Invest Ferienimmobilien
Ein Haus am Meer
Der Schweizer Franken im Hoch, Immobilien im Süden im Tief: BILANZ zeigt, wo sich in Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland ein Kauf lohnt. Harry Büsser Text
Mallorca, Spanien Auf den Balearen sind im letzten Jahr Ferienimmobilien für eine Milliarde Euro verkauft worden, die meisten davon auf Mallorca. 125
indexiert
115 105
Wohnungspreise Spanien
95 85 2004
Quelle: Bloomberg
82 BILANZ 17/2015
2015
Villa in Andratx Kaufpreis: 2,95 Millionen Euro Preis pro m² Wohnfläche: 17 350 Euro Wohnfläche: 170 m² Grundstück: 647 m² Zimmer: 7 Spezielles: Meerblick, Pool, Klimaanlage, Terrasse mit 166 m²
In Andratx im Südwesten von Mallorca liegt ein Villenviertel der gehobenen Klasse. Wie diese Villa sind die meisten mit Swimmingpool ausgestattet und bieten Meerblick. Auf den Hügeln rund um den schön gestalteten Hafen mit Kaffees, Restaurants und Läden befinden sich die begehrtesten Lagen.
Villa in Alcudia Kaufpreis: 0,97 Millionen Euro Preis pro m² Wohnfläche: 5390 Euro Wohnfläche: 180 m² Grundstück: 1182 m² Zimmer: 8 Spezielles: Wintergarten mit Meerblick, Pool, Terrasse.
Fotos: Premium Stock Photography Gmbh / Alamy, Marco Richter / PR, Christian Arndt / Flycam Media / PR
Im Norden von Mallorca in der Gegend um Alcudia findet sich eine grüne, friedliche Villensiedlung. Alcudia bietet eine malerische Altstadt, Restaurants, Kaffees und allerlei Geschäfte. Ab Flughafen Palma dauert die Anfahrt rund 40 Minuten. Die Villa im Bild ist nur 50 Meter vom Meer entfernt.
T
e quiero», ich liebe dich, sagt Hans Lenz. Der 40-Jährige ist Chef der Büros des Immobilienmaklers Engel & Völkers im Südwesten von Mallorca. Die Gegend ist die begehrteste auf der Baleareninsel. Sein Telefon läutet alle paar Minuten. «Hast du ihnen das Haus gezeigt? Gefällt es ihnen?», sind Fragen, die er seinen Mitarbeitern stellt. «Ich liebe dich» ist für seine Frau, die ihn erreicht, als Lenz über die Terrasse einer Villa geht, die für rund zehn Millionen Euro zum Verkauf steht – mit traumhaftem Weitblick auf das Mittelmeer und Sicht auf die Bucht von Cala Llamp, unweit des edlen Port d’Andratx. Lenz ist sonnig gelaunt. Er bleibt auch fröhlich, als ein Mitarbeiter ihm mitteilt, dass seinen Kunden das Haus nicht gefallen habe. Das heitere Gemüt wird gestützt von geschäftlichem Erfolg: Seine Mitarbeiter haben letztes Jahr Immobilien im Wert von 125 Millionen Euro verkauft. Der durchschnittliche Preis einer Wohneinheit betrug 1,9 Millionen Euro. In seinem Marktgebiet im Südwesten der Insel muss mit Einstiegspreisen pro Wohnquadratmeter von zwischen 4000 und 12 000 Euro gerechnet werden. Die Immobilienpreise auf Mallorca sind nicht 30 Prozent eingebrochen, wie die Entwicklung der Durchschnittspreise in Spanien nahelegt (siehe • 17/2015 BILANZ 83
Invest Ferienimmobilien Das Thema
Lago Maggiore, Italien
105
Das grenznahe Italien ist mit dem Auto in wenigen Stunden erreichbar. Die Immobilienpreise sind nur halb so hoch wie auf der Schweizer Seite der Grenze.
85
Grafik auf Seite 82). Dies, weil die Märkte für Erst- und Zweitwohnsitze getrennt zu betrachten sind. Ferienimmobilien sind tendenziell resistenter gegen Wertverluste, weil deren Besitzer meist über genügend Mittel verfügen, um in der Krise nicht verkaufen zu müssen. «Wer mit spitzem Bleistift rechnen muss und noch Fremdkapital braucht, sollte besser keine Ferienimmobilie kaufen», sagt Rolf Bach, Leiter Immobilienberatung bei Ernst & Young in Zürich. Die Durchschnittsindikatoren für Immobilien übertreiben also tendenziell den Preisabschlag bei Ferienimmobilien, was aber nichts daran ändert, dass auch Letztere günstiger geworden sind. Deswegen ist jetzt ein guter Zeitpunkt für
84 BILANZ 17/2015
95
Wohnungspreise Italien
75 65 2000
2015
Quelle: Bloomberg
den Kauf im Süden. Auch weil es für Schweizer dieses Jahr noch einmal zehn Prozent günstiger geworden ist durch den Fall des Euro von einem Kurs von über 1.20 auf unter 1.10 Franken. Zudem prognostizieren die meisten Ökonomen, dass der Euro mittelfristig wieder an Wert gewinnen wird. Gemessen an der Kaufkraftparität müsste er über die Marke von 1.20 Franken steigen (siehe Grafik rechts). So liesse sich mittelfristig gar auf Währungsgewinne spekulieren.
Unterbewertet Derzeit notiert der Euro/Franken-Kurs mehr als zehn Rappen unter der Kaufkraftparität. Das lässt Raum für Währungsgewinne. 2.20
Franken
2.00
1.60 1.40 1.20
Solid dank Meersicht. Darauf schauen die Käufer aber selten, suchen vielmehr Wertbeständigkeit, die vor allem Häuser an besten Lagen bieten. Wie in vielen südlichen Regionen bedeutet das auch
Euro in Franken
1.80
Kaufkraftparität Neutrale Zone
1.00
1985
1990
1995
2000
2005
Quelle: Wellershoff & Partners. © BILANZ-Grafik
2010
2015
Fotos: Federica Grassi / Getty Images, PR
•
indexiert
Villa in Cannobio Kaufpreis: 0,795 Millionen Euro Preis pro m² Wohnfläche: 2840 Euro Wohnfläche: 280 m² Grundstück: 2326 m² Zimmer: 7 Spezielles: Seeblick, Pool, Sauna, Terrasse mit 30 m², Baujahr 1972
Die Villa liegt zwei Kilometer vom Zentrum von Cannobio, drei Kilometer von der Schweizer Grenze und eine Stunde vom Flughafen von MailandMalpensa entfernt. Cannobio befindet sich am Westufer des Lago Maggiore, in nur 20 Autominuten ist Locarno erreichbar. Die Gemeinde mit historischem Stadtkern und pittoresker Uferpromenade hat gut 5000 Einwohner.
auf Mallorca vor allem eines: Meersicht. In einer Studie im Auftrag des Immobilienmaklers Porta Mondial wurde aus 6000 Immobilieninseraten auf Mallorca ein durchschnittlicher Aufschlag von 40 Prozent für Meersicht berechnet. An den Hügeln um den Hafen von Andratx stehen besonders viele Villen mit Meersicht. Kein Wunder, dass die teuerste Wohnstrasse von ganz Spanien in der Gegend ist: An der Calle Castanyetes müssen bis zu 27 000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche bezahlt werden. Der Immobilienmarkt auf den Balearen ist äusserst liquide: 2014 sind insgesamt Ferienimmobilien im Wert von fast einer Milliarde Euro verkauft worden, der Grossteil davon auf Mallorca. Auch die
Schweizer kaufen fleissig: Gemäss Statistik der spanischen Notarkammer stehen sie auf Platz sechs der ausländischen Käufer – hinter Deutschen, Briten, Schweden, Franzosen und Italienern. Dabei neigen die Schweizer zur Grösse: Jeder Zweite kauft eine Immobilie mit über 100 Wohnquadratmetern. Dieser Wert wird nur von den Holländern knapp übertroffen. Eine breite Käuferschaft zieht es nach Mallorca, weil die Insel von ganz Europa aus sehr gut erreichbar ist. Nicht ganz zwei Stunden dauert der Flug von Zürich nach Palma. Dessen Flughafen ist gemessen an den Passagierzahlen der drittgrösste Spaniens – nach Madrid und Barcelona. Damit ist Mallorca die am besten erreichbare Insel im Mittelmeer.
Zudem bietet die Baleareninsel eine grosse Vielfalt: Wer Party will, fährt wenige Minuten in den Osten von Palma, nach El Arenal, wo die Deutschen ihren Ballermann feiern. Wer es gediegen mag, fährt 15 bis 30 Minuten in den Westen nach Portals oder Andratx. Hier wohnen die Gutsituierten. Wer Ruhe sucht, fährt ins Landesinnere oder an die Küsten im Norden oder Osten. Die Küsten sind meist beschaulich und nicht mit Hochhäusern und Schlafburgen verschandelt wie auf Spaniens Festland, etwa in Benidorm. Der Hafen von Andratx ist eine malerisch gestaltete Flaniermeile mit Cafés, Restaurants und Shops. Lebenwerteste Stadt der Welt. Mallorca ist ganzjährig Anziehungspunkt für Gäste: im Sommer für Badetouristen, im Frühling und Herbst für Radfahrer und Wanderer. Der höchste Gipfel auf der Insel, der Puig Major, reicht bis auf 1445 Meter. Auf der Insel ist sogar im Winter etwas los, insbesondere in Palma, wo rund 400 000 Menschen ihren Wohnsitz haben. «Inzwischen wohnen viele ausländische Immobilienbesitzer ganzjährig auf der Insel», sagt Lenz. Das seien nicht nur Rentner und Aussteiger. Oft anzutreffen sei das Familienmodell, bei dem der Mann unter der Woche in Nordeuropa arbeite und wohne, die Wochenenden aber auf Mallorca verbringe, wo Frau und Kinder residierten. Für den Nachwuchs gibt es hier fünf internationale Schulen von Renommée, alle in der Nähe von Palma. Dort steigt die Nachfrage nach Wohnungen. Auch weil Palma kürzlich in der britischen «Sunday Times» als lebenswerteste Stadt der Welt bezeichnet wurde. Zwischen 3000 und 9000 Euro kostet der Wohnquadratmeter. Wobei Preise von 3000 Euro bedeuten, dass die Immobilie kaum über moderne Ausbaustandards wie Klimaanlage verfügt und renovationsbedürftig ist. Die teuersten Lagen befinden sich östlich der Kathedrale von Palma. Dort ist es ruhiger als auf der Westseite, und zu Palmas Stadtstrand sind es nur wenige Gehminuten. Immobilienschnäppchen gibt es auf Mallorca kaum mehr. Am ehesten noch im Norden der Insel. Dort sind schöne Villen mit Meerblick ab 3000 Euro pro Quadratmeter zu finden. Angenehm entspannt ist etwa die Gegend um Alcudia mit seiner idyllischen Altstadt. Vorne am Meer bei Bonaire stehen einige hüb- • 17/2015 BILANZ 85
Invest Ferienimmobilien
Hotspots für Schweizer Immobilienpreise pro Wohnquadratmeter
CANNOBIO
NIZZA
Die Immobilienpreise sind im Vergleich zur Schweizer Seite nur halb so hoch. Ab 3500 €. Rechtsunsicherheiten in Italien.
Hinterland: 5000 €. Gute Immobilie, schönes Haus mit Meerblick: 7000 €. Saint-Jean-Cap-Ferrat, direkt am Wasser bis 200 000 Fr. Èze: 7000 €. Cannes, Flaniermeile Croisette: ab 10 000 €, nach oben offen. Cannet (Hinterland Cannes): ab 5000 €.
Flugzeit Zürich–Zielort
B A R C E LO N A
2 Std. 50 Min. Staugefahr gross
In einer schönen Umgebung, nahe dem Zentrum, 3500 bis 4500 € (vor der Krise noch bei 6500 €).
mindestens –2 °C im Januar (Monatsmittel)
1 Std. 45 Min.
117 Regentage
15 Min. ins Zentrum
≥ 20 °C Wassertemperatur von Juni bis September
mindestens 6 °C im Januar (Monatsmittel)
1 Std. 5 Min., viele Flüge sehr hohe Staugefahr! mindestens 4 °C im Januar (Monatsmittel) 88 Regentage
Zürich
78 Regentage
≥ 20 °C Wassertemperatur von Juni bis September
≥ 20 °C Wassertemperatur von Juli bis Oktober
Cannobio
F LO R E N Z / TO S K A N A Nizza
Florenz Siena: 3600 €. Forte dei Marmi: 12 000 €. Toskanische Küste: 4000 €. Zentrale Toskana: 5000 bis 7000 €. Bauernhaus in der Toskana 3500 €. Florenz im historischen Zentrum: 8000 bis 9000 €. Rechtsunsicherheiten in Italien.
Barcelona
Porto Cervo Alicante
Palma
Olbia
1 Std. 15 Min. mindestens 1 °C im Januar (Monatsmittel) 83 Regentage
M A L LO R C A
Rhodos
A L I C A N TE Immobilien bereits ab 1500 € erhältlich.
Im Südwesten teurer: Die Einstiegspreise für Villen liegen zwischen 4000 und 12 000 €. Im Nordosten günstiger: Preis für eine Immobilie mit zwei Schlafzimmern und Meerblick ab rund 3000 €. 1 Std. 50 Min., sehr viele Flüge
2 Std. 15 Min.
10 Min. ins Zentrum
20 Min. ins Zentrum
kaum Staugefahr
mindestens 4 °C im Januar (Monatsmittel)
mindestens 6 °C im Januar (Monatsmittel)
88 Regentage
78 Regentage
≥ 20 °C Wassertemperatur von Juni bis September
≥ 20 °C Wassertemperatur von Juli bis Oktober
Lindos
SARDINIEN Durchschnittlich rund 3000 €. Porto Cervo: über 10 000 €. Teuerste Wohnlage: Cala di Volpe, über 100 000 €. 1 Std. 30 Min. (Olbia), viele Flüge Teilweise lange Autofahrten, wegen der Grösse der Insel. Staugefahr erhöht. Vom Flughafen Olbia rund 35 Minuten bis Nobelort Porto Cervo. mindestens 7 °C im Januar (Monatsmittel) 60 Regentage
Quelle: Engel & Völkers, Porta Mondial, Remax, Klima.org, wetter365.ch, eigene Recherchen. © BILANZ-Grafik
86 BILANZ 17/2015
≥ 20 °C Wassertemperatur von Juni bis Oktober
RHODOS Lindos: 2500 bis 6000 € (sehr gute Lage). Symi (23 Kilometer nördlich der Insel Rhodos): 2300 bis 4000 €. In Griechenland wird nur auf den Inseln Rhodos und Kos ein Grundbuch geführt. knapp 3 Std. mittlere Anzahl Flüge je nach Zielort teilweise lange Autofahrten, wenig Staugefahr mindestens 7 °C im Januar (Monatsmittel) 65 Regentage ≥ 20 °C Wassertemperatur von Juni bis November
Wohnung in Èze Kaufpreis: 0,67 Millionen Euro Preis pro m² Wohnfläche: 6634 Euro Wohnfläche: 101 m² Grundstück: 647 m² Zimmer: 4 Spezielles: Meerblick, Pool, Klimaanlage, Neubau, Terrasse mit 24 m²
Côte d’Azur, Frankreich Die Côte d’Azur ist die gefragteste und prestigeträchtigste Ferienregion Frankreichs. Die Immobilienpreise sind dementsprechend eher hoch.
Fotos: Cultura Creative / Alamy, PR
•
sche Villen. Allerdings schliessen im Norden viele Cafés und Restaurants während der Wintermonate, was Ganzjahresbesucher abschrecken kann. In Spanien finden diese eher noch auf dem Festland ein Schnäppchen, etwa in Barcelona, wo Qualitätswohnungen im Zentrum für 3500 bis 4500 Euro pro Wohnquadratmeter zu haben sind. Im südlicheren Alicante ist es noch günstiger, dort sind Quadratmeterpreise von nur 1500 Euro anzutreffen. Allerdings sind die Flugverbindungen dorthin deutlich schlechter. Wer gar nicht fliegen will, sucht nicht in Spanien, sondern am besten im grenznahen Italien nach einer Ferienimmobilie, die mit dem Auto in rund drei Stunden erreichbar ist. Der Blick über die Grenze lohnt sich: «Im Vergleich zum Tessin sind die Preise auf der italienischen Seite nur etwa halb so hoch», sagt Stefano Lappe, Immobilienbewerter mit Sitz in Locarno. Während im Tessin für schöne Immobi-
4000
Euro pro Quadratmeter
3500 3000
Wohnungspreise Frankreich
2500 2000 2000
2015
Quelle: Bloomberg
lien mit Seesicht in der Nähe von Locarno oder Lugano Preise pro Quadratmeter von über 10 000 Franken bezahlt werden müssen, sind es auf der italienischen Seite oft weniger als 5000 Euro. Etwa in Cannobio am Lago Maggiore, nur etwas über 20 Autominuten von Locarno entfernt. Italienischer Wirrwarr. Wegen der Rechtsunsicherheit in Italien rät Lappe aber eher von Käufen auf der italienischen Seite ab. Er erzählt vom Fall eines langjährigen Besitzers einer Immobilie mit Seeanschluss und Bootshaus in Italien. Diesem wurde eines Tages aus heiterem Himmel angekündigt, er müsse jetzt für den Seeanstoss 3000 Euro Miete pro Jahr bezahlen. Und zwar nicht erst ab Ankündigung, sondern für 30 Jahre rückwirkend! «In Italien gibt es einen Dschungel von Gesetzen, der kaum zu überschauen ist», sagt Lappe. Dem stimmt Beat Burri, auf Italien spezialisierter Immobilienberater mit Sitz in Bern und La Spezia, nur
Èze befindet sich zwischen Monaco und Nizza; Ersteres ist rund 15 Auto minuten entfernt, der Flughafen Nizza etwa 30. Die Gemeinde mit rund 2500 Einwohnern ist bekannt für atemberaubende Ausblicke auf das Meer, die mittelalterliche Stadt und ein angenehmes Mikroklima. Der kleine Badeort Èze-sur-Mer liegt in einer von steilen Felsen geschützten Bucht, weshalb es dort im Winter oft fünf Grad wärmer ist als in den Nachbarorten.
bedingt zu. Die rechtliche Situation sei zwar schwierig, aber die Verhältnisse müssten eben für jede einzelne Immobilie detailliert abgeklärt werden. Experten des Vertrauens müssten unbedingt beigezogen werden. So sei etwa zu beachten, dass Schweizer in Italien keine Grundstücke kaufen dürften, die über 1000 Quadratmeter gross sind und deren Wohnfläche 200 Quadratmeter übersteigt. Es gebe zwar noch Möglichkeiten, grössere Immobilien zu erwerben, etwa über die Gründung einer juristischen Person, die die Immobilie kaufe. Gemäss Burri ist die Nachfrage nach Ferienimmobilien trotzdem massiv eingebrochen. «Die heutige Generation träumt nicht mehr von einem Haus in Italien», nennt er als Grund. Das macht er daran fest, dass er auf Immobilieninserate in der Schweiz und in Deutschland kaum mehr Reaktionen erhalte. Auch bei den lokalen Maklern lasse sich die Misere feststellen: «Inzwi- • 17/2015 BILANZ 87
Invest Ferienimmobilien • schen sind die hauptsächlich im Erstwohnsitzmarkt für Italiener tätig», sagt Burri. Teilweise arbeiteten sie auch mit Vermietungen, was sie früher wegen der geringen Provision, die nur eine Monatsmiete betrage, gescheut hätten. Was der Nachfrageeinbruch für die Preise bedeutet, macht er an einem Beispiel fest: Ein Paar hat ihn beauftragt, ein Haus in der Nähe von Sarzana in Ligurien zu verkaufen. Exakt 1000 Quadratmter Grundstück, 55 Quadratmeter Wohnfläche. Vor sechs Jahren hatten sie gekauft, für 205 000 Euro – damals war die Währung noch 1.60 Franken wert. Jetzt ist es für 125 000 Euro ausgeschrieben – rund 2300 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche – und findet keinen Käufer.
Der Preiseinbruch dieser Immobilie übersteigt jenen bei den Durchschnittspreisen deutlich, der rund 15 Prozent beträgt (siehe Grafik auf Seite 84). Schweizer statt Russen. Die Nachfrage von Schweizern nach Immobilien in Italien ziehe wieder an, sagt Peter Moertl. Der Jurist und Chef der Premier Suisse Group mit Sitzen in Zürich und Küsnacht ist unter anderem auf Rechtsberatungen bei Immobilienkäufen in Italien spezialisiert. Vor allem in der zentralen Toskana bemerkt er erhöhtes Interesse. Es würden Herrenhäuser mit Olivenhainen und allem Drum und Dran gesucht. Während sich die Experten für Italien uneinig sind, ist die Nachfragelage in
Rhodos, Griechenland Schnäppchenjäger werden am ehesten in Griechenland fündig. Allerdings sind die Besitzverhältnisse oft unklar – ausser auf Rhodos und Kos.
105
indexiert
95 85 75
Wohnungspreise Griechenland
65 2006 Quelle: Bloomberg
88 BILANZ 17/2015
Frankreich an der Côte d’Azur klar: Wurden 2011 noch Immobilien im Wert von 2,45 Milliarden Euro verkauft, so waren es im Jahr 2013 noch 1,86 Milliarden. Inzwischen habe sich die Nachfrage stabilisiert, sagt Beatrix Eikel, die die Büros von Engel & Völkers an der Côte d’Azur leitet. Italiener und Russen seien weiter die bedeutendsten Käufernationen, hätten aber Marktanteil verloren. Dagegen steige die Zahl der schweizerischen und britischen Interessenten. Wie die Schweizer profitieren auch die Briten davon, dass ihre Währung gegenüber dem Euro gestiegen ist. Die Preise an der Côte d’Azur sind gemäss Eikel heute rund 15 bis 20 Prozent tiefer als im Jahr 2007. Das spiegelt sich allerdings nicht in der Statistik für ganz
2015
Fotos: Thomas Haupt / Imagebroker.com, PR
Frankreich. Die Durchschnittspreise sind eher gestiegen, auf über 3800 Euro pro Quadratmeter (siehe Grafik auf Seite 87). Die Côte d’Azur zieht sich von Menton im Osten bis St-Tropez im Westen. Auf der Strecke von Menton bis Nizza reichen die Alpen bis ans Meer, was felsige Küsten, grandiosen Meerblick und lauschige Meerbuchten bedeutet. Allerdings ist der Strand meist steinig und nicht sandig. Ab Antibes Richtung Cannes und St-Tropez verändert sich dann das Bild. Die wohl teuersten Lagen finden sich auf der Halbinsel Saint-Jean-Cap-Ferrat, zwischen Monaco und Nizza. Die Halbinsel bietet ein parkähnliches Ambiente und wird als exquisites Wohngebiet geschätzt. Das mondäne Flair der Belle
Époque, zahlreiche Yachthäfen, Badestrände, Sternerestaurants und exklusive Clubs ziehen Käufer mit grossem Portemonnaie an. Für Appartements an guten Lagen müssen mindestens 10 000, eher 30 000 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Villen kosten zwischen 4 und 20 Millionen, im absoluten Top-Segment wird der Millionenbetrag dreistellig. Wer es günstiger will, müsse ins Hinterland, wo der Quadratmeterpreis bei rund 5000 Euro liege, so Eikel. Aber auch an der Côte d’Azur fänden sich schöne Häuser mit Meerblick ab 7000 Euro, etwa in Èze, das ein angenehmes Mikroklima bietet. «Die Preise dort ziehen an», sagt Eikel. Vor allem Leute, die die Nähe zu Monaco suchten, hätten Èze entdeckt.
Wohnhaus in Lindos Kaufpreis: 0,68 Millionen Euro Preis pro m² Wohnfläche: 2012 Euro Wohnfläche: 338 m² Grundstück: 129 m² Zimmer: 13 Spezielles: Direkt am Meer, Klimaanlage, Solarheizung, Maisonette
Diese direkt am Strand gelegene Immobilie bietet einen Panoramablick auf die Bucht von Haraki, nahe der Ortschaft Lindos im Osten von Rhodos. Das dreistöckige Wohnhaus besteht aus drei Wohneinheiten mit insgesamt 338 m² und ist sowohl als Vermietobjekt als auch für eine Mehrgenerationen familie geeignet. Die Wohneinheiten sind jeweils mit offener Küche, Kamin im Wohnraum sowie Terrasse oder Balkon ausgestattet.
In Cannes sind die Preise höher. Dort müsse für ein Appartement an der Flaniermeile La Croisette mit mindestens 10000 Euro pro Quadratmeter kalkuliert werden. Günstiger werde es im Landesinneren, etwa in Le Cannet, wo der Quadratmeter ab 5000 Euro koste. Wer Ferienimmobilien zu Schnäppchenpreisen kaufen will, sollte den Blick gegen Südosten richten, nach Griechenland. Die Preise sind um fast 40 Prozent gefallen (siehe Grafik auf Seite 88). Wird der Währungszerfall des Euro dazugerechnet, zahlen Schweizer heute zwei Drittel weniger als im Jahr 2009. «Wer schon länger mit dem Gedanken spielt, eine Immobilie in Griechenland zu kaufen, und jetzt nicht kauft, wird nie kaufen», sagt Georgios Petras, Geschäftsführer von Engel & Völkers auf Rhodos. Allerdings mahnt die unsichere wirtschaftliche und politische Lage des Landes zur Vorsicht. Griechische Schnäppchen. Ein grosses Problem ist, dass in Griechenland die Besitzverhältnisse von Immobilien unklar sind, weil kein funktionierendes Katasterwesen exisiert. Dies ist zwar nicht ganz überall der Fall: Denn auf den Inseln Rhodos und Kos funktioniert es. Allerdings kommt Kos wegen der Flüchtlingsansiedlung derzeit eher nicht in Frage. Dafür ist Rhodos eine Überlegung wert. Ab Zürich dauert der Flug keine drei Stunden. Dort angekommen, beträgt die Lufttemperatur auch in den Wintermonaten tagsüber 10 bis 18 Grad. Das Klima und die tiefen Preise haben Schnäppchenjäger schon hellhörig gemacht. Das lässt sich etwa aus den Suchanfragen auf Google wie «Rhodos Immobilien kaufen» ableiten, die seit dem Jahr 2011 immer häufiger eingetippt werden. Die meisten Suchanfragen kämen aus Deutschland, Grossbritannien und der Schweiz, so Petras. Am stärksten nach gefragt würden Immobilien im Süden der Insel und in der Region um Lindos im Osten. Die Ortschaft selber steht vollständig unter Denkmalschutz und ist im Sommer ein Hotspot der Insel. Ein Haus direkt am Meer lässt sich dort für zwischen 2500 und 5000 Euro pro Quadratmeter finden. Den Preis sieht Petras allerdings nicht als Hauptkriterium beim Kauf: «Eine Ferienimmobilie verlängert das Leben», sagt er. «Weil Sie dann öfter und länger Ferien nehmen.» Sie werden es lieben. • 17/2015 BILANZ 89