Biogas Journal Jubiläumsheft

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Fachverband Biogas e.V.  |  ZKZ 50073  |  20. Jahrgang

Februar 2017

GaS Journal

Das Fachmagazin der Biogas-Branche

Jubiläumsheft


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25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

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Inhalt

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

Inhalt Vorwort .................................................................................... 6 GruSSworte BEE ...................................................................................... 7 Bauernverband ....................................................................... 8 DLG ...................................................................................... 9 DBFZ .................................................................................. 10 Chronik .................................................................................. 12 Politik Bündnis 90/Die Grünen ......................................................... Die Linke ............................................................................. SPD .................................................................................... CDU/CSU .............................................................................

16 17 18 19

Historie Biogas schreibt Geschichte..................................................... 20 In Phase Zwei auf Weltniveau ................................................. 36 Kleine Gülleanlage in Friesland............................................... 42 Verbandsentwicklung Ein Vierteljahrhundert FvB ..................................................... 46 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Fachverbandes 2017 ....................................................... 50 Portraits Prof. Dr. Gerhard Breitschuh................................................... Dr. Birgit Eppler .................................................................... Michael Hammon ................................................................. Prof. Dr. Bernd Linke ............................................................. Kurt Massmann .................................................................... Dr. Gerd Reinhold ................................................................. Siegfried Wucher ..................................................................

54 55 56 58 59 60 62

Es gratulieren Hans-Josef Fell ..................................................................... Nina Scheer ......................................................................... Jürgen Trittin ........................................................................ Michaele Hustedt.................................................................. Josef Göppel ........................................................................

64 65 66 67 68

Ausblick ................................................................................. 70 Biogas im Jahr 2042 – jede Tonne CO2 weniger zählt! ................ 70 Impressum .............................................................................. 74

TITEL Foto: Countrypixel_FOTOLIA.com

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Vorwort

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

Vorwort Biogas – ausgezeichnet für die Sektorenkopplung

Horst Seide Präsident des Fachverbandes Biogas e.V. Liebe Fachverbandsmitglieder, Liebe Leserinnen und Leser, nun sind wir – der Fachverband Biogas e.V. – schon 25 Jahre alt. In den vergangenen 25 Jahren haben wir, wie in einer jungen Branche üblich, Kinderkrankheiten gehabt. Diese haben wir überstanden und sind erwachsen geworden. In dieser Zeit hatten wir auch Lehrjahre zu bestehen. Heute sind wir so gut, dass unsere Biogastechnologie weltweit nachgefragt wird. Wir können mit Stolz sagen, dass unsere Hersteller führend sind in der Biogastechnologie. Wenn man 25 Jahre zurückgelegt hat, kann man viel über die Vergangenheit reden. Das machen wir in diesem Heft ausführlich. Wir sollten aber auch einen Ausblick in die Zukunft wagen. Das versuche ich an dieser Stelle, darüber können Sie aber auch am Heftende etwas lesen. In den vergangenen 25 Jahren war die Biogasnutzung geprägt von der Stromeinspeisung. Die meisten Entwicklungen haben in diesem Bereich stattgefunden. Das wird in Zukunft wahrscheinlich anders werden. Denn bis zum Jahr 2040 müssen auch die Sektoren Wärme und Mobilität weitestgehend CO2-neutral sein in Deutschland. Die Weichenstellungen dafür werden zurzeit im politischen Berlin sehr stark diskutiert. Biogas steht in diesem Zusammenhang sehr stark im Fokus. In den drei Bereichen Strom, Wärme und Mobilität spielt Biogas eine Rolle. Die künftige Biogasnutzung soll helfen, die großen Herausforderungen zu bestehen. Das sind in der Mobilität der Schwerlastverkehr und der Flugverkehr. Im Sektor Wärme soll Biogas in der Anwendung der Hochtemperaturwärme zum Einsatz kommen. Im Strommarkt sind wir vorgesehen für die sogenannte Dunkelflaute. Das sind im Herbst und Winter die

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Phasen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht und diese beiden Erneuerbaren Energien keinen nennenswerten Beitrag zur Stromversorgung leisten können. Bedeutend ist: Biogas spielt in den aufgeführten Verwendungspfaden eine Rolle. Das heißt, dass es auch in Zukunft eine heimische Biogasproduktion wird geben müssen. Ich finde es weit hergeholt, dass wir heute Probleme diskutieren, die wir im Jahr 2050 wohl erst wirklich zu diskutieren haben. Aktuell liefert Biogas in erster Linie Strom und Wärme. In Kombination mit hoch flexibel betriebener Kraft-Wärme-Kopplung sind wir in Sachen CO2-Vermeidung sehr gut. Da wird Biogas auch im nächsten Jahrzehnt seine Vorteile ausspielen müssen. Wir wissen alle nicht, ob wir in 2050 Biogas für Strom, Wärme oder Mobilität machen. Nach heutigem Kenntnisstand wird die zur Verfügung stehende Biomasse nicht für alle Sektoren reichen, aber ich bin davon überzeugt, dass dort, wo es die größten Herausforderungen gibt, die höchsten Preise erzielt werden können. Die erzielbaren Erlöse beziehungsweise die Preissignale von den Märkten oder Sektoren werden das Biogas in die richtige Anwendung lenken. Ich bin davon überzeugt, dass Biogas im Energiemix immer seine Berechtigung haben wird.

Herzlichst

Ihr Horst Seide


GruSSwort

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Die Flexibilisierung ist ein

wesentlicher Bestandteil im modernen Energiesystem

Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde Präsident des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) e.V.

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ir gratulieren dem Fachverband Biogas sehr herzlich zu seinem 25-jährigen Jubiläum und danken ihm für seine hervorragende Arbeit. Mit seinem steten Engagement und seiner Weitsicht prägt er auch entscheidend die Arbeit des Dachverbandes mit und hat die Biogaslandschaft zu dem gemacht, was sie heute ist. Biogas ist der Partner in der Familie der Erneuerbaren Energien, der über die konstante und planbare – aber auch flexible – Einspeisung die schwankenden Quellen begleitet. So garantieren wir Versorgungssicherheit und die Stabilität im Energiesystem.

Die Biogastechnik hat große Sprünge nach vorne gemacht, und die Branche bringt stetig Neuerungen und Weiterentwicklungen auf den Markt. Höhere Methanausbeuten, leistungsfähigere BHKW, bessere Wärmenutzung – sie stehen beispielhaft für das, was technisch alles erreicht wurde. Als Allroundtalent trägt es zu einer sauberen Strom- und Wärmeerzeugung ebenso bei wie zu einer umweltfreundlichen Mobilität. Mit Biogas kann man aber nicht nur Auto fahren, sondern es dient, zum Beispiel eingespeist ins Gasnetz, auch als Langzeitspeicher. Biogasanlagen versorgen inzwischen Haushalte, Gewerbebetriebe und auch Schwimmbäder mit Nahwärme. Das stärkt über die kurzen Wege den dezentralen, verbrauchsnahen Gedanken der Energiewende. Über die zunehmenden Möglichkeiten einer flexiblen Fahrweise fügen sich Biogasanlagen in das wandelnde Energiesystem ein und stärken dieses. So gleichen sie etwa Spitzenlasten aus oder schaffen bei hoher Windstromerzeugung Platz im Stromnetz. Die Flexibilisierung ist ein wesentlicher Bestandteil im modernen Energiesystem, was die Biogasbranche frühzeitig erkannt und

über richtige Weichenstellungen eingesetzt hat. Hier ist die Biogasbranche zweifelsohne Vorreiter. Apropos Vorreiter: Das Engagement für Blühpflanzen setzt strategisch auf Nachhaltigkeit in der Biogaserzeugung und schafft Raum für Biodiversität. Die vergangenen EEG-Novellen haben der Biogasbranche oft schmerzliche Einschnitte beschert. Der unermüdlichen und stets zukunftsorientierten Arbeit des Fachverbandes Biogas ist es zu verdanken, dass die brennendsten Kohlen immer wieder aus dem Feuer geholt werden konnten und die Anlagenbetreiber wieder eine Perspektive erhalten. Lieber Fachverband Biogas: Bleiben Sie uns als der wichtige Partner erhalten, der Sie für uns sind! Wir wünschen weiterhin viel Erfolg!

Herzlichst

Ihr Fritz Brickwedde

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GruSSwort

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Landwirtschaft und Biogas gehören zusammen

Joachim Rukwied Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV)

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ie Biogasbranche hat sich im vergangenen Vierteljahrhundert in Deutschland beeindruckend entwickelt. Die Energiewende ist eine große wirtschaftliche Chance für den ländlichen Raum. Viele Landwirte haben diese genutzt.

Auf etwa 1,4 Millionen Hektar werden Energiepflanzen für Biogasanlagen angebaut – die größte Fläche beim Anbau nachwachsender Rohstoffe. Neun von zehn Biogasanlagen (insgesamt 9.000) sind unmittelbar in der Hand von Landwirten. Knapp 3.000 Megawatt Biogas sind dort installiert, 70 Prozent der gesamten Produktion. Mehr als 20 Prozent der Gülle beziehungsweise des Mistes werden in Biogasanlagen genutzt. Der Fachverband Biogas hat sich seit seiner Gründung für eine enge Verbindung von Landwirtschaft und Biogas eingesetzt. Biogas ist heute ein wichtiger Teil der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette und verbindet Nahrungsmittel- und Energieerzeugung. Es ist ein Aktivposten in der Klima- und Umweltbilanz unserer Landwirtschaft. Viele landwirtschaftliche Berufskollegen engagieren sich ehrenamtlich im Fachverband Biogas. Regional gibt es heute einen engen und vertrauensvollen Austausch mit den Bauernverbänden. Auf Bundesebene wurde die Zusammenarbeit der Bioenergieverbände – voran des Fachverbandes Biogas – mit dem Deutschen Bauernverband seit 2014 intensiviert. Erste Erfolge des gemeinsamen politischen Einsatzes schlugen sich in der EEG-Novelle 2016 nieder. Indem die Bioenergie in das neue Ausschreibungsverfahren einbezogen wurde, konnte eine Tür für die Zukunftssicherung von Biogas aufgestoßen werden.

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Die Zusammenarbeit unserer Verbände reicht inzwischen deutlich über das EEG hinaus. In vielen umwelt- und klimapolitischen Fragen arbeiten wir eng zusammen. Das reicht von der Düngeverordnung über den Immissionsschutz bis hin zum Erhalt der Biodiversität. Der Deutsche Bauernverband und der Fachverband Biogas werden weiterhin gemeinsam dafür eintreten, dass die Erzeugung von Biogas ein Bestandteil unserer landwirtschaftlichen Strukturen bleibt. Global gesehen brauchen wir mit Blick auf den Klimawandel einen massiven Ausbau der Biogasnutzung als Beitrag zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Dem Fachverband Biogas gratuliere ich zum 25-jährigen Jubiläum. Ihm und allen Biogasbauern wünsche ich weiterhin alles Gute und eine erfolgreiche Zukunft!

Herzlichst

Ihr Joachim Rukwied


GruSSwort

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Im internationalen

Umfeld ist das Interesse an Biogas ungebrochen

Carl-Albrecht Bartmer Präsident der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft)

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ie DLG gratuliert dem Fachverband Biogas zu seinem 25-jährigen Jubiläum sehr herzlich. Landwirtschaft und Biogaserzeugung sind untrennbar miteinander verbunden. Die Erzeugung von Biogas hat gerade für Nutztierhalter und Unternehmen der Innenwirtschaft einen hohen Stellenwert. Landwirte haben sich mit dem Betrieb von Biogasanlagen ein weiteres wirtschaftliches Standbein für ihre Betriebe geschaffen. Sie nutzen erfolgreich Synergien zu weiteren Betriebszweigen.

die im November 2016 ihre Tore in Hannover geöffnet hat, ein einzigartiger internationaler Marktplatz für die dezentrale Energiewirtschaft. Die Aussteller präsentierten innovative Lösungen für die gesamte Wertschöpfungskette der Energieversorgung. Ein wichtiger Beitrag zum Erfolg der Energy Decentral ist die gelungene Kooperation zwischen dem Fachverband Biogas und der DLG. Deren reiche Früchte wurden beispielsweise in der erstmals parallel zur EnergyDecentral durchgeführten BIOGAS Convention des Fachverbandes Biogas sichtbar.

Auch wenn die Zahl landwirtschaftlicher Biogasanlagen unter den gegebenen politischen Rahmenbedingungen nur noch wenig wächst: Allein in Deutschland existiert eine große Anzahl an produzierenden Anlagen, die in den kommenden Jahren einen beständigen Beitrag zur regenerativen Energieerzeugung leisten werden. Optimierung, Repowering sowie der Funktionserhalt der Anlagen stehen dabei klar im Fokus.

Wir sehen in der Zusammenarbeit mit dem Fachverband Biogas einen strategischen Schritt in die Zukunft. Sie ermöglicht durch das Zusammenlegen der Kompetenzen für die Biogasbranche eine vorzügliche Plattform für die Präsentation von Innovationen sowie für die Pflege und den Ausbau der Geschäftsbeziehungen im nationalen und zunehmend internationalen Kontext.

Daneben ist im internationalen Umfeld das Interesse an Biogas ungebrochen. Hohes Potenzial liegt insbesondere im Bereich Abfallmanagement. Darüber hinaus erzielen zahlreiche innovative Entwicklungen Fortschritte bei der Verwendung alternativer Substrate wie Stroh, Bagasse oder Reste der Lebensmittelindustrie.

Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) wünscht dem Fachverband Biogas weiterhin Erfolg und freut sich auf die Fortsetzung der vertrauensvollen und erfolgreichen Zusammenarbeit.

Herzlichst Die Innovationskraft der Branche wurde auch auf der EnergyDecentral mit BIOGAS Convention – der internationalen Fachmesse mit Fachtagung für innovative Energieversorgung – deutlich. Mit ihrem hervorragenden Angebot war die EnergyDecentral,

Ihr Carl-Albrecht Bartmer

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GruSSwort

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Führungsrolle

nicht verspielen

Prof. Dr. mont. Michael Nelles Inhaber des Lehrstuhls für Abfall- und Stoffstromwirtschaft der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät an der Universität Rostock und Wissenschaftlicher Geschäftsführer am Deutschen Biomasseforschungszentrum gGmbH (DBFZ)

I

n meiner Funktion als Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Deutschen Biomasseforschungszentrums gratuliere ich ganz herzlich zum 25-jährigen Bestehen des Fachverbandes Biogas e.V. Das gesamte engagierte Team des Fachverbandes hat maßgeblichen Anteil an der sehr positiven Entwicklung in den vergangenen 25 Jahren.

der Biogasmarkt die Boomzeiten noch vor sich hat, reagieren auf diesen abrupten Politikwechsel auf der einen Seite mit Unverständnis. Auf der anderen Seite freuen sich Länder wie China aber auch darüber, wie günstig sich derzeit zum Beispiel Biogasanlagenbauer erwerben lassen, und zahlreiche Staatskonzerne sind auf Einkaufstour in Deutschland.

Anfang der Neunzigerjahre als kleiner Verein von Idealisten gestartet, hat sich der Fachverband Biogas mit inzwischen fast 5.000 Mitgliedern zur größten Interessenvertretung der Biogasbranche in Europa entwickelt. Auch über die europäischen Grenzen hinaus genießen die Experten des Fachverbandes Biogas großes Ansehen und sind zum Beispiel gern gesehene Referenten auf internationalen Fachtagungen und gefragte Berater in China, Indien oder den USA.

Gerade vor diesem Hintergrund sind Innovationen in Deutschland und die Internationalisierung Schlüsselelemente für die erfolgreiche Weiterentwicklung der deutschen Biogasbranche. Deshalb werden die nächsten 25 Jahre des Fachverbandes mindestens genauso spannend. Es geht darum, Biogas effizient, umweltverträglich und mit höchstmöglichem volkswirtschaftlichen Nutzen in das Energiesystem, aber auch in die gesamte biobasierte Wirtschaft der Zukunft zu integrieren.

Der Idealismus ist immer noch die Basis und der Hauptantrieb, aber insbesondere in den letzten 15 Jahren wurde darüber hinaus eine sehr gute Organisationsstruktur implementiert und die Arbeit des Fachverbandes stark professionalisiert. So wurde der Fachverband Biogas zum Gestalter der Biogasbranche, und ohne die vielfältigen Aktivitäten, Projekte, Fachtagungen usw. wäre die inzwischen am Weltmarkt erreichte Spitzenposition und Wertschätzung von „Biogastechnik made in Germany“ nicht denkbar.

Hierfür wünsche ich dem Fachverband Biogas alles Gute und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.

Leider sind wir seit dem EEG 2014 in Deutschland dabei, diese Führungsrolle leichtfertig zu verspielen. Andere Länder, in denen

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Herzlichst

Ihr Michael Nelles


GruSSwort

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

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Chronik

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

Meilensteine der Biogastechnik

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Der italienische Physiker Alessandro Volta experimentiert mit Biogas (Sumpfgas).

Louis Pasteur experimentiert mit Biogas und schlägt den Staatsoberen von Paris vor, Pferdemist zur Gasproduktion für die Straßenbeleuchtung zu nutzen.

Imhoff baut den ersten beheizbaren Fermenter und lässt ihn patentieren.

An der TU Darmstadt wird eine Biogasanlage für landwirtschaftliche Betriebe mit horizontalem Fermenter entwickelt (System Darmstadt).

1791

1884

1913

1947

1821

1906

1920

1950

Amedeo Avogadro gelingt es, die chemische Formel für Methan zu bestimmen: CH4

Klärtechniker Karl Imhoff baut im Ruhrgebiet anaerobe Abwasserreinigungsanlagen (Emscherbrunnen).

Das Klärwerk Essen speist erstmalig Klärgas ins örtliche Gasnetz ein.

In Allerhoop bei Celle geht die erste größere landwirtschaftliche Biogasanlage (System Eggersglüß) in Betrieb. Es finden Versuche mit verdichtetem Biogas als Kraftstoff für Traktoren statt.


Chronik

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

Erste großtechnische Versuchsanlage geht in der DDR im Gebiet des heutigen Thüringen an den Start.

1953 bis 1957

Stromeinspeisungsgesetz tritt zum Jahresanfang in Kraft. Es legt die Vergütungshöhe für Strom aus Erneuerbaren Energien gesetzlich fest. Unter dem Eindruck der Ölpreiskrise veranstaltet das KTBL ein Fachgespräch zum Thema Biogas.

In Deutschland existieren etwa 75 Anlagen.

Die erste BiogasFachtagung findet in der Bauernschule Weckelweiler statt.

1974

1980

1991

1955

1979

1984/85

1992

Bau der Biogasanlage auf dem Klostergut Benediktbeuren.

Über 600 Menschen kommen vor der Stilllegung der Biogasanlage in Benediktbeuren zu einer von Dr. Heinz Schultz mitorganisierten Informationsveranstaltung zusammen.

Bau der Biogasanlage auf dem Hof von Erich Holz.

Im Februar wird der Fachverband Biogas gegründet.

1959 Landwirt Dieter Reusch baut nach dem Darmstädter Vorbild im baden-württembergischen Hohenstein eine Biogasanlage, die über 25 Jahre in Betrieb bleibt.

1986 Super-Gau in Tschernobyl

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Chronik

Das ErneuerbareEnergien-Gesetz (EEG) tritt am 1. April in Kraft. Paradigmenwechsel in der Energiewirtschaft.

Erste Novellierung des EEG, das in seiner neuen Gültigkeit am 1. August in Kraft tritt. Der Bonus für nachwachsende Rohstoffe wurde eingeführt. Er legt den Grundstein für einen stärkeren Ausbau der Biogasproduktion.

Am 1. Januar tritt nach der zweiten Novellierung das dritte EEG in Kraft. Der Güllebonus wird eingeführt. In Deutschland beginnt der bis dahin stärkste Neubau von Biogasanlagen. Zum Jahresbeginn tritt ebenfalls das ErneuerbareEnergien-Wärmegesetz in Kraft. Es verpflichtet Bauherren neuer Gebäude, den Kälte- und Wärmeenergiebedarf anteilig mit Erneuerbaren Energien zu decken.

In Fukushima (Japan) kommt es zum zweiten Super-Gau der Geschichte. Danach verkündet die Bundesregierung den Atomausstieg und die Energiewende.

2000

2004

2009

2011

Im März zieht der Fachverband Biogas mit seiner Geschäftsstelle von Weckelweiler nach Freising.

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25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

2003

2005

2010

2012

Im November 2003 demonstriert die Erneuerbare-Energien-Branche vor dem Brandenburger Tor in Berlin für eine vernünftige Novellierung des EEG. Fachverbandsgeschäftsführer Dr. Claudius da Costa Gomez zeigt, dass mit Biogasstrom auch gebügelt werden kann. Der Dung einer Kuh liefert Strom, um 669 Stunden zu bügeln.

Deutschlands erste Biogas-Tankstelle geht in Jameln (Wendland) in Betrieb.

Die Biogasbranche überschreitet die 2.000-MegawattGrenze an installierter BHKW-Leistung (elektrisch); auf über 650.000 Hektar werden Energiepflanzen für die Vergärung angebaut.

Mit Jahresbeginn tritt das vierte EEG nach der dritten Novellierung in Kraft. Die rechtlichen Rahmenbedingungen verschlechtern sich massiv. Die Boomphase im Biogasanlagenbau ist vorbei.

2006 Die bundesweit erste Biomethananlage speist in Pliening bei München im Dezember erstmals Biomethan ins Erdgasnetz ein.

Der Fachverband Biogas feiert 20-jähriges Jubiläum und zählt über 4.600 Mitglieder. Power-to-Gas wird ein Thema für die Erneuerbaren Energien (EE), insbesondere für Biogas. Das neue EEG bietet erstmals den Einstieg in die sogenannte Strom-Direktvermarktung über das Marktprämienmodell sowie über die Flexibilitätsprämie.


Chronik

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) will den Bestandsschutz im EEG kippen. Er will den Ausbau der EE bremsen und damit den Anstieg der EEG-Umlage aufhalten. Im März geht die Branche in Berlin auf die Straße und demonstriert gegen Altmaiers Pläne.

Biogasanlagen werden sehr stark repowert und refittet.

Horst Seide wird neuer Präsident des Fachverbandes Biogas e.V. Er folgte Josef Pellmeyer nach, der das Amt nach 10 Jahren abgab.

Auch Biogasanlagenbetreiber müssen die sogenannten Greening-Auflagen erfüllen.

In Deutschland wird intensiv über das sogenannte Fracking diskutiert. Die schwarz-gelbe Bundesregierung ist dafür, die Opposition im Bundestag und weite Teile der Bevölkerung sind dagegen.

Alternative Energiepflanzen wie Riesenweizengras und Durchwachsene Silphie werden vermehrt angebaut, um Mais als Gärsubstrat zu verdrängen.

Anlagenhersteller versuchen verstärkt, im Ausland neue Anlagen zu errichten. Biologische Methanisierung: Machbarkeit wird nachgewiesen. Stellenwert der Öffentlichkeitsarbeit steigt sehr stark.

Im Herbst war Bundestagswahl. Die Große Koalition aus CDU, CSU und SPD kommt. Sigmar Gabriel (SPD) wird Bundeswirtschafts- und -energieminister.

Im Dezember einigen sich viele Staaten beim Klimagipfel in Paris auf ein Abkommen gegen die Klimaerwärmung.

2013

2015

2014

2016

Sigmar Gabriel wird zum Bremser und Bekämpfer des Ausbaus der EE. Im Frühjahr gehen an einem Samstag in mehreren Großstädten insgesamt 30.000 Menschen auf die Straßen und demonstrieren für die Energiewende mit Erneuerbaren Energien.

Das Bundeswirtschaftsministerium will die EEG-Systematik reformieren und plädiert für Ausschreibungen statt fester Einspeisevergütungen. Die 6. Novellierung des EEG wird vollzogen. Zum 1.1.2017 tritt das neue EEG in Kraft.

Im Frühjahr beschließt das Bundeskabinett seinen Entwurf zur Novelle des EEG. Für Biogas sieht es schlecht aus.

Verschiedene Gruppierungen fordern den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Ausstiegsszenarien werden erörtert.

Das Thema Netzausbau bewegt die Gemüter, insbesondere dort, wo neue Leitungstrassen geplant werden. Am 1. August tritt das 5. EEG in Kraft. Erstmals wird der Biogasausbau gedeckelt. Der Anlagenneubau bricht zusammen. Es werden nur noch kleine Gülleanlagen gebaut.

Der Klimaschutzplan 2050 von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks scheint nach dem Pariser Klimaabkommen zu einem peinlichen Stück Papier zu werden.

Biogas als Kraftstoff rückt immer mehr in den Fokus.

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Politik

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

Statements der energiepolitischen Sprecher der Bundestagsfraktionen Dr. Julia Verlinden Sprecherin für Energiepolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen giewirtschaft der Vergangenheit durch eine moderne und vielfältige Energieversorgung zu ersetzen. Biogas ist außerdem speicherbar und kann daher fluktuierende Energien aus Sonne und Wind ausgleichen. Damit leistet es einen wichtigen Beitrag zum Energiesystem der Zukunft.

» Mit seinem Blick für die Energie-

wende als Ganzes hat der Fachverband Biogas in der Vergangenheit bewiesen, dass er Verantwortung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit übernimmt. Wir wollen so schnell wie möglich weg von fossilen Brennstoffen. Deren Abbau und Verbrennung belastet die Gesundheit der Menschen, zerstört Natur und Lebensräume und heizt das Klima auf. Nur mit sauberer Erneuerbarer Energie können wir auf Dauer wirtschaften, ohne die Lebensgrundlagen der nachfolgenden Generationen zu zerstören. Deshalb ist die Energiewende in allen Bereichen notwendig – in der Stromerzeugung ebenso wie bei der Wärmeversorgung und im Verkehr. Biogas ist ein zentraler Baustein, um die Energiewende dezentral in allen Sektoren voranzutreiben. Es wird von Landwirten, Kommunen und Genossenschaften vor Ort eingesetzt und hilft so, die Ener-

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Die Energiewende gelingt nur mit dem Dreiklang aus Energiesparen, Energieeffizienz und Erneuerbarer Energie. Insbesondere Biogas als wertvolle, aber eben auch begrenzte Ressource muss effizient eingesetzt werden. Die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme erhöht die Energieeffizienz erheblich. Im Wärmesektor kann Biogas die Nutzung von fossilem Erdgas schrittweise ersetzen. Der Umstieg auf 100 Prozent Erneuerbare gelingt umso schneller, wenn gleichzeitig der Gasverbrauch gesenkt wird – etwa durch effizientere Heizungsanlagen, bessere Gebäudedämmung und eine effizientere Nutzung der Prozesswärme. Entscheidend für die ökologische Bilanz von Biogas sind die Nutzung von Reststoffen sowie die nachhaltige und umweltschonende Erzeugung von Rohstoffen für die Biogas-Produktion. Die Anbau- und Nutzungsmethoden müssen kontinuierlich nach Gesichtspunkten von Umwelt-, Natur- und Klimaschutz weiterentwickelt werden. Dabei sind innovative Unternehmen ebenso gefragt wie der Fachverband Biogas als Interessensvertretung der Branche. Mit seinem Blick für die Energiewende als Ganzes hat der Fachverband Biogas in der Vergangenheit bewiesen, dass er Verantwortung für Klimaschutz und Nachhaltigkeit übernimmt. Damit ist der Fachverband ein wichtiger Gesprächspartner für uns Grüne auf dem Weg in die neue Energiewelt. In diesem Sinne wünsche ich dem Fachverband Biogas und seinen vielen engagierten Mitgliedern auch für die nächsten 25 Jahre den nötigen Weitblick und viel Erfolg!


Politik

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Der Fachverband Biogas hat in Bonn oder Berlin viel bewegt

Eva Bulling-Schröter Energiepoltische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke Ja, jetzt wird der Verband schon 25 Jahre und ich gratuliere ganz herzlich. 25 Jahre und kein bisschen leise könnte man sagen, und das ist richtig so! Biogas ist wichtig und richtig, und gerade in Zeiten der Energiewende wird es notwendiger denn je gebraucht. Und das nicht nur aus ökologischen Gründen, denn Biogas kann mehr. Zum Beispiel die Wertschöpfung in der Region mehren und Arbeitsplätze sichern und erhalten. Seit mindestens 20 Jahren verfolge ich die Entwicklung der Branche und unterstütze sie auch als MdB, zuerst als umweltpolitische Sprecherin und jetzt als energiepolitische Sprecherin der Linken. Gerade um die Klimaziele, also die notwendigen CO2-Reduktionen hier in Deutschland zu erreichen, ist die Biogasbranche notwendig und deshalb muss sie weiter unterstützt werden. Und deshalb müssen diejenigen, die wollen, dass der Klimawandel nicht immer weiter voranschreitet, auch etwas dafür tun, dass diese Energieform eine Zukunft hat. Mit den letzten EEG-Novellen wurden die Erneuerbaren gedeckelt, vor allem das EEG 2014 war ein Rückschlag für die Bioenergie. Die Erneuerbaren sollen nun mit dem EEG 2017 „marktfähig“ gemacht werden. Ich würde mir wünschen, dass das bei den „schmutzigen“ Energieformen endlich auch das Credo sein könnte, denn dann sind die Erneuerbaren klar im Vorteil. Das Umweltbundesamt hat schon vor Jahren errechnet, dass für die Fossilen fast 11 Cent auf die Kilowattstunde aufgeschlagen werden müssten, wenn man ihre Umweltkosten einpreisen würde. Kohle, Erdgas und Erdöl wären nicht „marktfähig“, würde man sie angemessen behandeln. Ich wünsche mir, dass nicht immer mit zweierlei Maß gemessen wird, denn die gesellschaftlichen Kosten tragen schließlich alle. Und

bei den gesellschaftlichen Kosten schneiden eben die Regenerativen viel, viel besser ab, auch wenn Bioenergie von allen Erneuerbaren die höchsten Umweltkosten aufweist: Sie hat ihre Berechtigung im Energiemix. Es kommt darauf an, klarzumachen, dass Biogas grundlastfähig und speicherbar ist und genau dann flexibel einspringen kann, wenn eben die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Auch Wärme kann fossilfrei produziert werden. Und wenn dann diese Produkte auch noch so honoriert werden, dass die Landwirtschaft davon leben kann, dann werden sie auch zu zukunftsfähigen Produkten, die gerade die ländlichen Räume stärken. In den 25 Jahren seines Bestehens hat sich der Fachverband Biogas einen Namen erarbeitet, kann mit seiner Kompetenz jederzeit mithalten und hat in Bonn oder Berlin viel bewegt. Ich wünsche dem Fachverband Biogas noch viele gute Aktivitäten für die nächsten 25 Jahre und dass er wesentlich mit dazu beitragen kann, dass es uns gelingt, und dass es uns gelingt, den Klimawandel einzuschränken und zukünftige Regierungen davon zu überzeugen, dass Biogas einen festen Platz in der Energiewende besitzt.

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Politik

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Die Vorteile, die uns Biogas liefert,

werden bei einem wachsenden Anteil an Erneuerbaren am Energieverbrauch immer wichtiger werden Bernd Westphal Sprecher der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Energie der SPD-Bundestagsfraktion

Der Fachverband Biogas e.V. schaut auf sein 25-jähriges Jubiläum und wird sich dabei sicherlich an die eine oder andere Schlacht erinnern, die er ausfechten musste. Sicherlich ist die Etablierung der Bioenergie und hier insbesondere des Biogases kein leichtes Unterfangen gewesen. Vor allem auch die ethisch-moralische Tank-Teller-Diskussion hat hier für eine bisweilen recht negative öffentliche Wahrnehmung gesorgt. Die Zufriedenheit mit den EEGReformen ist nicht gerade groß. Trotz dieser recht verdrießlich wirkenden Vorzeichen bin ich jedoch davon überzeugt, dass der Fachverband und die Biogasbranche insgesamt hoffnungsvoll in die Zukunft blicken können. Biogas kann Energiewende und das in all ihren Facetten: Strom, Wärme und Verkehr. Vor allem die zwei letzten Bereiche werden in Zukunft noch viel Engagement von uns allen abverlangen. Ich bin mir deshalb sicher, dass Biogas in diesen beiden Sektoren eine wichtige Rolle im Rahmen der Dekarbonisierung übernehmen wird. Wir haben eine gut ausgebaute Gasnetzinfrastruktur, die es in Zukunft im Sinne der Energiewende zu nutzen gilt. Biogas kann und muss hier eine tra-

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gende Rolle einnehmen, denn die Vorteile, die uns Biogas liefert, werden bei einem wachsenden Anteil an Erneuerbaren am Energieverbrauch immer wichtiger werden. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen. Gleichzeitig ist der Nachweis zu erbringen, dass Bioenergie ohne die Tank-Teller-Diskussion nachhaltig ausgebaut und genutzt werden kann. Hier wird vor allem mit Blick auf den Einsatz von neuen Energiepflanzen viel in Bezug auf Biodiversität und Nachhaltigkeit erwartet. 25 Jahre sind somit noch lange kein Grund, sich auszuruhen. Viele neue Herausforderungen warten darauf, gelöst zu werden. Und am besten lösen wir sie gemeinsam.


Politik

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Die längst überfällige Mengensteuerung

durch Ausschreibungen ist ein Schritt in die richtige Richtung Dr. Joachim Pfeiffer Wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion

Das hohe Tempo des Ausbaus der Erneuerbaren Energien produziert jährlich Kosten von über 24 Milliarden Euro, die sich inzwischen auf über 500 Milliarden Euro summieren. Gleichzeitig hinkt der Netzausbau dem rasanten Erzeugungszuwachs hinterher. Die volatile Erzeugung der Erneuerbaren stellt die Energienetze dabei vor große Herausforderungen. Biogas ist eine der wenigen regelbaren Erneuerbaren Energien. Es kann somit zu einer Erhöhung der Netzflexibilität und der Versorgungssicherheit beitragen. Als einzige politische Kraft hat sich die CDU/ CSU erfolgreich für den Erhalt der Biogasbranche in Deutschland mit dem EEG 2017 eingesetzt. Die Novelle schafft bei dem Umbau der Energieversorgung mehr Markt und mehr Wettbewerb. Im Gesetz wurde für Biogas insgesamt ein Ausschreibungsvolumen von 1.050 Megawatt (MW) in den nächsten sechs Jahren verankert. Neue Anlagen ab 150 Kilowatt (kW) können an den Ausschreibungen teilnehmen – damit haben lokale Akteure im Wettbewerb gute Chancen. Gleichzeitig wird die Teilnahme an den Ausschreibungen beschränkt auf Anlagen bis zu einer Größe von 20 MW. Damit wird ein Ausschöpfen des gesamten Ausschreibungsvolumens durch sehr große Anlagen verhindert. Das führt zu einer effizienten Kombination aus Anlagen verschiedener Größen. Für die Biomasse werden 150 MW pro Jahr in den Jahren 2017

bis 2019 ausgeschrieben und 200 MW pro Jahr in den Jahren 2020 bis 2022. Bestandsanlagen können sich nach Auslaufen der 20-jährigen Förderung ebenfalls an den Ausschreibungen beteiligen. Sie erhalten so die Chance auf die zum Weiterbetrieb erforderliche Anschlussförderung. Anlagen mit einer installierten Leistung bis zu 150 kW, die zunächst von der Ausschreibung ausgeschlossen werden sollten, können sich nun ebenfalls beteiligen. Auf sie wird der letzte erfolgreiche Gebotspreis übertragen. Mit dem EEG 2017 bekommt Biogas eine verlässliche wirtschaftliche Perspektive. Die längst überfällige Mengensteuerung durch Ausschreibungen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es sind aber noch viele weitere Maßnahmen nötig. Es gilt, die hohen Kosten zu senken und die Erneuerbaren Energien schneller in den Markt zu integrieren. Dem Fachverband Biogas gratuliere ich ganz herzlich zu seinem 25-jährigen Jubiläum und wünsche ihm viel Erfolg für die Zukunft. Ich zähle weiterhin auf sein großes Engagement für eine sichere, saubere und bezahlbare Energieversorgung.

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25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

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Entwicklung der Biogasnutzung in der BRD

Biogasanlage der Biogas Göttingen GmbH & Co.KG, die umfangreich Zuckerrüben vergärt.

Biogas schreibt Geschichte Ein Parforceritt durch die Biogasgeschichte vom ersten Blubbern und Entdecken der Archaeen bis zur jüngeren Entwicklung der Biogasnutzung unter dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Von Dierk Jensen

S

ie sind uralt. Sie sind winzig klein, fürs menschliche Auge nicht sichtbar. Sie sind kraftvolle Wunderwerke der Natur. Die Rede ist von Archaeen, die als einzige Lebewesen auf dem blauen Planeten fähig sind, Methan zu bilden. Erst Ende der Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts haben Molekularbiologen herausgefunden, dass sie eigentlich gar keine Bakterien sind, obwohl alle Welt doch landläufig bis heute von Methanbakterien redet. Die Ausscheidungsprodukte dieser winzigen Energiebündel für menschliche Zwecke zu nutzen, ist letztlich das Hauptmotiv und im wahrsten Sinne der Antriebsmotor all derjenigen, die sich mit Biogas beschäftigen. Dabei ist die Geschichte des Biogases eine denkbar junge. Sie beginnt erst Ende des 18. Jahrhunderts, genauer gesagt 1776, also in jenem Jahr, in dem die englischen Kolonien an der Ostküste von Nordamerika ihre Unabhängigkeit erklärten. Im gleichen Jahr beobachtete der Physiker Alessandro Volta, dass aus Sümpfen am Lago Maggiore Gase blasenartig aufsteigen, in denen sich Methan befindet.

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Inspiriert von dieser Beobachtung begann er mit dem brennbaren Gas zu experimentieren. Er entwickelte die sogenannte Volta-Pistole, in der ein elektrischer Funke in einer Flasche eine Verbrennung auslöst, ähnlich einem Gasfeuerzeug. Mithilfe dieser Pistole konstruierte er später sogar brennende Lampen und benutzte sie als Messgerät für den Sauerstoffgehalt von Gasen. 1821 gelang es schließlich dem Turiner Amedeo Avogadro, die chemische Formel für Methan (CH4) zu bestimmen. Allerdings interessierte sich zu jener Zeit, als die industrielle Revolution von der britischen Insel ausgehend um sich griff, kaum jemand für die chemische Entschlüsselung des piemontesischen Chemikers, setzten doch die mit Steinkohle befeuerten Dampfmaschinen den epochenmachenden Siegeszug durch Europa und später durch die ganze Welt an. Die im Bergbau gewonnene Kohle war fortan das Treibmittel der damals aufstrebenden Industrienationen. Bezeichnenderweise soll daher, wenn man der historischen Literatur vertrauen mag, die erste kleine Biogasanlage der Welt auch nicht in Europa ge-


Entwicklung der Biogasnutzung

Als „Klärgas“ gewinnt Biogas neue Bedeutung In Deutschland war es dem Bauingenieur und Klärtechniker Karl Imhoff aus Essen vergönnt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts erste Impulse zur Nutzung von Klärgas im größeren Stil zu geben. Der „Vater der deutschen Abwassertechnik“ baute als Leiter des Abwasseramtes des Wasserverbandes Emschergenossenschaft mitten im Ruhrgebiet, dessen Bevölkerung damals unter katastrophalen, stinkenden Kloaken litt, anaerobe Abwasserreinigungsanlagen, sogenannte „Emscherbrunnen“. Allerdings firmierte das beim biologischen Reinigungsprozess anfallende Gas nicht unter dem Begriff Biogas, sondern es wurde Klärgas genannt: das aus dem geklärten Wasser gewonnene Gas. Dieses Klärgas vom Klärwerk Essen wurde vom Ruhrverband 1927 erstmals ins lokale Gasnetz eingespeist und als reguläres Energieprodukt verkauft. Es gab damals sogar schon Tankstellen, in denen komprimiertes Klärgas als Kraftstoff getankt werden konnte. Diesem Beispiel folgten in den darauffolgenden Jahren weitere Klärwerke im Ruhrgebiet und anderswo in Deutschland. Letztlich war es damit die Abwasserwirtschaft, die die Entwicklung von Techniken zu anaeroben Gärprozessen in Deutschland

Biogasanlage am Benediktiner-Kloster Benediktbeuren. Sie bestand aus zwei Wechselbehältern „Faultürmen“ (Bildmitte), dem dazwischenliegenden „Maschinenhaus“ mit Gasmotor und Generator, dem Lagerturm (rechts) und dem Wassertassengasometer (Vordergrund links).

F  oto: Dr. Heinz Schulz. Quelle: Buch „Biogas Praxis“, ökobuch Verlag

baut worden sein, sondern 1857 in einem Leprazentrum im indischen Bombay. Und erst 1865 machten Chemiker den Vorschlag, das aus Sumpfgebieten entweichende Gas auch als Methan zu bezeichnen; es dauerte nochmal bis 1892, als der Internationale Kongress der Chemischen Nomenklatura dies auch als gemeingültig bestätigte. In der Zwischenzeit waren es Mikrobiologen wie Antoine Béchamp und allen voran das Forscherteam um Louis Pasteur, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Sachen Vergärung voranbrachten. Von Pasteur kam der berühmte Ausspruch, dass die Vergärung (Fermentation) eine biotische Reaktion unter Ausschluss von Luft ist: „Fermentation, c’est la vie sans l’air.“ So verwundert es auch nicht sonderlich, dass ausgerechnet der französische Mikrobiologe der damaligen Pariser Stadtverwaltung in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts vorschlug, mit aus Pferdemist gewonnenem Biogas die Straßenlaternen der französischen Hauptstadt zum Leuchten zu bringen. Doch damit war er der Zeit voraus, die Idee setzte sich nicht durch, weil andere Brennstoffe günstiger und einfacher in der Handhabung waren. Überliefert ist aber, dass zum Ende des 19. Jahrhunderts für die Beleuchtung von Straßenlampen im englischen Exeter Klärgas eingesetzt wurde, das aus der Abwasserreinigung mittels sogenannter „Septic Tanks“ gewonnen wurde.

F  oto: Dr. Heinz Schulz. Quelle: Buch „Biogas Praxis“, ökobuch Verlag.

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Biogaspionier Johann Sedlmeier, Rudelzhofen, beim Bau seiner horizontalen Tank-Biogasanlage, die vielfach nachgebaut wurde.

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Diese wurden zuerst auf Bauernhöfen im damaligen französischen Algerien erprobt und kamen später, so die Annalen, auf tausenden französischen Betrieben zum Einsatz. Das Prinzip war denkbar einfach: Es waren Garagen, durch deren Tor der feste Mist eingefüllt und dann gasdicht verschlossen wurde. Das entstehende Gas wurde über Schläuche zur Koch- oder Brennstelle abgeführt.

F  oto: Archiv Vollmer, Repro: Rudolph

Biogas im geteilten Deutschland

Zur DDR-Zeit: Nur wenige Kilometer von Nordhausen entfernt nahm 1986 neben einer Jungrinderanlage mit 2.600 Tieren in Himmelgarten eine weitere kleinere Biogasanlage den Betrieb auf.

entscheidend voranbrachte und die Anlagentechnik auf ein relativ hohes Niveau anhob. Dabei stand aber nicht primär die Energiegewinnung im Fokus, sie war ein Nebenprodukt, im Mittelpunkt stand immer an erster Stelle die Behandlung von Siedlungsabwässern. Es waren also Akteure aus dem städtischen Bereich, der kaum Berührungspunkte mit einer optionalen energetischen Nutzung im landwirtschaftlichen Umfeld hatte. Dagegen begannen die Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Landwirtschaft erst allmählich in den Dreißigerjahren, als beispielsweise in Halle Untersuchungen vorgenommen wurden, die darauf abzielten, die Biogasausbeute verschiedener Substrate wie Gras oder Getreide zu quantifizieren. Zur ungefähr gleichen Zeit wuchs auch in den USA, hauptsächlich an der University of Illinois, das Interesse am Biogas. Unter anderem beschäftigten sich die amerikanischen Wissenschaftler mit der Separierung von Methan von Schwefelwasserstoff, Wasser und Kohlendioxid aus dem Biogas. Während 1939 das Indian Agricultural Research Institute das erste sogenannte Gobar-(Kuhdung)-Minigaswerk zum Laufen brachte und aus diesem Erfolg später die Gründung des Gobar Gas Institute erwuchs, waren es die Franzosen Gilbert Léon-René Ducellier und Marcel-Albert Isman, die vor und während des 2. Weltkrieges kleine und günstige Festmist-Gäranlagen entwickelten.

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Im nach dem 2. Weltkrieg von Franzosen, Engländern und Amerikanern besetzten Westdeutschland gab es durch den Zustrom von Millionen Flüchtlingen aus den ehemaligen Ostgebieten über Jahre hinweg einen eklatanten Mangel an Nahrungsmitteln und auch Energie. Konfrontiert mit dieser Knappheit griff man in verschiedenen Landwirtschaftskammern, Hochschulen und agrarwissenschaftlichen Instituten das Thema Biogas auf. Die Intention war klar: Man wollte damit die Energieengpässe zumindest für landwirtschaftliche Betriebe lindern helfen. Es war kein Geringer als Karl Imhoff, der nach dem Krieg explizit darauf hinwies, dass die Methanausbeute bei Mist um ein Vielfaches höher sei als bei der Nutzung menschlicher Fäkalien. An der TU Darmstadt wurde dann 1947 eine Biogasanlage für landwirtschaftliche Betriebe mit horizontalem Fermenter (Gärkanalanlage) entwickelt, das sogenannte „System Darmstadt“. Nach der Währungsreform im Sommer 1948 und der anschließenden Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949 ging in Allerhop, nördlich von Hannover, die erste größere landwirtschaftliche Biogasanlage in Betrieb, die von der Firma Schmidt aus Verden gebaut und ausschließlich mit landwirtschaftlichen Reststoffen betrieben wurde. Dabei wurde das gewonnene Gas in Gasflaschen komprimiert und als Kraftstoff für Traktoren eingesetzt. Parallel zur Pionierarbeit im niedersächsischen Allerhop bildete sich beim Bonner Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eine „Arbeitsgemeinschaft Biogas“, die vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e.V. ins Leben gerufen wurde. In ihr arbeiteten Biologen, Landwirte und Techniker an der Weiterentwicklung von Biogastechnologien im landwirtschaftlichen Umfeld. Die vielfältigen Ergebnisse dieser Arbeitsgemeinschaft sind im dritten Band „Gewinnung und Verwertung von Methan aus Klärschlamm und Mist“ in der Reihe „Münchner Beiträge zur Abwasser-, Fischerei- und Flußbiologie“ im Jahr 1956 veröffentlicht worden. Der Band, der Karl Imhoff zu seinem 80. Geburtstag gewidmet war, gibt einen bemerkenswert hohen und weitreichenden Stand der Forschung


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Gasleistung von 40.000 Kubikmeter erzielte, vier weitere in Betrieb: auf dem Gut Karlshof im oberhessischen Schlitz, bei Plattling in Niederbayern, auf dem Rittergut Hornburg bei Wolfenbüttel sowie in Breitenburg bei Itzehoe in Schleswig-Holstein. Nach Stauß dienten die Großanlagen der Verbesserung der Humuswirtschaft und waren in der Lage, größere Mengen an Biogas zu erzeugen, sodass der höhere Investitionsaufwand für Kompressor-Gas als Schlepperkraftstoff gerechtfertigt würde. Tatsächlich waren nach den Angaben von A. Seifert von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Braunschweig-Völkenrode (FAL) bundesweit acht Traktoren der Marken Deutz und Hanomag im Einsatz, die mit Biogas fuhren. Die von Diesel auf den Biogasbetrieb umgestellten Traktoren wurden mit einem auf 200 atü verdichteten Gas betankt.

F  oto: Archiv Vollmer, Repro: Rudolph

wieder. Die Herausgeber des Bandes verfolgten mit diesem Werk auch einen programmatischen Ansatz, nämlich die unterschiedlichen, mehr oder weniger separaten Entwicklungen und Interessen aus den Bereichen Abwasserwirtschaft und Landwirtschaft in Sachen Biogas respektive Klärgas zu vereinen. „Absichtlich ist die Methangewinnung aus Klärschlamm und Mist in dem vorliegenden Band gemeinsam behandelt worden. Wenn auch die wirtschaftliche Fragestellung bei der Methanerzeugung aus Klärschlamm eine etwas andere ist wie die aus Mist, so sind die naturwissenschaftlichen und ein Teil der technischen Voraussetzungen doch die gleichen. Man sollte deshalb das Gemeinsame mehr als das Trennende betonen“, schrieb der Herausgeber in der Einleitung. Er verwies auf die vielen „interessanten Kreuzverbindungen“, die es zwischen den beiden Bereichen gebe, weil sich die Akteure letztlich mit der gleichen gärbiologischen Materie befassten. Diplom-Landwirt Walter Stauß gab dem Leser in seinem Aufsatz „Der heutige Stand der Biogasgewinnung aus landwirtschaftlichen organischen Stoffen“ einen dezidierten Überblick über die Herausforderungen der damaligen landwirtschaftlich orientierten Biogasnutzung. Seinen Angaben nach gab es zur Mitte der Fünfzigerjahre etwa 20 Biogasanlagen in der Bundesrepublik. Dabei unterschied er zwischen Groß- und Kleinanlagen. Die einfach konzipierten Kleinanlagen sollten in erster Linie den Wärmebedarf der Betriebe decken, also Gas zum Kochen, zur Warmwasseraufbereitung, zum Futterdämpfen und zum Heizen der Wohnräume bereitstellen. Besondere Erwähnung erfuhr, neben dem „System Berlin“, auch eine Biogasanlage auf dem Pachthof von Landwirt Fritz Weber in Untersontheim bei Schwäbisch-Hall, die mit einer Brennerei gekoppelt war; so wurde der Dampfkessel mit Biogas beheizt und andererseits erwärmte die 90 Grad Celsius heiße Schlempe die Heizschlange des Gärbehälters, bevor sie schließlich in die Futtertröge wanderte. Ein großes Problem bereitete dem Anlagenbetreiber Weber allerdings die Beseitigung der Schwimmdecke. Um dieses Problem zu vermeiden, nutzte der Ingenieur Georg Götz im gleichen Band die Chance, sein konstruiertes „System München“, eine Biogaserzeugung ohne Schwimmdecke, eingehend zu schildern. Stauß nannte in seinem Aufsatz hinsichtlich der Großanlagen an vorderster Stelle die sogenannten Bihugas-Anlagen (Biologisches Humus- und Gaserzeugungsverfahren) der Firma Ferdinand Schmidt in Verden. Zu jener Zeit waren neben der schon erwähnten Anlage in Allerhop, die über einen Gärraum von 140 Kubikmeter verfügte und eine jährliche

Ein Druckminderer, an der Stelle des überflüssigen Kraftstofftanks eingebaut, senkte den Druck in zwei Stufen auf atmosphärischen Druck, bevor das Gas über eine Mischer-Apparatur dem Motor zu Verbrennung bereitgestellt wurde. Zwar gab es technische Probleme mit vereistem Gas und der Druckregelung, doch ließ sich zusammenfassend feststellen, so resümierte Seifert in der Januarausgabe (1955) der Fachzeitschrift „Landtechnik“, „dass sich Biogas im Schleppermotor nach Überwindung der Kinderkrankheiten gut bewährt hat und dass technische Schwierigkeiten nicht mehr zu erwarten sind.“ Was für ein Statement angesichts der Tatsache, dass erst jetzt in 2017 der erste Serientraktor mit Gasantrieb auf den Markt kommt! Wer die Fachbeiträge aus der Mitte der Fünfzigerjahre studiert, der hat den Eindruck, dass die Autoren damals mit dem baldigen Durchbruch der

Biogasgroßanlage Frankenförde, die 1987 in der ehemaligen DDR in Betrieb ging.

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Biogastechnologie rechneten. Doch es kam ganz anders. Zwar nahmen die Anlagen auf dem Klostergut Benediktbeuern in Oberbayern (1955) und die vom Landwirt Dieter Reusch in Bernloch auf der Schwäbischen Alb (1959) noch ihren Betrieb auf, doch geriet das Thema Biogas en gros komplett in den Hintergrund. Die Ursache hierfür lag im Erdöl, das ab Mitte der Fünfzigerjahre immer billiger aus den Ölfeldern sprudelte und das einsetzende „Wirtschaftswunder“ schmierte. Biogas geriet aus dem Sichtfeld von Forschung und Landwirtschaft. Ohnehin war die Energiegewinnung mit dem biologischen Gas letztlich nie ins Bewusstsein der konventionellen Energiewirtschaft vorgedrungen. Aus Sicht der großen Energieunternehmen war Biogas zu unbedeutend, zu wenig mobilisierbar, zu dezentral, zu aufwendig und nicht wettbewerbsfähig gegenüber Erdöl und Kohle. Zudem setzte die Energiewirtschaft ab den Fünfzigerjahre auf eine neue technische Wundertüte: die Atomkraft.

Rückbesinnung in den Siebzigerjahren So erlahmten in den Sechziger- und bis in die Siebzigerjahre hinein Forschung und Entwicklung von Biogastechnologien fast vollständig. Bis

zum Schock der Ölpreiskrisen 1973 und Ende der Siebzigerjahre. Die während des Wohlstands- und Wachstumsrausches kaum mehr für möglich gehaltene Knappheit und Verteuerung von Energie führte nicht nur zu Sonntagsfahrverboten, sondern auch zu der existenziellen Erkenntnis, sich auch energiepolitisch rechtzeitig um Alternativen zu kümmern. Die Bundesregierung legte, ohne den Ausbau der Atomkraft ernsthaft infrage stellen zu wollen, ein Forschungsprogramm auf, das unter anderem zum Bau der Großwindanlage (Growian) an der schleswig-holsteinischen Westküste führte und auch in anderen Bereichen, wie bei dem Einsatz von Wärmepumpen und im Bereich der Solarenergie, Impulse gab. Weniger im Fokus stand damals die Bioenergie, wenngleich man sich an mehreren agrarwissenschaftlichen Fakultäten, wie zum Beispiel am Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik in Kiel, der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig und in Weihenstephan im Umfeld von Dr. Heinz Schulz, man sich mehr hinter den Kulissen um Grundlagenforschung kümmerte. Zu erwähnen ist sicherlich auch, dass 1979 in Braunschweig-Völkenrode auf dem Gelände der Forschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) eine

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100-m³-Biogas-Testanlage in Betrieb genommen wurde, mit der unter anderem neue Konzepte zur Anlagenregelung und Prozesssteuerung erprobt wurden. Zur Verstromung des Gases wurde erstmals ein VW-Ottomotor eingesetzt und die Stromverwertung im Netztparallel- und Inselbetrieb getestet. Trotzdem fand die Wiederbelebung der Biogasaktivitäten in den frühen Achtzigerjahren mehr außerhalb des eingesessenen wissenschaftlichen Apparates statt. Vielmehr waren es neu gegründete, interdisziplinäre Gruppen aus Wissenschaftlern, Technikern und Ingenieuren, wie beispielsweise die Interdisziplinäre Projektgruppe für angepasste Technologie, kurz IPAT, und die Arbeitsgruppe Angepasste Technologie (AGAT) an der Gesamtschule Kassel, die die dezentralen Ideen einer im Vergleich zu den Fünfzigerjahren effizienteren Nutzung von Biogassystemen nach vorne brachten. So setzten sich die in der AGAT engagierten Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachgebieten für eine praxisnahe Forschung ein und betreuten beispielsweise die bei Korbach von Landwirten gebauten Biogasanlagen. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang auch die Laborarbeiten, die die Gesellschaft für Interdisziplinäre Technologie (GFIT)

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in Freiburg zum thermophilen Gärprozess vornahm. Neben diesen im Umkreis der Hochschulen gestarteten Initiativen waren es aber vor allem interessierte und engagierte Landwirte, die als Reaktion auf die Ölpreiskrisen entweder von Autarkie träumten oder einfach nur pragmatische Lösungen suchten, um die damals explodierenden Energiekosten auf ihren Höfen zu reduzieren. Einige von ihnen wagten den Sprung ins kalte Wasser und bastelten und bauten mutig und in eigener Regie kleine Biogasanlagen. Sie wurden damals von einer jungen Generation von Ingenieuren unterstützt, die im Zuge der aufkeimenden Anti-Atomkraft-Bewegung nach neuen Techniken Ausschau hielt und die überzeugt war, dass die „Grenzen des Wachstums“ erreicht seien. So traf sich ein bunter Haufen von Biogas-Kundigen, technikaffinen Ingenieuren und alternativen Aktivisten zu diversen Besichtigungstouren, die unter anderem zur damals wohl bekanntesten Anlage nach Benediktbeuern führten. Diese Anlage war so etwas wie der Wallfahrtsort für Biogas-Gruppen, die sich in jener Zeit in Hamburg, Hannover, Göttingen, Darmstadt, Berlin und anderswo bildeten und wo Biogas-Begeisterte sich die Köpfe heiß redeten. In einem Artikel der Zeitschrift Son-

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Anlagen von neun Herstellern, die „Artenvielfalt außerordentlich groß“, so Dohne weiter. Zur gleichen Zeit soll es in der Schweiz schon 100 Anlagen gegeben haben, Österreich hatte 2, Holland 15 und in Dänemark standen rund 30 Anlagen. Überhaupt war der nördliche Nachbar Dänemark Ende der Siebzigerjahre und zu Beginn der Achtzigerjahre ein Eldorado für all diejenigen, die auf die praktische Umsetzung von Energiealternativen pochten. Dies spiegelte sich auch in der von der Biogasgruppe Hamburg herausgegebenen Dokumentation „Biogas – wie geht denn das?“ wider, in der Bau und Betrieb von Biogasanlagen auf Bauernhöfen in Dänemark geschildert wurden. Zum Ende des Büchleins stand geschrieben, dass die „angepasste Biogastechnik“ den Landwirten die Möglichkeit böte, „das Vertrauen in die eigene Kraft zu fördern.“ Ob Bernd J. Kaltwasser, in späteren Jahren Professor an der TU Harburg, mit seiner im Jahr 1980 erschienenen Veröffentlichung „Biogas. Regenerative Energieerzeugung durch anaerobe Fermentation organischer Abfälle in Biogasanlagen“ der Abfallwirtschaft auch neues Vertrauen in diese Technologie schenkte, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall setzte er ein Ausrufezeichen für die Biogasnutzung in der Abfallwirtschaft und brachte den Begriff des „infrastrukturellen Systems“ mit in den Diskurs. Er schrieb, „dass Biogasanlagen nicht nur Anlagen zur preiswerten Energieumwandlung sind, sondern vielmehr ein infrastrukturelles System darstellen, in welches sich innerhalb eines natürlichen, geschlossenen Nährstoffkreislaufs folgende Aufgaben integrieren lassen: Abfallbeseitigung, Recycling, Hygienisierung, Energieversorgung, Düngerversorgung und Humusbildung.“ Er zeichnete damit zu einem sehr frühen Stadium den Rahmen, in dem sich später auch der Fachverband Biogas – beispielsweise mit dem Terminus „Multitalent Biogas“ – positionierte und in dem sich die heutige Biogasbranche mittlerweile bewegt und identifiziert. Ein weiterer besonnener Vorausdenker war sicherlich auch Prof. Dr. Peter Weiland, der Anfang der Achtzigerjahre von der Dortmunder Hochschule kommend zur Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) nach Braunschweig-Völkenrode, dem heutigen Thünen-Institut (TI), wechselte und dort die Leitung der Abteilung Bioverfahrenstechnik F  oto: Lipp GmbH

Entwicklung der Biogasnutzung

Liegender Lipp-Fermenter in den Siebzigerjahren.

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nenenergie vom Januar 1978, herausgegeben von der in den Siebzigerjahren gegründeten Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), wird die vom Salesianer-Kloster betriebene Anlage in Benediktbeuern vom Rosenheimer Autor Werner Müller in Text und Fotos detailliert und lobend beschrieben. Allerdings war die Energiebilanz der Kloster-Anlage alles andere als effizient. Von den in den beiden letzten Betriebsjahren gewonnenen 119.733 Kubikmetern Biogas mussten die Betreiber 94.869 Kubikmeter allein für die Prozessenergie – für die Beheizung der beiden „Faulbehälter“ – aufwenden. Bevor diese Biogasanlage dann 1979 endgültig stillgelegt wurde, organisierte kein Geringerer als Dr. Heinz Schulz von der Landtechnischen Fakultät der Universität Weihenstephan in Freising zusammen mit anderen Akteuren noch eine letzte Informationsfahrt. Die Resonanz war überwältigend. Mehr als 600 Menschen kamen. Für viele Zeitzeugen war daher die „Totenmesse“ der Klosteranlage so etwas wie der erste Kristallisationspunkt für einen Neuanfang. Doch sollte noch einmal weit mehr als ein Jahrzehnt ins Land gehen, bevor in der Bundesrepublik eine signifikante Anzahl von Biogasanlagen in Betrieb gegangen war. Denn zu Beginn der Achtzigerjahre sah es trotz großer Aufbruchsstimmung doch noch recht bescheiden aus. So bezifferte Dr. E. Dohne vom Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) im 1983 herausgegebenen Sammelband „Biogas aus Abfall und Abwasser“ die Zahl der Biogasanlagen, die aufgrund fehlender Statistiken nur auf seinen eigenen Recherchen basierte, in der Bundesrepublik auf etwa 70 größere und über 30 kleine und kleinste Versuchsanlagen. 40 Prozent davon waren


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AUF in

die Zukunft mit der

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übernahm. Gleich zu Beginn seiner dortigen Arbeit übertrug man ihm die Federführung für das bis dahin in der Bundesrepublik größte Forschungsprojekt im Bereich Bioenergie. Das Bonner Landwirtschaftsministerium stellte fast 50 Millionen D-Mark bereit, um am Standort Ahausen-Eversen eine erste deutsche Anlage zur Erzeugung von Bioethanol zu errichten. Es sollte eine sogenannte „Mehrstoffanlage“ sein, die mit Kartoffeln, Zuckerrüben, Topinambur und Mais gespeist wurde. Zur energetischen Versorgung der Anlage erfolgte die Vergärung der anfallenden Schlempe unter Einsatz neuartiger Biogastechnologien. „Für uns war das ein wunderbares Vorhaben“, erinnert sich Dr.-Ing. Peter Weiland gerne zurück, „wir haben damals sehr viel dazugelernt.“ Allerdings wurde die Demonstrationsanlage Mitte der Neunzigerjahre wieder stillgelegt, weil die Mineralölindustrie nicht in das Bioethanol-Geschäft einsteigen wollte. Es sei zu teuer, hieß es. „Wir waren der Zeit einfach um zehn Jahre voraus“, blickt der heutige Ruheständler trotzdem versöhnlich zurück. Sicherlich war dies nicht der einzige Fall, bei dem Weiland und seine FAL-Mitarbeiter ihre Nasen weit vorne hatten. Beispielsweise vergor man schon Mitte der Achtzigerjahre, als von „NawaRos“ noch gar nicht die Rede war, in Kleinreaktoren erfolgversprechend Silage aus Gras und Mais. „Weil wir Futterpflanzen vergoren, hielten uns viele für Spinner“, erinnert sich Weiland und fügt hinzu, dass man die Versuchs­ergebnisse – um den Aufschrei in der deutschen Öffentlichkeit zu vermeiden – nur in ausländischen Fachzeitschriften veröffentlichte. Vorsicht war geboten, galt es doch den guten Ruf des Instituts zu schützen. Dennoch blieb das Team um Weiland am Thema dran. „Wir haben trotz der Vorlauf-Forschung, die in der Regel nicht direkt in die Praxis umgesetzt wird, immer versucht, die praktische Anwendung im Blick zu behalten“, unterstreicht der pensionierte Verfahrenstechniker nach fast 30 Jahren Forschungsarbeit in Braunschweig-Völkenrode. Unter seiner Leitung wurden an der früheren FAL alle Aspekte der Biogas-Prozessführung genauestens untersucht. So lokalisierten Verfahrenstechniker und Mikrobiologen mit Rasterelektronenmikroskopen die Bakteriengruppen, die bei der Biogasproduktion beteiligt sind. Weitere wichtige Forschungsthemen waren die Optimierung der Prozesstechnik, die Gülleaufbereitung, die Hygienisierung der Gärreste sowie die Aufbereitung von Biogas zur Nutzung in Brennstoffzellen und die Rolle der Spurenelemente im Gärsubstrat. Insbesondere hebt Weiland die bedeutsame Rolle der Gärreste hervor: „Sie enthalten wichtige humusbildende Stoffe sowie Nährstoffe und Spurenelemente, die zurück auf den Acker gehören, vor allem gilt das für Phosphor, der aufgrund weltweit knapper Reserven unverzichtbar ist.“ Tatsächlich spielten Düngeraspekte bei vielen Landwirten, die sich nach den Ölpreisschocks mit dem Bau von Biogasanlagen auseinandersetzten, eine große Rolle. Nicht zuletzt aus diesem Grund fühlten sich auch viele Bauern aus den Reihen des ökologischen Landbaus, der sich da-

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mals noch in sehr kleinen Kreisen bewegte, angesprochen. Und dies, obwohl der Demeter-Verband damals skeptisch war, erinnert sich Erwin Köberle, Gründer des Biogaskontor im schwäbischen Obermarchtal, an eigene Erfahrungen. „Alles, was unter Luftabschluss passierte, war verpönt.“ Letztlich hat sich diese Skepsis im anthroposophischen Landbau bis heute gehalten. Nichtsdestoweniger drehte sich in den damaligen Diskursen viel um einen verbesserten Stickstoffaufschluss im Wirtschaftsdünger, um dadurch pflanzenverfügbaren Stickstoff auf dem Feld gezielter einsetzen zu können. Dagegen haben nur die wenigsten Pioniere, weit vor dem Stromeinspeisungsgesetz von 1991 an eine lukrative Stromproduktion gedacht: Es ging primär um Düngeraufbereitung respektive Humusaufbau und die energetische Eigenversorgung der Höfe.

Biogas-Aufbegehren in der Ära Helmut Kohl Allerdings gab es Mitte der Achtzigerjahre in Westdeutschland keine bundesweite Lobby und schon gar keinen Verband, der die Förderung der Biogaserzeugung wirksam in die Politik hineingetragen hätte. Zudem war der agrarpolitische Kurs der CDU/ CSU-FDP Bundesregierung unter Kanzler Helmut Kohl ab 1983 nicht sonderlich innovationsoffen für alternative Energien aus der Landwirtschaft, sondern setzte im Einvernehmen mit der Industrie auf vermeintlich bewährte Agrarkonzepte und fand in der Spitze des Deutschen Bauernverbandes fast ausnahmslos damit devote Zustimmung. Mit dem Motto „Weiter wie bisher“ trat man letztlich auf der Stelle; nur wenige Lobbyisten in den Reihen der konventionellen Landwirtschaft, wie beispielsweise Karl Eigen, setzten sich in den Achtzigerjahren für eine Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen für die Energieproduktion ein. Allerdings lag der Fokus von Eigen nicht auf der Erzeugung von Biogas. Der Mitbegründer der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (Ufop) engagierte sich vornehmlich für Biodiesel auf Basis von Raps. Daher gab ausgerechnet Daimler-Benz für die Biogasbewegung im Westen Deutschlands den vielleicht wichtigsten Impuls überhaupt, um sich intern zu finden, zu formieren und sich zugleich in der politischen Öffentlichkeit zu präsentieren. Denn der Autokonzern beabsichtigte Ende der Siebzigerjahre, in Boxberg im Badischen Frankenland eine gigantische Teststrecke zu bauen. Es kam jedoch nie dazu, weil sich viele Bauern dagegen wehrten. Sie wollten ihre Äcker, trotz der Drohungen enteignet zu werden, nicht für Beton und Asphalt hergeben. Um die Kosten für Gerichtsprozesse und Öffentlichkeitsarbeit auf möglichst viele Schultern zu

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verteilen, gründeten bäuerliche Mitstreiter um den Initiator Walter Rukaber herum die sogennannte Bundschuh-Genossenschaft. Der Name war bewusst gewählt und knüpfte an die spätmittelalterliche Bundschuh-Bewegung im Südwesten an, als Bauern in den Jahren um 1500 gegen Adel und Obrigkeit aufbegehrten. Da viele Bauern aber nicht nur gegen etwas protestieren, sondern für etwas kämpfen wollten, griff man das Thema Biogaserzeugung auf. Die Gruppe organisierte Fahrten zu den wenigen Hofanlagen, die es damals gab. Unter anderem pilgerten die Bundschuh-Aktivisten zur bis dato wenig bekannten Biogasanlage von Fritz Reusch aus Bernloch, der den Staunenden erzählte, dass er seine Anlage seit 1959 ununterbrochen betreibe und ihm jede Kuh rund 300 Liter Heizöl jährlich einsparen würde. Botschaften, die bei den Zuhörern nachhaltig wirkten und am Ende zur Bildung der „Biogasgruppe im Bundschuh“ im Jahr 1984 führten. Schon vor ihrer Gründung pflegten einzelne Akteure dieser Biogasgruppe engen Kontakt zur Bauernschule Hohenlohe in Kirchberg/Jagst-Weckelweiler, wo sich Vordenker schon seit Mitte der Siebzigerjahremit Biogas beschäftigten und in der Region Hohenlohe einige Anlagenbetreiber mit Know-how unterstützten. Im Umfeld von Bundschuh, Bauernschule Weckelweiler und Biogas-Interessierten an den Unis Hohenheim und Weihenstephan entstanden dann die ersten süddeutschen Ingenieurbüros für Planung und Bau von Biogasanlagen: Ekkehard Schneider in München, Gottfried Gronbach mit Novatech und Erwin Köberle mit seinem Biogaskontor in Wolpertshausen. Letzterer gewann mit Erich Holz vom Karlshof in Aspach bei Backnang, kurioserweise ein DemeterBetrieb, einen charismatischen Mitstreiter und baute auf dem Karlshof mit Freiwilligen, die auf dem Heuboden übernachteten, bis zum Sommer 1985 seine erste Biogasanlage, die den Heizölverbrauch des Betriebes von 7.000 auf 2.000 Liter reduzierte. Drei Jahre später, also schon nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl, kam eine weitere Anlage auf dem Hof von Holz hinzu, die dann nicht nur für Wärme sorgte, sondern auch bei einer Vergütung von 11,58 Pfennige pro Kilowattstunde mit einem FiatMotor Strom ins Netz einspeiste. Trotzdem reichte es für einen wirtschaftlichen Betrieb noch nicht ganz, dies sollte sich erst nach der deutschen Einheit mit dem energiepolitischen Paradigmenwechsel im Jahr 1991 ändern, als das Stromeinspeisungsgesetz in Kraft trat und ab diesem Zeitpunkt die Erneuerbaren Energien gesetzlich garantierte Einspeisevergütungen zugestanden bekamen. Während die Süddeutschen den Ton an-


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gaben, gab es aber auch im Norddeutschen wackere Pioniere wie Johann Dücker aus Basdahl, Hermann Hemme in Wedemark-Breklingen, Hof Westkämper in Paderborn-Sande oder Harm Grobrügge in Westervesede – um nur einige zu nennen –, die die Entwicklung im Lokalen vorantrieben. Beispielsweise übernahm Harm Grobrügge 1982 den elterlichen Betrieb mit Ackerbau, Bullenmast und einer Kornbrennerei, deren Wirtschaftlichkeit aber aufgrund der nach den Ölpreiskrisen gestiegenen Energiekosten litt. Er fuhr nach Österreich, wo damals die Biogastechnik schon weiter entwickelt war. Genauer gesagt besuchte er eine Anlage in Bregenz, wo auf einem Geflügelbetrieb ein Pfefferkorn-Fermenter installiert war. Das Bauprinzip der Vollmischbehälter überzeugte ihn und Grobrügge errichtete Mitte der Achtzigerjahre seine Biogasanlage in der gleichen Bauweise. Das auf der Hofanlage erzeugte Biogas feuerte einen Gasbrenner, der ausreichend Wasserdampf für die Branntwein-Destille erzeugte.

DDR – Von Mangel profitiert Biogasentwicklung Dennoch, trotz der vielen lokalen, von landwirtschaftlichen Entrepreneuren realisierten Projekte ließ der große Durchbruch in der Bundesrepublik vor dem Mauerfall weiter auf sich warten. In der DDR verhielt sich das Geschehen etwas anders. Im real existierenden Sozialismus war die erste großtechnische, thermophile Versuchsanlage schon 1953 auf dem Gut Freienbessingen in Thüringen in Betrieb genommen worden. Im gleichen Jahr erschien auch das Buch „Biogas“ von Martin Poch vom Institut für Versuchs- und Untersuchungswesen in Jena-Zwätzen, in dessen Untertitel sich Motiv und Ansatz der damaligen DDR-Aktivitäten wiederspiegeln: „Wege zur zusätzlichen Energiegewinnung in der Landwirtschaft bei gleichzeitiger Verbesserung der Humuswirtschaft“. Dennoch: Obgleich die ersten Ergebnisse der Großversuchsanlage erfolgversprechend waren, entschieden sich die Verantwortlichen doch wegen großer Wärmeverluste – ähnlich wie im Westen – und weiterer technischer Probleme, die Anlage im Jahr 1957 stillzulegen. Erleichtert wurde diese Entscheidung der zentralen Plankommission sicherlich auch durch die Tatsache, dass auch im Ostblock ab Mitte der Fünfzigerjahre die Erdölpreise fielen. So spielte Biogas fortan auch in der DDR keine Rolle mehr. Aber nur bis 1973. Denn in jenem Jahr beschloss die SED-Parteiführung plötzlich, acht Großanlagen zu bauen. Das hatte triftige Gründe. Im Zuge der Kollektivierung der Landwirtschaft waren sogenannte Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaf-

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ten (LPG) gebildet worden, auf denen sehr große Viehbestände konzentriert wurden. Dieser Umstand stellte viele LPGs beim Abtransport der Gülle vor große logistische und ackerbauliche Probleme. Für den Abtransport der insgesamt 200 Millionen Kubikmeter Gülle, die in der DDR anfielen, musste pro Kubikmeter rund ein Liter Diesel eingesetzt werden. Kurzum: Die DDR ging quasi „in Gülle unter“, obendrein gab es nach den Ölpreiskrisen Versorgungsengpässe beim Diesel; die zentralen Planungskommissionen stellten mancher LPG weniger Kraftstoff zu Verfügung, als sie für eine fachgerechte Entsorgung der Gülle dringend benötig hätte. Ein System-Dilemma, das letztlich aber den Bau von am Ende sieben Großanlagen (mit Fermenter-Volumen von 500 bis 8.000 Kubikmetern) an mehreren Standorten mit teilweise sehr unterschiedlichem Anlagendesign ermöglichte. So gingen ab Ende der Siebzigerjahre peu à peu in Vippachedelhausen, in Berlstedt und Rippershausen, wo eine horizontale Pfropfenstromanlage verbaut wurde, in Frankenförde bei Luckenwalde und in Nordhausen und 1987 in Zobes bei Plauen Großanlagen in Betrieb (siehe auch ausführlichen Bericht zur Biogasgeschichte in der DDR ab Seite 36). Dabei war die in Nordhausen installierte nicht nur die größte, sondern dort wurde ein Teil des Gases verstromt und sogar ein umgerüsteter Traktor (ZT 300) mit verflüssigtem Biogas betankt. „Um die Wende herum wurden immerhin gut 80 Prozent der deutschen Biogasmenge in Thüringen produziert“, hat Dr. Gerd Reinhold mal ausgerechnet.

Neunzigerjahre: Abfall und neue Akteure Das war ein großes Pfund und viel Know-how, das die „fünf neuen Bundesländer“ im Jahr 1990, im Jahr der Einheit, mit in die nun gesamtdeutsche Biogasbranche hineinbrachten. Just in jenem Jahr kehrte Michael Köttner nach einer mehrjährigen Tätigkeit in Südafrika wieder zurück nach Deutschland. Er wurde Leiter des Biogas-Büros in Weckelweiler, das mit einer Spende der dortigen Bauernschule finanziert wurde. Zusammen mit Gert Beck, Andreas Krieg, Ekkehard Schneider und Heinz Hügelschäfer organisierte, plante und errichtete er von dort aus Biogasanlagen im Selbstbauverfahren. Das Interesse wuchs stetig, zudem winkten mit den seit Anfang 1991 gesetzlich garantierten Vergütungssätzen für die Einspeisung von Biogasstrom neue wirtschaftliche Perspektiven. Es ging jetzt nicht mehr nur um die Energieautarkie, sondern auch mehr und mehr um die Lieferung ins Stromnetz. Die Ära der BHKW setzte langsam ein. Zudem schlug jede noch so kleine Optimierung im Anlagenbetrieb, ob es nun um Befüllungs-, Rührtechnik,


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Entschwefelung oder um das ganze Motorenumfeld ging, sofort positiv zu Buche: Je mehr Strom geliefert werden konnte, desto höher fielen die Betriebserlöse aus. Ein Innovationsruck schüttelte die noch kleine Biogasszene durcheinander. Der Informationsbedarf war auf allen Seiten deshalb sehr groß, als die Mitstreiter im Umfeld des Biogas-Büros noch im gleichen Jahr die von Andreas Krieg organisierte erste Biogas-Tagung veranstalteten. Sie fand vom 15. bis 18. Dezember 1991 im noch familiären Rahmen in der Bauernschule Hohenlohe statt. 50 Teilnehmer waren zu der Tagung gekommen. Um die Interessen und den Informationsfluss der größer werdenden Biogas-Branche besser zu bündeln, reifte auf der Tagung die Idee heran, einen Verband zu gründen. Andreas Krieg verfasste den entscheidenden Rundbrief zur Verbandsgründung und schickte ihn an die Teilnehmer der Tagung. Zwei Monate später war es dann so weit. Am 14. Februar 1992 trafen sich 17 Biogas-Akteure auf dem Hof von Erich Holz und hoben den Fachverband Biogas e.V. offiziell aus der Taufe. Andreas Krieg ist auch der Urheber des Verbandslogos. Den ersten Vorstand bildeten die Ingenieure Erwin Köberle und Gert Beck, die Landwirte

Erich Holz und Rainer Gansloser sowie Heinz-Peter Mang, der damals für die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) arbeitete. Die Gründungsversammlung wählte Erwin Köberle zum Vorsitzenden und Michael Köttner zum Geschäftsführer für die in der Bauernschule Weckelweiler neu einzurichtende Geschäftsstelle. Von nun an übernahm der Fachverband Biogas die Organisation der Jahrestagung, die sich in den darauffolgenden Jahren als der bundesweit wichtigste Treffpunkt in Sachen Biogas herauskristallisieren sollte. Weckelweiler war das Mekka der Szene. Nicht nur Pioniere, Landwirte und Ingenieure kamen dorthin, sondern auch Studenten, die auf den ersten Jahrestagungen gierig neue Infos aufsogen. Einige von ihnen sind inzwischen Geschäftsführer von Unternehmen mit Millionen-Umsätzen. Laut Andreas Krieg waren zur damaligen Zeit Gert Beck, Ekkehard Schneider und Erwin Köberle die wichtigsten Personen, die das Thema Biogas bundesweit verbreiteten und den Bau von Anlagen begleiteten. Nach Köberle übernahm im Jahr 1996 Dr. Heinz Schulz, langjähriger Landwirtschaftsdirektor an der Landtechnik Weihenstephan, den Vorsitz. Unter der Obhut von Geschäftsführer Köttner, der das Biogas

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sprachen sich die Gärversuche mit Mais – mit oder ohne Gülle – und mit anderen Nutzpflanzen, die an der Landmaschinenschule Triesdorf unter Direktor Johann Sedlmeier und in Zusammenarbeit mit Andreas Krieg im Jahre 1993 vorgenommen worden waren, schnell herum. Es funktionierte gut, die Gasausbeuten waren beeindruckend hoch. Mit der Weiterentwicklung der Unternehmen, neuen Herstellern, die erstmals schlüsselfertige Anlagen anboten und dem Themenbereich Kofermentation kamen neue Inhalte, neue Stimmen und neue Positionen im Verband zum Ausdruck. Vor allem die industriell orientierten Hersteller wie Schmack oder auch Markus Ott von der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Biogasanlagenhersteller forderten eine Professionalisierung der Verbandsarbeit ein, manche plädierten für einen neuen Kurs, der sich von den Inhalten der Anfangstage, die sehr von ökologisch denkenden Landwirten geprägt waren, entfernte. Kein Zweifel, der Verband stand kurz vor der Jahrtausendwende vor einem Umbruch. Als Dr. Heinz Schulz verstarb, wählte der Verband Barbara Eder, Autorin des mehrfach aufgelegten Standardwerkes „Biogas Praxis“, zur neuen Vorsitzenden. Sie wollte interne Veränderungen. „Der Verband musste größer werden, musste weg aus Weckelweiler, um sich endlich von einer regionalen zu einer bundesweit wahrgenommenen Organisation entwickeln zu können. Auch brauchten wir eine klare Trennung zwischen Verbandsarbeit und privaten Firmeninteressen“, versuchte sie den Verband umzukrempeln. Sie stieß aber auf Widerstand und trat frühzeitig zurück, wenngleich der Umzug der Geschäftsstelle von Weckelweiler nach Freising am Ende beschlossene Sache war. Deshalb warf auch Köttner den Geschäftsführerposten hin. Er wollte den Wandel nicht mit gestalten und blieb in Weckelweiler. Er gründete stattdessen in 2001 mit Gleichgesinnten wie Erich Holz, Heinz-Peter Mang, Gottfried Gronbach und Roland Schnell die Fördergesellschaft für nachhaltige Biogas- und Bioenergienutzung e.V. (FnBB), die sich „für dezentrale Erzeugung und Nutzung von Bioenergie zur ökonomischen und ökologischen Stabilität auf regionaler Ebene einsetzt“. Darüber hinaus betreut Köttner am gleichen Standort das 2012 etablierte Internationale Biogas und Bioenergie Kompetenzzentrum (IBBK). Das IBBK bietet unter anderem Biogasbetreiberschulungen an, die den bundeseinheitlich abgestimmten Mindeststandards des Schulungsverbundes Biogas gerecht werden. F  oto: Lipp GmbH

Journal auf den Weg brachte, wuchs die Mitgliederzahl von 17 auf 800 im Jahr 2000. Dabei war das prägende Thema in den Neunzigerjahren die sogenannte Kofermentation, womit die Beigabe von biologischen Abfällen aus Schlachthöfen, Brauereien, lebensmittelverarbeitenden Unternehmen, Lebensmittelhandel und auch Bioabfällen aus Haushalten gemeint ist. Für viele landwirtschaftliche Biogasanlagenbetreiber erschlossen sich mit der Kovergärung von Abfällen durch Entsorgungsboni neue Einnahmequellen. Allerdings warf die Kofermentation aber auch viele neue, komplizierte abfallrechtliche Fragen auf, welche die politische, fachliche und juristische Kompetenz des damals noch jungen Verbandes herausforderten. Ein großes Thema jener Tage war auch die fachgerechte Hygienisierung der eingesetzten Abfälle. Als dann aber die Bioabfallverordnung im Jahr 1998 verabschiedet wurde, die die Kompostierung im Gegensatz zur Vergärung benachteiligte, fielen Entsorgungsboni jedoch in den Keller. Aber schon vorher rückte, parallel zur Kofermentation, die Option mehr und mehr in den Vordergrund, auch Kulturpflanzen, „nachwachsende Rohstoffe“, kurz NawaRo, zu vergären. Zwar gab es unter der Ägide von Prof. Weiland an der FAL schon in den Achtzigerjahren erste Gärversuche mit Silage, doch blieben diese weitestgehend unbekannt. Dafür

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Biogasanlage in Wolnzach-Oberlauterbach ist die weltweit erste Biomethananlage, die überwiegend mit Reststoffen aus dem Hopfenanbau betrieben wird. Die Anlage verfügt über eine Leistung von 11,5 MW Gas. Als Substrat dienen Rebenhäcksel, die bei der Hopfenernte anfallen.

Mit dem EEG beginnt eine neue Ära Aber zurück ins Jahr 2000, in dem mit dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz (EEG) eine neue energiepolitische Ära begann. Das von der rot-grünen Koalition von Gerhard Schröder und Joschka Fischer auf den Weg gebrachte EEG bestimmte erstmals bei der Einspeisung die Vorrangigkeit der Erneuerbaren vor den fossilen und atomaren Wettbewerbern. Außerdem setzte das EEG Einspeisevergütungen fest, bei denen ein wirtschaftlicher Erfolg winkte. Das war der Durchbruch – auch für die Biogasbranche. Dagegen war die damalige Performance nach dem Rücktritt von Eder und dem Abgang vom langjährigen Geschäftsführer Köttner alles andere als gut. Unter dem Vorsitz von Egbert Gai (1999 gewählt) mussten zuerst der kommissarische Geschäftsführer Markus Helm und die ihn mit viel persönlichem Einsatz unterstützende Andrea Patten in den ersten Monaten des gleichen Jahres im neuen Freisinger Büro finanziell und organisatorisch ziemlich turbulente Monate überstehen. Wie es der Zufall will, übernahm dann Dr. Claudius da Costa Gomez am 1. April die Geschäftsführung, genau an jenem Tag, an dem das EEG in Kraft trat. Wirklich gutes Timing. Mit ihm kam wieder Ruhe in den Laden. Und Erfolg, denn dem damals 33-Jährigen, der 1999 über die „Methanentstehung im Pansen“ bei Professor Abel promoviert hatte, gelang es, den schwelenden Streit zwischen den divergierenden Positionen innerhalb des Verbandes zu befrieden. Und er stellte den klammen Verband, der zeitweise nur durch eine Bankbürgschaft von damaligen Vorstandsmitgliedern liquide blieb, wieder auf eine solide wirtschaftliche Basis.

Das erzeugte Biogas wird gereinigt, auf Erdgasqualität aufbereitet und in das lokale Versorgungsnetz eingespeist. Jährlich werden so 95 Millionen Kilowattstunden produziert, das entspricht dem Strombedarf von fast 9.000 und dem Wärmebedarf von 2.000 Haushalten.

Die Beitragsordnung wurde umgekrempelt. Zuverlässige Rückendeckung für seine Arbeit erhielt der neue Geschäftsführer von Josef Pellmeyer, der im Jahr 2001 auf der Jahrestagung im hessischen Borken Egbert Gai ablöste und zum ersten Präsidenten des Fachverbandes gewählt wurde. Das Team Pellmeyer und da Costa Gomez gab in der Folgezeit der Biogas-Lobby in der Öffentlichkeit, der Presse und der Politik eine neue, einheitliche Außenhaut. Zudem traf die nüchterne und doch deutliche Art und Weise von Josef Pellmeyer den Nerv der Biogas-Akteure und der ganzen Branche, die nach dem EEG schnell wuchs und sich in den darauffolgenden Jahren in stetig steigende Mitgliederzahlen positiv niederschlug. So war der Verband im Vorfeld der ersten Novelle des EEG im Jahr 2004 schon gut aufgestellt, um die Berliner Politik mit konzentrierter Verbandsarbeit von den Vorzügen des Biogases zu überzeugen. Die engagierte Lobbyarbeit schlug sich dann vor allem in der Berücksichtigung des NawaRo-Bonus im zweiten EEG nieder. Damit war die Basis für den später folgenden Boom gelegt. Mit der Vergärung der NawaRo ergaben sich ganz neue Fragestellungen, um die sich Praxis und Wissenschaft zugleich kümmern mussten. Die ganze Prozesskette vom Anbau über Ernte und Silierung bis zur Lagerung der zu vergärenden Rohstoffe galt es, so effizient und nachhaltig wie möglich zu gestalten. Es wurden Ernteversuche mit verschiedenen Häcksellängen unternommen. Ferner erprobte man neuartige Silier-Hilfsmittel, um die Energieverluste im Silo zu mindern. Ganz wichtig waren sicherlich auch die beginnende Erforschung

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und Identifizierung neuer Energiepflanzen. Auf vielen Versuchsstandorten begann man, Kulturpflanzen wie Hirse, Sorghum, Durchwachsene Silphie oder Szarvasigras auf ihre Tauglichkeit zu testen, um langfristig die Substratbasis zu erweitern. In den Boom-Jahren 2005 / 2006 stand plötzlich auch das Thema Trockenfermentation hoch im Kurs. Es war letztlich der Versuch, an viehlosen Standorten ohne Nassvergärung eine Biogastechnologie zu etablieren, die sich jedoch nur an ganz speziellen Einsatzorten durchsetzen konnte. Als in den Jahren 2007/2008 weltweit die Rohstoffpreise stiegen, schnellten auch die Preise für Mais & Co nach oben. Viele Biogasproduzenten stöhnten unter extrem gestiegenen Bezugskosten von NawaRo, die manchen an den Rand der Wirtschaftlichkeit brachten. Es machte allen Beteiligten deutlich, dass auch Biogas nicht in den Himmel wächst. Es war ein erster Warnschuss, der jedoch mit der Erhöhung des NawaRo-Boni im EEG 2009, verabschiedet von der Großen Koalition unter Kanzlerin Angela Merkel, schnell verhallte. Die zweite Boom-Phase setzte ein. Neben der zweiten Novelle des EEG öffnete die Novellierung der Gasnetzzugangsverordnung einen neuen Sektor: den Gasmarkt. Zwar waren schon einige Methangasaufbereitungsanlagen mit Netzeinspeisung, beispielsweise die von den Stadtwerken Aachen in Straelen in 2005, in Betrieb genommen worden, doch gab es über die Gasqualität immer wieder Streit mit der Gaswirtschaft. Mit der neuen Verordnung änderte sich dies, denn die Rahmenbedingungen für die Gasaufbereitung und Biogaseinspeisung hatten sich damit deutlich verbessert. In der Folge gingen immer mehr Methaneinspeiseanlagen an den Start. Allerdings brachte der zweite Boom auch allerlei Auswüchse mit sich. Die Biogasbranche musste sich unter anderem den Vorwurf der „Vermaisung der Landschaft“ stellen. Für Claudius da Costa Gomez und sein Team eine große Herausforderung. Der Fachverband war gefragt, musste inhaltlich gegensteuern, zwischen Politik und Bevölkerung moderieren und auch selber neue, bessere Perspektiven eröffnen. Strategisch von großer Tragweite war sicherlich das Bekenntnis des Verbandes zur „standortgerechten Anlage“. Das war kein hohler Begriff, sondern einer, der auf der nachhaltigen Praxis vieler Jahre beruhte. Auf jeden Fall machte dieser Terminus erfolgreich Runde und wurde von Politik, Naturschutz und Öffentlichkeit dankend angenommen. Die standortgerechte Anlage verdeutlicht, dass der Fachverband klare Vorstellungen von der Nachhaltigkeit hat. Dieser selbstbewussten und kritischen Haltung nach innen und nach außen ist es zu verdanken, dass der Fachverband auch in den hitzigen Diskussionen um den

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Maisanbau souverän blieb. Statt nur Kritik einzustecken, ging der Fachverband in die Offensive und warb für die Vielfalt im Energiepflanzenanbau: Mit dem im Jahr 2010 ins Leben gerufenen Projekt „Farbe ins Feld“ ruft der Verband zu mehr Freiwilligkeit beim Anbau von Wildpflanzen und Blühstreifen auf. „Ich glaube, wir haben eine ganze Menge erreicht“, blickt da Costa Gomez zufrieden zurück. „Wir haben als Verband den Weg vorbereitet, wie darauf am Ende gefahren wird, können wir nicht steuern“, entgegnet er gelassen der Kritik, dass man gleich zu Beginn für den im EEG 2004 festgeschriebenen NawaRoBonus genauere Standards hätte setzen sollen. „Ich denke, dass wir als Branche insgesamt, bei allen Irrungen und Wirrungen während der Boom-Jahre, eine positive Entwicklung eingeschlagen haben, zudem ist es uns gelungen, die landwirtschaftliche Verankerung zu bewahren“, äußert da Costa Gomez, der als Geschäftsführer des deutschen Branchenverbandes auch die Gründung der European Biogas Association (EBA) im Jahr 2009 maßgeblich – zusammen mit unter anderem Arthur Wellinger – mit auf den Weg gebracht hat. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums blickt er trotz des starken Gegenwindes und des neuen Ausschreibungsmodells im EEG 2017 zuversichtlich in die Zukunft. „Wir haben uns geöffnet zur Gaswirtschaft. In diesem Bereich gibt es großes Potenzial, ebenso ist der Einsatz von aufbereitetem Biogas zu Kraftstoff eine wichtige Option.“ Der Fachverband ist mit seinen mittlerweile über 40 Mitarbeitern, wie da Costa Gomez sagt, „fachlich in die Tiefe gewachsen“. Dazu gehören Themen wie Gärprodukte, Methaneinspeisung, Systemdienstleistungen am Strommarkt, Kraftstoffe und Energiepflanzen, Sicherheit und Wärmenetze. Das Know-how aus den Reihen des Fachverbandes Biogas genießt daher weltweit einen guten Ruf, das in Zukunft noch verstärkter nachgefragt werden wird. Ein guter Grund, um das internationale Engagement behutsam auszubauen, so da Costa Gomez. Es besteht kein Zweifel: CH4 wird weiter Geschichte machen.

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Die Biogasanlage in Nordhausen war mit ihren 37 Meter hohen Fermentern die größte Biogasanlage der DDR. Daneben das neue Foliengaslager.

In Phase 2 auf Weltniveau Beim Bau von Großbiogasanlagen in der DDR betraten die Entwickler oft technologisches Neuland und erzielten trotz widriger Umstände beachtliche Erfolge Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph

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n der DDR kursierte folgender Witz: Erich Honecker erholt sich bei einem Spaziergang in den Bergen. Sein Begleiter weist ihn an einer Stelle auf ein besonders schönes Echo hin. Honecker probiert es gleich aus. „Die DDR hat Weltniveau“, ruft er. „Wo, wo, wo“, hallt es zurück. Wunsch und Wirklichkeit klafften im real existierenden Sozialismus eben häufig weit auseinander. Allerdings ist inzwischen auch klar: Es gab in der DDR Bereiche, in denen Wissenschaftler und Ingenieure trotz Mangelwirtschaft durchaus Weltniveau erreichten oder gar bestimmten. Dazu gehörte zweifellos die landwirtschaftliche Biogasproduktion. „Um die Wende herum wurden immerhin gut 80 Prozent der gesamtdeutschen Biogasmenge in Thüringen produziert“, hat Dr. Gerd Reinhold errechnet. Das habe natürlich auch etwas mit dem Angebot an Gülle aus den großen Tierproduktionsanlagen zu tun gehabt. Reinhold hat die Biogas-Forschung und den Aufbau von Großanlagen in der DDR als Doktorand und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Thüringer Forschungseinrichtungen begleitet.

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Bilanzmittel für Gärversuche Der Entwicklungsprozess der Biogastechnologie in Deutschland verlief, ähnlich wie in anderen Ländern Europas, in zwei deutlich voneinander getrennten Phasen. Der Gedanke, landwirtschaftliche Reststoffe für die Biogaserzeugung zu nutzen, entstand erstmals während der Nachkriegszeit. Vorrangig hatte man dabei die Substitution von Stadtgas im Blick. Zum Kochen, Heizen, gegebenenfalls auch für Leuchtzwecke könnte so auf dem Lande Biogas zum Einsatz kommen. Prof. Karl Imhoff weist in einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1947 daraufhin, dass aus dem Stallmist einer einzelnen Kuh hundert Mal so viel Gas erzeugt werden kann wie aus dem Klärschlamm eines städtischen Einwohners. In der DDR passte Biogas zudem zur ideologischen Programmatik. Von Anfang an war ja geplant, die zum Überleben viel zu klein zugeschnittenen Neubauernhöfe und später alle weiteren Einzelbetriebe zu landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammenzuschließen. Bis


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Der Trockengasspeicher und die drei Fermenter der Biogasanlage in Zobes gingen in den Achtzigerjahren in Betrieb.

Ende 1955 waren aus 77.392 Bauernwirtschaften 6.047 LPG gebildet worden, die meisten davon vom Typ III mit gemeinsamer Viehwirtschaft. In einer durchschnittlichen LPG hätten sich täglich über 200 Kubikmeter Biogas erzeugen lassen, die pro Jahr 42.000 Liter Diesel ersetzt hätten. Das überzeugte die staatliche Plankommission. Sie stellte finanzielle Mittel und Material für Gärversuche im Laboratorium der Akademie für Landwirtschaftswissenschaften in Jena-Zwätzen bereit, um die Einflüsse von Temperatur, Druck und TSAnteil auf die Biogaserzeugung zu ermitteln. Die Versuchs­ergebnisse schienen einen thermophilen Betrieb nahezulegen. Die erste großtechnische Versuchsanlage der DDR wurde von 1953 bis 1957 auf dem Gut Freienbessingen in Thüringen folgerichtig im thermophilen Temperaturbereich betrieben. Die Berichte klangen zunächst auch vielversprechend. Aber die Anlage wies zu hohe Wärmeverluste auf, die auch durch bessere Dämmung nicht in den Griff zu bekommen waren. Im kalten Winter 1956/57 froren dann schließlich noch die Wasserbecken der Gasspeicher ein. Weitere BiogasVersuchsanlagen arbeiteten mit besseren Ergebnissen auf dem Gelände der technischen Hochschule Dresden und in Potsdam-Bornim. Forschungsarbeiten zur Biogaserzeugung gab es auch in der Landwirtschaftlichen Fakultät in Jena. Mit der 1955 einsetzenden „Erdölschwemme“ fiel die Biogasforschung nach und nach in eine Art Dornröschenschlaf. Bei Heizölpreisen von umgerechnet 10 Cent pro Liter, die sich bis 1970 sogar

noch einmal halbierten, war die Wirtschaftlichkeit von Biogas kaum noch nachzuweisen. Zudem hatten technische Pannen einige Kratzer am Image hinterlassen. Aufgrund dieser Entwicklung wurden nahezu alle Biogasanlagen stillgelegt.

Rückbesinnung durch Ölkrise und Güllestau Es gab einige Gründe, warum Biogas ab Mitte der Siebzigerjahre in der DDR doch wieder ein Thema wurde. Einer davon stank im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel. Aus den ungefähr 300 typisierten Anlagen zur Tierhaltung mit je bis zu 190.000 Tieren in kombinierten Schweinemastund Zuchtanlagen oder 2.000 Kuh- und 4.000 Jungrinderplätzen flossen insgesamt jährlich 50 Millionen Tonnen Gülle. Die Aufbereitung von solchen Mengen, insbesondere unter dem Aspekt der Nutzung darin enthaltener Bodennährstoffe, wurde zum wachsenden Problem. Je größer die Tierbestände an einem Ort, desto größer war der Transportaufwand zum Ausbringen der Gülle. Pro Kubikmeter musste ungefähr ein Liter Diesel eingesetzt werden. So wurde nicht selten auf bequemer erreichbaren Feldern, Wiesen und sogar im Wald zuviel Gülle ausgebracht und die Flächen wurden regelrecht „totgedüngt“. Der sprunghafte Anstieg des Erdölpreises Mitte der Siebziger führte außerdem zu Engpässen in der Energieversorgung. Zugleich eröffneten die dünnflüssigen Güllemengen aus der industriemäßigen Tierproduktion neue Möglichkeiten, diese Situation

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bes bei Plauen wird bis heute mit zum Teil weiterentwickelter DDR-Technologie Biogas produziert. Die Anlagen waren als Versuchs- und Experimentalanlagen konzipiert, wurden von verschiedenen Forschungseinrichtungen wissenschaftlich begleitet, aber gleichzeitig für die Produktion genutzt.

Pläne für RGW-Biogasanlage auf der Krim

Nach dem Flüssigkeitsentzug wird die feste Fraktion der Gärreste in der Biogasanlage Zobes sofort abgefahren.

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zumindest teilweise zu entschärfen. Die mögliche Biogas-Produktion aus dem Gülleaufkommen der Massentierhaltung schätzte man in der DDR auf jährlich etwa 200 Millionen Kubikmeter mit einem Energieäquivalent von 4.500 Terajoule. Damit hätten sämtliche LPG und Volksgüter die Hälfte ihres Energiebedarfs über Biogas decken können. Um dieses Potential zu nutzen, beschloss die DDRFührung 1973 den Bau von acht Großanlagen. Davon gingen sieben in Betrieb und produzierten bis 1990 und darüber hinaus. Eine ab 1985 errichtete Anlage in Delitzsch nahm wegen technischer Probleme den Dauerbetrieb nie auf. Es handelte sich um ein Konzept zur thermophilen Behandlung von Rindergülle. An den Standorten Nordhausen und Zo-

Ziel war es, entsprechend den spezifischen örtlichen Bedingungen der großen Tierhaltungsbetriebe Verfahrenskonzepte und Reaktorkonfigurationen großtechnisch zu testen und daraus Musterlösungen zu entwickeln. „Dabei wurden bald durchaus beachtenswerte Ergebnisse erzielt, an denen auch die anderen Ostblockländer großes Interesse hatten“, erinnert sich Prof. Gerd-Rainer Vollmer. Der frühere Inhaber des Lehrstuhls Biologische Verfahrenstechnik an der Hochschule Nordhausen vertrat die DDR im entsprechenden Gremium des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW). Insbesondere die Russen, die zwar über exzellente Wissenschaftler auf dem Gebiet der Mikrobiologie verfügten, aber Probleme bei der praktischen Anwendung hatten, seien an technischen Lösungen interessiert gewesen. „Sie unterbreiteten sogar den Vorschlag, auf der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer eine große RGW-Gemeinschaftsbiogasanlage zu errichten.“ Den letzten Kick versprach sich die Partei- und Staatsführung wohl noch von einer Prise West-Know-how und lud das Schweizer BiogasUrgestein Dr. Arthur Wellinger gegen gutes Honorar in die DDR ein. Auf seiner Rundreise zu den Biogasstandorten sollte er Wissen weitergeben. „Für mich als damals junger Wissenschaftler war das natürlich eine eindrucksvolle Begegnung. Aber Lösungen zu konkreten Verfahrensproblemen in jener Zeit konnte er natürlich auch nicht aus dem Ärmel schütteln“, blickt Reinhold zurück. Als erste Biogasanlage in der zweiten Phase entstand 1982 auf dem Gelände der zentralen Gülleaufbereitungsstation zwischen einer Schweinemastund einer Milchviehanlage in Vippachedelhausen (Thüringen) eine Großversuchsanlage. Dafür wurde


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das vorhandene, ins Erdreich eingelassene Güllebecken mit einem Fassungsvermögen von 500 Kubikmeter mit isolierten Stahlplatten und einem Dach aus Teerpappe abgedeckt. Die Pilotanlage war mit einem Gas-Umwälzsystem, also mit einem Gebläse zum Einpressen von Biogas ausgerüstet. In der Regel kam eine Mischung von Rinder- und Schweinegülle mit einem TS-Gehalt von 3,5 bis 5 Prozent im Verhältnis eins zu eins zum Einsatz. Die täglich produzierten 1.100 Kubikmeter Biogas mit einem Methangehalt von 65 bis 72 Prozent gelangten mit dem Druck aus dem Fermenter und ohne Gasreinigung über Gasleitungen in die beiden etwa 2 Kilometer entfernten Tierhaltungsbetriebe und wurden dort in Heizkesseln verbrannt.

Legendäre Biogas-Kaffee-Runde Auf dem Versuchsgelände soll Anfang der Achtzigerjahre auch die legendäre Kaffeerunde mit dem ersten Biogaskaffee der DDR stattgefunden haben. Forschungsleiter Prof. Gerhard Breitschuh, der zu dieser Zeit noch mit einem umgebauten Gülletransporter experimentierte, lud Staatsfunktionäre zu einem Ortstermin ein und demonstrierte das Kaffeekochen mit Biogas. Im anschließenden Kaffeeplausch begeisterte er die Gäste von seinem Vorhaben. Solche Kontakte erleichterten in der DDR, wo jede Schraube von der Plankommission im Voraus bilanziert werden musste, den Erfolg von Bauprojekten erheblich. So entstand nicht nur die Großversuchsanlage. Einige Jahre später kamen noch drei Beton-Fermenter mit je 1.200 Kubikmeter Faulraumvolumen hinzu. Sie waren außen mit Mineralwolle gedämmt und mit Blech ummantelt. Innen dienten glasfaserverstärkte Kunststoffplatten als passiver Korrosionsschutz für den Beton. Am Standort Berlstedt fanden auch Untersuchungen zur Verstromung von Biogas mit einem umgerüsteten Traktormotor und angeschlossenem Generator statt. „Eines unserer größten Probleme war dabei: Wohin mit dem Strom? Einspeisen gab’s ja noch nicht“, erzählt Reinhold. Den Stromverbrauch sicherten dann etliche Bahnheizkörper, die allerdings in der DDR zur Mangelware gehörten. 1992 stellte der neue Besitzer den Betrieb der Biogasanlage wegen zu hoher Kosten ein. Nach dem Konzept der Anlage in Berlstedt baute

Entwicklung der Biogasnutzung

die LPG Industrielle Schweinezucht in Frankenförde (bei Luckenwalde) 1983 eine Biogas-Anlage in eigener Regie. Dafür wurden zwei von sechs bereits vorhandenen Beton-Güllebehältern mit je 500 Kubikmeter Fassungsvermögen zu Biogas-Fermentern umgerüstet und mit Hartschaum isoliert. Eine Besonderheit in Frankenförde war die Gas-Entschwefelung. Hierzu dienten zwei mit Raseneisenerz gefüllte Behälter.

Die Biogasanlage Zobes bei Plauen mit den typischen schrägen Rohrabläufen an den ersten beiden Fermentern ist weithin sichtbar.

Größte DDR-Biogasanlage in Nordhausen Richtig geklotzt wurde am Rande der thüringischen Stadt Nordhausen. Hier errichtete das heute noch in diesem Bereich tätige Unternehmen Schachtbau Nordhausen 1985 die größte Biogasanlage der DDR. Die beiden 37 Meter hohen Stahlfermenter mit einem Durchmesser von 18,80 Metern haben ein Volumen von je 8.000 Kubikmetern. Über einen Bodenkonus können Ablagerungen abgesaugt werden. Beim Bau gab es die üblichen Probleme. So übernahm nach einigem Hin und Her ein polnischer Betrieb die Dämmungsarbeiten an einem der Stahltürme, weil sie das Material mitbrachten, für das im damaligen Bezirk Erfurt die Bilanzzuweisungen nicht ausreichten. Zeitweise ging es nicht weiter, da Gerüste noch für den Bau der Anlage in Berl­stedt benötigt wurden. Das Substrat kam und kommt auch heute aus dem benachbarten Schweinezuchtbetrieb, der früher 90.000 Tiere hielt. Gegenwärtig sind es 58.000 Tiere. Technische Besonderheiten der Nordhausener Anlage waren die Substraterwärmung und die Aufbereitung der Gärreste. Über einen vorgelagerten Tauchstrahlreaktor gelang es, die Gülle mit einem TS-Gehalt von nur 2 Prozent durch Zuführung von Luft und damit einem forcierten ae-

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roben biologischen Abbau auf eine Temperatur von 26 bis 28 Grad Celsius zu bringen. Anschließend gelangte die Gülle in den Fermenter und wurde dort geringfügig nachgeheizt. Der aerobe Prozess verminderte allerdings die Gasausbeute. Für den anschließenden Einsatz als Dünger erfolgte eine Trennung der Gärprodukte mittels Schwerkraftsedimentation und Dekanter in Faulschlamm mit einem TS-Gehalt von über 12 Prozent und Faulwasser. In Nordhausen kam nach Berichten das erste BHKW der DDR mit einem Gasmotor des Schwermaschinenkombinates Magdeburg zum Einsatz. Außerdem fuhr hier ein Traktor ZT 300, den Techniker auf den Betrieb mit verflüssigtem Biogas (Kryotechnik) umgerüstet hatten. „Nach Erweiterung um zwei Fermenter auf eine elektrische Leistung von 2,2 MW verarbeiten wir hier unter Zugabe von 40 Tonnen Maissilage täglich 120 Kubikmeter Schweinegülle des Betriebes Van Asten Tierzucht Nordhausen, zu dem die Anlage heute gehört“, berichtet Anlagenfahrer Frank Hartleb. Nur wenige Kilometer von Nordhausen entfernt nahm 1986 neben einer Jungrinderanlage mit 2.600 Tieren in Himmelgarten eine weitere kleinere Biogasanlage den Betrieb auf. In den beiden Fermentern mit einem Volumen von je 360 Kubikmetern gärte Rindergülle mit einem TS-Gehalt von über 8 Prozent, was für damalige Verhältnisse hoch war.

Weltweit einmalige Pfropfenstromanlage Weltweit einzigartig dürfte die 1985 errichtete Biogasanlage in Rippershausen gewesen sein. Sie war als horizontale Pfropfenströmungsanlage mit vier

Mal 1.500 Kubikmeter Faulraumvolumen konzipiert und arbeitete mit der Gülle von 34.000 Tieren einer Schweinemastanlage. Aus Fertigbauelementen wurden dafür 22 Meter lange rechteckige, nach oben offene Kanäle mit einer Breite und Höhe von 3,5 Metern gebaut und gedämmt. Jeweils fünf dieser Kammern mit einem Fassungsvermögen von 300 Kubikmetern bildete eine der vier Reaktoreinheiten, die von der zuvor in Wärmetauschern auf 40 Grad Celsius erwärmten Gülle, vorbei an wechselnd halbseitig offenen Zwischenwänden, mäanderförmig durchflossen wurde. Jede Kammer war auf einer durchgehenden hohlen Welle mit einem sehr langsam drehenden Paddelrührwerk ausgestattet. Die Luft in der Hohlwelle sorgte für Auftrieb und verhinderte ein sonst unvermeidliches Durchhängen und den Bruch der nur an den äußeren Reaktorwänden gelagerten Welle. Das Gas sammelte sich unter erstmals eingesetzten Folien, die den gesamten Baukörper überspannten. Bei einem Gülleaufkommen von 150 Kubikmetern pro Tag lieferte die Rippershausener Anlage 4.000 Kubikmeter Biogas zum Heizen der Schweineställe. Die Anlage arbeitete noch bis 2004 und setzte als Kosubstrat organische Abfälle ein.

Hühnerkot von 250.000 Legehennen Die letzte in der DDR-Zeit errichtete Biogasanlage steht seit 1987 in Zobes bei Plauen (Sachsen). Als Substrat diente zunächst ausschließlich Hühnergülle von dem benachbarten Geflügelbetrieb „Vogtland“ mit über einer Viertelmillion Legehennen. „Sie arbeitete als einzige in einem zweistufigen Verfahren“, erläutert Dipl.-Ing. Lars Klinkmüller,

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der die Technologie der Zobeser Anlage, das sogenannte „Plauener Verfahren“, mit entwickelt hat. Die vorgelagerte Hydrolyse und Säuerungsstufe erfolgte in einem Erdbecken. Anschließend gelangte die Gülle in zwei identische Stahlfermenter mit jeweils 1.500 Kubikmeter Volumen. Hier fällt eine weitere Besonderheit ins Auge. Zwischen den Reaktoren sind zwei schräge Rohre zu erkennen. Sie sind der Auslauf des Reaktors und bewirken mit ihrem relativ großen Durchmesser, dass die Feststoffe im langsam aufsteigenden Gärsubstrat sedimentieren können und dadurch wieder in den Faulraum zurückrutschen und weiter vergasen. Sich absetzender Schlamm kann wie bei der Nordhausener Anlage über den trichterförmigen Behälterboden abgepumpt werden. Wegen Verminderung des Anfalls an Hühnergülle erfolgte durch Lars Klinkmüller

(heute Ingenieurbüro CarboCycle) die Umstellung der Anlage auf die Verarbeitung organischer Abfälle. Sie ist bis heute in Betrieb und vergärt unter anderem Lebensmittelabfälle aus Haushalten, für die es in Plauen als Nachfolger zur DDR-„Specki“-Tonne weiterhin ein Sammelsystem gibt.

Links: Standardmäßig wurde das in den Anlagen erzeugte Biogas in Heizkesseln verbrannt. Rechts: Der auf Flüssigbiogasantrieb umgebaute Traktor ZT 300 in der Biogasanlage Nordhausen.

Autor Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph Freier Journalist Rudolph Reportagen – Landwirtschaft, Umwelt, Erneuerbare Energien Kirchweg 10 ∙ 04651 Bad Lausick Tel. 03 43 45/26 90 40 E-Mail: info@rudolph-reportagen.de www.rudolph-reportagen.de

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Biogasanlage Hobbie: Hinten links befindet sich das Gärproduktlager. Rechts daneben folgen Nachgärer und der Fermenter mit dem weißen Foliendach. Ganz rechts wurde ein Güllesilo errichtet. Der Silomais vor der Anlage wird ausschließlich an die Kühe auf dem Betrieb verfüttert.

Kleine Gülleanlage in Friesland Die Verbesserung der Viskosität und der Pflanzenverfügbarkeit der Nährstoffe seiner Rindergülle hatte Frank Hobbie 1996 vornehmlich im Kopf, als er eine kleine Biogasanlage errichtete. Von Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann

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uch nach 20 Jahren hat Frank Hobbie immer noch Spaß daran, Biogas zu produzieren. „1995 habe ich erste Informationen über die Biogasproduktion durch die Biogas-Bundschuhgruppe in Süddeutschland erhalten“, blickt Frank Hobbie zurück, während an diesem kalten Novembertag der heiße Kaffee auf dem Küchentisch dampft. Der Wind pfeift über die Zetelermarsch im Kreis Friesland, wo die Landschaft flach und weit und von der Grünlandwirtschaft gekennzeichnet ist. Wir waren

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kurz draußen bei der Anlage und wärmen uns nun drinnen wieder auf. „Anfang November 1996 haben wir begonnen, Strom ins Netz einzuspeisen. 15,1 Pfennig haben wir damals pro Kilowattstunde erhalten. Die Vergütung richtete sich nach dem 1991 in Kraft getretenen Stromeinspeisegesetz“, erinnert sich der Landwirt. Viele Tipps zum Bau habe er von Wilfried Tertel aus Satteldorf (Ellrichshausen) in Baden-Württemberg erhalten. Der habe ihm auch das BHKW besorgt.


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Der 30-kWel-Gasmotor stammte von CES Continental Energy Systems in Belgien. Er wurde in einen Übersee-Stahlcontainer neben den Fermenter gestellt. Die Abwärme reichte für die Beheizung des 380 Kubikmeter fassenden Fermenters sowie für das Wohnhaus. Die Anlage wurde nur mit der Gülle von 120 Kühen beschickt, die in den Neunzigerjahren auf dem Hof gemolken wurden. „Die Dickflüssigkeit der Gülle war auch der entscheidende Grund zum Bau der Biogasanlage. Die Rindergülle bereitete Frank Hobbie vor seiner 20 Jahre alten Biogasim Handling immer wieder Proanlage. Die Biogasproduktion macht ihm immer bleme. Wir strebten eine Technoch Spaß. nik an, die die Gülleverwertung auf dem Grünland verbesserte. Durch die Vergärung wird unsere Rindergülle nun dünnflüssiger. Sie kann so leichter gepumpt und auf den Wiesen und Weiden besser umgesetzt werden.“

2006 Anlage erweitert Die Biogasanlage hat Hobbie mit der Firma Idea errichtet, die von Christoph Martens geführt wurde. Der hat später den bekannten Anlagenhersteller MTEnergie GmbH gegründet. 2006 wurde die Anlage um einen Nachgärer sowie um ein Gärdüngerlager erweitert. Beide Behälter haben ein Volumen von 780 Kubikmetern. Das Düngerlager ist überdacht und isoliert. Heute werden auf dem Hof 300 Kühe

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gemolken, aber das BHKW hat immer noch 30 kWel. „Wir haben die elektrische Leistung in den vergangenen 20 Jahren nicht erhöht, weil wir mit dem BHKW direkt am Hausanschluss angeschlossen sind. Für ein leistungsstärkeres Aggregat müssten wir extra einen Trafo anschaffen. Die Extrakosten halte ich für unnötig“, erklärt Frank Hobbie. Den Ausbau der Anlage stellt er generell infrage. Er sieht nicht, dass bei größerem Aufwand automatisch mehr unterm Strich übrig bleibt. Der Strom wird komplett verkauft und nach EEG vergütet. Theoretisch würde die gesamte produzierte Biogas-Strommenge reichen, um drei Viertel des Stromverbrauchs der Hofstelle zu decken. Einmal hat er bisher nur den Motorblock des Blockheizkraftwerks austauschen müssen – der Generator ist inzwischen auch der zweite. Wartung und Service am BHKW versucht Hobbie möglichst selbst zu erledigen. Zudem versucht er, immer eine Ersatzmaschine stehen zu haben. Regelmäßig finden sicherheitstechnische Überprüfungen statt. Grundsätzlich versucht der erfahrene Biogasproduzent, auch nach dem Auslaufen der 20-jährigen EEG-Vergütungszeit weiterzumachen. Er hat nach wie vor Lust, Biogas zu produzieren. Solange also die Kühe Milch geben und die Rahmenbedingungen für die Energieerzeugung stimmen, wird auf dem Hof in der Zetelermarsch weiter Biogas verstromt.

Autor Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann Redakteur Biogas Journal Fachverband Biogas e.V.


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Biogasfachtagung in Triesdorf im Jahr 2000.

Ein Vierteljahrhundert FvB Seit nunmehr 25 Jahren spielt der Fachverband Biogas bei der Mitgestaltung der erneuerbaren Energiewende eine wichtige Rolle. Von den Anfängen im baden-württembergischen Weckelweiler über die Boomjahre 2010/2011 bis heute ist viel passiert. Ein Rückblick auf zweieinhalb bewegte Jahrzehnte. Von Andrea Horbelt

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s war an einem nasskalten Freitag im Februar 1992, als die Geschichte des Fachverbandes Biogas begann. Auf dem Hof von Erich Holz im Schwäbischen Wald trafen sich an jenem 14.02. genau 17 Biogas-Pioniere, um einen Verband zu gründen, der ihre Passion und Überzeugung voranbringen sollte. Zwei Monate zuvor, Mitte Dezember 1991, hatte sich erstmals die damals noch sehr kleine Biogas-Szene getroffen. 50 Personen waren einer Einladung ins baden-württembergische Weckelweiler, einem Ortsteil von Kirchberg an der Jagst im Landkreis Schwäbisch Hall, gefolgt, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Sie brachten Erfahrungen mit, hatten viele Ideen und Vorstellungen – aber was ihnen fehlte, war ein Verband, der sich um ihre Belange kümmert. Und so wurde in Weckelweiler die Idee zur Gründung eines Verbandes geboren. Zu ihrem Ersten Vorsitzenden wählten die Anwesenden an je-

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nem 14. Februar 1992 Erwin Köberle. Ihm zur Seite wurden die Landwirte Rainer Gansloser und Gastgeber Erich Holz gestellt, außerdem der Ingenieur Gert Beck sowie der GTZ-Mitarbeiter Heinz-Peter Mang. Geschäftsführer des neu einzurichtenden Büros in den Räumlichkeiten der Bauernschule Weckelweiler wurde Michael Köttner. Damit war der Grundstein gelegt, um die Belange der bis dato noch recht wenigen Biogasakteure zu koordinieren und voranzubringen.

Kleiner Schub durch Stromeinspeisegesetz Ein Jahr zuvor, am 1. Januar 1991, war das Strom­ einspeisegesetz in Kraft getreten. Mit dem Gesetz wurden erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Energieversorgungsunternehmen (EVU) verpflichtet, regenerative Energie von Dritten abzunehmen und zu vergüten. Für die Entwicklung der Biogasanlagen brachte das Gesetz zwar einen kleinen Schub, aber keinen Durchbruch. Der Anla-

F  otos: Fachverband Biogas e,v.

Verbandsentwicklung


Verbandsentwicklung

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Aktuelle Zahlen: genzubau verlief stetig und langsam. Aus den 150 Anlagen im Jahr 1992 wurden 850 bis zum Ende des Jahrtausends. Vergoren wurden fast ausschließlich Gülle und biogene Abfälle. So gemächlich und beständig die Entwicklung der Biogasnutzung in der Fläche verlief, so unruhig und nicht immer ganz einfach war die Situation innerhalb des Fachverbandes. Auf den Ersten Verbandsvorsitzenden Erwin Köberle folgte 1996 ein Mitarbeiter der Landesanstalt für Landwirtschaft, Dr. Heinz Schulz – der Namensgeber der heutigen Ehrenmedaille. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1998 übernahm Barbara Eder seine Position für etwa zwei Jahre und wurde von Egbert Gai abgelöst, der als letzter „Verbandsvorsitzender“ ein gutes Jahr agierte. Die Zahl der Mitglieder im Fachverband Biogas war bis zum Ende des Jahrtausends auf gut 400 angestiegen, was bei 850 Biogasanlagen zur damaligen Zeit ein recht solider Wert war. Innerhalb des Verbandes herrschte allerdings Unstimmigkeit und es fehlte eine führende Hand. Ende 1999 schließlich legte Michael Köttner sein Amt als Geschäftsführer nieder. Die Geschäftsstelle zog von Weckelweiler nach Freising und Andrea Patten leitete kommissarisch die Geschäfte. Im April 2000 übernahm dann Dr. Claudius da Costa Gomez die Geschäftsführung, die er bis heute ausfüllt. Im selben Monat seines Amtsantritts trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft, das sowohl der Biogasbranche als auch den anderen regenerativen Energieträgern den Durchbruch brachte.

Josef Pellmeyer wird Präsident Auf der 11. Biogastagung Anfang 2001 in Borken wurde schließlich Josef Pellmeyer zum ersten Präsidenten des Fachverbandes Biogas e.V. gewählt – und brachte gemeinsam mit da Costa Gomez in einer Zeit des Umbruchs und der Veränderungen Eintracht und Kontinuität in den Verband. Mit dem EEG nahmen die Erneuerbaren und mit ihnen die Biogasszene Fahrt auf. Zu den 850 Anlagen Ende 1999 gesellten sich bis 2004 über 1.000 weitere. Die Zahl der Mitglieder im Fachverband verdreifachte sich annähernd auf rund 1.200. In der Freisinger Geschäftsstelle kümmerten sich neben Dr. Claudius da Costa Gomez und Andrea Patten mittlerweile auch Gepa Porsche und Patricia Schulz um die Belange des Verbandes. Ein Highlight in dieser Zeit war sicherlich die Großdemo in Berlin vor der ersten Novelle des EEG im November 2003, zu der auch das Fachverbands-Team in voller Stärke fuhr. „Vier Kühe ein Haushalt“ war das Motto des Standes, den das Quartett aus Freising einen Steinwurf vom Brandenburger Tor entfernt aufgestellt hatte. Zu sehen war ein Wohnzimmer mit

4.890 Mitglieder in 23 Regionalgruppen 43 hauptamtliche Mitarbeiter an sieben verschiedenen Standorten: Freising, Berlin, Hannover, Düsseldorf, Bräunlingen im Schwarzwald, Jena und Burglengenfeld in der Oberpfalz 5 Arbeitskreise 4 Beiräte 9.000 Biogasanlagen, die jährlich knapp 30 TWh Strom erzeugen Rund 40.000 Mitarbeiter in der Biogasbranche

Bügelbrett und – na klar – vier Kühen davor. Die vier Kollegen arbeiteten mit viel Engagement und Enthusiasmus – und stießen ein Jahr später an ihre Belastungsgrenze. Zu umfangreich wurde die Arbeit, zu groß die Branche, die mit der ersten EEG-Novelle den NawaRo-Bonus erhielt. Die Vergütung für den Einsatz von Nachwachsenden Rohstoffen, sprich Energiepflanzen, brachte noch mal ganz neue Player ins Feld. Die bis dato von der Bioabfallvergärung bestimmte Technik wurde durch den nun rentablen Einsatz von Energiepflanzen entscheidend erweitert. Viele Akteure sind in dieser Zeit auf das Biogas-Boot gesprungen.

Verband begrüßt 2.000stes Mitglied Innerhalb der nächsten vier Jahre verdoppelte sich die Zahl der Biogasanlagen auf 3.900 Ende 2008. Und auch der Fachverband startete seine Verdopplungen: Die Zahl der fest angestellten Mitarbeiter stieg im Jahr 2005 von vier auf acht und bis zum Jahr 2008 auf 16. Parallel dazu wuchs auch die Mitgliederzahl. Im Jahr 2006 wurde auf der 16. Jahrestagung in Hannover offiziell das 2.000ste Mitglied begrüßt. Mit den Anlagen und den Mitgliedern wuchsen aber auch die Aufgaben des Fachverbandes. Die Themengebiete wurden immer komplexer. Und ohne die rege Unterstützung aus der wachsenden Mitgliedschaft wäre die Entwicklung des Fachverbandes nicht so erfolgreich verlaufen. In diversen Arbeitskreisen und Beiräten tauschen sich die haupt- und die ehrenamtlich engagierten Biogaser bis heute regelmäßig aus. Neben dem AK-Urgestein „Sicherheit“ treffen sich die verschiedenen Experten in den Arbeitskreisen „Abfall- und Düngemittelrecht“, „Direkt-

Auf der 21. Jahrestagung im Jahr 2011 konnte Fachverbandspräsident Josef Pellmeyer (rechts) das 4.000ste Mitglied, die Biogas Jena GmbH, willkommen heißen. Geschäftsführer Werner Waschina nahm die Urkunde entgegen.

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Verbandsentwicklung

2013, Jahrestagung in Nürnberg: Im Rahmen der Mitgliederversammlung wird Horst Seide (links) neuer Verbandspräsident. Hauptgeschäftsführer Dr. Claudius da Costa Gomez ist einer der ersten Gratulanten.

Innerhalb des Verbandes mussten die Strukturen aufgebrochen und neu verortet werden. Die vielen ganz unterschiedlichen Themengebiete, die die Biogasnutzung mittlerweile tangierten, wurden in Referate aufgeteilt und Referatsleitern zugeordnet. Um den gestiegenen Nachfragen aus der Mitgliedschaft speziell zu dem immer komplizierter werdenden EEG nachzukommen, installierte die Geschäftsführung das Referat „Mitgliederservice“, in dem bis heute die EEG-Experten fast jede Frage rund um die rechtlichen Rahmenbedingungen und darüber hinaus beantworten können. Schon die Diskussion um die erste Novelle des EEG 2004 hat gezeigt, wie wichtig es für einen Verband ist, im politischen Berlin einen Fuß in der Tür zu haben. Freising war definitiv zu weit weg von Berlin – und ein Umzug mit dem kompletten Team in die Hauptstadt war illusorisch. Die Lösung war ein Hauptstadtbüro. Im Juni 2007 verließ Gepa Porsche die Freisinger Geschäftsstelle und kümmerte sich um den Aufbau eines Berliner Büros, das im September offiziell eingeweiht wurde. Mittlerweile sitzen im Hauptstadtbüro neun Kollegen, vier davon im Referat Politik, um sich auf parlamentarischen Abenden, in persönlichen Gesprächen mit den Abgeordneten oder in Expertenrunden für Biogas einzusetzen.

EEG 2009 in Kraft – und mit ihm der Güllebonus. Das novellierte Gesetz löste einen wahren BiogasBoom aus. Allein im Jahr 2011 wurden so viele Biogasanlagen gebaut wie in den zehn Jahren von 1992 bis 2002. Auf der 21. Jahrestagung im Jahr 2011 konnte der Fachverband Biogas bereits sein 4.000stes Mitglied begrüßen. Und er wuchs beständig weiter. Neben Freising und Berlin entstanden sogenannte „Regionalbüros“, um den Mitgliedern in den 23 Regionalgruppen einen persönlichen Ansprechpartner an die Seite zu stellen. Aktuell gibt es derer fünf: in Hannover, in Düsseldorf, in Bräunlingen im Schwarzwald, in Erfurt und in Burgenlengenfeld in der Oberpfalz. Die Mitarbeiterzahl verdoppelte sich abermals auf 32 – und mehr. Geleitet wurde der Fachverband nach wie vor vom kongenialen Duo da Costa Gomez/Pellmeyer mit tatkräftiger ehrenamtlicher Unterstützung aus dem Präsidium, von den Regionalgruppensprechern und den vielen weiteren Gremienmitarbeitern. Die „Boom-Jahre“ 2010/2011 waren Fluch und Segen zugleich für die Biogasbranche. Die Firmen schrieben Rekordergebnisse und kamen mit dem Bau neuer Anlagen kaum hinterher. Biogas wurde als regenerative Energie ernst genommen und gewann zunehmend an Bedeutung, viele Landwirte nutzten die Gunst der Stunde, um zumindest ein sicheres zweite Standbein zu etablieren – wenn nicht gar ganz vom Landwirt zum Energiewirt umzusatteln. Aber im Land kippte die Stimmung allmählich. Während in Berlin die schwarz-gelbe Koalition am EEG 2012 feilte – mit dem klaren Ziel, den Ausbau der Biogasnutzung zu begrenzen –, wurde die Öffentlichkeitsarbeit für die Branche immer wichtiger. Der Begriff „Vermaisung“ machte die Runde und warf ein schlechtes Bild auf die Akteure. Der Fachverband reagierte mit dem Projekt „Farbe ins Feld“ und rief seine Mitglieder auf, ökologischen Weitblick zu wahren und in oder um ihre Maisfelder Wildpflanzen zu säen. Diese sogenannten „Ackerrandstreifen“ sehen nicht nur schön aus, sie sind vor allem eine Lebens- und Nahrungsgrundlage für viele Kleintiere und Insekten. Und ein medienwirksamer Beleg dafür, dass Betreiber von Biogasanlagen ökologisch denken und handeln. Im Fachverband Biogas entstand im März 2011 die AG Öffentlichkeitsarbeit. Ihr folgte im Dezember desselben Jahres die Gründung der ersten regionalen AG Öffentlichkeitsarbeit in Schleswig-Holstein. Ganz im Norden war die Stimmung gegen Biogasanlagen besonders massiv.

2009er EEG löst Bauboom aus

Horst Seide wird Präsident

Ein Kernthema des Referats Politik im Jahr 2008 war die nächste EEG-Novelle. Anfang 2009 trat das

Das EEG 2012 fiel erwartungsgemäß schlecht für die Biogasbranche aus – wurde aber noch getoppt

vermarktung“, „Gaseinspeisung“ und „Genehmigung“. Darüber hinaus gibt es den Betreiber- und den Firmenbeirat, den Finanzierer- und den Juristischen Beirat. Der Fachverband Biogas lebt seit jeher von und für seine Mitglieder. Ohne das beeindruckende Engagement der vielen Unterstützer wären die folgenden turbulenten Zeiten nicht so positiv für die Biogasnutzung verlaufen.

Mitgliederservice wird eigenes Referat

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25 Jahre Fachverband Biogas e.V.


Verbandsentwicklung

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

vom EEG 2014. Es waren schwierige Zeiten, die nach dem Boom folgten. Auch innerhalb des Verbandes standen große Änderungen an. Nach zwölf Jahren Amtszeit stellte sich Josef Pellmeyer im Jahr 2013 nicht wieder zur Wahl. Auf der Mitgliederversammlung im Rahmen der 22. Jahrestagung wurden seine großen Verdienste als Präsident des Fachverbandes Biogas gewürdigt und die anwesenden Mitglieder wählten ihn einstimmig zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit. Sein Nachfolger wurde der Niedersachse Horst Seide – der seitdem in ungleich schwierigeren Zeiten sehr erfolgreich das oberste Amt des Fachverbandes bekleidet. Der Mais stand nach wie vor in der öffentlichen Kritik. Und mit der steigenden Anzahl an Biogasanlagen kam es immer mal wieder zu Unfällen, die das eh schon angeschlagene Bild der Biogasbranche weiter beschädigten. Als Reaktion gründete der Fachverband Biogas im Herbst 2013 den Schulungsverbund, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) und der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA). Bis heute wurden über den Verbund mehr als 4.000 Betreiber von Biogasanlagen in Sicherheitsfragen geschult. Ebenfalls im Jahr 2013 ging der Fachverband erstmals mit seinem BiBu, dem gasbetriebenen Biogasbus, auf Deutschland-Tour – um im Vorfeld der Bundestagswahl für Biogas zu werben. Die „Strompreisbremse“ brachte den Anlagenneubau nahezu zum Erliegen. Die ersten Firmen mussten 2014 Insolvenz anmelden, unter ihnen renommierte Unternehmen wie MT Energie oder die Schnell AG. Das „Geschenk“ der Bundesregierung zur 25. Jahrestagung des Fachverbandes im Februar 2016 hätte schlechter kaum ausfallen können: der erste Entwurf zum EEG 2017 las sich wie das Ende der Biogasnutzung in Deutschland. Entsprechend gedrückt war die Stimmung und wenig feierlich die Veranstaltung.

Mahnaktion „5 vor 12“ Was folgte, waren intensive Gespräche und Verhandlungen und arbeitsreiche Monate, vor allem für das Präsidium, die Geschäftsführung und die verschiedenen betroffenen Fachreferate. In dieser Zeit hat sich wieder einmal gezeigt, wie wichtig die aktive Mitgliedschaft in den 23 Regionalgruppen für die Verbandsarbeit ist. Mit den bundesweiten „5 vor 12“-Aktionen an Biogasanlagen als auch in den Mitgliedsfirmen und durch die Kundgebungen vor den Landtagen in zahlreichen Bundesländern konnte die Branche eindringlich und nachdrücklich – und letztendlich überzeugend – auf ihre Sorgen und Wünsche aufmerksam machen. Entscheidend

war darüber hinaus der enge Schulterschluss mit den anderen Bioenergieverbänden. Mit dem neu errichteten Hauptstadtbüro Bioenergie unter Leitung des Fachverbandes Biogas wird dieser Weg auch in Zukunft konsequent weiter gegangen. Denn, dass man nur gemeinsam stark ist, das haben schon die Pioniere vor 25 Jahren gewusst. Von Anfang an hat der Verband die Prämisse verfolgt, basisnah zu agieren, mit und nicht für die Mitglieder Entscheidungen zu treffen. Auf dieser Grundlage konnte auch in den schwierigen Jahren nach 2011 die Zahl der Mitglieder im Fachverband relativ konstant gehalten werden. Mittlerweile zeigt die Kurve wieder leicht nach oben – Richtung 5.000. Auch die Zahl der Mitarbeiter liegt seit einigen Jahren konstant bei etwas über 40. Es spricht für den Verband, seine Arbeit und seine Führung, dass sechs Kollegen bereits länger als zehn Jahre für den Fachverband arbeiten; und viele weitere, die in der Wachstumsphase 2008/2009 hinzukamen, sind noch immer dabei. Nicht zuletzt die harten und letztlich sehr erfolgreichen Verhandlungen zum EEG 2017 haben wieder mal gezeigt, wie wichtig ein starker Verband für den Fortbestand der Biogasnutzung ist. Und wie wichtig eine kompetente Unterstützung ist in Zeiten, in denen der Betrieb von Biogasanlagen immer schwieriger und unübersichtlicher wird. Mit den Ausschreibungen kommen neue Herausforderungen auf die Branchenteilnehmer zu. Der Weg zur Flexibilisierung wird konsequent weiter gegangen, neue Absatzpfade wie der Wärmemarkt und die Gärprodukt­ aufbereitung müssen intensiv erschlossen werden. Zum Glück haben sich vor 25 Jahren 17 visionäre Pioniere zusammengesetzt und einen Verband gegründet! Nur in der Gemeinschaft ist die Branche stark und wird gehört. Und ganz nebenbei ist aus dem ersten Treffen der 50 Pioniere in Weckelweiler im Laufe der letzten 25 Jahre die größte Biogasveranstaltung der Welt geworden, die mittlerweile BIOGAS Convention heißt und seit 2016 in Kooperation mit der DLG stattfindet.

Erwin Köberle war 1992 der allererste Vorsitzende des Fachverbandes Biogas e.V.

Autorin Dipl.-Ing. agr. Andrea Horbelt Pressesprecherin Fachverband Biogas e.V.

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Verbandsentwicklung

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

Das Team des Fachverbandes Biogas! 2

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8 33

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Verbandsentwicklung

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

Name

Eintrittsdatum

Bezeichnung

Referat

1

Helene Barth

04-2007

Fachreferentin

Mitgliederservice

2

Dr. Andrea Bauer

10-2009

Fachreferentin

Energierecht & Energiehandel

3

Markus Bäuml

09-2014

Regionalreferent

Süd-Ost

4

Martin Bensmann

06-2009

Redakteur

Biogas Journal

5

Dr. Stefan Binder

07-2012

Referatsleitung

Firmen und Technik

6

Giannina Bontempo

02-2016

Junior Projektmanagerin

International

7

Barbara Breitenfeld

05-2011

Teamassistenz

Energierecht & Energiehandel

8

Dr. Claudius da Costa Gomez

04-2000

Hauptgeschäftsführer

9

Ulrich Drochner

12-2011

Regionalreferent

West

10

Dr. Guido Ehrhardt

05-2013

Fachreferent

Politik

11

Clemens Findeisen

08-2013

Berater Entwicklungszusammenarbeit & Wirtschaft

International

12

Mareike Fischer

09-2015

Projektassistenz

Politik

13

Georg Friedl

12-2009

Referatsleitung

Mitgliederservice

14

Andrea Gebler

09-2014

Assistenz

Verwaltung & Geschäftsführung

15

Andrea Graßl

03-2014

Teamassistenz

Verwaltung

16

Frank Hofmann

07-2015

Fachreferent

International

17

Andrea Horbelt

11-2005

Pressesprecherin

18

Steffi Kleeberg

10-2008

Fachreferentin

Genehmigung

19

Agnes Koch

05-2005

Teamassistenz

Verwaltung

20

Otto Körner

07-2006

Regionalreferent

Süd

21

Antje Kramer

03-2016

Projektmanagerin KVP Indien

International

22

Christian Liedmann

01-2009

Administrator

Verwaltung

23

Marion Liedmann

09-2006

Referatsleitung

Verwaltung

24

Anja Lobedank

09-2011

Referatsleitung

Veranstaltung

25

Manuel Maciejczyk

08-2005

Geschäftsführer

26

Julia Münch

03-2013

Fachreferentin

International

27

Gepa Porsche

02-2002

Referatsleitung

Genehmigung

28

Dr. Stefan Rauh

12-2009

Geschäftsführer

29

Sandra Rostek

05-2014

Referatsleitung

Politik

30

Jörg-Heinrich Scheibe

10-2006

Regionalreferent

Nord

31

Nicole Schultz

09-2008

Referentin

Veranstaltung

32

Volker Schulze

01-2009

Regionalreferent

Ost

33

Sebastian Stolpp

10-2008

Referatsleitung

International

34

Florian Strippel

10-2016

Fachreferent

Abfall, Düngung & Hygiene

35

Lucas Wagner

10-2014

Referatsleitung

Qualifizierung & Sicherheit

36

René Walter

09-2007

Referatsleitung

Energierecht & Energiehandel

37

Christiane Weise

11-2011

Projektassistenz

Politik

38

Silke Weyberg

02-2014

Regionalreferentin

Nord

39

Marion Wiesheu

10-2010

Fachreferentin

Mitgliederservice

40

David Wilken

10-2008

Referatsleitung

Abfall, Düngung & Hygiene

41

Rebekka Will

11-2015

Referentin für regionale Öffentlichkeitsarbeit

51


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Faltblatt

Biogas to go

und je nach Bedarf in Energie umgewandelt mal kein Wind weht und keine Sonne scheint. Stromnetze und ist für die technische Umsetde von entscheidender Bedeutung.

Energiedörfer mit Biogas Biogas eignet sich hervorrage nd für die lokale Energieversorgung – und für Energiekonzepte in Kommune neue Regionen. Zahlreiche Wärmene n und teilweise genossenschaftlich tze, die betrieben werden, unterstreichen dieses Potenzial.

Biogas to go

Der Fachverband Biogas e.V. ist mit über 4.800 Mitgliedern die größte deutsche und europäische Interesse nvertretung der Biogas-Branche.

Handliche Fakten zur Biogasnutzung

Regionale Wertschöpfung Biogasanlagen produziere n dort Energie, wo sie gebraucht wird: In den Regionen. Das Geld für den Bau, den Betrieb und die Instandhaltung der Anlagen bleibt vor Ort – und fließt nicht in die Taschen der Ölmultis. Das sichert die regionale Energieversorgung und ist ein aktiver Beitrag zur Friedenspolitik.

Ziel der Verbandsarbeit ist es, die Biogaserzeugung und -nutzung für die bundesweite Strom-, Wärme- und Kraftstof fversorgung zu erhalten und auszubauen.

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Handliche Fakten zur Biogasnutzung

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Biogas ist der vielseitigste erneuerbare Energieträger. Das umweltfreundliche Gas kann sowohl zur Strom- und Wärmeg ewinnung wie auch als Kraftstoff eingeset zt werden. Damit ist Biogas eine wichtige Säule für die bürgernahe und bezahlbare Energiew ende!

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So funktioniert eine Biogasanlage

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Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle, nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk (BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt. Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme, Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:

Energie pflanzen ...

... Vielfalt ernten

1

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2

6

Energiepflanzen

8

9 7 Erdgasnetz

3

Fast jede Pflanze kann in Biogasanlagen vergoren und zu Strom und Wärme umgewandelt werden – auch jene, die in der Lebensund Futtermittelproduktion keine Verwendung finden. Das bei der Energieerzeugung freigesetzte CO2 entspricht in etwa der Menge, die die Pflanzen während Ihres Wachstums gebunden haben.

Unterrichts­material

Wir ernten Ihre Energie direkt von der Straße Die Wagner Biogas GbR erzeugt seit 2011 Strom aus Biogas und speist derzeit 400 kWel ins Netz ein. Zudem betreibt sie ein Fernwärmenetz für 30 Haushalte. Die Frage nach alternativen Substraten treibt die Familie Wagner schon lange um. Warum nicht Energie aus Straßenbegleitgr ün nutzen? Mit Hilfe eines Businessplans wurde 2015 der Einsatz wirtschaftlich geprüft. In Tests konnte die Wagner Biogas GbR die Verschmutzung des Grases als sehr gering einstufen. Nach einer Erprobungsphase wurde ein spezielles Erntefahrzeug gebaut. In einer Stunde werden ca. 2 Tonnen geerntet. Das Gras wird mit einem Zerkleinerer für den Einsatz vorbereitet und täglich frisch in der Anlage verwertet.

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Ein weiteres Standbein unseres Unternehmens ist die Entwicklung und der Bau von Steuerungen und Schaltanlagen für Biogasanlagen und kleine Wasserkraftwerke. Wir bieten auch nach der Inbetriebnahme Wartung und Instandhaltung mit unseren Partnern im ganzen Bundesgebiet an.

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Energiepflanzen, die ergänzend zum Mais angebaut werden können, haben im Bereich Biogas eine große Nachfrage. Neben hohen Erträgen sollen sie leicht zu etablieren sein und technisch keine Probleme bereiten. Aber nicht nur der Ertrag ist entscheidend. Wildpflanzenmis chungen oder Dauerkulturen (z.B. Durchwachsene Silphie) können die Artenvielfalt sowie den Boden- und Gewässerschutz fördern. Wer ein flexibleres Anbausystem vorzieht, ist mit Getreide-GPS gut beraten. Winterliche Bodenbedeckun g bringt hier vielfältige Vorteile. Forschungsergebnisse zu den Kulturen werden im Projekt „Informations- und Demonstrationsz entren Energiepflanzen anbau“ gebündelt und bayernweit an zehn Zentren vorgestellt. Beteiligte Forschungseinric htungen: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Bayerische Landesanstalt für Weinund Gartenbau (LWG), Technologie- und Förderzentrum (TFZ). www.biogas-forum-bayern.de/ene rgiepflanzen

Stellt 16 beispielhafte Biogas-Projekte und -Unternehmen aus Bayern vor. Bestellnr.: BVK-41

Eine Gasleitung vom Fermenter zu einem Satelliten-BHKW ermöglicht eine noch effektivere Nutzung der Abwärme. Das dortige Blockheizkraftwerk hat eine Maximalleistung von 650 kW . Neben der Stromproduktion sorgt das BHKW für ganzjährig el angenehme Temperaturen, von denen Alt und Jung profitiert: Sowohl das Schulzentrum in Pocking mit Grundund Mittelschule, Gymnasium und drei Turnhallen und das Hallenbad wie auch eine Seniorenwohnan lage werden mit Wärme versorgt. zgerhard@t-online.de

Stadtwerke Rosenheim innovativ bei Stromdirektvermarktung

16

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Mit Umweltmessungen auf der sicheren Seite

Die Biogasnutzung steht für umwelt- und ressourcenschon ende Stromerzeugung. Dennoch ist für einen sicheren Betrieb von Biogasanlagen einiges zu beachten. Der Gesetzgeber hat deshalb zahlreiche Auflagen erlassen, etwa für Gewässerschutz, Lärmschutz oder Luftreinhaltung. So sind Anlagenbetreibe r verpflichtet, regelmäßig die Abgasemissionen an ihren Blockheizkraftwerken überprüfen zu lassen.

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Biogasanlage Bad Windsheim

Einbring­ / Pumptechnik transportiert die Biomasse in die Fermenter bzw. aus diesen heraus

4

Rührwerke vermischen die Bakterien im Fermenter mit der frischen Bio­ masse

5

Heizung – die übliche Gärtemperatur liegt bei 40 °C

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Gasspeicher zur kurz­ und mittel­ fristigen Speicherung des Biogases

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Gasreinigungssysteme zur Entschwefelung und Entwässerung

8

Pumpleitungen für Gärsubstrate und Biogasleitungen

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Sicherheitstechnik: Drucksicher­ ungen, Sicherheitsventile

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Blockheizkraftwerk für die gleich­ zeitige Strom­ und Wärmeproduktion

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ggf. Aufbereitungstechnik für die Umwandlung von Biogas zu Bio­ methan

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Lagerbehälter für die ausgefaulten Gärprodukte (ggf. mit entsprechen­ der Technik zur Weiterverarbeitung (Fest­/Flüssigtrennung, Trocknung, Pelletierung etc.)

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So funktioniert eine Biogasanlage Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle, nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk (BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt. Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme, Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:

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Die Fakten …

Vorteile

– Durch die umweltfreundliche Biogaswärme werden pro Jahr rund 300.000 Liter Heizöl eingespart und damit knapp 800 Tonnen Kohlendioxid (CO2) weniger ausgestoßen.

Als Kunde der Stadtwerke profitiert die Franken-Therme direkt von der umwelt- und klimafreundlichen Wärmegewinnung aus Biogas. So werden die Thermal-Badelandschaft, das Dampferlebnisbad und die Sauna zu rund einem Drittel mit Biogaswärme beheizt.

… sprechen für sich!

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9 7 Erdgasnetz

3

– Die Biogaswärme wird in einer Biogasanlage in Bad Windsheim erzeugt: Dies stärkt die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert die Wirtschaftskraft in der Region.

Die Franken-Therme ist an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Bad Windsheim angeschlossen. 30 Prozent des Wärmeangebotes der Stadtwerke werden von der Biogasanlage der Bio-Energie Bad Windsheim erzeugt.

Ein starkes Projekt mit starken Partnern, wo die Kompetenz der Anlagenbetreiber auf dem Land mit ausgeprägter Servicekompetenz und gelebter Kundennähe der Stadtwerke Rosenheim fusionieren. Eine Win-Win-Partner schaft mit Zukunft! www.swro.de/kraftwerke/virtuelle s-kraftwerk/biogas

InfraServ Gendorf ist ein zugelassenes Messinstitut, das diese gesetzlich geforderten Messungen durchführt. Darüber hinaus unterstützt InfraServ Gendorf die Anlagenbetreiber dabei, die Emissionen noch weiter zu reduzieren. Mit ca. 650 betreuten Biogasanlagen ist InfraServ Gendorf der wichtigste Partner für Umweltmessungen. Erfahrene Mitarbeiter sorgen mit speziell dafür ausgerüsteten Messfahrzeugen für Rechtssicherheit sowie für umweltverträgliche und effiziente Biogasanlagen. www.infraserv.gendorf.de/umwelt messungen

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Energie aus Bayern Wärme fürBiogas Bayer n

Zahlreiche (ober-)bayerische Biogas-Bauern vertrauen auf die Kompetenz der Stadtwerke Rosenheim bei der Stromdirektvermarktung. Im Jahr 2015 wurde das Virtuelle Kraftwerk der Stadtwerke Rosenheim um die Direktvermarktun g erweitert. Die Stadtwerke vernetzen sich mit den Anlagebetreibern ; sie steuern und vermarkten die Kapazität von kleinen Kraftwerken an der Strombörse und als Regelenergie. Für die Anlagenbetreibe r übernehmen die Stadtwerke Rosenheim alle energiewirtschaf lich notwendigen Aufgaben twie zum Beispiel die Bilanzkreisverantwortung, Einspeiseprogno sen und die Abrechnung der gelieferten Strommengen.

Leistung der Anlage

400 kWel

Mit Strom versorgte Haushalte

800

Wärmebereitstellung

Schwimmbad und Wärmenetz

Eingesetzte Substrate

Gülle, Mist, Landschaftspflegematerial, Maissilage, Grassilage

Besonderheit an der Anlage Gärpoduktaufbereitung (Herstellung eines hochwertigen Düngers) Franken-Therme Bad Windsheim

Die deutschen Biogasanlagen erzeugen schon heute

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Strom für Millionen Haushalte

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Biogasanlagen reduzieren den CO2-Ausstoß

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Strom Wärme

und produzieren nahezu klimaneutral Strom und Wärme

Biogas-Strom stabilisiert das Stromnetz

und sichert eine gleichmäßige Versorgung Biogasanlagen

1

Lager für die zu vergärende Biomasse (Silo, Annahmestelle, Güllegrube)

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ggf. Aufbereitung, Sortierungs- oder Reinigungssysteme für die zu vergärende Biomasse oder Reststoffe

3

Einbring- / Pumptechnik transportiert die Biomasse in die Fermenter bzw. aus diesen heraus

sichern vielen Landwirten die Existenz In Biogasanlagen vergorene Gülle stinkt nicht und ist

4

ein hervorragender Dünger

– Neben der Wärme erzeugt die Biogasanlage der Bio-Energie Bad Windsheim jährlich Strom für mehr als 1.200 Haushalte.

Biogasanlagen bringen

Arbeitsplätze und Wertschöpfung in die ländliche Region

Rührwerke vermischen die Bakterien im Fermenter mit der frischen Biomasse

5

Heizung – die übliche Gärtemperatur liegt bei 40 °C

6

Gasspeicher zur kurz- und mittelfristigen Speicherung des Biogases

7

Gasreinigungssysteme zur Entschwefelung und Entwässerung

8

Pumpleitungen für Gärsubstrate und Biogasleitungen

9

Sicherheitstechnik: Drucksicherungen, Sicherheitsventile

10

Blockheizkraftwerk für die gleichzeitige Strom- und Wärmeproduktion

11

ggf. Aufbereitungstechnik für die Umwandlung von Biogas zu Biomethan

12

Lagerbehälter für die ausgefaulten Gärprodukte (ggf. mit entsprechender Technik zur Weiterverarbeitung (Fest-/Flüssigtrennung, Trocknung, Pelletierung etc.)

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Biogas kann nicht nur Strom! Biogas kann auch Wärme! Das zeigt der Betrieb von Gerhard Zöls in Pocking im Landkreis Passau. Die Biogasanlage Oberindling wird mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben, flexibel gefahren und liefert Regelenergie. An ihrem Hauptsitz verfügt sie über eine Maximalleistung von 1.030 kW . An das dortige el Nahwärmenetz sind 40 private und gewerbliche Abnehmer angeschlossen. Außerdem werden Getreide und Holz getrocknet.

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Herausgeber Fachverband Biogas e. V. Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.) Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising T 0 81 61 - 98 46 60 F 0 81 61 - 98 46 70 info@biogas.org www.biogas.org

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Lager für die zu vergärende Biomasse (Silo, Annahmestelle, Güllegrube)

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Diese Biogasanlage erzeugt

Bildnachweis © Fachverband Biogas e.V. Beteiligte Projekte

Die deutschlandweit erste Energie-Quiz-Tour wurde im Jahr 2015 an der Biogasanlage von André Hoser bei Gundremmingen eingeweiht. Die Radtour führt 41 Kilometer durch das schwäbische Donautal. Radfahrer sehen dort nahezu alle regenerativen Energiequellen der Region. Über eine App erfährt man an jeder Station mehr darüber. Im Anschluss leuchten Fragen dazu auf dem Bildschirm auf. Zusätzlich können Videos zu den Energie-Standor ten angesehen werden, wie hier zur Biogasanlage Hoser: https://youtu.be/onLo70AT2eQ Der Fokus der Biogasanlage Hoser liegt auf der effektiven Nutzung der Biomasse: So wurde 2015 eine Trocknungsanlage installiert, in der der separierte Gärrest getrocknet und pelletiert werden kann. Des Weiteren ist der Anschluss an das lokale Wärmenetz geplant. Während öffentliche Gebäude sowie 55 Privathaushalte derzeit über das Kernkraftwerk versorgt werden, soll dies in Zukunft die Biogasanlage Hoser übernehmen.

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Seit mehr als 25 Jahren befassen wir uns mit der Errichtung und Betreuung von Blockheizkraftwe rken für Biogas, Erdgas wie Dieselstromerzeuger. soIn unseren Anlagen stecken Erfahrung und Entwicklung von über 6.000 installierten BHKW. Mehr als 4.500 dieser Aggregate werden in Biogasanlagen eingesetzt. Die jährliche Fertigungskapaz ität an Gas- und Dieselstromerzeugern liegt bei ca. 50 MW mit einer Leistung zwischen 30 kW und 530 kW. Unser Leistungsumfang erstreckt sich vom Aggregate-Bau über die Inbetriebnahme bis hin zur Wartung und Instandhaltung sowie der Weiterentwicklung und dem technischen Service der Anlagen.

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Die Pflanzen benötigen in der Regel keine Pflanzenschutzmittel, schonen die Umwelt und schützen den Boden vor Auswaschung.

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Julius und Lotte erklären Biogas – auf Powerpoint-Folien In der Biogasanlage Eich bei Kallmünz werden seit 2011 jährlich rund 56 Millionen Kilowattstunden Biomethan erzeugt und vollständig ins örtliche Erdgasnetz eingespeist. Das entspricht dem Energiegehalt von 5,6 Millionen Litern Heizöl. In dezentraler Kraft-Wärme-Ko pplung wird aus dem Gas Strom und Wärme für Industrie, Gewerbe und Haushalte erzeugt. Die eingesetzten Substrate stammen von über 100 Landwirten, die zusammen circa 700 Hektar Ackerfläche bewirtschaften. Neben Mais und Gras werden auch alternative Energiepflanzen wie die Durchwachsene Silphie, Sonnenblumen oder Szarvasigras angebaut. Das erhöht die Artenvielfalt und verbessert die Bodenfruchtbarkeit. Zusätzlich zum ökologischen Effekt schafft die Biogasanlage Arbeitsplätze vor Ort und stärkt die heimische Wirtschaft. Neben der Lieferantengeme inschaft ist der Maschinenring als Abrechnungsstelle in den erfolgreichen Betrieb der Anlage eingebunden.

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So funktioniert eine Biogasanlage Die im Fermenter befindlichen Bakterien wandeln die Biomasse, z.B. biologische Abfälle, nachwachsende Rohstoffe und Gülle, zu Biogas und Gärprodukten um. Das erzeugte Biogas wird in der Gashaube aufgefangen und von hier über Gasleitungen zum Blockheizkraftwerk (BHKW) transportiert. Im BHKW wird aus dem Biogas Strom und Wärme erzeugt. Bei der Ausgestaltung von Biogasanlagen gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Systeme, Techniken und Funktionsweisen. Der übliche Aufbau umfasst folgende Komponenten:

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In Deutschland gibt es viele tausend Biogasanlagen, die umweltfreundliches Biogas erzeugen. Dieser Energieträger wird mittels eines Motors im Blockheizkraftwerk in Strom umgewandelt. Die dabei frei werdende Wärme sichert die lokale Versorgung und dient als Heizenergie in:

Biogaswärme wird in einer nahe gelegenen Biogasanlage erzeugt. Dies stärkt die Unabhängigkeit von fossilen Energieimporten und fördert die Wirtschaftskraft in der Region.

• öffentlichen Einrichtungen, z.B. Schwimmbädern, Schulen, Turnhallen • Wohngebieten und Bioenergie-Dörfern • Ställen und Gewächshäusern • Unternehmen, z.B. Gärtnereien, Gastronomie, Industrie

Regionale Biogasanlage

Durch die umweltfreundliche Biogaswärme wird Heizöl bzw. Erdgas eingespart und damit weniger Kohlendioxid (CO2) ausgestoßen.

Wärmeabnehmer Freibad

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Einbring­ / Pumptechnik transportiert die Biomasse in die Fermenter bzw. aus diesen heraus

Blockheizkraftwerk für die gleich­ zeitige Strom­ und Wärmeproduktion

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Rührwerke vermischen die Bakterien im Fermenter mit der frischen Bio­ masse

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Portraits

25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

Köpfe der Biogasbranche Es gibt viele Menschen, die sich beruflich oder ehrenamtlich um die Verbreitung der Biogastechnologie verdient gemacht haben. Sie setzen sich Tag für Tag, jahrein, jahraus für die Nutzung dieses umweltfreundlichen, erneuerbaren Energieträgers ein. Wir haben ein paar Menschen aus der großen Schar der Biogasfreunde ausgesucht und portraitiert – wohlwissend, dass mancher oder manche leider nicht dabei ist, der oder die es doch auch verdient gehabt hätte, erwähnt zu werden. Von Dierk Jensen

Praktiker und Wissenschaftler zugleich Prof. Dr. Gerhard Breitschuh Wenn über Biogasaktivitäten in der Zeit der DDR gesprochen wird, darf sein Name nicht fehlen: Dr. Gerhard Breitschuh gehört zu den wichtigsten Pionieren der ostdeutschen Biogasforschung. Denn als Leiter der damaligen „Kooperative Abteilung Melioration und organische Düngung Vippachedelhausen“ war er federführend am Bau der Biogasanlagen in Berlstedt beteiligt. „Die Betriebe in unserer Agrar-Industrie-Vereinigung litten nach der Ölpreiskrise Ende der Siebzigerjahre unter latentem Brennstoffmangel. Da in unserem Gebiet aber jährlich 500.000 Tonnen Gülle anfielen, haben wir uns entschieden, daraus Biogas zu erzeugen, um damit Wärme für die Stallanlagen bereitzustellen“, wirft Breitschuh seinen Blick weit zurück. „Wir mussten beim Bau des 500 Kubikmeter großen Versuchsfermenters konzeptionell bei null anfangen, haben uns dann mithilfe der Technischen Hochschule Merseburg (Prof. Neumann) und des Kompletten Chemieanlagenbau Dresden (Dr. Briesovski) Schritt für Schritt an die Materie herangetastet.“ Mit Erfolg. Die 1981 fertiggestellte Anlage lief bis 1986 reibungslos. Zu diesem Zeitpunkt war Breitschuh schon wieder in die Wissenschaft zurückgekehrt, aus der er als promovierter Agrarwissenschaftler beim Einstieg in die landwirtschaftliche Praxis kam. „Meine Zwischenstellung

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zwischen Praxis und Wissenschaft hat meine Arbeit und mein Denken entscheidend geprägt“, bekennt sich Breitschuh zu dieser praktizierten Dualität, an der es in der Gegenwart ja so häufig fehlt. Wie dem auch sein, Breitschuh übernahm 1983 in Jena im Forschungszentrum für Bodenfruchtbarkeit (FZB) zuerst die Abteilung „Komplexe Verfahren zur Reproduktion der Bodenfruchtbarkeit“, und nur ein Jahr später wurde er im FZB zum Direktor des Bereichs Jena ernannt. Nach der Wende gestaltete er dann – immer mit einer interdisziplinären Programmatik ausgerichtet – die komplett neu aufgestellte agrarwissenschaftliche Struktur in Thüringen an entscheidenden Stellen mit. Schließlich wurde er 1992 der erste Direktor der LUFA Jena und im Jahr 2000 Präsident der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) in Jena, die insbesondere zu den Bereichen nachwachsende Rohstoffe, Bioenergie und Nachhaltigkeit bundesweit viele innovative Akzente setzt. Breitschuh wechselte zum Ende seiner beruflichen Karriere 2007 ins Erfurter Landwirtschaftsministerium, wo er bis 2010 die Abteilung Landwirtschaft, Ernährung und Markt leitete. Zwar ist er nun schon seit einigen Jahren in Pension, doch nichtsdestoweniger engagiert er sich in Sachen Landwirtschaft, Agrarwissenschaften und Biogas „wildentschlossen“ weiter. Sein Credo: „Die bundesdeutsche Agrarwissenschaft hat es in den letzten Jahrzehnten versäumt, sich mit der umweltverträglichen Steigerung von Erträgen zu beschäftigen.“ Vielmehr sei es doch mittlerweile so, kritisiert er offen, „dass sich die Landwirtschaft in Öffentlichkeit und Medien mittlerweile fast entschuldigen muss, bloß weil sie Nahrungsmittel in ausreichenden Mengen, in


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hoher Qualität und preisgünstig produziert.“ Um diesem „falschen Bild“ von und „Fehlinformationen“ über die moderne Landwirtschaft nüchterne, wissenschaftlich fundierte Fakten entgegenzuhalten, betreibt er zusammen mit anderen Wissenschaftlern und Mitstreitenden das Webportal www.agrarfakten. de. Für ihn steht außer Zweifel: Ökonomische, ökologische und soziale Aspekte lassen sich versöhnen, „hochproduktiv und umweltverträglich“ ist für ihn kein Antagonismus. Seine mutige These dagegen: „Je höher die Produktionsintensität, desto positiver der Treibhaus-Saldo.“ Extensive Wirtschaftsweisen und damit auch der Ökolandbau sind für ihn daher nicht per se klimafreundlicher als eine hoch produktive Landwirtschaft. Allerdings gibt es Grenzen, die er auch für die Biogasnutzung setzt. „Seitdem die rot-grüne Bundesregierung im EEG 2004 die Biogaserzeugung politisch etabliert hat, bedient sich die Industrielobby an diesem Geschäft“, sagt einer, der in seiner Zeit als Ministerialdirektor im Thüringer

Landeswirtschaftsministerium immer versucht hat, die industriellen Multimegawattanlagen im eigenen Bundesland zu verhindern. „Biogas ist für mich nur sinnhaft, wenn es auf organischen Düngern, Abfällen und Reststoffen basiert und in der Landwirtschaft integriert ist, meinetwegen auch mit bis zu 20 Prozent Substrat aus Energiepflanzen“, erklärt der Pensionär, der nach eigenem Bekunden „nur noch der Vernunft verpflichtet ist“. Statt die Fehlentwicklungen der Boom-Jahre weiterzutragen, die im Übrigen aus seiner Perspektive zu einer gesellschaftlichen Stigmatisierung geführt haben, wünscht sich der emeritierte Professor bei der Biogasnutzung – über die Energiegewinnung hinaus – wieder eine stärkere Beachtung der positiven Düngeraspekte. „Biogas-Gülle ist homogenisiert und hochkonzentriert ein hervorragender Dünger, der in kleinen Mengen auf große Flächen gehört.“

Vom Abwasser zum Biogas Dr. Birgit Eppler Sie ist eine gefragte Expertin. Sie kennt sich aus mit Biologie, mit Naturschutz, mit Genehmigungsverfahren, mit BImSch-Anträgen, mit Gewässerschutz und mit allen Fragen der gesetzlichen Regelungen rund ums Biogas. Und so kann sich die im Jahr 1946 geborene Dr.-Ing. Birgit Eppler, ihres Zeichens diplomierte Mikrobiologin, über mangelnde Arbeit wahrlich nicht beklagen. Ganz im Gegenteil: „Ich habe mit meinem Beratungsbüro voll zu tun, die Anfragen reißen einfach nicht ab“, schildert sie ihren Arbeitsalltag als selbstständige Beraterin für Genehmigungsverfahren zum Bau beziehungsweise Umbau von Biogasanlagen. Gerne würde sie so manchen Job an jüngere Kollegen abgeben, doch fehle es nicht selten an Nachwuchs. Ihre berufliche Karriere begann 1971, als sie direkt nach dem Biologiestudium wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Siedlungswasserwirtschaft der Technischen Universität Karlsruhe wurde. Sie blieb über ein Jahrzehnt an dieser Hochschule und promovierte dort über den „Einfluss von Salzen auf die Agglomeration von Algen und Bakterien“. Eine für die Wasserwirtschaft in jenen Jahren extrem spannende Materie, was sie dazu bewegte, in die freie Wirtschaft zu gehen. Sie arbeitet für die deutsche

Tochter des amerikanischen Unternehmens Krofta, die physikalischchemische Techniken zur Abwasseraufbereitung offerieren. Später gründet sie mit zwei Geschäftspartnern ein eigenes Unternehmen namens Meri, das Wasserreinigungssysteme für die Papierindustrie entwickelt und vertreibt. Recht erfolgreich, doch muss sie aus familiären Gründen Anfang der Neunzigerjahre aus der eigenen Firma ausscheiden. „Tatsächlich hatte ich mit Biogas bis Ende der Neunzigerjahre gar nichts zu tun“, sagt sie frank und frei. Dies änderte sich allerdings schlagartig, als sie 1998 im Auftrag des Kasseler Instituts für Solare Energieversorgungstechnik (ISET), aus dem sich später das IWES herausbildete, als Leiterin der Abteilung „Wasser und Biomasse“ mit reichlich Fördergeldern eine Forschungsstelle mit Versuchsanlagen für Abwasser, Biogas, Mikrogasturbinen und Biogas-BHKW in Hanau aufbaute. Die Forschungsstelle wurde Mitglied im Fachverband Biogas und Eppler prompt zur Regionalgrup-

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pensprecherin für Hessen gewählt. „Anfänglich war es in Hanau eine sehr schöne Aufbauarbeit, doch mit der Zeit wurde deutlich, dass sich das ISET aufgrund interner Dissonanzen programmatisch vom siedlungswasserwirtschaftlichen Zweig verabschieden werden würde“, erzählt sie im Rückblick. Schließlich ist für Eppler in Hanau im Jahr 2003 Schluss. Sie zieht nach Baiersbronn und wagt sich von dort aus als freiberufliche Beraterin in die Selbstständigkeit. Die ersten Aufträge erhält sie vom Ingenieurbüro Krieg & Fischer aus Göttingen. Für dieses Büro wickelt sie in der Boom-Phase, die nach der ersten Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2004 einsetzt, erste BImSch-Anträge ab, die für Biogasanlagen ab 500 Kilowatt elektrischer Leistung verpflichtend waren. Sie macht ihre Arbeit offenbar so akribisch und zielsicher, dass sie in der Folge einen Auftrag nach dem anderen erhält. Parallel dazu engagiert sie sich im Fachverband Biogas weiter, „das war wie eine große Familie“. Schließlich wird sie im Jahr 2004 Sprecherin der Regionalgruppe Nordwürttemberg/Baden und stellt den Mitgliedern ihre fachliche Kompetenz ab 2007 unter anderem als „Fermenter-Doktorin“ zur Verfü-

gung, bei der sie in Notfällen Anlagenbetreibern – beispielsweise bei umgekippten Gärprozessen – mit praktischen Ratschlägen unter die Arme hilft. Solche Hilferufe sind „Gott sei Dank“ selten geworden, hat doch die Branche innerhalb des letzten Jahrzehnts viel gelernt, so Eppler. Auch manche Auswüchse während der Boom-Phase scheinen überwunden zu sein, schmunzelt die Biologin, „als manch ein Landwirt von einem Tag auf den anderen alle Kühe zum Schlachthof schickte, eine Biogasanlage baute und davon träumte, mit einem Porsche statt mit einem Traktor vorzufahren. Keine gute Idee, denn ganz ohne Gülle und Mist geht’s nicht.“ Mit dem gelassenen Blick nach vorne ist sie davon überzeugt, dass zukünftig die Unterscheidung von Abfall- und NawaRo-Anlagen wieder wegfallen wird. Zudem ist sie der festen Meinung, dass „es eine Zukunft für Biogas nur dann geben wird, wenn es mit der Flexibilisierung klappt.“ Außerdem erwartet sie, dass die Biogaserzeugung in 2050 eine kleinere Rolle einnehmen werde, „als viele sich das jetzt vielleicht wünschen“. Dennoch ist für sie klar: Biogas spielt eine wichtige Rolle in der Energiewende.

Jurist mit technischem Faible Michael Hammon Als Volljurist, der in Bielefeld und Kiel Jura studiert hatte, stand Michael Hammon in einer ostwestfälischen Stadt in der Verantwortung für die Bereiche Ordnungsverwaltung, Feuerwehr, Liegenschaften, Rechtsamt und Umweltangelegenheiten. Letztere waren bei seinem Amtsantritt eher Randthemen, ohne fest gefügte Verwaltungsstruktur. Deshalb gründete er 1985 die Arbeitsgruppe Umwelt, um die damals drängenden Fragen vor allem in der Abfallwirtschaft im Dialog mit allen Beteiligten transparent koordinieren zu können. Anfang der Neunzigerjahre geriet Hammon in eine besondere Konfliktzone im Streit um eine geplante Müllverbrennungsanlage mit – im Hinblick auf den Umweltschutz – zweifelhafter technischer Aus-

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stattung: Er war als Vertreter der Standortgemeinde aufseiten von Politik und Verwaltung einer der wenigen, der die Bedenken der Gegner der Anlage teilte. Unaufhörlich versuchte er mit Sachargumenten zu überzeugen und Alternativen für die Müllentsorgung des Landkreises aufzuzeigen. Nach sechs Jahren rastloser Auseinandersetzung waren seine Bemühungen zwar von Erfolg gekrönt, da die umstrittene Planung aufgegeben wurde, doch bezahlte er persönlich einen hohen Preis dafür: Nach einer ernsten Erkrankung erholte er sich nur langsam. Sein Einstieg in die Biogas-Szenerie ergab sich, als ein Berater einer Biogasbetreibergesellschaft aus Soltau auf ihn zukam. Er fragte ihn, ob er im Rahmen einer Erweiterung von schon bestehenden Biogasanlagen die Vertretung in einem Mediationsverfahren übernehmen könne. Hammon nahm sich der Sache an, managte die am ausgewählten Standort schwierige Genehmigungssituation souverän. Sein technisch-juristisches Rundum-Wissen


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sprach sich in der Folgezeit in der Biogasszene schnell herum. Es folgten weitere Aufträge, er trat dem Fachverband Biogas bei, für den er fortan viele Termine in Ministerien wahrnahm. Zudem gehörte er zu den Mitbegründern des Arbeitskreises Genehmigung im Jahre 2002, dessen Vorsitz er übernahm und ihn bis zum Jahre 2015 innehatte. Anfang 2015 erhielt der Experte für sein hohes Engagement die Dr.-Heinz-SchulzEhrenmedaille des Fachverbandes Biogas e.V. Ein Glücksfall ist er für den Verband und für die Branche. Denn Hammon kennt sich, wie nur wenige, im grauen Verordnungs- und Gesetzesdschungel der genehmigungsrechtlichen und technischen Regeln bestens aus. Eines der seinerzeit wichtigsten Projekte war der Kampf um die baurechtliche Privilegierung von Biogasanlagen im Außenbereich. „Mit Claudius da Costa Gomez bin ich 2004 vor der Abstimmung zur Novelle des Baugesetzbuches von einem Abgeordnetenzimmer zum nächsten gerannt, um den Politikern die Sachlage klarzumachen“, erinnert sich Hammon gerne an die wichtige Lobbyarbeit. Sie bewirkte, dass die Privilegierung von Biogasanlagen ins Baugesetz (BauGB) aufgenommen und in den Paragraph 35, Absatz 1, Nr. 6 eingefügt wurde. Als nach 2004 die Biogasbranche boomte, brach eine Flut von genehmigungsrechtlichen, aber auch wieder technischen Fragen auf den Arbeitskreis unter der Regie von Hammon ein. Es ging dabei nicht nur um das BImSchG und seine Verordnungen sowie das Bau- und Wasserrecht, sondern auch um technische Regeln, die es in der jungen, schnell wachsenden Branche Stück für Stück zu entwickeln gab. Aktuell arbeitet er noch an der Technische Regel 793 Biogasanlagen zur AwSV mit. „Dabei geht es um die für den Gewässerschutz erforderlichen technischen Anforderungen beim Betrieb von Biogasanlagen“, hebt Hammon ein wichtiges Aufgabenfeld hervor, das ohne interdisziplinäre Zusammenarbeit nicht zu bewältigen wäre. Als Leiter des AK Genehmigung machte er keinen Hehl daraus, dass er sich in manchen Phasen des vergangenen Jahrzehnts gewünscht hätte, dass sowohl Politik als auch die Branche nicht nur immer einseitig auf das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) hätten starren, sondern stattdessen mehr das große Ganze im Blick hätten behalten sollen. Nach vielen Jahren des Ausbaus zeigt sich Hammon gegenwärtig besorgt, weil das EEG 2017 die Entwicklung der Biogasbranche behindern werde. Zugleich gebe es im überall proklamierten Umbau des Energiesektors seiner Meinung nach noch große Defizite. „Die Gesellschaft sieht die Energiewende noch lange nicht als ihr Projekt an; vielen Bürgern ist das bisher einfach nicht wichtig genug. Daher müssen die Kommunen noch mehr als bisher in das Engagement für Erneuerbare Energien integriert werden“, sagt der Jurist und fügt hinzu: „Die Kommunen haben sich in der Vergangenheit aus der Daseinsvorsorge viel zu sehr zurückgezogen, das muss sich wieder umkehren, das ist alles andere als anachronistisch.“

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Biokonversion hat großes Potenzial Prof. Dr. Bernd Linke „Ich bin ein glühender Verfechter der Vergärung.“ Ein deutliches Bekenntnis aus dem Munde von Prof. Dr. Bernd Linke. Er hat sich sein ganzes, vielschichtiges Berufsleben mit Mikroorganismen beschäftigt, vor allen mit Methan bildenden Archaeen, und ging Anfang 2016 in den Ruhestand. Dabei hatte für ihn alles mit dem Studium des Wasserwesens an der Technischen Universität Dresden zu Beginn der Siebzigerjahre angefangen, das er mit einer Diplomarbeit über die „Biologische Behandlung von Textilabwässern“ abschloss. Dann folgte an der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften der DDR eine Promotion, bei der er das Thema „Nitrifikation und Denitrifikation bei der mikrobiologischen Aufbereitung von Schweinegülle“ aufgriff. Mit diesem Spezialwissen im Hintergrund befasste er sich bis zur Wende am Institut für Düngungsforschung Leipzig-Potsdam mit diversen Verfahren zu einer stickstoffentlastenden Gülleaufbereitung und eben auch mit der Gewinnung von Biogas. Nach der Wende folgte er einem Ruf an die Universitäts-Gesamthochschule Essen, ging also in die Stadt, wo einst der Altmeister der Abwasseraufbereitung, Karl Imhoff, nachhaltig wirkte. Linke arbeitete in Essen am Fachbereich Siedlungswasserwirtschaft unter anderem an einem Forschungsvorhaben, bei dem Gülle und Klärschlamm gemeinsam vergoren wurden. „Ein interessanter Ansatz, der sich allerdings in der Praxis aus vielerlei Gründen nicht durchgesetzt hat“, sagt Linke und merkt an, dass er bei diesem Projekt auch erkennen musste, dass Siedlungswirtschaft und landwirtschaftliche Biogasproduktion doch aus zwei sehr unterschiedlichen Richtungen kommen. Nach zwei Jahren im Ruhrpott wurde er im Jahr 1992 Leiter der Abteilung Bioverfahrenstechnik am Institut für Agrartechnik Bornim e.V. (ATB) in Potsdam – das heute als Leibniz-Institut für Agrartechnik

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und Bioökonomie e.V. firmiert. In Bornim geht es um angewandte Grundlagenforschung und Entwicklung von Verfahren zur stofflichen und energetischen Nutzung von Agrarrohstoffen durch Biokonversion. Darüber hinaus erforschten er und seine Mitarbeiter die Aufbereitung von Reststoffen und Abwässern aus der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie. „Schließlich kann man aus nachwachsenden Rohstoffen noch etwas anderes machen als nur Biogas“, hebt der Wissenschaftler, der 2005 die Dr. Heinz Schulz Ehrenmedaille erhielt, die damals wenig beachtete stoffliche Nutzung von Biomasse hervor. Beispielsweise sieht Linke in der Milchsäuregärung und der daraus gewonnenen Polymilchsäure auf der Basis von Biorohstoffen für die industrielle Produktion von (PLA)-Biokunststoffen gute Perspektiven. Angesichts des derzeitigen Markteintritts solcher Produkte ist er sich sicher, dass biobasierte Kunststoffe schon bald Plastik aus Erdölderivaten auch im großen Stil vom Markt verdrängen werden. „Wir haben in unserer Pilotanlage in den letzten Jahren viele Parameter optimiert, die es schon heute ermöglichen, mit hoher Produktivität reine Milchsäure herzustellen“, zieht er eine positive Bilanz der intensiven, teilweise mit Patenten versehenen Forschungsarbeiten am ATB. Ab 2006 konnte er als Honorarprofessor für „Biokonversionsverfahren“ die gewonnenen Erkenntnisse seinen Studenten an der LandwirtschaftlichGärtnerischen Fakultät der Berliner Humboldt Universität weitergeben und betreute zahlreiche Master- und drei Doktorarbeiten. Dagegen ist er „ein stückweit enttäuscht“ davon, dass das Thema Biogas von mehreren Seiten, auch von vielen Politikern, als „trivial“ abgebügelt werde. „Die anaerobe Konversion hat aber ein großes Potenzial“, entgegnet der 65-Jährige, der Deutschland über viele Jahre in der Arbeitsgruppe „Task 37 Energy from Biogas“ der Internationalen Energieagentur (IEA) vertrat und im Oktober 2015 im Rahmen der in Berlin stattgefundenen Bioenergie-Konferenz der IEA das Arbeitsgruppentreffen der Task 37 in Potsdam organisierte. Nach jahrzehntelanger wissenschaftlicher Arbeit mit dem vielfältigen Thema Biokonversion setzt Linke bedingungslos auf die Nutzung von Bio-


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masse aus der belebten Natur, „die keine Abfälle kennt“ und überdies auch ausreichende Mengen für die Biogasnutzung zur Verfügung stellt. Er ist trotz der unsäglichen „Teller-oder-Tank-Diskussion“ der festen Überzeugung, dass etwa die Hälfte des bundesdeutschen Biomethan-(Erdgas)-Bedarfs auf

der Grundlage von heimischer Biomasse gedeckt werden könnte. Damit dies aber realisiert werden kann, braucht es mehr Geld für Forschung, um insbesondere Synergieeffekte im Zusammenspiel mit anderen Erneuerbaren Energieträgern noch besser zu nutzen, so Linke.

„Wahnsinn – mit acht Kühen eine Biogasanlage bauen“ Kurt Massmann „Aufgewachsen zwischen Pferden und Landwirten“ ist Kurt Massmann im Kreis Rotenburg. Statt Abitur absolvierte er zuerst eine Landwirtschaftslehre. Danach machte er die Reifeprüfung und studierte in Bonn und Bad Kreuznach an der Ingenieurschule Landwirtschaft. Nach dem Studium kehrte er wieder ins vertraute Nordniedersachsen zurück. In Visselhövede fand er seine erste Anstellung bei der LandData und dem dortigen Beratungsring. Aber schon ein Jahr später wechselte er zur Landwirtschaftskammer Hannover und wurde am Standort Zeven Wirtschaftsberater für die Landwirte im Kreis Bremervörde. Dort war er in seinem Element, so sehr, dass er in dieser Funktion bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2011 blieb. Er genoss, wie er rückblickend sagt, dank seiner Chefs Fritz Meyer und Joachim Ramme „eine Freiheit in der Dienststelle“, die heute kaum mehr denkbar ist. „Ich bin viel draußen auf den Höfen unterwegs gewesen, stand ständig in direktem Austausch mit den Landwirten, das hat mir sehr gefallen“, sagt er zufrieden und ist klammheimlich auch ein bisschen froh, dass er die gegenwärtige Neigung zum bürokratischen Perfektionismus nicht mehr umsetzen muss. Auch macht er keinen Hehl daraus, dass er viele aktuelle Entwicklungen in der Landwirtschaft nicht nachvollziehen kann. Eine Hochleistungskuh mit 10.000 Litern Jahresproduktion gefüttert mit brasilianischem Soja ist beispielsweise ein Konzept, das er wahrlich nicht für sonderlich zukunftsweisend erachtet. Für ihn fehlt die Nähe zum Verbraucher, der wiederum die Anonymität der Erzeugung skeptisch beobachtet. Das Thema Biogas begegnete ihm zum ersten Mal Ende der Siebzigerjahre. Die zweite Ölpreiskrise bewirkte auch unter Landwirten eine vermehrte Suche nach „alternativen Energien“, wie man damals zu sagen pflegte. „Eigentlich begann alles mit Johann Dücker, der immer begeistert von der anaeroben Ver-

gärung schwärmte“, erzählt Massmann. Der Kammer-Berater lässt sich vom Biogas-Virus anstecken und organisiert für einige Biogas­pioniere im Landkreis Bremervörde kurzerhand damals von der Bundeswehr ausgemusterte Schweröltanks. Einer dieser wuchtigen Behälter kam 1984 als Fermenter auch auf Dückers Hof, wo er mit einem ausrangierten 18-kW-Opel-Kadett-Motor kombiniert wurde. „Ich kann mich ebenso gut noch an Ekkehard Schneider erinnern, der plante schon mal eine Biogasanlage mit nur acht Kühen! Wahnsinn, für so eine Anlage war ein kleines Fiat-Totem vorgesehen“, erinnert sich der quirlige Siebzigjährige lachend an jene Zeit, die weit vor der Gründung des Fachverbandes Biogas lag. Wie kaum ein anderer Wirtschaftsberater seitens einer landwirtschaftlichen Kammer hat Massmann über Jahrzehnte hinweg die Biogasentwicklung in seiner Region und darüber hinaus intensiv begleitet. Er gab als Kammer-Mitarbeiter und Mitglied im Fachverband immer wieder neue Impulse und Denkanstöße, die er „seinen“ Landwirten, insbesondere denjenigen, die den Weg in die Energieerzeugung gingen, bereitstellte. Als Anerkennung für sein unermüdliches Engagement, das er über die Dienstzeit hinaus und aus tiefer Überzeugung für die Sache ausübte, erhielt Massmann 2004 die Dr. Heinz Schulz Ehrenmedaille verliehen. Dabei pflegt der undogmatische Praktiker ein großes Netz von Freunden und Mitstreitern, denen allen ei-

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nes gemein ist: die Erneuerbaren Energien nach vorne zu bringen. So wundert es nicht, dass Massmann mit einem Erich Haye, dem Gründer der Zeitschriften „neue energie“ und „anders leben“, einst nach Dänemark zu Preben Maegaart und dem Folkecenter fuhr, um mehr über die Potenziale und Chancen einer umweltfreundlicheren Energieversorgung „von unten“ zu erfahren. Mit Haye und anderen setzte sich Massmann nach dem Mauerfall für den Erhalt der vorhandenen Fernwärmenetze ein. „Ich habe immer dafür gestritten, dass wir den Aufbau der Erneuerbaren Energien dezentral, und zwar Strom, Wärme und Mobilität zusammen, gestalten sollten“, unterstreicht er und fügt hinzu: „Wir können uns heute schon in den ländlichen Regionen mit Biogas energetisch abkoppeln.“

Auch als Pensionär mischt er sich weiterhin in die öffentlichen Diskussionen ein. Er verfolgt mit Interesse neue technische Entwicklungen und ist sehr skeptisch hinsichtlich des mit dem EEG 2017 kommenden Ausschreibungsmodells. Europaweit ausschreiben? Er klopft sich mit dem Finger an die Stirn. Dezentrale, eine aus der Region gewachsene und von Unternehmen in der Region umgesetzte Energiewende sieht für ihn anders aus. „Na ja, wer weiß, ich habe schon viele Richtungswechsel miterlebt, vielleicht eröffnen sich am Ende doch noch Chancen“, wirft er versöhnlich nachdenkend ein, „aber es wird sicherlich keinen Biogasausbau mehr geben – nicht, weil es die Bevölkerung nicht möchte, sondern weil es der Politik an Weitsichtigkeit fehlt!“

Von der Biogasgroßanlage zum integrierten Bestandteil der Landwirtschaft Dr. Gerd Reinhold An den Besuch von Arthur Wellinger in der BiogasGroßversuchsanlage Vippachedelhausen kann sich Dr. Gerd Reinhold noch gut erinnern. Es war der zweitletzte Sommer der DDR und es war jenes Jahr, in dem er seine Doktorarbeit „Untersuchungen zur großtechnischen Erzeugung und Verwertung von Biogas bei Berücksichtigung der Substratveränderungen“ an der Fakultät der Technischen Hochschule „Carl Schorlemmer“ Leuna Merseburg vollendete. Der Schweizer Biogaspionier war 1988 in die DDR gereist, weil es dort bereits eine Reihe großer Demonstrations- und Pilotanlagen in Sachen Biogas gab, die in dieser Dimension im Westen in den Achtzigerjahren noch gar nicht existierten. Wenn man so will, hatte man hinter dem „eisernen Vorhang“ einfach die Nase vorne: Gülle gab es ohnehin viel und so entstanden in den „Tierproduktions-Standorten“ Nordhausen, Rippershausen, Berlstedt, Himmelgarten, Plauen und Frankenförde

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ab den Achtzigerjahren landwirtschaftliche Biogasanlagen mit unterschiedlichen Verfahrenssystemen und unterschiedlichen Größenordnungen. Damals repräsentierten diese Anlagen in Thüringen rund 80 Prozent der gesamtdeutschen Fermentationskapazitäten. Die Projekte wurden unter der Federführung der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften von einem Stab von Wissenschaftlern intensiv begleitet. Einer von ihnen war Reinhold, der als Diplom-Ingenieur für Mechanisierung der Pflanzenproduktion 1983 im Alter von 26 Jahren seine Forschungsarbeiten an der Versuchsanlage begann. „Wir haben damals in Berlstedt alle Themen bearbeitet, von der Verfahrenstechnik über Prozessenergiebedarf, Düngerwerte der Gärreste und deren Humuswirkung, die ganze Schiene der Stromproduktion und natürlich auch den Pflanzenbau“, gewährt Reinhold in die damals offenbar innovative DDR-Biogaszelle Einblick.

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Mit Prof. Dr. Gerhard Breitschuh hatte er im Forschungszentrum für Bodenfruchtbarkeit am Standort Jena einen kompetenten Chef, der den fachlich kritischen Diskurs initiierte und die jungen Wissenschaftler in vielfältiger Weise förderte. Nach der Wende wurde die DDR-Biogasforschung auf den Mist der Geschichte geworfen. Der frischgebackene Doktor Gerd Reinhold wurde EasyFlex in die neu formierte Willerfang 8 (TLL) Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft D-26655 Westerstede Tel: +49 (0) 4409 972 9680 www.easyflexmultisteg.de info@easyflexmultisteg.de


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übernommen und kümmerte sich in den Neunzigerjahren vor allem um Fragen zur Optimierung der Gülleaufbereitung und -ausbringung, wie zum Beispiel die Entwicklung und Tests von diversen Schlauchausbringungstechniken. Außerdem betreute er ab 1995 über fünf Jahre hinweg das größte Strohheizkraftwerk der Bundesrepublik, das in Jena mit einer thermischen Kesselleistung von 1,7 Megawatt zur Beheizung der TLL errichtet wurde. Das Kraftwerk ist noch heute – nach mehreren Umbauten – kontinuierlich in Betrieb und liefert seit 1965 stabil und dauerhaft Wärme. Nach dem Stroh-Intermezzo kam er ab dem Jahr 2000 über Gülle-Themen wieder zu seinem ursprünglichen Arbeitsbereich Biogas zurück. So war er auf vielfältige Weise mit dem Energiepflanzenprojekt EVA verbunden. Er organisierte gemeinsam mit Volker Schulze vom Fachverband Biogas und dem Thüringer Bauernverband den Wissenstransfer in Thüringen. Reinhold war es auch, der für sein Bundesland eine „Biogas-Landkarte“ entwickelte. Zudem achtete er innerhalb der TLL-Gremien immer darauf, dass „man in Thüringen während der BoomPhase nicht verrückt gespielt hat“. „Dadurch haben

wir es in unserem Bundesland erreicht, dass es auf dem Pachtmarkt keine Exzesse gab. Vielmehr ist die Biogaserzeugung bei uns integraler Bestandteil der Landwirtschaft geblieben. Nur 10 Prozent Kapazität werden als Investorenanlagen betrieben“, zieht Reinhold ein positives Fazit, das sich für ihn auch in nackten Zahlen widerspiegelt. So liegt die durchschnittliche Großvieheinheit in Thüringen bei nur 0,45 pro Hektar und die durchschnittliche installierte Biogasleistung bei 0,18 kW pro Hektar. Für ihn sind das eindeutig nachhaltige Werte, mit denen die Biogaserzeugung fehlende Tierhaltung ausgleicht. Naheliegend daher ist, dass der Jenaer wenig von „oftmals fehlinterpretierten Boni für Landschaftspflegematerial, Gärresttrocknung und Trockenfermentation“ hält. Dennoch hofft er, dass „der drohende Rückbaupfad in einen Erhaltungspfad umgeleitet wird.“ Wie das gelingen kann? „Ich denke, dass wir um harte Schnitte nicht herumkommen, denn in Veredlungsregionen, wo für NawaRo kein Platz ist, sollte man auch keine anbauen“, bezieht Reinhold eine unmissverständliche Position, die die Balance zwischen Boden, Landwirtschaft und Biogas anstrebt.

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Den Mund aufmachen! Siegfried Wucher Eigentlich sollte er den elterlichen Bauernhof im Allgäu übernehmen. Doch stattdessen machte er Abitur, absolvierte seinen Wehrdienst und begann als Bankangestellter in der genossenschaftlich organisierten Süd-WestDeutschen Bauernbank zu arbeiten. Dort kam er in den Achtzigerjahren mit diversen Energiethemen und deren Akteuren in Kontakt, so unter anderem auch mit Richard Mair von der Renergie Allgäu. Er machte Bekanntschaft mit Wasserkraft, Wind und Biogas. „Nach der Gründungsversammlung des Fachverbandes in Weckelweiler hat mich der Biogas-Bazillus dann endgültig infiziert“, erinnert sich Siegfried Wucher rückblickend. Seither engagiert er sich im Südwesten der Republik innerhalb und außerhalb des Fachverbandes Biogas für die Biogaserzeugung. „Ich betreue derzeit rund 400 Biogasanlagen“, sagt der Regionalgruppensprecher Süd-Württemberg und hebt programma-

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tisch hervor: „Außer wenigen Ausnahmen werden diese Anlagen von Landwirten betrieben.“ Und so sieht sich der Bauernsohn aus dem Allgäu vor allem als Verbindungsmann zwischen „seinen“ landwirtschaftlichen Biogasbetreibern und der Verbandszentrale in Freising. Darüber hinaus fungiert er als Aufklärer in Sachen Biogas – sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in den lokalen Medien. „Jeder muss eine Biogasanlage vor Ort kennenlernen“, ist sein Motto. So organisiert er, obwohl mittlerweile schon über 70 Jahre alt, weiterhin unermüdlich Pressetermine, Hofbesichtigungen und Informationsabende; um aufzuklären und um das vielerorts ramponierte Image von Biogas wieder aufzupolieren. Dafür streitet und diskutiert er als Mitglied beim BUND gern, versucht die „Unbelehrbaren zu belehren“. Kein Zweifel: „Siggi“, wie ihn Freunde und Mitstreiter rufen, macht den Mund auf, ist als Rentner frei und unabhängig, haut auf den Putz, wenn es ihm nötig erscheint. Dabei geht es ihm, der 1993 den Job bei der Bank aufgab und fortan als selbstständiger Immobilienkaufmann wirkte, bei Weitem nicht nur um die Biogas-Thematik. „Wir müssen dekarbonisieren, weg von der Kohle, weg von der Sünde“, fordert er mit Nachdruck und lässt kein gutes Haar an Sigmar Gabriel, der als Wirtschafts- und Energiemi-

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Aus diesem Grunde mag Wucher auch überhaupt kein Verständnis für die EEG-Novelle 2017 aufbringen. „Mit diesem dackelhaften Regelwerk können wir doch als Biogasbranche nicht das machen, was wir eigentlich machen müssten. Nämlich der Kitt zwischen Photovoltaik und Wind sein, Regelenergie bereitstellen und Flexibilität anbieten.“ Vom Wechsel zum Ausschreibungsmodus hält er zudem gar nichts, das sei für ihn einfach nur „Bürokraten-Murks“. Wenngleich er genau weiß, dass diese Position bei Weitem nicht von allen Mitgliedern im Fachverband Biogas geteilt wird, ist er dennoch voll des Lobes für seine Interessenvertretung. Ihr sei es in der Vergangenheit immer wieder gelungen, konträre Positionen von Herstellern und Betreibern zu versöhnen. „Der Fachverband hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer anerkannten Stimme in Sachen Biogaserzeugung entwickelt“, unterstreicht Wucher und fügt hinsichtlich der dezentralen und

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landwirtschaftlichen Ausrichtung hinzu, dass man mit Biogas den Niedergang der Landwirtschaft zwar nicht verhindern, aber zumindest abmildern konnte. Wucher geht noch einen Schritt weiter. Die aktuelle Krise in der Milchwirtschaft hätte sogar durch ein bisschen mehr Biogas vermieden werden können. Er betrachtet den Teller-Tank-Antagonismus für einen Scheindiskurs, gäbe es doch auf der Welt noch viele Wüsten, in denen potenziell zusätzliche Biomasse gewonnen werden könnte. Und dennoch: Auch wenn Flächenknappheit für ihn kein Thema ist und er „Mais besser findet als Garzweiler“, ist für den langjährigen und noch im hohen Alter weiter kämpferischen und beizeiten zornigen Fürsprecher für eine dezentrale Energieerzeugung auch Biogas letztlich nur eine Brückenenergie. Eine übergangsenergie zu einer künftigen Welt, die am Ende verbrennungsfrei sein wird. Wohl verbrennungsfrei sein muss, um sicher weiterdrehen zu können.

Autor Dierk Jensen Freier Journalist

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nister die Nutzung der Kohle unter Bestandsschutz stelle. „Der ist einfach nicht konsequent, verteilt an die Industrie verlogene Befreiungen, blockiert die Erneuerbaren Energien, lässt sich überholen von Indern und Chinesen. Bei so einer Haltung verreckt das Klima, was am Ende teurer kommt als alle Erneuerbaren Energien zusammen.“


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25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Ökologisierung des

Pflanzenanbaus und Biogas als Ausgleichsenergie sind die künftigen zentralen Aufgaben des Fachverbandes Biogas

Hans-Josef Fell Präsident Energy Watch Group MdB 1998 bis 2013

25 Jahre Fachverband Biogas: Eine Zeit, in der sich Erstaunliches entwickelte. Biogasanlagen vor 25 Jahren waren noch im Bastler- und Erfinder-Stadium, meist belächelt von den Energie- und Agrarkonzernen. Dabei hatten die Biogaspioniere immer die großen gesellschaftlichen Probleme wie den Klimawandel oder Atomausstieg im Blick. Die Gründung des Fachverbandes Biogas bündelte die vielen dezentralen Aktivitäten und gab ihnen ein politisches Sprachrohr. Mit dem EEG, verabschiedet im Jahre 2000, wurde die entscheidende gesetzliche Unterstützung auch für Biogas geschaffen. Gegenüber dem relativ erfolglosen Stromeinspeisegesetz von 1991 schlug ich dem Bundestag Vergütungssätze für Biogas vor, die einen wirtschaftlich rentablen Betrieb ermöglichten. Schnell zeigte sich mit den so gewonnenen Erfahrungen, auch zusammengetragen vom Fachverband Biogas, dass für den weiteren Ausbau der Biogastechnologie die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen erforderlich ist, was mit der EEG-Novelle 2004 gegen einige Widerstände erfolgreich gelang. So konnte sich Deutschland zum Weltmarktführer der Biogastechnologie entwickeln, getragen von vielen Landwirten und Unternehmen. Den NawaRo-Zuschlag nutzten viele Biogasbauern mit nachhaltigen Anbaumethoden: mit Fruchtfolge und verschiedenen

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Ackerfrüchten. Einige jedoch schafften mit Maismonokulturen zunehmende Akzeptanzprobleme in Gesellschaft und Politik. Es gelang der Biogasbranche nicht, diese negative Entwicklung einzudämmen, weshalb mit der EEG-Novelle 2014 ein massiver Eingriff in den Biogasausbau erfolgte mit verheerenden Folgen für die Biogasbranche. Die EEG-Novelle 2014 ist ein fundamentaler Fehler der großen Koalition in Berlin, nicht nur für Biogas. Den darniederliegenden Biogasausbau mit dem EEG 2017 zu korrigieren, ist der Koalition ebenfalls nicht gelungen. Statt den Biogasausbau fast zu beenden, wären Rahmenbedingungen für die Ökologisierung des Anbaus notwendig gewesen. Längst sind mit Blühpflanzenmischungen Alternativen zu Maismonokulturen entwickelt. Auch hätte es Unterstützung bedurft, Biogas als Ausgleichsenergie für Solar- und Windstrom zu entwickeln. Ökologisierung des Pflanzenanbaus und Biogas als Ausgleichsenergie sind die künftigen zentralen Aufgaben des Fachverbandes Biogas. Ich wünsche dem Fachverband Biogas viel Kraft und politische Durchsetzungskraft, denn Atomausstieg und Klimaschutz brauchen den Ausbau der Biogasnutzung für Strom, Wärme und Verkehr. Für das Jubiläum gratuliere ich dem Fachverband Biogas und bedanke mich für die geleistete Arbeit.


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25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Bioenergie und Biogas

leisten als „Alleskönner“ unter den Erneuerbaren neben Speichern unverzichtbare Dienste

Nina Scheer SPD MdB seit 2013

Verbunden mit herzlichen Glückwünschen zum 25-jährigen Bestehen des Fachverbandes Biogas e.V. gratuliere ich zu einem Vierteljahrhundert kontinuierlicher politischer Arbeit, bei der stets die Bedeutung und Belange mehrerer Tausend Mitgliedsunternehmen für die Energiewende kompetent vertreten wurden. Die in den letzten Jahren aufgekommene Diskussion um die Bezahlbarkeit der Energiewende hat es mitunter nicht leichtgemacht, auf die funktionellen Anforderungen zu blicken, die mit der Energiewende an die jeweiligen Technologien, insbesondere die Bioenergie, gestellt werden. Dabei geraten die Chancen der Energiewende aus dem Blick: Nicht der Umstieg auf Erneuerbare Energien belastet uns, sondern die Verzögerung der Energiewende. Die immer deutlicher werdende Konkurrenz Erneuerbarer Energien zur konventionellen Energiewirtschaft, aber auch die regional zum Teil verstärkte Vermaisung der Landwirtschaft hat dabei neue Herausforderungen hervorgebracht. Klar ist, dass die Bioenergiewirtschaft – zumal in einer Zeit wachsender Ressourcenschutzbedarfe – einer nachhaltigen und von Biodiversität geprägten Landwirtschaft genügen muss. Es darf dabei keine Konkurrenzsituation zu Nahrungsmitteln aufkommen. Dies sind Anforderungen, die die konventionelle Energiewirtschaft

bereits mit Blick auf die Begrenztheit fossiler Ressourcen und deren Verbrauch, aber auch mit Blick auf die Folgewirkungen des Ressourcenverbrauchs, insbesondere aus Rohstoffverbrennung, nicht erfüllen kann. Umso wichtiger ist es, dass Erneuerbare Energien den gewachsenen Nachhaltigkeitsanforderungen gerecht werden. Dies hat auch eine weltwirtschaftliche Dimension: Woher kommt Bioenergie und welche Anbaumethoden sind sowohl unter ökologischen als auch sozialen Aspekten und auch hier im Verhältnis zu Nahrungsmitteln zu erkennen? Die Dezentralität, die relative Verbrauchsnähe und der Mix aus den verschiedenen Erneuerbaren Energien erweisen sich dabei als Schlüssel zur Wende. Wachsende Anteile aus fluktuierenden Energien aus Wind und Solar brauchen zunehmende Flexibilitätsoptionen – auch mit Blick auf die Möglichkeiten der Sektorenkopplung. Hier, aber auch im Bereich regenerativer Antriebstechnologien, etwa für die Schifffahrt mit Blick auf den Gewässerschutz, leisten Bioenergie und Biogas als „Alleskönner“ unter den Erneuerbaren neben Speichern unverzichtbare Dienste. Zu den politischen Kernaufgaben zählt somit, die Anforderungen und Nachfragen zu erkennen, wie sie originär durch Bioenergie und Biogas zu erfüllen sind – denn dort spielt die zukünftige Musik.

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25 gratulieren Es Jahre Fachverband Biogas e.V.

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25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Herzlichen Glückwunsch

an die Energiewende-Tüftler

Jürgen Trittin Bündnis 90 / Die Grünen MdB seit 1998 1998 bis 2005: Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

Die Vision einer Energieerzeugung ohne fossile Energien ist heute Mainstream – im Jahr 2015 haben sich selbst alle G7-Staats- und Regierungschefs dieser Idee verschrieben. Es ist der Erfolg einer jahrzehntelangen Allianz aus Umweltbewegung, politischen Kräften und neuen wirtschaftlichen Akteuren. Der Fachverband Biogas hatte diese Vision schon vor 25 Jahren. Noch unter Bundeskanzler Helmut Kohl begannen hier Tüftler, Landwirte und Ingenieure an die Zukunft der Energieversorgung zu denken.

Stromerzeugung sind heute die richtigen Ziele für morgen. In einer Zeit, in der die Bundesregierung monatelang über den eigenen Klimaschutzplan streitet, anstatt sich der versprochenen Dekarbonisierung unserer Wirtschaft zu widmen, sind weiterhin mutige Pioniere gefragt. Bioenergien werden hier einen wichtigen Beitrag leisten. Ich freue mich auf weitere 25 Jahre an Innovationen und erneuerbaren Erfolgen. Herzlichen Glückwunsch!

Sie gehören zu den Pionieren der Energiewende. Und auch strategisch haben sie zum Erfolg des Jahrhundertprojekts beigetragen: Durch seine BiogasProjekte hat der Fachverband die traditionell konservative Landwirtschaft in Deutschland mit grünen Fortschrittsideen verknüpft. Aber die Erfolgsgeschichte der Erneuerbaren verlief nicht immer ohne Rückschläge, Widerstand und Kritik – das hat auch die Biogas-Branche zu spüren bekommen. Und daraus die richtigen Schlüsse gezogen: Nicht Masse, sondern Klasse muss das Ziel der Bioenergien sein, nicht Monokulturen, sondern Vielfalt muss das Motto sein. Umwelt- und naturverträgliche Erzeugung, mehr Rest- und Altstoffe in den Biogastanks und mehr Flexibilität in der

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25 Jahre Fachverband Biogas e.V.

» Viel zu tun! Gut,

dass es den Biogasverband gibt

Ich gratuliere dem Biogasverband ganz herzlich zum Jubiläum. Die 25 Jahre waren bewegte Jahre. Zunächst musste die Bioenergie überhaupt ins EEG so integriert werden, dass auch hier die Energiewende losgehen konnte. Das ist dem Biogasverband in der zweiten rot-grünen Legislaturperiode mithilfe des Parlaments gelungen. Dann gab es einen Hype: Bioenergie ist eine Win-winwin-Technologie: Klimaschutz, Bauern, regionale Entwicklung… alle profitieren.

Michaele Hustedt MdB von 1994 bis 2005 Jetzt: Coach und Beraterin (CPC Berlin)

Doch zunächst bei den Biotreibstoffen, später auch bei Biogas ist die Meinung umgeschlagen. Nun war die Rede von Vermaisung der Landschaften, viel zu teuer … Bewegte Zeiten! Biogas kurz vor dem Aus. Der Biogasverband hat gekämpft und gemeinsam mit den Bundesländern Bayern und Rheinland-Pfalz doch noch durchgesetzt, dass es auch für Biogas eine kleine Perspektive gibt. Dazu beigetragen hat, dass der Biogasverband verstanden hat und intensiv in der Biogasbranche dafür geworben hat, dass viele Herausforderungen zu bewältigen sind, wenn die Biogasbranche eine Zukunft haben soll: Einbinden in Wertschöpfungsketten, Flexibilisierung weiter stärken, Wärmemarkt ausweiten, Biogaseinspeisung verstärken, Naturschutz weiterentwickeln. Und das ist auch die Agenda für die nächste Legislaturperiode. Viel zu tun! Gut, dass es den Biogasverband gibt.

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» Biogasanlagen

haben Zukunft! Seit 25 Jahren setzt sich der Fachverband Biogas erfolgreich für diese wichtige Technologie ein Josef Göppel CSU MdB seit 2002

Biogasanlagen haben Zukunft! Seit 25 Jahren setzt sich der Fachverband Biogas erfolgreich für diese wichtige Technologie ein. Der Schlüssel für den breiten Einsatz der Erneuerbaren Energien liegt in ihrer Kombination. Biogasanlagen sind das ausgleichende und verbindende Element im Dreiklang von Sonne, Wind und Biomasse. Sie haben deshalb einen zentralen Platz in der zellularen Energiewirtschaft der Zukunft. Deshalb war es richtig, im EEG 2017 eine Anschlussregelung für den Weiterbetrieb von Anlagen nach dem Auslaufen der EEG-Förderung zu schaffen. Biogasanlagenbetreiber wollen ihre Anlagen systemdienlich betreiben und umrüsten. Das ist mit zusätzlichen Investitionen verbunden. Ohne klare Rahmenbedingungen nach dem Auslaufen der EEG-Förderung hätte die Investitionssicherheit gefehlt. Die Einbeziehung von Bestandsanlagen bietet die Chance, die EEG-Kosten zu senken und gleichzeitig Biogasanlagen gezielt als systemdienliches Element der Energiewende zu stärken. Biogasanlagen müssen künftig neben Ausgleichsenergie auch Systemdienstleistungen wie Frequenzhaltung oder Schwarzstartfähigkeit bereitstellen. Es lohnt sich für Biogasanlagenbetreiber zu investieren für die Zeit nach der 20-jährigen Anfangsförderung.

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Besonders innovativ ist die Methanisierung von Wind- / Sonnenstrom in Biogasanlagen, die im Rohgas das dafür notwendige Kohlendioxid bereitstellen. Mit den Erzeugungsspitzen der fluktuierenden Erneuerbaren lässt sich die Gasausbeute aus den Energiepflanzen drastisch erhöhen. Das Kombikraftwerk liefert dadurch verlässlich Strom und Methan. Die erzeugte Energie kann in allen Sektoren eingesetzt werden, also auch im Verkehr und der Wärmeversorgung. Das ist entscheidend für den Erfolg der Energiewende, denn gerade in diesen beiden Sektoren müssen wir unsere Anstrengungen noch verstärken. Aber auch im Energiepflanzenanbau gibt es entscheidende Fortschritte. Mehrjährige Kulturen, wie die Durchwachsene Silphie (Silphium perfoliatum), verringern den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, bauen im Boden Humus auf und sind somit bereits im Anbau aktiver Klimaschutz. Diese Kulturen sind außerdem genauso wie Blühstreifen ein Angebot für Insekten. Ich wünsche dem Fachverband Biogas, dass er gerade in schwierigen Zeiten mit diesen Zukunftsperspektiven Zuversicht bei den Anlagenbetreibern schafft und Biogasanlagen ihren verdienten Platz in der künftigen Energieversorgung sichert. Dabei werde ich den Verband nach Kräften unterstützen!


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In welchem Energiesegment Biogas in 25 Jahren genutzt werden wird, lässt sich heute nicht voraussagen. Möglicherweise gibt es aber Verwendungspfade außerhalb des Stromsektors, die stärker bedient werden müssen. Eventuell liegen dann dort bessere Einkommens-Chancen. Von Dr. Claudius da Costa Gomez

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or 25 Jahren kamen am 14. Februar 1992 einige von der Biogastechnologie überzeugte Menschen am Küchentisch von Erich und Marianne Holz in Aspach im Rems-Murr-Kreis zusammen und gründeten den Fachverband Biogas e.V. Das Ziel war, mit dieser faszinierenden Technologie dem Schutz der Umwelt zu dienen. Die Biogasnutzung stand in Deutschland noch eher am Anfang und die Gründer unseres Verbandes waren alle Persönlichkeiten mit Überzeugungen und Durchsetzungswillen. Daher gründeten sie einen Verband, weil sie wussten, dass sie so ihre Ziele effizienter umsetzen können. Was seither geschah, wer daran mitwirkte und welche Meilensteine erreicht wurden, wird an anderer Stelle in diesem Heft beschrieben. Auch in unserer Jubiläumsschrift zum 20. Geburtstag hatten wir schon einiges aus der Historie aufgearbeitet und auch einige der Pioniere und Wegweiser unserer Branche vorgestellt. Heute lässt sich sicher sagen, dass die Rechnung der Gründer unseres Verbands aufging. Es ist gelungen, im Fachverband Biogas die Kräfte zu bündeln, das Wissen über Biogas zu verbreiten und die Technologie voranzubringen. Die Branche hat auch durch die Arbeit des Verbandes einen Boom erlebt. Dann wurde ab dem Jahr 2012

von der Politik auf die Bremse getreten und sicher mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014 die Handbremse komplett angezogen. Im Jahr 2016 ist es gelungen, im EEG 2017 Regelungen zu verankern, die das Abschalten der Biogasanlagen ab dem Jahr 2021 verhindern. Das kann als Erfolg verbucht werden, allerdings muss heute sicher selbstkritisch analysiert werden, wie es zu der Entwicklung kam und welche Perspektiven die Biogasbranche nun hat. Klar ist, dass ein Wachstum, wie es die Branche in den Jahren 2004 bis 2012 erlebt hat, nicht langfristig fortgesetzt werden kann. Allerdings ist eine Vollbremsung – wie wir sie mit dem EEG 2014 gesehen haben – im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens nicht sinnvoll. Woran hat es gelegen? In der politischen Arbeit stehen zwei kritische Faktoren klar im Vordergrund: die Kostendiskussion und die öffentliche Wahrnehmung zum Anbau von Mais. Beide Punkte müssen an dieser Stelle nicht mehr ausführlich diskutiert werden. Festhalten können wir aber, dass die gesellschaftliche Akzeptanz der Biogaserzeugung in der derzeit überwiegenden Erscheinungsform nicht ausreichend groß ist, um eine finanzielle Förderung der Anlagen langfristig zu sichern. Auf diesen Umstand hat sich die Politik eingestellt und die EEG-Vergütung drastisch zurückgefahren.

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Da die Biogasförderung bis heute fast ausschließlich durch die garantierte und fest vergütete Abnahme von Strom erfolgt, ist dies ein deutlicher Einschnitt für den Biogas-Sektor.

Wo liegen die künftigen Einkommensmöglichkeiten? Nun müssen wir uns als Branche überlegen, wie es uns gelingen kann, auch in Zukunft mit dem Betrieb unserer Biogasanlagen so viel Einkommen zu erzielen, dass wir damit ein Einkommen erwirtschaften, mit dem wir gut leben können. Wenn wir aufgrund der Kostendiskussion nicht davon ausgehen können, über eine Vergütung von erneuerbarem Strom ein höheres Einkommen zu erzielen, und auch beim Verkauf von bedarfsgerecht bereitgestelltem Strom in naher Zukunft keine deutlichen Mehreinnahmen zu erzielen sind, müssen wir uns über andere Einkommensquellen Gedanken machen. Und hier gibt es einen ganzen Strauß von Möglichkeiten, aus denen sich zukünftig das Einkommen erzielen lassen könnte: Biodiversität in der Agrarlandschaft, Methanvermeidung durch Güllevergärung, Nutzung von Reststoffen und Nebenprodukten, Bereitstellung von organischen Düngern, Bereitstellung von Wärme und Kraftstoff, Systemdienstleistung in der Stromversorgung. Alle diese Dienstleistungen erbringen Biogasanlagenbetreiber in unterschiedlichen Ausprägungen auch heute schon, allerdings erhalten sie in aller Regel dafür gar keine oder nur eine sehr geringe Vergütung. Was muss also geschehen, damit wir nicht nur für Strom, sondern auch für unsere anderen Produkte Geld bekommen? Es müssen Märkte geschaffen werden, auf denen wir unsere Dienstleistungen verkaufen können. Und stark zusammengefasst bedeutet dies: Es muss ein

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Markt für Treibhausgas-Emissionsvermeidung geschaffen werden. Bis auf die Biodiversität, die über andere Wege honoriert werden muss, lassen sich die Dienstleistungen unter diesem Aspekt zusammenfassen. Wenn es also einen Markt für Kohlendioxid-Emissionen geben würde, könnten wir hier zusätzliches Einkommen erzielen. Als Voraussetzung müssten die schon heute beschlossenen Klimaziele auch tatsächlich konsequent angestrebt und damit entsprechende Märkte und Anreize geschaffen werden.

Umweltdienstleistungen müssen honoriert werden

Für den Fachverband Biogas bedeutet dies, dass er gemeinsam mit den anderen Verbänden der Erneuerbaren Energien, den Verbänden der Landwirtschaft und sicher auch den Umweltverbänden für Rahmenbedingungen kämpfen muss, die alle unsere Umweltdienstleistungen honorieren. Wir können dies sicher nur mit der Unterstützung gesellschaftlich relevanter Organisationen schaffen. Die notwendige Unterstützung werden wir nur erhalten, wenn wir unzweifelhaft zeigen, dass die von uns betriebenen Biogasanlagen einen positiven Nutzen für die Umwelt und die Gesellschaft haben. Das bedeutet konkret: Wir müssen zeigen, dass die Klimabilanz immer deutlich positiv ist und durch unsere Arbeit Strom, Wärme und Mobilität umweltverträglich und günstig bereitgestellt wird. Jeder Zweifel an diesen Zielen der Biogasnutzung führt unweigerlich zum Wegfall der gesellschaftlichen Akzeptanz und damit zum Verlust der Unterstützung unserer Technologie. Wenn wir heute für den intensiven Einsatz von Mais in Biogasanlagen in der Kritik stehen, müssen wir das erst einmal akzeptieren und uns überlegen, wie wir damit umgehen. Aktuell steht die gesamte Landwirtschaft mehr im Fokus des öffentlichen Interesses, als das lange der Fall war. Man kann dies sicher auch mit den Entwicklungen in der Energiewirtschaft in den letzten Jahren vergleichen. Daher spricht der eine oder andere heute von der Notwendigkeit einer Agrarwende, nachdem die Energiewende ja nun schon eingeleitet sei. Und ich meine, hier muss die Biogastechnologie sich noch einmal neu erfinden. Wobei neu erfinden eher bezogen auf die letzten 15 Jahre ist. Denn als man vor 25 Jahren in Aspach am Küchentisch saß, ging es sicher mehr um die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft, als das heute in vielen Biogasgesprächen der Fall ist. Dafür ist aber niemandem ein Vorwurf zu


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machen, denn unser Wirtschaftssystem funktioniert durch finanzielle Anreize, und die wurden nun mal so gesetzt, wie wir es erlebt und zum Teil mitgestaltet haben. Dadurch konnten wir in Deutschland – und darum beneiden uns viele in der ganzen Welt – eine enorme Lernkurve zurücklegen und unsere Technologie voranbringen.

Klimaeffizient, verlässlich, kostengünstig Nun müssen wir aber dafür sorgen, dass die „Biogasnutzung 3.0“ auf ganzer Linie klimaeffizient ist. Die Energieprodukte Strom, Wärme und Mobilität müssen vor allem verlässlich sein und dabei möglichst kostengünstig. Wenn die Bürgerinnen und Bürger erkennen, dass die Biogasanlage 3.0 dafür sorgt, dass Landwirtschaft mit Biogas das Klima weniger belastet, Abfälle klimaschonend in Energie und Dünger verwandelt und Energiepflanzenanbausysteme für Biodiversität und CO2-Fixierung zuständig sind, haben wir keine Akzeptanzprobleme mehr. Wenn wir diesen Weg aufzeigen können, werden Politik und breite Öffentlichkeit uns auch eine Phase des

Umbaus zugestehen und vielleicht auch einige Jahre über hohe Maisfelder „hinwegsehen“. Das EEG 2017 mit der Chance, an Ausschreibungen teilzunehmen, um weitere 10 Jahre eine EEG-Förderung zu erhalten, müssen wir als Brücke wahrnehmen, die uns in die Zeit der CO2-freien Gesellschaft führt. Dann stehen wir nicht im Wettbewerb mit Kohle und Atomenergie, sondern mit Wind und Photovoltaik. Diesen Wettbewerb werden wir nur bestehen, wenn wir CO2-Emissionen aus der Landwirtschaft verringern, CO2 aus der Atmosphäre durch nachhaltige Anbausysteme fixieren und verlässliche Energie bereitstellen. Denn am 14. Februar 2042, dem 50. Geburtstag des Fachverbandes Biogas, wird die gesellschaftliche Währung CO2 sein, und dann zählt auch noch die letzte Tonne CO2, die nicht in die Atmosphäre gelangt. Autor Dr. Claudius da Costa Gomez Hauptgeschäftsführer Fachverband Biogas e.V.

IMPRESSUM Herausgeber: Fachverband Biogas e. V. Dr. Claudius da Costa Gomez (V.i.S.d.P.) Andrea Horbelt (redaktionelle Mitarbeit) Angerbrunnenstraße 12 · 85356 Freising Tel. 0 81 61/98 46 60 Fax: 0 81 61/98 46 70 E-Mail: info@biogas.org Internet: www.biogas.org ISSN 1619-8913 Redaktion: Dipl.-Ing. agr. (FH) Martin Bensmann Fachverband Biogas e. V. Tel. 0 54 09/9 06 94 26 E-Mail: martin.bensmann@biogas.org Anzeigenverwaltung & Layout: bigbenreklamebureau GmbH An der Surheide 29 · 28870 Ottersberg-Fischerhude Tel. 0 42 93/890 89-0 Fax: 0 42 93/890 89-29 E-Mail: info@bb-rb.de Internet: www.bb-rb.de

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Druck: Druckhaus Fromm, Osnabrück Auflage: 7.000 Exemplare Das BIOGAS Journal erscheint sechsmal im Jahr auf Deutsch. Zusätzlich erscheinen zwei Sonderhefte und zwei Ausgaben in englischer Sprache. Die Zeitschrift sowie alle in ihr enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben die Meinung des Verfassers wieder, die nicht unbedingt mit der Position des Fachverbandes Biogas e.V. übereinstimmen muss. Nachdruck, Aufnahme in Datenbanken, Onlinedienste und Internet, Vervielfältigungen auf Datenträgern wie CD-Rom nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung. Bei Einsendungen an die Redaktion wird das Einverständnis zur vollen oder auszugsweisen Veröffentlichung vorausgesetzt. Für unverlangt eingehende Einsendungen wird keine Haftung übernommen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe sinnerhaltend zu kürzen.


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