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smarte Einfamilienhäuser

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Ökologisch Bauen

Ökologisch Bauen

Gegenwart oder oder ZUKUNFT?

KOMFORT PLUS Smart-Home-Systeme erleichtern den Alltag und sind deshalb intuitiv und einfach zu bedienen. Hager

Langsam aber sicher halten smarte Systeme immer mehr Einzug in deutsche Einfamilienhäuser. Sind sie nur was für verspielte Technik fans oder profitieren auch technisch Unbegabte oder Interessierte von ihren Funktionen? Aber sind sie überhaupt sicher? Und wie sehen das die Haushersteller im Markt?

Jeder kennt die Szenarien, die uns die Werbung für smarte Technik im Haus zeigt. Bewohner und Anwender müssen scheinbar keinen Finger mehr rühren, das Haus erledigt alles von selbst und erfüllt spielend alle Wünsche. Die Bilder zeigen lachende, fröhliche Menschen in warmem Sonnenlicht, so, als würde man überhaupt nicht mitbekommen (müssen), dass smarte Systeme im Hintergrund die ganze Arbeit verrichten. Dazu gibt „Alexa“ Kochtipps und spielt die Lieblingsmusik. Doch was ist, Hand aufs Touchpad, dran an Smart-HomeSystemen? Wozu sind sie wirklich fähig? Wie sicher sind sie? Für wen kommen sie in Frage? Und sind sie unvermeidbar?

Der status quo

Laut Wirtschaftsprognosen wird der Umsatz im Smart-Home Markt Ende 2021 etwa 5,4 Milliarden Euro in Deutschland betragen und soll jedes Jahr um voraussichtlich fast 12 Prozent steigen (Quelle: Statista). Bereits im Jahr 2020 befand sich in über sieben Millionen deutschen Haushalten mindestens eine smarte Anwendung. Die meisten davon fallen unter die Kategorie „Vernetzung und Steuerung“, sprich beispielsweise Sprachassistenten. Dicht gefolgt von smarten Anwendungen fürs Home Entertainment und an dritter Stelle alles für Komfort und Licht, beispielsweise smarte Leuchten. Daraus lässt sich mindestens dies ableiten: Bei aller Scheu gegenüber smarter Technik sind die Deutschen leuchter zu überzeugen, wenn es um den Komfort und Spaß im Alltag geht. Es erinnert ein bisschen an die Schulzeit: Das interessanteste am Taschenrechner war, welche Wörter man auf den Kopf gestellt mit den Zahlen tippen konnte. Und auch heute ist bei aller Rechenleistung eines Smartphones das Spiel „CandyCrush“ eine der beliebtesten Smartphone-Apps. Und so zäumen wir das Pferd einmal von hinten auf: Reden wir zuerst über den Komfort und Spaßfaktor und dann über den technischen Nutzen.

It’s Showtime

Mindestens eine smarte Anwendung werden die meisten von Ihnen schon zuhause haben: ein Smart-TV-Gerät, um

Prime oder Sky nutzen zu können. Bereits bei diesen Streaminganbietern pro Auf Basis dessen, was Sie gerne anschauen, bekommen Sie personalisierte Vorschläge. Smarte Lampen sorgen beim Filmeschauen sodann für richtig schickes Stimmungslicht (auch beim Zocken). Smarte Anwendungen, die sich in immer mehr Haushalten durchsetzen, sind Siri und ihre Kolleginnen. Sprachassistenten sind zu so vielem fähig, als hätte man einen persönlichen Helfer. Und doch ist Siris Witze-Bibliothek immer wieder das Gesprächsthema in zahlreichen Internetforen. Wir alle kennen die Big Player von Apple, Amazon und Google, aber auch kleinere Fische tummeln sich auf dem Markt. Die Sprachsteuerung ermöglicht es, alle smarten Funktionen des Smart-Home-Systems einfach per gesprochenem Befehl ausführen zu lassen, je nachdem, welche Sensoren und Komponenten in der Smart-Home-Zentrale integriert sind. Zur Unterhaltung gibt es beinahe kein Gerät, dass nicht in smart erhältlich ist und ins Smart-Home integriert werden kann. Der Fernseher, die Soundbar, die Beleuchtung. So wird schiffs „Zuhause“. Weitere Komfortfunktionen sind vorprogrammierbare Szenarien und „Wenn-Dann“-Aktionen. Wenn es zu hell wird, fährt das Rollo herunter. Wird es zu stürmisch, fährt er herauf. Die Heizung regelt automatisch auf die Lieblingstemperatur. Ein Sprachbefehl „Alexa: Schalte um auf Filmabend“ ersetzt den Gang zu allen Jalousien und Lampen im offenen Wohn-/ Ess-/Kochbereich. Das spart Zeit und ist deutlich bequemer. Je mehr Geräte gekoppelt sind, umso kreativer können Sie werden. Thema Fernzugriff: Bequem die Heizung vorheizen, bevor man nach Hause kommt, ist bequem, genauso wie nach dem Rechten sehen zu können – Komfortabel und sicher!

Sicherheit und Technik

Sensoren für Türen und Fenster, oder auch für Wasserschäden der Waschmaschine oder die Luftqualität mittels Rauchmelder, Überwachungskameras und Bewegungsmelder sowie nicht zuletzt Anwesenheitssimulationen geben uns ein sicheres Gefühl. Sie können ebenfalls per Fernzugriff überwacht zusätzlich ganz klassisch auf einbruchhemmende Beschläge zu setzen, falls ein Einbrecher sich nicht vom künstlichen Hundegebell abbringen lässt. Mehr dazu ab Seite 44. Auch die Ef überwacht und optimiert werden, zum Beispiel wenn es um die Strom-

SCHLAUES FENSTER

Die Fenster der „Integra“-Linie können via Sprachsteuerung geöffnet und geschlossen werden oder vom Smart-Home-System, das unter anderem auf Temperatur und CO₂-Gehalt reagiert. Velux

WER IST‘S?

Smarte Türsprechanlagen sind dank Kamera nicht nur komfortabel, sondern auch sicher. Außerdem lassen sich bestimmte Zugriffe wie für den Postboten einstellen. Jung

SERVICE – EINFACH GEMACHT Mittels neuer App kann Ihr Heizungsprofi in Sekundenschnelle einen Fehler an der Heizung auslesen und noch in der App das passende Ersatzteil bestellen. Wolf

AUFGEPASST

Sicherheit bieten smarte Alarmanlagen, die gekoppelt mit Fenster- und Türsensoren jeden Einbruch zuverlässig melden. Gira

PER SPRACHBEFEHL

Auch die Telekom bietet mit „Magenta“ eine Sprachsteuerung für den Heimanwender an, die sich mit diversen Smart-Home- Systemen verbindet. Telekom

RIECHST DU WAS?

Der Melder misst Rauch, Feuchtigkeit und andere Werte in der Luft, warnt im Brandfall direkt übers Smartphone und kann sogar die Feuerwehr rufen. Bosch Smart Home

CLEVER

Der „HomePilot“ zeigt (dank smarter Kontakte) über die Smart-Home-App beispielsweise an, wenn im Haus die Fenster geöffnet oder geschlossen sind. Rademacher verteilung des Ertrags der PhotovoltaikAnlage geht. Und in Richtung unserer immer höheren Lebenserwartung geschielt, können smarte Sensoren und Geräte für ein selbständigeres Leben im eigenen Zuhause im Alter sorgen. SmartHome-Systeme können also so einiges, aber wie funktionieren sie eigentlich? Unterschieden werden zwei Hauptsysteme: Kabelgebunden und via Funk. Funksysteme sind relativ leicht nachzurüsten und preislich überschaubar. Kabelgebundene werden meist nur beim Hausbau oder der Sanierung verbaut und kosten deutlich mehr: Preise inklusive Montage sind im unteren fünfstelligen Bereich anzusiedeln. Dennoch bietet das kabelgebundene KNX-System die Basis, um jedwede Anbietersoftware aufzuspielen und auch auszutauschen. Außerdem vermittelt die Verkabelung eine Grundsicherheit, die viele Häuslebauer zu schätzen wissen. Wichtig ist vor allem, welchen Anbieter Sie wählen. Achten Sie bei nicht autark funktionierenden Systemen auf Server in Deutschland und regelmäßige Sicherheitsupdates, denn diese zeigen Ihnen, dass die Programmierer wirklich bemüht sind, etwaigen Hackern einen Schritt voraus zu sein.

Schwächstes Glied der Kette: Sorgen Sie in jedem Fall selbst für eine ordentliche Verschlüsselung und ein sehr gutes Passwort Ihres WLAN-Heimnetzwerkes, sonst wird der Drucker oder die smarte Kaffeemaschine schnell zur potenziellen Hacker-Hintertür.

Wird die Zukunft smart?

Fragt man sich durch führende Haushersteller, erhält man einen Ausblick, inwieweit sich die smarte Zukunft, zumindest im Neubau, verändern wird. Durch die Bank wird berichtet, dass die Nachfrage an Smart-Home-Systemen oder zumindest Einzelkomponenten zunehmend verändert: „Das Interesse ist stark gestiegen bei fallender Skepsis. Die Vorteile und Möglichkeiten solcher Systeme sind bei den Bauherren bekannt“, heißt es bei FingerHaus. Und die Hersteller reagieren: Bei manchen gehört ein eigens entwickeltes System zum Standard oder wird zumindest mit angeboten, ob KNX oder funkbasiert – hier gibt es bei den Hausherstellern keine klare Tendenz. Auch sie merken die Trends, die die Studie herausgearbeitet hat: „Komfort ist der Schlüssel – die Funktionen müssen immer praktisch und handhabbar sein, einen Mehrwert bringen“, heißt es beim Glasfachwerkhaus-Spezialisten Huf Haus. Auch eine Alterstendenz ist erkennbar, so erzählt Klaus-Dieter Schwendemann, Marketingleiter bei WeberHaus: „Besonders junge Menschen befassen sich intensiv mit unserem SmartHome-Angebot.“ Oft tasten sich Bauherren an die Systeme heran. So berichten zahlreiche Hersteller, dass regelmäßig zunächst mit einzelnen Funktionen begonnen wird, mit der Option, später richtig aufzurüsten. Das Zuhause wird zumindest „Smarthome Ready“ gebaut (Schwörerhaus). Im Schnitt werden zwischen fünf und 50 Prozent der Neubauten mit smarten Features ausgestattet. Bei Huf Haus sind es gar 80 Prozent der Bauherren, die auf eine KNX-Steuerung setzen. Oft hängt es letztendlich am Budget: „Die Entwicklung im Smart-Home Bereich steigt stetig an, allerdings ist das immer noch das erste, was bei einem knappen Budget gestrichen wird, denn es ist nicht lebensnotwendig“, erzählt Niko Henrich, Vertriebsleiter bei Fingerhut Haus. Und doch, es scheint immer smarter zu werden: „Ein Smart-Home-System wird in Zukunft genauso selbstverständlich sein wie eine Heizung. Zudem wird im Hausbau das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Haus-Komponenten wie Photovoltaik-Anlage, Heizung, Rollläden und Leuchten üblich“, so Schwendemann. Die meisten Branchenkollegen sehen dies ähnlich. Am Ende ist es immer eine Individualentscheidung, ob das eigene Zuhause smart sein soll, oder nicht, da keine Notwendigkeit besteht. Es könnte allerdings durchaus sein, dass energieoptimierende smarte Systeme irgendwann ein Muss für den Neubau werden. Besser dran ist, wer sich bereits vorher damit befasst hat. Der Komfortgewinn ist unbestreitbar. (sei)

ATMET MIT

Der Lüftungssensor misst diverse Werte in der Luft und steuert selbständig die Lüftungsanlage oder Fenster. Elsner

WARMES ZUHAUSE

Smarte Heizthermostate sind auf Heizintervalle oder Wohl- fühltemperaturen programmier- bar und stoppen automatisch bei geöffnetem Fenster. eQ-3

KÜCHENKOMFORT Die Armatur kann auf Knopfdruck fi ltern, sprudeln Heißwasser bereitstellen. Zudem zeigt sie an, wann gereinigt, entkalkt oder CO₂ aufgefüllt werden muss. Rehau

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