in der Schweiz (Beznau

Das ENSI berichtet periodisch über seine Aufsichts­

Block 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt)

tätigkeit und die nukleare Sicherheit der schwei-

wurden im vergangenen Jahr sicher betrieben.

zerischen Kernanlagen. Es nimmt seine gesetz-

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die bewilligten

liche Pflicht wahr, die Öffentlichkeit über beson-

Betriebsbedingungen eingehalten wurden. Die

dere Ereignisse und Befunde in den Kernanlagen

Bewilligungsinhaber haben gegenüber der Auf-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

11


sichtsbehörde ihre gesetzlich festgelegten Meldepflichten wahrgenommen. Alle Anlagen befinden sich in einem sicherheitstechnisch guten Zustand.

Paul Scherrer Institut (PSI) und Forschungsreaktoren in Basel und Lausanne

Die 27 meldepflichtigen Vorkommnisse im Jahr 2011 verteilen sich wie folgt auf die Schweizer

Die Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts (PSI),

Kernkraftwerke: 7 Vorkommnisse betrafen das

wie der Forschungsreaktor PROTEUS, das Hot­

Kernkraftwerk Beznau, 5 Vorkommnisse betrafen

labor, die Sammelstelle für die radioaktiven Abfälle

das Kernkraftwerk Gösgen, 11 das Kernkraftwerk

aus Medizin, Industrie und Forschung sowie das

Leibstadt und 4 das Kernkraftwerk Mühleberg.

Bundeszwischenlager, stehen unter der Aufsicht

Auf der von 0 bis 7 reichenden international gül-

des ENSI. Das Bundeszwischenlager wies Ende

tigen Ereignisskala INES ordnete das ENSI 26 der

2011 einen Belegungsgrad von rund 85 % auf.

27 Vorkommnisse des vergangenen Jahres in den

Die Rückbauarbeiten an den beiden Forschungsre-

Kernkraftwerken der Stufe 0 zu. Ein Ereignis im

aktoren DIORIT und SAPHIR erfolgten aus radiolo-

Kernkraftwerk Mühleberg ordnete es der INES-

gischer Sicht korrekt. Im Forschungsreaktor PRO-

Stufe 1 zu. Dies betraf eine mögliche Verstopfung

TEUS wurden im Berichtsjahr keine Bestrahlungen

der Notstandsystem-Wasserfassung bei einem

mehr durchgeführt und die betrieblichen Aktivi-

Extremhochwasser. Diese Erkenntnis bewog den

täten beschränkten sich auf routinemässige War-

Kraftwerksbetreiber BKW, das Kernkraftwerk

tungsarbeiten und Kontrollen.

Mühleberg vor dem geplanten Revisionstermin

In den Kernanlagen des PSI ereigneten sich im Jahr

abzuschalten und nachzurüsten.

2011 drei hinsichtlich der nuklearen Sicherheit

Das ENSI bewertet die Sicherheit eines jeden

meldepflichtige Vorkommnisse der INES-Stufe 0.

Kernkraftwerks im Rahmen einer systematischen

­Ein Vorkommnis verzeichnete das ENSI im For-

Sicherheitsbewertung. Dabei werden neben mel-

schungsreaktor der ETH Lausanne und keines an

depflichtigen Vorkommnissen weitere Erkennt-

der Universität Basel.

nisse berücksichtigt, insbesondere die Ergebnisse

Das ENSI kommt zum Schluss, dass im Jahr 2011

der über 400 Inspektionen, die das ENSI im Jahr

sowohl beim PSI als auch bei den Forschungsreak-

2011 durchgeführt hatte.

toren von Lausanne und Basel die Betriebsbedingungen eingehalten wurden.

Zentrales Zwischenlager Würenlingen Abgaben radioaktiver Stoffe Das Zentrale Zwischenlager der ZWILAG in Würenlingen umfasst mehrere Zwischenlagergebäude,

Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umwelt

die Konditionierungsanlage und die Plasma-

via Abwasser und Abluft der Kernkraftwerke, des

Anlage

Schmelzanlage).

Zent­ralen Zwischenlagers, des PSI und der Kern-

Ende 2011 befanden sich in der Behälterlager-

anlagen in Basel und Lausanne lagen im ver-

halle 34 Transport- und Lagerbehälter mit abge-

gangenen Jahr weit unterhalb der in den Bewilli-

brannten Brennelementen und Glaskokillen sowie

gungen festgelegten Limiten. Sie ergaben auch für

(Verbrennungs-

und

sechs Behälter mit Stilllegungsabfällen aus dem

Personen, welche in direkter Nachbarschaft einer

Versuchs­atomkraftwerk Lucens. Der Belegungs-

Anlage leben, eine maximale berechnete Dosis

grad betrug Ende 2011 rund 17 % im HAA-Lager

von weniger als 1 % der natürlichen jährlichen

und 23 % im MAA-Lager.

Strahlenexposition.

Im Berichtsjahr wurden zwei Kampagnen zur Verbrennung und Einschmelzung von radioaktiven Abfällen durchgeführt.

Transporte radioaktiver Stoffe

Im ZWILAG registrierte das ENSI im Jahr 2011 keine meldepflichtigen Vorkommnisse.

Aufgrund des zehnjährigen Moratoriums dürfen

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die ZWILAG

bis 2016 keine Transporte bestrahlter Brennele-

die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2011

mente ins Ausland stattfinden. Im Jahr 2011 fan-

eingehalten hat.

den zwei Transporte von kompaktierten Wiederaufarbeitungsabfällen aus La Hague in Frankreich zum Zentralen Zwischenlager in Würenlingen statt. Bei allen Transporten von Brennelementen und

12

ENSI Aufsichtsbericht 2011


radioaktiven Abfällen wurden die gefahrgutrecht-

Hauptforderungen des ENSI betreffen die Verbes-

lichen Vorschriften und die Strahlenschutzlimiten

serung des Kenntnisstandes über die Wirtgesteine,

eingehalten.

die systematische Beschreibung der hydraulischen Fliesswege in den Standortgebieten und vertiefte Untersuchungen von bautechnischen Aspekten.

Geologische Tiefenlagerung

Die mit internationaler Beteiligung betriebene erdwissenschaftliche Forschungstätigkeit der Nagra

Im Rahmen des Sachplans geologische Tiefenlager

in den beiden Felslaboratorien Grimsel (kristal-

hatte die Nagra in der ersten Etappe sechs mög-

lines Gestein) und Mont Terri (Opalinuston) wurde

liche Standortgebiete für geologische Tiefenlager

2011 fortgesetzt. Das ENSI führt seinerseits im

für schwach- und mittelaktive sowie drei für hoch-

Mont Terri ein Experiment zur Erfassung des fels-

aktive Abfälle vorgeschlagen. Das ENSI hatte nach

mechanischen Verhaltens des Opalinustons durch.

seiner Prüfung das Vorgehen der Nagra als trans-

Zudem beteiligt es sich an zwei weiteren Experi-

parent und nachvollziehbar beurteilt, stimmte

menten: die Untersuchung des Austrocknungsver-

dem Vorschlag zu und empfahl, die vorgeschla-

haltens von Stollenwänden im Opalinuston sowie

genen Standortgebiete in der zweiten Etappe

die Evaluation einer neuen Methode zur Bestim-

des Sachplanverfahrens weiter zu verfolgen. Die

mung von Durchlässigkeiten.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

13


Résumé et aperçu L’IFSN

d’informer le public des événements et constats particuliers dans les installations nucléaires. Son

L’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire

information sur des thèmes plus spécifiques se

IFSN est l’instance de la Confédération chargée

poursuit aussi dans le cadre de manifestations.

de la surveillance et de l’expertise des installa-

Le présent rapport de surveillance fait partie du

tions nucléaires en Suisse, soit les cinq centrales

compte rendu périodique de l’IFSN. L’IFSN publie

nucléaires, les entrepôts situés dans les centrales,

chaque année aussi un rapport sur la radioprotec-

le Centre de stockage intermédiaire ZWILAG de

tion ainsi qu’un rapport sur les expériences et la

Würenlingen, les installations nucléaires de l’Ins-

recherche. Ces rapports sont publiés dans leur lan-

titut Paul Scherrer (IPS) et des Universités de Bâle

gue d’origine, l’allemand. Les résumés sont tra-

et de Lausanne. Les inspections, entretiens de sur-

duits en français et en anglais.

veillance, contrôles et analyses, ainsi que les rap-

Ces rapports peuvent aussi être consultés sur Inter-

ports des exploitants lui permettent d’acquérir la

net, à l’adresse www.ifsn.ch, où l’IFSN publie par

vue d’ensemble nécessaire sur la sécurité nucléaire

ailleurs de nombreux articles spécialisés.

des installations surveillées. L’IFSN veille au respect des prescriptions et à la conformité de la gestion de l’exploitation avec la loi. Ses activités de

Contenu du présent rapport

surveillance s’étendent aussi aux transports de matières radioactives en provenance et à destina-

Les chapitres 1 à 4 du présent rapport de sur-

tion des installations nucléaires, ainsi qu’aux tra-

veillance décrivent le déroulement de l’exploita-

vaux préparatoires en vue du stockage en couches

tion, la technique de l’installation, la radiopro-

géologiques profondes des déchets radioactifs.

tection et la gestion des centrales nucléaires de

L’IFSN gère sa propre organisation d’urgence dans

Beznau 1 et 2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt.

le cadre d’une organisation d’urgence nationale

Chacun de ces chapitres se termine sur une éva-

susceptible d’intervenir, en cas d’accident grave,

luation de la sécurité.

dans une installation nucléaire suisse.

Le chapitre 5 est consacré au Centre de stockage

La loi sur l’énergie nucléaire, l’ordonnance sur

intermédiaire ZWILAG à Würenlingen. Les cha-

l’énergie nucléaire, la loi sur la radioprotection,

pitres 6 et 7 concernent les installations nucléaires

l’ordonnance sur la radioprotection, ainsi que

de l’Institut Paul Scherrer ainsi que les réacteurs

d’autres ordonnances et prescriptions sur la sécu-

de recherche de l’Université de Bâle et de l’Ecole

rité des réacteurs et la formation du personnel

­polytechnique fédérale de Lausanne, EPFL. Le cha-

exploitant, sur la protection en cas d’urgence, sur

pitre 8 aborde les transports de matières radioac-

le transport de matières radioactives et sur le sto­

tives en provenance et à destination des installa-

ckage en couches géologiques profondes consti-

tions nucléaires suisses. Le chapitre 9 commente

tuent les bases légales de la surveillance de l’IFSN.

les travaux réalisés dans le cadre du plan secto-

L’IFSN élabore et met à jour ses propres directives

riel «Dépôts en couches géologiques profondes

en s’appuyant sur ces bases légales. Elle y formule

pour déchets radioactifs» et le chapitre 10 traite

les critères d’après lesquels elle apprécie les acti-

d’autres aspects transversaux des installations, tels

vités et les projets des exploitants d’installations

que les analyses probabilistes de sécurité. Tableaux

nucléaires. Un aperçu des directives de l’IFSN

et figures en annexe complètent ce rapport.

figure au tableau 10 de l’annexe de ce rapport de surveillance. De plus, toutes les directives en vigueur peuvent être consultées sur le site Internet

Centrales nucléaires

de l’IFSN (www.ifsn.ch). L’IFSN atteste pour 2011 de la bonne sécurité d’ex-

14

L’IFSN donne des informations régulières sur ses

ploitation des cinq centrales nucléaires de Suisse

activités de surveillance et sur la sécurité nucléaire

(Beznau 1 et 2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt),

des installations suisses. Elle a pour tâche légale

ainsi que du respect des conditions d’exploitation

ENSI Aufsichtsbericht 2011


autorisées. Les détenteurs d’autorisations ont respecté leurs devoirs de notification, fixés par la loi,

Institut Paul Scherrer (IPS) et réacteurs de recherche de Bâle et de Lausanne

à l’égard de l’autorité de surveillance. Toutes les installations témoignent d’une bonne situation en matière de sécurité.

Les installations nucléaires de l’Institut Paul Scher-

Les 27 événements notifiés en 2011 dans les ins-

rer (IPS), comme le réacteur de recherche PRO-

tallations nucléaires suisses se répartissent comme

TEUS, le laboratoire chaud, le site de ramassage

suit: sept événements dans la centrale nucléaire de

des déchets radioactifs provenant de la méde-

Beznau, cinq dans la centrale nucléaire de Gösgen,

cine, de l’industrie et de la recherche, ainsi que

onze dans celle de Leibstadt et quatre dans celle

l’entrepôt fédéral pour déchets radioactifs, sont

de Mühleberg.

placées sous la surveillance de l’IFSN. En 2011, le

L’IFSN a classé 26 des 27 événements survenus

taux d’occupation de l’entrepôt intermédiaire de

l’année dernière dans les centrales nucléaires au

la Confédération était d’environ 85%.

niveau 0 de l’échelle internationale de gravité

Les travaux de démantèlement des deux réacteurs

des événements INES qui va de 0 à 7. Un événe-

de recherche DIORIT et SAPHIR se sont déroulés

ment survenu dans la centrale nucléaire de Mühle-

du point de vue radiologique correctement. Dans

berg et classé au niveau 1 a porté sur l’obstruc-

le réacteur de recherche PROTEUS, plus aucune

tion potentielle de la prise d’eau du système de

irradiation n’a eu lieu en 2011 et les activités d’ex-

secours lors d’une crue extrême. Suite à cet événe-

ploitation se sont limitées à des travaux d’entre-

ment, l’exploitant BKW/FMB a arrêté et rééquipé

tien de routine et à des contrôles.

la centrale nucléaire de Mühleberg avant la date

En 2011, trois événements relatifs à la sécurité

prévue pour la révision.

nucléaire et classés au niveau 0 de l’échelle INES

L’IFSN évalue la sécurité de toute centrale nucléaire

ont été notifiés dans les installations nucléaires de

dans le cadre d’une évaluation systématique de

l’IPS. L’IFSN a notifié un événement dans le réac-

la sécurité. En plus des événements notifiables,

teur de recherche de l’EPFL et aucun dans celui de

l’IFSN tient compte d’autres éléments, notamment

l’Université de Bâle.

des résultats des plus de 400 inspections réalisées

L’IFSN en conclut que tant l’IPS que les réacteurs

par ses soins en 2011.

de recherche de Lausanne et de Bâle ont respecté les conditions d’exploitation autorisées en 2011.

Centre de stockage intermédiaire de Würenlingen

Rejets de substances radioactives

Le Centre de stockage intermédiaire ZWILAG à

En 2011, les rejets de substances radioactives dans

Würenlingen comprend plusieurs bâtiments d’en-

l’environnement via les eaux usées et l’air d’éva-

treposage, l’installation de conditionnement et

cuation des centrales nucléaires, du Centre de

l’installation plasma (station d’incinération et de

stockage intermédiaire ZWILAG, de l’IPS et des

fusion). Fin 2011, la halle des conteneurs abri-

installations nucléaires de Bâle et de Lausanne ont

tait 34 conteneurs de transport et d’entreposage

enregistré des valeurs nettement inférieures aux

avec assemblages combustibles usés et coquilles

limites fixées dans les autorisations. Il en a résulté,

de verre, ainsi que six conteneurs de déchets de

également pour les personnes vivant au voisinage

démantèlement provenant de la centrale nucléaire

immédiat d’une installation, une dose maximale

expérimentale de Lucens. Fin 2011, le taux d’oc-

calculée de moins de 1% de la radio-exposition

cupation était d’environ 17% dans le dépôt pour

annuelle naturelle.

déchets hautement radioactifs et 23% dans le dépôt pour déchets faiblement et moyennement radioactifs.

Transports de matières radioactives

Deux campagnes d’incinération et de fusion des déchets radioactifs ont eu lieu en 2011.

En raison du moratoire de dix ans, il n’y aura pas

Au cours de l’exercice sous revue, l’IFSN n’a notifié

de transport d’assemblages combustibles usés à

aucun événement à ZWILAG.

l’étranger jusqu’en 2016. En 2011, deux trans-

L’IFSN en conclut que ZWILAG a respecté les condi-

ports de déchets de retraitement compactés ont

tions d’exploitation autorisées en 2011.

eu lieu de La Hague en France à ZWILAG. Tous

ENSI Aufsichtsbericht 2011

15


les transports d’assemblages combustibles et de

la deuxième étape de la procédure du plan sec-

déchets radioactifs se sont déroulés dans le res-

toriel. Les principales exigences de l’IFSN concer-

pect des prescriptions en vigueur pour le transport

nent l’amélioration du niveau des connaissances

de marchandises dangereuses et des limites de la

des roches d’accueil, la description systématique

radioprotection.

des voies d’écoulement hydrauliques dans les domaines d’implantation, ainsi que des analyses approfondies des aspects liés à la construction.

Stockage en couches géologiques ­profondes

L’activité de recherche sur les sciences de la terre, réalisée de la Nagra, s’est poursuivie en 2011 avec une participation internationale dans les deux

Dans le cadre du plan sectoriel «Dépôts en couches

laboratoires souterrains du Grimsel (roche cristal-

géologiques profondes», la Nagra avait proposé,

line) et du Mont Terri (argiles à Opalinus). L’IFSN

dans la première étape, six domaines d’implanta-

poursuit quant à elle au Mont Terri une expérience

tion possibles pour des dépôts géologiques pro-

sur l’identification du comportement géo-méca-

fonds pour déchets de faible et de moyenne acti-

nique des argiles à Opalinus. Par ailleurs, elle par-

vité, ainsi que pour déchets de haute activité. Après

ticipe à deux autres expériences, l’une sur l’ana-

vérification, l’IFSN avait jugé la démarche de la

lyse du comportement dessiccateur des parois

Nagra transparente et retraçable, approuvé la pro-

des galeries dans les argiles à Opalinus, l’autre sur

position et recommandé de poursuivre l’étude de

l’évaluation d’une nouvelle méthode de mesure

tous les domaines d’implantation proposés dans

des perméabilités.

16

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Summary and overview ENSI

findings in nuclear facilities. ENSI also organises conferences at which information on specific top-

The Swiss Federal Nuclear Safety Inspectorate ENSI,

ics is circulated.

acting as the regulatory body of the Swiss Con-

This Surveillance Report is part of the regular

federation, assesses and monitors nuclear facilities

reporting system of ENSI. In addition to this report,

in Switzerland. These include five nuclear power

ENSI publishes an annual Radiological Protection

plants, the interim storage facilities based at each

Report and a Research and Experience Report. The

plant, the Central Interim Storage Facility ZWILAG

original language of all reports is German. Execu-

at Würenlingen together with the nuclear facilities

tive summaries are translated into French and Eng-

at the Paul Scherrer Institute (PSI) and the two uni-

lish.

versities of Basel and Lausanne. Using a combina-

These reports are also available on the ENSI website

tion of inspections, regulatory meetings, examina-

at www.ensi.ch as are a range of specialist articles.

tions and analyses together with reports from the licensees of individual facilities, ENSI obtains the required overview of nuclear safety in the relevant

Contents of the current report

facilities. It ensures that the facilities comply with regulations and operate according to the law. Its

Chapters 1 to 4 of the current Oversight Report deal

regulatory responsibilities also include the trans-

with operational experience, systems technology,

port of radioactive materials to and from nuclear

radiological protection and management of the

facilities and the preparations for a deep geologi-

nuclear power plants Beznau 1 and 2, Mühleberg,

cal repository for nuclear waste. ENSI maintains its

Gösgen and Leibstadt. Each chapter concludes with

own emergency organisation, which is an integral

the ENSI safety rating for the relevant plant.

part of a national emergency structure that would

Chapter 5 deals with the Central Interim Storage

be activated in the event of a serious incident at a

Facility (ZWILAG) at Würenlingen. Chapters 6 and

nuclear facility in Switzerland.

7 cover the nuclear facilities at the Paul Scherrer

The legislative framework for the ENSI area of

Institute and the research reactors at the University

responsibility is as follows: the Nuclear Energy Act

of Basel and the Federal Institute of Technology

(NEA), the Nuclear Energy Ordinance (NEO), the

in Lausanne. Chapter 8 deals with the transport

Radiological Protection Act (StSG – only availa-

of radioactive materials to and from Swiss nuclear

ble in German), the Radiological Protection Ordi-

facilities. Chapter 9 describes the work associated

nance (StSV – only available in German) together

with the Sectoral Plan for Deep Geological Reposi-

with other ordinances and regulations on reac-

tories for radioactive waste and Chapter 10 deals

tor safety, the training of personnel, emergency

with generic issues relevant to all facilities, includ-

preparedness, the transport of radioactive mate-

ing for example probabilistic safety analyses. The

rials and the deep geological repository. Build-

Appendix contains a series of explanatory tables

ing on this legislative framework, ENSI formulates

and diagrams.

and updates its own guidelines. These guidelines stipulate the criteria for evaluating both the current activities and future plans of the operators of

Nuclear power plants

nuclear facilities. Table 10 in the Appendix to this report gives an overview of the guidelines. The

In 2011, all five nuclear power reactors in Swit-

current guidelines are also available on the ENSI

zerland (Beznau Units 1 and 2, Mühleberg, Gös-

website (www.ensi.ch).

gen and Leibstadt) were operated safely and ENSI concluded that they had complied with their

ENSI produces regular reports on its regulatory

approved operating conditions. Licensees com-

activities and nuclear safety in Swiss nuclear facili-

plied with their statutory obligations to provide

ties. It fulfils its statutory obligation to provide the

reports to ENSI. All plants were rated as possess-

public with information on particular events and

ing good nuclear safety.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

17


In 2011, there were 27 reportable events divided

Federal Interim Storage Facility was filled up to

as follows amongst the nuclear power plants in

85 %.

Switzerland: 7 events at Beznau, 5 at Gösgen, 11

From the radiological standpoint, decommission-

at Leibstadt und 4 at Mühleberg.

ing work at the two research reactors DIORIT and

On the international INES scale of 0 to 7, ENSI

SAPHIR progressed correctly. There were no fur-

rated 26 of the 27 events in nuclear power plants

ther irradiation experiments during 2011 at the

last year as Level 0. One event – at the Mühleberg

PROTEUS research reactor and operational activ-

nuclear power plant – was rated as INES Level 1.

ities were restricted to routine maintenance and

This related to a potential blockage of the emer-

checks.

gency water intake system in the event of extreme

During 2011, there were three reportable events

flooding. As a result, the operators BKW, shut

at PSI relevant to nuclear safety. All were rated as

down the Mühleberg plant ahead of the sched-

INES Level 0. ENSI recorded one reportable event

uled maintenance date and upgraded the system.

at the research reactor at the Federal Institute of

ENSI evaluates the safety of each nuclear power

Technology in Lausanne and none at the Univer-

plant by conducting a systematic safety evalua-

sity of Basel.

tion. This takes account of both reportable events

ENSI concluded that the nuclear facilities at PSI

and other findings, in particular the results of the

and the research reactors at Lausanne and Basel

more than 400 inspections conducted by ENSI dur-

had complied with their approved operating con-

ing 2011.

ditions during 2011.

Central Interim Storage Facility Würenlingen

Release of radioactive materials Last year, the amount of radioactive material

The Central Interim Storage Facility of ZWILAG

released into the environment via waste water

at Würenlingen consists of several interim stor-

and exhaust air from nuclear power plants, the

age halls, a conditioning plant and a plasma plant

Central Interim Storage Facility, the PSI and the

(incineration/melting plant). At the end of 2011,

nuclear facilities at Basel and Lausanne was con-

the cask storage hall contained 34 transport/stor-

siderably less than the limits specified in the oper-

age casks with fuel assemblies and vitrified resi-

ating licenses. They resulted in maximum calcu-

due packages as well as six casks with decom-

lated doses, including for those residents in the

missioned waste from the experimental nuclear

immediate vicinity of a plant, of less than 1 % of

power plant at Lucens. At the end of 2011, about

the annual exposure to natural radiation.

17 % of the capacity of the HLW store had been used and about 23 % of the ILW store. During the year, ZWILAG conducted two cam-

Transport of radioactive materials

paigns to incinerate and melt radioactive waste. ENSI recorded no reportable events at ZWILAG

As a result of the 10-year moratorium, no spent

during 2011.

fuel assemblies can be transported abroad until

ENSI concluded that ZWILAG had complied with

2016. During 2011, two consignments of com-

its approved operating conditions during 2011.

pacted reprocessing waste were transported from La Hague in France to the Central Interim Storage Facility in Würenlingen. The consignments of

Paul Scherrer Institute (PSI) and the research reactors at Basel and Lausanne

fuel assemblies and radioactive waste were transported in accordance with the limits specified in the regulations on the transport of hazardous waste and radiological protection.

ENSI is also responsible for the surveillance of the nuclear facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI), such as the research reactor PROTEUS, the hot lab-

Geological repository

oratory, the collection point for radioactive waste from medicine, industry and research and the Fed-

As part of Stage 1 of the Sectoral Plan for the deep

eral Interim Storage Facility. The capacity of the

geological repository, NAGRA proposed six pos-

18

ENSI Aufsichtsbericht 2011


sible locations for the geological repository for

During 2011, NAGRA, in association with interna-

low and medium-level waste and three for high-

tional partners, continued its geological research

level waste. ENSI reviewed the procedure used by

at the Rock Laboratories of Grimsel (crystalline

NAGRA and found it to be both transparent and

rock) and Mont Terri (Opalinus clay). For its part,

understandable. It approved the proposed loca-

ENSI is conducting an experiment at Mont Terri to

tions and recommended that they now progress to

determine the geo-mechanical behaviour of the

Stage 2 of the Sectoral Plan. The main ENSI demand

Opalinus clay. In addition, it is participating in two

was for more information on the host rock. In addi-

other experiments: one to determine the drying-

tion, ENSI demanded a systematic description of

out behaviour of the tunnel walls of Opalinus clay

the hydraulic flow paths for the various locations

another to evaluate a new method for measuring

and in-depth studies of structural issues.

porosity.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

19



Blick auf das Kernkraftwerk Beznau. Foto: ENSI

1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick

zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktionsschema einer Druckwasserreaktor-Anlage.

Das Betriebsjahr 2011 war im Kernkraftwerk Bez-

Im Block 1 kam es zu drei meldepflichtigen Vor-

nau (KKB) durch einen weitgehend ungestörten

kommnissen. Sie wurden alle der Stufe 0 der inter-

Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest, dass

nationalen Ereignisskala INES zugeteilt.

das KKB die bewilligten Betriebsbedingungen

Im Block 1 dauerte der Revisionsstillstand 13 Tage

immer eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die

und diente primär dem Brennelementwechsel.

Sicherheit des KKB im Jahr 2011 in beiden Blöcken

Im Block 2 kam es zu vier meldepflichtigen Vor-

hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut, hin-

kommnissen. Sie wurden alle der Stufe 0 der inter-

sichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch, hinsichtlich

nationalen Ereignisskala INES zugeteilt.

Zustand und Verhalten der Anlage als gut sowie

Während des 50-tägigen Revisionsstillstands

hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch

wurden unter anderem Brennelemente ausge-

und Organisation als hoch.

wechselt sowie die Hauptleitungen des primären

Das KKB umfasst zwei weitgehend baugleiche

Nebenkühlwassersystems und ausserhalb des

Zwei-Loop-Druckwasserreaktor-Blöcke (KKB 1 und

Containments liegende Teile der Frischdampflei-

KKB 2), die in den Jahren 1969 bzw. 1971 den

tungen ersetzt. Daneben wurden insbesondere

Betrieb aufnahmen. Die elektrische Nettoleistung

System- und Komponententests beim Abfahren

beträgt in beiden Blöcken jeweils 365 MW. Wei-

sowie beim Wiederanfahren der Anlage durch-

tere Daten sind in den Tabellen 1 und 2 im Anhang

geführt.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

21


Im Berichtsjahr 2011 sind in beiden Blöcken keine

betrieb. Damit im Falle einer erneuten, gleichar-

Brennelementschäden aufgetreten.

tigen Störung die Ursache genauer eingegrenzt

Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung

werden kann, wurde temporär eine zusätzliche

für beruflich strahlenexponierte Personen wurde

Überwachungsinstrumentierung eingesetzt.

eingehalten. Die radioaktiven Abgaben über die

❚ Am 16. Juni 2011 wurden an der Dichtschweiss­

Abluft in Form von Aerosolen, Iod und Edelgasen

naht des Rückschlagventils der Hilfssprühung an

lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilli-

drei Stellen geringe Borsäureablagerungen fest-

gung festgelegten Grenzwerte. Die dadurch verur-

gestellt. Alle drei Ablagerungen waren deut-

sachten zusätzlichen Strahlendosen für die Bevöl-

lich kleiner als 1 cm3. Eine Farbeindringprü-

kerung sind verglichen mit der natürlichen Strah-

fung nach der Entfernung der Ablagerungen

lenexposition unbedeutend.

zeigte keinen Befund. Die Schweissnaht dient

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle entsprach dem

der Abdichtung des darunter liegenden Gewin-

aufgrund der durchgeführten Arbeiten zu erwar-

des des eingeschraubten Deckels und zusätzlich

tenden Umfang.

der Sicherung der Verschraubung. Sie hat keine

Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 102

tragende Funktion. Die drucktragende Funk-

Inspektionen durchgeführt. Wo erforderlich, ver-

tion wird durch das Gewinde übernommen. In

langte das ENSI Verbesserungsmassnahmen und

der Umgebung der Armatur gibt es keine ferri-

überwachte deren Umsetzung.

tischen Komponenten, die durch eine allfällige

Vier Reaktoroperateure und zwei Schichtchefs

Tropfleckage beschädigt werden könnten. Das

bestanden ihre Zulassungsprüfung.

Rückschlagventil wird im laufenden Betriebszyk­ lus periodisch inspiziert. Die bisherigen Inspektionen haben keinen Befund ergeben.

1.2 Betriebsgeschehen

❚ Im Rahmen eines wöchentlichen Tests wurde am

27. September 2011 die Nichtverfügbarkeit der Die Blöcke KKB 1 und KKB 2 erreichten im Jahr

Stabpositionsanzeige von vier Stäben der Regel-

2011 eine Arbeitsausnutzung von 96,0 % bzw.

bank A festgestellt. Ursache war eine defekte

85,7 % und eine Zeitverfügbarkeit von 96,6 %

Elektronikkarte. Die Elektronikkarte wurde aus-

bzw. 86,3 %, wobei der unproduktive Anteil

getauscht und die korrekte Funktion der Stab-

jeweils im Wesentlichen auf den Revisionsstill-

positionsanzeige überprüft. Alle Steuerstäbe

stand zurückzuführen war.

befanden sich während des Vorkommnisses

Die Zeitverfügbarkeiten und die Arbeitsausnut-

in ihrer vorgesehenen Position. Die Schnellab-

zungen der letzten zehn Jahre sind in Figur 1 dar-

schaltfunktion, bei deren Auslösung sämtliche

gestellt. Die ausgekoppelte Wärme für das regio-

Steuerstäbe in den Reaktorkern einfallen, ist

nale Fernwärmenetz (REFUNA) belief sich im Jahr

unabhängig von der Stabpositionsanzeige und

2011 auf insgesamt 170,4 GWh.

war damit jederzeit gewährleistet.

Im Block 1 dauerte der Revisionsstillstand 13 Tage,

Im Block 2 ereigneten sich in diesem Jahr vier Vor-

im Block 2 50 Tage.

kommnisse. Alle wurden der Stufe 0 der internati-

Im Block 1 ereigneten sich 2011 drei meldepflich-

onalen Ereignisskala INES zugeteilt.

tige Vorkommnisse, welche vom ENSI der Stufe 0

❚ Am 13. Juli 2011 führte eine Störung im Regel-

der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt

kreis einer Kälteanlage zu einer kurzzeitigen

wurden. Für die systematische Sicherheitsbewer-

Nichtverfügbarkeit. Die betroffene Kälteanlage

tung wird auf Kap. 1.8 verwiesen, für die risiko-

dient der Raumkühlung des Notstandgebäudes.

technische Beurteilung auf Kap. 10.1.

Die Störung wurde innert 35 Minuten beho-

❚ Am 30. April 2011 führte eine Störung im Regel-

ben. Die Ursache konnte nicht eindeutig ermit-

kreis der Rückkühlung einer Kälteanlage zu

telt werden. Angesichts der kurzen Dauer hatte

einem kurzzeitigen Ausfall der beiden Kälte-

die Störung keinen Einfluss auf die Verfügbar-

kompressoren. Die betroffene Kälteanlage dient

keit der Notstandsysteme und auf den Anlage-

der Raumkühlung des Notstandgebäudes. Die

betrieb. Damit im Falle einer erneuten vergleich-

22

Störung wurde nach einer halben Stunde beho-

baren Störung die Ursache genauer eingegrenzt

ben. Die Ursache konnte nicht eindeutig ermit-

werden kann, wurde temporär, wie im Block 1,

telt werden. Angesichts der kurzen Dauer hatte

eine

die Störung keinen Einfluss auf die Verfügbar-

rung eingesetzt. Bis Ende 2011 kam es in keinem

keit der Notstandsysteme und auf den Anlage-

Block zu einem weiteren Ausfall der Kälteanlage.

zusätzliche

Überwachungsinstrumentie-

ENSI Aufsichtsbericht 2011


❚ Im Rahmen der Alterungsüberwachung wurden

kommnisses in ihrer vorgesehenen Position. Die

die Eigenbedarfstransformatoren zweier 6-kV-

Schnellabschaltfunktion ist unabhängig von der

Gruppenschienen zu Beginn der Revisionsab-

Stabpositionsanzeige und war damit jederzeit

stellung ausgebaut. Um die zeitliche Nichtver-

gewährleistet.

fügbarkeit gering zu halten, wurden die drei

Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der

ausgebauten Transformatoren (einer pro Phase)

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

einer Gruppenschiene durch Reservetransfor-

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti-

matoren ersetzt. Zwei dieser Reservetransforma-

gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

toren waren in fabrikneuem Zustand. Der dritte

Tabelle 4.

Transformator war in der Vergangenheit schon einmal für ein Jahr im Block 1 in Betrieb gewesen. Beim Start einer Speisewasserpumpe am

1.3 Anlagetechnik

26. September 2011 löste der Differenzialschutz eines Transformators aus. Die Gruppenschiene

1.3.1 Revisionsarbeiten

und damit die von ihr versorgte 400-V-Schiene

Der Block 1 wurde vom 7. bis 20. Juni 2011 vom

21BDH wurden spannungslos. Dadurch war

Netz getrennt und für den Brennelementwech-

die Versorgung der nicht in Betrieb stehenden

sel abgestellt. Weitere Arbeiten waren System-

Brennelementlager-Umwälzpumpe B für ca. 15

und Komponententests beim Abfahren sowie

Minuten unterbrochen. Die Betriebsbereitschaft

beim Wiederanfahren der Anlage. Am RDB wur-

der Umwälzpumpe B wurde durch die Versorgung mit einer anderen Schiene wieder sichergestellt. Ursache der Störung waren an den fabrikneuen Transformatoren zum Schutz der Stromwandler temporär installierte elektrische Kurzschlussbrücken. Diese waren bei der Montage nicht ausgebaut worden. Die Brennelementlagerkühlung war jederzeit gewährleistet, da die in Betrieb stehende Umwälzpumpe A von einer nicht betroffenen Schiene versorgt wird. Die Kurzschlussbrücken wurden entfernt und so der ordnungsgemässe Zustand hergestellt. ❚ Am 17. Dezember 2011 trat während des

monatlichen Probelaufs der Notstand-Umluftkühler beim Start des Ventilators eine Störungsmeldung auf. Der Umluftkühler dient im Notstandsfall der Kühlung von zwei Räumen mit elektromechanischen Anlagen. Ursache war ein Erdschluss im Klemmenkasten des Ventilatormotors. Nach Behebung des Isolationsschadens konnte der Probelauf erfolgreich durchgeführt werden. ❚ Am 29. Dezember 2011 wurde im Kommando-

raum die Nichtverfügbarkeit der Stabpositionsanzeige von vier Stäben der Regelbank B festgestellt. Als Fehlerursache wurde – wie beim Vorkommnis in Block 1 vom 27. September 2011 – eine defekte Elektronikkarte ermittelt. Die Elekt­ronikkarte wurde ausgetauscht und die korrekte Funktion der Stabpositionsanzeige überprüft. Die defekten Karten wurden jeweils vom Hersteller untersucht, wobei sich keine Hinweise auf systematische Fehler ergaben. Alle Steuerstäbe befanden sich während des Vor-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

23

BrennelementLagerbecken. Foto: KKB


den visuelle Prüfungen durchgeführt, insbeson-

untersucht. Es wurden weder Rissanzeigen noch

dere am RDB-Deckel, an den Regelstabantrieben

Leckagepfade festgestellt.

und an den Regelstab-Antriebsstangengehäusen.

❚ Die Mischnähte von sieben Deckeldurchfüh-

Zusätzlich wurden die Lippendichtschweissnähte

rungen des RDB wurden mit einem mechanisier-

der Regelstab-Antriebsstangengehäuse in die

ten Wirbelstromprüfsystem von der Unterseite

Prüfungen einbezogen. Es wurden keine bewer-

des Deckels aus geprüft. Ziel war die Untersu-

tungspflichtigen Anzeigen festgestellt. An den

chung auf Spannungsrisskorrosion und Ermü-

Lippendicht­schweissnähten wurden keine Borsäu-

dungsrisse an der inneren Oberfläche der Misch-

reablagerungen gefunden.

nähte und des angrenzenden Grundwerkstoffes.

An einem Rückschlagventil im Hilfssprühsystem

Es

wurden Borsäureablagerungen gefunden (vgl.

Anzeigen. ❚ An den Lippendichtschweissnähten der Regel-

Kap. 1.2). Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elekt­

stab-Antriebsstangengehäusen wurden visuelle

rischer Ausrüstungen wurden alle von der Tech-

Prüfungen durchgeführt. Es wurden keine Bor-

nischen

Spezifikation

verlangten

wiederkeh-

renden Funktionskontrollen und Prüfungen an

säureablagerungen festgestellt. ❚ Die Heizrohre der beiden Dampferzeuger wur-

elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen

den mit einem mechanisierten Wirbelstromprüf-

erfolgreich durchgeführt.

system geprüft. Die Prüfungen untersuchten

Im Revisionsstillstand des Blocks 2 vom 12. August

die Heizrohre auf Ermüdungsrisse und Span-

bis 1. Oktober 2011 wurden geplante Tätigkeiten

nungsrisskorrosion an den inneren und äus-

wie Brennelementwechsel, Inspektionen mecha-

seren Rohroberflächen sowie auf Wanddicken-

nischer und elektrischer Einrichtungen, zerstö-

schwächungen der Rohre infolge von Abrieb im

rungsfreie Werkstoffprüfungen, wiederkehrende

Bereich der Stützkonstruktion. Die Prüfungen

Funktionsprüfungen an Komponenten und Sys­

ergaben keine bewertungspflichtigen Anzeigen.

temen sowie Instandhaltungs- und Änderungs-

❚ Bei der Prüfung der Kerninstrumentierungs-

arbeiten durchgeführt. In Ergänzung zu den Revi-

rohre ergab sich ein Befund, der auf einen deut-

sionsarbeiten wurden zahlreiche Anlagenände-

lichen lokalen Wandstärkenabtrag hinwies. Als

rungen vorgenommen (vgl. Kap. 1.3.2).

Erstmassnahme hat das KKB entschieden, das

Nachfolgend sind die wichtigsten zerstörungs-

betroffene Instrumentierungsrohr nicht mehr

freien Prüfungen aufgeführt:

zu verwenden und zu verschliessen. Das ENSI ist

❚ Mit einem qualifizierten Ultraschall-Prüfsystem

mit dem Vorgehen einverstanden, hat aber ein

wurden am RDB die Deckeldurchführungsrohre Pumpen im Primärteil des Notstandsgebäudes. Foto: KKB

ergaben sich keine registrierpflichtigen

Instandhaltungskonzept verlangt.

im Bereich der Einschweissnähte auf axial- und

❚ An sieben von zehn Engspaltschweissnähten

umfangsorientierte Risse und Leckagepfade

der Hauptkühlmittelleitungen wurden mechanisierte Ultraschallprüfungen durchgeführt. Es wurde dabei besonders auf betriebsinduzierte Fehler längs und quer zur Schweissnaht geachtet. Es ergaben sich keine bewertungspflichtigen Anzeigen. ❚ Die plattierte Innenoberfläche des Druckhalters

wurde in ausgewählten Bereichen einer indirekten visuellen Prüfung mit einem Kamera­ system unterzogen. Die gezielte Prüfung auf Oberflächenfehler umfasste die Bereiche der rostfreien Plattierung im mittleren Übergangsbereich von der Dampfphase zur flüssigen Phase im Normalbetrieb sowie die Kanten der Instrumentierungsstutzen und der Entlastungsstutzen. Es zeigten sich keine bewertungspflichtige Auffälligkeiten. Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elekt­ rischer Ausrüstungen wurden alle von der Technischen

24

Spezifikation

verlangten

wiederkeh-

ENSI Aufsichtsbericht 2011


renden Funktionskontrollen und Prüfungen an

werden. Dazu wurde der Anschluss zum Kanal

elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen

der Turbogruppe 21 erstellt und die zugehö-

erfolgreich durchgeführt.

rigen Armaturen eingebaut. Die Inbetriebnahme erfolgt aber erst nach der Realisierung der ent-

1.3.2 Anlageänderungen

sprechenden Massnahme im Block 1.

Im Block 1 wurden folgende Anlageänderungen

❚ Im Rahmen des altersbedingten Ersatzes der

durchgeführt:

gesamten elektrischen Installationen der Rund-

❚ Um den Zustand des Blocktransformatorenöls

laufkrane und dem Ersatz der Krankatzen bei-

laufend zu überwachen, wurde ein System zur

der Blöcke wurde der Rundlaufkran des Blocks 2

Messung des Gas- und Wassergehalts installiert.

umfassend saniert. Die Arbeiten bestanden aus

Es ergänzt die statische Probenanalyse während

dem Ersatz der bestehenden Krankatze durch

der Revisionsstillstände.

eine neu konstruierte Krankatze mit von 93 t auf

❚ Im Rahmen des Ersatzes der elektrischen Instal-

100 t erhöhter Traglast, dem Austausch sämt-

lationen des Rundlaufkrans und dem Ersatz der

licher elektrischer Installationen inklusive Kran-

Krankatze wurden Vorbereitungsarbeiten aus-

steuerung sowie der Sanierung der bestehen-

geführt.

den Kranbrücke. Die mechanische Auslegung

Im Block 2 wurden folgende Anlageänderungen

der Katze erfolgte neu nach dem KTA-Regel-

durchgeführt:

werk und erfüllt somit einen höheren Sicher-

❚ Alle Bögen und die geraden Rohre der Frisch-

dampfleitungen im Bereich zwischen den Con-

heitsstandard als bisher. ❚ Die 125 Niederspannungs-Leistungsschalter wer-

tainmentdurchdringungen und den Schnell-

den in einem Zeitraum von fünf Jahren ersetzt.

schlussarmaturen wurden ersetzt. Die Leitungen

Während des Revisionsstillstands 2011 wurden

wurden erneuert, da in den Jahren 2006 und

36 Schalter in den klassierten Schaltanlagen aus-

2007 herstellungsbedingte lokale Unterschrei-

gewechselt.

tungen der rechnerischen Mindestwandstärke

Die geänderten Systeme und Komponenten wur-

festgestellt worden waren. Der Weiterbetrieb

den vor dem Wiederanfahren der Anlage getestet

wurde damals durch das ENSI befristet freige-

und funktionierten einwandfrei.

geben. Bei der Kontrolle der Arbeiten wurde an einer Schweissnaht zwischen Alt- und Neuleitung wieder eine lokale Wanddickenschwä-

1.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

chung festgestellt. Ursache waren nicht sachge-

Im Betriebszeitraum traten keine Defekte an

mäss durchgeführte Schleifarbeiten nach dem

Brennelementen auf. Die Integrität der ersten Bar-

Schweissen. Die Unterschreitung lässt nur einen

riere zum Schutz gegen den Austritt radioaktiver

befristeten Weiterbetrieb der Rohrleitung zu.

Stoffe war somit gegeben.

Die Reparatur findet 2013 statt. ❚ Jeweils eine der doppelt vorhandenen Contain-

ment-Absperrarmaturen beim Ringraum-Rückpumpsystem und beim Aktivitätsüberwachungssystem wurde in das Containment versetzt. Diese Anlageänderung führt zu einer Verbesserung der Erdbebensicherheit der Containmentisolation. ❚ Die Leitungen des primären Nebenkühlwasser­

systems waren grösstenteils aus Kohlenstoffstahl gefertigt und seit 40 Jahren ununterbrochen im Einsatz. Unter dem Einfluss des sauerstoffreichen

Aarewassers

Wand­dickenschwächungen

musste

durch

mit

Korrosion

und ­Leckagen gerechnet werden. Deshalb wurden alle Hauptleitungen des Systems durch solche in rostfreier Qualität ersetzt. Zur Verbesserung der Wasserversorgung bei Anlagestillständen soll zukünftig der stillstehende Block aus dem Zulaufkanal des laufenden Blocks versorgt

ENSI Aufsichtsbericht 2011

25

Notstand-Sicher­heits­ einspeise­pumpe. Foto: KKB


Die Blöcke 1 und 2 des KKB werden mit je 121

bereiten, erachtet das ENSI vor dem Hintergrund

Brennelementen betrieben. Während der Revi-

der Erkenntnisse aus Japan als nicht ausreichend.

sionsstillstände wurden in beiden Blöcken je 20

❚ Die vorhandenen anlageinternen Notfallmass-

abgebrannte durch 20 neue Brennelemente

nahmen zur Gewährleistung des Wasserinven-

ersetzt. Bei den neuen Brennelementen handelt

tars und zum Abführen der Nachwärme bei Aus-

es sich um Brennelemente mit wiederaufgear-

fall der Kühlung der Brennelementbecken sind

beitetem Uran (WAU), das bis zu 4,65 Gewichts-

aus Sicht des ENSI nicht abdeckend. Für Situ-

prozent Spaltstoff aufweist. Der Reaktorkern des

ationen, in denen die Becken nur erschwert

Blocks 1 enthält im 40. Betriebszyklus 5 Uran-

zugänglich sind oder die Lüftung im Brennele-

Brennelemente, 108 WAU-Brennelemente und

mentlager nicht verfügbar ist, sind weitere Vor-

8 Brennelemente mit Uran/Plutonium-Mischoxid

kehrungen zu treffen.

(MOX). Der Reaktorkern des Blocks 2 enthält im

Das ENSI verlangte vom KKB bis zum 31. August

38. Zyklus 97 WAU- und 24 MOX-Brennelemente.

2011 geeignete Lösungsansätze.

Entsprechend

Steuerstab-

Am 30. Juni 2011 reichte das KKB den geforderten

dem

langfristigen

Inspektionsprogramm wurde während der Revisi-

Nachweis der Beherrschung eines 10 000-jähr-

onsabstellung die Wirbelstromprüfung sämtlicher

lichen Hochwassers ein. In seiner Stellungnahme

Steuerstäbe von Block 2 durchgeführt. Die Prü-

vom 31. August 2011 ist das ENSI zum Ergeb-

fung ergab, dass sich nach einer Einsatzdauer von

nis gekommen, dass das KKB den Nachweis

18 bis 22 Jahren alle Stäbe in einem einsatzfähigen

unter den vom ENSI gesetzten Randbedingungen

Zustand befinden.

erbracht hat.

Die Reaktorkerne beider Blöcke sind im Berichts-

In Erfüllung der Verfügung vom 5. Mai 2011 hat

zeitraum auslegungsgemäss und im bewilligten

das KKB fristgerecht am 31. August 2011 die

Rahmen betrieben worden. Die neuen Kernbe-

geplanten weiteren Nachrüstungen dargelegt.

ladungen erfüllten die Anforderungen. Das Wie-

Die­se umfassen die Verbesserung des Erdbe-

deranfahren beider Blöcke verlief einwandfrei

benverhaltens der Brennelementlager-Gebäude,

und wurde vor Ort durch das ENSI inspiziert. Die

die Errichtung eines zusätzlichen Kühl- und

Ergebnisse der reaktorphysikalischen Messungen

Nachspeise­systems

stimmten gut mit den Ergebnissen der Kernausle-

cken, die Erweiterung des bestehenden alter-

für

die

Brennelementbe-

gungsberechnungen überein. Die Betriebsgrenzen

nativen Brennelementbecken-Kühls­ystems um

wurden eingehalten.

eine Nachspeisemöglichkeit, die Nachrüstung

1.3.4 Massnahmen nach Fukushima

damit auch Wärme aus dem Brennelementla-

Wie im Kapitel 10.3 dargestellt, forderte das ENSI

ger-Gebäude abzuführen, und die Nachrüstung

aufgrund des Unfalls von Fukushima bis zum 31.

einer störfallfesten Instrumentierung für die Füll-

einer Druckentlastungsleitung, um Dampf und

März 2011 einen ersten Bericht zu Fragen der

stands und Temperaturüberwachung der Brenn-

Auslegung bezüglich Erdbeben und Überflutung,

elementbecken. Das ENSI hat am 11. November

den das KKB fristgerecht einreichte. Aufgrund des

2011 den vorgelegten Zeitplan zur Umsetzung

Berichts bezeichnete das ENSI in seiner Verfügung

der geplanten Massnahmen für angemessen

vom 5. Mai 2011 folgende verbesserungsbedürf-

erachtet und das KKB aufgefordert, die erforder-

tigen Punkte:

lichen Antragsunterlagen der Hierarchiestufe 1

26

❚ Das Erdbebenverhalten des Nebengebäudes B

bis Ende Dezember 2011 einzureichen. Das KKB

(Brennelementlager) ist verbesserungsbedürf-

hat entsprechende Unterlagen fristgerecht ein-

tig. Ein Erdbeben könnte zum Versagen einer

gereicht.

nicht tragenden Backsteinwand führen. Die

Das KKB hat entsprechend der in Kapitel 10.3

Tragfähigkeit des Gebäudes wird dadurch nicht

erwähnten ENSI-Verfügung vom 1. Juni 2011 frist-

gefährdet, doch ist zum Schutz der Brennele-

gerecht am 31. Oktober 2011 einen Bericht zur

mente eine Massnahme notwendig.

Neubewertung der Sicherheitsmargen im Rahmen

❚ Im KKB steht kein gegen Erdbeben und Überflu-

des EU-Stresstests vorgelegt. Das ENSI hat am 31.

tung ausreichend geschütztes System zur Küh-

Dezember 2011 der EU einen nationalen Bericht

lung der Brennelementbecken zur Verfügung.

eingereicht.

Für den Fall eines schweren Erdbebens oder

Aufgrund der Erkenntnisse aus Fukushima führte

einer schweren Überflutung ausschliesslich vor

das ENSI im KKB zusätzliche Inspektionen durch:

Ort durchzuführende Handmassnahmen vorzu-

Am 25. Mai 2011 überprüfte das ENSI die für

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Auslegungsstörfälle und auslegungsüberschrei-

gen, dass bei unterschiedlichen Zonentypen die

tende Störfälle getroffenen Vorsorgemassnahmen

Luft stets in Richtung der höher eingestuften Zone

zur Kühlung der Brennelementbecken. Verbesse-

strömt. An der Notschleuse bestanden unzuläs-

rungsbedarf stellte das ENSI fest hinsichtlich der

sige Druckverhältnisse mit einer Luftströmung aus

Vorgaben für den Fall einer gestörten Rückleitung

dem Containment in das Hilfsanlagengebäude.

des Kühlwassers aus dem Brennelementbecken

Das ENSI hat diesen Zustand als Abweichung

und hinsichtlich der periodischen Funktionsprü-

bewertet. Das KKB wurde aufgefordert, eine kor-

fung des alternativen Brennelementbecken-Kühl-

rekte Unterdruckstaffelung sicherzustellen. Diese

systems.

Forderung wurde erfüllt.

In einer am 18. November 2011 durchgeführten

Die übrigen Inspektionsergebnisse haben gezeigt,

Schwerpunktinspektion des Systems zur gefil-

dass der Strahlenschutz im KKB sonst gut funk-

terten Druckentlastung des Containments identi-

tioniert und dem Optimierungsprinzip entspricht.

fizierte das ENSI punktuellen Verbesserungsbedarf

Das Abfahren zum geplanten Brennelementwech-

hinsichtlich der Einsatzbedingungen für Personal,

sel im Block 1 verlief ohne Hinweise auf Brenn­

das Schalthandlungen am Druckentlastungssys­

elementschäden. Die akkumulierte Kollektivdosis

tem vornehmen muss. Dieser Verbesserungsbe-

von 104 Pers.-mSv lag nahe bei der Planungsdosis

darf betrifft Vorkehrungen für die Beleuchtung

von 100 Pers.-mSv.

bei einem Stromausfall und Vorkehrungen zur

Im Block 2 wurde im Berichtsjahr eine vergleichs-

Minimierung der Aufenthaltszeit in Bereichen mit

weise lange Revisionsabstellung durchgeführt.

erhöhter Strahlung.

Das Abfahren verlief wie im Block 1 ohne Hinweise

Das ENSI verlangte entsprechende Abklärungen

auf Brennelementschäden. Die Kollektivdosis des

und Korrekturmassnahmen.

Personals für die Revision wurde mit 425 Pers.mSv geplant, akkumuliert wurden 399 Pers.-mSv. Durch engagiertes und erfahrenes Eigenpersonal

1.4 Strahlenschutz

und mit einem erhöhten Fremdpersonalbestand wirkte das KKB der seit 2010 engen Personalsi-

Im Kalenderjahr 2011 wurden im KKB folgende

tuation in der Leitung des operationellen Strah-

Kollektivdosen ermittelt:

lenschutzes entgegen, so dass im Berichtsjahr die

Aktionen

KKB 1

KKB 2

KKB 2

KKB 1 und 2

Aktionen

KKB 1

Revisionsstillstand

104 Pers.-mSv 399 Pers.-mSv 503 Pers.-mSv

Leistungsbetrieb

39 Pers.-mSv

35 Pers.-mSv

KKB 3

74 Pers.-mSv

Jahreskollektivdosis 143 Pers.-mSv 434 Pers.-mSv 577 Pers.-mSv

administrativen und technischen Strahlenschutzund Überwachungsaufgaben adäquat ausgeübt werden konnten. Die Erhöhung des Fremdpersonalbestands war auch deshalb notwendig, weil der Eigenpersonalbestand in Anbetracht der umfangreichen strahlenschutzrelevanten Arbeiten während der Revisionen zu gering war. Das ENSI

Im Kalenderjahr 2011 wurde in den beiden

stellt fest, dass das KKB bestrebt ist, zukünftig gut

Blöcken des KKB eine Kollektivdosis von 577

qualifiziertes, erfahrenes und motiviertes Strah-

Pers.-mSv verzeichnet. Die höchste im KKB regis-

lenschutzfachpersonal für den längerfristigen Nor-

trierte Individualdosis betrug 7,5 mSv und lag

malbetrieb der Doppelblockanlage und für die

deutlich unterhalb des Dosisgrenzwerts nach

geplanten anspruchsvollen Revisionen zur Verfü-

Strahlenschutzverordnung für beruflich strahlen­

gung zu haben.

exponierte Personen von 20 mSv pro Jahr. Das

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

entsprechende betriebseigene Planungsziel von

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

maximal 10 mSv pro Person und pro Jahr wurde

unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge-

eingehalten. Es wurden weder Personenkonta-

legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch

minationen, die nicht mit herkömmlichen Mitteln

für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser.

entfernt werden konnten, noch Inkorporationen

Die für Druckwasserreaktoren typischen Tritium-

über der Triageschwelle gemäss Dosimetrieverord-

Abgaben des KKB betrugen rund 12 % des Jahres-

nung festgestellt.

grenzwerts. Die quartalsweise vom ENSI durchge-

Das ENSI hat bei einer Inspektion festgestellt, dass

führten Kontrollmessungen von Abwasserproben

die Unterdruckstaffelung im Sicherheitsgebäude

sowie Iod- und Aerosolfiltern zeigten Übereinstim-

des KKB 2 nicht den generellen Anforderungen

mung mit den vom KKB gemeldeten Analyseer-

an die kontrollierte Zone entsprach. Diese verlan-

gebnissen.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

27


als von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthaltsräume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche wurden eingehalten. Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situation innerhalb und ausserhalb der Anlage Beznau wird auf den Strahlenschutzbericht 2011 des ENSI verwiesen.

1.5 Radioaktive Abfälle Radioaktive Rohabfälle fallen im KKB regelmässig aus den Wasserreinigungssystemen sowie der Abgas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle stammen aus dem Austausch von Komponenten bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 26 m3 geringer als im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau. Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt, kampagnenweise konditioniert und anschliessend zwischengelagert. Die im KKB vorhandenen unkonditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone Arbeiten über dem BrennelementLagerbecken. Foto: KKB

aufbewahrt

(Nebenanlagengebäude,

ZWIBEZ).

Aus den tatsächlich über die Abluft und das

Der Bestand an unkonditionierten Abfällen liegt

Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen

im KKB mit 71 m3 unter dem Fünfjahresmittelwert.

berechnete das ENSI die Jahresdosis für Einzelper-

Brennbare und schmelzbare Rohabfälle wurden

sonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKB

im Berichtsjahr für die Behandlung in der Plasma-

unter ungünstigen Annahmen. Die Dosen betru-

Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin

gen rund 0,001 mSv für Erwachsene, 0,0013 mSv

transportiert.

für Zehnjährige und 0,0021 mSv für Kleinkinder

Als Konditionierungsverfahren kommen im KKB

und lag deutlich unterhalb des quellenbezogenen

die Einbindung von Harzen in Polystyrol sowie

­Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss der

die Zementierung von Schlämmen zum Einsatz.

Richtlinie ENSI-G15.

Für alle Verfahren liegen die gemäss Kernener-

Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI

gieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erforder-

betriebenen Messnetzes (MADUK) in der Umge-

lichen Typengenehmigungen vor. Im Berichtsjahr

bung des Werkes zeigten keine durch den Betrieb

wurden verbrauchte Ionenaustauscherharze und

der Anlage erhöhten Werte. Die Thermolumines-

Schlämme konditioniert. Ferner wurde auch ein

zenz-Dosimeter (TLD), die an ausgewählten Stel-

Gebinde mit Filterkerzen zementiert.

len am Zaun des Kraftwerkareals angebracht sind,

Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-

zeigten keine nennenswerte Erhöhung gegen­

mässig in die werkseigenen Zwischenlager (Rück-

über der Untergrundstrahlung. Bei den quartals-

standslager und SAA-Lager des ZWIBEZ) einge-

28

weise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten

lagert. Das KKB nutzt aber auch die Kapazitäten

Messungen an der Umzäunung des KKB wurden

des zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die

ebenfalls keine signifikanten Erhöhungen gegen­

radio­aktiven Abfälle des KKB sind in einem von

über der Untergrundstrahlung festgestellt. Die

allen schweizerischen Kernanlagen eingesetzten

nach Art. 102 Absatz 3 der Strahlenschutzverord-

elektronischen Buchführungssystem erfasst, so

nung anzuwendenden Immissionsgrenzwerte für

dass die Information über Menge, Lagerort und

die Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksare-

radiologische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist.

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Ein wichtiges Element bei der Minimierung der

Im Februar und März 2011 hat ein internationa-

radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung

les Team von 29 Experten der World Association

von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im

of Nuclear Power Operators (WANO) die Arbeits-

KKB wurden im Jahr 2011 insgesamt 55 t Mate-

weise des KKB überprüft. Diese Experten sind Spe-

rial gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04

zialisten aus Kernkraftwerken aus verschiedenen

freigemessen.

Ländern. Aufgrund von Beobachtungen und Interviews mit Mitarbeitenden des KKB erstellten sie einen Bericht mit Empfehlungen für Ver-

1.6 Notfallbereitschaft

besserungen. Im Gegensatz zu den Berichten von OSART-Missionen (siehe Kapitel 2.7.1) sind die

Die Notfallorganisation des KKB ist für die Bewäl-

WANO-Berichte ausschliesslich den WANO-Mit-

tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals

gliedern zugänglich. Dadurch sind die Gespräche

zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisa-

zwischen Experten und Überprüften und auch die

tion, geeigneten Führungsprozessen und -einrich-

Empfehlungen viel offener und direkter. In allen

tungen und einer entsprechenden Auslegung der

schweizerischen Kernkraftwerken wurden bereits

Anlage hat das Werk die Notfallbereitschaft auf

mehrere WANO-Peer-Reviews durchgeführt. Das

hohem Niveau sicherzustellen.

ENSI wurde über den Ablauf dieser Peer Reviews

Das ENSI hat im November 2011 anlässlich

jeweils informiert.

der Werksnotfallübung ARALKUM die Not-

Im KKB begeben sich leitende Angestellte regel-

fallorganisation beobachtet und beurteilt. Bei

mässig auf Rundgänge in der Anlage und pro-

der Übung wurde ein Szenario unterstellt, bei

tokollieren ihre Feststellungen zum Zustand

dem alle externen Stromeinspeisungen und die

der Anlage und zum Verhalten des Personals. In

gesamte Kühlwasserversorgung verloren gin-

Gesprächen mit den Mitarbeitenden vor Ort erhal-

gen. Die Massnahmen konzentrierten sich auf

ten sie zusätzlich wertvolle Hinweise für mögliche

die Bespeisung der Dampferzeuger zur Abfuhr

Verbesserungen. Die Feststellungen werden syste-

der Nachwärme aus dem Reaktorkern und Acci-

matisch analysiert und wo nötig in Massnahmen

dent-Management-Massnahmen zur Notstrom-

umgesetzt.

versorgung. Die Übung zeigte insbesondere den erfolgreichen Einsatz von Feuerwehrmitteln zur

1.7.2 Personal und Ausbildung

Bespeisung der Dampf­erzeuger und die Erstel-

Vier Reaktoroperateure und zwei Schichtchefs des

lung einer Notstromversorgung durch mobile

KKB legten im Berichtsjahr ihre Zulassungsprüfung

Aggregate.

mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen bestehen

Aufgrund seiner Übungsbeobachtungen kam das

aus einem theoretischen und einem praktischen

ENSI zum Schluss, dass die Übungsziele gemäss

Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten

der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das KKB

ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Ver-

verfügt über eine zur Beherrschung von Störfällen

halten der Anlage und zu den anzuwendenden

geeignete Notfallorganisation.

Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am

Eine Inspektion hat gezeigt, dass die Notfallkom-

eigenen Anlagesimulator und besteht in einer

munikationsmittel für den Kontakt zu externen

Demonstration der Anwendung der Kenntnisse.

Stellen betriebsbereit sind.

Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist

Das ENSI löste im KKB ohne Voranmeldung einen

im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt.

Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit

Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungs-

des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI-

programm der Abteilung Betrieb durchgeführt.

B11 bestätigt wurde.

Gegenstand der Inspektion waren die anlagenspezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator sowie die allgemeine Wie-

1.7 Personal und Organisation

derholungsschulung. Mit der Einführung eines E-Learning-Tools, dem Ausbau der Kurse am Soft-

1.7.1 Organisation und Betriebsführung

Panel-Simulator und dem vermehrten Simulator-

Im Berichtsjahr hat das KKB zur Unterstützung

training der Schichtgruppen gemeinsam mit ande-

grosser Nachrüstprojekte eine neue Stabstelle

ren Teilen der Notfallorganisation wurde das Aus-

geschaffen. Ende 2011 betrug der Personalbe-

bildungsprogramm weiterentwickelt. Es erfüllt die

stand des KKB 543 (2010: 536) Personen.

Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

29


1.8 Sicherheitsbewertung

Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs­

1.8.1 Block 1: Detaillierte Bewertung

skala

Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im

❚ Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit

Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie-

der Positionsanzeige von Steuerstäben war auch

benen System rund 190 Inspektionsgegenstände,

für die Ebene 2 von Bedeutung.

Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzel­

Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der

aspekte von Vorkommnisabläufen und Sicher­

ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

heitsindikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für

❚ Das Erdbebenverhalten des Nebengebäudes B

die nukleare Sicherheit (einschliesslich für beide

(Brennelementlager) ist verbesserungsbedürftig.

Blöcke relevante Beurteilungen). Berücksichtigt

❚ Im KKB steht kein gegen Erdbeben und Überflu-

wurden zusätzlich die im Rahmen der ENSI-

tung ausreichend geschütztes System zur Brenn-

Verfügung vom 5. Mai 2011 identifizierten

elementbeckenkühlung zur Verfügung.

Befunde (vgl. Kap. 1.3.4). Dabei kam das ENSI für

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage:

die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs-

Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs­

Matrix zu folgenden zusammenfassenden

skala

Beurteilungen:

❚ Durch eine Störung der Regelung war die Not-

stand-Kälteanlage kurzfristig nicht betriebsbereit. Ebene 4, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der Bewertungsgegenstand

Anforderungen Auslegungs-

Betriebs-

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

Ziele

N

Sicherheitsebenen

Ebene 3

A

Ebene 4

A

Integrität des Containments

ebenen- oder barrierenübergreifende Bedeutung

anlageinternen Notfallmassnahmen zur

Überdrucken kontrollieren!

Gewährleistung des Wasserinventars und zur

A

N

mentbeckenkühlung sind nicht abdeckend für

A

N

Situationen, in denen die Brennelementbecken

V

N

N

nur erschwert zugänglich sind oder die Lüftung

N

N

N

N

Brennelemente

Primärkreises

❚ Die

V

Integrität der

Integrität des

ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

A

Ebene 2

Ebene 5

Mensch & Organisation

Ebene 1

Barrieren

Betriebsgeschehen

N

V

A

V

N

N

N

N

N

Sicherheitsbewertung 2011 KKB1: 2011 Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung KKB1: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

Nachwärmeabfuhr bei Ausfall der Brennele-

im Brennelementlager nicht verfügbar ist. Integrität des Primärkreises, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala ❚ An einer Dichtschweissnaht eines Rückschlag-

ventils des Chemie- und Vorlumenregelsystems wurden Borsäureablagerungen festgestellt. Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

Inspektionsergebnisse,

folgt aus:

Vorkommnisse

noch

Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewertungen begründet, die in die Kategorien

Bewertungsgegenstand

A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeZiele

1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehr-

Kontrolle der Reaktivität

zahl der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheits-

Kühlung der

ebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung. Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs­ skala ❚ Wegen einer defekten Elektronikkarte war die

Positionsanzeige von vier Steuerstäben kurzfris­ tig nicht verfügbar.

30

Schutzziele

führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln

Brennelemente

Anforderungen

Betriebsgeschehen

Auslegungs-

Betriebs-

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

Mensch & Organisation

A

N

N

N

V

A

N

A

Einschluss radioaktiver Stoffe

Strahlenexposition

V

N

N

V

schutzzielübergreifende Bedeutung

A

N

A

N

Begrenzung der

Sicherheitsbewertung 2011 KKB1: 2011 Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung KKB1: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge

Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

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1.8.2 Block 1: Gesamtbewertung

Bewertungs-

❚ Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben

tierten, die das ENSI aufgrund des Unfalls von Fukushima angeordnet hatte. Überdies hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separation und Robustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB die Minimalanforderungen und den Stand ausländischer Anlagen desselben Typs

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

Überdrucken kontrollieren

Mensch & Organisation

N

N

Ebene 2

A

V

A

N

Ebene 3

A

V

A

V

Ebene 4

A

V

N

V

N

N

N

Ebene 5

herangezogen

Integrität der

Barrieren

PSÜ

Betriebs-

Ebene 1

Sicherheitsebenen

che im Jahr 2011 aus Überprüfungen resul-

Betriebsgeschehen

Auslegungs-

Ziele

hat das ENSI Erkenntnisse berücksichtigt, wel-

Sicherheitsüberprüfung

Anforderungen

gegenstand

Auslegungs-Vorgaben

N

Brennelemente Integrität des Primärkreises Integrität des Containments

ebenen- oder barrierenübergreifende Bedeutung

V

N

N

V

A

N

N

N

V

Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung 2011 KKB2: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

übertreffen, bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich AuslegungsVorgaben als gut.

Matrix zu folgenden zusammenfassenden Beur-

Betriebs-Vorgaben

teilungen:

❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder

höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher-

Inspektionsergebnisse,

heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Betriebs-

Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese

Vorgaben als hoch.

Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellen-

Vorkommnisse

noch

Zustand und Verhalten der Anlage

bewertungen begründet, die in die Kategorien

❚ Das ENSI beurteilt die kurzfristigen Nichtverfüg-

A (Abweichung) und höher gehören. Die aufge-

barkeiten der Positionsanzeige von vier Steuer-

führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln

stäben und der Notstand-Kälteanlage sowie die

1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl

Borsäureablagerungen an einer Dichtschweiss­

der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen

naht als Abweichungen mit einer geringen

oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeu-

Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Ent-

tung.

sprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate-

Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und Ver-

gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

halten der Anlage als gut.

❚ Wegen der Spannungslosigkeit einer 400-V-­

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation

Schiene war eine von zwei BrennelementlagerUmwälzpumpen kurzfristig nicht betriebsbereit.

❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und

❚ W ie zu einem anderen Zeitpunkt im Block 1 war

höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher-

im Block 2 die Positionsanzeige von vier Steu-

heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand

erstäben wegen einer defekten Elektronikkarte

und Verhalten von Mensch und Organisation als hoch.

kurzfristig nicht verfügbar. Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate-

Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit

gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

vollumfänglich gewährleistet.

❚ Die unter Ebene 1 genannte Nichtverfügbarkeit

der Positionsanzeige von Steuerstäben war auch

1.8.3 Block 2: Detaillierte Bewertung

für die Ebene 2 von Bedeutung.

Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im

Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der

Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie-

ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

benen System rund 220 Inspektionsgegenstände,

❚ Die unter Block 1 aufgeführte Bewertung des

Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelas-

Erdbebenverhaltens

des

Nebengebäudes

B

pekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheits-

(Brennelementlager) betrifft auch den Block 2.

indikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die nuk­

❚ Die unter Block 1 aufgeführte Bewertung des

leare Sicherheit (einschliesslich für beide Blöcke

Schutzes

relevante Beurteilungen). Dabei kam das ENSI für

gegen Erdbeben und Überflutung betrifft auch

die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs-

den Block 2.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

der

Brennelementbeckenkühlung

31


Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate-

1.8.4 Block 2: Gesamtbewertung

gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Auslegungs-Vorgaben

❚ W ie zu einem anderen Zeitpunkt im Block 1 war

❚ Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB für beide

im Block 2 die Notstand-Kälteanlage durch eine

Blöcke weitgehend gleich sind, bewertet das

Störung der Regelung kurzfristig nicht betriebs-

ENSI auch die Sicherheit des Blocks 2 des KKB

bereit.

hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.

❚ Die unter Ebene 1 genannte kurzfristige Unver-

fügbarkeit einer Brennelementlager-Umwälz-

Betriebs-Vorgaben ❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und

höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher-

pumpe betrifft auch die Ebene 3. ❚ Wegen eines Erdschlusses war die Umluftküh-

lung des Notstandgebäudes kurzfristig nur eingeschränkt verfügbar.

heit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich BetriebsVorgaben als hoch. Zustand und Verhalten der Anlage

Ebene 4, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der

❚ Das ENSI beurteilt die kurzfristigen Nichtverfüg-

ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

barkeiten

❚ Die unter Block 1 aufgeführte Bewertung der

pumpe, der Positionsanzeige von vier Steu-

Notfallmassnahmen bei Ausfall der Brennele-

erstäben, der Notstand-Kälteanlage und der

mentbeckenkühlung betrifft auch den Block 2.

einer

Brennelementlager-Umwälz-

Notstandgebäude-Umluftkühlung

sowie

die

Integrität des Containments, Zustand und Verhal-

Druckverhältnisse an der Notschleuse als Abwei-

ten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheits-

chungen mit einer geringen Bedeutung für die

bewertungsskala

nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das

❚ An der Notschleuse bestanden unzulässige

ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsicht-

Druckverhältnisse mit einer Luftströmung aus

lich Zustand und Verhalten der Anlage als gut.

dem Containment in das Hilfsanlagengebäude.

Zustand und Verhalten von Mensch und Organi-

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

sation

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zustand und

folgt aus:

Verhalten von Mensch und Organisation als hoch. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit Bewertungsgegenstand

Anforderungen Auslegungs-

Betriebs-

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

Ziele

Schutzziele

Brennelemente

N

A

N

V

A

V

V

A

N

V

N

N

V

A

N

A

V

A

Einschluss radioaktiver Stoffe Begrenzung der Strahlenexposition schutzzielübergreifende schutzzielübergreifende Bedeutung

Mensch & Organisation

Kontrolle der Reaktivität Kühlung der

Betriebsgeschehen

vollumfänglich gewährleistet. Überdrucken kontrollieren!

Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung 2011 KKB2: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge

Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen.

32

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Blick auf das Kernkraftwerk Mühleberg. Foto: ENSI

2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick

hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch, hinsicht-

Das Betriebsjahr 2011 war im Kernkraftwerk Müh-

chend sowie hinsichtlich Zustand und Verhalten

leberg (KKM) durch einen nahezu störungsfreien

von Mensch und Organisation als hoch.

Volllastbetrieb geprägt. Dabei war keine Reaktor-

Das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) der BKW

lich Zustand und Verhalten der Anlage als ausrei-

schnellabschaltung zu verzeichnen, nur eine stö-

FMB Energie AG, welches seinen kommerziellen

rungsbedingte Leistungsabsenkung. Die Einleitung

Betrieb im Jahr 1972 aufnahm, ist eine Siedewas-

und Umsetzung von Massnahmen zur Verbesse-

serreaktor-Anlage mit 373 MW elektrischer Net-

rung der Kühlwasserversorgung bei einem Extrem-

toleistung. Weitere Daten der Anlage sind in den

hochwasser führte zu einem längeren Stillstand

Tabellen 1 und 2 des Anhangs zu finden. Figur 7b

der Anlage als in den Vorjahren. Das ENSI stellt fest,

zeigt das Funktionsschema einer Siedewasserreak-

dass das KKM die bewilligten Betriebsbedingungen

tor-Anlage.

immer eingehalten hat. Jedoch hat das KKM im

Im Berichtsjahr waren im KKM vier meldepflichtige

Rahmen der Überprüfung der Hochwasserausle-

Vorkommnisse zu verzeichnen. Eines ordnete das

gung einen Auslegungsfehler identifiziert, der als

ENSI auf der internationalen Ereignisskala INES der

Vorkommnis der INES-Stufe 1 bewertet wurde und

Stufe 1 zu, die übrigen der Stufe 0.

zur vorsorglichen Abschaltung der Anlage bis zum

Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 112

Abschluss von Nachrüstmassnahmen führte. Das

Inspektionen durchgeführt. Wo erforderlich, ver-

ENSI beurteilt die Sicherheit des KKM im Jahr 2011

langte das ENSI Verbesserungsmassnahmen und

hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als ausreichend,

überwachte deren Umsetzung.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

33


Die ausgekoppelte thermische Energie für die Heizung der Wohnsiedlung «Steinriesel» belief sich auf 1,4 GWh. Zur Durchführung von Wiederholungsprüfungen und Instandhaltungsarbeiten erfolgten geplante Leistungsabsenkungen. Eine weitere Leistungsabsenkung stand im Zusammenhang mit einem meldepflichtigen Vorkommnis. Im Berichtsjahr waren vier meldepflichtige Vorkommnisse zu verzeichnen. Den im Rahmen des Nachweises der Funktion des Notstandsystem-Einlaufbauwerks bei Extremhochwasser gemachten Befund ordnete das ENSI auf der internationalen Ereignisskala INES der Stufe 1 zu, die übrigen drei meldepflichtigen Vorkommnisse der Stufe 0. Für Verlegen von Kabeln. Foto: KKM

die systematische Sicherheitsbewertung wird auf Während des Revisionsstillstands wurden neben

Kap. 2.9 verwiesen, für die risikotechnische Beur-

dem Brennelementwechsel und den üblichen

teilung auf Kap. 10.1.

Revisionsarbeiten umfangreiche Wiederholungs-

❚ Bei der Anlieferung von neuen Brennelementen

prüfungen durchgeführt. Dabei wurden keine

am 9. Mai 2011 wurden in einem Container aus-

Befunde festgestellt, die einem sicheren Betrieb

gelöste

entgegenstehen. Im Hinblick auf den Betrieb

Die Inspektion aller in diesem Container trans-

Beschleunigungssensoren

gefunden.

über 40 Jahre hinaus und aufgrund der Erkennt-

portierten Brennelemente zeigte bei vier Brenn­

nisse nach den Ereignissen in Fukushima setzte das

elementen eine Beschädigung an Abstandhaltern.

KKM zahlreiche Verbesserungen und Anlagemo-

Die Abstandhalter dienen der Positionierung und

dernisierungen um.

Stabilisierung der Brennstäbe im Brennelement.

Im Berichtsjahr sind keine Brennelementschäden

Die formelle Meldung an das ENSI erfolgte am

aufgetreten.

27. Mai 2011, nachdem die Stellungnahme des

Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverord-

Herstellers gezeigt hatte, dass die betroffenen

nung für beruflich strahlenexponierte Personen

Brennelemente nicht einsetzbar sind. Das ENSI

wurde eingehalten. Die radioaktiven Abgaben

war bereits vorgängig über die Ergebnisse der

lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewil-

oben erwähnten Inspektion der Brennelemente

ligung festgelegten Grenzwerte.

informiert worden. Die betroffenen Brennele-

Der Anfall neuer radioaktiver Rohabfälle war auf

mente wurden zurück zum Hersteller geschickt.

einem niedrigen Niveau.

Die Beschädigungen erfolgten auf dem Trans-

Das KKM hat im Berichtsjahr keine grösseren

port und sind daher in der Sicherheitsbewertung

Änderungen seiner Organisation vorgenommen. Im Berichtsjahr legte ein Pikettingenieur seine

der Anlage im Kap. 2.9 nicht enthalten. ❚ Am 8. Juni 2011 wurde am Kondensomaten

eines der beiden Reaktorkernisolations-Kühlsys­

Zulassungsprüfung mit Erfolg ab.

teme (RCIC) ein geringfügiger Dampfaus­tritt festgestellt. Aufgabe des Kondensomaten ist

2.2 Betriebsgeschehen

die Abscheidung des in der Frischdampfzuleitung anfallenden Kondensats. Der Dampfaus­

Das

Kernkraftwerk

Mühleberg

erreichte

im

tritt konnte an der Dichtung lokalisiert wer-

Berichtsjahr eine Arbeitsausnutzung von 76,5 %

den. Das betroffene RCIC wurde für die Repara-

und eine Zeitverfügbarkeit von 76,8 %. Zeitver-

tur abgesichert und die Dichtung wurde ersetzt.

fügbarkeit und Arbeitsausnutzung der letzten

Die

zehn Jahre sind in Figur 1 dargestellt.

ten, gemäss Technischer Spezifikation zulässig

Die Massnahmen zur Verbesserung der Kühl-

ist eine Nichtverfügbarkeit von 10 Tagen. Die

wasserversorgung bei einem Extremhochwas-

inzwischen vorgenommenen Verbesserungen,

ser führten zu einer verglichen mit den Vorjahren

siehe Kap. 2.3.2, ermöglichen es, den Konden-

deutlich tieferen Zeitverfügbarkeit und Arbeits-

somaten ohne Ausserbetriebnahme des RCIC

ausnutzung.

auszutauschen.

34

Nichtverfügbarkeit

dauerte

80

Minu-

ENSI Aufsichtsbericht 2011


❚ Im Rahmen der vom ENSI aufgrund der Ereig-

Die Revisionsarbeiten begannen am 2. August

nisse in Fukushima geforderten Überprüfung

2011 und dauerten bis zum 9. September 2011.

der Auslegung gegen ein 10 000-jährliches

Während dieser Zeit wurden geplante Tätigkeiten

Hochwasser (vgl. Kap. 10.3) kam das KKM zur

wie Brennelementwechsel und Brennelementin-

Erkenntnis, dass in bestimmten Extremsituati-

spektionen, Inspektionen elektrischer und mecha-

onen Kiesbewegungen zu einer Verstopfung

nischer Einrichtungen, zerstörungsfreie Werkstoff-

der Wasserfassung des Notstandsystems füh-

prüfungen, wiederkehrende Funktionsprüfungen

ren könnten. Dieser Befund wurde der Stufe 1

an Komponenten und Systemen sowie Instandhal-

der internationalen Ereignisskala INES zugeord-

tungs- und Änderungsarbeiten durchgeführt.

net. Hintergründe und Massnahmen sind in Kap.

Schwerpunkte bei den Wiederholungsprüfungen

2.3.4 beschrieben.

an mechanischen Komponenten waren Ultra-

❚ Am 31. Oktober 2011 kam es beim Umschal-

schallprüfungen am Kernmantel innerhalb des

ten von der Reserve-Hauptkühlwasserpumpe

RDB, Ultraschall- und Oberflächenrissprüfungen

zurück auf die normalerweise in Betrieb befind-

an Schweissnähten des Frischdampfsystems, die

liche Hauptkühlwasserpumpe zur Abschaltung

integrale Leckratenprüfung des Containments

der betroffenen Turbinengruppe, gefolgt von

sowie visuelle Inspektionen der Kerneinbauten im

einer Reduktion der Reaktorleistung. Die Reser-

RDB. Folgende Prüfungen sind hervorzuheben:

vepumpe war für Wartungsarbeiten an der nor-

❚ Seit 1990 wurden die Schweissnähte am nicht

malerweise eingesetzten Pumpe in Betrieb

druckführenden Kernmantel innerhalb des RDB

genommen worden. Die Hauptkühlwasserpum-

regelmässig mittels visueller Prüftechnik, Wir-

pen fördern das zur Wärmeabfuhr benötigte

belstrom- und Ultraschalltechnik untersucht.

Aarewasser in die Kondensatoren. Die betrof-

Dabei wurde auch das Längenwachstum der

fene Hauptkühlwasserpumpe war zwar ord-

bekannten Risse registriert und nach jeder Mes-

nungsgemäss gestartet, jedoch öffnete ihre

sung bruchmechanisch bewertet. Im Revisions-

Rückschlagklappe nicht, da sie verklemmt war.

stillstand 2011 wurde ein verbessertes Verfah-

Der Turbinenschnellschluss und die automa-

ren für die Ultraschallprüfung eingesetzt, das

tische Reduktion der Reaktorleistung verliefen

einerseits den Prüfumfang wesentlich erwei-

auslegungsgemäss. Nach der Analyse der Stö-

tert, andererseits von der Qualifzierungsstelle

rung und der Zurückschaltung auf die Reserve-

Schweiz neu auch zur Tiefenbestimmung der

Hauptkühlwasserpumpe wurde die betroffene Turbinengruppe wieder auf Volllast gebracht. Bis zum Austausch der Rückschlagklappe am 2. November 2011 blieb die Reserve-Hauptkühlwasserpumpe in Betrieb. Die Rückschlagklappen der Hauptkühlwasserpumpen werden technisch dahingehend modifiziert, dass ein Verklemmen nicht mehr möglich sein wird. Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichtigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in Tabelle 4.

2.3 Anlagetechnik 2.3.1 Revisionsarbeiten Die Erkenntnisse aus der Überprüfung der Auslegung veranlassten die BKW, vorsorglich das KKM bereits am 30. Juni 2011 vom Netz zu nehmen, um Massnahmen zur Verbesserung der Kühlwasserversorgung bei einem Extremhochwasser einzuleiten, siehe Kap. 2.2 und 2.3.4.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

35

Arbeiten zur Erneuerung der bestehenden Schaltund Verteilanlage. Foto: KKM


Risse qualifiziert ist. Die Längen der Risse haben

nischen Ausrüstungen waren die komponenten-

sich nicht weiter vergrössert, mit Ausnahme

und verfahrenstechnischen Prüfungen der Leit-

der Anzeige an einer Schweissnaht im oberen

technik einer Redundanz des Notstandsystems

Bereich des Kernmantels. Hier entspricht das

SUSAN sowie zweier Redundanzen des Reaktor-

Längenwachstum der bisherigen Erfahrung. Die

schutzes. Bei den Eigenbedarfsanlagen wurden

qualifizierte Tiefenbestimmung der Risse hat

die festgelegten Umschaltmöglichkeiten über-

gezeigt, dass der Kernmantel im Gegensatz zu

prüft. Die erforderliche Kapazität sämtlicher Bat-

den bisherigen konservativen Annahmen für die

terien einer SUSAN- und einer Reaktorschutz-

bruchmechanische Modellierung keine wand-

Redundanz wurde durch Entladung und Wieder-

durchdringenden Risse aufweist. In den früher

aufladung nachgewiesen. Das KKM überprüfte

nicht geprüften Bereichen sind neue Anzeigen

auch sämtliche Gleich- und Wechselrichter der

registriert und bewertet worden. Die Anzeigen

24-V- und 125-V-Anlagen, der beiden sicheren

resultieren aus im Materialvolumen eingeschlos-

Schienen sowie der Redundanzen des SUSAN.

senen Herstellungsfehlern oder sind geome-

Bei den durchgeführten Prüfungen ergaben sich

triebedingte Messsignale. Bei keiner der neuen

keine unzulässigen Befunde oder Abweichungen.

Anzeigen wurde visuell ein Riss festgestellt.

Erwähnenswert sind bei den Instandhaltungs-

Strukturmechanisch stellen sie keine Gefähr-

massnahmen der Einbau eines neugewickelten

dung für die Integrität des Kernmantels dar. Die

Rotors und die Diagnosemessungen bei einem

nächste Ultraschallprüfung der Schweissnähte

der beiden Generatoren, die Revisionen von zwei

des Kernmantels ist im Jahr 2013 fällig.

Block- und Eigenbedarfstransformatoren, Schalt-

❚ Die Einbauten des RDB wurden mit einem Kame-

anlagen und Motoren, insbesondere eines Spei-

rasystem einer visuellen Prüfung unterzogen.

sewasserpumpenmotors, von Anfahr- und Haus-

Dabei festgestellte Auffälligkeiten wurden als

transformatoren und die Inspektion eines Last-

zulässig bewertet und werden bei zukünftigen

schalters.

Prüfungen weiter überwacht. Die Prüfungen

Das ENSI erteilte am 23. September 2011 die Frei-

der Kerntragstrukturen ergaben keine Auffäl-

gabe des Leistungsbetriebs des Reaktorkerns für

ligkeiten, insbesondere keine Hinweise auf Risse

den 39. Betriebszyklus. Das Wiederanfahren des

an den Schweissnähten. Zusätzlich wurden die

Reaktors erfolgte schrittweise mit allen erforder-

für die Kamerasysteme zugänglichen Bereiche

lichen Anfahrtests und dauerte sechs Tage.

am Kernmantel untersucht, in denen neue Ultra-

Alle Revisionsarbeiten wurden mit hoher Quali-

schallanzeigen festgestellt worden waren. Es

tät und unter Beachtung der Strahlenschutzvor-

ergaben sich keine Hinweise auf Risse.

gaben geplant und durchgeführt. Die Prüfungen

❚ An den ferritischen Rohrleitungsschweissnäh-

ten

und

Stutzen-Safe-End-Nähten

wurden

wurden vom ENSI beaufsichtigt. Es wurden keine Befunde festgestellt, die einem sicheren Betrieb

Ultraschallprüfungen sowie Magnetpulver- und

entgegenstehen. Die durchgeführten Prüfungen

Farb­eindringprüfungen durchgeführt. Bei den

haben insgesamt den guten Zustand der mecha-

Ultraschallprüfungen tungspflichtigen

wurden

Anzeigen

keine

bewer-

festgestellt.

Die

nischen sowie der elektrischen und leittechnischen Ausrüs­tungen bestätigt.

Magnetpulverprüfungen an den Rohrleitungsschweissnähten ergaben bewertungspflichtige

2.3.2 Anlageänderungen

Anzeigen im Bereich von Einbrandkerben. Sie

Im Berichtsjahr wurden namentlich folgende Anla-

wurden durch Farbeindringprüfungen nachge-

geänderungen durchgeführt:

prüft. Alle Befunde wurden als zulässig bewer-

❚ Alle Rohrleitungshalterungen der Frischdampf-

tet.

und Speisewasserleitungen werden durch sol-

❚ Nach 2007 wurde das Containment in der dies-

che eines neuen Fabrikats ersetzt. Der erste Teil

jährigen Revisionsabstellung wieder einer integ­

des Austauschs wurde im Revisionsstillstand

ralen Leckratenprüfung unterzogen. Die Prü-

2011 durchgeführt. Der zweite Teil des Aus-

fung wurde vom SVTI überwacht und parallel

tauschs ist für 2012 geplant.

ausgewertet. Die in der Technischen Spezifika-

❚ Im Hilfskühlwassersystem wurde ausserhalb des

tion festgelegte Dichtheitsanforderung wurde

Reaktorgebäudes eine motorisierte Absperr-

erfüllt.

klappe eingebaut. Im Falle einer Leckage im

Schwerpunkte des diesjährigen Wiederholungs-

Reaktorgebäude erlaubt diese Absperrklappe

prüfprogramms an elektrischen und leittech-

die Isolation des betroffenen Leitungsabschnitts,

36

ENSI Aufsichtsbericht 2011


ohne das gesamte Hilfskühlwassersystem ausser

❚ Das KKM erneuerte Schutz und Vor-Ort-Steu-

Betrieb zu nehmen. Diese Massnahme verbessert

erung an einer Schiene der 6-kV-Schaltanlage

das Anlageverhalten bei postulierten Leitungs-

und schloss die Erneuerung der Druckmessstel-

brüchen im Reaktorgebäude. Ein Test bestätigte

len der Turbineninstrumentierung ab. An einer

den stabilen Betrieb des Kühlwassersys­tems bei

Speisewasserpumpe wurden die Messstellen

geschlossener Absperrklappe sowie die ein-

erneuert. Die Erneuerung der Messstellen an

wandfreie Funktion von Steuerung, Bedienung

den restlichen Speisewasserpumpen ist im Revi-

und Anzeige.

sionsstillstand 2012 geplant.

❚ Die Optimierung der Frischdampf-Kondensat-

Ableitung für das Reaktorkernisolations-Kühl-

❚ Im Zusammenhang mit der geplanten Erneue-

rung der bestehenden Schalt- und Verteilanlage

system (RCIC) verbessert dessen Verfügbarkeit.

erfolgten Vorbereitungsarbeiten. Die Inbetrieb-

Sie ermöglicht, den Kondensomaten und das

nahme der neu gezogenen 220-kV-Kabelverbin-

Bypassventil während des Betriebs und ohne Ausserbetriebnahme des RCIC auszutauschen.

dung ist im Revisionsstillstand 2012 geplant. Die Anlageänderungen zur Verbesserung der Kühl-

Das Fehlen dieser Möglichkeit hatte zum mel-

wasserversorgung des Notstandsystems SUSAN

depflichtigen Vorkommnis vom 8. Juni 2011

und des Hilfskühlwassersystems bei Extremhoch-

geführt, siehe Kap. 2.2. Die entsprechende Opti-

wasser sind in Kap. 2.3.4 erwähnt.

mierung eines RCIC-Stranges war im Vorjahr erfolgt, im Berichtsjahr wurde die Optimierung am anderen Strang durchgeführt.

2.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

❚ Bei beiden Reaktorumwälzpumpen waren im

Im Juni 2011 wurde der 38. Betriebszyklus des

Revisionsstillstand 2010 die Antriebssysteme und

KKM vorzeitig abgeschlossen. Die eingesetz-

die Steuerung vollumfänglich erneuert worden.

ten Brennelemente zeigten ein bestimmungs-

Aufgrund der Erfahrungen im ersten Betriebs-

gemässes Betriebsverhalten. Dies folgte aus der

jahr erfolgten im Berichtsjahr Anpassungen des

laufenden Überwachung der Kühlmittelaktivität

Antriebssystems. Tests bestätigten die korrekte

sowie aus Inspektionen an insgesamt 12 ausge-

Funktion des modifizierten Antriebssystems

wählten Brennelementen. Die Inspektionen bestä-

sowie das korrekte Verhalten der Reaktorum-

tigten erneut, dass die Edelmetalleinspeisung in

wälzpumpen bei 6-kV-Umschaltungen.

das Kühlmittel (siehe Kap. 2.4) keinen negativen

ENSI Aufsichtsbericht 2011

37

Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare. Foto: KKM


Einfluss auf die Brennstab-Hüllrohre oder andere

das KKM fristgerecht einreichte. Aufgrund des

Strukturteile der Brennelemente hat. Im Rahmen

Berichts bezeichnete das ENSI in seiner Verfügung

eines Vorläuferprogramms wurden an vier Brenn-

vom 5. Mai 2011 folgende verbesserungsbedürf-

elementen weiterentwickelte Fremdkörperfilter

tigen Punkte:

und an vier weiteren Brennelementen Kästen aus

❚ Die Kühlmittelversorgung für das Notstand-

Zircaloy-4 eingesetzt. Messungen sowie visuelle

system weist keine diversitäre Alternative zur

Prüfungen bestätigten deren auslegungsgemässes

Kühlwasserentnahme aus der Aare auf.

Verhalten. Die Kühlmittelanalysen zeigten einen

❚ Im KKM steht bei geschlossener Dammplatte

auslegungsgemässen Zustand der Steuerstäbe.

kein gegen Erdbeben und Überflutung ausrei-

Während der Revision wurden aufgrund des Errei-

chend geschütztes System zur Brennelement-

chens ihrer Lebensdauer zwei Steuerstäbe durch

beckenkühlung zur Verfügung. Die Dammplatte

neue ersetzt.

trennt im Leistungsbetrieb das Brennelementbe-

Für den 39. Betriebszyklus setzte das KKM ins-

cken von der leeren Reaktorgrube. Ein Versagen

gesamt 36 frische Brennelemente vom Typ GNF2

führt zu einem starken Absinken des Wasser-

ein. Das ENSI überzeugte sich davon, dass nur

niveaus im Brennelementbecken, die Brennele-

freigegebene und den Qualitätsanforderungen

mente bleiben aber mit Wasser bedeckt.

entsprechende Brennelemente geladen wurden. Vier beim Transport beschädigte neue Brennele-

❚ Die Wirksamkeit der vorhandenen anlageninter-

nen Notfallmassnahmen zur Überwachung des

mente wurden für die Reparatur zum Hersteller

Brennelementbeckens sowie zur Einspeisung

gesandt (siehe Kap. 2.2). Alle Sicherheitsmassnah-

von Wasser in das Brennelementbecken sind aus

men während des Brennelementwechsels wurden

Sicht des ENSI erweiterungsbedürftig.

gemäss den Vorgaben eingehalten. Der vom ENSI

Das ENSI verlangte vom KKM bis zum 31. August

geprüfte Beladeplan des Reaktorkerns erfüllte alle

2011 entsprechende Lösungsansätze.

Sicherheitsanforderungen.

Am 30. Juni 2011 reichte das KKM den geforderten

Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern ausle-

Nachweis der Beherrschung eines 10 000-jähr-

gungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrie-

lichen Extremhochwassers ein. Um diesen Nach-

ben worden. Die Ergebnisse der reaktorphysika-

weis zu führen, hatte das KKM von der ETH Zürich

lischen Messungen stimmten gut mit den Ergeb-

Modellversuche durchführen lassen. Diese Ver-

nissen der Kernauslegungsberechnungen überein.

suche führten zur Erkenntnis, dass in bestimmten Extremsituationen Kiesbewegungen zwischen dem

2.3.4 Massnahmen nach Fukushima

Wohlensee und dem KKM zu einer Verstopfung

Wie in Kap. 10.3 dargestellt, forderte das ENSI

der Wasserfassung des Notstandsys­tems führen

Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare. Foto: KKM

aufgrund des Unfalls von Fukushima bis zum 31.

könnten. Aufgrund dieser Erkenntnis wurde das

März 2011 einen ersten Bericht zu Fragen der Aus-

KKM in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 2011

legung bezüglich Erdbeben und Überflutung, den

vorzeitig zur Jahresrevision abgefahren, um Nachrüstungen durchzuführen: eine Verbesserung des Hochwasserschutzes unter anderem des Pumpenhauses, eine Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare sowie den Bau einer zusätzlichen Leitung zur Einspeisung von Kühlwasser mit mobilen Feuerwehrpumpen. Das ENSI prüfte die Nachrüstungen und hat die Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare sowie die zusätzliche Leitung zur Einspeisung von Kühlwasser mit mobilen Feuerwehrpumpen freigegeben. Die Ertüchtigung der Wasserfassung aus der Aare wurde entsprechend den gesetzlichen Vorgaben im Rahmen eines konzentrierten Verfahrens freigegeben. In diesem Verfahren wurden die fachlichen Stellungsnahmen des Bundesamts für Umwelt (BAFU) und der zuständigen Fachstellen des Kantons Bern einbezogen. Die vom KKM vor Ausführung gemeldete, nicht freigabepflichtige Verbesserung des Hochwasserschutzes

38

ENSI Aufsichtsbericht 2011


des Pumpenhauses wurde vom ENSI ebenfalls fach-

an dessen Kühlsystem zu erkennen sind und

lich beurteilt und für zweckmässig befunden.

hinsichtlich der Schulung der Betriebs-Störfall-

In seiner Stellungsnahme zum deterministischen

anweisungen zur Kühlung des Brennelement-

Nachweis des KKM zur Beherrschung des

beckens.

­10 000-jährlichen Hochwassers vom 31. August

❚ Am 2. August 2011 inspizierte das ENSI die

2011 ist das ENSI zum Ergebnis gekommen, dass

Vorsorgemassnahmen zur Beherrschung des

unter Berücksichtigung der genannten Nachrüs­

10 000-jährlichen Hochwassers und forderte

tungen die Kühlwasserversorgung auch bei einem

eine Überprüfung der Strategie, wie die Anlage

Extremhochwasser gewährleistet ist. Damit hat

bei Hinweisen auf ein bevorstehendes Hochwas-

das KKM den Nachweis der Beherrschung des 10

ser abzufahren ist. Ziel ist es, durch eine geeig-

000-jährlichen Hochwassers unter den vom ENSI

nete Betriebsweise der Anlage eine Verstopfung

gesetzten Randbedingungen erbracht.

des Einlaufbauwerks zu vermeiden.

Das KKM wurde nach der Verwirklichung der

❚ Anlässlich der Inspektion des Systems zur gefil-

Nachrüstmassnahmen am 23. September 2011

terten Druckentlastung des Containments vom

wieder angefahren.

8. Dezember 2011 identifizierte das ENSI punk-

In Erfüllung der Verfügung vom 5. Mai 2011 hat

tuellen Verbesserungsbedarf bei der Überprü-

das KKM dem ENSI fristgerecht am 31. August

fung der Filterchemikalien und der Stromver-

2011 Massnahmenvorschläge vorgelegt. Die­se

sorgung einer Messausrüstung zur Bestimmung

umfassen namentlich den Aufbau einer von der

der Wasserstoffkonzentration. Das ENSI ver-

Aare unabhängigen Wärmesenke, die Realisie-

langte entsprechende Abklärungen und Korrek-

rung eines Einhängekühlsystems für das Brenn­

turmassnahmen.

elementbecken und störfallfeste Messsysteme für Füllstand und Temperatur des Brennelementbeckens. Das ENSI hat am 15. November 2011 den

2.4 Strahlenschutz

vom KKM vorgelegten Zeitplan zur Umsetzung der geplanten Massnahmen für angemessen erach-

Im Jahr 2011 betrug die akkumulierte Kollektivdo-

tet und das KKM aufgefordert, die erforderlichen

sis für das KKM 891 Pers.-mSv. Die maximale Indi-

Antragsunterlagen der Hierarchiestufe 1 (Kon-

vidualdosis lag mit 8,5 mSv unter dem Dosisgrenz-

zeptfreigabe) für die Erweiterung der Instrumen-

wert der Strahlenschutzverordnung für beruflich

tierung des Brennelementbeckens bis Ende März

strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr.

2012 und für die Nachrüstung einer erdbeben-,

Im Berichtszeitraum traten weder Personenkonta-

überflutungs- und verstopfungssicheren Kühlmit-

minationen, die nicht mit einfachen Mitteln ent-

telversorgung und eines Einhängekühlsystems für

fernt werden konnten, noch Inkorporationen auf.

das Brennelementbecken bis Ende Juni 2012 ein-

Dank der schadenfreien Brennelemente war die

zureichen.

Ausgangslage für die Revisionsarbeiten radiolo-

Das KKM hat entsprechend der in Kap. 10.3

gisch gesehen auch in diesem Jahr günstig. Zum

erwähnten ENSI-Verfügung vom 1. Juni 2011 frist-

besonders günstigen radiologischen Zustand in

gerecht am 31. Oktober 2011 einen Bericht zur

der Anlage hat auch das vorgezogene Abfahren

Neubewertung der Sicherheitsmargen im Rahmen

der Anlage am 30. Juni 2011 beigetragen. Bis zum

des EU-Stresstests vorgelegt. Das ENSI hat am 31.

Beginn der Revisionsarbeiten am 2. August 2011

Dezember 2011 der EU einen nationalen Bericht

bedeutete dies eine längere Abklingzeit radiolo-

eingereicht.

gisch relevanter Nuklide.

Aufgrund der Erkenntnisse aus Fukushima

Die Kollektivdosis aller Mitarbeiter im Revisions-

führte das ENSI im KKM zusätzliche Inspekti-

stillstand 2011 lag bei 786,6 Pers.-mSv (EPD). Der

onen durch:

vom KKM vor Beginn der Arbeiten geschätzte,

❚ Am 27. Mai 2011 bewertete das ENSI im Rah-

und wegen der vorgezogenen Jahresrevision revi-

men einer Inspektion die für Auslegungsstör-

dierte, Wert lag bei 875 Pers.-mSv.

fälle und auslegungsüberschreitende Störfälle

Die mittlere Dosisleistung an den beiden Umwälz-

getroffenen Vorsorgemassnahmen zur Kühlung

schleifen ist mit 1,67 mSv/h im Vergleich zum Vor-

des Brennelementbeckens. Verbesserungsbe-

jahr gleich geblieben. Der Höchststand im Jahr

darf stellte das ENSI fest hinsichtlich der Vorga-

1994 betrug 6,4 mSv/h. Die mittlere Dosisleistung

ben, wie bei auslegungsüberschreitenden Stör-

am Dampftrockner betrug 42 mSv/h und war

fällen Leckagen am Brennelementbecken sowie

somit 4 mSv/h höher als im Vorjahr.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

39


unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser einschliesslich Tritium. Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontrollmessungen von Abwasserproben sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben Übereinstimmung mit den vom KKM gemeldeten Ergebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft und das Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKM unter konservativen, das heisst ungünstigen Annahmen. Die berechneten Dosen betragen 0,0037 mSv für Erwachsene, 0,0038 mSv für Zehnjährige und 0,0043 mSv für Kleinkinder und liegen somit deutlich unter dem quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,3 mSv pro Jahr gemäss Richtlinie ENSI-G15. Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI betriebenen Messnetzes in der Umgebung des Werkes (MADUK) zeigten keine durch den Betrieb der Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines Siedewasserreaktors

ist

die

Ortsdosisleistung

durch Direkt- und Streustrahlung aus dem Maschinenhaus erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter (TLD), welche an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerkareals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahreshöchstwert von 1,4 mSv einschliesslich natürlicher Untergrundstrahlung keine Veränderung gegenüber dem Vorjahr. Bei den quartalsweise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten

Blick auf den Reaktordeckel (Mitte) und das Brenn­ element­lagerbecken (Mitte hinten). Foto: KKM

Der Personalbestand des Ressorts Strahlenschutz

Messungen am Zaun des Kraftwerkareals wur-

war im ganzen Betriebsjahr angemessen und

den ebenfalls keine signifikanten Veränderungen

ermöglichte es, die administrativen und tech-

festgestellt. Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strah-

nischen Schutz- und Überwachungsaufgaben kor-

lenschutzverordnung vorgegebenen Immissions-

rekt auszuüben und sicherzustellen. Die regelmäs-

grenzwerte für Direktstrahlung ausserhalb des

sig wiederkehrenden und arbeitsbedingten Kon-

Kraftwerksareals von 1 mSv pro Jahr für Wohn-

taminationskontrollen der Oberflächen und der

und Aufenthaltsräume und von 5 mSv pro Jahr für

Luft bestätigten einen sauberen radiologischen

andere Bereiche wurden eingehalten.

Zustand der kontrollierten Zone des KKM.

Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situ-

Die Edelmetalleinspeisung wurde fortgesetzt.

ation innerhalb und ausserhalb der Anlage Mühle-

Bereits zum siebten Mal wurde eine wasserlös-

berg wird auf den Strahlenschutzbericht 2011 des

liche Platinverbindung in das Reaktorwasser ein-

ENSI verwiesen.

gespeist. Gemeinsam mit der kontinuierlichen Zugabe von Wasserstoff sollen dadurch die Einbauten im Reaktordruckbehälter vor Spannungs-

2.5 Radioaktive Abfälle

risskorrosion geschützt werden. Die in der Berichtsperiode zum Thema Strahlen-

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKM regelmäs-

schutz durchgeführten Inspektionen bestätigten,

sig aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas-

dass im KKM ein konsequenter und gesetzeskon-

und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn-

former Strahlenschutz praktiziert wird.

elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

dem Austausch von Komponenten bei Instandhal-

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und

40

ENSI Aufsichtsbericht 2011


den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien.

2.6 Notfallbereitschaft

Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 36 m3 geringer als im

Die Notfallorganisation des KKM ist für die Bewäl-

Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen

tigung aller Notfälle innerhalb des Werks­areals

Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau.

zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisa-

Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

tion, geeigneten Führungsprozessen und -einrich-

kampagnenweise konditioniert und anschlies-

tungen zusammen mit einer entsprechenden Aus-

send zwischengelagert. Die im KKM vorhandenen

legung der Anlage hat das KKM die Notfallbereit-

unkonditionierten Abfälle sind in dafür vorgese-

schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.

henen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone

Das ENSI hat im Oktober 2011 an der Werksnot-

aufbewahrt. Ihr Bestand ist mit 50 m gering.

fallübung MOTUS die Notfallorganisation beo-

Brennbare und schmelzbare Rohabfälle wurden

bachtet und beurteilt. Für die Übung wurde ein

im Berichtsjahr für die Behandlung in der Plasma-

Szenario unterstellt, bei dem infolge eines Erdbe-

Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin

bens eine Reaktorschnellabschaltung erfolgte und

3

transportiert. Weitere Rohabfälle wurden eben-

alle externen Stromeinspeisungen und etwas spä-

falls an die ZWILAG zur Behandlung in der dor-

ter die gesamte Kühlwasserversorgung ausfielen.

tigen Konditionierungsanlage abgegeben.

Der Notfallstab musste mit geeigneten Severe-

Als Konditionierungsverfahren kommt im KKM die

Accident-Management-Massnahmen die Kühlung

Zementierung von Harzen zum Einsatz. Für alle

der Brennelemente im Reaktor und im Brennele-

angewendeten Verfahren liegen die gemäss Kern­

mentlagerbecken sicherstellen, um Brennelement-

energieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erfor-

schäden zu verhindern.

derlichen behördlichen Typengenehmigungen vor.

Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele

Im Berichtsjahr wurden die anfallenden Betriebs-

gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden.

harze mit der Verfestigungsanlage des KKM in drei

Das KKM verfügt über eine zur Beherrschung von

Kampagnen konditioniert.

Störfällen geeignete Notfallorganisation.

Die konditionierten Abfallgebinde werden routi-

Eine Inspektion hat gezeigt, dass die Notfallkom-

nemässig in das werkseigene Zwischenlager ein-

munikationsmittel für den Kontakt zu externen

gelagert. Das KKM nutzt aber auch die Kapazi-

Stellen betriebsbereit sind.

Abgehobener Deckel über dem Reaktor. Foto: KKM

täten des zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die radioaktiven Abfälle des KKM sind in einem von allen schweizerischen Kernanlagen eingesetzten

elektronischen

Buchführungssys­

tem erfasst, so dass die Information über Menge, Lagerort und radiologische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist. Ein wichtiges Element bei der Minimierung der radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKM wurden im Jahr 2011 insgesamt 94 t Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen. Dabei handelte es vorwiegend um metallische Abfälle. Anlässlich der Inspektion zum Thema Abfertigung von Transporten radioaktiver Stoffe stellte das ENSI eine Forderung hinsichtlich der personellen Situation und der administrativen Abwicklung. Die Inspektion fand bei einem komplexen Transportvorgang mit gleichzeitiger An- und Ablieferung mehrerer Versandstücke statt. Die vom KKM vorgeschlagenen und inzwischen umgesetzten Massnahmen sind Voraussetzung dafür, dass derartige Vorgänge zukünftig ebenso klar strukturiert abgewickelt werden können wie einfache Transporte.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

41


Das ENSI löste im KKM ohne Voranmeldung einen

Das ENSI prüfte die eingereichten Dokumente und

Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit

forderte, wo notwendig, Ergänzungen. Die Über-

des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI-

prüfung der ergänzten Unterlagen war Ende 2011

B11 bestätigt wurde.

noch im Gang. Die Ergebnisse werden publiziert. Bezüglich der Erledigung der Pendenzen aus der PSÜ 2005 wird auf Kap. 10.1 verwiesen.

2.7 Personal und Organisation 2.7.1 Organisation und Betriebsführung

2.9 Sicherheitsbewertung

Das KKM hat im Jahr 2011 keine grösseren organisatorischen Änderungen vorgenommen. Ende

2.9.1 Detaillierte Bewertung

2011 umfasste der Personalbestand 328 Personen

Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem

(2010: 341). Nach der Sistierung der Rahmenbewil-

im

ligungsgesuche für die Ersatzkernkraftwerke unter-

beschriebenen System rund 290 Inspektions-

Anhang

(Kapitel

Sicherheitsbewertung)

stützten Mitarbeitende der Resun AG das KKM bei

gegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprü-

der zusätzlichen Sicherheitsüberprüfung.

fungen, Einzelaspekte von Vorkommnisabläu-

Das KKM hat im November 2011 das Aufrecht-

fen und Sicherheitsindikatoren bezüglich ihrer

erhaltungsaudit durch die Schweizerische Verei-

Bedeutung für die nuk­leare Sicherheit. Berück-

nigung für Qualitäts- und Managementsysteme

sichtigt wurden zusätzlich die im Rahmen der

(SQS) ohne Auflagen bestanden. Das QM-System

ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 identifizierten

ist nach den Normen ISO 9001:2008 (Qualitäts-

Befunde (vgl. Kap. 2.3.4). Dabei kam das ENSI

management), ISO 14001:2004 (Umweltmanage-

für die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewer-

ment) und OHSAS 18011:2007 (Arbeitssicherheit)

tungs-Matrix zu folgenden zu­sammenfassenden

zertifiziert.

Beurteilungen:

2.7.2 Personal und Ausbildung

Bewertungs-

Ein Pikettingenieur des KKM legte im Berichtsjahr Ziele

mit Erfolg ab. Zulassungsprüfungen bestehen aus

Ebene 1

Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und zu den anzuwendenden Vor-

Sicherheitsebenen

seine Zulassungsprüfung unter Aufsicht des ENSI einem theoretischen und einem praktischen Teil.

der zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungsprogramm 2011 der Abteilung Betrieb durchge-

Betriebs-

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

Mensch & Organisation

N

Ebene 2

V

A

V

N

N

N

Ebene 3

1

N

A

N

Ebene 4

A

V

N

V

N

N

N

Integrität der

Barrieren

tration der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl

Betriebsgeschehen

Auslegungs-

Ebene 5

schriften nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator und besteht in einer Demons-

Anforderungen

gegenstand

Brennelemente Integrität des

V

Primärkreises Integrität des Containments

ebenen- oder barrierenübergreifende Bedeutung

V

N

N

N

N N

V N

1

N

Sicherheitsbewertung 2008a KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung 2011 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

führt. Gegenstand waren die anlagenspezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator, die allgemeine Wiederholungsschu-

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder

lung sowie deren Änderungen und Neuerungen.

Inspektionsergebnisse,

Vorkommnisse

noch

Das Ausbildungsprogramm erfüllt die Anforde-

Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese

rungen der Richtlinie ENSI-B10.

Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewertungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufge-

2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung

führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 2.1 bis 2.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl

42

Ende 2010 reichte das KKM fristgerecht die in Richt-

der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen

linie HSK-R-48 verlangte Dokumentation der Perio-

oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeu-

dischen Sicherheitsüberprüfung, der PSÜ 2010, ein.

tung.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

Überdruck


Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate-

2.9.2 Gesamtbewertung

gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Auslegungs-Vorgaben

❚ Die Blockierung einer Rückschlagklappe einer

❚ Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben

Hauptkühlwasserpumpe führte zu einer schnel-

hat das ENSI Erkenntnisse berücksichtigt, wel-

len Leistungsreduktion.

che im Jahr 2011 aus Überprüfungen resul-

Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie 1 der

tierten, die das ENSI aufgrund des Unfalls von

ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Fukushima angeordnet hatte. Überdies hat das

❚ Bis zur im Sommer 2011 realisierten Nachrüs­

ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen

tung hätte ein Extremhochwasser zu einer Ver-

Sicherheitsüberprüfung

stopfung der Wasserfassung des Notstandsys­

und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich

tems führen können.

PSÜ

herangezogen

Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separa-

Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der

tion und Robustheit gegen auslösende Ereig-

ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

nisse bewertet. Da die Auslegung der Wasser-

❚ Im KKM steht bei geschlossener Dammplatte

fassung des Notstandsystems bis zur im Som-

kein gegen Erdbeben und Überflutung ausrei-

mer 2011 realisierten Nachrüstung unzulänglich

chend geschütztes System zur Brennelement­

war, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM

beckenkühlung zur Verfügung.

hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben insgesamt für

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate-

das Jahr 2011 nur als ausreichend.

gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Betriebs-Vorgaben

❚ Am Reaktorkernisolations-Kühlsystem trat ein

❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und

Dichtungsdefekt auf.

höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher-

Ebene 4, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

heit des KKM hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch.

❚ Die für anlageinterne Notfallmassnahmen zur

Zustand und Verhalten der Anlage

Verfügung stehenden Mittel zur Überwachung

❚ Da das Risiko durch die bei einem Extremhoch-

des Brennelementbeckens und zur Wasserein-

wasser bestehende Möglichkeit einer Verstopfung der Notstandsystem-Wasserfassung bis

speisung sind nicht ausreichend. Ebenenübergreifend, Zustand und Verhalten der

zur im Sommer 2011 realisierten Nachrüstung

Anlage: Kategorie 1 der ENSI-Sicherheitsbewer-

erhöht war, bewertet das ENSI die Sicherheit

tungsskala

des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten der

❚ Bis zur im Sommer 2011 realisierten Nachrüs­

Anlage insgesamt für das Jahr 2011 nur als aus-

tung führte die bei einem Extremhochwasser

reichend.

bestehende Möglichkeit einer Verstopfung der

Zustand und Verhalten von Mensch und Organi-

Notstandsystem-Wasserfassung zu einer Risiko-

sation

erhöhung.

❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher-

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet

heit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten

worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Per-

von Mensch und Organisation als hoch.

spektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:

Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit gewährleistet, doch bestand bis zur im Sommer

Bewertungsgegenstand

Anforderungen Betriebs-

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

Mensch &

Ziele

Organisation

Kontrolle der Reaktivität

Schutzziele

Kühlung der Brennelemente

1

Einschluss radioaktiver Stoffe Begrenzung der Strahlenexposition

Betriebsgeschehen

Auslegungs-

N

schutzzielübergreifende Bedeutung

N

N

N

V

A

V

V

N

V

N

N

V

N

1

N

2011 realisierten Nachrüstung wegen der Möglichkeit einer Verstopfung der NotstandsystemÜberdrucken kontrollieren! Wasserfassung bei einem Extremhochwasser ein

erhöhtes Risiko einer Schutzziel-Verletzung.

Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung 2011 KKM: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge

Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

43



Blick auf das Kernkraftwerk Gösgen. Foto: ENSI

3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick

das Funktionsschema einer DruckwasserreaktorAnlage. Die letzte ungeplante Reaktorschnell-

Das Betriebsjahr 2011 zeichnete sich für das

abschaltung trat am 11. Dezember 1990 auf, so

Kernkraftwerk Gösgen (KKG) durch einen unge-

dass für das KKG mit dem Jahr 2011 das einund-

störten Volllastbetrieb aus. Das ENSI stellt fest,

zwanzigste Betriebsjahr ohne ungeplante Reaktor-

dass das KKG die bewilligten Betriebsbedin-

schnellabschaltung verzeichnet werden konnte.

gungen zu jedem Zeitpunkt im Betriebsjahr 2011

Wie schon im 32. Betriebszyklus wurde nach der

eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die Sicherheit

Revisionsabstellung 2011 mit einer langsameren

des KKG im Jahr 2011 hinsichtlich Auslegungs-

als

Vorgaben als gut, hinsichtlich Betriebs-Vorga-

33. Betriebszyklus angefahren. Diese Massnahme

ben als gut, hinsichtlich Zustand und Verhalten

trug wesentlich dazu bei, dass keine Brennelement­

der

normalen

Leistungssteigerung

zum

der Anlage als gut sowie hinsichtlich Zustand

defekte mehr aufgetreten sind. Infolge des seiner-

und Verhalten von Mensch und Organisation als

zeit ausgewaschenen Brennstoffs ist die Kühlmit-

hoch.

telaktivität im Primärkreislauf aber noch erhöht,

Das KKG ist eine 3-Loop-Druckwasserreaktor-

was bei der radiologischen Planung des Revisions-

Anlage und nahm seinen Betrieb im Jahre 1979

stillstands zu berücksichtigen war.

auf. Die elektrische Bruttoleistung beträgt 1035

Im KKG ereigneten sich 2011 insgesamt fünf mel-

MW, die elektrische Nettoleistung 985 MW. Wei-

depflichtige Vorkommnisse. Alle Vorkommnisse

tere technische Daten sind im Anhang in den

wurden der Stufe 0 der internationalen Ereignis-

Tabellen 1 und 2 zusammengestellt; Figur 7a zeigt

skala INES zugeordnet.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

45


Das ENSI führte im Rahmen seiner Aufsicht 85

Im Berichtsjahr 2011 waren fünf meldepflichtige

Inspektionen durch. Wo erforderlich, verlangte

Vorkommnisse zu verzeichnen. Auf der internati-

das ENSI Verbesserungen und kontrollierte deren

onalen Ereignisskala INES wurden alle Vorkomm-

Umsetzung.

nisse der Stufe 0 zugeordnet. Für die systema-

Neben dem Austausch der Dichtungsgehäuse aller

tische Sicherheitsbewertung wird auf Kap. 3.9

drei Hauptkühlmittelpumpen war der Revisions-

verwiesen, für die risikotechnische Beurteilung auf

stillstand 2011 geprägt durch zahlreiche wieder-

Kap. 10.1.

kehrende Prüfungen und Instandhaltungsarbeiten

❚ Am 27. April 2011 kam es bei einer Funktions-

an Systemen und Komponenten der Maschinen-,

prüfung zur Fehlfunktion einer elektronischen

Elektro- und Leittechnik, sowohl im nuklearen als

Baugruppe im Reaktorschutz. Die betroffene

auch im nicht-nuklearen Anlagenbereich. Es wur-

Baugruppe ist Bestandteil der Ansteuerung der

den 40 der insgesamt 177 Brennelemente durch

Frischdampf-Abblasestation, über die bei stör-

neue Brennelemente ersetzt. Letztmalig befinden

fallbedingter Nichtverfügbarkeit der sekundär-

sich insgesamt 16 sogenannte Mischoxid-Brenn­

seitigen Hauptwärmesenke die Nachwärmeleis­

elemente (MOX) im Reaktor.

tung aus dem Reaktor sicher abgeführt werden

Nach Abschluss der Arbeiten und nachdem sich

kann. Bei einem Teilschritt der Prüfung wurde

das ENSI vom ordnungsgemässen Zustand der

festgestellt, dass ein Teilrücksetzen des durch

Anlage zum Wiederanfahren überzeugt hatte,

die Prüfung ausgelösten Reaktorschutzsignals

nahm das KKG am 30. Juni 2011 die Strompro-

nicht möglich war. Dieses Teilrücksetzen kann

duktion wieder auf und erreichte am 11. Juli 2011

im Anforderungsfall dazu genutzt werden, die

Volllast.

Häufigkeit des Ansprechens der Sicherheitsven-

Das Betriebsjahr einschliesslich Revision zeich-

tile der Frischdampf-Abblasestation zu verrin-

nete sich durch eine tiefe Kollektivdosis aus. Die

gern. Die betroffene Baugruppe wurde ausge-

Dosisgrenzwerte der Strahlenschutzverordnung

tauscht und die Verfügbarkeit der Abblasesta-

für strahlenexponierte Personen wurden jederzeit eingehalten. Die Abgaben radioaktiver Stoffe an

tion nachgewiesen. ❚ Bei einer Dichtheitsprüfung der Gebäudeabsperr­

die Umgebung lagen unter den behördlich fest-

armaturen des Containment-Druckentlastungs-

gelegten Grenzwerten. Die dadurch verursachten

systems trat am 1. Juni 2011 Flüssigkeit aus dem

zusätzlichen Strahlendosen für die Bevölkerung

Waschbehälter des Druckentlastungssystems ins

sind verglichen mit der natürlichen Strahlenexpo-

Containment aus. Der Waschbehälter enthält

sition unbedeutend.

eine Waschflüssigkeit, die im Anforderungsfall

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im

radioaktive Stoffe zurückhält. Zur chemischen

mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen

Inertisierung befindet sich über der Waschflüs-

Niveau.

sigkeit ein Stickstoffpolster, das einen Überdruck

Vier Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und vier

von 0,3 bar aufweist. Durch das vorschriftswid-

Pikettingenieure bestanden ihre Zulassungsprü-

rige, gleichzeitige Öffnen der Abschlussarma-

fung. Zwei Reaktoroperateur-Anwärter absolvierten

turen im Leitungsbereich vom Containment zum

die theoretische Grundausbildung an der Reaktor-

Waschbehälter floss ein Teil der Waschflüssig-

schule des Paul Scherrer Instituts erfolgreich.

keit aus. Die fehlerhafte Stellung der Absperr­ armaturen wurde von den Prüfern erkannt und umgehend korrigiert. Die Schichtmannschaft

3.2 Betriebsgeschehen

wurde durch eine automatische Störmeldung

Die Arbeitsausnutzung des KKG betrug im Betriebs-

Druckabfall im Waschbehälter aufmerksam. Die

im Hauptkommandoraum ebenfalls auf den jahr 92% bei einer Zeitverfügbarkeit von 92,8%.

Prüfung wurde abgebrochen und die Betriebs-

Die Nichtverfügbarkeit der Anlage war haupt-

bereitschaft des Druckentlastungsystems wurde

sächlich durch den Revisionsstillstand bedingt. Im

wieder hergestellt. Ursachen des Vorkommnisses

Berichtsjahr lieferte die Anlage 174 GWh Prozess-

waren eine mangelhafte Prüfungsvorbereitung

wärme für die Versorgung der nahe gelegenen

und missverständliche Prüfvorschriften. Das KKG

Kartonfabrik. Weitere Betriebsdaten sind in der

hat einzelne Schritte im Prüfablauf angepasst.

Tabelle 2 des Anhangs zusammengestellt. Die Zeit-

❚ Infolge des Ansprechens des Überdrehzahlschut­

verfügbarkeit und die Arbeitsausnutzung der letz-

zes wurde ein rotierender Umformer, der eine gesi-

ten 10 Jahre ist in Figur 1 zusammengefasst.

cherte Stromschiene versorgt, am 26. Juli 2011

46

ENSI Aufsichtsbericht 2011


automatisch abgeschaltet. Nach einer automa-

chen der Brandmeldelinie im betroffenen

tischen Umschaltung erfolgte die Versorgung der

Gebäudeabschnitt. Unzureichende Vorgaben

gesicherten Schiene vorerst durch eine Notstrom-

für den Umgang mit Staubsaugern in der kon-

schiene. Zur Entlastung der Notstromschiene

trollierten Zone hatten zu einer Staubfreisetzung

wurde anschliessend ein Reserveumformer auf

geführt. Durch das Ansprechen der Brandmelde-

die betroffene gesicherte Schiene geschaltet. Ein

linie wurden zwei in diesem Gebäudeabschnitt

defekter Drehzahlregler hatte zum Ansprechen

befindlichen Abluftventilatoren auslegungsge-

des Überzahldrehschutzes geführt. Der defekte

mäss ausgeschaltet und Brandschutzklappen

Drehzahlregler wurde gegen ein geprüftes Reser-

geschlossen. Die Abluftventilatoren wurden

vegerät ausgetauscht.

nach weniger als 20 Minuten wieder zugeschal-

❚ Bei Kalibrierarbeiten in der Reaktorleittechnik

tet. Alle im betroffenen Abschnitt befindlichen

wurde am 20. September 2011 festgestellt, dass

Systeme haben auslegungsgemäss funktioniert.

der seit Beginn des Betriebszyklus eingestellte

Eine Zusammenstellung der Vorkommnisse der

gemeinsame Wert von zwei Totbändern nicht

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

dem berechneten Sollwert entsprach. Diese Tot-

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti-

bänder legen fest, bei welcher axialen Asym-

gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

metrie der Leistungsverteilung im Reaktorkern

Tabelle 4.

die Leistungsbegrenzung eingreift (Sicherheitsebene 2). Damit wird verhindert, dass die axiale Asymmetrie lokal zu einer unzulässig hohen

3.3 Anlagetechnik

linearen Stableistung führt. Beim Wiederanfahren nach dem Revisionsstillstand war aufgrund

3.3.1 Revisionsarbeiten

von nicht eindeutig interpretierbaren Mess- und

Während des Revisionsstillstands vom 4. bis zum

Einstellprotokollen die notwendige Neueinstel-

30. Juni 2011 wurden Routinetätigkeiten wie der

lung der Totbänder fälschlicherweise nicht vor-

Brennelementwechsel,

genommen worden. Die tatsächlichen Totbän-

freie Prüfungen und Instandhaltungsarbeiten an

zahlreiche

zerstörungs-

der entsprachen somit den höheren Werten, wie

mechanischen, elektro- und leittechnischen Ein-

sie zu Ende des vorherigen Betriebszyklus einge-

richtungen und Systemen, wiederkehrende Funk-

stellt worden waren.

tionsprüfungen an Komponenten sowie Instand-

❚ Die umgehend durchgeführten Kontrollen der

haltungs- und Änderungsarbeiten durchgeführt.

übrigen Einstellungen gemäss dem betroffenen

Einige der im Revisionsstillstand durchgeführten

Einstellprotokoll zeigten keine weiteren Abwei-

Arbeiten und Prüfungen sind nachfolgend aufge-

chungen von Sollwerten.

führt.

Im Rahmen der Analyse des Vorkommnisses hat

❚ An allen drei Hauptkühlmittelpumpen wurden

das KKG festgestellt, dass die nicht eindeutig

neue Dichtungsgehäuse eingebaut. Infolge der

interpretierbaren und unvollständigen Mess-

in der Jahresrevision 2008 festgestellten Befunde

und Einstellprotokolle die Fehleinstellung der

an den Gewindelöchern der Dichtungsgehäuse

Grenzwerte begünstigt haben. Die entspre-

hat das KKG diese gegen neue Dichtungsge-

chenden Protokolle wurden angepasst. Weiter

häuse ausgetauscht. Dieser Austausch war für

wurde festgestellt, dass auch mit den tatsächlich

die Dauer des Revisionsstillstands bestimmend.

eingestellten Werten der Totbänder, der glei-

❚ Die Innenflächen der Gehäuse und die Einbauten

tende

Grenzwert

des

Reaktorschutzes

der drei Hauptkühlmittelpumpen wurden visuell

(Sicherheits­ebene 3) im Leistungsbetrieb im Falle

geprüft. Am Leitapparat einer Hauptkühlmittel-

einer axial asymmetrischen Leistungsverteilung

pumpe war bei einer visuellen Prüfung im Jahr

in ausreichendem Mass reduziert worden wäre.

2008 eine linienförmige Auffälligkeit festgestellt

Der gleitende Grenzwert des Reaktorschutzes

worden. Die 2011 in diesem Bereich durchge-

wird von der Einstellung der Totbänder mitbe-

führte Ultraschallprüfung zeigte, dass es sich

stimmt. Auf Sicherheitsebene 2 wäre die Leis­

lediglich um eine oberflächliche Verfärbung

tungsbegrenzung über ein anderes, früher

infolge Borsäureablagerung handelte, nicht aber

ansprechendes Kriterium sichergestellt worden.

um einen Riss.

❚ Bei Reinigungsarbeiten im Ringraum des Reak-

❚ Vier Druckspeicher des nuklearen Nachkühl-

torgebäudes kam es infolge eines defekten

systems wurden im Innern visuell kontrolliert.

Staubsaugers am 6. Oktober 2011 zum Anspre-

Nachdem in früheren Jahren eine minimale

ENSI Aufsichtsbericht 2011

47


Leckage festgestellt worden war, wurde die Plat-

grössere Spülluftkapazität als im Revisionstillstand

tierung eines Mannlochstutzens ersetzt.

2010 zur Verfügung stand.

❚ Die Ultraschall- und Oberflächenrissprüfungen

eines Dampferzeugers und des Druckhalters

3.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

ergaben keine unzulässigen Befunde. Die zer-

Geringe Aktivitätskonzentrationen im Primärkühl-

an Schweissnähten der Hauptkühlmittelleitung,

störungsfreien Prüfungen an Rohrleitungen des

mittel liessen den Schluss zu, dass im 32. Betriebs-

Volumenregelsystems, des nuklearen Nachkühl-

zyklus (2010/2011) keine Brennstab-Hüllrohr­

systems und des Speisewassersystems ergaben

defekte aufgetreten sind. Während des Revisions-

keine unzulässigen Befunde.

stillstands wurden 40 frische WAU-Brennelemente

❚ Mit mehr als 600 visuell geprüften Stossbremsen

in den Reaktorkern geladen, der damit im 33.

wurde der Umfang dieser Prüfungen, verglichen

Betriebszyklus insgesamt 4 Uran-, 157 WAU- und

mit früheren Jahren, vervielfacht. Dabei ergaben

16

sich 47 Befunde, von denen 43 direkt behoben

(MOX-­Brennelemente) enthält. Bei umfangreichen

Uran-/Plutonium-Mischoxid-Brennelemente

und vier belassen werden konnten. Funktions-

Inspektionen von Standard-Brenn­elementen mit

prüfungen wurden an 108 Stossbremsen durch-

Uran-, MOX- und WAU-Brennstoff und verschie-

geführt. 25 Stossbremsen mussten ersetzt wer-

denen Standzeiten wurden z.B. bezüglich des

den, was im üblichen Rahmen liegt.

Brennelement- und Brennstabwachstums sowie

❚ W ie bereits im Vorjahr wurden zwei Druckhalter-

Heizstäbe vorsorglich ersetzt.

der Brennelementverbiegung auslegungsgemässe Zustände festgestellt. Die untersuchten Hüllrohre

❚ Im Strang 1 des elektrischen Eigenbedarfs wurde

von Teststäben aus sogenanntem Material M5 und

eine Grossrevision vorgenommen. Dabei wur-

die Standard-Hüllrohre wiesen nur geringe, den

den auch die 24-V-Gleichrichter ausgetauscht,

Erfahrungen entsprechende, Oxidschichtdicken

und der rotierende Umformer zur Versorgung

auf. Die Bestrahlungsprogramme für Cr2O3-­

der gesicherten 380-V-Schiene wurde durch sta-

dotierten Brennstoff mit DX-D4- und M5-Hüll-

tische Wechselrichter ersetzt.

rohren sowie für Materialteststäbe werden weiter-

❚ Der über mehrere Jahre verteilte Austausch der

ölarmen 6/10-kV-Leistungsschalter gegen neue Vakuumschalter wurde abgeschlossen. ❚ Im Maschinenhaus wurde das Turbinenfunda-

geführt. Als Gegenmassnahme zu den in den Zyklen 30 und 31 aufgetretenen Brennstabschäden hat das KKG bereits bei Aufnahme des Leistungsbetriebs

ment durch den Einbau von 16 Ankerschwertern

zum 32. Zyklus eine modifizierte Anfahrweise mit

verstärkt.

Erfolg praktiziert. Diese wurde zu Beginn des 33.

Die im Bereich der Leittechnik auf der Sekundär-

Zyklus wiederholt. Dadurch wird Volllast erst etwa

seite neu installierte Turbinenregelung wurde nach

10 Tage nach Zyklusbeginn erreicht. Da es seit zwei

dem Revisionsstillstand im Rahmen des Wiederan-

Zyklen zu keinen Brennstabschäden mehr gekom-

fahrens auf ihr Regelverhalten hin überprüft. Dabei

men ist, beurteilt das ENSI die neue Anfahrweise als

führte das KKG bei einer Generatorleistung von ca.

zweckmässig. Als zusätzliche Massnahme wurden

500 MW einen Lastabwurf auf Eigenbedarf durch.

mehrere, die Brennstofftabletten betreffenden,

Dabei hat sich das ENSI im Rahmen einer Inspek-

Verbesserungen in der Brennelementfertigung

tion von der Funktionsfähigkeit der neuen digi-

umgesetzt. Einerseits werden die Tabletten im Fer-

talen Regelungstechnik überzeugen können.

tigungsprozess gegen Belastungen geschützt, die zu Oberflächenschäden führen können und ande-

3.3.2 Anlageänderungen

rerseits durch geometrische Änderungen robuster

Von den im Berichtsjahr durchgeführten Anlage­

gemacht.

änderungen ausserhalb des Revisionsstillstands ist

Die Steuerstabfinger aller 48 Steuerelemente wur-

die Erweiterung der Kapazität der betrieblichen

den während des Revisionsstillstands mittels Wir-

Spülluftanlage erwähnenswert. Diese dient dazu,

belstromprüfung auf Wanddickenschwächungen

bei Arbeiten an Komponenten des Primärkühl-

und Beschädigungen hin untersucht. Bei zwei

kreislaufes während der Revisionsstillstände die

Steuerelementen der Erstausstattung, die über

radioaktiven Stoffe aus der Raumluft besser filtern

20 Zyklen im Einsatz waren, und an einem Steu-

zu können. Die Änderungsarbeiten wurden vor

erelement einer Nachlieferung, das 17 Zyklen im

Beginn des Revisionsstillstands 2011 für den zwei-

Einsatz war, sind Rissanzeigen festgestellt wor-

ten Lüftungsstrang durchgeführt, womit eine viel

den. Sie wurden vorsorglich gegen neue Steuer-

48

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Kommandoraum. Foto: KKG

elemente ausgetauscht und kommen nicht mehr

das KKG fristgerecht einreichte. Aufgrund des

zum Einsatz. Alle anderen Steuerelemente befan-

Berichts bezeichnete das ENSI in seiner Verfügung

den sich in einem auslegungsgemässen Zustand.

vom 5. Mai 2011 den folgenden verbesserungsbe-

Im 33. Betriebszyklus befinden sich 39 Steuerele-

dürftigen Punkt:

mente aus Nachlieferungen sowie 9 aus der Erst-

Im Notstandleitstand fehlen Möglichkeiten zur

ausstattung im Reaktor.

Überwachung der Temperatur und des Füllstands

Das ENSI hat sich davon überzeugt, dass das

im Brennelementbecken.

KKG neue Brennelemente und Steuerstäbe ein-

Deshalb verlangte das ENSI vom KKG bis zum

setzt, die den Qualitätsanforderungen für einen

­31. August 2011 geeignete Lösungsansätze.

sicheren Betrieb entsprechen, und dass der

Am 30. Juni 2011 reichte das KKG den geforderten

Betreiber nur bestrahlte Brennelemente und Steu-

Nachweis der Beherrschung eines 10 000-jähr-

erstäbe mit defektfreien Hüllrohren in den Reak-

lichen Extremhochwassers ein. In seiner Stellung-

tor einsetzt.

nahme vom 31. August 2011 ist das ENSI zum

Im Berichtszeitraum 2011 wurde der Reaktor-

Ergebnis gekommen, dass das KKG den Nachweis

kern auslegungsgemäss und im bewilligten Rah-

unter den vom ENSI gesetzten Randbedingungen

men betrieben. Die Ergebnisse der reaktorphysika-

erbracht hat.

lischen Messungen stimmten gut mit den Ergeb-

In Erfüllung der Verfügung vom 5. Mai 2011

nissen der Kernauslegungsberechnung überein.

hat das KKG fristgerecht am 31. August 2011

Die Betriebsgrenzen wurden eingehalten.

die geforderten Lösungsansätze dargelegt. Die geplanten Ertüchtigungen umfassen die Erhöhung

3.3.4 Massnahmen nach Fukushima

des Schutzes der Temperatur- und Füllstandsmes-

Wie im Kapitel 10.3 dargestellt, forderte das ENSI

sung für das Brennelementbecken sowie die Nach-

aufgrund des Unfalls von Fukushima bis zum 31.

rüstung von Messanzeigen in der Notsteuerstelle

März 2011 einen ersten Bericht zu Fragen der Aus-

im Revisionsstillstand 2012. Das ENSI hat am 15.

legung bezüglich Erdbeben und Überflutung, den

November 2011 diese Massnahmen und den vom

ENSI Aufsichtsbericht 2011

49


KKG vorgelegten Zeitplan zu deren Umsetzung für

Fall erfüllt das KKG die Anforderungen bei allen

angemessen erachtet und das KKG aufgefordert,

Prüfpunkten.

die erforderlichen Antragsunterlagen einzureichen.

In einer Inspektion des Systems zur gefilterten

Das KKG hat entsprechend der in Kapitel 10.3

Druckentlastung des Containments identifizierte

erwähnten ENSI-Verfügung vom 1. Juni 2011 frist-

das ENSI punktuellen Verbesserungsbedarf: Ein-

gerecht am 31. Oktober 2011 einen Bericht zur

zelne im Notfallhandbuch enthaltene Verweise auf

Neubewertung der Sicherheitsmargen im Rahmen

andere Vorschriften sind unvollständig oder falsch.

der EU-Stresstests vorgelegt. Das ENSI hat am 31.

Die Wasserstoffmessung ist seismisch nicht quali-

Dezember 2011 der EU einen nationalen Bericht

fiziert und liefert bei einem Kühlmittelverluststör-

eingereicht.

fall nicht in allen Zeitbereichen genaue Messwerte.

Aufgrund der Erkenntnisse aus Fukushima führte

Mehrere Messgrössen werden in der Notsteuer-

das ENSI im KKG zusätzliche Inspektionen durch:

stelle über ein System angezeigt, das nur für das

Am 24. Mai 2011 bewertete das ENSI im Rahmen

Betriebserdbeben, nicht aber für das Sicherheits-

einer Inspektion die für Auslegungsstörfälle und

erdbeben ausgelegt ist. Das ENSI verlangte ent-

auslegungsüberschreitende Störfälle getroffenen

sprechende Korrekturmassnahmen.

Vorsorgemassnahmen zur Kühlung des Brennelementbeckens. Bei allen bewerteten Punkten erfüllt

3.4 Strahlenschutz

das KKG die Anforderungen. Am 22. August 2011 inspizierte das ENSI die Vorsorgemassnahmen BrennelementLagerbecken. Foto: KKG

zur

Beherrschung

des

10 000-jährlichen Hochwassers. Auch in diesem

Im Kalenderjahr 2011 betrug die Kollektivdosis im KKG 500 Pers.-mSv. Die höchste im KKG registrierte Individualdosis betrug 6,2 mSv. Der Dosisgrenzwert

der

Strahlenschutzverordnung

für

beruflich strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr wurde unterschritten. Bei den Arbeiten während des Revisionsstillstands wurden 393 Pers.-mSv akkumuliert, ge­plant waren 567 Pers.-mSv. Es wurden keine Personenkontaminationen festgestellt, die nicht mit einfachen Mitteln (Waschen, Abbürsten) entfernt werden konnten. Es sind keine Inkorporationen aufgetreten. Die Anlage zeigte sich in einem radiologisch sehr sauberen und zonenkonformen Zustand. Die Dosierung von Zink in den Primärkreis trägt zu einer deutlichen Reduktion der Dosisleistungen und Personendosen bei. Im Durchschnitt lag die Dosisleis­tung an ausgewählten Primärkomponenten um 44 % unter dem Wert, der zu Beginn der Zinkdosierung im Jahr 2005 ermittelt worden war. Im Vergleich zum Vorjahr wurde eine Reduktion der Dosisleistungen um rund 9 % festgestellt. Die radiologische Situation aufgrund der immer noch hohen Menge Trampuran im Kreislauf als Folge der Brennelementdefekte in früheren Jahren (bis 2010) erforderte auch in dieser Revision ein intensives Mess- und Überwachungsprogramm. Dank administrativen und technischen Schutzmassnahmen war eine Zutrittsbegrenzung für das gesamte Containment nur direkt nach dem Abheben des Reaktordruckbehälterdeckels bis zum Abschluss der Reinigungsarbeiten erforderlich. Die Luftkontamination sank innert einiger Stunden

50

ENSI Aufsichtsbericht 2011


unter den für das Jahresmittel geltenden Richt-

3.5 Radioaktive Abfälle

wert. Damit bestand keine Gefährdung von Personen und die Umwelt wurde nicht belastet.

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKG regelmäs-

Das ENSI hat sich bei mehreren Inspektionen

sig aus den Wasserreinigungssystemen sowie der

davon überzeugt, dass im KKG ein konsequenter

Abgas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle

und gesetzeskonformer Strahlenschutz praktiziert

stammen aus dem Austausch von Komponenten

wird, der im Hinblick auf den Umgang mit den Fol-

bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass-

gen der Brennstab-Hüllrohrdefekte vorbildlich war.

nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs-

Der Personalbestand im Strahlenschutz war jeder-

materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfäl-

zeit ausreichend.

len (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 21 m3

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

etwas höher als im Vorjahr. Der Anfall bewegt

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deut-

sich in der mehrjährigen Schwankungsbreite auf

lich unterhalb der in der Betriebsbewilligung fest-

einem niedrigen Niveau.

gelegten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt

Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

auch für die Abgabe radioaktiver Stoffe mit dem

kampagnenweise konditioniert und anschlies-

Abwasser ohne Tritium. Die für Druckwasserreak-

send zwischengelagert. Die im KKG vorhandenen

toren typischen Tritium-Abgaben des KKG betru-

unkonditionierten Abfälle sind in dafür vorgese-

gen rund 27 % des Jahresgrenzwerts. Die quar-

henen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone

talsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll-

aufbewahrt. Ihr Bestand ist mit 44 m3 gering.

messungen von Abwasserproben sowie Iod- und

Brennbare und schmelzbare Rohabfälle wurden

Aerosolfiltern ergaben eine gute Übereinstim-

im Berichtsjahr für die Behandlung in der Plasma-

mung mit den vom KKG gemeldeten Analyseer-

Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin

gebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft

transportiert.

und das Abwasser abgegebenen radioaktiven

Als Konditionierungsverfahren kommen im KKG

Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für Ein-

die Bituminierung von Harzen und Konzentraten

zelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung

sowie die Zementierung von nicht brenn- oder

des KKG unter konservativen, d. h. ungünstigen

schmelzbaren Abfällen zum Einsatz. Für alle ange-

Annahmen. Die Dosen liegen unter 0,001 mSv für

wendeten Verfahren liegen die gemäss Kern­

Erwachsene, Zehnjährige und Kleinkinder und lie-

energieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erfor-

gen damit deutlich unterhalb des quellenbezo-

derlichen behördlichen Typengenehmigungen vor.

genen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss

Im Berichtsjahr wurden Waschwasserkonzentrate

Richtlinie ENSI-G15.

und Harze in Bitumen verfestigt.

Die Dosisleistungsmesssonden des vom ENSI

Die konditionierten Abfallgebinde werden rou-

betriebenen Messnetzes (MADUK) in der Umge-

tinemässig im werkseigenen Zwischenlager ein-

bung des Werks zeigten keine durch den Betrieb

gelagert. Das KKG nutzt aber auch die Kapazi-

der Anlage erhöhten Werte. Die EDIS-Dosime-

täten des Zentralen Zwischenlagers in Würen-

ter (Environmental Direct Ion Storage Dosimeter)

lingen. Die radioaktiven Abfälle des KKG sind in

registrierten keine signifikante Erhöhung gegen-

einem von allen schweizerischen Kernanlagen

über der Untergrundstrahlung. Bei den quartals-

eingesetzten elektronischen Buchführungssys­

weise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten

tem erfasst, so dass die Information über Menge,

Messungen an der Umzäunung des KKG wurden

Lagerort und radiologische Eigenschaften jeder-

ebenfalls keine signifikanten Erhöhungen gegen-

zeit verfügbar ist.

über der Untergrundstrahlung festgestellt. Die

Ein wichtiges Element bei der Minimierung der

nach Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver-

radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimes-

ordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte für

sung von Materialien aus der kontrollierten

Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksareals

Zone. Im Berichtsjahr wurden 30 t Material

von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts-

gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04

räume und von ­5 mSv pro Jahr für andere Bereiche

freigemessen.

wurden eingehalten.

Im Frühjahr 2011 fanden vier innerbetriebliche

Für detaillierte Angaben zur radiologischen Situ-

Transporte von insgesamt 48 abgebrannten

ation innerhalb und ausserhalb der Anlage Gös-

Brennelementen aus dem Brennelementbecken

gen wird auf den Strahlenschutzbericht 2011 des

des Reaktorgebäudes in das externe KKG-Nass-

ENSI verwiesen.

lager statt.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

51


3.6 Notfallbereitschaft

Die SQS hat im März 2011 ein Aufrechterhaltungsaudit des Managementsystems des KKG

Die Notfallorganisation des KKG ist für die Bewäl-

(ISO 9001:2008, ISO 14001:2004 und OHSAS

tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals

18001:2004) durchgeführt und die Überein-

zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisa-

stimmung des Systems mit den Normen bestä-

tion, geeigneten Führungsprozessen und -einrich-

tigt.

tungen zusammen mit einer entsprechenden Auslegung der Anlage hat das KKG die Notfallbereit-

3.7.2 Personal und Ausbildung

schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.

Im Berichtsjahr bestanden zwei Reaktoroperateur-

Das ENSI hat im November 2011 anlässlich der

Anwärter des KKG die Abschlussprüfung der kern-

Werksnotfallübung KRISTALL die Notfallorgani-

technischen Grundlagenausbildung an der Reak-

sation beobachtet und beurteilt. Für die Übung

torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für

wurde ein Szenario unterstellt, bei dem es durch

die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs-

den Ausfall der externen Stromversorgung

prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung

nötig wurde, die Anlage auf Eigenbedarf abzu-

vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt-

fahren. Als Folge der Lasttransiente entstand

nisse auf den Gebieten der thermischen Kraft-

ein Dampferzeugerheizrohrbruch, der zusam-

werkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und

men mit einem störungsbedingt teilgeöffneten

Strahlenschutz.

Abblaseventil zu einer Freisetzung von Radio-

Vier Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und

aktivität in die Umgebung führte. Der Notfall-

vier Pikettingenieure des KKG legten ihre Zulas-

stab ordnete die rasche Abkühlung des Reaktors

sungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zulassungsprü-

und das mechanische Schliessen des Absperr-

fungen bestehen aus einem theoretischen und

ventils an. Beim Versuch, das Ventil zu schlies-

einem praktischen Teil. Im theoretischen Teil wei-

sen, wurde eine Steuerleitung beschädigt, so

sen die Kandidaten ihre detaillierten Kenntnisse

dass ein Mitarbeiter durch heissen radioaktiven

zum Aufbau und Verhalten der Anlage und zu

Dampf verletzt wurde. Nach dem Schliessen des

den anzuwendenden Vorschriften nach. Der prak-

Abblaseventils wurde die Freisetzung beendet

tische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator

und die Anlage in den kalt abgestellten Zustand

und besteht in einer Demonstration der Anwen-

abgefahren.

dung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungs-

Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele

pflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3

gemäss Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das

zusammengestellt.

KKG verfügt über eine zur Beherrschung von Stör-

Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungs-

fällen geeignete Notfallorganisation.

programm 2011 der Abteilung Betrieb durchge-

Eine Inspektion zeigte, dass die Notfallkommuni-

führt. Gegenstand der Inspektion waren insbe-

kationsmittel für den Kontakt zu externen Stellen

sondere die anlagenspezifische Grundausbildung,

betriebsbereit sind.

die Wiederholungsschulung am Simulator und die

Das ENSI löste im KKG ohne Voranmeldung einen

allgemeine Wiederholungsschulung. Besondere

Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit

Bedeutung kommt der Ausbildung neuer Schicht-

des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI-

chefs und der Weiterbildung von Reaktoropera-

B11 bestätigt wurde.

teuren zu, womit das KKG angemessen auf die Abgänge bei den Schichtchefs reagiert hat. Das Ausbildungsprogramm erfüllt die Anforderungen

3.7 Personal und Organisation

der Richtlinie ENSI-B10.

3.7.1 Organisation und Betriebsführung Das KKG hat im Jahr 2011 keine grösseren orga-

3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung

nisatorischen Änderungen vorgenommen. Ende 2011 arbeiteten im KKG 489 Personen (2010:

Die Bearbeitung und Veröffentlichung der Stel-

476). Zur Bewältigung von Grossprojekten und

lungnahme des ENSI zur Periodischen Sicher-

um genügend Überlappungszeit bei der Neube-

heitsüberprüfung (PSÜ) des KKG haben sich

setzung von Stellen infolge von Pensionierungen

infolge von Ressourcenengpässen wegen des

zu ermöglichen, hat das KKG den Personalbestand

Unfalls im japanischen Kernkraftwerk Fukushima

aufgestockt.

verzögert.

52

ENSI Aufsichtsbericht 2011


3.9 Sicherheitsbewertung

Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

3.9.1 Detaillierte Bewertung

❚ Ein sich auf die Leistungsverteilung im Reaktor-

Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie-

kern beziehendes Reaktorschutzkriterium war falsch eingestellt.

benen System rund 210 Inspektionsgegenstände,

Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der

Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzel­

ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

aspekte von Vorkommnisabläufen und Sicher­

❚ Im Notstandleitstand fehlen Möglichkeiten, die

heitsindikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die

Temperatur und den Füllstand der Brennele-

nukleare Sicherheit. Berücksichtigt wurden zu-

mentbecken zu überwachen.

sätzlich die im Rahmen der ENSI-Verfügung vom

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage:

5. Mai 2011 identifizierten Befunde (vgl. Kap.

Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs­

3.3.4). Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zellen

skala

der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu folgenden

❚ Eine defekte Baugruppe im Reaktorschutz-

system führte zu einer Unverfügbarkeit einer

zusammenfassenden Beurteilungen:

Frischdampf-Abblasestation. Bewertungsgegenstand

Anforderungen Betriebs-

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

Mensch &

Ziele

Organisation

A

Ebene 1

Sicherheitsebenen

Betriebsgeschehen

Auslegungs-

Ebene 2

A

V

eines Reaktorschutzkriteriums ist auch für die Ebene 3 von Bedeutung.

N

A

V

Ebene 4

V

V

A

V

N

N

N

Barrieren

Integrität der

N

Brennelemente

Containments

V

ebenen- oder barrierenübergreifende Bedeutung

❚ Die unter Ebene 2 genannte falsche Einstellung

Ebene 4, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs­ skala ❚ Eine fehlerhafte Armaturenstellung führte zu

N

N

einer Unverfügbarkeit der gefilterten Contain-

V

A

N

ment-Druckentlastungsfunktion.

N

N

N

Primärkreises Integrität des

mers.Überdrucken kontrollieren!

N

A

Integrität des

kam es zum Ausfall eines rotierenden Umfor-

N

Ebene 3

Ebene 5

❚ Wegen einer Störung an einem Drehzahlregler

Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung 2011 KKG: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

Integrität des Containments, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala ❚ Die unter Ebene 4 erwähnte fehlerhafte Arma-

turenstellung führte auch zu einer kurzfristigen Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder

Verletzung der Containment-Integrität.

noch

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

Inspektionsergebnisse,

Vorkommnisse

Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellen-

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

bewertungen begründet, die in die Kategorien

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

A (Abweichung) und höher gehören. Die aufge-

folgt aus:

führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 3.1 bis 3.7 ausführlicher behandelt. Die Mehr-

Bewertungsgegenstand

zahl der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele Ebene 1, Betriebs-Vorgaben: Kategorie A der

Kühlung der

❚ Unzureichende Vorgaben für den Umgang mit

Staubsaugern führten zu einer Staubfreisetzung bei Belagsarbeiten in der kontrollierten Zone und dadurch zum Ansprechen einer Brandmeldelinie, der Abschaltung der Abluftanlage im Bereich des Brennelementladebeckens und der Schliessung von Brandschutzklappen.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

Schutzziele

Kontrolle der Reaktivität

Brennelemente

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

A

Stoffe

Strahlenexposition schutzzielübergreifende schutzzielübergreifende Bedeutung

Überdrucken kontrollieren!

Mensch & Organisation

Einschluss radioaktiver

Begrenzung der

Betriebsgeschehen

Betriebs-

Ziele

von Bedeutung. ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Anforderungen Auslegungs-

N

A

V

N

A

N

A

A

V

N

N

N

N

A

N

Sicherheitsbewertung 2008 KKM: 2010 Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung KKG: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge

Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen.

53


3.9.2 Gesamtbewertung

gen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Ent-

Auslegungs-Vorgaben

sprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des

❚ Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben

Zustand und Verhalten der Anlage

che im Jahr 2011 aus Überprüfungen resul-

❚ Das

tierten, die das ENSI aufgrund des Unfalls von

eines

ENSI beurteilt die falsche Einstellung Reaktorschutzkriteriums,

die

kurzfris­

Fukushima angeordnet hatte. Überdies hat das

tigen Unverfügbarkeiten einer Frischdampf-

ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen

Abblasesta­tion, eines rotierenden Umformers

herangezogen

und des Containment-Druckentlastungssystems

und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich

sowie die kurzfristige Verletzung der Contain-

Sicherheitsüberprüfung

PSÜ

Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separa-

ment-Integrität als Abweichungen mit einer

tion und Robustheit gegen auslösende Ereig-

geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit.

nisse bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben

Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit

des KKG die Minimalanforderungen und den

des KKG hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als gut.

Stand ausländischer Anlagen desselben Typs

Zustand und Verhalten von Mensch und Organi-

übertreffen, bewertet das ENSI die Sicherheit

sation

des KKG hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als

❚ Da keine Bewertungen der Kategorien A und

gut.

54

KKG hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als gut.

hat das ENSI Erkenntnisse berücksichtigt, wel-

höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher-

Betriebs-Vorgaben

heit des KKG hinsichtlich Zustand und Verhalten

❚ Das ENSI beurteilt die unzureichenden Vorgaben

von Mensch und Organisation als hoch.

für den Umgang mit Staubsaugern in der kon-

Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit

trollierten Zone als Abweichung mit einer gerin-

vollumfänglich gewährleistet.

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Blick auf das Kernkraftwerk Leibstadt. Foto: KKL

4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick

Im Revisionsstillstand wurden mehrere Anlageän-

Das Betriebsjahr 2011 war im Kernkraftwerk Leib-

derungen zur weiteren Verbesserung der Anlage

stadt (KKL) durch einen weitgehend ungestörten

umgesetzt. Ein wesentlicher Teil der Ertüchti-

Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest, dass das

gungsmassnahmen betraf den erst 2010 ausge-

KKL die bewilligten Betriebsbedingungen immer

tauschten Blocktransformator: Bei einem der drei

eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die Sicherheit

Transformatorpole wurden seit längerem Anzei-

des KKL im Jahr 2011 hinsichtlich Auslegungs-Vor-

chen eines Defektes (Gasbildung im Öl) fest-

gaben als hoch, hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als

gestellt. Er wurde deshalb 2011 durch einen

gut, hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage

Reserve­transformatorpol ersetzt. Bei der Unter-

als gut sowie hinsichtlich Zustand und Verhalten

suchung

von Mensch und Organisation als gut.

pols wurde ein Fabrikationsfehler im Bereich der

Das KKL ist eine Siedewasserreaktor-Anlage. Es

Oberspannungsausleitung

nahm seinen kommerziellen Betrieb im Jahr 1984

die Ursache für die elektrischen Teilentladungen

des

ausgetauschten

Transformator-

gefunden,

welcher

auf. Die elektrische Nettoleistung beträgt 1190

und die damit verbundene Gasbildung im Trans-

MW. Weitere Daten sind in den Tabellen 1 und

formatoröl war. Vorsichtshalber hat das KKL bei

2 des Anhangs zu finden. Die Figur 7b zeigt das

allen Transformatorpolen des Blocktrafos die nöti-

Funktionsschema einer Siedewasserreaktor-Anlage.

gen Instandsetzungsmassnahmen vorgenommen.

Im abgelaufenen Betriebszyklus traten – wie

Damit konnte die Fehlerursache behoben und

bereits in den vorangegangenen sechs Zyklen –

die Betriebsbereitschaft des Blocktransformators

keine Schäden an Brennelementen auf.

erstellt werden.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

55


Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverord-

Am 24. Februar 2011 kam es zu einer automa-

nung für beruflich strahlenexponierte Personen

tischen Abschaltung der Turbine (siehe unten).

wurde stets eingehalten.

­Diese ungeplante Lastreduktion machte am ­

Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umge-

­26. Februar 2011 eine Anpassung des Steuerstab­

bung lagen deutlich unter den behördlich fest-

musters erforderlich.

gelegten Grenzwerten. Die dadurch verursachten

Am 18. April 2011 kam es zu einem unerwar-

zusätzlichen Strahlendosen für die Bevölkerung

teten Anstieg des Kontaminationspegels im

sind verglichen mit der natürlichen Strahlenexpo-

Maschinenhaus. Ursache war eine Leckage an

sition unbedeutend.

einer

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im

Entwässerungs­leitung (siehe unten). Um die Repa-

Flanschverbindung

einer

Frischdampf-

mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen

ratur durch­zuführen, wurden am 28. April 2011

Niveau.

die Reaktorleistung auf ca. 25 Prozent abgesenkt,

Das ENSI führte in allen Fachgebieten 85 Inspek-

die Turbine abgestellt und der Generator vom Netz

tionen durch. Wo erforderlich, verlangte das ENSI

getrennt. Nach der Reparatur wurde die Anlage

Verbesserungsmassnahmen

wieder ans Netz geschaltet und im Laufe des

und

überwachte

deren Umsetzung.

nächsten Tages auf Volllast gefahren. Infolge die-

Acht Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und

ser Lastreduktion wurde am 30. April 2011 wiede-

ein Pikettingenieur bestanden ihre Zulassungsprü-

rum eine Anpassung des Steuerstabmusters erfor-

fung.

derlich. Während der Sommermonate musste die Reaktorleistung infolge der hohen Umgebungstempera-

4.2 Betriebsgeschehen

turen an einigen Tagen um bis zu 14 % reduziert

Das KKL verzeichnete in seinem 27. Betriebsjahr

Am 3. August 2011 wurde die Anlage planmäs-

eine Arbeitsausnutzung von 91,1 % und eine Zeit-

sig zum Revisionsstillstand abgefahren. Nachdem

verfügbarkeit von 92,4 %. Die Zeitverfügbarkeit

alle geplanten Arbeiten der Jahreshauptrevision

werden.

und die Arbeitsausnutzung der letzten 10 Jahre

und die erforderlichen Funktionstests erfolgreich

sind im Anhang in Figur 1 dargestellt.

abgeschlossen waren, wurde am 22. August 2011

Im Rahmen der Systemdienstleistung «Netzrege-

mit dem ersten Teil des Anfahrprogramms begon-

lung Tertiär Minus» wurde die elektrische Leistung

nen. Ungeplante Instandsetzungsmassnahmen an

der Anlage mehrmals vorübergehend um bis zu

den Polen des Blocktranformators führten aber

100 MW reduziert. Die Anlage wurde jeweils am

zu einer Verlängerung der Revision um mehrere

gleichen Tag wieder auf Volllast gefahren.

Tage. Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde das

BrennelementLagerbecken. Foto: KKL

56

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Anfahren der Gesamtanlage weitergeführt. Am

leistung auf 67% durch Einschiessen von Steuer-

30. August 2011 konnten der Reaktor endgültig

stäben und Verminderung des Kerndurchflusses.

in Betrieb genommen und der Generator mit dem

Anschliessend reduzierte das Betriebspersonal

Netz synchronisiert werden. Die volle elektrische

gemäss Störfallanweisung die Reaktorleistung

Leis­tung wurde am 2. September 2011 erreicht.

auf 22%. Während des Betriebs mit reduzierter

Zwecks Behebung einer Dampfleckage infolge

Leistung kam es zur kurzzeitigen Kavitation in

­einer defekten Dichtung an der Heizdampfleitung

den Speisewasserpumpen, zu einer Leckage im

eines Zwischenüberhitzers wurde die Reaktor-

Bereich der Frischdampfleitungsentwässerung

­l­eis­tung am 12. Oktober 2011 für 4 Stunden auf

und zu Schwingungen der Reaktorleistung. Das

15 % reduziert.

Ereignis führte aber zu keinen Anforderungen

Darüber hinaus waren keine weiteren störungs-

von Schutzsystemen und zu keinen sicherheits-

bedingten Leistungsreduktionen und auch kein

relevanten Einschränkungen.

unvorhergesehenes Abfahren der Anlage zu ver-

❚ Beim Hochfahren der Anlage nach der Turbinen-

zeichnen.

abschaltung am 24. Februar 2011 (siehe oben)

Zur Verbesserung des Wirkungsgrads der Anlage

stand wegen eines defekten Öldruck-Mano-

hat das KKL im Jahr 2010 mehrere Anlageände-

staten weiterhin ein Alarm an, welcher auf eine

rungen vorgenommen. Der für 2011 geplante

Offenstellung der Turbinenbypassventile hinwies,

Austausch des Generators gegen einen mit

obwohl diese aber ordnungsgemäss geschlos-

höherer Leistung konnte nicht vorgenommen wer-

sen waren. Zur Sicherstellung des Reaktor-

den, da bei Testläufen Mängel festgestellt worden

schutz-Auslösesignals im Reaktorschutzkanal A

waren. Bei tiefen Aussentemperaturen könnte

wurde durch einen leittechnischen Eingriff das

mehr elektrische Leistung erzeugt werden als der

Signal «Bypassversagen» dauernd aufgeschaltet,

bestehende Generator liefern kann. Bei Erreichen

so wie dies in der Technischen Spezifikation vor-

der maximal zulässigen Generatorleistung wird

gesehen ist. Damit wäre bei einem Lastabwurf

die thermische Reaktorleistung reduziert. Diese

oder Turbinentrip mit echtem Bypassversagen

Fahrweise soll bis zum Austausch des Generators

sofort 1-kanalig eine Reaktorschnellabschaltung

beibehalten werden.

ausgelöst worden. Der defekte Manostat wurde

Im Berichtsjahr waren elf meldepflichtige Vor-

im Revisionsstillstand 2011 ausgewechselt.

kommnisse zu verzeichnen. Alle wurden der

❚ Bei einem regelmässig durchzuführenden Test

Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES

der Drywell-Isolationsventile des Systems zur

zugeteilt. Für die systematische Sicherheitsbewer-

Entnahme von Proben aus dem Reaktorum-

tung wird auf Kap. 4.8 verwiesen, für die risiko-

wälzsystem wurde am 15. März 2011 bei zwei

technische Beurteilung auf Kap. 10.1.

in Serie angebrachten Armaturen eine innere

❚ Bei einem Funktionstest des Hochdruck-Kern-

Undicht­heit der Armaturenventilsitze festge-

sprühsystems am 6. Januar 2011 wurde ein

stellt, wodurch die Isolationsfunktion der Arma-

dünner Wasserstrahl festgestellt. Dieser trat aus

turen in der Probenahmeleitung bei automa-

einer Schweissnaht einer zu einem Sicherheits-

tischer Anforderung nicht mehr vollumfänglich

ventil führenden Kleinleitung aus. Der Funkti-

gewährleis­tet gewesen wäre. Als Sofortmass-

onstest wurde abgebrochen und das betroffene

nahme wurde die betroffene Durchdringung

Stück der Kleinleitung innerhalb der gemäss

durch Schliessen von zwei in Serie angebrachten

Technischer Spezifikation zulässigen Zeit für die

Handventilen

Nichtverfügbarkeit des Hochdruck-Kernsprüh-

erfolgte in der Jahreshauptrevision 2011.

isoliert.

Die

Instandsetzung

systems ersetzt. Das KKL führte vertiefte Abklä-

❚ Am 29. März 2011 kam es wegen eines feh-

rungen zum Langzeitverhalten von Schweiss­

lerhaften Netzgeräts zu einem Ausfall des Steu-

nähten an Kleinleitungen durch. Massnahmen

erstab-Steuer- und Informationssystems. Nach

daraus werden 2012 definiert und umgesetzt.

dem Rücksetzen der Störung im betroffenen

❚ Am 24. Februar 2011 führte ein defekter Wider-

Leittechnikschrank durch einen Leittechniker

stand auf einer Elektronikkarte zum Ausfall einer

wurden die Funktion des Systems erfolgreich

Baugruppe des Turbinenregelsystems. Dadurch

überprüft und eine vertiefte Ursachenabklärung

fuhren die Regelklappen der Niederdrucktur-

eingeleitet. Nach einem erneuten Ansprechen

binen langsam zu. Die Anlage reagierte ausle-

des Alarms am 30. März 2011 wurde das defekte

gungsgemäss mit einer Turbinenabschaltung

Netzgerät als Ursache der Störung erkannt. Das

und einer automatischen Reduktion der Reaktor-

Gerät wurde ausgetauscht. Die sicherheitsrele-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

57


vante Schnellabschaltfunktion der Steuerstäbe

sich zur kontrollierten Zone gehörende Räume

durch das Reaktorschutzsystem ist unabhängig

mit Komponenten des Nachwärmeabfuhrsys­

vom Steuerstab-Steuer- und Informationssys­tem

tems, in denen eine erhöhte Ortsdosisleistung

und wurde durch die Störung nicht beeinträch-

herrscht. Als Sofortmassnahme wurden die Not-

tigt.

tet, dass das persönliche Dosimeter zu tragen ist.

teten Anstieg des Kontaminationspegels im

Systematische Messungen der Ortsdosisleistung

Maschinenhaus. Ursache war eine Leckage an

in den Notsteuerstellen zeigten keine weiteren

einem Blindflansch einer Frischdampf-Entwäs-

Stellen mit unzulässiger Ortsdosisleistung. In der

serungsleitung. Der Anstieg des Kontamina-

Folge wurde die Zone 0 auf die direkt betrof-

tionspegels machte eine Höherstufung eines

fenen, kleinräumigen Bereiche verkleinert. Ursa-

grösseren Teils des Maschinenhauses von Zone

che für die erhöhte Ortsdosisleistung sind die

I auf Zone IV erforderlich. Die Abgaben radioak-

ungenügende Abschirmwirkung der Brandab-

tiver Stoffe über die Abluft an die Umwelt lagen

schottungen der Kabeldurchführungen und der

weit unter den massgeblichen Grenzwerten. Zur

Wand im betroffenen Bereich der Gebäudefuge.

Behebung der Leckage wurden die Reaktorleis­

Die verkleinerte Zone 0 bleibt bis zur Umsetzung

tung auf 25% reduziert und der Generator vom

der geplanten baulichen Verbesserungsmass-

Netz getrennt. Nach Abdichtung der Leckage

nahmen bestehen.

konnte der betroffene Bereich mehrheitlich von

❚ Bei der zweiwöchentlichen Ventilprüfung vom

Zone IV auf Zone I zurückgestuft werden, die

29. Oktober 2011 schaltete einer von vier Druck-

nähere Umgebung auf Zone II. Im Revisions-

schaltern zur Regelöldrucküberwachung der

stillstand wurde die Ursache genauer analysiert.

Bypassregelventile bei deren Schliessen nicht

Die betroffene Dichtung wurde durch eine aus

ordnungsgemäss zurück. Trotz Erreichen des

einem besser geeigneten Material ersetzt (siehe

Schaltpunkts sprach der Druckschalter nicht

Kap. 4.3.1). Die Zone II wurde aufgehoben.

an. Zur Sicherstellung des Reaktorschutz-Aus-

❚ Während des Revisionsstillstands wurden im

lösesignals im Reaktorschutzkanal A wurde

Brennelementlager Brennstablängenmessungen

durch einen leittechnischen Eingriff das Signal

und visuelle Inspektionen durchgeführt. Dafür

«Bypassversagen» dauernd aufgeschaltet, so

mussten Teilbündel aus dem Brennelementkas­

wie dies in der Technischen Spezifikation vor-

ten gezogen werden. Beim Wiedereinbau eines

gesehen ist. Damit würde bei einem Lastab-

solchen Teilbündels in den Brennelementkas­

wurf oder Turbinentrip mit echtem Bypassver-

ten am 8. August 2011 wurden trotz Anwen-

sagen sofort 1-kanalig eine Reaktorschnellab-

dung eines Einfahrtrichters zwei Abstandshalter

schaltung ausgelöst. Der Druckschalter wird im

beschädigt. Daher konnte das betroffene Brenn­

Revisionsstillstand 2012 ausgewechselt. Ein ana-

element nicht wie vorgesehen für den neuen

loges Ereignis fand bereits am 25. Februar 2011

Betriebszyklus im Reaktor eingesetzt werden.

statt (siehe oben). Auch damals war der gleiche

Ein Ersatzbrennelement wurde bestimmt, und

Druckschalter fehlerhaft und wurde deshalb im

entsprechende Anpassungen an der Kernausle-

Revisionsstillstand ersetzt. Nach dem Wieder-

gung wurden vorgenommen.

anfahren verliefen vier Ventilprüfungen ohne

❚ Am 5. September 2011 wurde in drei Bereichen

58

steuerstellen als Zone 0 deklariert. Dies bedeu-

❚ Am 18. April 2011 kam es zu einem unerwar-

Befund, bis es am 29. Oktober 2011 zum Ausfall

der Notsteuerstellen eine Überschreitung des

des Schalters kam. Eine vertiefte Ursachenabklä-

gemäss Art. 59 Abs. 2 StSV massgeblichen Grenz-

rung ist für den Revisionsstillstand 2012 vorge-

wertes von 0,0025 mSv/h für die Ortsdosisleis­

sehen. Weitere Massnahmen werden aufgrund

tung an selten begangenen Orten ausserhalb

der Ergebnisse definiert.

kontrollierter Zonen gemessen. Der höchste

❚ Bei der Durchführung des zweimonatlichen

Wert von 0,01 mSv/h wurde an einer Gebäude-

Funktionstests eines der beiden Notabluftsys­

fuge an der Wand zum Reaktorgebäude gemes-

teme am 28. Oktober 2011 wurde festgestellt,

sen. In diesem Bereich verlaufen Rohrleitungen

dass der Druckabfall über einem der drei Aktiv-

des Nachwärmeabfuhrsystems, in denen sich

kohlefilter zu tief war. Die Ursache lag in einem

während des Betriebs radioaktive Partikel abla-

vertikalen Riss von ca. 20 cm Länge im feinma-

gern. An vier Kabeldurchführungen wurden

schigen Drahtnetz, welches die Integrität des

0,0035 mSv/h gemessen. Auf der anderen Seite

Aktivkohlefilters gewährleistet. Aus der Schad-

der betroffenen Kabeldurchführungen befinden

stelle war Aktivkohle in den Zwischenraum zwi-

ENSI Aufsichtsbericht 2011


schen Schwebstoff- und Aktivkohlefilter ausgetreten. Die verringerte Aktivkohlemenge reduzierte den Strömungswiderstand, was sich im verminderten Druckabfall über dem Aktivkohlefilter manifestierte. Aktivkohle wurde nachgefüllt und das Drahtnetz instand gesetzt. Da die Beschädigung des Drahtnetzes höchstwahrscheinlich beim Füllen des Filters mit Aktivkohle erfolgte, wurde das Vorgehen in einer speziellen Arbeitsanweisung festgelegt und die Methode des Verdichtens der Aktivkohle mittels Stabrüttlers überprüft. ❚ Die Störfallrechnungen «Extended Analysis of

Fast Transients» wurden im Jahr 2011 unter Verwendung neuer Erkenntnisse bezüglich der Schliesszeiten der Turbineneinlass- und -regelventile erneut vorgenommen. Die aktuelle Analyse zeigte, dass im Teillastbereich durch Verwendung eines nicht konservativen Eingabewertes eine falsche thermische Limite für den Abstand zur Siedeübergangsleistung einge-

1800 kg Natriumhypochlorit bei geschlossener

stellt worden war. Es kam aber zu keiner Grenz-

Ab­flut dem Kühlwasser zudosiert. Nach einem

wertverletzung, da der Reaktor mit einer aus-

Unterbruch von einem Tag erfolgte am 30. Juni

reichenden Sicherheitsmarge betrieben wurde.

2011 der zweite Schritt mit der Zugabe von

Die Herabsetzung der mit dem Kernüberwa-

2100 kg Tetrakis(hydroxymethyl)-phosphoniumsul-

chungssystem überwachten thermischen Limite

fat (THPS), einem nicht-oxidierenden Biozid, eben-

und ihrer Alarmauslösung als Sofortmassnahme

falls bei geschlossener Abflut. Nach der Behand-

war geeignet, die Einhaltung des tatsächlichen

lung wurden die Biozide chemisch in unbedenk-

Grenzwerts zu gewährleisten. Das KKL hat dem

lichere Stoffe umgewandelt und über etwa eine

ENSI darzulegen, welche Massnahmen zur ver-

Woche verteilt mit dem Kühlwasser in den Rhein

tieften Überprüfung der Analyseinputparame-

abgegeben. Die Toxizität des eingeleiteten Wassers

ter und Randbedingungen in der Kernüberwa-

wurde mit Leuchtbakterientests überwacht. Weder

chung aus dem Vorkommnis abgeleitet wurden. Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der

im Rheinwasser noch im eingeleiteten Wasser konnte eine Toxizität beobachtet werden.

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

Im Juli und August 2011 wurde die routinemäs-

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflichti-

sige, stossweise Zugabe von Wasserstoffperoxid

gen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

bis zur Jahresrevision fortgesetzt. Die Kühlturm-

Tabelle 4.

tasse und das Hauptkühlwassersystem wurden

Legionellen

ablagerungen in der Tasse, den Wasserkammern

in der Revision komplett entleert. Die Schlamm­ Im Hauptkühlwassersystem des KKL wurden im

und in den Rohrleitungen wurden entfernt. Nach

Herbst 2010 Bakterien des Typs legionella pneu-

dem Füllen des Hauptkühlwassersys­tems und

mophila festgestellt. Die Werte im Wasser der

beim Anfahren der Anlage nach der Jahresrevision

Kühlturmtasse lagen wiederholt um die 100 000

erfolgten mehrere, erhöhte Wasserstoffperoxidzu-

KBE/ℓ (Koloniebildende Einheiten pro Liter Was-

gaben von je 300 bis 600 kg.

ser). Legionellen sind die Verursacher der unter

Die Massnahmen wirkten aber nur kurzfristig.

Umständen

In

Mehrfach wurde im Herbst 2011 bei den wöchent-

regelmässigen Abständen wurden die Mitarbei-

tödlichen

Legionärskrankheit.

lichen Analysen des Hauptkühlwassers Konzen-

tenden des KKL über den Zustand des Hauptkühl-

trationen von Legionella pneumophila über dem

wassers und über die notwendigen Schutzmass-

Richtwert von 10 000 KBE/ℓ nachgewiesen. Das

nahmen informiert.

KKL stellte daher im Oktober 2011 einen Freigabe-

Die Legionellenbekämpfung erfolgte in zwei

antrag für den regelmässigen Einsatz von Natrium-

Schritten. Am 28. Juni 2011 wurden insgesamt

hypochlorit für die Bekämpfung von Legionellen.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

59

Zugang zur kontrollierten Zone. Foto: KKL


4.3 Anlagetechnik

einen Nachweis, dass die Strukturintegrität für das hydrostatische Lager an beiden Umwälz-

4.3.1 Revisionsarbeiten

pumpen auch unter Berücksichtigung des pro-

Während des Revisionsstillstands vom 3. bis 30.

gressiv

verlaufenden

Verschleissfortschritts

August 2011 wurden geplante Instandhaltungs-

gegeben ist und ein Versagen der hydrosta-

massnahmen wie Inspektionen an mechanischen

tischen Lager im nächsten Betriebszyklus ausge-

und elektrischen Einrichtungen, zerstörungsfreie

schlossen werden kann. Das KKL hatte zudem

Werkstoffprüfungen sowie wiederkehrende Funk-

geeignete Überwachungsmassnahmen zu tref-

tionsprüfungen und Begehungen an Komponen-

fen, die gewährleisten, dass ein Versagen der

ten und Systemen durchgeführt. Die Arbeiten

hydrostatischen Lager frühzeitig erkannt würde.

konnten unter radiologisch günstigen Bedin-

❚ Die Schweissnaht-Stossstellen des Druckluftbe-

gungen vorgenommen werden, da während des

hälters zum Antrieb eines Frischdampfisolati-

vorhergehenden Betriebszyklus keine Brennele-

onsventils wurden versuchsweise mit Ultraschall

mentschäden aufgetreten waren.

geprüft. Ein Vergleich der Ultraschallresultate

An den mechanischen Anlageteilen wurden eine

mit den Resultaten von früheren Durchstrah-

Reihe von Prüfungen und Instandhaltungsarbeiten

lungsprüfungen zeigte keine Übereinstimmung.

durchgeführt. Nachfolgend werden davon einige

Da bei früheren Durchstrahlungsprüfungen an

der sicherheitstechnisch wichtigen erläutert:

Druckluftbehältern dieser Art unzulässige Anzei-

❚ An beiden Umwälzpumpen des Reaktorwas-

gen von Herstellungsfehlern detektiert worden

ser-Umwälzsystems fand neben anderen Unter-

waren, liegt eine Abweichung von der Bauvor-

suchungen auch eine weitere Überprüfung der

schrift vor. Das ENSI forderte daher die Einrei-

2004 ausgeführten Reparatur am hydrosta-

chung eines Konzepts, wie die Abweichung von

tischen Lager statt. Die Tiefe der umlaufenden

der Bauvorschrift bei diesen Druckluftbehältern

Erosionsrinne hatte seit der letzten Prüfung

behoben werden kann. Das KKL hat sich in der

2010 weiter progressiv zugenommen. An bei-

Folge entschieden, diese Druckluftbehälter zu

den Pumpen müssen deshalb im Revisionsstill-

ersetzen.

stand 2012 Instandsetzungen vorgenommen

❚ Als Ursache für die im letzten Zyklus erhöhte

werden. Der bisherige Verschleissabtrag liegt

Leckagerate im Drywell wurde eine undichte

noch im zulässigen Bereich. Das ENSI forderte

Flanschverbindung an einem T-Stück für die RDB-

Führung auf dem Kraftwerksareal. Foto: KKL

60

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Deckelsprühleitung auf dem RDB-Deckel ermit-

Instandhaltungsarbeiten inklusive Funktionsprü-

telt und repariert. Dichtflächen und Schweiss-

fungen durchgeführt. Die wichtigsten Arbeiten

nähte in der Umgebung der Leckagestelle wur-

sind im Folgenden zusammengefasst:

den mit Oberflächenrissprüfungen und visuellen

❚ Im Revisionsstillstand 2010 war der Zustand

Methoden geprüft. Die Leckage hatte nur eine

diverser Kabel im Bereich der Vorwärmer, des

geringe Auswirkung auf die nukleare Sicherheit.

Speisewasserbehälters und im Dampftunnel

Das Instandhaltungsintervall für die betroffene

beanstandet worden. Diese Kabel wurden nun

Flanschdichtung wurde verkürzt.

ersetzt. Zudem wurden weitere Kabel bestimmt,

❚ Im April 2011 musste die Turbine aufgrund einer

Dampfleitungsleckage an einer Flanschverbin-

die in den kommenden Revisionen zu ersetzen sind.

dung einer Frischdampf-Entwässerungsleitung

❚ Der Generator wurde einer visuellen Kontrolle

vom Netz getrennt werden (siehe Kap. 4.2). Zur

unterzogen. Diese ergab keine Befunde. Der

Reparatur wurde eine Schelle gesetzt. Im Revisi-

Generator und die zugehörigen Hilfssysteme

onsstillstand 2011 wurde diese Schelle entfernt

sind in einem funktionstüchtigen Zustand.

und eine Ursachenabklärung durchgeführt. Es

❚ Ein Blocktransformatorpol musste wegen eines

stellte sich heraus, dass die Undichtigkeit des

seit Längerem bekannten Defektes durch den

Flansches durch eine falsche Werkstoffauswahl

Reservetransformatorpol ersetzt werden. Bei

der Dichtung verursacht worden war. Bei hohen

der Untersuchung des ausgetauschten Trans-

Temperaturen härtet das Basismaterial der bis-

formatorpols wurde ein Fabrikationsfehler im

her eingesetzten Dichtung aus und die Rückfe-

Bereich der Oberspannungsausleitung gefun-

derrate sinkt stark ab. Die Undichtheit wurde

den, welcher die Ursache für die elektrischen

durch den Einbau einer Dichtung mit besseren

Teilentladungen und die damit verbundene Gas-

Eigenschaften beseitigt. Zusätzlich wurden die

bildung im Transformatoröl war. Die darauffol-

Dehnhülsen entfernt und die Flansche mit kür-

gende Kontrolle der andern Pole zeigte eben-

zeren Schrauben und einem höheren Anzugs-

falls Mängel in diesem Bereich. Auch hier wur-

drehmoment montiert, damit durch die auftre-

den die nötigen Instandsetzungsmassnahmen

tenden Setzungen der Dichtung keine Undich-

vorgenommen. Damit wurde die Fehlerursache

tigkeiten entstehen können. Die Nachweise für

behoben. Der Revisionsstillstand 2011 dauerte

die unter den erhöhten Vorspannungen ausreichende Fes­tigkeit der Bauteile wurden erbracht.

aus diesem Grund länger als geplant. ❚ Bei den Mittelspannungsanlagen sind neben

❚ Bei jeder Revisionsabstellung werden ausge-

den planmässig ausgeführten Schalterrevisionen,

wählte Einbauten des RDB einer visuellen Prü-

der altersbedingte Austausch von Zubehörteilen

fung unterzogen. Mit Unterwasser-Kamera-

sowie Modifikationen für den zukünftigen Ein-

systemen werden Schweissnähte und Einbauten

bau von SF6-Schaltern vorgenommen worden.

auf Defekte untersucht. In diesem Jahr wur-

❚ Im Bereich der Gleichstromanlagen und sicheren

den insbesondere die Wasserstrahlpumpen und

Versorgung wurden drei Batterien altersbedingt

der Dampftrockner inspiziert. Die RDB-Boden-

durch neue ersetzt. Zur Verbesserung der Perso-

kalotte wurde mit einem qualifizierten mecha-

nensicherheit sind in allen Batterieräumen anti-

nischen Kamerasystem von aussen überprüft. Es wurden keine bewertungspflichtigen Befunde gefunden. ❚ Im nuklearen Dampfsystem wurden sämtliche

statische Bodenbeläge eingebaut worden. ❚ Im

leittechnischen

Anlagebereich

wurden

diverse Kontrollen und Kalibrierungen zur Aufrechterhaltung einer hohen Systemzuverlässig-

16 Sicherheits- und Abblaseventile auf ihre Funk-

keit durchgeführt. Zahlreiche Relais des Reak-

tion überprüft. Die Prüfungen ergaben keinen

torschutzsystems wurden vorsorglich ersetzt. Im

Befund. ❚ Die Gleitlager des Frischdampfrohrleitungssys­

Neutronenflussmesssystem wurden ein Detektor und sein Antrieb ersetzt.

tems wurden einer ausführlichen Inspektion

❚ Im Reaktorschutzsystem wurden hydraulische

unterzogen. Insgesamt wurden vier Gleitlager

Steuereinheiten revidiert. Bei 20 dieser Steuer-

wegen nicht ordnungsgemässem Zustand aus-

einheiten wurden die Scram-Vorsteuerventile

getauscht. Die Befunde werden analysiert. Die

präventiv ersetzt. Ausserdem wurden die elekt­

Rohrleitungen zeigten keine Schäden.

ronischen Baugruppen von zwei Transmittern,

Im Revisionsstillstand 2011 wurden an den leit-

ein fehlerhaftes Relais sowie ein fehlerhafter

technischen und starkstromtechnischen Anlagen

Endschalter eines Ventils ersetzt.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

61


4.3.2 Anlageänderungen

und Verhaltens der Anlage aufgeschaltet. Dies

Im Berichtsjahr wurden mehrere Änderungen zur

erleichtert im Kommandoraum die Bedienung

weiteren Verbesserung der Anlage umgesetzt.

der Anlage und trägt so zum sicheren Anlagen-

Nennenswert sind:

betrieb bei.

❚ Das

Reaktorwasser-Reinigungssystem

wurde

auswirkt. Damit wird auch die Einsatzzeit der Fil-

4.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

ter verlängert.

Im Berichtszeitraum traten keine Brennelement-

verbessert, was sich positiv auf die Filterleistung

❚ Das Überwachungssystem für Aerosole, Edel-

schäden auf, so dass die Integrität der ersten Bar-

gase und Iod im Containment, welches zum

riere zum Schutz gegen den Austritt radioaktiver

Schutz vor Inhalation radioaktiver Stoffe dient,

Stoffe gewährleistet war.

soll durch ein modernes System ersetzt werden.

Für den Brennstoffzyklus 28 (2011/2012) wurden

Im Revisionsstillstand 2011 wurden dazu Vorbe-

136 frische Brennelemente eingesetzt, 92 vom

reitungsarbeiten durchgeführt.

Typ SVEA-96 Optima2 und 44 vom Typ ATRIUM

❚ Im Jahr 2004 wurden an den Saugsieben der

10XM. Der Reaktorkern enthält aktuell 394 Brenn-

Hauptkondensatpumpen feine Haarrisse ent-

elemente vom Typ ATRIUM 10XM-, 246 vom Typ

deckt. Die Siebe wurden daraufhin durch neue,

SVEA-96 Optima2-, eines vom Typ ATRIUM 10XP-

verstärkte Siebe ersetzt, welche aber einen leicht

und sieben vom Typ SVEA-96 Optima3. Das ENSI

höheren Druckverlust aufwiesen. An einer der

hat sich davon überzeugt, dass das KKL nur frische

drei Pumpen wurde deshalb in der Folge probe-

Brennelemente einsetzt, die den Qualitätsanforde-

weise eine verbesserte Konstruktion eingesetzt,

rungen für einen sicheren Betrieb entsprechen. Für

welche sich bewährt hat. Im Revisionsstillstand

den Zyklus 28 wurden keine neuen Steuerstäbe

2011 wurde diese Konstruktion auch an den bei-

eingesetzt. Es wurden auch keine Steuerstäbe im

den anderen Pumpen eingebaut.

Reaktorkern umgesetzt.

❚ Für die Einlagerung von aktiven Komponenten

Schwerpunkte der diesjährigen Brennelementin-

soll auf der Ostseite des Maschinenhauses ein

spektion waren die Messungen von Kastenver-

Zwischenlagergebäude gebaut werden (Projekt

biegungen und die Überprüfung des Zustands

ZENT). Im geplanten Baufeld stand ein Zusatz-

von Vorläuferbrennelementen der Typen ATRIUM

wassertank, der entfernt werden musste. Wäh-

10XM- und SVEA-96 Optima3. Die Werte der Kas­

rend der Jahresrevision wurden als Ersatz zwei

tenverbiegung lagen im erwarteten Bereich und

neue Behälter an einem andern Standort zuge-

bestätigen damit das verwendete Modell für die

schaltet. Weiter musste die Station, welche

Vorausberechnung. Es wurden keine Schwer-

den Generator mit dem zur Kühlung benötig­

gängigkeiten von Steuerstäben festgestellt. Der

ten Wasserstoff versorgt, örtlich versetzt wer-

Zustand der Vorläuferbrennelemente war ausle-

den. Damit wurden wichtige Voraussetzungen

gungsgemäss. Das KKL ist gemäss dem langfris­

für die Erstellung des neuen Zwischenlager­

tigen Inspektionsprogramm vorgegangen. Es erga-

gebäudes erfüllt.

ben sich keine Hinweise, dass die Einhaltung der

Im Revisionsstillstand wurden an den elektrischen

Schutzziele «Kühlung der Brennelemente» und

und leittechnischen Ausrüstungen insgesamt 25

«Einschluss radioaktiver Stoffe» nicht gewährleis­

Anlageänderungen vorgenommen. Eine Vielzahl

tet ist.

dieser Änderungen waren Vorarbeiten, welche in

Beim Einbau des inspizierten Teilbündels eines

während des Normalbetriebs nicht zugänglichen

Brennelements vom Typ SVEA-96 Optima3 in den

Bereichen durchgeführt wurden. Diese Anlageän-

Brennelementkasten wurden zwei Abstandhalter

derungen können nun während des Leistungsbe-

verbogen (vgl. Kap. 4.2). Das betroffene Brenn­

triebs weitergeführt und abgeschlossen werden.

element wurde daher in Zyklus 28 nicht einge-

❚ Die Neutronenflussmesssysteme für den Anfahr-

setzt. Die Analyse der Ursache dauert noch an. Das

62

und Zwischenbereich sollen mittelfristig durch

ENSI wird über die Ergebnisse informiert. Das Vor-

eine Weitbereichsinstrumentierung ersetzt wer-

kommnis hat deshalb für den 28. Betriebszyklus

den. Im Revisionsstillstand 2011 wurden Vorbe-

keine sicherheitstechnische Relevanz.

reitungsarbeiten ausgeführt und beispielsweise

Durch die 2008 begonnene Wasserstoff- und Pla-

Schrankverbindungen und Kabelzüge erstellt.

tineinspeisung wurde das elektrochemische Korro-

❚ Im Anlageinformationssystem wurden zahlreiche

sionspotenzial erwartungsgemäss abgesenkt. Die

neue Signale zur Beschreibung des Zustands

wasserchemischen Daten liefern keine Hinweise

ENSI Aufsichtsbericht 2011


auf Auswirkungen auf die Brennelemente, die

vom 5. Mai 2011 den folgenden verbesserungsbe-

deren Einsetzbarkeit in Frage stellen.

dürftigen Punkt:

Wie im Aufsichtsbericht 2010 dargestellt, waren

Im KKL sind die Messwertangaben zur Wasser-

im Jahr 2010 Risse an Steuerstäben des Typs

temperatur und zum Wasserstand der Brennele-

Marathon festgestellt worden. Diese wurden in

mentbecken nicht Teil der Störfallinstrumentie-

der Sicherheitsbewertung 2010 berücksichtigt. Im

rung. In den Notsteuerstellen und im Notstandleit-

Jahr 2011 identifizierte der Hersteller die Ursachen

stand fehlen Möglichkeiten zur Überwachung der

der bereits vor Ende der erwarteten Betriebsdauer

Brennelementbeckentemperatur und des Brenn­

aufgetretenen Risse. In erster Linie sind diese auf

elementbeckenfüllstands.

eine nicht konservative Auslegung der betrof-

Entsprechend verlangte das ENSI vom KKL bis zum

fenen Steuerstäbe zurückzuführen. Dieser Aspekt

31. August 2011 geeignete Lösungsansätze.

wird nun in der Sicherheitsbewertung 2011 abge-

Am 30. Juni 2011 reichte das KKL den geforderten

bildet und als Verbesserungsbedarf bewertet. Um

Nachweis der Beherrschung eines 10 000-jähr-

Steuerstabschäden in Zukunft früher erkennen zu

lichen Extremhochwassers ein. In seiner Stellung-

können, hat das KKL die Kernüberwachungsme-

nahme vom 31. August 2011 ist das ENSI zum

thoden durch eine Quantifizierung der Bor-Aus-

Ergebnis gekommen, dass das KKL den Nachweis

waschung und eine Heliummessung ergänzt.

unter den vom ENSI gesetzten Randbedingungen

Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern ausle-

erbracht hat.

gungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrie-

In Erfüllung der Verfügung vom 5. Mai 2011 hat

ben worden. Die Ergebnisse der reaktorphysika-

das KKL fristgerecht am 31. August 2011 die

lischen Messungen stimmten gut mit den Ergeb-

geplanten weiteren Nachrüstungen dargelegt.

nissen der Kernauslegungsberechnungen überein.

Die­se umfassen die Installation einer Temperatur-

Es kam zu keiner Überschreitung von thermischen

und Füllstandsmessung für das Brennelementbe-

Betriebsgrenzwerten.

cken mit Fernüberwachung dieser Messungen

4.3.4 Massnahmen nach Fukushima

stellen. Die Nachrüstung soll bis Ende 2013 abge-

im Hauptkommandoraum und in den NotsteuerWie im Kapitel 10.3 dargestellt, forderte das ENSI

schlossen sein. Das ENSI hat am 15. November

aufgrund des Unfalls von Fukushima bis zum 31.

2011 diese Massnahmen und den vom KKL vorge-

März 2011 einen ersten Bericht zu Fragen der

legten Zeitplan zu deren Umsetzung für angemes-

Auslegung bezüglich Erdbeben und Überflutung,

sen erachtet und das KKL aufgefordert, die erfor-

den das KKL fristgerecht einreichte. Aufgrund des

derlichen Antragsunterlagen einzureichen.

Berichts bezeichnete das ENSI in seiner Verfügung

Das KKL hat entsprechend der in Kapitel 10.3 Prozessbedienstation. Foto: KKL

ENSI Aufsichtsbericht 2011

63


erwähnten ENSI-Verfügung vom 1. Juni 2011 frist-

4.4 Strahlenschutz

gerecht am 31. Oktober 2011 einen Bericht zur Neubewertung der Sicherheitsmargen im Rahmen

Die während des Kalenderjahrs 2011 im KKL akku-

der EU-Stresstests vorgelegt. Das ENSI hat am 31.

mulierte Kollektivdosis war 1014 Pers.-mSv. Die

Dezember 2011 der EU einen nationalen Bericht

höchste registrierte Jahresindividualdosis betrug

eingereicht.

10,9 mSv. Alle Individualdosen lagen unter dem

Aufgrund der Erkenntnisse aus Fukushima führte

Dosisgrenzwert für beruflich strahlenexponierte

das ENSI im KKL zusätzliche Inspektionen durch:

Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden keine

Am 24. Mai 2011 bewertete das ENSI im Rah-

Personenkontaminationen festgestellt, die sich

men einer Inspektion die für Auslegungsstörfälle

nicht mit einfachen Mitteln entfernen liessen.

und auslegungsüberschreitende Störfälle getrof-

Inkorporationen von radioaktiven Stoffen ober-

fenen Vorsorgemassnahmen zur Kühlung des

halb der Triageschwelle gab es ebenfalls keine.

Brenn­elementbeckens. Einen Verbesserungsbe-

Die radiologischen Arbeitsbedingungen während

darf stellte das ENSI fest hinsichtlich der Vorgaben,

des Revisionsstillstands waren in der kontrollierte

wie bei auslegungsüberschreitenden Störfällen die

Zone des Maschinenhauses gut, da in den ver-

Kühlung zu gewährleisten ist und hinsichtlich der

gangenen Zyklen keine Brennstabschäden aufge-

periodischen Prüfung der Brennelementbecken-

treten sind. In der Primäranlage war die Co-60-

Kühlung mittels Not- und Nachkühlsystem.

Konzentration im Reaktorwasser während des 27.

In einer Inspektion des Systems zur gefilterten

Zyklus um das 2,5-Fache angestiegen. Das KKL

Druckentlastung des Containments identifizierte

rechnete daher mit einer Zunahme der Ortsdo-

das ENSI punktuellen Verbesserungsbedarf bei der

sisleistung an Systemen. Die Referenzmessungen

Instandhaltung des Systems. Die Sollwerte für die

an den Umwälzschleifen ergaben einen Durch-

chemischen Parameter und die Füllstände sowie

schnittswert von 2,43 mSv/h und lag damit etwas

die nötigen wiederkehrenden Arbeiten am Filter-

mehr als doppelt so hoch wie 2010. Der Anstieg der

behälter sind in keinem übergeordneten Doku-

Ortsdosisleistungen in den begehbaren Bereichen

ment geregelt. Zudem bezieht sich der in der Tech-

des Drywell betrug rund 50 %. Als eine erste

nischen Spezifikation genannte Füllstand auf einen

Massnahme hat das KKL zu Beginn des neuen 28.

anderen Bezugspunkt als der für die Messungen

Zyklus die Zinkeinspeisung erhöht und beo­bachtet

verwendete. Das ENSI verlangte entsprechende

sorgfältig die Auswirkungen. Es zeichnete sich bis

Abklärungen und Korrekturmassnahmen.

Ende des Jahres 2011 eine Verringerung der Co60-Aktivitätskonzentrationen im Primärwasser ab.

4.3.5 Periodische Sicherheitsüberprüfung

Die Entwicklung der Aktivitätskonzent­rationen

Das ENSI hatte im Jahr 2009 gestützt auf die vom

und Dosisleistungen im KKL wurde vom ENSI auf-

KKL eingereichte Periodische Sicherheitsüberprü-

merksam verfolgt.

fung eine Reihe von Forderungen erhoben. Die

Die Jahresrevision des KKL war mit einer Kollek-

Bearbeitung dieser Forderungen durch das KKL

tivdosis von 720 Pers.-mSv geplant, tatsächlich

verläuft plangemäss. Der grösste Teil der Forde-

akkumuliert wurden 604 Pers.-mSv. Gründe für

rungen wurde bereits erfüllt

die niedrigere Kollektivdosis sind insbesondere das

Sicht aufs Maschinenhaus (vorn). Foto: KKL

zonenkonforme Verhalten des gesamten Personals, umfangreiche Abschirmmassnahmen und die Verlegung der Drywell-Garderobe in einen Bereich mit niedrigerer Ortsdosisleistung. Die Garderobe für den Zutritt zum Drywell (Zonentyp III) wurde vor das Materialtor des Containments (ZA-Gebäude) verlegt, was eine Dosisersparnis vom 33 Pers.-mSv brachte. Das KKL hat in der Revision erstmalig Funkdosimeter eingesetzt, mit denen die Dosen des vor Ort eingesetzten Personals bei Arbeiten in komplexen Strahlenfeldern vom Strahlenschutz zeitnah überwacht wurden. Im Mai 2011 wurden Instandhaltungsarbeiten am Not- und Nachkühlsystem einer Division mit einer Kollektivdosis von 89 Pers.-mSv durchgeführt.

64

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Als dosisminimierende Massnahme war dabei eine

von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche wurden

chemische Dekontamination der Pumpe des Sys­

eingehalten.

tems vorgenommen worden. Im Oktober 2011

Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situ-

wurde das Not- und Nachkühlsystem der anderen

ation innerhalb und ausserhalb des KKL wird auf

Division revidiert, wobei die Kollektivdosis nur 64

den Strahlenschutzbericht 2011 des ENSI verwie-

Pers.-mSv betrug, weil der Arbeitsumfang gerin-

sen.

ger war. Der Personalbestand des Ressorts Strahlenschutz war immer angemessen und ermöglichte es, die

4.5 Radioaktive Abfälle

administrativen und technischen Schutz- und Überwachungsaufgaben uneingeschränkt auszu­

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKL regelmässig

üben. Das ENSI stellte bei mehreren Inspektionen

aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas-

fest, dass im KKL ein konsequenter und gesetzes-

und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn-

konformer Strahlenschutz praktiziert wird.

elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

dem Austausch von Komponenten bei Instand-

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

haltungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen

unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge-

und den dabei verwendeten Verbrauchsmateri-

legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch

alien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl.

für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser

Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 41 m3 etwas klei-

ohne Tritium. Die Tritium-Abgaben des KKL betru-

ner als im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der

gen rund 10 % des Jahresgrenzwertes. Die quar-

mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem nied-

talsweise vom ENSI durchgeführten Kontrollmes-

rigen Niveau.

sungen von Abwasserproben sowie Iod- und Aero-

Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

solfiltern ergaben Übereinstimmung mit den vom

kampagnenweise konditioniert und anschlies-

KKL gemeldeten Analyseergebnissen.

send zwischengelagert. Die im KKL vorhandenen

Aus den tatsächlich über die Abluft und das

unkonditionierten Abfälle sind in dafür vorgese-

Stoffen

henen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone

berechnet das ENSI die Jahresdosis für Einzelper-

aufbewahrt. Ihr Bestand ist mit 12 m3 gering. Im

Abwasser

abgegebenen

radioaktiven

sonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKL

Berichtsjahr wurden 187 Fässer mit brennbaren

unter konservativen, d. h. ungünstigen Annahmen.

Rohabfällen für die Behandlung in der Plasma-

Die Dosen betrugen 0,0022 mSv für Erwachsene,

Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin

0,0029 mSv für Zehnjährige und 0,0049 mSv für

transportiert. Zusätzlich wurden drei korrodierte

Kleinkinder und liegen damit deutlich unterhalb

Fässer für eine Umkonditionierung abtransportiert.

des quellenbezogenen Dosisrichtwerts von 0,3

Als Konditionierungsverfahren kommt im KKL die

mSv/Jahr gemäss der Richtlinie ENSI-G15.

Zementierung von Harzen und Konzentraten zum

Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI

Einsatz. Für alle angewendeten Verfahren liegen

betriebenen Messnetzes (MADUK) in der Umge-

die gemäss Kernenergieverordnung und Richtli-

bung des Werkes zeigten keine durch den Betrieb

nie ENSI-B05 erforderlichen behördlichen Typen-

der Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines

genehmigungen vor. Im Berichtsjahr wurden ver-

Siedewasserreaktors ist die Ortsdosisleistung durch

brauchte Harze und Konzentrate in zwei Kampag­

Direkt- und Streustrahlung aus dem Maschinen-

nen zementiert. Bereits im August 2010 hatte

haus erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter,

das ENSI die Durchführung der PEAK-Kampagne

die an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerks­

2010/2011 freigegeben. Im Rahmen dieser Kam-

areals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahres-

pagne wurden ca. 16 t aktivierte Komponenten

höchstwert von 1,3 mSv keine Veränderung gegen-

aus dem Reaktordruckbehälter unter Wasser zer-

über dem Vorjahr. Bei den quartalsweise vom ENSI

legt und konditioniert. Insbesondere wurden zer-

zur Kontrolle durchgeführten Messungen an der

legte Kerneinbauten, Steuerstäbe und Messlanzen

Umzäunung des KKL wurden ebenfalls keine signi-

in 12 Behälter vom Typ MOSAIK-II verpackt.

fikanten Veränderungen festgestellt. Die in Artikel

Die konditionierten Abfallgebinde werden routi-

102 Absatz 3 der Strahlenschutzverordnung vor-

nemässig im werkseigenen Zwischenlager eingela-

gegebenen Immissionsgrenzwerte für Direktstrah-

gert. Das KKL nutzt aber auch die Kapazitäten der

lung ausserhalb des Kraftwerksareals von 1 mSv

ZWILAG. Beispielsweise wurden die oben genann-

pro Jahr für Wohn- und Aufenthaltsräume und

ten Behälter vom Typ MOSAIK-II dorthin trans-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

65


portiert. Die radioaktiven Abfälle des KKL sind in

Im KKL hatten die technischen Abteilungen soge-

einem von allen schweizerischen Kernanlagen

nannte «Standards» entwickelt, bestehend aus

Buchführungssys­

einem Satz von erwarteten Verhaltensweisen bei

tem erfasst, so dass die Information über Menge,

eingesetzten

elektronischen

der täglichen Arbeit. Die Erarbeitung abteilungs-

Lagerort und radiologische Eigenschaften jeder-

übergreifender Standards wurde im Jahr 2011

zeit verfügbar ist.

abgeschlossen. Damit werden die Kommunika-

Ein wichtiges Element bei der Minimierung der

tion und das gegenseitige Verständnis bei der

radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung

Zusammenarbeit verbessert. Diese vereinheitlich-

von Materialien aus der kontrollierten Zone. Im

ten Standards wurden im Jahr 2011 geschult.

KKL wurden im Berichtsjahr insgesamt 30 t Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04

4.7.2 Personal und Ausbildung

freigemessen.

Im Berichtsjahr bestanden zwei ReaktoroperateurAnwärter des KKL die Abschlussprüfung der kerntechnischen Grundlagenausbildung an der Reak-

4.6 Notfallbereitschaft KKL

torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs-

Die Notfallorganisation des KKL ist für die Bewäl-

prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung

tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals

vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt-

zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisa-

nisse auf den Gebieten der thermischen Kraft-

tion, geeigneten Führungsprozessen und -einrich-

werkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und

tungen zusammen mit einer entsprechenden Aus-

Strahlenschutz.

legung der Anlage hat das KKL die Notfallbereit-

Acht Reaktoroperateure, zwei Schichtchefs und

schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.

ein Pikettingenieur des KKL legten ihre Zulassungs-

Das ENSI hat im Oktober 2011 an der Werksnot-

prüfung mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen

fallübung OVERSPEED die Notfallorganisation

bestehen aus einem theoretischen und einem prak-

beobachtet und beurteilt. Der Übung lag ein Sze-

tischen Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kan-

nario zugrunde, das die Zusammenarbeit der Not-

didaten ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau

fallorganisation des KKL mit der Kantonspolizei

und Verhalten der Anlage bei Betriebs- und Stör-

Aargau notwendig machte.

fällen und zu den anzuwendenden Vorschriften

Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungs-

nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen Anla-

ziele gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wur-

gesimulator und besteht in einer Demonstration

den. Das KKL verfügt über eine zur Beherrschung

der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der

von Sicherungsereignissen und der gleichzeitigen

zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in

Gewährleistung der Anlagensicherheit geeignete

Tabelle 3 zusammengestellt.

Notfallorganisation.

Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungspro-

Eine Inspektion hat gezeigt, dass die Notfallkom-

gramm 2011 der Abteilung Betrieb durchgeführt.

munikationsmittel für den Kontakt zu externen

Gegenstand der Inspektion waren insbesondere

Stellen betriebsbereit sind.

die anlagespezifische Grundausbildung, die Wie-

Das ENSI löste im KKL ohne Voranmeldung einen

derholungsschulung am Simulator und die allge-

Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit

meine Wiederholungsschulung. Das Ausbildungs-

des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI-

programm erfüllt die Anforderungen der Richtli-

B11 bestätigt wurde.

nie ENSI-B10.

4.7 Personal und Organisation

4.8 Sicherheitsbewertung

4.7.1 Organisation und Betriebsführung

4.8.1 Detaillierte Bewertung

Für die Abwicklung grosser Projekte und die

Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im

Gewährleistung einer ausreichenden Überlap-

Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie-

pungszeit bei der Neubesetzung von Stellen

benen System rund 230 Inspektionsgegenstände,

66

infolge von Pensionierungen hat das KKL den Per-

Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelas-

sonalbestand erhöht. Ende 2011 arbeiteten im

pekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheits-

KKL 533 Personen (2010: 517).

indikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die nuk­

ENSI Aufsichtsbericht 2011


leare Sicherheit. Berücksichtigt wurden zusätzlich

❚ Eine Leckage der Dampfleitungsentwässerung

die im Rahmen der ENSI-Verfügung vom 5. Mai

führte zu einem erhöhten Kontaminationspegel

2011 identifizierten Befunde (vgl. Kap. 4.3.4).

im Maschinenhaus.

Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zellen der

Ebene 3, Auslegungs-Vorgaben: Kategorie A der

Sicherheitsbewertungs-Matrix

ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

zu

folgenden

❚ In der Störfallinstrumentierung, den Notsteu-

zusammenfassenden Beurteilungen:

erstellen und im Notstandleitstand fehlen TemBewertungs-

Anforderungen

gegenstand

Auslegungs-

Betriebs-

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

Sicherheitsebenen

Ziele

Mensch & Organisation

Ebene 1

V

Ebene 2

V

Ebene 3

A

Ebene 4

N

Ebene 5 Integrität der

Barrieren

Betriebsgeschehen

Brennelemente

Containments

übergreifende Bedeutung

Überdrucken kontrollieren!

N

A

N

A

A

A

V

N

N

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate-

N

N

N

gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

A

N

N

N

N

N

A

N

N

A

V

Primärkreises

ebenen- oder barrieren-

mentbecken.

Ebene 3, Betriebs-Vorgaben: Kategorie A der ENSI-

A

V

Integrität des

Integrität des

peratur- und Füllstandsanzeigen der Brennele-

Sicherheitsbewertungsskala ❚ Für eine thermische Limite des Reaktorkerns

bestand eine falsche Vorgabe.

❚ Das Hochdruck-Kernsprühsystem war zur Behe-

bung einer Leckage an einer Schweissnaht kurzzeitig nicht betriebsbereit. ❚ Druckluftbehälter für die Frischdampf-Isolati-

onsventile wiesen an Schweissnähten unzulässige Stossstellen auf.

Sicherheitsbewertung 2008 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge Sicherheitsbewertung 2011 KKL: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

❚ Über einem Notabluft-Aktivkohlefilter wurde

eine reduzierte Druckdifferenz gemessen. Diese Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Inspektionsergebnisse,

Vorkommnisse

noch

war auf eine verringerte Aktivkohlemenge im Filter zurückzuführen.

Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese

Ebene 3, Zustand und Verhalten von Mensch und

Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellen-

Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbe-

bewertungen begründet, die in die Kategorien

wertungsskala

A (Abweichung) und höher gehören. Die aufge-

❚ Beim Hochfahren der Anlage wurde ein Alarm

führten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 4.1

nicht beachtet und dadurch nicht erkannt, dass

bis 4.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der

eine begrenzende Betriebsbedingung bezüglich

Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder

des Reaktorschutzsystems nicht erfüllt war.

Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.

Integrität der Brennelemente, Betriebs-Vorgaben:

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate-

Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungs­

gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

skala

❚ Der Ausfall einer elektronischen Baugruppe der

❚ Die unter Ebene 3 genannte falsche Vorgabe

Turbinenregelung führte zu einer schnellen Leis­

für eine thermische Limite des Reaktorkerns war

tungsreduktion.

auch von Bedeutung für die Integrität der Brenn-

❚ Ein fehlerhaftes Netzteil führte zu einem kurzfris­

elemente.

tigen Ausfall des Steuerstab-Steuer- und Infor-

Integrität des Containments, Zustand und Verhal-

mationssystems.

ten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheits-

❚ Bei der Brennelementhandhabung wurde die

Beschädigung eines Abstandhalters festgestellt. ❚ In selten begangenen Kabelräumen wurde eine

Überschreitung des Immissionsgrenzwertes für die Ortsdosisleistung festgestellt. Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kate-

bewertungsskala ❚ Eine

Frischdampf-Entwässerungsleitung wies

eine Leckage auf. ❚ An den Drywell-Isolationsventilen des Probenah-

mesystems aus dem Reaktorumwälzsystem trat eine Leckage auf.

gorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Ebenen oder barrierenübergreifende Bedeutung,

❚ Ein Defekt an einem Öldruck-Manostaten führte

Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A

am 24. Februar 2011 zu einer kurzfristigen

der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Unverfügbarkeit eines Reaktorschutz-Kriteriums.

❚ Die unter Ebene 3 erwähnte kurzzeitige Unver-

❚ Am 29. Oktober 2011 trat am selben Öldruck-

Manostaten ein analoger Defekt auf.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

fügbarkeit des Hochdruck-Kernsprühsystems führte zu einer Risikoerhöhung.

67


❚ Die unter Ebene 1 erwähnte schnelle Leistungs-

reduktion war mit einer Risikoerhöhung verbunden.

die Sicherheit des KKL hinsichtlich AuslegungsVorgaben als hoch. Betriebs-Vorgaben

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

❚ Das ENSI beurteilt die falsche Vorgabe für eine

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

thermische Limite des Reaktorkerns als Abwei-

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

chung mit einer geringen Bedeutung für die

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

nuk­leare Sicherheit. Entsprechend bewertet das

folgt aus:

ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich BetriebsVorgaben als gut. Bewertungs-

Anforderungen

gegenstand

Zustand und Verhalten der Anlage ❚ Das ENSI beurteilt die schnelle LeistungsredukÜberdrucken kontrollieren!

Auslegungs-

Betriebs-

Zustand und

Zustand und

Vorgaben

Vorgaben

Verhalten der

Verhalten von

Anlage

Ziele Kontrolle der Reaktivität Kühlung der

Schutzziele

Betriebsgeschehen

Brennelemente

V

A

A

A

A

A

V

und Informationssystems, die beschädigten

A

A

N

Abstandhalter an einem Brennelement, die

V

A

N

Überschreitung des Immissionsgrenzwertes in

N

A

V

Stoffe

Strahlenexposition

tion durch eine Störung der Turbinenregelung,

V

Einschluss radioaktiver

Begrenzung der

Mensch & Organisation

V

schutzzielübergreifende schutzzielübergreifende Bedeutung

den kurzzeitigen Ausfall des Steuerstab-Steuer

einem selten begangenen Kabelraum, die Ausfälle eines Reaktorschutzkriteriums, die Leckage

Sicherheitsbewertung 2008 KKM: 2011 Schutzziel-Perspektive Sicherheitsbewertung KKL: Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Schutzziel-Perspektive Sicherheitsvorsorge

Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen.

der Dampfleitungsentwässerung, die kurzzeitige Unverfügbarkeit des Hochdruck-Kernsprühsystems, die Befunde an Schweissnaht-Stossstellen von Druckluftbehältern, die reduzierte Druckdifferenz über einem Notabluft-Aktivkohlefilter, die Leckage an einer Frischdampf-Ent-

4.8.2 Gesamtbewertung

wässerungsleitung und die Leckage von Dry-

Auslegungs-Vorgaben

well-Isolationsventilen als Abweichungen mit

68

❚ Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben

einer geringen Bedeutung für die nukleare

hat das ENSI Erkenntnisse berücksichtigt, wel-

Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die

che im Jahr 2011 aus Überprüfungen resul-

Sicherheit des KKL hinsichtlich Zustand und Ver-

tierten, die das ENSI aufgrund des Unfalls von

halten der Anlage als gut.

Fukushima angeordnet hatte. Überdies hat das

Zustand und Verhalten von Mensch und Organi-

ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen

sation

Sicherheitsüberprüfung

herangezogen

❚ Das ENSI beurteilt das fehlende Erkennen der

und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich

Nichterfüllung einer begrenzenden Betriebsbe-

PSÜ

Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separa-

dingung während des Hochfahrens der Anlage

tion und Robustheit gegen auslösende Ereignisse

als Abweichung mit einer geringen Bedeu-

bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben des KKL

tung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend

die Minimalanforderungen und den Stand aus-

bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hin-

ländischer Anlagen desselben Typs übertreffen

sichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und

und die nach dem Unfall von Fukushima vorge-

Organisation als gut.

nommenen Überprüfungen die grosse Robust-

Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit

heit der Auslegung zeigten, bewertet das ENSI

vollumfänglich gewährleistet.

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Blick auf das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen. Foto: ENSI

5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen Das Zentrale Zwischenlager (ZZL) der Zwischenla-

von Transport- und Lagerbehältern (TL-Behälter) mit

ger Würenlingen AG (ZWILAG) umfasst mehrere

abgebrannten Brennelementen stattgefunden. Der

Zwischenlagergebäude, eine Konditionierungsan-

Lagerbestand im HAA-Lager hat sich somit gegen-

lage sowie eine Verbrennungs- und Schmelzan-

über den Vorjahren nicht verändert. Er betrug 34

lage (Plasma-Anlage).

TL-Behälter, davon 5 CASTOR- und 3 TN-Behälter mit insgesamt 224 Glaskokillen aus der Wiederaufarbeitung von Brennelementen bei AREVA NC

5.1 Zwischenlagergebäude

(La Hague), 25 TN-Behälter mit insgesamt 1832 abgebrannten Brennelementen aus dem Betrieb

Die Zwischenlagergebäude der ZWILAG dienen

der KKW sowie 1 CASTOR-Behälter mit den Brenn­

der Lagerung von abgebrannten Brennelementen

elementen aus dem stillgelegten Forschungsreak-

und von radioaktiven Abfällen aller Kategorien

tor DIORIT des Paul Scherrer Instituts (PSI). Die Bele-

über mehrere Jahrzehnte hinweg bis zur deren

gung des HAA-Lagers beträgt per Ende 2011 rund

Einlagerung in ein geologisches Tiefenlager. Die

17%. Neben den erwähnten Transport- und Lager-

Lagergebäude umfassen die Behälterlagerhalle

behältern mit abgebrannten Brennelementen und

(HAA-Lager) für abgebrannte Brennelemente und

Glaskokillen befinden sich in der Behälterlagerhalle

verglaste hochaktive Abfälle (Glaskokillen) aus der

seit September 2003 auch die sechs Grossbehälter

Wiederaufarbeitung, das Lagergebäude für mit-

mit Stilllegungsabfällen aus dem ehemaligen Ver-

telaktive Abfälle (MAA-Lager) und die Lagerhalle

suchsatomkraftwerk Lucens.

für schwach- und mittelaktive Abfälle (SAA-Lager).

Im MAA-Lager wurden im Berichtsjahr MOSAIK-II-

Zum Zwischenlager gehören auch das Empfangs-

Behälter mit verpackten Reaktorabfällen aus dem

gebäude und die sogenannte heisse Zelle.

KKL, durch die ZWILAG konditionierte Gebinde

Im Berichtjahr hat im HAA-Lager keine Einlagerung

sowie mittelaktive Abfälle aus der Wiederaufar-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

69


beitung in Frankreich (CSD-C) eingelagert. Ende

trix ohne organische Stoffanteile zu überführen.

2011 betrug der Bestand im MAA-Lager 6 254

Dieses Produkt stellt nach entsprechender Verpa-

Gebinde in Lagergestellen (Harassen), was einem

ckung eine zwischen- und endlagerfähige Abfall-

Belegungsgrad von rund 23% entspricht. Das

form dar. Zur Verarbeitung gelangen Abfälle aus

SAA-­Lager wird entsprechend dem Nutzungskon-

dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke

zept der ZWILAG bis auf Weiteres als konventio-

sowie aus Medizin, Industrie und Forschung.

nelles Lager für nichtradioaktive Ausrüstungen

Im Berichtszeitraum wurden wie in den Vorjahren

und Materialien genutzt. Demzufolge bleibt der

jeweils eine Frühjahrs- und eine Herbstkam­pagne

maschinentechnische Ausbau auf die für diese

durchgeführt. Die Arbeiten verliefen planmässig,

Nutzung erforderlichen Einrichtungen beschränkt.

was sich in der erfolgreichen Verarbeitung von 1008 Abfallfässern und ca. 400 Litern Öl zu 270 konditionierten Gebinden ausdrückt. Dies ent-

5.2 Konditionierungsanlage

spricht mehr als dem Jahresanfall aus dem Betrieb in allen schweizerischen Kernanlagen.

Die Konditionierungsanlage dient der Behandlung

Um die Abgabe von

von schwachaktiven Abfällen aus dem Betrieb der

den Verbrennungskampagnen zu reduzieren, wird

Cs im Abwasser während

schweizerischen Kernkraftwerke sowie von radio-

seit dem Jahr 2010 137Cs durch Sorp­tion an ­selektiven

aktiven Abfällen aus Medizin, Industrie und For-

Molekularsieben abgetrennt. Die verbrauchten

schung, die keine Alphastrahler enthalten.

Siebe werden in der Plasma-Anlage verbrannt.

Das Hochregallager der Konditionierungsanlage

In den letzten Verbrennungskampagnen wurden

137

wurde als Eingangslager für Rohabfälle benutzt.

weniger Fässer mit Sekundärabfällen produziert

Zu einem späteren Zeitpunkt werden diese ins

als verarbeitet. Somit konnte eine Verringerung

Hochregallager der Plasma-Anlage transferiert

des Sekundärabfallbestandes erreicht werden. Im

und von dort der Verarbeitung zugeführt.

Hochregallager der Konditionierungsanlage befin-

Betriebsabfälle aus den Kernkraftwerken, die nicht

den sich keine derartigen Fässer früherer Kampag­

als verbrennbarer oder schmelzbarer Abfall direkt

nen mehr. Ein Überschuss an Sekundärabfällen ist

in der Plasma-Anlage verarbeitet werden können,

nun nicht mehr vorhanden.

wurden im Bereich der Konditionierung unterschiedlichen Behandlungsverfahren unterzogen. Das Ziel ist es, eine möglichst grosse Menge als

5.4 Strahlenschutz

inaktives Material freizumessen bzw. den kontaminierten Abfall in eine Form zu überführen, die

In der Berichtsperiode wurde im ZZL eine Kol-

den Anforderungen der Richtlinie ENSI-B05 ent-

lektivdosis von 15,2 Pers.-mSv akkumuliert. Der

spricht. Im ZZL wurden im Jahr 2011 insgesamt

geschätzte Wert von 20,9 Pers.-mSv wurde dank

75,8 t Material gemäss den Vorgaben der Richtli-

guter administrativer und technischer Strahlen-

nie ENSI-B04 als inaktiv freigemessen.

schutzmassnahmen deutlich unterschritten. Die

Sekundärabfälle aus dem Betrieb der Lager sowie

höchste registrierte Einzeldosis betrug 1,9 mSv.

der Konditionierungsanlage und der Plasma-

Im Berichtsjahr wurden weder Personenkontami-

Anlage wurden im Hinblick auf eine spätere End-

nationen, die nicht mit einfachen Mitteln entfernt

konditionierung verarbeitet und verpackt.

werden konnten, noch Inkorporationen festge-

Ferner wurde erstmalig die vorgeschriebene wie-

stellt. Die durch den Strahlenschutz regelmässig

derkehrende Prüfung an den beiden Transport-

erhobenen Proben zeigten weder auf den Ober-

behältern TN 9/4, die für die Transporte von

flächen noch in der Atemluft Hinweise auf unzu-

abgebrannten Brennelementen zwischen dem

lässige Kontaminationen.

Kernkraftwerk Mühleberg und dem ZWILAG ver-

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft und

wendet werden, erfolgreich ausgeführt.

das Abwasser lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll-

5.3 Plasma-Anlage

messungen von Abwasserproben und Aerosolfiltern bestätigten die von der ZWILAG gemeldeten

Aufgabe der Plasma-Anlage ist es, brenn- und

Analyseergebnisse. Die aufgrund der Abgaben

schmelzbare schwachaktive Abfälle durch sehr

unter ungünstigen Annahmen berechnete Jah-

hohe Temperaturen in eine inerte Schlackenma-

resdosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in

70

ENSI Aufsichtsbericht 2011


der Umgebung des ZWILAG lagen mit weniger

Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele

als 0,001 mSv für Erwachsene, Zehnjährige und

gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden.

Kleinkinder deutlich unterhalb des quellenbezo-

Die ZWILAG verfügt über eine zur Beherrschung

genen Dosisrichtwerts von 0,05 mSv.

von Störfällen geeignete Notfallorganisation.

Die ZWILAG und das PSI teilen einen gemeinsamen

Im Dezember 2011 löste das ENSI in der ZWILAG

Standort; die Umgebungsüberwachung für den

ohne Voranmeldung einen Übungsalarm aus, bei

gesamten Standort mittels Thermolumineszenz-

welchem die Verfügbarkeit des Werksnotfallstabs

Dosimetern (TLD) wird vom PSI durchgeführt. Die

gemäss Richtlinie ENSI-B11 bestätigt wurde.

TLD in der Umgebung und am Arealzaun des zent­ ralen Zwischenlagers der ZWILAG zeigten keine dem Betrieb der beiden Anlagen zuzuschreibende

5.6 Personal und Organisation

Erhöhung gegenüber der Untergrundstrahlung. Die nach Art. 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver-

Im Berichtsjahr hat die ZWILAG keine grösseren

ordnung anzuwendenden Immissionsgrenzwerte

organisatorischen Änderungen vorgenommen.

für Direktstrahlung ausserhalb des Betriebsareals

Die Belegschaft hat sich um 6 Personen auf 69

von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts-

erhöht. Damit hat sich das Personal des ZWILAG

räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche

in den letzten sechs Jahren mehr als verdoppelt.

wurden somit in jedem Fall eingehalten.

Besondere Aufmerksamkeit hat die ZWILAG mit

Die Tätigkeiten in den Anlagen der ZWILAG wur-

rund 440 Ausbildungstagen der Aus- und Weiter-

den unter Einhaltung der gesetzlichen und inter-

bildung geschenkt.

nen Strahlenschutzvorgaben durchgeführt. Die

Das Managementsystem der ZWILAG ist seit 2003

Ergebnisse der ENSI-Inspektionen bestätigen, dass

entsprechend der Norm DIN EN ISO 9001:2008

im ZZL ein konsequenter und gesetzeskonformer

zertifiziert. Im Überwachungsaudit 2011 wurde

Strahlenschutz angewendet wird. Für detailliertere

festgestellt, dass das Managementsystem für die

Angaben zur radiologischen Situation innerhalb

Aufgaben der ZWILAG vollständig und geeignet

und ausserhalb des gemeinsamen Standortes von

sowie in der Praxis gut umgesetzt ist.

PSI und ZWILAG wird auf den Strahlenschutzbericht 2011 des ENSI verwiesen.

5.7 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen 5.5 Notfallbereitschaft In La Hague (Frankreich) und in Sellafield (Gross­ Die Notfallorganisation der ZWILAG ist für die

britannien) werden abgebrannte Brennelemente

Bewältigung aller Notfälle innerhalb des Werks­

aus schweizerischen Kernkraftwerken durch

areals zuständig. Mit einer zweckmässigen Orga-

die Firmen AREVA NC und SL (Sellafield Ltd.) im

nisation, geeigneten Führungsprozessen zusam-

­Rahmen der abgeschlossenen Verträge wiederauf-

men mit einer entsprechenden Auslegung der

gearbeitet. Durch das Wiederaufarbeitungsmora­

Anlagen hat die ZWILAG die Notfallbereitschaft

torium (Art. 106, Abs. 4 KEG) beschränken sich

auf hohem Niveau sicherzustellen.

­diese Arbeiten allerdings auf die vor Juli 2006

Das ENSI hat im Juni 2011 an der Werksnotfall­

dorthin transportierten Brennelemente. Die bei

übung FORNAX die Notfallorganisation beobach-

der Wiederaufarbeitung entstandenen Abfälle

tet und beurteilt. Das Übungsszenario sah vor,

müssen vertragsgemäss in die Schweiz zurückge-

dass beim Anliefern von Sauerstoff ein Behälter

führt werden. Zur Rücklieferung sind bereits ver-

beschädigt wurde und durch austretenden Sauer­

glaste hochaktive Abfälle (Glaskokillen) aus der

stoff ein Brand entstand, bei dem ein Mitarbei-

Wiederaufarbeitung bei AREVA NC und bei SL

ter verletzt wurde und ein Todesopfer zu bekla-

sowie verpresste mittelaktive Abfälle der AREVA

gen war. Der Notfallstab musste die Einsätze von

NC erzeugt.

Feuerwehr, Sanität sowie den von internen Stel-

Mit den bisherigen ausschliesslich aus Frankreich

len koordinieren und seiner Informationspflicht

zurück gelieferten Glaskokillen hat die Schweiz

gegen aussen nachkommen. Die ZWILAG hat

bereits rund 50% ihrer Verpflichtungen gegen-

bei der Übung u. a. Optimierungspotenzial beim

über AREVA NC für die Rücknahme hochaktiver

Informieren des ENSI und der eigenen Belegschaft

Abfälle erfüllt. Weitere Transporte dieser Abfallart

festgestellt.

zum ZZL werden ab 2012 stattfinden.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

71


Im Berichtsjahr hat sich die Rücklieferung von mit-

Kokillen mit Areva NC abgeschlossen. Daher stell-

telaktiven verpressten Abfällen (CSD-C) der AREVA

ten sie am 8. Februar 2011 beim Bundesamt für

NC fortgesetzt. Die entsprechende Rücknahme-

Energie ein Vorabklärungsgesuch für diese Abfall-

quote dieser Abfallart betrug per Ende 2011 rund

Kategorie. Das Bundesamt für Energie hat das

50% der Rücknahmeverpflichtung. Wie die Glas-

ENSI mit der sicherheitstechnischen Prüfung des

kokillen (CSD-V) werden diese Gebinde in den

Gesuchs beauftragt. Das ENSI wird seine Stellung-

gleichen Behältern angeliefert, da beide Gebin-

nahme zum Vorabklärungsgesuch voraussichtlich

detypen zwar unterschiedliche Massen, aber iden-

im Frühjahr 2012 fertigstellen.

tische Abmessungen haben. Die CSD-C können im

Für die Rückführung der Abfälle aus Sellafield

ZZL jedoch analog den mittelaktiven Betriebsabfäl-

machen

die

schweizerischen

Kernkraftwerks-

len wieder ausgeladen und im MAA-Lager einge-

betreiber von der Möglichkeit der Substitution

lagert werden. Im Berichtsjahr fanden im Frühjahr

Gebrauch: An Stelle der schwach- und mittelak-

und im Herbst jeweils eine Anlieferung von mit-

tiven Abfälle wird eine hinsichtlich der radiolo-

telaktiven Abfällen aus La Hague statt. Die Anlie-

gischen Eigenschaften gleichwertige, aber volu-

ferungen bestanden jeweils aus 60 CSD-C-Behäl-

menmässig viel kleinere Menge an verglasten,

tern mit Abfällen aus der Wiederaufarbeitung von

hochaktiven Abfällen in die Schweiz zurückge-

Brennstoff aus dem Betrieb von KKL, KKG und

führt und so die Anzahl der Transporte stark redu-

KKM. Sie erfolgten in drei Transportbehältern

ziert. Erste Rücktransporte der Glaskokillen aus

mit je 20 Kokillen. Die CSD-C-Behälter wurden

Sellafield sind ab 2013 geplant.

jeweils aus den Transportbehältern entladen und in das MAA-Lager der ZWILAG eingelagert. Die entleerten Transportbehälter werden wiederholt

5.8 Vorkommnisse

für weitere Rücklieferungen eingesetzt. Das ENSI hat dem jeweiligen Abfalleigentümer für jede der

Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen

Rücklieferungen eine Genehmigung zum Übertritt

Sicherheit keine Vorkommnisse zu verzeichnen,

in den Aufsichtsbereich des ENSI gemäss der Richt-

welche dem ENSI gemäss Richtlinie ENSI-B03

linie ENSI-B05 erteilt.

gemeldet wurden.

Im Jahr 2010 hat Areva NC vorgeschlagen, statt bituminierte Schlämme aus den Wasserreinigungs­ anlagen der Wiederaufarbeitungsanlage verglaste

5.9 Gesamtbeurteilung

mittelaktive Abfälle in Form von sogenannten CSD-B-Gebinden zurückzuführen. Die Schweizer

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die ZWILAG

Kernkraftwerksbetreiber haben einen gemein-

die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2011

samen Vertrag für die Rücknahme von CSD-B-

eingehalten hat.

72

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Links: PSI-Westareal Rechts: PSI-Ostareal Rechts hinten: ZWILAG Foto: ENSI

6. Paul Scherrer Institut (PSI) 6.1 Die Kernanlagen des PSI

6.2 Hotlabor

Das PSI ist das grösste eidgenössische Forschungs-

Im Hotlabor werden hochradioaktive Substan-

institut für Natur- und Ingenieurwissenschaften.

zen gehandhabt. Die Abteilung Hotlabor, das For-

Zusammen mit in- und ausländischen Hochschu-

schungslabor für nukleare Materialien und die

len, Instituten, Kliniken und Industriebetrieben

Target-Entwicklungsgruppe

arbeitet es in den Bereichen Materie und Mate-

anderem in Reaktoren oder Beschleunigern stark

rial, Mensch und Gesundheit sowie Energie und

bestrahlte Werkstoffe und Kernbrennstoffe mit

untersuchen

unter

Umwelt. Das Hotlabor, der Nullleistungs-For-

unterschiedlichen makro- und mikroskopischen

schungsreaktor PROTEUS, die Anlagen für die

Methoden.

Behandlung und Lagerung radioaktiver Abfälle

Vorkommnis: Anlässlich einer Brennstoffrückfüh-

sowie die im Rückbau befindlichen Forschungsre-

rungsaktion im Hotlabor wurde ein Logik-Fehler

aktoren SAPHIR und DIORIT sind Kernanlagen und

im Kernbrennstoff-Buchhaltungsprogramm ent-

werden durch das ENSI beaufsichtigt.

deckt. Durch diesen Fehler ist es grundsätzlich

Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen

möglich, unzulässige Materialcodes einzubuchen,

Sicherheit drei Vorkommnisse zu verzeichnen, wel-

wobei Spaltstoffanteile nicht erfasst werden. Sol-

che dem ENSI gemäss Richtlinie ENSI-B03 gemel-

che Materialzusammensetzungen werden bei den

det wurden. Diese sind im Kapitel Hotlabor, im

Kritikalitätssicherheitsrechnungen nicht berück-

Kapitel Forschungsreaktor PROTEUS und im Kapi-

sichtigt. Bei den betroffenen vier Fehlbuchungen

tel Lagerung radioaktiver Abfälle erörtert.

wurden insgesamt 0,7 g U-235 nicht erfasst. Das Vorkommnis wurde dem ENSI am 25. November 2011 gemeldet und als INES 0 eingestuft. Die Kritikalitätssicherheit war zu keiner Zeit gefährdet.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

73


Im Hotlabor erfolgt auch die Konditionierung

dadurch nicht beeinträchtigt. Das Vorkommnis hat

radioaktiver Abfälle aus dem Betrieb seiner heis-

nur eine geringe sicherheitstechnische Bedeutung.

sen Zellen. Darunter fallen insbesondere Abfalllö-

Das ENSI bewertet das Vorkommnis mit INES 0.

sungen, die bei der Brennstoff-Analytik anfallen, und Aktinide sowie Spalt- und Aktivierungsprodukte enthalten. Zur Verfestigung dieser flüssigen radioaktiven Abfälle hat das PSI die Fixbox-

6.4 Stillgelegte oder im Rückbau stehende Kernanlagen

3-Anlage entwickelt und konstruiert. Das ENSI hat bestätigt, dass die Voraussetzungen zur Inbetrieb-

Beim stillgelegten Forschungsreaktor SAPHIR sind

nahme dieser Anlage per Ende 2011 grundsätzlich

Reaktorbecken und biologische Abschirmung voll-

erfüllt waren und hat die Durchführung der Typen-

ständig abgebaut und entsorgt. Die planmässige

prüfung genehmigt.

Fortführung der seit Anfang 2009 ruhenden Rück-

Auf Gesuch des PSI hat das ENSI einen neuen

bauarbeiten ist bis zur vollständigen Entleerung

Abfallgebindetyp zur Konditionierung der bei der

des Kernbrennstofflagers zurückgestellt.

Probenentnahme für die Nachbestrahlungsun-

Die biologische Abschirmung des Reaktors DIO-

tersuchungen zum MEGAPIE-Target anfallenden

RIT wurde bis Ende 2011 mit Ausnahme von zwei

radioaktiven Abfälle genehmigt.

kleineren Segmenten auf Hallenbodenniveau

Im Hotlabor wurden im Jahr 2011 insgesamt 23,5 t

zurückgebaut. In der Berichtsperiode wurden 175

Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-

t Material (vorwiegend Beton) gemäss Richtlinie

B04 freigemessen. Der grösste Teil stammte aus

ENSI-B04 freigemessen und konventionell ent-

einer erfolgten Sanierung des Bodenbelags.

sorgt. Der Betrieb der Versuchsverbrennungsanlage des PSI wurde Ende 2002 eingestellt. Die Überwa-

6.3 Forschungsreaktor PROTEUS

chung dieser abgestellten Kernanlage erfolgt routinemässig durch die Sektion Rückbau und Ent-

Die Direktion des PSI hat Anfang 2011 beschlossen,

sorgung des PSI. Mitte 2011 hat das PSI für die

den Forschungsreaktor PROTEUS aus Kostengrün-

Versuchsverbrennungsanlage beim BFE ein Still­

den stillzulegen. Das Projekt LIFE@PROTEUS wurde

legungsgesuch eingereicht.

sistiert. Die mit diesem Projekt verknüpfte Erneuerung des PROTEUS wird nicht realisiert. Im Jahr 2011 wurden keine Bestrahlungen im Rahmen von wis-

6.5 Behandlung radioaktiver Abfälle

senschaftlichen Forschungsprogrammen durchgeführt. Die 253 Treiberstäbe wurden aus dem Reak-

Das PSI ist die Sammelstelle des Bundes für radioak-

torkern gezogen, inspiziert und im Stablager ein-

tive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung

gelagert. Die weiteren betrieblichen Aktivitäten

(MIF-Abfälle). Ebenfalls im Eigentum des Bundes

beschränkten sich auf routinemässig durchgeführte

sind die im PSI anfallenden radioaktiven Abfälle

Checks, Wartungsarbeiten und Inspektionen.

aus den Anwendungen radioaktiver Isotope in

Vorkommnis: Im Forschungsreaktor PROTEUS

Forschungsprojekten, insbesondere bei Brenn-

haben die Ausfahrzeit von Sicherheits- und

stoffuntersuchungen, aus den Beschleunigeran-

Abschaltstäben, die Signalisation der Endlagen

lagen, aus dem Rückbau von Forschungsanlagen

der Stäbe und das Abschalten des Motors sicher-

sowie aus dem Betrieb der nuklearen Infrastruktur.

heitstechnische Bedeutung für das Verfahren

Dazu gehören z.B. Lüftungsfilter und Abfälle aus

der Sicherheits- und Abschaltstäbe. Sie werden

der Abwasserbehandlung. Alle genannten Abfälle

gemäss Betriebsvorschrift monatlich geprüft. Der

sind sowohl chemisch als auch physikalisch unter-

Reaktor war am 28. Januar 2011 vorbereitet, um

schiedlich, so dass vor ihrer Endkonditionierung

den monatlichen Check durchzuführen. Teil dieses

oft eine Triage und Vorbehandlungen notwendig

Checks ist die Messung der Ausfahrzeiten aller

sind. Zudem ergeben sich unterschiedliche Kondi-

8 Sicherheits- bzw. Abschaltstabpaare. Die Sicher-

tionierungs- und Verpackungskonzepte, was ein

74

heitsstabpaare Nr. 1 bis 4 wurden korrekt ausge-

im Vergleich zur Behandlung von Abfällen aus

fahren. Beim Abschaltstabpaar Nr. 5 kam es nach

den Kernkraftwerken umfangreicheres und häu-

dem Ausfahren nicht zum Abstellen des Antriebs-

fig änderndes Spektrum an Abfallgebindetypen

motors, und die Endlage des Abschaltpaars Nr. 5

bedingt.

wurde nicht signalisiert. Die Abschaltfunktion war

Im Jahr 2011 wurden insgesamt rund 51 m3

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Abfälle bei der Bundessammelstelle angeliefert,

zusammen mit 8 weiteren 200-Liter-Fässern mit

davon 43,38 m3 aus dem PSI, 3,75 m3 aus der jähr-

Proben aus den Qualitätskontrollprogrammen der

lichen Sammelaktion des Bundesamts für Gesund-

KKW zur Behandlung in der Plasma-Anlage an die

heit (BAG) und weitere 3,72 m3 aus dem CERN.

ZWILAG übergeben hat.

Unter den 3,75 m3 aus den BAG-Sammelakti-

Im Berichtsjahr hat das PSI 27 Fässer à 200 Liter

onen befanden sich 79 vorkonditionierte Stahlzy-

mit nicht brennbaren MIF-Abfällen endkonditi-

linder (0,73 m3). Deren Übertritt in den Aufsichts-

oniert. Die geplante Konditionierung von 2 bis 3

bereich des ENSI wurde vorgängig auf Basis der

Beton-Kleincontainern vom Typ KC-T12 mit Stillle-

Richtlinie ENSI-B05 genehmigt. Derartige Zylinder

gungsabfällen aus dem Forschungsreaktor DIORIT

mit flüchtigen MIF-Abfällen werden routinemäs-

und Abfällen aus den Beschleunigeranlagen des

sig in der Industrie hergestellt. Sie sind als dicht

PSI-West wurde aufgeschoben.

verschweiss­te, nicht zulassungspflichtige Versand-

Des Weiteren hat das ENSI die Nachdokumen-

stücke qualifiziert und werden jährlich bei der

tation von drei Abfallgebindtypen mit Tritium-,

Bundessammelstelle am PSI abgeliefert.

Radium und Americium-haltigen MIF-Abfällen

Im Herbst 2011 wurden 22 Fässer des KKB, wel-

(dicht verschweisste Stahlzylinder) genehmigt.

che sich seit mehreren Jahren zu Untersuchungszwecken am PSI befanden, nach Abschluss der Arbeiten an das KKB zurückgeführt.

6.6 Lagerung radioaktiver Abfälle

Zur Behandlung in der Plasma Anlage der ZWILAG wurden 47,38 m3 feste, brennbare Rohabfälle aus-

Im Bundeszwischenlager (BZL) werden vorwie-

sortiert und verpresst; dabei wurden 61 Fässer à

gend 200-Liter-Fässer und Kleincontainer (bis 4,5

200 Liter befüllt und zusammen mit 33 analogen,

m3) mit konditionierten Abfällen eingelagert. Fall-

noch aus der Berichtperiode 2010, übrigen Gebin-

weise werden unkonditionierte Komponenten in

den an die Zwilag abgeliefert. Daraus resultieren

Kleincontainern temporär aufbewahrt. Das ENSI

94 Fässer à 200 Liter mit vorkonditionierten brenn-

stimmt der Aufbewahrung nicht endkonditio-

baren Abfällen, die das PSI in der Berichtperiode

nierter Abfälle im BZL zu, sofern dies dem Opti-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

75

Blick in den Forschungsreaktor PROTEUS. Foto: PSI


mierungsgebot nach Artikel 6 der Strahlenschutz-

tivdosis von 100,7 Pers.-mSv (2010: 129,5 Pers.-

verordnung entspricht.

mSv). Davon stammen 11,7 Pers.-mSv aus dem

In der Berichtsperiode wurden insgesamt 32 end-

Aufsichtsbereich des ENSI (2010: 14,3 Pers.-mSv)

konditionierte 200-Liter-Fässer neu im BZL einge-

bei einer höchsten Individualdosis von 0,7 mSv

lagert; dabei handelt es sich um 20 dem PSI zuge-

(2010: 0,8 mSv).

teilte Kokillenfässer aus der Plasma-Anlage der

Das ENSI hat vierteljährlich Wasserproben aus

Zwilag und 12 weitere, am PSI gemäss geneh-

den Abwassertanks des PSI erhoben und bei der

migter

endkonditionierte

gamma-spektrometrischen Auswertung festge-

200-Liter-Fässer. Ende 2011 war der mit 200-Liter-

stellt, dass die Ergebnisse des ENSI mit denen der

Fässern belegte Raum mit 4 844 Gebinden zu

PSI-eigenen Analysen übereinstimmen. Aus den

Abfallgebindetypen,

knapp 85 % gefüllt (+ 0,66 %). Das Inventar des

bilanzierten Abgaben radioaktiver Stoffe über

BZL-Container-Teils blieb unverändert.

die Fortluftanlagen und über das Abwassersys­

In weiteren Hallen lagern entsprechend den

tem wurde unter konservativen Annahmen für

betrieblichen Erfordernissen sowohl unkonditi-

den ungüns­tigsten Aufenthaltsort ausserhalb des

onierte als auch konditionierte Abfälle. Das PSI

überwachten PSI-Areals eine Personendosis von

setzt das gleiche elektronische Buchführungssys­

rund 0,006 mSv/Jahr berechnet. Diese Dosis liegt

tem wie die Kernkraftwerke ein, so dass die Infor-

deutlich unterhalb des quellenbezogenen Dosis-

mation über Mengen, Lagerort und radiologische

richtwerts von 0,15 mSv/Jahr gemäss PSI-Abgabe-

Eigenschaften der radioaktiven Abfälle jederzeit

reglement.

verfügbar ist. Das PSI berichtet dem ENSI viertel-

Detaillierte Angaben zu den Personendosen sind

jährlich über die Lagerung radioaktiver Abfälle.

im Strahlenschutzbericht 2011 des ENSI zu finden.

Die in Kap. 6.5 beschriebenen und abgelieferten 79 Stahlzylinder wurden im Hinblick auf deren Einlagerung in das BZL temporär in den Lagerhal-

6.8 Notfallbereitschaft

len auf dem Gelände AERA untergebracht. Nach Beurteilung der neuen, durch das PSI im März

Die Notfallorganisation des PSI ist für die Bewäl-

2011 beim ENSI eingereichten, BZL-Störfallanalyse

tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals

hat das ENSI im Dezember 2011 die Einlagerungs-

zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

freigabe für die besagten Zylinder erteilt.

geeigneten Führungsprozessen und einer entspre-

Vorkommnis: Anlässlich einer visuellen Inspektion

chenden Auslegung seiner Anlagen hat das PSI die

an Stahlzylindern mit Tritium-haltigen MIF-Abfäl-

Notfallbereitschaft sicherzustellen.

len im Hinblick auf deren Einlagerung in das BZL

Das ENSI hat im September 2011 an der Instituts-

wurden an mehreren Gebinden sichtbare Män-

notfallübung AER zusammen mit dem Bundes-

gel und bei Nachuntersuchungen Undichtigkeiten

amt für Gesundheit (BAG) die Notfallorganisation

festgestellt. Das PSI hat dem ENSI das Vorkomm-

des PSI beobachtet und beurteilt. Für die Übung

nis am 21. Dezember 2011 gemäss Richtlinie ENSI-

wurde ein Szenario gewählt, welches von einem

B03 gemeldet und als INES 0 eingestuft. Die Beur-

Kurzschluss im Untergeschoss des Hotlabors aus-

teilung des ENSI ist Gegenstand laufender Ermitt-

ging mit anschliessender Rauchgasentwicklung.

lungen.

Ein Mitarbeiter erlitt schwere Verbrennungen. Ein

Ende 2011 stellte das PSI beim BFE ein Gesuch für

Labormitarbeiter liess eine radioaktive Probe fal-

den Bau eines Stapelplatzes am PSI-Ost als Entlas­

len und wurde an den Händen und der Kleidung

tungsbau für das Bundeszwischenlager BZL. In

kontaminiert. Bei der Flucht aus dem Labor kam

dem neuen Gebäude sollen hauptsächlich Beton-

es zu einer Verschleppung der Kontamination. Die

Kleincontainer der Typen KC-T12 und KC-T30 mit

Löschgruppe des Hotlabors rückte unter Atem-

Abfällen aus dem PSI (Rückbau- und Beschleuni-

schutz in das Untergeschoss vor und begann mit

gerabfälle) sowie aus dem MIF-Bereich bis zu ihrer

den Löscharbeiten. Die Belegschaft wurde aufge-

Endlagerung gestapelt werden.

fordert, das Gebäude zu verlassen und den Anweisungen zu folgen. Aufgrund ihrer Übungsbeobachtungen identifi-

6.7 Strahlenschutz

zierten das ENSI und das BAG Verbesserungsmög-

Im Jahr 2011 akkumulierten die 1397 beruflich

sation und der Orientierung der Aufsichtsbehörde

strahlenexponierten Personen des PSI eine Kollek-

BAG. Das ENSI und das BAG kamen zum Schluss,

lichkeiten bei der Alarmierung der Notfallorgani-

76

ENSI Aufsichtsbericht 2011


dass die Übungsziele gemäss der Richtlinie ENSI-

die Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle

B11 erreicht wurden. Das PSI verfügt über eine zur

betreibt, verfügt über ein akkreditiertes Qualitäts-

Beherrschung von Störfällen geeignete Notfallorga-

managementsystem nach ISO/IEC 17020.

nisation.

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Organisation in den Kernanlagen des PSI zweckmässig ist und den Anforderungen der Kernenergiegesetz-

6.9 Personal und Organisation

gebung genügt.

Der Personalbestand des Hotlabors ist in den letzten Jahren stabil. Zur Sicherstellung des Know-

6.10 Strahlenschutz-Schule

how-Transfers hat das Hotlabor zur Vorbereitung der Pensionierung eines Mitarbeiters mit

Im Berichtsjahr wurde neben zahlreichen Kursen im

sicherheitsrelevanten Aufgaben dessen Nachfol-

Bereich Medizin und Forschung auch der vom ENSI

ger frühzeitig eingestellt. Das Hotlabor verfügt

anerkannte Ausbildungskurs zur Strahlenschutz-

über ein Managementsystem, welches nach ISO

Fachkraft durchgeführt. Dieser 13-wöchige, pra-

9001:2008 zertifiziert ist.

xisbezogene Kurs wurde von acht Teilnehmenden

Im Berichtsjahr hat die Hälfte des zulassungspflich-

besucht und mit schriftlichen, mündlichen und

tigen Personals den Forschungsreaktor ­PROTEUS

praktischen Prüfungen erfolgreich abgeschlossen.

verlassen. Es verbleiben drei Reaktorphysiker

Die Teilnehmenden kamen aus schweizerischen

(höchste Zulassungsstufe) und ein Reaktortechni-

Kernkraftwerken, aus dem PSI und aus deut-

ker (zweithöchste Zulassungsstufe). Aus Sicht des

schen Unternehmen, welche fallweise auch in der

ENSI ist diese Besetzung für den abgestellten For-

Schweiz tätig sind. Das ENSI hat die Qualität des

schungsreaktor ausreichend.

Unterrichts beurteilt, die Prüfungen beaufsichtigt

Mit dem Stilllegungsentscheid für den Forschungs-

und der Schule ein hohes Niveau der Lehrveran-

reaktor PROTEUS haben sich die Anforderungen

staltungen attestiert.

an das zulassungspflichtige Personal geändert, da der Reaktor nicht mehr kritisch geladen werden soll. Themen wie beispielsweise Strahlenschutz,

6.11 Gesamtbeurteilung

Arbeitssicherheit, Notfallübungen, etc. sind aber weiterhin von Bedeutung. Das ENSI hat dem Vor-

Die nukleare Sicherheit im PSI war sowohl in Bezug

schlag des PSI, sich bei der Requalifikation des

auf die Auslegung der Kernanlagen als auch auf

zulassungspflichtigen Personals auf die für den

das Betriebsgeschehen gut. Die Betriebsstörungen

abgestellten Reaktor bedeutenden Themen zu

und Vorkommnisse waren für das Personal, die

beschränken, zugestimmt. Im Berichtsjahr wurde

Kernanlagen und die Umgebung von geringer

mit der Requalifkation des Personals begonnen.

sicherheitstechnischer Bedeutung. Es gab keine

Die Personalsituation und die Organisation in

radiologischen Auswirkungen auf die Bevölke-

den sich im Rückbau befindenden Kernanlagen­

rung. Das ENSI kommt zum Schluss, dass das Per-

SAPHIR und DIORIT ist weitgehend unverändert.

sonal der Vielfalt und Komplexität der PSI-Anlagen

Die Sektion Rückbau und Entsorgung, welche

angemessen Rechnung trägt.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

77



Reaktorkern des Forschungsreaktors CROCUS. Foto: EPFL

7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL)

Praktika verwendet. Die Neutronenquelle LOTUS war nicht in Betrieb. Die alte Lüftungsanlage in der kontrollierte Zone

Die Kernanlage der EPFL umfasst den Forschungs-

wurde während des Sommers durch eine neue

reaktor CROCUS, das Neutronenexperiment CAR-

Anlage ersetzt. Die bei der Demontage angefal-

ROUSEL, die Neutronenquelle LOTUS und die

lene Abfallmenge von ca. 52,5 t wurde als inak-

angegliederten Labors. Diese Anlagen sind dem

tiv freigemessen und konventionell entsorgt. Das

Laboratoire de physique des Réacteurs et de com-

ENSI hat vor dem geplanten Abtransport des

portement des Systèmes (LRS) zugeteilt, das dem

Materials eine Inspektion durchgeführt. Eine wei-

Institut de Physique de l’Energie et des Particules

tere Charge wird im Jahr 2012 freigemessen und

(IPEP) angehört. Im Jahr 2011 stand der CROCUS-

entsorgt.

Reaktor Ingenieur- und Physikstudenten der EPFL,

Anlässlich

eines

Betriebstests

des

Reaktors

Kursteilnehmern der Reaktorschule des PSI, und

­«CROCUS» wurde am 26. Oktober 2011 festge-

Studenten des Swiss Nuclear Engineering Master-

stellt, dass ein Spannungsversorgungsmodul nicht

kurses der ETHZ/EPFL während 110,3 Stunden bei

korrekt funktioniert hat. Der Reaktor konnte zu

kleiner Leistung (unter 100 W) für Ausbildungs-

diesem Zeitpunkt nicht angefahren werden. Das

zwecke zur Verfügung. Dabei wurden 159 Wh

Ereignis wurde gemäss der Richtlinie B03 an das

thermische Energie erzeugt. Reparaturen und

ENSI gemeldet. Die Sicherheit der Anlage war zu

Modernisierung an hydraulischen Komponenten

keiner Zeit beeinträchtigt. Als Folgemassnahme

wurden im Frühjahr 2011 ausgeführt. Deshalb

wurden diverse Tests mit Reservemodulen durch-

waren die Betriebsstunden des CROCUS-Reak-

geführt. Nach weiteren Anpassungen und Ein-

tors geringer als im Durchschnitt der vergangenen

stellungen konnte der Reaktor am 31. Oktober

Jahre. Das Experiment CARROUSEL wurde für

2011 wieder in Betrieb genommen werden. Die

ENSI Aufsichtsbericht 2011

79


Brennstabköpfe im CROCUS. Foto: EPFL

defekten Module werden zur Untersuchung und

jahr betrug die produzierte Energie 31,7 kWh.

Reparatur an den Hersteller geschickt. Dieses Vor-

Die Nutzung verteilt sich auf die Neutronenak-

kommnis wurde auf der internationalen Ereignis-

tivierungsanalytik für die Universitäten Bern und

skala INES der Stufe 0 (unterhalb der Skala) ein-

Basel, die Kurse der Reaktorschule und der Strah-

gestuft.

lenschutzkurse sowie auf etliche Vorführungen

Im Jahr 2011 lagen die Dosen des Personals unter-

für Besuchergruppen und Schulklassen. Der

halb der Nachweisgrenze. Die Abgabe radioak-

Reaktorbetrieb erfolgte im Kalenderjahr 2011

tiver Stoffe über den Luft- und Abwasserpfad war

störungsfrei bei einer thermischen Leistung von

unbedeutend. Im Dezember 2011 hat das ENSI

rund 1 kW. Vom Bewilligungsinhaber wurden

seine Jahresinspektion durchgeführt. Dabei wur-

zwei umfassende Kontrollen der Reaktorschutz-

den technische, organisatorische und personelle

instrumentierung durchgeführt und die Reaktor-

Änderungen besprochen und es wurde ein Rund-

wasseraktivität überprüft, wobei keine Abwei-

gang durch verschiedene Anlagenräume durchge-

chungen von den Vorgaben festgestellt wurden.

führt.

Im Jahr 2011 traten keine meldepflichtigen Vor-

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebs-

kommnisse von sicherheitstechnischer Bedeu-

bedingungen im Jahr 2011 eingehalten wurden.

tung gemäss Richtlinie ENSI-B03 auf. Die Dosen des Personals lagen unterhalb der Nachweisgrenze. Die Abgabe radioaktiver Stoffe über

7.2 Universität Basel

den Luft- und den Abwasserpfad war unbedeutend. Im Oktober 2011 hat das ENSI seine Jah-

Der Forschungsreaktor AGN-211-P der Universi-

resinspektion durchgeführt. Dabei wurden tech-

tät Basel dient vorwiegend der Ausbildung von

nische, organisatorische und personelle Ände-

Studenten und der Anwendung in der Neutro-

rungen besprochen und es wurde ein Rundgang

80

nenaktivierungsanalytik.

durch die Anlagenräume durchgeführt.

Die Nutzung des Reaktors hat sich gegen­über

Das ENSI stellte fest, dass die Betriebsbedin-

den Vorjahren kaum verändert. Im Berichts-

gungen im Jahr 2011 eingehalten wurden.

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Transport- und Lagerbehälter in der Behälter-Lagerhalle der ZWILAG. Foto: ZWILAG

8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung

gende Kapitel). Das ENSI ist die zuständige schweizerische Behörde für die Ausstellung von Genehmigungszeugnissen gemäss Gefahrgutgesetzge-

Die schweizerischen Vorschriften für den Trans-

bung, und das unabhängig davon, ob es sich beim

port radioaktiver Stoffe auf Strasse und Schiene

Transportgut um radioaktive Stoffe aus Kernanla-

basieren auf den internationalen Regelwerken

gen oder aus anderen Betrieben handelt. Derzeit

über den Transport gefährlicher Güter auf der

findet in der Schweiz keine Fertigung von zulas-

Strasse (ADR1) bzw. mit der Eisenbahn (RID2). Bei

sungspflichtigen Versandstücken statt. Die umfas-

allen Verkehrsträgern kommen die IAEA-Empfeh-

sende Zulassung derartiger Behältertypen im

lungen (TS-R-13) für die sichere Beförderung radio­

Ursprungsland ist somit nicht Aufgabe des ENSI.

aktiver Stoffe zur Anwendung. Basierend auf die-

Dagegen ist häufig eine Anerkennung der von der

sen Empfehlungen wird das internationale Trans-

zuständigen Behörde des Ursprungslandes aus-

portrecht regelmässig angepasst. Im nationalen

gestellten Zulassung von Versandstückmustern

Transportrecht für Gefahrgüter der Klasse 7 (radio­

erforderlich. Dabei prüft das ENSI die Vollständig-

aktive Stoffe) gelten u.a. die SDR und die RSD .

keit des zugehörigen Sicherheitsberichts insbeson-

Die nach diesen Rechtsvorschriften erforderlichen

dere hinsichtlich des Nachweises, dass alle gemäss

Genehmigungen betreffen je nach Anwendungs-

ADR/RID und TS-R-1 vorgeschriebenen Anforde-

fall die Versandstücke und/oder den Beförde-

rungen erfüllt sind. Beförderungsgenehmigungen

rungsvorgang. Sie bilden eine Voraussetzung für

sind in bestimmten Fällen erforderlich, vor allem

die ebenfalls erforderlichen Bewilligungen nach

wenn die Beförderung aufgrund einer Sonderver-

Kernenergie- oder Strahlenschutzgesetz (vgl. fol-

einbarung erfolgt. In solchen Fällen müssen für

4

ENSI Aufsichtsbericht 2011

5

Europäisches Übereinkommen über die Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse 2 Ordnung für die internationale Eisenbahnbeförderung gefährlicher Güter 3 IAEA Safety Standards Series: Regulations for the Safe Transport of Radioactive Material, 2009 Edition, Safety Requirements TS-R-1 4 Verordnung vom 29. November 2002 über die Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse (SR 741.621) 5 Verordnung vom 3. De­ zember 1996 über die Beförderung gefährlicher Güter mit der Eisenbahn (SR 742.401.6) 1

81


den Transport spezielle Massnahmen durch das ENSI festgelegt werden. Zudem wird anhand der

8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung

eingereichten Dokumente jeweils geprüft, ob Verpackung und Inhalt den Vorschriften entsprechen.

Nach den Artikeln 6 und 34 des Kernenergie-

Im Berichtsjahr hat das ENSI 7 Gesuche nach

gesetzes (KEG) bedarf der Umgang mit Kern-

Gefahrgutgesetzgebung beurteilt und die ent-

materialien und radioaktiven Abfällen aus Kern-

sprechende Genehmigung ausgestellt. 6 Gesuche

anlagen einer Bewilligung des Bundes. Arti-

betrafen die Anerkennung der Zulassung von Ver-

kel 3 des KEG präzisiert den Begriff «Umgang»

sandstückmustern. Ein Gesuch bezog sich auf eine

als Forschung, Entwicklung, Herstellung, Trans-

Beförderungsgenehmigung nach Gefahrgutrecht.

port, Einfuhr, Ausfuhr, Durchfuhr und Vermittlung. Zuständig für die Erteilung solcher Bewilligungen ist das BFE. Im Hinblick auf die kernener-

8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung

gierechtliche Bewilligung von Transporten prüft jeweils das ENSI als Fachbehörde, dass die nukleare Sicherheit und Sicherung gewährleistet und die Vorschriften über die Beförderung gefähr-

die Beförderung auf öffentlichen Verkehrswe-

licher Güter erfüllt sind. Das BFE erteilt die Bewil-

gen sowie die Ein- und Ausfuhr von radioaktiven

ligung erst aufgrund einer zustimmenden Beur-

Stoffen bewilligungspflichtige Tätigkeiten. Die

teilung durch das ENSI.

Voraussetzungen für die Erlangung solcher Bewil-

Im Berichtsjahr hat das ENSI 12 Beurteilungen

ligungen sind im Strahlenschutzgesetz (StSG) und

für kernenergierechtliche Transportbewilligun­

in der Strahlenschutzverordnung (StSV) festge-

gen abgegeben. Von diesen betreffen 3 Bewilli-

halten. Derartige Bewilligungen sind über einen

gungen Transporte von Kernmaterial und 9 sol-

längeren Zeitraum befristet und hinsichtlich der

che von Abfällen. Bei den Kernmaterialien han-

Anzahl Transporte üblicherweise nicht begrenzt.

delte es sich a) um die Versorgung des KKL mit

Allerdings verlangt die Strahlenschutzverordnung

frischen Brennelementen, b) den Transport von

jeweils eine separate Bewilligung, falls bei einem

abgebrannten Brennelementen aus dem KKL

einzelnen Vorgang eine bestimmte Aktivitäts-

ins Zentrale Zwischenlager (ZZL) der ZWILAG,

menge überschritten wird. Im Bereich der Kern-

c) einem Transport von Brennstäben zu Unter-

anlagen ist das ENSI die zuständige Behörde, für

suchungen in einem ausländischen Laborato-

den sons­tigen Bereich ist das BAG zuständig. Im

rium. Bei den radioaktiven Abfällen bestanden

Berichtsjahr hat das ENSI eine allgemeine Bewilli-

2 Transporte aus der Rückführung von Wieder-

gung sowie eine der oben beschriebenen Einzel-

aufarbeitungsabfällen (CSD-C) von La Hague

bewilligungen erteilt.

ins ZZL; 7 Transporte waren radioaktive Abfälle

Spezial-Strassenfahrzeug der ZWILAG. Foto: ZWILAG

Gemäss Artikel 2 des Strahlenschutzgesetzes sind

von den KKW ins ZZL zur Verarbeitung und Zwischenlagerung.

8.4 Rückführung von Abfällen aus der Wiederaufarbeitung Aufgrund des zehnjährigen Moratoriums finden bis 2016 keine Transporte bestrahlter Brennelemente ins Ausland statt. Hingegen fanden 2011 zwei Transporte mit je drei Behältern kompaktierter Abfälle vom Typ CSD-C aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague zum ZZL statt. Aus La Hague wurden damit bereits etwa die Hälfte aller rücknahmepflichtigen Wiederaufarbeitungsabfälle in die Schweiz zurückgeliefert. Die Rückführungen aus Sellafield werden nach derzeitiger Planung in den Jahren 2013 und 2018 stattfinden.

82

ENSI Aufsichtsbericht 2011


8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern

schiedenen Fertigungsphasen: von der Vorbereitung bis zur Endprüfung der Gesamtdokumentation nach Fertigungsabschluss. Im Jahr 2011 wur-

Das Konzept der Zwischenlagerung von bestrahl-

den 14 Brennelementbehälter und 6 Behälter für

ten Brennelementen und von Glaskokillen besteht

hochaktive verglaste Abfälle während der Fertigung

darin, diese Abfälle in störfallsicheren Transport-

kontrolliert. Soweit sich Beanstandungen ergaben,

und Lagerbehältern (TL-Behältern) einzuschlies-

wurden diese in allen Fällen vom Hersteller korri-

sen, deren Dichtheit im Zwischenlager kontinu-

giert oder nach eingehender Prüfung als akzep-

ierlich überwacht wird. Diese Behälter werden

tabel qualifiziert, sofern die auslegungsgemässe

von den Kernkraftwerken bzw. von den Wieder-

Sicherheit des jeweiligen Behälters nachgewie-

aufarbeitungsanlagen zum jeweiligen Zwischen-

sen werden konnte. Die Anzahl solcher Beanstan-

lager transportiert, dort in der Behälterlagerhalle

dungen hat sich gegenüber dem Vorjahr erhöht.

abgestellt und an das Überwachungssystem ange-

Bereits vom Hersteller vorgeschlagene Korrektur-

schlossen. Die TL-Behälter müssen die Sicherheit

massnahmen befinden sich in der Umsetzung.

für den gesamten Zeitraum der Zwischenlagerung

Zusätzlich wurde die Wartung zweier Transportbe-

gewährleisten, weshalb hierfür gegenüber einem

hälter in der Schweiz durchgeführt. Das ENSI hat

reinen Transportbehälter nochmals erhöhte Anfor-

die Wartungsarbeiten inspiziert und sich von der

derungen zu erfüllen sind. Die Anforderungen

ordnungsgemässen Durchführung nach den Vor-

und Verfahren hierzu regelt die Richtlinie ENSI-

gaben des Behälterherstellers überzeugt. Im Rah-

G05. Mit dieser Richtlinie sind nicht nur die Anfor-

men der Inspektion wurde an zwei Punkten Ver-

derungen an die Auslegung der TL-Behälter spe-

besserungsbedarf innerhalb der Qualitätsprozesse

zifiziert, sondern auch die Anforderungen an die

identifiziert; die entsprechenden Massnahmen

Behälterfertigung, wie etwa Qualitätsanforde-

befinden sich in der Umsetzung.

rungen, begleitende Kontrollen oder Behälterdo-

Im Berichtsjahr wurden seitens des ENSI keine Frei-

kumentation. Bei der Fertigung derartiger Behäl-

gaben für die Verwendung und für die Einlage-

ter sind festgelegte und vom ENSI freigegebene

rung von Transport- und Lagerbehälter erteilt.

Abläufe einzuhalten, welche im Auftrag des ENSI

Zurzeit befinden sich zwei neue Behältertypen im

von unabhängigen Experten kontrolliert werden.

Zulassungsverfahren nach der Richtlinie ENSI-G05.

Für jeden Behälter bestätigt das ENSI schliesslich

Aufgrund der neuartigen Eigenschaften dieser

den qualitätsgerechten Abschluss der Fertigung

Behältertypen und des daraus folgenden Prüfum-

durch seine Freigabe zur Verwendung.

fanges werden diese Verfahren als Projekte auch

Ende 2011 befanden sich 19 Behälter in den ver-

unter Beizug externer Experten abgewickelt.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

83

Nächtlicher Transport eines TL-Behälters. Foto: ZWILAG


8.6 Inspektionen und Audits

tereigenschaften wurden jedoch in allen Fällen eingehalten. Bezüglich der Transportdurchführung

Bei der Beförderung radioaktiver Stoffe müssen

konnte somit in allen Fällen die Einhaltung der Vor-

zur Sicherheit des Transportpersonals und der

schriften bezüglich Sicherheit und Strahlenschutz

Bevölkerung die Strahlenschutz- und Transport-

des Personals, der Bevölkerung und der Umwelt

vorschriften eingehalten werden. Die Qualitätssi-

nachgewiesen werden.

cherungsprogramme der Konstrukteure und Her-

In einem Fall der Anlieferung von unbestrahlten

steller von Verpackungen sowie jene der Spedi-

Brennelementen wurde «Gute Praxis» ausgespro-

teure, Absender, Beförderer und Empfänger von

chen. Damit sollte die vorbildliche, umfassende Ein-

radioaktiven Stoffen müssen die Einhaltung der

arbeitung neuer Mitarbeiter im Bereich Strahlen-

Vorschriften gewährleisten. Im Rahmen der in den

schutz und Transportabwicklung honoriert werden.

Kapiteln 8.1, 8.2 und 8.3 beschriebenen Bewilli-

Bei den beiden Abweichungen zeigte sich die

gungsverfahren wird dies vom ENSI überprüft.

Notwendigkeit der Verbesserung von den intern

Zudem prüft das ENSI im Rahmen seiner Inspekti-

benutzten Dokumenten wie Verfahrens- und

onen regelmässig übergeordnete organisatorische

Arbeitsanweisungen, Formularen und Checklis­

Aspekte, die als gute Indikatoren für das Qualitäts-

ten. Bei den festgestellten Mängeln in der Doku-

bewusstsein dienen.

mentation ging es um die Verknüpfung der Ver-

Das ENSI führte im Jahr 2011 in seinem Aufsichts-

fahrens- und Arbeitsanweisungen mit den dazu-

bereich 10 Transportinspektionen durch. Betroffen

gehörigen Formularen und Checklisten und die

waren drei Anlieferungen von frischen Brennele-

richtige Protokollierung der Messwerte. Dies erfor-

menten, radioaktive Abfälle sowie sonstige radio-

derte die Überarbeitung der eingesetzten Doku-

aktive Stoffe (Proben, Quellen, Werkzeuge, etc.).

mente und die Schulung der betroffenen Mitar-

Eine Inspektion betraf den internen Transfer eines

beiter bei deren Anwendung. Ferner wurden in

Behälters im KKG. In zwei Fällen wurde bei Bewer-

einem Fall organisatorische Engpässe festgestellt,

tungen dieser Inspektionen Verbesserungsbedarf

welche durch klare Festlegung der Pflichten und

festgestellt. Sicherheitsrelevante Grenzwerte für

ausreichende Unterstützung aller an den Aufga-

Kontamination, Dosisleistung und sonstige Behäl-

ben Beteiligten behoben werden konnten.

84

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Eine der Versuchs­ einrichtungen im Felslabor Mont Terri. Foto: ENSI

9. G eologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle Für die Abfallverursacher besteht die gesetz-

darzulegen ist, wie diese im weiteren Vorgehen

liche Verpflichtung, die anfallenden radioaktiven

berücksichtigt werden (Kap. 9.3). Die Kernkraft-

Abfälle sicher in geologischen Tiefenlagern zu

werkbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, alle fünf

entsorgen. Im Auftrag der Abfallverursacher ist

Jahre die voraussichtliche Höhe der Stilllegungs-

die Nationale Genossenschaft für die Lagerung

und Entsorgungskosten zu berechnen. Die Entsor-

radio­aktiver Abfälle (Nagra) für die wissenschaft-

gungspflichtigen haben im November 2011 eine

liche und technische Vorbereitung dieser Auf-

entsprechende Kostenstudie vorgelegt (Kap. 9.4).

gabe, insbesondere für die Entwicklung von Pro-

Die für die Tiefenlagerung notwendigen Daten

jekten zur Tiefenlagerung und die entsprechende

werden teilweise in Felslaboratorien ermittelt (Kap.

Standortsuche, verantwortlich. Das Entsorgungs-

9.5). Die Verfolgung des Stands von Wissenschaft

konzept der Nagra umfasst zwei Tiefenlager, eines

und Technik zu Tiefenlager-relevanten Prozessen

für schwach- und mittelaktive Abfälle und eines

wird durch die Mitarbeit in internationalen Pro-

für hochaktive Abfälle. Die Standortsuche für die

grammen ergänzt (Kap. 9.6). Nachfolgend wird

benötigten Tiefenlager erfolgt durch das im Sach-

der Stand der Arbeiten zur geologischen Tiefenla-

plan geologische Tiefenlager (SGT) definierte Ver-

gerung der radioaktiven Abfälle dargelegt.

fahren (Kap. 9.1). Das von der Nagra vorgelegte Entsorgungsprogramm beschreibt den Realisierungsplan und die dafür notwendigen Schritte

9.1 Sachplan geologische Tiefenlager

(Kap. 9.2). Der schweizerische Bundesrat verfügte, dass Hinweise und offene Fragen aus dem Entsor-

Der vom Bundesrat im April 2008 genehmig­te

gungsnachweis von den Entsorgungspflichtigen

Sachplan geologische Tiefenlager regelt das

systematisch zu erfassen sind und in einem Bericht

Standortauswahlverfahren für geologische Tie-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

85


fenlager. Dieses Verfahren ist in drei Etappen auf-

genen Standortgebiete werden in der rund vier

geteilt. Gegen Ende 2008 reichte die Nagra für

Jahre dauernden Etappe 2 vertieft untersucht.

die Etappe 1 des Sachplans ihren Vorschlag geo-

Der Konzeptteil des Sachplans geologische Tie-

logischer Standortgebiete ein. Für das Lager für

fenlager sieht vor, dass im Hinblick auf Etappe 2

schwach- und mittelaktive Abfälle (SMA) schlägt

die Entsorgungspflichtigen vorgängig mit dem

die Nagra die sechs Standortgebiete Südranden,

ENSI abzuklären haben, ob der Kenntnisstand

Zürich Nordost (ehemals Zürcher Weinland), Nörd-

der Prozesse und sicherheitsrelevanten Parame-

lich Lägern, Jura Ost (ehemals Bözberg), Jura-Süd-

ter ausreicht,­um in Etappe 2 provisorische Sicher-

fuss und Wellenberg vor. Für die Lagerung hoch-

heitsanalysen und den sicherheitstechnischen Ver-

aktiver Abfälle (HAA) wurden die drei Standortge-

gleich durchführen zu können. Das ENSI hat seine

biete Zürich Nordost, Nördlich Lägern und Jura Ost

Anforderungen an die provisorischen Sicherheits­

vorgeschlagen.

analysen und den sicherheitstechnischen Vergleich

In Etappe 1 des Sachplanverfahrens hat das ENSI

im Bericht ENSI 33/075 im April 2010 festgelegt.

überprüft, ob sich die vorgeschlagenen Standort-

Die Nagra hat im November 2010 den entspre-

gebiete sicherheitstechnisch für den Bau eines Tie-

chenden Bericht zur Darlegung der Datenlage ein-

fenlagers eignen und stimmten der Wahl der vor-

gereicht (NTB 10-01). Die dazugehörige Stellung-

geschlagenen Standortgebiete zu. Zusätzliche

nahme hat das ENSI im März 2011 veröffentlicht

Stellungnahmen erfolgten durch die Kommission

und im April 2011 im Rahmen einer Fachsitzung

Nukleare Entsorgung (KNE), die Kommission für

des Technischen Forums Sicherheit vorgestellt. Die

nukleare Sicherheit (KNS), die Kantone (AG SiKa/

Kernaussagen dieser Stellungnahme sind:

KES) und die deutsche Expertengruppe-Schweizer-

❚ Die Nagra hat in ihrem Bericht NTB 10-01 den

Tiefenlager (ESchT).

geologischen Kenntnisstand in den jeweiligen

Der Bundesrat hat im November 2011 den Ergeb-

Standortgebieten und die Ableitung der sicher-

nisbericht zur Etappe 1 gutgeheissen und entschie-

heitstechnisch relevanten Parameter korrekt

den, die von der Nagra vorgeschlagenen Standort-

Erforschung des Gastransports. Foto: ENSI

dargelegt.

gebiete aufgrund der Gutachten und Stellungnah-

❚ Basierend auf dem aktuellen Kenntnisstand,

men der Sicherheitsbehörden und Kommissionen

zusammen mit den von der Nagra vorgeschla-

des Bundes in den Sachplan geologische Tiefen-

genen ergänzenden Untersuchungen und den

lager aufzunehmen. Er hat zudem das Eidgenös-

vom ENSI zusätzlich geforderten Ergänzungen

sische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie

kann der notwendige Kenntnisstand erreicht

und Kommunikation (UVEK) beauftragt, Etappe

werden, um in Etappe 2 belastbare Aussagen

2 der Standortsuche zu starten. Die vorgeschla-

zur sicherheitstechnischen Einstufung und zur

86

ENSI Aufsichtsbericht 2011


bautechnischen Machbarkeit machen zu kön-

ortregionen und Nachbarländer sowie Bundes-

nen.

behörden sicherheitsrelevante Fragen sammelt,

❚ Das ENSI hat 41 Forderungen gestellt, die vor

beantwortet und die Antworten der Öffentlichkeit

der Einreichung der Unterlagen der Nagra für

zur Verfügung stellt. 2011 fanden vier Sitzungen

Etappe 2 erfüllt sein müssen.

des Technischen Forums Sicherheit statt. Von den

❚ Vor Einreichung der für Etappe 2 erforderlichen

bis Ende 2011 eingetroffenen 63 Fragen sind 52

Unterlagen durch die Nagra wird das ENSI im

beantwortet. Fragen und Antworten sind unter

Rahmen einer Grobprüfung feststellen, ob die

www.technischesforum.ch einsehbar. Im Rah-

Unterlagen für die provisorischen Sicherheits­

men von Fachsitzungen wurden auch spezifische

analysen die Anforderungen gemäss ENSI

Fragestellungen zu den Themen Gasbildung und

33/075 erfüllen.

Gastransport im Tiefenlager und der Zugangsbau-

Die Hauptforderungen des ENSI betreffen die

werke (Rampe/Schacht) eines Tiefenlagers anhand

Verbesserung des Kenntnisstands über die Wirt-

des aktuellen Wissensstands dargelegt und disku-

gesteine Brauner Dogger und Effinger Schich-

tiert.

ten, die systematische Beschreibung der hydrau-

Beim Aufbau der Regionalkonferenzen, die die

lischen Fliesswege in den Standortregionen und

Standortgebiete in Etappe 2 im Rahmen der Par-

vertiefte Untersuchungen bei den bautechnischen

tizipation vertreten werden, hat das ENSI an

Aspekten.

diversen Informations- und Ausbildungsveran-

In Etappe 2 sind je mindestens zwei Standorte für

staltungen teilgenommen. Das ENSI hat an diesen

ein Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle

Veranstaltungen seine Rolle als Aufsichtsbehörde

und ein Lager für hochaktive Abfälle vorzuschla-

im Sachplan geologische Tiefenlager erläutert, ins-

gen. Für diese Standorte sind Sondierbohrungen

besondere wie es die Sicherheit von geologischen

notwendig, um in Etappe 3 (d.h. im Hinblick auf

Tiefenlagern überprüft.

die Rahmenbewilligung) den gemäss Kernenergieverordnung geforderten Kenntnisstand zu ­erreichen. Das ENSI erwartet deshalb, dass die

9.2 Entsorgungsprogramm

­Nagra zusammen mit den Standortvorschlägen in Etappe 2 entsprechende Gesuche einreicht.

Die Kernenergieverordnung (KEV) legt in Artikel

Der Sachplan geologische Tiefenlager sieht für die

52 fest, dass die Entsorgungspflichtigen ein Ent-

Beantwortung sicherheitstechnischer Fragen das

sorgungsprogramm vorlegen müssen. Es ist alle

Technische Forum Sicherheit vor, das in Zusam-

fünf Jahre anzupassen. Zuständig für die Überprü-

menarbeit mit Vertretern der Kantone, der Stand-

fung und für die Überwachung der Einhaltung des

ENSI Aufsichtsbericht 2011

87

Messung des Verhal­­ tens der Stollen­wand bei Luft­feuchtig­keits­ schwankungen. Foto: ENSI


Programms sind das ENSI und das Bundesamt für

Standortgebiete in Etappe 1 des SGT berücksich-

Energie (BFE).

tigt. Einige der Empfehlungen und Hinweise wur-

Das BFE prüft den Finanzplan für die Entsorgungs-

den in der Zwischenzeit bereits umgesetzt. Das

arbeiten bis zur Ausserbetriebnahme der Kernan-

ENSI wird seine Stellungnahme im Jahr 2012 ver-

lagen sowie das Informationskonzept der Nagra.

öffentlichen.

Die Unterlagen der Nagra (NTB 08-01) wurden mit den Standortvorschlägen für geologische Tiefenlager im Oktober 2008 eingereicht. Die Prü-

9.4 Kostenstudie

fung der Herkunft, Art und Menge der radioaktiven Abfälle, der benötigten geologischen Tie-

Die Finanzierung der Stilllegung der Kernkraft-

fenlager einschliesslich ihres Auslegungskonzepts

werke und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle

und der Zuteilung der Abfälle zu den geologischen

nach Ausserbetriebnahme der Anlagen wird in der

Tiefenlagern erfolgte im Rahmen der Prüfung der

Schweiz durch zwei unabhängige Fonds sicherge-

Standortvorschläge der Nagra in Etappe 1. Das

stellt: Der Stilllegungsfonds deckt die Kosten der

ENSI legte daher sein Schwergewicht bei der Prü-

Stilllegung der Kernanlagen, der Entsorgungs-

fung des Entsorgungsprogramms auf den Realisie-

fonds deckt die Kosten der sicheren Entsorgung

rungsplan für die Erstellung der geologischen Tie-

der radioaktiven Abfälle und der abgebrannten

fenlager.

Brennelemente in geologischen Tiefenlagern. Beide Fonds werden durch Beiträge der Betreiber geäufnet, die gemäss Kernenergiegesetz (Art. 27

9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis

und 31) zur Übernahme dieser Kosten verpflichtet sind. Die Kernkraftwerkbetreiber sind gesetzlich ver-

Der schweizerische Bundesrat verfügte im Juni

pflichtet, die voraussichtliche Höhe der Stillle-

2006, dass der Entsorgungsnachweis für abge-

gungs- und Entsorgungskos­ten zu berechnen.

brannte Brennelemente (BE), verglaste hochak-

Diese Kostenstudien, die gemäss Stilllegungs- und

tive Abfälle (HAA) und langlebige mittelaktive

Entsorgungsfondsverordnung (SEFV) alle 5 Jahre

Abfälle (LMA) erbracht ist. Er legte fest, dass die

aufgrund des neusten Stands von Wissenschaft

Kernkraftwerkgesellschaften gleichzeitig mit dem

und Technik aktualisiert werden müssen, bilden die

Entsorgungsprogramm nach Artikel 32 des Kern-

Grundlage für die Berechnung der jährlichen Bei-

energiegesetzes dem Bundesrat einen Bericht zu

träge der Betreiber an die beiden Fonds, die durch

unterbreiten haben, der alle in den Gutachten und

eine Verwaltungskommission festgelegt werden.

Stellungnahmen der damaligen HSK (einschliess-

Die letzten Kostenstudien der Entsorgungspflich-

lich KNE) und KSA sowie der OECD/NEA-Experten

tigen stammen aus dem Jahr 2006. Swissnuclear,

enthaltenen offenen Fragen, Hinweise und Emp-

die Fachgruppe Kernenergie des Verbands swiss­

fehlungen systematisch erfasst und aufzeigt, wie

electric, hat im November 2011 der Verwaltungs-

diese im weiteren Verfahren zeit- und sachge-

kommission der beiden Fonds die Kos­tenstudien

recht beantwortet werden. Diese offenen Einzel-

2011 vorgelegt, welche die Grundlage für die

punkte und Empfehlungen stellen die grundsätz-

Berechnung der Beiträge in der Veranlagungspe-

liche Machbarkeit eines geologischen Tiefenlagers

riode 2012 bis 2016 bilden.

nicht in Frage, sie müssen aber stufengerecht im

Der Abschluss der Prüfung der Kostenstudie, die

Verlauf der schrittweisen Realisierung des Lagers

das ENSI in Zusammenarbeit mit externen Exper-

beantwortet werden.

ten vornimmt, ist für 2012 vorgesehen.

Die Nagra reichte dazu im November 2008 den Bericht NTB 08-02 ein und legte darin ihre Vorgehensweise zu rund 200 Empfehlungen dar. Diese

9.5 Felslaboratorien

Empfehlungen sind teilweise deckungsgleich und betreffen häufig gleiche Themenbereiche. Wich-

In der Schweiz werden zwei Felslaboratorien im

tige Empfehlungen aus dem damaligen Verfah-

Kristallin- und im Tongestein (Felslabor Grimsel und

ren sind bereits in den Konzeptteil des Sachplans

Felslabor Mont Terri) betrieben, wo unter interna-

geo­logische Tiefenlager und in die Richtlinie ENSI-

tionaler Beteiligung umfangreiche Forschungspro-

G03 eingeflossen. Die Nagra hat diese Vorgaben

jekte durchgeführt werden. Sie dienen einerseits

bei der Ausarbeitung der Vorschläge geologischer

der Charakterisierung und Erfassung der geotech-

88

ENSI Aufsichtsbericht 2011


nischen, geochemischen und hydraulischen Eigen-

felsmechanische

schaften dieser Gesteinsformationen sowie ande-

suche, mit welchen die fels-

rerseits auch der Entwicklung und Überprüfung

mechanischen

LaborverKennwerte

von Lagerkonzepten für den sicheren Einschluss

des

radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenla-

telt und für Rechensimula-

gern. Für die Beurteilung der Sicherheit von geo-

tionen verfügbar gemacht

logischen Tiefenlagern liefern diese Forschungsar-

werden.

Opalinustons

Am

ermit-

RC-Experiment

beteiligen

sich

beiten wichtige Erkenntnisse und erlauben anhand

neben ENSI und ETH die deutsche Bundesanstalt

von Demonstrationsversuchen, das Verhalten

für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR (geo­

technischer (Bentonit, Zement, Stahlbehälter) und

physikalische Messungen) und die swisstopo (geo-

natürlicher Barrieren (Wirtgestein und Rahmenge-

dätische Messungen).

steine) zu untersuchen.

Neben dem RC-Experiment beteiligt sich das ENSI

Das ENSI beteiligt sich seit 2003 mit eigenen For-

ausserdem an zwei kleineren Experimenten. Das

schungsprojekten im Felslabor Mont Terri, um die

eine Experiment untersucht das zyklische Aus-

behördeninterne Fachkompetenz zu erhalten und

trocknungsverhalten der Stollenwand des Opali-

zu fördern. Der Schwerpunkt der Forschungsar-

nustons in Abhängigkeit des Stollenklimas (Tem-

beiten lag 2011 auf der Fortführung und Auswer-

peratur, Luftfeuchtigkeit). Mit dem anderen Expe-

tung des sogenannten RC-Experimentes, welches

riment evaluiert das ENSI zusammen mit der

von der Ingenieurgeologie der ETH Zürich betreut

swisstopo eine neue Methode der Durchlässig-

wird. Zielsetzung dieses vierjährigen Experimentes

keitsbestimmung in Bohrungen anhand von Ver-

ist es, die durch den Bau der Galerie-2008 infolge

dunstungsmessungen.

von Spannungsumlagerungen hervorgerufenen Deformationen im Opalinuston quantitativ zu erfassen. Langfristig sollen auch sehr langsam

9.6 Internationaler Wissenstransfer

ablaufende Verformungen im Gebirge (Konvergenz, Kriechprozesse) mittels eines Bohrloch-Moni-

Die Mitarbeit in internationalen Arbeitsgruppen

toring-Systems analysiert werden. Ergänzt wer-

bietet dem ENSI Gelegenheit, alle relevanten Fra-

den diese Untersuchungen durch umfangreiche

gestellungen im Bereich der Entsorgung in geo-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

89


logischen Tiefenlagern im europäischen Rahmen

Gases durch ein wenig durchlässiges Medium (z.B.

zu verfolgen und bezüglich Stand von Wissen-

ein tonreiches Gestein). 2010 und 2011 wurden

schaft und Forschung über die aktuellen Entwick-

Vergleichsrechnungen von den teilnehmenden

lungen informiert zu bleiben. Die Resultate dieser

Gruppen durchgeführt. Dabei wurde der zwei-

Arbeiten fliessen in die Begutachtung im Rahmen

dimensionale Gastransport für ein Tiefenlager

des Sachplans geologische Tiefenlager ein.

modelliert. Der Vergleich der Ergebnisse zeigte,

Neben der Beteiligung des ENSI an der internati-

dass die Berechnungen des ENSI einem internati-

onalen Forschung im Felslabor Mont Terri enga-

onal hohen Standard entsprechen.

giert sich das ENSI im Rahmen internationaler Pro-

Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Agneb

gramme zur Entsorgung (EU-Projekte) und arbei-

(Arbeitsgruppe des Bundes für die nukleare Entsor-

tet in verschiedenen internationalen Gremien mit.

gung) verfolgt das ENSI eng die Aktivitäten am vier-

Das 2009 gestartete vierjährige Forschungsprojekt

jährigen Forschungsprogramm MoDeRn («Moni-

FORGE («fate of repository gases») der Europä-

toring developments for save repository operation

ischen Union dient der Erforschung der in einem

and staged closure», 2009–2013). Dabei verfolgt

geologischen Tiefenlager durch Korrosion oder

das ENSI die aktuellen Aktivitäten und technischen

Zersetzung produzierten Gase, dem damit verbun-

Entwicklungen auf dem Gebiet der Umweltüber-

denen Gasdruckaufbau und dem Abtransport des

wachung und Messtechnik.

90

ENSI Aufsichtsbericht 2011


10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management

❚ Das KKB arbeitet schwerpunktmässig an der

Nachführung der Beznau-PSA im Hinblick auf die nächste Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ). Ferner hat das KKB eine Studie zur proba-

10.1.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen Mit

der

Probabilistischen

bilistischen Bewertung des PTS-Versagens (Pres-

Sicherheitsanalyse

surized Thermal Shock) des Reaktordruckbehäl-

(PSA) wird u.a. das Risiko abgeschätzt, dass ein

ters abgeschlossen, deren Ergebnisse in die PSA

schwerer Unfall in einem Kernkraftwerk auftritt.

einfliessen werden. Das ENSI hat die vom KKB

Als schwerer Unfall wird ein Störfall bezeichnet,

eingereichte Neubewertung der HRA (Human

bei dem der Reaktorkern nicht mehr gekühlt wer-

Reliability Analysis) und die PSA der internen

den kann und in der Folge zu schmelzen beginnt­.

Überflutung überprüft, letztere auch anhand

Schwere Unfälle sind äusserst unwahrschein-

einer Inspektion, bei der insbesondere Verbes-

lich und setzen den Ausfall zahlreicher Anlagen-

serungspunkte bezüglich der Dokumentation

teile voraus. Erst ein schwerer Unfall kann (muss

der PSA identifiziert wurden. Die Ergebnisse der

aber nicht notwendigerweise) dazu führen, dass

Überprüfungen hat das KKB bei der Nachfüh-

grössere Mengen radioaktiver Stoffe in die Umge-

rung der PSA für die nächste PSÜ zu berücksich-

bung freigesetzt werden. Die PSA ist eine wichtige

tigen.

Methode zur laufenden Beurteilung und Verbesse-

❚ Das ENSI hat die vom KKG im Rahmen der PSÜ

rung der Sicherheit von Kernanlagen.

2008 eingereichte PSA überprüft und eine Reihe

Eine PSA kann in drei Stufen unterteilt werden:

von Verbesserungspunkten identifiziert, wel-

Ausgehend von einem breiten Spektrum von aus-

che das ENSI in seiner Stellungnahme zur Perio­

lösenden Ereignissen werden in der Stufe-1-PSA

dischen Sicherheitsüberprüfung behandelt. Da

alle möglichen Unfallsequenzen bis zum Kern-

das PSA-Modell auch als ergänzende Analyse

schaden (Kernschmelze) betrachtet. Die auslö-

für die gemäss Regelwerk verlangten Anwen-

senden Ereignisse umfassen sowohl anlagen­

dungen herangezogen wird, ist das ENSI auf

interne Störfälle wie z. B. Brände, Brüche von

einige Verbesserungspunkte vorab eingetreten

Kühlmittel führenden Leitungen oder Ausfälle

und hat mittels einer Zwischenstellungnahme

der Wärmeabfuhr als auch Störfälle mit Ursprung

bereits einige Anpassungen des Stufe-1-PSA

ausserhalb der Anlage wie Erdbeben, unfallbe-

Modells gefordert.

dingter Flugzeugabsturz oder Überflutungen. Die

❚ Beim KKL lag im Berichtsjahr der Arbeitsschwer-

auf den Ergebnissen der Stufe-1-PSA aufbauende

punkt im Bereich PSA bei der Behandlung der

Stufe-2-PSA umfasst die Analyse des weiteren

Verbesserungspunkte aus der ENSI-Stellung-

Verlaufs eines Kernschadens bis zu einer eventu-

nahme zur Periodischen Sicherheitsüberprü-

ellen Freisetzung von radioaktiven Stoffen in die

fung 2006. Insbesondere wurden die Verfeine-

Umwelt. Mit der Stufe-3-PSA wird schliesslich der

rung der Modellierung der Sekundäranlage (wie

Schaden in der Umgebung des Kraftwerks ana-

zum Beispiel des Abgassystems, des Hauptkon-

lysiert.

densatsystems und der Turbinenventile), die

Basierend auf Art. 41 der Kernenergieverordnung

Überarbeitung der Erdbebenanalyse, die Aktua-

(KEV) verlangt das ENSI für alle schweizerischen

lisierung der Stufe-2-PSA sowie die Erweiterung

Kernkraftwerke PSA-Studien der Stufen 1 und 2.

der Stufe-2-PSA für die Bewertung des Still-

Die Anforderungen an die Erstellung und Anwen-

standsbetriebs angegangen. Ferner beabsich­

dung einer PSA sind in den Richtlinien ENSI-A05

tigt das KKL bei der Überarbeitung der PSA das

(Qualität und Umfang) und ENSI-A06 (Anwen-

Modell so zu gestalten, dass es in Zukunft ein-

dungen) festgehalten. Jeder Betreiber hat eine

facher möglich sein wird, Erkenntnisse aus der

anlagenspezifische PSA entwickelt und aktualisiert

PSA für die deterministische Störfallanalyse zu

diese regelmässig.

nutzen oder Verfahrensvorschriften, Testinter-

Im Jahr 2011 wurden im Wesentlichen folgende

vall oder Testvorschriften aus Sicht der PSA zu

Arbeiten im Bereich PSA durchgeführt:

bewerten.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

91


❚ Die Grobprüfung der vom KKM im Rahmen der

gende, für alle Schweizer Kernkraftwerke gültige

PSÜ 2010 eingereichten PSA führte zu Fragen,

Aussagen zur probabilistischen Bewertung der

welche alle im Laufe des Berichtsjahres beant-

Betriebserfahrung machen:

wortet wurden. Bei der genannten Grobprü-

❚ Die vorliegenden Daten zeigen für das Jahr

fung wurde eine Schwachstelle bei der Beherr-

2010 keine ausgeprägten Risikospitzen und das

schung interner Überflutungen innerhalb des

kumulative Risiko über dieses Zeitintervall blieb

Reaktorgebäudes identifiziert. Daher rüstete das

gering. Betrachtet man über mehrere Jahre hin-

KKM eine automatische Absperrung eines Teils

weg die Risikospitzen oder das jährliche kumula-

des Hilfskühlwassersystems nach, die durch die

tive Risiko, so sind keine Trends erkennbar.

Signalisierung eines erhöhten Wasserstands im

❚ Latente Fehler bleiben unentdeckt, bis die betrof-

Sumpf des Reaktorgebäudes ausgelöst wird. Im

fene Komponente angefordert oder geprüft

Laufe des Berichtsjahres reichte das KKM wei-

wird. Für das kumulative Risiko können sie wich-

tere umfangreiche Unterlagen zu PSÜ-Forde-

tig sein, weil hier nicht nur die momentane Risi-

rungen aus der Stellungnahme zur PSÜ 2005 ein.

koerhöhung durch eine Komponentenunver-

Diese umfassen überarbeitete probabilistische

fügbarkeit, sondern auch die Dauer der Unver-

Brand- und Erdbebenanalysen sowie eine Unsi-

fügbarkeit eine Rolle spielt. Erwähnenswert ist

cherheits- und Importanzanalyse für den Still-

im Jahr 2010 eine beim KKL im Rahmen einer

stand. Die genannten Überarbeitungen stellen

Funktionsprüfung festgestellte 2-jährige latente

aus Sicht des ENSI eine deutliche Verbesserung

Unverfügbarkeit eines Explosionsventils des Ver-

der PSA dar. Die Beurteilung der neuen KKM-

giftungssystems. Aufgrund der sich dadurch

PSA ist Gegenstand der ENSI-Stellungnahme zur

ergebenen geringfügigen momentanen Risi-

Periodischen Sicherheitsüberprüfung.

koerhöhung blieb jedoch auch das kumula-

Gemäss den per Ende 2010 vorliegenden Analy-

tive Risiko klein. Die Beiträge der latenten Feh-

sen der Schweizer Kernkraftwerke wird das von

ler zum kumulativen Risiko, welche sich im Jahr

der IAEA für bestehende Anlagen empfohlene

2010 ergeben haben, waren bei allen Kernkraft-

probabilistische Sicherheitsziel einer Kernscha-

werken gering.

denshäufigkeit von weniger als 10 pro Jahr von -4

allen Anlagen eingehalten.

❚ Die Daten der probabilistischen Bewertung der

Betriebserfahrung werden zudem genutzt, um den Einfluss der Wartungsunverfügbarkeit auf

10.1.2 Risikotechnische Beurteilung der Betriebserfahrung

das Risiko zu analysieren. Das wartungsbe-

Die probabilistische Bewertung der Betriebser-

die wartungsbedingten Risikospitzen waren

fahrung eines Kernkraftwerks erfolgt durch die

bei allen Werken kleiner als die Planungswerte

risikotechnische Bewertung der Vorkommnisse

gemäss Richtlinie ENSI-A06. Um die Planungs-

dingte inkrementelle kumulative Risiko wie auch

sowie durch eine zusammenfassende Bewertung

werte zu erreichen, wurden Optimierungen der

des Vorjahres. Die zusammenfassende Bewertung

Wartungsabläufe in einzelnen Werken vorge-

wird gemäss KEV jeweils im Folgejahr eingereicht.

nommen. Beispielsweise wurden im KKB u.a.

Spezifische Anforderungen an die beiden Analy-

Verbesserungen bei der Wartung der Flutdiesel

sen (probabilistische Bewertung der Betriebserfah-

und der Notstanddiesel eingeführt.

rung eines Jahres bzw. eines Vorkommnisses) sind

Seit 2009 werden meldepflichtige Vorkommnisse

in der Richtlinie ENSI A06 festgehalten.

gemäss der Richtlinie ENSI-B03 in Ergänzung zur

Alle

Kernkraftwerksbetreiber

reichten

im

deterministischen Betrachtungsweise auch syste-

Berichtsjahr eine probabilistische Bewertung der

matisch mit der PSA bewertet. Dazu wird die inkre-

Betriebserfahrung des Vorjahres ein, also 2010.

mentelle bedingte Kernschadenswahrscheinlich-

Bei diesem Bewertungsverfahren wird anhand des

keit eines Vorkommnisses (ICCDPVorkommnis) gemäss

PSA-Modells der Einfluss von unvorhergesehenen

Richtlinie ENSI-A06 berechnet. Ein Vorkommis

Kraftwerksabschaltungen sowie von Komponen-

wird anhand der ICCDPVorkommnis einer der Stufen

tenunverfügbarkeiten infolge Instandsetzungen,

0 bis 3 der internationalen Bewertungsskala für

Wartung oder Funktionstests auf das Risiko eines

nukleare Ereignisse (INES) zugeordnet.

Kernschmelzunfalls ermittelt. Das ENSI erstellt zur

Im Jahr 2011 führte die vom ENSI geforderte

Kontrolle anhand der Betreiberinformation eigene

­Überprüfung der Auslegung des KKM gegen ein

Auswertungen und leitet daraus, falls notwendig,

10 000-jährliches Hochwasser zu einem Befund,

Forderungen ab. Für das Jahr 2010 lassen sich fol-

der aus Sicht der PSA – in Übereinstimmung ­

92

ENSI Aufsichtsbericht 2011


mit der deterministischen Bewertung – mit INES 1­

Module stehen dem ENSI nun für alle Schweizer

(ICCDPVorkommnis mindestens 10-6, siehe Richtlinie

Kernkraftwerke zur Verfügung. Ausstehend sind

ENSI-A06) einzustufen ist. Es handelt sich dabei

diverse Programmverfeinerungen, insbesondere

um den Befund vom 28. Juni 2011 aus der Nach-

die Neugestaltung der grafischen Benutzerober-

weisführung der Funktion des SUSAN-Einlaufbau-

fläche. Auch im Berichtsjahr stand das ADAM-Sys­

werks bei Extremhochwasser. Die Nachweisfüh-

tem der Notfallorganisation uneingeschränkt zur

rung zeigte, dass eine Verstopfung der Zulauf-

Verfügung.

leitung zum SUSAN-Einlaufbauwerk bei einem 10 000-jährlichen Hochwasser nicht ausgeschlossen werden kann (vgl. Kap. 2).

10.2 Erdbebengefährdungsanalyse

Alle weiteren von den Kernkraftwerksbetreibern im Jahr 2011 mit der PSA bewerteten Vorkomm-

Für den sicheren Betrieb der Schweizer Kernkraft-

nisse waren risikotechnisch unbedeutend, d.h. als

werke sind fundierte Kenntnisse der Erdbeben-

INES-Stufe 0 beurteilt (ICCDPVorkommnis mindestens

sicherheit wichtig. Bereits beim Bau der heute

10-8, jedoch kleiner als 10-6) oder es erfolgte keine

bestehenden Kernkraftwerke wurde der Erdbe-

Einstufung auf der INES-Skala (ICCDPVorkommnis klei-

bensicherheit grosse Aufmerksamkeit geschenkt.

ner als 10 ) aufgrund der Risikobewertung.

Für Kernanlagen gelten weitaus strengere Bestim-

-8

mungen als für Normalbauten. Der Stand von Wis-

10.1.3 ADAM-System

senschaft und Technik wird vom ENSI laufend ver-

Dem ENSI werden im Zweiminutentakt von jedem

folgt. Neue Erkenntnisse führten bereits in der

Schweizer Kernkraftwerk bis zu 27 relevante Anla-

Vergangenheit zu Weiterentwicklungen der Erd-

genparameter (ANPA) zugestellt. Im ENSI werden

bebenanalysen und zu Ertüchtigungen in den

die ANPA-Werte vom ADAM-System («Accident

Kernanlagen.

Diagnostics, Analysis and Management») verar-

Als weiteren Schritt dieser fortwährenden Ent-

beitet. ADAM besteht aus folgenden vier Modu-

wicklung verlangte die HSK (heute ENSI) im Jahre

len:

1999 von den Kernkraftwerksbetreibern, die Erd-

❚ PI-Modul: Das PI-Modul unterstützt den Pikett­

bebengefährdung nach dem fortschrittlichsten

ingenieur (PI) des ENSI im Einsatzfall. Es liefert

Stand der methodischen Grundlagen neu zu

laufend Hinweise auf eine eventuelle Verletzung

bestimmen und dabei insbesondere die Unschärfe

von Grenzwerten und bereitet die ANPA-Werte

der Rechen­ergebnisse umfassend zu quantifizie-

grafisch so auf, dass sich der PI bei einem Stör-

ren. Zur Umsetzung dieser Forderung gaben die

fall rasch über dessen Ablauf und Ausmass ins

Kernkraftwerkbetreiber das Projekt PEGASOS

Bild setzen kann.

(Probabilistische Erdbebengefährdungsanalyse für

❚ Diagnosemodul: Das Diagnosemodul interpre-

die KKW-Standorte in der Schweiz) in Auftrag. In

tiert die ANPA-Werte und liefert Hinweise zu

Anlehnung an eine in den USA neu entwickelte

möglichen Ursachen eines Störfalls und zum

Methode wurde in diesem Projekt die Erdbeben-

Zustand wichtiger Anlagenteile.

gefährdung unter umfassender Berücksichtigung

❚ Simulationsmodul: Mit dem Simulationsmodul

des Kenntnisstandes der internationalen Fach-

kann eine Vielzahl von Unfallabläufen simuliert

welt berechnet. Mit dem Projekt PEGASOS hat die

und untersucht werden. Mit dem Modul kann

Schweiz Neuland betreten. Es ist die erste und bis-

auch der Eintrittszeitpunkt bestimmter kritischer

her einzige Studie dieser Art in Europa.

Ereignisse (Kernschaden, RDB-Versagen, etc.)

Das Projekt wurde vom ENSI von Anfang an mit

abgeschätzt werden. ❚ STEP-Modul: Die Abkürzung STEP steht für

einem Expertenteam überprüft. Das ENSI kam zum Schluss, dass mit dem Projekt PEGASOS die

«Source Term Program». Das Modul verwendet

methodischen Vorgaben erfüllt wurden und dass

ANPA-Werte und Benutzereingaben, um Quell-

hinsichtlich verschiedener Aspekte (Qualitätssiche-

terme (Menge und Zeitverlauf der Freisetzung

rung, Erweiterung der Methode auf die Charak-

radioaktiver Stoffe) bei einem schweren Unfall

terisierung der Standorteinflüsse) sogar ein neuer

abzuschätzen. Dieser Quellterm wiederum kann

Stand der Technik erzielt wurde. Doch stellte das

für Ausbreitungsrechnungen verwendet wer-

ENSI auch fest, dass die in den PEGASOS-Ergebnis-

den.

sen ausgewiesene Bandbreite der Unsicherheiten

Die im Vorjahr angestossene Überarbeitung des

recht gross ist und durch weitere Untersuchungen

ADAM-Systems ist weit fortgeschritten, sämtliche

verkleinert werden könnte.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

93


Mit dem Ziel, die Unschärfe der PEGASOS-Ergeb-

minutiös und dokumentierte die Erkenntnisse in

nisse zu reduzieren, starteten die Kernkraftwerk-

mehreren auf der Website verfügbaren Publikati-

betreiber im Jahr 2008 das von der swissnuclear

onen:

geleitete «PEGASOS Refinement Project» (PRP).

❚ Ablauf Fukushima 11032011, Ereignisabläufe

Mitte 2009 wurde das PRP auf die damals neu vor-

­Fukushima Dai-ichi und Daini infolge des

gesehenen Kernkraftwerkstandorte erweitert. Die

­Tohoku-Chihou-Taiheiyou-Oki-Erdbebens

Hauptthemenkreise des Projekts sind wie bereits

11.03.2011, ENSI-AN-7614 Rev. 1 (26. August

bei PEGASOS die Charakterisierung der Erdbeben-

2011)

vom

herde, der Erdbebenfortpflanzung und der loka-

❚ Analyse Fukushima 11032011, Vertiefende Ana-

len Effekte an den Standorten der Kernkraftwerke.

lyse des Unfalls in Fukushima am 11. März 2011

Das PRP berücksichtigt die seit dem Abschluss von

unter besonderer Berücksichtigung der mensch-

PEGASOS neu vorliegenden Erkenntnisse aus der

lichen und organisatorischen Faktoren, ENSI-

Erdbebenforschung und die Resultate aus den

AN-7669 (29. August 2011)

neuen Messungen der seismologischen Boden-

❚ Lessons Fukushima 11032011, Lessons Learned

kennwerte an den Kernkraftwerkstandorten.

und Prüfpunkte aus den kerntechnischen Unfäl-

Parallel zur anhaltenden Diskussion dieses Fort-

len in Fukushima, ENSI-AN-7746 (29. Oktober

schritts arbeiteten die verschiedenen Expertengruppen des PRP im Jahr 2011 an der Entwicklung

2011) ❚ Auswirkung

Fukushima 11032011, Radiolo-

der eigentlichen Eingabemodelle für die nume-

gische Auswirkungen aus den kerntechnischen

rische Berechnung der Erdbebengefährdung.

Unfällen in Fukushima vom 11.03.2011, ENSI-

Diese Modelle haben die Form logischer Bäume.

AN-7800 (16. Dezember 2011)

Die Äste bestehen aus alternativen Modellansät-

Bereits am 18. März 2011 – eine Woche nach

zen, die von den Experten so ausgewählt und

Unfallbeginn – hat das ENSI von den Betreibern

gewichtet werden, dass die Spanne der in der

eine Überprüfung der Auslegung der Schweizer

massgebenden Fachwelt vertretenen Interpretati-

Kernkraftwerke bezüglich Erdbeben und Über-

onen möglichst genau abgebildet wird. Das Pro-

flutung verlangt. Insbesondere war zu prüfen, ob

jekt wird vom ENSI mit einem Expertenteam kon-

Bedingungen für eine vorläufige Ausserbetrieb-

tinuierlich überprüft.

nahme gemäss der entsprechenden Verordnung (SR 732.114.5) vorlagen. Besondere Aufmerksamkeit lenkte das ENSI dabei auch auf die Verfügbar-

10.3 Fukushima und Lehren

keit der letzten Wärmesenke, die Sicherheit der Brennelementlagerbecken und die Auswirkungen

Das ENSI hat auf den am 11. März 2011 von

grossflächiger Zerstörungen auf die Verfügbar-

einem Erdbeben und anschliessenden Tsunami

keit externer Einsatzkräfte. Bis zum 31. März 2011

ausgelös­ten schweren Unfall im Kernkraftwerk

hatten die Betreiber dem ENSI erste Berichte vor-

Fukushima Dai-ichi rasch und entschlossen rea-

zulegen. Bis zum 1. Juni 2011 hatten sie einen

giert. Das Naturereignis führte in den Blöcken 1

Zugang zu einem externen Lager zu schaffen, aus

bis 4 zum vollständigen Verlust der Wechselstrom-

dem auch im Falle eines Erdbebens oder einer

versorgung und der letzten Wärmesenke. Weil

Überflutung Notfalleinsatzmittel auf dem Luft-

aufgrund der durch die Naturgewalten entstan-

weg auf das Kraftwerksareal transportiert wer-

denen grossflächigen Zerstörungen die Notfall-

den können (vgl. Kapitel 10.4). Damit diese Mit-

massnahmen stark behindert und verzögert wur-

tel selbst dann einsetzbar sind, wenn in Gebäuden

den, dauerte das Fehlen der Stromversorgung

erschwerte Bedingungen herrschen, verlangte das

lange an. In der Folge kam es zu schweren Kern-

ENSI bis Ende 2012 zu verwirklichende Nachrüs­

schäden und grossen Freisetzungen radioaktiver

tungen, dank denen Pumpen und Generatoren

Stoffe. Das ENSI hat entsprechend dem sich ent-

auch ausserhalb der Gebäude angeschlossen wer-

wickelnden Kenntnisstand schrittweise die für die

den können.

Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke nöti-

Am 1. April 2011 legte das ENSI genauer fest,

94

gen Lehren gezogen und Massnahmen angeord-

wie die Betreiber die Ausserbetriebnahmekri-

net. Rasch erkannte das ENSI, dass der Tsunami vor

terien zu überprüfen hatten. Es definierte hier-

allem wegen schwerer Auslegungsmängel so gra-

für drei Schritte: Bis zum 30. Juni 2011 war das

vierende Folgen für das Kernkraftwerk hatte. Das

Anlageverhalten bei einem alle 10 000 Jahre mög-

ENSI analysierte den Unfallablauf von Fukushima

lichen ­Extremhochwasser zu untersuchen. Bis zum

ENSI Aufsichtsbericht 2011


31. März 2012 war zu zeigen, ob die Anlage auch

zustellen. Das ENSI hat gelernt, dass es im Fall

bei einem alle 10 000 Jahre möglichen Extremerd­

grossflächiger naturbedingter Zerstörungen der

beben in Kombination mit einem durch das Erdbe-

Infrastruktur wesentlich länger dauern kann,

ben bedingten Versagen einer Stauanlage im Ein-

Einsatzkräfte und Einsatzmittel an einen Kraft-

zugsbereich des Kernkraftwerks und der dadurch

werksstandort zu entsenden. Deshalb ist die

verursachten Überflutung in der Lage ist, die

Notfallvorsorge sowohl auf den Kraftwerksare-

Grenzwerte der Strahlenschutzverordnung einzu-

alen als auch durch die Schaffung einer Luft-

halten.

transportmöglichkeit von Einsatzmitteln aus

Am 5. Mai 2011 forderte das ENSI aufgrund der

einem zentralen Lager in allen Schweizer Kern-

bis zum 31. März 2011 von den Betreibern einge­

kraftwerken verstärkt worden (vgl. Kapitel 10.4).

reichten ersten Berichte für jedes Kernkraftwerk

❚ Zur Verstärkung der Notfallschutzmassnahmen

spezifische Nachrüstmassnahmen (vgl. Kapitel

für den Fall eines Verlusts aller Systeme zur Kern-

1.3.4, 2.3.4, 3.3.4 und 4.3.4). Zusätzlich verlangte

notkühlung sind zusätzliche Massnahmen auf

es, die am 1. April 2011 für die Überprüfung der

dem Areal der einzelnen Kernkraftwerke und

Reaktorsicherheit gemachten Verfahrensvorgaben

durch die Nutzung von Einsatzmitteln aus einem

auch auf die Auslegung der Brennelementlagerbe-

zentralen Lager zu treffen (vgl. Kapitel 10.4).

cken, -gebäude und -kühlsysteme anzuwenden

❚ Die Gefahr, dass Kühlwasserfassungen aus Ober-

und den Schutz vor Wasserstoffexplosionen im

flächengewässern bei einem Extremhochwas-

Bereich der Brennelementbecken zu bewerten. Die

ser ausfallen, ist grösser als bisher angenommen.

entsprechenden Überprüfungen wurden bis zum

Eine Alternative zur Kühlwasserentnahme aus

31. März 2012 gefordert.

Oberflächengewässern ist deshalb von grosser

Am 1. Juni 2011 verlangte das ENSI von den

sicherheitstechnischer Bedeutung.

Schweizer Kernkraftwerksbetreibern bis zum 31.

❚ Auslegung und Einsatz der Systeme zur gefil-

Oktober 2011 eine Neubewertung der Sicherheits-

terten Sicherheitsgebäude-Druckentlastung sind

margen im Rahmen der EU-Stresstests. Diese Neu-

namentlich hinsichtlich des Schutzes vor Wasser-

bewertung folgt der Logik der gestaffelten Sicher-

stoffexplosionen zu hinterfragen.

heitsvorsorge und umfasst die Themenbereiche

Die dem Unfall von Fukushima zugrunde liegen-

auslösende Ereignisse, Ausfall von Sicherheitsfunk-

den schweren Auslegungsmängel gegen Naturge-

tionen und Notfallmanagement. Die geforderte

fahren und die internationale Reaktion auf diesen

Neubewertung auslösender Ereignisse umfasste

Unfall haben aber auch gezeigt, dass die Schweiz

eine Analyse der Einwirkung extremer Erdbeben,

bei der Aktualisierung ihrer Gefährdungsannah-

Hochwasser sowie der Kombination von Erdbeben

men international führend ist. Dies gilt nament-

und von Erdbeben ausgelösten Überflutungen.

lich für die Erdbebengefährdung, wo der Prozess

Der EU-Stresstest umfasste zudem die Auswir-

zur Festlegung neuer Gefährdungsannahmen

kungen extremer Wetterbedingungen. Hinsicht-

bereits vor Fukushima weit fortgeschritten war

lich des Ausfalls von Sicherheitsfunktionen waren

und höhere Anforderungen bereits Anwendung

die Folgen des Verlustes der Strom- und Kühlwas-

fanden.

serversorgung unabhängig vom Auslöser zu beur-

Der Unfall von Fukushima hat überdies zu Erkennt-

teilen. Beim Notfallmanagement war die Wirk-

nissen für den anlageexternen Notfallschutz

samkeit der vorbereiteten Massnahmen gegen

geführt. Das ENSI arbeitet mit in der vom Bundes-

schwere Unfälle neu zu bewerten.

rat eingesetzten interdepartementalen Arbeits-

Während die werksspezifischen Erkenntnisse in

gruppe zur Überprüfung der Notfallschutzmass-

den Kapiteln über die einzelnen Kraftwerke doku-

nahmen bei Extremereignissen in der Schweiz (IDA

mentiert sind (vgl. Kapitel 1.3.4, 2.3.4, 3.3.4 und

NOMEX).

4.3.4), hat das ENSI für die Schweizer Kernkraft-

Nicht zuletzt wirft der Unfall Fragen auf, welche

werke insbesondere folgende allgemeinen Lehren

die internationale Zusammenarbeit in der Kern-

gezogen:

energieaufsicht betreffen. Die Überprüfungen

❚ Bisher ging man in der Schweiz von der inter-

durch die IAEA, aber auch durch die Betreiberorga-

national geteilten Annahme aus, es stelle keine

nisation WANO, waren nicht in der Lage, rechtzei-

besondere Herausforderung dar, nach einem

tig die in Fukushima bestehenden Defizite zu iden-

erdbebenbedingten Versagen der Kühlung der

tifizieren oder deren Behebung zu erwirken.

Brennelementbecken die Kühlung mit Not-

Eine ausführliche Darstellung des Unfalls von

fallschutzmassnahmen rechtzeitig wieder her-

Fukushima und der daraus gezogenen Lehren fin-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

95


det sich im Erfahrungs- und Forschungsbericht

Unfällen. Die Einsatzmittel umfassen insbesondere

2011 des ENSI.

Notstromaggregate mit Anschlusskabeln, Pumpen und Schläuchen für die Wassereinspeisung, Borsäure, Treibstoffbehälter und Werkzeuge. Ausrüs­

10.4 Externes Lager Reitnau

tungen für die Einsatzkräfte ergänzen die Einsatzmittel. Die Betreiber reichten dem ENSI damals ein

In Erfüllung einer am 18. März 2011 – eine Woche

provisorisches Auslegungs- und Betriebskonzept

nach dem Beginn des Unfalls von Fukushima –

vor. Das ENSI verlangte bis zum 31. Januar 2012

gestellten ENSI-Forderung, nahmen die Schweizer

die Einreichung eines definitiven Konzepts.

Kernkraftwerksbetreiber am 31. Mai 2011 im aargauischen Reitnau in einer umgenutzten Armeeanlage ein zentrales externes Lager mit Notfalleinsatzmitteln in Betrieb. Das Lager ist überflutungs-

10.5 Sistierung des Rahmenbewilligungsverfahrens

sicher auf einer Anhöhe gelegen und befindet sich in gebunkerten Gebäuden. Es stellt einen zusätz-

Beim Bewilligungsverfahren zu den drei Rahmen-

lichen Stützpfeiler im Notfallmanagement der

bewilligungsgesuchen für neue Kernkraftwerke

Schweizer Kernkraftwerke dar und ist in die Not-

in der Schweiz kam es im Frühjahr 2011 zu einer

fallorganisation der einzelnen Anlagen integriert.

Wende. Kurze Zeit nach dem schweren Reaktorun-

Die Einsatzbereitschaft des externen Lagers wird

fall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima Dai-

ständig gewährleistet. Das ENSI stellte im Rahmen

ichi hat Frau Bundesrätin Leuthard am 14. März

einer Inspektion des Lagers am 31. Mai 2011 vor

2011 das Bewilligungsverfahren für neue Kern-

Ort fest, dass die eingelagerten Einsatzmittel die

kraftwerke in der Schweiz sistiert. Das Bundesamt

Anforderungen der Verfügung erfüllen, sowohl

für Energie (BFE) als verfahrensleitende Behörde

was das Material als auch die Transportierbar-

hat die involvierten Stellen von Bund, Kantonen

keit mit in der Schweiz verfügbaren Helikoptern

und dem Ausland darüber informiert. Die begon-

betrifft. Jedes der schweizerischen Kernkraftwerke

nenen Arbeiten wurden eingefroren. Das ENSI hat

96

hat damit Zugang zu einem Lager mit zusätzlichen

in der Folge seine diesbezüglichen Begutachtungs-

Einsatzmitteln zur Bekämpfung von schweren

arbeiten eingestellt und sich neu organisiert.

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Anhang Sicherheitsbewertung

99

Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala

102

Abbildung 2 Definition der ENSI-Kategorien G, N, V und A

104

Tabelle 1

Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke

105

Tabelle 2

Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2011

105

Tabelle 3

Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft

106

in den Kernkraftwerken Ende 2011

Tabelle 4

Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2011

106

Tabelle 5

Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr

107

Tabelle 6a

Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im

108

Jahr 2011 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung

Tabelle 6b

Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2011

und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung

Tabelle 6c

Fussnoten

110

Tabelle 7

Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im

111

Vergleich mit den Abgabelimiten

Tabelle 8

Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2011

112

Tabelle 9

Radioaktive Abfälle in den Anlagen der ZWILAG per 31.12.2011

112

Tabelle 10

Richtlinien des ENSI/Directives de l’ENSI/Guidelines of ENSI

113

Figur 1

Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung, 2002–2011

119

Figur 2

Vorkommnisse 2002–2011

120

Figur 3

Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2002–2011

121

Figur 4

Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2002–2011

122

Figur 5

Jahreskollektivdosen (Personen-Sv/Jahr) der Kernanlagen, 1979– 2011

123

Figur 6

Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene)

124

in der Umgebung der schweizerischen KKW

Figur 7a

Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor

125

Figur 7b

Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor

125

Verzeichnis der Abkürzungen

ENSI Aufsichtsbericht 2011

109

126

97



Sicherheitsbewertung

gestaffelten Ebenen von Vorkehrungen, von de-

Das ENSI wacht als unabhängige Aufsichtsbehör-

len der davor liegenden Ebenen aufzufangen. Zur

nen jeweils die nächste dazu dient, Schwachstelde darüber, dass die Betreiber von Kernanlagen

1. Ebene gehören systematische Vorkehrungen

ihre Verantwortung für die nukleare Sicherheit

zur Vermeidung von Abweichungen vom Normal-

umfassend wahrnehmen. Das Ziel nuklearer Si-

betrieb. Für den Fall, dass es dennoch zu Abwei-

cherheit ist es, Mensch und Umwelt vor schäd-

chungen kommt, umfasst die 2. Ebene Vorkeh-

lichen Auswirkungen ionisierender Strahlung zu

rungen zur Beherrschung von Abweichungen vom

schützen. Zur Gewährleistung der nuklearen Si-

Normalbetrieb mittels Begrenzungs- und Schutz-

cherheit müssen die Betreiber von Kernanlagen

systemen und zur Entdeckung von Fehlern. Für Si-

eine umfassende Sicherheitsvorsorge treffen, die

tuationen, in denen diese nicht erfolgreich sind,

verschiedene Aspekte umfasst. Das ENSI beurteilt

werden auf einer 3. Ebene Vorkehrungen zur Be-

die von ihm beaufsichtigten Aspekte hinsichtlich

herrschung von Auslegungsstörfällen getroffen.

ihrer Aufgabe innerhalb der Sicherheitsvorsorge.

Für die seltenen Fälle, in denen diese nicht ausrei-

Bisher fliessen die Inspektionstätigkeit, die Ergeb-

chend wirksam sind, werden auf einer 4. Ebene

nisse der Zulassungsprüfungen, die Analyse mel-

Vorkehrungen zur Beherrschung auslegungsüber-

depflichtiger Vorkommnisse und auf der Basis der

schreitender Anlagenzustände getroffen. Die Si-

periodischen Berichterstattung ermittelte Sicher-

cherheitsebenen 1 bis 4 bilden die anlageninter-

heitsindikatoren in der nachfolgend beschriebe-

ne Sicherheitsvorsorge.

nen Weise in eine systematische Sicherheitsbewer-

Schliesslich umfasst die gestaffelte Sicherheits-

tung ein. Damit deckt das Bild, das sich aus der Si-

vorsorge für den noch unwahrscheinlicheren Fall,

cherheitsbewertung ergibt, zurzeit vor allem be-

dass trotz aller Massnahmen auf den Ebenen 1 bis

triebliche Aspekte ab. Weiter unten ist beschrie-

4 grössere Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt

ben, welche weiteren Datenquellen in Zukunft das

werden sollten, auf einer 5. Ebene Vorkehrungen

Bild vervollständigen sollen.

zur Linderung der Auswirkungen. Die Sicherheits-

Das ENSI ordnet alle in die Sicherheitsbewertung

ebene 5 umfasst die anlagenexterne Sicherheits-

eingehenden Aspekte nach mehreren Kriterien: Es

vorsorge. Jede Ebene der gestaffelten Sicherheits-

unterscheidet zwischen den in den Dokumenten

vorsorge dient dazu, vier grundlegende Schutz-

eines Kernkraftwerks festgelegten Vorgaben und

ziele zu gewährleisten: Erstens ist beim Umgang

dem tatsächlichen Betriebsgeschehen. Da die nuk­

mit Kernbrennstoffen jederzeit zu gewährleisten,

leare Sicherheit sowohl von technischen als auch

dass die Reaktivität unter Kontrolle ist (Schutzziel

von menschlichen und organisatorischen Faktoren

«Kontrolle der Reaktivität»). Zweitens müssen

abhängt, macht das ENSI zudem sichtbar, ob sich

Brennelemente jederzeit ausreichend gekühlt wer-

eine Beurteilung auf die Technik bezieht oder auf

den (Schutzziel «Kühlung der Brennelemen-

Mensch und Organisation. Dies ergibt vier Berei-

te»). Drittens sind radioaktive Stoffe jederzeit si-

che, die systematisch zu beurteilen sind: 1. Aus-

cher einzuschliessen (Schutzziel «Einschluss ra-

legungs-Vorgaben, 2. Betriebs-Vorgaben, 3.

dioaktiver Stoffe») und viertens ist die Strahlen-

Zustand und Verhalten der Anlage sowie 4.

exposition von Mensch und Umwelt jederzeit zu

Zustand und Verhalten von Mensch und Or-

begrenzen (Schutzziel «Begrenzung der Strah-

ganisation.

lenexposition»). Die drei ersten Schutzziele die-

Die Sicherheitsvorsorge der Kernkraftwerke lässt

nen alle dazu, das vierte Schutzziel der Begren-

sich aus zwei alternativen Perspektiven betrach-

zung der Strahlenexposition sicherzustellen. Mass­

ten, die im Folgenden dargestellt werden. Die

nahmen zur Gewährleistung der Schutzziele 3

eine Perspektive ist das Konzept der gestaffel-

und 4 werden auch als Strahlenschutz bezeichnet.

ten Sicherheitsvorsorge, das Sicherheitsebenen

Für die Ebenen 1 bis 4 der gestaffelten Sicher-

und Barrieren umfasst. Die andere Perspektive ist

heitsvorsorge – die anlageninterne Sicherheitsvor-

das Konzept der Schutzziele, denn der Zweck

sorge – gilt, dass jede Sicherheitsebene für jedes

der Sicherheitsvorsorge ist letztlich die Einhaltung

Schutzziel Vorkehrungen umfasst. Somit werden

übergeordneter Schutzziele.

für jedes Schutzziel Vorkehrungen auf jeder die-

Zum Konzept der gestaffelten Sicherheitsvorsor-

ser Sicherheitsebenen getroffen. Einzig die Sicher-

ge: Dieses besteht aus mehreren hintereinander

heitsebene 5 – die anlagenexterne Sicherheitsvor-

ENSI Aufsichtsbericht 2011

99


sorge – dient ausschliesslich dem Schutzziel «Be-

lität), V (Verbesserungsbedarf), A (Abweichung),

grenzung der Strahlenexposition», weil sie für den

1 (Anomalie), 2 (Zwischenfall) und so weiter ge-

äusserst unwahrscheinlichen Fall da ist, dass die

mäss INES.

anderen Schutzziele in einer Weise verletzt sind,

Die Kriterien für die Zuordnung zu den Katego-

die zur Freisetzung einer grösseren Menge radio-

rien G, N, V und A sind in Abbildung 2 genannt.

aktiver Stoffe geführt hat oder führen kann.

In den Kategorien G, N, V und A sind stets alle

Dem Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe»

Schutzziele im gemäss den bewilligten Betriebsbe-

dienen in Kernkraftwerken drei hintereinander

dingungen geforderten Mass erfüllt. Die Bewer-

liegende Barrieren: Die Brennstoffmatrix und die

tungen der Kategorien 1 bis 7 basieren auf der Be-

Hüllrohre der Brennelemente bilden die erste, die

urteilung von drei verschiedenen Kriterien: 1. auf

Umschliessung des Primärkreislaufs die zweite

den radioaktiven Abgaben an die Umwelt, 2. auf

und das Containment die dritte Barriere. Die In-

der Strahlenexposition des Personals und 3. (im

tegrität dieser Barrieren wird in der systematischen

Bereich der Kategorien 1 bis 3) auf der Wirksam-

Sicherheitsbewertung dargestellt.

keit der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zur Ver-

Nicht alle beurteilten Aspekte lassen sich klar ei-

hinderung eines Kernschadens und zur Verhinde-

ner oder mehreren spezifischen Sicherheitsebe-

rung eines Schadens an den radiologischen Bar-

nen zuordnen. Manche Aspekte sind potenziell

rieren sowie (im Bereich der Kategorien 4 bis 5)

für alle Sicherheitsebenen von Bedeutung und

auf der Schwere eines Kernschadens oder Barrie­

betreffen somit das Gesamtrisiko des Kernkraft-

reschadens. Es zählt jeweils das Kriterium, das zur

werks. Solche Aspekte werden als Aspekte mit

höchsten Einstufung führt. Eine Einstufung auf-

ebenen- oder barrierenübergreifender Be-

grund radioaktiver Abgaben an die Umwelt be-

deutung bezeichnet. Ebenso lassen sich nicht

deutet ab Kategorie 1, dass das Schutzziel «Ein-

alle Aspekte klar einem oder mehreren spezifi-

schluss radioaktiver Stoffe» verletzt worden ist,

schen Schutzzielen zuordnen. Diese Aspekte wer-

wobei die freigesetzte Aktivität bis zur Katego-

den als Aspekte mit schutzzielübergreifender

rie 7 um mehrere Grössenordnungen zunimmt.

Bedeutung bezeichnet.

Eine Einstufung aufgrund der Strahlenexpositi-

Sämtliche Bewertungen, welche sich auf Aspek-

on des Personals bedeutet ab Kategorie 1, dass

te der Sicherheitsvorsorge beziehen, finden sich

das Schutzziel «Begrenzung der Strahlenexposi-

sowohl in der Darstellung der Perspektive der ge-

tion» verletzt worden ist, wobei die Strahlendo-

staffelten Sicherheitsvorsorge als auch in der Dar-

sis bis zur Kategorie 4 um mehrere Grössenord-

stellung der Schutzzielperspektive. Alle Bewertun-

nungen zunimmt. Eine Einstufung aufgrund der

gen, die sich auf den Zustand oder das Verhalten

Wirksamkeit der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

der Anlage beziehen, werden hierbei als Aspekte

kann in den Kategorien 1 bis 3 bedeuten, dass die

der Sicherheitsvorsorge verstanden und erschei-

Schutzziele «Kontrolle der Reaktivität», «Kühlung

nen in beiden Darstellungen. Hingegen werden

der Brennelemente» oder «Einschluss radioaktiver

Bewertungen, die sich auf radiologische Auswir-

Stoffe» nicht alle im gemäss den bewilligten Be-

kungen beziehen, nur aus der Schutzzielperspek-

triebsbedingungen geforderten Mass erfüllt sind.

tive sichtbar. Denn wenn zum Beispiel eine Person

Es ist aber auch möglich, dass diese Schutzziele

einer erhöhten Strahlendosis ausgesetzt wird, ist

gerade noch erfüllt sind, aber zusätzliche Fehler

zwar das Schutzziel «Begrenzung der Strahlen-

zu einer Schutzzielverletzung führen würden. Eine

exposition» betroffen, nicht aber die Sicherheits-

Einstufung aufgrund der Schwere eines Kernscha-

vorsorge.

dens oder eines Barriereschadens bedeutet, dass

Für alle Bewertungen wird eine einheitliche Skala

Schutzziele verletzt worden sind.

verwendet. Die Skala basiert auf der internationa-

Bei der Sicherheitsbewertung wird jeder beurteil-

len Ereignisskala (INES), ist aber nach unten – im

te Aspekt sämtlichen Sicherheitsebenen, Barrie-

Bereich «below scale» (INES 0) – erweitert. Da-

ren und Schutzzielen zugeordnet, für die er von

durch deckt sie nicht nur Vorkommnisse ab, son-

Bedeutung ist. Dadurch erscheinen manche As-

dern auch den ungestörten Normalbetrieb und so-

pekte auf mehreren Sicherheitsebenen oder bei

gar Aspekte, die Vorbildcharakter für andere An-

mehreren Schutzzielen. Ein Aspekt (zum Beispiel

lagen haben (vgl. Abbildung 1). Die Skala umfasst

eine Komponente, ein Dokument, eine Person

folgende Kategorien: G (gute Praxis), N (Norma-

oder eine Handlung), der sich auf mehrere Sicher-

100

ENSI Aufsichtsbericht 2011


heitsebenen oder Schutzziele auswirkt, kann ent-

Das ENSI betrachtet die Transporte von und zu

sprechend auch mehrere Sicherheitsvorkehrun-

den Kernkraftwerken bei der systematischen Si-

gen schwächen. Da – wie bereits erwähnt – das

cherheitsbewertung separat. In den nächsten Jah-

Konzept der gestaffelten Sicherheitsvorsorge und

ren werden zusätzliche Datenquellen in die Be-

das Konzept der Schutzziele alternative Betrach-

wertung einfliessen. Weil zurzeit die verwende-

tungsweisen sind, kann jedes Element der Sicher-

ten Datenquellen vor allem Information über das

heitsvorsorge sowohl Sicherheitsebenen als auch

Betriebsgeschehen liefern, liegt der Erkenntnisge-

Schutzzielen zugeordnet werden. Entsprechend

winn der systematischen Sicherheitsbewertung

erscheint jeder beurteilte Aspekt sowohl in der

vorderhand vor allem in diesem Bereich. Sobald

Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

wie geplant auch die Beurteilung von Änderungen

als auch in der Schutzziel-Perspektive. Einer Bar-

im Rahmen von Freigaben für die Sicherheitsbe-

riere wird ein bewerteter Aspekt dann zugeord-

wertung genutzt wird, wird das Bild im Bereich der

net, wenn eine Aussage über den Zustand oder

beiden linken Spalten der Sicherheitsbewertungs-

die Dichtheit dieser Barriere gemacht wird. Kom-

Darstellung vollständiger. Anlagenverbesserungen

ponenten mit Barrierenfunktion werden nur dann

werden damit in Zukunft auch in der Sicherheits-

auch Ebenen der gestaffelten Sicherheitsvorsor-

bewertung sichtbar. Ergebnisse wiederkehrender

ge zugeordnet, wenn auch die Funktion eines

Prüfungen erscheinen in der Sicherheitsbewer-

Sys­tems von ihrem Funktionieren abhängt. Kom-

tung jeweils im Jahr der Prüfung. Wenn eine Prü-

ponenten, welche ausschliesslich eine Barrieren-

fung nicht jährlich erfolgt und ein Befund – weil

funktion haben, werden keiner Ebene – aber dem

er zulässig ist – bis zur nächsten Prüfung belassen

Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe» – zu-

werden kann, wird er in den Jahren, in denen kei-

geordnet.

ne Prüfung stattfindet, in der Sicherheitsbewer-

Das ENSI hat im Jahr 2010 alle Ergebnisse von In-

tung zurzeit nicht dargestellt. Zentrale Ergebnisse

spektionen, Zulassungsprüfungen, Vorkommnis-

dieser Bewertung für das Aufsichtsjahr 2010 sind

analysen und alle Sicherheitsindikatoren nach dem

jeweils am Schluss der Kapitel 1 bis 4 unter dem

beschriebenen System bewertet. Für die Kern-

Punkt «Sicherheitsbewertung» dargestellt.

kraftwerke hat es die Bewertungen zu einem um-

Das ENSI nimmt aufgrund der Ergebnisse der sys­

fassenden Gesamtbild zusammengefügt. Das Ge-

tematischen Sicherheitsbewertung und weiterer

samtbild besteht einerseits aus einer Vielzahl von

Erkenntnisse aus der Aufsichtstätigkeit eine vier-

Einzelbewertungen in den verschiedenen Zellen

teilige Gesamtbewertung der Sicherheit jedes

der Sicherheitsbewertungs-Darstellung (z. B. 1 Be-

Kernkraftwerks vor, nämlich hinsichtlich der In-

wertung A, 5 Bewertungen V, 12 Bewertungen N

haltsbereiche Auslegungs-Vorgaben, Betriebs-

und 1 Bewertung G). Zum anderen hat das ENSI

Vorgaben, Zustand und Verhalten der Anlage so-

alle in einer Zelle enthaltenen Bewertungen zu je-

wie Zustand und Verhalten von Mensch und Or-

weils einer Gesamtbewertung verdichtet (z. B. Be-

ganisation. Diese vier Bereiche entsprechen den

wertung A). Die Zellen- Gesamtbewertung ist nor-

Spalten der Tabellendarstellung der Ergebnisse der

malerweise gleich der höchsten Einzelbewertung,

Sicherheitsbewertung der einzelnen Kernkraft-

weil die Tragweite eines Fehlers naturgemäss grös-

werke (vgl. Kap. 1.8, 2.9, 3.9 und 4.8). Für die-

ser ist als die Tragweite der erwartungsgemässen

se Gesamtbewertung verwendet das ENSI für je-

Sachverhalte. Entsprechend müssen sich die aus

den einzelnen Bereich in absteigender Reihenfol-

der Sicherheitsbewertung abzuleitenden Mass-

ge die Kategorien «hoch», «gut», «ausreichend»

nahmen auch primär auf die Diskrepanzen zum

und «ungenügend».

Erwarteten richten.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

101


Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala basierend auf der Internationalen Ereignisskala INES

Anhang 1: ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala 7

Schwerwiegender Unfall Kriterien gemäss INES-Manual

6

Ernsthafter Unfall Kriterien gemäss INES-Manual

5

Unfall mit Gefährdung der Umgebung

5

Kriterien gemäss INES-Manual

4

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung

Kriterien gemäss INES-Manual

4

radioaktive Abgaben an die Umwelt: >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >1 mSv

3

Ernsthafter Zwischenfall

Zwischenfall

3

1

Kriterien gemäss INES-Manual

Ernsthafter Zwischenfall

3

4

Zwischenfall

Anomalie

2

Kriterien gemäss INES-Manual

3

Zwischenfall

2

Kriterien gemäss INES-Manual

1

Kriterien gemäss INES-Manual

0

Ernsthafter Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual

Kriterien gemäss INES-Manual

radioaktive Abgaben an die Umwelt >KAL und <JAL und Dosis der meist exponierten Person <0,1 mSv

0

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual

Kriterien gemäss INES-Manual

2

Anomalie

4

Schäden an der Anlage

radioaktive Abgaben an die Umwelt <JAL und >0,1 mSv Dosis der OffSite meist exponierten Person oder >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person <0,1 mSv

1

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual

radioaktive Abgaben an die Umwelt >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >0,1 mSv und <1 mSv

2

Unfall mit Gefährdung der Umgebung

Anomalie

1

Kriterien gemäss INES-Manual

0

Kriterien gemäss INES-Manual

0

Vorkommnisklassierungen: Radioaktive Abgaben an die Umwelt

Vorkommnisklassierungen: Strahlenexposition des Personals

Vorkommnisklassierungen: Gestaffelte Sicherheitsvorsorge

V I g

Teilskala 1

Teilskala 2

Teilskala 3

T

* nur anwendbar für B

102

ENSI Aufsichtsbericht 2011


er

7

7

Schwerwiegender Unfall*

6

6

Ernsthafter Unfall*

5

5

Unfall mit Gefährdung der Umgebung*

4

4

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung*

3

3

Ernsthafter Zwischenfall*

2

2

Zwischenfall*

1

1

Anomalie

A

A

Abweichung

V

V

Verbesserungsbedarf

N

N

Normalität

G

G

Gute Praxis

ual

4

ung

ual

2

Zwischenfall 1E-4 < ICCDPVork. < 1E-2

1

ual

Anomalie 1E-6 < ICCDPVork. < 1E-4

0

ICCDPVork. < 1E-6

Vorkommnisklassierungen: ICCDPVorkommnis gemäss ENSI-A06 Teilskala 4

ENSI

1E-2 < ICCDPVork. < 1

ual

n: sorge

Ernsthafter Zwischenfall

INES

3

unterhalb der Skala

ICCDPVork. = 1

ual

ual

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung

Zellen-Bewertungen in Sicherheitsbewertungs-Matrix

nur anwendbar für Bewertungen, die sich auf radioaktive Abgaben an die Umwelt oder die Strahlenexposition des Personals beziehen

* nur anwendbar für Bewertungen, die sich auf radioaktive Abgaben an die Umwelt oder die Strahlenexposition des Personals beziehen

ENSI Aufsichtsbericht 2011

103


Abbildung 2 Definition der ENSI-Kategorien G, N, V und A

.DWHJRULHQ

.ULWHULHQ

!

QDFK ,1(6 .ULWHULHQ

$

$EZHLFKXQJ

x

DOV 9RUNRPPQLV PHOGHSIOLFKWLJHU 6DFKYHUKDOW LQQHUKDOE GHU EHZLOOLJWHQ

x

$EZHLFKXQJ YRQ HLQHP *HVHW] HLQHU 9HURUGQXQJ RGHU HLQHU EHK|UGOLFKHQ

%HWULHEVEHGLQJXQJHQ

5LFKWOLQLH ZHOFKH JHVHW]OLFKH $QIRUGHUXQJHQ SUl]LVLHUW IDOOV GLH $EZHLFKXQJ HLQH $XVZLUNXQJ DXI GLH QXNOHDUH 6LFKHUKHLW KDW x

$EZHLFKXQJ YRQ JHVHW]OLFKHQ 9RUVFKULIWHQ EH] JOLFK $UEHLWVVLFKHUKHLW ZHQQ GLHVH HLQH %HGHXWXQJ I U GLH QXNOHDUH 6LFKHUKHLW KDEHQ

9

9HUEHVVHUXQJVEHGDUI

x

6FKZDFKVWHOOH

x

$EZHLFKXQJ YRQ QLFKW IUHLJDEHSIOLFKWLJHQ 9RUJDEHQ

1

1RUPDOLWlW

x

(UI OOXQJ GHU 9RUJDEHQ

*

*XWH 3UD[LV

x

(UI OOXQJ GHU 9RUJDEHQ XQG GHXWOLFKHV hEHUWUHIIHQ GHU 3UD[LV LQ DQGHUHQ $QODJHQ

'HILQLWLRQHQ GHU +6. .DWHJRULHQ * 1 9 XQG $

104

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Tabelle 1 Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke

KKB 1

KKB 2

KKM

KKG

KKL

Thermische Leistung [MW]

1130

1130

1097

3002

3600

Elektrische Bruttoleistung [MW]

380

380

390

1035

1245

Elektrische Nettoleistung [MW]

365

365

373

985

1190

Reaktortyp

Druck- wasser

Druck- wasser

Siede- wasser

Druck- wasser

Siedewasser

Reaktorlieferant

Westing- house

Westing- house

GE

KWU

GE

Turbinenlieferant

BBC

BBC

BBC

KWU

BBC

Generatordaten [MVA]

2·228

2·228

2·214

1140

1318

Kühlung

Fluss- wasser

Fluss- wasser

Fluss- wasser

Kühlturm

Kühlturm

Kommerzielle Inbetriebnahme

1969

1971

1972

1979

1984

Tabelle 2 Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2011

KKB 1

KKB 2

KKM

KKG

KKL

Thermisch erzeugte Energie [GWh]

9 543

8 521

7 293

24 184

28 429

Abgegebene elektrische Nettoenergie [GWh]

3 067

2 738

2 504

7 910

9 481

Abgegebene thermische Energie [GWh]

164,5

5,9

1,4

174

Zeitverfügbarkeit1 [%]

96,6

86,3

76,8

92,8

92,4

Nichtverfügbarkeit durch Jahresrevision [%]

3,4

13,7

23,5

7,2

7,7

Arbeitsausnutzung2 [%]

96,0

85,7

76,5

92,0

91,1

Anzahl ungeplanter Schnellabschaltungen (Scrams)

0

0

0

0

0

Unvorhergesehenes Abfahren der Anlage

0

0

0

0

0

Störungsbedingte Leistungsreduktionen (>10% PN)

0

0

1

0

1

1 Zeitverfügbarkeit (in %): Zeit, in der das Werk in Betrieb bzw. in betriebsbereitem Zustand ist. 2 Arbeitsausnutzung (in %): Produzierte Energie, bezogen auf die Nennleistung und eine hundertprozentige Zeitverfügbarkeit.

ENSI Aufsichtsbericht 2011

105


Tabelle 3 Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft in den Kernkraftwerken Ende 2011 (in Klammern Werte von 2010) KKB 1 + 2

KKM

KKG

KKL

Reaktoroperateur

39 (40)

21 (21)

26 (27)

17 (24)

Schichtchef

23 (24)

13 (14)

18 (20)

20 (19)

Pikettingenieur

14 (14)

8 (7)

14 (12)

12 (12)

Strahlenschutzsachverständiger

5 (6)

4 (4)

4 (4)

3 (3)

Strahlenschutzfachkraft

7 (7)

9 (6)

6 (6)

10 (10)

Strahlenschutztechniker

4 (4)

5 (7)

5 (5)

5 (5)

543 (536)

328 (341)

489 (476)

533 (517)

Gesamtbelegschaft (Personen)

Tabelle 4 Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2011

106

Datum

KKW

Vorkommnis

Einstufung INES

6.1.2011

KKL

Schweissnahtleckage an einer Kleinleitung des HochdruckKernsprühsystems

0

24.2.2011

KKL

Teilscram nach Fehler in der Turbinenregelung

0

24.2.2011

KKL

Ausfall eines Druckschalters zur Regelöldrucküberwachung der Bypassregelventile

0

15.3.2011

KKL

Undichte Isolationsventile an einer Probenahmeleitung

0

29.3.2011

KKL

Ausfall der Steuerstab-Stellungsanzeige

0

18.4.2011

KKL

Erhöhter Kontaminationspegel im Maschinenhaus

0

27.4.2011

KKG

Fehlfunktion einer elektronischen Baugruppe im Reaktorschutz bei Test

0

30.4.2011

KKB1

Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes

0

9.5.2011

KKM

1.6.2011

KKG

8.6.2011

KKM

16.6.2011

KKB1

28.6.2011

KKM

13.7.2011

KKB2

Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes

0

26.7.2011

KKG

Ausfall eines rotierenden Umformers

0

8.8.2011

KKL

Beschädigung von Abstandshaltern eines Brennelements

0

5.9.2011

KKL

Erhöhte Ortsdosisleistung in den Notsteuerstellen

0

20.9.2011

KKG

Falsch eingestellte Totbänder der axialen Schieflast

0

26.9.2011

KKB2

Nichtverfügbarkeit einer Umwälzpumpe im Brennelementbecken

0

Beschädigte Abstandshalter an vier neu angelieferten Brennelementen Flüssigkeitsaustritt aus dem Waschbehälter des Containment-Druckentlastungssystems Defekte Dichtung an einem ReaktorkernisolationsKühlsystem Borsäureablagerungen am Rückschlagventil der Druckhalter-Hilfssprühung Verstopfungsgefahr der Zulaufleitung des Notstandsystems bei Extremhochwasser

0 0 0 0 1

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Fortsetzung Tabelle 4 Datum

KKW

Vorkommnis

Einstufung INES

27.9.2011

KKB1

Ausfall der Positionsanzeige von vier Steuerstäben

0

6.10.2011

KKG

Abschaltung von zwei Abluftventilatoren im Ringraum

0

28.10.2011

KKL

Beschädigung eines Aktivkohlefilters im Notabluftsystem

0

29.10.2011

KKL

31.10.2011

KKM

22.11.2011

KKL

17.12.2011

KKB2

Ausfall der Umluftkühlung im Notstandsgebäude bei Test

0

29.12.2011

KKB2

Ausfall der Positionsanzeige von vier Steuerstäben

0

Ausfall eines Druckschalters zur Regelöldrucküberwachung der Bypassregelventile Teilscram nach Nichtöffnen der Rückschlagklappe einer Hauptkühlwasserpumpe Nicht konservative Berechnung einer thermischen Limite im Teillastbereich

0 0 0

Tabelle 5 Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr (pro Werk in Pers.-mSv) KKB1 Aktionen

2010

BE-Wechsel Revisionsstillstand

KKB2 2011

2010

104

194

691

KKG

KKL

KKM

2011

2010

2011

2010

2011

2010

2011

399

453

393

1170

598

736

786

Zwischenabstellung Leistungsbetrieb

63

39

60

35

142

107

270

416

240

105

Total

754

143

254

434

595

500

1440

1014

976

891

ENSI Aufsichtsbericht 2011

107


Tabelle 6a Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im Jahr 2011 für die Kernkraftwerke und das Zentrale Zwischenlager Würenlingen und die daraus berechnete Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung Ort

Art der Abgaben1

Medium

Berechnete Jahresdosis3

Messung

Normiert

Limiten4

Bq pro Jahr

Bq pro Jahr

Bq pro Jahr

Prozent der Limite

Erw. mSv/Jahr

10j Kind mSv/Jahr

1j Kind mSv/Jahr

Nuklidgemisch ohne Abwasser Tritium

4,0·108

-

4·1011

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

3 600 m³

Tritium

8,6·1012

8,6·1012

7·1013

12%

<0,001

<0,001

<0,001

Edelgase

4,6·1012

4,5·1012

1·1015

0,5%

<0,001

<0,001

<0,001

Aerosole

2,0·105

-

6·109

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Iod: 131I

3,3·106

-

4·109

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

4,2·1010

-

-

-

<0,001

0,0011

0,0019

0,001

0,0013

0,0021

KKB1 +

Bilanzierte Abgaben2

Abluft

KKB2

Kohlenstoff:

14C

in CO2

1,2

Dosis total

KKM

Nuklidgemisch ohne Abwasser Tritium

1,5·109

-

4·1011

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

3 574 m³

Tritium

1,8·1011

1,8·1011

2·1013

0,9%

<0,001

<0,001

<0,001

Edelgase

8,2·1010

-

2·1015

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Aerosole

1,8·106

-

2·1010

<0,1%

0,0028

0,0028

0,0027

Iod: 131I

3,2·106

-

2·1010

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

3,0·1011

-

-

-

<0,001

0,001

0,0016

0,0037

0,0038

0,0043

Abluft

Kohlenstoff:

14C

in CO2

Dosis total

KKG

Nuklidgemisch ohne Abwasser Tritium

1,6·106

-

2·1011

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

7 219 m³

Tritium

1,9·1013

1,9·1013

7·1013

27%

<0,001

<0,001

<0,001

Edelgase

<1,2·1013

<1,4·1013

1·1015

<1,4%

<0,001

<0,001

<0,001

Aerosole

3,0·104

-

1·1010

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Iod: 131I

8,6·105

-

7·109

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

6,6·1010

-

-

-

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

Abluft

Kohlenstoff:

14C

in CO2

Dosis total

KKL

Nuklidgemisch ohne Abwasser Tritium

8,9·107

-

4·1011

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

13 684 m³ Tritium

2,0·1012

2,0·1012

2·1013

10%

<0,001

<0,001

<0,001

Edelgase

9,1·1010

-

2·1015

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Aerosole

1,1·107

-

2·1010

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Iod: 131I

6,1·107

6,1·107

2·1010

0,3%

<0,001

<0,001

<0,001

5,7·1011

-

-

-

0,0021

0,0028

0,0048

0,0022

0,0029

0,0049

Abluft

Kohlenstoff:

14C

in CO2

Dosis total Abwasser 468 m³

ZZL

Abluft

Nuklidgemisch ohne Tritium

2,8·108

-

2·1011

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

1,1·1011

-

-

-

<0,001

<0,001

<0,001

-/--Aerosole

4,1·105

-

1·109

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

-Aerosole

1,5·104

-

3·107

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Kohlenstoff: 14C in CO2

1,5·108

-

1·1012

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

5,8·1010

-

1·1014

<0,1%

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

Dosis total

108

ENSI Aufsichtsbericht 2011


ENSI Aufsichtsbericht 2011

109

[mSv/Jahr] für:

Anteil am quellenbezogenen Dosisrichtwert1

Kleinkinder

Kind 10j

Erwachsene

Jahresdosis3

Kohlenstoff:

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,00015

4,5·1010

Tritium als HTO

5,2·105

5,1·107

Iod (Summe aller Isotope)

in CO2

4,5·103

14C

2,2·108

/-Aerosole4, ohne Iod

-Aerosole

1,6·1011 –

Edelgase und andere Gase

Abgaben über die [Bq/a]

Abluft2,4

Tritium

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

2,4·104

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

8,3·109

BetriebsGebäude radioaktive Abfälle

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

1,2·1010

5,9·103

2,0·105

Bundes­ zwischen­ lager

3,7 %

0,0056

0,0057

0,0056

1,2·1012

6,5·107

2,8·1010

1,7·1014

Zentrale Fortluftan­ lagen

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

3,0·106

1,6·1010

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

5,8·103

8,9·103

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<4,0%

<0,0060

<0,0060

1,5·107

3,7·1014

7,6·106

Aequivalentabgaben

<0,0060

1,2·1012

6,5·107

2,8·1010

1,7·1014

2,1·1010

Abluft

3,8·107

Abwasser 1527 m3

Abgaben Bq/Jahr

C-Labor

Injektor II

völkerung

Forschungslabor

des Paul Scherrer Instituts im Jahr

Saphir, Proteus

Dosis für Einzelpersonen der Be-

Gesamtanlage des PSI2,4

2011 und der daraus berechneten

PSI West

Zusammenstellung der Abgaben

Nuklidgemisch ohne Tritium

Abgaben im Abwasser2,4 [Bq/a]

Hochkamin

PSI Ost

Tabelle 6b


Tabelle 6c (Fussnoten) der Art der Abgaben resp. den Bilanzierten Abgaben ist Folgendes zu präzisieren: A bwasser: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-LE-Wert von 200 Bq/kg angegeben. Die LE-Werte für die einzelnen Nuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein LE-Wert von 200 Bq/kg entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem Ingestions-Dosisfaktor von 5·10-8 Sv/Bq. Die unnormierte Summe der Abwasserabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Edelgase: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-CA-Wert von 2·105 Bq/m3 angegeben. Die CA-Werte für die Edelgasnuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein CA-Wert von 2·105 Bq/m3 entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem Immersions-Dosisfaktor von 4,4·10-7 (Sv/Jahr)/(Bq/m3). Die unnormierte Summe der Edelgasabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Beim KKG wird für die Bilanzierung der Edelgase eine -total-Messung durchgeführt; für die Aequivalent-Umrechnung wurde in diesem Fall ein Gemisch von 80% 133Xe, 10% 135Xe und 10% 88Kr angenommen. Gase: Beim PSI handelt es sich dabei vorwiegend um die Nuklide 11C, 13N, 15O und 41Ar. Deren Halbwertszeiten sind kleiner als zwei Stunden. Hier ist für die einzelnen Abgabestellen und das gesamte PSI die Summe der Radioaktivität dieser Gase und Edelgase ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Für die Gesamtanlage wird zusätzlich auch die auf den Referenz-CA-Wert von 2·105 Bq/ m3 normierten Abgabe aufgeführt. Aerosole: Hier ist in jedem Fall die Summe der Radioaktivität ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Der Dosisbeitrag von Aerosolen mit Halbwertszeiten kleiner 8 Tagen ist bei den Kernkraftwerken vernachlässigbar. Beim KKM ergibt sich der Hauptbeitrag zur Dosis durch die Strahlung der abgelagerten Aerosole, die im Jahre 1986 durch eine unkontrollierte Abgabe in die Umgebung gelangten. Der Dosisbeitrag der Aerosole, welche im Berichtsjahr abgegeben wurden, ist demgegenüber vernachlässigbar und liegt in der Grössenordnung der anderen schweizerischen Kernkraftwerke. Iod: Bei den Kernkraftwerken ist die Abgabe von 131I limitiert; somit ist bei den bilanzierten Abgaben nur dieses Iod-Isotop angegeben.

1 Bei

110

Beim PSI, bei dem andere Iod-Isotope in signifikanten Mengen abgegeben werden, ist die Abgabe für die einzelnen Abgabestellen und die Gesamtanlage als Summe der Aktivität der gemessenen Iod-Nuklide angegeben. Für die Gesamtabgabe wird zudem auch ein 131Iod-Aequivalent als gewichtete Summe der Aktivität der Iod-Nuklide angegeben, wobei sich der Gewichtungsfaktor aus dem Verhältnis des Ingestionsdosisfaktors des jeweiligen Nuklides zum Ingestionsdosisfaktor von 131I ergibt. Die Inges­tionsdosisfaktoren sind der StSV entnommen. Für die Berechnung der Jahresdosis werden sowohl für die KKW wie für das PSI immer sämtliche verfügbaren Iod-Messungen verwendet, d.h. es ist beispielsweise für KKB auch der Beitrag von 133I berücksichtigt. Kohlenstoff 14C: In den Tabellen ist der als Kohlendioxid vorliegende Anteil des 14C, der für die Dosis relevant ist, angegeben. Die für 14C angegebenen Werte basieren bei allen Werken auf aktuellen Messungen. 2 Die Messung der Abgaben erfolgt nach den Erfordernissen der Reglemente «für die Abgaben radioaktiver Stoffe und die Überwachung von Radioaktivität und Direktstrahlung in der Umgebung des...» jeweiligen Kernkraftwerkes resp. des ZZL oder PSI. Die Messgenauigkeit beträgt ca. ± 50 %. Abgaben unterhalb 0,1% der Jahresabgabelimite werden vom ENSI als nicht-relevant betrachtet und werden in der Spalte «Normiert» nicht ausgewiesen (-). 3 Die Jahresdosis ist für Personen berechnet, die sich dauernd am kritischen Ort aufhalten, ihre gesamte Nahrung von diesem Ort beziehen und ihren gesamten Trinkwasserbedarf aus dem Fluss unterhalb der Anlage decken. Die Dosis wird mit den in der Richtlinie ENSI-G14 angegebenen Modellen und Parametern ermittelt. D osiswerte kleiner als 0,001 mSv – entsprechend einer Dosis, die durch natürliche externe Strahlung in ca. zehn Stunden akkumuliert wird – werden in der Regel nicht angegeben. Beim PSI wird die Jahresdosis der Gesamtanlage als Summe über die Abgabestellen gebildet. 4 Abgabelimiten gemäss Bewilligung der jeweiligen Kernanlage. Die Abgabelimiten wurden so festgelegt, dass die Jahresdosis für Personen in der Umgebung (vgl. Fussnote 3) für die Kernkraftwerke unter 0,3 mSv/Jahr respektive das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZZL) unter 0,05 mSv/Jahr bleibt. Für das Paul Scherrer Institut (PSI) sind die Abgaben gemäss Bewilligung 6/2003 direkt über den quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,15 mSv/Jahr limitiert.

ENSI Aufsichtsbericht 2011


07

08

14

09

10

11

07

08

KKB

10 14 14 10

09

11 07 08 10Kraftwerke

KKG

09

10

11

[Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr]

9

16

07

08

10 16 16 10

Abluft

Edelgase Edelgase Edelgase

[Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr]

Edelgase

07

08

07 07

08 08

07

08

11

10

11

10 11 11 10

Abluft Iod Iod Iod

10 10 10 11 10 10 9 10 99 10 10 10 8 10 88 9 10 10 7 10 77 8 10 10 6 10 66 7 10 10 10

11

07

08

09

Limite

Limite

Limite Limite

Limite Limite

Limite

Limite

09

10

KKB 10 09 10 09 KKB 09

10

11

07

08

11 11

07 07

08 08

11

07

09

08

07

08

6

Tritium im Abwasser

Tritium Tritium Tritium

[Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr]

Abwasser

10 15 15 10 14 10 14 14 15 10 10 13 10 13 13 14 10 10 12 10 12 13 1012 10 11 10 11 12 1011 10 10 10 10 10 11 10 10 10

übrige übrige übrige

[Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr]

Abwasser

10 12 12 10 11 10 11 11 1012 10 10 10 10 11 1010 10 9 10 9 10910 10 8 10 889 10 10 7 10 77 8 10 10 10

Limite

11

Abluft Abluft Kohlenstoff Kohlenstoff Abluft Kohlenstoff

09

10

10 KKB 09 10 09 KKB 09

07

08

07 07

08 08

10

11

07

08

11 11

07 07

08 08

07

08

11

07

08

09

09

KKG

Limite Limite

Limite Limite

Limite

Limite

Limite

10

KKB 10 09 10 09 KKB 09

11

07

08

Kraftwerke

10

11

10

11

08 KKM 09 10 10 08 09

08

10

11

07

08

11 11

07 07

08 08

11

07

08

09

KKG 09 09 KKG 09

KKB

10

11

07

08

Kraftwerke

10Kraftwerke 11 07 08

Kraftwerke

10

11 11

KKM 07

08

09

KKM

Limite

Limite

Limite Limite

Limite Limite

Limite

Limite

09

10

11

07

08

10 10

11 11

07 07

08 08

10

11

07

08

Limite

Limite Limite

11 11 11

07 07 07

09

KKM

Limite

Limite

Limite Limite

Limite Limite

Limite

Limite

09

08

09

10

11

07

08

10 10

11 11

07 07

08 08

10

11

07

08

Limite Limite

09

Limite

Limite

Limite Limite

Limite Limite

Limite

Limite

09

10

11

07

08

10 10

11 11

07 07

08 08

08

07

08

7

09

10

KKB 10 09 10 09 KKB 09

KKB

10

11

Abluft Abluft Edelgas Edelgas Abluft Edelgas

11 11 11

11

Abluft Abluft Iod Iod Abluft Iod

10

11

07

08

11 11

07 07

08 08

11

07

08

09

KKG 09 09 KKG 09

10

10

11

07

08

11 11 11

06 06 06

07

KKG

09

09

KKL

KKM

Limite Limite

Limite Limite

Limite

Limite

08

KKL 08 08 Kraftwerke KKL 10Kraftwerke 11 06 07 08

10 10

07 07

KKL

10

10

11 11 11

11

Abwasser Abwasser Tritium Tritium Abwasser Tritium

10

KKM 10 09 10 09 KKM

Limite

Kraftwerke

09

KKM

10

11 11 11

11

Abwasser Abwasser ohne Tritium ohne Tritium Abwasser ohne Tritium

Limite

Limite

08 08

10

10 KKM 09 10 09 KKM

KKL

08 08

Limite

07

09

10

KKM 10 09 10 09 KKM

KKL

KKL 09 09 Kraftwerke KKL Kraftwerke 10 11 07 08 09

10 10

KKG

Limite

07 07

09

KKL

10 11 11 07 08 08 KKL KKG 09 10 09 07 09 09 KKG Kraftwerke KKL

KKB

09

10

09

07 07 07

Limite

Limite

10

12

10

Limite Limite

Limite

08 08

Kraftwerke

KKG

Limite

07

10

10 11 09 10 KKG 07 08 08 KKL 09 11 09 07 09 KKG Kraftwerke KKL Kraftwerke 08 09 10 11 07 08 09

Limite Limite

07 07

Kraftwerke 11 07 08

KKG

KKB

15

ohne Tritium

10

10

[Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr] AbgabeAbgabe [Bq/Jahr] Abgabe [Bq/Jahr]

Iod

09

KKB

15

10 15 15 16 10 10 14 10 14 14 15 10 10 13 10 13 13 14 10 10 12 10 12 13 1012 10 11 10 11 12 1011 10

09

KKM

10 13 14 1013 10 12 10 Kohlenstoff 12 13 1012 10 11 Kohlenstoff 10 11 12 1011 10 10 Kohlenstoff 10 10 10 Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im Vergleich 11 10 10 9 10 mit den Abgabelimiten 07 08 09 10 11 07 08 09 10 11 07 08 09 10 11 99 10 10 07 08 08 KKB 09 10 11 07 08 08 KKG 09 10 11 07 08 08 KKL 09 10 10 11 10 11 10 11 11 10 07 09 07 09 07 09 KKB KKG Kraftwerke KKL 10

08

Kraftwerke

13

Tabelle 7

07

KKL

09

10

06

07

09 09

10 10

06 06

07 07

09

10

06

07

08

09

KKM 09 08 09 08 KKM 08

09

10 10 10

10

KKM

Kraftwerke

ENSI Aufsichtsbericht 2011

111


Tabelle 8 Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2011 (inklusive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung), Bruttovolumina gerundet in m3

unkonditioniert

konditioniert

Anfall

Auslagerung1

Bestand

PSI

51

22

403

6

53

14964

KKB

26

60

71

16

-

11593

KKM

36

63

50

14

-

866

KKG

21

18

44

5

-

224

KKL

41

41

12

57

16

1271

Total

175

204

580

98

21

5016

1 Bruttovolumen

Auslagerung2

Produktion

Bestand

der im Berichtsjahr zur Zwilag transferierten Abfälle für die Behandlung in der Plasma-Anlage und der

Konditionierungsanlage. 2

Transfer konditionierter Abfälle zur Zwischenlagerung bei der Zwilag.

3

Rückgabe der 22 Gebinde von KKB, die das PSI zur Sanierung angenommen hatte.

4

Hierin enthalten sind die 20 mittels der Plasma-Anlage produzierten PSI-Gebinde (4,3 m3), die 2011 ins BZL überführt wurden.

Tabelle 9 Radioaktive Abfälle in den Anlagen der Zwilag per 31.12.2011

unkonditioniert Anfall Verarbeitung [m3]

konditioniert

Annahme zur Kond. bzw. Triage2

441

600

Bestand (konditionierte Abfälle) Bruttovolumen konditionierter Abfälle4 [m3]

Bestand

Produktion

5123

71

Einlagerung

Auslagerung

109

8

Bestand 1475

Anzahl Behälter mit Brennelementen

-

26

Anzahl Behälter mit Glaskokillen

-

8

Anzahl Behälter mit Lucens-Abfällen

-

6

1

Hierin enthalten sind:

– Sekundärabfälle aus allen Betriebsbereichen der Zwilag

– Im Werksauftrag entstandene, zu verarbeitende Abfälle.

2

Nur teilweise radioaktiver Abfall.

3 Hierin

enthalten sind 38 Gebinde (8 m3) mit leicht angereichertem uranhaltigem Material aus dem

Versuchsatomkraftwerk Lucens. 4

112

Alle Lagerteile der Zwilag, ausgenommen sep. aufgeführtem Bestand des HAA-Lagers.

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Tabelle 10 Richtlinien des ENSI/Directives de l’ENSI/Guidelines of ENSI Fett gedruckte Richtlinien sind in Kraft resp. übersetzt worden. Bold printed titles are existing/have been translated. (English is not an official language of the Swiss ­Confederation. English translation is provided for information purposes only and has no legal force.) Die Sicherungsrichtlinien sind nicht aufgeführt. The security guidelines are not listed. (Stand Dezember 2011)

G-Richtlinien (Generelle Richtlinien) Datum der gültigenAusgabe/ issue date Nr.

Definitiver Titel/Arbeitstitel

(Datum früherer Ausgaben/issue date of former versions)

G01

Sicherheitstechnische Klassierung für bestehende Kernkraftwerke

2011/1

Safety classification for existing nuclear power plants G02

Spezifische Auslegungsgrundsätze für Kernkraftwerke mit LeichtwasserReaktoren Specific design principles for nuclear power plants with light-water reactors

G03

Spezifische Auslegungsgrundsätze für geologische Tiefenlager und Anforderungen an den Sicherheitsnachweis

2009/4

Specific design principles for deep geological repositories and requirements for the safety case G04

Auslegung und Betrieb von Lagern für radioaktive Abfälle und abgebrannte Brennelemente

2010/9

Design and operation of storage facilities for radioactive waste and spent fuel assemblies G05

Transport- und Lagerbehälter für die Zwischenlagerung

2008/4

Transport and storage casks for interim storage G06

Anforderungen an die Baudokumentation

G07

Organisation von Kernanlagen

Requirements for construction documentation 2008/4

Organisation des installations nucléaires Organisation of nuclear Installations G08

Anforderungen an die systematischen Sicherheitsbewertungen

G09

Betriebsdokumentation

Requirements for the systematic safety assessments Operational documentation G11

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Planung, Herstellung und Montage

2010/5 (2009/2)

Vessels and piping classified as important to safety: Engineering, manufacture and installation

ENSI Aufsichtsbericht 2011

113


G-Richtlinien (Generelle Richtlinien) Fortsetzung Datum der gültigenAusgabe/ issue date Nr.

Definitiver Titel/Arbeitstitel

G12

Festlegungen von baulichen und organisatorischen Strahlenschutz-Massnahmen für den überwachten Bereich von Kernanlagen

(Datum früherer Ausgaben/issue date of former versions)

Determinations for structural and organisational radiation protection measures for controlled areas of nuclear installations G13

Strahlenschutzmessmittel in Kernanlagen: Konzepte, Anforderungen und Prüfungen

2008/2

Instruments de mesure en radioprotection: Concepts, exigences et contrôles Radiation protection measuring devices in nuclear installations: Concepts, requirements and testing G14

2009/12 (2008/2)

Berechnung der Strahlenexposition in der Umgebung aufgrund von Emissionen radioaktiver Stoffe aus Kernanlagen Calcul de l’exposition aux radiations ionisantes dans l’environnement due à l’emission de substances radioactives par les installations nucléaires Calculation of radiation exposure in the vicinity due to emission of radioactive substances from nuclear installations

G15

2010/11

Strahlenschutzziele für Kernanlagen Objectifs de radioprotection applicables aux installations nucléaires Radiation protection objectives for nuclear installations

G16

Sicherheitstechnisch klassierte Leittechnik: Auslegung und Anwendung Instrumentation and control classified as important to safety: Design and application

G17

Stilllegung von Kernanlagen Decommissioning of nuclear installations

G18

Kommunikationsmittel für Kernkraftwerke Means of communications for nuclear power plants

G19

Auslegung und Qualifikation elektrischer Ausrüstungen Design and qualification of electrical equipment

114

ENSI Aufsichtsbericht 2011


A-Richtlinien (Richtlinien für Anlagebegutachtung) Datum der ­gültigen Ausgabe/ issue date

Nr.

Definitiver Titel/Arbeitstitel

A01

Anforderungen an die deterministische Störfallanalyse für Kernanlagen: 2009/7 Umfang, Methodik und Randbedingungen der technischen Störfallanalyse Requirements for deterministic accident analysis for nuclear installations: Extent, methodology and boundary conditions for technical accident analysis

A02

Gesuchsunterlagen für den Bau von Kernkraftwerken Application documents for the construction of nuclear power plants

A03

Anforderungen an die Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken Requirements for the periodic safety review for nuclear power plants

A04

Gesuchsunterlagen für freigabepflichtige Änderungen an Kernanlagen Application documents for modifications in nuclear power plants requiring a ­permit

A05

Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Umfang und Qualität

2009/9 (2008/7)

2009/1

Probabilistic Safety Analysis (PSA): Quality and Scope A06

Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Anwendungen

2008/5

Probabilistic Safety Analysis (PSA): Applications A07

Methodik und Randbedingungen für die Störfallanalyse von Kernanlagen mit geringem Gefährdungspotenzial Methodology and boundary conditions for accident analysis in nuclear installations with low hazard potential

A08

Quelltermanalyse: Umfang, Methodik und Randbedingungen

2010/2

Analysis of source terms: Extent, methodology and boundary conditions A15

Gesuchsunterlagen für Betriebsbewilligungen

ENSI Aufsichtsbericht 2011

115


B-Richtlinien (Richtlinien für Betriebsüberwachung)

Nr.

Definitiver Titel/Arbeitstitel

Datum der gültigen Ausgabe/ issue date

B01

Alterungsüberwachung

2011/7

Ageing management B02

Periodische Berichterstattung der Kernanlagen

2011/8 (2008/12, 2008/9)

Periodical reporting for nuclear installations B03

Meldungen der Kernanlagen

2010/2 (2008/12, 2008/9)

Reports for nuclear installations B04

Freimessung von Materialien und Bereichen aus kontrollierten Zonen

2009/8

Mesurage de libération de matériaux et de secteurs de zones contrôlées Clearance measurement of materials and areas from controlled zones B05

Anforderungen an die Konditionierung radioaktiver Abfälle

B06

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Instandhaltung

2007/2

Requirements for the conditioning of radioactive waste 2010/5 (2009/4)

Vessels and piping classified as important to safety: Maintenance B07

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Qualifizierung der zerstörungsfreien Prüfungen

2008/9

Vessels and piping classified as important to safety: Qualification of non- destructive testing B08

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Zerstörungsfreie Wiederholungsprüfungen Vessels and piping classified as important to safety: Non-destructive in-service inspections

B09

Ermittlung und Aufzeichnung der Dosis strahlenexponierter Personen

2011/7

Collecting and reporting of doses of persons exposed to radiation B10

Ausbildung, Wiederholungsschulung und Weiterbildung von Personal

2010/10

Initial training, recurrent training and continuing education of personnel B11

2007/11

Notfallübungen Exercices d'urgence Emergency excercises

B12

2009/4

Notfallschutz in Kernanlagen Protection en cas d’urgence dans les installations nucléaires Emergency preparedness in nuclear installations

B13

2010/11

Ausbildung und Fortbildung des Strahlenschutzpersonals Formation et perfectionnement du personnel de radioprotection Training and continuing education of the radiation protection personnel

B14

Instandhaltung sicherheitstechnisch klassierter elektrischer und leittechnischer Ausrüstungen

2010/12

Maintenance of electrical and instrumentation and control equipment classified as important to safety

116

ENSI Aufsichtsbericht 2011


R-Richtlinien (von der früheren Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK ­verabschiedet)

Nr.

Arbeitstitel/definitiver Titel

R-4

Aufsichtsverfahren beim Bau von Kernkraftwerken, Projektierung von Bauwerken

Datum der gültigen Ausgabe/ issue date 1990/12

Supervisory procedures for the construction of nuclear power plants, project engineering of structures R-6

Sicherheitstechnische Klassierung, Klassengrenzen und Bauvorschriften für Ausrüstungen in Kernkraftwerken mit Leichtwasserreaktoren

1985/5

Safety classification, class limits and procedures for construction of equipment in nuclear power plants with light-water reactors R-7

Richtlinien für den überwachten Bereich der Kernanlagen und des Paul Scherrer Instituts

1995/6

Guideline for the radiological monitored area of the nuclear installa-tions and the Paul Scherrer Institute R-8

Sicherheit der Bauwerke für Kernanlagen, Prüfverfahren des Bundes für die Bauausführung

1976/5

Structural safety for nuclear power plants, Swiss Federal supervising procedures for construction work R-16

Seismische Anlageninstrumentierung

1980/2

Seismic plant instrumentation R-30

Aufsichtsverfahren beim Bau und Betrieb von Kernanlagen

R-31

Aufsichtsverfahren beim Bau und dem Nachrüsten von Kernkraftwerken, 1E klassierte elektrische Ausrüstungen

1992/7

Supervisory procedures for construction and operation of nuclear installations 2003/10

Supervisory procedures for construction and backfitting of nuclear power plants, 1E classified electrical equipments R-35

Aufsichtsverfahren bei Bau und Änderungen von Kernkraftwerken, Systemtechnik

1996/5

Supervisory procedures for construction and modification of nuclear power plants, systems engineering R-39

Erfassung der Strahlenquellen und Werkstoffprüfer im Kernanlagenareal

1990/1

Collecting data of radiation sources and material testers in nuclear installations R-40

Gefilterte Druckentlastung für den Sicherheitsbehälter von Leicht­ wasserreaktoren, Anforderungen für die Auslegung

1993/3

Filtered containment venting of light-water reactors, design requirements R-46

Anforderungen für die Anwendung von sicherheitsrelevanter rechnerbasierter Leittechnik in Kernkraftwerken

2005/4

Requirements for the application of computer-based instrumentation and control important to safety in nuclear power plants R-48

Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken

2001/11

Periodic safety review of nuclear power plants R-49

Sicherheitstechnische Anforderungen an die Sicherung von Kernanlagen 2003/12 Requirements important to safety for security of nuclear installations

R-50

Sicherheitstechnische Anforderungen an den Brandschutz in Kernanlagen

R-60

Überprüfung der Brennelementherstellung

2003/3

Requirements important to safety for fire protection in nuclear installations 2003/3

Inspection of fuel element production

ENSI Aufsichtsbericht 2011

117


R-Richtlinien (von der früheren Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK ­verabschiedet) Fortsetzung Datum der gültigen Ausgabe/ issue date

Nr.

Arbeitstitel/definitiver Titel

R-61

Aufsicht beim Einsatz von Brennelementen und Steuerstäben in Leichtwasserreaktoren

2004/6

Supervisory procedures when using nuclear fuel and control-rods in light-water reactors R-101

Auslegungskriterien für Sicherheitssysteme von Kernkraftwerken mit Leichtwasser-Reaktoren

1987/5

Design criteria for safety systems of nuclear power plants with light-water reactors R-102

Auslegungskritierien für den Schutz von sicherheitsrelevanten Ausrüstungen in Kernkraftwerken gegen die Folgen von Flugzeugabsturz

1986/12

Design criteria for the protection of safety equipment in nuclear power stations against the consequences of airplane crash R-103

Anlageninterne Massnahmen gegen die Folgen schwerer Unfälle

1989/11

On-site measures against the consequences of severe accidents

118

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Figur 1 Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung, 2002–2011

KKB 1, 2

100%

Zeitverfügbarkeit

Arbeitsausnutzung

95% 90% 85%

75% 70%

KKM

100% 95%

KKB 1 KKB 2

80%

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2006

2007

2008

2009

2010

2011

Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung

90% 85% 80% 75% 70%

KKG

100% 95%

2002

2003

2004

Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung

90% 85% 80% 75% 70%

KKL

100% 95%

2002

2003

2004

Zeitverfügbarkeit Arbeitsausnutzung

90% 85%

70%

ENSI Aufsichtsbericht 2011

57,1%

75% 2002

2003

2004

56,7%

80%

2005

119


Figur 2 Meldepflichtige, klassierte Vorkommnisse, 2002–2008 sowie meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2009–2011. Aufgrund der geänderten Meldekriterien können die Zahlen vor 2009 nicht mit denjenigen ab 2009 verglichen werden.

KKB 1, 2

12

KKB 1: nur B-Ereignisse

10

KKB 2: nur B-Ereignisse 8

beide Blöcke betreffend

6 4 2 0

KKM

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2010

2011

12

nur B-Ereignisse

10 8 6 4 2 0

KKG

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

12 nur B-Ereignisse

10 8 6 4 2 0

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010 * 2011

* inkl. das im März gemeldete Vorkommnis von 2008

KKL

12 nur B-Ereignisse 10 8 6 4 2 0

120

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Figur 3 Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2002–2011

KKB 1, 2

5

KKB 1 4

KKB 2 3 2 1 0

KKM

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2002

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

5 4 3 2 1 0

KKG

5 4 3 2 1 0

KKL

5 4 3 2 1 0

ENSI Aufsichtsbericht 2011

121


Figur 4 Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2002–2011

5

KKB 1, 2 Anzahl Stäbe

4 3 2 1 0

01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 Jahr

5

KKM

geringfügige Schädena Anzahl Stäbe

4 3 2 1 0

01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 Jahr

5

KKG Anzahl Stäbe

4

6

geringfügige Schädena grössere Schädenb

3 2 1 0

01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 Jahr

5

KKL Anzahl Stäbe

4

grössere Schädenb

3 2 1 0

01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 Jahr

a

z.B. Haarrisse im Hüllrohr

b z.B.

grosser Riss oder Bruch des Hüllrohrs mit Brennstoffauswaschung

122

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Figur 5 Jahreskollektivdosen (Personen-Sv/Jahr) der Kernanlagen, 1979–2011

12

Personen-Sv/Jahr

10

8

6 KKB 1+2 4 KKM 2

KKG

KKL

PSI 0

ZZL

79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 Jahr

KKB 1 + 2

ENSI Aufsichtsbericht 2011

KKL

KKM

KKG

ZZL

PSI

123


Figur 6 Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene) in der Umgebung der schweizerischen KKW

1

Quellenbezogener Dosisrichtwert (0.3 mSv)

0,1

KKB 1, 2

mSv im jeweiligen Jahr

KKM KKG KKL 0,01

0,001

0,0001 1992

1994

1996

1998

2000

2002

2004

2006

2008

2010

Jahr

Diese Werte sind mit Vorsicht zu geniessen, da im Laufe der Zeit die Berechnungsgrundlagen für die Dosisberechnungen mehrmals geändert wurden.

124

ENSI Aufsichtsbericht 2011


Figur 7a Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor

Zwischenüberhitzer

Druckhalter Wasserabscheider

G

Dampferzeuger

Primärkreislauf

Kernreaktor

Hauptkühlmittelpumpe

Hochdruckturbine

Hochdruckvorwärmer

Niederdruckturbine

Generator

Sekundärkreislauf

Kühlkreislauf (Fluss oder Kühlturm)

Kondensator Speisewasserpumpe

Niederdruckvorwärmer

Figur 7b Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor

Zwischenüberhitzer Wasserabscheider

Hochdruckturbine Umwälzpumpe Kernreaktor

Niederdruckturbine

Hochdruckvorwärmer

G Generator

Kühlkreislauf (Fluss oder Kühlturm)

Kondensator Speisewasserpumpe

ENSI Aufsichtsbericht 2011

Niederdruckvorwärmer

125


Verzeichnis der Abkürzungen ADAM

Accident Diagnostics, Analysis and Management

ADR European Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road AIRS

Advanced Incident Reporting System

ALARA

«As low as reasonably achievable» (so gering wie vernünftigerweise erreichbar)

Konzept der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) zur Dosisbegrenzung

AM

Accident Management

ANPA

System zur automatischen Übertragung der Anlageparameter der KKW zum ENSI

AÜP

Alterungsüberwachungsprogramm

ASME

American Society of Mechanical Engineers

BAG

Bundesamt für Gesundheit

BFE

Bundesamt für Energie

Bq

Becquerel

BZL

Bundeszwischenlager

BE

Brennelement

CFS

Commission franco-suisse de sûreté nucléaire et de radioprotection

CIS/DAISY

Chemie Informationssystem/Daten-Analyse- und Informationssystem

CNS

Convention on Nuclear Safety

DSK Deutsch-Schweizerische Kommission für die Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen DWR

Druckwasserreaktor

ENSI

Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat

EOR

Einsatzorganisation bei erhöhter Radioaktivität

EPFL

Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne

ETH

Eidgenössische Technische Hochschule

GSKL

Gruppe der schweizerischen Kernkraftwerksleiter

GWh

Gigawattstunde = 109 Wattstunden

HAA

Hochradioaktive Abfälle

HRA

Human Reliability Anlaysis

HSK

Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (heute: ENSI)

IAEA

International Atomic Energy Agency (Internationale Atomenergieagentur), Wien

IGA

Institut de Génie Atomique, Lausanne

INES

International Nuclear Event Scale (Internationale Ereignisskala)

IRA

Institut de radiophysique appliquée, Lausanne

IRS

Incident Reporting System

KEG

Kernenergiegesetz

KEV

Kernenergieverordnung

KKB

Kernkraftwerk Beznau

KKG

Kernkraftwerk Gösgen

KKL

Kernkraftwerk Leibstadt

126

ENSI Aufsichtsbericht 2011


KKM

Kernkraftwerk Mühleberg

KKW

Kernkraftwerk

KNE

Kommission Nukleare Entsorgung

KNS

Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit

KOMABC

Eidgenössische Kommission für ABC Schutz

KSR Eidgenössische Kommission für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität kV

Kilovolt = 103 Volt, Spannungseinheit

LMA

Langlebige mittelradioaktive Abfälle

LOCA

Loss of coolant accident

LWR

Leichtwasserreaktor

MAA

Mittelradioaktive Abfälle

MADUK Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernanlagen MIF

Medizin, Industrie und Forschung

MOX

Uran-Plutonium-Mischoxid

mSv

Millisievert = 10–3 Sievert

µSv

Mikrosievert = 10–6 Sievert

MW

Megawatt = 106 Watt, Leistungseinheit

MWe

Megawatt elektrische Leistung

MWth

Megawatt thermische Leistung

NADAM

Netz für die automatische Dosisleistungsmessung und -alarmierung

Nagra

Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle

NAZ

Nationale Alarmzentrale, Zürich

NEA

Nuclear Energy Agency, Kernenergieagentur der OECD, Paris

NFO

Notfallorganisation

NOK

Nordostschweizerische Kraftwerke AG

NRC

Nuclear Regulatory Commission, USA

NTB

Nagra Technischer Bericht

OECD

Organisation for Economic Co-operation and Development

OSART

Operational Safety Review Team (IAEA)

Pers.-mSv

Personen-Millisievert = 10–3 Personen-Sievert

Pers.-Sv

Personen-Sievert = Kollektivstrahlendosis

PSA

Probabilistische Sicherheitsanalyse

PSI

Paul Scherrer Institut, Würenlingen und Villigen

PSÜ

Periodische Sicherheitsüberprüfung

QM

Qualitätsmanagement

QS

Qualitätssicherung

RCIC

Reaktorkernisolations-Kühlsystem

RDB

Reaktordruckbehälter

REFUNA

Regionale Fernwärmeversorgung Unteres Aaretal

RID

Regulations concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Rail

SAA

Schwachradioaktive Abfälle

SAMG

Severe Accident Management Guidance

ENSI Aufsichtsbericht 2011

127


SMA

Schwach- und mittelradioaktive Abfälle

StSG

Strahlenschutzgesetz

StSV

Strahlenschutzverordnung

SUVA

Schweizerische Unfallversicherungsanstalt, Luzern

Sv

Sievert = Strahlendosisäquivalent (1 Sv = 100 rem)

SVTI

Schweizerischer Verein für Technische Inspektionen

SWR

Siedewasserreaktor

TBq

Terabecquerel (1 TBq = 1012 Bq)

TL-Behälter Transport- und Lagerbehälter

128

TLD

Thermolumineszenz-Dosimeter

UVEK

Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation

WANO

World Association of Nuclear Operators

WENRA

Western European Nuclear Regulators’ Association

Wh

Wattstunde

ZWIBEZ

Zwischenlager für radioaktive Abfälle, KKW Beznau

ZWILAG

Zwischenlager Würenlingen AG

ENSI Aufsichtsbericht 2011



Herausgeber Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI CH-5200 Brugg Telefon +41 (0)56 460 84 00 Telefax +41 (0)56 460 84 99 info@ensi.ch www.ensi.ch Zusätzlich zu diesem Aufsichtsbericht… …informiert das ENSI in weiteren jährlichen Berichten aus seinem Arbeits- und Aufsichtsgebiet (Erfahrungs- und Forschungsbericht, Strahlenschutzbericht, Tätigkeits- und Geschäftsbericht des ENSI-Rates). ENSI-AN-7870 ISSN 1661-2876 © ENSI, Juni 2012

130

ENSI Aufsichtsbericht 2011


ENSI-AN-7870 ISSN 1661-2876

ENSI, CH-5200 Brugg, Industriestrasse 19, Telefon +41 (0)56 460 84 00, Fax +41 (0)56 460 84 99, www.ensi.ch


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