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Live vor Ort: Bodenbeläge
Mit viel Liebe zum Detail hat die Baufamilie dem alten Bahnhof neues Leben eingehaucht.
Charmanter Auftritt
B e i d e r S a n i e r u n g d e s h i s t o r i s c h e n S c h m u c k s t ü c k s s t a n d e n z w a r d i e e x t r a v a g a n t e n V i n t a g e - E i c h e n d i e l e n i m F o k u s , a b e r d a s G e b ä u d e b e e i n d r u c k t a l s G e s a m t k u n s t w e r k .
Das Haus wurde 1896/97 als Bahnhofsgebäude erbaut und gilt als Meilenstein in der bayerischen Infrastrukturentwicklung: Es war der erste Bahnhof der elektrischen Eisenbahn in Bayern, mit der speziell der bayerische Voralpenraum erschlossen wurde. Auto und Fahrrad begannen in dieser Zeit gerade erst ihren Siegeszug, und viele Gegenden waren nur per Pferdefuhrwerk oder zu Fuß erreichbar. Die 1897 eröffnete Privatbahn läutete eine neue Ära ein, und das optisch auffällige Bahnhofsgebäude war für viele Menschen ein Symbol für die neuen Reisemöglichkeiten. Als die Bahnstrecke dann in den 1970er-Jahren trotz vergeblicher Proteste der Bevölkerung schließlich aufgegeben wurde, sollte das Gebäude zumindest als historisches Denkmal erhalten werden – zumal es nicht wie die meisten Bahnhofsbauten aus günstigerem Holz bestand, sondern gemauert worden war.
Über viele Jahre wurde der Bahnhof nun als Wohnhaus vermietet und verfiel zum Bedauern der Stadt mehr und mehr. Als dann der umliegende Bereich 2012 zum
Für den weitläufigen Wohnbereich wählten die Bauherren anthrazitfarbene Loft-Dielen in gemischten Breiten. Der dunkle Boden harmoniert perfekt mit den hellen Backsteinwänden, den weißen Türen und den Betonelementen. Zudem erweist sich der Boden als äußerst strapazierfähig und dankbar in der Pflege – gerade für Familien ein wichtiger Faktor. Die Bauherrin meint: „Selbst wenn es mal eine kleine Macke gibt, dann fällt das bei dem Antikboden gar nicht auf. Das macht das tägliche Leben auf dem Parkett viel entspannter.“
Eichendielen in lebhafter Farbkombination für den Flur sorgen für ein fröhliches Willkommen. Der Flur und das zweite Kinderzimmer wurden farbenfroh gestaltet, mit Loft-Dielen in Weiß, Anthrazit und leuchtendem Rot. „Im Nachhinein bedauern wir, dass wir nicht mehr Räume mit dieser Farbkombination ausgestattet haben – denn der kontrastreiche Boden gefällt uns besonders gut“, so die Bauherrin.
Neubaugebiet erklärt wurde, hing das weitere Bestehen des Hauses am seidenen Faden, denn die dringend erforderliche Sanierung schien sich aus wirtschaftlicher Sicht nicht zu rechtfertigen.
Doch dann kam der Wendepunkt: Eine ortsansässige Familie mit baulichem Know-how nahm die Herausforderung an, kaufte das historische Bauwerk und sanierte es fachgerecht. Über drei Jahre hinweg wurde das Gebäude komplett entkernt und nachträglich vollständig un-
„Böden mit antikem Charakter sind zurzeit sehr gefragt. In Altbauten kann der alte Dielenboden oft nicht gerettet werden. Ein fabrikneues Parkett wiederum passt meist nicht zum Stil des Hauses. Bei unseren Eichendielen ‚Loft‘ wird in Handarbeit ein Antik-Look erzeugt. Spuren wie abgeplatzte Stellen, Kratzer oder Dellen lassen den Boden optisch altern, und auch bestimmte Öle und Wachse verändern das Parkett.“
Im großen Kinderzimmer wurden helle Vintage-Dielen in einer einheitlichen Breite von 17 cm verlegt. Das wirkt luftig, aufgeräumt und freundlich und schaut auch dann noch gut aus, wenn das Kinderzimmer irgendwann zu einem Jugendzimmer umgestaltet wird. Optische Akzente setzen die passenden anthrazitfarbenen Sockelleisten und der umlaufende Randfries, ebenfalls in Anthrazit.
terkellert. Sämtliche Mauersteine und Holzbalken wurden sorgfältig ausgebaut, getrocknet, gesäubert und wieder verwendet. An den Außenwänden wurde innen ein spezielles Putzdämmsystem nach bauphysikalischer Berechnung angebracht, um die historische Fassade nicht zu verändern.
Die Bauherren, die viel Know-how, Geld und Liebe in die Sanierung gesteckt haben, bewohnen das Gebäude heute selbst. Die Bauherrin berichtet: „Auch im Innenbereich wollten wir so viel wie möglich vom ursprünglichen Material und Stil des Gebäudes erhalten. An einigen Stellen konnten die Fliesen und ein Teil des alten Parketts wieder hergerichtet werden. Für die meisten Flächen mussten wir aber einen neuen Bodenbelag suchen. Auf einer Messe haben wir das beeindruckende Vintage-Eichenparkett ‚Loft‘ von S. Fischbacher Living entdeckt. Wir haben es in verschiedenen Farbkonstellationen im ganzen Haus eingesetzt und sind sehr glücklich mit dieser Wahl.“ I
Fotos: S. Fischbacher Living
F A K T E N
Baujahr: 1896/1897 Innendämmung Parkettfläche: 120 m2 Parkettart: Vintage Diele Eiche „Loft“, weiß/anthrazit/rot, Stärken 15/4 mm, Breiten 140, 170 und 190 mm, Mix-Sortierung; Sockelleiste anthrazit, 70 mm
Hersteller Parkett: S. Fischbacher Living Am Kapellenfeld 2 83109 Großkarolinenfeld Telefon 08067/8811-920 www.fischbacher-living.de
Sauna und komfortable Dusche befinden sich im Keller des Anbaus, die Ruhezone im ehemaligen Heizkeller daneben.
In der unweit von Frankfurt gelegenen Siedlung ergänzt das Eckhaus eine Bebauung aus den 1920er- Jahren. Deshalb waren sowohl die Transformation vom Zwei- zum Einfamilienhaus als auch der neue Anbau mit dem Denkmalamt abzustimmen.
Fürs Wohlsein
S a u n a g ä n g e e n t s p a n n e n u n d s i n d a u s g e s p r o c h e n g e s u n d . D e r F r a n k f u r t e r A r c h i t e k t O l a f G e r s t n e r h o l t e s i c h d i e s e t r a d i t i o n e l l e Q u e l l e d e s Wo h l b e f i n d e n s i n s e i g e n e H a u s . S e h r s c h ö n g e s t a l t e t h a t e r a u c h e i n e n v e r w a n d t e n B e r e i c h : d a s B a d i m O b e r g e s c h o s s .
Skizzen des Architekten gaben auch die Form der Möbel und den Fliesenspiegel im Bad vor. Der Bodenaufbau im Bestand ließ keine bodengleiche Dusche zu.
Hinter der rechten Wand ist das Elternschlafzimmer angeordnet, mit Zugang rechts von der Wanne. Boden- und Wandfinish: Pandomo-Spachtelechnik. In der Ausgabe 4/5-2021 dieser Zeitschrift stellten wir Ihnen das attraktive Wohnhaus von Olaf Gerstner in einem großen Bericht vor. Nun schickte der Frankfurter Architekt seinen Fotografen nochmals in zwei Bereiche, die uns sehr interessieren: die Sauna mit angeschlossenem Ruheraum und das Bad. Die Bilder bestätigen unseren Eindruck von dieser beispielhaften Modernisierung: Hier handelt es sich um eine ungewöhnliche, geschmackvoll, individuell und wie aus einem Guss gestalteten Arbeit.
Besondere Details tragen zur überzeugenden Gesamtwirkung bei, wie etwa die durchlaufenden, langen und massiven Regalhölzer an der Wand des Ruheraums (siehe Foto vorherige Seite). „Das ist ein aufgesägter Fichtenstamm, den wir im Sägewerk abgeholt und bearbeitet – also geschnitten, eingepasst, geschliffen und geölt haben. Weil wir keinen Stoß wollten, bugsierten wir die Hölzer in voller Länge durchs Waschküchenfenster an ihren Bestimmungsort“, sagt Olaf Gerstner. Ein
P R O D U K T E
Bad Waschbecken: „Xeno“, www.geberit.de Armaturen: „Axor Uno2“ und „Raindance“-Brause, www.hansgrohe.de Fliesen: www.jasba.de Leuchten: LED-Lichtbänder Oberlächeninish Wände und Boden: www.pandomo.de Möbelstück: vom Schreiner gefertigt, Holzart Walnuss
Sauna Sauna innen: Bänke aus Thermo-Espe, Wandverkleidung: Trapezleisten Lärche Sauna Ruhebereich: Kiefernholz und Trapezleisten Lärche Fliesen: Glasmosaik, www.trend-group.com Decke in der Dusche in Sichtbeton, Oberläche gebrochen/glatt, geölt mit Steinöl Wände: Besenstrichputz, fein Ruhebereich: Bodeninish, www.pandomo.de
BAD
FLUR
KIND ABST.
OBERGESCHOSS
BALKON
SCHLAFZIMMER
SCHRANK
KIND ALT
ABBRUCH
NEU
weiterer Punkt: Da die Sauna unter dem Anbau liegt, musste die Sichtbetondecke entsprechend geschalt werden. „Das bedurfte einiger Überzeugungsarbeit und Besprechungen mit dem Rohbauer.“ Mit den Holzverkleidungen schlug der Planer gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie dienen als Liegemöbel und kaschieren die nachträglich eingebrachten Installationsleitungen im Keller. I
Links: Symmetrie ist ein Gestaltungsprinzip dieses eleganten, wie schwebend wirkenden Möbels. Der Schreiner fertigte es aus Walnussholz, ein puristisch geformter Waschtisch passt zur klaren Linie – ebenso die schlanken Profile der Eichenfenster.
Unteres Foto: Ungefähr die halbe Fläche des Schlafzimmers liegt im Anbau.
F A K T E N
Baujahr: 1954 Sauna und Ruheraum: 16m2 Bad: 8 m2
Bauweise: massiv (Bestand), Anbau als Holzständerkonstrukion auf betoniertem Keller
Heizung: Gas-Brennwerttherme, Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, Photovoltaik
Architekten: GKA Gerstner Kaluza Architektur GmbH 60596 Frankfurt a. M. Telefon 069/619922-84 www.g-k-architekten.de