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DAS HOTEL+SPA INTERVIEW

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SPA-SUITE

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Wenn man sich an bestimmte Regeln hält, ist der Besuch eines Spas nach wie vor einfach gesundheitsfördernd. (Foto: Klafs/Öschberghof, Donaueschingen)

Spa in Corona Zeiten: Was Experten raten

Die Corona-Pandemie macht das Jahr 2020 für Hoteliers zu einem besonders schwierigen Jahr. Im Frühjahr mussten Hotels aufgrund derAusbreitung des Virus ihre Türen vor den Gästen geschlossen halten. Als die Wiedereröffnung anstand, machten zahlreiche Regelungen den Start in die Sommersaison schwer.

In der Zwischenzeit dürfen auch alle Spa-Bereiche der Hotels wieder öffnen. Dennoch zählt der Wellness-Bereich für Einige zu den besonders heiklen Orten einer Hotelanlage. Um in dieser Unsicherheit Risiken richtig einschätzen zu können, stehen den Hoteliers, sowie den Betreibern ähnlicher

Unternehmen aus den Bereichen Sauna, Wellness und Freizeit, verschiedene Verbände und Vereine unterstützend zur Seite.

Auch die European Waterpark Association zählt dazu. Als Geschäftsführer vertritt Dr. Klaus Batz die Interessen der europäischen Freizeitbäder, Thermen und Wasserparks. Neben der Beratung zu aktuellen Regeln zum Infektionsschutz in öffentlichen

Einrichtungen ist auch für ihn wichtig klarzustellen, dass das

Risiko einer Ansteckung in der Umgebung von Saunen und Schwimmbädern eher niedriger ist, als in anderen Alltagssituationen. „Wenn sich die Gäste an die Hygieneregeln halten und keine Vorerkrankungen haben, die auf eine Corona-Infektion hinweisen könnten, dann sollte nach den derzeitigen Erkenntnissen der Wissenschaft ein Thermenbesuch oder der Urlaub in einem Wellness-Hotel deutlich unbedenklicher sein, als an anderen Orten, an denen sich Menschen versammeln.“, so Batz. Auch die Klafs Projektberater im Außendienst stehen seit AusbruchderPandemie mitvielenHoteliersundThermen-undBäderbetreibern in regem Austausch. Stefan Echterbecker, Vertriebsleiter Deutschland bei KLAFS erklärt: „Von Beginn der Coronakrise an, versuchen wir unsere gewerblichen Kunden, so gut es uns möglich ist, zu unterstützen. Wir haben beispielsweise einen 50Punkteplan zur schrittweisen Wiedereröffnung von Wellness- und Spa-Bereichen entwickelt und an einem Webinar mitgewirkt. Trotz der schwierigen Zeit bin ich davon überzeugt, dass auch die Hotellerie positiv in die Zukunft blicken kann. Denn die eigene Gesundheit und Auszeiten aus dem Alltag werden zukünftig für viele Menschen einen noch höheren Stellenwert gewinnen.“ Wie gesund und stärkend Saunieren ist, ist den meisten Menschen bewusst. DieVerunsicherungenübereinenBesuch im SpaBereich liegt daher im Aufeinandertreffen mit anderen Gästen und dem damit verbundenen Infektionsrisiko. Doch wie schätzt man das Infektionsrisiko in Spa- und Wellness-Anlagen richtig ein? Wie hoch ist das Ansteckungsrisiko während des Schwimmens und Saunierens in Relation zu anderen Aktivitäten wie beispielweises Einkaufen?

Auch Professor Karl-Ludwig Resch, Leiter des Deutschen Instituts für Gesundheitsforschung in Bad Elster, sieht einen Aufenthalt im Wellness-Hotel oder in Thermalbädern als positiven Einfluss auf die eigene Gesundheit bei einem im Vergleich deutlich unterdurchschnittlichem Risiko.

INTERVIEW MIT PROF. KARL-LUDWIG RESCH

Herr Prof. Dr. med. Resch, wie schätzen Sie das Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus während des Besuches einer öffentlichen Sauna- und Spa-Anlage ein? Einen 100%igen Schutz wird man in diesen Tagen nirgendwo finden, außer man entscheidet sich für ein Leben als Einsiedler. Deshalb muss man sich immer fragen, wo ist es relativ gefährlich bzw. relativ sicher. Und da, scheint mir, haben Politiker die Sauna als einen Ort mit vergleichsweise geringem Risiko bislang schlichtweg vergessen.In der Sauna selbst herrschen Bedingungen, die, wie man weiß, den recht hitzeempfindlichen Coronaviren schnell den Garaus machen. Das gilt sowohl für Viren, die ggf. auf einer Oberfläche landen wie für Viren, die in der Luft schweben. Und zusätzlich wohl auch für Viren, die sich bei einem Erkrankten typischerweise besonders am Naseneingang und Rachen befinden. In den Ruheräumen einer Sauna wird typischerweise wenig und wenn, dann nicht laut gesprochen. Das bekannte und bedeutsame Übertragungsrisiko lauten Sprechens ist also in der Sauna bedeutend geringer als fast überall woanders. Das hat auch damit zu tun, dass die Ruhe und Entspannung, die man ja gerade in der Sauna sucht, zu einer besonders ruhigen, flachen Atmung führt, was selbst bei einem infizierten Menschen mit einer besonders geringen Menge an Viren in der Ausatemluft verbunden ist.Und dann spielt auch die Lüftung eine große Rolle. Die ist in einer Sauna, anders als in den meisten anderen Räumlichkeiten z.B. im Supermarkt grundsätzlich so ausgelegt, dass die feuchte Luft (Fachbegriff: Aerosol) schnell und effektiv entfernt wird. Und mit dem Aerosol werden schnell und zuverlässig auch mögliche Viren in der Luft entfernt. Eine gefährliche Konzentrationszunahme ist somit schon aus technischen Gründen weitestgehend ausgeschlossen.

Gibt es weitere Gründe – auch vor dem Hintergrund des Infektionsschutzes –, die für einen Aufenthalt in einem Wellness-Bereich sprechen? Für Kurmittelhäuser, Saunen und andere Gesundheits- und Wellness-Einrichtungen spricht zunächst einmal, wie ich ausgeführt habe, dass es sich typischerweise um öffentliche Orte mit einem vergleichsweise niedrigen unmittelbaren Risiko handelt. Das gilt unmittelbar für den jeweiligen Aufenthalt.Darüber hinaus kann der regelmäßige Besuch erhebliche zusätzliche weitere gesundheitliche Potentiale aktivieren. Aus vielen Studien ist bekannt, dass die regelmäßige Exposition gegenüber wechselwarmen Reizen insbesondere das angeborene Immunsystem trainiert. Alle Angriffe von neuartigen Eindringlingen, Bakterien, Pilzen oder Viren, gegen die das Immunsystem noch keine spezifischen Abwehrstoffe entwickeln konnte, können so mit wesentlich größerer Wahrscheinlichkeit erfolgreich abgewehrt werden. Verschiedene Studien haben ein recht zuverlässiges Bild gezeichnet, dass dies bis zur Hälfte aller „Erkältungen“ und „grippalen Infekte“ betrifft. Besondere Bedeutung bekommt dieser Aspekt dadurch, dass man inzwischen davon ausgeht, dass wahrscheinlich 80% oder noch mehr aller SARS-CoV-2-Infektionen unbemerkt verlaufen, die Infizierten aber trotzdem Virenträger sind und andere anstecken können – allerdings dann in der Regel mit einer geringeren Menge an Viruspartikeln. Und genau bei diesem derzeit wohl noch stark unterschätzten „Normalfall einer Coronainfektion“ ist ein gut trainiertes Immunsystem Gold wert. Wenn es eine erfolgreiche Infektion verhindern kann, ist das nicht nur für den Betroffenen eine gute Sache, sondern auch für sein Umfeld. Denn wer selbst nicht krank wird, steckt auch niemand anders an! 

DR. PHIL. KLAUS BATZ

seit 2001 Geschäftsführer der European Waterpark Association, Fachbeiratsmitglied der FSB – Internationale Fachmesse für Freiraum, Sportund Bäderanlagen der Köln Messe GmbH und Mitglied des Interbad-Fachbeirats der Messe Stuttgart.

STEFAN ECHTERBECKER

ist Vertriebsleiter Deutschland bei Klafs. DerSaunahersteller Klafs ist Weltmarktführer für Sauna, Pool und Spa.

P R O F E S S O R KARL-LUDWIG RESCH ist LeiterdesDeutschenInstituts für Gesundheitsforschung in Bad Elster, habilitierter Facharzt für Physikalische undRehabilitativeMedizinund ExpertefürNaturturheilkunde, Komplementärmedizinundklinische Forschungsmethoden.

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