FACES Deutschland, Septemberausgabe 24

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VIEW

S.18

The Faces

Iris Law, Marques Brownlee, Slim Soledad, Isak Danielson, Emma Corrin, Anwar Carrots, Kathleen Hanna, Pierce Abernathy, Amina Muaddi, Andrew Scott, Jude Bellingham, Alex Consani

Fashion, Beauty, Travel, Eat&Drink

S.54

Photography: Patrick Schwalb

Interview: Lucky Love

Mode en masse für die kalten Tage gibt es in unserem großen Fashion Report. S.66
Wir verabschieden den Sommer mit unseren liebsten Herbstmodetrends. S.40
Eine modische Tour durch die Großstadt. S.54

In Lydia Roberts Adern fließt die Kreativität. S.102

S.102

Bewitched Visions

Photography: Lydia Roberts

S.114

Political Pieces

Interview: Katja Berlin

S.124

Reisen ohne Reue

Text: Ilija Trojanow

S.130

Arena Dreams

Photography: Tobias Wirth

S.138

Pocket Universe

Interview: Daniel Arsham

Talentexplosion: Sängerin Mathea macht sich gut in den Looks von H&M. S.130
Taschenuhr mal anders: Die Arsham-Droplet von Hublot. 138

Eine Auszeit am Lago d’Orta gefällig? S.156

S.142 Stranded

Photography: Heiko Laschitzki

S.156

Quiet Luxury

La Darbia

S.166

Green Alignment

Copas Mexico

S.178 WTF

S.12 Impressum

S.14

Contributors

Gestrandet im Paradies. S.142

IMPRESSUM

HERAUSGEBER

Stefan Berger – berger@faces.ch

Patrick Pierazzoli – pierazzoli@faces.ch

CHEFREDAKTEUR

Patrick Pierazzoli

VERLAGSLEITUNG

Stefan Berger

Stellvertretung: Mirco Ludolini

CREATIVE CONSULTANTS

Florian Ribisch

Alex Wiederin

REDAKTION

Michael Rechsteiner

Josefine Zürcher

Livia Schneckenburger

GRAFIKLEITUNG

Bianca Ugas – grafik@faces.ch

DESIGN/LAYOUT

Gian Ganter

FACES, Bertastrasse 1, CH-8003 Zürich

AUTORINNEN

Michael Rechsteiner, Ilija Trojanow, Josefine Zürcher FOTOS & ILLUSTRATIONEN

Sevda Albers, Frankie Allio, Fullblvck, Katja Hentschler, Tobias Kaser, Heiko Laschitzki, Svitlana Mazina, Mats Ramus, Lydia Roberts, Patrick Schwalb, Tobias Wirth, Josefine Zürcher, pa picture alliance (dpa), Launchmetrics SpotlightSM

TYPEFACES

Synt (Dinamo)

Salt Lake (Florian Ribisch)

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN SCHWEIZ

Mirco Ludolini, Sales Director – ludolini@faces.ch

Monika Brändli – monika.braendli@faces.ch

Pascal Konrad – pascal.konrad@faces.ch

+41 (0) 43 322 05 37

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN DEUTSCHLAND & ÖSTERREICH FACES Deutschland, Straßburger Straße 6D, D-10405 Berlin

Julia Gelau, Managing Director Germany & Austria – julia@faces.ch; +49 (0) 30 552 02 383

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN ITALIEN EDICONSULT INTERNAZIONALE srl, Piazza Fontane Marose 3, I-16123 Genova milano@ediconsult.com; +39 (0) 010 583 684

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN FRANKREICH & GROSSBRITANNIEN

Helena Kawalec – helena@faces.ch; +33 (0) 6 62 53 72 00 ABONNEMENTSPREISE

FACES erscheint 8 Mal im Jahr. Einzelverkaufspreis CHF 12.– ; Jahresabo CHF 68.–

© Copyright 2024 Fairlane Consulting GmbH

Der FACES-Schriftzug/-Stern sind eingetragene Markenzeichen der Fairlane Consulting GmbH und dürfen nicht ohne deren Zustimmung verwendet werden. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

MASERATI GRANCABRIO FOLGORE

DRIVE LIKE THE BEST IS YET TO COME

GranCabrio Folgore Stromverbrauch (WLTP) in kWh/100 km: kombiniert 22,3 – 23,7; CO 2 -Emissionen in g/km: kombiniert 0; Energieeffizienzkategorie B – C

Patrick Schwalb

Manche FotografInnen begegnen neuen Entwicklungen mit Skeptik. Nicht so Patrick Schwalb: Er navigiert sich mit Freude durch analoge und digitale Fototechniken und zeigt sich gleichermaßen begeistert von den neuesten Innovationen der KI-Fotografie. Am liebsten nutzt er jedoch sein eigenes Auge und kreiert mit viel Liebe fürs Detail HighEnd Editorials. Dabei stets im Blick: Das Ziel, die Modefotografie neu zu definieren.

MERCI

Great things are not done by a person, they are done by a team.

Jochen Pohlmann

Was macht man, wenn das Herz für Mode und Interiordesign gleich stark schlägt? Man wird Fashion- und Interiorstylist. So kleidet Jochen Pohlmann nicht nur Größen wie Lena Gercke oder Alessandra Ambrosio ein, sondern weiß auch, wie man aus jedem Raum das Beste herausholt. Bei ihm findet man mehr Getöpfertes als industriell Gefertigtes. Und vieles in Dunkelblau, denn seine Lieblingsfarbe erinnert ihn ans Meer und sein Boot.

Heiko Laschitzki

Wenn Heiko Laschitzki mal wieder gen Süden nach Griechenland fliegt, dann nicht nur des Meeres, Essens und der Leute wegen, sondern vor allem auch, um zu arbeiten. So eine Kulisse schreit ja auch förmlich nach einer Modestrecke. Auch sonst zieht es den Berliner in alle Ecken der Welt. Und hält er einmal nicht die Kamera in der Hand, dann geht es ab ins Wasser, denn die Ausbildung zum Divemaster hat er ebenfalls in der Tasche.

Nadia Hartzer

Wer seit etwa 20 Jahren auf dem ModeParkett tanzt, für den fühlt sich die Branche längst an wie eine familiäre Party. Und so bewegt sich Nadia Hartzer auch ganz geschmeidig durch die Massen, wenn sie für FACES die großen Modenschauen besucht, Trends recherchiert und Menschen trifft, die die Welt bewegen. So war sie mehr als nur bereit, ihr gesamtes Insiderwissen mit uns für unseren großen Herbst-Winter Fashion Report zu teilen.

Julia Gelau

Hätte Berlin ein Gesicht, es wäre jenes unserer Executive Director Germany Julia Gelau, die für FACES in Deutschland die Fahne schwingt. Pilates und Jogging helfen ihr in stressigen Zeiten genauso wie das Kraulen ihres Rehpinschers Mika – ein Hund mit Persönlichkeit und einem eigenen InstagramKanal. Auch für diese Ausgabe hat Julia wie gewohnt Vollgas gegeben und mit H&M und Sängerin Mathea ein tolles Shooting umgesetzt.

Wenn man mit 18 Jahren schon eine Schuhsammlung besitzt und niemals ohne Silberschmuck das Haus verlässt, ist man bei FACES definitiv am richtigen Ort. Doch auch sonst passt unsere Redaktionspraktikantin wie die Faust aufs Auge zu uns, verbringt sie doch ihre Freizeit am liebsten damit, die aktuellen Modetrends zu verfolgen und an sich selbst auszutesten. Um ihrem Traum, Fashion Editor zu werden, ein Stück näher zu kommen, erlernt sie bei uns ein Jahr lang das Handwerk.

If work isn’t fun, you are playing on the wrong team.

Gian Ganter

Wenn unser Grafikpraktikant nicht gerade bei uns an Layouts tüftelt oder Bilder bearbeitet, dann verbringt er nicht etwa seine gesamte Freizeit auch noch vor dem Bildschirm, sondern schraubt lieber an seinem Oldtimer herum. Auch sonst trifft man Gian am ehesten draußen an: Beim Skaten, mit Freunden oder mit seinem 13-jährigen Hund, bei dem trotz Seniorenalter Verwechslungsgefahr mit einem Welpen besteht.

Serena Celli

Tanzen liebt Serena Celli so sehr, dass sie gleich selbst Hip Hop unterrichtet. Wenn sie nicht im Tanzstudio ist, dann findet man sie bestimmt auf einer Shoppingtour. Auch wenn sie liebend gerne neue Städte entdeckt, so verbringt sie den Sommer doch am liebsten in ihrer Heimat Italien, wo sie das leckere Essen und das Meer jedes Jahr aufs Neue anlocken. Bei uns vertieft Serena im Praktikum ein Jahr lang ihr Interesse an Mode.

WE ALL SHINE ON.“ THE FACES

„WELL,

Braucht für Familienfeiern einen roten Teppich.

IRIS LAW

FAMILY GOALS

Ihre erste Schlagzeile schrieb Iris Law im Alter von zwei Jahren. Die Polizei musste ausrücken, weil die Tochter von Jude Law und Sadie Frost versehentlich eine Ecstasy-Pille geschluckt hatte. Auch ihre Kindergeburtstage hatten dank Gästen wie Patentante Kate Moss den Glamour einer West-End-Party. Dem Supermodel eifert die studierte Modedesignerin – mentoriert von Stella McCartney – jetzt nach als Gesicht von Kampagnen für Dior, Miu Miu und Guess Jeans. Da hat der neue Boyfriend und Fußballer Trent Alexander Arnold einen Volltreffer gelandet.

Der einzige Tech-Support, den wir brauchen.

MARQUES BROWNLEE

In der Tech-Arena sind die YouTube-Videos von Marques Brownlee der Daumen des Cäsars. Zeigt er nach oben, weiß sein Millionenpublikum um die Qualität der neuesten Gadgets. Zeigt er nach unten, versanden Startups, die ihre Kunden mit billigen Produkten und dreisten Scams über den Tisch ziehen. An den Tisch setzt sich der vielfach ausgezeichnete Influencer dagegen regelmäßig mit Größen wie Tim Cook und Barack Obama für Interviews, die auch spannend sind, wenn du dich nicht nur für Dinge interessierst, die an Strom angeschlossen werden müssen.

Macht aus fernen Planeten glitzernde Discokugeln.

SLIM SOLEDAD

COSMIC CARNEVAL

Wahrscheinlich hat Slim Soledads Debüt-EP „Space Manual For Those Who Can not Swim“ ausreichend Wumms, um damit eine Rakete ins All zu ballern. Keine Ahnung, wir sind nicht die NASA. Deren Klangarchiv durchforstete die Brasilianerin und verwandelte Weltraumklänge in überirdisch guten Underground Techno. Als Mitgründerin vom Kollektiv Chernobyl hob die DJ und Produzentin Sâo Paulos queeres Nachtleben aufs nächste Level und versetzt jetzt Clubs und Modenschauen in Berlin und Paris in Ekstase. Sky’s the limit? Dahinter geht es noch viel weiter.

SWEDE DREAMS

In diesem Sommer sind wir am liebsten in Isak Danielsons „Sweat“ geschwommen. Der Song klingt appetitlicher als diese Metapher, versprochen. Gäbe es in Schweden ein Ministerium für Melancholie, würde der Sänger diesem zweifellos vorstehen. Doch mit „Sweat“ zeigt sich der Künstler neu auch von einer verführerischen Seite und reicht bald sein fünftes Album nach, das ihn auch über die Heimatlandesgrenzen hinweg in den internationalen Pop-Adel befördern wird. Die Veröffentlichung von „Truly Yours, Isak“ Ende September also auf keinen Fall verschwitzen.

Schwitzen statt Seufzen.

DRESSED TO THRILL

Mancher Hollywood-Blockbuster wünscht sich solche Presse, wie sie die Premieren-Outfits von Emma Corrin generieren. Kaum ein Star wagt aktuell so viel auf dem roten Teppich und trifft dabei ins Schwarze. Ihren Durchbruch hatte die provokante Stil-Ikone als Prinzessin Diana in der vierten Staffel von „The Crown“, diesen Sommer verteilte sie royale Arschtritte gegen „Deadpool & Wolverine“. Damit sitzt Corrin, 2022 als erste non-binäre Person auf einer Titelseite der Vogue abgebildet, definitiv an den ganz großen Hebeln von Amerikas Traumfabrik.

EMMA CORRIN
Ihre Superpower: Outfits, die umwerfen.

mit seinen Ideen immer richtig.

ANWAR CARROTS

ORANGE YOU RAD

Wo Anwar Carrots sein Talent sät, sprießt Style aus der Straße. Aus Los Angeles ist sein Streetwear Label Carrots nicht mehr wegzudenken wie eine Rollerskaterin am Venice Beach oder ein Stern auf dem Walk of Fame. Aus dem Rest der Welt klopfen die großen Marken an, um beim Designer und Creative Director knackige Ideen zu ernten. Ein Capsule Collection Drop inszeniert als Bauernmarkt? Läuft. Pumas neue Sneaker Kollektion? Läuft auch – und fällt auf. Dank dem knalligsten Orange, das je außerhalb einer Sicherheitswestenfabrik gesichtet wurde.

Liegt

Punk-Legende bei der Arbeit.

FEMMETASTIQUE

Als Punk Feminismus lernte, war Kathleen Hanna eine seiner ersten Dozentinnen. Mit ihrer Band Bikini Kill wurde die Amerikanerin zur Galionsfigur, als die Riot-Grrrl-Bewegung zu Beginn der Neunzigerjahre hohe Wellen schlug. Auch mit ihren späteren Gruppierungen Le Tigre und The Julie Ruin blieb die Sängerin auf der Höhe vom Zeitgeist und traf für ihren Aktivismus die richtigen Noten. Die neue Autobiografie „Rebel Girl“ ist Pflichtlektüre für alle, die Punkrock ebenso herzen wie pinken Lippenstift. Und der Rest soll auch ruhig darin schmökern.

PIERCE ABERNATHY

CHEF’S KISS

Wenn Pierce Abernathy Kochclips auf TikTok und Instagram hochlädt, regt sich beim Publikum nicht nur Magenknurren, sondern auch Herzklopfen. Der Amerikaner schüttelt gesunde, leichte Gerichte aus dem Ärmel (sofern er dabei überhaupt ein Oberteil trägt) und wirkt dabei so süß wie ein Teddybärchen aus Zuckerwatte. Davon kriegen inzwischen auch Modehäuser wie Gucci und Ralph Lauren Appetit, die den 29-Jährigen aus der Küche auf ihre Laufstege geholt haben. Und doch glauben wir, dass seine Karriere gerade erst bei der Vorspeise angekommen ist.

Kurz ein Tässchen Ruhm gönnen.

Mit großen Schritten die Erfolgstreppe hoch.

STEPPING UP

Ihre High Heels befinden sich auf dem Höhenflug. Amina Muaddi hat in den vergangenen fünf Jahren das richtige Zehenspitzengefühl bewiesen und fast im Alleingang aus ihrer gleichnamigen Marke eine der angesagtesten Neuentdeckungen im Luxussegment gemacht. Breite Absätze, satte Farben und originelle Designs sind die Markenzeichen, Kendall Jenner und Rihanna nur zwei der prominenten Fans. Mit letzterer lancierte die studierte Designerin eine Kollektion für Fenty, die in diesem Sommer so begehrt war wie ein Anlegeplatz am Yachthafen von Cannes.

AMINA MUADDI

Anzug wie ein Wassereis und Talent zum dahinschmelzen.

DRAMA KING

Liebe Tech-Konzerne, bitte öffnet eure Brieftaschen. Wir haben da so eine Idee für einen neuen Streamingdienst: Andrew+, unseretwegen auch Scottflix. Wir sind bereit, über den Namen zu verhandeln. Fest steht aber: Es werden nur Theater-Darbietungen von Andrew Scott gestreamt. Denn so großartig der Schauspieler zuletzt in Serien wie „Ripley“ oder „Fleabag“ auch sein mag, auf der Livebühne offenbart sich das dramatische Talent des Iren auf einem ganz anderen Level. Und wir haben es satt, dieses aktuell nur in kurzen Clips auf TikTok anzuhimmeln.

20—29 Sept, 2024 20—29

JUDE BELLINGHAM

BIG SHOT

War da nicht neulich irgendwas mit Fußball? So ein größeres Turnier, das England mal wieder verloren hat, weil Admiral Nelson einst einen Deal mit dem Teufel gemacht hat: Ich gewinne die Schlacht bei Trafalgar, dafür gewinnt England 100 Jahre lang kein Fußballturnier. Egal, Mittelfeldstar Jude Bellingham hat trotzdem alle kirre gedribbelt und die EM zu seinem Showcase gemacht. Und den Trostpreis hat er sich kurz danach abgeholt: Als neuer Markenbotschafter von Louis Vuitton hat er den Dress bereit, falls er demnächst den Ballon d’Or gewinnt.

Auf dem Platz im Mittelfeld, modisch ganz vorne dabei.

BIG CITY BOMBSHELL

Wenn es so weiterläuft für Alex Consani, löst sie die Freiheitsstatue als New Yorks First Lady ab. Aus ihren Alltagseskapaden im Big Apple presst die 21-Jährige saftige Viralvideos, die auf TikTok ein Millionenpublikum begeistern. Doch nicht nur die Straßen von Manhattan und Subway-Stationen von Brooklyn sind ihr Revier. Ferragamo, Burberry und Versace reißen sich um das It-Girl auf ihren Laufstegen. Jetzt wurde Alex als erste trans Frau für den Model of the Year Award nominiert. Eine Traumkarriere in der Stadt, die eigentlich niemals schläft..

In der Blüte ihrer Karriere.

„A KIND OF MAGIC.“ THE HYPE

FASHION

Trend

COOL CAT

Wenn etwas schon immer cool war und immer cool sein wird, kann man es dann überhaupt als Trend bezeichnen? Wir finden schon, denn unser geliebter Animal Print stolzierte bei den diesjährigen Herbst-Winter-Shows so oft über den Laufsteg, dass es kein Entkommen gab. Vor allem der Leopard zierte nicht nur komplette Outfits, sondern auch Schuhe und Taschen. Ob Ganzkörper-Katzenlook oder Accessoire ist allen selbst überlassen – Hauptsache, die Wildkatze findet irgendwo in einem Outfit ihren Platz.

Sitting in our pajamas watching runway shows.

It-Piece

CLOSE

Weder Inhalt noch die Tasche selbst wird uns diese Saison geklaut, da sind wir uns sicher. Taschen tragen wir jetzt nämlich direkt unter dem Arm, egal, wie groß sie sind. Praktisch? Eher weniger. Stylish? Umso mehr.

„My dad always used to encourage me to dress weird.“
Charli xcx

New Collection

FALL FEELINGS

War nicht gerade eben noch Sommer? Wir lagen am See in der prallen Sonne. Nicht einmal der Gedanke an die kalten Monate konnte uns abkühlen. Ein Blick auf die neue Loewe-Kollektion genügt jedoch, um mehr Herbststimmung auszuschütten, als in der Saison Regen fallen wird – und plötzlich sehnen wir bodenlange Mäntel und satte Herbstfarben herbei. loewe.com

Liebling

DELICATE

Ganz sanft erinnerte uns Malaika Raiss daran, den Sommer loszulassen: Mit einem Event zu ihrer Pre-Fall-Collection „Imagine“, der uns dazu bringt, den Bikini zu verstauen und Jeans und Lederjacke wieder in unser Alltagsoutfit zu integrieren. Luftig-leicht geht es trotzdem zu

und her, denn wie gewohnt gibt es bei der Berliner Designerin reichlich fallende Stoffe und Farbtupfer. Während wir durch den Online-Shop stöbern, kommen Herbstgefühle auf –und die Lust, endlich wieder im Schichtenlook unterwegs zu sein. malaikaraiss.com

We Love

COWGIRL-CORE

Letztes Jahr war es Margot Robbie als Barbie im pinken Cowboyhut, dieses Jahr Taylor Swift auf ihrer Eras-Tour: Beide brachten den Countrylook nicht nur ins Spotlight,

sondern verliehen ihm den nötigen Sparkle. Kein Wunder also, sehnen wir den Herbst herbei, um mit funkelnden Boots nicht etwa durch den Stall zu stapfen, sondern auf hohen

Hacken den Straßen entlang zu schlendern. Wir schwärmen von dieser eleganten Version von Minacapilli, die mit silbernen Fransen und bleistiftdünnen

Absätzen durchaus ausgangstauglich ist. Bei Minacapilli finden übrigens auch alle etwas, die trotz Hype so gar nichts mit dem Cowgirl-Look anfangen können. minacapilli.com

Dass die Herstellung unserer geliebten Bluejeans unerhörte Mengen an Wasser braucht, oder eher verschwendet, wissen wir. Und verdrängen wir ehrlich gesagt meistens. Das französische Label ba&sh schaut jedoch hin und treibt die Veränderung in Richtung Nachhaltigkeit an. Nachdem zuerst der erschreckende Wasserfußabdruck berechnet wurde, wird nun gehandelt: Unter anderem soll vermehrt auf Materialien gesetzt werden, die in der Waschphase weniger Wasser und Chemikalien brauchen, wie zum Beispiel Biobaumwolle. Doch damit nicht genug. Während das Wassermanagement ein Schlüsselthema ist, stützt sich die Nachhaltigkeitsstrategie bis zum Jahr 2030 auf folgende Säulen: Klima und Biodiversität, zertifizierte Materialien, Rückverfolgbarkeit, Kreislaufwirtschaft und die Stärkung von Frauen. ba-sh.com

Watch Out

ROYAL

Am Handgelenk geht es königlich zu und her –aber nicht protzig, denn die neue Version der legendären „Royal Oak“ von Audemars Piguet fällt vor allem durch ihre Filigranität auf. Die „Royal Oak Mini“ hat einen Durchmesser von nur 23 Millimetern. Bereits 1997 überraschte die Manufaktur mit einer winzigen „Royal Oak“. Nun knüpft die neue Kollektion „Mini Oak“ an die Tradition an, indem Proportionen, Architektur, Design und Leistung der kleinsten jemals hergestellten „Royal Oak“ neu interpretiert werden. Die Mini-Uhr hat einiges zu bieten: Unter anderem eine Batterielebensdauer von mehr als sieben Jahren und 18 Karat Gelb-, Weiß- oder Roségold. Audemars Piguet, „Royal Oak Mini“ , ca. 30'000.—, audemarspiguet.com

BEAUTY

Hair Trend

FLECHTKUNST

Haare aus dem Gesicht, aber bitte mit ein bisschen Stil und Aufwand. Statt uns für Zöpfe oder einen Knoten zu entscheiden, kombinieren wir einfach beides. So erhält der allseits beliebte Bun dank geschickt geflochtener Zöpfe mehr Textur – und wir trainieren ganz nebenbei unsere Fingerfertigkeit.

The only drama to enjoy is in the lashes.

We Love

REFILL, PLEASE!

Diesen Herbst wird wohl kein Tag vergehen, an dem wir nicht mit leuchtendmattem Lippenstift aus der Tür schreiten. Passend also, hat Byredo zehn

neue matte Farben lanciert. Diese kommen im praktischen RefillSystem daher. Sind wir also mit einer Farbe durch, müssen wir nicht

den ganzen Lippenstift wegschmeissen, sondern brauchen nur etwas Nachschub auf Lager zu haben. Byredo, Matte Lipstick, ca. 40.–, byredo.com

Nice to Have

GOOD HAIR DAYS FOREVER

Sommerhaare sind toll: Sonne und Wasser verleihen uns mitunter genau die Aufhellung und Wellen, die wir sonst beim Coiffeur unseres Vertrauens bestellen. Der einzige Haken: Hitze und Salzwasser hinterlassen ihre Spuren. Wer diesen Sommer die Sonne ein bisschen zu fest genossen und die Pflege dementsprechend vernachlässigt hat, kann nun mit dem „Milky Hair Screen“ von Darling die Reparaturarbeiten beginnen. Der Leave-in Conditioner entwirrt, schützt vor Hitze und vor UV-Strahlung – diese hat es schließlich auch in der kalten Jahreszeit auf uns abgesehen. So erhält die Haarpracht ihren Glanz zurück und wird bereits für den nächsten Sommerurlaub vorbereitet. Darling, „Milky Hair Screen“, Leave-in Conditioner, 150 ml, ca. 30.–, darlingsun.com

„Sometimes you just have to put on lipgloss and pretend to be psyched.“

Mindy Kaling

New Perfume

EROS ENERGY

Jahrtausende nachdem Mythen und Geschichten über griechische Götter ihre Runden gezogen sind, ist Eros nach wie vor das Symbolbild für Liebe und Leidenschaft schlechthin.

Kein Wunder also, benennt Versace eine ganze Parfumfamilie nach dem Liebesgott. Die neueste Kreation besticht mit frischen Zitrusnoten, weißem Amber und

Patchouli – ein paar Spritzer genügen und die Eros-Energie bleibt den ganzen Tag lang an uns haften. Versace, „Eros Energy“, Parfum, 100 ml, ca. 125.–, versace.com

Make-up Trend ORANGERIE

Wer nur schon beim Gedanken ans EyelinerZiehen zittrige Hände bekommt, kann jetzt aufatmen. Wir schnappen uns knalliges Orange und malen dicke Linien irgendwo oben ans Augenlid. Die Präzision werfen wir über Bord, ziehen dafür aber Freude an Farbe und Mut zum Auffallen an Land. Ganz nach dem Motto „the bigger, the better“ feiern wir die ersten Herbstfarben und verabschieden uns ganz langsam vom Sommer.

DIVINE FEMININE

Süß in Rosa getüncht und doch ganz schön schwermütig: So flimmern die Protagonistinnen aus Sofia Coppolas Filmen über die Leinwand. Nun hat die Königin des subversiv-feministischen Kinos mit Augustinus Bader einen Lippenstift kreiert, der auf den Schminktisch eines jeden Coppola-Fangirls gehört. The Tinted Balm

kommt in drei Farben daher, mit denen man von „The Virgin Suicides“ über „Marie Antoinette“ bis „Priscilla“ den unverkennbaren CoppolaSoft-Girl-Look kreieren kann, während im Hintergrund Phoenix oder The Strokes aus dem Plattenspieler erklingen. The Tinted Balm x Sofia Coppola, ca. 40.–, augustinusbader.com

TRAVEL

Places

GOOD LUCK

Historischer Charme trifft auf Urbanität: Mitten in Dublin hat das 18. Hotel der RubyKette in Europa eröffnet, das Ruby Molly. In Oxmanstown, einem historischen Viertel, das einst Heimat eines belebten Obst- und Gemüsemarktes war, hat man die Qual der Wahl aus 272 luxuriös und komfortabel

eingerichteten Zimmern. Urbanität und Rustikalität geben sich hier die Hand: Edle Stoffe, Marmor und Glas harmonieren mit abgenutztem Leder, Fliesen und schwarzem Stahl. Ein Besuch lohnt sich auch, wenn man noch kein Zimmer gebucht hat: Im hauseigenen Café lässt es sich wunderbar verweilen. Für besonders Wissbegierige

hält die eigene Bibliothek archäologische Funde aus der Umgebung bereit. Wir träumen schon von Schafen und Guinness im Pub und lernen fleißig irische Ausdrücke – sláinte!

Ruby Molly, 26 – 33 Arran Street E, North City, Dublin, D07 YY97, Irland, ruby-hotels.com

Relax! Vacation calories don’t count.
„I love flying so much. I even like airplane food.“

Margot Robbie

Book

LOST IN BUDAPEST

Man könnte beim Durchblättern meinen, es handle sich um Behindthe-Scenes-Aufnahmen aus einem neuen Wes Anderson Film. Die pittoresken Gebäude sind aber echt, genau so wie die leuchtenden Farben: Wir sind in Budapest. Um die Zeit bis zum nächsten Städtetrip totzuschlagen, verinnerlichen wir uns jedes Bild von „Budapest Gem“, das den lebendigen Spirit der Stadt haargenau einfängt. András Török, Oliver Pilcher, „Budapest Gem“, Assouline, ca. 100.–, assouline.com

We Love

GREEK HARMONY

Der Sommer neigt sich dem Ende zu. Statt schwermütig die letzten Sonnenstrahlen zu erhaschen, planen wir einfach schon unser nächstes Abenteuer in der Wärme. Das im Mai diesen Jahres eröff-

nete Gundari Resort auf der griechischen Insel Folegandros dürfte uns auch in den kommenden Monaten noch mit ordentlich Sommergefühlen verwöhnen. Für Privatsphäre ist mit Villen und Suiten gesorgt. Im

eigenen Pool mit Meerblick lässt sich der Herbst bestens noch etwas hinauszögern. Gundari Resort, 84011 Folegandros, Kykladen, Griechenland, gundari.com

EAT&DRINK

We Love LOVE IN A BOWL

Die Lösung für jedes Problem, von Herzschmerz bis Winterblues? Ein Teller Ramen. Die japanische Nudelsuppe tut Magen und Gemüt gleichermaßen gut. Schade nur, schmeckt sie im Restaurant immer so viel besser als zuhause. Wer Tim Andersons Buch „Ramen Forever“ in die Hände kriegt, könnte dies bald ändern. Auf über 200 Seiten gibt es jede erdenkliche Art von Ramen nachzukochen. Bis man sich plötzlich an den ausgefalleneren Rezepten wie PizzaRamen versucht und nicht mehr weiß, wie es überhaupt so weit gekommen ist. Dank der Liebeserklärung an eines der beliebtesten Soulfoods wird man in kürzester Zeit zum Nudelprofi. Tim Anderson, „Ramen Forever“, Penguin Random House, ca. 35.–, penguinrandomhouse.de

Nice to Have

SCHOKOKUNST

sauce.“

„This is the key: Teriyaki

Kylie Jenner

Schokolade und Kunst, das passt einfach. Vor allem wenn es sich um die sorgsam hergestellten Tafeln von Garçoa handelt. Bereits zum sechsten Mal wurde die Art Edition lanciert. Eine KünstlerIn erhält jeweils freien Lauf und darf die Verpackung gestalten, während auch das Produktionsteam bei der Herstellung der Tafel kreativ wird. Dieses Jahr war Künstlerin Lina Müller dran. Die Verpackung mit der hübschen gelben Muschel bewahren wir auf, während die Schokolade bestimmt innert Minuten verputzt ist. garcoa.ch

Liebling GIRLY

Warum zum normalen Glas greifen, wenn es auch eines mit riesiger rosa Glas-Schlaufe gibt? Extra süß und mit genau so viel Kitsch wie nötig hat Lepelclub den passenden Trinkbecher zu ihren bereits viel gehypten Glasstrohhalmen lanciert. Wir schnappen ihn uns einmal mit rosa und einmal mit durchsichtiger Schlaufe und können es kaum erwarten, daraus unseren täglichen Eiskaffee zu trinken. Lepelclub, Bow Tumbler, ca. 25.–, lepelclub.com

BOLD URBAN DYNAMIC RUSH VIVID METROPOLIS

Photography: Patrick Schwalb
Photography Assistance: Anton Gattung
Styling: Jochen Pohlmann
Hair & Make-up: Berenice Ammann
Model: Jona Gudsdottirmund
Bluse von JIL SANDER. Hemd, Hose und Schuhe von LORO PIANA. Socken von FALKE. Sonnenbrille von BOTTEGA VENETA.
Bluse von JOSEPH. Rock von BRUNELLO CUCINELLI. Strümpfe von WOLFORD. Schuhe von LORO PIANA.
Cardigan von GANNI. Jacke von DOROTHEE SCHUMACHER. Rock von GANT. Schuhe von JIMMY CHOO. Kette von AKKESOIR.
Pullover von MAIAMI. Rock von JOSEPH. Strümpfe von FALKE. Schuhe von JIMMY CHOO.

CHANEL

Business-chic, aber bitte immer mit genügend auffälligen, funkelnden Details und Mustern.

Der Zuckerstangenlook erweckt Vorfreude auf Weihnachten.

ANN DEMEULEMEESTER

Die gewollt zerzausten Haare komplettieren diese ohnehin schon perfekten Looks.

SPORTMAX

Matrix multipliziert mit Büro ergibt die perfekte Menge Selbstbewusstsein.

DRIES VAN NOTEN

Der Belgier zieht sich bald aus der Modewelt zurück und wir bewundern schwermütig eine seiner letzten Kollektionen.

Lederhandschuhe, Bubbleskirt, Fake-Fur – wer die Trends von Morgen kennen will, braucht nur bei Miu Miu vorbeizuschauen.

FERRAGAMO

Trends gesichtet! Diesen Herbst geht’s nicht ohne Burgunderrot und Leder.

HERMÈS

Farbe wählen, von Kopf bis Fuß darin einhüllen –fertig ist unser Fashion-Herbst.

DOLCE & GABBANA

Rote Lippen, Lack und Leder en masse – wir sind hin und weg und wissen sofort: Das muss Dolce & Gabbana sein.

BEST MOOD

„I’m only happy when it rains“, sang Shirley Manson bereits in den Neunzigern. Wenn wir den Models bei Emporio Armani zuschauen, muss da wohl etwas dran sein. Herbstwetter ist mit dem richtigen Outfit eben doch nicht so schlimm.

ROBERTO CAVALLI

Eine gute Winterjacke muss erstens warm halten –und zweitens mit wildem Muster alle Blicke auf sich ziehen.

PRABAL GURUNG

Feuerrot und fellig sind wir mehr als bereit für den Winter.

ANTONIO MARRAS

Wie den Winterblues vertreiben? Ein Outfit von Antonio Marras überziehen.

N°21

Bein zeigen geht immer, auch in den kalten Monaten.

JACQUEMUS

Wir fallen gerne auf und lieben diese Formen und Schnitte darum ganz besonders.

OFF-WHITE

Hier will man nichts von gedeckten Herbsttönen wissen. Pink und grün for the win!

BOTTEGA VENETA

Der Schlüssel zum perfekten Winteroutfit: Ein perfekter Mantel.

MARC JACOBS

„Joy, period.“, nannte er seine Show. Wir sind beim Anblick dieser Farb- und Formpracht derselben Meinung: Freude herrscht.

BALENCIAGA

Mit diesen Looks geht’s direkt in die Zukunft –oder auf die nächste Skipiste.

Vom Laufsteg ins nächste Meeting und direkt wieder zurück: kein Problem für Fendi.

MOSCHINO

Moschino mag Mode mit starken Messages –und wir erst!

GUCCI

Wenn man so tolle Jacken designt wie Gucci, braucht man keine Hosen mehr.

BEST SET

Das Motto bei Chanel: Kein Detail soll den ZuschauerInnen entgehen. Jeder Look flimmerte deshalb in Übergröße über die Leinwand, während die Models davor über den Laufsteg schritten.

LOUIS VUITTON

Sportlich, elegant oder exzentrisch? Alles, und zwar aufs Mal und durchgemixt, bitteschön.

Beinfreiheit im Winter ist Trend, Frieren ist Nebensache.

JIL SANDER

Je mehr die Jacke einem stylischen Schlafsack gleicht, desto besser sind wir für die Wintermonate gewappnet.

OTTOLINGER

Gewagte Farbtupfer heißen wir immer willkommen.

ALAÏA

Haut zeigen und einkuscheln geht auch gleichzeitig. Mode ist eben auch Magie.

BURBERRY

Kuscheljacke und Karomuster?

Ein großes Ja für beides.

ISABEL MARANT

Ein Hauch von Country schleicht sich diesen Herbst in unsere Garderobe.

BALMAIN

Feminin und elegant darf es jederzeit sein.

BLUMARINE

Leostrümpfe oder knallgelbe Handschuhe –kein Blumarine-Look ohne mindestens einen Hingucker.

Ein

Two-Piece sah selten so cool aus wie bei Dior.

BEST GADGET

Pictures or it didn’t happen: Bei Mugler waren Drohnen und Kameras am Start, die verdeutlichten, dass wir kaum mehr etwas tun, ohne es digital festzuhalten. Bei solchen Outfits kann man ja aber nicht anders, als sofort die Kamera zu zücken.

ISSEY MIYAKE

Die Stoffe fliegen, die Farben leuchten –auch das kann Wintermode sein.

LOEWE

Wenn man aus dem Schmunzeln und Staunen nicht mehr herauskommt, ist man bei Loewe gelandet.

Die sogenannte mob-wife-aesthetic scheint es Nina Ricci angetan zu haben. Und uns sowieso.

VALENTINO

Warum Farben kombinieren, wenn es so viele Schwarztöne gibt?

CHLOÉ

Ein bisschen Boho, ein bisschen Wilder Westen und ordentlich nackte Haut – so spazieren wir durch den Herbst.

VERSACE

Drei Zutaten reichen für den heißesten Herbstlook: Schwarz, Rot, Animalprint – mit diesen feurigen Looks friert niemand.

SAINT LAURENT

Der Wiedererkennungswert dieser Silhouetten? Unübertreffbar.

GIORGIO ARMANI

Blumenmuster im Frühling? Kennt man. Also ab auf die Herbstmode mit der Flora, hieß es im Hause Armani.

BEST STAGE

Wie präsentiert man sportliche Mode am besten? Indem man eine sportliche Location auswählt. Bei Lacoste schritten die Models im Roland Garros Stadion über einen unebenen Tennisplatz und begeisterten so auch den allergrößten Sportmuffel in der hinterletzten Reihe.

MM6 MAISON MARGIELA

Fierce, futuristic, fantastic, wir hätten mehr Adjektive auf Lager, lassen aber lieber die Kleidung für sich sprechen.

MAX MARA

Grauschwarz muss nicht langweilig sein. Das beweist Max Mara immer wieder aufs Neue.

GAUCHÈRE

Oversized und genau darum auch über-cool.

GIVENCHY

Von Fake-Fur und Rot kriegen wir diese Saison nicht genug.

PRADA

Businesslook und Rüschchen sind bei Prada beste Freundinnen.

Wenn von Kopf bis Fuß alles passt, sind wir bei Etro.

MUGLER

Bei diesem Sonnengelb sind wir gedanklich bereits wieder im Frühling.

VIVIENNE WESTWOOD

Mit den Designs von Andreas Kronthaler lebt die Legende weiter.

MSGM

Helle Farben versüßen uns den tristen Herbst.

ALEXANDER MCQUEEN

Mit diesen Looks zeigen wir noch ein letztes bisschen Sommerbräune.

STELLA MCCARTNEY

Damit man uns im Schnee schon aus kilometerweiter Entfernung sieht.

Mit wilden Looks und Abfall auf dem Laufsteg sorgt das junge Label für Aufsehen.

ICEBERG

So simpel und doch so stark.

BEST CONCEPT

Diesel hat die Screentime der ZuschauerInnen explodieren lassen. Tausend geladene Gäste durften die Show per Zoom verfolgen – und wurden dabei selbst Teil des Catwalks. Für so viele Bildschirme und noch mehr heiße Mode reichte ein Augenpaar kaum aus.

LUCKY

READY FOR LOVE

Lucky Love ist Frankreichs Kronprinz of Pop und musikalische Muse für Gucci und Maison Margiela. Sein märchenhafter Aufstieg überwand Tragisches, offenbarte „Tendresse“ und mündet jetzt im Triumph. Lana Del Rey, Mark Ronson, Jennifer Coolidge und John Galliano zählen zu seinen Fans. Und wir? Sind ebenfalls hin und weg.

Text:

Michael Rechsteiner – Fotos: Fullblvck & Frankie Allio

„Sobald wir zu atmen beginnen, sobald das Leben anfängt, ist alles möglich.“ Der Optimismus von Lucky Love ist ansteckend. Denn aus seinem Mund klingen diese Worte nicht wie eine Inspirationsfloskel, die dir deine Tante mit dem Bild eines Sonnenaufgangs per WhatsApp schickt, sondern sind das Fazit einer bislang außerordentlichen Biografie. Aus vermeintlichen Unmöglichkeiten schöpfte der in Nordfrankreich geborene Luc Bruyère Kraft, Geduld und Inspiration für eine derzeit steil durchstartende Karriere in der Mode- und Musikindustrie. Wir erwischen Lucky zum Interview auf seiner ersten Konzert-Tour, die ihn unter anderem durch die Schweiz, Kanada und Georgien führt.

Seit anderthalb Jahren wähnt sich Lucky Love in einem Wachtraum. Für einen geborenen Träumer wie ihn eigentlich eine gute Sache. Aber: „Du kannst dir nicht aussuchen, wie dein Traum in Erfüllung geht. Es passiert einfach. Und wenn es passiert, dann solltest du dafür bereit sein. Ich war es anfangs nicht und habe zunächst einfach so getan, als ob. Inzwischen fühle ich mich aber bereit. Ich weiß: Ja, das macht Sinn. Ich bin jetzt da, wo ich sein sollte.“ Im Sommer hat der Sänger seine neue Single „I’m Ready“ veröffentlicht, nachdem im vergangenen Jahr die Debüt-EP „Tendresse“ einen ersten tieferen Einblick in sein Schaffen gab. Mit introspektiven Chansons und schweißtreibenden Popsongs stellte sich Lucky Love als komplexer Künstler vor, der emotional in die Tiefe geht und gleichzeitig ein möglichst breites Publikum anspricht. Schnell zählten zu seinen Fans auch prominente Namen. Sam Smith und Lana Del Rey teilten Luckys Songs online. John Galliano bat den Franzosen, bei der Präsentation der Frühling-Sommer-24-Kollektion von Maison Margiela aufzutreten. Kurz darauf wurde der Song „Masculinity“ für den Soundtrack der Gucci-Show an der Mailänder Fashion Week auserkoren. Die Musikauswahl kuratierte Mark Ronson, der einst Luckys Idol Amy Winehouse produzierte: „Sie war die erste, die mich dazu inspirierte, meine Gefühle mit Musik auszudrücken. Ehrlich zu sein, mich verwundbar zu zeigen und dies mit der Welt zu teilen.“ Die Ankunft zu dieser Erkenntnis erfolgte über beschwerliche Umwege. Luc kam mit nur einem Arm zur Welt, was zu einer einsamen und gepiesackten Kindheit führte. Mode und ausgefallene Outfits dienten dem Teenager, sich von den Blicken auf der Straße zu befreien. „Ich wuchs in einer mittelgroßen Stadt in Frankreich auf. Dort kleideten sich alle gleich, niemand schien eine eigene Persönlichkeit zu entwickeln und diese durch Kleidung auszudrücken. Aber ich passte aufgrund meines Arms ohnehin nicht in diese Gesellschaft. Also dachte ich, wenn mich die Leute schon anstarren, dann wegen meines Kleidungsstils und nicht wegen meiner Beeinträchtigung. Durch Mode erschuf ich einen Avatar. Ich wurde zu dem Menschen, der ich sein wollte. Und nicht zu dem, der die Natur gemacht hatte.“

Nicht nur modisch glühte die Kreativität im Innern des jungen Lucs. Bereits im Alter von fünf Jahren begann er mit Tanz, mit 15 schrieb er sich in die belgische Kunstakademie von Saint-Luc ein. Zum ersten Mal fühlte sich der Außenseiter unter Gleichgesinnten, geriet aber auch in eine Essstörung und Drogensucht. An seinem 19. Geburtstag erhielt Luc die Diagnose, HIV positiv zu sein. Statt in Verzweiflung zu versinken, stieg in ihm neuer Lebensmut empor. Mit frischem Fokus zog Luc nach Paris,

„Sei geduldig, Mann. Eines Tages wird alles einen Sinn ergeben.“

wo er auf Empfehlung von Regisseur Abdellatif Kechiche („Blue Is the Warmest Color“) die Schauspielschule Cours Florent besuchte. In der legendären Drag-Bar Madame Arthur entwickelte der geborene Performer die Kunstfigur La Vénus aux Milles Hommes (mit ihren Initialen LVMH eine spitzbübische Anspielung auf das gleichnamige Luxusunternehmen) und sang zum ersten Mal Lieder live vor Publikum.

Als ein Casting Director Luc in einer Bar entdeckte, schien für den charismatischen Beau die Karriere als Model der nächste logische Schritt zu sein. Doch die Industrie blockierte damals noch. In den vergangenen fünf Jahren habe die Modebranche zwar viel für Inklusion getan, meint Lucky. Doch geschieht dies auch aus den richtigen Gründen? „Anfangs fühlte sich das großartig an, bestärkend. Ich liebte es. Wir sollten jede Art von Schönheit feiern. Ob du eine Behinderung hast oder Übergewicht, ob du eine trans Person bist – all das soll zelebriert werden. Doch inzwischen fühlt sich vieles an wie ein Marketingplan.“ Ehrliche Akzeptanz geriet so mancherorts zu reinem Verkaufskalkül.

I’M

READY

Er ist bereit zu lieben. Und für die Weltkarriere sowieso. Mit seiner aktuellen Single „I’m Ready“ rüstet sich Lucky Love für den internationalen Durchbruch. Der Franzose meistert Pop, der gleichermaßen Drama und Wärme ausstrahlt. Im Musikvideo zum Song besinnt er sich auf seine künstlerischen Anfänge als Tänzer und findet jene Familie, die er in den vergangenen Jahrzehnten gesucht hat. Im Herbst setzt Lucky Love seine Tournee fort und spielt unter anderem in Prag, Barcelona, Paris, Mailand und Berlin.

@thisisluckylove

Teil der Modeszene ist Lucky Love nun doch geworden. Nicht aufgrund seines Körpers, sondern seines musikalischen und lyrischen Talents. Der Garçon, der seine Kindheit meist allein verbrachte, nennt jetzt unter anderem Guccis Creative Director Sabato De Sarno einen guten Freund. Welchen Rat würde Lucky seinem jüngeren, oft traurigen Ich geben? „Jenen Menschen keine Aufmerksamkeit schenken, die mir weismachen wollten, dass ich nicht auf diese Welt gehöre. Und ich würde mir sagen, dass ich geduldig sein soll. Denn eines Tages wirst du die Familie finden, die du brauchst. Und die Menschen, die dir das Gefühl geben, dazuzugehören. Alles, was mir in meiner Kindheit passiert ist, mein fehlender Arm und sogar meine Süchte – alles, was ich durchgemacht habe, dient jetzt meiner Musik. In gewisser Weise war es notwendig, all das durchzumachen, um jetzt meine Botschaft der Welt zu vermitteln. Sei geduldig, Mann. Eines Tages wird alles einen Sinn ergeben.“ Mit seiner Musik zieht Lucky Love jetzt in eine Welt, in der sich viele Menschen schwer tun, einen Sinn und Schönheit zu finden. Doch der Sänger schenkt seinen Optimismus mit großer Kelle aus und teilt ihn explizit auch in seiner aktuellen Single. „Die Welt fällt momentan in ihre alten Gewohnheiten zurück. Ich kann nicht glauben, dass wir uns immer noch in Kriegen befinden. Doch auch deshalb singe ich im Text von ‚I’m Ready‘: Ich bin bereit zu lieben. Seid ihr bereit? Denn wir haben in unserer Geschichte so oft versucht zu hassen. Und seht, wohin es uns geführt hat. Was wäre, wenn wir versuchen zu lieben? Was, wenn wir versuchen zu verstehen? Was, wenn wir versuchen mitzufühlen? Nicht zu urteilen? Nicht zu allem eine Meinung zu haben? Und ich glaube, die Welt gibt sich tatsächlich Mühe. Das macht mir große Hoffnung. Da draußen sind eine Menge Menschen, die genauso denken. Die sich nach Frieden sehnen. Wir müssen ihnen Raum geben, ihre Botschaft zu verbreiten. Ich bin Franzose und deshalb mit Protesten aufgewachsen. Es liegt mir im Blut. Wir müssen für ein besseres Leben kämpfen, denn die Welt ist momentan ein trauriger Ort. Aber ich denke, dass nach jedem großen Sturm die Sonne am schönsten scheint.“ Eine These, für die Lucky Loves wundervoller Tanz im Rampenlicht der beste Beweis ist.

BEWITCHED VISIONS

Fotos: Lydia Roberts
Wenn Lydia Roberts nicht gerade malt, macht sie Fotos, die an Gemälde erinnern.
Wild mit Licht, Schatten und Perspektive spielen, und dann wirds spannend.

Schon unfair, wie unterschiedlich Kreativität verteilt ist. Während die einen weder mit Pinsel noch mit Kamera hantieren können, brilliert Lydia Roberts gleich in beiden Disziplinen. Was auch immer sie auf Papier bringt, eines zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Schaffen: Verzerrte Perspektiven und satte Farben –am besten in mehreren Schichten übereinander gelegt.

Vervielfacht und doch versteckt.

Do you see me?

„Schwarz-Weiß war meine erste Sprache“, sagt Lydia Roberts über die Liebe zum Farblosen.

Richtig gut ist ein Bild dann, wenn man mehrmals hinschauen kann und immer wieder Neues entdeckt.
Vier Augen sehen mehr als zwei.
Formen und Farben harmonisch komponiert.
Langweilige Porträts gibts bei Lydia Roberts nicht.

CANVAS, CAMERA, CREATION

Bei Lydia Roberts scheint die Kreativitätsquelle niemals zu versiegen. Warum dieser Eindruck gar nicht stimmt, sie aber trotzdem jeden Tag etwas erschafft, weshalb sie sich kaum mit anderen KünstlerInnen auseinandersetzt und ob sie sich mit KI auskennt, verrät sie im Interview.

FACES: Du malst, zeichnest und fotografierst. Welche dieser Künste kam zuerst, und gibt es eine, die du bevorzugst?

Lydia Roberts: Ich habe mit 13 begonnen zu fotografieren, und mit 21 fing ich an, die Malerei ernsthaft zu verfolgen. Jede Kunstform hat ihren ganz eigenen Zweck, und ich durchlaufe immer wieder Phasen, in denen die eine mehr dominiert als die andere.

F: Bezeichnest du dich als Fotografin, Malerin oder einfach als visuelle Künstlerin?

LR: Ich versuche, mich möglichst nicht an Definitionen anzubinden – sie verändern sich sowieso immer wieder.

F: Viele deiner Selbstporträts zeigen nur Teile von dir. Machst du diese Porträts, um selbst zu bestimmen, wie du als Frau dargestellt wirst?

LR: Zunächst waren die Selbstporträts eine Möglichkeit, mit bestimmten Problemen aus meiner Jugendzeit umzugehen. Ich habe dann im Laufe der Jahre damit weitergemacht, aber es geht mir nicht unbedingt darum, wie ich als Frau dargestellt werde. Ich sehe die Porträts eher als eine Fortsetzung der Möglichkeit, meinen Körper und mein Gesicht zu nutzen, um etwas zu kommunizieren. Oder um auf das Licht oder die Umgebung zu reagieren.

F: Die Menschen in deinen Fotos sind oft leicht verzerrt

Interview: Josefine Zürcher

oder unkenntlich gemacht. Was möchtest du mit diesen Porträts vermitteln?

LR: Verzerrungen und Spiegelungen bringen eine neue Art des Sehens mit sich, die mich manchmal mehr reizt als das Motiv direkt vor mir. Etwas Simples wie ein Loch in einem Zaun kann eine scheinbar banale Komposition völlig verändern.

F: In deiner Arbeit findet man neben Gesichtern auch viele Formen und Kontraste. Hast du jeweils eine genaue Vorstellung davon, was du darstellen willst, bevor du das Bild machst?

LR: Ich verlasse mich beim Malen und Fotografieren fast ausschließlich auf meine Intuition. In den wenigen Ausnahmen, in denen ich vorausplane, nimmt das Bild am Ende dann doch noch eine Kehrtwende.

F: Wenn du dich draußen der Straßenfotografie widmest, findest du es dann schwieriger, fremde Menschen zu fotografieren als Menschen, die du kennst?

LR: In gewisser Weise ist es einfacher – solange ich mir vorstelle, dass ich einen Unsichtbarkeitsmantel trage. Ich verfalle jeweils in eine Art Trance, in der ich mich entweder komplett von der Umgebung trenne oder völlig mit ihr verschmelze. Auch das Land, in dem ich mich gerade aufhalte, kann einen Einfluss darauf haben, wie einfach es ist, auf der Straße zu fotografieren. Touristin zu spielen hilft mir manchmal, komischen Blicken zu entfliehen.

F: Hattest du trotzdem schon einmal unangenehme Erfahrungen mit der Straßenfotografie?

LR: Die ganze Situation, Menschen zu fotografieren, ohne dass sie es merken, ist mir eigentlich unangenehm. Ich warte stets darauf, erwischt zu werden, aber es ist auch genau diese Angst, die als Antrieb für die Fotos fungiert.

F: Künstliche Intelligenz ist ein großes Thema, das sich vermehrt auch in die Kunst und Fotografie einschleicht. Was hältst du davon?

LR: Für mich ist das Thema noch relativ neu, weswegen ich mir noch nicht ganz eine eigene Meinung gebildet habe. Ich selbst verwende für meine Kunst keine KI, denn für mich ist es wichtig, dass die Arbeit direkt von mir kommt. Es wird natürlich noch viel passieren, aber ich glaube nicht, dass man sich auf KI als Ersatz für echte kreative Handlungen verlassen kann. Außerdem haben gerade die Arbeiten, die ich in den sozialen Medien veröffentlicht habe und die automatisch von KI zensiert wurden, die meiste Aufmerksamkeit auf sich gezogen – das scheint ja den Zweck zu verfehlen.

F: Deine Kunst wirkt so handgeschaffen und scheint tief aus dem Innern zu kommen. Denkst du, KI ruiniert genau diesen Aspekt der Fotografie?

LR: Ich bin ein bisschen technikfeindlich, daher scheint mir die Idee, selbst KI zu benutzen, völlig absurd. Es gibt noch so viel, das ich mit dem, was mich umgibt, erforschen möchte. Wenn wir uns darauf besinnen, dass das, was wir benutzen, ein Werkzeug ist, dann könnten Kunst und KI vielleicht nebeneinander existieren. Ich habe jedoch das Gefühl, dass Geräte, die uns eigentlich nur unterstützen sollen, andere Prozesse plötzlich auch dominieren. Und so laufen wir Gefahr, die wahre Kreativität zu verlieren.

F: Die Retusche weist Ähnlichkeiten mit KI auf, an sie haben wir uns aber scheinbar längst gewöhnt. Wie

„Es ist auf keinen Fall so, dass ich jeden Tag von Inspiration heimgesucht werde.“

stark bearbeitest oder retuschierst du deine Fotos?

LR: Ich benutze Photoshop, habe darin aber bewusst limitierte Kenntnisse. Vielleicht aus Faulheit. Oder aus Angst. Vielleicht auch wegen meiner Liebe zu Grenzen.

F: Eines deiner Markenzeichen sind unscharfe und überlagerte Bilder. Kreierst du diese Effekte von Hand oder mit digitalen Tools?

LR: Die Überlagerung erfolgt in Photoshop, aber ansonsten versuche ich, so viel wie möglich organisch zu erreichen, indem ich meine Tricks anwende: 50 Prozent durch etwas hindurch fotografieren, 50 Prozent Wackeln.

F: Wer oder was inspiriert dich dazu, Kunst zu schaffen?

LR: Es war eigentlich eine halbbewusste Entscheidung, die ich als Teenagerin getroffen habe – jeden Tag etwas zu erschaffen – und die ich in den letzten 16 Jahren beibehalten habe. Manchmal ist es auch einfach Besessenheit. Denn es ist auf keinen Fall so, dass ich jeden Tag von Inspiration heimgesucht werde.

F: Von welchen anderen KünstlerInnen lässt du dich inspirieren?

LR: Ich muss zugeben, dass ich mich nicht allzu sehr mit anderen KünstlerInnen beschäftige. Als ich jünger war, haben mich Man Ray und Francesca Woodman sehr beeindruckt. Und ich glaube, die Wirkung, die ihre Arbeiten auf mich hatten, ist bis heute da.

F: Erinnerst du dich an den Moment, als du zum ersten Mal eine Kamera benutzt hast?

LR: Als ich die ersten ernsthaften Fotos gemacht habe, war ich etwa 13 Jahre alt. Ich habe mich selbst und nach Farben sortierte Gegenstände auf meinem Schreibtisch fotografiert.

F: Ist dir die Kameraausrüstung wichtig?

LR: Mir ist überhaupt nicht wichtig, welche Kamera ich verwende. Tatsächlich sind es Kameras und die ganze Ausrüstung, die mir am meisten Angst machen. Da ich nur über begrenztes Wissen und eine begrenzte Auswahl an Geräten verfüge, kann ich meine ganze Energie direkt in die eigentliche Fotografie stecken.

F: Was ist die Kamera deiner Wahl?

LR: Etwas Kleines und Leichtes, das ich blitzschnell aus der Tasche ziehen kann.

F: Farbe oder Schwarz-Weiß?

LR: Es gibt für mich nichts Befriedigendes als ein Farbfoto, das funktioniert. In der Praxis denke ich sogar oft in Farbe, würde aber sagen, dass Schwarz-Weiß meine erste Sprache war.

F: Analog oder digital?

LYDIA ROBERTS

Ohne Pinsel oder Kamera in der Hand sieht man die Britin Lydia Roberts wohl selten, hat sie doch in ihrer Jugend den Entschluss gefasst, jeden Tag etwas zu kreieren. Die Disziplin zahlt sich aus, denn die Illustrationen der Dreißigjährigen sind in der New York Times abgedruckt worden und ihre Fotokunst ziert unter anderem ein Albumcover von Glass Animals. lydia-roberts.com

LR: Ich habe während dem Studium mit der analogen Technik experimentiert und war davon gleichermaßen fasziniert wie frustriert. Digital ist für mich viel praktischer und kostengünstiger.

F: Wo siehst du deine Zukunft als Künstlerin?

LR: Viel wird sich wohl nicht ändern – außer dass die Anzahl der Gemälde und Fotos, die ich mache, immer weiter wachsen wird.

F: Was bedeutet Kunst zu schaffen für dich? Ist es mehrheitlich befreiend oder bereitet es dir manchmal Mühe, eine Vision zu realisieren?

LR: Das hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert. Es begann als eine Art Bewältigungsmechanismus und ist inzwischen zu einer Erweiterung meines Wortschatzes geworden.

SATIRE POLITICAL PIECES

Was wir von rechten Politikern hören

«Ich werde alle fertigmachen!»

«Alle wollen mich fertigmachen.»

Wenn etwas so ungerecht ist, dass man keine Worte dafür findet, kommt Katja Berlin mit einem Tortendiagramm zur Rettung. Mit ihren Grafiken fasst sie seit Jahren kurz, knapp und mit einer großzügigen Portion Humor zusammen, was in unserer Welt so alles schief läuft. Wo der deutsche Humor sich noch verbessern könnte, warum ihr die Ideen für Tortendiagramme noch lange nicht ausgehen und ob sie im aktuellen politischen Klima noch Hoffnung verspürt, verrät sie im Interview.

Interview: Michael Rechsteiner, Josefine Zürcher Fotos: Katja Hentschler

Was Frauen fehlt, um Karriere zu machen

„Humor hat eine Entlastungsfunktion, er reduziert Stress und entspannt.“

FACES: Seit 2015 triffst du wöchentlich mit einem Tortendiagramm ins Schwarze. Wie viele Torten hast du noch auf Lager? Wie kommt es, dass dir nie die Ideen auszugehen scheinen?

Katja Berlin: Ich wünschte, mir würden mal die Anlässe für die Torten ausgehen. Aber sobald ich denke, jetzt habe ich alles gesagt, kommt wieder eine neue Krise, eine neue Quatschdebatte oder eine neue Forderung von Wolfgang Kubicki um die Ecke und damit auch wieder jede Menge Ideen.

F: Gibt es eine Ungerechtigkeit oder einen spezifischen Moment, der dich „radikalisiert“ hat? Oder dich zumindest angetrieben hat, Missstände in unterhaltsamen Diagrammen festzuhalten?

KB: Ich bin mit weniger festen Genderrollen erzogen worden als viele andere in Deutschland und habe deshalb schneller Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern bemerkt. Für mich war es zum Beispiel nicht natürlich, dass nur die Frauen nach einem gemeinsamen Abendessen in der Küche stehen und den Abwasch machen. Und als ich dann in meinen Zwanzigern auf Social Media aktiv wurde, war ich überrascht darüber, wie viel Frauenhass es dort gibt. Beides hat mich tatsächlich radikalisiert, aber meine Waffe ist der Humor.

F: Sind deine Torten eine Art „coping mechanism“, um mit der Schwere der Welt klarzukommen?

KB: Ja, absolut. Humor hat eine Entlastungsfunktion, er reduziert Stress und entspannt. Also alles, was wir in diesen Zeiten brauchen.

F: Gibt es eine Torte der Wahrheit, die du rückblickend bereust?

KB: Nein, es gibt natürlich welche, die ich weniger gelungen finde, aber ich bereue keine.

F: Bringst du dich mit deinen Diagrammen manchmal selbst zum Lachen?

KB: Ja, ab und zu. Bisschen peinlich, aber das sind meine Lieblingsmomente bei der Arbeit.

F: Denkst du mittlerweile in Tortendiagrammen? Oder ist es ein komplexer Weg von der Idee bis zum fertigen Diagramm?

KB: Die Grafiken sind tatsächlich Ergebnisse von längeren Denkprozessen. Die Ideen kommen nicht einfach so, wenn ich im Supermarkt gerade an der Kasse stehe.

F: Ist deine Arbeit einfacher oder schwieriger geworden?

KB: Beides. Sie ist einfacher geworden, weil auch Handwerk und Erfahrung zu einem guten Witz führen können und schwieriger, weil ich schon so viele Witze gemacht habe. Da muss ich jetzt schon immer überlegen, ob ich die Pointe nicht schon mal gebracht habe.

F: Worüber würdest du gerne einmal mehr schreiben als Platz hat in einem Diagramm?

KB: Schreiben eher nicht, aber alles, was ich über die Tortendiagramme hinaus denke, erzähle ich gerne auf Bühnen. Nächstes Jahr werde ich voraussichtlich eine kleine Deutschlandtour machen, eventuell komme ich sogar in die Schweiz.

F: Über welche weniger ernsten Themen würdest du gerne ein Tortendiagrammbuch (Im Stil von „Was wir tun, wenn

Wie man in Deutschland

Menschen mit rechtsextremen Einstellungen nennt

Umstritten

Unbequem

Meinungsstark

Besorgt

Querdenkend

Rechtsextrem

Wann sich

Rechtspopulisten als Opfer sehen

der Aufzug nicht kommt“) veröffentlichen und warum?

KB: Ich finde ja, dass Dating und Beziehungen ein riesiges Humorpotenzial haben, insbesondere für feministischen Humor. Aber einen ehrlichen Reiseführer in Grafiken könnte ich mir auch vorstellen.

F: Deine Tortendiagramme eignen sich wunderbar zum Teilen auf Instagram und Co. Wie oft bist du in den sozialen Medien unterwegs?

KB: Häufig, aber längst nicht mehr so häufig wie früher. Ich nutze Social Media viel zum Recherchieren, aber Freude macht mir das kaum noch. Früher habe ich viel mehr lustigen Content gepostet, jetzt nutze ich dafür fast nur noch Instagramstorys. Meine alte Netzheimat Twitter gibt es ja nicht mehr.

F: Liest du Hasskommentare im Netz?

KB: Nein, selbst die interessieren mich nicht mehr. Ich mache das mittlerweile schon viele Jahre und der Hass, der jetzt kommt, ist häufig von irgendwelchen russischen Bots oder von Typen, die nicht mal mehr kreativ beleidigen können. Die kann man getrost ignorieren.

F: Wann hast du das letzte Mal im Internet eine Behauptung gelesen und dachtest sofort: „Bullshit.“?

KB: Vor drei Millisekunden.

F: Wenn du den Stecker für sämtliche Social Media Plattformen ziehen könntest, würdest du es tun?

KB: Hielte man mir einen Knopf unter die Nase, mit dem man alle Plattformen für drei Jahre ausstellen könnte, käme ich ins Grübeln. Aber den gibt’s ja zum Glück nicht und ich möchte darüber auch nicht alleine entscheiden. Ich bin ja keine Autokratin.

F: Bei deiner Recherche für dein neuestes Buch bist du bestimmt auf einige großartige Ungereimtheiten der AfD gestoßen. Was hat dich am meisten schockiert und/oder amüsiert?

KB: Mit am lustigsten finde ich, dass sie so gerne das Maul aufreißen und die anderen „jagen wollen“, dann aber nur am Rumjammern sind, dass die demokratischen Parteien angeblich so fies zu ihnen sind.

F: Wie hat sich das politische Klima in Deutschland in den letzten zehn Jahren verändert?

KB: Es ist rechter geworden. Die Grenzen des Sagbaren haben sich verschoben, wie es so schön heißt. Wir erleben gerade einen echten Backlash, nachdem es kurz so aussah, als könne sich Deutschland auch mal für die Zukunft interessieren und nicht nur für die Vergangenheit.

Wenn man mit ihnen diskutiert

Wenn man nicht mit ihnen diskutiert

Wenn man sie interviewt

Wenn man sie nicht interviewt

Wenn man ihre Aussage ernst nimmt

Wenn man ihre Aussage nicht ernst nimmt

F: Wie ist deine Grundstimmung, wenn du auf die momentane Situation in der Politik schaut? Wütend, frustriert, optimistisch, ängstlich, inspiriert (weil es wohl ziemlich viel Material für neue Torten gibt)?

KB: Ja, und zwar alles gleichzeitig! Aber ein bisschen Hoffnung habe ich noch. So ganz ohne Hoffnung könnte ich meinen Job wohl an den Nagel hängen.

F: Was kann man tun – außer tolle Torten zu zeichnen –um mit dem Rechtsrutsch und anderen gesellschaftlichen Problemen klarzukommen? Was tust du persönlich?

KB: Es ist wichtig, dass wir uns informieren – und zwar nicht auf TikTok. Ich erlebe in meinem Umfeld, dass

„Wir Menschen ändern ja am liebsten gar nichts, außer uns zwingt eine akute Krise dazu.“

selbst aufgeklärte Menschen auf Fake News hereinfallen. Da müssen wir uns gegenseitig helfen und korrigieren. Wir stecken ja in einem internationalen Informationskrieg. Desinformationen, Propaganda und Falschmeldungen prasseln jeden Tag auf uns ein und nicht alle erkennen wir als solche. Die Wahrheit ist aber manchmal gar nicht so düster und mit ein bisschen mehr Hintergrundwissen fühlen wir uns weniger ohnmächtig.

F: Brauchen wir im Alltag mehr oder weniger politische Debatte?

KB: Ich erlebe privat so viel politische Debatte wie nie zuvor. Der russische Angriffskrieg, die Klimakrise oder der Rechtsextremismus werden ja jetzt schon im Small Talk thematisiert. Da wäre es vor zehn Jahren noch lediglich ums Wetter gegangen. Wie schön es wäre, wenn wir irgendwann wieder nur noch langweilige Gespräche über den Job führen, weil uns sonst nichts einfällt.

F: Was ist das Dümmste, was du je von einem Politiker oder einer Politikerin gehört hast?

KB: Ich glaube, Dummheit ist nicht das Problem, sondern der permanente Appell an niedere Instinkte und der geschieht ja durchaus bewusst.

F: Werden wir in 50 Jahren weiterhin in einem kapitalistischen System leben oder kommt da noch was?

KB: Sehr gute Frage! Das wüsste ich auch gerne.

F: Noch vor „Was Rechtspopulisten fordern“ erschien „Wofür Frauen sich rechtfertigen müssen“. Wofür musst du dich am meisten rechtfertigen? Und wofür willst du dich keinesfalls rechtfertigen müssen?

KB: Ich rechtfertige mich nie für meine persönlichen Lebensentscheidungen, auch wenn die natürlich wie alle persönlichen Lebensentscheidungen von Frauen immer wieder gerne in Frage gestellt werden.

F: Was ist der beste Ratschlag, den heute eine junge Frau mit auf den Weg bekommen kann?

KB: Ich hüte mich vor guten Ratschlägen, aber ich weise immer wieder gerne auf strukturelle Probleme hin. Kein Girlboss, keine „starke Frau“ kann diese Probleme aus dem Weg räumen, indem sie sich einfach nicht so anstellt oder indem sie sich anders verhält. Wenn du an mangelnder Vereinbarkeit verzweifelst oder sexuelle Belästigung erlebst, ist es nicht deine Schuld.

F: Was sind drei ganz einfache Dinge, die ein Mann tun kann, um kein Idiot zu sein?

KB: Erkennen, dass Frauen Menschen sind, ihnen zuhören und glauben. Aber ob das jetzt ganz einfache Dinge für einen Mann sind, hängt natürlich sehr von ihm ab.

F: Was antwortest du Leuten, die sagen, Humor dürfe heute viel weniger?

KB: Im Gegenteil, heutzutage darf Humor doch viel mehr. Es dürfen auch endlich Menschen lustig sein, die keine heterosexuellen weißen Männer sind. Jetzt hören wir so viele neue Pointen aus anderen Perspektiven, der Humor wird dadurch vielfältiger und besser. Wer sich jetzt mal einen deutschsprachigen Film anschaut, der in den Achtzigern als witzig galt, weiß, was ich meine.

Was uns zum Umdenken bewegt

F: Wann hast du zum ersten Mal bemerkt, dass du Leute zum Lachen bringen kannst?

KB: Wahrscheinlich in der Schule.

F: Wer ist der witzigste Mensch, den du kennst?

KB: Oh, das kann ich nicht sagen. Aber Tina Fey und Maya Rudolph stehen in meinen Top Ten.

F: Deutscher Humor wird im Ausland oft belächelt. Zurecht?

KB: Ja, der ist leider noch ausbaufähig. Deutscher Humor arbeitet gerne mit Abwertung Schwächerer, was eher spaltet als verbindet, und er braucht auch oft einen gewissen Rahmen, in dem er akzeptiert wird. Witze bei der Karnevalsrede ja, aber Witze in einem Meeting? Da hört der Spaß aber auf, Freundchen.

Wissenschaftlich fundierte Warnungen vor schlimmen Krisen, die uns aber rechtzeitig genug erreichen, um das Gröbste abzuwenden

Schlimme Krisen

KATJA BERLIN: WAS RECHTSPOPULISTEN FORDERN

Der Rechtsruck in der Politik ist beängstigend, doch Katja Berlin findet auch dann den Humor, wenn andere längst verzweifeln. Mit ihren berühmten Tortendiagrammen zeigt sie in ihrem neuen Buch, dass es bei so einigem, was die AfD erzählt, an Logik fehlt. Und sorgt so nicht nur für Lacher, sondern auch für eine nötige Prise Hoffnung mitten in besorgniserregenden politischen Entwicklungen.

Katja Berlin, „Was Rechtspopulisten fordern: Ein Manifest gegen den Rechtsruck in satirischen Grafiken“, YES publishing, ca. 15.–, m-vg.de

F: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“. Solche Sprichwörter gibt es zuhauf. Wenn aber die die Politik rasant nach rechts rutscht, die Erde wortwörtlich jedes Jahr mehr brennt, und Flüchtlinge zu tausenden ertrinken, Menschen in Palästina und Israel zu tausenden sterben – und wir das alles auf Social Media betrachten –reicht Humor da noch aus? Müssten wir nicht längst alle durchdrehen? Bis wohin reicht Humor, um mit diesen Dingen klarzukommen, und ab wann reicht er nicht mehr?

KB: Mir ist am 7. Oktober tatsächlich das Lachen vergangen und ich dachte, so, das war’s. Ich gebe jetzt auf und ziehe in den Wald, die Menschheit ist einfach zu schlimm. Und es hat eine Weile gedauert, bis ich dieses Gefühl wieder so weit zurückdrängen konnte, dass ich für andere Emotionen offen war. Ohne Verdrängung würden wir natürlich durchdrehen, aber wir müssen auch noch genug Schmerz durchlassen, um nicht ignorant zu werden. Und diesen Schmerz ertrage ich zumindest besser mit Humor.

F: Wie gut macht die deutsche Presse ihren Job?

KB: Den macht sie im Großen und Ganzen gut. Aber wir spüren natürlich schon einen ökonomischen Druck bei der Themenauswahl und bei der Tiefe der Recherche. Ich zahle deshalb auch gerne sowohl meine Rundfunkgebühren als auch für Online-Abos, um die Vielfalt weiterhin nutzen zu können.

F: Über welche Nachrichtenmeldung hast du dich zuletzt so richtig gefreut?

KB: „EU verabschiedet Gesetz zur Renaturierung“ – das war endlich mal wieder eine Schlagzeile über die EU, in der es nicht um Faschisten ging.

F: In einer gerechten Welt bräuchte es keine Torten der Wahrheit mehr. Wie sähe diese Welt für dich aus?

KB: Dafür reicht mein Vorstellungsvermögen nicht.

F: Was macht dir am meisten Hoffnung für unsere Zukunft?

KB: Wir Menschen ändern ja am liebsten gar nichts, außer uns zwingt eine akute Krise dazu. Und jetzt haben wir ja so viele Krisen, dass uns gar nichts anderes mehr übrig bleibt, als doch mal ein paar Dinge anders und besser zu machen.

F: Wie isst du Torte: Gabel, Löffel, von Hand?

KB: Gar nicht, ich bevorzuge Herzhaftes.

Links: EBEL SPORT CLASSIC, 8 DIAMANTEN AUF DEM ZIFFERBLATT, 33 MM. Kleid und Bluse von WILLIAM FAN. Ohrringe von & OTHER STORIES.

Rechts: EBEL SPORT CLASSIC, LUNETTE AUS 18 KARAT GELBGOLD MIT 59 DIAMANTEN UND AUF DEM ZIFFERBLATT 8 DIAMANTEN (PERLMUTT), 33 MM. Weißes Hemd von HELENE GALWAS. Gestreiftes Hemd von SEIDENSTICKER.

WATCH HER SHINE

Model, Moderatorin und Multitalent Elena Carrière zeigt uns, was wir diesen Herbst am Handgelenk tragen wollen: Eine Uhr von EBEL. Diese kommt am besten vor einer inspirierenden Kulisse zur Geltung. Kein Wunder also, fiel die Wahl auf die von Le Corbusier entworfene Villa Turque in La Chaux-de-Fonds, Schweiz, welche die Luxus-Uhrenschmiede 1986 erworben hat.

Photography: Sevda Albers
Talent: Elena Carrière
Photo Assistant: Anna Wegelin
Styling: Alexander Huber
Hair & Make-up: Linda Belkahla
Production: Julia Gelau
Location: Villa Turque, La Chaux-de-Fonds, Schweiz
EBEL SPORT CLASSIC, LUNETTE
KARAT GELBGOLD
ZIFFERBLATT
DIAMANTEN (PERLMUTT), 37 MM.
Hose von CALVIN KLEIN. Mantel von WOOLRICH.
Jacke & Mütze von LORO PIANA.
Kleid

OVERLOAD REISEN OHNE REUE

Massentourismus, Klimakrise –ist Verreisen überhaupt noch moralisch vertretbar? Vielleicht müssen wir unseren Horizont erweitern und neu lernen, wie man andere Kulturen entdecken kann: Länger verreisen, zu Fuß unterwegs sein und keinesfalls an Bord eines Kreuzfahrtschiffs steigen, wäre schon einmal ein guter Anfang.

Text: Ilija Trojanow

An einer Außenwand des Mercato Sant’Ambrogio in Florenz steht in rot strotzenden Buchstaben aufgesprüht: TOURISTEN TERRORISTEN. Im Park Güell in Barcelona brüllt ein Graffito: TOURIST: YOUR LUXURY TRIP MY DAILY MISERY („Deine Luxusreise ist mein tägliches Leid“). Auf den Wänden der Stadt breitet sich der Spruch aus: Tourists go home, refugees welcome. Offenbar will manch einer in der katalanischen Hauptstadt lieber Flüchtlinge aufnehmen als TouristInnen. Die Einwanderung hat die Stadt verändert, der Tourismus aber destabilisiert sie. Im Jahre 1990 kamen 1,7 Millionen TouristInnen, 2017 waren es 32 Millionen, das Zwanzigfache der Einwohnerzahl. Mieten schnellen in die Höhe, drängen Alteingesessene aus ihrer Nachbarschaft, TouristInnen besetzen den öffentlichen Raum. Auch in Venedig, Rom, Amsterdam, Berlin, Lissabon und Palma de Mallorca hat es schon Demonstrationen gegen Massentourismus gegeben. Die SalzburgerInnen überlegen sich händeringend, wie sie die Getreidegasse vor der völligen Verstopfung bewahren können. Die Einheimischen wehren sich gegen ein Phänomen mit dem modischen Namen Overtourism. Auf Deutsch: So viel ist viel zu viel. Jeder Ort hat eine ökologische, kulturelle und emotionale Aufnahmekapazität. Wir diskutieren täglich über Obergrenzen für Flüchtlinge, gestehen uns selbst aber gleichzeitig unbeschränkte Mobilität zu. Das ist nicht nur widersprüchlich, es illustriert einen unkritischen Umgang mit unseren Privilegien. Diese Probleme und Konflikte werden sich übrigens in Zukunft nur noch verschärfen: Die Welttourismusorganisation UNWTO geht für 2030 von jährlich 1,8 Milliarden Reisenden aus, vor allem wegen der neuen, reisefreudigen Mittelschicht aus China, Indien, Brasilien oder Russland. UrlauberInnen dürfte der Hass, der ihnen entgegenschlägt, eher verwundern. Wie kann es sein, dass das vermeintlich harmlose Bedürfnis, die Schönheiten der Welt zu besichtigen, als Angriff empfunden wird? Wir haben die schönste Zeit des Jahres kulturell verklärt. Erholung, Bildung, Kulturkontakt, Wirtschaftsaufschwung – mit Reisen verbinden wir positive Absichten, beglückende Aussichten, wertvolle Einsichten. Kaum eine andere Industrie produziert so viele paradiesische Abziehbilder.

„Wer also das wahre Reisen anstrebt, der vermeidet die schlimmsten Umweltsünden, aus Liebe zur Sache.“

EIN RECHT AUFS REISEN?

Da die Kehrseite konsequent ausgeklammert wird, wähnen wir uns auf Reisen in einer folgenlosen Blase und daher im Recht. Manche reden gar von einem Recht auf Fernreisen, auch noch zum (staatlich subventionierten) Schnäppchenpreis. In den Ländern des Südens geht die Ausweitung touristischer Infrastruktur oftmals direkt auf Kosten der Einheimischen, bedroht gelegentlich sogar ihr Überleben, wie etwa bei den Massai in Ostafrika, die schon vor Jahrzehnten von Bernhard Grzimek aus dem Ngorongoro-Krater verbannt wurden, weil Menschen den Eindruck eines Edens stören. Was sich 2017/18 in Loliondo östlich des weltberühmten Serengeti-Nationalparks ereignet hat, ist symptomatisch für einen schwelenden Konflikt: Mehr als 20' 000 Massai wurden von ihrem angestammten Land vertrieben, ihre Häuser (bomas) verbrannt, der traditionelle Zugang zu Wasserlöchern wurde ihnen verwehrt, damit wohlhabende Safari-TouristInnen ungestört Löwen und Antilopen bestaunen und gelegentlich jagen können. In einer Studie des Oakland Institute bezeugt ein Massai, eines der Safari-Unternehmen habe ein Zeltlager für KundInnen in seinem Dorf errichtet: „Stellen Sie sich vor, ein Fremder kommt und baut ein Gebäude mitten in Ihrem Heim.“ Fälle dieser Art gibt es weltweit unzählige. Oft beansprucht der Tourismus Land, das den Einheimischen weggenommen werden muss, mittels Bestechung, Drohung oder Gewalt. Es wäre blauäugig, sich als Reisender außerhalb der ausbeuterischen Mechanismen des neoliberalen Kapitalismus zu wähnen. Auch der Tourismus verletzt zunehmend Menschenrechte: Landraub, Kinderarbeit, Zwangsprostitution, Ressourcenverbrauch.Deswegen ist es oberste Aufgabe des modernen Reisenden, möglichst behutsam unterwegs zu sein, sanft aufzutreten, einen kleinen Fußabdruck zu hinterlassen. Es würde an dieser Stelle zu weit führen, alle Aspekte eines umweltbewussten und Menschen achtenden Reisens auszuführen. Bücher wie „FAIRreisen“ von Frank Herrmann legen detailliert und kompetent dar, worauf man achten sollte, damit die eigene Erholung nicht auf dem Rücken der Fremde ausgetragen wird. Angesichts der Überfülle an Informationen im Internet braucht es nur einen wachen, (selbst)kritischen Geist, um

Fotogruppe in Spanien, 1960er Jahre. Foto: © Paul Almasy
„Wir diskutieren täglich über Obergrenzen für Flüchtlinge, gestehen uns selbst aber gleichzeitig unbeschränkte Mobilität zu.“

herauszufinden, welches Reiseverhalten besonders schädlich ist. Wer sich in dieser Frage auf einen verantwortungsbewussten Reiseveranstalter verlassen möchte, dem sei der Verband für nachhaltigen Tourismus (forumandersreisen.de) empfohlen.

MEHR ZEIT, WENIGER UMWELTSÜNDEN

Die gute Nachricht: Die Intensität des Reisens steht umgekehrt proportional zum angerichteten Schaden. Wer zu Fuß unterwegs ist, schadet der Umwelt kaum und wird dafür mit bleibenden Erlebnissen belohnt. Am anderen Ende der Skala stehen die Kreuzfahrten: ökologisch verheerend, dafür oberflächlich und erlebnisarm. Zunehmend geht es bei diesen Verschiffungen nicht um die Entdeckung der Welt, sondern um Vergnügen und Verwöhnung an Bord. Das bezahlt die Umwelt und damit wir alle sehr teuer: Die Schiffe verbrauchen täglich im Durchschnitt 150 Tonnen giftiges Schweröl, für Luft und Wasser eine Katastrophe, aber billig! Und das bei rund 500 Kreuzfahrtschiffen weltweit – Tendenz steigend. In Häfen wurden 500' 000 Feinstaubpartikel pro Kubikzentimeter gemessen – an befahrenen Straßen in Berlin hingegen „nur“ 15' 000 (so ein Fachmann in Frank Herrmanns Buch). Auf diesen dreckigen Rußschleudern unterwegs zu sein bedeutet, die Augen zu verschließen, nicht nur vor der Welt, sondern auch vor den Folgen des eigenen Tuns. Angesichts der horrenden Ökobilanz des Flugverkehrs sollte man natürlich auch das Fliegen wenn möglich einschränken und zum Beispiel kurze Abstecher nach New York zum Shoppen vermeiden. Leider geht der Trend in die andere Richtung: Wir reisen immer mehr, aber zunehmend kürzer. Die durchschnittliche Reisedauer der Deutschen beträgt nunmehr etwas mehr als zwölf Tage, 1980 waren es noch achtzehn Tage. Nicht einmal jede zehnte Reise dauert drei Wochen oder länger. Auch hier gilt: Es ist in unserem eigenen Reiseinteresse, länger aufzubrechen, um aus dem Alltag wirklich auszusteigen, um tatsächlich irgendwo anzukommen. Wer also das wahre Reisen anstrebt, der vermeidet die schlimmsten Umweltsünden, aus Liebe zur Sache. Mit Moral hat dies nichts zu tun, eher mit Vernunft und tieferer Einsicht.

GEBRAUCHSANWEISUNG FÜRS REISEN

Reisen hat viele Gesichter – und die bekanntesten davon dreht Ilija Trojanow in seinem Buch „Gebrauchsanweisung fürs Reisen“ zum Licht. So schreibt er über Gepäck genauso fröhlich wie über die Unnötigkeit von Souvenirs, über das Reisen als Eremit und in der Gruppe, über Proviant und Durststrecken und über Zimmer mit und ohne Aussicht. Sein Werk ist etwas für alle, deren Puls in die Höhe prescht, sobald Flug, Zug oder auch nur das Hotel um die Ecke gebucht sind und es daran geht, Rucksack oder Koffer fürs große Abenteuer bereit zu machen.

Ilija Trojanow, „Gebrauchsanweisung fürs Reisen. Auch Reisen will gelernt sein.“, Piper, ca. 15.–, piper.de

ARENA DREAMS GOLD STAR RAPID RACE

Um mit Coolness durch den Modeherbst zu schreiten, braucht es nur zwei Dinge: Die richtige Attitude und das passende Outfit. H&M liefert die Looks, während Sängerin Mathea mit ihrer Aura besticht – fertig ist die Trend-Explosion.

Photography: Tobias Wirth
Talent: Mathea
Production: Julia Gelau
Photo Assistant: Mahnoosh Niakan
Styling: Alexander Huber
Fashion: H&M Studio Autumn/Winter 2024
Hair & Make-up: Chrissie Moissl using YSL Beauty
Location: Olympia Stadion Berlin

PUBLIC SERVUS

Für uns ließ sich Mathea alleine im Stadion ablichten. Normalerweise füllt die Sängerin solche aber mit Tausenden Fans dank Hits wie „2x“ und „Tränen“. Die Österreicherin zählt zu den erfolgreichsten Künstlerinnen in ihrer Heimat. Im Interview gibt sie uns ein Update zu ihrem zweiten Album, spricht über die schwierigste Zeit in ihrem Leben und verrät, ohne welche Accessoires man sie niemals antrifft.

FACES: Du arbeitest aktuell an deinem neuen Album. Wie hat sich dein kreativer Prozess im Vergleich zum Vorgänger „M“ verändert?

Mathea: Der Prozess hat sich stark verändert. Das zweite Album ist immer ein bisschen Fluch und Segen, besonders wenn das erste Album erfolgreich war. Dementsprechend bin ich viel verkopfter an die Arbeit herangegangen. Ich kann aber sagen, dass sich das gelöst hat. Ich bin jetzt auf einem sehr guten Weg und bereits im Endspurt. Neu ist, dass ich viele Songs und Demos komplett alleine getextet habe. Früher habe ich viel mitgeschrieben, aber immer im Austausch mit anderen. Jetzt sind die Songs und Texte noch näher an mir.

F: Wie wichtig ist dir die visuelle Komponente deiner Kunst, zum Beispiel in Musikvideos und auf Social Media?

M: Extrem wichtig, besonders nach dem ersten Album. Davor war mir das egal. Ich wollte einfach Musik machen. Doch in der Zeit, als ich eine Schreibblockade hatte, setzte ich mich trotzdem rund um die Uhr mit meinem Projekt Mathea und meiner Kunst auseinander. Ich machte mich auf die Suche und fragte mich: Was möchte ich eigentlich machen? Wie komme ich wieder dahin zurück? So habe ich auch meine große Liebe zur Mode entdeckt und über diese zu mir selbst zurückgefunden, auch musikalisch.

F: Ist Social Media mehr Fluch oder Segen im Leben einer Musikerin?

M: Beides. Manchmal feiere ich es, dass man aus seinem Schlafzimmer heraus viral gehen und einen Song promoten kann, ohne eine große Promo-Agentur im Rücken zu haben. Aber im Alltag als Musikerin immer online zu sein und zu performen und den Algorithmus bedienen zu müssen, ist schon hart. Gerade wenn man kreativ sein und sich auf das Wesentliche, nämlich die Musik, konzentrieren soll.

F: Welche Zusammenarbeit mit anderen KünstlerInnen war für dich bisher die spannendste und mit wem möchtest du gerne in Zukunft kollaborieren?

M: Die Spannendste war für mich das Feature „Wenn du mich vermisst“ mit Fourty. Ich habe eine Hassliebe zu TikTok und wir haben den Song dort promotet. Es war irgendwie eine Symbiose. Fourty und ich haben uns gut ergänzt und deswegen hat es auch toll funktioniert. Mit wem würde ich gerne mal arbeiten? Boah, das ist eine gute Frage. Ich bin ein gar nicht so heimlicher Shirin-David-Fan. Mich würde interessieren, wie sie arbeitet. Ich glaube, wir sind uns in einigen Dingen sehr ähnlich.

MATHEA

Von der Schuhverkäuferin zur gefeierten Künstlerin – Mathea hat in der Musikszene riesige Schritte gemacht. Mit ihrer Stimme, die einem den Boden unter den Füßen wegzieht und einem Selbstbewusstsein, das jede Bühne zum Glühen bringt, hat sich Mathea ihren Platz im Rampenlicht mehr als verdient. Nach ihrem ersten Auftritt bei „The Voice of Germany“ kannte ihr Weg nur eine Richtung: nach oben. Ihr Debütsong „2x“ schoss direkt an die Spitze der österreichischen Charts. Mittlerweile ist sie die meistgestreamte Künstlerin des Landes, sammelt Goldene Schallplatten und hat einen Amadeus Award im Regal stehen. @matheamathea

F: Welche Botschaft möchtest du deinen jungen weiblichen Fans vermitteln?

M: Lasst euch nichts einreden. Macht einfach euer Ding. Wenn ihr denkt, ihr seid auf dem richtigen Weg, dann zieht diesen durch. Es ist völlig egal, was andere von euch denken. Wenn man hier von der Erde mal rauszoomt, juckt es niemanden.

F: Du wolltest früher Tänzerin werden, musstest den Traum aber aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Wie dachtest du damals, würde deine Zukunft aussehen?

M: Das hat mich auf jeden Fall zurückgeworfen, weil ich ein sehr ehrgeiziger und zielstrebiger Mensch bin. Ich wollte tanzen, ich wollte eine eigene Tanzschule, ich wollte Background-Tänzerin werden. Ich wollte alles, was mit Tanz zu tun hat. Mittlerweile bin ich auch gar nicht mehr so weit weg davon, was eigentlich ganz lustig ist. Aber das war damals eine sehr dunkle Zeit in meinem Leben. Ich musste ein Jahr die Schule aussetzen, war ein Dreivierteljahr im Rollstuhl, musste wieder neu gehen lernen. Es war eine harte Krise. Aber ich habe dadurch zur Musik gefunden. Meine Eltern haben sich zu der Zeit ein Klavier ausgeliehen und so habe ich dann meine ersten Songs geschrieben.

F: Interessiert dich, was in der Mode jeweils im Trend ist? Was inspiriert deinen Stil?

M: Es interessiert mich auf jeden Fall, was gerade Trend ist. Inspiriert werde ich von Leuten auf der Straße. Und auch von vielen Menschen online, jedoch niemand bestimmtes.

F: Gibt es ein Outfit oder einen Look, den du auf der Bühne besonders gerne trägst?

M: Vom Outfit her nicht, weil ich mich in sehr vielen sehr wohlfühle und die Abwechslung liebe. Bei den Haaren bevorzuge ich es, wenn mein Bob nach hinten ist. Entweder durch einen Sleek-Look oder Buns, weil mich dieser Bob oft bei Live-Konzerten stört.

F: Was sind deine Must-Have-Teile und welche Accessoires sind für dich unverzichtbar, sowohl im Alltag als auch bei Auftritten?

M: Ich trage immer einen Armreif, zwei Goldketten und eine Silberkette. Ich liebe meinen Schmuck, den trage ich tagtäglich und nehme ihn auch nicht ab. Sonstige MustHave-Teile sind im Sommer auf jeden Fall Miniröcke. Ich liebe Miniröcke über alles.

F: Was hast du für ein geheimes Talent?

M: Ich kann sehr gut Skifahren. Ich bin aus einer SkifahrerInnenfamilie und bin früher Rennen gefahren.

Die Arsham Droplet: Ein Tropfen auf den heißen Style.

POCKET UNIVERSE DRIP

Die Kunst von Daniel Arsham ist eine Zeitmaschine. Der Amerikaner transformiert kontemporäre Alltagsgegenstände und Popkultur in Objekte, die von erhabenem Zerfall gezeichnet sind und die Archäologie der Zukunft vorwegnehmen. Doch seine neue Kreation dreht die Zeit nicht vor und nicht zurück – sie hält sie fest. Für die Schweizer Marke Hublot hat Arsham deren erstes Taschenuhr-Modell entworfen. Wir haben den Künstler bei der Präsentation seiner Arsham Droplet in London getroffen.

Interview: Mirco Ludolini

Redaktion: Michael Rechsteiner, Josefine Zürcher Fotos: Hublot

FACES: Was bedeutet Zeit als Konzept für dich als Künstler?

Daniel Arsham: Ich habe nie eine Show gemacht, bei der man reinkommt und alles auf einmal sieht. Es muss eine Reise sein, bei der man sich durch den Raum bewegt. Und alle meine Arbeiten verwenden Materialien, die sich auf Archäologie oder Geologie beziehen.

F: Hast du dich zuvor schon mit Uhren in deiner Arbeit auseinandergesetzt?

DA: Zeit ist generell immer präsent in meiner Arbeit. Ich habe Skulpturen gemacht, die eine Uhr beinhalten. In meinen Gemälden gibt es kein identifizierendes Element, das sie an eine bestimmte Zeit bindet.

F: Wie ging der Prozess deiner Kollaboration mit Hublot vonstatten?

DA: Es ist tatsächlich das erste Mal, dass Hublot etwas kreierte, das nicht perfekt symmetrisch ist. Wir KünstlerInnen verwenden gerne Materialien auf neue und ungewöhnliche Art und Weise. Dabei geht es um die Idee der Alchemie: Die Wandlung von einem Material ins andere. Dies ist ein wesentlicher Teil meiner bildhauerischen Arbeit. Der Saphirkristall sah bei Hublot zuerst aus wie ein geschmolzener Glasklumpen. Dann wird diese organische Masse in etwas Technisches geformt. Das brachte mich dazu, über die Möglichkeiten nachzudenken, die mir zur Verfügung standen. Meine ursprüngliche Idee war eine Tisch- oder eine Wanduhr. Die Ingenieure konnten aber das Saphirglas nicht so groß machen, wie ich es wollte. Ich habe mir all diese verschiedenen historischen Bilder von der Zeitmessung angesehen, die bis in die Renaissance zurückreichen. Offensichtlich waren Taschenuhren so etwas wie der Ursprung: Die erste Möglichkeit, die Zeit mit sich herumzutragen.

F: Was ist das Spezielle an der Arsham Droplet?

DA: Ich habe ein beidseitiges Clip-in-System entwickelt. So kann man die Uhr entweder als traditionelle Taschenuhr tragen oder sie kann in ein anderes Gerät eingeklinkt werden und so als Tischuhr zum Designobjekt werden. Das Designuniversum wird sogar auf die Verpackung ausgedehnt: Ein sandgestrahltes Aluminiumgehäuse mit drei verschiedenen Ebenen, in denen alles untergebracht ist.

F: Inwiefern hat diese Kollaboration mit Hublot die Grenzen der traditionellen Uhrenherstellung getestet?

DA: In gewisser Weise ist es eine Rückkehr in die Vergangenheit. Es ist etwa 100 Jahre her, seit Menschen Taschenuhren trugen. Aber das Objekt selbst fühlt sich futuristisch aus. Die Uhr sieht fast aus, als würde sie

HUBLOT X

DANIEL ARSHAM: ARSHAM DROPLET

Sie wirkt wie ein Wassertropfen, der aus dem ewigen Eis geschlagen wurde. Doch nicht nur dank ihrem Design bringt die Arsham Droplet die Herzen von Connaisseuren zum Schmelzen. Die erste Taschenuhr von Hublot bedient nicht bloß einen aktuellen Trend, sondern definiert diesen mit einem innovativen Konzept neu: Das Modell lässt sich auf klassische Art oder per Kette um den Hals tragen, zudem wird sie durch einen Aufsteller zum dekorativen Ausstellungsobjekt. Hergestellt aus Saphirglas, Titan und einem Uhrwerk, das nur alle zehn Tage aufgezogen werden muss, ist dieses Bijou ausgerüstet für die nächsten 100 Jahre –jedoch auf 99 Exemplare limitiert.

hublot.com

aus einer zukünftigen Ära stammen, verweist aber auf die Vergangenheit. Das ähnelt einigen meiner anderen Arbeiten. Es erlaubt den Objekten, in der Zeit zu schweben. Die große Herausforderung lag dann bei den Ingenieuren. Sie mussten herausfinden, wie die Funktionsweise der Uhr mit dem vorgesehenen Design funktioniert.

F: Die Uhr hat drei verschiedene Funktionen. Wie bist du es angegangen, einen Zeitmesser mit so vielseitiger Funktionalität zu designen?

DA: Hatten wir die Uhr einmal vom Handgelenk befreit, war sie frei, alles Mögliche zu werden. Das Clip-in-System für den Schreibtisch beispielsweise: Hublot hat noch nie so ein großes Objekt gemacht. Wenn man die Idee loslässt, hat sie das Potenzial, in verschiedenste Bereiche zu gehen.

F: Was soll deine Arbeit in der Kunst- oder Luxuswelt bewirken?

DA: Ich werde oft nach der Bedeutung gefragt, die hinter bestimmten Skulpturen oder Gemälden steht. Eine Uhr, ein Auto oder ein Stuhl verraten ihren Zweck. Malerei und Bildhauerei tun das nicht auf dieselbe Art und Weise, aber sie laden trotzdem zum Nachdenken ein. Die Aufgabe eines Künstlers ist es, Dinge zu enthüllen, die unter der Oberfläche unserer alltäglichen Erfahrung liegen.

F: Wie stehst du zu Künstlicher Intelligenz?

DA: KI ist einfach nur ein weiteres Werkzeug. Photoshop und 3D-Druck habe ich bisher auch in meinen Arbeiten verwendet. So wird auch KI Teil unserer Arbeitsweise werden.

F: Wie wünscht du dir, dass die Menschen deine Kunstwerke im Laufe der Zeit wahrnehmen?

DA: Als KünstlerIn kann man nur mit seiner eigenen Zeit arbeiten. Wenn wir ein Gemälde aus der Renaissance anschauen, dann ist dies voller Bezugnahmen auf die kulturellen Normen dieser Zeit – viele davon sind unmöglich für uns zu erkennen und zu verstehen. Meine Arbeit wird in Zukunft die gleiche Wirkung haben.

F: Welche Voraussetzungen muss ein Kunstwerk erfüllen, um zeitlos zu werden?

DA: Das großartige an zeitlosen Kunstwerken ist ja, dass dies niemals die Absicht war. Zeitlosigkeit muss durch Zufall geschehen.

F: Wenn du 1000 Jahre in die Zukunft reisen könntest, wo würdest du dann deine Kunst finden?

DA: Wer auch immer meine Arbeit in der Zukunft findet, wird sehr verwirrt sein (lacht). Sie fühlt sich ja jetzt schon an, als würde sie in die Vergangenheit gehören.

Daniel Arsham hat viel Arbeit

LOOSE WILD RECKLESS FREE STRANDED

Photography & Styling: Heiko Laschitzki
Models: Roberta Merz @ Euphoria Fashion Agency, Konstantina Aggel @ TeamModel Management
Body und Schmuck von ZALANDO. Top von MNG. Shirt von HOPE. Hose von BARBOUR. Schuhe von PUMA.

Bluse von UNBREAK.IT. Hosenanzug und Ärmel von KARL LAGERFELD. Ohrringe von PILGRIM.

Kleid und Jeansweste von GANNI. Blazer von BOSS. Strumpfhose von FALKE.

Body von PIECES. Top von BA&SH. Rock von JOSEPH. Kette von GLAMBOU.
Hemd von MAVI. Blazer von FABIENNE CHAPOT. Hose von DICKIES. Ohrringe STYLIST’S OWN.
Kleid von KARL LAGERFELD. Kragen von GOLDNER (über Zalando). Strumpfhose von ASOS. Schuhe von BILLI BI.

Top von CALZEDONIA.

Anzug von BOSS. Tuch von UNBREAK.IT.

Ohrringe von PIECES.

Bluse von UNBREAK.IT. Hose von BAUM UND PFERDGARTEN. Sonnenbrille von MYKITA.

Blaues Kleid von SAMSØE SAMSØE. Schwarzes Kleid von MARCIANO BY GUESS. Schuhe von UNISA.

Bluse von GESTUZ. Jacke von ARMEDANGELS. Strumpfhose von KUNERT. Schuhe von GCDS. Ohrringe von ASOS.

Top
IVY OAK. Weste von BA&SH. Hose von DAY BIRGER ET MIKKELSEN. Ohrringe von PILGRIM. Schuhe von UNISA.
See, Berge, oder kleines Dorf? Im La Darbia Hotel gibt es alle drei.

Was aussieht wie eine Märchenburg, aus der gleich Rapunzel auftauchen wird, ist in Wahrheit ein Hotel.

ENCHANTED QUIET LUXURY

Einfach alles stehen und liegen lassen und in ein verwunschenes Dorf in Italien auswandern – das wär‘s. Im bestens versteckten La Darbia Hotel beim Lago d’Orta im Nordpiemont lässt sich diese Fantasie ausleben. In 20 Wohnungen, jede mit ihrem eigenen Charakter und Grundriss, lässt sich der italienische Lifestyle bei See- und Bergblick genießen. Das Gründer- und Brüderpaar Gian Carlo und Matteo Primatesta war ursprünglich in der Architektur tätig, bevor sie das La Darbia in ein verborgenes Paradies und einen echten Geheimtipp verwandelten.

Interview: Josefine Zürcher Fotos: Tobias Kaser, Mats Ramus
Der malerische Lago d’Orta liegt nur einen Spaziergang vom Hotel entfernt.

Heimatgefühl: In kleinen Wohnungen lässt es sich prima vom Auswandern träumen.

„WIR HABEN DEN SPRUNG INS KALTE WASSER BISHER KEINE SEKUNDE LANG BEREUT.“
Dinner with a view: Hier lässt es sich bis zum Eindunkeln prima verweilen.
„DIE TATSACHE, DASS WIR KEINE PROFESSIONELLEN HOTELIERS WAREN, HALF UNS, DIE DINGE AUS EINEM ANDEREN BLICKWINKEL ZU SEHEN.“
Optimal vor der Sonne geschützt, könnten wir den ganzen Tag auf dieser Liege verbringen.

Das halten Gian Carlo und Matteo Primatesta von…

KREUZFAHRTSCHIFFEN:

Definitiv nicht unsere Art von Traumurlaub.

BUFFET-ESSEN:

Entspannt an einem Tisch zu sitzen und eine Mahlzeit zu genießen, ist ein wunderbares Ritual. Wenn man ständig aufstehen und anstehen muss, um sein nächstes Gericht zu bekommen, wird alles viel zu hektisch.

ALL-INCLUSIVE:

Auch nicht für uns. Es schmälert das Bewusstsein für die Wertigkeit einer Dienstleistung oder eines Gastfreundschaftskonzepts.

TRINKGELD:

Sehr wichtig. Es ist eine wertschätzende Geste, jemandem Anerkennung für seine Bemühungen um ein hervorragendes Erlebnis zu zollen. Dankbarkeit schafft gesunde, achtsame MitarbeiterInnen.

HUNDEN IM RESTAURANT UND IM HOTEL: Da haben wir unterschiedliche Sichtweisen. (lachen)

KINDERN IM RESTAURANT UND IM HOTEL: Natürlich

ANIMATEUREN:

Nicht im La Darbia. Unsere Gäste wissen auch so, wie sie ihre Zeit genießen können.

DRESSCODES: So lange Jeans und Turnschuhe trotzdem immer noch erlaubt sind, können wir mit einem Dresscode leben. (lachen)

TRIPADVISOR: Schöner und konstruktiver ist es, wenn die Gäste ihr Feedback im Gespräch mit uns vor Ort abgeben. Da kommen oft tolle Anregungen.

ONLINE TRAVEL AGENCIES:

Wir arbeiten vor allem mit ausgewählten Portalen, die sich in kleinen, feinen Nischen bewegen

NACHHALTIGKEIT:

Wir glauben fest daran, dass es wichtig ist, die lokalen Ressourcen zu erhalten –Handwerkskunst, Materialien und traditionelles Know-how.

SHARING ECONOMIES:

Ein kluger Ansatz für das tägliche Leben, der die individuellen Bedürfnisse berücksichtigt, aber auch das Potenzial einer Gruppe nutzt. Eine große Chance aus ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht.

FACHKRÄFTEMANGEL:

Fähigkeiten können gelehrt und erworben werden. Wenn Sie also ein verborgenes Talent und Potenzial in Ihren MitarbeiterInnen sehen, sollten Sie Wege finden, ihren Enthusiasmus zu steigern und diese Fähigkeiten zu vertiefen.

FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?

Matteo Primatesta: Durch Zufall. Oberhalb unseres Hotels La Darbia befindet sich ein Anwesen mit einer Wohnanlage, die wir vor vielen Jahren als Architekten und Bauherren realisiert haben. Von dort hat man einen fantastischen Blick auf den Lago d’Orta. Im Jahr 2008 – im Zuge der internationalen Finanzkrise, die auch den Immobilienmarkt und damit indirekt uns als Architekten betraf – entschlossen wir uns, beruflich neue Wege zu gehen. Als uns das völlig verwilderte und vernachlässigte Grundstück unterhalb des Wohnkomplexes zum Kauf angeboten wurde, waren wir zunächst skeptisch.

Gian Carlo Primatesta: Aber da war dieser unvergleichliche Blick auf den See... Wir hatten die Vision einer einmaligen, unkonventionellen Unterkunft am Lago d’Orta. Also beschlossen wir – mehr intuitiv als rational – das Anwesen zu kaufen. Das war die Geburtsstunde von La Darbia, und wir haben den Sprung ins kalte

ist‘s genauso schön wie draußen.

Drinnen

Wer doch nicht bis zum See runter will, kann seine Längen im

Wasser bisher keine Sekunde lang bereut.

F: Wie beschreiben Sie Ihr Hotel in einem Satz?

GP: Ein verzauberter Ort zwischen See und Himmel, den man, hat man ihn einmal erlebt, nicht mehr aus dem Kopf kriegt.

F: Führen Sie uns durch die Entwicklung Ihres Hotels von der Idee bis zum fertigen Resort.

MP: Es war ein Abenteuer und ein inspirierender Learning-by-Doing-Prozess. Die Tatsache, dass wir keine professionellen Hoteliers waren, half uns, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen und zwang uns, unseren eigenen Weg zu gehen. Das Ergebnis ist ein Ort, der definitiv einzigartig ist.

F: Nennen Sie uns drei Gründe, weshalb wir unbedingt bei Ihnen übernachten sollten.

GP: Der atemberaubende Blick auf den See, ein geschmackvolles Erlebnis – sowohl kulinarisch als auch ästhetisch – und die entspannte Dolce-Vita-Atmosphäre.

F: Woran müssen Hoteliers denken, worüber sich andere keine Gedanken machen?

MP: An alle unvorhersehbaren Elemente, die in irgendeiner Weise die Zufriedenheit der Gäste beeinflussen können. Auch an jene, die sich unserem Einfluss entziehen.

F: Worüber machen Sie sich zu viele Sorgen?

GP: All die winzig kleinen Details, die aber einen großen Unterschied machen.

F: Wie sind Sie als Chefs?

MP: Da fragen Sie lieber unsere MitarbeiterInnen! (lacht)

F: Was macht eine gute GastgeberIn aus?

MP: Ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Aufgeschlossenheit.

GP: Außerdem braucht es ein gesundes Gleichgewicht zwischen Perfektionismus, Flexibilität und dem ständigen

Bedürfnis nach Weiterentwicklung.

F: Welche Gäste mögen Sie am liebsten?

GP: Diejenigen, die neugierig sind. Die unseren Ort in all seinen Stimmungen und Nuancen erleben und wahrnehmen wollen.

F: Was können Sie bei Gästen nicht leiden?

MP: Wir haben zum Glück wirklich wunderbare Gäste, und es ist für uns erfüllend, sie glücklich zu sehen.

F: Was ist Ihr Anspruch an Ihr Hotel?

GP: Was ich von La Darbia erwarte, ist das, was ich auch von mir selbst erwarte: Die Möglichkeit, sich stetig weiterzuentwickeln.

F: Wie haben sich die Ansprüche Ihrer Gäste in den vergangenen Jahren verändert?

MP: Es hat eine Verlagerung stattgefunden: Vom reinen Bedürfnis nach einer Unterkunft hin zum Bedürfnis nach Urlaubserlebnissen, die alle Sinne ansprechen und eine neue Definition von Luxus bieten.

F: Welche Geschichte aus Ihrem Alltag als Gastgeber müssen Sie uns unbedingt erzählen?

MP: Da gibt es durchaus einige filmreife Episoden, aber wir verraten nichts!

F: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst auswärts übernachten?

GP: Auf eine ungezwungene Atmosphäre, bei der aber die Hingabe zu exzellentem Service und beeindruckender Ästhetik zu spüren ist.

F: Was unterscheidet ein gutes von einem grandiosen Hotel?

MP: Ein grandioses Hotel ist ein Ort, der über den Tellerrand hinausblickt, um Emotionen zu wecken.

F: Wo steht Ihr eigenes Bett?

MP: In einem kleinen Dorf.

GP: In einem Haus mit Seeblick.

Wo in der Natur entspannt es sich am besten? Am See, im Wald, oder doch mit Bergblick? Das Apartmenthotel La Darbia hat den Location-Jackpot geknackt und bietet unentschlossenen NaturliebhaberInnen alles, was das Herz begehrt. Oberhalb des beschaulichen Städtchens Orta San Giulio lernt man, was Entschleunigung wirklich bedeutet. In den 20 Wohnungen gibt es genügend Privatsphäre und doch wird man von den GastgeberInnen stets umsorgt. Etwa mit dem morgendlichen Frühstückskorb, der direkt vor die Tür geliefert wird. Ein Salzwasserpool und das hauseigene Restaurant inklusive Winetastings sorgen für Abwechslung, wenn man doch mal genug Me-Time hatte. Das ist la dolce vita! ladarbia.com

hoteleigenen Pool ziehen.

WILDERNESS GREEN ALIGNMENT

Was sich von außen so unscheinbar in die grüne Umgebung integriert, ist in Wahrheit ein mehrstöckiges architektonisches Wunderwerk.

Klare Linien und kühler Beton stehen im Kontrast zum saftigen Dschungel.

Wir haben es gefunden, das ideale Wochenendhaus. Es liegt im Valle de Bravo in Mexiko und kann auf den ersten Blick kaum vom umliegenden Wald unterschieden werden.

Bei diesem Projekt hatte der Respekt für die Natur oberste Priorität. Bäume stehen wie schützende Wächter vor dem offenen, modernen Bau und dienen somit als Erinnerung, sich stets der Natur anzupassen statt umgekehrt.

Text: Josefine Zürcher Fotos: Rory Gardiner

„DIE NATUR DIENT ALS INSPIRATIONSQUELLE UND MAHNT UNS, NIE ALLZU FEST EINGREIFEN ZU WOLLEN.“
Gerade Linien harmonieren mit lebhaften Bäumen.
Bei diesem Interieur kann man nur zur Ruhe kommen.
Dank hohen Fenstern ist man auch drinnen mitten in der Natur.
„EIN ORT ZUM ENTSPANNEN UND RUNTERFAHREN.“
Hier wird Minimalismus zelebriert.
Ein Pool, zwei Stühle, unendlich viel Seelenfrieden.

COPAS

Es ist ein Teufelskreis: Wir wollen uns in die Natur zurückziehen, weil sie uns guttut, und bringen dabei mit Lärm, Bauarbeiten und Abfall alles mit, wovor wir eigentlich fliehen wollen. Gut, gibt es ArchitektInnen, die wissen, wie man ein Bauwerk mit seiner Umgebung verschmelzen lässt. Für das Copas im Valle de Bravo in Mexiko wurde kein einziger Baum gefällt. Bäume spielen hier sowieso die Hauptrolle: Im unteren Stock sorgen sie bei den Schlafzimmern für Schutz und Privatsphäre, während der obere sich direkt in Richtung Baumkronen öffnet. Beim Ausheben der Fundamente wurde ein großer Felsen ausgegraben. Dieser sitzt nun als Statement Piece in der Eingangsterrasse.

Copas Valle de Bravo, Mexiko 964 Quadratmeter

Konzept: Pérez Palacios Arquitectos Asociados Projekt: Pablo Pérez Palacios, Emilio Calvo, Miguel Vargas, Andrés Domínguez, Nancy Estévez, Sergio Delgado, Adán García, ppaa.mx

WTF 27

Hast du in deinem Zuhause Platz für 27 Gäste? Ach, ihr wohnt zu zweit? Dann bereitet euch auf 54 BesucherInnen vor. Notfalls lässt sich ein Schlafsack selbst auf dem Balkon ausrollen. Und wer sich schon einmal zur Hauptverkehrszeit aus einer U-Bahn in Tokio gequetscht hat, kann auch durch solche Menschenmassen eine Schnittchenplatte von der Küche zum Couchtisch balancieren.

Gastfreundschaft auf engstem Raum: Während der Sommerzeit halten sich in Dubrovnik 27 TouristInnen pro EinwohnerIn auf. Damit ist die kroatische Küstenstadt gemäß einer Studie vom Ferienportal Holidu die überlaufendste Urlaubsdestination Europas, noch vor Rhodos mit 26 und Venedig mit 21 TouristInnen pro EinwohnerIn. Barcelona tritt inzwischen dem Übertourismus mit Wasserpistolen bewaffneten Protesten entgegen. Trotzdem –oder gerade deshalb? – findet sich das katalanische Traumziel nicht in den Top 10.

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