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Freizeit · Tipps für Trips
Nummer 98 • Freitag, 27. April 2012
Touren & Themen
Am Limes entlang WELZHEIM. Auf römische Spuren begeben sich Besucher an diesem Sonntag im Welzheimer Ostkastell. Limes-Cicerones begleiten die Gruppe zu einem Rundgang am einstigen Grenzwall. Die zweistündige Tour startet um 14 Uhr im Ostkastell. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Kosten: drei Euro pro Person, Kinder bis zwölf Jahren sind gratis.
Märkte & Museen
Kunsthandwerk SCHILTACH. Über 70 Kunsthandwerker präsentieren am Sonntag in Schiltach ihre Waren. Zugelassen sind nur Künstler und Handwerker, die selbst hergestellte Produkte verkaufen. Begleitend zum Kunsthandmarkt gibt es eine Spielstraße für Kinder, Musik, kulinarische Angebote und vieles mehr. Marktbeginn ist um 11 Uhr, die Geschäfte haben von 12 bis 17 Uhr geöffnet.
Finale der Zeit HEILBRONN. Wollen Sie wissen, wie Sie in 20 Jahren aussehen? Dann sollten Sie die letzte Gelegenheit nutzen, die Sonderausstellung „Zeit – Expedition in die vierte Dimension“ in der Experimenta in Heilbronn zu besuchen. An diesem Sonntag endet die Ausstellung. Zum Abschluss ist folgendes Programm geplant: Samstag können Besucher ab 14 Uhr eine geometrische Figur bauen, Sonntag ist um 14 Uhr ein Puppentheater zu Gast. Öffnungszeiten: Mo–Fr 9–18 Uhr, Sa und So 10–19 Uhr. Eintritt: acht, ermäßigt vier Euro.
Aktionen & Aktivitäten
Familientag WALDENBUCH. Stockbrot, Ponyreiten, Kasperltheater und eine Märchenerzählerin – all das erwartet Kinder und ihre Eltern beim Familientag am 1. Mai im Museum der Alltagskultur in Schloss Waldenbuch von 12 bis 17 Uhr. Der Schlosshof verwandelt sich an diesem Tag in einen Biergarten. Wer will, kann an diesem Tag einen besonderen Alltagsgegenstand mitbringen, der dann für die Dauer von sechs Monaten ausgestellt wird. Das Museum hat an diesem Tag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt: drei Euro, eine Familienkarte kostet fünf Euro.
Junge Störche
Auf dem Affenberg brüten wieder die Störche Foto: Affenberg SALEM. Auf den zahlreichen Horsten im Affenberg Salem ist zurzeit lautes Geklapper zu hören. 25 Brutpaare haben sich hier versammelt. Wie sich die Jungtiere entwickeln, können Besucher über Videokameras verfolgen. Anfang Mai werden auch die ersten Berberaffenbabys erwartet. Der Affenberg ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet acht Euro.
Trabi mit Toblerone Im neuen Hymer-Museum in Bad Waldsee werden Besucher zu acht Sehnsuchtsorten geführt
Schon von weitem ein Blickfang: die Architektur des neuen Hymer-Museum ist einem Caravan-Fenster nachempfunden
Wer seinen Hausstand dabeihat, ist unabhängig und kann bleiben, wo es ihm gefällt. Caravaning ist deshalb sehr beliebt. Wie das mobile Reisen sich verändert hat, erleben Besucher im neuen Hymer-Museum in Bad Waldsee. Von Birgit-Cathrin Duval aus Bad Waldsee In allen Größen und Formen säumen sie die Landstraßen. Ist es Einbildung, oder nimmt die Dichte der Wohnmobile tatsächlich zu, je näher man Bad Waldsee kommt? In der Tat liegt das mobile Reisen mit Hausstand im Trend. Der uralte Traum der Menschheit vom Unterwegssein und unabhängigen Reisen wird im neuen Hymer-Museum dokumentiert. Schon von weitem ist das Museumsgebäude auszumachen: mit leuchtend rotem Rahmen, unverkennbar in der Form eines Caravan-Fensters gebaut. Ein überdimensionales Schaufenster in der Landschaft, das durch seine riesigen Glasflächen Einblick in die Ausstellung gewährt. Das rund 10 000 Quadratmeter große Gebäude versteht sich als Museum für Kulturgeschichte und Technik. Konzept und Design der Ausstellung stammen von der Stuttgarter Kommunikationsagentur Milla & Partner. Johannes Milla hat kürzlich auch mit einem in unserer Zeitung veröffentlichten Vorschlag zur Umgestaltung des Neuen Schlosses für Aufsehen gesorgt. Dem Besucher eröffnet das Hymer-Museum eine Erlebniswelt, die das Wie, Wohin und Warum des mobilen Reisens zum Inhalt hat. „Camping ist eigentlich nichts anderes als den kompletten Hausstand ins Auto verladen und verreisen“, meint ein Besucher. Wie sich Sack und Pack am besten verstauen lässt, kann man an mehr als 80 historischen Fahrzeugen und Gespannen begutachten, darunter erste Prototypen wie der
„Ur-Troll“, gebaut 1957 von Firmengründer und Stifter Erwin Hymer. Der Besucher wird auf farbig markierten Traumstraßen zu insgesamt acht Sehnsuchtsorten geführt, die jeweils eine Epoche der Zeit des mobilen Reisens symbolisieren. Den Auftakt bildet die grüne Traumstraße, symbolisch für die ersten Autowanderer der 1930er Jahre, die das Abenteuer Alpenüberquerung lockte. Da ächzten und stöhnten die Motoren, krochen die Fahrzeuge im Schneckentempo die steilen Passstraßen himmelwärts, im Schlepptau eine Einzelzelle auf Rädern, die Urform des heutigen Wohnwagens. „Wenn wir eine Nacht draußen unter dem freien Himmel im Zelt nächtigen, uns bei Sonnenaufgang den Kaffee selbst kochen und die Zähne im Bach spülen, dann sind wir moderne Zigeuner“, so beschrieb der bekannte damalige Reisejournalist Theo Rockenfeller den Zeitgeist dieser Tage, als das Campen noch Wohnwagenwandern hieß. Es war die Zeit von so manch skurrilem Gefährt, dem Sportberger G2 etwa, einer Mischform aus Nutz- und Wohnwagen, der an heutige Hundeanhänger erinnert, damals bekannt als „Schäferkarren“.
In der DDR war Campen ein Ausdruck von Individualität Die, die über das nötige Kleingeld verfügten, verreisten nobel im Borgward Isabella Coupé von 1960 mit dem Luxus-Anhänger Dethleffs Nomad, weniger Betuchte fanden im Ferrari-roten Fiat mit dem Laika-500Anhänger den passenden Reisegefährten. Orange markiert den Sehnsuchtsort Indien. Zu Tausenden pilgerten die Blumenkinder und Hippies während der 60er Jahre ins ferne Asien. Ihr Markenzeichen: der kultige VW-Bus, kunstvoll mit psychedelischen Mustern verziert. Ohne GPS, Handy oder Internet – Reisen war damals eine existenzielle Erfahrung auf der Suche nach spiri-
Fotos: Hymer-Museum Entlang der Traumstraße, die von den Alpen nach Italien, Indien, an die Ostsee, in die marokkanische Wüste und zur legendären Route 66 in den USA führt, stehen die ausgefallenen Fahrzeuge: historische Automobile, Reisemobile und Caravans. Liebevoll restauriert und dekoriert wirken sie so lebendig, als wären die Urlauber nur kurz hinausgegangen.
Info
Per Touchscreen erleben Besucher ihre eigene Weltreise
Gemütliches Wohnzimmer auf Rädern
Erwin-Hymer-Museum ¡ Adresse: Erwin-Hymer-Museum, RobertBosch-Str. 7, 88339 Bad Waldsee, Telefon 0 75 24 / 97 66 76 - 00. www.erwin-hymer-museum.de ¡ Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr (Einlass bis eine Stunde vor Schließung). ¡ Preise: Erwachsene 9,50 Euro, Kinder (6 – 18 Jahre) 4,50 Euro, Gruppen ab 10 Personen 8,50, Schulklassen 4 Euro/Person. ¡ Eine Führung für eine Gruppe von bis zu 20 Personen kostet 80 Euro zuzüglich Eintritt. (bcm) tueller Erleuchtung und sich selbst. Auch DDR-Bürger entdeckten das Campen als Ausdruck von Individualität und reisten an die Ostsee. Für alle, die sich keinen Wohnanhänger leisten konnten, gab es die „Villa Sachsenruh“, ein spartanisches Autozeltdach, das auf dem Dach des Trabant befestigt wurde. Mit der schokobraunen Zeltplane ähnelt es einem überdimensionalen Stück Schweizer Toblerone-Schokolade.
Jeder der acht Sehnsuchtsorte lässt sich mit allen Sinnen erfahren. Im indischen Tempel steht der Kult-VW-Bus, im marokkanischen Zelt erlebt der Besucher auf der Leinwand das geschäftige Treiben des Basars, als wäre er live dabei. Im Wigwam der Nordamerika-Route sitzt man auf Sätteln, die täuschend echt den Trab eines Pferdes simulieren. In der eisblauen Pudelmütze des Sehnsuchtsortes Skandinavien bleibt der Besucher im warmen Caravan, während er durch ein Fenster auf die vereiste Polarlandschaft sieht, in der im Wechsel Polarlichter, Sturm, Wolken und Sonne erscheinen. Das Museum präsentiert sich mit einem rundum gelungenen Konzept, an dem die ganze Familie Freude hat. Kinder wie auch Erwachsene finden viel Platz zum Ausprobieren und Entdecken. Fotostationen laden dazu ein, sich vor großer Kulisse mit witzigen Accessoires auszustatten und sich selbst zu fotografieren. Die Fotos können als Postkarte erworben oder später im Internet heruntergeladen werden. Als Highlight zum Abschluss lassen sich die Fotos im Globusraum mit seinen dreidimensional im Raum schwebenden Weltkugeln mit Touchscreen aktivieren und anzeigen. So erleben die Besucher ihre eigene Weltreise. Der Besuch ist zu Ende, das Reisefieber ist geweckt. Am liebsten möchte man sofort aufbrechen.
Albbüffel auf dem Teller Besser essen: Der Landgasthof Hirsch und die Metzgerei der Failenschmids in St. Johann-Gächingen setzen auf regionale Produkte
ALFDORF. Zum 1. Mai starten die Freizeitbusse im Schwäbischen Wald wieder in die neue Saison. Das wird mit einem großen Fest im Alfdorfer Teilort Hellershof gefeiert, in unmittelbarer Nähe der Waldbusstrecke. Von 11 bis 17 Uhr ist jede Menge geboten: Jazzfrühschoppen, Bewirtung sowie Verkaufsstände von Direktvermarktern. Außerdem können E-Bikes und Segways ausprobiert werden. Für Wanderer und E-Biker gibt es geführte Touren zum Hellershof, die an verschiedenen Orten starten, etwa Welzheim, Rudersberg, Murrhardt, Alfdorf, Gschwend und Althütte. Alle Touren beginnen am Vormittag und enden zur Mittagszeit in Hellershof. Infos zur Anmeldung bei der Fremdenverkehrsgemeinschaft, Telefon 0 71 51 / 501 - 13 76.
E-Rallye CALW. Bei der ersten Schwarzwald-ERallye am Wochenende 5. und 6. Mai in Calw sind nur elektrisch betriebene Fahrzeuge mit zwei, drei oder vier Rädern zugelassen. Zu sehen sind zum Beispiel Elektro-Autos der Marken Renault, Citroën, Peugeot, Opel und Mercedes. Eine Besonderheit ist der E-Sportwagen Tesla Roadster. Entlang der 200 Kilometer langen Rundstrecke sind verschiedene Zwischenstopps vorgesehen.
www.encw.de
Von Anja Wasserbäch Den Älblern eilt der Ruf voraus, etwas eigensinnig und stur zu sein. Und das ist durchaus positiv gemeint. Denn das sind manchmal nicht die schlechtesten Eigenarten, vor allem wenn es um Kulinarik geht. Man muss durchaus an das glauben, was man vor Ort hat und was man daraus macht. Ein paar Leute auf der Schwäbischen Alb haben das nun über einige Jahre gemacht, an etwas geglaubt. Sie haben alte Sorten, uralte Viecher und vieles mehr ausgegraben oder gar reimportiert, um nun alles unter einem Label zu vermarkten. Echte Käpsele eben. Es gibt nun Albbüffel, Alblamm, Albschnecken, Albkäse und auch wieder Alblinsen. Albdinkel, Albnudeln, Alb-Bier, Alb-Wasser. Sogar Albbüffelleder-Produkte. Und wer auf die Alb fährt – in den kleinen Ort St. Johann-Gächingen beispielsweise –, möchte diese Spezialitäten probieren. Der Landgasthof Hirsch, betrieben von der Familie Failenschmid, ist spezialisiert auf Albbüffel-Produkte, Mitglied bei der Vereinigung Slow Food und an diesem trüben, kalten Sonntagmittag sehr gut besucht. Die Wirtschaft selbst gibt es seit 260 Jahren. Ausflügler und Familien, Motorradfahrer und Wanderer treffen sich hier. Die gute Stube ist gefüllt. Der Wirt selbst bespricht am Nebentisch das Essen für eine Familienfeier, vielleicht ist’s eine Konfirmation. Man kennt sich. Männer trinken Bier, die Frauen naturtrübes Albschorle, noch so eine Erfindung der Älbler. Es duftet deftig, nach dicken Soßen und Braten. Sonntagsgeruch.
Die Frauen hier geben den Ton an. Seit zwei Generationen führen sie das Regiment, Schwiegertochter Katja leitet das Team, die Rezepte kommen von Oma Rose. Sie weiß, was in eine schwäbische Hirnsuppe muss, wie eine klare Rinderkraftbrühe zu schmecken hat und dass der Schwabe zu seinem Fleischpfännle gern noch viel extra Soße hätte. Manche Gerichte aber gehen auch in einem Traditionslokal wie dem Hirschen mit
der Zeit. Das Tatar von der Lachsforelle – und ja, auch der Fisch kommt wie alles hier von der Schwäbischen Alb – ist ein guter Start. Es schmeckt herrlich leicht, etwas säuerlich und sehr zart. Zum Hauptgericht aber muss es natürlich etwas vom Albbüffel sein, an dessen Popularität der Metzger Ludwig Failenschmid nicht ganz unschuldig ist. Willi Wolf hat die sturen Viecher auf die Alb zurückgebracht, nachdem es sie dort vor
Landgasthof Hirsch ¡ Landgasthof Hirsch und Metzgerei, Parkstraße 2, 72813 St. Johann-Gächingen ¡ Telefon 07122/8287 - 0 ¡ Öffnungszeiten: Täglich ab 11.30 Uhr, mittwochs ist Ruhetag. Warmes Essen gibt es Mo–Sa von 11.30 bis 14.00 Uhr und von 17 bis 21 Uhr, So von 11.30 bis 14 Uhr und von 17 bis 20 Uhr. Zwischen 14 und 17 Uhr muss man aber nicht hungern: Es gibt eine kleine Speisekarte mit warmen Gerichten. ¡ www.failenschmid.de Stuttgart
Freudenstadt ar Horb
Gasthof Hirsch mit Metzgerei
120 000 Jahren auch schon mal gab. Failenschmid hat an den Züchter und seine Büffel geglaubt. Und die Ware erst mal ausprobiert. Denn: Wurst ist ihm nicht wurst. Er hat eine Methode seines Opas ausgegraben, damit das Fleisch nicht zäh wird. Zudem fand er heraus, dass sich vor allem jüngere Tiere zur Schlachtung eignen. Sind sie zwischen zwölf und 15 Monate alt, ist das Aroma ausgereift.
In der dazugehörigen Metzgerei nebenan gibt es Albbüffel-Wurst und -Fleisch zu kaufen
Info
Foto: StN
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Stuttgart Plochingen
Reutlingen St. Johann-Gächingen
StN-Grafik: Herrmann
Start der Freizeitbusse
So viel zur Theorie. Doch auch den Praxistest besteht das Fleisch. Es schmeckt etwas rezenter als Rind, aber nicht ganz so intensiv wie Wild. Zum Albbüffelbraten vom Heubett gibt es eine feine Kräutersoße (aus BioLand-Kräutern vom Eichberghof aus Münsingen), dazu werden Dinkelspätzle und Wurzelgemüse serviert. Ein guter Service der Failenschmids ist es, dass es auch zwischen „zwoi ond fünfe“ etwas zu Essen gibt. Mit Fleischkäse, Ripple und Schweinebraten zwar nur eine kleine Auswahl, aber immerhin steht man hier nicht vor verschlossenen Türen. In der dazugehörigen Metzgerei nebenan gibt es Albbüffelwurst und -fleisch zu kaufen. Auch Albbüffelgöschle, eine Abwandlung von Maultaschen. Eingepackt sind sie, wie kann es anders sein, mit Albdinkelteig. Auch heute, an diesem trüben Sonntag, ist geöffnet. Wie praktisch.