INHALTSANGABE
00. VORWORT S.06-11
01. TEXTE
LIES ZWEYMAL HOMMAGE AN DIE STRINGENZ SOUND CIRCUS LIEBE DEINE STADT ES-INTERVIEW S.12–35
02. BELLETRISTIK
ZERSPIEGELN, ZUGFAHRT DAME VOR DEM SPIEGEL NACH UNTEN BOTANISCHE ÜBERRASCHUNG, MEIN SPIEGEL, ZWEIDIMENSIONAL NACHTSPIEGELUNGEN WIE ZWEI FREMDE SCHWÖRMONTAG S.36–55
03. KÜNSTLERPORTRAITS
ANTONIA PÖHLMANN S.57–67
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SPIE № EIPS GELUN NULEG GEN NEG 06.
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00.
DER VERSUCH EINES VERSUCHS ALSO, DIE WELT, INSBESONDERE JEDOCH DEN MENSCHEN, SICH SELBST BEGREIFLICH ZU MACHEN.
SPIEGELUNGEN
00.
VORWORT >ILLUSTRER KREIS DER VERDÄCHTIGEN in der antike, so sagt es die überlieferung, umschlingt der lussgot kephisos mit seinen wasserläufen die hübsche wassernymphe leiriope und vergewaltigt sie, worauhin narziss geboren wird. narziss selbst wurde ein langes leben vorausgesagt unter der voraussetzung, sich selbst nicht zu erkennen. das schicksal von narziss (nach pausanias) nimmt seltsame züge an. so verliebt er sich in sein eigenes spiegelbild auf einer wasserlache und erschrickt sich zu tode aus der vermeintlichen erkenntnis, hässlich zu sein, als durch götliche fügung ein blat ins wasser fällt und die so erzeugten wellen das bild trüben.
>ELEGANTE HYBRIS die frage nach der essenz dieser überlieferung erhebt sich unvermeidlich aus der lakonie des
daseins. so rückt narziss eben durch die selbstannahme seinem verdammnis näher. doch was gibt es wertvolleres, als das der mensch sich selbst „erkennt“. narziss war sozusagen auf „bestem wege“ - wäre er doch bloß nicht in die netze der egomaniebehateten selbstliebe verfallen. doch stellt die selbstliebe nicht die prämisse für die so hochgepredigte nächstenliebe dar? „ich bin nicht stiller" – mit dieser initiationsphrase versucht sich der ich-erzähler in einem roman von max frisch zu schützen, indem er vorgibt, jemand anderer zu sein. er gehört zu jener sorte von narzißmen, die sich in einem ausmaß, das bis zur selbstverleugnung führt, nicht mehr annehmen können. sie ertragen nämlich ihr eigenes spiegelbild nicht mehr, welches durch selbstüberforderung getrübt ist. hingegen ist die selbstannahme eine unabdingbare voraussetzung einer wahrhatigen selbstliebe. die courage zur selbstannahme setzt wiederum (im besten falle) eine selbstrelexion voraus und verlangt integrität der eigenen person und des eigenen handelns.
>PHEROMONE DES ABSOLUTEN seltsamerweise geschah es im garten eden nicht anders, als der apfel vom baum der erkenntniss geplückt und gegessen wurde. die frage liegt nahe: warum wird dem menschen jeglicher keim der selbstannahme und somit ja auch der selbstbestimmung erstickt – ... ist der mensch etwa nicht in der lage, sich selbst zu ertragen? insofern: wo liegen die neuralgischen punkte des menschlichen bewusst-seins, insbesondere angesichts der uns umgebenden leere eines wachsenden universums? letztendlich bleibt gar mit besten willen nur zu sagen: die existenz ist und bleibt unergründlich. der moderne mensch stößt auf den nicht-grund des unauhebbaren daseins. daher rückt der mensch sich selbst in den mitelpunkt – um lethargischem fatalismus paroli zu bieten. warum albert camus verlautbarte, dass der mensch „opfer seiner eigenen wahrheiten“ sei, ist weiterhin einer analyse wert. die ES maßt sich hinsichtlich ihrer ausgabe mit
ihrem dachthema „spiegelungen“ nichts an. sie stellt sich quer. sie ist ein tier vor dem spiegel, das sich nicht begreit. ja, sie ist sich selbst zuviel gar als punkt am horizont. sie sonnt sich im schaten der erkenntnis, das die ulmer patina mit der unergründlichkeit der existenz eine symbiose eingeht - und somit wahrhatig unnahbar bleibt. was tatsächlich bleiben vermag, ist die in restzweifel getränkte ambition der in den kopfsteinplastern dieser stadt versteckten instanz beziehungsweise der verschleierten geruchshaarpracht der blauen tinte, ihr geheimnis zu entlocken – sei es auch nur für den lügelschlag eines kolibris. ES'sche grüße, wir freuen uns. hakan dagistanli
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FLORIAN L. ARNOLD
HERAN IHR STERBLICHEN!
01.
TEXTE
PETER ZWEY
FLUCH DER NACHAHMUNG
01.
KOLUMNE LIES ZWEYMAL: PETER ZWEY
FLUCH DER NACHAHMUNG die nachahmung gehört eigentlich zum regelwerk und fundus der künste. dort ist sie, wo sie glückt, kein luch, sondern ein segen. auch als imitatio christi hat sie einen ganz besonderen ruf, der die deutsche bildungsgeschichte begründet hat. anders steht es im restlichen profanen leben. dort zerstört der nachahmungszwang oder das tritbretfahren ot mut und antrieb der originalen kräte. beispielsweise in einer stadt wie ulm. obschon auch hier genügend spiegel zur wahrnehmung des eigenen und herkömmlichen aufgestellt sind, schämt man sich ihrer und ahmt lieber rezepte, konzepte und entwürfe nach, die anderswo schon erfolg haten. man ist stolz darauf, etwas zu bewerkstelligen, wie sie es in münchen, tübingen oder stutgart schon machen. auch das ist zuerst einmal nicht schlimm, denn man soll ja nach einem zeitgemäßen moto über den eigenen tellerrand hinaussehen. doch wie sieht man hinaus, mit welcher geheimen absicht im innern? mit der list des kopierers, des nachahmers,
nachmachers geschehen hier viele spiegelfechtereien, wobei in der allgemeinen begrifsverwirrung sogenannte argumente meistens wie falsche, ungültige münzen verborgen werden. stat auf das eigene, hier gewachsene und mögliche zu sehen, karrt man bei jeder gelegenheit experten von überall her, die naturgemäß erfolgverheißendes, neue aufschwünge in wirtschat und kultur verkünden. ach, wie viele hochdotierte falsche propheten sah und hörte ich hier schon! so auch wieder geschehen beim thema „ulm als marke“. man gab einem international renommierten kommunikationsfachmann aus zürich, der außerdem ursprünglich aus ulm kommt, den autrag, dieses markenwunder zu vollbringen, ein sündteures konzept dafür zu entwerfen. die vetern waren sich sofort einig, neu-ulm bleibt draußen, und verzichteten absurder weise und freiwillig auf den reiz einer doppelstadt. der autrag kam so schnell zustande, dass man keinen der ulmer künstler und gestalter noch fragen
KOLUMNE
„DU STELL DIR VOR, ICH LÜGE NICHT, DER SCHAFFT BEIM DAIMLER.“ konnte. aber diese haben das thema jetzt eh wieder vergessen und verschlafen. stat die verschlafenheit und zurückgebliebenheit der stadt als kulturelle einheit zum gegenstand der selbstkritik zu machen, die dann ergäbe, wie man mit so ermüdeten ot zweitrangig erscheinenden kräten auf die schnellstrecke einer marke kommen könnte, hat man schon wieder einen super-macher ausgekundschatet, der alles richten soll. er steht nicht allein, eine große berühmte irma steht hinter ihm. das sagt den meisten hier sofort alles. nach der devise: „du stell dir vor, ich lüge nicht, der schat beim daimler.“ ähnliches geschieht im theater, wenn die für dieses metier völlig inkompetenten stadträte sich jedes mal vertun, wenn sie aus dem bundesdeutschen kulturbetrieb sich auf einen besonderen angeber und zampano festlegen müssen. fürs museum gilt dasselbe blindheitsprinzip. als wüsste man nicht, dass die qualiikationen für solche jobs sehr leicht überall zu bekommen sind. und selbst wer kunstge-
schichte ernsthat studiert hat, muss, wenn es um die gegenwartskunst geht, noch lange kein hellseher sein. deshalb verielen sie auch schon auf die idee, gleich überall internationale marketing-strategen einzusetzen. die inanzkrise hat diese törichte hofnungsblase, dass wirtschatliche kompetenz wirklich vorhanden sei, dann gotlob platzen lassen, so dass sie jetzt fürs museum wahrscheinlich wieder einen von der akademischen zunt holen werden. nun bin ich selbst akademiker und habe drum diesbezüglich sehr begründete vorurteile, die mir weitaus vernüntiger erscheinen als die vielen korrekten urteile meiner zeitgenossen. natürlich ist nichts grundsätzliches gegen akademische qualiikationen und zeugnisse zu sagen, doch sie sind nur eine seite der medaille. sie bedeuten erst viel, wenn der mensch, der die verdienste vorweist, auch ein ganzer mensch ist, also nicht bloß ein bürokrat oder ein verwaltungsmuli, der sich mit falschen federn schmücken darf.
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PETER ZWEY
FLUCH DER NACHAHMUNG
in diesen spiegelungen des schlechten selbstwertgefühls, das die stadt ulm leider hat, wird klar, welche potentiale drum weiterhin brach liegen müssen. und trotz der notwendigkeit, auch in kulturellen dingen kasse zu machen, - also stars von überall her in alle geeigneten räume einzuladen, damit auch leute kommen, zahlende zuschauer und fans, - fallen doch arge denkfehler bei diesen prozeduren sofort ins gewicht. auch die nachahmung erfolgreicher leute und konzepte, die anderswo einschlagen, will gelernt und gut begründet sein. das verhältnis von hier zu fördernden originalen und talenten zu den ausgaben für stars des fernsehens und der überregionalen glamour-szene, ist sehr unausgewogen, um hier nur das mindeste zu sagen. auch die tatsache, dass die verwalter der kultur und der künste als festangestellte mit soliden verträgen ausgestatet, gut im satel sitzen, während diejenigen, die sie fördern und unterstützen sollen, die künstler also, zunehmend in schwierigkeiten geraten, kaum überleben können, ist obszön und untragbar. für kunst und kultur, theater, ilm, musik und literatur werden die mitel gestrichen und gekürzt, nicht aber für die kulturverwaltungen. denn deren angestellte und beamte sind gut gesichert im sozialen netz. diese schiefe metapher, entstanden in besseren zeiten, hinterlässt heute erst ihren zweifelhaten geruch. wir leben in einem ungeahnten technischen umbruch der epoche, es weiß buchstäblich keiner mehr bescheid. alles das, was gestern noch galt, etwa die parole „kultur für alle“, ist heute fragwürdig, zweifelhat und undeutlich geworden. dennoch grassiert weiterhin die expertenkultur. die vielfältigen spiegelungen der versteckten nach-
ahmungen überall in ämtern und institutionen, im geschätsleben ohnehin, erfordern ein anderes denken für die zukunt. verhältnis und diferenz zwischen dem noch eigenen und dem fremden muss anders als im kalten krieg, neu gedacht und überlegt werden. dass eine stadt wie ulm mit seinen vielen ilialisten und fremdirmen naturgemäß auch abspielort vieler investoren und unternehmer ist, die hier ihre programme laufen lassen und ihre produkte und konzepte verkaufen können, das ist nicht zu beklagen. nur wie das geschieht und unter welcher regie, bezeichnet die eigentliche misere. man muss nicht jede idee für ein schwimmbad in stutgart, münchen oder berlin abkupfern. das donaufest kann nicht von bedenkenkenträgern und bürokraten der stadt organisiert und lebendig gemacht werden. das hat sich längst gezeigt, doch es ändert sich nichts. und wen man letztlich bestellt als intendant, als kurator, als kulturberater, das bleibe ofen. dagegen ist nichts zu sagen. nur sollten an diesen entscheidungen und autragsvergaben mehr kompetente leute aus allen schichten und bereichen der stadt beteiligt werden. die selbstherrliche verwaltungshoheit verdient im sinne einer besseren zukunt endlich begrenzt und gebrochen zu werden.
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KOLUMNE
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ILLUSTRATION: FLORIAN ARNOLD
HAKAN DAGISTANLI
HAKAN DAGISTANLI
02.
HOMMAGE AN DIE STRINGENZ gerne neigt man dazu bestimmte lebensabschnite, ja sogar ganze jahrzehnte mit bestimmten dingen, insbesondere mit industrieprodukten, in verbindung zu bringen beziehungsweise zu verdinglichen. so kommt es nicht von ungefähr, dass produkte aus dem alltagsleben ihren platz in der jeweiligen identitätsindung – und sei es auch noch so schwach nuanciert–eines jeden heranwachsenden ulmers, inden. hierzu sei ein kleines, aber nicht zu unterschätzendes beispiel anhand der tassen „tc100“ zu erwähnen. als vorschulkind waren die tassen ein sinnbild für krankenhäuser, reha-kliniken und dubiose räumlichkeiten, für kälte, sterilität, fremde und
unbeholfensein. ominös wortkarge wesen, die in dubiosen anstalten kakaesk anmutend gefangen in unerschöplich zwielichtigen korridoren zu sein schienen und bademäntel trugen, tranken daraus pfeferminztee. zumeist sitzend entlang der wände. nein, gemocht hat man diese tassen nicht, geschweige denn gerne daraus getrunken. allein ihr anblick war eine zumutung. sie waren auch eindeutig zu schwer für noch wachsende hände und seltsam proportioniert. doch man wurde sie einfach nicht los. den tassen hatete etwas eigen infektiöses an. auf den weiterführenden schulen nun begegnete man ihnen dann im schülercafé, selbstverständlich meist unabgewaschen. nun war der anblick auch unangenehm, weil sie eine verbindliche verplich-
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HAKAN DAGISTANLI
BERICHT
FOTOGRAFIEN: MAGNUS
tung zum geschirrabwaschen darstellten, der man sich ähnlich wie der loreley selten entziehen konnte. der vertrocknete kakao schien jedes mal ein okkultes bündnis eingegangen zu sein mit der innenseite der tasse beziehungsweise sie war mit diversen inhalten wie etwa mandarinenschalen wie eine weihnachtsgans gestopt und zu einem schiefen turm von pisa übereinander gestapelt und das hoch über die decke hinaus. im selben zeitraum nun merkte man schnell, dass diese blöden tassen auch nicht leicht kaput zu kriegen waren, falls mal wieder welche vom tisch gefallen waren, als man als erzieher im ruhetal im personalraum schutz vor kinderallüren suchte und
dabei konspirativ auf engstem raume restpizza aß und dabei die tassen auf dem tisch übersah, die vom vorgänger skulptural verschachtelt waren. als man sich dann, voranrückenden alters, langsam aber sicher dem „point of no return“ der kulturbelissenheit, in anderen worten den allabendlich statindenden veranstaltungen in der vh ulm beispielsweise annäherte beziehungsweise vielleicht dort auch einfach nur seine fremdsprachenkenntnisse verbessern wollte, schlug die tc100-reihe – gleich einer unbezwingbaren kriegsmaschine aus der zukunt –, wieder zu und man sah sich hofnungslos wieder mit ihr konfrontiert. nun allerdings in einer atmosphäre, die aus einer anderen zeit war. somit kam wieder dieses beklemmende gefühl auf und
HOMMAGE AN DIE STRINGENZ
warum bloß? - warum scheint einzig und allein nur eine kleine unscheinbare stadt wie ulm sich daran zu ergötzen in jeglichen ämtern, herbergen, krankenhäusern, cafeterias, kindergärten, universitäten etc. sich mit diesem geschirr zu schmücken, ja gar damit zu identiizieren?
man saß in den pausen, die immer zu kurz waren, an den runden club-orange-tischen, auf den rundlich, ungemütlich afektierten club-orange-stühlen und hate seinen faden kafee in diesen tassen genießen dürfen, während man sich fragte, warum got wohl die farbe orange erfunden hate. spätestens dann, wenn man während des studiums in diversen büros ein praktikum macht oder bei der lehre sich auf ’s neue von den tassen umzingelt fühlt, passiert nun etwas seltsames: man stellt sich der sache und gibt schlichtweg auf! - und daraus ergibt sich die einsicht, dem mysterium dieser tassen auf den grund zu gehen, denn schließlich haten die unfreundlichen angestellten in der jugendherberge in frankreich anderes geschirr.
in anderen kulturellen geilden undenkbar, hierzulande fest ins stadtkarma verlochten, denn die tassen sind durchdacht, androgyn, avantgardistisch und verspielt. eine einzige hommage an die stringenz und eine der inkunabeln des essfunktionalismus’, der ersten seiner art wohlbemerkt. selbstverständlich sind die tassen zugleich ein synonym, aber auch ein zum beweisführendes indiz dafür, wie schmal die grenze zwischen der anti- hin zur sympathie für eine bestimmte sache sein kann. sie sind auch ein vorläufer des ikea-designtotalitarismus’, der seine nutzer aufgrund seiner inlationären allgegenwärtigkeit zu seinem glück zwingen möchte, ähnlich wie es rousseau tat. aus der taufe gehoben wurden sie 1959 von hans (nick) roericht, der als kind schon gerne dinge aufeinander stapelte (sic!) und sich wohl daran erinnerte, als er seine diplomarbeit an der hochschule für gestaltung ulm anging. die idee funktionierte und wurde zwei jahre später von rosenthal aufgegrifen und hat nun als „thomascompact 100“-reihe ihren festen platz gefunden, nicht nur in der vitrine des museums of modern art in new york, sondern weitaus wichtiger: im alltagsleben unserer stadt. wir inden das gut und vergeben stilpunkte, regelrecht. FOTOGRAFIEN: MAGNUS
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„GELD MACHT NICHT GLÜCKLICH – ES BERUHIGT NUR DIE NERVEN, UND MAN MUSS ES SCHON BESITZEN UMS ZU WINDOWS RAUS ZU WERFEN UND MAN KANN BEKANNTLICH ALLES AUSSER LIEBE DAFÜR KAUFEN DOCH DER BESTE WEG VON ALLEN IST ES EINFACH ZU VERSAUFEN. GELD.“ RIO REISER
ROBERT SMITH & WESSON
ROBERT SMITH & WESSON
03.
SOUND CIRCUS EIN EINZELHANDELSPORTRÄT >TEENAGE KICKS – DIE LOVE-HYMNE DER UNDERTONES VON 1979 das mädchen aus der höheren klasse gab mir auf dem schulhof einen zetel. um elf in der mädchentoilete – eine rauchen? ich ging hin, denn sie hate schöne lippen und schöne haare. ich öfnete die seufzende tür, sie stand schon da. constanze zog an einer dünnen selbstgedrehten, behielt den rauch im mund und winkte mich zu ihr ans fenster. sie steckte mir die hülse eines kugelschreibers in den mund, dann blies sie mir den süßlichen rauch in meine kiemen. wir lächelten uns an und alles war
erleuchtet. die tür seufzte und ein mädchen schüttelte ihre achtzigerfrisur und ging wieder. was hörst du für musik, fragte constanze – „sex beatols“. du hast schöne lippen, sagte ich. sie zog mich sant an sich und unsere zungen umarmten sich ebenfalls. es war ein schöner warmer kuss. es kam mir vor wie eine ewigkeit, bis die hülse zu boden iel. es klackerte sechs mal. ich öfnete meine augen. ihre augen waren immer noch geschlossen, meine jetzt auf, sonst häte ich nicht bemerkt, dass ihre noch geschlossen waren. ich sah zum klofenster raus, und in der gegenüberliegenden häuserfront verschwand der sänger von the cure in einem laden im erdgeschoss.
SOUND CIRCUS
FOTO: HAKAN DAGISTANLI
>NEUROTIC ARSEHOLES – FRANKFURTER DEUTSCHPUNK-BAND marcus war seit einer woche an der schule. er kam mit seinem jüngeren bruder und seinem vater, dessen benz er gerade ohne führerschein an einen baum gesetzt hate, aus frankfurt/ main in unsere schöne stadt und unsere schöne schule. wir lernten uns kennen, weil er mich auf dem schulhof mit seinen springerstiefeln stolpern lassen wollte. ich lief aber drüber. isch heiß marcus, komm aus der palz. robert freut mich (feierliches händeschüteln), da drüben hat’s nen platenladen – isch weiss, da arbeitet der sänger von the cure.
>HUESKER DUE? martin linder (the cure) und siegfried dehmke (stay ree mini pads) eröfneten den schönen sound circus ende der achtziger noch vor der mutwilligen zerstörung der deutsch-deutschen mauer durch
deutsch-deutsche deutsche in der schatigen greifengasse zwischen list-schule und frauenstraße, wo sich das tonträger-gebraucht-und-neu-ladenlokal heute beindet, und zwar fast auf gleicher höhe, nur weiter links. ladenlokal deshalb, weil es dort seit menschengedenken nicht nur heiße scheiben, sondern auch kaltes bier gab, im besten fall brachte man aber sein eigenes mit. eine neue variante der gleichgeschlechtlichen liebe entwickelte sich: musique. marcus war mir damals musikalische lichtjahre voraus und staunte: so’n laden gibt’s nicht mal in frankfurt. linder kam aus berlin nach ulm zurück, verdingte sich als discjockey und schmiss mit dehmke, welcher nach einem langen afrika-aufenthalt als fotograf arbeitete, und aus ravensburg nach ulm kam, seine platen zusammen, die den anfangsbestand darstellten. es wurden gebrauchte platen angekaut, neuware war vorrätig oder konnte bestellt werden. kontakte zu indie-labeln wurden geknüpt, von denen es
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RICK NOERICHT
BERICHT
SOUND CIRCUS
heute viele nicht mehr gibt, von großen labeln geschluckt wurden (denn der haiisch, der hat zähne) oder einfach bankrot gingen, ot schon nach drei, vier veröfentlichungen.
>THIS SONG IS TOCOTRONIC der sound circus wurde zum beliebten trefpunkt für musikfreunde- und -fanatiker, für vinyl-puristen, freaks und leute wie dich oder mich. der postpunk und wave dankten ab, dafür kam grunge und die hamburger schule, und mit deren jüngern eine ganz besondere spezies: die musik-intellektuellen, sprich selbstverzögerte, rein theoretisch rhetorisch existierende und be-und verurteilende herrenmenschen, welche nichts fühlen müssen, weil sie ja etwas von musik „verstehen", und die letzten d-mark von oma noch in eine „wichtige“ ep von blumfeld investieren, selbige stießen irgendwann nur noch auf gähnen und stellten zurecht fest, dass ulm sie nicht versteht. artverwandte waren damals die emporkommenden klamoten-nazis. die schnitmenge beider hing dann in szene-kneipen wie dem fortschrit oder dem d’art herum, redete von berlin, hamburg und london und hob oder senkte den daumen wie pilatus, wenn jemand die tür öfnete oder einen song aulegte. ich lernte an einer fortschritlichen theke tatsächlich einen kennen, der pall mall ohne ilter pate und sich als szenegänger titulierte. die sonderbar hate ihre hochzeit mit der voodoo queen und vier fantastische zitronenmaler verbrachten goldene zeiten in der kratradhalle.
>A BBA BIS Z APPA es gab viele trends, hypes und viele remakes von kopien vom abklatsch eines zweiten aufgusses in einundzwanzig jahren sound circus. überlebt hat er
FOTO: HAKAN DAGISTANLI
das alles. es sei bedacht, dass rund um ulm und um ulm herum die letzten jahre in augsburg, ravensburg, konstanz, tübingen, in vergleich-baren städten eben, sämtliche platenläden solcher art schließen mussten. giga-internet-konzerne wie amazon, die erindung des euro und preisexplosionen der tonträger setzten den kleinen läden schwer zu, die schrumpfende kaukrat des bürgers natürlich auch. der große vorteil des sound circus’ in ulm war und ist seine beachtliche bandbreite und -tiefe, sowie die stets freundliche und 200%-kompetente beratung von dehmke im alternative-bereich und linder im tanzbaren sektor. zitat dehmke: „viele kaufen eine plate nur aufgrund unserer empfehlungen, ohne reinzuhören. nehmen sie welche mit und bedanken sich beim nächsten besuch für den guten tipp.” mit dem klassik-vinyl-bestand können sie sich getrost auf eine einsame insel schippern lassen, alleine den sonnenaufgang mit dem wallkürenrit genießen oder mit beethoven zu mitag essen, sofern es was gibt. festland-jäger und -sammler inden in mehreren metern a-z die eine oder andere pop-perle, etwa „ziggy stardust“ von david bowie, aus zweiter hand. alternative, heavy metal from hell und folk/ country sind separat sortiert, ebenso wie schwarze musik, jazz, raritäten, soundtracks und hörspiel/ comedy. mehrere hundert maxis aus vier jahrzehnten machen immer wieder stöbernde dj´s und soundbastler glücklich. ebenso erhältlich: vier auf zwei meter gebrauchte compact discs jeglicher genres – das alles zu fairen preisen ab 50 cent. die neuen platen, wenn lieferbar als vinyl, sind sortiert nach dance, alternative, black und neuaulagen. bemerkenswert ist hier, dass die preise kaum oder nicht höher liegen als bei amazon oder irgendwelchen fach-mailorders, und das mit beratung. was sie im sound circus nicht inden, lieber leser, ist der ganze, mehr als lüssige chart-mist, und das ist auch gut so.
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ROBERT SMITH & WESSON
BERICHT
>SUPPORT YOUR LOCAL DEALERS ODER SOUND & VISION wagen wir einen blick in die zukunt ulms. zehn jahre. es gibt noch drei riesige einkaufszentren, natürlich außerhalb der stadt, nur in horroresken auto- oder busfahrten zu erreichen, dort gibt es noch die notwendigsten konsumgüter, welche die morloks benötigen. die innenstadt ist sauber, aber menschenleer. läden stehen leer oder es sind beautysalons, billig-techno-barbiere oder versicherungsagenturen. an jeder ecke steht ein automat für parken, geld abheben oder handy auladen. aber wen sollen wir anrufen? wir kennen ja niemanden mehr. die sozialen kontakte, die wir noch haben, plegen wir auf facebook, second life und youporn. wir werden uns nicht mehr mit der bäckereiverkäuferin verabreden und im sound circus keinen kafee bekommen, warum? weil es sie nicht mehr gibt. weg. pleite. fuji. es ist natürlich schön, wenn wir bei einer cd-bestellung 50 cent sparen und bei backfactory 20 cent. aber was machen wir mit dem gesparten geld? wir können das kleingeld in den popperbrunnen werfen und uns mit feuchten augen wünschen, dass uns mal wieder jemand in oder auf den arm nimmt, etwas über die buthole surfers erzählt, oder dass er „ween“, als sie noch unbekannter waren als heute, in ulm veranstaltet hat. früher, als es in der stadt noch konzerte gab. wir werden von liebe, durchzechten nächten und richtigem sex erzählen, wie die 68er uns immer was von revolution erzählten. der vorsitzende des vereins leise ist ober-bürgermeister und wir trefen uns heimlich in einem keller und hören „das ist unser haus“ von ton steine scherben, mit dem letzten graiti an der wand, aber im keller und hinter dem kühlschrank.
>THE HURDY GURDY MAN es lohnt in jedem falle, uns am leben zu erhalten. „caipi ein euro“ ist keine ansage. „jede schallplate 50 cent“ ist auch keine aussage. das ist ausverkauf, als gäbe es kein morgen mehr. als wäre morgen alles vorbei, was uns heute noch wertvoll und heilig ist. das klingt so unverschämt und charakterlos, als würde ich mit meiner frau auf der straße stehen und ein schild hoch halten: „meine rau bumsen fünf euro“. es wird weiterhin wertvoll und notwendig sein, dass wir uns unterhalten, aus-tauschen, streiten und berühren. achtzehnjährige unterhalten sich mit sechzigjährigen in einem platenladen über musik, danach gehen sie noch was trinken, weil sie nicht auhören können, sich zu unterhalten. sie umarmen sich sogar zum abschied, weil es so schön war. der alte ist witwer, den hat seit zehn jahren keiner mehr umarmt. wir brauchen uns und wir müssen auf uns aufpassen, jeder auf den anderen mit. wir müssen uns aufmerksam zuhören, auch wenn einer was schon erzählt hat. vielleicht erzählt er es dieses mal anders. wir müssen nicht viel, nur essen, trinken, scheißen und uns lieben. „geld macht nicht glücklich – es beruhigt nur die nerven, und man muss es schon besitzen ums zu windows raus zu werfen und man kann bekanntlich alles außer liebe dafür kaufen doch der beste weg von allen ist es einfach zu versaufen. geld.“ (rio reiser) constanze habe ich nie wieder geküsst, manchmal reicht einmal. marcus lebt in berlin, und ich möchte mal wieder mit ihm reden, vielleicht auch über musik. gute besserung uns allen.
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sound circus ≥SOUND CIRCUS FRAUENSTR. 40 89073 ULM ≥ÖFFNUNGSZEITEN MO-FR 11.00 – 18.30 SA 10.00 – 16.00
FOTO: HAKAN DAGISTANLI
LIEBE DEINE STADT
SVEN-INGE MEISSEL
04.
LIEBE DEINE STADT 29 30
„eine insel der zukunt ist das universum-center stadtplanerisch gesehen“ formulierte die südwest presse etwas ungelenk im februar 1970. was vor 40 jahren zukunt war, ist heute vergangenheit – ich will fast sagen böse vergangenheit. das vor vier jahrzehnten eröfnete universum-center steht heute für eine untergegangene moderne, aus deren ritzen die gräser sprießen, aus deren öden schaufenstern leerstand um auhebung betelt und deren bewohner in internetforen für furore sorgen. da kann der umbaute raum erstmal nichts dafür und der gehört immer noch zum elegantesten, was in ulm an nachkriegsarchitektur zu sehen ist. wenn heute die verdichtung des städtischen raums mit spitzgiebel-kitsch und vorkragungs-romantik auf der tagesordnung steht, muss das universumcenter im öfentlichen raum erscheinen wie ein pornofoto in der bäckerblume. das pendant zu ulms wahrzeichen überragt die lach daliegende stadtlandschat und zeigt nach oben mit einer dynamik und krat, die dem höchsten kirchturm der welt in nichts nachsteht. das ist auch nicht verwunderlich, ziehen beide bauten ihre stimmigkeit doch aus der kreiszahl pi. die universelle kreiszahl, die das
verhältnis zwischen kreisumfang und -durchmesser bestimmt, hat seit der errichtung der cheops-pyramide bei unzähligen bauten für elegante proportionen gesorgt. darüber hinaus bricht die konkave form mit starren lächen und linien, die dem umgebenden raum platz zum atmen lässt. und dieser ist nicht nur der fußweg für kaukrätige konsumenten oder abstellplatz für mehr oder weniger geschmackvolles gestühl – er ist öfentlicher raum. in diesem sinne korrespondiert das universum-center mit stadtplanerischen konzepten, die das unbebaute areal in relation zum rauminhalt des gebäudes setzen – denn die freie lut zum atmen steht nicht in engen gassen und schatigen durchblicken. im 21. jahrhundert ist das universum-center das kainsmal in der ulmer stadtentwicklung, das tagtäglich zeigt, dass es auch anderes gibt als italienischen pseudolair und aufgepeppte mitelalterfassaden – und darum liebe ich diesen bau. DER TITEL "LIEBE DEINE STADT" STAMMT VON MERLIN BAUER'S GLEICHNAMIGEN BUCH.
× FOTO: DIETER HIRT
ES-INTERVIEW
05.
ES-INTERVIEW ANDY WARHOL, POP-ART-IKONE UND
DER SIEBZIGER. ICH MEINTE IRGENDEIN
PERÜCKENTRÄGER BRACHTE ENDE DER
INTERVIEW?
SIEBZIGER DIE ZEITSCHRIFT „INTERVIEW“
NJ: FÜR WEN IST DENN NUN DIESES
HERAUS. HOCHGLÄNZEND BEFRAGTE ER
INTERVIEW?
DORT PROMINENTE. IN DIESER TRADITION
WL: ES IST ZUM KOTZEN.
FÜHRT WONDERBRA LIECHTENSTEIN (WL)
NJ: WARUM ARBEITEN SIE DANN FÜR DIE ES?
DAS NACHFOLGENDE INTERVIEW MIT DEM
WL: ICH MEINTE, ES IST UNMÖGLICH, MIT
FINANZMOGUL UND REGIMEKRITIKER NORBERT
IHNEN ZU ARBEITEN. ABER SIE SEHEN GUT
JAEGER (NJ), EINER BEKANNTEN ULMER
AUS, HERR JAEGER.
PERSÖNLICHKEIT.
NJ: GRAZIE WL: GRAZIE
WL: GUTEN TAG, HERR JAEGER, ICH FREU
NJ: ICH MEINTE NICHT SIE MIT GRAZIE,
MICH, SIE HEUTE BEFRAGEN ZU KÖNNEN.
SONDERN DAS KOMPLIMENT. KÖNNEN WIR JETZT
SEHEN SIE SICH DENN MEHR ALS FINANZGENIE
MAL ÜBER MICH SPRECHEN?
DENN ALS REGIMEKRITIKER?
WL: OH JA, SICHER. NOCHMAL, DIESES
NJ: NUN, ICH SEHE MICH DA MEHR ALS
INTERVIEW IST FÜR DIE ES, DIE
SÄNGER UND TÄNZER.
KUNSTZEITSCHRIFT. DIE PERÜCKE STEHT
WL: DAS SAGTE BOB DYLAN DOCH AUCH MAL IN
IHNEN GUT. WIE VERSTEHT SICH DIE
EINEM INTERVIEW, ICH GLAUBE DAS WAR SO
TÄTIGKEIT ALS REGIMEKRITIKER MIT IHREM
1966.
NEBENJOB ALS FINANZMOGUL?
NJ: GAB ES DA DAS „INTERVIEW“ SCHON?
NJ: ICH SEHE MICH DA EHER ALS
WL: ICH MEINTE NICHT DIE ZEITSCHRIFT
ENTERTAINER.
„INTERVIEW“, DIE GAB ES ERST ENDE
WL: OK. SIE SIND JA EINE SCHILLERNDE
SPIEGELUNGEN
FIGUR IM ULMER NACHTLEBEN. IST ES
ICH BIN NUN ENTENTRAINER.
SCHWIERIG, SO PROMINENT ZU SEIN UND HAT
WL: HERR SIELMANN, WIE WAR DIE
DER ERFOLG SIE VERÄNDERT?
ZUSAMMENARBEIT MIT JEAN-MICHEL BASQUIAT?
NJ: WISSEN SIE, HERR LIECHTENSTEIN, AUCH
NJ: WIR ERGÄNZTEN UNS SEHR GUT. ICH WAR
WENN MAN IN SEINEM LEBEN ALLES ERREICHT
AN EINEM PUNKT ANGELANGT, DA WUSSTE ICH
HAT, SUCHT MAN DOCH IMMER WIEDER NEUE
WEGEN DES RUHMES UND DER LORBEEREN SELBST
HERAUSFORDERUNGEN, UND DAS EINE ERGIBT
NICHT MEHR, WELCHE ARBEITEN VON MIR GUT
DAS ANDERE. NACH DER PUFFERBAR KAM FETTES
ODER SCHLECHT WAREN. JEAN-MICHEL HAT MICH
BROT, DANN DAS JOGGINGBROT, DERZEIT
DA WIEDER ETWAS ERNÜCHTERT.
ARBEITE ICH AN DER NEUGESTALTUNG DES
WL: WIE HAT ER DAS GESCHAFFT?
BROTLICHTVIERTELS IN DER NEUEN MITTE.
NJ: ER BRACHTE MICH IN DIE BETTY-FORD-
WL: ES GIBT HIER IN DER STADT JA EINEN
KLINIK IM DONAUTAL, AUSSERDEM WAR ER DER
KÜNSTLER, DER SICH SEHR INTENSIV MIT BROT
ERSTE ANERKANNTE SCHWARZE MALER.
BEFASST HAT. EIN GALERIST BEZEICHNETE
WL: MR. GUMP, WAS WÜRDEN SIE IN DIESER
DIE BROTBILDER DES HERRN KAHL SOGAR ALS
STADT ZUERST ÄNDERN?
PHILOSOPHIE.
NJ: GIBT ES HIER AUCH WAS ZU TRINKEN?
NJ: DAS SEHE ICH ÄHNLICH. BROT GILT SEIT
WL: ALS BAULÖWE HABEN SIE JA EINE GROSSE
JEHER ALS DIE GRUNDLAGE DES LEBENS, GENAU
GESTALTERISCHE VERANTWORTUNG ...
WIE WASSER.
NJ: NEIN, DIE MENSCHEN SIND MIR EGAL.
WL: DENKEN SIE, DASS ES DESWEGEN IN
WL: ABER DIE MENSCHEN SOLLEN SICH DOCH
GEFÄNGNISSEN NUR WASSER UND BROT GAB,
WOHLFÜHLEN IN IHRER GESELLSCHAFT.
WEGEN DER PHILOSOPHIE?
NJ: ICH BIN AUCH GERNE MAL ALLEINE ...
NJ: ES GIBT WICHTIGERES, WIR MÜSSEN UNS
WL: NICHT IN IHRER GESELLSCHAFT, HERR
ENTWICKELN, IM BESTEN FALLE ZUM PRIMATEN
JAEGER.
HIN. JA, ICH FORDERE MEHR PRIMATSPHÄRE.
NJ: ICH FORDERE MEHR PRIMATSPHÄRE, AUCH
WL: ALS ENTERTAINER STEHT MAN JA IMMER
IN DER NEUEN MITTE. WAS NÜTZT UNS EIN
IM RAMPENLICHT. KOMMT DAS PRIVATLEBEN DA
STEPHEN HAWKING IN EINEM MUSEUM, WENN ES
NICHT ZU KURZ? WIE ENTSPANNEN SIE SICH?
KEINE AFFEN MEHR GIBT. UND INDIANER.
NJ: VOR ZWEI JAHREN ENTDECKTE ICH EINE
WL: JETZT HÖREN SIE DOCH MIT IHREN
WEITERE LEIDENSCHAFT, DIE FASZINATION VON
SCHEISS-INDIANERN AUF, DIE GIBT ES DOCH
VÖGELN.
NUR IM WESTERN. AUSSERDEM HEISST DER
32 33
ES-INTERVIEW
KEITH HARING.
WL: GUSTAV MAHLER? LEBT DER NOCH?
NJ: WO SPIELT DER, ASENAL? GIBT ES JETZT
NJ: SCHÖNE JACKE.
WAS ZU TRINKEN HIER, ODER NICHT? KANN MAN
WL: DIESES SCHEI?-RAUCHVERBOT ...
HIER RAUCHEN?
NJ: FÜR WELCHE ZEITUNG IST DAS INTERVIEW?
WL: FRAU GERNGROSS, BRINGEN SIE HERRN
SPAZZ ODER FRIZZ?
KINSKI DOCH BITTE EIN PILS UND MIR EINE
WL: OH, DAS TONBAND LÄUFT JA NOCH ...
SCHACHTEL MARLBORO. ZWEI STUNDEN SPÄTER WL: WENN MAN EIN BISSCHEN WAS TRINKT, GEHT’S. NJ: AUSSERDEM GIBT ES DURCHAUS NOCH INDIANER. DIE LEBEN IN RESERVATEN. SIE KENNEN JA NUR FUSSBALLSTADIEN, HERR LIECHTENSTEIN. WL: UND SIE KENNEN NUR DIE VERSCHIEDENEN STADIEN EINES VERSOFFENEN WOCHENENDES. NJ: NEIN, ICH LIEBE DIE MENSCHEN. WL: VORHER SAGTEN SIE, DIE MENSCHEN SEIEN IHNEN EGAL. NJ: JA ABER JE MEHR ICH TRINKE, UMSO MEHR MAG ICH DIE MENSCHEN ... WL: SIE WIDERSPRECHEN SICH. FRAU GERNGROSS, BRINGEN SIE UNS NOCH ZWEI PILS, UND KIPPEN! [BRÜLLT] NJ: DIE IST DOCH SCHON LANGE WEG. WAS HAT DENN NOCH AUF IN DIESER SCHEISS-STADT? WL: UND WO DARF MAN VERDAMMT NOCHMAL RAUCHEN? NJ: ICH LIEBE SIE, HERR LECHTENBRINK WL: LIECHTENSTEIN ! NJ: DA IST ES SICHER AUCH SCHÖN ... WL: WAS HABEN SIE EIGENTLICH MIT DEM GANZEN GELD AUS DEM ROXY GEMACHT? NJ: [PFLOPP] RATE MAL MIT ROSENTHAL! [SCHALLENDES GELÄCHTER] WL: LIECHTENSTEIN! NJ: DAS IST AUCH EIN TOLLER MALER.
×
34 35
ILLUSTRATION: FLORIAN ARNOLD
02. BELLETRISTIK
ZEBERCED ENTZERRUNGEN /ICH STEIGE EIN KAIROS DAME VOR DEM SPIEGEL CSH NACH UNTEN LAUSCHER BOTANISCHE ÜBERRASCHUNG/ MEIN SPIEGEL / ZWEIDIMENSIONAL P. NACHTSPIEGELUNGEN SCHANZ WIE ZWEI FREMDE HESS SCHWÖRMONTAG
≥
POEMS:
1.
ZEBERCED
ENTZERRUNGEN ICH BIN ICH, SOMIT NICHT ICH, DA DU, NICHT DU UND ICH, NICHT ICH WAR. ICH BIN UND WERDE NICHT MEHR, DA DU WARST UND NICHT MEHR BIST. ICH BIN FLEHENDER MORALAPOSTEL UND FICKENDER MASOCHIST, GOJIM UND ÜBERZEUGTER KABBALIST DU BIST DIE MEINE: GELIEBTE DES LIEBHABERS MEINER FRAU. ICH, DER GARENDE SCHWEIF DER BEGIERDE. ICH BIN DAS ENSOPH, DAS UNSAGBARE. DAS WORT, DAS DIR AUF DER ZUNGE LIEGT, ICH BIN DEIN VERDRÄNGTES LÄCHELN IN DEINEM MUNDWINKEL. DIE MASKE HINTER DER MASKE, DER BIN ICH, DU DAS NACKTE ANTLITZ, BEDEUTSAMSCHWANGER. DER NEKTAR MEINES ODEMS, NÄHRBODEN MEINER LIBIDO. DU UND DEIN ERDBEERMUND: MEIN GRÖSSTES OPFER UND ALTAR ZUGLEICH. DIE AUSFLUCHT INS MEER ROTEN IRRSINNS. DU BIST DIE URSACHE DER URSACHE – ICH DER OFFERENT, DU PHILOBAT. ICH DAS ODIUM HAFTEND AN DEINEM ODOR. DU BIST DIE MONA LISA, ICH IHR GEHEIMNIS ICH BIN VAN GOGH, DU SEIN LINKES OHR UNTERGEHEND IM SPIEL MIT TEUFELS MASKERADE. ICH BIN DEIN BEDRÄNGNIS, DER SPLITTER IN DEINEM GEIST. DU BIST DAS SCHATTENGEWÄCHS, DAS WURZELN SCHLAGEN KONNTE EHE ICH ES PFLÜCKEN KONNTE – ICH BIN DEIN GEBROCHENER STOLZ DU BIST MEIN FALSCHER, ICH BIN ZEUGE: SEHE WIE DAS WIR DER GLEICHGÜLTIGKEIT DIE HAND REICHT ICH BIN ZEBERCED UND DU NUN EIN NIEMAND.
01.
BELLETRISTIK
02.
ZEBERCED
ICH STEIGE EIN. ein kleiner funken unsicherheit in meiner brust, doch es ist das richtige gleis. ich inspiziere meine enge, neue umgebung, laufe durch die abteile. polarisiere zwischen rauchern und nichtrauchern. setze mich und merke, dass der zug anfährt, unabhängig meiner gegenwart. eine fahrt im zwielicht ohne ablenkung. meine spröden lippen ruhen, während meine blicke durch den korridor wandern. schleichend und nahezu instinktiv spüre ich dann die frau hinter mir. ich schmunzle, sie verleiht meiner umgebung einen sinn. ich denke darüber nach, was sie denkt, was ich denke. versuche meine neugier nach ihr so gut wie möglich zu verstecken. schaue verkrampt nach vorn, um ihr in keinster weise nahezukommen. preiszugeben, dass ich interesse an ihr habe. überlege, ob sie mich durchschaut hat. hat sie mich durchschaut? hat sie dieses typische schmunzeln im gesicht, dieses typische verziehen des mundwinkels, das ihrer person eine gewisse überlegenheit verleiht. ich schaue immer noch nach vorn. ich habe alles un-
ter kontrolle, lasse ein wenig zeit vergehen. warte auf den moment, in dem der schafner ihre konzentration und aufmerksamkeit für einen augenblick auf sich zieht, so dass ich einen blick riskieren könnte. ein kleiner fehler, ein verstohlener blick, den sie ertappt, eine schwingung der neugier, die sie aufnimmt, könnte alles zunichte machen. ich merke, dass sich die schlinge immer fester zuzieht. es musste etwas geschehen. ein zugunglück könnte die situation vielleicht reten oder eine ältere dame, aus deren einkaufstasche kleingeld auf den boden fällt. ich schaue immer noch nach vorn. warte. nichts dergleichen. mein gehirn versucht die stresssituation zu kompensieren, indem mein verstand die dinge in frage stellt: „beruhige dich, es wird eine zeit geben, in der die menschheit nicht mehr existieren wird.“ sartre wird recht behalten, camus sowieso. niemand wird mehr wissen, wer schiller, mimar sinan, goethe, wilde oder schopenhauer waren.
40 41
ZEBERCED
ICH STEIGE EIN
geschweige denn von nietzsche, michelangelo oder piri reis, leonardo und rodin. napoleon und mustafa kemal werden nie gesiegt haben. rousseau wird es nie gegeben, die azteken und mayas werden nie geherscht haben. schlussfolgernd komme ich zu der erkenntnis, dass die momentane situation keine langfristige signiikanz trägt, wie alles andere auf der welt. ich verfalle in einen tiefen glauben, der gewisse elemente der nihilisten aufweist. alles ist vergänglich und vor allem diese zugfahrt. doch es lässt nicht nach. ich durchspiele den moment in meinen kopf, indem ich preisgebend nach hinten schaue, um ihr antlitz zu liebkosen. ich sehe sie iktiv vor augen und spüre wie sich meine augenlinse zusammenzieht, um ihre konturen scharf auf meine netzhaut zu projizieren. ich verliebe mich, ohne sie je gesehen zu haben. panisch genieße ich subtil jede vergehende schwelle:
FOTOS: HAKAN DAGISTANLI
tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak, tak tak. ich lechze nach leben, ich lechze nach kaltem klaren wasser, pantheistisch tränke ich sie darin und ergötze mich an ihrem atem. sie ist der sinn des unsinns und der unsinn des sinns. in diesem augenblick fallt plötzlich im hinteren bereich eine lasche zu boden und macht einen riesigen lärm. ich schaue afektiv hinter mich und erblicke sie in meinem augenwinkel … es gibt wohl kaum einen schöneren anblick als den einer schlafenden frau.
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POEMS : RAINER MARIA RILKE
03.
PART 01.
DIE DAME VOR DEM SPIEGEL
WIE IN EINEM SCHLAFTRUNK SPEZEREIN LÖST SIE LEISE IN DEM FLÜSSIGKLAREN SPIEGEL IHR ERMÜDETES GEBAREN; UND SIE TUT IHR LÄCHELN GANZ HINEIN. UND SIE WARTET, DASS DIE FLÜSSIGKEIT DAVON STEIGT; DANN GIESST SIE IHRE HAARE IN DEN SPIEGEL UND, DIE WUNDERBARE SCHULTER HEBEND AUS DEM ABENDKLEID, TRINKT SIE STILL AUS IHREM BILD. SIE TRINKT, WAS EIN LIEBENDER IM TAUMEL TRÄNKE, PRÜFEND, VOLLER MISSTRAUN; UND SIE WINKT ERST DER ZOFE, WENN SIE AUF DEM GRUNDE IHRES SPIEGELS LICHTER FINDET, SCHRÄNKE UND DAS TRÜBE EINER SPÄTEN STUNDE.
RAINER MARIA RILKE, NEUE GEDICHTE, ANDERER TEIL (1908)
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42 43
03.
POEMS : KAIROS
PART 02.
DIE DAME VOR DEM SPIEGEL ES IST ABEND, DIE LADY IST MÜDE. VOR DEM ZUBETTGEHEN NOCH EIN BLICK IN DEN SPIEGEL. KEIN FLÜCHTIGER OFFENBAR, DER LESER STELLT SICH DIE DAME VOR DEM SPIEGEL SITZEND VOR. IN EINEM MIT EDLEN MÖBELN BESTÜCKTEN GEMACH. SIE KAM WOHL GERADE VON EINER ANSTRENGENDEN GESELLSCHAFT, TRÄGT NOCH DAS „ABENDKLEID“, IM HINTERGRUND WARTET DIE
43 44
ZOFE AUF IHRE BEFEHLE. SIE SELBST WARTET AUCH. AUF DIE MAGIE DES SPIEGELS, DER WIE EIN BELEBENDES BAD WIRKT. DER „LEISE“, GEDULDIGE BLICK IN DEN SPIEGEL SETZT DESSEN ZAUBERKRAFT FREI. SIE MUSS „IHR LÄCHELN GANZ HINEINTUN“, DAMIT ES GELINGT, DER SPIEGEL WILL SELBST BEZAUBERT SEIN. DOCH DANN GESCHIEHT ES – DAS WUNDER: DAS VORHER STARRE, ERSTARRTE VERFLÜSSIGT SICH, WIRD WIEDER LEBENDIG. DER SPIEGEL WIRD ZUM BAD, DIE DAME ZUR NYMPHE, DIE IHRE HAARE „IN DEN SPIEGEL GIESST“ UND DIE „WUNDERBARE“ SCHULTER ENTBLÖSSEND, SICH SELBST WIEDERFINDET IN IHREM SPIEGELBILD. „PRÜFEND, VOLLER MISSTRAUN“ – BIN DAS ICH? UND DENNOCH „TRINKT“ SIE, TRINKT „STILL AUS IHREM BILD“. DAS „FLÜSSIGKLARE“ DES SPIEGELS IN SICH AUFNEHMEND, WIRD SIE IHRER SELBST WIEDER GEWISS, DAS SICH ZUVOR DEN ABEND ÜBER IN GESELLSCHAFTLICHEN KONVENTIONEN VERLOREN HABEN MAG. IHR SPIEGELBILD TRINKEND, LÄDT SIE SICH WIEDER AUF MIT IHREM SELBST, DAS MEHR UND ANDERES IST ALS NUR DIE GESELLSCHAFTSDAME, DIE TUT UND SAGT, WAS MAN VON IHR ERWARTET. EINEN KURZEN AUGENBLICK IST SIE RAUM UND ZEIT ENTHOBEN, IST MYTHISCHES WESEN JENSEITS VON LEBEN UND TOD. EINEN KURZEN AUGENBLICK NUR, DANN VERLIERT DER SPIEGEL SEINE ZAUBERMACHT, UND IN IHM ERSCHEINT WIEDER DAS, WAS ALS REALITÄT ERMÜDET UND ALLE KLARHEIT SO „TRÜBE“ MACHT.
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FOTOGRAFIE: HAKAN DAGISTANLI
SCHRIFTENREIHEN
CSH
NACH UNTEN 04.
der zug ratert dahin. über städte, dann entlang des lusses. märchenland wie im bilderbuch. mit hohen steilen klippen, die heraufzukletern locken. nichts, woran man sich festhalten könnte. absturz möglich. wie im leben. verworrene gedanken und gefühle rauschen durch meinen kopf – ablenkung durch töne und worte. wahre ablenkung nicht, eher zerstreuung. gefühle – spannung, neugier, angst. ort der fremde – was erwartet mich? oder anders – wer erwartet mich? plötzlich kann aus dem erträumten wahrheit werden. oder besser: realität. illusionen sind dann keine mehr. fremde welten verschwinden neben dem zugfenster. werden innerhalb von sekunden wie nie gewesen. ich schaue hinaus. erdenke mir eine wahrheit. auf der anderen seite der scheibe: kinder spielend vor sozialistischen platenbauten. davor von der müllabfuhr vergessener unrat. illusionslos. ich fahre woanders hin. registriere die äußere realität mit ofenen augen. schließe ich sie, komme ich anderswo an. ankommen, irgendwo. der zug hält. ausstieg. alles sieht ganz anders aus als von mir erdacht. straßen mit anderen namen. stadtplan ohne sinn. unmöglichkeit der ver-ständigung. keine sprache haben. und dazu angst vor nicht-erfüllung des erdachten. hinein in die stadt. tief nach unten. geschwindigkeitsrausch. fremde gesichter und biographien betrachtend. fühle mich fremd. in dieser stadt und in mir selbst. hoch nach oben. geschwindigkeitsrausch, dieses mal in die umgekehrte richtung. schnell muss man sein, sonst kommt das leben nicht mehr nach. und man verliert sich in der langsamkeit. draußen der versuch einer orientierung. ich komme an. denke ich. eine fensterfront, in der sich der luss der stadt spiegelt. durch das wasser hindurch sehe ich menschen. und inde nicht den, den ich suche.
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46 47
FOTO:CSH
05.
POEMS: ELVIRA LAUSCHER
BOTANISCHE ÜBERRASCHUNG IN MEINEM GARTEN WÄCHST SEIT GESTERN EIN SPIEGEL/ ZUERST HAB ICH’S FÜR EINE SCHERBE GEHALTEN/
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MIT SO WAS RECHNET AUCH KEINER DRUM WAR ICH UNSICHER ZUERST OB ICH MICH FREUEN SOLL ER GEDEIHT GUT MUSS ICH SAGEN ICH KANN DARIN SCHON ALLE MEINE ZEHEN SEHEN/ MORGEN VIELLEICHT SCHON DEN GANZEN FUSS JETZT HOFFE ICH NUR DASS ER NICHT ZU GROSS WIRD
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MEIN SPIEGEL HAT EINEN KLEINEN FEHLER DABEI SIEHT ER GUT AUS SO AUF DEN ERSTEN BLICK ABER IN EINEM BESTIMMTEN WINKEL
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ZEIGT ER IMMER NUR DIE VERGANGENHEIT ICH HABE MIR SCHON ÜBERLEGT EINEN NEUEN ZU KAUFEN AM PREIS LIEGT ES NICHT SELBST SPIEGEL SIND JA GEFALLEN ABER TROTZ ALLEM HABE ICH MICH AN DEN ANBLICK GEWÖHNT DEN ÄUSSEREN UND DEN INNEREN
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HEUTE LÄCHLE ICH MAL ES BRAUCHT MEHR ALS EINEN
ZWEIDIMENSIONAL.
SPIEGEL DOCH DAS GEHT. NEIN, NICHT DIE ANZAHL DER SPIEGEL IST ENTSCHEIDEND.
ICH HABE ES GESEHEN, IMMER WIEDER.
EINER IST SCHON GENUG.
ICH WAR SELBST VERWUNDERT. EHRLICH.
EIN SPIEGEL MEIN ICH. EIN KONTROLLSPIEGEL. ABER SONST
ICH HÄTTE ES NICHT GEDACHT. SO WAS
HAT MAN VIEL ZU TUN. ES
KANN MAN AUCH NICHT BLOSS DENKEN.
IST HARTE ARBEIT. FÜR MICH
MAN MUSS ES SEHEN. EIN MAL. ZWEI
JEDENFALLS. ZWEIDIMENSIONAL
MAL. DREI MAL. JA, ICH GLAUBE BEIM
LÄCHELN FÄLLT EINEM NICHT
DRITTEN MAL HABE ICH ES GESEHEN.
IN DEN SCHOSS. ES WIRD
GESEHEN UND GEGLAUBT, DASS ES GEHT.
EINEM AUCH NICHT GESCHENKT.
SEITDEM ÜBE ICH.
MIR JEDENFALLS NICHT.
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06.
POEMS: MATZE P.
WAS SICH NIEDERSCHREIBT IM DUNKEL BLEIBT, SICH VERSCHLIESST WÄHREND DIE ZEIT WEITER VERSTREICHT UND WAS MIT IHR FLIESST, ZERREIBT. LAUTLOS, STETIG UND GLEICH BLEIBEND, ERFÜLLT UND ERFÜLLT SICH JEDER DÄMMERSCHEIN UND LETZTLICH ERSTEHT IM RAUM IN GRAUFAHLER DÄMMERUNG. NACHTSPIEGELUNGEN
EIN KURZES AUFFLAMMEN UND GLEICHSAM GRAUER RAUCH
LANGATMIG VERREGNETE TRÄNEN, WOLKEN VERHANGENE ENDLOS WINDENDE NÄCHTE, JEDE REGUNG – JEDE BEWEGUNG TRÄGT
DURCHDRINGT DEN RAUM, WELCHEN DIESE ASCHGRAUE DÄMMERUNG, KURZZEITIG ALS LICHTSCHWADEN ANMUTEN LASSEN.
RECHNUNG UND RÜHRT AN DIE RECHTE, SICH INS DUNKLE HÜLLENDE – SICH IM DUNKEL ERFÜLLENDE MÄCHTE,WIEDER UND WIEDER, DIESE LAUTLOS ATMENDEN REGENNÄCHTE. ... WELCHE KEIN ENTSCHLAFEN, IN OHNEHIN SCHON, GRAU IN GRAU, VORHERBESTIMMTE, SICH NUR MÜDE UND TRÄGE EINSCHLEICHENDER DÄMMERUNG SCHENKT. DARAUF, DASS UND WAS SICH AUS DER ZEIT BEFREIT, WAS SICH TREIBT,
≥
≥
ZWISCHEN UNS – ES IST ZEIT. NUN SCHAU ICH IN EIN ANGESICHT UND ES STELLT SICH DIE FRAGE IM RAUM: WIE WEIT? DOCH ICH LÄCHLE NUR, ZUSTIMMEND WENDE ICH MICH AB UND GEHE WEITER, MIR SELBST VORAN! ... UND NOCH IMMER KEIN KLARER GEDANKE ZU ERFASSEN NUR DAS VERLANGEN ZU HASSEN. SO FÜGT SICH EMOTION IN DEN
46 51
SCHEIN, DIE LOGIK FRAGT NACH LOHN – ALS DIE BITTERNIS IN ROTEM WEIN UND WAS WAR – WIRD SICH ZEIGEN IN SEINEM SEIN. DERWEIL ERTRÄUMT SICH DIE SCHLAFLOSIGKEIT, DIESES HEILIGE NEIN. IN DEN MOMENTANEN AUGENBLICKLICHKEITEN, ERBLICKE ICH MICH – MEINER SELBST GEGENÜBER ABER EIN SPIEGELBILD SEHE ICH NICHT. RAUCH UND STAUB BETTEN SICH
×
≥
06.
ROLAND SCHANZ
ROLAND SCHANZ
07.
WIE ZWEI FREMDE im rahmen einer werbekampagne wurden zwillinge paarweise durch unser städtchen geschickt. und obwohl in jenem sommer das städtchen glühte und alles lirrte, mussten die bedauernswerten werbezwillinge aufgrund von knebelverträgen durch die hitzelimmernden straßen laufen. wer mitags die einkaufsstraße hoch ging, meinte, lüsse von quecksilber strömten ihm entgegen, denen sich nur krätige zwillinge wie castor und pollux entgegenstellen konnten. denn alle nichtzwillinge, die es irgendwie einrichten konnten, waren zuhause oder in ihren klimatisierten büros geblieben. auch ich wäre lieber in der schatigen wohnung geblieben, häte kaltnadelstiche mit eskimomotiven sortiert, häte den gefrierschrank aufgeräumt oder bei absinth mit eis auf den abend gewartet. statdessen stand ich in einem drogeriemarkt mit einer sparpackung toiletenpapier an der kasse. von der kasse gegenüber traf mich der neugierige blick eines mannes, der ebenfalls mit einer sparpackung unter dem arm anstand, als wäre er mein spiegelbild. er winkte mir mit der sparpackung zu und formte
mit seinen lippen immerzu ein dreisilbiges wort. er trug plastik-sandalen, aus denen ungeplegte zehennägel herausstanden, trug dreiviertel-hosen aus mikrofasern, ein graues t-shirt mit salzrändern unter den achseln, eine ölige kurzhaarfrisur mit nackenlocke. kurz: er war aus dem holz, das ich zu meiden trachte. doch mit verschmitzten augen wiederholte er geduldig seine drei silben, bis ich sie verstand und endlich das wort „zwillinge“ aussprach. ich betrachtete ihn noch mal unter dem zwillingsaspekt: sein doppelkinn, die tendenz zu kurzbeinigkeit sowie den bauchansatz eine gewisse ähnlichkeit war nicht von der hand zu weisen. er hate ebenfalls bezahlt und schnit mir entschlossen die drei silben jetzt vor sich hin zischend den weg ab. „komm!“, stellte er fest, „heute sind wir zwillingsbrüder!“ mit ausgestrecktem arm gab er die richtung vor, ich folgte meine höliche widerstandslosigkeit verdammend und wir verließen das geschät. wir mischten uns unter die ächzenden zwillinge auf der straße. er erzählte mir, vorhin häte er eine fata morgana auf dem münsterplatz gesehen: „nein, nein, keine oase! du glaubst es kaum, ein walisch war
BELLETRISTIK
da, das musst du sehen!“ wir gingen hin, aber die fata morgana war verschwunden. zurückgeblieben war nur eine dampfende pfütze auf dem heißen steinboden. er lotste mich durch die altstadt hinab zum luss. auf dem weg dorthin öfneten sich immer wieder fenster und man rief mal zu mir, mal zu ihm: „ich wusste gar nicht, dass du einen zwillingsbruder hast. ist er zu besuch?“ wir nickten schmunzelnd. so viel zum angenehmeren teil dieser begegnung. gerne wäre ich jetzt nach hause gegangen und häte ein kaltes bad genommen. was machte ich hier? die hitze peinigte mich und er hate sich schon über meine „feine kleidung“ ausgelassen, die leinenhose, das rote hemd, und interessiert gefragt, was ich denn so verdiente. ich wies ihn darauf hin, dass er sich da eine überschreitung erlaubt häte. aber er entgegnete mir nur, „zwillinge für einen tag, das ist doch super!“ und lenkte mich — seine hand fest um meinen oberarm — in richtung luss. seine unbeirrbare fröhlichkeit beunruhigte mich. er wollte unbedingt an das andere ufer. „da können wir in ruhe reden, uns besser kennenlernen.“ wir gingen über die brücke, nahmen im schaten eines hitzekranken baumes platz, betrachteten, wie der luss verdunstete, betrachteten die alte stadtmauer. wir haten leider kein bier dabei, mit dem wir brüderschat trinken konnten, mit dem wir uns ein bisschen ähnlicher geworden wären. wir waren komplementär. ich versuchte immer wieder, das gespräch stocken zu lassen, damit ich nach hause gehen konnte. ihm schien das egal zu sein: „ich habe mir schon immer einen bruder gewünscht. nicht unbedingt einen zwilling, eher so einen kleinen bruder“, sagte er. ich schwieg. „das spannende an geschwistern ist ja, dass man sie sich nicht aussuchen kann. so wie wir. wir sind uns einfach passiert. einen bruder, der so komische sachen trägt wie du, häte ich mir nie ausgesucht.“ er lachte unangebracht heiter und fuhr dann ernst fort: „trotzdem gilt zwischen geschwistern bedingungslose verbundenheit. oder?“ mir ielen romulus und remus als gegenbeispiele ein. schweigend wischte ich mir den schweiß von
der stirn und beobachtete, wie er eine lasche mit einem isotonischen getränk öfnete und mit drei langen zügen austrank. während ich ihm zusah, iel mir auf, wie durstig ich geworden war und wie mat ich mich fühlte. „du stimmst mir also zu“, fuhr er fort. „rate mal, wie viel ich verdiene?“ ich zuckte mit den schultern. „ich inde, dass sollte dich aber schon interessieren!“ sein unterton wurde leicht aggressiv. er hate das isotonische getränk getrunken und war physiologisch im vorteil. ich wollte das thema wechseln, aber mir versagte die stimme. es war ihm egal. er schwadronierte weiter über sonderangebote, fußballspiele, mallorcaurlaub und sparpläne. was mich an ihm ängstigte, war nicht, dass er mich über das ohr hauen könnte. das monströse an ihm war, dass ich mich in seinem plumpen materialismus bald wiederfand, mir eingestehen musste, dass all meine schöngeistigkeiten ein absurder widerstand gegen die welt, gegen das eigentliche leben waren. wer anderes würde mich dieses so ofen und ehrlich wissen lassen als ein fürsorglicher bruder? derweil schob sich eine föhnfront über die stadt, so dass auch der himmel von quecksilbrigkeit erfasst wurde, in dem sich das zickzack der fachwerkgiebel spiegelte. die symmetrie eines riesigen maules hinter dem styx klate als feine metapher auf das leben, das uns verschlingt, auf. darauf versuchte ich den bruder hinzuweisen, formte mit trockenen lippen lautlos den satz „das leben, welches uns verschlingt“, während ich mit auf- und zuschnappender hand die botschat zeichensprachlich verdeutlichte. „was meinst du? durst?“, fragte er mich, „komm wir gehen in den biergarten.“ dann schulterte er mich und trug mich durch den luss zurück in die stadt zu den anderen zwillingen. und zwar so, dass die sparpackungen trocken blieben.
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v
08.
POEMS: GÜNTER HESS
SCHWÖRMONTAG ZU ULM AN DER DONAU: GESCHICHTE SEI DIE GESCHICHTE DES WAHNSINNS, VON UN-TATEN, VON MENSCHEN AN MENSCHEN VERÜBT, UND DOCH AUCH VOM KAMPFE DER MENSCHEN DAGEGEN, UM MASS UND VERNUNFT MEINTE EIN KLÜG’RER ALS ICH.1 EIN SCHWUR, DER VOR 600 JAHREN EIN SIEGEL DEM FRIEDENSVERTRAG2 GILT DRUM HEUTE IN ULM NOCH ALS EIN GRUND FÜR EIN FEST, MIT POLITISCHEM VORTRAG UND MIT WÜRSTCHEN UND BIER. DOCH DER WAHNSINN GEHT WEITER. „DAS BESTE“ WEISS KEINER. DER MENSCH BLEIBT DER MENSCH. WIR HABEN NUR DIESEN. DER KAMPF HÖRT NIE AUF.
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JESCHAJAHU LEIBOWITZ (AUCH YESHAYAHU) 1903–1994, NATURWISSENSCHAFTLER UND RELIGIONSPHILOSOPH. „REICHEN UND ARMEN EIN GEMEINER MANN ZU SEIN“, IN AKTUELLER POLITISCHER SPRACHE: „DEN INVESTOR, DEN STADTRAT UND DEN HARTZ –IV-EMPFÄNGER MIT DEM GLEICHEN SACHLICHEN ANSTAND BEHANDELN.“
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03. PORTRAIT WE ARE FAMILY PORTRAIT ANTONIA PÖHLMANN VON BOBBY SOLO
PORTRAIT : ANTONIA PÖHLMANN
„THE PEOPLE ON THE CHEAP SUITS – CLAP YOUR HANDS. THE OTHERS JUST RATTLE WITH THE JEWELLERY“ QUELLE YOUTUBE: „THE BEATLES AT THE ROYALS ..."
01.
PORTRAIT : ANTONIA PÖHLMANN
WE ARE FAMILY ODER UNSERE LIEBE MACHT EUCH FERTIG VON BOBBY SOLO
03.
VON BOBBY SOLO
PORTRAIT : antonia pöhlmann
"VATER, MUTTER, KIND"
>WATERLOO DER BEFINDLICHKEITEN ... heißt die collage-arbeit der künstlerin antonia pöhlmann, die derzeit den schaukasten des café rosi in ulms frauenstraße 50 ziert. die collage, nicht die künstlerin; frauen in schaufenstern gibt es in holland. antonia kann im blauen anton auch selbiger sein. autonom und geschlechtslos im zeitalter der beurteilung und des votings. wie helge schneider einen seiner romane titulierte: „eine rau geht seinen weg”. in ihren wortkreationen erinnert antonia pöhlmann an martin kippenberger, der seine arbeiten stets efektvoll und epochenkritisch benannte.
„miete, strom, gas“ beispielsweise in arbeiternotstandszeiten, im genauen hinsehen und -hören und wirkenlassen trefen beide ohne bemühen den beiläuig erwähnten kern einer aktuellen situation – im konsens und mit erarbeitetem mut zur öfentlichkeit, nicht zu den menschen, sondern zu dem menschen, den sie erreichen. machen meinung, weil sie eine haben, ohne – wie leider viele ihrer kollegen – jahre lang um sich selbst kreisend, künstlerisch mit künstlich verwechselnd oder eine millionenaulage wie die „bild” zu haben, was natürlich qualitätsansprüche hinfällig macht. es trit die notwendigkeit der zeit, sich neu zu deinieren, zu positionieren, wobei der begrif
60 61
PORTRAIT
ANTONIA PHÖLMANN
"HIER HERRSCHT FRIEDEN"
luxus immer mehr in den hintergrund zu treiben scheint. eine zeit, die wieder ins innere vordringt und andere bedürfnisse zu tage bringt als konsum und massenegomanie, wie es kürzlich in einer radiosendung sehr schön formuliert wurde. ein zusammenwirken des positiven wird wieder wichtig, zusammen eine schöne zeit zu verleben, vor allem mit unseren kindern. es gab anfang der achtziger den spruch „der kapitalismus hat nicht gewonnen, er ist nur übrig geblieben“, welcher heute hinsichtlich orientierungslosigkeit und phlegma mehr denn je sichtbar ist. dies ist für mich in den arbeiten antonia pöhlmanns auch zu sehen: eine fotograie vom inneren eines autowracks mit dem titel „hier herrscht
rieden“ beispielsweise.
>PER ANTONOMASIA „waterloo der beindlichkeiten“ ist der sant-dublizierte, immer wieder autauchende titel und schlachtruf einer, trotz des titels, paziistischen arbeit, der sich schließlich an die überbelichtete portraitfotograie der protagonistin anschleicht. das gepinselte „herzscheisse“ – ein neuwort funny van dannens – spricht bände hinsichtlich herzensbeindlichkeit. kartonage, platzdeckchen, liesen, modellbauspiegelspielereien und autobiograische fotos oder illustrationen
VON BOBBY SOLO
PORTRAIT : antonia pöhlmann
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würfeln sich – angesichts der vita – zur gegenwart zusammen. relektion als künstlerisches vehikel. das ist real life art per antonomasia, im wahrsten namenssinne des wortes, real life art, die unaufdringlich-augenzwinkernd zur inventur des betrachters ermutigt, gar erheitert, gut platziert, im wohlwissentlichen angesicht des steten publikumverkehrs einer unumgänglichen stadtinstitution des guten geschmacks. (werbeeinblendung: augustiner helles & edelstof). „invasion richtung heimat“ fällt mir ein, ein früherer titel einer installation, anlässlich der speicher-7-eröfnung im jahr 2008, bei der hunderte gummibärchen „nach hause“, wo immer das sein mag, tippeln,
wie gewisse schnabeltiere im frack, dort wo es noch kälter ist als bei uns. ruhe-heimat- und rastlose und menschen, die irgendwann als zigeuner, gar gypsies bezeichnet wurden, haben ihre verständlicherweise eigene deinition von „zu hause“. es sei verziehen, aber nicht vergessen.
>VIENNA CALLING den zweiten gildepreis der stadtsparkasse hat sie in diesem jahr gewonnen. im mai veredelte ihre ausstellung „die ohne haus,
PORTRAIT
ANTONIA PHÖLMANN
ich meine wo wohnt natascha“ die räumlichkeiten der künstlergilde ulm, deren mitglied sie seit 2007 ist, mit arbeiten wie „individualsozialismus oder die kunst macht rei“. der heurige lange winter hat lilli jedoch nach wien getrieben. warum? pöhlmann: „rieren kann ich auch in wien. nein, dort leben reunde von mir, mit denen ich schon gearbeitet habe. neue songs werden eingespielt und ein künstlerischer prozess ist mir wegen gewisser personen dort möglicher als hier in ulm. ich habe ja schon in wien gelebt und gearbeitet, ich fühle mich dort wohl, wobei ich ulm vermissen werde.“ (das wollen wir hören)
>FÜR DEN ERFOLG GIBT ES KEINEN ERSATZ antonia pöhlmann schreibt texte und theaterstükke, sie musiziert, singt, und das immer mit herzblut oder herzscheiße. sie statet bühnenbilder und ilmsets aus. ilmvertonung, kostüme entwerfen, perücken verkaufen, lkw fahren, mit dem zirkus um die welt ziehen. destruktiv formuliert: sprunghat; im konstruktiven sprachgebrauch vielseitigkeit genannt. wird in jedem stellenangebot verlangt.
>INDIVIDUUM UND ÜBERLEBENSDRANG = CHAMÄLIONISMUS es gibt einen schönen cartoon von til mete zu diesem thema: der bewerber steht vor dem arbeitgeber und biegt seinen kopf zwischen seine beine – der arbeitgeber sagt: „das meinte ich nicht mit lexibilität.“ nur – wenn du dein geld nicht kriegst für
PORTRAIT : antonia pöhlmann
deine arbeit, ist es egal, wo du arbeitest, gewerblich oder gestalterisch oder therapeutisch wie an der theke. ansonsten müsste in jeder getränkekarte folgendes stehen: die preise verstehen sich in euro und enthalten 19 prozent mwst, bedienungsgeld und einen monolog über ihr langweiliges, durchschnitliches und somit verpfuschtes leben.
>SHA LA LA I NEED YOU – SHA LA LA I LOVE YOU ... JA WAS DENN NUN? HERZSCHEISSE machen sie sich doch die mühe und veranstalten sie ein wunschkonzert für ihre freunde auf ’m balkon, in ihrer wohnlandschat oder zum karneval der tiere an einer dritklassigen theke. der eine wünscht sich zz top’s „rough boy“, ein anderer scorpions, wer oder was das auch immer sein mag, wieder eine andere irgendwas von peter alexander oder jaques dutronc. die pöhlmann wünscht sich die lippers. der 66er-song „sha la la“ ... schlagerlastig, aber hören sie mal auf den text, meine damen und herren. wieder mal geschat, es auf den punkt zu bringen, frau pöhlmann-kippenberger-authentisch-seinleicht-gemacht-pippilota-langstrumpf. antonia pöhlmann ist gegen alles. lernt man sie
VON BOBBY SOLO
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VON BOBBY SOLO
über ihre arbeit oder glücklicherweise persönlich kennen, muss doch festgestellt werden, wie sehr sie doch dafür ist. für das dagegen. für das leben in dieser schnellen zeit, welche gegen uns arbeitet. können sie sich gerade das elektro-technische zeichen für widerstand vorstellen?
wir lernten uns bei der umgestaltung des speicher7-projekts im neu-ulmer starkfeld kennen. besprechung und aufgabenverteilung: war ich ihrer meinung, war ich opportunist, war ich anderer meinung, ein aufwiegler und zerstörer. sah ich sie an, war das arrogant, sah ich sie eindringlich an, galt es als sexistisch, sah ich sie nicht an, als menschen- und frauenverachtend. sah ich sie an, dann weg, dann wieder an, war es oberlächlich ... „da da da – ich lieb dich nicht du liebst mich nicht“ ... we can work it out. inzwischen kaufe ich bilder von ihr, weil, da weiß ich, was ich ein leben lang gerne habe, und was niemals seine aussage verliert, klebe hier und da mal eine weggefallene liese nach, schreibe portraits über sie und bekenne mich selbst und auf facebook dazu, ihr größter fan zu sein. (have love, will travel – the sonics) wobei wir wieder bei den beatles wären. sie haben es getan. am fünten kommerziell messbaren zenit ihres schafens holten sie sich den schwarzen musiker billy preston in ihr apple-studio und machten mit ihm zusammen und deinitiv schwarz-positivbeeinlusst, das, was sie am besten konnten: musique. wie ein gutes, erdiges restaurant volksküche anbietet, boten die beatles nun volksmusik an und dar, die sie im ersten illegalen, unangemeldeten konzert der musikgeschichte auf ihrem eigenen apple-hochhaus zelebrierten. dekadenz, punk und relektion gleichzeitig. wie shakespeare sagte: was ihr wollt. relektion, als es den begrif noch nicht einmal gab, nicht im zusammenhang mit pop musique. „Ì’m in love for the irst time“ wurde da gesungen, als seien sie 16 und unten die bobbys gerufen, kamen
auch, wussten aber nicht recht, was zu tun galt. so wurde das konzert auf einem hochhaus geduldet und genossen, was das volk angeht. eine unterbrechung des alltags, der ängste und des einerleis. eine anarchistisch-spontane aktion, bei der niemand verletzt wurde und viele beseelt. schließlich spielten dort oben die beatles ihre letzten songs. ton steine scherben besaßen nie ein eigenes haus (o. k. aber verschuldet) und die machten länger musik zusammen als die beatles.
>DIE ZEITMASCHINE was mich an antonia pöhlmanns arbeiten persönlich berührt und immer wieder zu euphorischer melancholie hinreißt, ist, dass sie mich zum lachen bringen und dabei mein linkes auge zuckt. ein buch muss auch berühren. ein ilm auch, sonst wird er lediglich „angeschlafen“. sie nehmen mich an der hand, zerren mich aus dem alltag, bis ich mich auf eine wiese setze, mich mit gummibärchen über pinguine unterhalte, die zeit vergesse oder vertrödel oder beides. aus der ferne höre ich die werksirene der morloks, ich schaue über grüne, satige wiesen, grinse in mich hinein, bis einer dieser verickten teletubbies mir über die relaxed ausgestreckten beine stolpert. „pass doch ein bisschen besser auf“, sage ich, an meinem weideglück-shake schlürfend–„ich bin nicht krankenversichert”. „geh arbeiten, dann bist du auch versichert“, piept es zurück. „nice jacket“, sagte el el, stand behende auf, wirbelte seinen langen, kunstledernen bademantel um seine hüte, schwang seine beinprothese zum rechten winkel und pumpte das tubbi in einer nicht enden wollenden kugel-salve mit blei voll. es gibt keinen gegner und am ende gewinnen wir doch.
×
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ILLUSTRATION: FLORIAN ARNOLD
SPIEGELUNGEN
---. ABGELAUSCHT VON FLORIAN L. ARNOLD
ULMÜRRISCH TSCHNABERBIER REGT SICH AUF UND POSSENKOFER GUCKT ZU
TSCHNABERBIER: WEISST, WENN ICH IN DEN
GANZ HINTERHÄLTIG, DAS KENNT MAN AUS DEM
SPIEGEL SEH, DA BEKOMM ICH RICHTIG LUST,
MÄRCHEN, DA HAT DER SPIEGEL DIE KÖNIGIN
DEM SPIEGEL EINS REINZUHAUEN!
UND DAS ASCHENPUTTEL GEGENEINANDER AUS-
POSSENKOFER: JA, WARUM DENN? HASST DU
GESPIELT, ALSO GANZ ÜBEL DENUNZIERT!
DICH SO SEHR?
POSSENKOFER: GEHT DAS NICHT ETWAS ZU
TSCHNABERBIER: SEI
NICHT BLÖD, NATÜR-
WEIT? EIN SPIEGEL IST EIN DING, DER
LICH GEHT’S MIR DABEI NICHT UM MICH.
DENKT SICH JA NIX DABEI, WENN ER DIR
ICH BIN GUT SO WIE ICH BIN. NEIN, ES
ZEIGT WIE DU AUSSCHAUST!
IST EINE UNVERSCHÄMTHEIT, DASS MIR DER
TSCHNABERBIER: DU WILLST ALSO SAGEN DASS
SPIEGEL MEIN SPIEGELBILD FALSCH HERUM
ICH SO AUSSCHAU WIE DER SPIEGEL MIR VOR-
ZEIGT. DA, GUCK DIR’S AN: WIE KRUMM MEIN
GAUKELT, DASS ICH AUSSCHAU? DAS IST JA
MUND AUSSCHAUT – UND WIE SCHIEF UND VER-
– INFAM!
KRATERT MEINE NASE! – UND DIE OHREN, SO
POSSENKOFER: JA SO IST DAS HALT. DU BIST
SCHIEF UND KRUMM!
JA NICHT NATURHÄSSLICH VON GEBURT AN,
POSSENKOFER: MEINST DU NICHT, ES KÖNN-
NUR MOMENTAN, SO MIT DEM GANZEN MÜRRI-
TE – VIELLEICHT – AUCH DARAN LIEGEN,
SCHEN IN DIR.
DASS DU HALT AUSSCHAUN TUST WIE DU AUS-
TSCHNABERBIER: HMFF. BIN NICHT MÜRRISCH.
SCHAUST?
NUR UNZUFRIEDEN.
TSCHNABERBIER: BIST DU DEPPERT? DAS IST
POSSENKOFER: UNZUFRIEDENHEIT? DER SCHIE-
DER SPIEGEL, DAS VERDAMMTE VIEH, DER
FE MUND, DIE BUCKLIGE NASE, DIE KRUMMEN
MICH SO AUSSCHAUN LÄSST. WER SIEHT DENN
AUGEN – DAS ALLES SOLL UNZUFRIEDENHEIT
SCHON SO GRÄSSLICH AUS, WIE IHN DER
SEIN?
SPIEGEL ZEIGT? ÜBERHAUPT SIND SPIEGEL JA
TSCHNABERBIER: JA. DAS HAT MAN HEUTZU-
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FLORIAN L. ARNOLD
ULMÜRRISCH
TAGE SO. IST DER LETZTE SCHREI. DARÜBER
ICH SITZE IMMER BEI DER FALSCHEN FRAU,
HAB ICH MICH INFORMIERT, DAS MUSS MAN
TRINKE DAS FALSCHE BIER, GUCKE DEN FAL-
HABEN, WEIL ALLE DAS HABEN, WER’S NICHT
SCHEN FILM UND WENN ICH AUS MEINER WOH-
HAT, IST NICHT DABEI UND NICHT NORMAL,
NUNG SEH, SEH ICH GRAUE GARAGEN UND
SO WIE DU.
GRAUE AUTOS, DIE KEINEM GEHÖREN. WILL
POSSENKOFER: NA, WAS KANN ICH DAFÜR,
ICH NE SCHÖNE FRAU, BEKOMME ICH EINE
WENN ICH ZUFRIEDEN BIN?
HÄSSLICHE, WILL ICH NACH HAMBURG, FAH-
TSCHNABERBIER: TJA, DA MUSST DU HALT WAS
RE ICH NACH PARIS UND WENN ICH IN PA-
DAGEGEN TUN! MIR GING’S FRÜHER AUCH SO.
RIS DANN VOR WUT AUF DEN BODEN SPUCKE,
WENN ICH IN STUTTGART IN DEN ZUG NACH
KOMMT DIE POLIZEI UND VERLANGT 50 MÜCKEN
PARIS GESTIEGEN BIN UND GEMERKT HABE,
VON MIR, STRAFE, WÄHREND HINTER MIR EIN
DASS ER STATTDESSEN NACH HAMBURG FÄHRT
BANKBESITZER DIE MILLIONEN DAVONTRÄGT,
– DANN WAR ICH ZUFRIEDEN. ICH HAB GELÄ-
ABER VOR DEM ZIEHT MAN DEN HUT, „VIELEN
CHELT UND MIR GESAGT: MACHT JA NIX, HAM-
DANK“ UND „BEEHREN SIE UNS BALD WIEDER“
BURG IST AUCH INTERESSANT. ABER DAS IST
SAGT MAN DANN UND HOFFT, DASS ER EIN
GENAU DIE FALSCHE HALTUNG! WER SICH SAGT
BISSCHEN WAS VON SEINEN MILLIONEN FÜR
„MACHT JA NIX“, DER HAT SCHON VERLOREN.
EINEN SELBST DALÄSST. UND DA SPUCKE ICH
POSSENKOFER: ABER ES KANN DOCH NICHT SO
WIEDER AUS UND ZAHLE WIEDER 50 MÜCKEN
SCHLIMM SEIN, WENN MAN MAL, SO AB UND
UND FRAGE MICH, WARUM ICH ZUFRIEDEN SEIN
ZU, NICHT UNZUFRIEDEN IST …!
SOLL.
TSCHNABERBIER: DOCH. DRUM GEHT’S UNS AL-
POSSENKOFER: HMMMRRR …
LEN JA SO SCHLECHT. UNS ALLEN. WEIL WIR
TSCHNABERBIER: … UND DANN KAUFE ICH MIR
MIT ALLEM ZUFRIEDEN SIND. WENN MAN IM
EIN AUTO UND DARF NICHT SCHNELL FAHREN
FALSCHEN ZUG SITZT UND SO TUT ALS WÄRE
UND AUCH NICHT ÜBERALL UND WENN ICH IN
ES DER RICHTIGE – DANN MUSS MAN RABATZ
EINE STADT REINFAHRE, DANN MUSS ICH ES
MACHEN, DANN MUSS MAN SICH AUFFÜHREN UND
STEHEN LASSEN, WEIL ES STINKT, ABER ES
TOBEN UND DEN ZUG AUSBREMSEN UND AUS-
IST KEIN PLATZ FÜR’S AUTO, ALSO STELLE
STEIGEN UND SICH NACH DEM RICHTIGEN ZUG
ICH ES IM SCHATTEN AB, IM SCHATTEN DARF
UMSEHEN!
MAN ABER NICHT PARKEN, ALSO WIEDER 30
POSSENKOFER: UND WENN DER NICHT FÄHRT,
MÜCKEN WEG, UND DANN SCHIMPFE ICH UND
DER RICHTIGE ZUG?
TOBE UND ZAHLE WIEDER 50 MÜCKEN, WEGEN
TSCHNABERBIER: UNSINN. IRGENDWO FÄHRT
RUHESTÖRUNG, UND DANN KOMME ICH NACH
FÜR JEDEN DER RICHTIGE ZUG. MAN MUSS
HAUSE UND DA LIEGEN DIE RECHNUNGEN, DIE
HALT WARTEN UND UNZUFRIEDEN SEIN UND
VIELEN, UND AUF JEDER STEHT: SOFORT
TOBEN UND POLTERN!
ZAHLBAR, UND DANN GEHE ICH IN DIE KNEIPE
POSSENKOFER: ALSO, ICH VERSUCHE DAS
UM DIE ECKE UND WILL MIT FREUNDEN ZUR
JETZT MAL. (ER STRENGT SICH AN; ROTER
ENTSPANNUNG IN RUHE EINE RAUCHEN UND WAS
KOPF; HARTE HAARE; BEBENDE AUGEN; NIX).
PASSIERT? DA IST WIEDER EINS VON DIESEN
PASSIERT NIX. ICH BIN … ICH BIN … ZU-
SCHILDERN, DIESE SCHILDER, DIE IN UNSE-
FRIEDEN.
RER REPUBLIK ÜBERALL AUS DEM BODEN UND
TSCHNABERBIER: ARMER IRRER. DA HILFT
AUS DEN WÄNDEN WACHSEN, DA STEHT: VER-
WIRKLICH NIX MEHR BEI DIR. NIMM MICH:
BOTEN, ABER ICH RAUCHE TROTZDEM; SCHON
SPIEGELUNGEN
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STEHT EINER VOR MIR UND SAGT: VERBOTEN,
TSCHNABERBIER: WAS’N MIT DIR JETZT LOS?
ALSO GEHE ICH IN DEN STADTPARK, ZUM RAU-
POSSENKOFER: ICH KANN’S JETZT! ICH KANN’S
CHEN, WIEDER ALLES VERBOTEN: AUF DEN
JETZT SO WIE DU! ICH BIN … BIN … UNZU-
BODEN SPUCKEN, TOBEN, RAUCHEN, AUF DEM
FRIEDEN!
GRAS LIEGEN, SCHWIMMEN, ESSEN – NUR AUF
TSCHNABERBIER: NA ALSO. GEHT DOCH! MAN
DER BANK SITZEN UND AUF DEN VORGEZEICH-
MUSS NUR EIN BISSCHEN AN SICH ARBEITEN.
NETEN WEGEN GEHEN IST ERLAUBT, ALSO GEHE
SIEHST DU DAS? GUCK IN DEN SPIEGEL …!
ICH AUF DEN VORGEZEICHNETEN WEGEN UND
POSSENKOFER: EINE FALTE! DA WAR VORHER
LANGWEILE MICH, UND WENN MICH DANN EINER
GAR KEINE.
ANHÄLT UND FRAGT: „WARUM ZIEHST DU SO
TSCHNABERBIER: SO IST DAS GUT. ENDLICH
EINE SCHIEFE FRESSE?“, DANN, BITTESCHÖN,
UNZUFRIEDEN.
SOLL ICH LÄCHELN UND SAGEN, ICH WÄRE ZUFRIEDEN? BISSCHEN VIEL VERLANGT FÜR ALL DAS GELD! POSSENKOFER: HRRRRRRRR!
ILLUSTRATION: FLORIAN ARNOLD
×
ENDE
---.
SPIEGELUNGEN / ES-AUSGABE 6.
IMPRESSUM HERAUSGEBER
HAKAN DAGISTANLI REDAKTIONELLE LEITUNG
FLORIAN L. ARNOLD HAKAN DAGISTANLI REDAKTION
FLORIAN L. ARNOLD / HAKAN DAGISTANLI / ROBERT FÖRSTER / ROLAND SCHANZ / CLAUDIA SIMONE HOFF / GÜNTER HESS / ELVIRA LAUSCHER / KAIROS / MATZE P. / ZEBERCED / PETER ZWEY LAYOUT
BEATA NIEDHART FUKLAB.ORG LEKTORAT
CLAUDIA SIMONE HOFF VERTRIEBSLEITUNG
ROBERT FÖRSTER DRUCKEREI
INDUPRINT ULM DRUCKAUFLAGE
500 ANZEIGENVERKAUF
POSTMASTER@KUNSTZEITSCHRIFT.ES T: 0175-4959497
× WWW.KUNSTZEITSCHRIFT.ES ALLE INHALTE SIND URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT SIE GEHÖREN NIEMANDEN UND JEDEM ZUGLEICH
WAS TATSÄCHLICH BLEIBT, IST DIE IN RESTZWEIFEL GETRÄNKTE AMBITION, DIE IN DEN KOPFSTEINPFLASTERN DIESER STADT VERSTECKTE INSTANZ BZW. DER VERSCHLEIERTEN GERUCHSHAARPRACHT DER BLAUEN TINTE IHR GEHEIMNIS ZU ENTLOCKEN.
biShER ERSchiENEN
ES NO.4 /2009 hEimatbESchimpfuNg: paNta RhEi, dEN bach RuNtER
ES NO.5 /2010 TOTENTANZ: DANSE MACABRE
ES auSgabEN bEStELLEN pOStmaStER@kuNStzEitSchRift.ES 5,- € zzgL. pORtOpREiS
vERtRiEbSpaRtNER ≥ ≥ ≥ ≥ ≥
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