Press review "Theatre, Freedom, Dialogue"

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INTERNATIONALER PRESSESPIEGEL


ÜBERBLICK MEDIENBERICHTERSTATTUNG

Theater, Freiheit, Dialog: Europäische Vernetzung von Theatern Gelistet in alphabetischer Reihenfolge der Länder

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UKRAINISCHER THEATERSHOWCASE (Kiew, 3. - 6. Dezember 2015)

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FRANKREICH - La Lettre du Spectacle: Print

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DEUTSCHLAND - RBB Kulturradio: Radio & Online - Theater der Zeit: Print - Theater der Zeit: Online - neues deutschland: Online - nachtkritik: Online - Südwestrundfunk SWR: Radio & Online - Deutschlandradio Kultur: Radio & Online

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SCHWEIZ - Neue Zürcher Zeitung - NZZ Bühne: Print & Online

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UKRAINE - Teatre: Online - Radio Era: Online-Radio

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BELARUS FREE THEATRE "STAGING A REVOLUTION"-FESTIVAL (London, 2. - 14. November 2015)

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DEUTSCHLAND - neues deutschland: Print & Online

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in Ukraine und Belarus

STIPENDIATENTREFFEN AM SCHAUSPIEL LEIPZIG (Leipzig, 24. - 26. Oktober 2015)

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INTERNATIONAL - Projektblog Stipendiaten: Online - Auftritt auf ETC Website

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DEUTSCHLAND - nachtkritik: Online - Süddeutsche Zeitung: Print & Online - Leipziger Volkszeitung: Print - Leipziger Volkszeitung: Online

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GESAMTES PROJEKT (Juni - Dezember 2015)

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INTERNATIONAL - Projektauftritt ETC-Website: Online

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UKRAINISCHER THEATERSHOWCASE IN KIEW FRANKREICH La Lettre du Spectacle N°374 | 18.12.2015 | Print

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PRESSESPIEGEL UKRAINISCHER THEATERSHOWCASE | DEUTSCHLAND

DEUTSCHLAND RBB-Kulturradio KULTURTERMIN | 17.03.2016 | Radio & Online http://www.kulturradio.de/programm/sendungen/160317/kulturtermin_1904.html

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ZWISCHEN KRIEG UND AUFBRUCH - Theater in der Ukraine Sendung am: 17.3.2016, 19.04 Uhr Redaktion: Roland Schneider Autor: Oliver Kranz "Ihr nennt es Krise, wir nennen es Krieg!" – Ukrainische Theatermacher nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, Besuchern aus dem Westen die Situation ihres Landes zu erklären. Im ukrainischen Theater ist von Krieg und Krise aber nur wenig zu spüren. Oliver Kranz ist mit einer Delegation der European Theatre Convention nach Kiew gereist, um die Situation zu erkunden. Er traf auf eine lebendige freie Szene, selbstzufriedene Staatstheater und Kulturpolitiker, die das System der staatlichen Kulturförderung reformieren wollen. Es ist in allen Medien: Ukraine Krise. Aber wir waren uns bewusst, es geht um Krieg – nicht um einen Bürgerkrieg, es war Krieg zwischen Russland und der Ukraine. (Nina Goncharenko) Nach dem Maidan ist viel geschehen - die Annexion der Krim oder der Krieg im Osten der Ukraine. Es gibt so viele neue Ereignisse, dass selbst ich vergesse, was vor zwei Jahren passiert ist. Die "MaidanTagebücher" heben die Erinnerungen auf. (Natalia Voroschbit) Nach dem Maidan hat sich hier etwas entwickelt, das ist eine unglaubliche Solidarität und Unterstützung von Menschen untereinander, auch im Theater. Und die ist ehrlich. Kein Geld, keine teure Ausstattung macht wett, wenn du mit Menschen arbeitest, wenn die eine Idee lieb gewinnen und bereit sind für die Idee alles zu geben. (Georg Genoux) Wir müssen selbst etwas tun und dürfen nicht aufden Staat warten. …Ich will die Leute dazu bringen aufzustehen und unser Land zu verändern… (Vlad Troitskyi)

Im Dach-Theater sitzen die Zuschauer auf einem großen Käfig und schauen hinein. Unter ihren Füßen werden Gefangene drangsaliert. Das Stück heißt "Der Hundezwinger"… Wir wollen ein Gefühl ausdrücken: So ist die Situation in der Ukraine. Die erste Version des Stücks entstand, als Janukowitsch, Präsident wurde. Damals glaubte ich, dass die Zukunft unseres Landes in Scherben liegt. Während des Maidan haben wir beschlossen, weiter mit dem Material zu arbeiten.

(Vlad Troitskyi)

Vladyslav Troitskyi führt Regie. Der füllige Mann mit dem Vollbart leitet das Dach-Theater. In der Kiewer Theaterszene ist er eine Instanz. Er hat eine Theaterschule gegründet und Festivals initiiert. Als vor zwei Jahren die Menschen auf die Straße gingen und Präsident Janukowitsch stürzte, fügte er zu seiner Inszenierung einen zweiten Teil hinzu. Die Zuschauer, die ursprünglich nur auf dem Käfig saßen, sitzen in der zweiten Hälfte nun drinnen. Die Schauspieler laufen auf den Gitterstäben über ihren Köpfen. Im Käfig ist es klaustrophobisch eng. Als dann auch noch Bretter auf das obere Gitter gelegt werden, hat man das Gefühl, lebendig begraben zu werden. Wir müssen selbst etwas tun und dürfen nicht aufden Staat warten. Die Menschen in der Ukraine sind nicht sehr aktiv. Normalerweise sitzen sie da und warten darauf, dass irgendjemand die Entscheidungen für sie trifft. So war es auch nach dem Maidan. Viele sitzen da und schimpfen aufdie Regierung. Aber

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sie tun nichts. Und das will ich mit meiner Inszenierung zeigen. Ich will die Leute dazu bringen aufzustehen und unser Land zu verändern… (Vlad Troitskyi)

Das Land verändern wollten auch die Demonstranten vom Maidan. Als sich der ukrainische Präsident Wiktor Janukowitsch im November 2013 weigerte, ein bereits ausgehandeltes Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union zu unterzeichnen, strömten sie auf den Platz im Kiewer Zentrum. Auf dem Maidan hatte schon neun Jahre zuvor die Orangene Revolution stattgefunden, ein friedlicher Massenprotest, der zu Neuwahlen und einer neuen politischen Orientierung des Landes führte. Beim Euromaidan 2013 forderten die Demonstranten zunächst nur die Unterzeichnung des Abkommens mit der EU. Doch als protestierende Studenten von der Polizeieinheit Berkut zusammengeschlagen wurden, änderte sich die Stimmung. Schon am folgenden Tag gingen 800.000 Menschen auf die Straße. Sie errichteten Zeltlager auf dem Maidan und besetzten öffentliche Gebäude – zweieinhalb Monate lang. Natalia Voroschbit war fasziniert. Die schmale Frau, die das Staatswappen der Ukraine an ihrer Halskette trägt, schreibt seit 20 Jahren Theaterstücke. Sie gehört zu den wichtigsten ukrainischen Dramatikerinnen der jüngeren Generation. Während des Maidan traf sie sich mit einer Gruppe befreundeter Theatermacher, um über die Ereignisse zu diskutieren. Das Stück "Die Tagebücher des Maidan" ist ein Ergebnis dieser Treffen. Uns war klar, dass vor unseren Augen etwas sehr Wichtiges geschah. Die Menschen nahmen die Beschlüsse der Regierung nicht einfach hin, sondern forderten Rechenschaft. Das wollten wir dokumentieren. Wir sind in dieser Zeit immer wieder aufden Maidan gegangen und haben mit den Leuten gesprochen. (Natalia Voroschbit)

Am Ende hatte die Gruppe 98 Stunden Videomaterial. Die Gesprächstexte wurden von Natalia Voroschbit in einem Theaterstück zusammengefasst, das kurze Zeit später auf vielen europäischen Bühnen präsentiert wurde. Im GorkiTheater in Berlin las der ukrainische Regisseur Andrij May aus den "Maidan-Tagebüchern" vor: Innerhalb weniger Sekunden hat sich mein Leben total verändert. Total. Als ich von dem Zaun klettere, weicht die Menge bei der Präsidialverwaltung zurück. Besser gesagt, die Berkut hat sie zurückgedrängt. Das ging alles so schnell, ich hätte nie gedacht, dass sich eine Situation so schnell ändern kann. Da rennen lauter Männer aufmich zu, Steine fliegen, wenn ich nicht mitrenne, trampeln die mich nieder.

(Stücktext S 14)

Das ist der Bericht einer 37-jährigen Fernsehjournalistin, die sich nach Feierabend ein Bild von der Lage machen möchte und ins Geschehen hineingezogen wird. Prügelnde Polizisten, Explosionen, ein Traktor, der sich durch die Polizeilinien einen Weg bahnt. Die Berkut schlägt auch auf Menschen ein, die wehrlos am Boden liegen. Die Frau kann es kaum glauben. Als sie noch in ihrem Büro war und die Live-Übertragung verfolgte, sah alles ganz friedlich aus. Nun ist sie vor Ort und erlebt Szenen, wie aus einem Bürgerkrieg. Die Maidan-Tagebücher schildern die Kämpfe, aber auch die Solidarität der Menschen untereinander. Viele Freiwillige kamen auf den Maidan, um für die Demonstranten Essen zu kochen, bei der medizinischen Versorgung zu helfen oder um Brennmaterial zu bringen. Überall wurden Feuertonnen aufgestellt, an denen sich die Menschen wärmen konnten. Die Gespräche, die dort geführt wurden, hatten nicht immer mit Politik zu tun - auch das ist in den Maidan-Tagebüchern dokumentiert. Da schwärmt zum Beispiel eine junge Frau von den Männern, die sie bei den Demonstrationen beobachtet hat… Ist der Maidan für die Männer eine Gelegenheit, ihren Pseudoheroismus zu zeigen oder ist das echter Heroismus? Das verstehe ich nicht. Weil ich solche Männer im normalen Leben nie treffe, und da sind sie aufeinmal. Ja? Wie aus der Versenkung aufgetaucht. (Stücktext S 27)

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Es gibt viel Komik in diesem Stück. Heute weiß ich, dass die Menschen, die sich dort äußern, am Vorabend eines Krieges lebten, aber das konnte damals noch niemand ahnen. Nach dem Maidan ist viel geschehen - die Annexion der Krim oder der Krieg im Osten der Ukraine. Es gibt so viele neue Ereignisse, dass selbst ich vergesse, was vor zwei Jahren passiert ist. Die "MaidanTagebücher" heben die Erinnerungen auf. (Natalia Voroschbit)

Die drei Monate des Maidan werden heute in der Ukraine als "Revolution der Würde" bezeichnet. Sie sind das zentrale Ereignis, auf das sich alles bezieht – auch für Menschen, die an den Demonstrationen gar nicht teilgenommen haben. Jeder Kiewer kann heute sagen, was er in der Zeit des Maidan gemacht hat - so wie Vlad Troitskyi vom Dach-Theater, der damals seine Inszenierung "Der Hundezwinger" überarbeitete. Die Gefangenen machen sich in dem Stück immer wieder mit Liedern Mut – ukrainischen Liedern. Das ist Vlad Troitskyi sehr wichtig… Wir haben eine EIGENE Theatertradition – und die hat viel mit Musik zu tun. Bevor sich das russische Theater in der Ukraine durchsetzte, waren die meisten Bühnen musikalisch-dramatische Theater. Das Singen ist in der Ukraine sehr wichtig und obwohl diese Tradition zu Sowjetzeiten unterdrückt wurde, gibt es sie immer noch. Manche Leute, die können hunderte Lieder auswendig. Das ist die Kraft unseres Landes. Man spürt sofort die Energie. Deshalb ist Gesang für mich ein wichtiges Stilmittel.

(Vlad Troitskyi)

Ukrainische Lieder waren zur Zeit der Sowjetunion unerwünscht, genau wie die ukrainische Sprache. In allen wichtigen Institutionen wurde russisch gesprochen – auch am Theater. Derart konsequent aufs Ukrainische zu setzen, wie Vlad Troitskyi ist also durchaus eine Botschaft. Zum Dach-Theater gehört die Band DachaBracha, was übersetzt "Geben und Nehmen" bedeutet. In ihren Songs verschmelzen ukrainische Volksweisen mit alternativer Popmusik. DachaBracha ist oft im Ausland auf Tournee – auch das ist Vladislav Troitskyi wichtig. Die Einnahmen der Band tragen zur Finanzierung seines Theaters bei. Staatliche Zuschüsse für freie Bühnen gibt es in der Ukraine nicht. Hier haben wir nur 60 Sitze. Und unser Publikum ist nicht gerade reich. Es besteht aus ganz normalen jungen Leuten, die höchstens sieben oder zehn Euro zahlen können. Wenn man Künstler bezahlen muss und nur 600 € einnimmt und man muss auch noch Strom und Licht bezahlen und Heizung, dann geht es nicht. (Vlad Troitskyi)

Vieles bezahlt Vladislav Troitskyi aus eigener Tasche. Bevor er Theatermacher wurde, war er Experte für Mikrowellentechnologie und verdiente gut. Er kaufte Aktien, aus deren Gewinnen er heute das Dach-Theater finanziert. Obwohl Vlad Troitskyi in seinen Produktionen oft die Zustände im Land kritisierte, hatte er politisch nie Schwierigkeiten. Eine Zensur, sagt er, gibt es in der Ukraine nicht. Trotzdem hätten viele Menschen Angst ihre Meinung zu sagen… Als wir unter Janukowitsch das Stück "Der Hundekäfig" spielten, wurde ich oft gefragt, woher ich den Mut nehme, so eindeutig die Regierung zu kritisieren. Aber ich bin zutiefst überzeugt, dass man als Künstler keine Angst haben darf. Wer Angst hat, ist schon tot. Deshalb haben wir das Stück weiter gespielt. (Vlad Troitskyi)

In der ukrainischen freien Szene gab es schon immer Stücke mit politischen Botschaften, doch nie so viele, wie in den letzten zwei Jahren. Der Maidan, die russische Annexion der Krim und der Krieg im Donbass haben dazu geführt, dass immer häufiger die Frage nach der ukrainischen Identität gestellt wird: Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? 8


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Im Stück "Stalker" von Pavlo Arie tritt eine Familie auf, die in der Sperrzone von Tschernobyl lebt. Man sieht eine Großmutter mit Blecheimern umherstapfen, während ein Radio alte sowjetische Schlager dudelt. Sie ist die Bäuerin und würde nie ihren Hof verlassen – radioaktive Strahlung hin oder her. Ihre Tochter und deren Sohn hingegen leben nur in der Zone, weil sie draußen als Freaks verspottet werden. Immer wieder kommt es zum Streit… Die Großmutter fordert von ihrer Tochter mehr Dankbarkeit, der Junge will endlich wieder in der Stadt leben. Mit 20, sagt er, braucht er endlich eine Frau. Großmutter und Mutter versuchen, ihn zu beschwichtigen… Die Generation der Großmutter ist die, die die Sowjetunion mitaufgebaut hat. Sie hat einen ganz anderen Blickwinkel als die Generation der Mutter, die 1991 noch jung war. Ich nenne sie die Generation Unabhängigkeit. Diese Generation hätte eine neue Ukraine aufbauen müssen - aber sie hat es nicht geschafft. Deshalb haben wir jetzt den Krieg. Die junge Generation, also der Sohn bzw. Enkel, ist die Generation Zukunft. Das ist meine Generation. Wir werden das Land neu gestalten – auch die Theaterszene. (Stas Jirkov)

Stas Jirkov ist ein junger Regisseur, der mit dem Theatersystem der Ukraine sehr unzufrieden ist. Nach erfolglosen Bewerbungen an vielen staatlichen Bühnen hat er seine eigene Gruppe gegründet - das Theater Zoloti Vorota, übersetzt: Das Theater des Goldenen Tores. Eine eigene Spielstätte hat die Truppe nicht, doch Stas Jirkov ist es gelungen, das Molodij Theater als Kooperationspartner zu gewinnen, die staatliche Jugendbühne. Dort wird die Produktion "Stalker" nun gezeigt. Während die Generationenkonflikte im ersten Teil der Inszenierung durchaus mit Ironie präsentiert werden, wird es im zweiten Teil ernst. Wilderer erschießen im Wald den Jungen, und der Polizist, der daraufhin bei der Großmutter erscheint, droht mit Repressalien, falls sie es wagen sollte, Anzeige zu erstatten. Wer in der Sperrzone lebt, sagt er, hätte keine Rechte. Das ist eine wahre Geschichte. In unserem Land ist es völlig normal, dass hohe Beamte oder Wirtschaftsbosse in Sperrzonen jagen gehen und dass die Unfälle, die dabei passieren, von der Polizei vertuscht werden. Die Medien berichten immer wieder über solche Geschichten. (Stas Jirkov)

Stas Jirkov will das Publikum aufrütteln. Für ihn geht es in dem Stück nicht nur um die Menschen, die in der Sperrzone von Tschernobyl leben… Nicht Tschernobyl ist die Zone, sondern die gesamte Ukraine. Wir haben 1991 geglaubt, wir hätten die Unabhängigkeit und könnten jetzt frei über unser Schicksal entscheiden. Aber Russland lässt uns nicht los. Wir haben gedacht, wir gehen nach Europa, die Türen wären offen. Jetzt merken wir, dass das nicht so ist… (Stas Jirkov)

Ein großes Problem der Ukraine ist, dass sie nicht zur Ruhe kommt. So lange im Osten des Landes Separatisten mit russischer Unterstützung riesige Gebiete kontrollieren, wird kein Politiker über die Erhöhung der Kulturausgaben diskutieren. Die Stärkung der Armee hat Priorität. Anti-Terror-Operation nennt die Regierung die Militäraktion im Donbass. Dabei ist in der Ukraine jedem klar, worum es geht. Überall werden Spenden für die Armee gesammelt. Im Kiewer Stadtzentrum kleben an Bäumen und Häuserwänden Bilder gefallener Soldaten. Dass auch westliche Medien das Wort "Krieg" vermeiden, verstehen viele Ukrainer nicht. Nina Goncharenko arbeitet beim Goethe-Institut in Kiew. Es ist in allen Medien: Ukraine-Krise. Aber wir waren uns bewusst, es geht um Krieg – es war Krieg zwischen Russland und der Ukraine. (Nina Goncharenko)

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Der deutsche Theatermacher Georg Genoux kann das nur bestätigen. Er hat 17 Jahre in Moskau gelebt, hielt es dort aber nicht mehr aus, weil die Repressionen gegen unabhängige Künstler in Russland immer schlimmer wurden. 2012 ging er nach Bulgarien und als die Maidanbewegung begann, siedelte er nach Kiew über. Im letzten Jahr ist er mehrfach in den Osten der Ukraine gereist, um Material für ein Dokumentartheaterprojekt zu sammeln. Ich spreche auch mit vielen Menschen, die die Separatisten unterstützen. Das muss man auch sagen, dass in den meisten Städten 60 oder 70 Prozent Putin unterstützen und die Ukrainische Armee für alles verantwortlich machen. Aufder anderen Seite: es gab noch keinen Menschen, der aufder Seite der Separatisten mit mir gesprochen hat, der verneint hat, dass die ganze Revolution dort durch grüne Menschen entstanden ist, also russische Uniformen ohne Abzeichen. Keiner verneint, dass da Zigtausende russischer Soldaten, KGB-Agenten sind, die diesen Aufstand organisiert haben. Das ist eine Invasion Russlands. Verbunden mit einer unglaublichen Propaganda, gegen die sich der ukrainische Staat gar nicht wehren kann, weil die anderen darin einfach besser sind. (Georg Genoux)

Propaganda sind für Georg Genoux jene Berichte, die die Beteiligung Russlands an diesem Krieg bestreiten oder die die Ukrainer pauschal als Faschisten bezeichnen. Ich habe mit ein paar Großmüttern gesprochen in der Ostukraine, die wollten eine Woche nicht aus ihren Kellern heraus nach dem Krieg, weil sie wirklich daran geglaubt haben, wie jeden Tag im Radio gespielt wurde, dass dann der rechte Sektor kommt und russische Kinder an Bäume nagelt.

(Georg Genoux)

Das erste Opfer eines Krieges ist eben immer die Wahrheit. Georg Genoux möchte der Propaganda dokumentarische Theaterstücke entgegensetzen. Dabei arbeitet er, wo immer es geht, mit Augenzeugen. Es stehen keine Schauspieler auf der Bühne, sondern Menschen, die die Dinge, über die sie berichten, selbst erlebt haben. Natascha Voroschbit und ich haben in Nikolajewka, einer kleinen Stadt im Donezker Gebiet, das teilweise sehr stark zerstört worden ist von den Kriegshandlungen, mit 13 Schülern eine Inszenierung gemacht, wo sie ihr Leid, ihre Erfahrungen durch die Kriegshandlungen teilen, aber auch ihre Liebe zur Stadt, ihre erste Liebe, und fahren mit dieser Inszenierung zur Zeit durch die Ukraine. Bei der Arbeit mit den Kindern haben wir gemerkt, wie sehr es Menschen hilft, dass sie im Theaterraum die Möglichkeit haben, gehört zu werden.

(Georg Genoux)

Georg Genoux und Natalia Voroschbit beschlossen, noch ein anderes Theaterprojekt ins Leben zu rufen: das Theater der Flüchtlinge. Durch den Krieg im Osten der Ukraine sind etwa 1,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Es handelt sich um eine der größten humanitären Katastrophen in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Die meisten Flüchtlinge in Kiew sind in Privatwohnungen untergekommen. Auf der Straße bemerkt man sie kaum… Wenn ich hier jetzt mal vergleiche, was die Ukrainer tun für Menschen aus dem Osten der Ukraine, ohne eigentlich Möglichkeiten zu haben, dann schäme ich mich nur für die Diskussion, die zur Zeit in Deutschland geführt wird. Ich finde es einfach pervers. Die wohnen auch in Unterkünften, die wohnen privat, es gibt auch Zeltlager – das ist alles da – nur die Bereitschaft der Leute zu helfen ist gigantisch.

(Georg Genoux)

Die Flüchtlinge, die sich den Theaterleuten anvertrauen, werden auch psychologisch betreut. Manche sprechen auf der Bühne mit leuchtenden Augen, andere müssen mit Tränen kämpfen. Zu den berührendsten Geschichten, die Georg Genoux gehört hat, gehört die folgende: 10


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Ein Nigerier hat eine Frau aus Donezk geheiratet. Dann sind sie erst mal nach Nigeria gegangen. Dann gab es da keinen Krieg, aber dem Ort, wo sie gelebt haben sehr viel Gewalt und Terror. Dann sind sie nach Donezk wieder gefahren, weil dort wird es nie Krieg geben. Dann kam der Krieg im Osten der Ukraine. Dann sind sie nach Kiew. Und dann ist der dunkelhäutige Sohn, ein 17-jähriger Student, hier leider von Nazis am ersten Tag zusammengeschlagen worden. (Georg Genoux)

Das Publikum in Kiew reagierte betroffen, denn die Ukrainer erscheinen in der Dokumentartheateraufführung nicht nur als Opfer, sondern auch als Täter. – Im Stück kommen auch Flüchtlinge, deren Leben sich durch die Übersiedlung nach Kiew verbessert hat. Da ist eine Frau, die … wurde mal mit 20 von der Schauspielschule abgelehnt und hat dann mit 59 angefangen Regie zu studieren und Puppentheater, hat dann ihr Puppentheater aufgebaut und dann kam der Krieg. Jetzt ist sie 60 und ist hier in Kiew. Sie lebt schrecklich, ist sehr arm, baut aber hier wieder ein Puppentheater auf. (Georg Genoux)

Während Georg Genoux mit dem "Theater der Flüchtlinge" jeden Monat eine neue Inszenierung herausbringt, schreibt Natalia Voroschbit ein Stück über den Krieg im Osten. Es verlässt die Form des Dokumentartheaters, beruht aber auf realen Begebenheiten. In kurzen Geschichten sollen Fragen gestellt werden, die die Autorin zurzeit beschäftigen… Das sind Fragen, über die vor dem Krieg kaum jemand nachgedacht hat, die aber heute wichtig sind: Könnte ich einen Menschen töten? Könnte ich einen Soldaten lieben? Könnte ich mit einem Invaliden zusammenleben? Solche Fragen haben wir vor zwei Jahren nicht im Kopfgehabt. (Natalia Voroschbit)

Auf den ersten Blick ist in Kiew vom Krieg wenig zu spüren. Auf den Straßen pulsiert das Leben, die Bars und Cafés sind voll, nachts flimmern bunte Leuchtreklamen. Auch Theater- und Konzertveranstaltungen sind gut besucht. Dass Russland seine Öl- und Gaslieferungen stoppen könnte, scheint kaum jemand zu glauben. Der russische Bevölkerungsanteil in der Ukraine liegt bei über 15%. Viele Ukrainer sind mit Russen befreundet und sprechen die russische Sprache – daran hat der Krieg nichts geändert. Während die freien Theater auf die politische Situation in der Ukraine reagieren, tun sich die Stadt- und Staatsbühnen damit eher schwer. Dabei werden sie großzügig subventioniert. Das Nationaltheater Ivan Franko in Kiew verfügt über ein hervorragend saniertes, klassizistisches Gebäude und hat 650 festangestellte Mitarbeiter. Geboten wird gediegene Repräsentationskunst. Die Theaterkritikerin Nadia Sokolenko beschreibt das Problem… Bei uns steht jedes Theater für sich. Es gibt keinen künstlerischen Wettbewerb. Die Staatsbühnen erhalten ihre Personalkosten und die Betriebskosten der Gebäude zu 100% aus dem Kulturetat. Lediglich die Produktionskosten der Neuinszenierungen müssen sie selbst erwirtschaften. Dabei wollen sie kein Risiko eingehen - sie spielen vor allem Klassiker und beschäftigen ihr festangestelltes Personal. Da Impulse von außen fehlen, schmoren sie ziemlich im eigenen Saft. Sie werden daran auch nichts ändern, denn sie sind ja geschützt. (Nadia Sokolenko)

137 Stadt- und Staatstheater gibt es in der Ukraine – fast so viele wie in Deutschland. Die Theaterdichte ist hoch, die Bereitschaft aktuelle Stoffe auf die Bühne zu bringen, gering. Die freie Szene fordert vehement, die Öffnung der staatlich finanzierten Häuser für ihre Produktionen. Der erste Kulturminister nach der Maidan-Revolution hat das auch versprochen. Doch geschehen ist seitdem wenig. Die Strukturen sind in der Sowjetunion entstanden. Unsere Oper hat mehr als 1000 Angestellte. Was für

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ein Mist! Das Nationaltheater Ivan Franko hat 650 Angestellte. Auch Mist! Doch niemand an dem Haus denkt darüber nach, das zu ändern. Man kann so ein Haus nicht von innen reformieren, weil alle vom Wachmann bis zum Direktor - nur an ihren Posten denken. Sie würden nur kleinen Veränderungen zustimmen. Aber das wäre nur Kosmetik. (Vlad Troitskyi)

Aus seiner Unzufriedenheit mit dem ukrainischen Kulturfördersystem macht Vlad Troitskyi keinen Hehl. Er wünscht sich ein staatlich finanziertes Projekthaus, das verschiedenen Gruppen offensteht und mit dem Ausland kooperieren kann. Außerdem sollten die Staatstheater verpflichtet werden, sich für Gastspiele aus der freien Szene zu öffnen. Diese Forderung wird von der ukrainischen freien Szene schon lange gestellt – bisher ohne Erfolg. Doch jetzt verspricht der stellvertretende Kulturminister Rostislav Karendejew einen Kurswechsel. Wir haben kein Geld, um für die freien Gruppen ein neues Gebäude zu errichten, aber es gibt Pläne, in Kiew zwei alte Kinos zu Theatern umzubauen. Und auch für die Produktionskosten wird es eine Lösung geben. Wir planen einen Fonds, aus dem Projekte finanziert werden können. Um diese Mittel können sich Staatstheater und freie Theater bewerben. Es wird also Wettbewerb geben und alle haben die gleichen Chancen… (Rostislav Volodimirowitsch Karandejew)

Für das ukrainische System der Kulturförderung wäre das eine kleine Revolution. Zu fragen bleibt nur, wie viel Geld für den Projektfonds zur Verfügung stehen wird. Rostislav Karendejew konnte beim Interview keine konkreten Zahlen nennen. Trotz Krieg und Flüchtlingskrise gibt es in der Ukraine eine lebendige Theaterszene. Man kann im Theater zwar nicht viel Geld verdienen, aber es gibt ein sehr aufgeschlossenes und enthusiastisches Publikum, sagt Vladyslav Troitskyi. Ich glaube in unserem Land gibt es zurzeit viel Energie. Das Theater kann diese Energie kanalisieren und aufetwas Schöpferisches lenken. Aufdie Gestaltung unserer Zukunft. (Vlad Troitskyi)

Vlad Troitsky würde nie aus der Ukraine weggehen, auch wenn er bei Gastspielen seines Theaters im Ausland bessere Arbeitsmöglichkeiten vorfindet. Die Heimat, sagt er, sei eine Inspiration und Kraftquelle. Auch Natalia Voroschbit hat diese Erfahrung gemacht. Mein Leben ist am spannendsten und reichsten, wenn ich in der Ukraine bleibe. Hier kenne ich die Menschen und erlebe einen gesellschaftlichen Wandel, der mich ganz euphorisch macht. Unser Land erschafft sich neu. Das ist für mich ein tolles Gefühl. Es ist wirklich etwas wert, hier zu leben. (Natalia Voroschbit)

"Zwischen Krieg und Aufbruch". Im KULTURTERMIN hörten Sie eine Sendung von Oliver Kranz über die Situation von Theatermachern in der Ukraine. Regie: Joachim Schönfeld Redaktion: Roland Schneider Sie können diese Sendung noch eine Woche lang nachhören unter "www.kulturradio.de". Das Manuskript dieser Sendung können Sie in der rbb-Service-Redaktion bestellen unter 030-97993 21 71 oder eine Mail schicken an Kulturtermin@rbb-online.de

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Theater der Zeit | März 2016 | Print

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Theater der Zeit | Februar 2016 | Online http://www.theaterderzeit.de/2016/03/

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neues deutschland | 21.12.2015 | Online http://www.neues-deutschland.de/artikel/995423.von-gogol-bis-binnenfluechtlingskrise.html?sstr=mustroph

Von Tom Mustroph 21.12.2015 Kultur

Von Gogol bis Binnenflüchtlingskrise

Momentaufnahmen der ukrainischen Theaterszene anlässlich des Festivals »Theatre, Freedom, Dialogue« Passivität soll weite Teile der ukrainischen Gesellschaft nach der Maidan-Revolution erfasst haben. Das gilt auch für die Theaterszene, Neuproduktionen etwa haben es schwer. Momentaufnahmen anlässlich eines Festivals.

Szene aus »The Dog’s Cage« von Vlad Troitsky. Foto: Dakh Theatre/repor.to/Nikita Yurenev

Kiew, im Dezember. Am Anfang war ein Gitter. Durch eiserne Gitterstäbe zu ihren Füßen hindurch sahen die Zuschauer im Kiewer Dakh Theatre auf in Einheitsgrau gekleidete Performer, die miteinander Rituale von Unterdrückung, Unterwerfung und Disziplinierung derart exzessiv ausführten, dass man sich an einen Gulag erinnert fühlte. Ein emotional starker Auftakt. Regisseur Vlad Troitsky ist eine der wichtigsten Figuren des zeitgenössischen ukrainischen Theaters. Der groß gewachsene bärtige Kerl, der auch wegen seiner feurigen Augen wie ein Wiedergänger des Zarenbeschwörers Rasputin wirkt, gründete vor gut zehn Jahren in einer verwitterten Plattenbausiedlung im Süden Kiews das Dakh Theater und hob wenig später das wichtige Festival GogolFest aus der Taufe. »Ich hatte Geld aus meinen früheren Tätigkeiten als Wissenschaftler und Geschäftsmann. Ich verspürte den Drang, etwas anderes zu machen«, sagt er im Gespräch mit »nd«. Schnell eignete er sich das Einmaleins des postdramatischen Theaters an. Neben Geld und Experimentierlust verfügt er noch über eine dritte Gabe: Charisma. Bei einem Engagement als Lehrer an der staatlichen Schauspielschule 18


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überredete er eine halbe Schauspielklasse zum Mitmachen. Sie bildet noch jetzt das Gerüst seines Ensembles. »Wir können frei bei ihm arbeiten und auch alle anderen Aufgaben im Theater übernehmen. Das motiviert«, meint einer seiner Schauspieler in der Pause, während die anderen die Bestuhlung oberhalb der Gitterskulptur nach unten bringen. Das Publikum krabbelt nach dem Gong auch in den Kasten - und macht alles falsch. Denn Troitsky will mit seiner doppelten Käfigbespielung auf die Passivität der aktuellen ukrainischen Gesellschaft hinweisen und das Publikum zum Widerspruch herausfordern. »Ihr wart die Bravsten. Gewöhnlich wehren sich die Leute dagegen und wollen wissen, warum sie hier nach unten müssen. Ihr aber habt alles widerspruchslos befolgt«, spottet er über seine Gäste aus dem Westen. Bei denen, also bei uns, macht sich prompt Scham über das Untertanentum breit, obwohl die Folgsamkeit aus Höflichkeit und Neugier entstand. Irritation gibt es auch, als das Publikum von unten einer Art Messe zu seinen Köpfen beiwohnen muss. Im Glauben finde er Befreiungspotenzial, versichert Troitsky. Damit nimmt er in der Kiewer Theaterlandschaft eine singuläre Position ein. Im Staatstheater wie auch in anderen alternativen Spielstätten setzt man vor allem auf die Karte Nationalbewusstsein. Autoren wie Nikolai Gogol und Vasil Stefanyk werden häufig inszeniert und die Aufführungen gern mit musikalischen und bildnerischen Folkloreelementen angereichert. Im spätklassizistischen Bau des Iwan Franko Nationaltheaters etwa, ein Mehrspartenhaus mit 1 500 Angestellten(!). Selbst im moderat alternativen New Theatre on Pechersk und ebenso bei der äußerst ambitionierten Amateurtheatertruppe von Maxim Golenko. Die allerdings kombiniert in »Vij 2.0«, einem Stück der zeitgenössischen Autorin Nataliya Vorozhbyt, die ihrerseits eine Erzählung von Gogol benutzt, Folklore gekonnt mit Splatter. Damit wird die organisatorisch an das Bilyts Art Center angebundene Truppe aus Kulturaktivisten und IT-Spezialisten sogar politisch aktuell. Auf einer Bühnenkonstruktion in Form eines Kreuzes verhandeln sie, wie zwei Auswärtige, in diesem Fall französische Studenten, in einem ukrainischen Dorf dem Vij, einem Vampirähnlichen Gespenst weiblicher Gestalt, zum Opfer fallen. Ein klassischer Säufer, ein so demobilisierter wie demoralisierter Soldat mit UN- wie Ostukraine-Erfahrung sowie eine Dorfschöne gehören mit zur Besetzung. Gespielt wird mit purer Freude an der Überzeichnung. Der wilde, sarkastische Überlebenswille, wie er aus Filmen des Serben Emir Kusturica bekannt ist, lässt grüßen. Am Ende verwandelt sich das Ensemble in kreischende Vögel und erhebt die Schwingen. »Wir wollen fliegen, aber wir kommen nicht los«, erklärt Regisseur Golenko. Da ist sie wieder, die Passivität, die Resignation, die weite Teile der ukrainischen Gesellschaft nach der nur halb geglückten Maidan-Revolution nach Ansicht vieler Theatermacher erfasst haben soll. Bei den vielen Diskussionen im Rahmen des Austauschprogramms der European Theater Convention wird dies mit Bedauern als Fazit gezogen. Bis in die Strukturdebatte hinein zog es sich als Motiv. 130 Stadttheater gibt es in der Ukraine, bezahlt werden Gehälter und Gebäude, nicht aber Neuproduktionen. »Es ist ein abgeschlossenes System. Neue Formen und aktuelle Themen haben keine Chance, weil viele Intendanten auf das Gesicherte setzen. Sie sagen, dass sie Tickets verkaufen müssen, und dass das nicht mit Experimenten gehe«, erzählt Iryna Chuzhynova, Aktivistin der Vermittlungsorganisation Theater Plattform. Also muss, wer zeitgenössische Themen ins Theater bringen will, sich selbst organisieren. Nataliya Vorozhbyt etwa, im Ausland viel gespielte, in ihrer Heimat aber meist ignorierte Dramatikerin baut am nördlichen Stadtrand von Kiew ein Theaterzentrum für Begegnungen zwischen Binnenflüchtlingen aus der Ostukraine und Kiewer Einwohnern auf. Im Rahmen der Performancereihe »Wo ist der Osten?« stellen seit Herbst 2015 einzelne Protagonisten ihre Fluchtund Vertreibungsgeschichten vor. Für sie haben das Reden über die eigenen Erlebnisse und die Resonanz im Publikum einen therapeutischen Effekt. Für die Kiewer bedeutet dies ein Kennenlernen mit den Landsleuten, die in den Medien oft stigmatisiert werden. Noch konsequenter als die Gruppe um Vorozhbyt, die in dem seit der Maidan-Revolution besetzten Kulturzentrum DIYA arbeitet, geht die Initiative »Theatre for Dialogue« vor. Sie arbeitet mit den Mitteln des Theaters der Unterdrückten von Augusto Boal und ist vor allem in den oft übersehenen Kleinstädten rings um Kiew aktiv. »Es geht uns nicht um die Bearbeitung einzelner Schicksale, sondern um die Aktivierung von Gruppen. Wir veranstalten geschlossene und offene Workshops und Aufführungen des Forumtheaters«, erläutert Oksana Potapova den Ansatz. Im Zentrum stehen vor allem Frauen. »Sie betrifft die Vertreibung stärker als die Männer. Zum einen sind mehr Frauen als Männer offiziell als Binnenflüchtlinge registriert. Zum anderen sind für sie die sozialen Netzwerke 19


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wie das Wissen um eine gute Schule, gute Ärzte und gute Einkaufsmöglichkeiten sehr wichtig. All das müssen sie nun neu aufbauen«, meint Potapova. Als Grund für das statistische Übergewicht - laut UNHCR waren 2014 66 Prozent der nach aktuellen Zählungen insgesamt 1,5 Millionen Binnenflüchtlinge Frauen und Mädchen - nennt Potapova die Sorge vieler Männer, zum Wehrdienst eingezogen zu werden: »Wer in der Ostukraine gemeldet ist, muss das kaum fürchten. Bei einem Umzug in die sicheren Landesteile ist die Einberufung aber wahrscheinlich.« Der Krieg, in dem sich das Land befindet, wird an den Staatstheatern kaum thematisiert. In den politisch bewussteren Teilen der alternativen Szene ist die Auseinandersetzung damit aber ein starker Motor für die eigene Arbeit. Die Kiewer Theaterlandschaft ist sehr heterogen. Es gibt die verhältnismäßig gut ausgestatteten Zirkel des arrivierten Kunstbetriebs, eine an westlicher Postdramatik und russischer teatr.doc-Tradition ausgerichtete alternative Szene und jene Künstler, die selbst oft zu den Maidan-Aktivisten gehörten und die jetzt ihre Aufmerksamkeit dem größten Problem des Landes - dem Krieg und seinen Folgen - zuwenden. www.dax.com.ua; www.gogolfest.org.ua; www.displacedtheatre.com

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nachtkritik.de | 10.12.2015 | Online http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=11887:theaterbrief-aus-kieweindruecke-von-einem-showcase-der-ukrainischen-theaterszene-fuer-die-etc&catid=1552:theaterbriefe-aus-derukraine&Itemid=99

Theaterbrief aus Kiew – Eindrücke von einem Showcase der ukrainischen Theaterszene

Arm, aber enthusiastisch von Oliver Kranz 10. Dezember 2015. "Ihr nennt es Krise, wir nennen es Krieg!" – Ukrainische Theatermacher nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, Besuchern aus dem Westen die Situation ihres Landes zu schildern. Anfang Dezember reiste eine Delegation der European Theatre Convention (ETC) nach Kiew, um die dortige Theaterszene kennenzulernen. Die Zahlen sprechen für sich: In der Ukraine gibt es 137 Stadt- und Staatstheater – fast so viele wie in Deutschland (obwohl das Land wesentlich weniger Einwohner hat). Rund 30.000 Vorstellungen werden jedes Jahr geboten. Daran hat auch der Krieg in Donezk und Lugansk nichts geändert. Die Eintrittspreise sind niedrig, die Besucherzahlen hoch. Auffällig ist allerdings, dass es kaum freie Theater gibt. Da in der Ukraine öffentliche Fördergelder ausschließlich Stadt- und Staatsbühnen zufließen, können sich nur wenige freie Ensembles halten. Eines davon ist das Dakh-Theater, das in einem Plattenbau am Rande der Kiewer Innenstadt residiert. Der Gründer Vlad Troitskyi war ursprünglich Physiker und Geschäftsmann. Aus Liebhaberei kaufte er 1992 die Räume eines verwaisten Jugendtheaters und stellte sie der freien Szene zur Verfügung. Seit 1998 führt er selbst Regie. Er gründete ein eigenes Ensemble und gehört heute zu den Protagonisten des ukrainischen Theaters. Troitskyi schreibt Stücke, inszeniert und betreibt eine eigene Theaterschule. Wer seine aktuelle Inszenierung "Der Hundekäfig" besucht, muss hinter Gittern Platz nehmen. "Mir ist wichtig, dass die Zuschauer im Theater in eine neue Welt eintauchen", erklärt der Regisseur. "Die erste Version des Stücks entstand, als Janukowytsch Präsident wurde. Da war der Käfig ein Symbol für die Situation in der Ukraine." Die Zuschauer saßen auf dem Dach des Käfigs und sahen zu, wie unter ihren Füßen Gefangene drangsaliert wurden. "Als im November 2013 die Demonstrationen auf dem Maidan begannen, haben wir beschlossen, weiter mit dem Material zu arbeiten", erinnert sich Troitskyi. "Die Schauspieler nahmen nachmittags an den Demonstrationen teil und kamen abends zur Probe".

Hundekaefig 560 OliverKranz uSzenenbild aus "Der Hundekäfig" © Oliver Kranz

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Die wichtigste Änderung ist die Idee, die Zuschauer, die ursprünglich auf dem Käfig saßen, im zweiten Teil der Inszenierung drinnen zu platzieren. Die Schauspieler laufen auf dem Gitter über ihren Köpfen. "Wer bist du?", fragen sie die Besucher und leuchten ihnen mit Taschenlampen ins Gesicht. Die meisten bleiben stumm – auch wenn nach dem Verhör Bretter aufs Gitterdach gelegt werden. Die Enge im Käfig wird noch drückender. "Wir müssen selbst etwas tun und dürfen nicht auf den Staat warten", erklärt Vlad Troitskyi. "Die Menschen in der Ukraine sind nicht sehr aktiv. Normalerweise sitzen sie da und warten darauf, dass jemand anders die Entscheidungen für sie trifft." Wenn das Publikum protestiert, werden die Bretter vom Käfigdach entfernt. Doch das geschieht nur selten. Meist warten die Zuschauer ab und lauschen den Liedern, die über ihren Köpfen gesungen werden. Es sind Volksweisen, die in der Sowjetzeit verboten waren - genau wie die ukrainische Sprache. Die kommunistischen Machthaber fürchteten alles, was das Nationalgefühl der Bevölkerung gefördert hätte. Genau deshalb haben die Lieder heute eine Botschaft.

"Im Grunde ist unser ganzes Land eine Zone" Auch im Stück "Stalker" von Pavlo Arie, das der junge Regisseur Stas Jirkov am Staatlichen Kinder- und Jugendtheater Molodij herausgebracht hat, werden Volksweisen gesungen. Es geht um eine Familie, die in der Sperrzone von Tschernobyl lebt – einen jungen Mann, seine Mutter und seine Großmutter. Die Alte ist eine erfahrene Bäuerin und hat Haus und Hof nie verlassen, der junge Mann und seine Mutter hingegen, sind in die Zone zurückgekehrt, weil sie in der Außenwelt als Freaks verspottet wurden. Zwischen den drei Generationen gibt es Reibereien, die erst sehr witzig wirken, doch in der zweiten Hälfte des Stücks wird es ernst. Der junge Mann wird im Wald erschossen, und der Polizist, der daraufhin im Haus erscheint, droht der Familie mit Repressalien, falls sie es wagen sollte, Anzeige zu erstatten. Wer illegal in der Sperrzone lebt, behauptet er, hätte keine Rechte. "Solche Fälle hat es wirklich gegeben", erklärt Stas Jirkov. Doch ihm geht es nicht nur um Menschen, die in der Zone von Tschernobyl leben: "Im Grunde ist unser ganzes Land eine Zone. Die Ukraine ist seit 1991 unabhängig, aber erst jetzt fangen wir an darüber nachzudenken, was das heißt. Die Großmutter im Stück kann sich noch an die Zeit vor den Sowjets erinnern. Sie ist die einzige, die einen starken Willen hat. Die Generation der Mutter hat nach 1991 die Chance vertan, ein neues Land aufzubauen. Deshalb hat die nachfolgende Generation es doppelt schwer." Und das ist die Generation, mit der sich der junge Regisseur identifiziert. Er hat seine eigene freie Gruppe gegründet, das Golden Gate Theater. Da er vom Staat keinerlei Unterstützung erhält, sucht er für jedes neue Projekt Partner bei den staatlich finanzierten Theatern. Doch die haben an Koproduktionen kein Interesse.

Wo das Geld ist, fehlt die Risikobereitschaft – und umgekehrt Die Theaterkritikerin Nadia Sokolenko aus Kiew kennt das Problem: "Bei uns gibt keinen künstlerischen Wettbewerb. Die Staatsbühnen erhalten ihre Personal- und Betriebskosten zu 100 Prozent aus dem Kulturetat. Lediglich die Produktionskosten der Neuinszenierungen müssen sie selbst erwirtschaften. Dabei wollen sie kein Risiko eingehen sie spielen vor allem Klassiker und beschäftigen ihr festangestelltes Personal. Da Impulse von außen fehlen, schmoren sie im eigenen Saft." Das Ergebnis ist gediegene Repräsentationskunst. Das Nationaltheater Iwan Franko in Kiew zum Beispiel verfügt über ein hervorragend saniertes, klassizistisches Gebäude und hat 650 festangestellte Mitarbeiter. Doch künstlerische Experimente werden an dem Haus selten gewagt.

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Das Iwan-Franko-Theater in Kiew / Foto: Nick Grapsy Eigenes Werk. Lizenziert unter CC-BY-SA 4.0 über Wikimedia Commons

Stanislaw Moisejew ist seit drei Jahren der Künstlerische Direktor. Wenn man ihn fragt, warum das Iwan-FrankoTheater nur so wenige zeitgenössische Stücke spielt, verweist er darauf, dass er selbst schon neue Texte inszeniert hat – u.a. die Maidan-Tagebücher von Natalia Vorozhbyt. Doch das klingt wie ein Alibi. Das Stück, das auf Interviews beruht, die die ukrainische Autorin im Winter 2013/2014 mit Demonstranten auf dem Maidan führte, kam erst im Ausland auf die Bühne, ehe das Iwan-Franko-Theater nachzog. "Wenn ich mit jungen Dramatikern spreche, sage ich ihnen immer, dass sie beim Schreiben nicht an die großen Nationaltheater denken sollen", erklärt Natalia Vorozhbyt. "Wenn neue Stücke eine Chance haben, dann in der freien Szene". Sie kann nur deshalb von ihrer Arbeit leben, weil sie auch fürs Fernsehen schreibt. Die Staatstheater spielen in der Regel keine neuen Stücke, die freien Gruppen haben zu wenig Geld, um Tantiemen bezahlen zu können. Trotzdem will Natalia Vorozhbyt nicht auf ihre Theaterarbeit verzichten. "Wenn ich ein Stück schreibe", sagt sie, "habe ich viel mehr Freiheit als bei einem Drehbuch. Und die brauche ich." Im letzten Jahr hat Vorozhbyt gemeinsam mit dem deutschen Regisseur Georg Genoux das Dokumentartheaterprojekt "Theatre of the Displaced" gestartet – wörtlich übersetzt: "Theater der Flüchtlinge" (im Frühjahr 2016 kommt es als Gastspiel ins Berliner Maxim Gorki Theater). Durch den Krieg im Osten der Ukraine mussten 1,5 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen. Was sie dabei erlebt haben, zeichnen die Theaterleute auf. "Es geht darum, den Menschen eine Stimme zu geben", sagt Georg Genoux. "Die Flüchtlinge erfahren in der Ukraine zwar eine beispiellose Solidarität, aber es sind trotzdem sehr harte Geschichten." Teilweise stehen Schauspieler auf der Bühne, teilweise die Flüchtlinge selbst. "Es geht um die direkte Kommunikation", erklärt der Regisseur. "Wenn die Betroffenen selbst über ihr Schicksal berichten, wirkt das ganz anders, als wenn man in den Medien davon erfährt. Die Menschen haben die Nase voll, von der Kriegspropaganda, die von allen Seiten auf sie eindröhnt. Auch deshalb ist unser Projekt so wichtig." 23


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Wünsche und Aussichten für die Zukunft des Theaters in der Ukraine Georg Genoux hat als Theatermacher 17 Jahre in Moskau gelebt. 2012 wurden ihm die Repressionen des PutinRegimes zu viel (mehr zur Situation des politischen Theaters in Russland in unserem Theaterbrief aus Moskau/Juli 2014). Genoux ging erst nach Bulgarien, dann nach Kiew, wo er, wie er sagt, endlich wieder frei atmen kann. "Als Janukowytschs Polizisten auf dem Maidan die Studenten verprügelten, waren in den nächsten Tagen eine Million Menschen auf die Straßen. Ich kenne russische Künstler, die zu einem Gastspiel nach Kiew gekommen sind und jetzt gar nicht mehr von hier weg wollen, weil die Atmosphäre in Moskau so erstickend ist." In der Ukraine hingegen gibt es keine Zensur und keine politisch motivierten Gerichtsprozesse gegen Künstler. Lediglich das System der Kulturförderung müsste reformiert werden.

Maidan 560 OliverKranz uNormalität auf dem Maidan im Spätherbst 2015 © Oliver Kranz

Der Regisseur Stas Jirkov wünscht sich ein System wie in Deutschland. "Die Leitungspositionen der öffentlich geförderten Theater dürfen nur zeitlich begrenzt vergeben werden. Wer bei uns einen Posten hat, behält ihn bis an sein Lebensende." Doch das soll sich im nächsten Jahr ändern, verspricht Rostislaw Karandejew, der stellvertretende Kulturminister. Intendantenverträge sollen in der Ukraine nur noch für eine Höchstdauer von 5 Jahren abgeschlossen werden. Und auch um Auftrittsmöglichkeiten für freie Gruppen möchte er sich kümmern. Alte Kinos sollen mit EUMitteln umgebaut und als Theater genutzt werden. Es wird auch darüber gesprochen, Staatstheater zu verpflichten, ihre Bühnen für freie Gruppen zur Verfügung zu stellen. Wenn das wirklich geschieht, könnte sich die Off-Szene in der Ukraine explosionsartig entwickeln. "Unsere Künstler", sagt Vlad Troitskyi vom Dakh-Theater, "haben eine ungeheure Energie. Wenn ich im Westen arbeite, merke ich oft, dass den Leuten dort Energie fehlt. Deswegen lade ich westliche Theatermacher nach Kiew ein. Wir haben zwar kein Geld, aber Enthusiasmus. Und wir sind offen für neue Arbeitsweisen." Aufbruchsstimmung – Krieg/Krise zum Trotz. 24


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Südwestrundfunk SWR | 07.12.2015 | Radio & Online http://www.swr.de/swr2/kultur-info/theaterfestival-in-kiew/-/id=9597116/did=16601554/nid=9597116/17ey4y4/index.html

Theaterfestival in Kiew

Den Umbruch auf die Bühne bringen Kulturthema am 7.12.2015 von Oliver Kranz Von der Ukraine hören wir meist nur etwas, wenn es um die Kriegsgebiete im Osten oder um die Krim geht. Doch natürlich gibt es auch einen Alltag, und zu dem gehört auch das Theater. Die Ukraine hat 130 Stadt- und Staatstheater und etliche freie Gruppen. Die spannendsten werden zurzeit bei einer Theater Showcase in Kiew vorgestellt. Das kleine Festival wurde von der "European Theatre Convention" organisiert und soll Intendanten aus Mittel- und Westeuropa die Möglichkeit geben, mit ukrainischen Theatern ins Gespräch zu kommen.

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Die Zuschauer sitzen auf einem großen Käfig und schauen hinein. Unter ihren Füßen werden Gefangene drangsaliert. "Das ist unser Gefühl: So ist die Situation in der Ukraine. Die erste Version des Stücks entstand, als Janukowitsch Präsident wurde. Damals glaubte ich, dass die Zukunft unseres Landes in Scherben liegt. Während des Majdan haben wir beschlossen, weiter mit dem Material zu arbeiten." Vladyslav Troitsky Vladyslav Troitsky führt Regie. Er gründete 1992 das DAKH Theater, das heute zu den führenden Off-Bühnen der ukrainischen Hauptstadt gehört. Als vor zwei Jahren die Menschen auf die Straße gingen und Janukowitsch stürzten, fügte er der Inszenierung einen zweiten Teil hinzu: Die Zuschauer, die der ursprünglichen Fassung nur auf dem Käfig saßen, sitzen im zweiten Teil des Stücks im Käfig, die Schauspieler laufen auf den Gitterstäben über ihren Köpfen. Es ist klaustrophobisch eng. Als dann auch noch Bretter auf das obere Gitter gelegt werden, hat man das Gefühl, lebendig begraben zu werden. 25


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"Wir müssen selbst etwas tun und dürfen nicht auf den Staat warten. Die Menschen in der Ukraine sind nicht sehr aktiv. Normalerweise sitzen sie da und warten darauf, dass irgendjemand die Entscheidungen für sie trifft. So war es auch nach dem Majdan. Viele sitzen da und schimpfen auf die Regierung, aber sie tun nichts. Und das will ich mit meiner Inszenierung zeigen. Ich will die Leute dazu bringen, aufzustehen und unser Land zu verändern." Vladyslav Troitsky Das kleine DAKH Theater ist für die ukrainische Szene eine Art Aushängeschild geworden. Dabei erhalten freie Gruppen und Privattheater in der Ukraine keinerlei Förderung, im Gegensatz zu den Stadt- und Staatsbühnen. Das Nationaltheater Ivan Franko in Kiew zum Beispiel residiert in einem hervorragend sanierten klassizistischen Gebäude und hat 650 festangestellte Mitarbeiter. Geboten wird gediegene Repräsentationskunst. "Bei uns steht jedes Theater für sich. Es gibt keinen künstlerischen Wettbewerb. Die Staatsbühnen erhalten ihre Personalkosten und die Betriebskosten der Gebäude zu 100 Prozent aus dem Kulturetat. Lediglich die Produktionskosten der Neuinszenierungen müssen sie selbst erwirtschaften. Dabei wollen sie kein Risiko eingehen. Sie spielen vor allem Klassiker und beschäftigen ihr festangestelltes Personal. Da Impulse von außen fehlen, schmoren sie ziemlich im eigenen Saft. Sie werden daran auch nichts ändern, denn sie sind ja geschützt." Nadia Sokolenko, Theaterkritikerin Es steht die Forderung im Raum, die mit Staatsgeldern finanzierten Theater auch für Aufführungen der freien Szene zu öffnen, das hat der erste Kulturminister nach der Majdan-Revolution versprochen. Doch geschehen ist bisher wenig. Beim DAKH Theater treten vor allem junge Schauspieler auf, die sich mit viel Energie ins Spielgeschehen werfen. Das ist es auch, was die Ukraine zu bieten hat, wenn es um kulturellen Austausch geht" sagt Vlad Troitsky. "Für Regisseure aus dem Westen, die mal etwas Neues machen wollen, ist das eine fantastische Gelegenheit. Wir haben die Energie. Und wir sind offen für ganz neue Arbeitsweisen." Vladyslav Troitsky Trotz Krieg und Armut ist die Ukraine ein Land, in dem Aufbruchsstimmung herrscht. Auch in der Theaterszene. Stand: 7.12.2015, 10.55 Uhr

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Deutschlandradio Kultur | 05.12.2015 | Radio & Online http://www.deutschlandradiokultur.de/theaterfestival-kultureller-aufbruch-in-derukraine.2159.de.html?dram:article_id=338909 Rang I | Beitrag vom 05.12.2015

Theaterfestival

Kultureller Aufbruch in der Ukraine Von Oliver Kranz Beitrag hören

Mann mit ukrainischer Flagge auf dem Maidan in Kiew (dpa / picture alliance / Sergey Dolzhenko) Der Unabhängigkeitsplatz in Kiew: Hier fanden zwischen November 2013 und Februar 2014 die nach ihm benannten Euromaidan-Proteste statt (dpa / picture alliance / Sergey Dolzhenko) Wir hören meist nur im Zusammenhang mit Krieg und Gewalt von der Ukraine, nicht aber vom kulturellen Alltag. Dabei gibt es 130 Stadt- und Staatstheater und etliche freie Gruppen - die spannendsten sind bei einer Theatershowcase in Kiew zu entdecken. Die Zuschauer sitzen auf einem großen Käfig und schauen hinein. Unter ihren Füßen werden Gefangene drangsaliert. "Wir wollen ein Gefühl ausdrücken: So ist die Situation in der Ukraine. Die erste Version des Stücks entstand, als Janukowitsch, Präsident wurde. Damals glaubte ich, dass die Zukunft unseres Landes in Scherben liegt. Während des Maidan haben wir beschlossen, weiter mit dem Material zu arbeiten." Vladyslav Troitsky führt Regie. Er gründete 1992 das Dakh-Theater, das heute zu den führenden Off-Bühnen der ukrainischen Hauptstadt gehört. Als vor zwei Jahren die Menschen auf die Straße gingen und Janukowitsch stürzte, fügte er, zu der Inszenierung einen zweiten Teil hinzu. Die Zuschauer, die gerade noch auf dem Käfig saßen, sitzen nun drinnen. Die Schauspieler laufen auf den Gitterstäben über ihren Köpfen. 27


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Im Käfig ist es klaustrophobisch eng. Als dann auch noch Bretter auf das obere Gitter gelegt werden, hat man das Gefühl lebendig begraben zu werden. "Wir müssen selbst etwas tun und dürfen nicht auf den Staat warten. Die Menschen in der Ukraine sind nicht sehr aktiv. Normalerweise sitzen sie da und warten darauf, dass irgendjemand die Entscheidungen für sie trifft. So war es auch nach dem Majdan. Viele sitzen da und schimpfen auf die Regierung. Aber sie tun nichts. Und das will ich mit meiner Inszenierung zeigen. Ich will die Leute dazu bringen aufzustehen und unser Land zu verändern." Das Dakh-Theater gilt als Aushängeschild Das Dakh-Theater ist klein. Maximal 60 Zuschauer können das Stück "Der Hundekäfig" pro Vorstellung sehen. Es wird seit zwei Jahren ununterbrochen gespielt – in Kiew und bei Gastspielen im Ausland. Das Dakh-Theater ist für die ukrainische Theaterszene eine Art Aushängeschild geworden. Dabei ist die freie Szene eher klein. Da es in der Ukraine für nicht-staatliche Theater keine Förderung gibt, können sich nur wenige Gruppen halten. Die Staatsbühnen hingegen werden großzügig subventioniert. Das Nationaltheater Ivan Franko in Kiew verfügt über ein hervorragend saniertes, klassizistisches Gebäude und hat 650 festangestellte Mitarbeiter. Geboten wird gediegene Repräsentationskunst. Die Theaterkritikerin Nadia Sokolenko aus Kiew beschreibt das Problem... "Bei uns steht jedes Theater für sich. Es gibt keinen künstlerischen Wettbewerb. Die Staatsbühnen erhalten ihre Personalkosten und die Betriebskosten der Gebäude zu 100% aus dem Kulturetat. Lediglich die Produktionskosten der Neuinszenierungen müssen sie selbst erwirtschaften. Dabei wollen sie kein Risiko eingehen - sie spielen vor allem Klassiker und beschäftigen ihr festangestelltes Personal. Da Impulse von außen fehlen, schmoren sie ziemlich im eigenen Saft. Sie werden daran auch nichts ändern, denn sie sind ja geschützt." Freies Theater auf staatlichen Bühnen? Es steht die Forderung im Raum, die mit Staatsgeld finanzierten Theater auch für Aufführungen der freien Szene zu öffnen. Der erste Kulturminister nach der Majdan-Revolution hat das versprochen. Doch geschehen ist seitdem wenig. Das Ivan-Franko-Theater bemüht sich immerhin, seinen Spielplan etwas ausgewogener zu gestalten. Der Künstlerische Leiter Stanislav Moiseyev betont... "Mir ist die Balance wichtig. Wir spielen Klassiker und moderne Stücke - Werke aus der Ukraine, aber auch von europäischen Autoren." Stanislav Moiseyev hat u.a. die "Maidan-Tagebücher" der ukrainischen Autorin Natalia Voroshbyt herausgebracht – eigentlich das Stück der Stunde. Dort, wo bei den Kämpfen vor zwei Jahren Menschen gestorben sind, liegen jeden Tag frische Blumen. Trotzdem wird das Stück selten gespielt. Um Politik machen die meisten Theater in der Ukraine einen Bogen. Die Off-Szene gibt den Ton vor... In den Produktionen des Dakh-Theaters treten vor allem junge Schauspieler, die sich mit viel Energie ins Spielgeschehen werfen. Und das ist es auch, was die Ukraine zu bieten hat, wenn es um kulturellen Austausch geht, sagt Vlad Troitsky. "Für Regisseure aus dem Westen, die mal etwas Neues machen wollen, ist das eine fantastische Gelegenheit. Wir haben die Energie. Und wir sind offen für ganz neue Arbeitsweisen." Trotz Krieg und Armut ist die Ukraine ein Land, in dem Aufbruchsstimmung herrscht. Auch in der Theaterszene. 28


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SCHWEIZ Neue Zürcher Zeitung - NZZ Bühne | 22.12.2015 | Print & Online http://www.nzz.ch/feuilleton/buehne/was-der-maidan-bewirkt-hat-1.18666652

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UKRAINE TEATRE | 29.02.2016 | Online http://teatre.ua/news/29.02.2016-eatr-na-ukax-zvernuvsja-do-ukrainian-theatre-showcase-z-propozytsiejustvoryty-edynyj-vseukrajnskyj-festyval/

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Radio Era | 04.12.2015 | Online-Radio http://www.eramedia.com.ua/article/229399pro_vropeyiskiyi_teatralniyi_prostr_ta_ntegratcyu_v_nogo_ukransk/

About European Theatrical Space and Integration of Ukrainian Theater in it. - Jan Linders What interests modern European Theater? What topics are interesting for international viewers? How does a competitive environment creates new galaxy of theater? On the integration of the national theater in the global context - a conversation between Julia Osynovskoyi and the artistic director of Baden State Theatre in Karlsruhe Jan Lindners.

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BELARUS FREE THEATRE „STAGING A REVOLUTION“-FESTIVAL IN LONDON

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neues deutschland / Feuilleton | 12.11.2015 | Print & Online http://t.lvz.de/Kultur/News/Schauspiel-Leipzig-wird-Zentrum-fuer-Europa-Austausch

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STIPENDIATENTREFFEN IN LEIPZIG

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INTERNATIONAL Projektblog Stipendiaten | November 2015 - Januar 2016 | Online http://theatrefreedomdialogue.blogspot.de/

Monday, January 11, 2016

„The magic sound is the balance between music, voice & personality.“ Interview of Olga Popova, scholar at Schauspielhaus Graz, with the composers of the music to Lilly Sykes "Cactus Land" Probably every director knows how important music is for a performance as it is always that missing piece to create magic that puts the audience into the certain atmosphere or emotional state. During my scholarship and assisting on the production of “Cactus Land” directed by Lilly Sykes I have met the music that I, as a director, fell in love with. Here is a small interview with Maren Montauk and David Schwartz that have created the music for the performance. In Cactus Land, directed by Lily Sykes, we worked with a female choir. It became a exciting challange and a big opportunity for us at the same time. Music by many voices sounds very special and deep, but ofcourse first you have to know the voices with its people behind. Then you find a unique soundorchestra. The magic sound is the balance between music, voice & personality.

Scene from "Cactus Land" by Lilly Sykes / Photo by Lupi Spum a

How many pieces of music have you and David created and can you describe with a few words some of them? David Schwarz und Maren Kessler created together almost 50 Popsongs for our Projekt "Maren Montauk" (OAK, electrorot & Peace Songs), a lot offilm music (Reise zum Mars), theatre music (cactus land), performances (RAUCH, O.P.I.U.M ) and we wrote our first music theatre play "From Room To Room I" & "From Room To Room II". They are all our babies and every song & piece has its own charme, its own identity, its fitting spot in time and space. David and me we like to work with different artists, different energies (Mr.Bugslow & schwarzunschmitz) and also work, perform and compose solo pieces on our own. Generally: a piece is made out ofits material, setting and its proper outcome.

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Photo by Sophie Schwarz

Could you also say a few words about your project “Maren Montauk”?

Maren Montauk is a fictional charakter invented by Maren Kessler to produce, sing & perform extraordinary pop music: mainly in collaboration with David Schwarz (co-composer/arranger/pianist). The concept ofMaren Montauk: music & art is defined by the right setting. Always on the search for new sounds, Maren Montauk works & breath continuously with different musicians forming new and and exciting collaborations, including the Peace Song Projekt, Maren Montauk band, electrorot and OAK. In addition Maren Montauk composed soundtracks for film (“Journey to Mars”, direction: Sebastian Binder). In 2014 Maren Montauk staged her first musical performance play, From Room To Room I, combining music from OAK & electrorot with elements ofcomposed theatre and audience participation. In october 2015 From Room To Room II has premiered in Berlin.

Monday, December 14, 2015

Body Language Some impressions of Olga Popova, dancer and actress, about her stay at Schauspielhaus Graz, Austria. During my stay at schauspielhaus Graz I tried to see all performances that were produced by the time of my internship to give myself general and more precise idea about the theatre in Europe. So one evening I went to see «Volpone oder der Fuchs». As I was sitting in a forth row just in front of the actors - I could see every smallest detail of an actor’s play and the form of the performance, and the way how the characters were created were totally new to me. What I have discovered was that although it was mainly a form used I could still see real people on the stage due to the details that actors had put in it. Especially I liked Volpone's character created by Andri Schenardi, actually I liked it so much that I couldn’t miss a chance to talk to Andri about his role and how he has developed it. 40


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So we had a coffe together and Andri told me so many nice things about how he uses body language and how he came across creation of all these tiny and beautiful details for the character (my favourite one is when Volpone licking his fingers like a fox after slip) and at one point I realized that my impression of the performance has a connection with my overall impression from the stay at Graz theatre as it was a lot about body language: I do not understand German and even though all performances and rehearsals were in German - I think it actually helped me to notice little details of a body language and see how we can develop it and use it while creating a character wich helped me to understand some things I have been walking around in circles but couldn't find a proper answer for myself. So I probably could describe my stay in Graz as “answering my inner questions experience” answers to which are sometimes placed in the body not in the words that the body produces.

Andri Schenardi and Benedikt Greiner in "Volpone" / © Foto by Lupi-Spuma

Julia Gräfner, Franz Xaver Zach and Andri Schenardi in "Volpone" / © Foto by Lupi-Spuma

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Thursday, December 10, 2015

„Exchange“ by Dmytro Levytskyi During my residence in the Kote Marjanishvili theater in Tbilisi I have written the play "Exchange". On the last day of the residence, November 26, students of theatrical institute named after Shota Rustaveli did a reading of the play in the theater. This play is important to me since the text was written in collaboration with the actors themselves, who became donors for stories about Tbilisi, about Georgia. Moreover, the play is written in two languages - Georgian and Russian. I hope this text will be staged at the theater in Georgia. It is a piece about the Ukrainian playwright Zhenya, who is trying to use his talents - to fit into society, but in today's corrupt Ukraine he is not needed, the State does not need his services. Zhenya has the possible to go to Tbilisi and he wants to use this chance to at last be realized as a writer, as a playwright. Pictures of the reading:

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Tuesday, November 24, 2015

Karlsruhe as „capital of the radio play“ Julia Gonchar, dramaturge, playwright and scholar at the Badisches Staatstheater Karslruhe, about the ARD Hörspieltage 2015 in Karlsruhe. Last week I could experience an audio Garden of Eden for playwrights in Karlsruhe: after a long working day I was thrown into the ocean of sparkling sounds and refreshing tones. This year we could hear twelve plays in the Center for Art and Media (ZKM) in Karlsruhe. Remarkably, the festival takes place not only in Karlsruhe, but also worldwide thanks to the online broadcasting. We enjoyed the video live streams of the Festival multimedia reportage and events, even those which took place in Austria or Switzerland. Via online voting tool Hörspiel motivated audience to choose our favorite play and vote, thus determining winners of the ARD Online Award 2015. Competitions were underpinned with a unique blend of radio drama performances, live performances, discussions and lectures, concerts and a spectacular "Night of the Winners". Each year the radio play festival attracts around 10,000 radio play fans from Center for Art and Media Technology (ZKM) and in the Staatliche Hochschule für Gestaltung (HfG) in Karlsruhe. For five days once a year Karlsruhe is turning into a "capital of the radio play" (Jochen Hieber, "FAZ"). The festival is considered to be the largest German-language event around radio play and sound art and takes place in 2015 for the 12th time. I had a great opportunity to talk to radio play directors and eat some German sausages at the “Ear worm stand”. Unbelievable! P.S. I also got this super cool green bag J

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Wednesday, November 18, 2015

„What is modern Ukraine through the subject, which I do, [...] the theatre“ Dima Levytskyi, author and performer, scholar at Kote Marjanishvili State Drama Theatre in Tbilisi led a seminar about Ukrainian contemporary playwrights. Arriving in Tbilisi, I immediately noted the ties that have been established in recent years between the Ukrainian and Georgian society. An expression of this were the questions: And what about in Ukraine now? What war? But there comes a Russian? Of course, many asked about the Georgian politicians who are now working in Ukraine. Probably, most of the questions I was not able to respond adequately. But I wanted to meet this request what is modern Ukraine through the subject, which I do, I mean the theatre. I decided to do a report on publications, texts and plays of Ukrainian modern authors, thanks to which, in my view, it may be possible to learn more about the Ukrainian realities. List of authors Mariam Aghamyan (Kiev) "Test" Olga Matsyupa (Lviv-Lublin) "Double" Pavlo Arie (Lviv-Berlin) "At the start and end times" Alevtina Kakhidze (Kiev), "Live out war" Stanislav Vasin (Makeevka) Texts of Facebook Natalia Vorozhbit (Kiev) "Sasha ruled garbage" Natalia Astaseva-Block (Kherson), "Decabrists’ street" Piotr Armianovski (Donetsk- Kiev) "Red Plowman" In addition to Ukrainian authors I decided to introduce also one Polish contemporary author, Szymon Adamczak (Krakow) and his experiments in drama.

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Impressions of Oleksandr Martynenko Puppeteer, actor and author, scholar at Schauspiel Leipzig Autumn in Germany:

The weather was quite bad for the first 10days

During the rehearsals of "Der Herzlfresser":

Mask from production

One of the actors

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Scholarship Meeting in Leipzig, 24 - 26 October 2015:

All that problems of Ukrainian theatre

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Bolano project


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DEUTSCHLAND nachtkritik.de / Presseschau | 03.11.2015 | Online http://t.lvz.de/Kultur/News/Schauspiel-Leipzig-wird-Zentrum-fuer-Europa-Austausch

Presseschau vom 3. November 2015 – Die Süddeutsche Zeitung wirft einen Blick auf die Theaterszene der Ukraine „Um kreativ zu sein, muss ich gerührt sein“ 3. November 2015. Auf einem Treffen von ukrainischen Stipendiat*innen der European Theatre Convention in Leipzig ließ sich Tim Neshitov für die Süddeutsche Zeitung (2.11.2015) über die Theaterszene der Ukraine informieren: „Große Häuser in der Ukraine sind klassikfixiert“, sei in den Gesprächen herausgekommen. „Shakespeare und Tschechow bringen zuverlässig Geld und verlangen keine Tantiemen. Alles andere ist Abenteuer.“ Um Gegenwartsautor*innen herauszubringen, fehle mithin oft die Risikobereitschaft. Die Frage, inwieweit das Theater politisch sein solle, sei unter den Stipendiat*innen, die in diesem Herbst an deutschsprachigen Häusern hospitieren, umstritten. „Die Schauspielerin und Tänzerin Olga Popowa, die in Graz hospitiert, sagt mit leiser Stimme: 'Mich persönlich rührt Politik nicht, und um kreativ zu sein, muss ich gerührt sein.'“

„In der Ukraine sind wir durch mit siski-piski“ Wer sich demgegenüber wie Andrej Palatnij für politisches Theater ausspreche, meine damit vor allem dokumentarisches Theater: „ Eine wichtige Quelle ist Facebook, die endlose Chronik der Gegenwart. Aus FacebookBeiträgen zusammengesetzte Stücke werden abgefilmt und zurück ins Internet eingespeist, auf dass ein digitaler Kreislauf entsteht“, so Neshitov. Schwierig habe sich im Stipendiat*innenkreis die Bezugnahme auf Moskau gezeigt: „ Beziehungen zwischen den ukrainischen und den russischen Theatermachern gehen gerade in die Brüche.“ Im Leipziger Schauspiel waren die Stipendiat*innen auch. Zum „ Sommernachtstraum“ (der Regisseur wird nicht genannt, aber es dürfte sich um die Inszenierung von Philipp Preuß handeln, Anm. chr) sagt Puppenspieler Alexander Martinenko: „ Muss man den 'Sommernachtstraum' unbedingt als einen glitschigen, vierstündigen Albtraum inszenieren? Und muss man so viel siski-piski („Titten-Schwänze“) zeigen? In der Ukraine sind wir durch mit Depressionstheater und mit siski-piski.“ (chr)

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Süddeutsche Zeitung /Feuilleton | 02.11.2015 | Print & Online http://t.lvz.de/Kultur/News/Schauspiel-Leipzig-wird-Zentrum-fuer-Europa-Austausch

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Leipziger Volkszeitung | 28.10.2015 | Print

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Leipziger Volkszeitung | 23.10.2015 | Online http://t.lvz.de/Kultur/News/Schauspiel-Leipzig-wird-Zentrum-fuer-Europa-Austausch

Künstler aus der Ukraine zu Gast Schauspiel Leipzig wird Zentrum für Europa-Austausch Leipzig wird am Wochenende zum Zentrum des europäischen Projekts „Theater, Freiheit, Dialog“. Zehn Stipendiaten aus der Ukraine sind am Schauspiel zu Gast. Im Fokus die Frage: Welche politische Kraft hat die Kunst? Von Evelyn ter Vehn

Julia Gonchar, Stipendiatin der European Theatre Convention

Quelle: ETC Veröffentlicht: Freitag, 23.10.2015 14:34 Uhr Aktualisiert: Freitag, 23.10.2015 14:47 Uhr Leipzig. „Theater, Freiheit, Dialog“ – unter diesem Motto hat das Schauspiel Leipzig mit der European Theater Convention (ETC) einen Austausch mit Theatermachern aus Ukraine und Belarus initiiert. Am Wochenende wird Leipzig zum Treffpunkt für zehn junge Stipendiaten aus der krisengeschüttelten Ukraine, die in Deutschland, Belgien, Georgien und Österreich tieferen Einblick in die Arbeit an Europas Schauspielhäusern bekommen. Einige werden bei dem Treffen schon Austausch-Erfahrungen in den politischen und künstlerischen Diskurs einbringen, der von Samstag bis Montag in Leipzig stattfindet. Häuser in Berlin, Graz, Tiflis, Karlsruhe und eben Leipzig haben bereits mit den Stipendiaten gearbeitet, teilte das ETC auf Anfrage mit. Für andere ist Leipzig, die Partnerstadt Kiews, der Start für den sechswöchigen Arbeitsbesuch an Bühnenhäusern in Wiesbaden, Braunschweig, Dortmund, Heidelberg und Liège in Belgien.

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Andrew-Palatnyi, Stipendiat der European Theatre Convention

Zur Bildergalerie Demokratische Strukturen stärken, Brücken schlagen zu Künstlern, die unter teils schwierigen politischen Bedingungen arbeiten - darauf liegt nun auch der Fokus des Projekts, das finanziell vom Auswärtigen Amt gefördert wird. Das Treffen in Leipzig, Kiews Partnerstadt, dreht sich inhaltlich um die Frage, wie Theater eine kritische Öffentlichkeit hervorbringen kann. Dass Bühnenkunst in Leipzig Einmischung in die Gesellschaft bedeutet, hat Intendant Enrico Lübbe erst jüngst mit der Inszenierung „Die Schutzflehenden“ gezeigt, die das Thema Flucht und Asyl beleuchtet. Verbindung zu Belarus via Skype Im Dezember wechselt der Schwerpunkt des Projekts nach Kiew. Dann präsentieren ukrainische Künstler einem internationalen Fachpublikum in acht Stücken einen Querschnitt durch die Theaterszene des Landes. Schon im November steht Weißrussland im Zentrum des Projekts: In London beteiligen sich europäische Theatermacher am Demokratiefestival des Belarus Free Theaters. Die Gründer wurden Ende 2010 aus Weißrussland ausgewiesen und erhielten in Großbritannien politisches Asyl. Das Engagement für mehr Demokratie in ihrer Heimat, die Kritiker als die letzte Diktatur Europas bezeichnen, haben sie nicht aufgegeben. Laut ETC läuft die Entwicklung von Stücken mit Schauspielern in Minsk nun via Skype. Das Schauspiel Leipzig ist seit Ende 2013 Mitglied der ETC, Europas größtem Netzwerk öffentlicher Theater. Rund 40 Häuser in mehr als 20 Ländern gehören der Vereinigung an, die Vernetzung fördert und die Interessen der Theatermacher gegenüber der Europäischen Union vertritt.

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GESAMTES PROJEKT "THEATER, FREIHEIT, DIALOG"

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INTERNATIONAL Projektauftritt ETC-Webseite| Juni 2015 - Dezember 2016 | Online http://etc-cte.org/ & http://etc-cte.org/base.php?code=1021

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European Theatre Convention (ETC) – Convention Théâtrale Européenne (CTE) Executive office c/o Deutsches Theater - Schumannstr. 13 a - 10117 Berlin - Germany/ Allemagne T +49 (0)30 28441 460 - F +49 (0)30 28441 488 EU office c/o European House for Culture Sainctelettesquare 17 - 1000 Brussels - Belgium/ Belgique Head office c/o SYNDEAC 8 rue Blanche - 75009 Paris - France Association loi 1901

WWW.ETC-CTE.ORG


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