FACES Schweiz, Sommerausgabe 2023

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LOOK

06 2023 SOMMER CHF 8.50

S.14

The Faces

Shiadanni, Andre Rush, Melody Melamed, Phoebe Waller-Bridge, Fernando Alonso, Charles Jeffrey, Fabienne Hoelzel, Saint Levant, Elena Velez, Wes Anderson

S.28

The Hype

Fashion, Beauty, Travel, Eat&Drink

S.46

Voglia di Mare

Photography: Oliver Rauh

S.62

Hashtag Traveller Syndrome

Text: Alicia Joe

S.74

Where the Gods meet

One&Only Aesthesis

N°06/2023
Wie der Sommer duftet? Finde es raus.
N°06 /  2023 5
Athen ist um eine Attraktion reicher. S.74 Splish und Splash und ab ins kühle Nass! S.46
S.28

Coolness Faktor unendlich: Das sind die heißesten Sonnenbrillen der Saison.

S.84

S.84

Sun Protection

Sonnenbrillen

S.98

Front Runner

Interview: William Fan

S.104

Kleine Welt

Wohnen im Mini-Haus

S.114

Home Alone

Photography: Heidi Rondak

S.128

Was wir tragen, wenn wir zuhause Däumchen drehen.

S.114

Creative Mind

Interview: Silvan Borer

S.130

Into Interior

Unisex, saison- und trendunabhängig –William Fan macht vor, wie nachhaltige Mode funktioniert.

S.98

Interview: Gaetano Irpinio

N°06 /  2023 6

S.134

Gebäude aus Beton? Gähn! Wir wohnen zwischen Wänden aus rotem Klotz.

S.158

S.132

Nostalgic Dandy

Interview: Marco Tomasetta

S.134

The Observer

Photography: Patrick Cariou

S.148

Terra, Mare e Monti

Text: Daniel Speck

S.154

Costa del Rock

Hard Rock Hotel Marbella

S.158

Legomania

Häuser aus Backsteinen

S.10

Impressum

COVER

Photography:

Launchmetrics Spotlight SM

Model: Maria Keidj

Sonnenbrille, Schmuck und Oberteil von MISSONI.

S.12

Contributors

Von den Surfern zu den Rastafaris hat Patrick Cariou alle fotografiert, die ihm in 20 Jahren Fotoreise vor die Füße stolperten.
N°06 /  2023 8

Julia

IMPRESSUM

Herausgeber

Stefan Berger – berger@faces.ch

Patrick Pierazzoli – pierazzoli@faces.ch

CHEFREDAKTEUR

Patrick Pierazzoli

VERLAGSLEITUNG

Stefan Berger

CREATIVE CONSULTANTS

Florian Ribisch

Alex Wiederin

STV. CHEFREDAKTEURIN

Marina Warth – marina@faces.ch

GRAFIKLEITUNG

Joana Chopard – grafik@faces.ch

Redaktion FACES

Bertastrasse 1

CH-8003 Zürich

REDAKTION

Neda Hofer

AUTORINNEN

FOTOS & ILLUSTRATIONEN

Patrick Cariou, Oliver Rauh, Heidi Rondak, pa picture alliance (dpa), Launchmetrics SpotlightSM

TYPEFACES

Synt (Dinamo)

Salt Lake (Florian Ribisch)

VERLAG

Fairlane Consulting GmbH

Bertastrasse 1

CH-8003 Zürich

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN SCHWEIZ UND INTERNATIONAL

Tel. +41 43 322 05 37

Stefan Berger – berger@faces.ch

ANZEIGEN & KOOPERATIONEN DEUTSCHLAND

FACES Deutschland

Straßburger Straße 6D

D-10405 Berlin

Tel. +49 30 552 02 383

Director: Julia Gelau – julia@faces.ch

ABONNEMENTSPREISE

FACES erscheint 8 Mal im Jahr.

Einzelverkaufspreis CHF 8.50 / € 8.50

Jahresabo CHF 54.– / € 54.–

© Copyright 2023 Fairlane Consulting GmbH

Der FACES-Schriftzug/-Stern sind eingetragene Markenzeichen der Fairlane Consulting GmbH und dürfen nicht ohne deren Zustimmung verwendet werden. Nachdrucke, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Gelau, Neda Hofer, Alicia Joe, Michael Rechsteiner, Daniel Speck, Marina Warth
N°06 /  2023 10

THIAGO ALCANTARA

Heidi Rondak

Heidi Rondak ist einer dieser Menschen, die stets mehrere Eisen im Feuer haben. So gesellt sich zur Fotografie, der Regie und ihrem Dozentinnendasein auch das Schreiben, werkelt sie doch gerade an einem Buch, das Neulingen das Handwerk der Fotoproduktion darlegt. Heidi weiß schließlich, wovon sie spricht, fotografiert sie in Berlin, Paris und Stockholm doch Editorials, Lookbooks und Kampagnen. Bunte Farben und die Liebe zum Detail stecken tief in ihren Bildern, mit denen sie Geschichten erzählt, die einen mal schmunzeln, mal nachdenken lassen.

MERCI

None of us is as smart as all of us.

Samir Abou-Suede

Seine Welt ist nicht monochrom, sondern bunt wie eine Sommerwiese: Samir Abou­Suede, den seine engsten FreundInnen ausschließlich mit „Digga“ begrüßen, lebt für die Mode, und das spürt man, vom Zeh bis in die Haarspitze. Der Modedesigner und Fashion Stylist sorgt am Set fürs richtige Styling – und dafür, dass es immer was zu lachen gibt. Der Bremer weiß eben darum, wie ein gutes Foto entsteht, und das gilt für Werbekampagnen genauso wie für Editorials: Ohne Spaß geht gar nichts.

Oliver Rauh

Public Relations­ und Marketing­Jobs füllen das Konto, wärmen jedoch nicht das Herz. Deshalb setzt Oliver Rauh auf ein anderes Gespann, auf Styling und Fotografie nämlich, zwei Leidenschaften, für die er bereit wäre, wochenlang von Brot und Wasser zu leben. Muss er glücklicherweise natürlich nicht, denn Oliver ist gut in dem, was er tut, stylte schon Lady Gaga oder arbeitete für BMW, Hermès, Condé Nast und regelmäßig auch für uns. Vielleicht hast du Rauh im TV erspäht, als Gastjuror bei Pro7 oder wenn er für die Münchner Tafel als Botschafter die Lanze schwingt.

Neda Hofer

Verdammt, schon sind sie rum, die zwölf Monate, in denen Neda Hofer als Praktikantin durch unsere Redaktion fegte. Die Haarfarbe wechselte, die Sympathie wuchs – wie könnte es auch anders sein, wenn uns die 20-Jährige von ihren Tattoo­Selbstversuchen erzählte oder davon, wie sie auf Grosis Nähmaschine aus Secondhandklamotten neue Teile kreiert, für die nicht nur ihr Freundeskreis in die Hände klatscht. In Nedas Adern brodelt die Kreativität, dank der ihr kommendes ZhdKStudium garantiert zum Abenteuerspielplatz wird. You’ll rock it, da sind wir uns sicher.

N°06 /  2023 12

MEINE WELT, WIE SIE MIR GEFÄLLT.

150 SHOPS & RESTAURANTS

Montag bis Samstag, immer von 9 bis 20 Uhr shoppitivoli.ch

FOL LOW US

THE FACES

„THE WINNER TAKES IT ALL.“

N°06 /  2023 14
Text: Michael Rechsteiner

Ein Name wie ein Medium und eine Stimme wie ein frisch gebrühter Cappuccino.

DRAMA QUEEN

Wessen Glamour- oder Guacamole-Reserven alarmierend tief sind, der findet bei Shiadanni Abhilfe. Auf Instagram und TikTok führt sie in ihrem hyper-starallürigen Alter Ego Shiadiva durch einen verzweifelt pompösen Alltag –meist unter den größten Hüten, die je im Internet gemessen wurden. Fertig lustig wird es aber für die Mexikanerin, wenn sie ans Mikrofon tritt. Dann singt sie verführerischen Electro-Pop-Noir, wie auf ihrer neuen Single „Stellar“.

SHIADANNI
©
N°06 /  2023 15
@SHIADANNI

ANDRE RUSH

KÜCHENENDGEGNER

Bei diesem Koch isst selbst Donald Trump den Brokkoli vom Teller auf. Für vier US-Präsidenten stand Andre Rush im Weißen Haus hinter dem Grill. Selber verputzt der Army-Veteran täglich 10'000 Kalorien und verwandelt diese mit 2'222 Liegestützen in jene zwei Panzerrohre, die er Oberarme nennt. Joe Biden muss sich derweil einen neuen Herd-Helden suchen: Andre Rush serviert neu in der von Gordon Ramsay produzierten TV-Show „Kitchen Commando“.

© CHEF RUSH / KITCHEN COMMANDO N°06 /  2023 16
Mit diesem Bizeps wird die Küche zum Wrestlingring.

MELODY MELAMED

HAUTNAH

Jede Narbe, Falte und Pore wird vor ihrer Linse zur wundervollen Landschaft. Zu Zeiten, in denen die Körper queerer Menschen zum politischen Schlachtfeld geworden sind, inszeniert Melody Melamed diese im Fotoband „The Book of Skin: Shangri-la“ in all der Schönheit, Verletzlichkeit und Stärke. Die für Paper Magazine, The New Yorker und Financial Times tätige Portraitfotografin hat damit ein intimes Denkmal geschaffen, das zum Mitfühlen anregt.

Melameds Fotografien sind der Inbegriff von Authentizität.
N°06 /  2023 17
© MARGO LANG

PHOEBE WALLER-BRIDGE …AND ACTION!

Was sucht er jetzt schon wieder? Für diesen Kinosommer greift Harrison Ford in „Indiana Jones and the Dial of Destiny“ erneut zur morschen Peitsche. Ihm zur Seite steht Phoebe Waller-Bridge als scharfzüngiges Patenkind. In ihrer Comedyserie „Fleabag“ kreierte sie bereits einige der witzigsten Dialoge der jüngeren TV-Geschichte. Wenn sie jetzt auch noch aus explodierenden Jeeps springen kann, ist die Engländerin definitiv nicht mehr aufzuhalten.

© PICTURE ALLIANCE / PHOTOSHOT / KYUSUNG GONG / AVALON N°06 /  2023 18
Harrison Ford übergibt seine Peitsche – hoffentlich ein für allemal.

FERNANDO ALONSO

FAST TIMES

Alter, fährt’s noch? Und wie. Mit 42 Jahren ist Fernando Alonso eigentlich im Herbst seiner Karriere. Doch das Laub wirbelt er dabei so hoch wie schon lange nicht mehr. Seit die Formel-1-Legende in dieser Saison für Aston Martin im Boliden sitzt, mischt der Spanier wieder ganz vorne mit und schaffte es in den ersten drei Rennen jeweils aufs Podest. Doch was halten wir vom hartnäckigen Gerücht, dass er Taylor Swift daten soll? Völlig abgefahren.

Geld scheffeln mit Rasen? Geil! © PICTURE ALLIANCE / HOCH ZWEI N°06 /  2023 19

CHARLES JEFFREY SHOCK-SCHOTT

Neuerdings bleibt Charles Jeffrey am Abend auch gerne mal einfach zuhause. Einst finanzierte der Schotte sein Design-Studium mit der Party-Reihe Loverboy, aus der das gleichnamige Modelabel entstand. Loverboy prägte Londons Clubkultur, umgekehrt kreierte CJ aus den rauschenden Nächten wilde Kollektionen. Und auch wenn der 33-Jährige häuslicher geworden ist, zeigt sein neuester Output an der Milan Fashion Week: Loverboy treibt es noch immer bunt.

© PICTURE ALLIANCE / IK ALDAMA / IK ALDAMA N°06 /  2023 20
Kunst oder Gruselkabinett?

FABIENNE HOELZEL STADT, LAND, FLEISS

We built this city on Rock’n’Roll. But now what? Fabienne Hoelzel hat darauf die nicht immer einfachen Antworten. Die studierte Städteplanerin und Architektin aus Aarau beschäftigt sich mit Lösungen für Wohnraum der Zukunft und ist gefragte Interviewpartnerin in Deutschland und der Schweiz. Das von ihr gegründete Unternehmen Fabulous Urban arbeitet aktuell im nigerianischen Lagos und fördert mit Projekten die Infrastruktur und lokale Community.

Mit ihr wagen
©
N°06 /  2023 21
wir den Blick in die Zukunft.
ULRIKE MYRZIK

SAINT LEVANT

PALESTINE CHILL

Die Songzeile „I’m focused and have very few friends“ brachte ihm über Nacht very many Fans ein. Und seit sein Lied „Very Few Friends“ zum fettesten Viral Hit des Frühlings aufblühte, gilt Saint Levant als die Popstimme der arabischen Welt. Aufgewachsen im Gazastreifen, rappt der Wahlkalifornier in drei Sprachen und verarbeitet dabei auch seine Kindheit im Kriegsgebiet. Dior hat mitgelauscht und ihn zum Gesicht der Fragrance Division gemacht.

© DIOR BEAUTY N°06 /  2023 22
Poster-Boy mit Rotem-Teppich-Potential.
lalaberlin.com andy-wolf.com

ELENA VELEZ DIAMONDS & RUST

Zwischen den High-Fashion-Polen NYC und L.A. liegt in den USA modisches Brachland aus übergroßen „Hard Rock Café“-Shirts: Elena Velez macht mit diesem Gerücht Schluss. Die Designerin stammt aus der Midwestern-Arbeiterklasse und schmiedet Kleidung, die Femininität zelebriert und scharfe Kanten stehen lässt. Popstars wie Solange, Rosalìa und Arca sind begeistert. Ebenso das Council of Fashion Designers of America, das Elena Velez kürzlich aufnahm.

© PICTURE ALLIANCE / BILLY BENNIGHT / ADMEDIA
N°06 /  2023 24
Der Kassenschlager des Mittleren Westens.

Der Mann vom anderen Stern blickt in seinem nächsten Film ins Weltall. Im Sommer startet „Asteroid City“ von Regisseur Wes Anderson. Für den intergalaktischen Trip hat sich halb Hollywood eine Bordkarte gesichert: Scarlett Johansson, Tom Hanks, Margot Robbie sind einige Stars, die der Texaner ins perfekt arrangierte Firmament setzt. TikTok kann den Kinostart kaum abwarten und inszeniert Kurzvideos, als stammten sie vom Grand Maître persönlich.

WES ANDERSON MR. PERFECT
© PICTURE ALLIANCE / CAPTITAL PICTURES / RICK GOLD N°06 /  2023 26
Anderson macht sich seine Welt, so pastell wie sie ihm gefällt.

THE HYPE

„NOTHING ELSE MATTERS.“

Text: Marina Warth
N°06 /  2023 28

FASHION

It-Piece STRANDGUT

Die kitschige Muschelkette hat ausgedient. Jetzt tunken wir das prächtige Gut in edles Gold und hängen es uns als Andenken um den Hals. David Koma treibt die Sucht nach dem Meer auf die Spitze und kombiniert die auffällige Kette mit einem Look in Hau-drauf-Blau, der uns selbst am grausten Tag die Meeresbrise in der Luft erahnen lässt.

Don’t worry about not fitting in.
29 N°06 /  2023

Collaboration

HOT STUFF

Gemeinsam geht alles besser. Deshalb tun sich Wolford und N21 in dieser Saison auch zusammen und bringen zusammen eine Kollektion heraus, die es uns leicht macht, bei fehlendem Sonnenschein dennoch zu grinsen. Heiße Strumpfhosen, coole Spitzen-Suits und Cutout-Bodys lassen uns vor Entzückung jauchzen. Was uns drunter verschmitzt lächeln lässt, sorgt drüber für Aufregung und mindestens so viele Komplimente, dass es für den ganzen Sommer reicht. wolfordshop.com und numeroventuno.com

N°06 /  2023 30

Nice to have

SCHWIMMRING

Irgendwas zwischen Gemütlich-Sandale und Rockstar-Heel, gerade so sexy, dass man beim Anblick noch ans Clubben denkt, und doch so

don’t mind a bikini bottom.“ Kate Moss

The Look BARBIE GIRL

Noch mehr Denim?

Ernsthaft?! YES! Und weshalb? Weil GCDS den Jeans-Look neu interpretiert. Rosa statt blau, auf Figur geschnitten statt oversized – und sowieso, hat der Destroyed-Look je eleganter ausgesehen?

Es ist Gold, was glänzt.

bequem, dass wir darin stundenlang die Promenade rauf- und runterspazieren können: Das ist die PlateauSandale von Ferragamo

aus goldenem Ziegen- und Lammleder (ca. 1'590.–) gemacht für den Sommer und für Göttinnen, die keine Kompromisse eingehen.

N°06 /  2023 31
„I

New Brand COMFY

Weg mit den Blasenpflastern und her mit Sandalen, die weder drücken noch kneifen, sondern einfach perfekt sitzen. Das Schweizer Label URBNC3 modelliert mit Hilfe von SmartphoneScans und 3D-Druck individuelle Sohlen, die uns genau die Stütze liefern, die unsere Füße brauchen. Steht die ergonomisch perfekte Sohle, liegt es an uns, wie der fertige Schuh dann schließlich aussehen wird. Der OnlineKonfigurator hilft, den perfekten Riemen zu finden und unseren Sandalen unseren favorisierten Look zu verpassen. Produziert wird aus biologisch abbaubaren, veganen und recycelbaren Materialien. Der offizielle Launch steht kurz bevor, auf urbnc3.com kannst du dich bereits eintragen.

Alles kommt zurück. Das gilt für die Mode aus vergangenen Zeiten genauso wie für Materialresten. Neubau Eyewear und das deutsche Modelabel Odeeh legen

geometrischen Formen und den poppigen Farben zurück in die 60er und 70er katapultieren. Was an Materialabfall während der Produktion der farbenfrohen Brillen anfiel, verarbeiteten die beiden Labels zu modischen Accessoires und machen damit vor, wie nachhaltiges Denken tatsächlich funktioniert.

Neubau Eyewear X Odeeh, „Phaedra“ und „Alexis“, je ca. 380.– (neubau-eyewear.

Unfuck the World BACK TO THE FUTURE
N°06 /  2023 32

New Collection TRAVEL FEVER

Du sitzt ratlos vor dem Kleiderschrank und weißt einfach nicht, was du alles in deinen Koffer werfen solltest, um im kommenden Urlaub garantiert für jede Situation gewappnet zu sein? Nun, wir stehen zwar nicht so ganz auf den Head-to-Toe-Look, aber Guccis neue Sommerkollektion hält all das bereit, was du am Strand oder beim Pool brauchst.

Zudem pimpt das Label seine Ikonen und verpasst Taschen wie der Jackie 1961 oder der Horsebit 1955 mit gewebtem Raffia einen neuen Look, der nach Abenteuern schreit. Dazu gesellen sich Loafers und Slippers, die uns durch den Flughafen tragen und bis in die Ferne, wo wir in lockeren Jacken und coolen Hemden den Sommer genießen. gucci.com

N°06 /  2023 33

BEAUTY

Hair Trend

THE MORE THE BETTER

Man muss sich gar nicht für das Eine entscheiden. Das gilt etwa für den Look von Saint Sernin, der sie alle zusammenbringt: Krepp-Strähnen, Wet-Hair und geflochtene Zöpfe. Weshalb das Ganze funktioniert? Weil nichts und niemand der Frisur die Show stiehlt.

N°06 /  2023 34
The surface is only skin deep.

Unfuck the World FOLLOW THE MOON

Manchmal ist sie unersättlich, diese graue Wolke, die über uns donnert und unsere Mundwinkel nach unten drückt. Dann hilft es, die Perspektive zu wechseln und sich einen Moment Zeit zu nehmen. Am besten geht das mit Hilfe des Aurasprays „We are Cherished“ des Zürcher Labels The Goddess Collective, das nur Gutes (weil vegan) und Schönes (rein Natürliches aus dem eigenen Garten) in sein

Fläschchen packt. Da finden sich dann Lavendel, Rosmarin, ätherische Öle wie Palo Santo und bei Vollmond aufgeladene Kristalle – weil wir in gewissen Momenten jegliche Unterstützung brauchen können. The Goddess Collective, „We Are Cherished“, Auraspray, 50 ml, ca. 34.– (ab Juli ebenfalls erhältlich: zwei Aurasprays zu den Themen Abundance und Love, thegoddesscollective.ch)

Make-up Trend HUMID

Schlecken ist nicht! Zumindest nicht dann, wenn du dir die Mühe machst und deine Lippen aka Sinéad O’Dwyer auf Hochglanz trimmst. Unbedingt einen Lipliner verwenden für messerscharfe Linien und die Lippe doppelt mit beerigem Lippenstift bemalen. Danach von der Lippenmitte nach außen mit einem Pinsel klares Lipgloss auftragen. Und dann? Lächeln – und auf keinen Fall Knutschen!

N°06 /  2023 35

The Look SILBERSTREIF

Dieser Look bei Tory Burch schreit nach Salz im Haar und Sonne im Gesicht. Sonnenschutz auf die Haut, transparentes Gloss auf die Lippe und Licht aufs Lid. Wie es geht? Auf dem oberen Lid ein Dreieck mit silberfarbenem Kajal vorzeichnen und ausmalen. Danach mit einem Pinsel vorsichtig etwas Lidschattenbase auftupfen und mit Glitzerpigment oder grobkörnigem Glitter nachlegen.

Nice to have BROWN SUGAR

Wehe, du gehst tatsächlich zum Vorbräunen auf die Sonnenbank! Das schadet dir und deiner Haut, also lass es einfach bleiben. Damit deine Beine beim ersten Ausflug an die Strandbar dennoch mehr an Karamell-Eis denn an Fior di Latte erinnern,

hilfst du mit dem „Instant Bronzing Mist“ von James Read nach. Mit der 360-Grad-Düse erreichst du jede Stelle, und ehe du auf drei gezählt hast, bist du Karibik-Braun von Head to Toe. James Read, „Instant Bronzing Mist“, 200 ml, ca. 40.–

N°06 /  2023 36

Liebling THE BOY

Den Namen eines Poeten, den Look eines Rockstars und ein Augenaufschlag, der Herzen bricht.

Timothée Chalamet gehört zu Recht auf den Roten Teppich und als

Poster an die Wände junger Fans, die immer mal wieder über die Aussprache seines Namens stolpern. Mit Filmen wie „Dune“ oder „Call Me by Your Name“ füllt der Boy,

der eigentlich gar keiner mehr ist, seinen CV, dem er ab sofort sein neues Engagement als Ambassador für Chanels Parfumklassiker „Bleu de Chanel“ hinzufügt.

N°06 /  2023 37

„Aire Anthesis“ erinnert an einen Spaziergang durch die Natur. Kräftig bläst der Wind und trägt den Duft der Zistrose in unsere Nase, den Geruch von Sandelholz, dazu diese Süße von Rhabarber und Birne. Wir schnuppern und erfassen diese fruchtigflorale Mischung, die uns Loewe mit seinem Neuling da vor die Füße wirft. „Anthesis“ ist das neueste Mitglied in der AireFamilie des Labels, in deren aller DNA die Zistrose schlummert, diese Wildblume aus dem Hinterland der Iberischen Halbinsel, die dort zwischen kargen Felsen ihren Kopf gen Himmel streckt. Loewe, „Aire Anthesis“, 100 ml, ca. 190.–

New Perfume
LÜFTCHEN
N°06 /  2023 38

Weiss

We love BLACK BEAUTY

Wir wollen nicht entweder oder: Wir wollen alles! Deshalb setzen wir auch auf die neue Mascara aus dem Hause des Naturkosmetik-Labels Lavera, die die Wimpern definiert, verdichtet und tiefschwarz färbt. Die Formel aus Arginin, Keratin, Schwarztee-Extrakt und Rizinusöl macht’s möglich, dass die Wimpern stark und schön in die Höhe schießen, ohne dass die Mascara verklumpt oder verklebt. Besonderes Highlight: der Glasflakon, dessen Inspiration im vulkanischen Gesteinsglas Obsidian liegt. Chic! Lavera, „Black Obsidian Mascara“, ca. 23.–

New Concept

BETTER SELF

Immer auf Achse und ständig auf der Überholspur? Das hinterlässt seinen Abdruck – und hat Konsequenzen. Damit wir wissen, woran wir eigentlich sind, lohnt es

sich, mal ganz genau hinzuschauen. Das Schweizer Start-up Care analysiert Herz, Körper und Blut und gibt dir die Tipps an die Hand, die du brauchst, um wieder auf

Vordermann zu kommen. Gegen Vitamin-D-Mangel hilft die Serum-Kur, gegen das lästige Hüftpolster das Training mit der Care-Community. Für den Extra-Boost gibt’s zudem

passende Infusionen, die je nach Bedürfnis dein Immunsystem stärken, deinen Metabolismus ankurbeln oder mit Aminosäuren dein FitnessLevel pushen. care.me

„Your skin is like a plant. You have to water it.“ Emily
N°06 /  2023 39

TRAVEL

ARCHIPELAGO

Umgeben von Wasser, den Horizont stets im Blick und dieses RobinsonCrusoe-Feeling als ständiger Begleiter: So ist das auf einer Insel. Wer bei der Vorstellung

keine Beklemmung kriegt, sondern es stattdessen sofort in den Füßen juckt, dem empfehlen wir „Kinfolk Islands“, ein Werk voller hübscher Eilande, die von Pauschal-

touristInnen noch nicht totgetrampelt wurden. Ob Steilküste oder Sandstrand, urbane Oase oder Dschungel-Paradies: Unter diesen zwanzig Inseln auf fünf Konti-

nenten findet jeder Lesende ein neues Ziel für seinen kitschigen Tagtraum. John Burns, „Kinfolk Islands“, Knesebeck, ca. 42.–(kinfolk.com)

Makes wise people better, and fools worse.
Book
N°06 /  2023 40
Wo du hinschaust, erblickst du das Meer.

PRINCESS’ REFUGE

Was tut man in MonteCarlo, wenn einem das Geld fehlt fürs große Casino-Glück oder die Yacht fürs gepflegte Schippern vor der Küste? Nun, man verbringt seine Zeit im Monte-Carlo Beach, einem Art-DécoHotel mit Charme und so viel Geschichte, dass wir uns hier glatt fühlen wie Grace Kelly im Urlaub. Seit den 20ern ist dieser Ort sowas wie ein Geheimtipp unter denen, die nach der Magie der Côte d’Azur suchen – KünstlerInnen, MusikerInnen und die Crème de la Crème Monacos mischen sich hier ganz selbstverständlich mit Reisenden, die sich nicht entscheiden wollen zwischen dem Glitzer des Fürstentums und der Natur der French Riviera. Die Lage am äußeren Zipfel Monacos gibt uns die Privatsphäre, nach der wir uns sehnen, und die unmittelbare Nähe zum Meer das stetige Rauschen der Wellen, zu dem wir schlafen, als hätten wir keine Termine in der Agenda. Ist letzteres übrigens zu kalt für einen gepflegten Schwumm, dann ziehen wir unsere Bahnen im beheizten olympischen Meerwasserpool, entspannen in einem Cabana am Privatstrand oder auf der Terrasse des Restaurants Elsa, von der wir beides genießen, den Blick aufs bewegte Blau und den Pinienhain, der das Monte-Carlo Beach umsäumt. Seit Anfang Juni punktet das Hotel zudem mit seinem la Vigie Beach Club, gelegen inmitten der grünen Oase der Landzunge Pointe de la Vigie, in dem wir Cocktails schlürfen und die Zehen ins blaue Nass strecken, während die Sonne stetig tiefer sinkt. Monte-Carlo Beach, Avenue Princess Grace, 06190 RoquebruneCap-Martin, Frankreich (montecarlosbm.com)

Places
N°06 /  2023 41
Ein Sprung ins kühle Nass oder doch lieber Planschen im Pool?

Liebling COSE DELLA VITA

Neapel kennt nur Extreme. Das gilt für das Essen wie für den Soundtrack dieser Stadt, der sich zusammenfügt aus Gehupe und Geschrei, diesem Stöhnen über die Hitze und dem begeisterten Aha über alles, was einem hier auf die Zunge hüpft. All das einzufangen, ist so unmöglich wie das Zähmen eines Stiers und mindestens mit so viel Adrenalin verbunden.

Tobias Müller, Peter Mayr und Maria Fuchs haben es dennoch versucht und für das Ergebnis glatt einen Orden verdient – oder zumindest unseren Applaus. Herausgekommen ist „Tutto Napoli“, mehr Liebeserklärung als Reiseführer, mit Texten von Müller und Fotografien von Mayr sowie ganz viel Zuneigung für dieses südliche Paradies, das jeden von der Haarwurzel bis zum Zeh verschlingt, der sich ihm nähert. Peter M. Mayr, Tobias Müller & Maria Fuchs, „Tutto Napoli –Der Geschmack der Stadt“, Eigenverlag, Gestaltung by Roman Breier/ grafisches Büro, ca. 64.–(napolidasbuch.at)

42 N°06 /  2023

We love

THE WILDS

Es muss nicht immer der Fünf-Sterne-LuxusTempel sein, nachdem wir uns in unserer Freizeit am meisten lechzen. Wer auf echte Abenteuer abfährt, namentlich das Schlafen unter den Sternen, das Kuscheln Seite an Seite mit Alpakas oder das Relaxen in der SaunaHütte am Waldrand, der ist bei hinterland.camp genau richtig. CamperInnen finden über die begleitende App private Zelt- und Stellplätze, und

wer lieber in vier Wänden haust, dem bietet die Plattform einzigartige Unterkünfte, die noch nicht Gäste jeder Bucket List sind. Schlafen unterm Reetdach in Lüneburg, Glamping im Zelt am Baggersee oder Faulenzen im Tiny House umgeben von Korn- und Maisfeldern irgendwo in Bayern? Einfach mal durchscrollen und Dinge finden, die in keinem Reiseführer stehen. hinterland.camp

„I would travel only by horse, if I had the choice.“
43 N°06 /  2023
Linda McCartney

CHARMING

Türkische Küche kann so viel mehr sein als magenfüllendes Street Food. Schau in Zürich einfach bei Elif Oskan im Gül vorbei, und erlebe selbst, wie 15 Gault-MillauPunkte auf bunten Tellern aussehen. Nun, nicht immer gibt es Platz, schließlich lieben die ZürcherInnen ihre Hotspots, aber dank Oskans Buch „Cüisine“ kochst du die Leckereien in der heimischen Küche nach. Die Köchin nimmt dich mit an den Herd, steht dir beim Zusammenfügen des perfekten Pide-Teiges zur Seite, oder ermutigt dich dazu, dich an Baklava zu versuchen, dieser süßen Sünde aus Sirup, Butter und Nüssen, die Elif Oskan in ihrem Restaurant mit Eis serviert. Elif Oskan, „Cüisine“, Fotos by Pascal Grob, AT Verlag, ca. 44.–(at-verlag.ch)

EAT&DRINK

Book
is uncertain. Eat dessert first. N°06 /  2023 44
Life

„Being married means I can break wind and eat ice cream in bed.“ Brad Pitt

Collaboration SCHMELZTIEGEL

Officine Universelle Buly, „Le Chocolat de l’Officine“, 100 g, ca. 20.–

We love LE PARISIEN

Sind wir in der City of Lights, ist nicht etwa der Eiffelturm unsere erste Anlaufstelle, sondern die Boutique von Officine Universelle Buly. Mittlerweile decken wir uns dort nicht nur mit Beauty- und Deko-Produkten ein, für die uns jeder beneidet, der einmal unsere Handcreme gesehen hat, sondern auch mit Schokolade. In Zusammenarbeit mit dem französischen Chocolatier

Richard Sève, der seine Kakaobohnen nicht nur persönlich aussucht, sondern diese auch täglich frisch röstet, bevor er daraus seine Meisterwerke produziert, entstand eine Milchschokolade aus 45 Prozent Kakao, Vanille aus Madagaskar und einem Hauch Fleur de Sel, die uns noch von Paris träumen lässt, wenn wir längst wieder zuhause sind.

Erdnussbutter trifft Jelly, Speck auf Ahornsirup und Diesel auf Seletti. Was auf den ersten Blick Zweifel sät, funktioniert auf den zweiten bestens. Und was Diesel und Seletti da gemeinsam aufs Parkett schmeißen, das lässt unsere Münder glatt richtig offen stehen. Die Kollektion „Classics on Acid“ zeigt Tolles für den Tisch, das anmutet wie durch den Bunsenbrenner gezogen. Die Motive der Teller lassen große Kunstwerke knapp noch erahnen, Wein- und Wassergläser wirken wie verzogen, und das Besteck tanzt vor unseren Augen. Ein Ausweg für alle, die nicht mit ihrem Essen punkten, dafür allerdings mit ihrem Gedeck. Diesel Living X Seletti, „Classics on Acid“, 18 Teller und diverse Accessoires (seletti.it und diesel.com)

N°06 /  2023 45

VOGLIA DI MARE

Photography, Production & Styling: Oliver Rauh

Hair & Make-up: Milka Barbin @ Fame Agency using Color Wow & Anastasia Beverly Hills

Model: Felice @ M4 Models

Digital Operation: Alex Seifert

Styling Assistance: Samir Abou-Suede

Retouch: Martin Kula

Location: Villaggio San Francesco

SALTY SANDY CAMP VACATION

N°06 /  2023 46
Badeanzug von MARYAN MEHLHORN. Sonnenhut von BARTS. Schmuck von ROBERTO COIN. Badeanzug von AUBADE. Hose von BRUNELLO CUCINELLI. Jacke von PEPE JEANS. Schuhe von BIRKENSTOCK. Tasche von BRIC’S. Armbänder von VANESSA BARONI. Badeanzug von LONGCHAMP. Schmuck von TAMARA COMOLLI. Badeanzug von LACOSTE. Hemd und Shorts von ETAM. Tasche von AIGNER. Badeanzug von ERES. Mini-Cape von PLAN C. Schuhe von BIRKENSTOCK. Tasche von MARJANA VON BERLEPSCH. Ohrringe von SOULMATE38.
Look von CHANEL.
Kaftan von CASA NATA. Schuhe von BOGNER. Kette von VANESSA BARONI. Bikini von WATERCULT. Rock von GESTUZ. Schuhe von AGL. Sonnenbrille von CHLOÉ. Ohrringe von VANESSA BARONI.
Look von DIOR. Schmuck
von DODO.

Bikini und Strohhut von BARTS. Hemd von ETRO. Shorts von ARMEDANGELS. Ketten von THE BLUE ESCAPE und POMELLATO. Ohrringe von POMELLATO. Handyhülle von ETUUI.

Badeanzug von ERES. Leinenmantel von LORO PIANA. Schuhe von INUIIKI. Kette von VANESSA BARONI. Badeanzug von BALLY. Jacke von LOVJOI. Sonnenbrille von CARTIER. Ketten und Armbänder von SWAROVSKI. Ohrringe von SONNIA MERANO.

MANIA HASHTAG TRAVELLER SYNDROME

N°06 /  2023 62
Text: Alicia Joe mit Sabine Winkler
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1818 gab’s noch keine Reels, keine Posts, nein, gar keine sozialen Medien. Damals war es an KünstlerInnen, Fernweh zu schaffen –was Caspar David Friedrich mit seinem Gemälde „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ besonders gut gelungen ist. Der deutsche Maler war quasi der erste Travel Influencer überhaupt – und das ganz ohne CO2-Verschleiß.

#WANDERLUST – WARUM TRAVEL-BLOGGERINNEN DIE UMWELT VERSCHMUTZEN UND DABEI STEUERN SPAREN

Das Wort „Fernweh“ ist wohl eines der poetischsten in der deutschen Sprache: Es beschreibt die Sehnsucht nach weit entfernten Orten, nach Palmen, Sonne, Strand, Bergen und Wüsten. Ein Gefühl, das viele irgendwann einmal befällt. Sei es, weil sie gerade viel Stress im Büro haben oder einfach lange nicht mehr im Urlaub waren. Wer dann nicht spontan in den Ferienflieger nach Mallorca steigen kann, sucht sein Heil in der pittoresken Welt der Travel-BloggerInnen. Eine Fernweh-Auszeit mit ein paar Klicks in wenigen Minuten, in denen sich die Sorgen des Alltages für einen Moment vergessen lassen. Das kommt gut an: So entführen etwa die beiden InfluencerInnen Terence Licitra und Karen Genchi auf ihrem Instagram-Account terplanet ihre rund 800'000 FollowerInnen in die Welt der spektakulärsten Luxushotels auf den Malediven, Sizilien oder Jamaica. Die meisten NormalverdienerInnen können sich diese Ferienunterkünfte wohl eher nicht leisten. Für Licitra und Genchi ist der Preis allerdings kein Problem: Die meisten ihrer Luxusreisen sind gesponsert. Auf TikTok haben sie ganze 1,8 Millionen FollowerInnen. Das Beispiel der beiden ItalienerInnen, die eine Zeit lang in Deutschland gelebt haben, zeigt, wie lukrativ Werbung in der Reisebranche sein kann. Noch vor der Covid-19-Pandemie, im Jahr 2019, wurden von deutschen UrlauberInnen insgesamt 70,8 Millionen Reisen im In- und Ausland unternommen, weltweit waren es insgesamt sogar mehr als 1,5 Milliarden Auslandsreisen. Nach einem Einbruch in der Touristikbranche im Jahr 2020 und 2021 erholten sich die Zahlen wieder. Inzwischen ist die Anzahl der Reisen in etwa auf Vor-Pandemie-Niveau. Die Tourismusbranche ist also ein potenzielles Millionengeschäft – bei dem sich auch die führenden ReiseveranstalterInnen die Hilfe von InfluencerInnen holen.

HAUPTSACHE, „INSTAGRAMMABLE“: WENN DER URLAUB ZUR KULISSE WIRD

Das Unternehmen TUI ist mit einem Jahresumsatz

von 7,25 Milliarden Euro der mit Abstand größte Player auf dem Markt und arbeitet gezielt mit Reise-BloggerInnen zusammen, um die zumeist massentouristischen Urlaubsziele für seine KundInnen noch attraktiver zu machen. Für die Werbekampagne Capture the Moment zeigt etwa der Outdoor-Fotograf Hannes Becker, der mit aktuell über 1,7 Millionen FollowerInnen auf Instagram zu einem der erfolgreichsten im Bereich Reisen im deutschsprachigen Raum zählt, wie er durch die idyllische Landschaft der Berge im Grödnertal und vorbei am Karersee in Südtirol sowie am Lago di Sorapis in Italien zieht. Das Video ist mit pathetischer Musik untermalt, die Schnittführung in typischer Instagram-Ästhetik in Zeitlupen gestaltet, und im Off sinniert der Reise-Blogger Sätze wie: „Oft vergessen wir, wofür es sich lohnt zu reisen. Neue Orte zu erleben, einfach abzuschalten.“ Dabei ist er grundsätzlich allein in der Natur zu sehen, keine Menschenseele weit und breit – obwohl die Orte, die Becker im Video besucht, bekannte Reiseziele sind. Im Sommer 2022 von Mai bis Juli gab es im Grödnertal 318'000 Übernachtungen, und in der Wintersaison 2021 zählte ganz Südtirol mehr als zwei Millionen Übernachtungen. Menschenleer ist es in der Region also bestimmt nicht – doch die epischen Aufnahmen des Reise-Bloggers suggerieren unberührte Natur ohne TouristInnenmassen. Ein fatales Signal, das zur Zerstörung ganzer Landschaften führen kann – dazu später mehr. Gemeinhin gewinnt man den Eindruck, dass es den meisten Reise-BloggerInnen eher um die perfekte Fotokulisse geht als um ein echtes Reiseerlebnis mit Locals und in der Natur. Damit haben sie etwas gemein mit vielen jungen UrlauberInnen der Generation Z und Y, also jenen, die zwischen den Jahren 1980 bis 2012 geboren wurden. So ergab eine Umfrage eines britischen Ferienhaus-Versicherers im Jahr 2017, dass der „Instagrammability“-Faktor bei gut 40 Prozent der Reisenden zwischen 18 und 33 Jahren das Hauptkriterium sei, ein Urlaubsziel und eine Unterkunft auszusuchen. Bei der Recherche nach einer Destination für die freien Tage setzen die meisten deutschen BundesbürgerInnen in dieser Altersgruppe ebenfalls auf das Internet: Von den 20- bis 34-Jährigen, also eben genau

Hier ein Foto, dort ein Hashtag – und dazwischen ganz viel Schein. Was Travel-InfluencerInnen auf Instagram zeigen, hat mit der Realität in etwa so viel zu tun wie Disney mit der SAW-Franchise. Alicia Joe wühlt für ihr Buch „Falsche Vorbilder“ unter anderem ganz tief im Matsch der digitalen NomadInnen, die das vermeintlich beste Leben führen, und zieht den ganzen Dreck hervor, der an deren manikürten Füßen klebt.
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jener Zielgruppe, die hauptsächlich in den Social Media unterwegs ist, lassen sich etwa 64 Prozent durch Posts auf Instagram und Co. bei ihrer Reiseplanung inspirieren. Jeder und jede Fünfte hat sogar nur durch die Empfehlung einer Travel-BloggerIn schon einmal eine Reise gebucht, fand eine Marketing-Studie der GfK heraus. Sogar bei InfluencerInnen, die primär eigentlich gar nicht aus der Tourismusblase kommen, hat sich inzwischen herumgesprochen, dass sich Videos in Palmen- und Strandkulisse besser klicken als ein Post aus dem kalten, grauen Deutschland. Vermutlich auch deswegen ziehen immer mehr InfluencerInnen ins Ausland: so etwa die MamiBloggerin Isabeau Kleinemeier, die seit gut einem Jahr ihr neues Leben unter Palmen und der Sonne Madeiras in Portugal auf YouTube zeigt – mit dabei natürlich ihr Mann und ihre vier Kinder. Die ersten Videos aus der neuen, im Vergleich zu Deutschland exotischen Heimat hatten zwischen 500'000 und 700'000 Aufrufe und waren damit in etwa doppelt so erfolgreich wie ein Durchschnittsvideo der Mama-Vloggerin. Auch Reality-TVStars Lisha und Lou Savage, deren YouTube-Kanal Lisha&Lou immerhin mehr als 400'000 Menschen abonniert haben, entschlossen sich 2020 auszuwandern – und zwar nach Mallorca. Den Alltag auf der liebsten Sonneninsel der Deutschen zeigen sie nicht nur auf YouTube, sondern vermarkten ihn zudem im deutschen Fernsehen, wo sie in der Sendung Goodbye Deutschland auf Vox zu sehen sind.

EIN TRAUM FÜR JEDE INFLUENCERIN: PERFEKTE FOTOBEDINGUNGEN UND STEUERN SPAREN

Manche Regionen vermarkten sich gleich selbst als InfluencerInnen-Paradies – nicht nur durch eine traumhafte Kulisse, sondern durch erhebliche Steuervorteile. So auch Dubai, das zu den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört. Für den Preis von umgerechnet gerade einmal 3'600 Euro im Jahr können Social-Media-Stars dort eine offizielle InfluencerInnen-Lizenz beantragen, mit der sie das Arbeits- und Aufenthaltsrecht erhalten. Angesichts der Jahresumsätze der deutschen Top-InfluencerInnen kein allzu hoher Preis. So lockt es immer mehr der deutschen Netzprominenz in das Emirat: unter anderem BeautyInfluencer Sami Slimani, Vlogger Simon Desue und seine Freundin, Ex-Germany’s-Next-Topmodel-Teilnehmerin Enisa Bukvic, außerdem Model Fiona Erdmann und ExBachelor-Kandidatin Georgina Fleur. Der Scheich-Staat wirkt attraktiv, wenn man einen Blick auf das dort gültige Steuerrecht wirft: Die Umsatzsteuer in dem arabischen Land beträgt gerade einmal fünf Prozent, in Deutschland sind es zwischen sieben und 19 Prozent. Neben der geringen Umsatzsteuer gibt es in Dubai keine weiteren Einkommensoder Ertragsteuern. Lohnt sich also. Immerhin liegt der Spitzensteuersatz hierzulande bei 42 Prozent. So kann eine findige deutsche InfluencerIn, die nach Dubai auswandert, einen großen Teil seines bzw. ihres zu versteuernden Einkommens einfach einbehalten, statt es an den Staat abzugeben. Für die TopverdienerInnen der Branche kann dies ein fünf- bis siebenstelliger Betrag sein. Recht ironisch wirken bei einer solchen Steuerflucht aus Deutschland Postings zum Thema Sparsamkeit wie beispielsweise von „Dubai-Influencer“ Sami Slimani. Im Video „10 GELDFEHLER, die JEDER in seinen 20ern VERMEIDEN sollte!“ erklärt er seinen ZuschauerInnen, wie man schon in jungen Jahren sorgsam Rücklagen ersparen kann. Dabei nennt er

seine vermutliche Nummer eins der Fehler (Steuern in Deutschland zu zahlen) leider nicht. In einem anderen Video erzählt er, dass er sechsstellig im Monat verdient. Auch das ist sicherlich einfacher, wenn man einen großen Teil an Steuern einfach einspart. Familie Harrison, die als Team Harrison auf YouTube zu den erfolgreichsten Familien-BloggerInnen gehört, hat sich während der CoronaPandemie ebenfalls entschieden, nach Dubai auszuwandern. Das glamouröse Leben in den Vereinigten Arabischen Emiraten scheint perfekt zu der vierköpfigen Familie zu passen: Nach einer kurzen Rückkehr in die deutsche Heimat im Herbst 2021 leben sie nun wieder in dem Wüstenstaat – trotz Kritik. Denn die bereits erwähnte InfluencerInnen-Lizenz, die für die Steuerfreiheit sorgt, hat strenge inhaltliche Auflagen. Sie untersagt etwa, staatskritische oder religiöse Inhalte zu posten. Während sich Sarah Harrison und andere InfluencerInnen im Bikini am Pool ihrer Dubai-Villa ablichten und Prosecco schlürfen, sieht der gesellschaftliche Alltag im Emirat ganz anders aus. Im öffentlichen Raum zu tanzen oder sich zu küssen ist verboten. Alkohol dürfen nur Personen ab 21 Jahren mit einer staatlichen Alkohollizenz erwerben, Homosexualität ist in dem Land strafbar – und der Scheich von Dubai, Muhammad bin Raschid Al Maktum, sperrte eine seiner Töchter, Prinzessin Latifa, vermutlich jahrelang ein, weil sie 2018

staatskritische

versuchte, aus dem Emirat zu fliehen. So ist es auch kein Wunder, dass sich die Dubai-InfluencerInnen besonders im „Pride Month“ Juni mit Posts zu Themen wie Diversität und LGBTQ+-Community extrem zurückhalten beziehungsweise schweigen. Während viele ihrer InfluencerInnen-KollegInnen in diesem Monat auf die Akzeptanz von gleichgeschlechtlichen Beziehungen aufmerksam machen, würden Dubai-InfluencerInnen für einen solchen Post ihre Lizenz verlieren. Aber auch Firmen greifen diesbezüglich im „Pride Month“ gern ins Klo: Der Automobilhersteller BMW führt für seine Marke in verschiedenen Ländern eigene Instagram-Accounts. Während die Accounts bmwdeutschland und bmwuk im Monat Juni 2022 ihr Logo und Instagram-Profilfoto mit einem Regenbogen im Hintergrund versahen, blieben die Logos der Accounts bmwsaudiarabia, bmwqatarofficial und bmw_agmc, der unter anderem auch für Dubai zuständig ist, unverändert. Man schmückt sich eben nur in den Ländern mit Diversität, in denen es gut ankommt. Neben den ethischen Aspekten kann das Steuersparmodell Dubai für viele InfluencerInnen zudem ein teures Nachspiel mit dem deutschen Finanzamt haben. Wenn die InfluencerIn nämlich trotz Hauptwohnsitz in Dubai ganz oder teilweise steuerpflichtig in der Bundesrepublik ist. Zwar gibt es zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Deutschland ein Abkommen, welches eine Doppelbesteuerung verhindert. Das gilt aber nur für StaatsbürgerInnen der VAE, nicht für AusländerInnen mit einem Wohnsitz in Dubai.

So kann es sein, dass eine InfluencerIn beispielsweise dann trotzdem in Deutschland Steuern zahlen muss, wenn er oder sie trotz eines Hauptwohnsitzes in Dubai noch

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„Man schmückt sich eben nur in den Ländern mit Diversität, in denen es gut ankommt.“

einen zweiten in Deutschland hat. Dabei reicht es schon, wenn nur regelmäßig eine Adresse aufgesucht wird, zu der man einen eigenen Schlüssel hat. Auch wer noch einen Lebensmittelpunkt in der Bundesrepublik hat, also zum Beispiel Kinder oder eine Firma, oder insgesamt mehr als 183 Tage im Jahr hierzulande verbringt, muss in Deutschland ganz normal Einkommensteuer zahlen. Diese 183-Tage-Regel ist auch der Grund, warum InfluencerInnen wie Sarah und Dominic Harrison oder Sami Slimani immer wieder betonen, dass sie sich nur zum Urlaub in der deutschen Heimat aufhalten – nicht, dass das Finanzamt noch auf andere Gedanken kommt. Komplett in Dubai zu bleiben, scheint für die meisten deutschen Dubai-InfluencerInnen trotzdem keine Alternative zu sein. Der weniger als 183 Tage lange Deutschlandurlaub wird vorzugsweise in den August gelegt, da die Durchschnittstemperatur in dem arabischen Emirat zu dieser Zeit bei 35,7 Grad Celsius liegt, maximal sogar bei 42,3 Grad Celsius. Zum Vergleich: In Berlin herrscht im August eine durchschnittliche Temperatur von 19,5 Grad Celsius. YouTuberin Labellda betont in einem ihrer Dubai-Alltags-Vlogs, in welchem sie sich mit ihrer Familie von einem klimatisierten Gebäude zum nächsten flüchtet: „Ich sag’s euch, der Sommer mit Maske in Dubai, der ist wirklich nicht ohne.“ Der Aufnahmezeitpunkt des Videos ist wohlgemerkt Anfang Juni, und die Höchsttemperaturen sind bei Weitem noch nicht erreicht. Außerdem erzählt Labellda, dass sich das Leben in Dubai für sie und ihre Kinder wie in einer Blase anfühle. Eigener Pool, tolle Ausflugsziele und ein englischsprachiger Kindergarten böten eine andere Glitzer- und GlamourWelt als die, in der sie selbst aufgewachsen sei. Sie sei damals noch mit dem Bus gefahren und habe Bolz- und Spielplatz um die Ecke gehabt. Auch die fehlende Kultur in einem neu aus dem Boden gestampften Emirat wie Dubai mache ihr zu schaffen. Tatsächlich ist diese Beobachtung nicht ganz falsch. Die Arabischen Emirate sind erst durch Ölexporte in den Sechziger- und Siebzigerjahren zu enormem Reichtum gekommen und vor allem in den letzten Jahrzehnten exorbitant gewachsen, was die Größe, die Architektur und Infrastruktur betrifft. Besonders das Emirat Dubai hat sich zu einem internationalen Ort für Glamour und Prunk entwickelt. Nur etwa 15 Prozent der EinwohnerInnen sind heute noch einheimische EmiratInnen. Die anderen 85 Prozent sind sogenannte Expats, also eingewanderte wohlhabende Menschen aus dem Westen, und zu einem anderen, sehr viel größeren Teil GastarbeiterInnen aus Indien, Pakistan oder Bangladesch. Dubais Verhältnis von Männern zu Frauen ist verzerrt, da etwa 75 Prozent der Bevölkerung männlich sind. Das mag unter anderem daran liegen, dass die GastarbeiterInnen, maßgeblich für den Aufbau der Gebäude und Infrastruktur der Stadt verantwortlich, größtenteils männlich sind. Aber auch weibliche GastarbeiterInnen kommen in Haushalten zum Einsatz. Organisationen wie Human Rights Watch sprechen hier schon seit Jahren von moderner Sklaverei. Einige ArbeitgeberInnen hielten den ArbeitnehmerInnen Löhne und Sozialleistungen vor, erstatteten die Anwerbegebühren nicht, beschlagnahmten die Pässe der ArbeitnehmerInnen und brächten sie in minderwertigen Unterkünften unter. Wie lange das vermeintliche „Glamour“-Emirat noch als solches bestehen kann, ist zudem fraglich. Einige KlimaforscherInnen vermuten, dass die Temperaturen ab 2071 dort auf bis zu 60 Grad Celsius ansteigen könnten,

wenn der Klimawandel weiter fortschreitet. Eine Computermodellprognose legt nahe, dass am Rande des Persischen Golfs Hitzewellen entstehen könnten, die auch für gesunde Menschen, die sich länger als sechs Stunden draußen aufhalten, definitiv tödlich wären.

Aber zurück zu den steuersparenden InfluencerInnen: Eine eingeschränkte Steuerpflicht besteht zudem für im Ausland ansässige Personen, die durch Immobilien oder andere Geschäfte regelmäßig in Deutschland Einkünfte beziehen. Alle vermeintlichen Steuerschlupflöcher Dubais scheint die Crème de la Crème der InfluencerInnen-Szene also nicht ganz durchschaut zu haben: Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD, im Juni 2021 noch Bundesfinanzminister, erklärte öffentlichkeitswirksam auf Instagram, dass die Behörden eine Steuer-CD erworben hätten mit steuerlich relevanten Daten aus dem Emirat Dubai. Damit wolle man vor allem Steuerpflichtigen auf die Schliche kommen, die über Grundstücke und Immobilien in dem Golfemirat verfügten. Der Politiker betont: „Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat.“ Namen wurden nicht genannt, es lässt sich aber vermuten, dass auch die eine oder andere Dubai-InfluencerIn ins Visier der SteuerfahnderInnen geraten ist. Nun könnte man an dieser Stelle natürlich debattieren, inwiefern diese ganze Diskussion um verlogene InfluencerInnen, die ein Fassaden-Leben in Dubai führen und Steuern sparen, um noch reicher zu werden, eine Neid-Debatte ist. Doch das stimmt so nicht. Diesen InfluencerInnen folgen Millionen vor allem junge Menschen, die gerade dabei sind, ihre Identität zu finden und Zukunftspläne zu schmieden. Wird einer ganzen jungen Generation vorgelebt, es sei okay, in einem fragwürdigen, teilweise menschenverachtenden Staat zu leben oder Urlaub zu machen, solange man für sich selbst nur das Beste herausholen kann und dabei sogar Straftaten in Kauf nimmt, wird unsere Gesellschaft irgendwann aus vielen hedonistischen EgoistInnen bestehen. Da helfen auch die schönen Bilder auf Instagram nicht, die die Reise-BloggerInnen in die Welt senden – und dabei noch ganz anderen Schaden anrichten.

EIN BILD, DAS GANZE LANDSCHAFTEN ZERSTÖRT

Plattformen wie YouTube, Instagram und auch TikTok sind aber auch wie gemacht für Reise-BloggerInnen: Schöne Bilder vor traumhafter Kulisse sind hier genau richtig aufgehoben. Sie wecken das Fernweh der daheimgebliebenen UserInnen, geben einen Ausblick auf spektakuläre Orte – und liefern noch spektakulärere Fotomotive. Mit drastischen Folgen für die Umwelt. Zahlreiche Sehenswürdigkeiten und Nationalparks im In- und Ausland bekamen diese bereits zu spüren.

So wandten sich bereits im Sommer 2019 französische Lavendel-BäuerInnen aus der Provence mit einem Hilferuf an die Social-Media-Community: „Respektiert unsere Arbeit“, steht auf einem Plakat, das der Fotograf Paul Reiffer auf Twitter postete. Der Grund dafür waren Hunderttausende, die zuvor die lila blühende Pracht für das perfekte Instagram-Bild niedergetrampelt hatten. Angestachelt durch den Hashtag #lavenderfields, der bis jetzt 392'000 Mal benutzt wurde, und durch Bilder, die jedes Mal eine Person scheinbar allein in der fliederfarbenen Naturidylle zeigen – obwohl keine fünf Meter entfernt ein anderer genau dasselbe Motiv nachstellt. Auch die Berliner Influencerin Nastasia Pupkoff, auf Instagram

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unter dem Namen nastasia.life unterwegs, posiert inmitten der Lavendelfelder, sie hält sogar einen ganzen Bund in der Hand. Ob sie den vorher gekauft oder dort gepflückt hat, bleibt für ihre rund 113'000 FollowerInnen unklar. Der Bildausschnitt suggeriert unberührte Natur, doch in Wirklichkeit müssen Reise-BloggerInnen an manchen Feldern recht lange nach einem Spot suchen, an dem sie ihr Lavendelbild schießen können, weil einige Stellen regelrecht niedergetrampelt sind. Das Problem bei solchen Bildern ist, dass die UserIn, die das Bild auf den Blogs und Profilen der InfluencerInnen sieht, von dieser Realität nichts mitbekommt. Stattdessen denkt er oder sie sich, dass es da ja wirklich sehr schön aussieht. In der Konsequenz reisen noch mehr TouristInnen an diese Orte, die eigentlich dringend eine Verschnaufpause bräuchten. Ein Beispiel aus Deutschland während der Corona-Pandemie im Sommer 2020 führt die drastischen Folgen des neuen InfluencerInnen-Tourismus noch extremer vor Augen. Bis zu 350 Personen sollen zu der Gumpe am Königssee in Bayern gekommen sein, um dort ein einmaliges Erinnerungsfoto zu kreieren: badend in einer Art natürlichem Infinity-Pool direkt am Abhang eines Wasserfalls, im Hintergrund Wald und Bergpanorama. Für das sonst nur wenig besuchte Areal im Naturschutzgebiet verheerend: Die vielen BesucherInnen legten durch ihren Weg zu der Gumpe ganze Steilhänge frei, die nun weggespült werden. Das bedroht nicht nur das Habitat der dort heimischen Tiere, sondern kann auch lebensgefährlich für Menschen werden. Das zuständige Landratsamt Berchtesgaden reagierte und verhängte für die nächsten fünf Jahre ein Betretungsverbot – wer dort dennoch erwischt wird und ein Foto macht, kann mit bis zu 25'000 Euro Bußgeld rechnen. Auslöser des Wasserfall-Hypes am Königssee war die Influencerin Yvonne Pferrer, mit gut 1,5 Millionen FollowerInnen eine der erfolgreichsten Reise-InfluencerInnen im deutschsprachigen Raum. Lässig und nur mit einem Bikini bekleidet posierte sie im – durchaus gefährlichen – Naturpool, in dem 2020 sogar zwei 21-Jährige ertrunken sind, weil sie die starke Strömung und die Tiefe unterschätzt haben. In der Instagram-Story zu ihrem Bilderbuchpost am Königssee beschreibt die ehemalige Köln50667-Darstellerin ihren FollowerInnen auch noch detailliert, wie sie selbst den Weg durch den Wald finden, um das Foto nachzustellen. Das Foto ist noch immer auf Pferrers Kanal zu sehen, obwohl sogar die Nationalpark-Verwaltung sie um eine Löschung gebeten hatte. Immerhin hat sie die Caption inzwischen um einen Warnhinweis ergänzt: „Nachdem wir diesen wunderschönen und einzigartigen Ort besucht haben, hat der Nationalpark Berchtesgaden mit uns das offene Gespräch gesucht, um auf folgende Problematik aufmerksam zu machen: Der Ort stellt zu große Gefahren dar, Müll und Trampelpfade greifen negativ ins Ökosystem ein. Der Nationalpark möchte also nicht, dass noch mehr Menschen hierherkommen! Uns ist die offene Kommunikation wichtig, und wie immer möchten wir euch auch diese Info weitergeben, um damit die Natur zu schützen.“ Darüber hätte sich die Influencerin auch im Vorfeld schon Gedanken machen können.

Auch die isländische Regierung steht den Spuren, die viele Social-Media-TouristInnen inzwischen auf der Insel hinterlassen, ohnmächtig gegenüber. So bittet der isländische Umweltminister Gudmundur Ingi Gudbrandsson gegenüber der britischen BBC die Social-Media-

UserInnen inständig, darauf zu achten, die Umwelt nicht willkürlich zu schädigen. Auf der Suche nach dem perfekten Instagram-Motiv würden viele unbeachtet Moose zertrampeln oder wilde Island-Pferde mit Drohnenaufnahmen stören. Die Liste der Destinationen, die durch InstagrammerInnen regelrecht überfallen werden, ließe sich beliebig ergänzen: Mohnblumenfelder in Kalifornien, Tulpenfelder im rheinischen Jülchen, die Terrassen auf der griechischen Insel Santorini, die Hängeseilbrücke Geierlay und, und, und …

#VANLIFE: DER POSTMODERNE HIPPIE-ÖKO-LIFESTYLE HAT EINEN HAKEN Ähnlich unachtsam gehen auch die sogenannten Vanlife-InfluencerInnen mit ihrer Umwelt um – auch wenn die meisten von ihnen suggerieren, einen sehr minimalistischen, nachhaltigen und bewussten Lifestyle zu führen. Aber der Reihe nach: Was ist überhaupt Vanlife? Zum ersten Mal tauchte der Hashtag im Jahr 2011 auf. Damals hatte das allerdings wenig mit den Yoga praktizierenden digitalen NomadInnen im ausgebauten Boho-ChicCamper zu tun. Stattdessen kündigte der ehemalige Ralph-Lauren-Designer Foster Huntington mit gerade einmal 23 Jahren seinen Job und tauschte seine New Yorker Wohnung freiwillig gegen einen von ihm ausgebauten

Camper des Typs VW T3 Synchro, Baujahr 1987 ein. Das versprach Abenteuer und ungeahnte Freiheiten, die manch eine UserIn vielleicht auch etwas neidisch zurückließen. Schnell fand sein Lebensstil NachahmerInnen: Inzwischen zählt der Hashtag #vanlife über 13 Millionen Erwähnungen. In allen Bildern präsentieren sich die CamperInnen als echte AussteigerInnen, die ein minimalistisches Leben ganz im Sinne des Zeitgeistes führen. Nachhaltig und abenteuerlustig, ohne viel Komfort und ohne Kompromisse. Doch genau darauf müssen sich Vanlifer einstellen: jede Menge Kompromisse. Auch davon kriegen UserInnen nur am Rande etwas mit. Videos mit Titeln wie „10 Reasons Why Van Life Sucks“ des US-amerikanischen ReiseBloggers Christian Schaffer gibt es zwar, aber sie enthalten neben den vermeintlich nervigen Aspekten des Camperlebens (wenig Platz, man muss ständig tanken und Müll entsorgen und so weiter) ganz nebenbei auch noch Produktplatzierungen von Tools, die einem das Vanleben dann doch nicht so schlimm erscheinen lassen. Die weniger angenehmen Aspekte des Lebens ohne eigene Toilette und Dusche werden in den sozialen Medien eher selten thematisiert. Auch in diesem Fall zählt die schöne Kulisse mehr als die Realität – und verlockt vielleicht andere dazu, ihr Leben gegen etwas einzutauschen, das sie sich dank Instagram und Co. ganz anders vorgestellt haben. Hinzu kommt, dass der vermeintliche Ausstieg aus dem normalen Alltag eigentlich nur für jene möglich ist, die sich in einer ziemlich privilegierten Lage befinden. Ein Einsiedlerleben im Kleinbus muss man sich erst einmal leisten können. Ein neuer Peugeot Boxer, ein gängiges Van-Modell, das sich gut zum Ausbau eignet, kostet etwa

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„Genau darauf müssen sich Vanlifer einstellen: jede Menge Kompromisse.“
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36'000 Euro – ohne Einrichtung für ein Leben auf Rädern wohlgemerkt. Einen VW California 6.1, ebenfalls beliebt in der Vanlife-Community, gibt es in der günstigsten Ausstattung für etwa 54'500 Euro. Wer mit einem Elektro-Van nachhaltiger unterwegs sein will, muss noch tiefer in die Tasche greifen: Ein Mercedes E-Sprinter kostet ohne Umbau mindestens 54'100 Euro, ein VW ID Buzz ist ab etwa 64'580 Euro erhältlich. Der Ausbau eines Wagens zum Camper dauert dann noch einmal um die zwei Monate und verschlingt einige Tausender. Ein teures und langwieriges Vergnügen, das nur wenige BloggerInnen –wie etwa Paul Nitzschke in seinem Vlog Passport Diary –auf YouTube transparent dokumentieren. Auch die Zeit auf Weltreise im Van will finanziert werden. Nicht jeder hat eine Arbeit, die sich remote im Homeoffice erledigen lässt. Bei den Reise-BloggerInnen sorgen meistens Product Placements und Monetarisierung von YouTubeVideos für das Einkommen. Aber womöglich ist gerade dieser Aspekt Teil der Faszination: Vanlife ist ein exklusives NomadInnentum, das nicht jeder haben kann. Noch absurder ist da der Fakt, dass auf der anderen Seite etwa eine Million US-AmerikanerInnen mittlerweile in Autos, Campern oder Wohnmobilen leben, um in Zeiten steigender Mieten und Wohnungsnot der Obdachlosigkeit zu entgehen. Im Jahr 2015 ging die US-Zensusbehörde von gut 20 Millionen BürgerInnen aus, die so wohnen. Der Film Nomadland (2020) mit Schauspielerin Frances McDormand in der Hauptrolle nimmt sich dieser Problematik vieler im Niedriglohnsektor tätiger Menschen an. Da wirken Aussagen diverser InfluencerInnen wie „Wer sich wirklich anstrengt und arbeiten will, kann es schaffen“ wie blanker Hohn. Viele Vanlife-InfluencerInnen romantisieren die prekäre Lebensrealität von Millionen Menschen, die keine andere Wahl haben, als in einem Camper zu nächtigen, und in Armut leben. Die 33-jährige TikTokerin Natasha Scott macht die Diskrepanz zwischen dem scheinbar glamourösen Vanlife, das Millionen Menschen von idyllischen Posts in den Social Media kennen, und der Realität im wahren Leben sichtbar. Auf ihrem TikTokAccount Nomadgonewrong schauen ihr bis zu 1,3 Millionen UserInnen dabei zu, wie sie zeigt, welche Habseligkeiten ihr geblieben sind, nachdem sie sich während der CoronaPandemie dazu entschieden hatte, keine neue Mietwohnung zu suchen, als sie ihre alte wegen eines Verkaufs der Immobilie aufgeben musste. Sie wollte, inspiriert von der Vanlife-Bewegung, in einem Camper durch die USA ziehen. Die wenigen Teile, die sie noch besaß, passten alle in einen fünf Quadratmeter großen Lagerraum, den sie angemietet hat. Scott hatte bereits zuvor viele Reisen unternommen und sich selbst als „Halbnomadin“ bezeichnet, die von Airbnb-Unterkunft zu Airbnb-Unterkunft und von Hotelzimmer zu Hotelzimmer zog. Nun träumte sie von noch größeren Abenteuern und bereitete ihr Vanlife-Erlebnis akribisch vor: Sie suchte sich Jobs, die man remote, also unterwegs erledigen konnte, und wollte gelegentlich einige Auftragsarbeiten vor Ort übernehmen. Doch der Plan ging nicht auf. Infolge der steigenden Inflation seit dem Ukraine-Krieg im Februar 2022 und den erhöhten Sprit- und Lebensmittelpreisen fällt es Scott schwer, sich über Wasser zu halten. Mittlerweile bittet sie auf der Crowdfunding-Plattform Go Fund Me andere um Spenden, damit sie sich die Dinge des täglichen Lebens weiterhin leisten kann. Sie selbst sagt in einem Video, es sei wichtig,

Millionen FollowerInnen von Travel-BloggerInnen zu zeigen, wie die Realität aussehe: „Es war mir ein wenig peinlich, dieses Video zu drehen, aber ich möchte ganz ehrlich zu allen sein, die daran dachten, diesen Lebensstil zu leben. Ich habe alles richtig gemacht. Ich habe mich auf allen Websites angemeldet und mich auf Hunderte von Jobs beworben. Ich habe alles richtig gemacht und irgendwie bin ich trotzdem gescheitert.“ Nicht nur in den USA, auch in Deutschland häufen sich diese Fälle, vor allem in teuren Wohngegenden wie Berlin oder München. Während manche Menschen aus der Not heraus im Auto schlafen, hausen Vanlife-InfluencerInnen teilweise in regelrechten Luxus-Campern. Wer der einen oder anderen Travel-BloggerIn in den Social Media folgt, der hat vielleicht schon einmal grob im Kopf überschlagen, wie viel so ein Leben im Van zwischen Sandstränden und Palmen kosten mag. Denn selbst Accounts, denen gerade einmal 50'000 Menschen folgen, prahlen, dass sie sich die Weltreise von den Einnahmen als InfluencerInnen finanzieren – und das quasi jeder schaffen könne. Abgesehen davon, dass die Einnahmen bei einem Account dieser Größe – wenn man es richtig anstellt – eventuell wirklich zum Überleben ausreichen, gibt es viele Faktoren, die das Dasein als sogenannte digitale NomadIn um einiges günstiger machen, als man das aus Deutschland oder von einer klassischen

Urlaubsreise gewohnt ist. Besonders im asiatischen Raum sind die Preise für Lebensmittel deutlich geringer, und auch Vans sowie Wohnraum im Ausland sind oft um einiges günstiger, wenn sie für mehrere Wochen oder Monate gemietet werden. Wer Europa oder Asien mit einem Van bereist und wild campt, spart sich die Wohnungsmiete sogar komplett. Travel-BloggerInnen, die gut fotografieren können und eine große Reichweite haben, schließen hingegen gern Deals mit Hotels ab. Kostenlose Übernachtung im Gegenzug für Website-Fotos oder Werbepostings. Das Verrückte: Diese Zusammenarbeit muss häufig nicht einmal als Werbung gekennzeichnet werden, wenn die Gesetze im Reiseland dies nicht verlangen. Vereinfacht wird die finanzielle Lage vieler Travel-BloggerInnen dadurch, dass die Einkommensteuer für viele digitale NomadInnen in Deutschland und auch in anderen Ländern entfällt. Denn wer weder in Deutschland noch in anderen Ländern einen festen Wohnsitz hat und seine Einkünfte nicht direkt aus Deutschland bezieht, ist – mit einigen Tricks – weltweit nicht steuerpflichtig. Auf ihrem Blog Life to go geben Jessi und Daniel an, komplett aus Deutschland abgemeldet zu sein: kein Wohnsitz, keine Geschäftsverbindungen. Im Impressum ihrer Website ist eine Adresse in Kanada angegeben. Auch sie scheinen einen Trick anzuwenden, auf den viele digitale NomadInnen zurückgreifen, um Einkünfte von deutschen Firmen wie zum Beispiel deutschen WerbepartnerInnen nicht direkt aus Deutschland beziehen zu müssen. Das Geheimnis lautet: Firmengründung in Kanada. Der digitale Nomade Dennis Spieß beschreibt die sogenannte Kanada LLP in einem Blogeintrag als die „goldene Eier legende Wollmilchsau“ unter den

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„Vanlife ist ein exklusives NomadInnentum, das nicht jeder haben kann.“

Offshore-Firmen-Konstrukten. Das deutsche Finanzamt sei bei Ländern wie Kanada nicht kritisch, auch GeschäftskundInnen würden Rechnungen aus Kanada bereitwillig akzeptieren, da dieses Land ja allgemein nicht als Steuerparadies bekannt sei. Wenn man als BloggerIn mit einer Kanada LLP Rechnungen an deutsche Unternehmen stellt, kann die Steuerschuldnerschaft nach Paragraf 13b Umsatzsteuergesetz umgekehrt werden und die persönliche Umsatzsteuer entfällt. Die Steuerthematik in Kanada ist laut Spieß zu vernachlässigen: „Die LLP ist eine sogenannte Flow-Through-Struktur. Das bewirkt, dass, solange du selbst in Kanada keine KundInnen hast, du für deine internationalen Geschäfte keine Steuern in Kanada bezahlen oder verrechnen musst. Dementsprechend gibt es hier auch keinen Papierkram. Steuererklärung und Buchhaltung ade!“, schreibt er im Artikel. Hinzu kommt, dass der deutsche Staat und Kanada ein Doppelbesteuerungsabkommen vereinbart haben, welches verhindert, dass Staatsangehörige der beiden Länder doppelt besteuert werden. Auch das Problem, als digitale NomadIn keinen festen Wohnsitz zu haben, kann man mit einer kanadischen LLP geschickt kaschieren. Viele Banken und Krankenversicherer würden auf einer Adresse bestehen, um digitale NomadInnen als KundInnen zu akzeptieren. Als CEO einer internationalen Firma mache man mehr her als eine „obdachlose BackpackerIn“, betont Spieß. „Und wenn du irgendwo kein Touri-Visum bekommst, dann probiere es stattdessen mal als Geschäftsmann oder -frau mit Business-Visum“, so ein weiterer Tipp des Bloggers. Kein Wohnsitz und kaum bis keine Steuerabgaben – ein tolles Modell für die Personen, die es nutzen. Allerdings kein gutes Modell für die Allgemeinheit in Deutschland. Das Gemeine ist nämlich: Sollten sich diese digitalen NomadInnen nach einigen Jahren entscheiden, wieder in Deutschland leben zu wollen und hier wieder einen Wohnsitz anzumelden, werden sie – aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit – mit offenen Armen empfangen und im Zweifelsfall sogar vom sozialen Netz aufgefangen. Alles finanziert durch deutsche BundesbürgerInnen, die ganz regulär ihre Steuern bezahlt haben. Denn die deutsche Staatsangehörigkeit kann man dem Grundgesetz zufolge nicht dadurch verlieren, dass man sich jahrelang dem deutschen Fiskus entzogen hat und ohne Wohnsitz, aber mit Firma in Kanada im Ausland umherreiste. Auch im Falle einer Notsituation wie Umweltkatastrophen, Geiselnahmen et cetera sorgt sich der deutsche Staat weiterhin um seine Angehörigen. Und auch Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld II, umgangssprachlich als Hartz 4 bekannt, stehen einer rückkehrenden NomadIn weiterhin zu, sofern kein Vermögen vorhanden ist. Es ist ein wenig unaufrichtig, von den Sozialleistungen, Infrastrukturen oder dem Bildungssystem eines Landes zu profitieren, wenn man sich selbst jahrelang der Steuerzahlung entzogen hat.

NUR NOCH KURZ DIE WELT RETTEN –ABER WOHL EHER NICHT ALS TRAVEL-BLOGGERIN

Neben dieser sozialen Verantwortung, die viele Vanlife-InfluencerInnen ausblenden, spielt auch der Klimaschutz eine Rolle. Wie bereits erwähnt, denken offenbar viele, dass ein nachhaltiger Lebensstil mit entsprechenden Produkten und vegetarischer Ernährung die Erderwärmung schon stoppen könnte. Zahlreiche Reise-Influ-

encerInnen machen Werbung für nachhaltig produzierte Waren bestimmter Marken. Auch der Vanlife-Blogger Sebastian Schieren, dem auf Instagram rund 219'000 Menschen folgen, auf TikTok sogar rund 2,8 Millionen, postete etwa eine bezahlte Werbepartnerschaft mit der Schuhmarke Timberland, in der er die „eco-friendly“, also nachhaltig produzierten Schuhe, anpreist. Versehen ist der Post mit den entsprechenden Hashtags #earthkeepers sowie #NatureNeeds-Heroes. Natürlich ist es vernünftig, bei der Wahl seiner Kleidung auf nachhaltige Produktionsbedingungen zu achten. Das bringt aber alles nichts, wenn man sich im Gegensatz dazu die verheerende Ökobilanz der Vanlifer genauer anschaut. Die CO2-Emissionen gängiger Van-Modelle, wie einem Peugeot Boxer, liegen laut der Online-Plattform CarWiki zwischen 168 und 236 Gramm pro Kilometer. Macht bei einer Fahrt von Hamburg ins Allgäu mit dem Camper zwischen 130 und 183 Kilogramm Kohlendioxid-Ausstoß, und das auch nur, wenn der Camper leer und nicht, wie bei den meisten Reisenden, vollständig beladen ist. In diesem Fall steigert sich der Ausstoß noch mal enorm. Zum Vergleich: Ein Linienflug von Hamburg nach München kommt mit 161 Kilogramm CO2 auf fast den gleichen oder sogar einen deutlich niedrigeren Emissionswert. Ein normaler Kleinwagen stößt pro gefahrenem Kilometer übrigens je nach Modell zwischen 98 und 116 Gramm Kohlendioxid aus. Umweltrettung sieht anders aus. Ob und wie Reise-InfluencerInnen ihre Flug- und Fernreisen CO2 kompensieren –etwa durch eine Geldzuwendung an Organisationen wie Atmosfair –, darüber gibt es kaum konkrete Hinweise und Zahlen. Einige InfluencerInnen geben es in ihrer Caption an oder erteilen in ihrer Story Auskunft darüber. Die Norm scheint ein solches Verhalten jedoch nicht zu sein – und das Lieblingsthema der digitalen NomadInnen im Übrigen auch nicht. Im Rahmen einer journalistischen Anfrage für Deutschlands größtes Online-Reisemagazin wurden fünf reichweitenstarke Travel-BloggerInnen auf Instagram im deutschsprachigen Raum mit FollowerInnenzahlen zwischen 1 und 1,5 Millionen gefragt, ob und wie sie ihre Reisen nachhaltig gestalten. Also, ob sie etwa ihre Flugreisen kompensieren, ob ihnen nachhaltiges Reisen generell wichtig erscheint, ob sie nachhaltige Reiseaccessoires nutzen und ob sie bei ihrer Reiseplanung Faktoren wie Umweltschutz, Entfernung des Reiseziels und die Art der Anreise – ob mit Bahn oder Flugzeug – berücksichtigen. Nur ein Management meldete sich zurück, alle anderen lehnten ein Statement ab oder antworteten erst gar nicht auf die Anfrage.

Selbstverständlich kann eine Fernreise an sich nie zu 100 Prozent nachhaltig und grün gestaltet werden. Es gibt jedoch Mittel und Wege, um einen Aufenthalt im Ausland grüner, also verträglicher für Klima und Umwelt zu gestalten: etwa den CO2-Ausstoß von Fernflügen zu kompensieren, Verpackungsmüll zu vermeiden oder eher auf nachhaltige Reiseaccessoires zu setzen. Auch bei der individuellen Reiseplanung können Travel-BloggerInnen ihren ökologischen Fußabdruck verträglicher gestalten: indem man statt mit dem Flugzeug oder dem eigenen Auto mit der Bahn anreist oder Routen vorteilhaft miteinander kombiniert. Dass sich jedoch nur eine einzige reichweitenstarke deutschsprachige Travel-BloggerIn zu diesem Thema äußern wollte, spricht Bände. Entweder erscheint vielen das Thema heikel, weil das Reisen an sich

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FALSCHE VORBILDER

In „Falsche Vorbilder“ kriegen alle ihr Fett weg: Beauty-, Fitness-, Family- und Reise-InfluencerInnen. Was Hashtag-Hascherei und Bildchen-Post-Politik mit uns machen und weshalb nicht nur unsere persönliche Zukunft, sondern auch die Natur darunter leidet, beschreibt Alicia Joe in mehreren Kapiteln und dabei so anschaulich, dass man das Buch für kein Reel und keinen Post der Welt zur Seite legen will.

Alicia Joe mit Sabine Winkler, „Falsche Vorbilder. Wie Influencer uns und unsere Kinder manipulieren“, Yes Publishing, ca. 25.–

eben nie komplett nachhaltig sein kann und jede Antwort zum Thema falsch aufgenommen werden könnte – immerhin verdienen die InfluencerInnen mit der Gunst ihres Publikums und den Reisen ihren Lebensunterhalt. Oder aber, es soll einfach die schöne Illusion nicht zerstört werden. Schließlich sind die konkreten Zahlen des CO2-Ausstoßes bei einer Fernreise eher unschön.

Für den Hin- und Rückflug von Berlin nach Kapstadt in Südafrika, ein bei vielen InfluencerInnen beliebtes Reiseziel, müsste man für einen Linienflug in der Economy-Class als Einzelperson insgesamt 5'300 Kilogramm CO2 kompensieren. Das entspricht einer Spende von 122 Euro, durch die dann Klimaschutzmaßnahmen initiiert würden, etwa das Pflanzen von Bäumen oder der Ausbau nachhaltiger Energiequellen. Das klimaverträgliche Jahresbudget einer einzelnen Person liegt übrigens bei 1'500 Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr. Eben exakt die Menge an Kohlenstoffdioxid, die jeder Mensch eigentlich verbrauchen dürfte, wenn die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 bis 2050 erreicht werden sollen. Sprich: eine bis dahin vollständig dekarbonisierte Weltwirtschaft – mit dem Ziel, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius einzudämmen. Bei den 1,5 Tonnen CO2 pro Kopf handelt es sich um einen Durchschnittswert: In manchen Jahren kann er darüber liegen, später sogar etwas niedriger sein. Diesen Wert übersteigen die meisten Travel-BloggerInnen um ein Vielfaches – nicht einmal wir Durchschnittsmenschen kommen zumeist auf diesen Wert. Aktuell verbraucht jeder von uns durchschnittlich um die 10'000 Kilogramm Kohlendioxid im Jahr. Es liegt also noch ein weiter Weg vor uns. Ein Rechenbeispiel anhand der Reiseziele des Travel-BloggerInnen-Paars Life to go aus dem Prä-Pandemie-Jahr 2019, bevor die Reisebranche eingebrochen ist, verdeutlicht die Problematik. Das junge Pärchen hat all seine Reiseziele sowie die Flüge dorthin auf YouTube dokumentiert. In jenem Jahr unternahmen sie unter anderem eine gesponserte Pazifik-Kreuzfahrt und Reisen mit dem Flugzeug von Thailand nach Nordamerika, quer durch FranzösischPolynesien und Südamerika, um am Ende wieder in Asien anzukommen. Insgesamt 14 Linienflüge und eine zweiwöchige Kreuzfahrt, die sich über den ganzen Globus erstreckten. Laut dem myclimate-Rechner ergibt sich bei der detaillierten Auflistung und Analyse aller Flugrouten sowie Schiffsstrecken der beiden im Jahr 2019 ein CO2-Fußabdruck von 15'300 Kilogramm pro Kopf. An dieser Stelle sind ihre zahlreichen Auto-, Bus- und Schiffsrundreisen in den jeweils besuchten Ländern noch nicht miteinberechnet. Auch der Lebensunterhalt wie Nahrung, Klimaanlagen, Heizungen, Kleidung, private Anschaffungen und Ähnliches sind nicht in dieser Kohlendioxid-Rechnung eingespeist. Der gesamte Pro-Kopf-Ausstoß dieser Travel-BloggerInnen könnte alles in allem also bei 25 bis 35 Tonnen Kohlendioxid liegen. Wir erinnern uns: Der Pro-Kopf-Ausstoß der deutschen DurchschnittsbürgerIn liegt bei 7,75287 bis 11,6288 Tonnen im Jahr. Trotzdem werben Travel-BloggerInnen sorglos für ihren Lebensstil, ohne diese Problematik in ihren Videos zu erwähnen – indem sie etwa transparent in ihren Posts erklären würden, wie sie ihren CO2-Fußabdruck kompensieren, oder darauf hinwiesen, welche klimaverträglichen, wohl aber auch weniger komfortablen Reisealternativen es gäbe. Manch einer mag Klimaaktivistin und Influencerin Greta Thunberg belächelt haben, als sie mit einem Segelboot 14 Tage lang über

den Atlantik reiste, um am UN-Klimagipfel in New York 2019 teilzunehmen. Aber immerhin war ihre Überseereise klimaverträglicher als ein Langstreckenflug von Schweden in die USA. Angesichts der hohen Emissionswerte, die eine Travel-BloggerIn mit ihrem Lifestyle in einem Jahr fabriziert, bekommen die schönen Bilder und enthusiastischen Reise-Vlogs einen faden Beigeschmack.

WAS KÖNNTE MAN BESSER MACHEN?

EIN KURZER VERHALTENSKODEX FÜR

TRAVEL-BLOGGERINNEN UND ANDERE REISENDE

Um ehrlich zu sein: Überall dort, wo TouristInnen sind, wird es auch Schäden an der Umwelt geben. Den perfekten klimaneutralen Tourismus gibt es nicht. Da aber Reise-BloggerInnen eine Art Vorbildfunktion haben und als Inspirationsquelle für ihre FollowerInnen dienen, könnten sie durch ein verändertes Postverhalten doch einiges erreichen. Die gemeinnützige Umweltschutzorganisation Leave No Trace hat daher einige Verhaltensregeln zusammengetragen, die InfluencerInnen aus dem Bereich Reisen, aber auch ganz normale UserInnen, die ihre Urlaubsschnappschüsse in den Social Media teilen wollen, beherzigen sollten. Natürlich muss nicht jedes Foto, das man an einem fremden Ort von sich aufnimmt, in den Social Media landen. Aber das Schöne an Social Media ist doch, dass man andere Menschen ein wenig an seiner Welt teilhaben lassen kann. Wenn man also doch einmal ein Foto von seinem Ausflug an einen spektakulären Wasserfall mit natürlichem Infinity-Pool posten will, dann sollte man vielleicht vor allem auf eines verzichten: den Geotag. Die Kennzeichnung des Standortes ist nämlich für die meisten SocialMedia-NutzerInnen das Indiz, um zu erkennen: Ah, da ist dieses fabulöse Foto entstanden – und schwups machen sich Tausende auf die Reise. Viel weniger Menschen würden sich selbst die Mühe machen, den Ort zu recherchieren. Das Problem ist natürlich: Der Algorithmus von Instagram und Co. präferiert Posts mit Ortsmarkierungen, vor allem, wenn es populäre Orte sind. Die Lösung: InfluencerInnen und UserInnen können einen allgemeinen Geotag einer Region oder Stadt verwenden, statt die genaue Lage zu präzisieren. Auch bei der Auswahl des Fotomotivs kann man Verantwortung als Vorbild übernehmen: Erinnern wir uns an den Fotografen Hannes Becker im scheinbar verlassenen Skigebiet Südtirols. Statt dieser Natur-purMotive hätte er sich auch, zumindest in einem zweiten Foto, mit anderen TouristInnen auf den offiziellen Wanderwegen zeigen oder aber Straßen- und Hinweisschilder mit in das Motiv aufnehmen können. Das spiegelt ein sehr viel realistischeres Bild der Umwelt wider. Auch ihren CO2Fußabdruck könnten InfluencerInnen deutlich reduzieren, wenn sie ein paar einfache Regeln befolgen würden, auf die etwa Atmosfair hinweist. Flugreisen sollten nur dann gebucht werden, wenn es keine CO2-ärmere Alternative gibt. Eine CO2-Kompensation ist in einem solchen Fall eine gute Möglichkeit, den Klimaschaden in Grenzen zu halten. Auch mehr Transparenz wäre bei einigen InfluencerInnenn hilfreich: Je häufiger in den Social Media thematisiert wird, dass InfluencerInnen zwar zu ihren Traumzielen fliegen, sie aber entweder das CO2 kompensieren oder aber sich ganz für eine alternative Anreise beispielsweise mit dem Zug entschieden haben, desto mehr entsteht auch aufseiten der UserInnen ein Bewusstsein für den Klimaschutz –ohne das Reisen gleich an sich zu verdammen.

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Planschen im Bauchnabel von Mutter Natur. 74 N°06 /  2023

WHERE THE GODS MEET

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EPIC Athen hat mehr zu bieten als die Akropolis.

Bei Urlaub in Griechenland denken wir an viele kleine Inseln, die sich wie Sahnetupfer im türkisblauen

Ozean aneinanderreihen. Doch die Mittelmeer-Destination hat noch mehr zu bieten – und mit dem One&Only Aesthesis ein Argument mehr, endlich auch nach Athen zu reisen. Mit Charme und Midcentury-Ästhetik lockt uns das neue Hotel an die Küste der griechischen Hauptstadt, die bald jegliche Bucket-Listen stürmen wird.

Interview: Marina Warth – Fotos: One&Only

Aussichten! 76 N°06 /  2023
Grandiose
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Hier zeigt sich der Sonnenuntergang doppelt magisch.
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„DIE LIEBE ZUM DETAIL IST ENTSCHEIDEND.“
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Zimmer mit Charakter: Weiß trifft Stein und Midcentury-Ästhetik.

„DIE ERFAHRUNG VON DER STANGE INTERESSIERT DIE GÄSTE NICHT MEHR.“

FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?

Yann Gillet: Das Reisen mit meinen Eltern in jungen Jahren hat mich sehr beeinflusst. Da mein Vater oft im Ausland lebte, während ich noch klein war, reisten wir viel und kamen dadurch mit unzähligen Kulturen in Berührung: Von den Vereinigten Staaten über China und Schweden bis nach Südafrika lernte ich interessante Menschen aus allen Lebensbereichen kennen. Dadurch wurde mir klar, wie sehr Reisen die Welt verändern kann. Nach der High School besuchte ich eine University for Hospitality, die den Startschuss für meine Karriere als Hotelier gab.

F: Wie beschreiben Sie Ihr Hotel in einem Satz?

YG: Es ist mehr als nur ein Resort. Es ist eine Einladung für alle Sinne, dieses einzigartige historische Reiseziel Athen auf eine ganz neue Art und Weise zu erleben.

F: Führen Sie uns durch die Entwicklung Ihres Hotels von der Idee bis zum fertigen Resort!

YG: In den 60er Jahren schätzte die damalige JetsetGesellschaft in Athen die Schönheit der immergrünen Ecke von Glyfada, die nur wenige Schritte vom türkisfarbenen Wasser entfernt liegt. Jetzt lassen wir diesen legendären Ort mit einem neuen modernen Konzept wieder aufleben und definieren die Vorstellung von Luxusurlaub in Athen neu. Bungalows und Villen direkt am Meer, ein exzellenter Service und einzigartige Erlebnisse heben dieses Resort von allen anderen Luxusresorts in Athen ab. Jeder, der schon einmal in einem One&Only-Resort war, weiß, was ihn in diesem kleinen Paradies in einer der pulsierendsten Städte Europas erwartet.

F: Nennen Sie uns drei Gründe, weshalb wir unbedingt bei Ihnen übernachten sollten!

YG: Es gibt mehr als drei Gründe, aber ich gebe mein Bestes! Es ist weniger als vier Stunden von den meisten europäischen Hauptstädten und weniger als 30 Minu-

ten vom Flughafen oder vom Zentrum Athens entfernt. Das One&Only Aesthesis liegt in einem wunderschönen Wald direkt am Meer, mit einer fast einen Kilometer langen blauen Lagune. Den Gästen stehen private Cabanas, mehrere Pools, ein Strand, fantastische Restaurants und Bar-Konzepte zur Verfügung.

F: Was macht den Beruf des Hoteliers so spannend, und welche Aspekte sind eher mühsam?

YG: Hoteliers sorgen jeden Tag für Glücksmomente – nicht nur für die Gäste, sondern auch für ihre Teams. Es ist aufregend, täglich dafür zu sorgen, dass alle wirklich entspannt sind und sich verwöhnt fühlen. Man erfindet sich dadurch immer wieder neu, und jeder Tag ist anders. Dadurch ist es natürlich ein Job, bei dem man danach strebt, sich selbst jeden Tag mit etwas Neuem zu übertreffen.

F: Woran müssen Hoteliers denken, worüber sich andere keine Gedanken machen?

YG: Wir müssen rund um die Uhr ein offenes Ohr für unsere Gäste und ihre Bedürfnisse haben. Kein Wunsch ist zu klein oder zu groß – und am besten kümmern wir uns schon um die Bedürfnisse der Gäste, bevor sie überhaupt danach fragen. Dazu eine lustige Bemerkung am Rande: Da wir viel Zeit mit unseren Gästen verbringen und immer tiptop auftreten müssen, ersetzt mein Team mein Glas Champagner immer durch Sprite oder den Wein durch Traubensaft, wenn ich an der Bar stehe. (lacht)

F: Worüber machen Sie sich zu viele Sorgen?

YG: Neben dem Wohlbefinden unserer MitarbeiterInnen und Gäste sind meine eigene Fitness und mein eigenes Wohlbefinden ein ständiges Thema.

F: Wie sind Sie als Chef?

YG: Mein Team liegt mir sehr am Herzen, und ich höre ihnen so gut wie möglich zu – da zähle ich meine emotionale Intelligenz zu meinen Stärken. Mein Führungsstil ist streng, aber fair: Ich mag keine Formalitäten

ONE&ONLY AESTHESIS

Nur einen Katzensprung von der sprudelnden Innenstadt Athens entfernt, befindet sich das One&Only Aesthesis, das seine Gäste mit luxuriösen Bungalows und Villen fühlen lässt wie Göttinnen und Götter auf dem Olymp. Das für Griechenland typische Weiß trifft auf natürliche Materialien und Midcentury-Chic und verbindet sich zu einem minimalistischen Interieur, das Raum lässt für den Charme der hiesigen Kultur. 1'600 Meter Strandpromenade warten darauf, uns in den Sonnenuntergang zu begleiten –oder uns vom Beach Club aus zu bezirzen. Gegessen wird, was das griechische Land hergibt: Zwei Restaurants servieren Mezze, Meeresfrüchte, Fleisch und vegane Köstlichkeiten aus nachhaltiger und lokaler Produktion.

oneandonlyresorts.com/aesthesis

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Das hält Yann Gillet von…

KREUZFAHRTSCHIFFEN:

Ich bin kein großer Fan davon, abgesehen von den kulturellen Kreuzfahrten wie Ponant, die wirklich sinnvolle Erlebnisse bieten.

BUFFET-ESSEN:

Ich bevorzuge beim Essen das Prinzip „Sharing is Caring“, auch beim Frühstück.

ALL-INCLUSIVE:

Nicht mein Fall. Es gibt nichts Besseres, als seine eigene Spirituosen- oder Champagner-Marke zu wählen.

TRINKGELD:

In vielen meiner früheren Positionen war Trinkgeld nicht erwünscht. Die Angestellten wurden großzügig bezahlt und waren stolz darauf, den Gästen zu sagen, dass der von ihnen angebotene Service echt war. Hoteliers sollten zumindest von individuellen Trinkgeldern abraten – alle hart arbeitenden Mitarbeitenden verdienen die gleiche Belohnung.

HUNDEN IM RESTAURANT

UND IM HOTEL:

Ich bin selbst Hundebesitzer und liebe alle Haustiere. Es ist natürlich wichtig, dass sie ruhig sind und sich gut benehmen, denn Hunde in Restaurants können –von einigen Ausnahmen abgesehen – eine Herausforderung sein.

KINDERN IM RESTAURANT

UND IM HOTEL: sind natürlich immer stets willkommen.

DRESSCODES:

Nennen Sie mich altmodisch, aber ich mag es, wenn man sich bemüht, sich dem Anlass entsprechend zu kleiden, zumindest für das Abendessen. Man muss keinen Smoking oder ein Cocktailkleid tragen, aber eine Hose, ein Jackett und elegante Schuhe werden bei einem Mann sehr geschätzt. Unsere MitarbeiterInnen sind immer tadellos gekleidet, um unsere KundInnen zu bedienen.

TRIPADVISOR: ist eine hilfreiche, für alle zugängliche Plattform, auf der man alles finden kann: das Gute, das Schlechte und das Hässliche.

OTAS: sind nützliche Partner – mit einigen Vorbehalten. Sie erreichen Zielgruppen, die wir nicht so leicht erreichen können.

SHARING ECONOMY: bietet verschiedene Vorteile.

NACHHALTIGKEIT: ist unerlässlich, das ist unsere Zukunft.

FACHKRAEFTEMANGEL:

Wir alle sind für diese Herausforderung mitverantwortlich. Es ist unsere Aufgabe, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu überdenken und die angebotenen Arbeitsplätze attraktiver zu gestalten –insbesondere für die jüngere Generation.

und keine Heuchelei. Jeder kann mich Yann nennen, und ich muss direkt sein dürfen. Ich habe definitiv eine starke Arbeitsmoral.

F: Was macht eine gute GastgeberIn aus?

YG: Man kann es nicht oft genug sagen: Die Liebe zum Detail ist entscheidend. Ein guter Hotelier achtet genau auf jeden einzelnen Aspekt des Gäste-Erlebnisses. Vom Offensichtlichen, wie der Sauberkeit der Zimmer und der Qualität der Speisen und Getränke, bis hin zum weniger Offensichtlichen, wie der Fähigkeit, die Persönlichkeit seiner Gäste durch nonverbale Hinweise zu verstehen. Weiter ist es wichtig, eine gute Führungspersönlichkeit und den Markttrends immer einen Schritt voraus zu sein, über ausgezeichnete Kommunikationsfähigkeiten zu verfügen und sich als „KuratorIn von Erlebnissen“ zu verstehen, die anderen Freude bereiten.

F: Welche Gäste mögen Sie am liebsten?

YG: Alle Gäste sind wichtig, aber ich liebe es, Prominente und wichtige Persönlichkeiten zu empfangen – das ist einfach jedes Mal aufs Neue spannend.

F: Was können Sie bei Gästen nicht leiden?

YG: Wenn sie unhöflich und respektlos gegenüber unseren KollegInnen sind. Fehler können passieren, aber ich sehe es als unnötig an, auf andere herabzublicken. Glücklicherweise kommt das nur selten vor, da viele Gäste unsere MitarbeiterInnen vor Ort im Laufe der Jahre als Familie betrachten.

F: Was ist Ihr Anspruch an Ihr Hotel?

YG: Unser Ziel ist es, als eines der besten Resorts der Welt anerkannt zu werden; ein Ort, der das Konzept des modernen Luxus verkörpert.

F: Wie haben sich die Ansprüche Ihrer Gäste in den vergangenen Jahren verändert?

YG: Der Tatendrang ist gewachsen, Gäste erwarten vermehrt ein wirklich individuelles Erlebnis vor Ort. Die „Erfahrung von der Stange“ interessiert sie nicht mehr,

sie wollen etwas Außergewöhnliches, sie wollen etwas „fühlen“, wenn sie in ihren Urlaubsort kommen. In diesem Sinne sind sie viel emotionaler als früher.

F: Welche Geschichte aus Ihrem Alltag als Gastgeber müssen Sie uns unbedingt erzählen?

YG: In einer früheren Funktion habe ich eine gute Beziehung zu Isabelle Huppert aufgebaut. Gemeinsam mit dem renommierten französischen Designer Pierre-Yves Rochon entwarfen wir ihr perfektes „pied a terre“, einen Wohnsitz auf dem Lande in Cannes. Ihr Penthouse mit 1'000 Quadratmetern mit Blick auf die Bucht von Cannes wurde auf der Grundlage ihrer ganz eigenen Persönlichkeit entworfen, einschließlich der Ausstattung, der Dekoration, der Musik und so weiter. Auf diese Weise habe ich sie sehr gut kennenlernen dürfen.

F: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst auswärts übernachten?

YG: Ich liebe es, mich selbst herauszufordern, indem ich konkurrierende Marken besuche. Ich genieße es, aufregende neue Fünf-Sterne-Resorts auf der ganzen Welt zu erkunden, die ich über ausgewählte Medien entdecke. Das inspiriert mich sehr und ermutigt mich, stets zu wachsen und zu lernen.

F: Was unterscheidet ein gutes von einem grandiosen Hotel?

YG: Die Liebe zum Detail. Und die Fähigkeit, den Wunsch eines Gastes zu erkennen, bevor er ihn selbst wahrnimmt. Dieses Serviceniveau ist es, was One&Only von den anderen unterscheidet – Intuition.

F: Wo steht Ihr eigenes Bett?

YG: Derzeit wohne ich im Herzen von Athen in einem wunderschönen Penthouse mit Blick auf die Akropolis. Ich durfte schon so viele Orte auf der ganzen Welt mein Zuhause nennen, aber diese Aussicht, vor allem bei Nacht, beeindruckt mich immer wieder. Die einzigartige Geschichte dieser Stadt ist einfach faszinierend.

N°06 /  2023 82 nonverbale liebsten?
Yann Gillet, der Mann am Steuer des One&Only Aesthesis.
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„ICH STREBE JEDEN TAG DANACH, MICH SELBST MIT ETWAS NEUEM ZU ÜBERTREFFEN.“

PROTECTION

Sie sitzen auf unseren Nasen, spenden Schatten und sorgen für diese unnahbare Aura, diese Coolness, die nur jemanden umgibt, dem man nicht direkt in die Augen blicken kann. Schält man die Optik runter, bleibt von der Sonnenbrille das ganz Praktische: der Schutz vor UV-Strahlen.

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SAINT
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LAURENT, „SL 606-001“, aus Metall, ca. 610.–
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VICTORIA BECKHAM, „Monogram Blond Havana“, Acetat-Fassung mit satt getönten Verlaufsgläsern, ca. 275.–
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MARC JACOBS, „Marc 672/C/S“, aus schwarzem Kunststoff mit Clip-On im Monogrammuster, ca. 320.–
OLIVER PEOPLES X GIO POINT, aus Acetat, ca. 656.–N°06 /  2023 88
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BOTTEGA VENETA, „BV1241S-003“, aus recyceltem Acetat, ca. 430.–
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GUCCI, Gucci Bald Cateye GG1294S-003, aus recyceltem Acetat, ca. 480.–
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ALAÏA, „Alaïa Pilot Spoiler Style AA0067S-002“, aus Metall, ca. 725.–
DOLCE & GABBANA, aus Acetat, ca. 248.–N°06 /  2023 92
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BALENCIAGA, „BB0256S-004“, aus Rizinusöl, ca. 570.–
MYKITA, „Studio 13.1“, aus Acetat und Mylon aus dem 3D-Drucker, ca. 609.–N°06 /  2023 94
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ISABEL MARANT, „IM 0124/S“, Acetat-Fassung mit rosa Gläsern, ca. 230.–
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PRADA LINEA ROSSA, aus Acetat, ca. 194.–

MADE

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Vorherige Seite links: Der Designer William Fan kreiert seine Mode saison- und genderunabhängig.

Vorherige Seite rechts: Mode kennt kein Geschlecht.

Linke Seite: Liebe zum Detail bis zum Abwinken.

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Interview: Marina Warth

Fotos: William Fan

FACES: Wie lautet die wichtigste Lektion, die du während deiner Arbeit bei Alexander McQueen gelernt hast?

William Fan: Meine Zeit bei Alexander McQueen hat mich gelehrt, ohne Kompromisse an einem visuellen Ausdruck zu arbeiten. Ich habe Zugang zu einer besonderen Infrastruktur bekommen, die mir in jungen Jahren die Welt der Luxusindustrie eröffnet hat. Es war eine sehr intensive Periode meines Lebens mit vielen einmaligen Momenten.

F: Du designst genderlos und über die Grenzen verschiedener Saisons hinaus. Was ist dabei die größte Herausforderung?

WF: Diese Art des Entwerfens ist für mich sehr natürlich, weshalb ich persönlich keine großen Herausforderungen sehe – außer, dass KundInnen oft in binären Strukturen und saisonal denken. Die meisten öffnen sich aber sehr schnell und erkennen die daraus resultierende Beständigkeit und Ruhe. Design sollte kein Geschlecht haben, und wir lösen viele Dinge mit der richtigen Passform für die diversesten Körpertypen.

F: Was ist der Grund, weshalb du deine Kollektionen ohne Gender- und Saisonetikett entwirfst?

WF: Mir gefällt die Idee von einem Design, das beliebig adaptiert und interpretiert werden kann, ohne sich dabei von Trends oder Kategorisierungen ablenken zu lassen. So verkaufen wir nach acht Jahren immer noch Produkte aus der ersten Kollektion zusammen mit solchen aus der aktuellsten. Ich investiere gerne viel Zeit in funktionierendes Design und entwickle dieses von Kollektion zu Kollektion weiter. Es ist mir wichtig, immer wieder kritisch auf bestehende Details zu blicken und sie der Zeit anzupassen. Das gelernte System in getrennten Abteilungen einzukaufen oder den Verlust an Wert eines Kleidungsstücks nach einer beendeten Saison finde ich mehr als kritisch. Beides gehört meiner Meinung nach nicht mehr in die heutige Zeit und sollte für die ganze Branche überdacht werden.

F: Brauchen wir überhaupt noch dieses typische Trenddenken?

WF: In meinen Augen gibt es heute viel mehr parallele Modeströmungen als einen konkreten Trendgedanken. Daraus entstehen verschiedene Schwingungen, denen der Mainstream dann folgt. Die Zeiten von klaren Bildern wie im 20. Jahrhundert, als man die Jahrzehnte visuell klar voneinander trennen konnte, sind vorbei. Ich empfinde Trends als nicht nachhaltig, weil sie per se so aufgebaut sind, schnelllebig zu sein und mit Garantie auch schnell wieder verschwinden werden. Ein Trend ist wie Fast Food: eine schnelle Befriedigung

mit wenig Inhaltsstoffen.

F: Mit welchen Ansprüchen im Kopf suchst du die Materialien für deine Kollektionen aus?

WF: Materialien müssen für mich immer ein wohliges Gefühl auslösen und natürlich perfekt mit dem jeweiligen Schnitt funktionieren, damit dieser ideal fällt. Spannend finde ich auch befremdliche Stoffe aus der Möbelindustrie oder der Sportswear in Ready-to-Wear zu verarbeiten. Meine Kollektionen sind vor allem gefüllt von klassischen bzw. natürlichen Materialien wie Seide, Kaschmir und Wolle. Jedoch bin ich auch Fan von technologischen Materialien, wenn sie eine besondere Funktion oder ein neues Bild mitbringen.

F: Was ist in Sachen Mode typisch William Fan? Und was ist für dich persönlich besonders typisch?

WF: Wenn derselbe Look unabhängig von Geschlecht und Alter auf verschiedensten Personen funktioniert, ohne dabei nach Verkleidung auszusehen. Produkte, die in sich schlüssig und subtil sind und kollektionsweise aufeinander aufbauen, und der Austausch zwischen deutscher und chinesischer Kultur, sind Dinge, die für mich und die Marke wohl typisch sind. Ich bin immer auf der Suche nach einer Balance, die sich sinnhaft anfühlen muss.

F: Weshalb castest du deine Models auf der Straße, und wie gehst du dabei vor?

WF: Über die Jahre haben wir einen geschärften Blick für unser Casting bekommen und lieben es, neue Gesichter zu entdecken. Dabei ist es ein spontaner Moment und Impuls, indem wir entscheiden, ob jemand passt oder nicht. Ein besonderer Ausdruck, eine besondere Haltung oder eine besonders offene Art sind oft ausschlaggebend, dass mich ein Mensch berührt. Mit Streetcast-Models können wir ein selbstbestimmtes Casting kreieren, ohne dabei auf klassische Agenturen angewiesen zu sein.

F: Wie haben sich die Anforderungen an Models in den vergangenen Jahren verändert?

WF: Das Bewusstsein über die Wichtigkeit eines vielfältigen Castings für die Gesellschaft ist deutlich gestiegen. Dabei wird das klassische Schönheitsideal aufgebrochen und das Spektrum für Andersartigkeit erweitert. Das Bild wird zum einen Teil realer, zum anderen surreal. Es ist wie bei den Trends: Es gibt viele parallele Strömungen, die miteinander existieren. Natürliche und unnatürliche Schönheitsideale haben wahrscheinlich noch nie so stark in Kontrast zueinander miteinander existiert.

F: Wie schwierig ist es, als Designer auf dem weltweiten Parkett mitzuspielen?

William Fan schwingt die Fahne für nachhaltiges UnisexDesign ohne Saisonzwang und Trenddruck und macht damit den Großen vor, wie Mode gehen muss. Mit seinem eigenen Label setzt der junge Berliner Designer ein Zeichen – und macht anderen Mut, es ihm gleich zu tun.
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WILLIAM FAN

Früher war das WG-Zimmer sein Showroom, heute hat William Fan sein eigenes Studio. Die Studentenwohnung ist geblieben, der Erfolg gekommen, denn der Berliner Designer schafft es, nachhaltiges Business und Mode zusammenzufügen. So setzt Fan nicht nur auf See-Now-Buy-Now und Unisex-Kollektionen, sondern auch auf saisonfreie Kleidung, die stets untereinander und mit früheren Entwürfen kombiniert werden kann – und soll! Das Nähen hat William Fan von seiner Mutter gelernt, das Design-Handwerk im Studium. Und das Talent? Nun, das hat der Berliner seit jeher im Blut. Mut übrigens ebenfalls, hat doch seine Anfrage an die Verantwortlichen der Berlin Fashion Week nach dem Studium direkt zu seiner ersten großen Modenschau geführt – und zum Startschuss seiner Karriere.

williamfan.com

WF: Trotz dieser lokalen Bekanntheit, aber ohne großes Netzwerk, die internationale Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ist ein schwieriger Schritt. Wir glauben an natürlichen und gesunden Wachstum und verfügen jetzt schon über ein internationales KundInnen-Netzwerk. Ich glaube an das richtige Timing und an ehrlich gewachsene Verbindungen.

F: Welche Hürden sind aktuell deine höchsten?

WF: Den Übergang vom Jungdesigner zum etablierten Label zu schaffen, ist gerade eine große Herausforderung. Einerseits wachsen zu wollen und gleichzeitig seinen eigenen Rhythmus zu finden, das ist der aktuelle Fokus.

F: Wie geht man als DesignerIn mit Inspirationen, beispielsweise aus anderen Kulturen, richtig um?

WF: Inspiration sollte in meinen Augen immer mit einem persönlichen und inhaltlichen Bezug, wie den eigenen Wurzeln, behandelt werden und nicht ausschließlich der Ästhetik wegen. Persönlich zu arbeiten, erscheint mir dabei am authentischsten. Das Bewusstsein und der Respekt für andere Kulturen sind dabei wichtig. Es ist kein Buffet, das allen zusteht. Viele Details und Muster, die schön und „exotisch“ wirken, sind oft mit Unterdrückung, Religion und Diskriminierung behaftet. Wer nicht die richtige Note trifft, kann sehr verletzend und ignorant einer Kultur gegenüber sein.

F: Deine Kollektionen lässt du in China und Hongkong produzieren. Was macht eine gute Produktionsstätte aus, und wie schwierig war es, diese zu finden?

WF: Mittlerweile produzieren wir auch in einigen Produktionsstätten in Italien und Deutschland. Alle Produktionen sind kleinere Familienbetriebe, mit denen wir in ständigem Austausch stehen. Dabei finden wir diese immer über persönliche Kontakte, was natürlich einen Vertrauensvorschuss voraussetzt. Ein gleiches Verständnis für Qualität muss als Basis gegeben sein. Das Spannendste ist, ob man gemeinsam eine Sprache entwickeln kann.

F: Wie sollte man Mode richtig konsumieren?

WF: Man sollte immer einen Überblick über seinen Kleiderschrank bewahren und nicht zu viel anschaffen. Jedes Kleidungsstück muss in mir persönlich etwas auslösen, ansonsten trenne ich mich davon.

F: Deine Kollektionen sind sofort erhältlich, sobald du sie auf dem Laufsteg gezeigt hast. Weshalb machst du das?

WF: Wir stellen immer wieder fest, dass unsere KundInnen nicht mehr ein halbes Jahr warten möchten, bis die Kollektion verfügbar ist, was sicher auch eine Auswirkung des schneller werdenden technologischen Wandels ist. Das Konsumverhalten wird vor allem durch Social Media stark beeinflusst und möchte idealerweise „instant“ befriedigt werden. Das verkörperte Gefühl der Runway Show kann durch See-Now-BuyNow unmittelbar zugänglich gemacht werden.

F: Was ist die Herausforderung für dich an See-Now-BuyNow?

WF: Die Kollektionen werden ein ganzes Jahr vorher entworfen. Der Blick richtet sich deshalb noch weiter in die Zukunft und die Herausforderung ist es, eine gute Einschätzung für den zukünftigen Markt zu haben.

F: Was verändert sich für dich hinsichtlich der Planung deiner Kollektionen mit diesem Konzept?

WF: Für die Umstellung müssen einmal zwei Kollektionen gleichzeitig fertig werden. Zudem muss die Produktion jedes Mal rechtzeitig vor der Präsentation ankommen, damit das Konzept aufgeht. Das ist für ein kleines Team durchaus herausfordernd.

F: Was ist das Schwierige daran, See-Now-Buy-Now langfristig umzusetzen, und worin liegen die Vorteile?

WF: Ich arbeite gerne bis zum letzten Moment an der Kollektion, was durch das Konzept von See-Now-Buy-Now entfällt. Das ist für mich eine große Umstellung. Der Impuls, der von der Präsentation ausgeht, kann dadurch aber viel intensiver ausgeschöpft werden. Wir probieren gerne neue Konzepte aus. Wir werden sehen, wie sich dieses Modell für uns in den nächsten Saisons entwickeln wird.

F: Du entwirfst neben Mode auch Möbelstücke. Was ist schwieriger und weshalb?

WF: Möbel sind für mich persönlich schwieriger, weil mir die handwerklichen Kenntnisse dazu fehlen. Mode lässt sich für mich deutlich schneller, theoretisch auch durch meine eigenen Hände, umsetzen, da ich darin ausgebildet bin.

F: Von Möbeln zur Wohnung: Wie wohnst du?

WF: Ich wohne noch in meiner Studentenwohnung, deren Räume sich über die Jahre hinweg mit mir verändert haben. Sie befindet sich fußläufig zum Studio, was ich besonders genieße.

F: Welches ist deine liebste Ecke in deiner Wohnung?

WF: Auf meinem Sofa bin ich definitiv am liebsten. Nach einem langen Arbeitstag kann ich hier bei einer Schallplatte oder einem guten Film am besten abschalten.

F: Welche Stadt inspiriert dich und weshalb?

WF: Die Städte rund um Venedig inspirieren mich mit ihren alten Stadtstrukturen aktuell sehr. Dort liegen auch meine Produktionen, in deren kreativem Umfeld mir viele Ideen kommen. Padua ist beispielsweise eine große Entdeckung.

F: Was ist das Tollste an Berlin, und was nervt dich an der Stadt und ihren BewohnerInnen am meisten?

WF: Die Weitläufigkeit und Größe finde ich an Berlin attraktiv. Durch die vielfältigen Stadtteile gibt es immer etwas Neues zu entdecken. In Berlin steckt unglaublich viel Geschichte, und die Stadt ist mit ihrer Vergangenheit aktueller denn je. Die vielen kulturellen Events wie Fashion Week, Gallery Weekend oder die Berlinale sind wichtige Impulsgeber für die künstlerische Branche. Ich wünschte mir manchmal, dass der Stadt und ihrer Umwelt etwas mehr Achtung getragen werden würde.

F: Was bedeutet Luxus für dich?

WF: Luxus bedeutet für mich, in einer Demokratie zu leben.

F: Was gönnst du dir?

WF: Ich gönne mir gerne gute Cocktails. Die besten gibt es in der Victoria Bar.

F: Was tust du an deinem freien Tag?

WF: Ich gehe spazieren und entdecke am liebsten neue Straßen.

F: Wie malst du dir die Zukunft aus?

WF: Ich hoffe, ich darf meinen Beruf so lange wie möglich weiter ausführen, meine Visionen verwirklichen und mit meinem Team gemeinsam wachsen.

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„Ein Trend ist wie Fast Food: eine schnelle Befriedigung mit wenig Inhaltsstoffen.“
Deutschland und China widerspiegeln sich beide in der Mode von William Fan. N°06 /  2023 103

MINI

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KLEINE WELT

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Der Platz ist beschränkt, das Budget ebenso, nicht jedoch die Ideen, um aus wenigen Quadratmetern das Maximum an Lebensqualität rauszuquetschen. Mit genug Grips wird selbst aus kleinster Fläche ein Haus – außergewöhnlich, süß und so spektakulär, dass wir dafür ganz laut in die Hände klatschen.

Fotos: Taschen

Vorherige Seite Links: Berghütte, Marte.Marte, Laterns, Österreich

© Marc Lins Photography

Vorherige Seite Rechts: Meteorite, Sotamaa, Kontiolahti, Finnland

© Krista Keltanen

Links: La Loica & La Tagua Cabins, Matanzas, Chile

© Cristóbal Palma

Rechts: Love2 House, Takeshi Hosaka, Tokyo, Japan

© Koji Fujii / TOREAL

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Minimod Curucaca, MAPA, Santa Catarina, Brasilien © Leonardo Finotti
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Links:

Kivijärvi Resort / Niliaitta

Prototyp, Studio Puisto, Kivijärvi, Finnland

© Marc Goodwin, Archmospheres

Rechts:

Seroro, Smaller Architects, Seoul, Südkorea

© Jong-Seok BYEON

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SMALL HOUSES

Klimawandel, Bevölkerungswachstum, Ressourcenknappheit: Der Zeiger zeigt kurz vor Zwölf. Was wir tun? Erfinderisch werden und das Hirn anstrengen, um aus dem, was wir haben, das Beste rauszuholen. So entstehen in 25 Ländern aus maximal 100 Quadratmetern grandiose kleine Häuser, entworfen von 57 ArchitektInnen, die an Spektakularität ihren großen Schwestern in nichts nachstehen.

Philip Jodidio, „Small Houses“, Hardcover, 424 Seiten, Taschen, ca. 60.– (taschen.com)

House Tokyo, Hiroyuki Unemori, Tokyo, Japan © Kai Nakamura
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HOME ALONE

Photography & Direction: Heidi Rondak

Director of Photography: Tim Kalkkuhl

Styling: Samir Abou-Suede

Hair & Make-up: Ivana Zoric

Model: Djenice Duarte Silva @ ICONIC Management

Hair & Make-up Assistance: Sinan Salihovic Location: OBLIK Berlin

EASY STILL LIFE FRAME

Rechts: Kleid von MARC CAIN. Regenmantel von MIISTA(Zalando.com). Schuhe von FRANZISKA

BELANGELA. Sonnenbrille von ADIDAS. Schmuck von RUDE ROCKER MÜNCHEN.

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Links: Schuhe von FERRAGAMO. Armreif von ISABELLEFA.

Rechts: Kleid und Schuhe von FERRAGAMO. Sonnenbrille von LANVIN. Ohrringe von ALIITA. Armreif von ISABELLEFA.

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Links: Anzug von PLAN C. Schuhe von STEVE MADDEN. Halskette von ISABELLEFA.

Rechts: Halskette von ISABELLEFA.

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Links: Schuhe von EMPORIO ARMANI. Rechts: Look von EMPORIO ARMANI. Schmuck von YULIKKA JEWELS.

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Links: Kleid von HELENE GALWAS. Top von UNDER ARMOUR. Sonnenbrille von ADIDAS.

Rechts: Kleid von HELENE GALWAS. Socken von BURLINGTON. Schuhe von STEVE MADDEN.

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Links: Socken von LOONES. Schuhe von CATWALK.

Rechts: Anzug von DRYKORN. Top von BAUM UND PFERDGARTEN. Socken von LOONES. Schuhe von CATWALK. Tasche von GIANNI CHIARINI. Handschuhe von ROECKL. Halskette von SONNIA JEWELLERY DESIGN. Ohrringe von LIEBLINGSSTÜCKERL.

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Links: Kleid von

Rechts: Tasche von MCM.

MAX MARA. Schuhe von JIMMY CHOO. Tasche von MCM. Ohrringe von BIJOU BRIGITTE.
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Schuhe von JIMMY CHOO.

DESIGN

CREATIVE MIND

Mit der Unterscheidung zwischen Arbeit und Freizeit tut Silvan Borer sich schwer - denn als Designer verschwimmt das eine für ihn täglich mit dem anderen. Wie es der Schweizer dorthin geschafft hat, wo er heute ist, und wie wenig er sich von AI und schlechten Tagen aus der Ruhe bringen lässt, verrät er im Interview.

Interview: Marina Warth

Foto: ko photography

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FACES: Weshalb bist du Illustrator und Designer geworden und wie war dein Weg dahin?

Silvan Borer: Nach oder vielmehr schon während meiner Schulzeit wusste ich nicht so wirklich, wohin mit mir. So kam es, dass ich nach der obligatorischen Schuldauer eine Lehre als Landschaftsgärtner absolvierte – so richtig wohl fühlte ich mich damit aber nicht. Über Umwege habe ich dann wissenschaftliche Illustration studiert und mich nach dem Abschluss meines Studiums direkt selbständig gemacht. Ich erinnerte mich, dass ich als Kind gerne zeichnete und war der Überzeugung, dass das damals aus einem ehrlichen Interesse heraus entstand. Daraus resultierte schlussendlich auch mein Entscheid, mich voll und ganz dem Zeichnen und Designen zu widmen.

F: Wie definierst du Kunst?

SB: Kunst lässt sich meiner Meinung nach nicht definieren –sie ist alles und doch nichts. Sie kann – muss aber nicht.

F: Wonach bemisst sich deiner Meinung nach der Wert von Kunstwerken?

SB: Ziemlich pragmatisch – am schlussendlich bezahlten Preis des Werkes.

F: Was sagst du zu AI-Kunst, und fühlst du dich und dein Handwerk davon bedroht?

SB: Die Dinge entwickeln sich nun mal. Den mittlerweile sehr einfachen Zugang zur künstlichen Intelligenz sehe ich als Chance, meine Kreativität und das damit verbundene Handwerk neu zu denken. Wie so oft werden Entwicklungen erst mal als bedrohlich eingestuft –künstliche Intelligenz ist für mich in erster Linie eine Technologie, und es liegt an mir, was ich daraus mache.

F: Ist Kunst nur, was Menschenhand erschaffen kann?

SB: Nein. Aber Menschen neigen dazu, nach der Definition von Kunst zu suchen.

F: Auf welche technologische Errungenschaft möchtest du in deinem Arbeitsalltag nicht verzichten und welche macht dir Angst?

SB: Dem Internet verdanke ich sehr viel. Glücklicherweise habe ich sehr gut verstanden, wie ich es für mich nutzen kann. Ich bin nicht ängstlich. Wenn mir etwas suspekt erscheint, macht mich das neugierig.

F: Wie schaffst du es, jeden Tag kreativ zu sein, und was tust du, wenn dich die Muse einmal nicht küsst?

SB: Wenn mir die Muse fehlt, dann spaziere ich oder treibe Sport.

F: Welcher deiner Erfolge macht dich am meisten stolz?

SB: Dass ich meinen eigenen Weg gefunden habe und mich durch Ablehnung nicht von meinen Ideen abbringen lasse.

F: Für welches Unternehmen oder welchen Brand würdest du gerne einmal arbeiten und weshalb?

SB: Da gibt es einige. Im Moment zieht mich die Modeund Designwelt sehr an. Ich würde gerne alles um mich herum gestalten und kuratieren.

F: Erinnerst du dich an den Moment, als du eine deiner Arbeiten zum ersten Mal veröffentlicht sahst?

SB: Wenn ich ehrlich bin, kann ich mich nicht mehr wirklich daran erinnern. Das ist alles auch super schnell passiert. Generell ist es aber motivierend zu sehen, dass meine Arbeiten, Konzepte und Ideen ihre Berechtigung finden und ihre Spuren hinterlassen.

F: Hast du beim Zeichnen und Entwerfen Regeln, denen du folgst?

SB: Das Entwerfen ist der wichtigste Teil für mich. Ich versuche, erst einmal Ideen zu generieren und ihnen

dann eine Form zu geben. Ohne Regeln.

F: Das Zeichnen und Kreieren ist dein Beruf. Bist du es da in deiner Freizeit leid und beschäftigst dich lieber mit anderen Dingen?

SB: Es ist ein Privileg: Mein Beruf ist meine Freizeit. Wenn man so will, gibt es also beides als solches für mich nicht. Dementsprechend bin ich es auch nicht leid – im Gegenteil. Ich liebe es, Dinge zu kreieren, und mein Beruf umfasst ja so viel mehr als die Gestaltung. Ich darf viele spannende Einblicke gewinnen, bewegende Bekanntschaften machen und mich voll und ganz meinen Ideen widmen – manchmal will ich mich gar nicht zu sehr mit anderen Dingen beschäftigen.

F: Was liegt alles auf deinem Arbeitsplatz, und ist dieser aufgeräumt oder ein kreatives Chaos?

SB: Mein Arbeitsplatz ist aufgeräumt – ich mag es so. Bei zu viel Unordnung fühle ich mich nicht wohl. Da ich digital und analog arbeite, habe ich zwei Arbeitsplätze. Auf einem befinden sich mein Laptop und ein Grafiktablet, auf dem anderen Stifte und Farben, ansonsten nichts.

F: In welcher Beziehung erfüllst du das Klischee des kreativen Chaoten?

SB: Vielleicht insofern, dass ich nach meinen eigenen Regeln und Logik funktioniere und mir nicht viel aus Konventionen mache.

F: Welches Motiv fällt dir am leichtesten, und woran beißt du dir die Zähne aus?

SB: Ich mag es, schöne (organische) Dinge darzustellen. Karikaturen sind nicht so meins.

F: Welches ist dein liebstes Kunstmuseum?

SB: Da gibt es verschiedene. Kürzlich hat mir ein Freund den Pirelli HangarBicocca in Milano gezeigt – die Exponate von Anselm Kiefer und Dino Seshee Bopape haben mich sehr berührt. Die Ausstellungen im Zürcher Rietberg Museum sind spannend kuriert, und es gibt immer so viel zu entdecken. Ein Besuch dort ist jeweils eine Reise in eine andere Welt und sehr inspirierend. Die Fondation Beyeler oder das Museum of Contemporary Art in Tokyo sind beide sehr vielschichtig und interessant.

F: Wenn du das Geld dafür hättest, welches Kunstwerk hänge bei dir an der Wand oder stünde in deinem Wohnzimmer?

SB: Ich hänge nichts an meine Wände. Hier gibt es nur ganz viele Bücher und Magazine. Aber die Designs von Henry Timi finde ich sehr schön.

F: Welche Talente außer dem Entwerfen und Zeichnen schlummern noch in dir?

SB: Eine meiner Stärken ist sicher, dass ich Zusammenhänge verstehe und ein Gefühl für Ästhetik habe. Gepaart mit etwas Mut und Neugierde hat das mitunter auch dazu geführt, dass meine Arbeit immer konzeptioneller und vielschichtiger wird. Mittlerweile entwickle ich Konzepte, schreibe, entwerfe und gestalte Dinge und Räume, produziere Musik, bin im Modedesign tätig, arbeite mit Kreativen aus den verschiedensten Bereichen zusammen und liebäugle mit der Architektur.

F: Fühlst du dich als Kreativer in der Schweiz genügend gefördert und ernst genommen?

SB: Manchmal mehr, manchmal weniger – das ist alles total abstrakt.

F: Was macht für dich einen guten Tag aus?

SB: Jeder Tag ist für mich ein guter Tag – und wenn dem einmal nicht so ist, ändere ich es, damit aus einem schlechten ein guter Tag wird.

„Künstliche Intelligenz ist für mich in erster Linie eine Technologie, und es liegt an mir, was ich daraus mache.“
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INTO INTERIOR

Geld für Möbel und Inneneinrichtung auszugeben, ist die logische Folge im Erwachsenwerden.

Gaetano Irpinio kümmert sich mit seinem Studio Irpinio darum, dass aus Wohnträumen Realität wird.

Interview: Marina Warth
DELUXE N°06 /  2023 130
Foto: Studio Irpinio

FACES: Du bist Innenarchitekt. Was gehört alles zu deiner Arbeit?

Gaetano Irpinio: Im Wesentlichen ist es, meine Kundinnen und Kunden zu verstehen, abzuholen, zuzuhören und deren Bedürfnisse und Wünsche umzusetzen.

F: Du hast dein Handwerk in Mailand gelernt, wo auch viele Modemarken herkommen und große DesignVeranstaltungen wie etwa die Fashion Week oder der Salone del Mobile stattfinden. Haben die ItalienerInnen einen besseren Zugang zu Design?

GI: Es ist richtig, ich habe das Handwerk in Mailand u.a. bei Antonio Citterio gelernt. Dies hat mich sehr geprägt und widerspiegelt sich auch in meinen Projekten. In der Schweiz gibt es leider keine wirklichen Interior Designer, und dieser Begriff ist hierzulande auch keine geschützte Berufsbezeichnung. Die Konsequenz sind viele Hobby Interior Designer, was ich sehr schade finde. Es gibt viele sehr gute Architekturbüros, wobei diese allerdings kein oder nur wenig Gespür und Flair für Interior Design haben. Daher werden wir sehr oft bei Projekten in Zusammenarbeit mit Architekturbüros hinzugezogen.

F: Was macht italienisches Design aus?

GI: Heutzutage muss man weltoffen sein, und es gilt nicht mehr nur, das italienische Design in den Vordergrund zu stellen.

F: Was bietet Studio Irpinio?

GI: Unsere Leistung reicht vom Design bis zur Ausführung des Innenausbaus. Wir produzieren über unsere eigene Fabrik in Italien, was den Vorteil mit sich bringt, dass unsere KundInnen nur einen Ansprechpartner haben und alles aus einer Hand erhalten.

F: Wie gehst du bei einer Anfrage vor, und wie sieht der weitere Realisationsprozess aus?

GI: Zuerst gibt es Meetings mit den KundInnen, wo es darum geht, Informationen darüber zu sammeln, wie die KundInnen leben, ob sie Kinder oder Haustiere haben, welche Wünsche bestehen und was ihnen gefällt oder eben nicht. Unter Berücksichtigung all dieser Informationen entwickeln wir Schritt für Schritt das Interior Design von der Raumgestaltung über die Materialisierung bis hin zu den Einbauten wie der Küche oder Schränken.

F: Welche Anfrage deiner KundInnen war bisher die ausgefallenste und weshalb?

GI: Jedes Projekt hat seine eigene Geschichte, und es gibt nichts Ausgefallenes oder Spezielles, es kann alles umgesetzt werden. Das ist es, was unsere Tätigkeit auch so spannend macht.

F: Was ist schwieriger: die Vorstellungen deiner Klientschaft zu treffen oder deine eigenen?

GI: Das Schwierigste ist, dass ich mich immer selbst kritisiere.

F: Begehbare Kleiderschränke, intelligente Küchen, SpaBereich: Welche Anfragen sind die häufigsten?

GI: Wir sind im High-End- und Luxusbereich tätig. Hier fließen diese Bereiche alle zusammen. Es sind keine Grenzen gesetzt.

F: Was war dein bisher größtes Projekt?

GI: Wir durften viele große und interessante Privatresidenzen für namhafte und bekannte Persönlichkeiten realisieren sowie auch spannende Projekte für EntwicklerInnen. Der Spa-Bereich im The Chedi in Andermatt ist zwar nicht das größte, aber sicher eines, das jeder kennt.

F: Welches Projekt erfüllt dich mit dem größten Stolz?

GI: Jedes unserer Projekte ist individuell und spannend, daher erfüllt mich jedes Projekt mit Stolz.

F: Was ist für deine Arbeit wichtiger: Kreativität oder technisches Verständnis?

GI: Es braucht die Kombination von beidem, um ein gutes Projekt zu realisieren.

F: Wohin geht der Trend in Sachen Inneneinrichtung?

GI: Für mich gibt es keinen Trend – die Inneneinrichtung soll nachhaltig und zeitlos sein.

F: Für welche Möbel oder Inneneinrichtung lohnt es sich, richtig Geld in die Hand zu nehmen, und wo lässt sich sparen?

GI: Bei allem, was fest eingebaut ist, lohnt es sich, Geld in die Hand zu nehmen. Bei beweglichen Dingen, wie Stühlen zum Beispiel, kann man durchaus Kosten einsparen. Jedoch ist es der Mix, der zählt.

F: Was hältst du von Feng Shui?

GI: Feng Shui ist sehr wichtig. In unserer Planung der Räume wird dies immer berücksichtigt und integriert.

F: Was macht für dich ein gelungenes Zuhause aus?

GI: Wenn man sich wohlfühlt und das Zuhause eine Oase der Ruhe und ein Rückzugsort ist, um Energie zu tanken, dann hat man alles richtig gemacht.

F: Deine goldene Regel für eine gelungene Inneneinrichtung?

GI: Es soll stimmig und vor allem nachhaltig und zeitlos sein.

F: Was ist hinsichtlich Interior Design der schlimmste Fehler, den man machen kann?

GI: Schlechte Grundrisse und Abläufe gehören zu den schlimmsten Fehlern, müssen diese doch durchdacht sein. Zudem: zu überladene und zu dunkle Räume sowie zu wenig Licht.

F: Wie wichtig ist es, eine InnenarchitektIn hinzuzuziehen, wenn man ein Haus baut?

GI: Die ArchitektIn ist für die Außenhülle zuständig und die InnenarchitektIn für das Innere. Die Kombination aus beiden ist essentiell.

F: Wohnraum und -flächen sind begrenzt. Gibt es spezielle Konzepte für Kleinhaushalte?

GI: Mit unserem Studio haben wir das Produkt „SLIDE – a smart living solution“ entwickelt. Das ist ein neues, modulares und urbanes Wohnsystem, das eine Technik nutzt, mit der die vorhandenen Raumdimensionen einfach anpassbar sind. Ob ein großzügiges Wohnzimmer oder ein geräumiges Schlafzimmer: Beides lässt sich mit SLIDE in Sekundenschnelle anpassen.

F: Wie sieht dein eigenes Zuhause aus?

GI: Mein Zuhause ist auf die Bedürfnisse meiner Familie und mir abgestimmt. Wir haben uns einen Ort geschaffen, in dem wir uns wohlfühlen und uns zurückziehen können.

N°06 /  2023 131
„Jedes Projekt hat seine eigene Geschichte.“

NOSTALGIC DANDY

Marco Tomasetta ist der Kopf hinter den Taschen und Leder-Accessoires bei Montblanc.

Der Italiener weiß, was es braucht, um aus Produkten Lieblinge für den Alltag zu machen.

Interview: Julia Gelau

Redaktion: Marina Warth

Foto: Montblanc

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DESIRE

FACES: Wann bist du am kreativsten?

Marco Tomasetta: Ich finde meine Inspiration an ganz unterschiedlichen Orten, am kreativsten bin ich allerdings, wenn ich verreise und alleine Zeit in einem Hotel verbringe, wo ich frei skizzieren, schreiben und gestalten kann. Nach einer solchen Inspirationspause kehre ich ins Atelier zurück und erwecke die kreativen Gedanken zum Leben. Viele meiner Inspirationen habe ich auf meinen Reisen gefunden oder beim Lesen von Büchern, aus Filmen und der Musik.

F: Du hast für Chloé und Louis Vuitton gearbeitet, bevor du zu Montblanc gewechselt hast. Wie schaffst du es, in ein solch neues Universum einzutauchen?

MT: Ich habe das Glück, für einige tolle Labels gearbeitet zu haben. Jeder einzelne Job war eine bereichernde Erfahrung, die meine Herangehensweise und meine Auseinandersetzung mit Design geprägt hat. Es ist wichtig, ein Label kühn und furchtlos voranzutreiben und dabei die Bedeutung und den Einfluss seines Erbes zu respektieren, um innovativ und auf dem Markt relevant zu sein. Dabei tauche ich in die Archive ein und versuche, die Ursprünge des Labels und dessen Entwicklung sowie dessen Identität zu erfassen und zu verstehen.

F: Welchen Eindruck sollen die Lederwaren von Montblanc bei den KonsumentInnen hinterlassen?

MT: Unsere Lederwaren sind kühn, witzig, zeitlos und funktional. Neben ihrer Funktionalität und ihrem Design müssen die Stücke eine echte Bedeutung für ihre BesitzerInnen haben. Für unsere Lederkollektion habe ich als Inspirationsquelle das Meisterstück gewählt – einerseits, weil dieses eine Ikone ist, und andererseits, weil es Designcodes beinhaltet, die einzigartig für Montblanc sind. Es war mein Ziel, neue Teile zu erschaffen, die sofort mit Montblanc verbunden werden, und den Menschen gleichzeitig einen frischen Blick auf eines der bekanntesten Objekte der Welt zu ermöglichen.

F: Hast du ein Lieblingsteil aus deiner Kollektion von Montblanc?

MT: Wenn es um meinen eigenen Alltag geht, ist die Meisterstück Duffle Bag mein Favorit, weil ich gerne spontane Reisen unternehme. Sie ist der perfekte Begleiter für eine schnelle Flucht. Allerdings bin ich auch sehr angetan vom innovativen modularen System der Meisterstück4810-Kollektion, das es ermöglicht, aus einem kleinen ein größeres Volumen zu schaffen. Dabei gibt es unzählige Varianten und lustige Formen sowie diverse leuchtende Farben, die ganz neu für Montblanc sind.

F: Wann fühlt sich für dich die Zeit unendlich träge an, und in welchen Situationen rinnt sie dir sprichwörtlich durch die Finger?

MT: Die Zeit vergeht im Allgemeinen viel zu schnell. Wenn man kreativ ist, muss man sich beeilen, denn es gibt Fristen und Meilensteine einzuhalten – sei es bei der Arbeit an Skizzen, Prototypen, der Materialbeschaffung oder der Produktion. Für jemanden, der ein schnelles, aktives und reiselustiges Leben liebt, war die PandemieSituation in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung. Es fühlte sich an, als wäre die Zeit stehen geblieben, aber andererseits war es auch eine Zeit, die mir erlaubte, einen Schritt zurückzutreten und die einfacheren Dinge im Leben zu schätzen. Ich konnte meine Kreativität aufblühen lassen und fand tatsächlich Inspiration im komplett Unerwarteten.

F: Wenn du in der Zeit zurückreisen könntest, welche

Epoche würdest du dir aussuchen?

MT: Ich bin ein großer Fan des klassischen italienischen Kinos, das mich zu zahlreichen kreativen Arbeiten inspiriert hat. Es würde mir nichts ausmachen, durch die Kulissen eines Filmstudios zu spazieren und die großen Meister des Films wie Visconti oder Fellini in Aktion zu erleben.

F: Artistic Director klingt nach einem glamourösen Job. Ist dem so?

MT: Es ist ein wunderbarer Job, der viele verschiedene Facetten hat. Die meisten Menschen sehen von außen allerdings nur die Events,Premieren, Interviews und die Roten Teppiche. Dabei findet die eigentliche Arbeit stets im Studio statt, wo ich gemeinsam mit den LieferantInnen und HandwerkerInnen meine Vision zum Leben erwecke. Was ich abgöttisch liebe, ist zum Beispiel nach Florenz zu reisen, um das perfekte Leder für eine unserer Kollektionen zu finden, dabei mehr über Nachhaltigkeit zu erfahren und offene und ehrliche Gespräche mit KundInnen zu führen. Es ist wie überall im Leben: Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille!

F: Was hat dich zur Kampagne „The Library Spirit“ inspiriert?

MT: Bibliotheken sind die Heimat von Tausenden von Büchern und Millionen von Wörtern. Das Universum der Worte ist auch das Universum von Montblanc, einem Maison, das sich seit jeher für die Macht der Worte einsetzt, indem es Werkzeuge entwickelt, um diese auf Papier festzuhalten. Jede Stadt auf der Welt hat eine Bibliothek – jede mit einem besonderen Flair. Mit der Bibliothek wird auch ein bestimmter Stil assoziiert, nämlich der eines modernen Dandys. Mit dieser Kampagne wollte ich jede und jeden in diese Welt der Worte und Bücher einladen, um sich inspirieren zu lassen.

F: Was macht eine gute KampagnenfotografIn aus?

MT: Natürlich sind ästhetische Qualitäten in Bezug auf die Komposition, den Einsatz von Licht und Tiefe gefragt. Für mich ist allerdings das, was eine gute FotografIn ausmacht, die Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Besonders in einer Welt, in der wir alle täglich so viele Videos konsumieren. Wir sind daran gewöhnt, dass eine Geschichte in wenigen Sekunden und Minuten erzählt wird. Die Herausforderung bei Standbildern ist also, das Publikum dazu zu bringen, die Geschichte dahinter zu sehen, und sich in deren Bann ziehen zu lassen.

F: Worauf achtest du beim Kreieren einer neuen Tasche für Montblanc, und wie gehst du dabei vor?

MT: Es ist wichtig, mit der KonsumentIn zu beginnen: Wer ist sie oder er, und was zeichnet ihr oder sein Leben aus? Das bringt mich dazu, darüber nachzudenken, welche Form und Funktion Montblanc für diese Menschen schaffen sollte. Aus diesem Grund haben einige unserer Kollektionen Aufbewahrungslösungen im Inneren, andere im Äußeren, und so entstand auch das System der Modularität. Unsere Produkte müssen funktional sein, und jedes Design­Element muss einen Sinn ergeben. Danach mache ich mich auf die Suche nach dem besten Leder, um die Vision zum Leben zu erwecken, und den Farben, die das Design ergänzen oder verstärken. Und immer wieder frage ich mich: Was macht es zu einem unverwechselbaren Montblanc­Produkt? Könnte das jedes andere Label auch? Mit den neuen Design­Elementen, die wir geschaffen haben, und der Art und Weise, wie sie hergestellt werden, ist die Antwort einfach... nein.

„Die Zeit vergeht im Allgemeinen viel zu schnell.“
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THE OBSERVER SOUL

Wellen, Dschungel, Wüste –nichts hält Patrick Cariou auf, wenn der Fotograf auf die Jagd geht. Neue Motive sind sein Ziel, Menschen, die ihn faszinieren, weil sie der Natur trotzen – und dem Modernismus. So entstehen nicht bloße Portraits, sondern in Bildern festgehaltene Geschichten.

Fotos: Patrick Cariou
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„Yes Rasta“ fungiert als Appell –und als Titel einer von Carious erster Serien.
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Links: Eine Liebeserklärung an das gedrehte Haar.

Rechts: Für seine Fotografien reiste Patrick Cariou 20 Jahre lang um die Welt.

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Links:

Das Material aus seiner Tour durch die Slowakei, Rumänien, die Türkei, Afghanistan und Pakistan versammelt der Fotograf im Werk „Gypsies“.

Rechts:

In den 80ern drehte sich alles ums Surfen.

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Auf der
140 N°06 /  2023
hawaiianischen Insel Oahu schlägt Carious Kamera zu.
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Links:

Während seiner Recherche auf Jamaica landet Patrick Cariou gar im Fadenkreuz…

Rechts:

Talent ist, im richtigen Augenblick auf den Auslöser zu drücken.

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Gesichter sagen mehr als Worte. N°06 /  2023 144
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Links:

Nach 20 Jahren ist Schluss: Jetzt legt Patrick Cariou seine Kamera tatsächlich weg

Rechts:

Diese und mehr Fotografie sind in Patrick Carious abschließendem Fotoband „Patrick Cariou: Works 1985-2005“ zu sehen.

WORKS 1985-2005

Surfer, Fahrende, Rastafaris: Der Franzose Patrick Cariou fotografiert sie alle. Kulturen faszinieren ihn und besonders die Menschen darin, die er vor die Linse holt und so behutsam porträtiert, dass aus ihnen Protagonisten werden. Seine Arbeiten aus zwanzig Jahren Reisen um die ganze Welt finden sich nun in einem Buch, das wir uns nur zu gerne zur Brust nehmen und danach ins Regal stellen. Patrick Cariou, „Works 1985-2005“, Hardcover, 228 Seiten, ca. 60.–

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GUSTO TERRA, MARE E MONTI

Wenn die Mahlzeit zum Genuss wird und die Landschaft zur Mittelmeer dreht sich alles ums Essen und um mehr noch: Daniel Specks Buch „Terra Mediterranea“ ein Gesicht geben.

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Vorspeise, dann befinden wir uns irgendwo im Süden. Am um die Menschen hinter dem Kochtopf, die den Rezepten in Wo die Reise beginnt? In Palermo, bei 33 Grad im Schatten.

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Text: Daniel Speck Fotos: Giò Martorana

ie Reise zu meinen FreundInnen beginnt im Chaos. Am Flughafen von Palermo taucht der bestellte Fahrer nicht auf, keiner weiß warum, irgendwer hat irgendwem nicht Bescheid gesagt, irgendeine Straße ist verstopft. Also nehme ich den Bus zum Bahnhof. Von dort fährt der Zug zum Fährhafen, wo das Tragflügelboot zu den äolischen Inseln ablegt, meinem Reiseziel. Als ich am Bahnhof ankomme, ruft mein Fahrer an. „Hanno cambiato orario!“ Das Tragflügelboot fahre seit heute nach dem Winterfahrplan. Bei 33 Grad im Schatten. Am Fährhafen von Milazzo herrsche casino, also Chaos, und es würde an ein Wunder grenzen, wenn ich noch ein biglietto für das letzte Boot des Tages bekäme. Ansonsten eben domani, also morgen. Man könnte jetzt „fare il tedesco“, also sich aufregen und einen fünfstufigen Infrastrukturoptimierungsplan entwerfen. Oder man setzt sich in den Schatten und isst ein Arancino. Ich wähle letztere Option, weil sie mir zielführender erscheint, außerdem habe ich Hunger. So ein Arancino bekommt man in der kleinsten Bar; es ist das sizilianische Street Food par excellence. Es hat nichts mit Orangen zu tun, auch wenn es danach klingt. Es ist ein handschmeichlergroßes, gefülltes Risotto­to­go, paniert und frittiert, darum orangefarben, deshalb der Name. In Rom heißt es „Supplì“ – ähnlicher Inhalt, anderer Name, und ich erinnere mich noch gut daran, dass es mir in Studienzeiten als vollständige Mittagsmahlzeit diente. Die Füllung besteht aus Hackfleisch, Erbsen, Pilzen oder Käse, und das Gute an letzterem ist, dass er beim Reinbeißen so leckere, warme Fäden zieht wie das legendäre Fondue aus „Asterix bei den Schweizern“, das eine ganze römische Legion schachmatt setzen kann.

Ich suche mir also die nächste Bar, um ein Arancino zum Mitnehmen zu kaufen… und scheitere an der Bestellung. Nicht wegen sprachlicher Missverständnisse, sondern wegen der leckeren Alternativen: Aus der Vitrine lachen mich unzählige Antipasti, Primi und Secondi an. Angesichts dieser bunten Köstlichkeiten erscheint es mir zwar möglich, aber sinnlos, mich mit einem Snack zu begnügen. Die Kellnerin nimmt sich alle Zeit der Welt, mir sämtliche Gerichte des Hauses zu erklären, als hätte sie sie selbst gekocht… und schon fühle ich mich willkommen. Ich beginne also mit einem Tintenfischsalat, arbeite mich langsam durch die Caponata und die Involtini bis vor zum Cannolo. Darauf einen schwarzen caffè, und die Welt sieht schon wieder runder aus. Jedenfalls fast. Irgendwo hier, daran erinnere ich mich, gab’s doch eine Eisdiele mit einer sensationellen granita alla mandorla. Die gehe ich jetzt suchen. Als ich die sensationelle Granita auf der Uferpromenade verspeise, bin ich angekommen. Nicht in meinem Hotel, aber doch auf Sizilien. Die erste Regel am Mittelmeer: Nichts läuft wie geplant. Aber alles ist im Fluss. Und alles dreht sich ums Essen. Palermo, Stadt der Kuppeln und der Palmen. Schönheit im Überfluss, dem Verfall preisgegeben. Wenn New York die Stadt ist, die niemals schläft, ist Palermo die Stadt, die nie ganz aufwacht aus ihrem Traum. Weil sie weiß, dass sich eine andere Welt hinter der sichtbaren verbirgt. Eine ältere, noblere, vielleicht bessere. In Palermo gibt es kein Entweder­Oder, hier existiert alles zugleich, wie im Traum, und alles ist voller Zeichen. Hier gibt es keine Zufälle, nur Zusammenhänge. Du siehst die Gegenwart und Vergangenheit in einem einzigen Moment, aber nie die Zukunft. Palermo, Stadt der RömerInnen, NormannInnen und AraberInnen. Palermo, das nie ganz italienisch und immer sizilianisch ist, am Rand Europas, aber in der Mitte des Mittelmeers. Palermo, dessen Bürgermeister sagte: In dieser Stadt gibt es keine Einwan­

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dererInnen. Wir sind alle PalermitanerInnen. Leere Taschen und offene Arme. Diese Stadt rückt deine Perspektive zurecht; sie ist immer älter und wissender als ihre BewohnerInnen. Ihr Herz ist großzügig, aber sie gibt ihre Geheimnisse nur denjenigen preis, die sich als würdig erweisen. Ich sitze auf meinem Koffer und rufe Giò an. „Keine Sorge“, sagt er, „bleib wo du bist, ich komme.“ Kurz darauf knattert er mit seiner aufgebohrten Vespa durch den Verkehr heran, als würde er einen Verbrecher jagen. Er nimmt den Helm ab und lacht: „Benvenuto in Sicilia!“ Seine Kamera hat er schon dabei. Ich muss dir Giò vorstellen: Er ist der Fotograf meines Buches, mein Reisebegleiter und guter Freund, ohne den mein Buch nur eine Aneinanderreihung von Worten wäre. Ein großer Liebhaber seiner sizilianischen Heimat, ein unerschöpflicher Quell von Anekdoten... und ein leidenschaftlicher Genießer. Als ich ihn fragte, ob er Lust habe, mit mir ums Mittelmeer zu fahren und mein Buch zu machen, sagte er sofort zu. Ich war überglücklich, denn Giò ist mehr als einer der besten FotografInnen Italiens. Er verkörpert das Mittelmeer mit Leib und Seele. „Wir SizilianerInnen“, sagt er, „verstecken unseren Bauch nicht wie die MailänderInnen, die jeden Morgen ins Fitnessstudio rennen und abends auf einem Salatblatt mümmeln. Wir tragen unseren Bauch mit Stolz, als Zeichen der Fröhlichkeit. Sizilien ist die letzte Bastion des Lebensgenusses!“

Tatsächlich, wenn zwei SizilianerInnen sich abends auf der Piazza begegnen, fragen sie nicht: „Wie geht’s dir?“, sondern „Was hast du gegessen?“. Dann diskutieren sie mit ähnlicher Leidenschaft über eine Nudelform wie zwei PhilosophInnen, die gerade die Weltformel lösen.

Hätten sie nicht schon eine Religion, würde das Essen ihren Platz übernehmen. Und ja, das mit den MailänderInnen war ein Klischee. Auch in Mailand kann man fabelhaft essen gehen. Aber in jedem Klischee steckt vielleicht ein klitzekleines Stückchen Wahrheit. „Wir SizilianerInnen wissen nicht, was wir sind“, sagt Giò. „ItalienerInnen?

AraberInnen? Sicher ist nur: Wir sind keine MailänderInnen.“ Er muss es wissen. Er lebt in Mailand. Dort sitzen die Verlage, die Modebranche und DesignerInnen, für die er fotografiert. Und wenn ihn jemand fragt, wo er geboren wurde, antwortet er: „Mitten im Mittelmeer.“ Eigentlich waren wir verabredet, uns morgen auf der Insel Salina zu treffen, im Restaurant von Martina Caruso, unserer gemeinsamen Freundin. Um die Gerichte zu fotografieren, die sie für uns vorbereitet hat. „Cambio di programma“, sagt Giò, Programmänderung. „Wenn dein Boot nicht fährt, fangen wir eben hier an. Ich zeig dir das wahre Palermo!“

Cambio di programma. Eines der wichtigsten Worte, wenn du ans Mittelmeer reist. Hier begreift man, dass Ordnung die Ausnahme und Chaos die Regel ist. Jemanden aus Mailand, sagt Giò, bringst du aus der Fassung, wenn die U-Bahn nicht kommt. Oder schlimmer noch, wenn du seine Arbeit kritisierst. Jemanden aus Sizilien nur, wenn du seine oder ihre Mutter beleidigst. Du musst mal mit Giò Vespa fahren. Wenn du das überlebst, kannst du in jedem Kriegsgebiet Urlaub machen. „A sirena“ nennt er seinen Fahrstil. Wie ein Polizeiauto mit Sirene. Auf Verbrecherjagd. Aber nur so kommt man hier durch den Verkehr. Das Auto kann man eh stehenlassen. Man findet in Palermo

„Man könnte sich jetzt aufregen. Oder man setzt sich in den Schatten und isst ein Arancino.“
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eher eine entspannte MailänderIn als einen Parkplatz. Das war jetzt kein Klischee. Tatsächlich ist Palermo ein Paradies für Mailänder Hipster mit Laptop, denen Mailand zu teuer ist. Die Mieten sind günstig, das Wetter gut und die Restaurants hervorragend. Eine alte Stadt voller junger Menschen. Und im Gegensatz zu vielen durchsanierten Städten des Nordens findet man in Palermo noch die Poesie des Unfertigen. Das bin ich, denke ich. Zum ersten Mal auf dieser Reise gibt es keinen Bruch mehr zwischen meiner Innen­ und Außenwelt; ich fühle mich gesehen in dem, was ich sehe: Die Wände stehen noch, aber das Dach ist weggebrochen. Der Wind weht durch den Raum; jeder kann durch die offenen Türen hereinspazieren. Und wieder raus. Ich kenne keinen Ort, an dem man sich zugleich so geborgen und schutzlos fühlt.

Ich frage Giò, was in seinen Augen die sizilianische Küche ausmacht. Die Antwort kommt sofort: „La bellezza!“ Die Anmutung eines Gerichtes auf dem Teller, sagt Giò, sei auf Sizilien mindestens so wichtig wie sein Geschmack. Die Idee der Schönheit liege den SizilianerInnen in der DNA. Hier sei bellezza kein abstraktes Konzept, das man auf der Kunstakademie studiert. Die Kinder saugten sie schon mit der Muttermilch auf. Nicht in der Schule, sondern im Alltag. Man müsse nur über den Markt gehen und sehen, wie kunstvoll die kleinste HändlerIn ihre Ware präsentiert. Tatsächlich frage ich später einen Fischverkäufer auf dem Mercato del Capo, warum er auf seiner Auslage die Schwanzflossen und Köpfe der Doraden mit einem Faden zusammenbindet. Sie sehen aus, als wären sie keine toten Fische, sondern Kunstturner. Hat das eine besondere Bedeutung? Er lacht. „Damit

der Fisch bella figura macht!“ Tatsächlich, das Konzept der kulinarischen Ästhetik drückt sich schon in der Sprache aus. Wenn den SizilianerInnen ein Gericht gut schmeckt, sagen sie nicht, es sei „un piatto buono“, sondern „un piatto bello“. Bis zur Steigerungsform „bellissimo“ würden die, sagen wir, NeapolitanerInnen vielleicht noch mitgehen, aber die SizilianerInnen können immer noch eins drauflegen: Ein sehr, sehr gutes Gericht ist ein „piatto azzizato“, was vom arabischen „aziz“ (kostbar) stammt. Auch in den Straßennamen liest man arabische Spuren. Der Mercato Lattarini hieß einmal „Suq Al­Attarin“ (arabisch für: „Markt der Düfte“), und auch heute noch findet man dort alle Arten von Gewürzen. Das Viertel, in dem er liegt, heißt „La Kalsa“, was vom arabischen „Al khalesa“ („Die Auserwählte“) stammt. Die Piazza Mischita hat ihren Namen von der alten Synagoge, die von den palermitanischen JüdInnen „Meschita“ genannt wurde, was vom arabischen „masjid“ (Moschee) stammt. Ursprünglich von den PhönizierInnen gegründet, erlebte Palermo seine erste Blütezeit vor ungefähr tausend Jahren, als Hauptstadt des Emirats von Sizilien. „Balarm“ war damals eine der wohlhabendsten Städte Europas und ein kulturelles Zentrum der islamischen Welt, ähnlich bedeutsam wie Kairo, Cordoba und Bagdad. Ihre EinwohnerInnen sprachen griechisch, arabisch und hebräisch. Es gab Hunderte Hamams und Palastgärten mit fortschrittlichen Bewässerungssystemen. Als gegen Ende des 11. Jahrhunderts die NormannInnen Sizilien eroberten, wandelten sie viele Moscheen in Kirchen um, aber ließen die arabischen Kunsthandwer­

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„In Palermo siehst du die Gegenwart und Vergangenheit in einem einzigen Moment, aber nie die Zukunft.“

kerInnen für sich weiterarbeiten. Sie prägten den Baustil der Dome und Paläste, welcher heute „arabo­normanno“ genannt wird. Am Eingang der Kathedrale findet man eine Sure aus dem Koran. Und wer sich fragt, woher die Spaghetti stammen, stößt auf den Geografen Al­Idrisi, der im zwölften Jahrhundert schreibt, dass es östlich von Palermo „weite Landgüter gibt, die derart viele würmchenartige Nudeln herstellen, dass sie damit auch andere musulmanische und christliche Territorien versorgen, in welche sie beträchtliche Mengen exportieren.“

Ein Blick auf Siziliens geographische Lage zeigt, wie wenig verwunderlich dieser kulturelle Einfluss ist. Bis heute ist die meistgesprochene Sprache des Mittelmeers arabisch. Bevor sich die Sprache und Religion der arabischen Halbinsel bis nach Spanien verbreiteten, gab es eine Zeit, als man mit dem kleinen Latinum rings ums „mare nostrum“ reisen konnte. Aber auch wenn es auf der Landkarte beeindruckend imperial aussieht, war das keine monokulturelle Epoche. Das Römische Reich herrschte über einen Flickenteppich indigener Völker. Mehr als fünfzig Millionen Menschen. Latein war Amtssprache, aber die lokalen Sprachen, Bräuche und Religionen existierten parallel weiter. Militärische Eroberung bedeutete nicht zugleich kulturelle Unterwerfung – dafür war das Imperium zu groß und vielfältig. Für Rom zählte vor allem, dass die EinwohnerInnen der Provinzen Steuern entrichteten, Korn lieferten und das Kolosseum fegten. Die logistische Großleistung, drei Kontinente via maris mit Dienstpost, Goldmünzen und Waffen zu versorgen, ist beeindruckend. Ich hätte gerne mal Mäuschen auf einem der Schiffe gespielt, die zwischen den Ufern pendelten. Im Laderaum zwischen den Weizenfässern, Weinamphoren und Schweinskaldaunen mit Honig. Bis irgendeine BarbarIn das Schiff versenkte. Das ist übrigens ein griechisches Wort. Βάρβαρος. So wurden die genannt, die nicht so gut griechisch sprachen: „barbarbarbar“. Also Stotternde und AusländerInnen. Die AraberInnen übernahmen das Wort und bezeichneten damit die BerberInnen (bárbari). Geschichtsbücher grenzen gern Epochen ab: Im Jahr Soundso eroberten die Soundsos das Soundso­Gebiet; damit begann eine neue Zeit. Aber nicht immer war es ein radikaler Schnitt wie in Karthago, das die RömerInnen dem Erdboden gleichmachten, um auf den Ruinen eine neue Stadt zu errichten. Tatsächlich blieben viele Menschen als BäuerInnen, HandwerkerInnen oder KöchInnen am selben Ort und dienten neuen HerrInnen. Manche konvertierten, manche heirateten, alle machten Geschäfte miteinander. In Wahrheit sind die Übergänge fließend, und jede Epoche integriert die vorhergehende. Die zweite Regel am Mittelmeer: Niemand ist allein, und alles kommuniziert miteinander. Womit wir wieder beim Thema wären: In der sizilianischen Küche ist kulturelle Vielfalt nicht die Piemontkirsche obendrauf, sondern die eigentliche Essenz. Wenn die SizilianerInnen eines besitzen, das sie von den anderen Völkern des Mittelmeers unterscheidet, dann ist es ihre Küche, welche unbestritten die beste unter ihnen ist, weil sie im Laufe der Jahrhunderte alle Einflüsse der Nachbarn zu integrieren wusste, die Sizilien beherrschten und wieder verließen: Mit den GriechInnen kamen Oliven, Wein und Honig, die RömerInnen erfanden das erste Eis, die NormannInnen brachten Stockfisch und Rollbraten, die SpanierInnen wussten, wie man Schokolade zubereitet, die AraberInnen hinterließen Zitronen, Mandeln und Pistazien.

So. Und jetzt willst du sicher Rezepte haben. Und Food­Fotos. Alles, was ein normales Kochbuch so zu bieten hat. Ich weiß. Kommt gleich. Also fahren wir nach Salina. Zu Martina Caruso.

TERRA MEDITERRANEA

Liest man die Worte und Zeilen von Daniel Speck, so fühlt man sich wie an der Hand genommen und gen Süden begleitet. Persönlich, authentisch, gerade so, als wäre man unterwegs mit einer guten FreundIn. Speck plaudert übers Essen am Mittelmeer und über alles, was dazu gehört, um aus einer Mahlzeit ein Festmahl zu machen. Dabei erzählt er von Martina Caruso aus Salina, von Jacob Lellouche aus Tunis und Fadi Kattan aus Bethlehem, deren Geschichten und Rezepte er in seinem Buch zusammenbringt und mit seinen eigenen Reiseerfahrungen verknüpft.

An seiner Seite: der Fotograf Giò Martorana, ein stolzer Sizilianer, der auch Mode und Menschen für Magazine in Mailand fotografiert, wenn er nicht gerade mit Speck auf der Vespa durch seine Heimat düst. Das Ergebnis: irgendwas zwischen Tagebuch, Travel Guide und Kochbuch, ein Werk, das einen genauso um den Finger wickelt wie ein Becher Granita.

Daniel Speck, „Terra Mediterranea. Eine kulinarische Reise ums Mittelmeer“, Fischer Verlag, ca. 30.–

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SPOT

COSTA DEL ROCK N°06 /  2023 154
Der neue Hotspot unter der spanischen Sonne. N°06 /  2023 155

„HIER GEHÖREN PARTY UND SPASS

ZU DEN STANDARDS WIE IN ANDEREN UNTERKÜNFTEN DAS FRÜHSTÜCK.“

Zwischen Party und Clubbing hat auch Entspannen
am Pool Platz.
spektakulär. N°06 /  2023 156
Der Blick vom Zimmerbalkon ist tagsüber wie nachts

Wer auch immer im Hard Rock Hotel Marbella auf der  Bühne steht, er kämpft mit dem Neuzugang der Hard-RockFamilie um Aufmerksamkeit. Denn das kürzlich eröffnete Adults-Only-Hotel ist  garantiert die heißeste Adresse an der Costa del Sol.

Text: Marina Warth

Fotos: Palladium Hotel Group

Langeweile hat im Urlaub nichts verloren. Wer unter Action mehr versteht als Wasserski und Schnorcheln, der ist im Hard Rock Hotel genau richtig, gehören Party und Spaß doch zu den Standards wie in anderen Unterkünften das Frühstück. Unser neuester Liebling: das Hard Rock Hotel Marbella, gelegen am pulsierenden Ende der Costa del Sol in Puerto Banús, und so frisch, dass gerade mal eine Kerze auf der Geburtstagstorte brennt. Zum Einjährigen gibt’s garantiert ein Feuerwerk, wobei jeder Aufenthalt hier letzterem gleichkommt. Die Mischung aus spanischen Einflüssen von Picasso bis Flamenco und musikalischer Nostalgie aus allen Epochen sorgt für einen Ort mit so viel Glamour und Rock’n’Roll, dass man an jeder Ecke nach Luft schnappt – angefangen mit dem Infinity-Pool auf dem Dach mit dem besten Blick auf Meer und Küste und aufgehört bei der Akustikgitarre von Elvis Presley, die im neuesten Mitglied der Hard-Rock-Familie ebenfalls ihr Zuhause gefunden hat. Ein Spektakel jagt das nächste – und das schließt die farbenfrohen Cocktails und Gerichte der sechs Restaurants und Bars mit ein. So speist man im asiatischen Nu Downtown doch etwa zu rauschender Life-Musik und DJ-Sets oder genießt mexikanischen und japanischen Fusion-Food in der Sky-Lounge-Bar Sun Society, während die spanische Sonne am Horizont ihre Farben wechselt. Ab zur After Party oder rauf ins eigene Zimmer, wo man dank Plattenspieler und Vinyl-Alben selbst entscheidet, mit welchem Sound man die Nacht einläutet. Und wer seinem inneren Rockstar eine Bühne geben will, für den steht im Hard Rock Hotel Marbella natürlich auch die Fender-Gitarre bereit…

HARD ROCK HOTEL MARBELLA

Nix da mit Zurücklehnen! In nur 40 Minuten bist du vom Flughafen Marbella bereits im Hard Rock Hotel Marbella, wo du dir unter 383 Zimmern und 64 Suiten dein Zuhause auf Zeit aussuchst. Hier der Strand von Nueva Andalucia, dort das pulsierende Zentrum von Puerto Banús – und im Hotel alles, was Party-Fans brauchen, um einfach eine gute Zeit zu haben. Asiatische Küche gibt’s im Nu Downtown, Spanisches im Show-Cooking-Restaurant Sessions, Fusion-Snacks mit Aussicht in der Bar Sun Society. Tagsüber versorgen dich der Eden Pool Club, der Sushi Food Truck und die Bar GMT +1 mit Liquidem und anderem, was den Magen füllt. Wie es sich für ein Hard Rock Hotel gebührt, sorgen Live-Konzerte und Shows dafür, dass es dir hier garantiert nie langweilig wird.

Hard Rock Hotel Marbella, Urb. Nueva Andalucia, 29660 Marbella, Spanien (hardrockhotels.com/marbella)

Ready to rock?
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Picasso meets Flamenco meets Rock’n’Roll.

KLOTZ

Kornets Hus in Hjørring, Nordjylland, Dänemark, entworfen von Reiulf Ramstad Arkitekter

Was anmutet wie ein Gebäude aus der Zukunft, ist das dänische Informationszentrum der Agrikultur – mit diesem Wissen ist dessen Name (Kornet Hus bedeutet Kornkammer) nur logisch.

REIULF
©
RAMSTAD ARKITEKTER, BRICK BY BRICK GESTALTEN 2022
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Fotos: Brick by Brick, gestalten
159 N°06 /  2023

Acht Ecken, zwölf Kanten. Immer und immer wieder aufeinander gestapelt, entsteht daraus ein Gebäude. Stein für Stein, Ziegel um Ziegel. Was früher zum Standard gehörte, wird heute von ArchitektInnen gefeiert wie ein neuer John-Grisham-Roman: Der rote Tonklotz wird zum It-Piece moderner Architektur und feiert sein Comeback als Schaustück zahlreicher Bauten, die gestalten in „Brick by Brick“ auf die Bühne zerrt.

©
NOGUEIRA
Casa Altinho in Lissabon, Portugal, entworfen von António Costa Lima Nicht viel ist vom ehemaligen Lagerhaus geblieben, das hier einst an der Lissaboner Promenade zuhause war. Die verwendeten Ziegel zeichnen allerdings den Umriss des historischen Gebäudes nach und zollen diesem so Tribut.
FRANCISCO
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Fjordenhus in Vejle, Dänemark, entworfen von Olafur Eliasson & Sebastian Behmann 900'000 Ziegel aus 15 verschiedenen Farbtönen vereint das Fjordenhus am dänischen Hafenbecken, das dem Unternehmen Kirk Kapital A/S als Hauptsitz dient.

© OLAFUR ELIASSON N°06 /  2023 161
162 N°06 /  2023

Gallery House in Bansberia, Indien, entworfen von Abin Design Studio (ADS)

48 Kilometer vom indischen Kalkutta entfernt, findet sich dieses Wunderwerk des Ziegelbaus, dessen Anordnung der Ziegel nicht nur einen ästhetischen, sondern auch einen praktischen Zweck hat: den Lichttransport ins Gebäudezentrum. ©

OF
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COURTESY
ADS EDMUND SUMNER

Fundamental Approach Architect Saadat Abad Residential Building in Teheran, Iran, entworfen von Mohsen Kazemianfart

Wenn massive Ziegel zu fließen beginnen scheinen, ist großes Können am Werk. Die clevere Fassade bringt nicht nur Licht ins Innere, sondern sorgt auch fürs optimale Klima.

© COURTESY OF FUNDAMENTAL APPROACH ARCHITECTS / PARHAM TAGHIOFF N°06 /  2023 164

Wohnhaus in Ho Chi Minh Stadt, Vietnam, entworfen von CTA Creative Architects, 2Hien

Der Haut eines Fisches nachempfunden, zeigt sich die Fassade dieses vietnamesischen Wohnhauses im SchuppenLook. Die unaufgeregte Grünfläche überlässt den großen Auftritt der Exzentrik des Gebäudes.

BRICK BY BRICK

Sie sind nicht zu übersehen, die rot-orange-farbenen Tonklötze, die aus Mauern Häuser machen. Von der Architektur lange Zeit geliebt und später daraus verbannt, wird der Ziegelstein gerade zum hippen Allrounder neuer Gebäude. Dieses Rauhe, diese Haptik: All das fasziniert BetrachterIn, ErrichterIn und ArchitektIn. Was entsteht, wenn sich Stein auf Stein stapelt und der Ton in die Höhe schnellt, sehen Sie in gestaltens Werk „Brick by Brick“.

„Brick by Brick“, gestalten, ca. 50.–

© HIROYUKI OKI N°06 /  2023 165

VACAY, BABY!

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Vierzehn Tage Urlaub irgendwo in der Ferne. Klingt gut! Damit dieser allerdings nicht erst mit dem Touchdown an der gewählten Destination beginnt, versorgt dich der Flughafen

Zürich vor deiner Reise mit allem, was du brauchst, um vollends entspannt und stressfrei wegzufliegen. Wir sagen dir, wie’s richtig geht.

SCHMEISS ALLE SORGEN ÜBER BORD!

Die Sonnencreme vom letzten Jahr ist leer, der Bikini zu eng, und sowieso wolltest du unbedingt ein neues Sommerkleid? Erledige deine Shopping­To­Dos einfach am Flughafen Zürich. Passende Hautpflege gibt’s bei Aésop, einen frischen Sommerduft in der Haute Parfumerie und die neuesten Trends in Sachen Sonnenbrillen bei Kering Eyewear. Dir fehlen Sandalen? Dann ab zu Jimmy Choo, Grieder oder in die Boutique von BOSS, wo du zudem auch die aktuelle Mode findest, in der du an der Strandbar den Barkeeper um den Finger wickelst.

RUNTERFAHREN LEICHT GEMACHT

Spar dir den Stress, reise frühzeitig an, und nutze die Zeit am Flughafen Zürich, um vor dem Abflug richtig runterzufahren. Anstatt zuhause noch schnell irgendwas in die Pfanne zu hauen, verpflegst du dich mit leckeren Dim Sum, Sushi oder asiatischen Currys ganz entspannt in der Center Bar & Kitchen, genießt toskanische Leckereien in der Villa Antinori da Bindella oder stößt mit einem Glas Prosecco in der Caviar House Seafood Bar auf deinen Urlaub an. Du willst dir nicht nur kulinarisch etwas gönnen? Dann entspanne dich bei einem Beauty­Treatment bei La Prairie, und übe dich dabei bereits im Relaxen.

URLAUB BEGINNT SCHON AM FLUGHAFEN

Der Flughafen Zürich macht dir die Anfahrt besonders leicht. Ob du bequem mit den ÖV anreist oder dein Auto auf einem von über 15'000 Parkplätzen abstellst (für den Zeitraum deiner ganzen Reise und das erst noch vorgebucht, du bist schließlich clever), ist dir überlassen. Noch besser: Übernachte in einem der beiden Hyatt Hotels am Flughafen, und flaniere am Abflugtag ganz gemütlich und entspannt Richtung Gate, nachdem du dir von der Sports Bar & Terrace bei einem Kaffee die Flugzeuge aus der Pole Position angesehen hast.

ENTSPANNEN – UND ENTSPANNT BLEIBEN

Der Urlaub ist vorbei, und du bist zurück. Halte dein Stresslevel auch bei deiner Rückreise tief, und hol dir die Mitbringsel für deine Liebsten beim Zurückkommen im Zürich Duty Free oder etwa in der Lindt­Boutique – über Schweizer Schokolade oder ein Goodie zum Vorzugspreis freut sich doch jeder!

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Der Flughafen Zürich macht es dir besonders leicht, entspannt in den Urlaub und zurück zu reisen und versorgt dich dank über 200 Shops und Restaurants mit allem, was du brauchst, um stressfrei in die Ferne zu fliegen. Mehr Informationen zum gesamten Angebot findest du unter flughafen-zuerich.ch/shopping

FACES’ FAVOURITES

BRITISH ELEGANCE

Hände hoch und weg mit den billigen Bleistiften und Plastiktaschen! Montblanc eilt uns Bürostuhl-verfaulten Office-Schaffenden mit seiner „The Library Spirit“-Kampagne zur Rettung: Deren zweite Episode ist London, der Stadt der literarischen HeldInnen und des britischen Charmes, gewidmet. In dieser Kollektion vermischen sich die klassisch-eleganten und kreativ-punkigen Aspekte der Metropole in zeitlosen Teilen, die für jedes Meeting oder Geschäftsessen ein willkommenes Upgrade

sind. Präsentiert wird die Kollektion natürlich in der historischen London Library, wo Stammgast Sherlock Holmes seine Bücher verschlingt und sich schon wie ein kleines Kind auf Montblancs neue Aktentaschen, Uhren und Füllfederhalter freut. Wenn auch du gerne zum Club der britischen Eleganz mit alternativem Touch gehören möchtest, nimmst du an unserem Gewinnspiel teil, denn auf faces.ch verlosen wir eine Mini Bag aus der Meisterstück Selection Soft Kollektion von Montblanc.

(SPEC)TACULAR FRAMING

Sie verleihen uns Charakter, lassen uns mysteriös oder elegant wirken und erlauben es uns, in unseren Tagträumen zu versinken: Mit VIUs neuer „10 Year Limited Collection“ bist du die PilotIn, die in SlowMotion Richtung Maschine schreitet, der Rockstar, der von PassantInnen auf der Straße angestarrt wird oder einfach der Beach Crush jeder sandigen Party. Die neu interpretierten AcetatModelle The Pilot, The Mysterious, The Dog und The Beauty in Schwarz und Tortoise sind der

finishing Touch für unsere Sommergarderobe. Dazu bekommen auch die Titanbrillen The Voyager und The Pioneer im Juli einen Relaunch – wir warten gespannt auf den zweiten Drop und verlosen auf faces.ch inzwischen drei Sonnenbrillen aus der „10 Years Limited Collection“ nach Wahl und ohne Seestärke. Alle VIU-Gläser sind selbstverständlich super-entspiegelt, kratzfest und mit einer hochwertigen NanoBeschichtung ausgestattet. Get ready für den Sommer!

You don’t have to be rich...
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#SEIWERDUWILLST

Gekommen, um zu bleiben: Mittlerweile sind uns die Mode-Trends New Preppy, 90s Grunge und Y2K so lieb wie beste FreundInnen. Deshalb freuen wir uns gleich doppelt, dass Zalando in der neuesten Menswear-Kampagne

„Mann sein, wie man will“ die aktuellen Modetrends zeigt, dank derer wir in Sachen Styling nun richtig Gas geben können. Doch nicht nur die Trends liegen unserem liebsten Onlineshop am Herzen, sondern

auch die Aufforderung, genau der zu sein, der man will. Mach es wie David Alaba, Benjamin Amaru, Tim Reimann oder Elija Rhode, die Gesichter der neuen Kampagne, und sei heute Preppy, morgen Grunge und übermorgen der Überflieger im Y2KLook. Beihilfe gefällig? Fette Logos und Streifen sowie farbenfrohe Mäntel und Jacken machen den Preppy-Trend erwachsen. Adidas, Lacoste oder Converse liefern dafür die

passenden Teile. Mit den 90ern bleibt uns unser liebstes Jahrzehnt erhalten, das sich jetzt in allen Extremen zeigt: Oversize-Styles, Denim à go go und Prints, die aus LSD-Fantasien stammen könnten. In den Kollektionen von Dr. Martens, Nights Addict oder Levi’s gibt’s genügend Looks, die länger durchhalten als eine Saison. Die 2000er erinnern uns daran, dass Mode kein Geschlecht kennt und Crop-Tops und

Baggy-Pants an jeder Person gut aussehen, die die Teile mit genügend Selbstbewusstsein trägt. Der Warenkorb füllt sich – und zwar mit Kleidung von Diesel, Dickies oder Samsøe Samsøe. Egal, ob du dich für New Preppy, 90s Grunge oder Y2K entscheidest: Männlichkeit hat viele Facetten – entscheide selbst, wer und wie DU sein willst. Entdecke auf Zalando.com die passenden Styles dazu.

PROMOTION N°06 /  2023 169

HYBRID LOVE

Wir alle sind uns einig, dass wir die Welt vor der Klimakrise retten müssen, aber wer sagt, dass man dies nicht mit einer Extraportion Style und Grace tun kann? Der neue Prius von Toyota macht es möglich, ist dieses Fahrzeug doch die perfekte Kombination aus Effizienz, Umweltfreundlichkeit und Fahr vergnügen – all das sportlich verpackt in einer eleganten, coupéartigen Silhouette. Schlanke Linien, inspiriert vom natürlichen Flow der Aerodynamik, geben seinem Design einen minimalistischen Look, ganz ohne überflüssigen Schnickschnack. Unser Highlight: die Scheinwerfer, die dem ausdrucksstarken Blick einer Raubkatze gleichen. Genau wie beim Kühlschrank zählen allerdings auch die inneren Werte, und auch da punktet die fünfte Generation des Prius doppelt und dreifach:

Mit einer größeren und leistungsfähigeren Batterie bietet das Modell eine elektrische Reichweite von bis zu 86 Kilometern, bevor der Benzinmotor zum Einsatz kommt. Was Toyota dabei an Emissionen einspart, wird in das Komfort-Erlebnis investiert. Der Innenraum ist so geräumig, dass man darin ohne Probleme ein Kaffeekränzchen mit einem Baby-Elefanten halten könnte. Alleine bist du im Prius sowieso nie, denn der proaktive Driving Assistant ist stets an deiner Seite und sorgt zuverlässig für deine Sicherheit. Er warnt dich nicht nur vor unmittelbaren Gefahren, sondern greift selbst vorausschauend in die Lenkung und beim Bremsen ein. Der Prius von Toyota ist ein wahres Multitalent und geht mit dir durch dick und dünn – eine Liebe fürs Leben.

PROMOTION
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CALM DOWN

Wenn das Wetter nicht mitspielt, holen wir unsere gute Laune woanders her. Zum Beispiel vom Handgelenk, an der sich diese Saison die neue EBEL Sport Classic Lady Tranquil Blue befindet. Frisch und verspielt zeigt sich dieses sommerliche Modell, dessen blaues Perlmuttzifferblatt uns an die Tiefen des Ozeans erinnert und auf uns dieselbe Wirkung hat wie ein sehnsüchtiger Blick gen Horizont. Das minimalistische Design sorgt dafür, dass die Sport Classic Lady nie aus der Mode kommt, die vergoldeten römischen Ziffern für das gewisse Etwas und die Diamanten dafür, dass unsere Augen beim Betrachten doppelt ...to be

strahlen. Diamantpolierte Stunden- und Minutenzeiger und die Lünette aus 18 Karat Gelbgold lassen uns selbst im trägsten Meeting fühlen wie Königskinder auf dem Weg zum großen Fest. 47 Diamanten veredeln die Lünette des Premiummodells, das bereits auf unserer Wishlist seinen Platz gefunden hat. Das Armband aus gebürstetem Edelstahl

und Gold mit Wellengliedern schmeichelt unserer Haut auch dann, wenn wir nicht gerade aus der Ferne zurückkommen. Sowieso: Die EBEL Sport Classic Lady Tranquil Blue ist dieser kleine Urlaubsmoment im stressigen Alltag, deren Anblick uns zu jederzeit selig lächeln lässt. Ebel, „Sport Classic Lady Tranquil Blue“, ca. 5'000.– (ebel.com)

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my girl...
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SHINE BRIGHT LIKE A DIAMOND

Frisch vom Friseur könnte deine Laune nicht besser sein! Und dann? Nun, jetzt ist es an dir, deiner neuen Farbe Sorge zu tragen. Sisley’s got your back! Mit seiner neuen Masque Soin Sublimateur de Couleur halten deine Highlights und Strähnen doppelt so lange wie sonst – und dafür reichen drei Minuten Einwirkzeit. Das freut Kopfhaut und Haar, schließlich achtet Sisley stets darauf, Pflege und Schutz so zu vereinen, dass beider Bedürfnisse Rechnung getragen wird. Der saure pH-Wert der Maske ist perfekt für den gefärbten Schopf und schließt die aufgeraute Schuppenschicht des Haars, sodass letzteres glänzt wie am ersten Tag.

FERNWEH

Der Extrakt aus Sonnenblumenkernen und filmbildenden Substanzen schützt das Haar vor freien Radikalen und ausbleichenden UVBStrahlen, Provitamin B5 und Passionsfrucht- und Kariteöle verstärken dessen Farbglanz. Es geht noch mehr: Kombiniert mit dem Shampoo Soin Lavant Perfecteur de Couleur und dem Haaröl Huile Précieuse Cheveux liefert Sisley das perfekte Trio für schönes, glänzendes und gepflegtes coloriertes Haar. Hol dir bei uns alle drei Produkte im Set, auf faces.ch verlosen wir zwei Pakete im Wert von je 270.–.

Der Urlaub ist nah, die Vorfreude steigt. Damit letztere nicht vom grässlich grauen Schalenkoffer gestoppt, sondern im Gegenteil vom richtigen Gepäck zusätzlich gepusht wird, verstauen wir unsere Habseligkeiten im Weekender CM 17 von PB 0110. Das Label setzt auf Dinge fürs Leben – ein Grund, weshalb Gründer Philipp Bree seine Tasche seit über sieben Jahren durch die Welt trägt. Das pflanzlich gegerbte Naturleder altert mit dem Reisenden und entwickelt diese grandiose Patina, die von Abenteuern in der Ferne erzählt, von Trips in Richtung Horizont und von Geschichten, die in Bücher gehören. Passend zum Sommer ist ein PB 0110-Klassiker, die CM 17, wieder erhältlich: Das Leder stammt aus einer familiengeführten Gerberei in Belgien, produziert wird im Generationenbetrieb in Polen und zwar made to order. Wer bestellt, muss zehn Wochen auf sein neues Schätzchen warten – aber das ist es wert, begleitet uns dieser Weekender mit zwei Schultergurten und diversen Innenfächern doch ein Leben lang. PB 0110, „CM 17“, Weekender aus pflanzlich gegerbtem Leder, ca. 776.– (pb0110.de)

...don’t have to be cool...
PROMOTION
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POSITIVE ENERGY

Eigentlich sollten wir es uns jeden Tag sagen: Wir sind großartig! Für den Fall, dass wir unser Mantra vergessen sollten, erinnert uns der Schriftzug am Hals von Michael Kors’ neuem Parfum

daran: „Hello, Gorgeous!“

Die Affirmation wird zum Programm und gleichzeitig zum Namen dieses Wässerchens, dessen floral-holziges Bouquet uns glatt den Kopf

verdreht. Arabischer Jasmin verbindet sich mit Tuberose, Ylang-Ylang und Orangenblüte zu diesem Duft, der dank einem ordentlichen Schuss Tabak seine Bodenhaftung behält. Zedern- und Guajakholz verpassen „Gorgeous“ seine Wärme, die wir genauso auf unserer Haut spüren wie die Sonnenstrahlen an einem wolkenlosen Tag. Michael Kors serviert uns positive Gedanken im

Flakon, einen Urlaub hinter Glas und einen Grund mehr, mit dem Sprühen nicht mehr aufzuhören. Ob wir dir einen Urlaub in der Ferne gönnen? Natürlich! Noch mehr allerdings dieses Parfum, das dir Good Vibes und tolle Gedanken beschert. Deshalb gibt es auf faces.ch drei Flakons „Gorgeous“ von Michael Kors à je 100 ml zu gewinnen.

PROMOTION N°06 /  2023 173

SUPER STRONG

Du willst mit den neuesten Nageltrends ganz vorne mitspielen? Dann geht nichts über gepflegte Nägel, die vom French Style bis zum Nagel-Tattoo alles mitmachen. Dank OPI ist Hilfe nah: Das Nagelserum Repair ModeTM wirkt in der Tiefe, repariert und stärkt den Nagel von innen und das bei täglicher Anwendung morgens und abends in gerade mal sechs Tagen. Das vegane Serum dringt tief in den Nagel ein – ganz ohne Trocknungszeit – und hinterlässt keine sichtbare Lackschicht oder Streifen. Damit steht einer schnellen und einfachen Anwendung des Unisex-Produkts für jeden und jede nichts im Weg. Die patentierte Ulti-Plex-TechnologieTM sorgt dafür, dass innerhalb des Nagels neue Keratinverbindungen gebildet werden. Dadurch werden Schäden repariert, Unebenheiten geglättet und die Nägel vor neuen Beschädigungen geschützt, die im Alltag auf uns warten. Die Wirksamkeit dieser Technologie bringt bei zweimal täglicher Anwendung entsprechend den Angaben während sechs Tagen klinisch getestete Ergebnisse hervor, die

Aufhorchen lassen: 99 % Wiederherstellung des Nagelkeratins, 94 % Schutz vor Beschädigungen des Keratinproteins und 4-mal stärkere Nägel dank der Bildung neuer Strukturverbindungen. Wo andere Produkte anstehen, macht Repair ModeTM von OPI weiter und behebt das Problem brüchiger und kaputter Nägel an seinem Ursprung. So sind starke, schöne und gepflegte Nägel ein Kinderspiel –und die neuesten Nageltrends nur einen weiteren Pinselstrich entfernt. Wer auf Farbe nicht verzichten mag, kombiniert das neueste Familienmitglied von OPI mit den bekannten Farblacken, während Repair Mode™ als erste Schicht darunter sein Wunder vollbringt. Hol dir das Nagelserum Repair ModeTM von OPI, um deine Nägel im Inneren zu reparieren und zu stärken, denn wir verlosen auf faces.ch zehn Stück von Repair ModeTM Folge OPI auf Instagram @OPI_SWISS, und entdecke über die Hashtags #OPISwitzerland und #OPIRepairMode, was Repair ModeTM alles leisten kann!

© 2023 WELLA OPERATIONS US LLC PROMOTION N°06 /  2023 174
...to rule my world.

MEDITERRANEAN DREAM

Da bleibt uns beim Hinkommen doch glatt die Spucke weg: Erst passieren wir die malerische Stadt Pula, danach das Fischerdorf Fazana, wo die Ruhe des angrenzenden Naturreservats der BrijuniInseln jeder BewohnerIn ins Gesicht geschrieben steht, und schließlich checken wir im Bi Village Fazana ein, diesem 50 Hektar starken Resort an der kroatischen Küste, wo unser mediterraner Traum Wirklichkeit wird. Das Beste: Es ist komplett uns überlassen, ob wir im Zimmer mit B&B-Service, im Apartment oder

Bungalow oder auf dem Campingplatz unser Zuhause für die kommenden Tage finden. Hier ist alles möglich! Natürlich fehlt es im Bi Village nicht an WLAN, Klimaanlage und Mückennetz, um selbst das Camping-Erlebnis so komfortabel wie möglich zu gestalten. Der private Kieselstrand lädt zum Relaxen und Flanieren ein, drei Schwimmbäder und der neu eröffnete Wasserpark zum actiongeladenen Planschen. Sowieso kann hier jeder und jede gerade so, wie es die Laune will:

Adrenalin-Junkies powern sich beim Klettern im

eigenen Park oder beim Bogenschießen aus, wer es ruhiger mag, der schleckt gemütlich sein Eis oder lässt sich an der Strandbar auf die neuesten Schirmchen-Variationen ein. Apropos: Eltern, die den Ausflug an die Bar ungestört genießen wollen, freuen sich über das 40 Kopf starke Animationsteam genauso wie die Sprößlinge, die hier bestens unterhalten werden.

Glückseligkeit auf ganzer Linie, so geht das!

Bi Village Fazana, Dragonja 115, 52212, Fažana, Kroatien (bivillage.com)

PROMOTION N°06 /  2023 175

Wenn die Hallen der größten Mall der Schweiz dunkel und leer werden und nur noch die Rolltreppen hell über dem Laufsteg leuchten, kann das nur eines bedeuten: Es ist Fashion Night im Shoppi Tivoli! Mit Prosecco und frischer Ofenpizza ging’s los und ab in die Front Row, wo wir von der grandiosen Tanz-Performance beinahe vom Stuhl gefegt wurden. Die neue Sommermode der Geschäfte des Tivoli sorgte für Freude, die Performance von Sänger Nemo mit Hits wie „Ke Bock“ und „Du“ dafür, dass wir fleißig mitsangen. Bei so viel dynamischer Unterhaltung verging der Abend schneller, als es die Modepolizei erlaubt, und nach einer letzten Runde Tiramisu und Cocktails machten wir uns zufrieden und inspiriert auf den Weg nach Hause, um noch lange von dieser einmaligen Nacht zu träumen.

Highlight: Der RolltreppenLaufsteg – und das Tiramisu.

Fazit: Mit Stilettos auf die Rolltreppe? Ist machbar!

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4.5., SHOPPI TIVOLI FASHION NIGHT, SPREITENBACH Text: Neda Hofer Fotos: Sheryl Fischer
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ESCALATOR CATWALK
1 Michael P. mit Crew 2 Nemo, Sänger 3 Geile Kulisse! 4 Serap Yavuz, Moderatorin 5 Bettina Schaefer, Director Scout Model Agency & Justin Egbo, Scout Model Agency 6 Martin Dürrenmatt, Inhaber Hair Atelier 7 Judith Cinter, @judith.inspostyle 8 Christoph Marti, Fotograf & Begleitung 9 Neue Mode braucht das Land. 10 Said, @said.officiall & Amadou, @_.amadou._04 11 Marc Oliver Stöcklin 12 Dennis De Vree, Gewinner Switzerland’s Next Topmodel
11 8 13 10 6 7 9 12 N°06 /  2023 177
13 Tanzcreww Performing Arts, padance.ch

WTF 7'000

Zigaretten enthalten mehr als 7'000 Schadstoffe, wovon 50 nachweislich krebserregend sind. Diese sind nicht nur gefährlich für die Rauchenden, sondern für uns alle. Denn zwei Drittel aller gerauchten Zigaretten landen auf dem Boden – und somit irgendwann im Meer. Das sind 4,5 Billionen Zigarettenkippen jedes Jahr weltweit. Die Folge: Über 50 Prozent des Mülls an den Stränden sind Zigarettenkippen. Jede einzelne davon kann 1'000 Liter Wasser mit dem Nervengift Nikotin verseuchen und damit den Lebensraum für kleine Wassertiere genauso vergiften wie das Grundwasser. Darüber hinaus bestehen die Zigarettenfilter ja nicht aus Papier, sondern aus Zellulose-Acetat –einem Kunststoff, dessen Rückstände sich bereits bis ins arktische Meer nachweisen lassen.

Und dennoch ist das achtlose Wegschnippen von Kippen auf die Straße gesellschaftlich akzeptiert – eigentlich undenkbar.

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