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Goodbye CO2
NATURDÄMMSTOFFE
Die Deutsche Umwelthilfe hat verschiedene Broschüren zum Thema Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen erstellt. Sie können diese kostenlos herunterladen unter www.duh.de/ naturdaemmstoffe
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Mit einer guten Dämmung sind die Weichen für einen möglichst geringen Wärmebedarf gestellt. Wenn es jedoch um eine Gesamtbilanz zur Entstehung von klimaschädlichem CO2 geht, darf der Energieaufwand für die Herstellung und die Entsorgung nicht außer Acht gelassen werden.
Dämmung ist bei einem Wohnhaus unverzichtbar, denn sie verhindert, dass unnötig viel Wärme verloren geht. Das Umweltbundesamt rechnet vor, dass eine Wand aus Hochlochziegeln mehr als 3 Meter stark sein müsste, um so gut vor Wärmeverlusten zu schützen wie eine 36 Zentimeter dicke Wand mit 15 Zentimeter Dämmschicht. Damit trägt Wärmedämmung wesentlich zu einem sparsamen Umgang mit Energie bei und stellt sicher, dass möglichst wenig klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre gelangt, im Idealfall sogar gar keines, was die Hausnutzung angeht. Laut Energiekonzept der Bundesregierung sollen die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis 2050 um 80 bis 95 Prozent gesenkt werden. Da der Gebäudebereich mit knapp 30 Prozent (Stand 2014) dazu beiträgt, kommt ihm dabei eine wesentliche Rolle zu.
Entscheidend für die Dämmfähigkeit eines Materials ist seine Wärmeleitfähigkeit Lambda in W/mK (Watt pro Meter und Kelvin). Je niedriger dieser Wert ist, desto schlechter wird Wärme transportiert und desto besser dämmt das Material. Das Spektrum üblicher Dämmstoffe liegt zwischen 0,021 und 0,080 W/mK, wobei Polyurethan der Klassensieger ist und Holzspäne am unteren Ende der Skala liegen. Die meisten rangieren im Bereich von 0,04 W/mK. Auf diesem Wert basiert die Einteilung in Wärmeleitgruppen (WLG) in Fünferschritten, z.B. WLG 035. Dabei gilt: je niedriger die Wärmeleitgruppe, desto besser die Dämmwirkung und desto dünner kann die Schicht ausfallen. Bei hoch gedämmten Häusern, die so gut wie keine Heizenergie mehr benötigen, kann sich das Plus an Wandstärke, das bei einer schlechteren WLG benötigt wird, durchaus in einem Minus an Wohnfläche niederschlagen bei gleichem Hausumfang. Auch optisch kann sich das bemerkbar machen. Hoch effektive VakuumDämmplatten ermöglichen zum Beispiel schlankere und dadurch elegante Flachdächer.
Dämmung kann aus synthetischen, mineralischen oder nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Klassische Vertreter der synthetischen Fraktion sind Kunststoffschäume wie Polyurethan und Polystyrol. Zu den mineralischen
zählen Steinwolle, Glaswolle und Schaumglas. Am umfangreichsten ist die Gruppe der Nachwachsenden. Ihr Spektrum umfasst vor allem pflanzliche Materialien wie Hanf, Holz in unterschiedlicher Aufbereitung, Jute und Stroh sowie das tierische Produkt Schafwolle.
Immer ein Gewinn für die Umwelt Egal welcher Gruppe ein Dämmstoff angehört, sein Einsatz im Hausbau ist immer ein Gewinn für die Umwelt. Denn schon nach ein bis zwei Jahren hat er den Energie-Input, der in ihm steckt, wieder hereingespielt. Bei dieser Amortisierung gibt es allerdings große Unterschiede. Denn hier kommt es nicht nur darauf an, wie gut die Wärme am Entweichen gehindert wird, in die ökologische Betrachtung muss auch die sogenannte „Graue Energie“ einfließen. Diese beinhaltet den Energieaufwand für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung. Insgesamt gesehen hat eine Studie des Umweltbundesamtes ergeben, dass die Herstellung der Wärmedämmung nur einen Anteil von 6 bis 7 Prozent an den CO2-Emissionen hat, die insgesamt beim Hausbau entstehen.
Dämmstoffe auf pflanzlicher Basis schneiden hier am besten ab. Zum einen haben sie bei ihrer Entstehung schon einiges an Kohlenstoff gebunden und damit aus der Atmosphäre entfernt. Zum anderen erfordert ihre Verarbeitung meist keinen großen Energieaufwand. Andererseits ist ihre Dämmleistung oft nicht ganz so gut. Vertreter der mineralischen Gruppe benötigen für ihre Produktion dagegen eine Menge Energie.
Auch die Recycling-Fähigkeit darf nicht außer Acht gelassen werden. Jeder Baustoff, der ohne großen Aufwand wiederverwendet werden kann, verbessert die CO2-Bilanz. Mineralische Dämm-
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1 Die Aufsparrendämmung „Bauder ECO S“ besteht zu großen Teilen aus Biomasse, recycelten Stofen und natürlichen Bestandteilen wie Muschelkalk. > www.bauder.de
2 Dank Vakuumkern erzielt „Ultra VIP“ eine sehr niedrige Wärmeleitfähigkeit von 0,007 W/mK und ermöglicht mit nur 40, 50 bzw. 60 mm Dicke schlanke Konstruktionen. > www.puren.de
3 „Ultra VIP“ findet überall dort Einsatz, wo sehr hohe Dämmwirkungen auf engstem Raum gefordert sind, z.B. bei Flachdächern und Terrassen. > www.puren.de
4 Für jeden Einsatzzweck das passende Dämmelement: Mineralfaserdämmstofe gibt es in unterschiedlichen Ausformungen. > www.derdaemmstof.de
DOPPELTER KLIMASCHUTZ
Holzfaser-Dämmstoffe tragen gleich zweifach zum Klimaschutz bei. Zum einen minimieren sie Wärmeverluste und senken so den Heizenergiebedarf und somit die CO2-Emissionen. Die Dämmplatte „Steicoprotect 037“ verfügt mit einem Wert von 0,037 W/mK über die geringste Wärmeleitfähigkeit eines Dämmstoffs aus nachwachsenden Rohstoffen für WDVS und ist eine leistungsfähige Alternative zu konventionellen Materialien. Zum anderen speichern Baustoffe aus der Natur Kohlenstoff. Bäume spalten in der Fotosynthese CO2. Sauerstoff geben sie in die Atmosphäre ab, Kohlenstoff bleibt im Holz gebunden. Holzfaser-Dämmstoffe entziehen der Atmosphäre die schädlichen Treibhausgase ein ganzes Gebäudeleben lang. So binden Holzfaser- Dämmplatten an der Fassade eines durchschnittlichen Einfamilienhauses mehr als sechs Tonnen CO2 – das entspricht der Emission, die ein Autofahrer durchschnittlich in sechs Jahren verursacht. > www.steico.de
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stoffe landen meist auf Bauschuttdeponien oder im Straßenbau. Reine Produktions- und Baustellenabfälle aus Steinwolle können dem Produktionszyklus wieder zugeführt werden. Im Gebäuderückbau funktioniert dies noch nicht wirklich. Synthetische Materialien werden in der Regel verbrannt, sodass wenigstens ihre thermische Energie genutzt wird. Saubere, sortenrein gesammelte Polystyrol-Dämmstoffe können jedoch zu Granulat verarbeitet als Dämmschüttung, Porosierungsmittel bei der Ziegelherstellung oder Zuschlagstoff zu Mörtel und Beton eingesetzt werden.
Saubere Trennung notwendig Lassen sich die Materialien beim Rückbau sauber trennen, erleichtert dies das Recycling. Während eine Wiedergewinnung von Schüttungen, Einblasdämmungen sowie Matten und mechanisch befestigten Platten gut möglich ist, fällt dies bei mit dem Untergrund verklebten oder mit Putzmörteln verbundenen Wärmedämmverbundsystemen schwer. Bei nachwachsenden Dämmstoffen können Beimischungen wie Flammschutz-, Hydrophobierungs-, Mottenschutzmittel oder synthetische Stützfasern eine Wiederverwertung unlukrativ machen, sodass sie oft ebenfalls in der Müllverbrennung landen.
Energiebilanz ist ein komplexes Thema. Ein Beispiel dafür liefert die Holzfaserplatte: Sie hat gute
1 Wenn das Untergeschoss bewohnt wird, müssen seine Außenwände warm eingepackt werden, im erdberührten Bereich mit einer sogenannten Perimeterdämmung. > www.brillux.de
2 Bei unbewohnten Untergeschossen genügt es, die Kellerdecke zu dämmen. „Linitherm PAL KD BioZell“ ist mit einer ökologischen Oberflächenbeschichtung auf mineralischer Basis versehen. > www.linzmeier.de
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Dämmeigenschaften – auch gegen sommerliche Hitze und Lärm. Der Baum, aus dem sie entsteht, nutzt für sein Wachstum Sonnenenergie und bindet dabei das klimaschädliche CO2. Um die Holzfasern aufzuschließen, wird jedoch bei der Herstellung der Platten im Vergleich zu anderen nachwachsenden Dämmstoffen viel Energie benötigt. Auch der Transportfaktor darf beim Thema Energiebilanz nicht vernachlässigt werden. Schafwolle aus Neuseeland, die schließlich als Dämmung in unseren deutschen Hauswänden landet, wäre keine nachhaltige Lösung. Ebenso wenig wie holzbasierte Produkte, deren Rohstoff aus Übersee – im schlimmsten Fall aus ökologisch wertvol-
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len Urwäldern – stammt. Bei Qualitätsprodukten kann man davon ausgehen, dass dies weder bei der Wolle noch beim Holz der Fall ist.
Nicht zuletzt sollte der Kostenfaktor nicht außer Acht gelassen werden. Denn was nützt mir eine ökologisch hochwertige Dämmung, wenn ich mir davon aufgrund höherer Kosten nur eine dünne Schicht leisten kann. Am kostengünstigsten sind die weitverbreiteten Wärmedämmverbundsysteme aus Schaumstoff, während Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen meist mehr zu Buche schlagen. Es gilt also immer, alle Argumente gegeneinander abzuwägen, um die optimale Lösung für das eigene Bauprojekt zu finden. ■ bs
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Anschriften Seite 82 3 Im Holzfertighausbau wird die Dämmung bereits im Werk in die Gefache der Holzrahmen integriert. Zusätzlich können außen noch Dämmplatten, z.B. aus ökologischer Holzfaser, angebracht werden. > www.steico.de
4 Die schwer entflammbare Klimamembran „Vario Fire-Plex“ stellt die Luftdichtheit sicher und verhindert, dass Wärme durch eventuell vorhandene Fugen entweicht. > www.isover.de
MASSIVHOLZHAUS, DEUTSCHLAND
MASSIVHOLZHAUS, FINNLAND
MASSIVHOLZHAUS, DEUTSCHLAND
HOLZVERARBEITUNG SEIT 1907
WWW.POLARLIFEHAUS.DE