Dita von Teese for Equistyle

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Titelstory Was bedeutet es für Sie zu reiten? Ich liebe die Disziplin, die man braucht, um ein guter Reiter zu werden. Ich liebe all die Traditionen, angefangen bei der Reitkleidung bis zu all den uralten Gründen dafür, warum die Dinge genau so gemacht werden, wie sie gemacht werden. Ich liebe die Eleganz und die Schönheit des Reitens, und ich bin absolut fasziniert von den Persönlichkeiten der Pferde und davon, dass es diesen großen, gegenseitigen Respekt zwischen dem Pferd und seinem Reiter gibt.

ins Leben gerufen, sowie ihr eigenes Parfüm und Make-up kreiert. All dies weiß jeder, der auch nur ab und zu in den vielen Mode- und Lifestyle-Magazinen blättert, die regelmäßig über Dita von Teese berichten. Dass sie seit Anfang 2012 außerdem begeisterte Reiterin ist, dürfte hingegen kaum bekannt sein. Mit Equistyle hat Dita von Teese zum ersten Mal über ihr neues Hobby gesprochen.

Von der Bühne in den Sattel

Über Pferde, Fashion und Burlesque

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Sie ist die berühmteste BurlesqueTänzerin unserer Zeit, Stilikone, Model und Unternehmerin zugleich: Dita von Teese. Das unter dem Namen Heather Sweet in Michigan geborene Multitalent hat wesentlich dazu beigetragen, die Burlesque als Kunstform neu wiederzubeleben und ihr eine ganz eigene Eleganz verliehen. Dita ist berühmt für ihre opulent inszenierten Shows, sowie ihre glamourösen Haute-CoutureKostüme. Als Model wurde sie schon für Fashion-Shows von Designern und Labels wie Jean Paul Gaultier, Christian Louboutin oder Moschino gebucht. Aber sie ist nicht nur als Tänzerin und Model erfolgreich, sondern hat als Fashion-Ikone außerdem ihre eigene Lingerie-Kollektion und Vintage-Modelinie

Pferde sind sehr sensible Tiere und fühlen, was der Reiter denkt. Stimmen Sie dem zu? Klar! Seit meiner ersten Reitstunde habe ich an den Pferden mir gegenüber eine unglaublich große Vielfalt an Verhaltensweisen erlebt! Ich kann immer mehr verstehen, dass Fehler eigentlich nie vom Pferd gemacht werden, sondern immer vom Reiter. Der Erfolg einer Reitstunde hängt nur von meiner eigenen Konzentration und meiner momentanen Stimmung ab. Ich habe Pferden gegenüber so viel Respekt! Es ist sehr aufregend und schön, sie kennenzulernen. Einige Leute sagen, dass Reiten kein Sport wäre, weil das Pferd die ganze Arbeit übernähme. Wie denken Sie darüber? Ich denke, es ist falsch, so etwas zu behaupten, wenn man es selbst nie ausprobiert hat und nicht weiß, wie die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd funktioniert. Es ist wie mit den vielen anderen Dingen, die so schön anzuschauen sind: Es sieht viel einfacher aus, als es ist. Ein Grund, warum ich froh bin, Reitstunden nehmen zu können ist, dass ich so großen Respekt dafür entwickeln konnte, was für ein Talent notwendig ist, um richtig zu reiten. Es ist wirklich die schwierigste, und anspruchsvollste Sache, die ich jemals versucht habe. Es ist eigentlich wie ein Tanz, ja, ein komplizierter Tanz. Jeder, der sagt, es wäre einfach, hat es offensichtlich noch nie selber ausprobiert!

Seit wann interessieren Sie sich für den Reitsport? Überhaupt erst seitdem ich angefangen habe, Reitstunden zu nehmen. Aber Reiten war schon immer die einzige olympische Disziplin, die ich mir gerne angeschaut habe. Haben Sie ein eigenes Pferd? Nein, habe ich nicht. Freunde von mir haben Pferde, aber ich denke nicht, dass ich jetzt schon bereit dazu bin, ein eigenes Pferd zu besitzen und zu reiten. Ich bin gerade erst dabei, die unterschiedlichen Persönlichkeiten und Eigenarten von Pferden kennenzulernen und zu verstehen, was sich von Rasse zu Rasse unterscheidet, wie unterschiedlich auch die Charaktere sind.

Fotos: Candy Kennedy

Dita von Teese

Wann und warum haben Sie mit dem Reiten angefangen? Ich hatte letztes Jahr zur Weihnachtszeit mit meinem Freund Schluss gemacht. Die Trennung hat mich gedanklich mehr beschäftigt, als sie es sollte. Irgendjemand hatte mir geraten, ich solle etwas tun, das meine ganze Aufmerksamkeit beansprucht. Ich hatte dann die Idee, Dressurreitstunden zu nehmen, weil ich immer ein bisschen Angst vor Pferden hatte, da ich bisher nie viel mit ihnen zu tun hatte. Meine Schwester ist früher geritten, aber ich nahm während meiner Kindheit Ballettstunden und bin nicht mit ihr reiten gegangen. Während meiner ersten Reitstunde im Februar 2012 merkte ich sofort, dass das eine tolle Sache ist. Ich war während dieser Stunde völlig konzentriert, weil ich unbedingt gut sein und die Korrekturen des Reitlehrers richtig umsetzen wollte. Natürlich lerne ich gerade erst, die Natur des Pferdes zu verstehen, und das verhindert, dass meine Gedanken ständig irgendwohin abschweifen. Außerdem liebe ich es, dass mich niemand fragt, was ich mache, niemand im Stall mit mir über Burlesque reden will. Alle reden über Pferde! Ich bin ganz aufgeregt, wenn ich mit den Menschen aus der Pferdewelt sprechen kann, über die ich noch so wenig weiß. Und ich liebe es, ihnen Fragen zu stellen und von ihnen zu lernen. Das ist eine schöne Abwechslung für mich. Ich betrete eine andere Welt, sobald ich im Stall ankomme.

Was ist für Sie die interessantere Disziplin: Springen oder Dressurreiten? Ich liebe das Dressurreiten, aber natürlich bin ich auch vom Springen beeindruckt. Außerdem fasziniert mich der Gedanke, einmal in einem traditionellen Damensattel zu reiten. Wenn ich Zeit habe und mich der Herausforderung gewachsen fühle, möchte ich das unbedingt einmal versuchen! Ich habe ein historisches Reitkostüm aus dem 19. Jahrhundert mit einem Taillenumfang von gerade einmal 45 Zentimetern erworben! Ich kann mir nicht vorstellen, wie Frauen so eng eingeschnürt überhaupt reiten und mit ihrem Pferd sogar springen konnten! Das ist wirklich sehr beeindruckend!

Sie arbeiten und reisen sehr viel. Wie oft schaffen Sie es da, reiten zu gehen? Das erste, was ich mache, wenn ich nach Los Angeles zurückkomme, ist, meinen Trainer anzurufen, um zu klären, wie oft ich Stunden nehmen kann. Ich versuche, die verlorene Zeit wieder wettzumachen, indem ich möglichst jeden Tag reiten gehe, wenn ich zu Hause bin. Ich habe ein Büchlein, in das ich mir nach jeder Reitstunde kurze Notizen darüber mache, was ich gelernt habe und dann, vor der nächsten Stunde, lese ich diese Notizen noch einmal durch. Ich nehme außerdem oft Bücher mit, wenn ich auf Reisen bin, damit ich wenigstens etwas über Dressur und Pferde lesen kann. Manchmal denke ich, es wäre toll, auch mal eine Stunde bei einem anderem Reitlehrer zu nehmen, wenn ich unterwegs bin. In Stockholm bin ich einmal ausgeritten, aber das war ein ein ziemliches Abenteuer für mich, weil mein Pferd während des Ritts unzählige Male gescheut hat! Neben ein paar schwierigen Momenten im Wald sind wir auch über ein offenes Feld geritten, über dem Heißluftballons am Himmel schwebten. Einige Ballons wurden gerade auf dem Feld betankt. Obwohl es wunderschön aussah, war das wirklich stressig für mich, weil ich versuchen musste, mein Pferd zu besänftigen. Ich bin noch nicht erfahren genug, um genau zu wissen, was in so einer Situation zu machen ist, wie man das Pferd wieder beruhigt. Sie sind wahnsinnig ehrgeizig in allem, was Sie tun. Haben Sie vor, irgendwann einmal an einem Turnier teilzunehmen? Oh, darüber habe ich mir ehrlich gesagt überhaupt keine Gedanken gemacht! Ich bin sicher, dass ich niemals gut genug dazu sein werde, aber ich kann ja davon träumen … Waren Sie als Zuschauer schon einmal auf einem Turnier? Nicht, seitdem ich ein kleines Mädchen war und meiner Schwester auf lokalen Reitturnieren in Michigan zugeschaut habe. Ich hatte auch einen Onkel, der die besten Morgan Horses in Amerika besaß, und ich erinnere mich, dass ich wahnsinnig fasziniert von all den Trophäen, Pokalen und Siegesschleifen war. Diese Dinge hatten für mich die Ausstrahlung großer Schönheit. Haben Sie einen Lieblingsreiter? Ich fürchte, ich kenne noch keine der großen Reiter, aber ich liebe es, mir Videos von Olympiagewinnern im Dessur- und Springreiten anzuschauen. Das sieht wunderschön aus, und ich bewundere all die Hingabe und das natürliche Talent, das nötig ist, um so ein Niveau und solche Vollkommenheit zu erreichen.


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