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Welche Heizung darf‘s sein?

Klimaschutzgesetz, Gebäudeenergiegesetz und Förderbedingungen: Wer ein umweltfreundliches, energiesparendes und zukunftssicheres Heizsystem für sein Eigenheim sucht, muss bei der Auswahl verschiedene Vorschriften und Aspekte beachten. Wir beleuchten, worauf es bei der Wahl von Energieträger und Anlagentechnik ankommt.

Welche Heizsysteme sind bei deutschen Baufamilien am beliebtesten? Laut statistischem Bundesamt standen bei den im Jahr 2019 genehmigten Wohngebäuden die Elektro-Wärmepumpen ganz oben auf dem Treppchen. Mit einem Anteil von rund 46 Prozent verwiesen sie die gasbefeuerten Wärmeerzeuger mit rund 39 Prozent auf Platz zwei der Beliebtheits-Charts. Mit großem Abstand folgten auf den weiteren Rängen die Fernwärme (etwa 8,5 Prozent) sowie Holzheizsysteme (etwa 3,5 Prozent).

Fossile Energieträger reduzieren Die Ölheizung spielt mit einem Marktanteil von nicht einmal einem Prozent im Neubaubereich keine Rolle mehr. Die Hauptgründe dafür sind: die, in Verbindung mit energiegesetzlichen Zusatzmaßnahmen, hohen Investitionskosten, eine für Niedrigenergiehäuser ungeeignete Brennertechnik, der relativ hohe Platzbedarf für die Aufstellung der Heizung sowie der unangenehme Ölgeruch.

Belastend kommt hinzu, dass das Klimaschutzgesetz mit Blick auf die Absenkung der Treibhausgas-Emissionen vorsieht, den Einsatz fossiler Energieträger stufenweise drastisch zu reduzieren. Dazu wird es ab dem Jahr 2021 zum Beispiel für Heizöl (und Gas) einen brennstoffspezifischen Preisaufschlag für die Kohlendioxid(CO2)-Emissionen geben. Die Einnahmen sollen für spezielle Förder- und Anreizprogramme sowie zur Entlastung der Bürger genutzt werden, wie zum Beispiel zur Absenkung der Ökostromumlage. Hauptprofiteur dieser Maßnahmen dürfte die Elektro-Wärmepumpe sein.

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Hat die Gasheizung eine Zukunft? Baufamilien wissen bereits heute, dass sie über die nächsten Jahre hinweg einige Hundert Euro mehr bezahlen werden, falls sie sich für eine (fossile) Gasheizung entscheiden. Allerdings hat sich die Politik mittelfristig zum Einsatz des Brenngases als Brückentechnologie bekannt. Dabei soll Erdgas perspektivisch zunehmend „grüner“ und damit CO2-neutraler werden. Dies lässt sich beispielsweise mit dem verstärkten Einsatz von Biomethan (Bioerdgas) erreichen. Außerdem wird intensiv daran geforscht, wie unter Einsatz von erneuerbarem Strom aus Wasser Wasserstoff gewonnen werden kann, welcher dann dem Erdgas beigemischt, in synthetisches Erdgas umgewandelt oder sogar direkt genutzt wird.

Warum hat Erdgas bei Baufamilien nach wie vor so einen hohen Stellenwert? Die Investitionskosten für das Heizsystem sind trotz Zusatzkosten für den Schornstein relativ niedrig, das Brenngas ist derzeit vergleichsweise preiswert und das Handling sehr bequem: Es kommt quasi just-in-time per Leitung ins Haus und belegt deshalb keine Lagerfläche. Viele Hausbesitzer nutzen Gas gerne auch zum Kochen. Übrigens: Hausbesitzer können ihren Erdgaslieferanten frei wählen und so auch Geld sparen.

Gasheizung mit erneuerbarem Partner Am häufigsten entscheiden sich Eigenheimbesitzer für wandhängende Brennwertgeräte, welche recht leise sowie relativ umweltschonend und

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energiesparend arbeiten, weil sie ihre Heizleistung stufenlos anpassen können – selbst an einen sehr niedrigen Wärmebedarf. Wichtig: Beim Einsatz von Gas schreibt das Erneuerbare-EnergienWärmegesetz (EEWärmeG) beziehungsweise das ab 1.11.2020 gültige, neue Gebäudeenergiegesetz (GEG – siehe S. 21) den anteiligen Einsatz von erneuerbaren Energien bei der Heizwärmebereitstellung vor. Bislang sehr beliebt bei Baufamilien war die Kombination der Gasbrennwertheizung mit einer Solarthermieanlage. Künftig erlaubt das neue GEG alternativ die Nutzung von Photovoltaikstrom als anrechenbaren, erneuerbaren Anteil am Energiebedarf. Möglich sind darüber hinaus weitere Kombinationen, zum Beispiel mit einer Holzheizung, was in der Praxis meist auf einen Kaminofen mit Wassertasche und Anschluss an den Warmwasserspeicher umgesetzt wird.

Alternativ zulässig ist zur Pflichterfüllung auch eine sogenannte Ersatzmaßnahme, zum Beispiel in Form einer besseren Wärmedämmung der Gebäudehülle. Welche Option(en) letztlich notwendig und sinnvoll sind, ermittelt Ihr Architekt oder Haushersteller. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die Vorgaben von staatlichen Förderprogrammen.

Luft-Wärmepumpen am beliebtesten Die energetischen Anforderungen des Gesetzgebers lassen sich mit Elektro-Wärmepumpen im Vergleich zu Gasheizungen einfacher erfüllen. Denn sie nutzen erneuerbare Umweltenergien wie Außenluft, Erdwärme und Grundwasser. Hinzu kommt, dass Wärmepumpen weder einen kostenpflichtigen Gasanschluss, noch ein Brenn-

1 Mit einer Kombination aus Erdgasbrennwerttechnik und Solarthermieanlage lassen sich auch die aktuellen Energievorschriften erfüllen. Empfehlenswert ist zusätzlich ein Wohnungslüftungssystem, mit dem sich auch höhere KfW-Förderstandards erreichen lassen. > www.wolf.eu

2 Luft-Wasser-Wärmepumpen in SplitBauweise bestehen aus einer relativ kompakten Außeneinheit sowie aus einem Innengerät. Eine App-Anbindung gehört heute zum Bedienstandard. Wichtig ist, bei der Aufstellung darauf zu achten, dass durch die Geräusche niemand gestört wird. > www.vaillant.de

stofflager oder einen Schornstein benötigen. 80 Prozent der Baufamilien entscheiden sich für eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, weil sich die Wärmequelle Außenluft kostengünstig und relativ unkompliziert erschließen lässt. Praktisch ist zudem, dass sie sich sowohl innerhalb des Gebäudes als auch platzsparend im Freien aufstellen lassen. Wichtig bei der Außenaufstellung: Unbedingt die gesetzlichen Lärmschutz-Vorschriften einhalten, damit es nicht zu Nachbarschaftsstreitigkeiten aufgrund störender Arbeitsgeräusche des Aggregats kommt.

Wärmepumpen effizient nutzen Generell gilt: Je höher der Anteil der erneuerbaren Umweltwärme im Jahresverlauf ist, desto preiswerter und umweltfreundlicher wird das Heizen, weil für die Wärmepumpe verhältnismäßig weniger Strom benötigt wird. Der größte Nachteil von LuftWasser-Wärmepumpen ist, dass die Außentemperaturen im Tages- und Jahresverlauf stark schwan-

1 Bei Luft-Luft-Wärmepumpen entfallen wasserführende Rohre. In den Räumen werden zum Wärme- und Kühlbedarf passende, strombetriebene Innengeräte montiert. > www.mitsubishiles.de

2 Wichtig ist, dass der Fachmann das Wärmepumpensystem sorgfältig einreguliert und den Hausbewohnern die wichtigsten Einstell- und Bedienmöglichkeiten zeigt. > www.vaillant.de ken und gerade während der leistungshungrigen Heizperiode relativ niedrig sind. Günstigere und ganzjährig relativ konstante Temperaturen herrschen dagegen im Erdreich. Deshalb weisen die erdgekoppelten Sole-Wasser-Modelle eine höhere Energieeffizienz auf. Allerdings ist ihr Betrieb mit Erschließungskosten von mehreren Tausend Euro verbunden, falls eine genehmigungspflichtige Erdsondenbohrung vorgenommen werden soll.

Zum Stromsparen und Klimaschutz trägt auch eine Photovoltaikanlage auf dem Hausdach bei. Denn die Solarstromüberschüsse lassen sich phasenweise zum kostenlosen Antrieb der Wärmepumpe nutzen. Sehr umweltbewusst orientierte Baufamilien nutzen für den „Restbedarf“ aus dem Netz, oder falls es keine Solarstromanlage gibt, einen (nachhaltigen) Ökostromtarif. Denn nach wie vor werden durchschnittlich rund 55 Prozent des Netzstroms in Deutschland mit konventionellen Energieträgern, vor allem mit Braunkohle, bereitgestellt. Dies soll sich jedoch langfristig ändern.

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MIT LUFT ODER STROM HEIZEN?

In Niedrigstenergie- und Passivhäusern mit einer sehr geringen Gebäudeheizlast bieten sich zur Raumerwärmung alternative Systeme an, die ohne heizwasserführende Rohre und Flächen auskommen. Naheliegend ist es, ein zentrales Wohnungslüftungssystem mit elektrischen Heizregistern auszustatten, um die Zuluft in den Räumen bedarfsgerecht zu erwärmen. Ergänzend oder alternativ bietet sich der Einsatz von elektrischen Heizelementen an, wie Flächenheizsysteme, Heizkörper, Konvektoren, Infrarot- und Natursteinheizung. Eine weitere Option zur Beheizung ist der Einbau einer LuftLuft-Wärmepumpe, die aus einem Außengerät und mehreren Inneneinheiten besteht. Für die Versorgung der Innengeräte sind Stromanschluss und eine Kältemittelleitung mit geringem Durchmesser erforderlich. Komfortvorteil dieser Technik: Bei hohen Sommertemperaturen lassen sich die Wohn- und Schlafräume bedarfsweise kühlen und eine zu schwüle Raumluft entfeuchten. Hilfreich für eine energiesparende, komfortable Betriebsweise ist eine Vernetzung mit App-Anbindung für Smartphone und Tablet. Generell wichtig beim Heizen mit Strom: Auf eine energiesparende Regelung und Betriebsweise achten und möglichst Öko- und Solarstrom vom eignen Dach nutzen.

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DAS GEG KOMMT

Das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) tritt am 1.11.2020 in Kraft. Das GEG ist ein einheitliches, abgestimmtes Regelwerk für die energetischen Anforderungen an Neubauten, an Bestandsgebäude und an den Einsatz erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteversorgung von Gebäuden. Im Kern wurden die drei folgenden, zentralen Einzelgesetze zusammengeführt: Energieeinsparungsgesetz (EnEG), Energieeinsparverordnung (EnEV) und Erneuerbare-EnergienWärmegesetz (EEWärmeG). Das GEG enthält einige kleinere Neuerungen; die Energiestandards für Neubauten wurden aber nicht verschärft.

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FÖRDERPROGRAMM(E) NUTZEN

Baufamilien, die in eine besonders effiziente Wärmepumpenheizung, in eine große Solarthermieanlage, in ein Holz- oder PelletZentralheizsystem oder in einen wasserführenden Biomasseofen investieren wollen, sollten sich vorab das Förderprogramm „Heizen mit Erneuerbaren Energien“ (www.bafa.de) genauer anschauen. Dieses bietet einen Zuschuss von immerhin 30 bis 35 Prozent – bezogen auf die förderfähigen Gesamtkosten. Wichtig: Mindestvoraussetzungen beachten und Antrag vorab Online stellen. Kombinieren lässt sich die Zuschussförderung mit dem KfW-Programm 153 „Energieeffizient Bauen“. Interessant sind hier nicht nur die günstigen Kreditkonditionen (für max. 120 000 Euro), sondern auch ein Tilgungszuschuss von 15/ 20/ 25 Prozent für die KfW-Effizienzhaus-Standards 55/ 40/ 40 Plus: Je energiesparender gebaut wird, desto höher der Zuschuss. > www.kfw.de Tipp: Vor Projektbeginn von Fachleuten prüfen lassen, welche Förderungen möglich sind.

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Foto: Adobe Stock, Nessis 1 Diese kompakte, innen aufgestellte Luft-Wasser-Wärmepumpe ist die all-inone-Lösung für Heizung, Lüftung und Warmwasser. Alle Komponenten sind in einem Gehäuse integriert. > www.vaillant.de

2 Pellet-Brennwertkessel sind kompakt und arbeiten effizient und umweltfreundlich. Der Brennstoffnachschub funktioniert mit einem Lagerbehälter automatisch. > www.oekofen.de

3 Mit wasserführendem Ofen und Photovoltaikanlage wird die Wärmepumpenheizung noch sparsamer. > www.buderus.de

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Heimischen Naturbrennstoff einsetzen Holzheizsysteme werden von Baufamilien bevorzugt, die einen umweltfreundlichen, erneuerbaren Energieträger wünschen, welcher CO2-neutral verbrennt und aus heimischem Bestand stammt.

Während der Betrieb eines Stückholzkessels mit einem größeren Arbeitsaufwand verbunden ist, funktioniert der Brennstoffnachschub beim Pellet-Heizkessel automatisch. Dazu wird ein genügend großer Vorratsbehälter für die kleinen Holzpresslinge aus Abfall- und Restholz benötigt. Dieser wird entweder von Hand befüllt, also aus Pellets in Säcken, oder er ist mit einem kompakten Lagerbehälter verbunden, der meist in unmittelbarer Kesselnähe steht und per Pellet-Tankwagen befüllt wird. Letzterer ermöglicht einen durchgehend automatischen Heizbetrieb.

Tipp: Mit Blick auf eine möglichst hohe Brennstoffausnutzung sowie niedrigere CO2- und Feinstaubemissionen empfiehlt sich die Anschaffung eines Pelletkessels in Brennwertausführung.

Kaminofen zur Heizungsunterstützung Insbesondere für Luft-Wasser-Wärmepumpenbesitzer aber auch für Gasheizer interessant sind wasserführende Scheitholz- und Pellet-Zimmeröfen. Diese speisen den Großteil ihrer Heizwärme über den integrierten Wärmetauscher ins Zentral-

heizsystem ein. An kalten Tagen lässt sich so der Netzstrom- oder Gasverbrauch reduzieren und den CO2-Fußabdruck des Heizsystems verbessern. Und nicht zuletzt sorgt der Ofen noch für eine wohlige und gemütliche Stimmung im Wohnbereich.

Heizung als Gesamtsystem betrachten Egal, für welches Wärmeerzeugungssystem sich die Baufamilie entscheidet: Am besten ist in der Regel die Kombination mit einem niedrig temperierten Flächenheizsystem. Wichtig ist zudem, dass alle Systembausteine fachgerecht geplant, aufeinander abgestimmt, montiert und einreguliert werden. Ein intelligentes, App-gestütztes Regelsystem, welches auch Wetterdaten und die Nutzergewohnheiten berücksichtigt, sowie die aufmerksame Betriebsweise und eine regelmäßige Energieverbrauchskontrolle durch die Hausbewohner helfen darüber hinaus ebenfalls mit, die Energiekosten und CO2-Emissionen zu senken. ■ jw

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