Albbüffel im Albboten

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SAMSTAGSTHEMA

Samstag, 19. Januar 2013

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BEGEGNUNG MIT ALB-BÜFFEL Die wahre Prärie beginnt in Meidelstetten. Unsere Leser können eine Tour mit dem „Schwäbischen Cowboy“ samt Ausritt gewinnen.

2 13 LESERVORTEILE

Einzigartig sind aber die Ausritte, die mit Willi Wolf in die weite Prärie der Fotos: Klaus Kraning Schwäbischen Alb führen.

Der mit den Büffeln tanzt Fünf unserer Leser dürfen mit Willi Wolf in Westernmanier durch die schwäbische Prärie reiten Schier endlose Grasweiden, Laubwälder und kleine Bäche, und alles ist an diesem Tag vom kalten Regen durchnässt. Nur die Pferde sind zu hören und das Schnauben der Büffel, die sich in frischem Stroh wälzen. THOMAS LEBHERZ

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s ist wie im großen Kino, wenn es um den Wilden Westen geht, wenn harte Männer vom Sattel ihres Pferdes aus ihren Blick zum Horizont richten, während direkt vor ihnen Herden von Rindern und Büffeln gemächlich ihres Weges ziehen.

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er meint, in die Rolle eines echten Cowboys könne man nur in den Vereinigten Staaten schlüpfen, der täuscht sich gründlich. Die wahre, echte Prärie ist nämlich auf der Schwäbischen Alb zu finden. Und die Gegend um Hohenstein, genauer Meidelstetten, ist ihr kräftig pulsierendes Herz, das die Faszination der schwäbischen Prärie immer weiter ins Land hinaus pumpt. Der immer lauter werdende Herzschlag der neuen schwäbischen Freiheit verhallt längst nicht mehr ungehört.

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alt und regnerisch ist es an diesem Morgen. Drei Grad Celsius zeigt das Thermometer an. Kleine Wölkchen bilden sich bei jedem Atemzug. Warme Nebelschwaden umwabern den offenen Stall, in dem sich die schwäbischen Büffel aneinanderdrängen und fressen, neugierig verfolgen ihre Kälber jeden Schritt der Besucher.

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illi Wolf, der schwäbische Cowboy, wartet schon, den Cowboyhut tief ins Gesicht gezogen, den warmen Wintermantel eng um sich geschlungen, seinen Sattel über die Schulter gelegt. Gemeinsam geht es zu seinen ausgebildeten Westernpferden, vorbei an seinen Hunden und den Fohlen. Im warmen Stall zeigt er zunächst, wie ein Westernpferd richtig gesattelt und auf den anstehenden Ausritt vorbereitet wird.

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ie Anspannung und Vorfreude steigern sich mit jedem weiteren Handgriff. Ein Kindheitstraum steht kurz davor, endlich wahr zu werden. In Cowboymanier und -ausstattung durch die Prärie reiten, vorbei an den friedlichen Büffeln, hinein in den regennassen Wald. An wenigen geschützten Stellen liegt noch Schnee. Die Spuren verschiedener Wildtiere sind darin eingegraben.

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achdem wir in aller Ruhe die erste halbe Stunde geritten sind, legen wir auf einer kleinen Anhöhe den ersten Stopp ein. Auf dem Rücken unserer Pferde sitzend, schauen wir uns um. Unwillkürlich dreht man sich um, hält man Ausschau, aus welcher Richtung der Rauch aus den Tipis und Wigwams steigt und der erste Indianer die Hand zum Gruß erhebt. Wundern würde es niemanden – auch nicht, wenn man plötzlich vor einem wilden Grizzly oder Braunbären stehen würde.

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er Regen nimmt an Stärke ab. Wir kommen zu den ersten Bäumen, deren spärliche Blätter Regentropfen auf uns fallen lassen, wenn wir unter ihnen hindurchreiten. Zwischen den Bäumen geht es immer steiler bergauf, bis wir vor einer Felswand stehen. Westernidylle pur, und das mitten auf der Alb. „Schau dich um, das ist doch wirklich klasse hier“, merkt Willi an und klopft seinem Pferd beruhigend auf den Hals. Wir reiten einen engen Pfad entlang, der sich zwischen den Bäumen durchschlängelt. Abgebrochene Äste und Baumstücke liegen auf dem Boden, für die Pferde jedoch kein Problem. Sicher finden sie den Weg, wiegen uns mit gleichmäßigem Schritt in Sicherheit. Noch ziehen sanfte Nebelschwaden durch den Wald, taucht die ganze Gegend in einen filmreife Szene, und doch ist das nicht organisiert, ist Natur pur.

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illi, neben mir auf seinem Pferd sitzend, atmet tief und zufrieden durch. Das ist sein Land, seine Heimat, seine Tiere und seine Passion, die er mit jeder Faser lebt. Und seinen berechtigten Stolz auf all das merkt man ihm an. Stolz, nicht Überheblichkeit oder gar Arroganz. Dazu ist er viel zu bodenständig und geschäftstüchtig.

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or wenigen Jahren hat Willi Wolf den unsicheren Schritt gewagt, eine Büffelzucht auf der schwäbischen Alb zu versuchen. Mit einem Bullen namens „Attila“ und 40 Kühen aus Rumänien, legte er den Grundstein. Heute

zählt seine Herde rund 300 Tiere und ist eine der intaktesten und gesündesten in Europa, die wie auch alle anderen Tiere auf seinem Hof, vom Veterinäramt kontrolliert werden.

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nd dieser Erfolg hat sich nicht nur in Züchterkreisen herumgesprochen. Doch sich nur auf das reine Züchten der Büffel zu konzentrieren, das war und ist für Wolf nicht genug.

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ten Pferden mit Büffelherden oder alleine über die Alb zu reiten, erfasst immer mehr Menschen.

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em folgte zwangsläufig der nächste Schritt. Mehrere komfortable Blockhütten in der Nähe des Gehöfts und des offenen Stalls bieten jetzt auch eine Urlaubsunterkunft an. Und auch dieses Geschäft lässt sich inzwischen sehr gut an. Den Urlaub oder die Wochenenden auf dem Rücken der Pferde zu verbrin-

m Laufe der Zeit hat er sich, immer

basierend auf seine stetig wachsende Büffelherde, weitere Geschäftszweige erschlossen. Seine Herde hat er schon immer in Cowboymanier vom Pferd aus gehütet. Da lag der Schritt nahe, dieses Erlebnis auch anderen Interessierten zugänglich zu machen. Der Erfolg dieser Idee zahlte sich auch hier schnell aus. Anfragen und Buchungen aus der gesamten Republik liegen inzwischen vor, manche buchen auch gleich wieder für das kommende Jahr im voraus. Der Reiz, wie Cowboys auf gut trainier-

gen liegt immer mehr im Tr e n d . Weg vom Schreibtisch oder d e r Werkbank u n d ab in die Cowb oyklamotten, das Pferd gesattelt und dann die neue Freiheit genießen, w e n n auch nur für wenige Tage oder Stunden. In Meidel stetten ist das problemlos machbar. In wenigen Minuten kann man die Hektik des Alltags hinter sich lassen und sich auf dem Rücken eines Pferdes unter freiem Himmel erholen. Alleine, aber auch in einer Gruppe Gleichgesinnter

und in der Nähe friedlicher Büffelherden, die für sich schon Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, die ganz schnell auch auf die Menschen überspringen und zu einer inneren Ruhe führen können. Allerdings nur, wenn man in der Lage ist, sich darauf einzulassen.

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ittlerweile ist die erste kurze Rast auf der kleinen Anhöhe vorüber. Langsam setzen sich unsere beiden Pferde auf einen leichten Schenckeldruck hin wieder in Bewegung. Es geht, den Cowboyhut tiefer ins Gesicht gerückt, auf schlammigen Pfaden wieder heraus aus dem Wald. Die Pferde kennen sich aus, treten sicher auf und bringen uns wohlbehalten auf die Ebene und dann, gemächlichen Schrittes, zurück auf den Weg zum Stall. Selbst ungeübte Reiter kommen hier voll und ganz, und vor allem sicher, auf ihre Kosten.

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ber, nicht nur für Hobbycowboys ist die Anlage in Meidelstetten ein Paradies. Ein Paradies ist es auch für Kinder. Nicht nur, dass sie dort mit Kaninchen, Katzen, Ponys, Fohlen und den Büffeln in Kontakt kommen, sie dürfen dort auch reiten. All das unter professioneller Aufsicht und mit vielen Erklärungen, Verhaltenshinweisen und Regeln. Spezielle Kurse und Angebote wecken so spielerisch das Interesse an den Tieren und das Leben mit ihnen.

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ir genießen stumm die Umgebung, reiten langsam, tief in Gedanken versunken den Weg durch den Wald und die nassen Wiesen zurück. Die Kälte und den Regen nehmen wir kaum noch wahr. Sie gehören einfach dazu, stören nicht mehr im gerings-

ten. Im Tal unten rückt die Hofanlage wieder in unseren Blick. Dort wartet schon eine Tasse warmer Kaffee auf uns. Eine Etage über den Büffeln, die sich im offenen Stall im Stroh wälzen, im beheizten Gästezimmer.

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ie Pferde kennen den Weg zum Hof des Züchters, kennen jede Unebenheit. Auch sie genießen den Ausritt, selbst bei diesem Wetter. Und sie wissen, dass es jetzt wieder in die wohlige Wärme des Stalles zurück geht. Auf dem Weg dorthin wird Willi Wolf nicht müde, weiter über die Geschichte seiner Büffel auf der schwäbischen Alb zu erzählen. Beispielsweise über die Lebensweise und die Eigenarten seiner Tiere, die sich sehr genau merken, wer es gut mit ihnen meint und wer nicht.

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egentropfen lösen sich zögernd aus seinem „BuffaloBill-Bart“. Das alles gehört an diesem Tag zu einem stimmigen Bild. Anders darf es gar nicht sein. Fast schon ein wenig traurig, dass der Ausflug in den schwäbischen wilden Westen sich seinem Ende neigt, legen wir die letzten Meter bis zu den Stallungen zurück.

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m Stall angekommen, werden zuerst unsere Pferde versorgt. Abgesattelt und trocken gerieben, bevor sie wieder in ihren Stall geführt werden. „Die Tiere werden immer zuerst versorgt“, erklärt Willi, „erst dann kommen wir dran, das ist ehernes Gesetz bei uns.“

Info: Fünf unserer Leser haben die Gelegenheit, mit Willi Wolf in Westernmanier, die Weite der Alb zu erleben. Natürlich ist auch die Begegnung mit den Büffeln dabei. Wer dieses Abenteuer erleben möchte, sollte den Coupon im Anzeigenteil dieser Ausgabe ausfüllen und bis Samstag, 26. Januar, an uns senden. Der genaue Termin für den Besuch im Stall „Willi Wolf“ in Meidelstetten wird mit den Gewinnern vereinbart. Weitere Informationen gibt es im Internet unter willi-wolf.de.

Die noch junge und erfolgreiche Geschichte der Albbüffel Die Spur der Albbüffel führt zunächst nach Steinheim an der Murr. Dort wurden bei archäologischen Ausgrabungen rund 300 000 Jahre alte Überreste von Wasserbüffeln gefunden. Jahrtausendelang waren diese Büffel aber in unserer Region ausgestorben.

Im Jahr 2005 wurde ein neues Kapitel ihrer Geschichte aufgeschlagen. Im Herbst jenes Jahres kamen 36 Büffelkühe aus Rumänien im Stall von Willi Wolf in Meidelstetten an. In Rumänien war er fündig geworden. Dort gibt es noch Büffel, die dem schwäbischen Urbüffel am nächsten

kommen: robust, gesund, kraftvoll, gutmütig und treu und bestens geeignet für das Klima der Schwäbischen Alb. Die tiefschwarzen Tiere besitzen ein stolzes Auftreten und strahlen mit ihren ruhigen Bewegungen eine große Gelassenheit aus.

Aus den knapp 40 Tieren ist mittlerweile eine stattliche, kerngesunde Herde von fast 300 Tieren geworden. Der Erfolg der Albbüffelzucht liegt wohl darin, dass die Tiere nicht um jeden Preis auf Fleischertrag und Milchleistung getrimmt werden. Und obwohl die Nachfrage nach Produkten aus der Büf-

felzucht ständig steigt, bestimmt sie nicht das Angebot. Inzwischen kann sich die gehobene Produktpalette sehen lassen. Neben cholesterinarmem und nährstoffreichem Fleisch, Milch und Käse werden inzwischen auch Möbelbezüge und

hochwertige Lederjacken aus Büffelleder von der Schwäbischen Alb hergestellt. Trotz des Erfolges ist und bleibt eines weiterhin unumstößlich: Die Tiere sollen weiterhin stressfrei und in Freiheit auf den Weiden der Alb grasen.


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