Aufsichtsbericht 2012

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Aufsichtsbericht 2012 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen


Aufsichtsbericht 2012 zur nuklearen Sicherheit in den schweizerischen Kernanlagen

Rapport de Surveillance 2012 sur la sécurité nucléaire dans les installations nucléaires en Suisse

Regulatory Oversight Report 2012 concerning nuclear safety in Swiss nuclear installations


Inhaltsverzeichnis Vorwort

6

Préface

8

Preface

10

Zusammenfassung und Übersicht

13

Résumé et aperçu

16

Summary and overview

19

1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick 1.2 Betriebsgeschehen 1.3 Anlagetechnik 1.4 Strahlenschutz 1.5 Radioaktive Abfälle 1.6 Notfallbereitschaft 1.7 Personal und Organisation 1.8 Sicherheitsbewertung

23 23 24 28 31 32 33 33 34

2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick 2.2 Betriebsgeschehen 2.3 Anlagetechnik 2.4 Strahlenschutz 2.5 Radioaktive Abfälle 2.6 Notfallbereitschaft 2.7 Personal und Organisation 2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 2.9 OSART 2.10 Sicherheitsbewertung

39 39 40 41 45 46 47 47 48 48 48


3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick 3.2 Betriebsgeschehen 3.3 Anlagetechnik 3.4 Strahlenschutz 3.5 Radioaktive Abfälle 3.6 Notfallbereitschaft 3.7 Personal und Organisation 3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 3.9 Sicherheitsbewertung

51 51 52 54 56 57 58 58 59 59

4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick 4.2 Betriebsgeschehen 4.3 Anlagetechnik 4.4 Strahlenschutz 4.5 Radioaktive Abfälle 4.6 Notfallbereitschaft 4.7 Personal und Organisation 4.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung 4.9 Sicherheitsbewertung

63 63 64 66 71 72 73 73 74 74

5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen 5.1 Zwischenlagergebäude 5.2 Konditionierungsanlage 5.3 Plasma-Anlage 5.4 Strahlenschutz 5.5 Notfallbereitschaft 5.6 Personal und Organisation 5.7 Vorkommnisse 5.8 Gesamtbeurteilung

77 77 78 78 79 79 80 80 80


6. PSI 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 6.9 6.10 6.11

Die Kernanlagen des PSI Hotlabor Forschungsreaktor PROTEUS Stillgelegte oder im Rückbau stehende Kernanlagen Behandlung radioaktiver Abfälle Lagerung radioktiver Abfälle Strahlenschutz Notfallbereitschaft Personal und Organisation Strahlenschutz-Schule Gesamtbeurteilung

81 81 81 82 82 83 84 84 84 85 85 85

7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) 7.2 Universität Basel

87 87 87

8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung 8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung 8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung 8.4 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen 8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern 8.6 Inspektionen und Audits

89 89 89 90 90 91 92

9. Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle 9.1 Sachplan geologische Tiefenlager 9.2 Entsorgungsprogramm 9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis 9.4 Kostenstudie 9.5 Expertengruppe geologische Tiefenlagerung (EGT) 9.6 Felslaboratorien 9.7 Internationaler Wissenstransfer

93 94 96 96 97 97 98 98

10. Anlagenübergreifende Themen 10.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management 10.2 Erdbebengefährdungsanalyse 10.3 Aktionsplan und Umsetzung

101 101 103 104

Anhang

109

Verzeichnis der Abkürzungen

132



Vorwort Erdbebennachweise basieren auf einer Zwischenberechnung des PEGASOS Refinement Project PRP vom Mai 2011 und sind deshalb provisorisch. Nach Abschluss des Projekts PRP und der darauffolgenden Überprüfung der Ergebnisse durch das ENSI wird die Erdbebengefährdung für jeden Standort neu festgelegt. Auf dieser Grundlage werden die Betreiber die seismischen Gefährdungsannahmen erneut analysieren müssen, um die Erdbebenfestigkeitsnachweise zu aktualisieren. Die Aufarbeitung der Ereignisse in Fukushima dauert an. Im Rahmen des Aktionsplans Fukushima analysieren unsere Experten weitere Aspekte der Sicherheit und des Notfallschutzes. Wir wollen mit der konsequenten Umsetzung der Erkenntnisse aus dem Unglück die Sicherheit der Schweizer Kernkraftwerke weiter verbessern. Der EU-Stresstest bestätigt die Resultate der umfangreichen Sicherheitsprüfungen, welche die Werke auf Verfügung des ENSI nach Fukushima bisher durchführen mussten. Die Schweizer Anlagen sind trotz ihres fortschreitenden Alters auch im internationaDie Kernkraftwerke in der Schweiz erfüllen die

len Vergleich in einem guten Zustand. Die Auswer-

Sicherheitsanforderungen, wie sie in den schwei-

tung des EU-Stresstests, welchem sich die Schwei-

zerischen Gesetzen und Verordnungen festgelegt

zer Anlagen 2011 gemäss der Verfügung des ENSI

sind, und verfügen darüber hinaus über die von

unterzogen hatten, hat ergeben, dass Mühleberg,

der Aufsichtsbehörde geforderten zusätzlichen

Beznau und Gösgen die Anforderungen an sämt-

Sicherheitsmargen. Es spricht deshalb aus sicher-

liche von der EU-Kommission speziell begutach-

heitstechnischer Sicht nichts dagegen, dass die

teten Bereichen erfüllen. Einzig das Kernkraftwerk

Kernkraftwerke in der Schweiz weiter betrieben

Leibstadt erhielt von den EU-Gutachtern die Emp-

werden können. Dies ist die zusammenfassende

fehlung, im Bereich des Wasserstoffmanagements

Aussage des vorliegenden Aufsichtsberichts.

nachzubessern. Eine entsprechende Forderung

Es gab 2012 keine Vorkommnisse in den Schweizer

zur Nachbesserung haben wir als schweizerische

Kernkraftwerken, die die Sicherheit von Mensch

Aufsichtsbehörde bereits 2011 an das Kernkraft-

und Umwelt hätten beeinträchtigen können. Dies

werk Leibstadt gestellt.

zeigt die Auswertung der Resultate der über 400

Wie international üblich haben die EU-Gutachter

Inspektionen, die wir angemeldet und unangemel-

neben Empfehlungen zur Verbesserung auch

det durchgeführt haben, sowie der Betriebsdaten

vorbildliche Sicherheitseinrichtungen bezeichnet,

und Vorkommnis-Meldungen der Kraftwerks-

welche für alle Kernkraftwerke anzustreben sind –

betreiber.

sogenannte Good Practices. Mit einer Ausnahme

Im vergangenen Jahr konnten alle Betreiber unter

sind in den Schweizer Kernkraftwerken alle von

anderem belegen, dass ihre Anlagen schweren

der EU-Kommission als vorbildlich bezeichneten

Erdbeben widerstehen und dabei keine Schäden

Massnahmen bereits realisiert. Die Ausnahme be-

infolge Strahlung für Mensch und Umwelt entste-

trifft die diversitäre Wärmesenke des Kernkraft-

hen. Diesen Nachweis hatten wir nach der Reaktor-

werks Mühleberg, wie sie vom ENSI bereits gefor-

katastrophe in Fukushima gefordert. Die aktuellen

dert wurde.

6

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Die Politik hat nach Fukushima entschieden, dass

zum Langzeitbetrieb des Kernkraftwerks Mühleberg

die Schweiz aus der Kernenergie aussteigt, die be-

begutachtet und konkrete Forderungen gestellt.

stehenden Kraftwerke jedoch weiter betrieben

Fukushima hat in der Schweiz auch im Bereich des

werden können, solange sie sicher sind. Die Ener-

Notfallschutzes Massnahmen bewirkt. Mitte 2012

giestrategie 2050 des Bundesrates geht von einer

hat der Bundesrat den Bericht der interdepar-

Betriebszeit der Schweizer Kraftwerke von 50 Jah-

tementalen Arbeitsgruppe zur Überprüfung der

ren aus. Aus heutiger sicherheitstechnischer Sicht

Notfallschutzmassnahmen bei Extremereignissen in

werden diese die ihnen zugewiesene Rolle in der

der Schweiz IDA NOMEX zur Kenntnis genommen

Energiestrategie wahrnehmen können.

und Aufträge erteilt. Auch das ENSI ist im Verbund

Eine unverrückbare Bedingung dafür ist aber, dass

mit den anderen Akteuren aktiv an der Verbesse-

weiterhin in die Sicherheit investiert wird. Das ENSI

rung des Notfallschutzes in der Schweiz beteiligt.

wird nicht zulassen, dass die Kernkraftwerke in der

Aufsicht wird von Menschen ausgeübt. Mein Dank

Schweiz «ausgefahren» werden, bis keine Sicher-

gilt deshalb meinen Mitarbeitenden, die sich täglich

heitsmargen mehr vorhanden sind. Ein Kernkraft-

verantwortungsbewusst und mit grossem Einsatz für

werk muss stillgelegt werden, wenn noch Sicher-

die Sicherheit von Mensch und Umwelt engagieren.

heitsmargen vorhanden sind. Gemäss dem geltenden Regelwerk müssen die Betreiber nach vierzig Betriebsjahren nachweisen, dass ihr Kraftwerk den sicherheitstechnischen Anforderungen genügt und dank weiteren Investitionen

Dr. Hans Wanner

auch die nächsten zehn Jahre sicher betrieben wer-

Direktor

den kann. Entsprechend haben wir 2012 den Plan

April 2013

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7


Préface En Suisse, les centrales nucléaires répondent aux

comparaison internationale aussi. Il ressort de

impératifs de sécurité tels qu’ils sont fixés dans les

l’évaluation du test de résistance de l’UE, auquel

lois et les ordonnances de notre pays, et disposent

les installations suisses se sont soumises en 2011

par ailleurs des marges de sécurité supplémen-

conformément à la décision de l’IFSN, que Mühle-

taires exigées par l’autorité de surveillance. Du

berg, Beznau et Gösgen remplissent les exigences

point de vue de la sécurité, rien ne s’oppose donc

requises dans tous les domaines spécialement

à la poursuite de l’exploitation des centrales nu-

évalués par la Commission européenne. Seule la

cléaires en Suisse. C’est la conclusion à laquelle le

centrale nucléaire de Leibstadt a reçu des experts

présent rapport de surveillance est parvenu.

de l’UE une recommandation concernant l’amé-

En 2012, il n’y a pas eu dans les centrales nucléaires

lioration de la gestion de l’hydrogène. En notre

suisses d’événements susceptibles de porter at-

qualité d’autorité de surveillance, nous avions déjà

teinte à la sécurité des êtres humains et de l’envi-

requis de la centrale nucléaire de Leibstadt l’amé-

ronnement. C’est ce que montre d’une part l’éva-

lioration de cet aspect en 2011.

luation des résultats des plus de 400 inspections,

Comme il est d’usage au niveau international, les

annoncées et intempestives, que nous avons réali-

experts de l’UE ont indiqué, en plus des recomman-

sées, d’autre part l’évaluation des données d’ex-

dations d’amélioration, des dispositifs de sécurité

ploitation et des événements notifiés par les exploi-

exemplaires que toutes les centrales nucléaires

tants de centrales nucléaires.

devraient viser, les dites bonnes pratiques (good

L’année dernière, tous les exploitants ont pu

practices). A une exception près, toutes les me-

démontrer notamment que leurs installations ré-

sures qualifiées d’exemplaires par la Commission

sistent à de forts tremblements de terre et qu’au-

européenne ont déjà été prises dans les centrales

cun dommage dû au rayonnement n’en résulte

nucléaires suisses. L’exception concerne la source

pour les êtres humains et l’environnement. Nous

froide diversifiée de la centrale nucléaire de Mühle-

avions exigé cette démonstration suite à la catas-

berg; des travaux correspondants ont été requis

trophe de réacteur de Fukushima. Les démonstra-

par l’IFSN.

tions actuelles concernant les séismes se basent sur

Après Fukushima, les politiques ont décidé que la

un calcul intermédiaire du PEGASOS Refinement

Suisse sortirait du nucléaire, mais qu’elle pourrait

Project PRP de mai 2011 et sont de ce fait provi-

poursuivre l’exploitation des centrales nucléaires

soires. A la fin du projet PRP et du contrôle subsé-

existantes tant que ces dernières resteraient sûres.

quent des résultats par l’IFSN, l‘aléa sismique sera

La stratégie énergétique 2050 du Conseil fédéral

redéfini pour chaque site. Sur cette base, les ex-

repose sur une durée d’exploitation des centrales

ploitants devront analyser de nouveau les hypo-

nucléaires suisses de 50 ans. Du point de vue actuel

thèses de risque sismique pour actualiser les dé-

de la sécurité, elles peuvent assumer le rôle que la

monstrations de résistance aux séismes.

stratégie énergétique leur a assigné.

Le traitement des événements de Fukushima se

Mais pour ce faire, il faut continuer d’investir dans

poursuit. Dans le cadre du plan d’action Fuku-

la sécurité, c’est une condition sine qua non. L’IFSN

shima, nos experts analysent d’autres aspects de la

ne permettra pas que les centrales nucléaires

sécurité et de la protection d’urgence. En exploi-

suisses soient «poussées» jusqu’à ce que plus au-

tant systématiquement les résultats de l’accident,

cune marge de sécurité ne soit présente. Une cen-

nous entendons continuer à améliorer la sécurité

trale nucléaire doit être désaffectée lorsque des

des centrales nucléaires suisses.

marges de sécurité sont encore disponibles.

Le test de résistance de l’Union européenne (UE)

Selon la réglementation en vigueur, les exploitants

confirme les résultats des importants contrôles de

doivent démontrer, au terme de 40 années d’ex-

sécurité que les centrales ont dû réaliser suite à la

ploitation, que leurs centrales nucléaires satisfont

décision de l’IFSN après Fukushima. Malgré leur

aux exigences de sécurité et peuvent être exploi-

âge, les installations suisses sont en bon état en

tées de manière sûre les dix prochaines années

8

ENSI Aufsichtsbericht 2012


aussi, grâce à d’autres investissements. En 2012,

La surveillance est assurée par des êtres humains.

nous avons donc évalué le plan concernant l’ex-

Je remercie donc mes collaborateurs qui s’en-

ploitation à long terme de la centrale nucléaire de

gagent quotidiennement et avec responsabilité

Mühleberg et posé des exigences concrètes.

pour la sécurité des êtres humains et de l’environ-

Fukushima a amené en Suisse aussi des mesures

nement.

dans le domaine de la protection d’urgence. Mi2012, le Conseil fédéral a pris connaissance du rapport du Groupe de travail interdépartemental chargé d’examiner les mesures de protection d’urgence de la population en cas d’événements ex-

Dr Hans Wanner

trêmes survenant en Suisse IDA NOMEX et passé

Directeur

des ordres. L’IFSN aussi participe activement avec

Avril 2013

d’autres acteurs à l’amélioration de la protection d’urgence en Suisse.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

9


Preface The nuclear power plants in Switzerland comply

European Commission. However, the EU inspectors

with the safety provisions contained in current

recommended improvements to the hydrogen

laws and regulations and also possess the addi-

management system at the Leibstadt nuclear power

tional safety margins demanded by the regulator.

plant. A corresponding demand for rectification

From a safety perspective, there is no reason why

had already been made by us, as acting Swiss regu-

the nuclear power plants should not continue to

lator at the Leibstadt plant in 2011.

operate in Switzerland. This is the summary finding

As an international practice, EU inspectors not only

of the following Surveillance Report.

issues recommendations for improvements but also

There were no incidents in Swiss nuclear power

highlight exemplary safety systems that all nuclear

plants in 2012 that could have had a detrimental

power plants should strive towards – so-called

effect on the safety of people and the environ-

good practices. With one exception, Swiss nuclear

ment. This is evident from an evaluation of the re-

power plants had already implemented the good

sults of over 400 inspections, both unannounced

practices identified by the European Commission.

and announced, together with operating data and

The exception was the alternate heat sink at the

event notifications from plant operators.

Mühleberg NPP where ENSI had already issued

During 2012, all operators satisfied the require-

related instructions.

ment to provide evidence that their facilities could

Following Fukushima, a political decision was taken

withstand a serious earthquake, and that such an

to phase out nuclear power in Switzerland but to

event would not expose humans or the environ-

continue the operation of existing power plants

ment to harmful radiation. We demanded this evi-

provided that they are safe. The Energy Strategy

dence following the reactor disaster at Fukushima.

2050, adopted by the Swiss Federal Council, as-

The current seismic evidence is based on the in-

sumes a service life of 50 years for Swiss nuclear

terim assessment of the PEGASOS Refinement Pro-

power plants. From a current safety perspective, the

ject PRP dating from May 2011 and therefore pro-

plants can satisfy the role allocated to them in the

visional. On completion of the PRP Project and the

Energy Strategy.

subsequent review of the results by ENSI, the seis-

However, it is absolutely imperative that resources

mic hazard for each location will be re-assessed.

continue to be invested in safety. ENSI will not

Operators will then be required to review their

simply allow Swiss nuclear power plants to remain

seismic hazard assumptions in order to update the

in operation until they have exhausted their safety

earthquake-resistance evidence.

margins. When a nuclear power plant is to be

Work continues on the appraisal of events in Fuku-

decommissioned, it must be done whilst safety

shima. As part of the Fukushima Action Plan, our

margins still exist.

experts are analysing additional aspects of safety

Under the current legislation, an operator must

and emergency preparedness. By consistently trans-

show after 40 years of operation that its facility

lating the lessons learned from this disaster into ac-

meets the safety requirements and that continued

tion, we are seeking to further improve the safety of

investment will allow it to operate safely for a fur-

Swiss nuclear power plants.

ther 10 years. It was on this basis that we in 2012

The EU Stress Test confirmed the results of the

reviewed the plan for the long-term operation of

extensive safety reviews completed at the behest

the Mühleberg NPP and subsequently issued related

of ENSI following Fukushima: Swiss nuclear power

demands.

plants remain in good condition, also in interna-

Fukushima also had an impact on emergency pre-

tional comparison, despite their increasing age.

paredness measures in Switzerland. In mid-2012,

The evaluation of the EU Stress Tests undergone by

the Swiss Federal Council received from the Inter-

Swiss facilities in 2011 by order of ENSI showed

departmental Working Group the IDA NOMEX re-

that Mühleberg, Beznau and Gösgen satisfied the

port reviewing emergency preparedness measures

requirements in each of the areas inspected by the

following extreme events in Switzerland, and in

10

ENSI Aufsichtsbericht 2012


response issued formal orders. ENSI too is working actively with other stakeholders to improve emergency preparedness in Switzerland. Surveillance activities are conducted by people. Therefore, I wish to thank my staff who work every day with great dedication and sense of responsibility for the safety of people and the environment.

Dr. Hans Wanner Director April 2013

ENSI Aufsichtsbericht 2012

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Zusammenfassung und Übersicht Das ENSI

eignisse und Befunde in den Kernanlagen zu informieren. Zu spezifischen Themen orientiert es auch

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat

im Rahmen von Veranstaltungen wie zum Beispiel

ENSI begutachtet und beaufsichtigt als Aufsichts-

Medienkonferenzen.

behörde des Bundes die Kernanlagen in der

Der vorliegende Aufsichtsbericht des ENSI ist Teil

Schweiz. Dazu gehören die fünf Kernkraftwerke,

seiner periodischen Berichterstattung. Daneben

die Zwischenlager bei den Kraftwerken, das Zen-

publiziert das ENSI jährlich einen Strahlenschutz-

trale Zwischenlager der ZWILAG in Würenlingen

bericht sowie einen Erfahrungs- und Forschungs-

sowie die nuklearen Einrichtungen am Paul Scher-

bericht. Die Originalsprache der Berichte ist

rer Institut (PSI) und an den Hochschulen in Basel

Deutsch. Die Zusammenfassungen werden auf

und Lausanne. Mittels Inspektionen, Aufsichtsge-

Französisch und Englisch übersetzt.

sprächen, Prüfungen und Analysen sowie der Be-

Das ENSI publiziert seine Berichte auch auf seiner

richterstattung der Anlagebetreiber verschafft sich

Website unter www.ensi.ch, wo es ein umfang-

das ENSI den notwendigen Überblick über die nu-

reiches Angebot an Fachartikeln aufgeschaltet hat.

kleare Sicherheit der beaufsichtigten Kernanlagen. Es wacht darüber, dass die Vorschriften eingehalten werden und die Betriebsführung gesetzeskon-

Inhalt des vorliegenden Berichts

form erfolgt. Zu seinem Aufsichtsbereich gehören zudem die Transporte radioaktiver Stoffe von und

Das ENSI berichtet in den Kapiteln 1 bis 4 des vor-

zu den Kernanlagen sowie die Vorbereitungen zur

liegenden Aufsichtsberichts über das Betriebsge-

geologischen Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle.

schehen, die Anlagetechnik, den Strahlenschutz

Das ENSI unterhält eine eigene Notfallorganisa-

und die Betriebsführung der Kernkraftwerke Bez-

tion, die Bestandteil einer landesweiten Notfall-

nau 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt.

organisation ist. Im Falle eines schweren Störfalls in

Jedes dieser Kapitel wird mit einer Sicherheits-

einer schweizerischen Kernanlage käme sie zum

bewertung abgeschlossen.

Einsatz.

Im Kapitel 5 wird das Zentrale Zwischenlager der

Die gesetzliche Basis für die Aufsicht des ENSI bil-

ZWILAG in Würenlingen behandelt. Die Kapitel 6

den das Kernenergiegesetz, die Kernenergiever-

und 7 sind den nuklearen Anlagen des Paul Scher-

ordnung, das Strahlenschutzgesetz, die Strahlen-

rer Instituts sowie den Forschungsreaktoren der

schutzverordnung sowie weitere Verordnungen

Universität Basel und der Eidgenössischen Tech-

und Vorschriften zur Reaktorsicherheit und Aus-

nischen Hochschule in Lausanne gewidmet. Das

bildung von Personal, zum Notfallschutz, zum

Kapitel 8 behandelt die Transporte radioaktiver

Transport radioaktiver Stoffe und zur geologischen

Stoffe von und zu den schweizerischen Kernanla-

Tiefenlagerung. Gestützt auf diese gesetzlichen

gen. Im Kapitel 9 werden die Arbeiten zur geo-

Grundlagen erstellt und aktualisiert das ENSI ei-

logischen Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle er-

gene Richtlinien. Darin formuliert es die Kriterien,

läutert. Schliesslich behandelt das Kapitel 10

nach denen es die Tätigkeiten und Vorhaben der

anlagenübergreifende Aspekte wie zum Beispiel

Betreiber von Kernanlagen beurteilt. Eine Über-

probabilistische Sicherheitsanalysen. Im Anhang

sicht über die Richtlinien des ENSI findet sich in der

finden sich Tabellen und Figuren.

Tabelle 10 im Anhang des Aufsichtsberichts. Die gültigen Richtlinien sind zudem auf der Website des ENSI (www.ensi.ch) aufgeschaltet.

Kernkraftwerke

Das ENSI berichtet periodisch über seine Aufsichtstätigkeit und die nukleare Sicherheit der schweize-

Die fünf Kernkraftwerke in der Schweiz (Beznau

rischen Kernanlagen. Es nimmt seine gesetzliche

Block 1 und 2, Mühleberg, Gösgen und Leibstadt)

Pflicht wahr, die Öffentlichkeit über besondere Er-

wurden im vergangenen Jahr sicher betrieben. Das

ENSI Aufsichtsbericht 2012

13


ENSI kommt zum Schluss, dass die bewilligten

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die ZWILAG

Betriebsbedingungen eingehalten wurden. Die Be-

die bewilligten Betriebsbedingungen im Jahr 2012

willigungsinhaber haben gegenüber der Aufsichts-

eingehalten hat.

behörde ihre gesetzlich festgelegten Meldepflichten wahrgenommen. Alle Anlagen befinden sich in einem sicherheitstechnisch guten Zustand. Die 34 meldepflichtigen Vorkommnisse im Jahr 2012 verteilen sich wie folgt auf die Schweizer

Paul Scherrer Institut (PSI) und Forschungsreaktoren in Basel und Lausanne

Kernkraftwerke: 14 Vorkommnisse betrafen die beiden Blöcke des Kernkraftwerks Beznau, 9 das

Die Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts (PSI),

Kernkraftwerk Gösgen, 5 das Kernkraftwerk Leib-

wie der Forschungsreaktor PROTEUS, das Hotlabor,

stadt und 6 das Kernkraftwerk Mühleberg. Unter

die Sammelstelle für die radioaktiven Abfälle aus

den meldepflichtigen Vorkommnissen waren vier

Medizin, Industrie und Forschung sowie das

Reaktorschnellabschaltungen – je eine in den Kern-

Bundeszwischenlager, stehen unter der Aufsicht

kraftwerken Mühleberg und Gösgen sowie zwei

des ENSI. Das Bundeszwischenlager wies Ende

im Kernkraftwerk Beznau.

2012 einen Belegungsgrad von rund 85% auf.

Auf der von 0 bis 7 reichenden international gül-

Die Rückbauarbeiten an den beiden Forschungs-

tigen Ereignisskala INES ordnete das ENSI im

reaktoren DIORIT und SAPHIR erfolgten aus radio-

Berichtsjahr 33 der 34 meldepflichtigen Vorkomm-

logischer Sicht korrekt. Im Forschungsreaktor

nisse des vergangenen Jahres in den Kernkraftwer-

PROTEUS wurden im Berichtsjahr keine betrieb-

ken der Stufe 0 zu. Ein Vorkommnis hat das ENSI der

lichen Aktivitäten oder Bestrahlungen mehr durch-

INES-Stufe 1 zugeordnet. Es betraf eine Störung im

geführt.

Block 2 des KKW Beznau: Bei einem periodischen

In den Kernanlagen des Paul Scherrer Instituts PSI

Funktionstest des Notstanddiesel-Generators star-

waren im 2012 zwei meldepflichtige Vorkommnisse

tete dieser nicht.

zu verzeichnen. Keine meldepflichtigen Vorkomm-

Das ENSI bewertet die Sicherheit eines jeden Kern-

nisse verzeichnete das ENSI beim Forschungsreaktor

kraftwerks im Rahmen einer systematischen Si-

der ETH Lausanne und beim Forschungsreaktor der

cherheitsbewertung. Dabei werden neben melde-

Universität Basel.

pflichtigen Vorkommnissen weitere Erkenntnisse

Das ENSI kommt zum Schluss, dass im Jahr 2012

berücksichtigt, insbesondere die Ergebnisse der

sowohl beim PSI als auch bei den Forschungsreak-

über 400 Inspektionen, die das ENSI im Jahr 2012

toren von Lausanne und Basel die Betriebsbedin-

durchgeführt hatte.

gungen eingehalten wurden.

Zentrales Zwischenlager Würenlingen

Abgaben radioaktiver Stoffe Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umwelt via

Das Zentrale Zwischenlager der ZWILAG in Würen-

Abwasser und Abluft der Kernkraftwerke, des Zen-

lingen umfasst mehrere Zwischenlagergebäude,

tralen Zwischenlagers, des PSI und der Kernanlagen

die Konditionierungsanlage und die Plasma-

in Basel und Lausanne lagen im vergangenen Jahr

Anlage (Verbrennungs- und Schmelzanlage). Ende

weit unterhalb der in den Bewilligungen festgeleg-

2012 befanden sich in der Behälterlagerhalle 40

ten Limiten. Sie ergaben auch für Personen, welche

Transport- und Lagerbehälter mit abgebrannten

in direkter Nachbarschaft einer Anlage leben, eine

Brennelementen und Glaskokillen sowie sechs Be-

maximale berechnete Dosis von weniger als 1%

hälter mit Stilllegungsabfällen aus dem Versuchs-

der natürlichen jährlichen Strahlenexposition.

atomkraftwerk Lucens. Der Belegungsgrad betrug Ende 2012 rund 20% im HAA-Lager und 24% im MAA-Lager.

Transporte radioaktiver Stoffe

Im Berichtsjahr wurden zwei Kampagnen zur Verbrennung und Einschmelzung von radioaktiven

In La Hague (Frankreich) und in Sellafield (Grossbri-

Abfällen durchgeführt.

tannien) wurden im Rahmen der abgeschlossenen

Im ZWILAG registrierte das ENSI im Jahr 2012 keine

Verträge abgebrannte Brennelemente aus schwei-

meldepflichtigen Vorkommnisse.

zerischen Kernkraftwerken wiederaufgearbeitet.

14

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Durch das Wiederaufarbeitungsmoratorium (Art.

jekt Opalinuston von den Entsorgungspflichtigen

106 Abs. 4 KEG) beschränken sich diese Arbeiten

systematisch zu erfassen und zu bearbeiten sind.

allerdings auf die vor Juli 2006 (Beginn des zehn-

Das ENSI hat im Berichtsjahr zum entsprechenden

jährigen Moratoriums) dorthin transportierten

Bericht der Nagra Stellung genommen.

Brennelemente. Die bei der Wiederaufarbeitung

Die Kernkraftwerkbetreiber sind gesetzlich ver-

entstandenen Abfälle müssen vertragsgemäss in

pflichtet, alle fünf Jahre die voraussichtliche Höhe

die Schweiz zurückgeführt werden.

der Stilllegungs- und Entsorgungskosten zu be-

Im Berichtsjahr wurde nach einem Unterbruch von

rechnen. Der Stilllegungsfonds deckt die Kosten

sechs Jahren die Rücklieferung von hochaktiven

zur Stilllegung der Kernanlagen, der Entsorgungs-

Abfällen der AREVA NC aus La Hague fortgesetzt.

fonds deckt die Kosten zur Entsorgung der radio-

Im Herbst 2012 fand eine Anlieferung von hoch-

aktiven Abfälle und der abgebrannten Brennele-

aktiven Abfällen aus La Hague statt.

mente in geologischen Tiefenlagern. Beide Fonds

Bei allen Transporten von Brennelementen und ra-

werden durch Beiträge der Betreiber gemäss Vor-

dioaktiven Abfällen wurden die gefahrgutrecht-

gaben der Gesetzgebung geäufnet. Das ENSI hat

lichen Vorschriften und die Strahlenschutzlimiten

im Jahr 2012 die technischen Grundlagen für die

eingehalten.

entsprechende Kostenstudie 2011 der Kernkraftwerkbetreiber beurteilt.

Geologische Tiefenlagerung

Die für die Tiefenlagerung notwendigen Daten werden teilweise in Felslabors ermittelt, an welchen sich das ENSI seit Jahren mit Forschungsprojekten

Im Verfahren zum Sachplan geologische Tiefenla-

beteiligt. Die mit internationaler Beteiligung be-

ger läuft seit Ende 2011 die zweite Etappe. Die Na-

triebene erdwissenschaftliche Forschungstätigkeit

gra hat mehrere Standorte für Oberflächenanlagen

im Opalinuston im Felslabor Mont Terri (St. Ursanne,

pro Standortgebiet vorgeschlagen. Diese Vorschläge

Kanton Jura) wurde 2012 weitergeführt. Das ENSI

wurden in den Regionen diskutiert, welche durch

beteiligt sich im Mont Terri mit eigenen Projekten

die Regionalkonferenzen und deren Fachgruppen

und Kooperationen. Eines seiner Experimente dient

vertreten sind. Das ENSI wurde von den verschie-

der Erfassung des felsmechanischen Verhaltens des

denen Gremien der Regionalkonferenzen einge-

Opalinustons; zwei weitere sind der Untersuchung

laden, um sie über die Sicherheitskriterien im Aus-

des Austrocknungsverhaltens von Stollenwänden

wahlverfahren und die Rolle des ENSI anlässlich

im Opalinuston sowie der Evaluation einer neuen

mehrerer Veranstaltungen zu informieren sowie

Methode zur Bestimmung von Durchlässigkeiten

generelle Fragen zu Sicherheit und Geologie zu be-

gewidmet. Die Mitarbeit in nationalen und inter-

antworten. Parallel dazu wurden Behördensemi-

nationalen Arbeitsgruppen bietet dem ENSI Ge-

nare zu spezifischen Fachthemen sowie das Tech-

legenheit, relevante Fragestellungen im Bereich

nische Forum Sicherheit zu allgemeinen Fragen der

der Entsorgung in geologischen Tiefenlagern im

Sicherheit der Tiefenlagerung durch das ENSI

internationalen Rahmen zu verfolgen und auf dem

durchgeführt.

aktuellen Stand von Wissenschaft und Forschung

Der Bundesrat hat verfügt, dass Hinweise und

zu bleiben.

offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis Pro-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

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Résumé et aperçu L’IFSN

d’informer le public des événements et constats particuliers dans les installations nucléaires. Son

L’Inspection fédérale de la sécurité nucléaire IFSN

information sur des thèmes plus spécifiques se

est l’instance de la Confédération chargée de la

poursuit aussi dans le cadre de manifestations

surveillance et de l’expertise des installations nu-

comme par exemple des conférences de presse.

cléaires en Suisse, soit les cinq centrales nucléaires,

Le présent rapport de surveillance fait partie du

les entrepôts situés dans les centrales, le Centre de

compte rendu périodique de l’IFSN. L’IFSN publie

stockage intermédiaire ZWILAG de Würenlingen,

chaque année aussi un rapport sur la radioprotec-

les installations nucléaires de l’Institut Paul Scher-

tion ainsi qu’un rapport sur les expériences et la re-

rer (IPS) et des Universités de Bâle et de Lausanne.

cherche. Ces rapports sont publiés dans leur langue

Les

d’origine, l’allemand. Les résumés sont traduits en

inspections,

entretiens

de

surveillance,

contrôles et analyses, ainsi que les rapports des

français et en anglais.

exploitants permettent à l’IFSN d’acquérir la vue

L’IFSN publie aussi ses rapports sur son site

d’ensemble nécessaire sur la sûreté nucléaire des

www.ensi.ch où elle met également en ligne de

installations surveillées. L’IFSN veille au respect

nombreux articles techniques.

des prescriptions et à la conformité de la gestion de l’exploitation avec la loi. Ses activités de surveillance s’étendent en outre aux transports de

Contenu du présent rapport

matières radioactives en provenance et à destination des installations nucléaires, ainsi qu’aux tra-

Les chapitres 1 à 4 du présent rapport de sur-

vaux préparatoires en vue du stockage en couches

veillance décrivent le déroulement de l’exploita-

géologiques profondes des déchets radioactifs.

tion, la technique de l’installation, la radiopro-

L’IFSN gère sa propre organisation d’urgence dans

tection et la gestion des centrales nucléaires de

le cadre d’une organisation d’urgence nationale

Beznau 1 et 2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt.

susceptible d’intervenir, en cas d’accident grave,

Chacun de ces chapitres, se termine sur une éva-

dans une installation nucléaire suisse.

luation de la sécurité.

La loi sur l’énergie nucléaire, l’ordonnance sur

Le chapitre 5 concerne le Centre de stockage inter-

l’énergie nucléaire, la loi sur la radioprotection,

médiaire ZWILAG à Würenlingen. Les chapitres

l’ordonnance sur la radioprotection, ainsi que

6 et 7 sont consacrés aux installations nucléaires

d’autres ordonnances et prescriptions sur la sécu-

de l’Institut Paul Scherrer ainsi qu’aux réacteurs

rité des réacteurs et la formation du personnel, sur

de recherche de l’Université de Bâle et de l’Ecole

la protection en cas d’urgence, sur le transport de

polytechnique fédérale de Lausanne. Le chapitre 8

matières radioactives et sur le stockage en couches

traite des transports de matières radioactives en

géologiques profondes constituent la base légale

provenance et à destination des installations nu-

de la surveillance de l’IFSN. L’IFSN élabore et met à

cléaires suisses. Le chapitre 9 commente les travaux

jour ses propres directives en s’appuyant sur ces

réalisés pour le stockage en couches géologiques

bases légales. Elle y formule les critères d’après

profondes des déchets radioactifs. Enfin, le cha-

lesquels elle apprécie les activités et les projets des

pitre 10 aborde d’autres aspects, notamment les

exploitants d’installations nucléaires. Un aperçu

analyses probabilistes de sécurité. Les tableaux et

des directives de l’IFSN figure au tableau 10 de

les figures en annexe complètent ce rapport.

l’annexe de ce rapport de surveillance. De plus, toutes les directives en vigueur peuvent être consultées sur le site de l’IFSN (www.ensi.ch).

Centrales nucléaires

L’IFSN donne des informations régulières sur ses activités de surveillance et sur la sûreté nucléaire

Pour 2012, l’IFSN atteste de la bonne sécurité d’ex-

des installations suisses. Elle a pour tâche légale

ploitation des cinq centrales nucléaires de Suisse

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ENSI Aufsichtsbericht 2012


(Beznau 1 et 2, Mühleberg, Gösgen et Leibstadt),

L’IFSN en conclut que ZWILAG a respecté les con-

ainsi que du respect des conditions d’exploitation

ditions d’exploitation autorisées en 2012.

autorisées. Les détenteurs d’autorisations ont respecté leurs devoirs de notification, fixés par la loi, à l’égard des autorités de surveillance. Toutes les installations témoignent d’une bonne situation en matière de sécurité.

Institut Paul Scherrer (IPS) et réacteurs de recherche de Bâle et de Lausanne

Les 34 événements notifiés en 2012 dans les installations nucléaires suisses se répartissent comme

Les installations nucléaires de l’Institut Paul Scher-

suit: 14 événements dans les deux tranches de la

rer (IPS), comme le réacteur de recherche PRO-

centrale nucléaire de Beznau, neuf dans la centrale

TEUS, le laboratoire chaud, le site de ramassage

nucléaire de Gösgen, cinq dans celle de Leibstadt

des déchets radioactifs provenant de la médecine,

et six dans celle de Mühleberg.

de l’industrie et de la recherche, ainsi que l’entre-

Parmi les événements notifiés, on a relevé quatre

pôt fédéral pour déchets radioactifs, sont placés

arrêts d’urgence du réacteur, à savoir un dans la

sous la surveillance de l’IFSN. Fin 2012, l’entrepôt

centrale nucléaire de Mühleberg et un autre dans

fédéral pour déchets radioactifs présentait un taux

celle de Gösgen, deux dans la centrale nucléaire de

d’occupation d’environ 85%.

Beznau.

Les travaux de démantèlement des deux réacteurs

L’IFSN a classé 33 des 34 événements survenus l’an-

de recherche DIORIT et SAPHIR se sont déroulés

née dernière dans les centrales nucléaires au niveau 0

sans incident radiologique. En 2012, le réacteur

de l’échelle internationale de gravité des événements

de recherche PROTEUS n’a plus réalisé d’activités

INES qui va de 0 à 7. Un événement a été classé au

d’exploitation ni émis d’irradiations.

niveau 1. Il a porté sur une défaillance survenue dans

En 2012, deux événements ont été notifiés dans

la tranche 2 de la centrale nucléaire de Beznau:

les installations nucléaires de l’IPS. L’IFSN n’a notifié

lors de son test périodique de fonctionnement, le gé-

aucun événement, ni dans le réacteur de recherche

nérateur diesel de secours n’a pas démarré.

de l’EPFL, ni dans celui de l’Université de Bâle.

L’IFSN évalue la sécurité de toute centrale nucléaire

L’IFSN en conclut que les conditions d’exploitation

dans le cadre d’une évaluation systématique de

ont été respectées en 2012 tant auprès de l’IPS que

la sécurité. En plus des événements devant être

des réacteurs de recherche de Lausanne et de Bâle.

notifiés, elle tient compte d’autres éléments, notamment des résultats des plus de 400 inspections réalisées par l’IFSN en 2012.

Centre de stockage intermédiaire de Würenlingen

Rejets de substances radioactives En 2012, les rejets de substances radioactives dans l’environnement via les eaux usées et l’air d’évacuation des centrales nucléaires, du Centre de stockage intermédiaire ZWILAG, de l’IPS et des ins-

Le Centre de stockage intermédiaire ZWILAG

tallations nucléaires de Bâle et de Lausanne ont en-

à Würenlingen comprend plusieurs bâtiments

registré des valeurs nettement inférieures aux li-

d’entreposage, l’installation de conditionnement

mites fixées dans les autorisations. Il en a résulté,

et l’installation plasma (station d’incinération et de

également pour les personnes vivant au voisinage

fusion). Fin 2012, la halle des conteneurs abritait

immédiat d’une installation, une dose maximale

40 conteneurs de transport et d’entreposage avec

calculée de moins de 1% de la radio-exposition an-

assemblages combustibles usés et colis de verre,

nuelle naturelle.

ainsi que six conteneurs de déchets de démantèlement provenant de la centrale nucléaire expérimentale de Lucens. Fin 2012, le taux d’occupation

Transports de matières radioactives

était d’environ 20% dans le dépôt DHA et 24% dans le dépôt DFMA.

Dans le cadre des accords conclus, des assem-

Deux campagnes d’incinération et de fusion des

blages combustibles provenant des centrales nu-

déchets radioactifs ont eu lieu en 2012.

cléaires suisses ont été retraités à La Hague (France)

Au cours de l’exercice sous revue, l’IFSN n’a notifié

et à Sellafield (Grande-Bretagne). Du fait du mo-

aucun événement à ZWILAG.

ratoire sur le retraitement (art. 106, al. 4 LENu), ces

ENSI Aufsichtsbericht 2012

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activités se limitent toutefois aux assemblages

de la faisabilité du stockage géologique du projet

combustibles transportés avant juillet 2006 (début

des argiles à Opalinus soient systématiquement

du moratoire de dix ans). Selon les termes du

prises en compte et traitées par les responsables

contrat, les déchets provenant du retraitement

de la gestion des déchets. En 2012, l’IFSN a pris

doivent être rapatriés en Suisse.

position sur le rapport correspondant de la Nagra.

Après une interruption de six ans, le retour des

Les exploitants des centrales nucléaires sont léga-

déchets hautement radioactifs de AREVA NC La

lement tenus de calculer le montant prévisible des

Hague a repris au cours de l’exercice sous revue.

coûts de désaffectation et de gestion des déchets

Une livraison de déchets de haute activité prove-

tous les cinq ans. Le fonds de désaffectation couvre

nant de La Hague a eu lieu à l’automne 2012.

les coûts de la désaffectation des installations nu-

Tous les transports d’assemblages combustibles et

cléaires, le fonds de gestion couvre les coûts de la

de déchets radioactifs se sont déroulés dans le

gestion des déchets radioactifs et des assemblages

respect des limites de la radioprotection et des

combustibles usés ainsi que leur stockage dans des

prescriptions en vigueur pour le transport de mar-

dépôts géologiques profonds. Conformément à la

chandises dangereuses.

loi, les exploitants alimentent ces deux fonds par leurs contributions. En 2012, l’IFSN a évalué les

Stockage en couches géologiques profondes

bases techniques de l’étude des coûts 2011 des exploitants de centrales nucléaires. Les laboratoires souterrains, auxquels l’IFSN participe depuis des années en réalisant des projets de

La deuxième étape de la procédure du plan secto-

recherche, fournissent les données nécessaires au

riel «Dépôts en couches géologiques profondes»

stockage en couches géologiques profondes. Les

est en cours depuis fin 2011. Pour les installations

recherches géologiques sur les argiles à Opalinus

en surface, la Nagra a proposé plusieurs sites par

se sont poursuivies en 2012 au laboratoire souter-

région d’implantation. Ces propositions ont été

rain du Mont Terri (St-Ursanne, canton du Jura),

discutées dans les régions représentées par les

dans le cadre d’une participation internationale.

conférences régionales et leurs groupes spéciali-

L’IFSN y a ses propres projets et coopérations. Une

sés. Les différents comités des conférences régio-

de ses expériences vise à identifier le comporte-

nales ont invité l’IFSN à les informer sur les critères

ment géo-mécanique des argiles à Opalinus, deux

de sécurité dans la procédure de sélection et sur le

autres concernent l’analyse du comportement des-

rôle qu’elle joue dans plusieurs manifestations,

siccateur des parois des galeries dans les argiles à

ainsi que pour répondre à des questions générales

Opalinus et l’évaluation d’une nouvelle méthode

sur la sécurité et la géologie. Dans le même temps,

de mesure des perméabilités. La collaboration dans

l’IFSN a invité les autorités à participer à des sémi-

des groupes de travail nationaux et internationaux

naires sur des sujets spécialisés spécifiques et le

permet à l’IFSN de suivre les questions importantes

Forum technique Sécurité à traiter de questions

qui se posent dans le monde à propos du stockage

générales sur la sécurité du stockage en couches

en couches géologiques profondes, ainsi que de

géologiques profondes.

rester à niveau dans les domaines de la science et

Le Conseil fédéral a ordonné que les remarques et

de la recherche.

questions ouvertes figurant dans la démonstration

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ENSI Aufsichtsbericht 2012


Summary and Overview ENSI

findings in nuclear facilities. ENSI also organises events such as media conferences at which infor-

ENSI, the Swiss Federal Nuclear Safety Inspectorate,

mation on specific topics is disseminated.

acting as the regulatory body of the Swiss Federa-

This Surveillance Report is part of the regular re-

tion, assesses and monitors nuclear facilities in

porting system of ENSI. In addition to this report,

Switzerland. These include the five nuclear power

ENSI publishes an annual Radiological Protection

plants, the interim storage facilities based at each

Report and a Research and Experience Report. The

plant, the Central Interim Storage Facility of

original language of all reports is German. The

ZWILAG at Würenlingen together with the nuclear

summaries are translated into French and English.

facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI) and the

These reports are also available on the ENSI website

two universities of Basel und Lausanne. Using a

at www.ensi.ch as are a range of specialist articles.

combination of inspections, regulatory meetings, examinations and analyses together with reports from the licensees of individual facilities, ENSI

Content of this report

obtains the required overview of nuclear safety in the relevant facilities. It ensures that the facilities

Chapters 1 to 4 of this Surveillance Report deal with

comply with the regulations and operate as re-

operational experience, systems technology, radio-

quired by law. Its regulatory responsibilities also

logical protection and the management of the

include the transport of radioactive materials from

nuclear power plants Beznau 1 and 2, Mühleberg,

and to nuclear facilities and the preparations for a

Gösgen and Leibstadt. Each chapter concludes with

deep geological repository for nuclear waste. ENSI

the ENSI safety rating for the relevant plant.

maintains its own emergency organisation, which

Chapter 5 deals with the Central Interim Storage

is an integral part of the national emergency struc-

Facility (ZWILAG) at Würenlingen. Chapters 6 and

ture that would be activated in the event of a

7 cover the nuclear facilities at the Paul Scherrer In-

serious incident at a nuclear facility in Switzerland.

stitute and the research reactors at the University

The legislative framework for the ENSI’s regulatory

of Basel and the Federal Institute of Technology

activities is as follows: the Nuclear Energy Act

in Lausanne. Chapter 8 deals with the transport

(NEA), the Nuclear Energy Ordinance (NEO), the

of radioactive materials from and to Swiss nuclear

Radiological Protection Act (StSG – only available

facilities. Chapter 9 describes the work associated

in German), the Radiological Protection Ordinance

with the deep geological storage of radioactive

(StSV – only available in German) together with

waste. Finally, Chapter 10 deals with generic issues

other ordinances and regulations on reactor safety,

relevant to all facilities, including for example prob-

the training of personnel, emergency prepared-

abilistic safety analyses. The Appendix contains a

ness, the transport of radioactive materials and the

series of explanatory tables and diagrams.

deep geological repository. Based on this legislative framework, ENSI formulates and updates its own guidelines. These guidelines stipulate the cri-

Nuclear power plants

teria for evaluating the current activities and future plans of the operators of nuclear facilities. Table 10

In 2012, the five nuclear power plants in Switzer-

in the Appendix to this report gives an overview of

land (Beznau Units 1 and 2, Mühleberg, Gösgen

the guidelines. The current guidelines are also

and Leibstadt) were all operated safely and ENSI

available on the ENSI website (www.ensi.ch).

concluded that they had complied with their ap-

ENSI produces regular reports on its regulatory

proved operating conditions. Licensees complied

activities and nuclear safety in Swiss nuclear facili-

with their statutory obligations to provide ENSI

ties. It fulfils its statutory obligation to provide the

with reports. All plants were rated as having good

public with information on particular events and

nuclear safety.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

19


In 2012, there were 34 reportable events divided

Federal Interim Storage Facility was using some

between the nuclear power plants in Switzerland

85% of its potential storage capacity.

as follows: 14 events at the two Beznau units, 9 at

From the radiological standpoint, decommission-

Gösgen, 5 at Leibstadt und 6 at Mühleberg. Four

ing work at the two research reactors DIORIT and

of the reportable events led to a scram, one each

SAPHIR progressed correctly. During 2012, there

at Mühleberg and Gösgen and two at the Beznau

were no further operational activities or radiation

nuclear power plant.

experiments at the PROTEUS research reactor.

On the international INES scale of 0 to 7, ENSI rated

During 2012, there were two reportable events at

33 of the 34 events in nuclear power plants during

the Paul Scherrer Institute (PSI). ENSI recorded no

2012 as Level 0. ENSI rated one event as INES Level

reportable events at the research reactors at the

1. This related to an incident at Unit 2 of the

Federal Institute of Technology in Lausanne or the

Beznau nuclear power plant where a generator

University of Basel.

failed to start during a regular function test of the

ENSI concluded that the nuclear facilities at PSI and

energy diesel generator.

the research reactors at Lausanne and Basel had

ENSI evaluates the safety of each nuclear power

complied with their approved operating conditions

plant as part of a systematic safety evaluation. This

during 2012.

takes account of both reportable events and other findings, in particular the results of more than 400 inspections conducted by ENSI during 2012.

Central Interim Storage Facility Würenlingen

Release of radioactive materials Last year, the amount of radioactive material released into the environment via waste water and exhaust air from the nuclear power plants, the Central Interim Storage Facility, the PSI and the

The Central Interim Storage Facility of ZWILAG at

nuclear facilities at Basel and Lausanne was con-

Würenlingen consists of several interim storage

siderably less than the limits specified in the oper-

halls, a conditioning plant and a plasma plant (in-

ating licenses. Analyses showed that the maximum

cineration/melting plant). At the end of 2012, the

doses, including those for residents in the imme-

cask storage hall contained 40 transport/storage

diate vicinity of a plant, were less than 1% of the

casks with spent fuel assemblies and vitrified resi-

annual exposure to natural radiation.

due packages as well as six casks with decommissioned waste from the experimental nuclear power plant at Lucens. At the end of 2012, some 20% of

Transport of radioactive materials

the capacity of the HLW store was in use and about 24% of the ILW store.

During 2012, spent fuel assemblies from Swiss nu-

During the year, ZWILAG conducted two cam-

clear power plants were reprocessed at La Hague

paigns to incinerate and melt radioactive waste.

(France) and Sellafield (Great Britain) under the

ENSI recorded no reportable events at ZWILAG

terms of existing contracts. As a result of the repro-

during 2012.

cessing moratorium (Article 106 Paragraph 4 NEA)

ENSI concluded that ZWILAG had complied with

only fuel assemblies transported prior to July 2006

its approved operating conditions during 2012.

(start of the 10-year moratorium) are being reprocessed. Under the terms of the contracts, the

Paul Scherrer Institute (PSI) and the research reactors at Basel and Lausanne

waste produced during reprocessing must subsequently be returned to Switzerland. The return of high level radioactive waste from the AREVA recycling facility in La Hague was resumed in 2012 following a gap of six years and in the au-

ENSI is also responsible for the surveillance of the

tumn of 2012, La Hague returned a consignment

nuclear facilities at the Paul Scherrer Institute (PSI),

of high level waste.

the research reactor PROTEUS, the hot laboratory,

The consignments of fuel assemblies and radioactive

the collection point for radioactive waste from

waste were all transported in accordance with the

medicine, industry and research and the Federal

limits specified in the regulations on the transport

Interim Storage Facility. At the end of 2012, the

of hazardous waste and radiological protection.

20

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Deep geological repository

commissioning nuclear facilities and the waste management fund covers the disposal of radio-

At the end of 2011, the Sectoral Plan for the deep

active waste and spent fuel assemblies in a deep

geological repository moved into its 2nd stage.

geological repository. Both funds are augmented

NAGRA has proposed several different sites for

by sums contributed by licensees as laid down in

surface facilities for each location. The proposals

law. During 2012, ENSI evaluated the technical

have been discussed in the regions, which are rep-

principles used in the 2011 cost study conducted

resented by regional conferences and their special-

by the licensees of nuclear power plants.

ist groups. ENSI was invited by the various bodies

Some of the data required for the deep geological

of the regional conferences to attend a series of

repository comes from research projects con-

events at which it provided information on the

ducted at the Rock Laboratories: ENSI has been

safety criteria for the selection process and the role

participating in these projects for several years. The

of ENSI. It also responded to general questions

geological research into the Opalinus clay at the

on safety and geology. In tandem with this, ENSI

Mont Terri Rock Laboratory (St. Ursanne, canton of

conducted seminars for public bodies on specific

Jura) conducted with international participation

technical issues together with a Technical Safety

continued during 2012. In addition, ENSI is in-

Forum, which considered general questions relat-

volved in its own projects and cooperation at Mont

ing to the safety of deep repositories.

Terri. For example, one project is looking at the

The Swiss Federal Council has ruled that those with

geo-mechanical behaviour of the Opalinus clay,

responsibility for waste management must com-

two other projects are examining the behaviour of

pile a systematic record of the notes and outstand-

Opalinus clay tunnel walls on drying and a third is

ing issues from the Demonstration of Feasibility

evaluating a new method of measuring porosity.

for the Opalinus Clay Project and then to process

Participation in national and international working

them. During the year under review, ENSI com-

groups provides ENSI with an opportunity to pur-

mented on the relevant report from NAGRA.

sue at an international level issues relating to the

Every five years, the licensees of nuclear power

disposal of waste in deep geological repositories

plants are required by law to re-calculate the

and to remain up-to-date with the current state of

decommissioning and waste management costs.

science and research.

The decommissioning fund covers the cost of de-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

21



Blick auf das Kernkraftwerk Beznau Foto: ENSI

1. Kernkraftwerk Beznau 1.1 Überblick

die Sicherheit des KKB im Block 1 als gut und im Block 2 im Jahr 2012 als ausreichend.

Das Betriebsjahr 2012 war im Block 1 des Kern-

Das KKB umfasst zwei weitgehend baugleiche

kraftwerks Beznau (KKB) durch einen weitgehend

Zwei-Loop-Druckwasserreaktor-Blöcke (KKB 1 und

ungestörten Volllastbetrieb geprägt. Im Block 2

KKB 2), die in den Jahren 1969 und 1971 den

wurde der Volllastbetrieb durch zwei Reaktor-

Betrieb aufnahmen. Die elektrische Nettoleistung

schnellabschaltungen unterbrochen. Nach der ers-

beträgt in beiden Blöcken jeweils 365 MW. Wei-

ten Reaktorschnellabschaltung war die Anlage

tere Daten sind in den Tabellen 1 und 2 im Anhang

zur Behebung der auslösenden Störung während

zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktions-

rund drei Wochen ausser Betrieb. Im zweiten Fall

schema einer Druckwasserreaktor-Anlage.

dauerte der Betriebsunterbruch einen Tag. Das

Im Block 1 kam es zu sechs meldepflichtigen Vor-

ENSI stellt fest, dass das KKB die bewilligten Be-

kommnissen. Sie wurden alle der Stufe 0 der inter-

triebsbedingungen immer eingehalten hat. Das

nationalen Ereignisskala INES zugeteilt.

ENSI beurteilt die Sicherheit des KKB im Jahr 2012

Während des 53-tägigen Revisionsstillstands wur-

in beiden Blöcken hinsichtlich Auslegungs-Vor-

den unter anderem Brennelemente ausgewechselt

gaben als gut, hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als

sowie die Hauptleitungen des primären Neben-

hoch sowie hinsichtlich Zustand und Verhalten von

kühlwassersystems und ausserhalb des Contain-

Mensch und Organisation als gut. Hinsichtlich Zu-

ments liegende Frischdampfleitungen ersetzt. Da-

stand und Verhalten der Anlage beurteilt das ENSI

neben wurden System- und Komponententests

ENSI Aufsichtsbericht 2012

23


beim Abfahren sowie beim Wiederanfahren der

Drei Reaktoroperateure und fünf Schichtchefs

Anlage durchgeführt.

bestanden ihre Zulassungsprüfung. Ein Reaktor-

Im Block 2 dauerte der Revisionsstillstand 21 Tage

operateur-Anwärter absolvierte die kerntechnische

und diente primär dem Brennelementwechsel.

Grundlagenausbildung an der Reaktorschule des

Im Block 2 kam es zu sieben meldepflichtigen Vor-

PSI erfolgreich.

kommnissen. Eines wurde der Stufe 1 der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt, die übrigen der Stufe 0.

1.2 Betriebsgeschehen

Ein weiteres meldepflichtiges Vorkommnis der Stufe 0 betraf beide Blöcke.

Die Blöcke KKB 1 und KKB 2 erreichten im Jahr

Im Berichtsjahr 2012 sind in beiden Blöcken keine

2012 eine Arbeitsausnutzung 1 von 85,1% bzw.

Brennelementschäden aufgetreten.

87,3% und eine Zeitverfügbarkeit 2 von 85,5%

Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung

bzw. 87,8%, wobei der unproduktive Anteil im

für beruflich strahlenexponierte Personen wurde

Block 1 im Wesentlichen auf den Revisionsstill-

eingehalten. Die radioaktiven Abgaben über die

stand zurückzuführen war, im Block 2 auf den

Abluft in Form von Aerosolen, Iod und Edelgasen

Brennelementwechsel sowie auf die Reparatur

lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbe-

einer Reaktorhauptpumpe.

willigung festgelegten Grenzwerte. Die dadurch

Die Zeitverfügbarkeiten und die Arbeitsausnut-

verursachten zusätzlichen Strahlendosen für die

zungen der letzten zehn Jahre sind in Figur 1 dar-

Bevölkerung sind verglichen mit der natürlichen

gestellt. Die ausgekoppelte Wärme für das regio-

Strahlenexposition unbedeutend.

nale Fernwärmenetz (REFUNA) belief sich im Jahr

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle entsprach dem

2012 auf insgesamt 188,4 GWh.

aufgrund der durchgeführten Arbeiten zu erwar-

Im Block 1 dauerte der Stillstand 53 Tage, im

tenden Umfang.

Block 2 21 Tage. Für die Reparatur des Erregungs-

Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 112 In-

systems eines Generators im Block 1 wurde die

spektionen durchgeführt. Wo erforderlich verlangte

Reaktorleistung am 31. Oktober 2012 kurzzeitig

das ENSI Verbesserungsmassnahmen und über-

auf ca. 60% reduziert. Im Block 2 kam es zu

wachte deren Umsetzung.

zwei nachfolgend beschriebenen Reaktorschnell-

Ringraum

abschaltungen.

Foto: KKB

Im Block 1 ereigneten sich 2012 sechs meldepflichtige Vorkommnisse, welche vom ENSI der Stufe 0 der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt wurden. Für die systematische Sicherheitsbewertung wird auf Kap. 1.8 verwiesen, für die risikotechnische Beurteilung auf Kap. 10. Während der Revisionsabstellung wurden alle Reaktordeckeldurchdringungen einer Prüfung unterzogen. An der Einschweissnaht eines Durchdringungsrohrs ergab eine Farbeindringprüfung am 27. Mai 2012 eine Anzeige, die sich am 12. Juni 2012 nach Beschleifen und erneuter Farbeindringprüfung bestätigte. Die fehlerhafte Stelle wurde nach einem speziell für diesen Zweck qualifizierten und vom ENSI im Jahr 2011 freigegebenen Overlay-Schweissverfahren repariert. Das Erscheinungsbild der Anzeige und die internationale Erfahrung deuten auf Spannungsrisskorrosion als Ursache hin.

Arbeitsausnutzung: produzierte Energie bezogen auf die Nennleistung und eine hundertprozentige Zeitverfügbarkeit 2 Zeitverfügbarkeit: Zeitanteil, in dem das Werk im Kalenderjahr in Betrieb oder in betriebsbereitem Zustand war 1

24

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Am 25. Juni 2012 wurde an einem Rohrbogen

währleistet gewesen wäre. Die fehlerhafte Stelle

der Speisewasserleitung im Strang B eine lokale

wurde mittels einer Reparaturschweissung in-

Unterschreitung der rechnerischen Mindest-

standgesetzt, nach einem Verfahren, das sich bei

wandstärke festgestellt. Der Bogen befindet sich

einem vergleichbaren Befund in einem anderen

in der Abblasestation unmittelbar vor der Con-

Kernkraftwerk bewährt hatte. Wahrscheinlich

tainmentdurchdringung. Es handelt sich nicht

war bei einem früheren Dichtungswechsel ein

um eine erosionsbedingte und damit potenziell

O-Ring-Halter falsch positioniert worden, wo-

fortschreitende, sondern um eine fabrikations-

durch dieser beim Verschliessen des RDB-Deckels

bedingte Wanddickenschwächung. Die Mess-

in die Dichtfläche gedrückt wurde. Die Dicht-

ergebnisse wurden mit einem vom ENSI akzep-

funktion zwischen RDB und RDB-Deckel wurde

tierten Verfahren bewertet. Auf der Basis der

während der betroffenen Zeitspanne durch die

bisherigen Auslegungsvorgaben unterschreitet

innere Dichtung sichergestellt.

die gemessene Wanddicke die rechnerische Min-

Am 15. Juli 2012 führte eine Störung im Regel-

destwandstärke selbst im ungünstigsten Fall um

kreis der Rückkühlung einer Kälteanlage zu

weniger als 10%, womit die Anforderungen für

einem kurzzeitigen Ausfall der beiden Kältekom-

einen befristeten Weiterbetrieb der Rohrleitung

pressoren. Die betroffene Kälteanlage dient der

erfüllt sind. Durch den Befund ausgelöste Abklä-

Raumkühlung des Notstandgebäudes. Die Stö-

rungen haben gezeigt, dass die Auslegungsvor-

rung wurde nach einer Stunde behoben. Die Ur-

gaben nicht plausibel sind und bei einer Berichti-

sache konnte nicht eindeutig ermittelt werden.

gung der Auslegungsvorgaben möglicherweise

Angesichts der kurzen Dauer hatte die Störung

gar keine Wanddickenunterschreitung vorliegt.

keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Not-

Das ENSI verlangte vom KKB eine entsprechende

standsysteme und auf den Anlagebetrieb. An-

Analyse.

gesichts der bereits mehrfach aufgetretenen

Zum Abschluss der Revisionsarbeiten wurde der

Störungen dieser Art in beiden Blöcken des

RDB wieder mit Brennelementen beladen. Am

KKB verlangt das ENSI konzeptuelle Ände-

27. Juni 2012 kam es nach dem Absetzen des

rungen, welche derartige Ausfälle zukünftig

20. Brennelements auf die Kerntragplatte und

ausschliessen.

dem Entkoppeln vom Greifer des Manipulators

Am 21. Dezember 2012 wurde an der Schweiss-

zu einem Wegkippen des Brennelements. Es

naht zwischen Entleerungsleitung und Pumpen-

kippte gegen die Kernumfassung und verblieb in

gehäuse der in Betrieb stehenden Ladepumpe

Schräglage an diese angelehnt. Beschädigungen

eine Tropfleckage (ca. 1 Tropfen pro Minute)

wurden, neben Kratzern an der Kernumfassung,

festgestellt. Ursache war ein fertigungsbe-

lediglich an der Niederhaltefeder des Brennele-

dingter Riss. Bis zur Behebung der Leckage war

mentkopfes festgestellt. Umgehend eingeleitete

anstelle der betroffenen Pumpe eine der beiden

Messungen zeigten keine Aktivitätsfreisetzung.

redundanten Pumpen in Betrieb. Die fehlerhafte

Auch wurde keine Beschädigung der bereits in

Schweissnaht wurde nach einem vom ENSI

den RDB eingesetzten Brennelemente festge-

genehmigten Plan instandgesetzt. Die Leckage

stellt. Das gekippte Element wurde geborgen

tangierte die Funktionsfähigkeit der Pumpe

und ins Lagerbecken transferiert. Die Beladung

nicht. Diese war einsatzbereit ausser während

des Reaktorkerns konnte mit leicht geändertem

der Schadensuntersuchung und Reparatur.

Beladeplan (ohne das betroffene Brennelement)

Im Block 2 ereigneten sich im Berichtsjahr sieben

mit Zustimmung des ENSI fortgesetzt werden.

Vorkommnisse. Eines wurde der Stufe 1 der inter-

Als Ursache für das Kippen wird eine Fehlposi-

nationalen Ereignisskala INES zugeteilt, die ande-

tionierung neben den Zentrierbolzen angenom-

ren sechs der Stufe 0.

men. Zudem war eine der oben am RDB ange-

Durch die Betriebsmannschaft wurde am 23. März

brachten Lampen ausgefallen, was die visuelle

2012 um 18:41 Uhr an der Reaktorhauptpumpe

Positionskontrolle erschwerte.

A eine unzulässig hohe Sperrwasserrücklauf-

Während des jährlichen Austausches der RDB-

menge der Wellendichtung festgestellt. Über-

Deckeldichtungen (O-Ringe) wurde am 30. Juni

steigt dieser Rücklauf einen festgelegten Wert,

2012 an der Nut der äusseren Dichtung visuell

so muss die Reaktorhauptpumpe gemäss Be-

eine Vertiefung festgestellt. Die Bewertung des

triebsvorschrift innerhalb von 8 Stunden ab-

Befundes am 2. Juli 2012 zeigte, dass die Dicht-

geschaltet werden. Aufgrund einer erhöhten

funktion der äusseren Dichtung nicht mehr ge-

Stromaufnahme und des Ansprechens der

ENSI Aufsichtsbericht 2012

25


26

Vibrationsüberwachung der betroffenen Pumpe

Während der Beladung des Reaktors kam es am

wurde um 19:05 Uhr entschieden, vorsorglich

10. April 2012 zum Ausfall der Containment-

eine Reaktorschnellabschaltung von Hand aus-

Aktivitätsmessung, welche die Luft im Contain-

zulösen und die Reaktorhauptpumpe A ausser

ment radiologisch überwacht. Ursache war ein

Betrieb zu nehmen.

Lagerschaden der Pumpe, welche die Luft in den

Da aufgrund der vorliegenden Symptome mit

Aktivitätsmonitor fördert. Nach Austausch der

einem grösseren Reparaturumfang an der Reak-

Pumpe war die Aktivitätsmessung nach rund

torhauptpumpe A gerechnet werden musste,

2 Stunden wieder verfügbar. Die radiologische

wurde in der Folge die Anlage zur Inspektion

Überwachung der Luft im Containment war

und Instandsetzung der Reaktorhauptpumpe A

durch die Kamininstrumentierung permanent

abgekühlt und die Brennelemente aus dem

sichergestellt, welche die Abluft aus dem Con-

Reaktorkern entladen. Nach der Demontage der

tainment überwacht. Wie immer während des

Wellendichtungen wurden diverse Inspektionen

Beladens war zudem ein mobiler Aerosolmoni-

zur Ermittlung der Schadensursache durchge-

tor im Containment im Einsatz.

führt. Auf Grund des Schadensbefundes wurde

Am 29. April 2012 führte eine Störung im Regel-

der gesamte Innenblock der Pumpe bestehend

kreis einer Kälteanlage zu einer kurzzeitigen

aus Welle, Laufrad und thermischer Barriere

Nichtverfügbarkeit. Die betroffene Kälteanlage

durch einen Reserveinnenblock ersetzt.

dient der Raumkühlung des Notstandgebäudes.

Die Reaktorhauptpumpe A gehört zu den Kom-

Die Störung wurde innert 30 Minuten behoben.

ponenten des Reaktorkühlsystems, welche die

Angesichts der kurzen Dauer hatte die Störung

Aufgabe hat, im Leistungsbetrieb das Kühlmit-

keinen Einfluss auf die Verfügbarkeit der Not-

tel umzuwälzen. Die durch die Kernspaltung im

standsysteme und auf den Anlagebetrieb. Das

Reaktordruckbehälter erzeugte Wärme wird

Vorkommnis ist mit jenem vom 15. Juli 2012 im

mittels der beiden Reaktorhauptpumpen A und

Block 1 vergleichbar.

B in die Dampferzeuger transportiert. Die er-

Beim periodischen Funktionstest des Notstand-

zeugte Wärme wird dabei über die Dampferzeu-

Dieselgenerators am 10. Mai 2012 startete dieser

ger an die Turbinengruppen zur Stromerzeu-

nicht. Das Aggregat wurde mit Druckluft ange-

gung abgegeben. Im abgeschalteten Zustand ist

fahren, zündete aber nicht. Das aufgebotene

die Anlage in der Lage, die Restwärme im Natur-

Fachpersonal des KKW Beznau entlüftete die

umlauf (das heisst ohne laufende Reaktor-

Kraftstoff-Zufuhrleitung. Beim anschliessenden

hauptpumpen) an die Dampferzeuger abzuge-

Startversuch lief das Aggregat an. Als Erklärung

ben. Selbst bei einem abrupten Blockieren der

für das Startversagen steht im Vordergrund, dass

Reaktorhauptpumpe ist der Wärmetransport

in der Zeit vom 18. April bis 1. Mai 2012 eine

noch gewährleistet.

Pumpe, die Kraftstoff aus einem Leckagebehälter

Das KKB tauschte alle von der Störung betrof-

in den Tank zurückpumpt, dauernd in Betrieb

fenen Teile an der Reaktorhauptpumpe A aus. Im

war. Ursache war der Ausfall einer Sonde, die

Rahmen der Untersuchung der ausgebauten

den Füllstand im Leckagebehälter registriert.

Teile konnte die Ursache der Pumpenstörung er-

Dadurch wurde aber möglicherweise Luft in

mittelt werden. Infolge einer nicht korrekten

das Kraftstoffsystem gebracht. Für die risikotech-

Auflage des Tragringes der ersten Wellendich-

nische Bewertung des Vorkommnisses wird da-

tung hatte dieser während des Betriebes der

von ausgegangen, dass der betroffene Notstand-

Pumpe ein zu grosses Spiel und führte in der

Dieselgenerator während der Hälfte der Zeit seit

Folge zu der Pumpenstörung. Dieses zu grosse

dem letzten erfolgreichen Funktionstest, der am

Spiel war auf eine falsche Angabe in einer Fer-

5. April 2012 stattgefunden hatte, nicht verfüg-

tigungszeichnung eines Ersatzteillieferanten zu-

bar war. Das Vorkommnis wurde der Stufe 1 der

rückzuführen. Im Rahmen der Pumpenreparatur

internationalen Ereignisskala INES zugeteilt.

konnte der auslegungsgemässe Zustand der

Am 1. Juli 2012 öffneten die Spaltfeldschalter

Reaktorhauptpumpe wieder hergestellt werden.

einer Notstromschiene im Wasserkraftwerk Bez-

Das ENSI hat nach der manuellen Reaktorschnell-

nau, hervorgerufen durch eine Störung im exter-

abschaltung im Rahmen von Inspektionen die

nen 50-kV-Netz bei einem heftigen Gewitter. Die

Pumpenreparatur begleitet und sich verge-

Notstromschiene schaltete auslegungsgemäss

wissert, dass keine Einwände gegen das Wieder-

automatisch auf Inselbetrieb. Nach Störungs-

anfahren der Anlage vorlagen.

ende konnten die Spaltfeldschalter geschlossen

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Demontage und Montage des RDB-Deckels Foto: KKB

und der Normalzustand wieder erstellt werden.

maten dieser Baureihe wurden im Block 1 bereits

Der Leistungsbetrieb des Blocks 2 war durch

2012 ersetzt; für 2013 ist der Austausch im Block 2

diese Störung nicht beeinträchtigt. Block 1 be-

vorgesehen. Durch die Aufschaltung eines bau-

fand sich im Revisionsstillstand.

gleichen Reserve-Sicherungsautomaten wurde

Während des monatlichen Probelaufs der Sicher-

die Störung behoben. Alle von der Störung oder

heitseinspeisepumpen wurde am 22. August

den nachfolgenden Instandhaltungsarbeiten di-

2012 eine geringe Leckage an einer Schweiss-

rekt betroffenen Komponenten wurden erfolg-

naht festgestellt. Betroffen war die Schweiss-

reich einer Funktionskontrolle unterzogen. Danach

naht, mit der ein zu einer Entlüftungsarmatur

stimmte das ENSI dem Wiederanfahren zu.

führendes Rohrstück an die gemeinsame Min-

Das nachfolgend beschriebene Vorkommnis be-

destmengenleitung der Containment-Sprüh-

trifft beide Blöcke. Es wurde vom ENSI der Stufe 0

pumpen angeschlossen ist. Diese Leitung führt

der internationalen Ereignisskala zugeteilt.

in die Mindestmengenleitung der Sicherheits-

Die Überwachungsgeräte der dynamischen In-

einspeisepumpen, welche das bei Probeläufen

verter in der Notstandsleittechnik sind gemäss

geförderte Borwasser in den Vorratstank zurück-

Technischer Spezifikation alle drei Monate zu

führt. Die Verfügbarkeit der Sprühpumpen

prüfen. Der vom Planungssystem automatisch

und der Sicherheitseinspeisepumpen war nicht

ausgelöste Auftrag für die Prüfung im Dezember

beeinträchtigt. Die Leckstelle wurde mit einer

2011 wurde von der zuständigen Planungsstelle

speziell angefertigten Schelle gesichert und die

irrtümlich erst für März 2012 terminiert. Bei der

Leckage kontrolliert in den Abwassertank abge-

Ausführung am 8. März 2012 wurde die Über-

führt. Im kurz darauf folgenden Stillstand wurde

schreitung des Prüfintervalls festgestellt. Die

das fehlerhafte Rohrstück ersetzt.

Prüfung selbst wurde erfolgreich durchgeführt.

Am 21. November 2012 löste ein Sicherungs-

Die letzten zwei Prüfungen vor dem Ereignis

automat in einem Leittechnikschrank im Not-

hatten jeweils keine Befunde ergeben. Seit der

standsgebäude fälschlicherweise aus. Dies führte

Einführung der Prozesssteuerung mit diesem Pla-

zum Schliessen beider Speisewasserregelventile.

nungssystem war dies die erste Überschreitung

Die Diskrepanz zwischen Frischdampfentnahme

von vorgegebenen Prüfintervallen. Neu werden

und Speisewasserzufuhr in Kombination mit dem

die gesetzten Termine und die Ausführung von

sinkenden Füllstand der Dampferzeuger löste aus-

Prüfungen gemäss Technischer Spezifikation zu-

legungsgemäss eine korrekt abgelaufene Reak-

sätzlich durch eine unabhängige Kontrolle über-

torschnellabschaltung aus. Ursache war ein Defekt

wacht, um so Überschreitungen von Prüfinter-

des Sicherungsautomaten. Die Sicherungsauto-

vallen vorzubeugen.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

27


Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der

1.3 Anlagetechnik

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2 dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich-

1.3.1 Revisionsarbeiten

tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

Abgehobener RDB-Deckel

Tabelle 4.

Im Revisionsstillstand des Blocks 1 vom 18. Mai bis

In den Revisionsabstellungen 2006 und 2007

10. Juli 2012 wurden geplante Tätigkeiten wie

waren die Dichtungen der Notstand-Speisewas-

Brennelementwechsel, Inspektionen mechanischer

serpumpen beider Blöcke unter Beachtung der

und elektrischer Einrichtungen, zerstörungsfreie

Herstellervorgaben angepasst worden, um die An-

Werkstoffprüfungen, wiederkehrende Funktions-

fälligkeit gegen Blockierung durch Schmutzteile zu

prüfungen an Komponenten und Systemen sowie

verringern. Im Jahre 2010 wurde im Rahmen von

Instandhaltungs- und Änderungsarbeiten durch-

ausserplanmässigen Einspeiseversuchen erkannt,

geführt. In Ergänzung zu den Revisionsarbeiten

dass es durch diese Anlagenänderung zu einer

wurden zahlreiche Anlagenänderungen vorge-

Veränderung der Einspeisecharakteristik der Not-

nommen (vgl. Kap. 1.3.2).

stand-Speisewasserpumpen gekommen war, so-

Nachfolgend sind die wichtigsten zerstörungs-

dass im Anforderungsfall weniger Wasser in die

freien Prüfungen aufgeführt:

Dampferzeuger eingespeist würde. Diese Abwei-

Mit einem qualifizierten Ultraschall-Prüfsystem

chung von der Auslegung wurde dem ENSI im

wurden am RDB die Deckeldurchführungsrohre

Jahr 2011 gemeldet. Das KKB reichte im Jahr 2012

im Bereich der Einschweissnähte auf axial- und

umfangreiche neue hydraulische Analysen sowie

umfangsorientierte Risse und Leckagepfade

eine Überarbeitung der gültigen Störfallanalyse

untersucht. Mit Ausnahme des in Kap. 1.2 be-

ein. Diese Analysen zeigen auf, dass die geringere

schriebenen Befundes wurden weder Rissanzei-

Einspeisekapazität

gen noch Leckagepfade festgestellt.

der

Notstand-Speisewasser-

pumpen unter konservativen Randbedingungen

An den Lippendichtschweissnähten der Regel-

weiterhin ausreicht, um die Nachzerfallswärme ab-

stab-Antriebsstangengehäuse wurden visuelle

zuführen und die Anlage in einen sicheren Zustand

Prüfungen durchgeführt. Es wurden keine Bor-

zu überführen. Das ENSI prüfte diese Analysen und

säureablagerungen festgestellt.

kam zum Ergebnis, dass die Funktion des Not-

Die Heizrohre der beiden Dampferzeuger wur-

stand-Speisewassersystems auch bei der verringer-

den mit einem mechanisierten Wirbelstromprüf-

ten Einspeisemenge der Pumpen weiterhin sicher

system geprüft. Dabei wurden die Heizrohre auf

gewährleistet ist.

Ermüdungsrisse und Spannungsrisskorrosion an

Foto: KKB

28

ENSI Aufsichtsbericht 2012


den inneren und äusseren Rohroberflächen so-

1.3.2 Anlageänderungen

wie auf Wanddickenschwächungen der Rohre infolge von Abrieb im Bereich der Stützkonstruk-

Im Block 1 wurden folgende Anlageänderungen

tion untersucht. Die Prüfungen ergaben keine

durchgeführt:

bewertungspflichtigen Anzeigen.

Alle Bögen und die geraden Rohre der Frisch-

Bei der Wirbelstromprüfung der Kernistrumen-

dampfleitungen im Bereich zwischen den Contain-

tierungsrohre wurden einige bewertungspflich-

mentdurchdringungen und den Schnellschluss-

tige Anzeigen festgestellt. Sie wurden alle als

armaturen wurden ersetzt. Die Leitungen wurden

zulässig bewertet. Die Bewertungsgrundlage

erneuert, da in den Jahren 2006 und 2007 her-

war vorgängig vom ENSI geprüft und akzeptiert

stellungsbedingte lokale Unterschreitungen der

worden.

rechnerischen

Die plattierte Innenoberfläche des Druckhalters

worden waren. Der Weiterbetrieb wurde damals

wurde in ausgewählten Bereichen einer indirek-

durch das ENSI befristet freigegeben.

ten visuellen Prüfung mit einem Kamerasystem

Jeweils eine der doppelt vorhandenen Contain-

unterzogen. Die gezielte Prüfung auf Oberflä-

ment-Absperrarmaturen

chenfehler umfasste die Bereiche der rostfreien

pumpsystems und des Aktivitätsüberwachungs-

Plattierung im mittleren Übergangsbereich von

systems wurde in das Containment versetzt. Diese

der Dampfphase zur flüssigen Phase im Normal-

Anlageänderung führt zu einer Verbesserung der

betrieb sowie die Kanten der Instrumentierungs-

Erdbebensicherheit der Containmentisolation.

stutzen und der Entlastungsstutzen. Es zeigten

Die Leitungen des primären Nebenkühlwasser-

Mindestwandstärke

des

festgestellt

Ringraum-Rück-

sich keine bewertungspflichtigen Auffälligkeiten.

systems waren grösstenteils aus Kohlenstoffstahl

Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elektri-

gefertigt und seit 40 Jahren ununterbrochen im

scher Ausrüstungen wurden alle von der Tech-

Einsatz. Unter dem Einfluss des sauerstoffreichen

nischen Spezifikation verlangten wiederkehrenden

Aarewassers musste mit Wanddickenschwä-

Funktionskontrollen und Prüfungen an elektri-

chungen durch Korrosion und Leckagen gerech-

schen und leittechnischen Ausrüstungen erfolg-

net werden. Deshalb wurden alle Hauptleitungen

reich durchgeführt.

des Systems durch solche in rostfreier Ausfüh-

Der Block 2 wurde vom 28. August bis 18. Septem-

rung ersetzt. Zur Verbesserung der Wasserver-

ber 2012 für den Brennelementwechsel abgestellt.

sorgung bei Anlagestillständen soll künftig der

Weitere Arbeiten waren System- und Komponen-

stillstehende Block aus dem Zulaufkanal des

tentests beim Abfahren sowie beim Wiederan-

laufenden Blocks versorgt werden. Dazu wurde

fahren der Anlage. Am RDB wurden visuelle

der Anschluss zum Kanal der Turbogruppe 12

Prüfungen durchgeführt, insbesondere am RDB-

erstellt und die zugehörigen Armaturen ein-

Deckel, an den Regelstabantrieben und an den

gebaut. Die Inbetriebnahme wurde erfolgreich

Regelstab-Antriebsstangengehäusen. Zusätzlich wur-

durchgeführt, zusammen mit dem analogen

den die Lippendichtschweissnähte der Regelstab-

Anschluss in Block 2, der bereits 2011 erstellt

Antriebsstangengehäuse in die Prüfungen einbe-

worden war.

zogen. Es wurden keine bewertungspflichtigen

Im Rahmen des altersbedingten Ersatzes der ge-

Anzeigen festgestellt. An den Lippendichtschweiss-

samten elektrischen Installationen der Rundlauf-

nähten wurden keine Borsäureablagerungen ge-

kräne und dem Ersatz der Krankatzen beider

funden.

Blöcke wurde der Rundlaufkran des Blocks 1

Wegen erhöhter Schwingungen an der Reaktor-

umfassend saniert. Die Arbeiten bestanden aus

hauptpumpe A wurden Teile der Dichtungspartie

dem Ersatz der bestehenden Krankatze durch

gewechselt und die Pumpe gewuchtet. An der

eine neu konstruierte Krankatze mit von 93 t auf

Reaktorhauptpumpe B wurden wegen erhöhtem

100 t erhöhter Traglast, dem Austausch sämt-

Sperrwasserrücklauf ebenfalls Teile der Dichtungs-

licher elektrischen Installationen inklusive Kran-

partie ersetzt.

steuerung sowie der Sanierung der bestehenden

Im Rahmen der Wiederholungsprüfungen elektri-

Kranbrücke. Die mechanische Auslegung der

scher Ausrüstungen wurden alle von der Tech-

Katze erfolgte neu nach dem KTA-Regelwerk

nischen Spezifikation verlangten wiederkehrenden

und erfüllt somit einen höheren Sicherheitsstan-

Funktionskontrollen und Prüfungen an elektri-

dard als bisher.

schen und leittechnischen Ausrüstungen erfolg-

Im Notstandsgebäude wurden Anschlüsse für

reich durchgeführt.

die Accident-Management-Notstromeinspeisung

ENSI Aufsichtsbericht 2012

29


installiert. Mit einem Einspeiseversuch konnte

einem Spaltstoffgehalt von 4,62 Gewichtsprozenten

die verlangte elektrische Versorgung der Ver-

ersetzt. Es wurden die letzten MOX-Brennelemente

braucher bestätigt werden.

ausgeladen. Die Handhabung der Brennelemente

Die 125 Niederspannungs-Leistungsschalter wer-

verlief ohne Vorkommnis. Der Reaktorkern enthält

den in einem Zeitraum von fünf Jahren ersetzt.

im 39. Betriebszyklus 4 Uran-Brennelemente und

Während des Revisionsstillstands 2012 wurden

117 WAU-Brennelemente.

36 Schalter in den klassierten Schaltanlagen aus-

Beide Reaktoren wurden mit freigegebenen und

gewechselt.

qualitätsgeprüften Brennelementen bestückt. Die

Die geänderten Systeme und Komponenten wur-

neuen vom ENSI freigegebenen Kernbeladungen

den vor dem Wiederanfahren der Anlage getestet

erfüllten entsprechend der Dokumentation alle

und funktionierten einwandfrei.

Anforderungen. Alle Steuerelemente erfüllten die

Im Block 2 wurden folgende Anlageänderungen

Kriterien für einen weiteren Einsatz. Es lagen keine

durchgeführt:

Hinweise auf Steuerelementdefekte vor. Deshalb

Im Vorfeld des geplanten Austausches der Um-

wurden gemäss dem langfristigen Inspektionsplan

luftkühler im Containment im Jahre 2013 wurde

keine Steuerelementinspektionen durchgeführt.

die Verbindung des Podestes mit der inneren

Im Berichtszeitraum sind die Reaktorkerne beider

Ringwand mittels zusätzlicher Schweissnähte

Blöcke auslegungsgemäss und im bewilligten Rah-

verstärkt.

men betrieben worden. Das Wiederanfahren bei-

Für die Anschlüsse der Accident-Management-

der Blöcke verlief einwandfrei und wurde vor Ort

Notstromeinspeisung wurden im Notstand-

durch das ENSI inspiziert. Die Ergebnisse der reaktor-

gebäude die vorbereitenden Massnahmen wie

physikalischen Messungen stimmten gut mit den

Mauerdurchbrüche und Kabelverlegung bis

Ergebnissen der Kernauslegungsberechnungen

zum Einspeisepunkt ausgeführt. Der definitive

überein. Es kam zu keiner Überschreitung der Be-

Anschluss an die Niederspannungsschiene des

triebsgrenzen.

Notstandsystems ist für die nächste Revisionsabstellung geplant.

1.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

1.3.4 Massnahmen nach Fukushima Das KKB hat dem ENSI fristgerecht am 30. März 2012 die in der Verfügung vom 1. April 2011 geforderten Nachweise zur Beherrschung eines

Die Blöcke 1 und 2 des KKB werden mit je 121

10 000-jährlichen Erdbebens sowie der Kombina-

Brennelementen betrieben. Im Betriebszeitraum

tion von Erdbeben und Hochwasser eingereicht.

traten keine Defekte an Brennelementen auf. Die

Bereits vorgängig waren die Erdbebenfestigkeits-

Integrität der ersten Barriere zum Schutz gegen den

nachweise (Fragilities) für alle relevanten Bauwerke,

Austritt radioaktiver Stoffe war somit gegeben.

Systeme und Komponenten fertiggestellt worden.

Während des Revisionsstillstands wurden im Block 1

Neben der Sicherheit des Kernreaktors, des Primär-

insgesamt 20 abgebrannte Brennelemente durch

kreislaufs und des Containments war gemäss der

20 neue ersetzt. Dabei handelt es sich um solche

ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 auch die Aus-

mit wiederaufgearbeitetem Uran (WAU), das 4,62

legung der Brennelementlagerbecken, -gebäude

Gewichtsprozente Spaltstoff aufweist. Beim Wie-

und -kühlsysteme zu überprüfen und die Einhaltung

derbeladen des Reaktorkerns kippte ein Brennele-

der zulässigen Dosislimiten für diese Störfälle nach-

ment seitlich gegen die Wand der Kernumfassung

zuweisen. Aufgrund der Prüfung der eingereichten

(vgl. Kap. 1.2). Das betroffene Brennelement-Quar-

Dokumentation kam das ENSI zum Schluss, dass die

tett wurde durch ein äquivalentes Quartett ausge-

Kernkühlung und die Kühlung des Brennelement-

tauscht. Diese geringfügige Änderung der Kernbe-

lagerbeckens unter Einwirkung eines 10 000-jähr-

ladung wurde dem ENSI termingerecht gemeldet

lichen Erdbebens und der Kombination von Erd-

und in der Berechnung der endgültigen Kernbe-

beben

ladung berücksichtigt. Der Reaktorkern des Blocks 1

einzelfehlersicher gewährleistet sind. Die Dosis-

enthält aktuell im 41. Betriebszyklus 1 Uran-Brenn-

limite von 100 mSv wird bei diesen Störfällen ein-

element, 112 WAU-Brennelemente und 8 Brenn-

gehalten. Das Kriterium gemäss Art. 3 der «Ausser-

elemente mit Uran/Plutonium-Mischoxid (MOX).

betriebnahmeverordnung» (SR 732.114.5) wird

Auch im Block 2 wurden 20 abgebrannte Brenn-

nicht erreicht. Aus der Stellungnahme des ENSI zum

elemente durch 20 neue WAU-Brennelemente mit

Erdbebennachweis des KKB resultieren dennoch

30

und

erdbebenbedingtem

Hochwasser

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Forderungen, welche die Massnahmen zu Verhin-

Im Kalenderjahr 2012 wurde in den beiden Blöcken

derung einer unzulässigen Füllstandabsenkung im

des KKB eine Kollektivdosis von 790 Pers.-mSv ver-

Brennelementbecken und die durchgängig erd-

zeichnet. Die höchste im KKB registrierte Individu-

bebenfeste Ansteuerung vom Notstandleitstand

aldosis betrug 8,0 mSv und lag deutlich unterhalb

der Frischdampf-Abblaseventile betreffen. Termin-

des Dosisgrenzwerts nach Strahlenschutzverord-

gerecht hat das KKB zur ersten Forderung Stellung

nung für beruflich strahlenexponierte Personen von

genommen. Daraufhin hat das ENSI die vorgeschla-

20 mSv pro Jahr. Das entsprechende betriebseigene

genen Massnahmen als geeignet und die betroffene

Planungsziel von maximal 10 mSv pro Person und

Forderung als erfüllt beurteilt. Die weiteren gefor-

pro Jahr wurde eingehalten. Es wurden weder

derten Abklärungen wurden für 2013 terminiert.

Personenkontaminationen, die nicht mit her-

In einer am 28. November 2012 durchgeführten

kömmlichen Mitteln entfernt werden konnten,

Schwerpunktinspektion zum langandauernden

noch Inkorporationen über der Triageschwelle ge-

Verlust der Stromversorgung überzeugte sich das

mäss Dosimetrieverordnung festgestellt.

ENSI von der Verfügbarkeit und der Eignung der

Das ENSI hat anlässlich seiner Inspektionen unter-

zur Beherrschung des langandauernden Totalaus-

schiedliche Strahlenschutzaspekte überprüft und

falls der Wechselstromversorgung vorgesehenen

überwiegend vorgabenkonforme Zustände und

Einrichtungen für die Accident-Management-Mass-

richtiges Verhalten angetroffen. Bei einer Inspek-

nahmen. Die vorgestellte Strategie zur Beherr-

tion wurde jedoch das Verhalten von Mensch und

schung des langandauernden Totalausfalls der

Organisation als verbesserungsbedürftig bewertet,

Wechselstromversorgung bewertete das ENSI als

da im KKB 2 die Aktualität der Beschilderung, die

zielführend. In derselben Inspektion kontrollierte

Abtrennung an Zonengrenzen und die Anpassung

das ENSI die korrekte Ausführung der laut ENSI-

der Planung entsprechend der laufenden Arbeiten

Verfügung vom 5. Mai 2011 auf Ende 2012 ver-

nicht dem Sollzustand entsprach. Der vorbildliche

langten externen elektrischen und hydraulischen

Dosisleistungsatlas wurde hingegen als «gute

Anschlüsse für AM-Massnahmen. Es konnte dabei

Praxis» beurteilt.

die Erfüllung der Forderung aus der Verfügung

Der Block 2 wurde Ende März 2012 unplanmässig

festgestellt werden.

für die Reparatur der Reaktorhauptpumpe A von

Am 5. Dezember 2012 führte das ENSI eine

Hand abgestellt (vergl. Kap. 1.2). Anzeichen auf

Schwerpunktinspektion zu den Prozessen und

Brennelementschäden gab es dabei keine. Unter

Vorgabedokumenten zur Auswertung externer Vor-

Einbezug aller Arbeiten ergab sich für die 23 Tage

kommnisse durch. Die Inspektion zeigte, dass

dauernde Zwischenabstellung eine Kollektivdosis

geeignete Vorgaben für die Auswertung der für das

von 55,4 Pers.-mSv.

KKB relevanten externen Vorkommnisse vorhan-

Beim Abfahren des Blocks 1 zur geplanten Revi-

den sind. Ebenso sind die Übergänge zu den für die

sionsabstellung gab es keine Hinweise auf Brenn-

Umsetzung abgeleiteter Massnahmen relevanten

elementschäden. Die ursprünglich geplante Still-

Prozessen festgelegt. Das ENSI stellte fest, dass

standsdauer von 48 Tagen musste um rund 5 Tage

die Vorgaben bezüglich des Profils für Fachvertre-

verlängert werden, weil aufgrund von Rissanzei-

ter im Arbeitsteam, das die Auswertung im Werk

gen Reparaturarbeiten am RDB-Deckel notwen-

vornimmt, erst im Entwurf vorhanden sind und

dig waren. Die akkumulierte Kollektivdosis betrug

verlangte Korrekturmassnahmen.

544 Pers.-mSv. Die Planungsdosis von 433 Pers.mSv wurde um 26% überschritten. Die befundbedingten Reparaturarbeiten am RDB-Deckel er-

1.4 Strahlenschutz

gaben eine Exposition von 82 Pers.-mSv. Im Rahmen der Prognosegenauigkeit entsprachen

Im Kalenderjahr 2012 wurden im KKB folgende

die effektiv akkumulierten Jobdosen den Pla-

Kollektivdosen ermittelt:

nungswerten.

Kollektivdosis

KKB 1

KKB 2

KKB 1+2

Revisionsstillstand*

544 Pers.-mSv 111 Pers.-mSv 709 Pers.-mSv

Leistungsbetrieb

40 Pers.-mSv

gesamtes Jahr

584 Pers.-mSv 153 Pers.-mSv 790 Pers.-mSv

41 Pers.-mSv

* Im Block 2 wurden Brennelementwechsel und Zwischenabstellung zusammengefasst

ENSI Aufsichtsbericht 2012

81 Pers.-mSv

Im Berichtsjahr wurde im Block 2 die geplante Abstellung für einen Brennelementwechsel durchgeführt. Das Abfahren der Anlage verlief ebenfalls ohne Hinweise auf Brennelementschäden. Nach einer Stillstandsdauer von 21 Tagen wurde der Leistungsbetrieb gegenüber der Planung mit 10 Tagen Verzögerung aufgrund von Prüfarbeiten an den

31


Druckspeicher des Sicherheitseinspeisesystems Foto: KKB

Reaktorhauptpumpen A und B wieder aufgenom-

Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen be-

men. Die akkumulierte Kollektivdosis betrug 55,6

rechnete das ENSI die Jahresdosis für Einzelper-

Pers.-mSv. Die Planungsdosis von 69 Pers.-mSv

sonen der Bevölkerung in der Umgebung des KKB

wurde um 19% unterschritten, da für drei Arbeiten

unter ungünstigen Annahmen. Die Dosen betrugen

die akkumulierte Dosis niedriger war als geplant.

weniger als 0,001 mSv für Erwachsene, rund

Für die übrigen Arbeiten wurde mit 24 Pers.-mSv

0,001 mSv für Zehnjährige und rund 0,0016 mSv für

eine um 33% höhere Dosis akkumuliert als zuvor

Kleinkinder und lagen deutlich unterhalb des quel-

abgeschätzt, da die Arbeiten an den Dichtungen

lenbezogenen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr ge-

der Reaktorhauptpumpen nicht eingeplant waren.

mäss der Richtlinie ENSI-G15. Die Dosisleistungs-

Das ENSI bemerkt, dass das verantwortliche Strah-

Messsonden des vom ENSI betriebenen Messnetzes

lenschutzpersonal kontinuierlich Verbesserungs-

(MADUK) in der Umgebung des Werkes zeigten

möglichkeiten sucht und zielgerichtet umsetzt. Der

keine durch den Betrieb der Anlage erhöhten Werte.

KKB-Strahlenschutz wird bei der Revisionsplanung

Die Thermolumineszenz- Dosimeter (TLD), die an

früh einbezogen und trägt damit zur guten Koordi-

ausgewählten Stellen am Zaun des Kraftwerkareals

nation der Tätigkeiten bei. Die im ENSI-Aufsichts-

angebracht sind, zeigten keine nennenswerte Er-

bericht 2011 angesprochene enge Personalsituation

höhung gegenüber der Untergrundstrahlung. Bei

in der Leitung des operationellen Strahlenschutzes

den quartalsweise vom ENSI zur Kontrolle durchge-

hat sich verbessert. Das KKB ist weiterhin bestrebt,

führten Messungen an der Umzäunung des KKB

einen soliden Bestand an gut qualifiziertem, er-

wurden ebenfalls keine signifikanten Erhöhungen

fahrenem und motiviertem Strahlenschutzfach-

gegenüber der Untergrundstrahlung festgestellt.

personal für den längerfristigen Normalbetrieb

Die nach Art. 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver-

der Doppelblockanlage und für die geplanten, an-

ordnung anzuwendenden Immissionsgrenzwerte

spruchsvollen Revisionen aufzubauen.

für die Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerks-

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

areals von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufent-

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

haltsräume und von 5 mSv pro Jahr für andere

unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge-

Bereiche wurden eingehalten. Für detailliertere

legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch

Angaben zur radiologischen Situation innerhalb

für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser.

und ausserhalb der Anlage Beznau wird auf den

Die für Druckwasserreaktoren typischen Tritium-

Strahlenschutzbericht 2012 des ENSI verwiesen.

Abgaben des KKB betrugen rund 17% des Jahresgrenzwerts. Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontrollmessungen von Abwasserproben

1.5 Radioaktive Abfälle

sowie Iod- und Aerosolfiltern zeigten Übereinstimmung mit den vom KKB gemeldeten Analyseergeb-

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKB regelmässig

nissen. Aus den tatsächlich über die Abluft und das

aus den Wasserreinigungssystemen sowie der

32

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Abgas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle

formation über Menge, Lagerort und radiologische

stammen aus dem Austausch von Komponenten

Eigenschaften jederzeit verfügbar ist.

bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass-

Ein wichtiges Element bei der Minimierung der

nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs-

radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von

materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfäl-

Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKB wur-

len (vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 28 m3

den im Jahr 2012 insgesamt 55 t Material gemäss

etwa gleich wie im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich

den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen.

innerhalb der mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau. Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

1.6 Notfallbereitschaft

kampagnenweise konditioniert und anschliessend zwischengelagert. Die im KKB vorhandenen un-

Die Notfallorganisation des KKB ist für die Bewälti-

konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen

gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-

Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbewahrt

ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

(Nebenanlagengebäude, ZWIBEZ). Der Bestand an

geeigneten

unkonditionierten Abfällen liegt im KKB mit 66 m3

tungen und einer entsprechenden Auslegung der

unter dem Fünfjahresmittelwert. Brennbare und

Anlage hat das Werk die Notfallbereitschaft auf

schmelzbare Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für

hohem Niveau sicherzustellen.

die Behandlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG

Das ENSI hat im März 2012 anlässlich der Werks-

bereitgestellt und dorthin transportiert.

notfallübung LAKI die Notfallorganisation beob-

Als Konditionierungsverfahren kommen im KKB

achtet und beurteilt. Bei der Übung wurden für

die Einbindung von Harzen in Polystyrol sowie die

beide Blöcke unterschiedliche Szenarien unterstellt.

Zementierung von Schlämmen zum Einsatz. Für

Im Block 2 kam es durch Fehlfunktionen zu einer

alle Verfahren liegen die gemäss Kernenergiever-

namhaften Ansammlung von radioaktivem Iod. Bei

ordnung und Richtlinie ENSI-B05 erforderlichen

einem Leitungsbruch in Kombination mit dem

Typengenehmigungen vor. Im Berichtsjahr wurden

Ausfall der Ventilation im Nebengebäude strömten

Schlämme konditioniert. Die Harze werden über

radioaktive Stoffe über eine für Reparaturzwecke

mehrere Jahre gesammelt und dann kampagnen-

geöffnete Luke unkontrolliert ins Freie. Im Block 1

weise konditioniert. Die Einbindung der Harze in

ereignete sich unabhängig davon ein kleiner Kühl-

eine organische Matrix erhöht den organischen

mittelverluststörfall. Aufgrund seiner Übungsbeob-

Anteil im zukünftigen geologischen Tiefenlager.

achtungen kam das ENSI zum Schluss, dass die

Das ENSI verfolgt kontinuierlich die internationale

Ziele gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wur-

Entwicklung von Konditionierungsverfahren. Es

den. Das KKB verfügt über eine zur Beherrschung

kommt basierend auf dem aktuellen Kenntnis-

von Störfällen geeignete Notfallorganisation.

stand zur Einschätzung, dass Alternativen, die im

Eine Inspektion hat zudem gezeigt, dass die Not-

Endprodukt weniger organische Anteile haben,

fallkommunikationsmittel für den Kontakt zu ex-

andere gewichtige produkt- oder prozessbe-

ternen Stellen betriebsbereit sind.

zogene Nachteile aufweisen. Zudem müssen die

Ferner löste das ENSI im KKB ohne Voranmeldung

geologischen Tiefenlager gemäss heutigem Pla-

einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg-

nungsstand aus verschiedenen Gründen um ein

barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie

Vielfaches höhere Gasproduktionsraten sicher be-

ENSI-B11 bestätigt wurde.

Führungsprozessen

und

-einrich-

herrschen, als sie aus den organischen Abfallbestandteilen im Betriebsabfall der Kernkraftwerke

unter

ungünstigsten

Bedingungen

1.7 Personal und Organisation

entstehen können. Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-

1.7.1 Organisation und Betriebsführung

mässig in die werkseigenen Zwischenlager (Rückstandslager und SAA-Lager des ZWIBEZ) einge-

Im Berichtsjahr hat das KKB den Personalbestand

lagert. Das KKB nutzt aber auch die Kapazitäten

auf 547 Personen erhöht (Ende 2011: 543), was

des zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die

unter anderem mit dem Personalbedarf für die

radioaktiven Abfälle des KKB sind in einem von allen

laufenden Grossprojekte zusammenhängt. Das

schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elektro-

KKB hat im Jahr 2012 keine grösseren organisato-

nischen Buchführungssystem erfasst, so dass die In-

rischen Änderungen vorgenommen.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

33


Das Managementsystem des KKB entspricht der

Ausbildungsprogramm erfüllt die Anforderungen

Norm DIN EN ISO 9001:2008 und wird in regel-

der Richtlinie ENSI-B10.

mässigen Audits vom Zertifizierungsinstitut geprüft. Das ENSI führte 2012 eine Inspektion zur Integration des Regelwerks in das Management-

1.8 Sicherheitsbewertung

system durch. Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten gesetzlichen und reglementari-

1.8.1 Block 1: Detaillierte Bewertung

schen Grundlagen aktuell sind, erfüllen die Anforderungen.

Im Jahr 2012 beurteilte das ENSI mit dem im An-

Im Laufe des Jahres 2012 hat das ENSI mit dem

hang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschriebenen

KKB Fachgespräche zur Sicherheitskultur durchge-

System rund 220 Inspektionsgegenstände, Ergeb-

führt. Themen waren die Bedeutung und die Aus-

nisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte von

wirkungen des Unfalls in Fukushima in Bezug auf

Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikatoren

die Sicherheitskultur der Betreiber der Schweizer

bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Sicher-

Kernkraftwerke. Ziel dieser Art von Gesprächen ist

heit (einschliesslich für beide Blöcke relevante Beur-

explizit nicht die Bewertung der Sicherheitskultur

teilungen). Dabei kam das ENSI für die einzelnen

der Betreiber, sondern die Förderung der Selbstre-

Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu fol-

flexion der Betreiber über die eigene Sicherheits-

genden zusammenfassenden Beurteilungen:

kultur. Im ersten Fachgespräch wurden die vom ENSI vorgegebenen Themen behandelt. Das ENSI wertete das Gespräch aus und informierte den Betreiber im Rahmen eines zweiten Gesprächs über die Ergebnisse.

1.7.2 Personal und Ausbildung Im Berichtsjahr bestand ein ReaktoroperateurAnwärter des KKB die Abschlussprüfung der kerntechnischen Grundlagenausbildung an der Reaktorschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für die weitere Ausbildung und spätere Zulassungsprüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung vermittelt die erforderlichen theoretischen Kenntnisse in thermischer Kraftwerkstechnik, Nuklear-

Sicherheitsbewertung 2012 KKB 1: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

physik, Reaktortechnik und Strahlenschutz.

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In-

Drei Reaktoroperateure und fünf Schichtchefs des

spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher-

KKB legten im Berichtsjahr ihre Zulassungsprüfung

heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen

mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen bestehen

hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer-

aus einem theoretischen und einem praktischen

tungen begründet, die in die Kategorien A (Ab-

Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten

weichung) und höher gehören. Die aufgeführten

ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Ver-

Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7

halten der Anlage und zu den anzuwendenden

ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach-

Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am

verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Bar-

eigenen Anlagesimulator und besteht in einer

rieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.

Demonstration der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt.

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungspro-

An einem Rohrbogen einer Speisewasserleitung

gramm 2012 der Abteilung Betrieb durchgeführt.

wurde eine Wanddickenunterschreitung festge-

Gegenstand waren die anlagenspezifische Grund-

stellt, die nur befristet zulässig ist.

ausbildung, die Wiederholungsschulung am Simu-

Nach dem Absetzen eines Brennelements im

lator, die allgemeine Wiederholungsschulung so-

Reaktordruckbehälter kippte dieses gegen die

wie deren Änderungen und Neuerungen. Das

Kernumfassung.

34

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die

Eine Störung in einem Regelkreis führte zu einem

grad, Diversität, räumlicher Separation und Ro-

kurzzeitigen Ausfall der Kälteanlage zur Raum-

bustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet.

kühlung des Notstandgebäudes.

Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB die Mini-

Auslegung der Anlage bezüglich Redundanz-

malanforderungen und den Stand ausländischer

Ebene 3, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Anlagen desselben Typs übertreffen, bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.

Eine wiederkehrende Funktionsprüfung in der Notstandleittechnik wurde bei der Planung

Betriebs-Vorgaben

falsch terminiert, wodurch es zur Überschreitung

Da keine Bewertungen der Kategorien A und

des von der Technischen Spezifikation vorge-

höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicher-

schriebenen Prüfintervalls kam.

heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich BetriebsVorgaben als hoch.

Integrität des Primärkreises, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Zustand und Verhalten der Anlage Das ENSI beurteilt die Wanddickenunterschrei-

An der Einschweissnaht eines Reaktordeckel-

tung am Rohrbogen einer Speisewasserleitung,

Durchdringungsrohrs wurde eine fehlerhafte

das Kippen eines Brennelements, die fehlerhafte

Stelle identifiziert, die repariert werden musste.

Stelle an der Einschweissnaht eines Reaktordeckel-

An einer Reaktordeckeldichtung wurde eine

Durchdringungsrohrs, die fehlerhafte Stelle an der

Vertiefung festgestellt, welche die Dichtfunktion

äusseren Reaktordeckeldichtung, den kurzzeiti-

der äusseren Dichtung beeinträchtigte.

gen Ausfall der Kälteanlage zur Raumkühlung

An einer Schweissnaht im Bereich einer Lade-

des Notstandgebäudes und die Tropfleckage im

pumpe führte ein fertigungsbedingter Riss zu

Bereich einer Ladepumpe als Abweichungen mit

einer Tropfleckage.

einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicher-

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

heit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicher-

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

heit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

Verhalten der Anlage als gut.

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt die Überschreitung des von der Technischen Spezifikation vorgeschriebenen Prüfintervalls der Notstandleittechnik als Abweichung mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 1 des KKB hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet.

Sicherheitsbewertung 2012 KKB 1: Schutzziel-Perspektive

1.8.3 Block 2: Detaillierte Bewertung

Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

Im Jahr 2011 beurteilte das ENSI mit dem im Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie-

1.8.2 Block 1: Gesamtbewertung

benen System rund 230 Inspektionsgegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte

Auslegungs-Vorgaben

von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindika-

Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben

toren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare

hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio-

Sicherheit (einschliesslich für beide Blöcke rele-

dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus

vante Beurteilungen). Dabei kam das ENSI für die

ENSI Aufsichtsbericht 2012

35


einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix

Eine Störung führte zu einem kurzzeitigen Aus-

zu folgenden zusammenfassenden Beurteilungen:

fall der Raumkühlung des Notstandgebäudes. An einer Schweissnaht im Bereich des Containment-Sprühsystems und der Sicherheitseinspeisepumpen kam es zu einer Leckage. Die Fehlauslösung eines Sicherungsautomaten der Notstand-Leittechnik führte zu einer Reaktorschnellabschaltung. Die unter Ebene 2 genannte Nichtverfügbarkeit einer Redundanz der Containment-Aktivitätsmessung war auch für die Ebene 3 von Bedeutung.

Ebene 3, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Die beim Block 1 genannte Überschreitung des Sicherheitsbewertung 2012 KKB 2: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

von der Technischen Spezifikation vorgeschriebenen Prüfintervalls der Notstandleittechnik betraf auch den Block 2.

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder Inspektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer-

Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie 1 der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

tungen begründet, die in die Kategorien A (Abwei-

Die unter Ebene 3 genannte Nichtverfügbarkeit

chung) und höher gehören. Die aufgeführten

des Notstand-Dieselgenerators führte zu einer

Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7

nennenswerten Risikoerhöhung (ICCDP zwi-

ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sach-

schen 10 -6 und 10 -4), die das ENSI gemäss den

verhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder

Kriterien in Anhang 6 der Richtlinie ENSI-B03 der

Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.

Kategorie 1 der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala zuordnet.

Ebene 1, Auslegungsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Wegen einer falschen Angabe in einer Fertigungszeichnung eines Ersatzteillieferanten kam

Ebenen oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

es zu einer Störung an einer Reaktorhaupt-

Die aufgrund der unter Ebene 1 erwähnten Stö-

pumpe und zu einer vorsorglichen manuell aus-

rung an einer Reaktorhauptpumpe vorgenom-

gelösten Reaktorschnellabschaltung.

mene Reaktorschnellabschaltung führte zu einer geringfügigen Risikoerhöhung (ICCDP zwischen

Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Die unter Ebene 3 genannte durch die Fehlaus-

Während der Beladung des Reaktors war kurze

lösung eines Sicherungsautomaten der Notstand-

Zeit eine Redundanz der Containment-Aktivitäts-

Leittechnik verursachte Reaktorschnellabschaltung

messung nicht verfügbar.

führte zu einer geringfügigen Risikoerhöhung

10 -8 und 10 -6 ).

(ICCDP zwischen 10 -8 und 10 -6 ).

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

Bei einem periodischen Funktionstest startete

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

der Notstand-Dieselgenerator nicht.

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

Kurzzeitig kam es zur Trennung der Anspeisung

folgt aus:

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

einer vom Wasserkraftwerk Beznau versorgten Notstromschiene vom 50-kV-Netz.

36

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Zustand und Verhalten der Anlage Aufgrund der durch die Nichtverfügbarkeit des Notstand-Dieselgenerators bedingten nennenswerten Risikoerhöhung beurteilt das ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage – trotz eines sonst guten Betriebsgeschehens in diesem Bereich – nur als ausreichend. Sicherheitsbewertung 2012 KKB 2: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Das ENSI beurteilt die Überschreitung des von der Technischen Spezifikation vorgeschriebenen Prüf-

1.8.4 Block 2: Gesamtbewertung

intervalls der Notstandleittechnik als Abweichung mit einer geringen Bedeutung für die nukleare

Auslegungs-Vorgaben

Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die

Da die Auslegungs-Vorgaben des KKB für beide

Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich Zu-

Blöcke weitgehend gleich sind, bewertet das

stand und Verhalten der Anlage als gut.

ENSI auch die Sicherheit des Blocks 2 des KKB

Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit

hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.

vollumfänglich gewährleistet.

Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des Blocks 2 des KKB hinsichtlich BetriebsVorgaben als hoch.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

37



Blick auf das Kernkraftwerk Mühleberg

2. Kernkraftwerk Mühleberg 2.1 Überblick

Foto: ENSI

serreaktor-Anlage mit 373 MW elektrischer Nettoleistung. Weitere Daten der Anlage sind in den Ta-

Das Betriebsjahr 2012 war im Kernkraftwerk Müh-

bellen 1 und 2 des Anhangs zu finden. Figur 7b

leberg (KKM) durch einen weitgehend ungestörten

zeigt das Funktionsschema einer Siedewasserreak-

Volllastbetrieb geprägt. Neben dem geplanten

tor-Anlage. Im Berichtsjahr waren im KKM sechs

Revisionsstillstand mit Brennelementwechsel war

meldepflichtige Vorkommnisse zu verzeichnen,

eine ungeplante Reaktorschnellabschaltung zu

welche das ENSI auf der internationalen Ereignis-

verzeichnen. Das ENSI stellt fest, dass die bewillig-

skala INES alle der Stufe 0 zuordnete.

ten Betriebsbedingungen im Betriebsjahr 2012

Das ENSI hat im Rahmen seiner Aufsicht 112 In-

immer eingehalten wurden. Das ENSI beurteilt die

spektionen durchgeführt. Wo erforderlich, ver-

Sicherheit des KKM im Jahr 2012 hinsichtlich Aus-

langte das ENSI Verbesserungsmassnahmen und

legungs-Vorgaben als gut, hinsichtlich Betriebs-

überwachte deren Umsetzung. Während des Revi-

Vorgaben als hoch, hinsichtlich Zustand und Ver-

sionsstillstands vom 5. August bis 3. September

halten der Anlage als gut sowie hinsichtlich

2012 wurden neben dem Brennelementwechsel

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisa-

und den üblichen Revisionsarbeiten umfangreiche

tion als gut.

Wiederholungsprüfungen

Das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) der BKW

wurden keine Befunde festgestellt, die einem si-

FMB Energie AG, welches seinen kommerziellen

cheren Betrieb entgegenstehen. Im Hinblick auf

Betrieb im Jahr 1972 aufnahm, ist eine Siedewas-

den Betrieb über 40 Jahre hinaus und aufgrund der

ENSI Aufsichtsbericht 2012

durchgeführt.

Dabei

39


Erkenntnisse nach den Ereignissen in Fukushima

Zur Durchführung von Wiederholungsprüfungen

setzte das KKM die Planung zahlreicher Verbesse-

und Instandhaltungsarbeiten erfolgten geplante

rungen und Anlagemodernisierungen sowie bau-

Leistungsabsenkungen. Weitere Leistungsabsen-

licher Erweiterungen und Nachrüstungen fort.

kungen standen im Zusammenhang mit einem

Im Berichtsjahr sind keine Brennelementschäden

meldepflichtigen Vorkommnis, der Reparatur des

aufgetreten.

Kondensators einer der beiden Turbogruppen und

Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung

der Einhaltung der Kantonalen Gebrauchswasser-

für beruflich strahlenexponierte Personen wurde

konzession bei hoher Wassertemperatur der Aare

eingehalten. Die radioaktiven Abgaben lagen

im Juli 2012. Weiter kam es zu einer Reaktor-

deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilligung

schnellabschaltung.

festgelegten Grenzwerte.

Im Berichtsjahr waren sechs meldepflichtige Vor-

Der Anfall neuer radioaktiver Rohabfälle war auf

kommnisse zu verzeichnen, welche das ENSI alle

einem niedrigen Niveau.

auf der internationalen Ereignisskala INES der Stufe

Das KKM hat im Berichtsjahr keine grösseren

0 zuordnete. Für die systematische Sicherheits-

Anpassungen seiner Organisation vorgenommen.

bewertung wird auf Kap. 2.10 verwiesen, für die

Im Berichtsjahr legten ein Pikettingenieur, ein

risikotechnische Beurteilung auf Kap. 10.

Schichtchef und sechs Reaktoroperateure ihre

Am 8. Februar 2012 war im Rahmen einer Wie-

Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Fünf Reaktor-

derholungsprüfung der Speisewasserpumpen

operateur-Anwärter absolvierten die kerntechni-

geplant, bei früheren Wiederholungsprüfungen

sche Grundlagenausbildung an der Reaktorschule

aufgetretene Antriebsstörungen gemeinsam mit

des PSI erfolgreich.

dem Lieferanten zu analysieren. Am Vormittag kam es während der Datenaufnahme an der

2.2 Betriebsgeschehen

Speisewasserpumpe A ungeplant zu deren Abschaltung. Ursache der Abschaltung waren durch das zur Messung verwendete Oszilloskop

SimulatorKommandoraum des KKM

Das Kernkraftwerk Mühleberg erreichte im Be-

eingekoppelte Signale. Die als Reservepumpe

richtsjahr eine Arbeitsausnutzung von 91,1 % und

dienende Speisewasserpumpe C wurde automa-

eine Zeitverfügbarkeit von 91,9 %. Zeitverfügbar-

tisch gestartet, doch erreichte diese die gefor-

keit und Arbeitsausnutzung der letzten zehn Jahre

derte Fördermenge nicht in der vorgegebenen

sind in Figur 1 dargestellt. Die Nichtverfügbarkeit

Zeit. Dies führte auslegungsgemäss zu einem

der Anlage war hauptsächlich durch den Revisions-

automatischen Zurückfahren der Reaktorum-

stillstand bedingt.

wälzpumpen-Drehzahl und damit zu einer Ab-

Die ausgekoppelte thermische Energie für die Hei-

senkung der Reaktorleistung. Nachdem die Mess-

zung der Wohnsiedlung «Steinriesel» belief sich

einrichtungen entfernt worden waren, wurde

auf 1,6 GWh.

die Reaktorleistung wieder auf 100 % erhöht. Aufgrund des Vorkommnisses nahm das KKM

Foto: KKM

im Jahr 2012 verschiedene Anlagenänderungen vor. Einerseits sollen damit SpeisewasserpumpenAbschaltungen vermieden werden. Andererseits soll im Falle einer Abschaltung der Speisewasserpumpe A oder B die Speisewasserpumpe C rasch genug hochfahren. Am Nachmittag des 8. Februar 2012 wurde die Wiederholungsprüfung fortgesetzt. Um nach dem Vorkommnis vom Vormittag eine Wiederholung einer ungewollten Pumpenabschaltung zu vermeiden, war vorgesehen, für weitere Messungen die betroffene Pumpe im Leerlauf zu betreiben und an deren Stelle die Speisewasserpumpe C in Betrieb zu nehmen. Aufgrund eines Missverständnisses brachte das im Bereich der Speisewasserpumpen tätige Personal am Nachmittag die Messgeräte an der Speisewasser-

40

ENSI Aufsichtsbericht 2012


pumpe B an. Zu diesem Zeitpunkt wurde aber

schalt- und Isolationssystem des SUSAN an das

die Speisewasserpumpe A im Leerlauf betrieben.

Reaktorschutzsystem zu senden. Im Fall einer

Nun kam es beim Anbringen von Messgeräten

echten Anforderung wäre die Reaktorschnell-

zur Erfassung des Betriebsverhaltens der Speise-

abschaltung infolge zu hohem Niveau im Ablass-

wasserpumpe B durch eine ungewollte Beein-

behälter über redundante Kanäle ausgelöst wor-

flussung der Anlage zu einer Abschaltung dieser

den. Der defekte Analogsender wurde ersetzt.

Pumpe. Die als Reservepumpe dienende Speise-

Am 26. Dezember 2012 kam es zu einem kurzen

wasserpumpe C war anstelle der Speisewasser-

Ausfall einer Edelgasmessstelle im Abluftkamin.

pumpe A in Betrieb. Dadurch war nach der Ab-

Ursache war ein Ausfall der Stromversorgungs-

schaltung der Speisewasserpumpe B nur noch

einheit. Das defekte Bauteil wurde ausgewech-

eine Pumpe in Betrieb, was zu einem Absinken

selt. Der Ausfall dauerte rund zwei Stunden. Die

des Füllstandes im Reaktor bis auf einen Wert

redundante Edelgasmessstelle stand immer zur

führte, der automatisch eine Reaktorschnellab-

Verfügung.

schaltung auslöst. Um Missverständnisse nach

Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der

Planungsänderungen zu vermeiden, verlangt

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

eine interne Arbeitsvorschrift des KKM nun zu-

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich-

sätzliche Arbeitsvor- und Nachbesprechungen.

tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

Das ENSI forderte weitere organisatorische

Tabelle 4.

Massnahmen, um sicherzustellen, dass kurzfristige Änderungen von Fahrprogrammen schriftlich erfolgen und alle involvierten Personen

2.3 Anlagetechnik

Kenntnis davon haben. Am 13. März 2012 wurden Versandstücke mit

2.3.1 Revisionsarbeiten

insgesamt vier unbestrahlten Brennelementen vom KKM zwecks Reparatur zum Hersteller nach

Die Revisionsarbeiten begannen am 5. August

Spanien transportiert. Nach der Ankunft des

2012 und dauerten bis zum 3. September 2012.

Transportes setzte der Empfänger am 15. März

Während dieser Zeit wurden geplante Tätigkeiten

2012 das KKM in Kenntnis, dass die Bezettelung

wie Brennelementwechsel und Brennelementin-

nicht konform mit den Vorschriften für Gefahr-

spektionen, Inspektionen elektrischer und mecha-

guttransporte war. Es fehlte ein Gefahrenzettel

nischer Einrichtungen, zerstörungsfreie Werkstoff-

für spaltbares Material nach ADR-Muster 7E,

prüfungen, wiederkehrende Funktionsprüfungen

was vom KKM beim Versenden übersehen wor-

an Komponenten und Systemen sowie Instandhal-

den war. Da Transportaspekte separat bewertet

tungs- und Änderungsarbeiten durchgeführt.

werden, sind diese in der Sicherheitsbewertung

Schwerpunkte bei den Wiederholungsprüfungen

der Anlage im Kap. 2.8 nicht enthalten.

an mechanischen Komponenten waren visuelle

Am 22. Juni 2012 wurden infolge einer Störung

Foto: KKM

in der Ortsdosisleistungs-Messung an der Frischdampfleitung die Frischdampfentwässerungsventile automatisch geschlossen. Es kam zu einer einkanaligen Anregung des Reaktorschutzsystems. Ursache für die Störung in der Ortsdosisleistungs-Messung war ein defekter Strom-Frequenz-Wandler. Das Anlageverhalten nach der Störung war auslegungsgemäss. Das KKM ersetzte präventiv in der Jahresrevision 2012 alle Strom-Frequenz-Wandler

der

Dosisleistungs-

monitore an der Frischdampfleitung. Aufgrund eines defekten Analogsenders fiel am 23. November 2012 die Übertragung des Messsignals für das Niveau im Scramablassbehälter in das Reaktorschutzsystem in einem von vier Kanälen aus. Der Analogsender hat die Aufgabe, Messsignale aus dem alternativen Reaktorab-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

Krananlage im Reaktorgebäude

41


Prüfungen der Kerneinbauten im Reaktordruck-

legten Prüfbereich hätten Befunde, wie sie in Doel

behälter (RDB), Ultraschall- und Wirbelstromprü-

aufgetreten sind, identifiziert werden können. Die

fungen an einigen RDB-Stutzen des Kernsprüh- und

Prüfung ergab keine Hinweise auf derartige Be-

Speisewassersystems sowie der Kerninstrumen-

funde. Das geprüfte Grundmaterial befindet sich

tierungsdurchführung. Folgende Prüfungen sind

in einem guten Zustand.

hervorzuheben:

Schwerpunkte des Wiederholungsprüfprogramms

Die visuelle Prüfung der RDB-Einbauten wurde

an elektrischen und leittechnischen Ausrüstungen

erstmals nach einem neu qualifizierten Prüfverfah-

waren die komponenten- und verfahrenstech-

ren mit verbesserten Kamerasystemen und neu

nischen Prüfungen der Leittechnik einer Redundanz

qualifiziertem Personal durchgeführt. In dieser Re-

des Notstandsystems SUSAN sowie beider Redun-

vision wurden unter anderem ein Zuganker und

danzen des Reaktorschutzes. Bei den Eigenbedarfs-

ein Steuerstab eines neuen Typs sowie Anschweis-

anlagen wurden die automatischen Umschaltmög-

sungen an die RDB-Wand geprüft. An den Speise-

lichkeiten überprüft. Die erforderliche Kapazität

wasser-Verteilringen fand die regelmässige Nach-

der Batterien in einem Eigenbedarfsstrang sowie in

prüfung bekannter Befunde statt. Die geprüften

einer SUSAN-Redundanz wurde durch Entladung

Einbauten befanden sich in einem guten Zustand.

und Wiederaufladung nachgewiesen. Zudem wur-

Alle Befunde wurden als zulässig bewertet.

den Batterien ersetzt, die ihre Lebensdauer erreicht

Es wurde eine RDB-Stutzen-Anschlussschweiss-

hatten. Das KKM überprüfte auch die Gleich- und

naht des Kernsprühsystems mechanisiert gemäss

Wechselrichter der 24- und 125-V-Anlagen der bei-

einer neu qualifizierten Prüfvorschrift geprüft. Es

den sicheren Schienen sowie der Redundanzen des

ergaben sich keine bewertungspflichtigen Be-

SUSAN. Die Prüfungen bestätigten den ordnungs-

funde. Zwei RDB-Stutzen der Speisewasserlei-

gemässen Zustand dieser Ausrüstungen.

tung wurden im Bereich einer Schweissnaht mit

Mittelspannungs- und Niederspannungsschaltan-

Ultraschall und Wirbelstrom geprüft. Bei keiner

lagen, Motoren, der Rotor eines Speisewasserpum-

dieser Prüfungen wurden unzulässige Anzeigen

penmotors sowie ein Lastschalter wurden revidiert.

detektiert.

Das ENSI erteilte am 3. September 2012 die Frei-

Die Prüfung der Kerninstrumentierungsdurch-

gabe für den Leistungsbetrieb des Reaktorkerns

führung wurde mit einem neuentwickelten Ma-

für den 40. Betriebszyklus.

nipulator durchgeführt. Der Prüfbereich wurde

Alle Revisionsarbeiten wurden mit hoher Qualität

dabei mechanisiert von innen mit Ultraschall und

und unter Beachtung der Strahlenschutzvorgaben

Wirbelstrom geprüft. Das Prüfverfahren war

geplant und durchgeführt. Die Prüfungen wurden

qualifiziert. Bei keiner dieser Prüfungen wurden

vom ENSI beaufsichtigt. Es wurden keine Befunde

unzulässige Anzeigen detektiert.

festgestellt, die einem sicheren Betrieb entgegen-

Aufgrund der Befunde am RDB des belgischen

stehen. Die durchgeführten Prüfungen haben

Kernkraftwerks Doel-3 führte das KKM eine aus-

insgesamt den guten Zustand der mechanischen

serplanmässige mechanisierte Ultraschallprüfung

sowie der elektrischen und leittechnischen Aus-

des RDB-Grundmaterials durch. Diese Prüfung

rüstungen bestätigt.

erfolgte nach Vorgaben des ENSI. Sie stützte sich auf die aktuellen internationalen Anforderungen

2.3.2 Anlageänderungen

für die Ultraschallprüfung bei der Abnahme von

42

neuen RDB ab. Ziel der Prüfung war es, eventuelle

Im Berichtsjahr wurden namentlich folgende An-

Schmiedefehler, wie sie in Doel gefunden worden

lageänderungen durchgeführt:

waren, zuverlässig zu erkennen. Als repräsenta-

Die Halterungen der Frischdampf- und Speise-

tives Prüfvolumen für die Sonderprüfung wurde

wasserleitungen wurden gegen solche eines an-

ein Prüfbereich festgelegt, der sich in vertikaler

deren Herstellers ausgetauscht. Der Ersatz be-

Richtung über die gesamte Höhe des Reaktorbe-

gann im Revisionsstillstand 2011 und wurde

hälters erstreckte und in horizontaler Richtung ei-

2012 erfolgreich abgeschlossen.

nen rund 500 Millimeter breiten Streifen umfasste.

An einem Wasserabscheider-Zwischenüberhitzer

In diesem Prüfbereich wurden repräsentative

wurden die im Bauprüfplan festgelegten Über-

Grundwerkstoffbereiche aller Mantelringe erfasst.

prüfungen und Reparaturmassnahmen durch-

Die in Doel festgestellten Befunde sind über den

geführt. Bei der Wandstärkemessung der druck-

ganzen Umfang des Reaktordruckbehälters ver-

tragenden Schale wurde an einer Stelle eine

teilt. Mit dem im Kernkraftwerk Mühleberg festge-

verminderte Wandstärke festgestellt. Eine Un-

ENSI Aufsichtsbericht 2012


terschreitung der festgelegten minimalen Wand-

ses Betriebsverhalten zeigten. Dies folgte aus der

stärke lag nicht vor. Mit einer Auftragsschweis-

laufenden Überwachung der Kühlmittelaktivität

sung wurde die Stelle aufgefüllt.

sowie aus Inspektionen an insgesamt 14 ausge-

Die Kühlung der Speisewasserpumpen wurde

wählten Brennelementen. Die Inspektionen bestä-

neu so in die Hilfskühlwasser-Rücklaufleitung

tigten erneut, dass die Edelmetalleinspeisung in

eingebunden, dass bei einer postulierten Un-

das Kühlmittel, siehe Kap. 2.4, keinen negativen

dichtheit der Hilfskühlwasserleitung im Reaktor-

Einfluss auf die Brennstab-Hüllrohre oder andere

gebäude diese abgesperrt werden kann, ohne

Strukturteile der Brennelemente hat. Im Rahmen

dabei das betriebliche Speisewassersystem zu

eines Vorläuferprogramms wurden an vier Brenn-

beeinträchtigen.

elementen weiterentwickelte Fremdkörperfilter

Bei zwei Frischdampfisolationsventilen wurde

eingesetzt und an weiteren vier Brennelementen

zur Hubanpassung der Sitz eingeschliffen. Dabei

Kästen aus Zircaloy-4-Material. Messungen sowie

wurde jeweils ein Teil der Materialreserve der

visuelle Prüfungen bestätigten deren auslegungs-

Sitzpanzerung abgetragen und so die Differenz

gemässes Verhalten. Die Kühlmittelanalysen zeigten

zwischen Ventilhub und Hub des Servomotors

einen auslegungsgemässen Zustand der Steuer-

verringert. Der Verschlusskörper an zwei Arma-

stäbe. Die visuelle Inspektion eines Steuerstabs er-

turen zur Isolation der Frischdampfleitung wurde

gab keine Befunde.

überdreht und so der spezifizierte Sollzustand

Für den 40. Betriebszyklus setzte das KKM insge-

wieder hergestellt.

samt 32 frische Brennelemente vom Typ GNF2 ein.

Im Bereich der elektrischen und leittechnischen

Das ENSI überzeugte sich davon, dass nur frei-

Ausrüstungen erfolgte die Ausführung einiger

gegebene und den Qualitätsanforderungen ent-

Anlageänderungen. So wurden die an einem

sprechende Brennelemente geladen und alle

neuen Standort platzierten Frequenzumrichter

Sicherheitsmassnahmen während des Brennele-

beider Speisewasserpumpenantriebe erfolgreich

mentwechsels gemäss den Vorgaben eingehalten

in Betrieb gesetzt, wobei vorgängig auch eine

wurden. Der vom ENSI geprüfte Beladeplan des

Optimierung der Anfahrregelung vorgenommen

Reaktorkerns erfüllte alle Sicherheitsanforderungen.

wurde.

Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern auslegungs-

Bei den Hauptnetzanbindungen erfolgte der

gemäss und im bewilligten Rahmen betrieben

Umschluss beider Blocktransformatoren auf die

worden. Die Ergebnisse der reaktorphysikalischen

neue 220-kV-Unterstation Mühleberg Ost und

Messungen stimmten gut mit den Ergebnissen

die Erneuerung der Schutzeinrichtungen zur

der Kernauslegungsberechnungen überein.

Gewährleistung der entsprechenden Schutzfunktionen. Hierbei berücksichtigt der redundante

2.3.4 Massnahmen nach Fukushima

Aufbau des Schutzsystems den Einsatz diversitärer Schutzgeräte.

Das KKM hat dem ENSI fristgerecht bis zum

Um im Rahmen des Accident Management (AM)

30. März 2012 die in der Verfügung vom 1. April

eine elektrische Notanspeisung zur Versorgung

2011 geforderten Nachweise zur Beherrschung

ausgewählter Verbraucher durch ein festinstal-

eines 10 000-jährlichen Erdbebens sowie der

liertes AM-Dieselaggregat zu ermöglichen, wur-

Kombination von Erdbeben und Hochwasser ein-

den die benötigten Anschlüsse installiert.

gereicht. Bereits vorgängig waren die Erdbeben-

Die Stickstoffflaschen-Palette wurde an einem

festigkeitsnachweise (Fragilities) für alle relevanten

neuen Standort und mit seismisch korrekter

Bauwerke, Systeme und Komponenten fertigge-

Halterungskonstruktion aufgestellt. Die Abschirm-

stellt worden. Neben der Sicherheit des Kernreak-

steine zwischen Reaktorgrube und Brennelement-

tors, des Primärkreislaufs und des Containments war

becken wurden aus Gründen der Erdbebensicher-

gemäss der ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 auch

heit entfernt.

die Auslegung der Brennelementlagerbecken, -gebäude und -kühlsysteme zu überprüfen und die

2.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

Einhaltung der zulässigen Dosislimiten für diese Störfälle nachzuweisen. Zuvor hatte das KKM am 31. Januar 2012 den Erdbebenfestigkeitsnachweis

Im August 2012 wurde der 39. Betriebszyklus des

für das Wasserkraftwerk Mühleberg eingereicht,

KKM planmässig abgeschlossen, wobei die ein-

den das ENSI der zuständigen Behörde (Bundesamt

gesetzten Brennelemente ein bestimmungsgemäs-

für Energie, Sektion Talsperre) zur Begutachtung

ENSI Aufsichtsbericht 2012

43


Stickstofftanks des Reaktorschnellabschaltsystems Foto: KKM

weiterleitete. Aufgrund der Prüfung der eingereich-

vom KKM nachgewiesen wurde, ist dieses formell

ten Dokumentation kam das ENSI zum Schluss,

nicht durchgehend der höchsten Erdbebenklasse

dass die Kernkühlung und die Kühlung des Brenn-

zugeordnet. Aufgrund nicht auszuschliessender

elementlagerbeckens

eines

Leckagen des Brennelementlagerbeckens in das

10 000-jährlichen Erdbebens und der Kombination

Reaktorgebäude wird die Funktion des Contain-

von Erdbeben und erdbebenbedingtem Hoch-

ment-Rückpumpsystems benötigt, deshalb for-

wasser einzelfehlersicher gewährleistet sind. Die

derte das ENSI eine Nachqualifizierung für das

Dosislimite von 100 mSv wird bei diesen Störfällen

Containment-Rückpumpsystem in seiner Gesamt-

eingehalten. Das Kriterium gemäss Art. 3 der

heit oder geeignete Nachrüstmassnahmen.

«Ausserbetriebnahmeverordnung» (SR 732.114.5)

Das KKM hat zur Erfüllung der Forderungen aus

wird nicht erreicht. Aus der Stellungnahme des

der ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 einen Antrag

ENSI zum Erdbebennachweis des KKM resultierten

auf Konzeptfreigabe fristgerecht am 30. Juni 2012

dennoch Forderungen, da die Sicherheit gegen das

eingereicht. Dieser Antrag umfasst drei Nachrüst-

Anheben und seitliche Versetzen der Brennele-

vorhaben, die zum Projekt DIWANAS zusammen-

mente infolge vertikaler Erdbebenbeschleunigung

geführt worden sind.

nicht ausführlich genug untersucht worden war

Im Rahmen dieses Projekts ist die Errichtung einer

und da Fragen zur Dichtfunktion der Dammplatte

zur Aare diversitären letzten Wärmesenke geplant.

zur Abtrennung des Brennelementbeckens von der

Gemäss dem Konzeptfreigabeantrag wird hierfür

Reaktorgrube offen geblieben waren. Ausserdem

das Notstandsystem SUSAN um eine Zuleitung aus

forderte das ENSI die Vervollständigung der Be-

einer Grundwasserfassung im Saanetal erweitert.

rechnungen der Erdbebensicherheit für Stauanla-

Bei Nichtverfügbarkeit der Aare dient die neue

gen im Einflussbereich des KKM gemäss den Anga-

Wasserfassung als Wärmesenke, um die Nach-

ben in Prüfberichten des Bundesamts für Energie.

wärmeabfuhr aus dem Reaktor und dem Brenn-

Termingerecht hat das KKM zu den Forderungen

elementbecken zu gewährleisten. Als zweites Teil-

Dokumente nachgereicht, deren Überprüfung

vorhaben beantragte das KKM die Errichtung eines

durch das ENSI bzw. Bundesamt für Energie für

zusätzlichen, erdbeben- und überflutungssicheren

2013 terminiert wurde.

Systems zur Kühlung des Brennelementlagerbe-

Im Rahmen der Überprüfung des deterministischen

ckens. Ebenfalls im Rahmen des Projekts DIWANAS

Nachweises zur Beherrschung des 10 000-jährlichen

verfolgt wird ein drittes Teilvorhaben, das die

Erdbebens hat das ENSI am 25. Mai 2012 eine In-

Nachrüstung eines zusätzlichen Nachwärmeabfuhr-

spektion im KKM durchgeführt mit dem Ziel, die

systems betrifft. Dieses Vorhaben ist keine Reak-

Strukturen, Systeme und Komponenten, die die

tion auf den Unfall von Fukushima, sondern geht

Anlage in einen sicheren Zustand überführen und

zurück auf eine im Rahmen der Grobprüfung

zur Sicherstellung der Brennelementlagerbecken-

der PSÜ-Dokumentation zum Langzeitbetrieb am

Kühlung benötigt werden, zu prüfen. Obwohl die

18. Februar 2011 gestellte Forderung des ENSI.

seismische

Containment-Rück-

Das ENSI hat die eingereichten Antragsunterlagen

pumpsystems für das 10 000-jährliche Erdbeben

einer Grobprüfung unterzogen. Aus Sicht des ENSI

44

Robustheit

unter

des

Einwirkung

ENSI Aufsichtsbericht 2012


ist das beantragte Konzept der Saane-Grundwas-

Wechselstromversorgung bewertete das ENSI als

serfassung grundsätzlich geeignet, die Forderung

zielführend. In derselben Inspektion kontrollierte

nach einer alternativen, diversitären Kühlwasser-

das ENSI die korrekte Ausführung der laut ENSI-

versorgung zu erfüllen. Die zusätzliche Kühlwasser-

Verfügung vom 5. Mai 2011 auf Ende 2012 ver-

versorgung kann unabhängig von der bisherigen

langten externen elektrischen und hydraulischen

Flusswasserversorgung (Aare) betrieben werden

Anschlüsse für AM-Massnahmen. Es konnte dabei

und soll gegen ein 10 000-jährliches Erdbeben und

die Erfüllung der Forderung aus der Verfügung

eine 10 000-jährliche externe Überflutung ge-

festgestellt werden.

schützt werden. Das ENSI beurteilt das alternative Brennelementbecken-Kühlsystem als grundsätzlich geeignet, um die Brennelementlagerbecken-Küh-

2.4 Strahlenschutz

lung erdbeben- und überflutungssicher zu gewährleisten. Mit der zweifach redundanten Ausführung

Im Jahr 2012 betrug die akkumulierte Kollektiv-

der für die Funktion notwendigen aktiven Kom-

dosis für das KKM 859 Pers.-mSv. Die maximale

ponenten wird das Einzelfehlerkriterium erfüllt.

Individualdosis lag mit 8 mSv unter dem Dosisgrenz-

Aus Sicht des ENSI wird mit dem zusätzlichen Nach-

wert der Strahlenschutzverordnung für beruflich

wärmeabfuhrsystem die bisher bestehende nicht

strahlenexponierte Personen von 20 mSv pro Jahr.

konsequente räumliche Trennung der Sicherheits-

Im Berichtszeitraum traten weder Personenkon-

systeme auf der Ebene -11 m des Reaktorgebäudes

taminationen, die nicht mit einfachen Mitteln ent-

deutlich verbessert. Aus der Grobprüfung resultier-

fernt werden konnten, noch Inkorporationen auf.

ten einige Nachforderungen bezüglich zusätzlich

Dank den schadenfreien Brennelementen war die

einzureichender Dokumente. Diese Dokumente

Ausgangslage für die Revisionsarbeiten radiolo-

wurden vom KKM bis Mitte Dezember 2012 frist-

gisch gesehen auch in diesem Jahr günstig.

gerecht nachgereicht.

Die Kollektivdosis aller Mitarbeiter im Revisionsstill-

Das ENSI hat in der Stellungnahme zum Langzeit-

stand 2012 lag bei 596 Pers.-mSv (EPD). Der vom

betrieb des KKM verlangt, dass die Nachrüstungen

KKM vor Beginn der Arbeiten geschätzte Wert lag

im Rahmen des Projekts DIWANAS bis spätestens

bei 908,0 Pers.-mSv.

zum Ende der Jahresrevision 2017 umzusetzen

Die mittlere Dosisleistung an den beiden Umwälz-

sind, wobei hierfür bis zum 30. Juni 2013 ein ver-

schleifen ist mit 1,71 mSv/h im Vergleich zum

bindlicher Umsetzungsplan einzureichen ist.

Vorjahr (1,67 mSv/h) praktisch gleich geblieben.

Am 20. November 2012 führte das ENSI eine

Der Höchststand im Jahr 1994 betrug 6,4 mSv/h.

Schwerpunktinspektion zu den Prozessen und

Der Personalbestand des Ressorts Strahlenschutz

Vorgabedokumenten zur Auswertung externer

war im ganzen Betriebsjahr angemessen und er-

Vorkommnisse durch. Die Inspektion zeigte, dass

möglichte es, die administrativen und technischen

geeignete Vorgaben zur Auswertung der für das

Schutz- und Überwachungsaufgaben korrekt aus-

KKM relevanten externen Vorkommnisse existie-

zuüben und sicherzustellen. Allerdings setzt das

ren. Ebenso sind die Übergänge zu den für die

KKM dazu überwiegend Fremdpersonal ein, das

Umsetzung abgeleiteter Massnahmen relevanten

erfahren und mit der Anlage vertraut ist. Die regel-

Prozessen festgelegt. Das ENSI stellte fest, dass die

mässig wiederkehrenden und arbeitsbedingten

genaue Aufschlüsselung der zu konsultierenden

Kontaminationskontrollen der Oberflächen und

Quellen sowie inhaltliche Vorgaben zur Umsetzung

der Luft bestätigten einen sauberen radiologischen

der Anforderungen der Richtlinie ENSI-B02 für die

Zustand der kontrollierten Zone des KKM.

Berichterstattung ans ENSI erst im Entwurf vorhan-

Die Edelmetalleinspeisung wurde fortgesetzt. Be-

den sind, und verlangte Korrekturmassnahmen.

reits zum achten Mal wurde eine wasserlösliche

In einer am 11. Dezember 2012 durchgeführten

Platinverbindung in das Reaktorwasser eingespeist.

Schwerpunktinspektion zum langandauernden

Gemeinsam mit der kontinuierlichen Zugabe von

Verlust der Stromversorgung überzeugte sich das

Wasserstoff sollen dadurch die Einbauten im

ENSI von der Verfügbarkeit und der Eignung der

Reaktordruckbehälter vor Spannungsrisskorrosion

zur Beherrschung des langandauernden Totalaus-

geschützt werden.

falls der Wechselstromversorgung vorgesehenen

Die in der Berichtsperiode zum Thema Strahlen-

Einrichtungen für die Accident-Management-

schutz durchgeführten Inspektionen bestätigten,

Massnahmen. Die vorgestellte Strategie zur Be-

dass im KKM ein konsequenter und gesetzeskon-

herrschung des langandauernden Totalausfalls der

former Strahlenschutz praktiziert wird.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

45


Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

für Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksareals

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

von 1 mSv pro Jahr für Wohn und Aufenthalts-

unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge-

räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche

legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch

wurden eingehalten. Für detailliertere Angaben zur

für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser

radiologischen Situation innerhalb und ausserhalb

einschliesslich Tritium. Die quartalsweise vom ENSI

der Anlage Mühleberg wird auf den Strahlenschutz-

durchgeführten Kontrollmessungen von Abwasser-

bericht 2012 des ENSI verwiesen.

proben sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben Übereinstimmung mit den vom KKM gemeldeten Ergebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft und das

2.5 Radioaktive Abfälle

Abwasser abgegebenen radioaktiven Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKM regelmässig

der Bevölkerung in der Umgebung des KKM unter

aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas-

konservativen, das heisst ungünstigen Annahmen.

und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn-

Die berechneten Dosen betragen rund 0,0036 mSv

elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus

für Erwachsene, 0,0037 mSv für Zehnjährige und

dem Austausch von Komponenten bei Instandhal-

0,0043 mSv für Kleinkinder und liegen somit deut-

tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und

lich unter dem quellenbezogenen Dosisrichtwert

den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien. Der

von 0,3 mSv pro Jahr gemäss Richtlinie ENSI-G15.

Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle 8)

Die Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI be-

war im Berichtsjahr mit 39 m3 leicht höher als im

triebenen Messnetzes in der Umgebung des Werkes

Vorjahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen

(MADUK) zeigten keine durch den Betrieb der

Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau.

Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines Siede-

Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

wasserreaktors ist die Ortsdosisleistung durch Di-

kampagnenweise konditioniert und anschliessend

rekt- und Streustrahlung aus dem Maschinenhaus

zwischengelagert. Die im KKM vorhandenen un-

erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter (TLD),

konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen

welche an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwer-

Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-

kareals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahres-

wahrt. Ihr Bestand ist mit 48 m 3 gering. Brennbare

höchstwert von 1,6 mSv einschliesslich natürlicher

Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für die Be-

Untergrundstrahlung eine geringfügige Erhöhung

handlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG

gegenüber dem Vorjahr (1,4 mSv). Bei den quartals-

bereitgestellt und dorthin transportiert. Weitere

weise vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten Mes-

Rohabfälle wurden ebenfalls an die ZWILAG zur

sungen am Zaun des Kraftwerkareals wurden eben-

Behandlung in der dortigen Konditionierungsan-

falls keine signifikanten Veränderungen festgestellt.

lage abgegeben.

Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutz-

Als Konditionierungsverfahren kommt im KKM

verordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte

die Zementierung von Harzen zum Einsatz. Für alle

Brennelementbecken Foto: KKM

46

ENSI Aufsichtsbericht 2012


angewendeten Verfahren liegen die gemäss Kern-

barkeit des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie

energieverordnung und Richtlinie ENSI-B05 erfor-

ENSI-B11 bestätigt wurde.

derlichen behördlichen Typengenehmigungen vor. Im Berichtsjahr wurden die anfallenden Betriebsharze mit der Verfestigungsanlage des KKM in drei

2.7 Personal und Organisation

Kampagnen konditioniert. Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-

2.7.1 Organisation und Betriebsführung

mässig in das werkseigene Zwischenlager eingelagert. Das KKM nutzt aber auch die Kapazitäten des

Im Berichtsjahr hat das KKM den Personalbestand

zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die radio-

auf 345 Personen erhöht (2011: 328). Dies ist

aktiven Abfälle des KKM sind in einem von allen

insbesondere mit dem erhöhten Personalbedarf

schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elek-

im Rahmen von geplanten und laufenden Gross-

tronischen Buchführungssystem erfasst, so dass

projekten zu begründen.

die Information über Menge, Lagerort und radio-

In dem Zusammenhang informierte sich das ENSI

logische Eigenschaften jederzeit verfügbar ist.

in einer Fachsitzung zum Thema Personal und Or-

Ein wichtiges Element bei der Minimierung der

ganisation über die vom KKM getroffenen Mass-

radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von

nahmen im Umgang mit Ungewissheiten bezüglich

Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKM

des Zeithorizonts des Weiterbetriebs der Anlage.

wurden im Jahr 2012 insgesamt 60 t Material

Das KKM hat zum 1. Januar 2012 personelle Muta-

gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 frei-

tionen im Bereich der Führung vorgenommen. Der

gemessen.

bisherige Leiter Elektrotechnik wurde neuer Kraftwerksleiter. Der bisherige Leiter Betrieb wurde neu

2.6 Notfallbereitschaft

vollamtlicher Stellvertreter des Kraftwerksleiters. Die dadurch frei gewordene Abteilungsleiterstelle wurde mit einem Ressortleiter aus der entspre-

Die Notfallorganisation des KKM ist für die Bewäl-

chenden Abteilung besetzt. Neu besetzt wurde

tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals

ebenfalls die Stelle des Leiters Dienste.

zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

Das Managementsystem des KKM entspricht der

geeigneten Führungsprozessen und -einrichtungen

Norm DIN EN ISO 9001:2008 und wird in regel-

zusammen mit einer entsprechenden Auslegung

mässigen Audits vom Zertifizierungsinstitut geprüft.

der Anlage hat das KKM die Notfallbereitschaft auf

Das ENSI führte 2012 eine Inspektion zur Integration

hohem Niveau sicherzustellen.

des Regelwerks in das Managementsystem durch.

Das ENSI hat im Oktober 2012 an der Werksnot-

Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten

fallübung NUKLID die Notfallorganisation beobach-

gesetzlichen und reglementarischen Grundlagen

tet und beurteilt. Für die Übung wurde ein Szenario

aktuell sind, erfüllen die Anforderungen.

unterstellt, bei dem beim Transport eines Brennele-

Im Laufe des Jahres 2012 hat das ENSI mit dem KKM

ments über dem Reaktorkern dieses durch den Bruch

Fachgespräche zur Sicherheitskultur durchgeführt.

des Transportbügels auf den Reaktorkern fiel. Beim

Themen waren die Bedeutung und die Auswirkun-

Absturz wurden Brennstoffhüllrohre beschädigt,

gen des Unfalls in Fukushima in Bezug auf die Sicher-

was zum Austritt von radioaktiven Stoffen führte.

heitskultur der Betreiber der Schweizer Kernkraft-

Bei der Übung wurde Verbesserungsbedarf bei der

werke. Ziel dieser Art von Gesprächen ist explizit

Ausbildung von Mitarbeitern in Zusammenhang

nicht die Bewertung der Sicherheitskultur der Betrei-

mit der Bestimmung des Quellterms und der Ver-

ber, sondern die Förderung der Selbstreflexion der

wendung von Einsatzhilfen festgestellt.

Betreiber über die eigene Sicherheitskultur. Im ersten

Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele

Fachgespräch wurden die vom ENSI vorgegebenen

gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden.

Themen behandelt. Das ENSI wertete das Gespräch

Das KKM verfügt über eine zur Beherrschung von

aus und informierte den Betreiber im Rahmen eines

Störfällen geeignete Notfallorganisation.

zweiten Gesprächs über die Ergebnisse.

Eine Inspektion hat zudem gezeigt, dass die Notfallkommunikationsmittel für den Kontakt zu externen

2.7.2 Personal und Ausbildung

Stellen betriebsbereit sind. Das ENSI löste ferner im KKM ohne Voranmeldung

Im Berichtsjahr bestanden fünf Reaktoroperateur-

einen Übungsalarm aus, bei welchem die Verfüg-

Anwärter des KKM die Abschlussprüfung der kern-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

47


technischen Grundlagenausbildung an der Reak-

Schlussbericht der IAEA wurde Anfang 2013 ver-

torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für

öffentlicht. Das ENSI analysiert die Resultate im

die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs-

Schlussbericht der IAEA und wird die Massnahmen

prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung

des Betreibers verfolgen.

vermittelt die erforderlichen theoretischen Kenntnisse in thermischer Kraftwerkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und Strahlenschutz.

2.10

Sicherheitsbewertung

Ein Pikettingenieur, ein Schichtchef und sechs Reaktoroperateure des KKM legten im Berichtsjahr

2.10.1 Detaillierte Bewertung

ihre Zulassungsprüfung unter Aufsicht des ENSI mit Erfolg ab. Zulassungsprüfungen bestehen aus

Im Jahr 2012 beurteilte das ENSI mit dem im

einem theoretischen und einem praktischen Teil.

Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie-

Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten ihre

benen System rund 280 Inspektionsgegenstände,

detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Ver-

Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte

halten der Anlage und zu den anzuwendenden

von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindika-

Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am

toren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare

eigenen Anlagesimulator und besteht in einer

Sicherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen

Demonstration der Anwendung der Kenntnisse.

Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu fol-

Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist

genden zusammenfassenden Beurteilungen:

im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungsprogramm 2012 der Abteilung Betrieb durchgeführt. Gegenstand waren die anlagenspezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator, die allgemeine Wiederholungsschulung sowie deren Änderungen und Neuerungen. Das Ausbildungsprogramm erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.

2.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung Ende 2010 reichte das KKM fristgerecht die in Richtlinie HSK-R-48 verlangte Dokumentation der Perio-

Sicherheitsbewertung 2012 KKM: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

dischen Sicherheitsüberprüfung, der PSÜ 2010, ein.

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder

Die Überprüfung der Unterlagen war Ende 2012

Inspektionsergebnisse,

noch im Gang.

Sicherheitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen

2.9 OSART

hatten.

Im

Vorkommnisse Folgenden

werden

noch jene

Zellenbewertungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeführten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln

Vom 8. bis 25. Oktober 2012 hat ein Expertenteam

1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl

der IAEA das KKM überprüft. Untersucht wurde

der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen

die betriebliche Sicherheit in den Bereichen Füh-

oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeu-

rung, Organisation, Administration, Ausbildung,

tung.

Betrieb, Instandhaltung, technische Unterstützung, Betriebserfahrung, Strahlenschutz, Chemie, Notfallplanung, Langzeitbetrieb und Unfallbeherrschung. Das Team hat dem KKM Empfehlungen und

48

Ebene 1, Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Hinweise abgegeben, wie die betriebliche Sicher-

Mängel bei der Vorbereitung und Durchführung

heit weiter verbessert werden könnte sowie auch

von Messungen an Speisewasserpumpen führ-

vorbildliche Praktiken des KKM identifiziert. Der

ten zu einer Reaktorschnellabschaltung.

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Eine Störung in der Ortsdosisleistungs-Messung

2.10.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben

an der Frischdampfleitung führte zum automati-

Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben

schen Schliessen der Frischdampfentwässerungs-

hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Perio-

ventile.

dischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus

Das verzögerte Anlaufen der Reserve-Speisewas-

dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die

serpumpe führte zu einer automatischen Absen-

Auslegung der Anlage bezüglich Redundanzgrad,

kung der Reaktorleistung.

Diversität, räumlicher Separation und Robustheit

Eine Edelgasmessstelle im Abluftkamin war kurz-

gegen auslösende Ereignisse bewertet. Da die

zeitig nicht verfügbar.

Auslegungs-Vorgaben des KKM die Minimalanforderungen und den Stand ausländischer An-

Ebene 3, Auslegungsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Das Containment-Rückpumpsystem ist formell

lagen desselben Typs übertreffen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als gut.

nicht durchgehend der höchsten Erdbebenklasse zugeordnet.

Betriebs-Vorgaben Da keine Bewertungen der Kategorien A und hö-

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

her vorliegen, bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als hoch.

Aufgrund eines defekten Analogsenders fiel die Übertragung des Messsignals für das Niveau

Zustand und Verhalten der Anlage

im Scramablassbehälter in das Reaktorschutz-

Das ENSI beurteilt die Störung in der Ortsdosis-

system in einem von vier Kanälen kurzzeitig aus.

leistungs-Messung an der Frischdampfleitung,

Die unter Ebene 2 genannte Störung in der Orts-

das verzögerte Anlaufen der Reserve-Speisewas-

dosisleistungs-Messung ist auch für die Ebene 3

serpumpe, die kurzzeitige Unverfügbarkeit einer

von Bedeutung.

Edelgasmessstelle im Abluftkamin und den kurzzeitigen Ausfall eines Messsignals für das Niveau

Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

im Scramablassbehälter als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicher-

Die durch die unter Ebene 1 erwähnten mensch-

heit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten

lichen und organisatorischen Mängel verur-

der Anlage als gut.

sachte Reaktorschnellabschaltung führte zu einer geringfügigen Risikoerhöhung (ICCDP zwischen 10 -8 und 10 -6).

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

Das ENSI beurteilt die Mängel bei der Vorbe-

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeordnet

reitung und Durchführung von Messungen an

worden sind, lassen sich auch aus der Schutzziel-Per-

Speisewasserpumpen als Abweichung mit einer

spektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie folgt aus:

geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des KKM hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet.

Sicherheitsbewertung 2012 KKM: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

ENSI Aufsichtsbericht 2012

49



Blick auf das Kernkraftwerk Gösgen Foto: ENSI

3. Kernkraftwerk Gösgen 3.1 Überblick

und 2 zusammengestellt. Figur 7a zeigt das Funktionsschema einer Druckwasserreaktor-Anlage.

Das Betriebsjahr 2012 war für das Kernkraftwerk

Am 30. Juni 2012 kam es zu einer ungeplanten

Gösgen (KKG) durch einen weitgehend unge-

Reaktorschnellabschaltung. Infolge einer defekten

störten Volllastbetrieb gekennzeichnet. Das ENSI

Schutzdiode waren verschiedene Signale des Re-

stellt fest, dass das KKG die bewilligten Betriebs-

aktorschutzes angeregt worden, wodurch eine au-

Bedingungen zu jedem Zeitpunkt im Betriebsjahr

tomatische Reaktorschnellabschaltung ausgelöst

2012 eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die

wurde.

Sicherheit des KKG im Jahr 2012 hinsichtlich Aus-

Wie 2010 und 2011 wurde nach der Revisions-

legungs-Vorgaben als hoch, hinsichtlich Betriebs-

abstellung 2012 mit einer langsameren als der

Vorgaben als gut, hinsichtlich Zustand und Ver-

früher üblichen Leistungssteigerung angefahren.

halten der Anlage als gut sowie hinsichtlich

Die Messwerte der kontinuierlichen Überwachung

Zustand und Verhalten von Mensch und Organi-

der Kühlmittelaktivität zeigten wie in den beiden

sation als gut.

Vorjahren keine Anzeichen für Brennelementde-

Das KKG ist eine 3-Loop-Druckwasserreaktor-

fekte. Die langsamere Leistungssteigerung hat sich

Anlage und nahm seinen Betrieb im Jahre 1979 auf.

damit zum dritten Mal als Vorbeugemassnahme

Die elektrische Bruttoleistung beträgt 1035 MW,

gegen Brennelementdefekte bewährt.

die elektrische Nettoleistung 985 MW. Weitere

Im KKG kam es 2012 insgesamt zu neun melde-

technische Daten sind im Anhang in den Tabellen 1

pflichtigen Vorkommnissen. Alle Vorkommnisse

ENSI Aufsichtsbericht 2012

51


wurden der Stufe 0 der internationalen Ereignis-

letzten zehn Jahre ist in Figur 1 zusammengefasst.

skala INES zugeordnet.

Im Berichtsjahr 2012 waren neun meldepflichtige

Das ENSI führte im Rahmen seiner Aufsicht 94

Vorkommnisse zu verzeichnen. Auf der internatio-

Inspektionen durch. Wo erforderlich, verlangte

nalen Ereignisskala INES wurden alle Vorkomm-

das ENSI Verbesserungen und kontrollierte deren

nisse der Stufe 0 zugeordnet. Für die systematische

Umsetzung.

Sicherheitsbewertung wird auf Kap. 3.9 verwiesen,

Der Revisionsstillstand 2012 vom 2. bis 22. Juni 2012

für die risikotechnische Beurteilung auf Kap. 10.

war geprägt durch zahlreiche wiederkehrende Prü-

Am 1. März 2012 kam es zu einem störungs-

fungen und Instandhaltungsarbeiten an Systemen

bedingten Ausfall eines 220-V-Gleichrichters, der

und Komponenten der Maschinen-, Elektro- und

im Normalbetrieb die ihm zugeordnete Gleich-

Leittechnik, sowohl im nuklearen als auch im nicht-

stromschiene versorgt. Bei der Abklärung vor

nuklearen Anlagenbereich. Es wurden 36 der ins-

Ort wurde festgestellt, dass eine defekte Span-

gesamt 177 Brennelemente durch neue Brennele-

nungsreglerkarte zum Ausfall des Gleichrichters

mente ersetzt. Seit Beginn des 34. Betriebszyklus

geführt hatte. Nach Austausch der defekten

enthält der Reaktorkern keine MOX-Brennelemente

Reglerkarte durch eine geprüfte Ersatzkarte

mehr.

konnte der Gleichrichter wieder zugeschaltet

Nach Abschluss der Arbeiten und nachdem sich

werden. In der Zeit des Ausfalls wurde die Span-

das ENSI vom ordnungsgemässen Zustand der An-

nung durch Speicherbatterien aufrechterhalten.

lage zum Wiederanfahren überzeugt hatte, nahm

Die Schiene war somit zu keinem Zeitpunkt ohne

das KKG am 22. Juni 2012 die Stromproduktion

Spannung.

wieder auf.

Bei Umschaltarbeiten an der Lüftung im Reaktor-

Die Strahlendosen während der gesamten Revisi-

gebäude wurde von der Schichtmannschaft am

onsdauer und im Verlauf des ganzen Betriebsjahres

4. April 2012 festgestellt, dass die Kontrolllampen

zeichneten sich durch eine tiefe Gesamtkollek-

am Leitstand des Hauptkommandoraums eine

tivdosis aus. Die Dosisgrenzwerte der Strahlen-

nicht korrekte Schalterstellung eines Umluft-

schutzverordnung für strahlenexponierte Personen

ventilators anzeigten. Bei der Kontrolle des zu-

wurden jederzeit eingehalten. Die Abgaben radio-

gehörigen Einschubes im Schaltanlagengebäude

aktiver Stoffe an die Umgebung lagen unter den

wurden Beschädigungen festgestellt. Der im be-

behördlich festgelegten Grenzwerten. Die dadurch

troffenen Einschub befindliche Steuerautomat

verursachten zusätzlichen Strahlendosen für die

wurde daraufhin ausgeschaltet, wodurch die

Bevölkerung sind verglichen mit der natürlichen

elektrische Versorgung für den Umluftventilator

Strahlenexposition unbedeutend.

unterbrochen wurde. Ursache der Beschädigung

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im

war ein Lichtbogen im Bereich der elektrischen

mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen

Einspeisung des Schalters. Zur Wiederherstel-

Niveau.

lung des Sollzustands musste die entsprechende

Vier Reaktoroperateure und drei Schichtchefs be-

Notstromschiene kurzzeitig freigeschaltet werden.

standen die Zulassungsprüfung. Drei Reaktoropera-

Nachdem die Arbeiten abgeschlossen waren,

teur-Anwärter absolvierten die theoretische Grund-

konnte die Stromschiene wieder zurückgeschaltet

ausbildung an der Reaktorschule des Paul Scherrer

werden.

Instituts erfolgreich.

Durch einen Defekt auf einer Messkarte kam es am 11. Mai 2012 um 05:16 Uhr zu einer fehler-

3.2 Betriebsgeschehen

haften Anregung des Signals für einen zu tiefen Primärkühlmitteldruck (<12 bar) vor einer der drei Hauptkühlmittelpumpen. In der Folge wurde

Die Arbeitsausnutzung des KKG betrug im Be-

diese Pumpe automatisch abgeschaltet, was

triebsjahr 93,7% bei einer Zeitverfügbarkeit von

auslegungsgemäss eine Reduktion der Reaktor-

94,3%. Die Nichtverfügbarkeit der Anlagen war

leistung auf ca. 30% auslöste. Zweck der betrof-

hauptsächlich durch den Revisionsstillstand be-

fenen Drucküberwachung ist es, im Sinne des

dingt. Im Berichtsjahr lieferte die Anlage 193,3 GWh

Aggregateschutzes zu verhindern, dass beim

Prozesswärme für die Versorgung der nahe gele-

Abfahren der Anlage eine Hauptkühlmittel-

genen Kartonfabrik. Weitere Betriebsdaten sind in

pumpe fälschlicherweise bei einem Primärkühl-

der Tabelle 2 des Anhangs zusammengestellt. Die

mitteldruck von weniger als 12 bar betrieben

Zeitverfügbarkeit und die Arbeitsausnutzung der

wird. Nach dem Austausch der defekten gegen

52

ENSI Aufsichtsbericht 2012


eine geprüfte Grenzwertkarte wurde die Anlage

ger als einem Kubikzentimeter festgestellt. Nach

ab 07:45 Uhr wieder auf Volllast gefahren, die

dem Entfernen der Ablagerung wurde die Stelle

um 11:30 Uhr erreicht wurde. Wie bei jeder

während einiger Tage beobachtet, wobei sich

Leistungsänderung kam es auch in diesem Fall

weder ein Wasseraustritt noch eine erneute

zu einer zeitlichen und räumlichen Änderung

Ablagerung zeigten. Die anschliessende Ober-

der Verteilung des Xenon-135 im Reaktorkern,

flächenrissprüfung ergab eine Rissanzeige. Zu-

welche ihrerseits die Leistungsverteilung im Reak-

sätzliche Untersuchungen an vergleichbaren Rohr-

torkern beeinflusst. Da sich die Verteilung des

leitungsabschnitten dieses Systems ergaben keine

Xenon-135 aus physikalischen Gründen zeitlich

Befunde. Die Rissstelle wurde abgedichtet. Der

verzögert zur Leistung ändert, befanden sich

betroffene Rohrleitungsabschnitt wird ersetzt

die Xenon- und die Leistungsverteilung zum

und einer werkstofftechnischen Analyse unter-

Zeitpunkt des nachstehend beschriebenen Vor-

zogen, um die genaue Ursache der Borsäure-

kommnisses noch nicht in einem stationären

ablagerung zu ermitteln.

Zustand.

Bei der in der Revisionsabstellung durchge-

Nach der vorübergehenden Leistungsreduktion

führten Prüfung der Dampferzeuger-Heizrohre

vom Morgen des 11. Mai 2012 kam es um 14:32 Uhr,

wurde am 19. Juni 2012 an zwei Heizrohren eine

rund 3 Stunden nach Wiedererreichen der Voll-

Wanddickenschwächung von mehr als 50% fest-

last, zu einem automatischen Einwurf des zen-

gestellt. Die betroffenen Heizrohre wurden mit

tralen Steuerstabs. Dadurch wurde die Reaktorleis-

Stopfen verschlossen.

tung automatisch auf etwa 85% der Nennleistung

Am 22. Juni 2012 begann das Wiederanfahren

reduziert. Direkte Ursache war ein kurzzeitiger

nach dem Revisionsstillstand. Am 30. Juni 2012

lokaler Anstieg der Neutronenflussdichte, wie er

kam es bei einer Reaktorleistung von 95% zu

in Druckwasserreaktoren gegen Ende des Be-

einer ungeplanten Reaktorschnellabschaltung.

triebszyklus gelegentlich auftritt. Er führte zur

Diese war auf eine Fehlauslösung von Reaktor-

Überschreitung eines Grenzwertes für die axiale

schutzsignalen zurückzuführen. Ursache der

Asymmetrie der Leistungsverteilung im Reaktor-

Fehlauslösung war ein Kurzschluss einer Über-

kern. Begünstigt wurde diese Überschreitung

spannungs-Schutzdiode in einem Reaktorschutz-

durch die einige Stunden vorher erfolgte vor-

schrank, wodurch der betroffene Schrank span-

übergehende Leistungsreduktion. Die dadurch

nungslos wurde. Dies führte zur Fehlauslösung

ausgelöste und zum Zeitpunkt des Stabeinwurfs

mehrerer Reaktorschutzsignale, auf welche die

immer noch im Gang befindliche zeitliche Än-

Anlage auslegungsgemäss eine Kaltbespeisung

derung der Xenon- und Leistungsverteilung im

eines Dampferzeugers durch das Notspeise-

Reaktorkern führte dazu, dass verglichen mit

system auslöste, eine Hauptkühlmittelpumpe

dem stationären Zustand ein grösserer Anteil der

abschaltete, die Reaktorleistung auf unter 40%

Leistung in der unteren Hälfte des Reaktorkerns

reduzierte, zwei Frischdampf-Isolationsventile

erzeugt wurde. Zusammen mit dem kurzzeitigen

schloss, den Reaktor und die Turbine abschal-

lokalen Anstieg der Neutronenflussdichte in

tete sowie ein Frischdampf-Sicherheitsventil

diesem Bereich führte dies zur Grenzwertüber-

kurz ansprechen liess. Die Schichtmannschaft

schreitung und auslegungsgemäss zum Stab-

ging gemäss Betriebshandbuch vor und stabili-

einwurf. Die für das Hochfahren der Anlage ver-

sierte die Anlage. Die Störungsursache konnte

wendete Vorschrift berücksichtigte den Fall

nach Aufbieten eines Spezialisten identifiziert

eines Anfahrens nach einer störungsbedingten

werden. Anschliessend ersetzte das KKG die de-

Leistungsreduktion gegen Ende des Zyklus nicht

fekte Diode und prüfte, ob die Voraussetzungen

ausreichend. Ab 15:32 Uhr wurde die Leistung

für das Wiederanfahren erfüllt waren. Die An-

langsamer als am Vormittag wieder erhöht, um

lage wurde am 1. Juli 2012 wieder angefahren.

23:50 Uhr wurde Volllast erreicht. Mit dem lang-

Das ENSI hat vertiefte Abklärungen zum Vor-

sameren Hochfahren wurde sichergestellt, dass

kommnisablauf vorgenommen. Diese bestäti-

ein erneuter kurzzeitiger lokaler Anstieg der

gen, dass das Anlageverhalten der Auslegung

Neutronenflussdichte nicht wieder zu einem

entsprach. Das ENSI hat vom KKG verlangt zu

Stabeinwurf geführt hätte.

prüfen, wie sich ein gleichartiger Ausfall der

Am 7. Juni 2012 wurde an einer Rohrleitung des

Versorgungsspannung in anderen Schaltschrän-

Systems zur Lagerung und Aufbereitung des

ken des Reaktorschutzsystems auswirken würde

Kühlmittels eine Borsäureablagerung von weni-

und ob Massnahmen erforderlich sind. Zudem

ENSI Aufsichtsbericht 2012

53


Arbeiten am offenen Reaktor Foto: KKG

hat das ENSI bis zum gleichen Termin eine Über-

lung des Fasses ausgegangen. Eine radiologische

prüfung der Zweckmässigkeit des Betriebshand-

Gefährdung durch das ausgetretene Bitumen

buchs und des Vorgehens des Schichtpersonals

bestand nicht, wie die gemessene Gamma-Akti-

bei der Bewältigung des Störfalls gefordert.

vität (210 Bq Co-60 und 40 Bq Cs-137) zeigte.

Im Rahmen der Vorbereitung zweier Funktions-

Die Schadstelle wurde abgedeckt und wird wei-

prüfungen wurde am 4. Oktober 2012 die

ter beobachtet.

Dampferzeugerabschlämmung ausser Betrieb

Eine Zusammenstellung der Vorkommnisse der

genommen. Dabei wurde der Schliessvorgang

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

einer Regelarmatur durch ein anstehendes

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich-

Schutzkriterium vorzeitig abgebrochen und die

tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

Armatur blieb teilweise geöffnet. Bei einer an-

Tabelle 4.

schliessenden Inspektion wurde am 5. Oktober 2012 ein Fremdkörper in der betroffenen Armatur gefunden, welcher das vollständige Schlies-

3.3 Anlagetechnik

sen verhindert hatte. Der Fremdkörper wurde geborgen und die Armatur wurde auf ihre Funk-

3.3.1 Revisionsarbeiten

tionsfähigkeit hin untersucht. Es ergaben sich keine Befunde, die auf eine weitere Einschrän-

Während des Revisionsstillstandes in der Zeit vom

kung der Armatur hätten schliessen lassen. Eine

2. bis zum 22. Juni 2012 wurden Routinetätig-

Absperrung der Dampferzeugerabschlämmung

keiten wie der Brennelementwechsel, zahlreiche

wäre durch andere Armaturen jederzeit möglich

zerstörungsfreie Prüfungen und Instandhaltungs-

gewesen.

arbeiten an mechanischen, elektro- und leit-

Im Rahmen der Umlagerung von Abfallgebinden

technischen Einrichtungen und Systemen, wieder-

und Fässern mit schwachaktiven Abfällen im in-

kehrende Funktionsprüfungen an Komponenten

ternen Abfalllager des KKG wurde am 15. Okto-

sowie Instandhaltungs- und Änderungsarbeiten

ber 2012 an einem Fass ein Austritt von etwa

durchgeführt.

einem Gramm zähflüssiger Abfallmatrix fest-

Einige der im Revisionsstillstand 2012 durchge-

gestellt. Beim Inhalt des Fasses handelt es sich

führten Arbeiten und Prüfungen sind nachfolgend

um Waschwasserkonzentrate, die unter Beigabe

aufgeführt.

von Bitumen verfüllt wurden. Die Abfallmatrix

54

Rund 11 000 Dampferzeuger-Heizrohre wurden

war durch eine Schweissnaht des Fasses ausge-

mittels moderner Wirbelstromtechnik geprüft.

treten und haftete vollständig an dessen Ober-

Dabei wurde an zwei Dampferzeugerheizrohren

fläche. Es wird von einem Fehler bei der Herstel-

eine Wanddickenschwächung von mehr als 50%

ENSI Aufsichtsbericht 2012


festgestellt, worauf die betroffenen Heizrohre

klus (2011/2012) keine Brennstab-Hüllrohrdefekte

permanent verschlossen wurden (vgl. Kap. 3.2).

aufgetreten sind. Während des Revisionsstillstands

Das Kugelmesssystem, welches im Betrieb zur

wurden 36 frische WAU-Brennelemente in den

Bestimmung der Leistungsverteilung im Reaktor-

Reaktorkern geladen, der damit im 34. Betriebszy-

kern dient, wurde ersetzt.

klus insgesamt 177 WAU-Brennelemente enthält.

Die seismische Lagerung beider Notstandsdiesel

Somit befinden sich keine MOX-Brennelemente

wurde mittels neuer Feder-Dämpferelemente

mehr im Kern des KKG.

ertüchtigt. Mit diesen können die vom KKG an-

Bei umfangreichen Inspektionen von Standard-

genommenen höheren Lasten unter Berücksich-

Brennelementen mit Uran-, MOX- und WAU-Brenn-

tigung der zugrundeliegenden Gefährdungsan-

stoff und verschiedenen Standzeiten wurden bezüg-

nahmen für ein Erdbeben sicher abgetragen

lich des Brennelement- und Brennstabwachstums

werden.

sowie der Brennelementverbiegung auslegungs-

Im Notstandsgebäude wurde eine gesicherte

gemässe Zustände festgestellt. Die untersuchten

Anzeige von Temperatur und Füllstand des

Hüllrohre von Teststäben aus sogenanntem Material

Brennelementbeckens im Reaktorgebäude nach-

M5 und die Standard-Hüllrohre wiesen nur geringe,

gerüstet (vgl. Kap. 3.3.4).

den Erfahrungen entsprechende, Oxidschichtdicken

Der Strang 2 des elektrischen Eigenbedarfs

auf. Die Bestrahlungsprogramme für Cr2O3-dotier-

wurde einer Grossrevision unterzogen. Dabei

ten Brennstoff mit DX-D4- und M5-Hüllrohren

wurden auch die 24-V-Gleichrichter ersetzt und

sowie für Materialteststäbe werden weitergeführt.

der rotierende Umformer zur Versorgung der

Die Steuerstabfinger aller 48 Steuerelemente wur-

gesicherten 380-V-Schiene gegen statische

den während des Revisionsstillstands mittels Wir-

Wechselrichter ausgetauscht.

belstromprüfung auf Wanddickenschwächungen

Mit den im externen Lager in Reitnau gelagerten

und Beschädigungen hin untersucht. Bei einem

Notstromdieselgeneratoren wurde ein erfolg-

Steuerelement der Erstausstattung, das 18 Stand-

reicher Einspeiseversuch durchgeführt, der vom

zeiten im Einsatz war, sind Rissanzeigen festgestellt

ENSI inspiziert wurde. Dabei wurde nachgewie-

worden. Es wurde vorsorglich gegen ein neues

sen, dass eine 380-V-Notstandschiene mit ange-

Steuerelement ausgetauscht und kommt nicht

schlossenen Verbrauchern versorgt werden kann.

mehr zum Einsatz. Alle anderen Steuerelemente be-

Das Kühlwassersystem des Generators wurde im

fanden sich in einem auslegungsgemässen Zustand.

Hinblick auf den für 2013 vorgesehenen Aus-

Im 34. Betriebszyklus befinden sich 46 Steuer-

tausch des Generators erweitert.

elemente aus Nachlieferungen sowie 2 aus der Erst-

Die im Bereich der Leittechnik auf der Sekundär-

ausstattung im Reaktor.

seite neu installierte Frischdampfumleitregelung

Das ENSI hat sich davon überzeugt, dass das KKG

wurde nach dem Revisionsstillstand beim Wieder-

neue Brennelemente und Steuerstäbe einsetzt, die

anfahren auf ihr Regelverhalten hin überprüft.

den Qualitätsanforderungen für einen sicheren

Dazu führte das KKG bei einer Generatorleistung

zBetrieb entsprechen, und dass der Betreiber nur

von rund 500 MW einen Lastabwurf auf Eigen-

bestrahlte Brennelemente und Steuerstäbe mit

bedarf durch. Dabei hat sich das ENSI mit einer

defektfreien Hüllrohren in den Reaktor einsetzt.

Inspektion von der Funktionsfähigkeit der neuen

Im Berichtszeitraum 2012 wurde der Reaktorkern

Regelungstechnik überzeugt.

auslegungsgemäss und im bewilligten Rahmen betrieben. Die Ergebnisse der reaktorphysikalischen

3.3.2 Anlageänderung

Messungen stimmten gut mit den Ergebnissen der Kernauslegungsberechnung überein. Die Betriebs-

Am unabhängigen Beckenkühlkreislauf wurde

grenzen wurden eingehalten.

eine zweite Feuerwehr-Einspeiseleitung installiert. Damit wurde eine weitere Einspeisemöglichkeit ins

3.3.4 Massnahmen nach Fukushima

Brennelementbecken geschaffen. Das KKG hat dem ENSI fristgerecht am 30. März

3.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

2012 die in der Verfügung vom 1. April 2011 geforderten Nachweise zur Beherrschung eines 10 000-jährlichen Erdbebens sowie der Kombina-

Geringe Aktivitätskonzentrationen im Primärkühl-

tion von Erdbeben und Hochwasser eingereicht.

mittel liessen den Schluss zu, dass im 33. Betriebszy-

Bereits vorgängig waren die Erdbebenfestigkeits-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

55


nachweise (Fragilities) für alle relevanten Bau-

gaben für die Auswertung der für das KKG rele-

werke, Systeme und Komponenten fertiggestellt

vanten externen Vorkommnisse existieren. Ebenso

worden. Neben der Sicherheit des Kernreaktors,

sind die Übergänge zu den für die Umsetzung

des Primärkreislaufs und des Containments war

abgeleiteter Massnahmen relevanten Prozessen

gemäss der ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 auch

festgelegt. Das ENSI stellte fest, dass inhaltliche

die Auslegung der Brennelementlagerbecken,

Vorgaben zur Umsetzung der Anforderungen der

-gebäude und -kühlsysteme zu überprüfen und die

Richtlinie ENSI-B02 für die Berichterstattung ans

Einhaltung der zulässigen Dosislimiten für diese

ENSI erst im Entwurf vorhanden sind, und ver-

Störfälle nachzuweisen. Aufgrund der Prüfung der

langte Korrekturmassnahmen.

eingereichten Dokumentation kam das ENSI zum

In einer am 18. Dezember 2012 durchgeführten

Schluss, dass die Kernkühlung und die Kühlung

Schwerpunktinspektion zum langandauernden Ver-

des Brennelementlagerbeckens unter Einwirkung

lust der Stromversorgung überzeugte sich das ENSI

eines 10 000-jährlichen Erdbebens und der Kombi-

von der Verfügbarkeit und der Eignung der zur

nation von Erdbeben und erdbebenbedingtem

Beherrschung des langandauernden Totalausfalls

Hochwasser einzelfehlersicher gewährleistet sind.

der Wechselstromversorgung vorgesehenen Einrich-

Die Dosislimite von 100 mSv wird bei diesen Stör-

tungen für die Accident-Management-Massnah-

fällen eingehalten. Das Kriterium gemäss Art. 3 der

men. Die vorgestellte Strategie zur Beherrschung

«Ausserbetriebnahmeverordnung» (SR 732.114.5)

des langandauernden Totalausfalls der Wechselstrom-

wird nicht erreicht. Aus der Stellungnahme des

versorgung bewertete das ENSI als zielführend. Den-

ENSI zum Erdbebennachweis des KKG resultieren

noch identifizierte das ENSI Verbesserungsbedarf

dennoch Forderungen, die spezifische Punkte in

bei den vorhandenen Mitteln für die manuelle

den Nachweisen sowie den Qualitätssicherungs-

Dampferzeuger-Bespeisung und forderte Korrek-

prozess für die Erstellung von Sicherheitsanalysen

turmassnahmen. In der gleichen Inspektion kon-

betreffen. Das ENSI forderte die Vervollständigung

trollierte das ENSI die korrekte Ausführung der laut

der Nachweise zum erdbebenbedingten Hochwas-

ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011 auf Ende 2012

ser (Berücksichtigung des Versagens der flussauf-

verlangten externen elektrischen und hydrauli-

wärts gelegenen Stauanlagen) und der Analysen

schen Anschlüsse für AM-Massnahmen. Es konnte

zur Kernkühlung (Szenarien mit dem Ansprechen

dabei die Erfüllung der Forderung aus der Verfü-

oder dem Offenbleiben eines Druckhalter-Sicher-

gung festgestellt werden.

heitsventils) und zur Kühlung der Brennelementlagerbecken (Szenario mit einer hypothetischen Leckage in der Reaktorgrube) sowie zum un-

3.4 Strahlenschutz

zulässigen Anheben der Brennelemente infolge von vertikaler Erdbebenbeschleunigung. Ausser-

Im Kalenderjahr 2012 betrug die Kollektivdosis im

dem verlangte das ENSI die Aufnahme der in den

KKG 493 Pers.-mSv. Die höchste im KKG regis-

Nachweisen kreditierten maximalen sekundärsei-

trierte Individualdosis lag bei 6,5 mSv. Der Dosis-

tigen Konzentrationen radioaktiver Stoffe in die

grenzwert der Strahlenschutzverordnung für be-

Technische Spezifikation. Die entsprechenden Än-

ruflich strahlenexponierte Personen von 20 mSv

derungen der Technischen Spezifikation wurden

pro Jahr wurde unterschritten.

inzwischen vom KKG beantragt und vom ENSI

Bei den Arbeiten während des Revisionsstillstands

freigegeben. Termingerecht reichte das KKG zu

wurden 426 Pers.-mSv akkumuliert, geplant waren

den Forderungen Dokumente nach. Hinsichtlich

481 Pers.-mSv. Es wurden keine Personenkontami-

Kernkühlung konnte das ENSI die nachgereichten

nationen festgestellt, die nicht mit einfachen Mit-

Analysen akzeptieren, wonach ein Ansprechen

teln entfernt werden konnten. Es sind keine Inkor-

des Druckhalter-Sicherheitsventils bei Verfügbar-

porationen aufgetreten.

keit beider Notstandsstränge sicher ausgeschlos-

Die Anlage zeigte sich in einem radiologisch sehr

sen werden kann. Bei den anderen offenen Punk-

sauberen und zonenkonformen Zustand. Die Do-

ten hat das ENSI die Überprüfung für 2013

sierung von Zink in den Primärkreis wirkt sich auf

terminiert.

den Dosisleistungspegel und die akkumulierte

Am 12. Dezember 2012 führte das ENSI eine Schwer-

Personendosis positiv aus. Im Durchschnitt lag die

punktinspektion zu den Prozessen und Vorgabedo-

Dosisleistung an ausgewählten Primärkomponen-

kumenten zur Auswertung externer Vorkommnisse

ten um 48% unter dem Wert, der zu Beginn der

durch. Die Inspektion zeigte, dass geeignete Vor-

Zinkdosierung im Jahr 2005 ermittelt wurde. Im

56

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Vergleich zum Vorjahrswert (44%) wurde damit eine weitere Reduktion erreicht. Die radiologische Situation aufgrund des immer noch erhöhten Trampurananteils im Kreislauf als Folge der Brennelementdefekte in vergangenen Jahren erforderte auch in der Revision 2012 ergänzende Schutzmassnahmen. Eine Zutrittsbegrenzung für das gesamte Containment musste nur direkt nach dem Ziehen des RDB-Deckels bis zum Abschluss der Reinigungsarbeiten angeordnet werden. Die Luftkontamination konnte innert einiger Stunden mit Hilfe der verbesserten Spülluftanlage unter den Richtwert gesenkt werden. Damit bestand keine Gefährdung des Personals und die Umwelt wurde nicht belastet. Das ENSI hat sich bei mehreren Inspektionen davon überzeugt, dass im KKG ein konsequenter und gesetzeskonformer Strahlenschutz praktiziert wird. Der Personalbestand im Strahlenschutz war immer ausreichend. Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich unterhalb der in der Betriebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch für die Abgabe radioaktiver Stoffe mit dem Abwasser ohne Tritium. Die für Druckwasserreaktoren typischen Tritium-Abgaben des KKG betrugen rund 20% des Jahresgrenzwerts. Die quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontrollmessungen von Abwasserproben sowie Iod- und Aerosolfiltern ergaben eine gute Übereinstimmung mit den vom KKG gemeldeten Analyse-

Absatz 3 der Strahlenschutzverordnung vorgege-

ergebnissen. Aus den tatsächlich über die Abluft

benen Immissionsgrenzwerte für Direktstrahlung

und das Abwasser abgegebenen radioaktiven

ausserhalb des Kraftwerksareals von 1 mSv pro

Stoffen berechnet das ENSI die Jahresdosis für

Jahr für Wohn- und Aufenthaltsräume und von

Einzelpersonen der Bevölkerung in der Umgebung

5 mSv pro Jahr für andere Bereiche wurden einge-

des KKG unter konservativen, d. h. ungünstigen

halten. Für detaillierte Angaben zur radiologischen

Annahmen. Die Dosen liegen unter 0,001 mSv für

Situation innerhalb und ausserhalb der Anlage

Erwachsene, Zehnjährige und Kleinkinder und

Gösgen wird auf den Strahlenschutzbericht 2012

liegen damit deutlich unterhalb des quellenbe-

des ENSI verwiesen.

Foto: KKG

zogenen Dosisrichtwerts von 0,3 mSv/Jahr gemäss Richtlinie

ENSI-G15.

Die

Dosisleistungsmess-

sonden des vom ENSI betriebenen Messnetzes

3.5 Radioaktive Abfälle

(MADUK) in der Umgebung des Werks zeigten keine durch den Betrieb der Anlage erhöhten

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKG regelmässig

Werte. Die EDIS-Dosimeter (Environmental Direct

aus den Wasserreinigungssystemen sowie der

Ion Storage Dosimeter) registrierten keine signi-

Abgas- und Fortluftreinigung an. Weitere Abfälle

fikante Erhöhung gegenüber der Untergrund-

stammen aus dem Austausch von Komponenten

strahlung. Bei den quartalsweise vom ENSI zur

bei Instandhaltungs-, Umbau- oder Nachrüstmass-

Kontrolle durchgeführten Messungen an der Um-

nahmen und den dabei verwendeten Verbrauchs-

zäunung des KKG wurden ebenfalls keine

materialien. Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen

signifikanten Erhöhungen gegenüber der Unter-

(vgl. Tabelle 8) war im Berichtsjahr mit 18 m3 gerin-

grundstrahlung festgestellt. Die nach Artikel 102

ger als im Vorjahr. Der Anfall bewegt sich innerhalb

ENSI Aufsichtsbericht 2012

Deckel eines Brennelementtransportbehälters

57


der mehrjährigen Schwankungsbreite auf einem

3.6 Notfallbereitschaft

niedrigen Niveau. Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

Die Notfallorganisation des KKG ist für die Bewäl-

kampagnenweise konditioniert und anschliessend

tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals

zwischengelagert. Die im KKG vorhandenen un-

zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

konditionierten Abfälle sind in dafür vorgese-

geeigneten Führungsprozessen und -einrichtungen

henen Räumlichkeiten der kontrollierten Zone

zusammen mit einer entsprechenden Auslegung

aufbewahrt. Ihr Bestand ist mit 39 m3 gering.

der Anlage hat das KKG die Notfallbereitschaft auf

Brennbare und schmelzbare Rohabfälle wurden im

hohem Niveau sicherzustellen.

Berichtsjahr für die Behandlung in der Plasma-

Das ENSI hat im November 2012 anlässlich der

Anlage der ZWILAG bereitgestellt und dorthin

Werksnotfallübung VARIUS die Notfallorganisation

transportiert.

beobachtet und beurteilt. Für die Übung wurde

Als Konditionierungsverfahren kommen im KKG

ein Szenario unterstellt, bei dem ein sich vergrös-

die Bituminierung von Harzen und Konzentraten

serndes Primärleck zu Brennstoffschäden führte

sowie die Zementierung von nicht brenn- oder

und dadurch zu einer Freisetzung von radioaktiven

schmelzbaren Abfällen zum Einsatz. Für alle

Stoffen ins Containment. Infolge eines Fehlers an

angewendeten Verfahren liegen die gemäss

der Aussentüre der Containment-Notschleuse kam

Kernenergieverordnung und Richtlinie ENSI-B05

es zu einer nicht absperrbaren, unkontrollierten

erforderlichen

Freisetzung in den Ringraum und zur Abgabe von

behördlichen

Typengenehmi-

gungen vor. Im Berichtsjahr wurde Borkonzentrat

radioaktiven Stoffen an die Umgebung.

in Bitumen verfestigt.

Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele

Die Einbindung von Harzen und Konzentraten

gemäss Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das

in Bitumen erhöht den organischen Anteil im

KKG verfügt über eine zur Beherrschung von Stör-

zukünftigen geologischen Tiefenlager. Das ENSI

fällen geeignete Notfallorganisation.

begrüsst daher die Entwicklungsarbeiten und

Eine Inspektion zeigte zudem, dass die Notfallkom-

Versuche des KKG, um für den Abfallstrom, der

munikationsmittel für den Kontakt zu externen

für rund 90% der Bituminierung im KKG verant-

Stellen betriebsbereit sind.

wortlich ist, ein Alternative zu implementieren.

Die am Samstag, 30. Juni 2012, durch den KKG-PI

Ziel ist ein mineralisiertes Produkt ohne organische

angeforderte Unterstützung durch den Notfallstab

Anteile. Das ENSI stellt gleichwohl fest, dass ge-

und das darauf folgende Aufgebot des KKG-

mäss heutigem Kenntnisstand selbst unter Bei-

Notfallstabs wurden durch das ENSI als unange-

behaltung der bisherigen Konditionierungstech-

kündigte Alarmierungsnotfallübung gewertet, bei

nologie die zukünftigen Tiefenlager aus anderen

welcher die Verfügbarkeit des Werks-Notfallstabes

Gründen um ein Vielfaches höhere Gasproduk-

gemäss Richtlinie ENSI-B11 bestätigt wurde.

tionsraten beherrschen müssen, als sie aus den organischen Abfallbestandteilen im Betriebsabfall der Kernkraftwerke unter ungünstigsten Bedin-

3.7 Personal und Organisation

gungen entstehen können. Die konditionierten Abfallgebinde werden routi-

3.7.1 Organisation und Betriebsführung

nemässig im werkseigenen Zwischenlager eingelagert. Das KKG nutzt aber auch die Kapazitäten

Im Berichtsjahr hat das KKG den Personalbestand

des zentralen Zwischenlagers in Würenlingen. Die

auf 503 Personen erhöht (Ende 2011: 489), was

radioaktiven Abfälle des KKG sind in einem von

unter anderem mit dem Personalbedarf für lau-

allen schweizerischen Kernanlagen eingesetzten

fende und geplante Projekte zusammenhängt. Am

elektronischen Buchführungssystem erfasst, so

1. Oktober 2012 übernahm der neue Kraftwerks-

dass die Information über Menge, Lagerort und

leiter seine Funktion.

radiologische Eigenschaften jederzeit verfügbar

Das Managementsystem des KKG entspricht der

ist.

Norm DIN EN ISO 9001:2008 und wird in regel-

Ein wichtiges Element bei der Minimierung der

mässigen Audits vom Zertifizierungsinstitut ge-

radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von

prüft. Das ENSI führte 2012 eine Inspektion zur

Materialien aus der kontrollierten Zone. Im Berichts-

Integration des Regelwerks in das Management-

jahr wurden 56 t Material gemäss den Vorgaben

system durch. Die Prozesse, die sicherstellen, dass

der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen.

die verwendeten gesetzlichen und reglementari-

58

ENSI Aufsichtsbericht 2012


schen Grundlagen aktuell sind, erfüllen die

heitsüberprüfung (PSÜ) des KKG veröffentlicht.

Anforderungen.

Das ENSI ist zum Ergebnis gekommen, dass das

Im Laufe des Jahres 2012 hat das ENSI mit dem KKG

KKG sicherheitstechnisch auf einem hohen Ni-

Fachgespräche zur Sicherheitskultur durchgeführt.

veau ist und die Anlage mit der notwendigen

Themen waren die Bedeutung und die Auswir-

Sorgfalt und hinterfragenden Haltung betrieben

kungen des Unfalls in Fukushima in Bezug auf die

wird.

Sicherheitskultur der Betreiber der Schweizer Kern-

Längerfristig ist ein Ersatz der leittechnischen Ein-

kraftwerke. Ziel dieser Art von Gesprächen ist ex-

richtungen notwendig. Bei den Wiederholungs-

plizit nicht die Bewertung der Sicherheitskultur der

prüfungen mechanischer Ausrüstungen sind ver-

Betreiber, sondern die Förderung der Selbstreflexion

einzelt Ergänzungen im Messumfang notwendig.

der Betreiber über die eigene Sicherheitskultur. Im

Grössere Defizite ortete das ENSI im Bereich der

ersten Fachgespräch wurden die vom ENSI vorge-

Dokumentation. Die PSÜ-Dokumentation erfüllte

gebenen Themen behandelt. Das ENSI wertete das

nur teilweise die Vorgaben des Regelwerkes,

Gespräch aus und informierte den Betreiber im Rah-

weshalb auch aussergewöhnlich umfangreiche

men eines zweiten Gesprächs über die Ergebnisse.

Nachforderungen zur Dokumentation seitens des ENSI notwendig waren, wie bereits im Aufsichts-

3.7.2 Personal und Ausbildung

bericht 2009 dargelegt wurde. Die überwiegende Zahl der vom ENSI gestellten Forderungen fällt in

Im Berichtsjahr bestanden drei Reaktoroperateur-

diesen Bereich. Insbesondere im Bereich der

Anwärter des KKG die Abschlussprüfung der kern-

deterministischen und probabilistischen Störfall-

technischen Grundlagenausbildung an der Reaktor-

analysen erfüllt auch die nachgereichte Dokumen-

schule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für die

tation nicht die Vorgaben und die verwendeten

weitere Ausbildung und spätere Zulassungsprüfung

Analysemethoden entsprechen nur teilweise den

zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung vermittelt

im Regelwerk festgeschriebenen Vorgaben und

die erforderlichen theoretischen Kenntnisse in ther-

internationalen Empfehlungen.

mischer Kraftwerkstechnik, Nuklearphysik, Reaktor-

Das KKG wurde innerhalb des Beurteilungszeit-

technik und Strahlenschutz.

raums zuverlässig betrieben und es bestand je-

Vier Reaktoroperateure und drei Schichtchefs des

derzeit eine ausreichende Vorsorge gegen eine

KKG legten ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab.

unzulässige Freisetzung radioaktiver Stoffe sowie

Die Zulassungsprüfungen bestehen aus einem

eine unzulässige Bestrahlung von Personen im

theoretischen und einem praktischen Teil. Im theo-

Normalbetrieb und bei Störfällen. Dies sind gute

retischen Teil weisen die Kandidaten ihre detail-

Voraussetzungen für einen sicheren Betrieb des

lierten Kenntnisse zum Aufbau und Verhalten der

KKG in der Zukunft. Dazu sind weiterhin Anstren-

Anlage und zu den anzuwendenden Vorschriften

gungen zur kontinuierlichen Verbesserung der

nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen An-

Sicherheit notwendig, wozu auch eine kritisch

lagesimulator und besteht in einer Demonstration

hinterfragende Haltung gegenüber Sicherheits-

der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der

analysen gehört.

zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungspro-

3.9 Sicherheitsbewertung

gramm 2012 der Abteilung Betrieb durchgeführt. Gegenstand der Inspektion waren insbesondere die

3.9.1 Detaillierte Bewertung

anlagenspezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator und die allgemeine

Im Jahr 2012 beurteilte das ENSI mit dem im

Wiederholungsschulung. Das Ausbildungsprogramm

Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie-

erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.

benen System rund 220 Inspektionsgegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelas-

3.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung

pekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen Zellen der Sicherheitsbewertungs-

Das ENSI hat im Berichtsjahr eine Stellungnahme

Matrix zu folgenden zusammenfassenden Beur-

zur Ende 2008 eingereichten Periodischen Sicher-

teilungen:

ENSI Aufsichtsbericht 2012

59


Integrität des Primärkreises, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala An zwei Dampferzeuger-Heizrohren wurde eine Wanddickenschwächung von mehr als 50% festgestellt.

Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Zur Reparatur eines Schalters der Reaktorgebäudelüftung musste eine Notstromschiene kurzzeitig Sicherheitsbewertung 2012 KKG: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

freigeschaltet werden. Eine Armatur der Dampferzeugerabschlämmung war durch einen Fremdkörper blockiert.

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In-

Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher-

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbewer-

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

tungen begründet, die in die Kategorien A (Ab-

folgt aus:

weichung) und höher gehören. Die aufgeführten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen oder Barrieren als auch für Schutzziele von Bedeutung.

Ebene 1, Betriebsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala In einer für das Hochfahren der Anlage verwendeten internen Vorschrift war das Anfahren nach einer störungsbedingten Leistungsreduktion gegen Ende des Zyklus nicht ausreichend berücksichtigt.

Sicherheitsbewertung 2012 KKG: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Nur aus der Schutzziel-Perspektive sichtbar ist

An einer Rohrleitung des Systems zur Lagerung

an einem Fass festgestellte Austritt von etwa einem

und Aufbereitung des Kühlmittels trat ein Riss

Gramm zähflüssiger Abfallmatrix. Dieser betrifft

auf, der zu einer Borsäureablagerung von weniger

das Schutzziel Einschluss radioaktiver Stoffe. Weil in

als einem Kubikzentimeter führte.

der unter 3.2 beschriebene, am 15. Oktober 2012

der Darstellung aus der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge nur die auf den Reaktor bezo-

Ebene 2, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

genen Barrieren dargestellt werden, wird dieser

Ein Defekt auf einer Messkarte führte zur Ab-

ENSI bewertet den genannten Befund an einem

schaltung einer Hauptkühlmittelpumpe und einer

Fass als Abweichung mit einer geringen Bedeu-

Leistungsreduktion.

tung für die nukleare Sicherheit.

Ebene 3, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Störungsbedingt fiel ein 220-V-Gleichrichter

60

Befund in dieser Perspektive nicht sichtbar. Das

3.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben

kurzzeitig aus.

Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben hat

Ein Kurzschluss einer Überspannungs-Schutzdiode

das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen

in einem Reaktorschutzschrank führte zu einer

Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus dem EU-

Reaktorschnellabschaltung.

Stresstest herangezogen und dabei die Auslegung

ENSI Aufsichtsbericht 2012


der Anlage bezüglich Redundanzgrad, Diversität,

Schutzdiode in einem Reaktorschutzschrank, der

räumlicher Separation und Robustheit gegen aus-

zu einer Reaktorschnellabschaltung führte, die

lösende Ereignisse bewertet. Da die Auslegungs-

kurzzeitige Freischaltung einer Notstromschiene

Vorgaben des KKG die Minimalanforderungen

zur Reparatur des Schalters eines Umluftventi-

und den Stand ausländischer Anlagen desselben

lators, den Fremdkörper in einer Abschlämm-

Typs übertreffen und die nach dem Unfall von

armatur sowie die Wanddickenschwächung an

Fukushima vorgenommenen Überprüfungen die

zwei Dampferzeuger-Heizrohren als Abweichun-

grosse Robustheit der Auslegung zeigten, bewer-

gen mit einer geringen Bedeutung für die nu-

tet das ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich

kleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das

Auslegungs-Vorgaben als hoch.

ENSI die Sicherheit des KKG hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut.

Betriebs-Vorgaben Das ENSI beurteilt die ungenügende Berücksichtigung des Falls einer störungsbedingten Leis-

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation

tungsreduktion gegen Ende des Zyklus in der für

Aus Vorkommnissen, Inspektionen und Sicher-

das Hochfahren der Anlage verwendeten Vor-

heitsindikatoren liegen keine Bewertungen der

schrift als Abweichung mit einer geringen Bedeu-

Kategorien A und höher vor. Zusätzlich hat das

tung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend

ENSI den vom KKG eingereichten deterministi-

bewertet das ENSI die Sicherheit des KKG hin-

schen Nachweis des KKG zur Beherrschung des

sichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut.

10 000-jährlichen Erdbebens in die Bewertung einbezogen. Wie bereits im Juli 2012 kommuni-

Zustand und Verhalten der Anlage

ziert, identifizierte das ENSI dabei Lücken im

Das ENSI beurteilt den Riss an einer Rohrleitung

Bereich der Sicherheitsanalysen. Das KKG hat

des Systems zur Lagerung und Aufbereitung

darauf entsprechende Verbesserungen umge-

des Kühlmittels, den Defekt auf einer Messkarte,

setzt. Die Sicherheit des KKG hinsichtlich Zu-

der zur Abschaltung Hauptkühlmittelpumpe

stand und Verhalten von Mensch und Organisa-

und einer Leistungsreduktion führte, den stö-

tion wird als gut bewertet.

rungsbedingten Ausfall eines 220-V-Gleichrich-

Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit

ters, den Kurzschluss einer Überspannungs-

vollumfänglich gewährleistet.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

61



Blick auf das Kernkraftwerk Leibstadt

4. Kernkraftwerk Leibstadt 4.1 Überblick

Foto: ENSI

2012, auch realisiert werden konnte. Das KKL hat die elektrische Nettonennleistung von bisher 1190 MW

Das Betriebsjahr 2012 war im Kernkraftwerk Leib-

auf neu 1220 MW festgelegt. Dieser Wert gilt ab

stadt (KKL) durch einen weitgehend ungestörten

1. Januar 2013. Weitere Daten sind in den Tabellen 1

Volllastbetrieb geprägt. Das ENSI stellt fest, dass das

und 2 des Anhangs zu finden. Die Figur 7b zeigt das

KKL die bewilligten Betriebsbedingungen immer

Funktionsschema einer Siedewasserreaktor-Anlage.

eingehalten hat. Das ENSI beurteilt die Sicherheit

Nach 7 Zyklen ohne Brennelementschäden kam

des KKL im Jahr 2012 hinsichtlich Auslegungs-

es während des im vergangenen Jahr beendeten

Vorgaben als hoch, hinsichtlich Betriebs-Vorgaben

28. Zyklus sowie während des im vergangenen

als gut, hinsichtlich Zustand und Verhalten der An-

Jahr neu begonnen 29. Zyklus zu je einem solchen

lage als gut sowie hinsichtlich Zustand und Ver-

Schaden.

halten von Mensch und Organisation als hoch.

Im Revisionsstillstand wurden mehrere Anlageän-

Das KKL ist eine Siedewasserreaktor-Anlage. Es

derungen zur weiteren Verbesserung der Anlage

nahm seinen kommerziellen Betrieb im Jahr 1984

umgesetzt. Zu den Schwerpunkten der diesjäh-

auf. Die Ertüchtigung der Anlage während der ver-

rigen Arbeiten gehörten die Erneuerung der Ein-

gangenen Jahre führte zu einer Wirkungsgradver-

bauten im Kühlturm, der Austausch des Generators,

besserung und ermöglichte damit eine Erhöhung

der Ersatz der Neutronenflussinstrumentierung im

der elektrischen Leistung, welche nun, nach dem

Quell- und Mittelbereich durch eine Weitbereichs-

Austausch des Generators im Revisionsstillstand

Neutronenflussinstrumentierung, die Reinigung von

ENSI Aufsichtsbericht 2012

63


42 Steuerstabführungsrohren, die Druckprobe des

In der Berichtsperiode wurden insgesamt vier Last-

Reaktordruckbehälters, der Beginn verschiedener

reduktionen für Steuerstabmusteranpassungen und

Bauvorhaben auf dem Gelände, die Sanierung

teilweise für Tests der Frischdampfisolationsventile

eines Krans im Maschinenhaus sowie zahlreiche

vorgenommen.

vorbereitende Aufgaben für kommende Projekte.

Während der Sommermonate musste die Reaktor-

Zudem wurden umfangreiche Prüfungen und In-

leistung infolge der hohen Umgebungstempera-

standhaltungsarbeiten an Komponenten und Sys-

turen an einigen Tagen um wenige Prozente redu-

temen durchgeführt.

ziert werden.

Das Kernkraftwerk Leibstadt war vom 6. August

Das Kernkraftwerk Leibstadt war vom 6. August

bis zum 30. Oktober 2012 zum Revisionsstillstand

bis zum 30. Oktober 2012 zum Revisionsstillstand

2012 abgestellt. Dies sind 85 Tage; geplant waren

2012 abgestellt. Die Wiederinbetriebnahme der

49 Tage. Die Wiederinbetriebnahme der Anlage

Anlage verzögerte sich wegen Reparaturarbeiten

verzögerte sich auf Grund von Reparaturarbeiten an

an einem Speisewasserstutzen am Reaktordruckbe-

einem Speisewasserstutzen um rund fünf Wochen.

hälter um rund fünf Wochen. Der verlängerte Still-

Der Dosisgrenzwert der Strahlenschutzverordnung

stand wurde genutzt, um zusätzliche Prüfungen

für beruflich strahlenexponierte Personen wurde

am RDB vorzunehmen.

stets eingehalten.

Das ENSI hat am 28. Oktober 2012 das Wiederan-

Die Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung

fahren der Anlage mit einer Auflage freigegeben.

lagen deutlich unter den behördlich festgelegten

Die Auflage verlangte den erfolgreichen Abschluss

Grenzwerten. Die dadurch verursachten zusätzlichen

der noch ausstehenden Tests, insbesondere der

Strahlendosen für die Bevölkerung sind verglichen

Generatortests. Für die Testläufe mit dem neuen

mit der natürlichen Strahlenexposition unbedeutend.

Generator wurde die thermische Leistung der An-

Der Anfall radioaktiver Rohabfälle bewegte sich im

lage schrittweise erhöht. Nach Abschluss der Inbe-

mehrjährigen Mittel und ist auf einem niedrigen

triebsetzungsphase des neuen Generators konnte

Niveau.

am 30. Oktober 2012 die Anlage mit dem Netz

Das ENSI führte in allen Fachgebieten 112 Inspek-

synchronisiert werden. Am 1. November 2012

tionen durch. Wo erforderlich, verlangte das ENSI

wurde Volllast erreicht.

Verbesserungsmassnahmen und überwachte deren

Das Anfahren nach dem Revisionsstillstand mit der

Umsetzung.

neuen Weitbereichs-Neutronenflussinstrumentie-

Vier Reaktoroperateure bestanden ihre Zulassungs-

rung wurde während mehrerer Trainings geübt,

prüfung. Fünf Reaktoroperateur-Anwärter absolvier-

letztmals Mitte Oktober 2012. Für das Anfahren

ten die theoretische Grundausbildung an der Reak-

sind nun weniger Schalthandlungen notwendig.

torschule des Paul Scherrer Instituts erfolgreich.

Die neue Instrumentierung hat auslegungsgemäss funktioniert.

4.2 Betriebsgeschehen

Zur Verbesserung des Wirkungsgrads der Anlage hat das KKL im Jahr 2010 mehrere Anlagenänderungen vorgenommen. Der ursprünglich für 2011

Das KKL verzeichnete in seinem 28. Betriebsjahr

geplante Austausch des Generators gegen einen

eine Arbeitsausnutzung von 75,6% und eine Zeit-

mit höherer Leistung konnte damals nicht vorge-

verfügbarkeit von 76,8%. Die Zeitverfügbarkeit

nommen werden, da bei Testläufen beim Hersteller

und die Arbeitsausnutzung der letzten zehn Jahre

Mängel festgestellt worden waren. Bei tiefen Aus-

sind im Anhang in Figur 1 dargestellt.

sentemperaturen wäre eine höhere elektrische Leis-

Im Rahmen der Systemdienstleistung «Netzregelung

tung möglich gewesen, als der bisherige Generator

Tertiär Minus» zur Stabilisierung des europäischen

liefern konnte. Bei Erreichen der maximal zuläs-

Höchstspannungsnetzes wurde die elektrische Leis-

sigen Generatorleistung wurde die thermische Re-

tung der Anlage mehrmals vorübergehend um bis

aktorleistung jeweils reduziert. Diese Fahrweise

zu 100 MW reduziert.

wurde bis zum Austausch des Generators im Revi-

Am 6. Juni 2012 und am 21. Dezember 2012 kam es

sionsstillstand 2012 beibehalten. Die elektrische

infolge von Brennelementschäden zu einem Anstieg

Brutto-Nennleistung der Anlage liegt mit dem

der Edelgasaktivität im Abgasstrom. Zwecks Lokali-

neuen Generator bei 1275 MW (offizieller Wert ab

sierung der defekten Brennelemente wurde die Last

1. Januar 2013).

am 7. Juni 2012 und am 22. Dezember 2012 kurz-

Im Berichtsjahr waren fünf meldepflichtige Vor-

zeitig auf 80% reduziert.

kommnisse zu verzeichnen. Alle wurden der Stufe 0

64

ENSI Aufsichtsbericht 2012


der internationalen Ereignisskala INES zugeteilt.

wurde am 11. August 2012 der erste Abstand-

Für die systematische Sicherheitsbewertung wird

halter durch eine Störkante leicht verbogen.

auf Kap. 4.9 verwiesen, für die risikotechnische

Nach der Crud-Bestimmung wurde das Teilbün-

Beurteilung auf Kap. 10.

del wieder in den Brennelementkasten einge-

Bei einer Überprüfung des Vorgabedokuments

setzt. Das betroffene Brennelement konnte nicht

für den im laufenden 28. Zyklus eingesetzten

wie vorgesehen für den neuen Betriebszyklus

Reaktorkern wurde am 29. März 2012 ein Fehler

im Reaktor verwendet werden. Ein Ersatzbrenn-

entdeckt. In der Analyse des Versagens der

element wurde bestimmt und entsprechende

Druckregelung war ein falscher Wert eingesetzt

Anpassungen an der Kernauslegung vorgenom-

worden. Dadurch wurde in der Störfallanalyse

men. Das ENSI hat die Änderungen geprüft. Die

mit einer Reaktorschnellabschaltung zu einem

Änderungen haben keine sicherheitstechnische

früheren Zeitpunkt im Störfallablauf gerechnet.

Relevanz.

Als Folge davon wurde ein zu grosser Abstand

Während dem Revisionsstillstand 2012 wurde im

zur Siedeübergangsleistung errechnet. Betroffen

Rahmen des dritten Zehnjahres-Prüfprogramms

war ein bestimmter Teillastzustand der Anlage.

ein Teil der Anschlussnähte von Reaktordruck-

Der Fehler hatte keine Bedeutung für den Voll-

behälterstutzen einer Ultraschallprüfung unter-

lastbetrieb der Anlage, da in diesem Fall die

zogen. Dabei wurde an einem Speisewasserstut-

Reaktorschnellabschaltung beim Versagen der

zen an einer Schweissnaht ein tiefer, aber nicht

Druckregelung durch den Anstieg der Neutronen-

wanddurchdringender Riss festgestellt. Entspre-

flussdichte und nicht über den zu hohen Druck

chend war die Schweissnaht dicht geblieben.

ausgelöst würde. Die Limiten der Technischen

Am 28. August 2012 wurde der Befund bewer-

Spezifikation wurden zu jedem Zeitpunkt einge-

tet. Der Fehler war gemäss den Kriterien des

halten, da der Reaktor mit einer ausreichenden

ASME-Codes nicht zulässig und musste repariert

Sicherheitsmarge betrieben wurde. Die Sofort-

werden. Die Schweissnaht wurde mittels einer

massnahme zur Herabsetzung der mit dem

sogenannten Auftragsschweissung repariert. Die

Kernüberwachungssystem überwachten ther-

abschliessenden zerstörungsfreien Prüfungen am

mischen Limite und ihrer Alarmauslösung war

reparierten Stutzen sowie die Druckprobe des

geeignet, die Einhaltung des tatsächlichen

Reaktorkühlsystems verliefen erfolgreich. Eine

Grenzwerts zu gewährleisten. Die Feststellung

Überprüfung aller anderen Mischnähte an den

des Fehlers geht zurück auf die vertiefte Über-

RDB-Stutzen mit Inconel-Schweissungen ergab

prüfung der Analyseeingangsparameter und

keine weiteren Anzeigen, die auf Risse hindeuten.

Randbedingungen bei der Störfallanalyse, die

Gemäss der vorläufigen Experteneinschätzung

das ENSI als Folgemassnahme eines ähnlichen

ist der Fehler auf Spannungsrisskorrosion zu-

Vorkommnisses 2011 gefordert hatte.

rückzuführen. Diese wurde dadurch begünstigt,

Am 6. Juni 2012 zeigten die Abgas-Onlineüber-

dass die betroffene Stelle während des Baus des

wachung und zwei Laboranalysen des Abgas-

Kernkraftwerks Leibstadt repariert worden war.

stromes einen Anstieg der Edelgase. In der Abgas-

Bei der Bewertung der sicherheitstechnischen

anlage war eine leichte Erhöhung der Abgasaktivität

Bedeutung des Risses ist zu betrachten, welches

vor und nach der Abklingstrecke erkennbar. Das

die Folgen gewesen wären, wenn der Riss durch

Isotopenverhältnis Xe-133 zu Xe-135 wies ein-

die ganze Wandstärke hindurchgewachsen

deutig auf einen Brennelementschaden hin. Am

wäre. In diesem Fall wäre es wahrscheinlich zu

7. Juni 2012 konnte mit einer geplanten Last-

einer kleinen Leckage gekommen, die mit Be-

reduktion auf 80% und gezielten Steuerstab-

triebssystemen hätte kompensiert werden kön-

bewegungen die Steuerstabzelle mit dem schad-

nen und die zum betrieblichen Abfahren der

haften Brennelement identifiziert werden. Die im

Anlage geführt hätte. In seiner Analyse hat das

Revisionsstillstand 2012 durchgeführten weiteren

KKL aber konservativ auch den Fall betrachtet,

Abklärungen sind in Kap. 4.3.3. beschrieben.

dass der Riss zu einem kleinen Kühlmittelverlust-

Während des Revisionsstillstandes fanden im

störfall geführt hätte. Bei diesem Szenario wäre

Brennelementlager Bestimmungen von Ablage-

es auslegungsgemäss zu einer Reaktorschnell-

rungen (Crud) an Brennstäben statt. Dafür muss-

abschaltung und zum Anlaufen von Notkühl-

ten Teilbündel aus dem Brennelementkasten ge-

systemen gekommen.

zogen werden. Beim Einfahren eines solchen

Am 21. Dezember 2012 zeigten die Abgas-

Teilbündels in die Crud-Probenahmeeinrichtung

Onlineüberwachung und zwei Laboranalysen

ENSI Aufsichtsbericht 2012

65


des Abgasstromes einen Anstieg der Edelgase,

derem mussten die Einleitbedingungen nach der

der eindeutig auf einen Brennelementschaden

Gewässerschutzverordnung und der Bewilligung

hindeutete. Wie beim Brennelementschaden im

des Bundesrates zur Entnahme und Einleitung von

vorhergegangenen Zyklus wurde das defekte

Kühlwasser eingehalten werden. Das KKL musste

Brennelement durch eine Leistungsreduktion

zudem die Ursachenermittlung für den Befall des

und gezielte Steuerstabbewegungen vorläufig

Hauptkühlkreislaufs mit Legionellen weiterführen.

identifiziert. Um eine Vergrösserung des Scha-

Die Abklärungen ergaben, dass mit grosser Wahr-

dens zu vermeiden, wurden zwei benachbarte

scheinlichkeit ein Legionelleneintrag mit dem Zu-

Steuerstäbe voll eingefahren und so die Leistung

satzwasser aus dem Rhein die Ursache ist, eine

des Brennelements reduziert. Das ENSI hält die

luftgetragene Übertragung aber nicht ausge-

getroffene Massnahme für geeignet, um die Be-

schlossen werden kann. Das KKL war im Weiteren

lastung des Brennelements zu reduzieren, und

verantwortlich für eine adäquate Information der

wird sich über die weitere Entwicklung regelmäs-

Rhein-Unterlieger, insbesondere der Wasserwerke,

sig informieren.

über die Biozideinsätze.

Eine Zusammenstellung von Vorkommnissen der

Im Zeitraum vom 2. Mai bis 1. November 2012

vergangenen zehn Jahre ist im Anhang in Figur 2

wurden insgesamt elf Stossdosierungen zu 260 kg

dargestellt. Eine Übersicht über die meldepflich-

Natriumhypochlorit durchgeführt. Alle Dosierun-

tigen Vorkommnisse im Berichtsjahr findet sich in

gen verliefen planmässig, die Bedingungen für

Tabelle 4.

die Einleitungen in den Rhein wurden eingehalten. Die seither vorgenommenen Legionellenkontrollen

Legionellen

im Hauptkühlwasser zeigten Werte, welche zuerst

Im Hauptkühlwassersystem des KKL wurden im

tiefer, später aber wieder höher lagen als der vom

Herbst 2010 Bakterien der Art Legionella pneumo-

BAG festgelegte Eingreifwert von 10 000 KbE/l.

phila festgestellt. Die Messungen des Wassers der

Die Probenahme erfolgte wöchentlich.

Kühlturmtasse zeigten Werte bis zu 100 000 KbE/l

Im September 2012 reichte das KKL ein Gesuch um

(Kolonie bildende Einheiten pro Liter Wasser). Le-

Verlängerung der Freigabe ein. Die zeitlich limitierte

gionellen sind die Verursacher der unter Umständen

Behandlung des Hauptkühlwassers mit Natrium-

tödlichen Legionärskrankheit. In regelmässigen Ab-

hypochlorit lieferte nur eine beschränkte Anzahl von

ständen wurden die Mitarbeitenden des KKL über

Messergebnissen. Die Wirksamkeit des Verfahrens

den Zustand des Hauptkühlwassers und über die

konnte noch nicht eindeutig beurteilt werden. Zu-

notwendigen Schutzmassnahmen informiert.

sätzlich fehlten Messergebnisse aus der kalten Jahres-

Im Juni 2011 hatte das ENSI gestützt auf die Stel-

zeit. Solche wären von grosser Bedeutung, denn in

lungnahmen der fachlich zuständigen Behörden

den Monaten Januar und Februar 2012 wurden die

einem einmaligen Einsatz von Bioziden gegen

höchsten Legionellenzahlen des Jahres gemessen.

Legionellen zugestimmt. Dieser wurde eng über-

Mit Schreiben vom 20. Dezember 2012 stimmte

wacht und ohne Folgen für Menschen und die Um-

das ENSI, gestützt auf die Stellungnahmen des

welt durchgeführt. Die Massnahmen wirkten aber

Bundesamtes für Gesundheit BAG, des Bundes-

nur kurzfristig.

amtes für Umwelt BAFU und des Kantons Aargau

Im Oktober 2011 hatte das KKL einen Antrag zur

einer befristeten Verlängerung zu. Da beim Einsatz

Freigabe des regelmässigen Einsatzes von Natrium-

von Natriumhypochlorit unter den vorherrschen-

hypochlorit gestellt. Es reagierte damit auf einen

den Randbedingungen nur rund 10% der einge-

erneuten Anstieg von Legionellen-Keimen im

setzten Biozidmenge wirksam sind, hielt das BAFU

Hauptkühlwasser.

eine Befristung des Biozideinsatzes für angezeigt.

Mit Schreiben vom 30. Januar 2012 hat das ENSI

In Zukunft soll eine effizientere und umweltfreund-

gestützt auf die Beurteilungen der zuständigen

lichere Methode angewandt werden.

Fachbehörden die Freigabe zum Einsatz von Natriumhypochlorit erteilt, welches in gelöster Form auch als Javelwasser bekannt ist. Involviert waren

4.3 Anlagetechnik

das Bundesamt für Gesundheit BAG, das Bundesamt für Umwelt BAFU, die Kantone Aargau, Basel-

4.3.1 Revisionsarbeiten

Stadt und Basel-Landschaft sowie das Landratsamt Waldshut. Der Einsatz wurde auf sechs Monate

Während des Revisionsstillstands vom 6. August bis

befristet und mit Auflagen verbunden. Unter an-

30. Oktober 2012 wurden geplante Instandhaltungs-

66

ENSI Aufsichtsbericht 2012


massnahmen wie Inspektionen an mechanischen und elektrischen Einrichtungen, zerstörungsfreie Werkstoffprüfungen sowie wiederkehrende Funktionsprüfungen und Begehungen an Komponenten und Systemen durchgeführt. Die Wiederinbetriebnahme der Anlage verzögerte sich auf Grund von Reparaturarbeiten an einem Speisewasserstutzen um rund fünf Wochen. An den mechanischen Anlageteilen wurden eine Reihe von Prüfungen und Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. Nachfolgend werden davon einige der sicherheitstechnisch wichtigen erläutert: Am Reaktordruckbehälter fanden mechanisierte Ultraschallprüfungen

an

Stutzeninnenkanten,

Stutzeneinschweissnähten, Stutzenanschlussnähten und Rohranschlussnähten statt. Dabei wurde ein tiefer, aber nicht wanddurchdringender Riss in einer Schweissnaht des N5-Speisewasserstutzens bei 150° gefunden, der instandgesetzt werden musste. Der Befund war gemäss Richtlinie ENSI-B03 als Vorkommnis meldepflichtig (siehe Kap. 4.2). Bei jeder Revisionsabstellung werden ausgewählte

Revisionsarbeiten

Einbauten des RDB einer visuellen Prüfung unterzogen. Mit Unterwasser-Kamerasystemen wer-

An einer Naht wurden zwei Anzeigen neu als

den Schweissnähte und Einbauten auf Defekte

bewertungspflichtig eingestuft. Alle bei dieser

untersucht. In diesem Jahr wurde erstmals nach

Prüfung gefundenen Anzeigen wurden für die

einem neu qualifizierten Prüfverfahren mit ver-

kommende Betriebsperiode als zulässig einge-

besserten Kamerasystemen insbesondere der

stuft. Es gab keine Hinweise auf betriebsbedingte

Kernmantel inspiziert. An der Aussenseite einer

Veränderungen gegenüber früheren Prüfungen.

Schweissnaht im oberen Bereich des Kernman-

Ein Austausch des gesamten Umwälzsystems ist

tels wurde zwei Stellen mit ersten Anzeichen

in Vorbereitung.

von Spannungsrisskorrosion gefunden. Diese

Die alle zehn Jahre durchzuführende Druckprü-

sind auf Basis der vom ENSI anerkannten Bewer-

fung des Reaktorkühlsystems wurde nach Ab-

tungsgrundlage für den Weiterbetrieb zulässig.

schluss der Reparatur des Speisewasserstutzens

Das Prüfprogramm für den Kernmantel und für

(siehe oben) durchgeführt, vom SVTI überwacht

weitere Kerneinbauten wurde daraufhin erwei-

und vom ENSI inspiziert. Es wurde gemäss der

tert. Das ENSI forderte die Einreichung eines

Richtlinie ENSI-B06 neu mit dem Auslegungs-

detaillierten Wiederholungsprüfprogramms für

druck geprüft. Es ergaben sich keine Befunde.

die RDB-Einbauten.

Mit diesem integralen Drucktest wurde der gute

An beiden Umwälzpumpen des Reaktorwasser-

Zustand der Komponenten des Primärkreis-

Umwälzsystems fand neben anderen Untersuchun-

systems bestätigt.

gen auch eine weitere Überprüfung der 2004

Im KKL sind insgesamt 32 Druckluftbehälter im

ausgeführten Reparatur am hydrostatischen Lager

Bereich der Primäranlage zur zeitlich begrenzten

statt. Aufgrund der Inspektionsergebnisse aus

autarken Versorgung von pneumatischen Arma-

dem Revisionsstillstand 2011 wurde im Jahr 2012

turenantrieben der Frischdampf-, Sicherheits- und

eine umfangreiche Reparatur an beiden Pumpen

Abblaseventile sowie der Frischdampf-Isolations-

durchgeführt. Die Pumpenläufer wurden bis

ventile installiert. Diese Behälter weisen seit der

zur ursprünglichen Wandstärke aufgeschweisst,

Herstellung Mängel an den Schweissnähten auf,

überdreht und neu gewuchtet.

welche wiederkehrend auf Veränderungen ge-

Im Revisionsstillstand 2012 wurde an acht auste-

prüft werden. Das KKL ersetzt die mangelhaften

nitischen Rundnähten der Umwälzschleifen eine

Behälter schrittweise. Im Jahr 2012 wurden drei

mechanisierte Ultraschallprüfung durchgeführt.

Behälter ersetzt.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

67

Foto: KKL


Kommandoraum des KKL Foto: KKL

Im Revisionsstillstand 2012 wurden an den leit-

Steuereinheiten der Steuerstabantriebe wurden

technischen und starkstromtechnischen Anlagen

vorsorglich ersetzt.

Instandhaltungsarbeiten inklusive Funktionsprüfungen durchgeführt. Die wichtigsten Arbeiten sind im

4.3.2 Anlageänderungen

Folgenden zusammengefasst:

68

Nebst den routinemässigen Kontroll- und Prüf-

Im Berichtsjahr wurden mehrere Änderungen zur

arbeiten bei den Hochspannungs- und Mittel-

weiteren Verbesserung der Anlage umgesetzt.

spannungs-Transformatoren wurde ein Eigen-

Nennenswert sind:

bedarfstransformator komplett revidiert.

Ein Schwerpunkt des Revisionsstillstands 2012

Ein Pol des Blocktransformators wurde aus be-

war der Ersatz der Kühlturmeinbauten. Die beste-

trieblichen Gründen gegen den Ersatzpol ausge-

henden asbesthaltigen Rieseleinbauten zeigten

tauscht.

Alterungseffekte, was auch den Wirkungsgrad

Das Erregungssystem des Generators, der Genera-

der Anlage beeinträchtigte. Weil die Verwen-

torschalter und die inneren Erdungstrenner der

dung von Asbestmaterial nicht mehr zulässig ist,

Generatorableitung wurden revidiert und geprüft.

mussten alle asbesthaltigen Komponenten er-

Bei den Mittelspannungsanlagen wurden nebst

setzt werden. Die neuen Einbauten aus Kunst-

den planmässig ausgeführten Schalterrevisionen

stoff haben ein Gesamtgewicht von rund 1100 t.

und Prüfungen einige Schaltfelder für den Ein-

Sie ersetzen die ausgebauten 6448 t Einbauten

bau eines neuen SF6-Schaltertyps modifiziert. Im

aus Asbestzement. Die Arbeiten wurden durch

Hinblick auf den geplanten Austausch des Reak-

die SUVA überwacht. Ersetzt wurden die Riesel-

torumwälzsystems wurden die Schaltanlagen

einbauten, die Wasserverteilung und die Trop-

erweitert.

fenfänger. Dadurch wurde die Kühlwirkung und

Im Bereich der Gleichstromanlagen und der un-

damit auch der Wirkungsgrad der Anlage ver-

terbrechungsfreien Versorgung (USV) wurden

bessert und der Unterhalt erleichtert.

einzelne Batteriegruppen alterungsbedingt mit

Das gesamte Areal der Eigenbedarfstransfor-

neuen Batterietypen ausgerüstet. Zudem wur-

matoren und der Generatorableitung wurde mit

den als Teiletappe in einer Division zwei Anlagen

einer Überdachung versehen. Sie dient dem

durch USV-Systeme in moderner, modularer

Schutz gegen Witterungseinflüsse und verhin-

Technologie ersetzt.

dert starke Temperaturschwankungen. Damit

Zahlreiche Relais des Reaktorschutzsystems wie

wird die betriebliche Verfügbarkeit des Systems

auch Scram-Pilotventilspulen der hydraulischen

verbessert.

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Seit 2010 werden verschiedene kontaminierte

Die Sicherungssysteme wurden erneuert. In

Grosskomponenten

Niederdruckturbine,

einem ersten Schritt wurden die Drehtüren beim

Kondensator, Niederdruck-Vorwärmer, Pumpen

Hauptzutritt in das Kraftwerksareal umgebaut.

und Rohrleitungen des Reaktorumwälzsystems

Anschliessend wurden die weiteren Arealdurch-

aus Alterungsgründen ausgetauscht und aus

gangstüren nacheinander mit neuen Lesegeräten

strahlenschutztechnischen Gründen auf dem

ausgerüstet.

Areal zwischengelagert. Hierzu wird eine neue

Im Rahmen der Erneuerung der technischen

Aktivlagerhalle gebaut. Während der Jahresre-

Brandschutzanlage wurden die 2010 begon-

vision 2012 wurden die Tiefbauarbeiten zum

nenen Arbeiten weitergeführt. Ein neues Brand-

Neubau dieser Halle mit dem Bohren und Beto-

melde-Leitsystem wurde installiert. Kabelzüge

nieren der Pfahlgründung und der Erstellung

und Melder wurden ersetzt.

der Baugrube abgeschlossen.

Nicht mehr lieferbare Signalumformer im Be-

Im Revisionsstillstand 2011 wurden die Saug-

reich der elektrischen Versorgung werden suk-

siebe der Hauptkondensatpumpen durch neue,

zessive durch neue qualifizierte Typen ersetzt.

verstärkte Siebe ersetzt. 2012 wurden an diesem

Eine erste Etappe dieses umfassenden mehr-

System verschiedene leittechnische Verbesse-

jährigen Ersatzvorhabens betraf Ausrüstungen

rungen ausgeführt.

in einer Notsteuerstelle.

wie

Nachdem im Jahr 2009 der Maschinenhauskran Süd ertüchtigt worden war, wurde im Jahr 2012 auch der Maschinenhauskran Nord umgebaut.

4.3.3 Brennelemente, Steuerstäbe und Reaktorkern

Die neue Laufkatze ist mit einem 100-t- und einem 12,5-t-Hubwerk ausgerüstet. Beide Kran-

Die gemessenen Aktivitätswerte im Primärkreislauf

anlagen sind nun auf dem technisch neusten

am Ende des 28. Zyklus deuteten auf einen Brenn-

Stand. Mit dieser Anlageänderung werden die

stoffschaden hin. Mittels Teleskop-Sipping wurde

Wartungskosten gesenkt, die Verfügbarkeit der

das defekte Brennelement im Revisionsstillstand

Krananlage erhöht und die Ersatzteilsituation

eindeutig identifiziert. Es handelte sich um ein

verbessert.

ATRIUM 10XM-Brennelement mit vier Standzeiten.

Die Stützplatten der Wärmetauscherrohre und

Bei den weiteren Untersuchungen des betroffenen

die Stützkonstruktion des Kondensatorhalses

Brennelements wurde ein defekter Brennstab iden-

wiesen Erosionserscheinungen auf und wurden

tifiziert. Die Untersuchungen waren Ende 2012

deshalb ertüchtigt. Im Falle der Wasserkammer-

noch nicht abgeschlossen. Die bisherigen Ergeb-

beschichtung war ein Austausch zwingend not-

nisse lieferten keinen Hinweis auf eine systema-

wendig. Die Ertüchtigung des Kondensators wird

tische Ursache für den Brennstabschaden, wovon

später mit dem Austausch der Wärmetauscher-

sich das ENSI anlässlich einer Inspektion überzeugt

rohre abgeschlossen.

hat. Weitere defekte Brennstäbe wurden in der

Die Innenbeschichtung einer Nebenkühlwasser-

Jahresrevision nicht gefunden. Das defekte Brenn-

leitung zeigte Korrosionserscheinungen und

element wurde im Reaktorkern durch ein Brenn-

musste saniert werden.

element gleichen Typs mit vergleichbarem Abbrand

Im Revisionsstillstand 2012 wurden an den elek-

ersetzt.

trischen und leittechnischen Ausrüstungen zahl-

Für den 29. Zyklus (2012/2013) wurden 116 frische

reiche Anlageänderungen vorgenommen. Viele

Brennelemente des Typs SVEA-96 Optima2 einge-

dieser Änderungen waren Vorarbeiten in während

setzt. Der Reaktorkern enthält aktuell 388 ATRIUM

des Normalbetriebs nicht zugänglichen Bereichen.

10XM-, 251 SVEA-96 Optima2-, ein ATRIUM 10XP-

Diese Anlageänderungen können während des

und acht SVEA-96 Optima3-Brennelemente. Das

Leistungsbetriebs weitergeführt und abgeschlos-

ENSI hat sich davon überzeugt, dass das KKL nur

sen werden.

frische Brennelemente einsetzt, die den Quali-

Von grosser Bedeutung war der Austausch des

tätsanforderungen für einen sicheren Betrieb ent-

Generators gegen einen mit höherer Leistung.

sprechen. Weiter wurden acht Original-Equip-

Zum Einsatz kam ein bereits vorhandener Rotor,

ment-Steuerstäbe durch frische Steuerstäbe des

welcher neu gewickelt und in einem neu ge-

Typs CR82M-1 ersetzt.

fertigten Stator eingebaut wurde. Damit wurde

Schwerpunkte der Brennelementinspektion des

die Nennscheinleistung von 1318 MVA auf

KKL bildeten die Messungen von Kastenverbie-

1360 MVA erhöht.

gungen, das zugehörige Kastenmanagementpro-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

69


gramm und der Zustand von SVEA-96 Optima2-

tet sind. Die Dosislimite von 100 mSv wird bei die-

und SVEA-96 Optima3-Brennelementen. Die Werte

sen Störfällen eingehalten. Das Kriterium gemäss

der Kastenverbiegung haben wie erwartet auf-

Art. 3 der «Ausserbetriebnahmeverordnung» (SR

grund der durchschnittlich höheren Abbrände et-

732.114.5) wird nicht erreicht. Aus der Stellung-

was zugenommen, liegen aber weiterhin im Erfah-

nahme des ENSI zum Erdbebennachweis des KKL

rungsbereich. Bei der Brennstablängenmessung

resultiert dennoch eine Forderung, da das Abhe-

wurde lediglich ein unwesentliches Stabwachstum

ben der Brennelemente im RDB von ihrer Tragstruk-

identifiziert. Die Messergebnisse für Oxidschicht-

tur nicht ausführlich genug untersucht worden

dicken an den Brennstaboberflächen lagen im Er-

war. Termingerecht hat das KKL die geforderten

fahrungsbereich. Der Zustand der inspizierten

Dokumente nachgereicht, deren Überprüfung

Brennelemente war auslegungsgemäss. Das KKL

durch das ENSI im Jahr 2013 geplant ist.

ist gemäss dem langfristigen Inspektionsprogramm

In einer am 29. November 2012 durchgeführten

vorgegangen.

Schwerpunktinspektion zum langandauernden

Beim Einbau eines inspizierten SVEA-96-Optima2-

Verlust der Stromversorgung überzeugte sich das

Teilbündels in die Crud-Sampling-Aufnahmevorrich-

ENSI von der Verfügbarkeit und der Eignung der

tung wurde ein Abstandhalter verbogen. Das be-

zur Beherrschung des langandauernden Totalaus-

troffene Brennelement wurde daher im 29. Zyklus

falls der Wechselstromversorgung vorgesehenen

nicht eingesetzt. Es wurde im Reaktorkern durch

Einrichtungen für die Accident-Management-

ein Brennelement gleichen Typs und vergleichbarem

Massnahmen. Die vorgestellte Strategie zur Be-

Abbrand ersetzt. Das Vorkommnis war meldepflich-

herrschung des langandauernden Totalausfalls der

tig (vgl. Kap. 4.2). Es hat aber für den Betrieb des

Wechselstromversorgung bewertete das ENSI als

29. Zyklus keine sicherheitstechnische Relevanz.

zielführend. Dennoch identifizierte das ENSI Ver-

Im Berichtszeitraum ist der Reaktorkern auslegungs-

besserungsbedarf sowohl beim verfügbaren Perso-

gemäss und im bewilligten Rahmen betrieben

nal für den Betrieb des Tanklöschfahrzeugs als

worden. Die Ergebnisse der reaktorphysikalischen

auch bei der erdbebensicheren Lagerung der Ein-

Messungen stimmten gut mit den Ergebnissen der

satzmittel und forderte Korrekturmassnahmen.

Kernauslegungsberechnungen überein. Es kam zu

Aufgrund des Gefährdungspotenzials bei der La-

keiner Überschreitung von thermischen Betriebs-

gerung grösserer Benzinmengen verlangte das

grenzwerten.

ENSI, dass das KKL die Benzinmotorpumpen durch Dieselmotorpumpen ersetzt und zudem kurzfristig

4.3.4 Massnahmen nach Fukushima

eine Dieselmotorpumpe aus dem externen Lager Reitnau auf dem Kraftwerksgelände aufstellt. In

Das KKL hat dem ENSI fristgerecht bis zum

derselben Inspektion kontrollierte das ENSI die

30. März 2012 die in der Verfügung vom 1. April

korrekte Ausführung der laut ENSI-Verfügung vom

2011 geforderten Nachweise zur Beherrschung

5. Mai 2011 auf Ende 2012 verlangten externen

eines 10 000-jährlichen Erdbebens sowie der Kom-

elektrischen und hydraulischen Anschlüsse für AM-

bination von Erdbeben und Hochwasser einge-

Massnahmen. Es konnte dabei die Erfüllung der

reicht. Bereits vorgängig waren die Erdbeben-

Forderung aus der Verfügung festgestellt werden.

festigkeitsnachweise (Fragilities) für alle relevanten

Am 14. Dezember 2012 führte das ENSI eine

Bauwerke, Systeme und Komponenten fertigge-

Schwerpunktinspektion zu den Prozessen und Vor-

stellt worden. Neben der Sicherheit des Kernreak-

gabedokumenten zur Auswertung externer Vor-

tors, des Primärkreislaufs und des Containments

kommnisse durch. Die Inspektion zeigte, dass ge-

war gemäss der ENSI-Verfügung vom 5. Mai 2011

eignete Vorgaben für die Auswertung der für das

auch die Auslegung der Brennelementlager-

KKL relevanten externen Vorkommnisse existieren.

becken, -gebäude und -kühlsysteme zu überprüfen

Ebenso sind die Übergänge zu den für die Um-

und die Einhaltung der zulässigen Dosislimiten für

setzung abgeleiteter Massnahmen relevanten Pro-

diese Störfälle nachzuweisen. Aufgrund der Prü-

zessen festgelegt. Die Prüfung zeigte einzelne

fung der eingereichten Dokumentation kam das

Inkonsistenzen in den Vorgabedokumenten. Die in-

ENSI zum Schluss, dass die Kernkühlung und die

haltlichen Vorgaben zur Umsetzung der Anforde-

Kühlung des Brennelementlagerbeckens unter

rungen der Richtlinie ENSI-B02 für die Berichter-

Einwirkung eines 10 000-jährlichen Erdbebens und

stattung ans ENSI sind nicht vollständig. Aufgrund

der Kombination von Erdbeben und erdbebenbe-

des festgestellten Verbesserungsbedarfs verlangte

dingtem Hochwasser einzelfehlersicher gewährleis-

das ENSI Korrekturmassnahmen.

70

ENSI Aufsichtsbericht 2012


4.4 Strahlenschutz

Die radiologischen Arbeitsbedingungen während des Revisionsstillstands waren in der kontrollierten

Die während des Kalenderjahrs 2012 im KKL akku-

Zone des Maschinenhauses trotz des festgestellten

mulierte Kollektivdosis betrug 2126 Pers.-mSv. Die

Brennelementschadens gut. Das KKL hat zusätzlich

höchste registrierte Jahresindividualdosis betrug

zur Standard-Überwachung für Ortsdosisleistun-

11 mSv. Alle Individualdosen lagen unter dem

gen und Oberflächenkontaminationen an begeh-

Dosisgrenzwert für beruflich strahlenexponierte

baren Orten umfassende radiologische Überwa-

Personen von 20 mSv pro Jahr. Es wurden keine

chungsmassnahmen getroffen. Diese beinhalteten

Personenkontaminationen festgestellt, die sich nicht

die Erhebung von zusätzlichen Luft- und Kratzpro-

mit einfachen Mitteln entfernen liessen. Inkorpo-

ben, den Einsatz von Alpha-Beta-Luftmonitoren an

rationen von radioaktiven Stoffen oberhalb der

weiteren Stellen und vermehrte Triagemessungen,

Triageschwelle gab es ebenfalls keine.

besonders für Personal, welches Arbeiten mit er-

Für die Jahresrevision des KKL war eine Kollektiv-

höhtem Inkorporationsrisiko durchführte. Ausser-

dosis von 1900 Pers.-mSv geplant. Tatsächlich ak-

dem kamen Funkdosimeter zum Einsatz.

kumuliert wurden 1955 Pers.-mSv.

Die Dosisleistungen an den Nachkühlsystemen A

Aufgrund der erhöhten Xe-133-Abgaben im Ab-

und B (Austritt Wärmetauscher) lagen mit 20 re-

gas wurde im Juni 2012 auf einen Brennelement-

spektive 10% etwas höher als zum Zeitpunkt der

schaden geschlossen. Die daraufhin von KKL ge-

Revision 2011. An den Umwälzschleifen wurde

troffenen Massnahmen umfassten unter anderem

eine Dosisleistung von 1,45 mSv/h gemessen, die-

eine lokale Leistungsreduktion, damit im betrof-

ser Wert ist deutlich niedriger als der 2011 gemes-

fenen Brennelement die Ausweitung des Primär-

sene Wert von knapp 2,5 mSv/h. Dies ist das er-

schadens gehemmt und die Wahrscheinlichkeit

wartete Ergebnis der erhöhten Zink-Dosierung.

für Sekundärschäden reduziert wird. Ausserdem

Die Dosisleistung in den begehbaren Bereichen

wurde ein konservatives Abfahrprozedere durch-

des Drywells bestätigt diesen Trend, wenn auch in

geführt. Dabei wurde während 4,5 Stunden ein

etwas kleinerem Ausmass.

Leistungsplateau von 80% gehalten und der Reak-

Die in der Revision 2010 erstmals im KKL durch-

tor wurde wegen des möglichen Transports von

geführte Reinigung der Durchführungen von

Spaltprodukten nicht über den Kondensator abge-

Steuerstabführungsrohren musste damals nach

kühlt.

der Hälfte des geplanten Reinigungsumfangs ab-

Abgehobener RDB-Deckel Foto: KKL

ENSI Aufsichtsbericht 2012

71


gebrochen werden, da die Hochdruckreinigung

des quellenbezogenen Dosisrichtwerts von 0,3

der Komponenten zu erheblichen Oberflächen-

mSv/Jahr gemäss der Richtlinie ENSI-G15. Die

kontaminationen im Steuerstabsantriebsraum, zu

Dosisleistungs-Messsonden des vom ENSI betrie-

starker Kontamination des Reinigungswerkzeugs

benen Messnetzes (MADUK) in der Umgebung

und zu einer Überschreitung des Dosiskontingents

des Werkes zeigten keine durch den Betrieb der

von Personen führte. In der Revision 2012 wurden

Anlage erhöhten Werte. Im Nahbereich eines Sie-

diese Arbeiten mit einem wesentlich verbesserten

dewasserreaktors ist die Ortsdosisleistung durch

Werkzeug

mit

Direkt- und Streustrahlung aus dem Maschinen-

30 Pers.-mSv geplante Kollektivdosis wurde mit

haus erhöht. Die Thermolumineszenz-Dosimeter,

10 Pers.-mSv deutlich unterschritten.

die an mehreren Stellen am Zaun des Kraftwerks-

Am 28. August 2012 wurde bei Ultraschallprü-

areals die Dosis messen, zeigten mit einem Jahres-

fungen am N5-Stutzen der Speisewasserleitung eine

höchstwert von 1,2 mSv keine signifikante Verände-

erfolgreich

durchgeführt.

Die

meldepflichtige Rissanzeige festgestellt. Das KKL

rung gegenüber dem Vorjahr. Bei den quartalsweise

entschied sich für eine Reparatur des Risses mittels

vom ENSI zur Kontrolle durchgeführten Messun-

Auftragsschweissen (Full Structural Weld Overlay).

gen an der Umzäunung des KKL wurden ebenfalls

Die Reparatur bedingte eine Strahlenschutzplanung

keine signifikanten Veränderungen festgestellt.

für die betreffenden Arbeiten. Die Schweissarbeiten

Die in Artikel 102 Absatz 3 der Strahlenschutzver-

wurden in der heissen Werkstatt an mehreren Mock-

ordnung vorgegebenen Immissionsgrenzwerte für

ups vorgängig intensiv geübt. Die Kollektivdosis für

Direktstrahlung ausserhalb des Kraftwerksareals

die Stutzenreparatur belief sich auf 74 Pers.-mSv,

von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthalts-

was unterhalb des geplanten Werts lag.

räume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche

Gründe für die trotz Stutzenreparatur nahe beim

wurden eingehalten. Für detailliertere Angaben

geplanten Wert liegende Kollektivdosis sind ins-

zur radiologischen Situation innerhalb und ausser-

besondere das zonenkonforme Verhalten des ge-

halb des KKL wird auf den Strahlenschutzbericht

samten Personals, umfangreiche Abschirmmass-

2012 des ENSI verwiesen.

nahmen und die Verlegung der Drywell-Garderobe in einen Bereich mit niedrigerer Ortsdosisleistung. Mit den Funkdosimetern wurde die Dosis des vor

4.5 Radioaktive Abfälle

Ort eingesetzten Personals bei Arbeiten in komplexen Strahlenfeldern vom Strahlenschutz ständig

Radioaktive Rohabfälle fallen im KKL regelmässig

überwacht.

aus den Wasserreinigungssystemen, der Abgas-

Das ENSI stellte bei mehreren Inspektionen fest,

und Fortluftreinigung und als verbrauchte Brenn-

dass im KKL ein konsequenter und gesetzeskon-

elementkästen an. Weitere Abfälle stammen aus

former Strahlenschutz praktiziert wird.

dem Austausch von Komponenten bei Instandhal-

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft in Form

tungs-, Umbau- oder Nachrüstmassnahmen und

von Aerosolen, Iod und Edelgasen lagen deutlich

den dabei verwendeten Verbrauchsmaterialien.

unterhalb der in der Betriebsbewilligung festge-

Der Anfall an radioaktiven Rohabfällen (vgl. Tabelle

legten Grenzwerte. Die gleiche Aussage gilt auch

8) war im Berichtsjahr mit 64 m3 höher als im Vor-

für die radioaktiven Abgaben mit dem Abwasser

jahr. Der Anfall bewegt sich in der mehrjährigen

ohne Tritium. Die Tritium-Abgaben des KKL betru-

Schwankungsbreite auf einem niedrigen Niveau.

gen rund 7% des Jahresgrenzwertes. Die quartals-

Die radioaktiven Rohabfälle werden gesammelt,

weise vom ENSI durchgeführten Kontrollmes-

kampagnenweise konditioniert und anschliessend

sungen von Abwasserproben sowie Iod- und

zwischengelagert. Die im KKL vorhandenen un-

Aerosolfiltern ergaben Übereinstimmung mit den

konditionierten Abfälle sind in dafür vorgesehenen

vom KKL gemeldeten Analyseergebnissen. Aus

Räumlichkeiten der kontrollierten Zone aufbe-

den tatsächlich über die Abluft und das Abwasser

wahrt. Ihr Bestand ist mit 8 m3 gering. Brennbare

abgegebenen radioaktiven Stoffen berechnet das

und weitere Rohabfälle wurden im Berichtsjahr für

ENSI die Jahresdosis für Einzelpersonen der Bevöl-

die Behandlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG

kerung in der Umgebung des KKL unter konser-

bereitgestellt und dorthin transportiert.

vativen, d. h. ungünstigen Annahmen. Die Dosen

Als Konditionierungsverfahren kommt im KKL die

betrugen rund 0,0024 mSv für Erwachsene,

Zementierung von Harzen und Konzentraten zum

0,0032 mSv für Zehnjährige und 0,0054 mSv für

Einsatz. Für alle angewendeten Verfahren liegen

Kleinkinder und liegen damit deutlich unterhalb

die gemäss Kernenergieverordnung und Richtlinie

72

ENSI Aufsichtsbericht 2012


ENSI-B05 erforderlichen behördlichen Typengeneh-

Eine Inspektion zeigte zudem, dass die Notfallkom-

migungen vor. Im Berichtsjahr wurden verbrauchte

munikationsmittel für den Kontakt zu externen

Harze und Konzentrate in zwei Kampagnen ze-

Stellen betriebsbereit sind.

mentiert.

Das ENSI löste im KKL ohne Voranmeldung einen

Die konditionierten Abfallgebinde werden routine-

Übungsalarm aus, bei welchem die Verfügbarkeit

mässig im werkseigenen Zwischenlager eingelagert.

des Werks-Notfallstabes gemäss Richtlinie ENSI-

Das KKL nutzt aber auch die Kapazitäten der

B11 bestätigt wurde.

ZWILAG. Die radioaktiven Abfälle des KKL sind in einem von allen schweizerischen Kernanlagen eingesetzten elektronischen Buchführungssystem

4.7 Personal und Organisation

erfasst, so dass die Information über Menge, Lagerort und radiologische Eigenschaften jederzeit ver-

4.7.1 Organisation und Betriebsführung

fügbar ist. Ein wichtiges Element bei der Minimierung der

Im Berichtsjahr hat das KKL den Personalbestand

radioaktiven Abfälle ist die Inaktiv-Freimessung von

auf 541 Personen erhöht (Ende 2011: 533), um ei-

Materialien aus der kontrollierten Zone. Im KKL wur-

nerseits den erhöhten Personalbedarf für Projekte

den im Berichtsjahr insgesamt 66 t Material gemäss

zu decken und andererseits im Rahmen des Gene-

den Vorgaben der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen.

rationenwechsels genügend Einarbeitungszeit zu gewährleisten. Das KKL hat im Jahr 2012 keine

4.6 Notfallbereitschaft

grösseren organisatorischen Änderungen vorgenommen. Das Managementsystem des KKL entspricht der

Die Notfallorganisation des KKL ist für die Bewäl-

Norm DIN EN ISO 9001:2008 und wird in regelmäs-

tigung aller Notfälle innerhalb des Werksareals

sigen Audits vom Zertifizierungsinstitut geprüft. Das

zuständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

ENSI führte 2012 eine Inspektion zur Integration

geeigneten Führungsprozessen und -einrichtungen

des Regelwerks in das Managementsystem durch.

zusammen mit einer entsprechenden Auslegung

Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten

der Anlage hat das KKL die Notfallbereitschaft auf

gesetzlichen und reglementarischen Grundlagen

hohem Niveau sicherzustellen.

aktuell sind, erfüllen die Anforderungen.

Das ENSI hat im Oktober 2012 anlässlich der

Im Laufe des Jahres 2012 hat das ENSI mit dem KKL

Werksnotfallübung ARIDUS die Notfallorganisa-

Fachgespräche zur Sicherheitskultur durchgeführt.

tion beobachtet und beurteilt. Bei der Übung

Themen waren die Bedeutung und die Auswir-

wurde gemäss Szenario eine langanhaltende Tro-

kungen des Unfalls in Fukushima in Bezug auf

ckenheit mit abgesunkenem Grundwasserspiegel

die Sicherheitskultur der Betreiber der Schweizer

und reduzierter Durchflussmenge der Flüsse unter-

Kernkraftwerke. Ziel dieser Art von Gesprächen ist

stellt. Eine Überlastung des Stromnetzes führte zu

explizit nicht die Bewertung der Sicherheitskultur

dessen Ausfall. Aufgrund von Instandhaltungsar-

der Betreiber, sondern die Förderung der Selbst-

beiten stand der Schicht nur eine minimale Anzahl

reflexion der Betreiber über die eigene Sicherheits-

von Notkühlsystemen zur Verfügung. Als Resultat

kultur. Im ersten Fachgespräch wurden die vom

der Trockenheit lieferten die Nebenkühl- und

ENSI vorgegebenen Themen behandelt. Das ENSI

Grundwasserpumpen kein Kühlwasser mehr. Ein

wertete das Gespräch aus und informierte den

südlich des Kühlturms ausgebrochenes Feuer

Betreiber im Rahmen eines zweiten Gesprächs

wurde durch den Wind in Richtung des Ausbil-

über die Ergebnisse.

dungs- und Informationszentrums und eines mit Wasserstoff beladenen Sattelschleppers getrieben.

4.7.2 Personal und Ausbildung

Mehrere Personen erlitten Brandverletzungen und Rauchvergiftungen. Das Versagen weiterer Sys-

Im Berichtsjahr bestanden fünf Reaktoroperateur-

teme und Komponente führte zudem zu einem

Anwärter des KKL die Abschlussprüfung der kern-

Kühlmittelverlust.

technischen Grundlagenausbildung an der Reak-

Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele

torschule des PSI. Dies ist eine Voraussetzung für

gemäss Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden. Das

die weitere Ausbildung und spätere Zulassungs-

KKL verfügt über eine zur Beherrschung von Stör-

prüfung zum Reaktoroperateur. Die Ausbildung

fällen geeignete Notfallorganisation.

vermittelt die erforderlichen theoretischen Kennt-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

73


nisse in thermischer Kraftwerkstechnik, Nuklearphysik, Reaktortechnik und Strahlenschutz. Vier Reaktoroperateure des KKL legten im Berichtsjahr ihre Zulassungsprüfung mit Erfolg ab. Die Zulassungsprüfungen bestehen aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Im theoretischen Teil weisen die Kandidaten ihre detaillierten Kenntnisse zum Aufbau und Verhalten der Anlage und zu den anzuwendenden Vorschriften nach. Der praktische Teil erfolgt am eigenen Anlagesimulator und besteht in einer Demonstration der Anwendung der Kenntnisse. Die Anzahl der zulassungspflichtigen Personen ist im Anhang in Tabelle 3 zusammengestellt. Das ENSI hat eine Inspektion zum Ausbildungsprogramm 2012 der Abteilung Betrieb durchgeführt. Gegenstand der Inspektion waren insbesondere

Sicherheitsbewertung 2012 KKL: Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

die anlagespezifische Grundausbildung, die Wiederholungsschulung am Simulator und die allgemeine

Zellen ohne Bewertung bedeuten, dass weder In-

Wiederholungsschulung. Das Ausbildungsprogramm

spektionsergebnisse, Vorkommnisse noch Sicher-

erfüllt die Anforderungen der Richtlinie ENSI-B10.

heitsindikatoren eine Bedeutung für diese Zellen hatten. Im Folgenden werden jene Zellenbe-

4.8 Periodische Sicherheitsüberprüfung

wertungen begründet, die in die Kategorien A (Abweichung) und höher gehören. Die aufgeführten Sachverhalte sind in den Unterkapiteln 1.1 bis 1.7 ausführlicher behandelt. Die Mehrzahl

Das ENSI hatte im Jahr 2009 gestützt auf die vom

der Sachverhalte ist sowohl für Sicherheitsebenen

KKL eingereichte Periodische Sicherheitsüberprüfung

oder Barrieren als auch für Schutzziele von Be-

eine Reihe von Forderungen erhoben. Der grösste Teil

deutung.

der Forderungen wurde inzwischen erfüllt. Bei einer Forderung hat das ENSI eine Fristerstreckung für die Bearbeitung bis 31. Dezember 2013 genehmigt.

Ebene 1, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala Während Untersuchungen an Brennelementen

4.9 Sicherheitsbewertung 4.9.1 Detaillierte Bewertung

wurde während des Revisionsstillstandes ein Abstandhalter leicht verbogen.

Ebene 3, Betriebsvorgaben: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Im Jahr 2012 beurteilte das ENSI mit dem im

Für eine thermische Limite des Reaktorkerns

Anhang (Kapitel Sicherheitsbewertung) beschrie-

bestand eine falsche Vorgabe.

benen System rund 260 Inspektionsgegenstände, Ergebnisse von Zulassungsprüfungen, Einzelaspekte von Vorkommnisabläufen und Sicherheitsindikatoren bezüglich ihrer Bedeutung für die nukleare

Integrität der Brennelemente, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Sicherheit. Dabei kam das ENSI für die einzelnen

Im 28. Zyklus kam es zu einer Brennstoffleckage.

Zellen der Sicherheitsbewertungs-Matrix zu fol-

Im 29. Zyklus kam es erneut zu einer Brenn-

genden zusammenfassenden Beurteilungen:

stoffleckage.

74

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Integrität des Primärkreises, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Anlagen desselben Typs übertreffen und die nach dem Unfall von Fukushima vorgenommenen Überprüfungen die grosse Robustheit der Aus-

An einer Schweissnaht an einem Speisewasser-

legung zeigten, bewertet das ENSI die Sicherheit

stutzen wurde ein nicht wanddurchdringender

des KKL hinsichtlich Auslegungs-Vorgaben als

Riss festgestellt.

hoch.

Ebenen- oder barrierenübergreifend, Zustand und Verhalten der Anlage: Kategorie A der ENSI-Sicherheitsbewertungsskala

Betriebs-Vorgaben Das ENSI beurteilt den Fehler einer thermischen Limite des Reaktorkerns als Abweichung mit einer

Der unter Integrität des Primärkreises erwähnte

geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit.

Riss an einer Speisewasserstutzen-Schweissnaht

Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit

führte zu einer geringfügigen Risikoerhöhung

des KKL hinsichtlich Betriebs-Vorgaben als gut.

(ICCDP zwischen 10 -8 und 10 -6). Dieselben Sachverhalte, die oben aus der Perspek-

Zustand und Verhalten der Anlage

tive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge zugeord-

Das ENSI beurteilt den verbogenen Abstand-

net worden sind, lassen sich auch aus der Schutz-

halter an einem Brennelement, die Brennstoff-

ziel-Perspektive zuordnen. Das Ergebnis sieht wie

leckagen im 28. und 29. Zyklus sowie den nicht

folgt aus:

wanddurchdringenden Riss an einer Speisewasserstutzen-Schweissnaht als Abweichungen mit einer geringen Bedeutung für die nukleare Sicherheit. Entsprechend bewertet das ENSI die Sicherheit des KKL hinsichtlich Zustand und Verhalten der Anlage als gut.

Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation Da keine Bewertungen der Kategorien A und höher vorliegen, bewertet das ENSI die SicherSicherheitsbewertung 2012 KKL: Schutzziel-Perspektive Anmerkung: alternative Darstellung derselben Sachverhalte wie in der Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge, aber mit zusätzlicher Darstellung radiologischer Auswirkungen

heit des KKL hinsichtlich Zustand und Verhalten von Mensch und Organisation als hoch. Alle Schutzziele waren im Berichtsjahr jederzeit vollumfänglich gewährleistet.

4.9.2 Gesamtbewertung Auslegungs-Vorgaben Bei der Beurteilung der Auslegungs-Vorgaben hat das ENSI Erkenntnisse aus der letzten Periodischen Sicherheitsüberprüfung PSÜ sowie aus dem EU-Stresstest herangezogen und dabei die Auslegung der Anlage bezüglich Redundanzgrad, Diversität, räumlicher Separation und Robustheit gegen auslösende Ereignisse bewertet. Da die Auslegungs-Vorgaben des KKL die Minimalanforderungen und den Stand ausländischer

ENSI Aufsichtsbericht 2012

75



Blick auf das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen Foto: ENSI

5. Zentrales Zwischenlager Würenlingen Das Zentrale Zwischenlager (ZZL) der Zwischen-

mittelaktive Abfälle (SAA-Lager). Zum Zwischen-

lager Würenlingen AG (ZWILAG) umfasst mehrere

lager gehören auch das Empfangsgebäude und die

Zwischenlagergebäude, eine Konditionierungsan-

so genannte heisse Zelle.

lage sowie eine Verbrennungs- und Schmelzanlage

Im HAA-Lager wurden im Berichtsjahr zwei Trans-

(Plasma-Anlage).

port- und Lagerbehälter (TL-Behälter) mit abgebrannten Brennelementen aus dem KKL eingelagert.

5.1 Zwischenlagergebäude

Dazu wurde im Rahmen der Transport- und Umladekampagne von abgebrannten Brennelementen aus dem KKM ein TL-Behälter in der heissen Zelle

Die Zwischenlagergebäude der ZWILAG dienen

schrittweise beladen und anschliessend im HAA-

der Lagerung von abgebrannten Brennelementen

Lager eingelagert. Ferner wurden im Herbst drei

und von radioaktiven Abfällen aller Kategorien

TL-Behälter mit hochaktiven verglasten Abfällen

über mehrere Jahrzehnte bis zu deren Einlagerung

aus der Wiederaufarbeitungsanlage La Hague ins

in ein geologisches Tiefenlager. Die Lagergebäude

Zentrale Zwischenlager in Würenlingen geliefert.

umfassen die Behälterlagerhalle (HAA-Lager) für

Das ENSI hat die entsprechenden Einlagerungsan-

abgebrannte Brennelemente und verglaste hoch-

träge geprüft und die Einlagerung freigegeben.

aktive Abfälle (Glaskokillen) aus der Wiederaufar-

Ende 2012 betrug der Lagerbestand im HAA-Lager

beitung, das Lagergebäude für mittelaktive Abfälle

40 TL-Behälter, davon 5 CASTOR ®- und 6 TN-

(MAA-Lager) und die Lagerhalle für schwach- und

Behälter mit insgesamt 308 Glaskokillen aus der

ENSI Aufsichtsbericht 2012

77


Wiederaufarbeitung von Brennelementen bei

Das Hochregallager der Konditionierungsanlage

AREVA NC (La Hague), 28 TN-Behälter mit insge-

wurde als Eingangslager für Rohabfälle benutzt. Zu

samt 2039 abgebrannten Brennelementen aus

einem späteren Zeitpunkt werden diese ins Hoch-

dem Betrieb der KKW sowie 1 CASTOR-Behälter

regallager der Plasma-Anlage transferiert und von

mit den Brennelementen aus dem stillgelegten For-

dort der Verarbeitung zugeführt.

schungsreaktor DIORIT des Paul Scherrer Instituts

Betriebsabfälle aus den Kernkraftwerken, die nicht

(PSI). Die Belegung des HAA-Lagers beträgt per

als verbrennbarer oder schmelzbarer Abfall direkt

Ende 2012 rund 20%. Neben den erwähnten TL-

in der Plasma-Anlage verarbeitet werden können,

Behältern mit abgebrannten Brennelementen und

wurden im Bereich der Konditionierung unter-

Glaskokillen befinden sich in der Behälterlagerhalle

schiedlichen Behandlungsverfahren unterzogen.

seit September 2003 auch die sechs Grossbehälter

Das Ziel ist es, eine möglichst grosse Menge als

mit Stilllegungsabfällen aus dem ehemaligen Ver-

inaktives Material freizumessen bzw. den kontami-

suchsatomkraftwerk Lucens.

nierten Abfall in eine Form zu überführen, die den

Im MAA-Lager wurden im Berichtsjahr durch die

Anforderungen der Richtlinie ENSI-B05 entspricht.

ZWILAG konditionierte Gebinde sowie mittelaktive

Im ZZL wurden im Jahr 2012 insgesamt 70,6 t

Abfälle aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich

Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-

(CSD-C) eingelagert. Ende 2012 betrug der Bestand

B04 als inaktiv freigemessen.

im MAA-Lager 6590 Gebinde in Lagergestellen (Ha-

Sekundärabfälle aus dem Betrieb der Lager sowie

rassen), was einem Belegungsgrad von rund 24%

der Konditionierungsanlage und der Plasma-

entspricht. Das SAA-Lager wird entsprechend dem

Anlage wurden im Hinblick auf eine spätere End-

Nutzungskonzept der ZWILAG bis auf weiteres als

konditionierung verarbeitet und verpackt.

konventionelles Lager für nichtradioaktive Ausrü-

Die Zwilag plant zukünftig radioaktiv kontami-

stungen und Materialien genutzt. Demzufolge bleibt

nierte Asbestabfälle zu konditionieren. Für die Er-

der maschinentechnische Ausbau auf die für diese

stellung der Abfallgebindetyp-Spezifikation und

Nutzung erforderlichen Einrichtungen beschränkt.

die Bestimmung der Zementrezeptur wurden Prüfkörper hergestellt. Für den Umgang mit As-

5.2 Konditionierungsanlage

best war die Einrichtung eines zusätzlichen Schwarzbereichs innerhalb der kontrollierten Zone erforderlich.

Die Konditionierungsanlage dient der Behandlung von schwachaktiven Abfällen aus dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke sowie von radioAutomatischer Fasstransport

5.3 Plasma-Anlage

aktiven Abfällen aus Medizin, Industrie und Forschung, die keine Alphastrahler enthalten.

Aufgabe der Plasma-Anlage ist es, brenn- und schmelzbare schwachaktive Abfälle durch sehr

Foto: ZWILAG

hohe Temperaturen in eine inerte Schlackenmatrix ohne organische Stoffanteile zu überführen. Dieses Produkt stellt nach entsprechender Verpackung eine zwischen- und endlagerfähige Abfallform dar. Zur Verarbeitung gelangen Abfälle aus dem Betrieb der schweizerischen Kernkraftwerke sowie aus Medizin, Industrie und Forschung. Im Berichtszeitraum wurden wie in den Vorjahren jeweils eine Frühjahrs- und eine Herbstkampagne durchgeführt. Die Arbeiten verliefen planmässig, was sich in der vorschriftsgemässen Verarbeitung von 1376 Abfallfässern und ca. 1400 Liter Flüssigabfällen zu 339 konditionierten Gebinden ausdrückt. Dies entspricht mehr als dem Jahresanfall aus dem Betrieb in allen schweizerischen Kernanlagen. Es wurde ein relativ hoher Anteil an Schlämmen verarbeitet, darunter versuchsweise auch erstmalig Fässer mit Konzentraten aus dem KKG.

78

ENSI Aufsichtsbericht 2012


5.4 Strahlenschutz

5.5 Notfallbereitschaft

Im ZZL wurde 2012 eine Kollektivdosis von

Die Notfallorganisation der ZWILAG ist für die

19,6 Pers.-mSv akkumuliert. Der geschätzte Wert

Bewältigung aller Notfälle innerhalb des Werks-

von 25,2 Pers.-mSv wurde dank guter administra-

areals zuständig. Mit einer zweckmässigen Or-

tiver und technischer Strahlenschutzmassnahmen

ganisation und geeigneten Führungsprozessen

deutlich unterschritten. Die höchste registrierte

zusammen mit einer entsprechenden Auslegung

Einzeldosis betrug 1,3 mSv. Im Berichtsjahr wur-

der Anlagen hat die ZWILAG die Notfallbereit-

den weder Personenkontaminationen, die nicht

schaft auf hohem Niveau sicherzustellen.

mit einfachen Mitteln entfernt werden konnten,

Das ENSI hat im Juni 2012 an der Werksnotfall-

noch Inkorporationen festgestellt. Die durch den

übung PHOENIX die Notfallorganisation beob-

Strahlenschutz regelmässig erhobenen Proben

achtet und beurteilt. Das Übungsszenario sah

zeigten weder auf den Oberflächen noch in der

die Zwischenlagerung von Behältern mit kon-

Atemluft Hinweise auf unzulässige Kontamina-

taminiertem Öl in der Mehrzweckhalle vor. Es

tionen.

wurde dabei angenommen, dass infolge des

Die radioaktiven Abgaben über die Abluft und

Absturzes einer Last auf die Behälter diese leck

das Abwasser lagen deutlich unterhalb der in der

schlugen und das auslaufende Öl sich entzün-

Betriebsbewilligung festgelegten Grenzwerte. Die

dete. Dabei erlitten Mitarbeitende Verbren-

quartalsweise vom ENSI durchgeführten Kontroll-

nungen. Eine Freisetzung von radioaktiven

messungen von Abwasserproben und Aerosol-

Stoffen in die Umgebung konnte nicht ausge-

filtern bestätigten die von der ZWILAG gemeldeten

schlossen werden.

Analyseergebnisse. Die aufgrund der Abgaben

Die ZWILAG hat bei der Übung u. a. Optimie-

unter ungünstigen Annahmen berechnete Jahres-

rungspotenzial bei der Verletztenbetreuung und

dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung in der

bei der Festlegung von Sicherheitsabständen für

Umgebung des ZWILAG lagen mit weniger als

Einsatzkräfte ohne Atemschutz bei einem mög-

0,001 mSv für Erwachsene, Zehnjährige und

lichen Auftreten von Atemgiften identifiziert.

Kleinkinder deutlich unterhalb des quellen-

Das ENSI kam zum Schluss, dass die Übungsziele

bezogenen Dosisrichtwerts von 0,05 mSv. Die

gemäss der Richtlinie ENSI-B11 erreicht wurden.

ZWILAG und das PSI teilen einen gemeinsamen

Die ZWILAG verfügt über eine zur Beherrschung

Standort; die Umgebungsüberwachung für den

von Störfällen geeignete Notfallorganisation.

gesamten Standort mittels Thermolumineszenz-

Ferner löste das ENSI in der ZWILAG ohne Voran-

Dosimetern (TLD) wird vom PSI durchgeführt. Die

meldung einen Übungsalarm aus, bei welchem

TLD in der Umgebung und am Arealzaun des

die Verfügbarkeit des Werksnotfallstabs gemäss

zentralen Zwischenlagers der ZWILAG zeigten

Richtlinie ENSI-B11 bestätigt wurde.

keine dem Betrieb der beiden Anlagen zuzu-

Foto: ZWILAG

schreibende Erhöhung gegenüber der Untergrundstrahlung. Die nach Art. 102 Absatz 3 der Strahlenschutzverordnung anzuwendenden Immissionsgrenzwerte für Direktstrahlung ausserhalb des Betriebsareals von 1 mSv pro Jahr für Wohn- und Aufenthaltsräume und von 5 mSv pro Jahr für andere Bereiche wurden somit in jedem Fall eingehalten. Die Tätigkeiten in den Anlagen der ZWILAG wurden unter Einhaltung der gesetzlichen und internen Strahlenschutzvorgaben durchgeführt. Die Ergebnisse der ENSI-Inspektionen bestätigen, dass im ZZL ein konsequenter und gesetzeskonformer Strahlenschutz angewendet wird. Für detailliertere Angaben zur radiologischen Situation innerhalb und ausserhalb des gemeinsamen Standortes von PSI und ZWILAG wird auf den Strahlenschutzbericht 2012 des ENSI verwiesen.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

Spezialfahrzeug der ZWILAG

79


5.6 Personal und Organisation

5.7 Vorkommnisse

Im Berichtsjahr hat die ZWILAG keine grösseren

Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen

organisatorischen Änderungen vorgenommen.

Sicherheit keine Vorkommnisse zu verzeichnen,

Die Belegschaft hat sich um 4 auf 73 Personen,

welche dem ENSI gemäss Richtlinie ENSI-B03

welche 69 Vollzeitstellen besetzten, erhöht. Da-

gemeldet wurden.

mit konnten alle Planstellen im Jahr 2012 besetzt werden. Die ZWILAG hat im Berichtszeitraum rund 350

5.8 Gesamtbeurteilung

Ausbildungstage zur Aus- und Weiterbildung seines Personals aufgewendet.

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die ZWILAG die

Das Managementsystem der ZWILAG ist seit 2003

verschiedenen Anlagen des zentralen Zwischen-

zertifiziert, wird in regelmässigen Audits geprüft

lagers im Jahr 2012 sicher und ohne sicherheits-

und entspricht der Norm DIN EN ISO 9001:2008.

relevante Vorkommnisse betrieben und dabei jeder-

Das ENSI führte 2012 eine Inspektion zur Integration

zeit alle Bedingungen der Betriebsbewilligungen

des Regelwerks in das Managementsystem durch.

eingehalten hat. Das Managementsystem, die

Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten

Qualifikation und Kapazität des Personals sowie

gesetzlichen und reglementarischen Grundlagen

der Zustand der verschiedenen Anlagen stellt ein

aktuell sind, erfüllen die Anforderungen.

hohes Mass an Qualität und Zuverlässigkeit sicher.

80

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Blick aufs Paul Scherrer Institut Foto: ENSI

6. Paul Scherrer Institut (PSI) 6.1 Die Kernanlagen des PSI

6.2 Hotlabor

Das PSI ist das grösste eidgenössische Forschungs-

Im Hotlabor werden hochradioaktive Substanzen ge-

institut für Natur- und Ingenieurwissenschaften.

handhabt. Die Abteilung Hotlabor, das Forschungs-

Zusammen mit in- und ausländischen Hochschulen,

labor für nukleare Materialien und die Target-

Instituten, Kliniken und Industriebetrieben arbeitet

Entwicklungsgruppe untersuchen unter anderem in

es in den Bereichen Materie und Material, Mensch

Reaktoren oder Beschleunigern stark bestrahlte

und Gesundheit sowie Energie und Umwelt. Das

Werkstoffe und Kernbrennstoffe mit unterschied-

Hotlabor, die Anlagen für die Behandlung und

lichen makro- und mikroskopischen Methoden.

Lagerung radioaktiver Abfälle, der abgestellte For-

Im Berichtsjahr erfolgten in den Hotzellen die Probe-

schungsreaktor PROTEUS sowie die im Rückbau

nahmen für die MEGAPIE-Nachbestrahlungsunter-

befindlichen Forschungsreaktoren SAPHIR und

suchungen sowie die Vorkonditionierung des dazu

DIORIT sind Kernanlagen und werden durch das

eingesetzten Schmelzofens. Zu diesen Arbeiten

ENSI beaufsichtigt.

hat das ENSI zwei Inspektionen durchgeführt.

Im Berichtjahr waren hinsichtlich der nuklearen Si-

Im Hotlabor erfolgt auch die Konditionierung ra-

cherheit zwei Vorkommnisse zu verzeichnen, welche

dioaktiver Abfälle aus dem Betrieb seiner heissen

dem ENSI gemäss Richtlinie ENSI-B03 gemeldet

Zellen. Darunter fallen insbesondere flüssige Ab-

wurden. Diese sind im Kapitel Forschungsreaktor

fälle, die bei der Brennstoff-Analytik anfallen und

PROTEUS und im Kapitel Strahlenschutz erörtert.

Aktinide sowie Spalt- und Aktivierungsprodukte

ENSI Aufsichtsbericht 2012

81


enthalten. Zur Verfestigung dieser flüssigen radio-

Pufferstäbe entladen und ins anlageninterne Stab-

aktiven Abfälle hat das PSI die Fixbox-3-Anlage

lager überführt. Damit befindet sich nun kein

entwickelt und konstruiert. Ende 2010 hatte das

Kernmaterial mehr im Reaktorkern. Allerdings

ENSI die Durchführung der Typenprüfung für den

bleibt die Entsorgung oder Weiterverwertung des

diesbezüglichen Abfallgebindetyp genehmigt. Der

Kernbrennstoffs noch ungeklärt.

Kampagnenstart verzögerte sich aber infolge eines

Vorkommnis: Beim Entladen der Pufferstäbe am

vom PSI festgestellten Nachrüstungsbedarfs der

21. Februar 2012 hat sich ein Pufferstab in der Hal-

Fixbox-Anlage erneut.

terung (Gitterplatte) verkantet. Dadurch löste sich

Am 27. Januar 2005 hatte das PSI ein Gesuch für die

der Endzapfen vom Hüllrohr und einige Partikel

Erneuerung der Betriebsbewilligung des Hotlabors

Natur-Uran traten aus. Dies führte zu einer gering-

beim Bundesamt für Energie BFE eingereicht. Das

fügigen lokalen Kontamination, die umgehend be-

ENSI hat als Aufsichtsbehörde die eingereichten

seitigt werden konnte. Der beschädigte Pufferstab

Dokumente geprüft und Nachbesserungen ver-

wurde provisorisch verschlossen und mit der Git-

langt. Mit Brief vom 26. Januar 2007 hat das PSI

terplatte aus dem Reaktor entladen. Ein Wischtest

eine überarbeitete Fassung des Sicherheitsberichts

zeigte, dass der betroffene Bereich nach der Reini-

und weitere mitgeltende Dokumente eingereicht.

gung wieder kontaminationsfrei war. Der Stab

Die Begutachtung dieser Unterlagen ergab, dass

wurde in ein Überrohr eingesetzt und wie die übri-

unter anderem die Nachweise bezüglich der Erdbe-

gen Pufferstäbe ins PROTEUS-Stablager überführt.

benfestigkeit des Hotlabors mit den verschärften

Das Vorkommnis hat eine geringe sicherheits-

Gefährdungsannahmen von 2005 unvollständig

technische Bedeutung. Das ENSI bewertet das

und teilweise nicht nachvollziehbar waren. Das PSI

Vorkommnis mit INES 0.

hat dazu Nachbesserungen im November 2011 und September 2012 eingereicht. Der Nachweis der Festigkeit des Hotlabors gegen ein Betriebserdbeben ist nachvollziehbar. Hingegen beurteilt das

6.4 Stillgelegte oder im Rückbau stehende Kernanlagen

ENSI den Nachweis für die Festigkeit des Hotlabors gegen ein 10 000-jährliches Erdbeben in einigen

Am PSI befinden sich derzeit die zwei ehemaligen

Punkten als nicht nachvollziehbar. Das PSI muss

Forschungsreaktoren SAPHIR und DIORIT im weit

weitere Abklärungen tätigen. In der Zwischenzeit

fortgeschrittenen Rückbau. Eine weitere Kernan-

hat das ENSI zur Erhöhung der Sicherheit des Hot-

lage, die 2002 endgültig ausser Betrieb genom-

labors im Juni 2012 36 Forderungen verfügt. Ein

mene Versuchsverbrennungsanlage, wird nach

Grossteil der Forderungen betreffen das Betriebs-

Vorliegen der entsprechenden Verfügung ebenfalls

reglement und die Betriebsvorschriften. Mit der Er-

zurückgebaut werden.

füllung dieser Forderungen entsprechen Betriebs-

Beim Forschungsreaktor SAPHIR sind das Reaktor-

reglement und -vorschriften den Vorgaben der

becken und die biologische Abschirmung vollstän-

Kernenergiegesetzgebung von 2004.

dig zurückgebaut und entsorgt. Der planmässige,

Im Hotlabor wurden im Jahr 2012 insgesamt 10,5 t

mit dem vollständigen Abbruch der Kernanlage

Material gemäss den Vorgaben der Richtlinie ENSI-

und der Entlassung aus der Kernenergiegesetzge-

B04 freigemessen. Der grösste Teil dieses Materials

bung endende Abschluss der Stilllegung ist derzeit

stammte aus diversen Nachrüstungen und Umbau-

nicht absehbar, weil die dazu erforderliche vorgän-

arbeiten.

gige Auflösung des Kernbrennstofflagers noch nicht bewerkstelligt werden kann.

6.3 Forschungsreaktor PROTEUS

Der biologische Schild des Reaktors DIORIT wurde im Berichtsjahr zurückgebaut. Insgesamt fielen im Jahr 2012 rund 117 Tonnen Material an, die ge-

Nachdem die Direktion des PSI dem ENSI im Jahr

mäss der Richtlinie ENSI-B04 freigemessen und

2011 die Stilllegung des Forschungsreaktors PRO-

konventionell entsorgt wurden. Die Gebäulich-

TEUS mitgeteilt hatte, hat das ENSI im Januar 2012

keiten des ehemaligen Forschungsreaktors sollen

verfügt, dass das PSI für PROTEUS bis Ende März

erhalten bleiben; das PSI plant diese anderweitig

2013 das Stilllegungsprojekt ausarbeiten und den

weiterzunutzen. Zuvor müssen aber noch die rest-

Behörden einreichen muss. Nachdem bereits im

lichen radioaktiven Abfälle entsorgt, die Stilllegung

Jahr 2011 die Treiberstäbe aus dem Reaktorkern

abgeschlossen und die rechtliche Situation geklärt

entladen worden waren, wurden 2012 auch die

werden.

82

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung

Der Betrieb der Versuchsverbrennungsanlage des

notwendig sind. Zudem ergeben sich unterschied-

PSI wurde Ende 2002 eingestellt; seitdem erfolgt

liche Konditionierungs- und Verpackungskonzepte,

die Überwachung dieser Kernanlage routinemäs-

was ein im Vergleich zur Behandlung von Abfällen

sig durch die Sektion Rückbau und Entsorgung des

aus den Kernkraftwerken umfangreicheres und

PSI. Mitte 2011 hat das PSI für die Versuchsver-

häufig änderndes Spektrum an Abfallgebindetypen

brennungsanlage beim BFE das Stilllegungsprojekt

bedingt.

eingereicht. Dieses wurde vom ENSI unterdessen

Im Jahr 2012 wurden insgesamt rund 66,3 m 3 Ab-

geprüft. Das entsprechende Gutachten wurde im

fälle bei der Bundessammelstelle angeliefert, da-

Dezember 2012 beim BFE eingereicht, welches

von 61,9 m 3 aus dem PSI, 4,4 m 3 aus der jährlichen

das Stilllegungsverfahren leitet. Das Gutachten des

Sammelaktion des Bundesamts für Gesundheit

ENSI wird eine Grundlage für die Stilllegungs-

(BAG).

verfügung des UVEK bilden, die Voraussetzung für

Zusätzlich wurden 17 vorkonditionierte Stahlzylinder

den Beginn der Rückbauarbeiten der Versuchsver-

(0,17 m 3) angeliefert. Deren Übertritt in den Auf-

brennungsanlage ist.

sichtsbereich des ENSI wurde vorgängig auf Basis der

Foto: PSI

Richtlinie ENSI-B05 genehmigt. Derartige Zylinder

6.5 Behandlung radioaktiver Abfälle

mit flüchtigen MIF-Abfällen werden routinemässig in der Industrie hergestellt. Sie sind als dicht verschweisste, nicht zulassungspflichtige Versand-

Das PSI ist die Sammelstelle des Bundes für radio-

stücke qualifiziert und werden jährlich bei der Bun-

aktive Abfälle aus Medizin, Industrie und For-

dessammelstelle am PSI abgeliefert. Infolge eines

schung (MIF-Abfälle). Ebenfalls im Eigentum des

Ende 2011 gemeldeten Vorkommnisses mit tri-

Bundes sind die im PSI anfallenden radioaktiven

tiumhaltigen undichten Zylindern hatte das ENSI

Abfälle aus den Anwendungen radioaktiver Iso-

die Genehmigung der entsprechenden Abfallge-

tope in Forschungsprojekten, insbesondere bei

bindetypen sistiert, so dass die betroffene Firma bis

Brennstoffuntersuchungen, aus den Beschleuniger-

zur Lösung des Problems keine weiteren Gebinde

anlagen, aus dem Rückbau von Forschungsan-

an die Bundessammelstelle abliefern kann.

lagen sowie aus dem Betrieb der nuklearen Infra-

Zur Behandlung in der Plasma-Anlage der ZWILAG

struktur. Dazu gehören z.B. Lüftungsfilter und

wurden 6,94 m 3 feste, brennbare Rohabfälle

Abfälle aus der Abwasserbehandlung. Alle genann-

aussortiert und verpresst; dabei wurden 9 Fässer à

ten Abfälle sind sowohl chemisch als auch physi-

200 Liter befüllt. Im Berichtsjahr hat das PSI jedoch

kalisch unterschiedlich, so dass vor ihrer Endkon-

keine Gebinde zur Behandlung in der Plasma-

ditionierung oft eine Triage und Vorbehandlungen

Anlage an die ZWILAG abgeliefert.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

83


Im Berichtsjahr hat das PSI 13 Fässer à 200 Liter

PSI-Ost Ende 2012 zurückgezogen und beabsich-

sowie 4 Beton-Kleincontainer vom Typ KC-T12 mit

tigt stattdessen ein neues, kombiniertes Bau- und

Stilllegungsabfällen aus dem Forschungsreaktor

Betriebsbewilligungsgesuch einzureichen.

DIORIT (3 KC-T12) und Abfällen aus den Beschleunigeranlagen des PSI-West (1 KC-T12) endkonditioniert.

6.7 Strahlenschutz

15,1 m Material konnten dekontaminiert und in3

aktiv freigegeben werden.

Im Jahr 2012 akkumulierten die 1449 beruflich

Des Weiteren hat das ENSI die Typenprüfung eines

strahlenexponierten Personen des PSI eine Kollek-

neuen Abfallgebindetyps mit Pu-haltigen und Pu-

tivdosis von 90,2 Pers.-mSv (2011: 100,7 Pers.-

kontaminierten Pressabfällen des HOTLABORS ver-

mSv). Davon stammen 12,3 Pers.-mSv aus dem

fügt. Die im Dezember 2012 gestartete Kampagne

Aufsichtsbereich des ENSI (2011: 11,7 Pers.-mSv)

musste jedoch aufgrund einer Intervention der

bei einer höchsten Individualdosis von 1,2 mSv

IAEA wegen Unklarheiten betreffend der Terminie-

(2011: 0,7 mSv).

rung der Abfälle unterbrochen werden.

Das ENSI hat vierteljährlich Wasserproben aus den Abwassertanks des PSI erhoben und bei der

6.6 Lagerung radioaktiver Abfälle

gamma-spektrometrischen Auswertung festgestellt, dass die Ergebnisse des ENSI mit denen der PSI-eigenen Analysen übereinstimmen. Aus den

Im Bundeszwischenlager (BZL) werden vorwiegend

bilanzierten Abgaben radioaktiver Stoffe über die

200-Liter-Fässer und Kleincontainer (bis 4,5 m ) mit

Fortluftanlagen und über das Abwassersystem

konditionierten Abfällen eingelagert. Fallweise wer-

wurde unter konservativen Annahmen für den un-

den unkonditionierte Komponenten in Kleincon-

günstigsten Aufenthaltsort ausserhalb des über-

tainern temporär aufbewahrt. Das ENSI stimmt der

wachten PSI-Areals eine Personendosis von rund

Aufbewahrung nicht endkonditionierter Abfälle im

0,007 mSv/Jahr berechnet. Diese Dosis liegt deut-

BZL zu, sofern dies dem Optimierungsgebot nach

lich unterhalb des quellenbezogenen Dosisricht-

Artikel 6 der Strahlenschutzverordnung entspricht.

werts von 0,15 mSv/Jahr gemäss PSI-Abgaberegle-

In der Berichtsperiode wurden 4 KC-T12 in das

ment. Detaillierte Angaben zu den Personendosen

Bundeszwischenlager BZL eingelagert, jedoch keine

sind im Strahlenschutzbericht 2012 des ENSI zu

neuen endkonditionierten 200-Liter-Gebinde. Ende

finden.

2012 war der mit 200-Liter-Fässern belegte Raum

Vorkommnis: An einer im Juni 2011 dem ENSI als

mit 4844 Gebinden unverändert zu ca. 85% ge-

freigemessen gemeldeten Stahlplatte, die seither

füllt. Das Inventar des BZL-Container-Teils nahm

auf dem Areal der Kernanlagen des PSI-Ost gela-

um 4 KC-T12 zu; Ende 2012 befanden sich 86 end-

gert war, hat das PSI am 4. September 2012 durch

konditionierte KC-T12/30 im BZL.

die zufällige Deponierung eines Kontaminations-

In weiteren Hallen lagern entsprechend den be-

messgeräts auf der Stahlplatte eine das Kriterium

3

trieblichen Erfordernissen sowohl unkonditionierte

für die Freimessung überschreitende Oberflächen-

als auch konditionierte Abfälle. Im DIORIT befinden

kontamination von Co-60 (an der am stärksten be-

sich noch 2 nicht endkonditionierte KC-T12 mit

troffenen Stelle) und Ba-133 festgestellt. Die kon-

Rückbauabfällen. Das PSI setzt das gleiche elektro-

taminierte Platte lag über längere Zeit ausserhalb

nische Buchführungssystem wie die Kernkraft-

der kontrollierten Zone am PSI. Die Beurteilung des

werke ein, so dass die Information über Mengen,

Vorkommnisses durch das ENSI ergab als Ursache

Lagerort und radiologische Eigenschaften der radio-

unzureichende Betriebsvorgaben zur Durchfüh-

aktiven Abfälle jederzeit verfügbar ist. Das PSI be-

rung von Freimessungen. Das Vorkommnis hatte

richtet dem ENSI vierteljährlich über die Lagerung

keine radiologischen Auswirkungen. Das ENSI be-

radioaktiver Abfälle.

wertet das Vorkommnis mit INES 0.

Die in Kap. 6.5 genannten, bei der Bundessammelstelle abgelieferten 17 Stahlzylinder wurden im Hinblick auf deren Einlagerung in das BZL temporär in

6.8 Notfallbereitschaft

den Lagerhallen auf dem Gelände AERA untergebracht.

Die Notfallorganisation des PSI ist für die Bewälti-

Das PSI hat sein per Ende 2011 beim BFE einge-

gung aller Notfälle innerhalb des Werksareals zu-

reichtes Gesuch für den Bau eines Stapelplatzes am

ständig. Mit einer zweckmässigen Organisation,

84

ENSI Aufsichtsbericht 2012


geeigneten Führungsprozessen und einer entspre-

und den Anforderungen der Kernenergiegesetz-

chenden Auslegung seiner Anlagen hat das PSI die

gebung genügt.

Notfallbereitschaft sicherzustellen. Das ENSI hat im November 2012 an der Institutsnotfallübung DONUT zusammen mit dem Bundesamt

6.10 Strahlenschutz-Schule

für Gesundheit (BAG) die Notfallorganisation des PSI beobachtet und beurteilt. Für die Übung wurde

Nach Prüfung der Gesuchsunterlagen wurde der

ein Szenario gewählt, bei dem es in einem Experi-

Ausbildungskurs zum Strahlenschutz-Techniker

mentierlabor zu einem Brand und daraus folgend

vom ENSI für eine Periode von weiteren zehn

zur Explosion von Sauerstoffflaschen kam. Durch

Jahren bis 2022 anerkannt. Dieser Kurs dauert mit

die Explosion wurden Personen verletzt. Zudem fiel

Prüfungsvorbereitungen und Prüfung 11,5 Wo-

ein Behälter für radioaktive Abfälle zu Boden. Dabei

chen und ist im deutschsprachigen Raum wegen

wurde eine verletzte Person kontaminiert.

der praxisnahen und auf die Herausforderungen

Aufgrund ihrer Übungsbeobachtungen identifizier-

im Berufsalltag der Strahlenschutz-Techniker aus-

ten das ENSI und das BAG Verbesserungsbedarf

gerichteten Ausbildung vorbildlich. Der Strahlen-

bei der Alarmierung der Notfallorganisation und

schutz-Techniker-Kurs wurde im Berichtsjahr von

der Orientierung der Aufsichtsbehörden BAG und

neun Teilnehmern aus schweizerischen Kernkraft-

ENSI. Das ENSI und das BAG kamen zum Schluss,

werken, aus dem PSI und aus deutschen Unterneh-

dass die Übungsziele gemäss der Richtlinie ENSI-

men, welche fallweise in der Schweiz tätig sind,

B11 erreicht wurden. Das PSI verfügt über eine

absolviert. Acht Teilnehmer haben eine Abschluss-

zur Beherrschung von Störfällen geeignete Notfall-

arbeit eingereicht und die schriftlichen und münd-

organisation.

lichen Prüfungen erfolgreich bestanden. Das ENSI hat die Qualität des Unterrichts beurteilt, die Prü-

6.9 Personal und Organisation Im Berichtsjahr hat sich die Zahl des zulassungspflichtigen Personals am Forschungsreaktor PRO-

fungen beaufsichtigt und ein hohes Niveau der Lehrveranstaltungen festgestellt.

6.11 Gesamtbeurteilung

TEUS weiter verringert. Es verbleiben drei Reaktorphysiker (höchste Zulassungsstufe). Aus Sicht des

Die nukleare Sicherheit im PSI war sowohl in Bezug

ENSI ist diese Besetzung für den abgestellten For-

auf die Auslegung der Kernanlagen als auch auf

schungsreaktor noch ausreichend. Im Jahr 2013

das Betriebsgeschehen grösstenteils gut. Die ge-

werden organisatorische Massnahmen im Hinblick

meldeten Betriebsstörungen und Vorkommnisse

auf den Nachbetrieb und der Stilllegung des

waren für das Personal, die Kernanlagen und die

Forschungsreaktors durch das PSI erwartet.

Umgebung von geringer sicherheitstechnischer

Die Personalsituation und die Organisation in den

Bedeutung. Durch den Betrieb der Anlagen gab es

sich im Rückbau befindenden Kernanlagen SAPHIR

keine radiologischen Auswirkungen auf die Bevöl-

und DIORIT ist weitgehend unverändert.

kerung. Das ENSI kommt zum Schluss, dass das

Die Sektion Rückbau und Entsorgung, welche die

Personal der Vielfalt und Komplexität der PSI-

Anlagen zur Entsorgung radioaktiver Abfälle be-

Anlagen angemessen Rechnung trägt.

treibt, verfügt über ein akkreditiertes Qualitätsmanagementsystem nach ISO/IEC 17020. Das ENSI führte im Berichtszeitraum am PSI Inspektionen zur Integration des Regelwerks in das Managementsystem durch. Inspiziert wurden die Managementsysteme der Sektion Rückbau und Entsorgung, der Abteilung Strahlenschutz und Sicherheit und des Hotlabors. Die Prozesse, die sicherstellen, dass die verwendeten gesetzlichen und reglementarischen Grundlagen aktuell sind, erfüllen die Anforderungen. Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Organisation in den Kernanlagen des PSI genügend ist

ENSI Aufsichtsbericht 2012

85



7. Weitere Kernanlagen 7.1 Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL)

7.2 Universität Basel Der Forschungsreaktor AGN-211-P der Universität

Die Kernanlage der EPFL umfasst den Forschungs-

Basel dient vorwiegend der Ausbildung von Stu-

reaktor CROCUS, das Neutronenexperiment CAR-

denten und der Anwendung in der Neutronen-

ROUSEL, die Neutronenquelle LOTUS und die

aktivierungsanalytik.

angegliederten Labors. Diese Anlagen sind dem

Die Nutzung des Reaktors hat sich gegenüber den

Laboratoire de physique des Réacteurs et de com-

Vorjahren kaum verändert. Im Berichtsjahr betrug

portement des Systèmes (LRS) zugeteilt, das dem

die produzierte Energie 29,5 kWh. Die Nutzung

Institut de Physique de l’Energie et des Particules

verteilt sich auf die Neutronenaktivierungsanalytik

(IPEP) angehört. Am 1. Oktober 2012 hat ein neuer

für die Universitäten Bern und Basel, die Kurse der

Professor die Leitung des Labors übernommen.

Reaktorschule und der Strahlenschutzkurse sowie

Im Jahr 2012 stand der CROCUS-Reaktor Inge-

auf etliche Vorführungen für Besuchergruppen

nieur- und Physikstudenten der EPFL, Kursteil-

und Schulklassen. Der Reaktorbetrieb erfolgte im

nehmern der Reaktorschule des PSI und Studenten

Kalenderjahr 2012 störungsfrei bei einer ther-

des Swiss Nuclear Engineering Masterkurses der

mischen Leistung von rund 1 kW. Vom Bewilligungs-

ETHZ /EPFL während 143,3 Stunden bei kleiner

inhaber wurden zwei umfassende Kontrollen der

Leistung (unter 100 W) für Ausbildungszwecke zur

Reaktorschutzinstrumentierung durchgeführt und

Verfügung. Dabei wurden 251,1 Wh thermische

die Reaktorwasseraktivität überprüft, wobei keine

Energie erzeugt. Das Experiment CARROUSEL

Abweichungen von den Vorgaben festgestellt

wurde für Praktika verwendet. Die Neutronen-

wurden.

quelle LOTUS war nicht in Betrieb.

Im Jahr 2012 waren keine meldepflichtigen Vor-

Im Jahr 2012 waren keine meldepflichtigen Vor-

kommnisse von sicherheitstechnischer Bedeutung

kommnisse von sicherheitstechnischer Bedeutung

gemäss Richtlinie ENSI-B03 zu verzeichnen. Die

gemäss Richtlinie ENSI-B03 zu verzeichnen. Die

Dosen des Personals lagen unterhalb der Nach-

Dosen des Personals lagen unterhalb der Nach-

weisgrenze. Die Abgabe radioaktiver Stoffe über

weisgrenze. Die Abgabe radioaktiver Stoffe über

den Luft- und den Abwasserpfad war unbedeutend.

den Luft- und Abwasserpfad war unbedeutend. Im

Im November 2012 hat das ENSI seine Jahresin-

November 2012 hat das ENSI seine Jahresinspek-

spektion durchgeführt. Dabei wurden technische,

tion durchgeführt. Dabei wurden technische, orga-

organisatorische und personelle Änderungen be-

nisatorische und personelle Änderungen bespro-

sprochen und es wurde ein Rundgang durch die

chen und ein Rundgang durch verschiedene

Anlagenräume durchgeführt.

Anlagenräume durchgeführt.

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebs-

Das ENSI kommt zum Schluss, dass die Betriebs-

bedingungen im Jahr 2012 eingehalten wurden.

bedingungen im Jahr 2012 eingehalten wurden.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

87



8. Transporte und Behälter 8.1 Genehmigungen nach Gefahrgutgesetzgebung

vorgeschriebenen Anforderungen erfüllt sind. Beförderungsgenehmigungen sind in bestimmten Fällen erforderlich, vor allem wenn die Beförde-

Die schweizerischen Vorschriften für den Transport

rung aufgrund einer Sondervereinbarung erfolgt.

radioaktiver Stoffe auf Strasse und Schiene basie-

In solchen Fällen müssen für den Transport spe-

ren u.a. auf den internationalen Regelwerken über

zielle Massnahmen durch das ENSI festgelegt wer-

den Transport gefährlicher Güter auf der Strasse

den. Zudem wird anhand der eingereichten Doku-

(ADR ) bzw. mit der Eisenbahn (RID ). Bei allen

mente jeweils geprüft, dass Verpackung und Inhalt

Verkehrsträgern kommen die IAEA-Empfehlungen

den Vorschriften entsprechen.

(TS-R-1 ) für die sichere Beförderung radioaktiver

Im Berichtsjahr hat das ENSI sechs Gesuche nach

Stoffe zur Anwendung. Basierend auf diesen Emp-

Gefahrgutgesetzgebung beurteilt und die entspre-

fehlungen wird das internationale Transportrecht

chende Genehmigung ausgestellt. Vier Gesuche

regelmässig angepasst. Im nationalen Transport-

betrafen die Anerkennung der Zulassung von Ver-

recht für Gefahrgüter der Klasse 7 (radioaktive

sandstückmustern. Zwei Gesuche bezogen sich

Stoffe) gelten u.a. die SDR 4 und die RSD 5.

auf eine Beförderungsgenehmigung nach Gefahr-

Die nach diesen Rechtsvorschriften erforderlichen

gutrecht.

1

2

3

Genehmigungen betreffen je nach Anwendungsfall die Versandstücke und/oder den Beförderungsvorgang. Sie bilden eine Voraussetzung für die ebenfalls erforderlichen Bewilligungen nach Kern-

8.2 Bewilligungen nach Strahlenschutzgesetzgebung

energie- oder Strahlenschutzgesetz (vgl. folgende Kapitel). Das ENSI ist die zuständige schweizerische

Gemäss Artikel 2 des Strahlenschutzgesetzes sind

Behörde für die Ausstellung von Genehmigungs-

die Beförderung auf öffentlichen Verkehrswegen

zeugnissen gemäss Gefahrgutgesetzgebung, un-

sowie die Ein- und Ausfuhr von radioaktiven Stoffen

abhängig davon, ob es sich beim Transportgut um

bewilligungspflichtige Tätigkeiten. Die Vorausset-

radioaktive Stoffe aus Kernanlagen oder aus ande-

zungen für die Erlangung solcher Bewilligungen

ren Betrieben handelt. Derzeit findet in der Schweiz

sind im Strahlenschutzgesetz (StSG) und in der

keine Fertigung von zulassungspflichtigen Ver-

Strahlenschutzverordnung (StSV) festgehalten. Der-

sandstücken statt. Die umfassende Zulassung der-

artige Bewilligungen sind über einen längeren Zeit-

artiger Behältertypen im Ursprungsland ist somit

raum befristet und hinsichtlich der Anzahl Trans-

nicht Aufgabe des ENSI. Dagegen ist häufig eine

porte üblicherweise nicht begrenzt. Allerdings

Anerkennung der von der zuständigen Behörde

verlangt die Strahlenschutzverordnung jeweils eine

des Ursprungslandes ausgestellten Zulassung von

separate Bewilligung, falls bei einem einzelnen Vor-

Versandstückmustern erforderlich. Dabei prüft das

gang eine bestimmte Aktivitätsmenge überschrit-

ENSI die Vollständigkeit des zugehörigen Sicher-

ten wird. Im Bereich der Kernanlagen ist das ENSI

heitsberichts insbesondere hinsichtlich des Nach-

die zuständige Behörde, für den sonstigen Bereich

weises, dass alle gemäss ADR/RID und TS-R-1

ist das BAG zuständig. Im Berichtsjahr hat das ENSI eine allgemeine Bewilligung erteilt.

Europäisches Übereinkommen über die Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse 2 Ordnung für die internationale Eisenbahnbeförderung gefährlicher Güter 3 IAEA Safety Standards Series: Regulations for the Safe Transport of Radioactive Material, 2009 Edition, Safety Requirements TS-R-1 4 Verordnung vom 29. November 2002 über die Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse (SR 741.621) 5 Verordnung vom 3. Dezember 1996 über die Beförderung gefährlicher Güter mit der Eisenbahn (SR 742.401.6) 1

ENSI Aufsichtsbericht 2012

Das BAG und ENSI haben 2011 einem vereinfachten Bearbeitungsverfahren zugestimmt, falls ein Gesuchsteller bereits in Besitz einer entsprechenden Bewilligung aus dem anderen Zuständigkeitsbereich ist. Zwei Bewilligungen, die in den Jahren 2010 und 2011 vom BAG erteilt wurden, wurden im Zuge dieser Harmonisierung im Berichtsjahr nun auch vom ENSI anerkannt. Neu haben

89


Transport- und Lagerbehälter in der Lagerhalle der ZWILAG Foto: ZWILAG

diese Bewilligungen eine Gültigkeit von 10 Jahren.

a) die Versorgung von vier Werken mit frischen

Aufgrund der längeren Gültigkeitsdauer der Bewil-

Brennelementen, b) einen Transport für die Durch-

ligung wird ein Nachweis für die Aktualisierung der

fuhr von Kernbrennstoff durch die Schweiz und

Strahlenschutzkenntnisse des Strahlenschutzsach-

c) einen Transport von Brennstäben zur Untersu-

verständigen nach fünf Jahren durch den Besuch

chung im Paul Scherrer Institut. Bei den radioak-

eines Weiterbildungskurses verlangt.

tiven Abfällen bestand je 1 Transport aus der Rückführung von Wiederaufarbeitungsabfällen der Art

8.3 Bewilligungen nach Kernenergiegesetzgebung

CSD-V und CSD-C von La Hague zur Zwilag; 4 Transporte betrafen radioaktive Abfälle von den Kernkraftwerken zur ZWILAG zur Verarbeitung und Zwischenlagerung.

Nach den Artikeln 6 und 34 des Kernenergiegesetzes (KEG) bedarf der Umgang mit Kernmaterialien und radioaktiven Abfällen aus Kernanlagen einer Bewilligung des Bundes. Artikel 3 des KEG

8.4 Rücknahme von Wiederaufarbeitungsabfällen

präzisiert den Begriff «Umgang» als Forschung, Entwicklung, Herstellung, Transport, Einfuhr, Aus-

In La Hague (Frankreich) und in Sellafield (Grossbri-

fuhr, Durchfuhr und Vermittlung. Zuständig für die

tannien) wurden abgebrannte Brennelemente aus

Erteilung solcher Bewilligungen ist das BFE. Im Hin-

schweizerischen Kernkraftwerken durch die Fir-

blick auf die kernenergierechtliche Bewilligung von

men AREVA NC und SL (Sellafield Ltd.) im Rahmen

Transporten prüft das ENSI als Fachbehörde, dass

der abgeschlossenen Verträge wiederaufgearbei-

die nukleare Sicherheit und Sicherung gewährleis-

tet. Durch das Wiederaufarbeitungsmoratorium

tet und die Vorschriften über die Beförderung

(Art. 106, Abs. 4 KEG) beschränken sich diese Ar-

gefährlicher Güter erfüllt sind. Das BFE erteilt die

beiten auf die vor Juli 2006 dorthin transportierten

Bewilligung erst auf Grund einer zustimmenden

Brennelemente. Die bei der Wiederaufarbeitung

Beurteilung durch das ENSI.

entstandenen Abfälle müssen vertragsgemäss in

Im Berichtsjahr hat das ENSI 11 Beurteilungen für

die Schweiz zurückgeführt werden. Zur Rücklie-

kernenergierechtliche Transportbewilligungen ab-

ferung sind bereits verglaste hochaktive Abfälle

gegeben. Von diesen betreffen 6 Bewilligungen

(Glaskokillen) aus der Wiederaufarbeitung bei

Transporte von Kernmaterial und 5 solche von Ab-

AREVA NC und bei SL sowie mittelaktive Abfälle

fällen. Bei den Kernmaterialien handelte es sich um

der AREVA NC erzeugt worden.

90

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Im Berichtsjahr wurde nach einem Unterbruch von

B-Kokillen zurückzuführen. Die Schweizer Kern-

sechs Jahren die Rücklieferung von hochaktiven

kraftwerksbetreiber haben einen gemeinsamen

Abfällen (CSD-V) der AREVA NC fortgesetzt. Im

Vertrag für die Rücknahme von CSD-B-Kokillen mit

Herbst fand eine Anlieferung von hochaktiven Ab-

Areva NC abgeschlossen. Daher stellten sie am

fällen aus La Hague statt, die aus 84 CSD-V-Kokil-

8. Februar 2011 beim Bundesamt für Energie (BFE)

len mit Abfällen aus der Wiederaufarbeitung von

ein Vorabklärungsgesuch für diese Abfall-Kategorie.

Brennstoff aus KKG und KKM bestand. Sie erfolgte

Das BFE hat das ENSI mit der sicherheitstechnischen

in drei TL-Behälter mit je 28 Kokillen. Die drei

Prüfung des Gesuchs beauftragt. Das ENSI hat in

TL-Behälter wurden im HAA-Lager eingelagert.

seiner Stellungnahme zum Vorabklärungsgesuch

Das ENSI hat dem jeweiligen Abfalleigentümer für

vom Juni 2012 festgestellt, dass die CSD-B-Kokillen

jede der Rücklieferungen eine Genehmigung zum

die Kriterien der Richtlinie ENSI-B05 erfüllen. Die

Übertritt in den Aufsichtsbereich des ENSI gemäss

Abfallgebinde sind genügend dokumentiert und

der Richtlinie ENSI-B05 erteilt, die entsprechenden

sind grundsätzlich transport-, zwischen- und endla-

Einlagerungsanträge geprüft und die Einlage-

gerfähig. Das Bundesamt für Energie hat am 9. No-

rungsfreigaben erteilt. Ferner hat auch das ENSI

vember 2012 eine positive Verfügung für die Rück-

stichprobenweise die Beladung eines TL-Behälters

lieferung dieser Abfälle erteilt.

in La Hague inspiziert. Bei dieser Kontrolle wurde

Für die Rückführung der Abfälle aus Sellafield ma-

die Übereinstimmung mit den Vorgaben festge-

chen die schweizerischen Kernkraftwerksbetreiber

stellt. Die entsprechende Rücknahmequote dieser

von der Möglichkeit der Substitution Gebrauch: An

Abfallart betrug per Ende 2012 rund 70% der

Stelle der schwach- und mittelaktiven Abfälle wird

Rücknahmeverpflichtung. Weitere Transporte die-

eine hinsichtlich der radiologischen Eigenschaften

ser Abfallart zum zentralen Zwischenlager der

gleichwertige, aber volumenmässig viel kleinere

ZWILAG werden ab 2014 stattfinden.

Menge an verglasten, hochaktiven Abfällen in

Im Berichtsjahr wurde weiterhin auch die Rücklie-

die Schweiz zurückgeführt und so die Anzahl der

ferung von mittelaktiven verpressten Abfällen

Transporte stark reduziert. Aus organisatorischen

(CSD-C) der AREVA NC fortgesetzt. Wie die Glas-

und logistischen Gründen sind die Rücktransporte

kokillen (CSD-V) werden diese Gebinde in den glei-

der Glaskokillen aus Sellafield erneut verzögert.

chen Behältern angeliefert, da beide Gebinde-

Statt wie ursprünglich für das Jahr 2013 vorge-

typen

aber

sehen, sollen die ersten drei Behälter nun im 2014

identische Abmessungen haben. Die CSD-C kön-

in die Schweiz transportiert werden. Das ENSI hat

nen im ZZL jedoch analog den mittelaktiven Be-

sich vor Ort in Sellafield davon überzeugt, dass die

triebsabfällen wieder ausgeladen und im MAA-

Voraussetzungen für die technische Abwicklung,

Lager eingelagert werden. Die Anlieferung im

die begleitenden Kontrollen und die Einhaltung der

Frühjahr bestand aus 60 CSD-C-Behältern mit Ab-

neuen Terminplanung gegeben sind.

zwar

unterschiedliche

Massen,

fällen aus der Wiederaufarbeitung von Brennstoff aus dem Betrieb des KKB. Sie erfolgte in drei Transportbehältern mit je 20 Kokillen. Die CSD-C-Behälter wurden jeweils aus den Transportbehältern

8.5 Beschaffung von Transport- und Lagerbehältern

entladen und in das MAA-Lager der ZWILAG eingelagert. Die entleerten Transportbehälter wurden

Das Konzept der Zwischenlagerung von bestrahl-

anschliessend für die bereits oben beschriebenen

ten Brennelementen und von Glaskokillen besteht

Rücklieferungen hochaktiver CSD-V-Gebinde ein-

darin, diese Abfälle in störfallsicheren Transport-

gesetzt. Die Rücknahmequote der mittelaktiven

und Lagerbehältern (TL-Behältern) einzuschlies-

CSD-C-Abfälle betrug per Ende 2012 rund 60%

sen, deren Dichtheit im Zwischenlager kontinuier-

der Rücknahmeverpflichtung. Das ENSI hat dem

lich überwacht wird. Diese Behälter werden von

jeweiligen Abfalleigentümer für jede der Rücklie-

den Kernkraftwerken bzw. von den Wiederaufar-

ferungen eine Genehmigung zum Übertritt in den

beitungsanlagen zum jeweiligen Zwischenlager

Aufsichtsbereich des ENSI gemäss der Richtlinie

transportiert, dort in der Behälterlagerhalle ab-

ENSI-B05 erteilt.

gestellt und an das Überwachungssystem ange-

Im Jahr 2010 hat Areva NC vorgeschlagen, statt

schlossen. Die TL-Behälter müssen die Sicherheit

bituminierte Schlämme aus den Wasserreinigungs-

für den gesamten Zeitraum der Zwischenlage-

anlagen der Wiederaufarbeitungsanlage verglaste

rung gewährleisten, weshalb hierfür gegenüber

mittelaktive Abfälle in Form von sogenannten CSD-

einem reinen Transportbehälter nochmals erhöhte

ENSI Aufsichtsbericht 2012

91


Anforderungen zu erfüllen sind. Die Anforde-

8.6 Inspektionen und Audits

rungen und Verfahren hierzu regelt die Richtlinie ENSI-G05. Mit dieser Richtlinie sind nicht nur die

Bei der Beförderung radioaktiver Stoffe müssen zur

Anforderungen an die Auslegung der TL-Behälter

Sicherheit des Transportpersonals und der Bevölke-

spezifiziert, sondern auch die Anforderungen an

rung die Strahlenschutz- und Transportvorschriften

die Behälterfertigung, wie etwa Qualitätsanforde-

eingehalten werden. Die Qualitätssicherungspro-

rungen, begleitende Kontrollen oder Behälterdo-

gramme der Konstrukteure und Hersteller von Ver-

kumentation. Bei der Fertigung derartiger Behäl-

packungen sowie jene der Spediteure, Absender,

ter sind festgelegte und vom ENSI freigegebene

Beförderer und Empfänger von radioaktiven Stoffen

Abläufe einzuhalten, was im Auftrag des ENSI von

müssen die Einhaltung der Vorschriften gewähr-

unabhängigen Experten kontrolliert wird. Für je-

leisten. Im Rahmen der in den Kapiteln 8.1 bis 8.3

des einzelne Behälterexemplar bestätigt das ENSI

beschriebenen Bewilligungsverfahren wird dies vom

schliesslich den qualitätsgerechten Abschluss der

ENSI überprüft. Zudem prüft das ENSI im Rahmen

Fertigung durch seine Freigabe zur Verwendung.

seiner Inspektionen regelmässig übergeordnete

Ende 2012 befanden sich 20 Behälter in den

organisatorische Aspekte, die als gute Indikatoren

verschiedenen Fertigungsphasen, von der Ferti-

für ein «gelebtes» Qualitätsbewusstsein dienen.

gungsvorbereitung bis zur Endprüfung der Ge-

Das ENSI führte im Jahr 2012 in seinem Aufsichts-

samtdokumentation nach Fertigungsabschluss.

bereich 11 Transportinspektionen durch. Die Inspek-

Im Jahr 2012 wurden 16 Brennelementbehälter

tionen betrafen die Abfertigung von Behältern

und 5 Behälter für hochaktive verglaste Abfälle

mit Brennelementen, Brennstäben, hochaktiven

Kontrollen während der Fertigung unterzogen.

Abfällen, Proben, kontaminierten Werkzeugen und

Soweit sich Beanstandungen ergaben, wurden

Komponenten sowie von einem bereits benutzten,

diese in allen Fällen vom Hersteller korrigiert oder

leeren Behälter mit Kontamination im Innenraum.

nach eingehender Prüfung als akzeptabel qualifi-

Grenzwerte für Kontamination, Dosisleistung und

ziert, sofern die auslegungsgemässe Sicherheit

weitere Behältereigenschaften wurden in allen Fäl-

des jeweiligen Behälters nachgewiesen werden

len eingehalten. Bezüglich der Transportdurchfüh-

konnte. Die Anzahl der Beanstandungen hat sich

rung konnte bei allen Inspektionen die Einhaltung

gegenüber dem Vorjahr nicht weiter erhöht. Erste

der Vorschriften bezüglich Sicherheit und Strahlen-

vom Hersteller eingeleitete Korrekturmassnah-

schutz des Personals, der Bevölkerung und der

men entfalten ihre Wirksamkeit. Weitergehende

Umwelt nachgewiesen werden.

Massnahmen wurden verfügt und befinden sich

Bei zwei Inspektionen wurde hinsichtlich der Vor-

in der Umsetzung.

gabedokumente und Prozesse ein Verbesserungs-

Zusätzlich wurde die planmässige Umrüstung von

bedarf festgestellt. Im einen Fall hat das ENSI

drei zunächst für den Transport von kompaktierten

eine fehlende Eindeutigkeit bei der Zuweisung von

Abfällen genutzten TL-Behältern auf die Konfigu-

Verantwortlichkeiten zwischen offiziellen Beför-

ration zum Transport und zur Zwischenlagerung

derungsdokumenten und internen Vorgabedoku-

von hochaktiven Abfällen überprüft. Vorprüfunter-

menten des KKW identifiziert. Im anderen Fall

lagen, Durchführung und Dokumentation wurden

wurde ein fehlender interner Prozess bezüglich der

geprüft und inspiziert. Es ergaben sich keine Bean-

Instruktion von Chauffeuren zum angemessenen

standungen.

Verhalten auf dem Areal des KKW angemahnt. In

Im Berichtsjahr wurden seitens des ENSI drei Frei-

beiden Fällen hat das ENSI entsprechende For-

gaben für die Verwendung und drei Freigaben für

derungen gestellt, die von den Betreibern der KKW

die Einlagerung von Transport- und Lagerbehältern

in konkrete Massnahmen umgesetzt werden.

erteilt. Zurzeit befinden sich zwei neue Behälterbauarten im Zulassungsverfahren nach der Richtlinie ENSIG05. Auf Grund des innovativen Charakters dieser Behälterbauarten und des daraus folgenden Prüfumfanges werden diese Verfahren als Projekte unter Beizug externer Experten abgewickelt.

92

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Ein Versuchsstollen im Felslabor Mont Terri Foto: Nagra

9. Geologische Tiefenlagerung radioaktiver Abfälle Einleitung

chenden Vorgaben wurden im Sachplan geolo-

Für die Abfallverursacher besteht die gesetzliche

gische Tiefenlager (SGT) definiert (Kap. 9.1).

Verpflichtung, die anfallenden radioaktiven Ab-

Das Entsorgungsprogramm 2008 der Entsor-

fälle sicher in geologischen Tiefenlagern zu ent-

gungspflichtigen beschreibt den Realisierungsplan

sorgen. Diese Verpflichtung haben die Abfallverur-

und die notwendigen Schritte und wurde im Be-

sacher an die Nationale Genossenschaft für die

richtsjahr vom ENSI überprüft (Kap. 9.2). Der

Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) übertragen.

schweizerische Bundesrat hat verfügt, dass Hin-

Deren aktuelles Entsorgungskonzept umfasst zwei

weise und offene Fragen aus dem Entsorgungs-

Tiefenlager, eines für schwach- und mittelaktive

nachweis Projekt Opalinuston von den Entsor-

Abfälle und eines für hochaktive Abfälle. Es sieht

gungspflichtigen systematisch zu erfassen und zu

parallel dazu auch die Möglichkeit eines Kombila-

bearbeiten sind. Das ENSI hat im Berichtsjahr zum

gers vor. Die durch die Nagra verfolgte wissen-

entsprechenden Bericht der Nagra Stellung ge-

schaftliche und technische Vorbereitung der geo-

nommen (Kap. 9.3).

logischen

Vielzahl

Die Kernkraftwerkbetreiber sind gesetzlich ver-

interdisziplinärer Projekte und bezweckt die Erar-

pflichtet, alle fünf Jahre die voraussichtliche Höhe

beitung konkreter Vorschläge für die Ausgestal-

der Stilllegungs- und Entsorgungskosten zu be-

tung und den Standort.

rechnen. Das ENSI hat im Jahr 2012 die entspre-

Die Verfahrensleitung der Standortwahl der Tie-

chende Kostenstudie 2011 der Kernkraftwerk-

fenlager erfolgt durch den Bund. Die entspre-

betreiber beurteilt (Kap 9.4).

Tiefenlager

ENSI Aufsichtsbericht 2012

umfasst

eine

93


Das ENSI wird von der Expertengruppe geologische

Schutzbereich für geologische Standortgebiete

Tiefenlagerung (EGT) und Firmen wie Basler und

Im Ergebnisbericht zur Etappe 1 wird festgehalten,

Hoffmann bei seinen sicherheitstechnischen Beur-

dass die in den Sachplan geologische Tiefenlager

teilungen von Aspekten zu den geologischen

aufgenommenen Standortgebiete vor einer Verlet-

Standortgebieten, zur bautechnischen Machbar-

zung der Wirt- und Rahmengesteine, wie sie bei-

keit sowie zur Sicherheit von geologischen Tiefen-

spielsweise aus der Nutzung der tiefen Geothermie

lagern unterstützt (Kap. 9.5).

resultiert, zu schützen sind. Die Kantone haben

Die für die Tiefenlagerung notwendigen Daten

deshalb dafür zu sorgen, dass durch erteilte Bewil-

werden teilweise in Felslaboratorien ermittelt, in

ligungen und Konzessionen jegliche Gefährdung

welchen auch das ENSI Forschungsprojekte be-

der geologischen Standortgebiete ausgeschlossen

treibt (Kap. 9.6).

wird. Dazu hat das ENSI von der Nagra GIS-Karten

Die Verfolgung des Stands von Wissenschaft und

erstellen lassen und diese nach Prüfung im April

Technik bezüglich Tiefenlager-relevanten Prozes-

2012 an die Kantone weitergegeben. Auf Basis

sen wird durch die Mitarbeit in internationalen

dieser Karten beurteilen die Kantone in Zukunft die

Programmen ergänzt (Kap. 9.7).

Bewilligung von Bohrungen und Bauten im Untergrund.

9.1 Sachplan geologische Tiefenlager

Ergänzende Untersuchungen in Etappe 2 Gemäss Konzeptteil des Sachplans geologische Tiefenlager hatten die Entsorgungspflichtigen im

Der vom Bundesrat im April 2008 genehmigte Sach-

Hinblick auf die Etappe 2 vorgängig mit dem ENSI

plan geologische Tiefenlager regelt das Standortaus-

abzuklären, ob der Kenntnisstand der sicherheits-

wahlverfahren für geologische Tiefenlager. Das Ver-

relevanten Prozesse und Parameter ausreicht, um

fahren ist in drei Etappen aufgeteilt. Gegen Ende

die in der Etappe 2 vorgesehenen provisorischen Si-

2011 wurde nach Prüfung durch die Aufsichtsgre-

cherheitsanalysen und den sicherheitstechnischen

mien des Bundes der von der Nagra für die Etappe 1

Vergleich (ENSI 33/075) durchführen zu können,

des Sachplans eingereichte Vorschlag gutgeheissen.

und welche ergänzenden Untersuchungen dafür

Dieser Vorschlag umfasst sechs Standortgebiete für

notwendig sind. Die Nagra hatte dazu den Bericht

ein Lager für schwach- und mittelaktive Abfälle

NTB 10-01 eingereicht. Das ENSI wiederum hat zu

(SMA, Gebiete Südranden, Zürich Nordost, Nördlich

diesem im Bericht ENSI 33/115 Stellung genom-

Lägern, Jura Ost, Jura-Südfuss und Wellenberg) so-

men und 41 Forderungen für zusätzliche Untersu-

wie drei Standortgebiete für die Lagerung hochak-

chungen gestellt, die vor der Einreichung der Un-

tiver Abfälle (HAA, Gebiete Zürich Nordost, Nördlich

terlagen für die Etappe 2 erfüllt sein müssen. Die

Lägern und Jura Ost). Diese Gebiete wurden in die

Hauptforderungen des ENSI betreffen die Verbesse-

Raumplanung der jeweiligen Region aufgenommen.

rung des Kenntnisstands über die Wirtgesteine

In der im Jahr 2012 gestarteten Etappe 2 des Sach-

Brauner Dogger und Effinger Schichten, die syste-

planverfahrens hat die Nagra zunächst innerhalb

matische Beschreibung der hydraulischen Fliess-

der aus der Etappe 1 resultierenden Standortge-

wege in den Standortregionen und vertiefte Unter-

biete und der sie umgebenden Planungsperimeter

suchungen zu bautechnischen Aspekten.

Standorte für Oberflächenanlagen vorgeschlagen.

Als Teil der Untersuchungen zur Etappe 2 hat die

Diese Vorschläge und die zu deren Herleitung an-

Nagra im Winter 2011/2012 in der Nordschweiz

gewendete Methodik waren Basis für die Diskus-

neue seismische Profile von 305 km Länge aufge-

sionen in den Regionen, welche durch die Regio-

nommen. Diese 2D-Seismik-Kampagne wurde ne-

nalkonferenzen und deren Fachgruppen vertreten

ben den HAA-Standortgebieten Jura Ost und Nörd-

wurden. Das ENSI unterstützte deren Arbeit durch

lich Lägern auch auf die SMA-Gebiete Südranden

Präsentationen zu grundsätzlichen Themen bezüg-

und Jura-Südfuss ausgedehnt. Die Auswertung

lich Sicherheit und den Aufgaben des ENSI. Dies

dieser Seismik-Messungen ist im Gange. Zwischen-

geschah im Rahmen von Ausbildungsveranstal-

resultate wurden den Fachvertretern der Bundes-

tungen für die Mitglieder der Regionalkonferenzen

und Kantons-Behörden und deren Experten durch

sowie durch Auskünfte zu standortunabhängigen

die Nagra im November 2012 vorgestellt.

Fragen, beispielsweise bezüglich der sicherheits-

In der Etappe 2 sind je mindestens zwei geolo-

technischen Vor- und Nachteile von Schächten und

gische Standortgebiete für ein Tiefenlager für SMA

Rampen als Zugangsbauwerke.

und für HAA vorzuschlagen. Für die vorgeschla-

94

ENSI Aufsichtsbericht 2012


genen Standorte werden für weitere Untersuchungen, wie z.B. Sondierbohrungen, Bewilligungen notwendig sein, um in der Etappe 3 – das heisst im Hinblick auf die Rahmenbewilligung – den gemäss Kernenergieverordnung (KEV, SR 732.11) geforderten Kenntnisstand zu erreichen. Das ENSI erwartet deshalb, dass die Nagra mit den Standortvorschlägen in der Etappe 2 entsprechende Gesuche einreichen wird.

Vorgaben für Etappe 2 SGT Bei der Standortauswahl für ein geologisches Tiefenlager hat Sicherheit oberste Priorität. Das ENSI hat das im Sachplan geologische Tiefenlager festgeschriebene Vorgehen für die Auswahl von mindestens zwei geologischen Standortgebieten pro Lagertyp präzisiert. Dazu hat das ENSI Fachsit-

Vermessen eines Bohrkerns

zungen und Behördenseminare mit Vertretern des Beirats Entsorgung, der Arbeitsgruppe Sicherheit

sind. Die Nagra muss zudem beweisen, dass die

der Kantone (AG SiKa) der kantonalen Experten-

Erschliessung des Tiefenlagers vom Standortareal

gruppe Sicherheit (KES), der Expertengruppe Geo-

an der Oberfläche aus sicher gebaut, betrieben und

logische Tiefenlager (EGT) und der Nagra organi-

verschlossen werden kann. Dabei sind auch mög-

siert und die Meinung zahlreicher Experten

liche Varianten der Zugangsbauwerke (Rampe/

berücksichtigt.

Schacht-Kombinationen) zu untersuchen. Allfällige

Im Rahmen der Gutachten und Stellungnahmen

Auswirkungen – insbesondere auf die Langzeit-

zur Etappe 1 und zum Nagra-Bericht NTB10-01

sicherheit – sind dabei aufzuzeigen.

Foto: Comet

wurde von verschiedenen Seiten die von der Nagra in der Etappe 1 verwendete Bewertungsmethodik

Technisches Forum Sicherheit

kritisiert. Da die Nagra gemäss Sachplan in der

Der Sachplan geologische Tiefenlager sieht für die

Etappe 2 ebenfalls die Standortgebiete anhand der

Beantwortung sicherheitstechnischer Fragen das

13 Kriterien zur Sicherheit und technischen Mach-

Technische Forum Sicherheit vor, das vom ENSI ge-

barkeit bewerten muss, hat das ENSI die Bedenken

leitet wird. In Zusammenarbeit mit Vertretern der

an der Bewertungsmethodik aufgenommen, alter-

Kantone, der Standortregionen und der Nachbar-

native Lösungsansätze untersucht, diese anhand

länder, der Bundesbehörden und weiterer interes-

von Fallbeispielen geprüft und seine Vorgaben im

sierter Organisationen werden sicherheitsrelevante

Bericht ENSI 33/154 weiter präzisiert.

Fragen gesammelt, beantwortet und die Fragen/

Ergänzend hat das ENSI den Ablauf der Überprü-

Antworten der Öffentlichkeit zur Verfügung ge-

fung des Kenntnisstands im Bericht ENSI 33/155

stellt. Im Jahr 2012 fanden vier Sitzungen des Tech-

festgehalten. Wichtiger Schritt in diesem Ablauf

nischen Forums Sicherheit statt. Von den bis Ende

ist, dass im Rahmen von Fachsitzungen die Behör-

2012 eingetroffenen 88 Fragen waren deren 70 bis

den und Gremien des Sachplanverfahrens über die

Ende 2012 beantwortet. Die Fragen und Antworten

Ergebnisse der Nagra informiert werden und der

sind unter www.technischesforum.ch einsehbar.

erreichte Kenntnisstand festgestellt wird.

Basierend auf den seit 2008 eingereichten Fragen

In der Etappe 2 sind die bautechnischen Risiken

hat das ENSI die Broschüre «Geologische Tiefen-

stufengerecht und für die jeweiligen Standorte zu

lager – Radioaktive Abfälle sicher entsorgen» zu-

betrachten. Das ENSI hat die entsprechenden An-

sammengestellt, die wichtige und häufig gestellte

forderungen für die bautechnischen Risikoanaly-

Fragen erläutert. Dabei wurden verständliche Texte

sen zusammen mit seinen Experten entwickelt und

und anschauliche Grafiken verwendet. Die Bro-

im Bericht ENSI 33/170 festgehalten. Die Nagra

schüre zeigt aber auch, in welchen Punkten noch

muss gemäss diesen Vorgaben die geologischen

weiterer Forschungs- und Untersuchungsbedarf

Risiken der Zugangsbauwerke bei Bau und Betrieb

besteht.

eines Tiefenlagers ausweisen und zeigen, mit wel-

Im Rahmen von Fachbeiträgen wurden im Tech-

chen Massnahmen diese Risiken beherrschbar

nischen Forum Sicherheit auch spezifische Themen

ENSI Aufsichtsbericht 2012

95


dargelegt und diskutiert, darunter das Thema der

zum Bericht NTB 10-01 (siehe Kap. 9.1) erst 2012

von der Nagra durchgeführten 2D-Seismik und

abgeschlossen. Das ENSI und das BFE kommen in

deren aktueller Stand der Auswertung. Im Sinne

ihrer Prüfung und Beurteilung zum Schluss, dass

eines Fachaustausches mit den deutschen Nach-

die Nagra im Auftrag der Entsorgungspflichtigen

barn wurde zudem das «Eckpunktepapier zur

mit dem Einreichen des Entsorgungsprogramms

Endlagerung Wärme entwickelnder radioaktiver

den gesetzlichen Auftrag gemäss Art. 32 KEG

Abfälle in Deutschland» vom Umweltministerium

(Kernenergiegesetz, SR 732.1) und Art. 52 KEV

Baden-Württemberg vorgestellt und diskutiert.

grundsätzlich erfüllt hat. Hinsichtlich der nächsten Aktualisierung des Entsorgungsprogrammes im

9.2 Entsorgungsprogramm

Jahre 2016 fordert das ENSI verschiedene Ergänzungen und die vorgängige Einreichung des aktualisierten Forschungs- und Entwicklungspro-

In Artikel 52 KEV wird festgelegt, dass die Entsor-

gramms, welches die stufengerechte Abarbeitung

gungspflichtigen ein Entsorgungsprogramm vorle-

der offenen Fragen aufzeigen muss.

gen müssen und alle fünf Jahre anzupassen haben.

Der Bericht der Nagra und die dazu erfolgten Stel-

Zuständig für die Überprüfung und Überwachung

lungnahmen seitens der Bundesbehörden wurden

der Einhaltung des Programms sind das ENSI und

in der zweiten Jahreshälfte 2012 in einer dreimo-

das Bundesamt für Energie (BFE). Das BFE prüft da-

natigen Anhörung vernehmlasst. Im letzten Quar-

rin den Finanzplan für die Entsorgungsarbeiten bis

tal 2012 begann die Auswertung der eingegan-

zur Ausserbetriebnahme der Kernanlagen sowie

genen Stellungnahmen durch das BFE und das

das Informationskonzept der Nagra. Das ENSI prüft

ENSI.

die sicherheitsrelevanten und auslegungsspezifischen Aspekte. Der Bericht zum Entsorgungsprogramm (NTB 0801) wurde im Oktober 2008 durch die Entsor-

9.3 Offene Fragen aus dem Entsorgungsnachweis

gungspflichtigen mit den Standortvorschlägen für

Stollen im Felslabor Mont Terri

geologische Tiefenlager eingereicht. Die Prüfung

Der Schweizerische Bundesrat hatte im Juni 2006

des Entsorgungsprogramms wurde aufgrund der

verfügt, dass der Entsorgungsnachweis für abge-

vorgezogenen Beurteilungen zur Etappe 1 und

brannte Brennelemente (BE), verglaste hochaktive

Foto: Comet

96

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Abfälle (HAA) und langlebige mittelaktive Abfälle

gige Fonds sichergestellt. Der Stilllegungsfonds

(LMA) erbracht ist. Er legte fest, dass die Kernkraft-

deckt die Kosten zur Stilllegung der Kernanlagen,

werkgesellschaften gleichzeitig mit dem Entsor-

der Entsorgungsfonds deckt die Kosten zur Entsor-

gungsprogramm nach Artikel 32 KEG dem Bun-

gung der radioaktiven Abfälle und der abgebrann-

desrat einen Bericht zu unterbreiten haben, der

ten Brennelemente in geologischen Tiefenlagern.

alle in den Gutachten und Stellungnahmen der da-

Beide Fonds werden durch Beiträge der Betreiber

maligen HSK, KNE und KSA sowie der OECD/NEA-

geäufnet, die gemäss Art. 27 und 31 KEG zur

Experten enthaltenen offenen Fragen, Hinweise

Übernahme dieser Kosten verpflichtet sind.

und Empfehlungen systematisch erfasst und auf-

Die Kernkraftwerkbetreiber sind gesetzlich ange-

zeigt, wie diese im weiteren Verfahren zeit- und

wiesen, die voraussichtliche Höhe der Stilllegungs-

sachgerecht beantwortet werden. Diese offenen

und Entsorgungskosten gemäss Stilllegungs- und

Einzelpunkte und Empfehlungen stellen die grund-

Entsorgungsfondsverordnung (SEFV, SR 732.17)

sätzliche Machbarkeit eines geologischen Tiefenla-

alle fünf Jahre zu berechnen und als Kostenstudien

gers in der Schweiz nicht in Frage, sie müssen aber

zur Überprüfung einzureichen. Die Kraftwerk-

stufengerecht im Verlauf der schrittweisen Weiter-

betreiber (vertreten durch swissnuclear) und die

entwicklung bearbeitet werden.

Nagra haben ihre letzte Kostenstudie aus dem

Die Nagra reichte daher zeitgleich mit dem Entsor-

Jahre 2006 (KS06) per November 2011 überarbei-

gungsprogramm (siehe Kap. 9.2) den Bericht NTB

tet und die aktualisierte Kostenstudie 2011 (KS11)

08-02 ein und legte darin ihre Vorgehensweise zu

zur Prüfung eingereicht. Das ENSI wurde beauf-

den rund 200 Empfehlungen dar. Das ENSI hat

tragt, die Studien zu den Stilllegungs- und

seine Stellungnahme zum Bericht NTB 08-02 im

Entsorgungskosten zu prüfen. Zur Überprüfung

Jahr 2012 veröffentlicht und darin festgestellt,

hat das ENSI externe Experten beigezogen. Die

dass die Nagra alle Empfehlungen der verschie-

Deutsche TÜV NORD EnSys Hannover GmbH & Co

denen begutachtenden Gremien in den vom

hat Stellungnahmen zu den Stilllegungskostenstu-

Schweizerischen Bundesrat geforderten Bericht

dien verfasst. Das Schweizer Ingenieurunterneh-

aufgenommen hat, diese stufengerecht und ziel-

men Basler & Hofmann hat die Kostenstudien für

führend bearbeitet hat und damit der Verfügung

den Bau (einschliesslich aller Bauvorgänge, Materi-

des Schweizerischen Bundesrats nachgekommen

alien und Unterhalte) der geologischen Tiefenlager

ist. Wichtige Empfehlungen aus dem damaligen

überprüft. Als anerkannte Experten weisen diese

Verfahren wurden bereits in den Konzeptteil des

Firmen praktische Erfahrung in der Stilllegung von

Sachplans geologische Tiefenlager und in die

Kernkraftwerken beziehungsweise im Erstellen

Richtlinie ENSI-G03 integriert. Sie wurden von der

von Untertagebauwerken auf. Gestützt auf deren

Nagra bei der Ausarbeitung des Vorschlags geolo-

Expertisen kommt das ENSI in seiner Beurteilung

gischer Standortgebiete in der Etappe 1 des SGT

zum Schluss, dass die Kostenstudie 2011 vollstän-

berücksichtigt. Im Hinblick auf das Rahmenbewilli-

dig und korrekt ausgeführt ist. Die vorgelegten

gungsgesuch weist das ENSI in seiner Stellung-

Kostenschätzungen sind aus seiner Sicht für den

nahme auf Themen hin, die in das Forschungs- und

aktuellen Projektstand plausibel und ausreichend.

Entwicklungsprogramm der Nagra aufzunehmen

Es hat zwölf Punkte mit Verbesserungsbedarf

sind und bis zur Einreichung des Gesuchs abgear-

identifiziert, die bei der nächsten Aktualisierung zu

beitet sein müssen.

berücksichtigen sind.

Der Bericht der Nagra und die dazu erfolgten Stellungnahmen seitens der Bundesbehörden waren zeitgleich mit den Dokumenten zum Entsorgungsprogramm der Nagra (siehe Kap. 9.2) während drei

9.5 Expertengruppe geologische Tiefenlagerung (EGT)

Monaten zur Vernehmlassung aufgelegt. Die Expertengruppe geologische Tiefenlagerung

9.4 Kostenstudie

(EGT) wurde vom ENSI 2012 ins Leben gerufen. Sie übernimmt im Sachplan geologische Tiefenlager die Rolle der vom Bundesrat aufgelösten Kommis-

Die Finanzierung der Stilllegung der Kernkraft-

sion Nukleare Entsorgung (KNE). Geleitet von Pro-

werke nach deren Ausserbetriebnahme einerseits

fessor Simon Löw (ETH Zürich) deckt die Experten-

und der Entsorgung der radioaktiven Abfälle ande-

gruppe Fragen zur geologischen Beurteilung der

rerseits wird in der Schweiz durch zwei unabhän-

Standortgebiete sowie zur bautechnischen Mach-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

97


barkeit und Sicherheit von geologischen Tiefenla-

Rechensimulationen verfügbar gemacht werden.

gern ab. Die EGT bietet dem ENSI die Möglichkeit,

Am RC-Experiment beteiligen sich neben dem ENSI

bei wichtigen Fragestellungen mit international

und der ETH auch die deutsche Bundesanstalt

anerkannten Experten zusammenzuarbeiten und

für Geowissenschaften und Rohstoffe BGR (geo-

damit das eigene Know-how zu erweitern. Im Jahr

physikalische Messungen) und die swisstopo (geo-

2012 haben vier Sitzungen stattgefunden. Schwer-

dätische Messungen).

punkte waren die Lagerauslegung, seismische Un-

Neben dem RC-Experiment beteiligt sich das ENSI

tersuchungen, Erdbeben in relevanten Zeiträumen,

ausserdem an zwei kleineren Experimenten. Das

die tektonische und geodynamische Entwicklung

eine Experiment untersucht das zyklische Austrock-

im Tafeljura der Nordschweiz, geochemische Pro-

nungsverhalten der Stollenwand des Opalinustons

zesse im Nahfeld und der Gastransport in den

in Abhängigkeit des Stollenklimas (Temperatur,

technischen und geologischen Barrieren. Vertreter

Luftfeuchtigkeit). Mit dem anderen Experiment

der EGT beantworteten ferner Fragen im tech-

evaluiert das ENSI zusammen mit swisstopo eine

nischen Forum Sicherheit.

neue Methode der Durchlässigkeitsbestimmung in Bohrungen anhand von Verdunstungsmessungen. In einem weiteren Experiment untersucht das ENSI

9.6 Felslaboratorien

ferner zusammen mit der swisstopo und der französischen Organisation ANDRA das Materialver-

In der Schweiz werden zwei Felslaboratorien im

halten (u.a. Langzeitbeständigkeit) der Glasfaser-

Kristallin- und im Tongestein (Felslabor Grimsel

technologie mit integrierten Mess-Sensoren. Dies

und Felslabor Mont Terri) betrieben, wo unter

geschieht, um deren Tauglichkeit zur Langzeit-

internationaler Beteiligung umfangreiche For-

überwachung geologischer Tiefenlager (Monito-

schungsprojekte durchgeführt werden. Sie dienen

ring) zu testen.

einerseits der Charakterisierung und Erfassung der geotechnischen, geochemischen und hydraulischen Eigenschaften der dortigen Gesteinsforma-

9.7 Internationaler Wissenstransfer

tionen und andererseits der Entwicklung und Überprüfung von Lagerkonzepten für den sicheren

Die Mitarbeit in nationalen und internationalen

Einschluss radioaktiver Abfälle. Für die Beurteilung

Arbeitsgruppen bietet dem ENSI Gelegenheit, alle

der Sicherheit von geologischen Tiefenlagern lie-

relevanten Fragestellungen im Bereich der Entsor-

fern diese Forschungsarbeiten wichtige Erkennt-

gung in geologischen Tiefenlagern im europäischen

nisse. Sie erlauben, anhand von Demonstrations-

Rahmen zu verfolgen und bezüglich Stand von

versuchen das Verhalten technischer (Bentonit,

Wissenschaft und Forschung über die aktuellen

Zement, Stahlbehälter) und natürlicher Barrieren

Entwicklungen informiert zu bleiben. Die Resultate

(Wirtgestein und Rahmengesteine) zu unter-

dieser Arbeiten fliessen in die Aufsichtstätigkeit

suchen. Zudem ermöglichen sie die Validierung

des ENSI im Rahmen des Sachplans geologische

entsprechender Modellrechnungen.

Tiefenlager ein.

Das ENSI beteiligt sich seit 2003 mit eigenen Pro-

Neben der Beteiligung des ENSI an der internatio-

jekten und Kooperationen an der Forschung im

nalen Forschung im Felslabor Mont Terri (Kap. 9.6)

Felslabor Mont Terri, um die behördeninterne

engagiert es sich im Rahmen weiterer Forschungs-

Fachkompetenz zu erhalten und zu fördern. Der

programme zur Entsorgung (EU-Projekte) und ar-

Schwerpunkt der Forschungsarbeiten lag 2012 auf

beitet in verschiedenen internationalen Gremien

der Fortführung und Auswertung des sogenann-

mit. Das 2009 gestartete Forschungsprojekt

ten RC-Experimentes, welches von der Ingenieur-

FORGE («fate of repository gases») der Euro-

geologie der ETH Zürich betreut und 2013 ab-

päischen Union dient der Erforschung der in einem

geschlossen

dieses

geologischen Tiefenlager durch Korrosion oder

Experiments ist es, die durch den Bau der Gale-

Zersetzung produzierten Gase, dem damit verbun-

rie-2008 infolge von Spannungsumlagerungen

denen Gasdruckaufbau und dem Abtransport des

hervorgerufenen Deformationen im Opalinuston

Gases durch ein wenig durchlässiges Medium (z.B.

quantitativ zu erfassen. Ergänzt werden diese Un-

ein tonreiches Gestein). Das Projekt wird im Jahr

werden

soll.

Zielsetzung

tersuchungen durch umfangreiche felsmechanische

2013 abgeschlossen.

Laborversuche, mit welchen die felsmechanischen

Das Projekt SITEX («sustainable network of inde-

Kennwerte des Opalinustons ermittelt und für

pendent technical expertise for radioactive waste

98

ENSI Aufsichtsbericht 2012


disposal») wurde im Februar 2012 gestartet mit

richt zusammengestellt. Er gibt einen umfassenden

dem Ziel, eine Plattform für die Aufsichtsbehörden

Überblick über den aktuellen Stand von Wissen-

und ihre Experten für geologische Tiefenlager auf-

schaft und Technik auf diesem Gebiet und wird

zubauen. Im Rahmen dieser Plattform soll der regu-

2013 veröffentlicht. Andererseits wurde ein neues

latorische Bedarf für alle Phasen der Realisierung

Projekt mit dem Titel «Argillaceous Media Data-

eines geologischen Tiefenlagers diskutiert und eva-

base Compilation» gestartet. Es beschäftigt sich

luiert werden. Es soll darauf aufbauend geklärt wer-

mit den für die Sicherheitsbeurteilung von geo-

den, welche Schwerpunkte für die regulatorische

logischen Tiefenlagern in Tongesteinen massge-

Sicherheitsforschung und bei der technischen Ex-

benden geologischen, hydrogeologischen, mine-

pertise für zukünftige Realisierungsschritte gesetzt

ralogischen, geophysikalischen, geochemischen

werden sollen. Der Erfahrungsaustausch über ver-

und felsmechanischen Daten. Diese sollen in einem

schiedene regulatorische Fachthemen wird für das

Bericht zusammengestellt werden. Berücksichtigt

ENSI bei den sicherheitstechnischen Beurteilungen

werden nur diejenigen Tongesteinsformationen,

der Arbeiten der Nagra im Sachplanverfahren geo-

die heute als Wirtgesteine für geologische Tiefen-

logische Tiefenlager wertvolle Impulse liefern.

lager vorgesehen sind und mit den aktuellsten

Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Agneb

Methoden umfassend charakterisiert wurden. Es

(Arbeitsgruppe des Bundes für die nukleare Entsor-

sind dies der Callovo-Oxfordian-Ton (Frankreich),

gung) verfolgt das ENSI die Aktivitäten am vierjäh-

der Boom-Clay und der Ypresian-Clay (Belgien),

rigen EU-Forschungsprojekt MoDeRn («monito-

der Queenstone Shale und die Georgian Bay For-

ring developments for save repository operation

mation (Kanada) sowie der Opalinuston (Schweiz).

and staged closure», 2009 – 2013). Mit diesem

Einbezogen werden auch alle Tongesteinsfor-

Projekt werden die aktuellen Aktivitäten und

mationen, in denen Felslabors errichtet wurden

technischen Entwicklungen auf dem Gebiet der

(HADES, Bure, Tournemire und Mont Terri). Ein

Umweltüberwachung (Monitoring) und der dazu

spezielles Kapitel wird den Stellenwert der Geolo-

relevanten Messtechnik antizipiert.

gie und der sicherheitsrelevanten Eigenschaften

Das ENSI beteiligt sich ferner an den Aktivitäten

der Tongesteine für den Sicherheitsnachweis dar-

der OECD-NEA Arbeitsgruppe IGSC («Integration

legen. Die Nuclear Waste Management Organi-

Group for the Safety Case») sowie der Unter-

sation NWMO in Kanada koordiniert das Projekt.

gruppe «Working Group on Measurements and

Die Mitarbeit im Clay Club und in der IGSC ermög-

Physical Understanding of Groundwater Flow

licht den Zugang zu wichtigen internationalen

through Argillaceous Media» (Clay Club). Spezi-

Informationsplattformen. Im Zentrum steht dabei

fisches Thema der IGSC war 2012 das Manage-

der Wissenstransfer bezüglich dem Sicherheits-

ment von Ungewissheiten im Sicherheitsnachweis.

nachweis für ein geologisches Tiefenlager und

Der Clay Club beschäftigt sich mit spezifischen

der Tongesteinsforschung. Vertretungen der Hoch-

Aspekten des Stofftransportes in Tongesteinen,

schulen, der Idustrie, der Fachbehörden sowie der

dem in der Schweiz bevorzugten Wirtgestein für

Endlagerprojektanden bringen dazu ihr Wissen

die geologische Tiefenlagerung. In beiden Arbeits-

ein.

gruppen sind neben dem ENSI weitere Behörden und Organisationen aus Ländern vertreten, die sich mit der sicheren Entsorgung radioaktiver Abfälle in Tongesteinen befassen. Ziel des Clay Clubs ist es, den internationalen Stand der Wissenschaft in der Tongesteinsforschung zu verfolgen, den Kenntnisstand der sicherheitsrelevanten Prozesse und Parameter von Tongesteinen zu diskutieren, allfällige Lücken zu erkennen und mit gemeinsamen Projekten zu schliessen. Die Arbeiten des Clay Clubs umfassten im Berichtsjahr 2012 zwei Schwerpunkte: Einerseits wurden die Beiträge der im September 2011 vom Clay Club in Karlsruhe (Deutschland) durchgeführten internationalen Fachtagung «Imaging and Nano Scale Characterisation of Clays» in einem Tagungsbe-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

99



10. Anlagenübergreifende Themen 10.1

Probabilistische Sicherheitsanalysen und Accident Management

Untersuchungen wurden entsprechende Accident Management-Massnahmen und -Hilfsmittel überarbeitet und erweitert, was eine Senkung des Risikos bewirkt. Das KKB wird Ende

10.1.1 Probabilistische Sicherheitsanalysen

2013 eine überarbeitet PSA einreichen.

Mit der Probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA)

Im Rahmen der Stellungnahme zur periodischen

wird u.a. das Risiko abgeschätzt, dass ein schwerer

Sicherheitsüberprüfung des KKG veröffentlichte

Unfall in einem Kernkraftwerk auftritt. Als schwe-

das ENSI seine Überprüfungsergebnisse zur PSA

rer Unfall wird ein Störfall bezeichnet, bei dem der

des KKG. Die Überprüfung ergab eine Reihe

Reaktorkern nicht mehr gekühlt werden kann und

von Verbesserungspunkten, zu denen das ENSI

in der Folge zu schmelzen beginnt.

entsprechende Forderungen erhob. Um die PSA

Eine PSA kann in drei Stufen unterteilt werden:

zeitnah in den wichtigsten Punkten zu verbes-

Ausgehend von einem breiten Spektrum von aus-

sern, hat das ENSI mittels Zwischenstellungnah-

lösenden Ereignissen werden in der Stufe-1-PSA

men vorab einige Anpassungen an den PSA-

alle möglichen Unfallsequenzen bis zum Kernscha-

Modellen für den Leistungsbetrieb und den

den (Kernschmelze) betrachtet. Die auslösenden

Stillstand gefordert. Die Unterlagen zu den ge-

Ereignisse umfassen sowohl anlageninterne Stör-

forderten Zwischenaktualisierungen wurden von

fälle, wie z. B. Brände, Brüche von Kühlmittel füh-

KKG termingerecht eingereicht. Durch diese An-

renden Leitungen oder Ausfälle der Wärmeabfuhr,

passungen haben sich die Kennwerte der PSA

als auch Störfälle mit Ursprung ausserhalb der An-

erhöht. Die CDF (Core Damage Frequency) be-

lage, wie Erdbeben, unfallbedingter Flugzeugab-

trägt nun rund 3,4∙10 -6 pro Jahr. Damit liegt die

sturz oder Überflutungen. Die auf den Ergebnissen

CDF weiterhin deutlich unter der in der Kern-

der Stufe-1-PSA aufbauende Stufe-2-PSA umfasst

energieverordnung vorgegebenen Obergrenze

die Analyse des weiteren Verlaufs eines Kernscha-

für neue Kernkraftwerke.

dens bis zu einer eventuellen Freisetzung von

Das KKL hat im Berichtsjahr ein überarbeitetes

radioaktiven Stoffen in die Umwelt. Mit der Stufe-

PSA-Modell fertig gestellt und Unterlagen zur

3-PSA wird schliesslich der Schaden in der Umge-

Schliessung von fünf offenen Geschäften aus

bung des Kraftwerks analysiert.

der ENSI-Stellungnahme zur letzten perio-

Basierend auf Art. 41 der Kernenergieverordnung

dischen Sicherheitsüberprüfung dem ENSI ein-

verlangt das ENSI für alle schweizerischen Kernkraft-

gereicht. Das neue KKL-PSA-Modell wurde so

werke PSA-Studien der Stufen 1 und 2. Die Anforde-

gestaltet, dass es in Zukunft einfacher möglich

rungen an die Erstellung und Anwendung einer PSA

sein wird, Erkenntnisse aus der PSA für die de-

sind in den Richtlinien ENSI-A05 (Qualität und Um-

terministische Störfallanalyse zu nutzen oder

fang) und HSK-A06 (Anwendungen) festgehalten.

Verfahrensvorschriften, Testintervalle oder Test-

Jeder Betreiber hat eine anlagenspezifische PSA

vorschriften aus Sicht der PSA zu bewerten. Das

entwickelt und aktualisiert diese regelmässig.

neue PSA-Modell basiert auf aktualisierten Zu-

Im Jahr 2012 wurden im Wesentlichen folgende

verlässigkeitsdaten. Ferner beinhaltet es eine

Arbeiten im Bereich PSA durchgeführt:

Verfeinerung der Modellierung der Sekundär-

Das KKB arbeitete schwerpunktmässig an der

anlage (wie zum Beispiel das Abgassystem, das

Nachführung der Beznau-PSA im Hinblick auf

Hauptkondensatsystem und die Turbinenven-

die nächste Periodische Sicherheitsüberprüfung

tile) sowie eine Überarbeitung der Erdbebena-

(PSÜ). Aufgrund der Ereignisse in Fukushima hat

nalyse. Arbeiten zur Erweiterung der Stufe-2-

das KKB ein Konzept zur Beherrschung eines

PSA für die Bewertung des Stillstandsbetriebs

TSBO (Total Station-Blackout, Ausfall der gesam-

sind noch im Gang. Die neue CDF des KKL be-

ten Wechselstromversorgung) im KKB nach

trägt 3,1∙10 -6 pro Jahr und ist damit etwas tiefer

einem Starkerdbeben erstellt. Als Folge dieser

als in der vorangegangenen Analyse.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

101


Das KKM überarbeitete im Laufe des Berichts-

tung des gesamten Vorjahres (also 2011) und an-

jahres das Stufe-1-PSA-Modell für Volllast und

dererseits durch die risikotechnische Bewertung

reichte es dem ENSI ein. Dieses Modell berück-

einzelner Vorkommnisse. Spezifische Anforderun-

sichtigt nunmehr neue Erkenntnisse bezüglich

gen an die beiden Analysen (probabilistische Be-

Erdbeben, externen und internen Überflutungen

wertung der Betriebserfahrung eines Jahres bzw.

sowie die wichtigsten in der Zeit seit Einreichen

eines Vorkommnisses) sind in der Richtlinie HSK

der letzten PSA getätigten Nachrüstungen (In-

A06 festgehalten. Im Folgenden wird auf die bei-

stallation eines zusätzlichen, luftgekühlten Not-

den Analysen eingegangen.

stromaggregats, Installation von Ansaugstutzen

Alle Kernkraftwerksbetreiber reichten im Berichts-

für den SUSAN-Kühlwassereinlauf, Verbesse-

jahr eine probabilistische Bewertung der Betriebser-

rung der Leckageabsperrmöglichkeiten bei in-

fahrung des Vorjahres ein. Bei diesem Bewertungs-

ternen Überflutungen). Es stellt aus Sicht des

verfahren wird anhand des PSA-Modells der Einfluss

ENSI eine deutliche Verbesserung der PSA dar

von unvorhergesehenen Kraftwerksabschaltungen

und ist geeignet, um aussagekräftige PSA-Kenn-

sowie von Komponentenunverfügbarkeiten infolge

werte zu berechnen. Die ausgewiesene CDF be-

Instandsetzungen, Wartung oder Funktionstests auf

trägt 2,35∙10 -5 pro Jahr und liegt damit in dem

das Risiko eines Kernschmelzunfalls ermittelt.

Bereich, in dem gemäss Richtlinie HSK-A06

Das wartungsbedingte inkrementelle kumula-

Massnahmen zur Reduktion des Risikos zu iden-

tive Risiko wie auch die wartungsbedingten

tifizieren und – sofern angemessen – umzuset-

Risikospitzen waren bei allen Werken kleiner als

zen sind. KKM hat zwischenzeitlich einen Kon-

die Planungswerte gemäss Richtlinie HSK-A06.

zeptantrag für das Nachrüstprojekt DIWANAS

Zur risikotechnischen Optimierung des zeitlichen

eingereicht. Damit kommt KKM bereits der ge-

Ablaufs von Wartungen hat das KKB vor zwei

nannte Anforderung der Richtlinie nach.

Jahren eine interne Weisung eingeführt. Im Jahr

Im Laufe des Berichtsjahres reichte das KKM um-

2011 wurde in einem Fall entgegen der Weisung

fangreiche Unterlagen ein. Dies betrifft folgende

zwei Ventilatoren aufgrund einer falschen Zu-

Bereiche:

ordnung von Instandhaltungsaufträgen gleich-

eine Überprüfung der Erfolgskriterien für den

zeitig freigeschaltet. Das KKB wurde aufgefor-

Stillstand und

dert, konkrete Massnahmen zur besseren

eine überarbeitete Stufe-2-Analyse für den Still-

Umsetzung der Weisung zu treffen.

stand, die nunmehr das gesamte Spektrum aus-

Seit 2009 werden meldepflichtige Vorkommnisse

lösender Ereignisse umfasst.

gemäss der Richtlinie ENSI-B03 in Ergänzung zur

Die oben genannten Analysen stellen aus Sicht

deterministischen Betrachtungsweise auch syste-

des ENSI eine deutliche Verbesserung der PSA

matisch mit der PSA bewertet. Dazu wird die inkre-

dar. Sie aktualisieren einen wichtigen Teil der

mentelle bedingte Kernschadenswahrscheinlich-

Stillstandanalysen der PSA, die im Zusammen-

keit eines Vorkommnisses (ICCDP Vorkommnis ) gemäss

hang mit der Periodischen Sicherheitsüberprü-

Richtlinie HSK-A06 berechnet. Ein Vorkommnis

fung Ende 2010 dem ENSI eingereicht wurde.

wird anhand der ICCDP Vorkommnis einer der Stufen 0

Die Beurteilung der neuen KKM-PSA ist Gegen-

bis 3 der internationalen Bewertungsskala für nu-

stand der ENSI-Stellungnahme zur Periodischen

kleare Ereignisse (INES) zugeordnet.

Sicherheitsüberprüfung.

Im Jahr 2012 ergab sich beim KKB-2 ein Startversa-

Gemäss den per Ende 2012 vorliegenden Analysen

gen beim monatlichen Probelauf des Notstanddie-

der Schweizer Kernkraftwerke wird das von der

sels 29XMA 3000 am 10. Mai 2012. Gemäss INES

IAEA für bestehende Anlagen empfohlene pro-

User’s Manual (IAEA, Wien 2008) ergibt sich eine

babilistische Sicherheitsziel einer Kernschadens-

Einordnung auf der Stufe 0. Aufgrund der natio-

häufigkeit von weniger als 10 pro Jahr von allen

nalen Kriterien in der Richtlinie HSK-A06 (bzw.

Anlagen eingehalten.

ENSI-B03) wird das Vorkommnis jedoch aufgrund

-4

der Risikoerhöhung (ICCDP Vorkommnis zwischen 10 -4

10.1.2

Risikotechnische Beurteilung der Betriebserfahrung

und 10 -6 ) hochgestuft und der Stufe 1 zugeordnet. Alle weiteren von den Kernkraftwerkbetreibern im Jahr 2012 mit der PSA bewerteten Vorkommnisse

Die probabilistische Bewertung der Betriebserfah-

waren risikotechnisch unbedeutend, d. h. als INES-

rung eines Kernkraftwerks erfolgt auf zwei Arten:

Stufe 0 beurteilt (ICCDP Vorkommnis mindestens 10 -8,

Einerseits durch eine zusammenfassende Bewer-

jedoch kleiner als 10 -6) oder es erfolgte keine Ein-

102

ENSI Aufsichtsbericht 2012


stufung auf der INES (ICCDP Vorkommnis kleiner als

Kernanlagen gelten weitaus strengere Bestim-

10 -8) aufgrund der Risikobewertung.

mungen als für Normalbauten. Der Stand von Wissenschaft und Technik wurde und wird vom ENSI

10.1.3 ADAM-System

laufend verfolgt. Neue Erkenntnisse führten in der Vergangenheit bereits zu Weiterentwicklungen der

Dem ENSI werden auf einem eigenen Übermitt-

Erdbebenanalysen und zu Ertüchtigungen in den

lungsnetz im Zweiminutentakt von jedem Schwei-

Kernanlagen.

zer Kernkraftwerk bis zu 27 relevante Anlagen-

Als weiteren Schritt dieser fortwährenden Entwick-

parameter (ANPA) zugestellt. Im ENSI werden die

lung verlangte das ENSI im Jahre 1999 von den

ANPA-Werte vom ADAM-System («Accident Dia-

Kernkraftwerksbetreibern, die Erdbebengefährdung

gnostics, Analysis and Management») verarbeitet.

nach dem fortschrittlichsten Stand der metho-

ADAM besteht aus vier Modulen mit folgenden

dischen Grundlagen neu zu bestimmen und dabei

Funktionen:

insbesondere die Unschärfe der Rechenergebnisse

PI-Modul: Das PI-Modul unterstützt den Pikett-

umfassend zu quantifizieren. Zur Umsetzung der

ingenieur (PI) des ENSI im Einsatzfall. Es bereitet

Forderung des ENSI gaben die Kernkraftwerk-

die ANPA-Werte grafisch so auf, dass sich der PI

betreiber das Projekt PEGASOS (Probabilistische

bei einem Störfall rasch über dessen Ablauf und

Erdbebengefährdungsanalyse für die KKW-Stand-

Ausmass ins Bild setzen kann.

orte in der Schweiz) in Auftrag. In Anlehnung an

Diagnosemodul: Das Diagnosemodul interpre-

eine in den USA neu entwickelte Methode wurde in

tiert die ANPA-Werte und liefert Hinweise zu

diesem Projekt die Erdbebengefährdung unter um-

möglichen Ursachen eines Störfalls und zum

fassender Berücksichtigung des Kenntnisstandes

Zustand wichtiger Anlagenteile.

der internationalen Fachwelt berechnet. Dazu wur-

Simulationsmodul: Mit dem Simulationsmodul

den Fachleute von erdwissenschaftlichen und un-

kann eine Vielzahl von Unfallabläufen simuliert

abhängigen fachtechnischen Organisationen aus

und untersucht werden. Mit dem Modul kann

dem In- und Ausland beigezogen. Mit dem Projekt

auch der Eintrittszeitpunkt bestimmter kritischer

PEGASOS hat die Schweiz Neuland betreten. Es

Ereignisse (Kernschaden, RDB-Versagen, etc.)

ist die erste und bisher einzige Studie dieser Art in

abgeschätzt werden.

Europa.

STEP-Modul: Die Abkürzung STEP steht für

Das Projekt wurde vom ENSI von Anfang an mit

«Source Term Program». Das Modul verwendet

einem Expertenteam überprüft. Das ENSI kam zum

ANPA-Werte und Benutzereingaben, um Quell-

Schluss, dass mit dem Projekt PEGASOS die metho-

terme (Menge und Zeitverlauf der Freisetzung

dischen Vorgaben erfüllt wurden und dass hinsicht-

radioaktiver Stoffe) bei einem schweren Unfall

lich verschiedener Aspekte (Qualitätssicherung, Er-

abzuschätzen. Dieser Quellterm wiederum kann

weiterung der Methode auf die Charakterisierung

für Ausbreitungsrechnungen verwendet werden.

der Standorteinflüsse) sogar ein neuer Stand der

Um die Benutzer- und Wartungsfreundlichkeit zu

Technik erzielt wurde. Doch stellte das ENSI auch

erhöhen und die Kompatibilität mit dem neuen

fest, dass die in den PEGASOS-Ergebnissen ausge-

Betriebssystem zu gewährleisten, wurde ADAM

wiesene Bandbreite der Unsicherheiten recht gross

überarbeitet. Die Überarbeitung des ADAM-Sys-

ist und durch weitere Untersuchungen verkleinert

tems ist entwicklerseitig fast abgeschlossen. Neue

werden könnte.

ADAM-Versionen werden vom ENSI jeweils noch-

Mit dem Ziel, die Unschärfe der PEGASOS-Ergeb-

mals unabhängig überprüft. Das bisherige ADAM-

nisse zu reduzieren, starteten die Kernkraftwerk-

System stand der Notfallorganisation im Berichts-

betreiber im Jahr 2008 das von der swissnuclear ge-

jahr uneingeschränkt zur Verfügung.

leitete «PEGASOS Refinement Project» (PRP). Mitte 2009 wurde das PRP auf die damals neu vorge-

10.2

Erdbebengefährdungsanalyse

sehenen Kernkraftwerkstandorte erweitert. Die Hauptthemenkreise des Projekts sind wie bereits bei PEGASOS die Charakterisierung der Erdbeben-

Für den sicheren Betrieb der Schweizer Kernkraft-

herde, der Erdbebenfortpflanzung und der lokalen

werke sind fundierte Kenntnisse der Erdbeben-

Effekte an den Standorten der Kernkraftwerke. Das

sicherheit wichtig. Bereits beim Bau der heute

PRP berücksichtigt die seit dem Abschluss von

bestehenden Kernkraftwerke wurde der Erdbeben-

PEGASOS neu vorliegenden Erkenntnisse aus der

sicherheit grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Für

Erdbebenforschung und die Resultate aus den

ENSI Aufsichtsbericht 2012

103


neuen Messungen der seismologischen Boden-

bens und der Kombination von Erdbeben und erd-

kennwerte an den Kernkraftwerkstandorten. Vor

bebenbedingtem Hochwasser einzelfehlersicher ge-

dem Hintergrund, dass für starke Erdbeben in der

währleistet sind. Die Dosislimite von 100 mSv wird

Schweiz Beschleunigungsmessdaten fehlen und

bei diesen Störfällen eingehalten. Das Kriterium ge-

somit empirische Erdbebenfortflanzungs- bzw.

mäss Art. 3 der «Ausserbetriebnahmeverordnung»

-abminderungsbeziehungen nur begrenzt ableitbar

(SR 732.114.5) wird nicht erreicht. In den ENSI-

sind, gewann die Frage der Übertragung von in-

Stellungnahmen zu den erbrachten Erdbebennach-

ternational für spezifische Regionen entwickelten

weisen wurden Nachforderungen gestellt, die in der

Abminderungsbeziehungen auf die Schweiz im Pro-

Regel einzelne Komponenten der Kernanlagen be-

jektverlauf zunehmend an Bedeutung. Die Arbeiten

treffen, deren Analysen noch zu vertiefen sind oder

dazu haben Forschungscharakter und führten im

deren Erdbebenverhalten durch kleinere bauliche

Jahr 2012 mit zum Entschluss, den Projektabschluss

Anpassungen verbessert werden kann. Alle Nach-

um sechs Monate auf Mitte 2013 zu verschieben.

forderungen wurden in einzelne Folgegeschäfte der ordentlichen Aufsicht überführt und werden in

10.3

Aktionsplan und Umsetzung

diesem Rahmen weiter bearbeitet.

10.3.2 Überflutung Im Jahr 2012 hat das ENSI die umfangreichen Massnahmen fortgesetzt, die es aufgrund des

Mit Verfügung vom 1. April 2011 hatte das ENSI

schweren Unfalls im Kernkraftwerk Fukushima

von allen schweizerischen Kernkraftwerken ge-

Dai-ichi vom 11. März 2011 getroffen hat. Diese

fordert, den deterministischen Nachweis der Be-

werden im Rahmen eines nationalen Aktionsplans

herrschung des 10 000-jährlichen Hochwassers zu

koordiniert, der auf der ENSI-Website verfügbar ist:

erbringen. Die entsprechenden Nachweise wurden

Aktionsplan Fukushima 2012, ENSI-AN-7844

dem ENSI eingereicht. Das ENSI kam in seinen

(28. Februar 2012)

Stellungnahmen zum Schluss, dass alle Anlagen in

Aufgrund der sicherheitstechnischen Bedeutung

einen sicheren Zustand überführt werden können,

sowie der Synergien mit laufenden Projekten wur-

auch wenn gleichzeitig die externe Stromversor-

den für das Jahr 2012 elf Schwerpunkte gesetzt,

gung ausfällt. Die geltenden Grenzwerte werden

auf die im Folgenden aus übergeordneter Sicht

von allen Anlagen eingehalten. Im Zusammenhang

kurz eingegangen wird. Werksspezifische Anga-

mit den Untersuchungen zum erdbebenbedingten

ben sind in den Kapiteln 1.3.4, 2.3.4, 3.3.4 und

Hochwasser erhob das ENSI im Jahr 2012 neue

4.3.4 zu finden.

Forderungen, die das Gesamtergebnis der Überprüfung jedoch nicht in Frage stellen.

10.3.1 Erdbeben

Aus Sicht des ENSI wurde im internationalen Vergleich bereits ein hoher Stand der Technik bei der

Die Schweizer Kernkraftwerke haben dem ENSI

Analyse der Hochwassergefährdung der schweize-

fristgerecht per Ende März 2012 die in der Verfü-

rischen Kernkraftwerke erreicht. Weitere Verfeine-

gung vom 1. April 2011 geforderten Nachweise

rungen dieser Analysen sind möglich, sollten aber

zur Beherrschung eines 10 000-jährlichen Erdbe-

durch Forschungsergebnisse unterstützt werden.

bens sowie der Kombination von Erdbeben und

Dies betrifft insbesondere die Auswertung histo-

Hochwasser eingereicht. Bereits vorgängig wurden

rischer Hochwasser und die erweiterte Anwen-

die Erdbebenfestigkeiten (Fragilities) für alle re-

dung von gekoppelten hydraulischen-sedimen-

levanten Bauwerke, Systeme und Komponenten

tologischen

ermittelt. Im deterministischen Nachweis haben die

Szenarien. Ferner setzt sich das ENSI dafür ein, mit

Werke dargelegt, dass die Störfälle unter Einhaltung

anderen Bundesbehörden ein Forschungsprojekt

der vom ENSI vorgegebenen Randbedingungen

zur Hochwassergefährdung des Aare-Einzugs-

beherrscht

gebiets zu starten, bei dem die Ergebnisse der

werden

und

der

nach

Strahlen-

schutzverordnung (SR 814.501) zulässige Grenz-

2-D-Rechnungen

für

spezifische

Entwicklungsarbeiten einfliessen sollen.

wert von 100 mSv unterschritten wird. Aufgrund der Prüfung der eingereichten Dokumentation

10.3.3 Extreme Wetterbedingungen

kam das ENSI zum Schluss, dass die Kernkühlung und die Kühlung des Brennelementlagerbeckens

Das ENSI hat am 4. Juli 2012 die Anforderungen an

unter Einwirkung eines 10 000-jährlichen Erdbe-

die probabilistischen Gefährdungsanalysen und an

104

ENSI Aufsichtsbericht 2012


die Nachweise des ausreichenden Schutzes der An-

kraftstoff und Schmieröl, um einen Betrieb von

lage gegen extreme Wetterbedingungen präzisiert.

Accident-Management-Aggregaten während sie-

Für die Gefährdungen durch extreme Winde, Tor-

ben Tagen gewährleisten zu können, sowie weiteren

nados, extreme Luft- und Flusswassertempe-

Hilfsmitteln wie Kabel, Stecker und Transportmög-

raturen, Starkregen auf dem Anlagenareal und

lichkeiten für Aggregate und Tanks für das lokale

Schneehöhen sind quantitative Analysen durchzu-

Nachtanken.

führen.

Die Inspektionen haben gezeigt, dass die Werke

Folgende Gefährdungen können qualitativ behan-

die bestehenden Strategien gezielt weiter entwi-

delt werden, sofern die Auswirkungen auf die

ckelt haben und dass ausreichende Mittel für das

Anlage nicht zu einer Anforderung von Sicher-

Accident Management vorhanden sind, um Kern-

heitssystemen führen: Hagel, vereisender Regen,

schäden nach einem SBO zu verhindern. Die Aus-

Trockenheit (d. h. niedrige Fluss- und Grundwas-

wertung der Inspektionen war Ende 2012 noch

serpegel), Waldbrand, Vereisung hervorgerufen

nicht abgeschlossen.

durch niedrige Aussen- bzw. Flusswassertemperaturen und Kombinationen von

10.3.5 Verlust der letzten Wärmesenke

ausserordentlich rauen Winterbedingungen mit Schnee(verwehungen), niedrigen Temperaturen

Da mit Ausnahme des KKM alle Schweizer Kern-

und Vereisung sowie

kraftwerke über eine diversitäre Wärmesenke verfü-

ausgeprägt harten Sommerbedingungen mit

gen, sind die das KKM betreffenden Massnahmen

hohen Temperaturen, Trockenheit, Waldbrand

im Kapitel 2.3.4 dargestellt.

und niedrigen Fluss- oder Grundwasserspiegeln. Das Konzept zum Nachweis des ausreichenden Schutzes gegen extreme Wetterbedingungen

10.3.6 Containment-Druckentlastung und Wasserstoffmanagement

wurde von den Betreibern Ende 2012 termingerecht eingereicht. Den Betreibern wurde aufgrund

Die Vorsorge gegen die Gefährdung durch Wasser-

der grossen Anzahl von Analysen ein Jahr mehr Zeit

stoff wurde bei den Schweizer Kernkraftwerken

eingeräumt als im Aktionsplan 2012 vorgesehen.

frühzeitig in der Auslegung berücksichtigt. Aufgrund der Ereignisse in Fukushima werden verschie-

10.3.4 Lang andauernder Verlust der Stromversorgung

dene Aspekte dieser Vorsorge erneut überprüft. Die Arbeiten im Jahr 2012 betrafen die Untersuchungen zur Vorsorge gegen die Wasserstoffgefährdung

Zur Überprüfung der Vorsorgemassnahmen für die

im Bereich der Brennelement-Lagerbecken, die

Beherrschung eines lang andauernden Ausfalls der

Erdbebenfestigkeit der Containment-Druckent-

Wechselstromversorgung (Station Blackout, SBO)

lastungssysteme und die Folgeaktivitäten aus den

führte das ENSI im 4. Quartal 2012 Teaminspek-

Inspektionen zum Thema Containment-Druckent-

tionen in allen Werken durch. Überprüft wurden

lastung.

die Strategien zur Beherrschung des auslegungs-

Die Betreiber haben die Untersuchungen zum

überschreitenden Störfalls SBO, die zur Störfall-

Schutz vor Wasserstoffgefährdungen im Bereich

beherrschung verfügbaren Accident-Management-

der Brennelement-Lagerbecken eingereicht. Das

Mittel, die Anschlussstellen für die notfallmässige

ENSI ist aufgrund der Prüfung der eingereichten

Einspeisung von Kühlwasser und elektrischer Ener-

Unterlagen zu dem Schluss gekommen, dass die

gie sowie die Notfallvorschriften bezüglich SBO.

durch Radiolyse produzierten Mengen an Wasser-

Nach Fachgesprächen zu den werksspezifischen

stoff nicht ausreichend sind, um ein zündfähiges

Strategien und den Zeit- und Ressourcenverhält-

Gemisch im Bereich der Brennelement-Lager-

nissen wurden im Rahmen einer Anlagenbege-

becken zu generieren. Ferner zeigen die Unter-

hung die Einsatzmittel wie Accident-Management-

suchungen, dass bei einem 10 000-jährlichen Erd-

Notstromaggregate, Pumpen, Tanklöschfahrzeuge

beben/Hochwasser, überlagert mit dem Ausfall

oder Motorspritzen sowie deren Lager- und Ein-

der

satzorte begutachtet. Auch das Vorhandensein

mindestens drei Tage für die Einleitung entspre-

und die Zugänglichkeit von Einspeise- und An-

chender Massnahmen zur Verfügung stehen. Aus

schlussstellen unter SBO-Bedingungen wurden

Sicht des ENSI hat die Prävention gegenüber der

kontrolliert. Zum Inspektionsumfang gehörte wei-

Mitigation Vorrang, weshalb das ENSI werkspezi-

ter die Überprüfung der Betriebsmitteln wie Diesel-

fisch zusätzliche Forderungen zur Überwachung

ENSI Aufsichtsbericht 2012

Notstromversorgung,

bei

allen

Anlagen

105


des Brennelementbeckens, Ertüchtigung der Sys-

die politischen Konsequenzen des Unfalls in der

teme zur Brennelementbeckenkühlung und Erwei-

Schweiz, namentlich der beschlossene Ausstieg

terung der entsprechenden anlageninternen Not-

aus der Kernenergie, auf die Sicherheitskultur der

fallmassnahmen verfügte. Dadurch wird das Risiko

Schweizer Anlagen haben. Über diese Fragen

eines schweren Unfalls im Bereich des Brenn-

nachzudenken und bei Bedarf konkrete Massnah-

elementbeckens weiter reduziert.

men zu treffen ist die Verantwortung der Betreiber der Schweizer Kernkraftwerke. Das ENSI versi-

10.3.7 Notfallmanagement auf schweizerischer Ebene

cherte sich im Jahre 2012, dass die Betreiber diese Verantwortung tatsächlich wahrnehmen. Dies erfolgte im Rahmen der Fachgespräche zur Sicher-

Am 4. Juli 2012 nahm der Bundesrat den Bericht

heitskultur mit dem Ziel, die Selbstreflexion der

der interdepartementalen Arbeitsgruppe zur Über-

Betreiber über die eigene Sicherheitskultur zu för-

prüfung der Notfallschutzmassnahmen bei Extrem-

dern. In allen Kernkraftwerken wurden zwischen

ereignissen in der Schweiz (IDA NOMEX) zur Kennt-

Juli und Dezember 2012 solche Fachgespräche

nis und beauftragte verschiedene Bundesstellen

durchgeführt.

mit der Erarbeitung organisatorischer und gesetz-

Wie der Unfall in Fukushima gezeigt hat, wird die

geberischer Massnahmen. Das ENSI erstellte 2012

Sicherheitskultur einer Betreiberorganisation auch

zusammen mit Vertretern von BAG, Suva und GSKL

von der Sicherheitskultur der Aufsichtsbehörde, der

einen Bericht über die bestehende Situation betref-

Aufsichtskultur, massgeblich beeinflusst. Im Rah-

fend Betreuung und Behandlung stark verstrahlter

men eines mehrjährigen Projekts setzt sich das ENSI

Personen und die Vereinbarungen mit den Werken

mit seiner Aufsichtskultur intensiv auseinander.

und schlug konkrete Lösungsvarianten vor. In Zusammenarbeit mit Bundesstellen und den

10.3.9 Erfahrungsrückfluss

Kraftwerksbetreibern wurde der aktuelle Stand der Mess- und Prognosesysteme bewertet. Anhand

Im 4. Quartal 2012 führte das ENSI in allen Kern-

der Analyse und den Lehren aus Fukushima wur-

kraftwerken Schwerpunktinspektionen zu den

den die Anforderungen an solche Systeme neu

Prozessen und Vorgabedokumenten zur Auswer-

festgelegt.

tung externer Vorkommnisse durch. Das ENSI be-

Der Abschluss der Überprüfung der Referenzsze-

urteilte die in den Kernkraftwerken vorhandenen

narien und deren Annahmen für den Notfallschutz

Vorgaben als geeignet. Ebenso ist in allen Werken

hat sich aufgrund der umfangreichen, von den

festgelegt, wie aus externen Vorkommnissen

Betreibern Ende September 2012 eingereichten

Massnahmen abzuleiten umzusetzen sind. Ein Teil

Unterlagen verzögert. Diese Aufgabe wird in

dieser Vorgaben liegt erst als Entwürfe vor. Dass

einem Projekt, zusammen mit der Überprüfung

dies einen Verbesserungsbedarf darstellt, wurde

des Zonenkonzepts in der Umgebung der Kern-

von den Werken bereits erkannt. Die definitiven

kraftwerke, zusammen mit Kantonen und Bundes-

Dokumente sind dem ENSI noch einzureichen und

stellen durchgeführt.

werden von diesem überprüft.

Das ENSI inspizierte im November und Dezember 2012 die Notfall- und Ersatznotfallräume an den Kernkraftwerks-Standorten. Die Auswertung die-

10.3.10 Internationale Aufsicht und Kooperation

ser Inspektionen war Ende 2012 noch im Gang. In und organisatorische Aspekte des Notfallmanage-

International harmonisierte Bewertungsmassstäbe

ments behandelt.

Die internationale Behördenzusammenarbeit für

diesem Zusammenhang werden auch menschliche

die Sicherheit der Kerntechnik dient der Weiterent-

10.3.8 Sicherheitskultur

wicklung und Harmonisierung der Sicherheitsvorgaben. Dazu gehören die Safety Standards der

Der Unfall in Fukushima kann die Sicherheitskultur

Internationalen Atomenergieagentur IAEA und die

der Schweizer Kernkraftwerke zweifach beeinflus-

Safety Reference Levels der Western European Nu-

sen: Einerseits gilt es zu prüfen, inwiefern Erkennt-

clear Regulators‘ Association WENRA. Der Direktor

nisse über Sicherheitskulturaspekte aus Fukushima

des ENSI ist seit Ende 2011 Präsident der WENRA.

auf die Schweizer Kernkraftwerke übertragbar

Das ENSI nutzt dies, um die Entwicklung harmoni-

sind. Andererseits ist zu prüfen, welchen Einfluss

sierter Safety Reference Levels für alle Bereiche der

106

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Kernenergie und deren Umsetzung in den europä-

ting in Accordance with Article 5 of the Conven-

ischen Kernenergiestaaten weiter voranzutreiben.

tion (May 2012)

Die Betreiber der Schweizer Kernkraftwerke waren

Im Vorfeld der ausserordentlichen Konferenz

mit Verfügung des ENSI vom 1. Juni 2011 aufgefor-

haben elf Staaten, darunter die Schweiz, Ände-

dert worden, sich am EU-Stresstest zu beteiligen.

rungsvorschläge für die sogenannten Guidance

Dieser wurde in der Schweiz in derselben Weise

Documents zur CNS eingereicht und im Rahmen

durchgeführt wie in den EU-Ländern mit Kern-

von zwei Consultancy Meetings im Juni und Juli

kraftwerken. Das ENSI beteiligte sich ebenso an

2012 gemeinsame Änderungsvorschläge erar-

dem bis April 2012 durchgeführten Peer-Review-

beitet. Die meisten Vorschläge, auch die von der

Prozess, bei dem internationale Teams sowohl die

Schweiz gewünschten Verbesserungen, wurden

Länderberichte als Ganzes als auch themenweise

zumindest in ihrem Grundgehalt bei der Konferenz

nach einheitlichen Kriterien bewerteten. Auf der

akzeptiert. Sie bringen praktische Verbesserungen

technischen Ebene hat sich die WENRA unmittel-

beim Inhalt der Berichte und bei deren Diskussion

bar nach dem Erscheinen des Peer-Review Haupt-

während den Konferenzen, aber keine substan-

berichts das Ziel gesetzt, die wichtigen Erkennt-

tiellen, verbindlichen Änderungen des internatio-

nisse aus dem EU-Stresstest zu übernehmen. Die

nalen Sicherheitsregimes.

Vereinigung der Aufsichtsbehörden der EU-Mit-

Die Schweiz hat Anträge zur Änderung der Kon-

gliedsländer, die European Nuclear Safety Regula-

vention eingebracht. Sie wollte dabei insbesondere

tors’ Group ENSREG, hat für die Folgemassnahmen

die Verbindlichkeit internationaler Peer Reviews, die

einen Aktionsplan verabschiedet.

Durchführung

Die Schweiz arbeitet laufend in den Safety Stan-

überprüfungen und Verbesserungen der Trans-

dards Groups der IAEA mit. Zudem hat die Schweiz

parenz erreichen. Die Vorschläge zur Konvention

an der IAEA General Conference im September

waren in dieser Form leider nicht konsensfähig. Die

2012 und an der Ministerialkonferenz zur nukle-

Vertragspartner einigten sich stattdessen darauf,

aren Sicherheit in Fukushima im Dezember 2012

eine Arbeitsgruppe (Effectiveness and Transparency

teilgenommen. Diese Veranstaltungen sollen als

Working Group) einzusetzen. Diese soll bis zum

Teil des IAEA Action Plan zur Stärkung des interna-

nächsten regulären Review Meeting im Jahre 2014

tionalen nuklearen Sicherheitsregimes beitragen.

versuchen, breit abgestützte Vorschläge zur Verbes-

von

periodischen

Sicherheits-

serung der CNS und ihrer Prozesse zu erarbeiten.

Internationale Reviews und Transparenz von Aufsicht und Betreibern

10.3.11 Externes Lager Reitnau

In der Schweiz hatte im November 2011 eine zweiwöchige IRRS-Mission mit einem Team von 24 Ex-

Bereits am 1. Juni 2011 war das vom ENSI im März

perten aus 14 Nationen stattgefunden. Die Inter-

2011 von allen Betreibern schweizerischer Kern-

nationale Atomenergieagentur IAEA schloss den

kraftwerke geforderte Lager für Severe-Accident-

Schlussbericht der Überprüfungsmission des Inte-

Management-Ausrüstungen als zentrales Lager

grated Regulatory Review Service IRRS im Mai

im aargauischen Reitnau in Betrieb genommen

2012 ab. Darin sind 19 «Good Practices», 12 Emp-

worden. Am 20. Januar 2012 stellte die Betreiber-

fehlungen und 18 Anregungen enthalten. Das Eid-

gesellschaft des Lagers dem ENSI das Konzept

genössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI

zum externen Lager der Schweizer Kernkraftwerke

hat bis Ende 2012 für die Verbesserungsvorschläge

fristgerecht zu. Das ENSI beurteilte die neue Ein-

einen Massnahmenplan im Hinblick auf die IRRS-

richtung als zur Lagerung von Geräten und Hilfs-

Folgemission erarbeitet.

stoffen im Rahmen eines erweiterten Notfallschutzes der schweizerischen Kernkraftwerke bei

Convention on Nuclear Safety

schweren Unfällen tauglich. Das ENSI bemängelte

Im August 2012 fand eine ausserordentliche Kon-

lediglich die drahtgebundene Kommunikation

ferenz zur Convention on Nuclear Safety CNS statt.

über einen zwar erdverlegten, aber nicht redun-

Die Schweiz hat dafür im Mai 2012 fristgerecht

danten Kabelweg, da im Anforderungsfall das

ihren Länderbericht eingereicht; dieser wurde zu-

Mobilfunknetz wegen Überlastung oder Ausfall

dem auf der Website des ENSI veröffentlicht:

möglicherweise nicht zur Verfügung steht.

Implementation of the Obligations of the Con-

Am 27. September 2012 zeigte eine Inspektion

vention on Nuclear Safety, National Report of

der Lagerhaltung in Reitnau, dass die in der

Switzerland for the Second Extraordinary Mee-

Inventarliste angegebenen Accident-Management-

ENSI Aufsichtsbericht 2012

107


Ausrüstungen in gewartetem und einsatzbereitem

stufenweise Einsatz von Accident-Management-

Zustand vollständig vorhanden waren. Die drei un-

Mitteln entspricht weitgehend den Erwartungen

terirdischen Lagergebäude befanden sich in einem

des ENSI. Die zum Einsatz der in Reitnau gelager-

sauberen, trockenen und aufgeräumten Zustand.

ten Geräte und Hilfsstoffe erforderlichen Abläufe

Sowohl die Laderampen wie auch die Transport-

werden Schritt für Schritt in die Notfallvorschriften

flächen waren für einen Abtransport per LKW oder

der Kernkraftwerke aufgenommen und sollen in

per Helikopter zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit.

Notfallübungen überprüft werden.

Der im Konzept vom 20. Januar 2012 genannte

108

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Anhang Sicherheitsbewertung

111

Abbildung 1

ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala

114

Abbildung 2

Definition der ENSI-Kategorien G, N, V und A

116

Tabelle 1

Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2012

117

Tabelle 2

Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2012

117

Tabelle 3

Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft

117

in den Kernkraftwerken Ende 2012 Tabelle 4

Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2012

118

Tabelle 5

Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr

118

Tabelle 6a

Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im

119

Tabelle 6b

Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2012

Jahr 2012 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung 120

und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung Tabelle 6c

Fussnoten

121

Tabelle 7

Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im

122

Vergleich mit den Abgabelimiten Tabelle 8

Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2012

123

Tabelle 9

Radioaktive Abfälle in den Anlagen der ZWILAG per 31.12.2012

123

Tabelle 10

Richtlinien des ENSI

124

Figur 1

Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung, 2003–2012

126

Figur 2

Vorkommnisse 2003–2012

127

Figur 3

Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2003–2012

128

Figur 4

Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2003–2012

129

Figur 5

Jahreskollektivdosen (Personen-mSv/Jahr) der Kernanlagen, 1980–2012

130

Figur 6

Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen (Erwachsene)

130

in der Umgebung der schweizerischen KKW Figur 7a

Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor

131

Figur 7b

Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor

131

Verzeichnis der Abkürzungen

ENSI Aufsichtsbericht 2012

132

109



Sicherheitsbewertung

liegenden Ebenen aufzufangen. Zur 1. Ebene gehören systematische Vorkehrungen zur Vermei-

Das ENSI wacht als unabhängige Aufsichtsbehörde

dung von Abweichungen vom Normalbetrieb. Für

darüber, dass die Betreiber von Kernanlagen ihre

den Fall, dass es dennoch zu Abweichungen

Verantwortung für die nukleare Sicherheit umfas-

kommt, umfasst die 2. Ebene Vorkehrungen zur

send wahrnehmen. Das Ziel nuklearer Sicherheit

Beherrschung von Abweichungen vom Normalbe-

ist es, Mensch und Umwelt vor schädlichen Aus-

trieb mittels Begrenzungs- und Schutzsystemen

wirkungen ionisierender Strahlung zu schützen.

und zur Entdeckung von Fehlern. Für Situationen,

Zur Gewährleistung der nuklearen Sicherheit müs-

in denen diese nicht erfolgreich sind, werden auf

sen die Betreiber von Kernanlagen eine umfas-

einer 3. Ebene Vorkehrungen zur Beherrschung

sende Sicherheitsvorsorge treffen, die verschie-

von Auslegungsstörfällen getroffen. Für die selte-

dene Aspekte umfasst. Das ENSI beurteilt die von

nen Fälle, in denen diese nicht ausreichend wirksam

ihm beaufsichtigten Aspekte hinsichtlich ihrer

sind, werden auf einer 4. Ebene Vorkehrungen

Aufgabe innerhalb der Sicherheitsvorsorge. Bisher

zur Beherrschung auslegungsüberschreitender An-

fliessen die Inspektionstätigkeit, die Analyse mel-

lagenzustände getroffen. Die Sicherheitsebenen 1

depflichtiger Vorkommnisse und auf der Basis der

bis 4 bilden die anlageninterne Sicherheitsvor-

periodischen Berichterstattung ermittelte Sicher-

sorge.

heitsindikatoren in der nachfolgend beschrie-

Schliesslich umfasst die gestaffelte Sicherheitsvor-

benen Weise in eine systematische Sicherheits-

sorge für den noch unwahrscheinlicheren Fall, dass

bewertung ein. Damit deckt das Bild, das sich aus

trotz aller Massnahmen auf den Ebenen 1 bis 4

der Sicherheitsbewertung ergibt, zurzeit vor allem

grössere Mengen radioaktiver Stoffe freigesetzt

betriebliche Aspekte ab. Weiter unten ist beschrie-

werden sollten, auf einer 5. Ebene Vorkehrungen

ben, welche weiteren Datenquellen in Zukunft das

zur Linderung der Auswirkungen. Die Sicherheits-

Bild vervollständigen sollen.

ebene 5 umfasst die anlagenexterne Sicherheits-

Das ENSI ordnet alle in die Sicherheitsbewertung

vorsorge. Jede Ebene der gestaffelten Sicherheits-

eingehenden Aspekte nach mehreren Kriterien: Es

vorsorge dient dazu, vier grundlegende Schutzziele

unterscheidet zwischen den in den Dokumenten

zu gewährleisten: Erstens ist beim Umgang mit

eines Kernkraftwerks festgelegten Vorgaben und

Kernbrennstoffen jederzeit zu gewährleisten, dass

dem tatsächlichen Betriebsgeschehen. Da die nu-

die Reaktivität unter Kontrolle ist (Schutzziel «Kon-

kleare Sicherheit sowohl von technischen als auch

trolle der Reaktivität»). Zweitens müssen Brenn-

von menschlichen und organisatorischen Faktoren

elemente jederzeit ausreichend gekühlt werden

abhängt, macht das ENSI zudem sichtbar, ob sich

(Schutzziel «Kühlung der Brennelemente»).

eine Beurteilung auf die Technik bezieht oder

Drittens sind radioaktive Stoffe jederzeit sicher ein-

auf Mensch und Organisation. Dies ergibt vier

zuschliessen (Schutzziel «Einschluss radioaktiver

Bereiche, die systematisch zu beurteilen sind:

Stoffe») und viertens ist die Strahlenexposition

1. Auslegungs-Vorgaben, 2. Betriebs-Vorgaben,

von Mensch und Umwelt jederzeit zu begrenzen

3. Zustand und Verhalten der Anlage sowie

(Schutzziel «Begrenzung der Strahlenexposi-

4. Zustand und Verhalten von Mensch und

tion»). Die drei ersten Schutzziele dienen alle

Organisation.

dazu, das vierte Schutzziel der Begrenzung der

Die Sicherheitsvorsorge der Kernkraftwerke lässt

Strahlenexposition sicherzustellen. Massnahmen

sich aus zwei alternativen Perspektiven betrachten,

zur Gewährleistung der Schutzziele 3 und 4 wer-

die

den auch als Strahlenschutz bezeichnet.

im

Folgenden

dargestellt

werden.

Die

eine Perspektive ist das Konzept der gestaffel-

Für die Ebenen 1 bis 4 der gestaffelten Sicherheits-

ten Sicherheitsvorsorge, das Sicherheitsebenen

vorsorge – die anlageninterne Sicherheitsvorsorge

und Barrieren umfasst. Die andere Perspektive ist

– gilt, dass jede Sicherheitsebene für jedes Schutz-

das Konzept der Schutzziele, denn der Zweck

ziel Vorkehrungen umfasst. Somit werden für

der Sicherheitsvorsorge ist letztlich die Einhaltung

jedes Schutzziel Vorkehrungen auf jeder dieser

übergeordneter Schutzziele.

Sicherheitsebenen getroffen. Einzig die Sicher-

Zum Konzept der gestaffelten Sicherheitsvorsorge:

heitsebene 5 – die anlagenexterne Sicherheitsvor-

Dieses besteht aus mehreren hintereinander gestaf-

sorge – dient ausschliesslich dem Schutzziel «Be-

felten Ebenen von Vorkehrungen, von denen jeweils

grenzung der Strahlenexposition», weil sie für den

die nächste dazu dient, Schwachstellen der davor

äusserst unwahrscheinlichen Fall da ist, dass die

ENSI Aufsichtsbericht 2012

111


anderen Schutzziele in einer Weise verletzt sind,

geforderten Mass erfüllt. Die Bewertungen der

die zur Freisetzung einer grösseren Menge radio-

Kategorien 1 bis 7 basieren auf der Beurteilung

aktiver Stoffe geführt hat oder führen kann.

von drei verschiedenen Kriterien: 1. auf den radio-

Dem Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe»

aktiven Abgaben an die Umwelt, 2. auf der Strah-

dienen in Kernkraftwerken drei hintereinander lie-

lenexposition des Personals und 3. (im Bereich der

gende Barrieren: Die Brennstoffmatrix und die

Kategorien 1 bis 3) auf der Wirksamkeit der gestaf-

Hüllrohre der Brennelemente bilden die erste, die

felten Sicherheitsvorsorge zur Verhinderung eines

Umschliessung des Primärkreislaufs die zweite

Kernschadens und zur Verhinderung eines Scha-

und das Containment die dritte Barriere. Die Inte-

dens an den radiologischen Barrieren sowie (im Be-

grität dieser Barrieren wird in der systematischen

reich der Kategorien 4 bis 5) auf der Schwere eines

Sicherheitsbewertung dargestellt.

Kernschadens oder Barriereschadens. Es zählt je-

Nicht alle beurteilten Aspekte lassen sich klar einer

weils das Kriterium, das zur höchsten Einstufung

oder mehreren spezifischen Sicherheitsebenen

führt. Eine Einstufung aufgrund radioaktiver Ab-

zuordnen. Manche Aspekte sind potenziell für alle

gaben an die Umwelt bedeutet ab Kategorie 1,

Sicherheitsebenen von Bedeutung und betreffen

dass das Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe»

somit das Gesamtrisiko des Kernkraftwerks. Solche

verletzt worden ist, wobei die freigesetzte Aktivität

Aspekte werden als Aspekte mit ebenen- oder

bis zur Kategorie 7 um mehrere Grössenord-

barrierenübergreifender Bedeutung bezeich-

nungen zunimmt. Eine Einstufung aufgrund der

net. Ebenso lassen sich nicht alle Aspekte klar einem

Strahlenexposition des Personals bedeutet ab

oder mehreren spezifischen Schutzzielen zuordnen.

Kategorie 1, dass das Schutzziel «Begrenzung der

Diese Aspekte werden als Aspekte mit schutzziel-

Strahlenexposition» verletzt worden ist, wobei die

übergreifender Bedeutung bezeichnet.

Strahlendosis bis zur Kategorie 4 um mehrere

Sämtliche Bewertungen, welche sich auf Aspekte

Grössenordnungen zunimmt. Eine Einstufung auf-

der Sicherheitsvorsorge beziehen, finden sich so-

grund der Wirksamkeit der gestaffelten Sicher-

wohl in der Darstellung der Perspektive der gestaf-

heitsvorsorge kann in den Kategorien 1 bis 3

felten Sicherheitsvorsorge als auch in der Darstel-

bedeuten, dass die Schutzziele «Kontrolle der Re-

lung der Schutzzielperspektive. Alle Bewertungen,

aktivität», «Kühlung der Brennelemente» oder

die sich auf den Zustand oder das Verhalten der

«Einschluss radioaktiver Stoffe» nicht alle im ge-

Anlage beziehen, werden hierbei als Aspekte der

mäss den bewilligten Betriebsbedingungen gefor-

Sicherheitsvorsorge verstanden und erscheinen in

derten Mass erfüllt sind. Es ist aber auch möglich,

beiden Darstellungen. Hingegen werden Bewer-

dass diese Schutzziele gerade noch erfüllt sind,

tungen, die sich auf radiologische Auswirkungen

aber zusätzliche Fehler zu einer Schutzzielverlet-

beziehen, nur aus der Schutzzielperspektive sicht-

zung führen würden. Eine Einstufung aufgrund

bar. Denn wenn zum Beispiel eine Person einer er-

der Schwere eines Kernschadens oder eines Barrie-

höhten Strahlendosis ausgesetzt wird, ist zwar das

reschadens bedeutet, dass Schutzziele verletzt

Schutzziel «Begrenzung der Strahlenexposition»

worden sind.

betroffen, nicht aber die Sicherheitsvorsorge.

Bei der Sicherheitsbewertung wird jeder beurteilte

Für alle Bewertungen wird eine einheitliche Skala

Aspekt sämtlichen Sicherheitsebenen, Barrieren

verwendet. Die Skala basiert auf der internatio-

und Schutzzielen zugeordnet, für die er von Be-

nalen Ereignisskala (INES), ist aber nach unten – im

deutung ist. Dadurch erscheinen manche Aspekte

Bereich «below scale» (INES 0) – erweitert. Dadurch

auf mehreren Sicherheitsebenen oder bei mehre-

deckt sie nicht nur Vorkommnisse ab, sondern auch

ren Schutzzielen. Ein Aspekt (zum Beispiel eine

den ungestörten Normalbetrieb und sogar Aspekte,

Komponente, ein Dokument, eine Person oder

die Vorbildcharakter für andere Anlagen haben

eine Handlung), der sich auf mehrere Sicherheits-

(vgl. Abbildung 1). Die Skala umfasst folgende

ebenen oder Schutzziele auswirkt, kann entspre-

Kategorien: G (gute Praxis), N (Normalität), V (Ver-

chend auch mehrere Sicherheitsvorkehrungen

besserungsbedarf), A (Abweichung), 1 (Anomalie),

schwächen. Da – wie bereits erwähnt – das Kon-

2 (Zwischenfall) und so weiter gemäss INES.

zept der gestaffelten Sicherheitsvorsorge und

Die Kriterien für die Zuordnung zu den Kategorien

das Konzept der Schutzziele alternative Betrach-

G, N, V und A sind in Abbildung 2 genannt. In den

tungsweisen sind, kann jedes Element der Sicher-

Kategorien G, N, V und A sind stets alle Schutzziele

heitsvorsorge sowohl Sicherheitsebenen als auch

im gemäss den bewilligten Betriebsbedingungen

Schutzzielen zugeordnet werden. Entsprechend

112

ENSI Aufsichtsbericht 2012


erscheint jeder beurteilte Aspekt sowohl in der

werden zusätzliche Datenquellen in die Bewertung

Perspektive der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

einfliessen. Weil zurzeit die verwendeten Daten-

als auch in der Schutzziel-Perspektive. Einer Bar-

quellen vor allem Informationen über das Betriebs-

riere wird ein bewerteter Aspekt dann zugeordnet,

geschehen liefern, liegt der Erkenntnisgewinn der

wenn eine Aussage über den Zustand oder die

systematischen Sicherheitsbewertung vorderhand

Dichtheit dieser Barriere gemacht wird. Kompo-

vor allem in diesem Bereich. Sobald wie geplant

nenten mit Barrierenfunktion werden nur dann

auch die Beurteilung von Änderungen im Rahmen

auch Ebenen der gestaffelten Sicherheitsvorsorge

von Freigaben für die Sicherheitsbewertung

zugeordnet, wenn auch die Funktion eines Sys-

genutzt wird, wird das Bild im Bereich der beiden

tems von ihrem Funktionieren abhängt. Kompo-

linken Spalten der Sicherheitsbewertungs-Darstel-

nenten, welche ausschliesslich eine Barrierenfunk-

lung vollständiger. Anlagenverbesserungen wer-

tion haben, werden keiner Ebene – aber dem

den damit in Zukunft auch in der Sicherheitsbe-

Schutzziel «Einschluss radioaktiver Stoffe» – zuge-

wertung sichtbar. Ergebnisse wiederkehrender

ordnet.

Prüfungen erscheinen in der Sicherheitsbewertung

Das ENSI hat im Aufsichtsjahr alle Ergebnisse von

jeweils im Jahr der Prüfung. Wenn eine Prüfung

Inspektionen, Zulassungsprüfungen, Vorkommnis-

nicht jährlich erfolgt und ein Befund – weil er zu-

analysen und alle Sicherheitsindikatoren nach dem

lässig ist – bis zur nächsten Prüfung belassen wer-

beschriebenen System bewertet. Für die Kernkraft-

den kann, wird er in den Jahren, in denen keine

werke hat es die Bewertungen zu einem umfas-

Prüfung stattfindet, in der Sicherheitsbewertung

senden Gesamtbild zusammengefügt. Das Ge-

zurzeit nicht dargestellt. Zentrale Ergebnisse dieser

samtbild besteht einerseits aus einer Vielzahl von

Bewertung für das Aufsichtsjahr 2009 sind jeweils

Einzelbewertungen in den verschiedenen Zellen

am Schluss der Kapitel 1 bis 4 unter dem Punkt

der Sicherheitsbewertungs-Darstellung (z. B. 1

«Sicherheitsbewertung» dargestellt.

Bewertung A, 5 Bewertungen V, 12 Bewertungen

Das ENSI nimmt aufgrund der Ergebnisse der sys-

N und 1 Bewertung G). Zum anderen hat das

tematischen Sicherheitsbewertung und weiterer

ENSI alle in einer Zelle enthaltenen Bewertungen

Erkenntnisse aus der Aufsichtstätigkeit eine vier-

zu jeweils einer Gesamtbewertung verdichtet (z. B.

teilige Gesamtbeurteilung der Sicherheit jedes

Bewertung A). Die Zellen-Gesamtbewertung ist

Kernkraftwerks vor, nämlich hinsichtlich der In-

normalerweise gleich der höchsten Einzelbewer-

haltsbereiche

tung, weil die Tragweite eines Fehlers naturgemäss

Vorgaben, Zustand und Verhalten der Anlage so-

grösser ist als die Tragweite der erwartungsgemäs-

wie Zustand und Verhalten von Mensch und

sen Sachverhalte. Entsprechend müssen sich die

Organisation. Dieser vier Bereiche entsprechen

aus

abzuleitenden

den Spalten der Tabellendarstellung der Ergebnisse

Massnahmen auch primär auf die Diskrepanzen

der Sicherheitsbewertung der einzelnen Kernkraft-

zum Erwarteten richten.

werke. Für die Gesamtbewertung verwendet das

Das ENSI betrachtet die Transporte von und zu den

ENSI in absteigender Reihenfolge die Kategorien

Kernkraftwerken bei der systematischen Sicher-

«hoch», «gut», «ausreichend» und «ungenügend».

der

Sicherheitsbewertung

Auslegungs-Vorgaben,

Betriebs-

heitsbewertung separat. In den nächsten Jahren

ENSI Aufsichtsbericht 2012

113


Abbildung 1 ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala basierend auf der Internationalen Ereignisskala INES

Abbildung 1

ENSI-Sicherheitsbewertungs-Skala basierend auf der internationalen Ereignisskala INES 7

Schwerwiegender Unfall Kriterien gemäss INES-Manual

6

Ernsthafter Unfall Kriterien gemäss INES-Manual

5

Unfall mit Gefährdung der Umgebung

5

Kriterien gemäss INES-Manual

4

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung

Kriterien gemäss INES-Manual

4

radioaktive Abgaben an die Umwelt: >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >1 mSv

3

Ernsthafter Zwischenfall

Zwischenfall

Anomalie

3

2

Ernsthafter Zwischenfall

3

Zwischenfall

Anomalie

2

Kriterien gemäss INES-Manual

Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual

1

Kriterien gemäss INES-Manual

0

Ernsthafter Zwischenfall Kriterien gemäss INES-Manual

Kriterien gemäss INES-Manual

1

Kriterien gemäss INES-Manual

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual

Kriterien gemäss INES-Manual

radioaktive Abgaben an die Umwelt >KAL und <JAL und Dosis der meist exponierten Person <0,1 mSv

0

4

Schäden an der Anlage

radioaktive Abgaben an die Umwelt <JAL und >0,1 mSv Dosis der OffSite meist exponierten Person oder >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person <0,1 mSv

1

Unfall ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Kriterien gemäss INES-Manual

radioaktive Abgaben an die Umwelt >JAL und Dosis der Off-Site meist exponierten Person >0,1 mSv und <1 mSv

2

Unfall mit Gefährdung der Umgebung

Anomalie Kriterien gemäss INES-Manual

0

Kriterien gemäss INES-Manual

Vorkommnisklassierungen: Radioaktive Abgaben an die Umwelt

Vorkommnisklassierungen: Strahlenexposition des Personals

Vorkommnisklassierungen: Gestaffelte Sicherheitsvorsorge

Teilskala 1

Teilskala 2

Teilskala 3

114

ENSI Aufsichtsbericht 2012


7

77

Schwerwiegender 7 Schwerwiegender Unfall Unfall

6

6

6

Ernsthafter 6 Ernsthafter Unfall Unfall

5

5

5

Unfall 5 mitUnfall Gefährdung mit Gefährdung der der Umgebung Umgebung

4

4

4

Unfall 4 ohne Unfall signifikante ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Gefährdung der Umgebung

3

33

Ernsthafter 3 Ernsthafter Zwischenfall Zwischenfall

2

2

2

Zwischenfall 2 Zwischenfall

1

1

1

Anomalie 1 Anomalie

A A

Abweichung A Abweichung

V V

Verbesserungsbedarf V Verbesserungsbedarf

N

N N

Normalität N Normalität

G

G G

GuteGPraxis Gute Praxis

l

4

l

Zwischenfall 2 Zwischenfall 1E-4 < ICCDP 1E-4 << ICCDP 1E-2Vork. < 1E-2 Vork.

1

l

Anomalie 1 Anomalie 1E-6 < ICCDP 1E-6 << ICCDP 1E-4Vork. < 1E-4 Vork.

0

ICCDP 0Vork. <ICCDP 1E-6Vork. < 1E-6

Vorkommnisklassierungen: Vorkommnisklassierungen: ICCDPVorkommnis rge ICCDPVorkommnis gemäss ENSI-A06 gemäss ENSI-A06 Teilskala 4Teilskala 4

ENSI Aufsichtsbericht 2012

A V

Zellen-Bewertungen Zellen-Bewertungen in in Sicherheitsbewertungs-Matrix Sicherheitsbewertungs-Matrix

ENSI

2

l

unterhalb der Skala

1E-2 < ICCDP 1E-2 << ICCDP 1 Vork. Vork. < 1

INES

Ernsthafter 3 Ernsthafter Zwischenfall Zwischenfall

ENSI

3

unterhalb der Skala

ICCDPVork. = ICCDP 1 Vork. = 1

l

l

Unfall 4 ohne Unfall signifikante ohne signifikante Gefährdung der Umgebung Gefährdung der Umgebung

INES

g

115


Abbildung 2 Definition der ENSIKategorien G, N, V und A

116

ENSI Aufsichtsbericht 2012


KKB 1

KKB 2

KKM

KKG

KKL

Thermische Leistung [MW]

1130

1130

1097

3002

3600

Elektrische Bruttoleistung [MW]

380

380

390

1035

1245

365

365

373

985

1190

Reaktortyp

Elektrische Nettoleistung [MW]

Druckwasser

Druckwasser

Siedewasser

Druckwasser

Siedewasser

Reaktorlieferant

Westinghouse

Westinghouse

GE

KWU

GE

Turbinenlieferant

BBC

BBC

BBC

KWU

BBC

Generatordaten

2·228

2·228

2·214

1140

1360

Flusswasser

Flusswasser

Flusswasser

Kühlturm

Kühlturm

1969

1971

1972

1979

1984

Kühlung Kommerzielle Inbetriebnahme

Thermisch erzeugte Energie [GWh]

2

KKB 2

KKM

KKG

KKL

8464

8699

8751

24 670

23 958

Abgegebene elektrische Nettoenergie [GWh]

2725

2794

3003

8010

7874

Abgegebene thermische Energie [GWh]

169,7

18,7

1,6

193,3

0

Zeitverfügbarkeit [%]

85,5

87,8

91,9

94,3

76,8

1

1

KKB 1

Nichtverfügbarkeit durch Jahresrevision [%]

14,5

5,6

8,1

5,6

23,7

Arbeitsausnutzung 2 [%]

85,1

87,3

91,1

93,7

75,6

Anzahl ungeplanter Schnellabschaltungen (Scrams)

0

2

1

1

0

Unvorhergesehenes Abfahren der Anlage

0

0

0

0

0

Störungsbedingte Leistungsreduktionen (>10 % PN )

0

0

3

2

2

Tabelle 1 Hauptdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2012

Tabelle 2 Betriebsdaten der schweizerischen Kernkraftwerke 2012

Zeitverfügbarkeit (in %): Zeit, in der das Werk in Betrieb bzw. in betriebsbereitem Zustand ist. Arbeitsausnutzung (in %): Produzierte Energie, bezogen auf die Nennleistung und eine hundertprozentige Zeitverfügbarkeit.

KKB 1 + 2

KKM

KKG

KKL

Reaktoroperateur

37 (39)

24 (21)

26 (26)

31 (27)

Schichtchef

27 (23)

11 (13)

21 (18)

18 (20)

Pikettingenieur

14 (14)

9 (8)

11 (14)

11 (12)

5 (5)

4 (4)

4 (4)

3 (3)

Strahlenschutzsachverständiger Strahlenschutzfachkraft

7 (7)

7 (9)

6 (6)

9 (10)

Strahlenschutztechniker

6 (4)

6 (5)

4 (5)

6 (5)

547 (543)

345 (328)

503 (489)

541 (533)

Gesamtbelegschaft (Personen)

ENSI Aufsichtsbericht 2012

Tabelle 3 Bestand an zulassungspflichtigem Personal und Gesamtbelegschaft in den Kernkraftwerken Ende 2012 (in Klammern Werte von 2011)

117


Tabelle 4 Meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2012

Datum

KKW

Einstufung INES

8.2.2012

KKM

Ausfall einer Speisewasserpumpe mit Reduktion der Reaktorleistung

0

8.2.2012

KKM

Ausfall einer Speisewasserpumpe mit Reaktorschnellabschaltung

0

1.3.2012

KKG

Ausfall eines 220-V-Gleichrichters

0

8.3.2012

KKB

Überschreitung eines Prüfintervalls der Notstandsleittechnik

0

13.3.2012

KKM

Nicht konforme Bezettelung von Versandstücken

0

23.3.2012

KKB

Manuelle Reaktorschnellabschaltung infolge defekter Wellendichtung einer Reaktorhauptpumpe

0

29.3.2012

KKL

Fehler einer thermischen Limite des Reaktorkerns

0

4.4.2012

KKG

Freischaltung einer Stromschiene nach Schalterversagen

0

10.4.2012

KKB

Ausfall der radiologischen Luftüberwachung im Containment

0

29.4.2012

KKB

Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes

0

10.5.2012

KKB

Startversagen des Notstanddiesels bei Funktionsprüfung

1

11.5.2012

KKG

Ausfall einer Hauptkühlmittelpumpe

0

11.5.2012

KKG

Leistungsreduktion infolge kurzzeitig lokal erhöhter Neutronenflussdichte

0

6.6.2012

KKL

Hüllrohrschaden an einem Brennstab im 28. Betriebszyklus

0

7.6.2012

KKG

Leckage an einer Leitung des Systems zur Kühlmittellagerung und –aufbereitung

0

12.6.2012

KKB

Rissanzeige an einer Einschweissnaht am RDB-Deckel

0

19.6.2012

KKG

Wanddickenschwächung an zwei Dampferzeugerheizrohren

0

22.6.2012

KKM

Störung der Ortsdosisleistungsmessung an der Frischdampfleitung

0

25.6.2012

KKB

Unterschreitung der rechnerischen Mindestwandstärke an einer Speisewasserleitung

0

27.6.2012

KKB

Kippen eines Brennelements beim Beladen des Reaktors

0

30.6.2012

KKG

Reaktorschnellabschaltung infolge defekter Überspannungsschutzdiode

0

1.7.2012

KKB

Trennung einer Notstromschiene vom Wasserkraftwerk Beznau

0

2.7.2012

KKB

Beschädigung an einer Dichtfläche des RDB-Deckels

0

15.7.2012

KKB

Störung in der Kälteanlage des Notstandgebäudes

0

11.8.2012

KKL

Beschädigter Abstandshalter an einem Brennelement

0

22.8.2012

KKB

Leckage vor einer Entlüftungsarmatur der Mindestmengenleitung der Containmentsprühpumpen

0

28.8.2012

KKL

Riss in einer Schweissnaht eines Speisewasserstutzens am RDB

0

5.10.2012

KKG

Fremdkörper in einer Regelarmatur der Dampferzeugerabschlämmung

0

15.10.2012

KKG

Beschädigung an einem Gebinde mit schwachaktiven Abfällen

0

21.11.2012

KKB

Reaktorschnellabschaltung infolge Fehlauslösung eines Sicherungsautomaten

0

23.11.2012

KKM

Fehler in der Signalübermittlung in einem Kanal des Reaktorschutzes

0

21.12.2012

KKL

Brennelementschaden im 29. Betriebszyklus

0

21.12.2012

KKB

Leckage an der Entleerungsleitung einer Ladepumpe infolge eines Risses in einer Schweissnaht

0

26.12.2012

KKM

Ausfall einer Edelgasmessung im Abluftkamin

0

Tabelle 5 Kollektivdosen in den schweizerischen KKW im Berichtsjahr (pro Werk in Pers.-mSv)

Vorkommnis

KKB 1 Aktionen

2011

BE-Wechsel

104

Revisionsstillstand

2012

KKB 2 2011

KKL

KKM

2011

2012

2011

2012

2011

2012

393

426

598

1914

786

596

56 544

399

Zwischenabstellung

118

2012

KKG

55

Leistungsbetrieb

39

40

35

41

107

67

416

212

105

263

Total

143

584

434

153

500

493

1014

2126

891

859

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Ort

Medium

Abwasser 4400 m3

KKB 1 + KKB 2

Abluft

Art der Abgaben 1

Bilanzierte Abgaben 2 Messung Normiert

1,2

Limiten

Berechnete Jahresdosis 3

4

Bq pro Jahr

Bq pro Jahr

Bq pro Jahr

Nuklidgemisch ohne Tritium

4,3·10 8

4·10 11

Tritium

1,2·10 13

1,2·10 13

7·10 13

17 %

<0,001

<0,001

<0,001

Edelgase

6,2·10 12

5,3·10 12

1·10 15

0,5 %

<0,001

<0,001

<0,001

Aerosole

3,9·10 5

6·10 9

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

5,1·10

1,2·10

4·10

<0,1 %

Abluft KKG

0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

0,0015

<0,001

0,001

0,0016

Nuklidgemisch ohne Tritium

1,1·10 7

2·10 11

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

1,4·10 13

1,4·10 13

7·10 13

Edelgase

<1,2·10

<1,4·10

1·10

Aerosole

2,6·103 7,9·10

7

9

20 %

<0,001

<0,001

<0,001

15

<1,4 %

<0,001

<0,001

<0,001

1·10 10

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

5

7·10

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

Kohlenstoff: 14 C in CO 2

4,1·10 10

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

Nuklidgemisch ohne Tritium

1,3·10 8

4·10 11

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

1,4·10 12

1,4·10 12

2·10 13

Edelgase

1,3·10

11

Aerosole

5,1·10 6 3,5·10

3,5·10

131

I

13

13

9

Dosis total

Abluft KKL

<0,001

<0,001

<0,001

2·10

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

2·10 10

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

2·10

0,2 %

<0,001

<0,001

<0,001

6,4·10 11

0,0024

0,0032

0,0054

0,0024

0,0032

0,0054

Nuklidgemisch ohne Tritium

3,0·10 9

4·10 11

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

2,4·10 11

2,4·10 11

2·10 13

0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

15

131

I

7%

15

Kohlenstoff: 14 C in CO 2

Iod:

7

7

10

Dosis total Abwasser 4332 m3 Abluft KKM

Edelgase

9,3·10

10

2·10

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

Aerosole

3,1·10 6

2·10 10

<0,1 %

0,0028

0,0027

0,0026

9,4·10

6

2·10

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

Kohlenstoff: 14 C in CO 2

3,2·10 11

<0,001

0,001

0,0017

0,0036

0,0037

0,0043

Nuklidgemisch ohne Tritium

1,9·10 8

2·10 11

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

3,1·10 7

β / γ-Aerosole

3,4·10

4

α-Aerosole

1,3·10 4

Iod:

131

I

10

Dosis total Abwasser 526 m3 Abluft ZZL

<0,001

Iod:

Abwasser 15 487 m3

<0,001

3,2·10 10

6

Dosis total Abwasser 7272 m3

<0,001

Kohlenstoff: 14 C in CO 2

Iod:

131

I

Prozent Erw. 10j Kind 1j Kind der Limite mSv/Jahr mSv/Jahr mSv/Jahr

<0,001

<0,001

<0,001

1·10

9

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

3·10 7

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

Kohlenstoff: 14 C in CO 2

4,5·10

8

1·10

12

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

Tritium

8,8·10 9

1·10 14

<0,1 %

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

<0,001

Dosis total

ENSI Aufsichtsbericht 2012

Tabelle 6a Zusammenstellung der Abgaben radioaktiver Stoffe an die Umgebung im Jahr 2012 für die Kernkraftwerke und das Zentrale Zwischenlager Würenlingen und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung

119


120 –

<0,1%

<0,00015

<0,00015

Kleinkinder

<0,1%

<0,00015

<0,00015

Kind 10j

Anteil am quellenbezogenen Dosisrichtwert 1

<0,00015

<0,00015

Erwachsene

3

Jahresdosis [mSv/Jahr] für:

14

Kohlenstoff: C in CO2

1,2·106

1,2·1010

Tritium als HTO

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

6,1·109

2,0·10

Iod (Summe aller Isotope)

8

2,0·10 5

BetriebsGebäude radioaktive Abfälle

2,7·10

β /γ-Aerosole , ohne Iod

α-Aerosole

8

4

2,8·1011

[Bq/a]

Forschungslabor

Edelgase und andere Gase

Abgaben über die Abluft

Tritium

2,4

Saphir, Proteus

3

5

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

1,4·1010

5,9·10

3,0·10

Bundeszwischenlager

4,4%

0,0066

0,0067

0,0065

1,1·1012

5,5·10 7

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

3,5·10

2,5·10 6

7,5·109

10

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

<0,1%

<0,00015

<0,00015

<0,00015

8

1,2·1012

1,1·10

2,5·10

10

2,0·1014

1,2·10

– 10

Abluft

3,1·107

Abwasser 1527 m3

<5,0%

<0,007

<0,007

<0,007

1.5·108

4,3·1014

3,8·106

Aequivalentabgaben

Abgaben Bq/Jahr

C-Labor

Injektor II

2,0·1014

Zentrale Fortluftanlagen

Gesamtanlage des PSI 2,4

PSI West

Tabelle 6b

Nuklidgemisch ohne Tritium

Abgaben im Abwasser 2,4 [Bq/a]

Hochkamin

PSI Ost

Zusammenstellung der Abgaben des Paul Scherrer Instituts im Jahr 2012 und der daraus berechneten Dosis für Einzelpersonen der Bevölkerung

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Tabelle 6c (Fussnoten) 1 Bei der Art der Abgaben resp. den Bilanzierten Abgaben ist Folgendes zu präzisieren: Abwasser: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-LEWert von 200 Bq/kg angegeben. Die LE-Werte für die einzelnen Nuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein LE-Wert von 200 Bq/kg entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem Ingestions-Dosisfaktor von 5·10 -8 Sv/Bq. Die unnormierte Summe der Abwasserabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Edelgase: Die Radioaktivität ist beim Vergleich mit den Abgabelimiten in Bq/Jahr normiert auf einen Referenz-CA-Wert von 2·10 5 Bq/m3 angegeben. Die CA-Werte für die Edelgasnuklide sind dem Anhang 3 der Strahlenschutzverordnung (StSV) entnommen. Ein CA-Wert von 2·10 5 Bq/m3 entspricht einem Referenz-Nuklid mit einem Immersions-Dosisfaktor von 4.4·10 -7 (Sv/Jahr)/(Bq/m3). Die unnormierte Summe der Edelgasabgaben ist in der Spalte «Messung» angegeben. Beim KKG wird für die Bilanzierung der Edelgase eine β-totalMessung durchgeführt; für die Aequivalent-Umrechnung wurde in diesem Fall ein Gemisch von 80 % 133 Xe, 10 % 135 Xe und 10 % 88 Kr angenommen. Gase: Beim PSI handelt es sich dabei vorwiegend um die Nuklide 11 C, 13 N, 15 O und 41 Ar. Deren Halbwertszeiten sind kleiner als zwei Stunden. Hier ist für die einzelnen Abgabestellen und das gesamte PSI die Summe der Radioaktivität dieser Gase und Edelgase ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Für die Gesamtanlage wird zusätzlich auch die auf den Referenz-CA-Wert von 2·10 5 Bq/m 3 normierten Abgabe aufgeführt. Aerosole: Hier ist in jedem Fall die Summe der Radioaktivität ohne Normierung auf einen Referenzwert angegeben. Der Dosisbeitrag von Aerosolen mit Halbwertszeiten kleiner 8 Tagen ist bei den Kernkraftwerken vernachlässigbar. Beim KKM ergibt sich der Hauptbeitrag zur Dosis durch die Strahlung der abgelagerten Aerosole, die im Jahre 1986 durch eine unkontrollierte Abgabe in die Umgebung gelangten. Der Dosisbeitrag der Aerosole, welche im Berichtsjahr abgegeben wurden, ist demgegenüber vernachlässigbar und liegt in der Grössenordnung der anderen schweizerischen Kernkraftwerke. Iod: Bei den Kernkraftwerken ist die Abgabe von 131 I limitiert; somit ist bei den bilanzierten Abgaben nur dieses Iod-Isotop angegeben.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

Beim PSI, bei dem andere Iod-Isotope in signifikanten Mengen abgegeben werden, ist die Abgabe für die einzelnen Abgabestellen und die Gesamtanlage als Summe der Aktivität der gemessenen Iod-Nuklide angegeben. Für die Gesamtabgabe wird zudem auch ein 131 Iod-Aequivalent als gewichtete Summe der Aktivität der Iod-Nuklide angegeben, wobei sich der Gewichtungsfaktor aus dem Verhältnis des Ingestionsdosisfaktors des jeweiligen Nuklides zum Ingestionsdosisfaktor von 131 I ergibt. Die Ingestionsdosisfaktoren sind der StSV entnommen. Für die Berechnung der Jahresdosis werden sowohl für die KKW wie für das PSI immer sämtliche verfügbaren Iod-Messungen verwendet, d.h. es ist beispielsweise für KKB auch der Beitrag von 133 I berücksichtigt. Kohlenstoff 14C: In den Tabellen ist der als Kohlendioxid vorliegende Anteil des 14 C, der für die Dosis relevant ist, angegeben. Die für 14 C angegebenen Werte basieren bei allen Werken auf aktuellen Messungen. 2 Die Messung der Abgaben erfolgt nach den Erfordernissen der Reglemente «für die Abgaben radioaktiver Stoffe und die Überwachung von Radioaktivität und Direktstrahlung in der Umgebung des...» jeweiligen Kernkraftwerkes resp. des ZZL oder PSI. Die Messgenauigkeit beträgt ca. + 50 %. Abgaben unterhalb 0,1% der Jahresabgabelimite werden vom ENSI als nichtrelevant betrachtet und werden in der Spalte «Normiert» nicht ausgewiesen (-). 3 Die Jahresdosis ist für Personen berechnet, die sich dauernd am kritischen Ort aufhalten, ihre gesamte Nahrung von diesem Ort beziehen und ihren gesamten Trinkwasserbedarf aus dem Fluss unterhalb der Anlage decken. Die Dosis wird mit den in der Richtlinie ENSI-G14 angegebenen Modellen und Parametern ermittelt. Dosiswerte kleiner als 0,001 mSv – entsprechend einer Dosis, die durch natürliche externe Strahlung in ca. zehn Stunden akkumuliert wird – werden in der Regel nicht angegeben. Beim PSI wird die Jahresdosis der Gesamtanlage als Summe über die Abgabestellen gebildet. 4 Abgabelimiten gemäss Bewilligung der jeweiligen Kernanlage. Die Abgabelimiten wurden so festgelegt, dass die Jahresdosis für Personen in der Umgebung (vgl. Fussnote 3) für die Kernkraftwerke unter 0,3 mSv/Jahr respektive das Zentrale Zwischenlager in Würenlingen (ZZL) unter 0,05 mSv/Jahr bleibt. Für das Paul Scherrer Institut (PSI) sind die Abgaben gemäss Bewilligung 6/2003 direkt über den quellenbezogenen Dosisrichtwert von 0,15 mSv/Jahr limitiert.

121


Abluft Edelgase

Edelgasabgaben mit der Abluft 1.E+16 Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr]

Tabelle 7 Abgaben der schweizerischen Kernkraftwerke in den letzten fünf Jahren im Vergleich mit den Abgabelimiten

2008

2009

2010

2011

2012

Limite

1.E+15

Limite

Limite

Limite

1.E+14

1.E+13

1.E+12

1.E+11

KKB

KKG

KKL

KKM

Abluft Iod

Iodabgaben mit der Abluft

Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr]

1.E+11

2008

1.E+10

2009

2010

2011

2012

Limite

Limite

KKL

KKM

Limite

Limite

1.E+09

1.E+08

1.E+07

1.E+06

KKB

KKG

Abwasser mit Tritium

Tritiumabgaben mit dem Abwasser

Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr]

1.E+15

2008

2009

2010

2011

Limite

1.E+14

2012

Limite Limite

Limite

1.E+13

1.E+12

1.E+11

1.E+10

KKB

KKG

KKL

KKM

Abwasser ohne Tritium

Aktivitätsabgabe mit dem Abwasser (ohne Tritium)

Radioaktivitäts-Äquivalentabgabe [Bq/Jahr]

1.E+12

2009

Limite 1.E+11

2010

2011

2012

Limite

Limite

KKL

KKM

Limite

1.E+10

1.E+09

1.E+08

1.E+07

122

2008

KKB

KKG

ENSI Aufsichtsbericht 2012


unkonditioniert

Tabelle 8

konditioniert Bestand

Produktion

Auslagerung

444

21

1517

28

28

66

2

1161

39

41

47

15

881

Anfall

Auslagerung

PSI

66

KKB KKM

1

2

Bestand

KKG

18

22

39

10

235

KKL

64

67

8

17

1288

Total

215

158

604

65

5082

Radioaktive Abfälle in den Kernkraftwerken und im PSI per 31.12.2012 (inklusive Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung), Bruttovolumina gerundet in m3

Bruttovolumen der im Berichtsjahr zur Zwilag transferierten Abfälle für die Behandlung in der Plasma-Anlage und der Konditionierungsanlage. 2 Transfer konditionierter Abfälle zur Zwischenlagerung bei der Zwilag. 1

unkonditioniert

konditioniert

Anfall

Annahme zur Konditionierung bzw. Triage 2

Bestand

Produktion

70 1

572

476 3

99

Einlagerung

Auslagerung

Bestand

Verarbeitung [m3]

Bestand (konditionierte Abfälle) Bruttovolumen konditionierter Abfälle 4 [m3]

110

1585

Anzahl Behälter mit Brennelementen

3

29

Anzahl Behälter mit Glaskokillen

3

11

Anzahl Behälter mit Lucens-Abfällen

6

Tabelle 9 Radioaktive Abfälle in den Anlagen der ZWILAG per 31.12.2012

Hierin enthalten sind: 1 – Sekundärabfälle aus allen Betriebsbereichen der Zwilag – Im Werksauftrag entstandene, zu verarbeitende Abfälle. 2 Nur teilweise radioaktiver Abfall. 3 Hierin enthalten sind 38 Gebinde (8 m3) mit leicht angereichertem uranhaltigem Material aus dem Versuchsatomkraftwerk Lucens. 4 Alle Lagerteile der Zwilag ausgenommen sep. aufgeführtem Bestand des HAA-Lagers.

ENSI Aufsichtsbericht 2012

123


Richtlinien des ENSI Tabelle 10 Fett gedruckte Titel beziehen sich auf Richtlinien, die in Kraft sind. Die Sicherungsrichtlinien sind nicht aufgeführt. Aktuelle Liste per Dezember 2012.

G-Richtlinien (Generelle Richtlinien)

A-Richtlinien (Richtlinien für Anlagebegutachtung)

124

Ref.

Titel

Stand

G01

Sicherheitstechnische Klassierung für bestehende Kernkraftwerke

Januar 2011

G02

Spezifische Auslegungsgrundsätze für Kernkraftwerke mit Leichtwasserreaktoren

G03

Spezifische Auslegungsgrundsätze für geologische Tiefenlager und Anforderungen an den Sicherheitsnachweis

April 2009

G04

Auslegung und Betrieb von Lagern für radioaktive Abfälle und abgebrannte Brennelemente

März 2012 (Revision 1)

G05

Transport- und Lagerbehälter für die Zwischenlagerung

April 2008

G06

Anforderungen an die Baudokumentation

G07

Organisation von Kernanlagen

G08

Anforderungen an die systematischen Sicherheitsbewertungen

April 2008

G09

Betriebsdokumentation

G11

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Planung, Herstellung und Montage

G12

Festlegungen von baulichen und organisatorischen Strahlenschutz-Massnahmen für den überwachten Bereich von Kernanlagen

G13

Strahlenschutzmessmittel in Kernanlagen: Konzepte, Anforderungen und Prüfungen

Februar 2008

G14

Berechnung der Strahlenexposition in der Umgebung aufgrund von Emissionen radioaktiver Stoffe aus Kernanlagen

Dezember 2009 (Revision 1)

G15

Strahlenschutzziele für Kernanlagen

November 2010

G16

Sicherheitstechnisch klassierte Leittechnik: Auslegung und Anwenung

G17

Stilllegung von Kernanlagen

G18

Auslegung und Qualifikation elektrischer Ausrüstungen

G20

Auslegung und Betrieb von Reaktorkern, Brennelementen und Steuerelementen in Kernkraftwerken

Ref.

Titel

Stand

A01

Anforderungen an die deterministische Störfallanalyse für Kernanlagen: Umfang, Methodik und Randbedingungen der technischen Störfallanalyse

Juli 2009

Mai 2010 (Revision 1)

A02

Gesuchsunterlagen für den Bau von Kernkraftwerken

A03

Anforderungen an die Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken

A04

Gesuchsunterlagen für freigabepflichtige Änderungen an Kernanlagen

September 2009 (Revision 1)

A05

Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Umfang und Qualität

Januar 2009

A06

Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA): Anwendungen

Mai 2008

A07

Methodik und Randbedingungen für die Störfallanalyse von Kernanlagen mit geringem Gefährdungspotential

A08

Quelltermanalyse: Umfang, Methodik und Randbedingungen

A15

Gesuchsunterlagen für Betriebsbewilligungen

Februar 2010

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Ref.

Titel

Stand

B01

Alterungsüberwachung

Juli 2011

B02

Periodische Berichterstattung der Kernanlagen

März 2012 (Revision 3)

B03

Meldungen der Kernanlagen

März 2012 (Revision 3)

B04

Freimessung von Materialien und Bereichen aus kontrollierten Zonen

August 2009

B05

Anforderungen an die Konditionierung radioaktiver Abfälle

Februar 2007

B06

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Instandhaltung

Mai 2010

B07

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Qualifizierung der zerstörungsfreien Prüfungen

September 2008 (Revision 1)

B08

Sicherheitstechnisch klassierte Behälter und Rohrleitungen: Zerstörungsfreie Wiederholungsprüfungen

B09

Ermittlung und Aufzeichnung der Dosis strahlenexponierter Personen

Juli 2011

B10

Ausbildung, Wiederholungsschulung und Weiterbildung von Personal

Oktober 2010

B11

Notfallübungen

Dezember 2012 (Revision 1)

B12

Notfallschutz in Kernanlagen

April 2009

B13

Ausbildung und Fortbildung des Strahlenschutzpersonals

November 2010

B14

Instandhaltung sicherheitstechnisch klassierter elektrischer und leittechnischer Ausrüstungen

Dezember 2010

Nr.

Titel

Datum der gültigen Ausgabe

R-4

Aufsichtsverfahren beim Bau von Kernkraftwerken, Projektierung von Bauwerken

Dezember 1990

R-6

Sicherheitstechnische Klassierung, Klassengrenzen und Bauvorschriften für Ausrüstungen in Kernkraftwerken mit Leichtwasserreaktoren

Mai 1985

R-7

Richtlinien für den überwachten Bereich der Kernanlagen und des Paul Scherrer Institutes Juni 1995

R-8

Sicherheit der Bauwerke für Kernanlagen, Prüfverfahren des Bundes für die Bauausführung

Mai 1976

R-16

Seismische Anlageninstrumentierung

Februar 1980

R-30

Aufsichtsverfahren beim Bau und Betrieb von Kernanlagen

Juli 1992

R-31

Aufsichtsverfahren beim Bau und dem Nachrüsten von Kernkraftwerken, 1E klassierte elektrische Ausrüstungen

Oktober 2003

R-35

Aufsichtsverfahren bei Bau und Änderungen von Kernkraftwerken, Systemtechnik

Mai 1996

R-39

Erfassung der Strahlenquellen und Werkstoffprüfer im Kernanlagenareal

Januar 1990

R-40

Gefilterte Druckentlastung für den Sicherheitsbehälter von Leichtwasserreaktoren, Anforderungen für die Auslegung

März 1993

R-46

Anforderungen für die Anwendung von sicherheitsrelevanter rechnerbasierter Leittechnik in Kernkraftwerken

April 2005

R-48

Periodische Sicherheitsüberprüfung von Kernkraftwerken

November 2001

R-49

Sicherheitstechnische Anforderungen an die Sicherung von Kernanlagen

Dezember 2003

R-50

Sicherheitstechnische Anforderungen an den Brandschutz in Kernanlagen

März 2003

R-60

Überprüfung der Brennelementherstellung

März 2003

R-61

Aufsicht beim Einsatz von Brennelementen und Steuerstäben in Leichtwasserreaktoren

Juni 2004

R-101 Auslegungskriterien für Sicherheitssysteme von Kernkraftwerken mit Leichtwasserreaktoren

Mai 1987

R-102 Auslegungskritierien für den Schutz von sicherheitsrelevanten Ausrüstungen in Kernkraftwerken gegen die Folgen von Flugzeugabsturz

Dezember 1986

R-103 Anlageninterne Massnahmen gegen die Folgen schwerer Unfälle

November 1989

ENSI Aufsichtsbericht 2012

B-Richtlinien (Richtlinien für Betriebsüberwachung)

R-Richtlinien (von der früheren Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen HSK verabschiedet)

125


Figur 1 Zeitverfügbarkeit und Arbeitsausnutzung 2003 –2012

100%

Zeitverfügbarkeit

Arbeitsausnutzung

95%

KKB 1 + 2

90%

80% 75% 70%

KKB 1 KKB 2

85%

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2011

2012

2011

2012

2011

2012

KKM

100%

Zeitverfügbarkeit

Arbeitsausnutzung

95% 90% 85% 80% 75% 70%

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

KKG

100%

Zeitverfügbarkeit

Arbeitsausnutzung

95% 90% 85% 80% 75% 70%

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

KKL

100%

Zeitverfügbarkeit

Arbeitsausnutzung

95% 90% 85%

70%

126

57,1%

75% 2003

2004

56,7%

80%

2005

2006

2007

2008

2009

2010

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Figur 2

12

Meldepflichtige, klassierte Vorkommnisse, 2003–2008 sowie meldepflichtige Vorkommnisse im Bereich der nuklearen Sicherheit 2009–2012. Aufgrund der geänderten Meldekriterien können die Zahlen vor 2009 nicht mit denjenigen ab 2009 verglichen werden.

KKB 1: nur B-Ereignisse

10 KKB 2: nur B-Ereignisse

8

beide Blöcke betreffend

6 4 2 0

KKB 1 + 2

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012 KKM

12

nur B-Ereignisse

10 8 6 4 2 0

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012 KKG

12

nur B-Ereignisse

10 8 6 4 2 0

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009 2010* 2011

2012

* inkl. das im März gemeldete Vorkommnis von 2008

KKL

12

nur B-Ereignisse

10 8 6 4 2 0

2003

2004

ENSI Aufsichtsbericht 2012

2005

2006

2007

2008

2009 2010* 2011

2012

127


Figur 3 Ungeplante Reaktorschnellabschaltungen (Scrams), 2003–2012

KKB 1 + 2

5

KKB 1

KKB 2

4 3 2 1 0

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

KKM

5 4 3 2 1 0

KKG

5 4 3 2 1 0

KKL

5 4 3 2 1 0

128

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Figur 4 Brennstabschäden (Anzahl Stäbe), 2003–2012

5

Anzahl Stäbe

4

KKB 1 + 2

3 2 1 0

02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 Jahr

KKM

5

Anzahl Stäbe

4 3 2 1 0

02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 Jahr

KKG

5 geringfügige Schäden a

grössere Schäden b

Anzahl Stäbe

4 3 2 1 0

02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 Jahr

KKL

5 geringfügige Schäden a

grössere Schäden b

Anzahl Stäbe

4 3 2 1 0

z.B. Haarrisse im Hüllrohr b z.B. grosser Riss oder Bruch des Hüllrohrs mit Brennstoffauswaschung a

02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 Jahr

ENSI Aufsichtsbericht 2012

129


Figur 5 Jahreskollektivdosen der Kernanlagen in der Schweiz in Pers.-mSv, 1980 –2012

12

Personen-mSv/Jahr

10

8

6 KKB 1+2 4 KKM KKL

2 KKG

PSI

0

ZZL 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12

Figur 6 Berechnete Dosen für die meistbetroffenen Personen 1 (Erwachsene) in der Umgebung der schweizerischen KKW

1

KKB 1, 2 KKG

Quellenbezogener Dosisrichtwert (0,3 mSv)

KKL

mSv im jeweiligen Jahr

KKM 0,1

0,01

0,001 1992

1

1994

1996

1998

2000

2002

2004

2006

2008

2010

2012

Fiktive erwachsene Person, die sich dauernd am kritischen Ort aufhält, ihre gesamte Nahrung von diesem Ort bezieht und nur Trinkwasser aus dem Fluss unterhalb des jeweiligen Kernkraftwerks konsumiert. An diesem Ort ist der Dosisbeitrag durch die Direktstrahlung aus den Kernanlagen vernachlässigbar.

Diese Werte sind mit Vorsicht zu geniessen, da im Laufe der Zeit die Berechnungsgrundlagen für die Dosisberechnungen geändert wurden.

130

ENSI Aufsichtsbericht 2012


Figur 7a Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Druckwasserreaktor

Figur 7b Funktionsschema eines Kernkraftwerks mit Siedewasserreaktor

ENSI Aufsichtsbericht 2012

131


Verzeichnis der Abkürzungen ADAM

Accident Diagnostics, Analysis and Management

ADR

European Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Road

AIRS

Advanced Incident Reporting System

ALARA

«As low as reasonably achievable» (so gering wie vernünftigerweise erreichbar) Konzept der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) zur Dosisbegrenzung

AM

Accident Management

ANPA

System zur automatischen Übertragung der Anlageparameter der KKW zum ENSI

AÜP

Alterungsüberwachungsprogramm

ASME

American Society of Mechanical Engineers

BAG

Bundesamt für Gesundheit

BFE

Bundesamt für Energie

Bq

Becquerel

BZL

Bundeszwischenlager

BE

Brennelement

CFS

Commission franco-suisse de sûreté nucléaire et de radioprotection

CNS

Convention on Nuclear Safety

DSK

Deutsch-Schweizerische Kommission für die Sicherheit kerntechnischer Einrichtungen

DWR

Druckwasserreaktor

EGT

Expertengruppe geologische Tiefenlager

ENSI

Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat

EOR

Einsatzorganisation bei erhöhter Radioaktivität

EPFL

Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne

ETH

Eidgenössische Technische Hochschule

GWh

Gigawattstunde = 10 9 Wattstunden

HAA

Hochradioaktive Abfälle

HSK

Hauptabteilung für die Sicherheit der Kernanlagen (seit 2009: ENSI)

IAEA

International Atomic Energy Agency (Internationale Atomenergieagentur), Wien

INES

International Nuclear Event Scale (Internationale Ereignisskala)

IRA

Institut de radiophysique appliquée, Lausanne

IRS

Incident Reporting System

KEG

Kernenergiegesetz

KEV

Kernenergieverordnung

KKB

Kernkraftwerk Beznau

KKG

Kernkraftwerk Gösgen

KKL

Kernkraftwerk Leibstadt

KKM

Kernkraftwerk Mühleberg

KKW

Kernkraftwerk

KNS

Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit

132

ENSI Aufsichtsbericht 2012


KOMABC

Eidgenössische Kommission für ABC Schutz

KSR

Eidgenössische Kommission für Strahlenschutz und Überwachung der Radioaktivität

kV

Kilovolt = 10 3 Volt, Spannungseinheit

LMA

Langlebige mittelradioaktive Abfälle

LOCA

Loss of coolant accident

LWR

Leichtwasserreaktor

MAA

Mittelradioaktive Abfälle

MADUK

Messnetz zur automatischen Dosisleistungsüberwachung in der Umgebung der Kernanlagen

MIF

Medizin, Industrie und Forschung

MOX

Uran-Plutonium-Mischoxid

mSv

Millisievert = 10 -3 Sievert

μSv

Mikrosievert = 10 -6 Sievert

MW

Megawatt = 10 6 Watt, Leistungseinheit

MWe

Megawatt elektrische Leistung

MWth

Megawatt thermische Leistung

NADAM

Netz für die automatische Dosisleistungsmessung und -alarmierung

Nagra

Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle

NAZ

Nationale Alarmzentrale, Zürich

NEA

Nuclear Energy Agency, Kernenergieagentur der OECD, Paris

NFO

Notfallorganisation

NTB

Nagra Technischer Bericht

OECD

Organisation for Economic Co-operation and Development

OSART

Operational Safety Review Team (IAEA)

Pers.-mSv

Personen-Millisievert = 10 -3 Personen-Sievert

Pers.-Sv

Personen-Sievert = Kollektivstrahlendosis

PSA

Probabilistische Sicherheitsanalyse

PSI

Paul Scherrer Institut, Würenlingen und Villigen

PSÜ

Periodische Sicherheitsüberprüfung

QM

Qualitätsmanagement

QS

Qualitätssicherung

RCIC

Reaktorkernisolations-Kühlsystem

RDB

Reaktordruckbehälter

RID

Regulations concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Rail

SAA

Schwachradioaktive Abfälle

SAMG

Severe Accident Management Guidance

SMA

Schwach- und mittelradioaktive Abfälle

StSG

Strahlenschutzgesetz

ENSI Aufsichtsbericht 2012

133


StSV

Strahlenschutzverordnung

SUVA

Schweizerische Unfallversicherungsanstalt, Luzern

Sv

Sievert = Strahlendosisäquivalent (1 Sv = 100 rem)

SVTI

Schweizerischer Verein für Technische Inspektionen

SWR

Siedewasserreaktor

TBq

Terabecquerel (1 TBq = 10 12 Bq)

TL-Behälter

Transport- und Lagerbehälter

TLD

Thermolumineszenz-Dosimeter

UVEK

Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation

WANO

World Association of Nuclear Operators

WENRA

Western European Nuclear Regulators’ Association

ZWIBEZ

Zwischenlager für radioaktive Abfälle, KKW Beznau

ZWILAG

Zwischenlager Würenlingen AG

134

ENSI Aufsichtsbericht 2012



Herausgeber Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI CH-5200 Brugg Telefon +41 (0)56 460 84 00 Telefax +41 (0)56 460 84 99 info@ensi.ch www.ensi.ch Zusätzlich zu diesem Aufsichtsbericht… …informiert das ENSI in weiteren jährlichen Berichten aus seinem Arbeits- und Aufsichtsgebiet (Erfahrungs- und Forschungsbericht, Strahlenschutzbericht, Tätigkeits- und Geschäftsbericht des ENSI-Rates). ENSI-AN-8300 ISSN 1661-2876 © ENSI, Juni 2013

136

ENSI Aufsichtsbericht 2012


ENSI-AN-8300 ISSN 1661-2876

ENSI, CH-5200 Brugg, Industriestrasse 19, Telefon +41 (0)56 460 84 00, Fax +41 (0)56 460 84 99, www.ensi.ch


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