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Studie: Aktuelle Wellnesstrends in Hotels
Yoga-Retreats und MentalWellness-Angebote sind vor allerm bei jüngeren Menschen angesagt.
Wellnessexperte Roland Fricke leitet seit der Gründung im Jahr 2000 beauty24.de, ein führendes Online-Reiseportal für Wellness und Kurzurlaub.
Immer mehr Menschen nehmen sich Auszeiten in Wellnesshotels, um vom Alltagsstress loszukommen. Doch was genau zur Entspannung beiträgt, ist individuell sehr unterschiedlich. Eine aktuelle Studie unter Wellnessgästen und Hoteliers gibt Aufschluss über aktuelle Trends im Wellnessmarkt. Dabei zeigt sich die Zielgruppe der Millennials als besonders anspruchsvoll.
Text: Peter Lang
Die Anforderungen an Entspannung im Wellnesshotel werden immer vielseitiger: Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage (Anfang 2020) des Online-Wellnessportals beauty24 und Wellness-Hotels & Resorts unter rund 3 000 wellnessaffinen Gästen sowie unter 139 Wellnesshoteliers. Je nach Altersgruppe variieren die Bedürfnisse stark. Auffallend ist, dass auch immer mehr Familien sich für eine Auszeit im Wellnesshotel entscheiden, während der Anteil der Alleinreisenden sinkt. Für 80 Prozent der Befragten ist Entspannung der wichtigste Bestandteil eines Wellnessaufenthalts. Doch was jeder Einzelne unter Entspannung versteht, ist durchaus unterschiedlich. Für Roland Fricke, CEO von beauty24, handelt es sich um eine Art „Entspannung 2.0“. „Hierbei geht es um mehr, als die beliebten Klassiker wie Massage, Sauna und Beauty. Neben dem Rundum-Sorglos-Paket finden sich viel individuelle Bedürfnisse in den Antworten der befragten Gäste“, so Fricke. Während für rund 20 Prozent „nichts machen“ die beste Entspannungsmethode ist, entspannen andere vor allem beim Lesen (rund 45 Prozent), beim Sport (rund 30 Prozent) oder durch genügend Schlaf (30 Prozent). Die Spitzenreiter sind mit rund 65 Prozent der Aufenthalt im Spa oder Zeit in der Natur (gut 50 Prozent).
Viel Naturerlebnis, wenig Smartphone
Je nach Alter und Geschlecht ändern sich die Präferenzen: So kann mehr als jeder dritte Mann sehr gut durch Bewegung und Sport „runterkommen“, über die Hälfte aller befragten Frauen greifen gerne zum Buch. Die junge Zielgruppe bis 29 kann ebenfalls durch Sport entspannen, legt aber besonderen Wert auf guten Schlaf, um optimal ausspannen zu können. Die älteren Generationen hingegen lesen und bevorzugen Ausflüge in die Natur. Digital Detox, also der Verzicht auf Smartphone & Co, spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Gut 80 Prozent der Befragten gaben an, keinerlei „Mobile Devices“ beim Entspannen benutzen zu wollen. Demgegenüber wird der Fokus auf Achtsamkeit und einen umweltbewussten Lebensstil gelegt. Immer beliebter werden beispielsweise Aufenthalte in der freien Natur oder eine gesunde, an ökologischen Grundsätzen orientierte Ernährung. Wellnesskunden achten verstärkt auf Gütesiegel wie „regional & fair“ oder bio-zertifizierte Lebensmittel. Vor allem die junge Zielgruppe wünscht sich vermehrt Angebote wie Kochkurse oder Ernährungsberatung im Hotel. Allgemein sind Wellnessgäste zunehmend bereit, mehr in Zusatzangebote zu investieren. Über die Hälfte der Befragten würde für betreute Aktivitäten im Freien (geführte Wanderungen oder das Ausleihen von E-Bikes) Geld ausgeben. Die Struktur der Wellnessurlauber hat sich in den letzten Jahren ebenfalls verändert. Erstmalig ist der Anteil der Familien (17,3 Prozent) höher als der Anteil der Alleinreisenden (15,7 Pro-
Foto: Resort Bergkristall, Oberstaufen
Nichts tun, lesen oder die Bergwelt von einer Schwebeliege aus genießen: Entspannung hat viele Facetten.
Paare bilden die Hauptzielgruppe für Wellnessaufenthalte. Auch im Freundes- oder Familienkreis wird das Thema immer attraktiver. Kuschelzonen und individuelle Wellnessausstattungen stehen gerade bei einer jungen Zielgruppe hoch im Kurs.
Regionale, ökologisch nachhaltige und fair gehandelte Lebensmittel spielen auf dem Speiseplan der Wellnesshotels eine wichtige Rolle.
Foto: Resort Der Öschberghof, Donaueschingen
Foto: Aman/Amangalla, Sri Lanka
zent). Den höchsten Anteil machen allerdings Paare (50 Prozent) und Gruppen von Freunden (rund 20 Prozent) aus.
Instagram-Wellness der Millennials
Eine neue, völlig anders tickende Zielgruppe sind die Millennials, also junge Erwachsene, die im Digitalzeitalter sozialisiert wurden. Für sie spielen etablierte Hotelmarken bei der Buchung praktisch keine Rolle, wohl aber die Inszenierung des Wellnesshotels in den sozialen Medien. Mit der Folge, dass ein attraktives Foto auf Instagram mehr bewirken kann als traditionelle Marketingmaßnahmen oder Mund-zuMund-Propaganda. Viele auf Instagram aktive Wellnesshotels nutzen auch bekannte Influencer oder Film- und Musikstars, um für ihre Angebote zu werben. Der „Stanglwirt“ in Kitzbühel oder das „Zhero“ in Ischgl sind Beispiele für Hotels, die das Zusammenspiel von „Promis“, Influencern und Social Media intensiv betreiben. Da Millennials oft nur einen Wellnessaufenthalt pro Jahr buchen, ist diese Zielgruppe besonders umkämpft. Und ihre Ansprüche sind hoch: Gefragt sind Zimmer mit Kuschelzonen und gutem „Look & Feel“ sowie eine attraktive Ausstattung des Wellnessbereichs. Mehr als jeder zweite Millennial hat die Erwartung, dass auf seine Bedürfnisse individuell eingegangen wird und über zwei Drittel haben den Anspruch, dass die Wirkung ihres Wellnessaufenthalts länger anhält. „Damit bedeutet die jüngere Zielgruppe bis 29 Jahre für den Hotelier ein klassisches Dilemma: Sie fährt seltener und kürzer in den Wellness urlaub, hat aber trotzdem höhere Ansprüche an Entspannung und Erholung“, sagt beauty24-CEO Roland Fricke. Klassische Massage reicht nicht mehr: Eher
Zeit in der Natur zu verbringen, gehört für viele heute zu einem gelungenen Wellnessaufenthalt dazu.
wünschen sich jüngere Reisende neben der üblichen Verbesserung der eigenen Gesundheit (Medical Wellness) auch unorthodoxe Angebote wie Mental Wellness, also die Förderung der mentalen Gesundheit, die Verbesserung des psychischen Wohlbefindens bis hin zu Persönlichkeitsentwicklung und Stressmanagement. Auch sogenannte YogaRetreats sind deutlich beliebter als bei allen anderen Altersklassen. Generell herrscht bei Millennials und Wellnessurlaubern unter 30 Jahren ein anderes Verständnis von Wellness vor. Weniger als zehn Prozent der Befragten verstehen darunter, etwas für ihre Schönheit zu tun – der geringste Wert in allen Altersklassen. Deutlich häufiger verknüpft werden Aspekte wie die eigene Gesundheit zu verbessern und sportlich aktiv zu sein. Roland Frickes Fazit: „In Zeiten in denen die jüngere Zielgruppe teilweise über Monate hinweg Trainings-, Schlaf- oder Diätprogramme per App absolviert, müssen auch Wellnesshoteliers über digitale Verlängerungen und langfristige Feel-Good-Programme zur Gästebindung einen neuen Mehrwert schaffen. “❮❮
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