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Den Autoverkehr in der Innenstadt im Blick

Den Autoverkehr in der Innenstadt im Blick

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In der Sindelfinger Innenstadt hat sich eine Bürgerinitiative formiert, die sich die „Verkehrsreduktion in der Innenstadt“ zum Ziel gesetzt hat.

text: bürgerinitiative | foto: felix rapp

Der fließende und der ruhende Verkehr in der Sindelfinger Innenstadt stößt immer mehr Bürgerinnen und Bürger in Sindelfingen sauer auf. Jetzt hat sich kurz vor den Sommerferien eine Bürgerinitiative zur Verkehrsreduktion in der Innenstadt gegründet. Auf Initiative von Catherine Klotz und Ulrike Rapp, beide Anwohnerinnen in der Innenstadt, fand sich eine Gruppe von 40 Bürgerinnen und Bürgern auf dem Spielplatz hinter der Gaststätte Funzel ein und machten ihrem Unmut über eine Vielzahl von Verkehrsproblemen in der Sindelfinger Innenstadt Luft. Zudem diskutierte die Gruppe mögliche Maßnahmen zur Verkehrsverbesserung.

Einig waren sich die Anwesenden darin, dass gegen die zunehmende Verkehrsbelastung in der Sindelfinger Innenstadt etwas getan werden müsse. Zwei Schwerpunktthemen waren die verkehrliche Situation in der Adelbortenstraße und die Situation in der Altstadt von Sindelfingen.

Die Bürgerintiative wählte Klotz und Rapp einstimmig zu Ihren Sprecherinnen. Gleichzeitig wurden erste konkrete Forderungen formuliert, die die Initiative an die Stadt herantragen wird. So soll der Durchgangsverkehr in der Adelbortenstraße und der Grabenstraße deutlich reduziert werden. Ulrike Rapp: „Mit über 5000 Fahrzeugen pro Tag, die diese beiden Straßen passieren, ist die Verkehrskapazität ausgereizt. Zumal diese Straßen, besonders die Adelbortenstraße, für diese hohe Anzahl an Autos nicht ausgelegt ist.“ Die Gruppe fordert zudem, den Busverkehr, der diesen Straßenabschnitt im 15 Minuten Takt passiert, dauerhaft über die Wurmberg-/Bachstraße zu führen. Dies ist bei Großveranstaltungen und bei anderen Buslinien heute bereits möglich. Catherine Klotz macht die Haltung und die Sorgen der betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner deutlich: „Viele haben Angst um Ihre Häuser, an denen heute schon erste größere Schäden zu erkennen sind. Wenn Busse oder LKWs durch die Straße rollen, wackeln die Gläser in den Schränken.“ Hintergrund der Bedenken ist, dass die Häuser in der Adelbortenstraße damals auf sumpfigen Terrain gebaut wurden.

Auch die Verbesserung des ruhenden Verkehrs hat die Initiative im Blick. Der ruhende Verkehr in der Innenstadt muss aus Sicht der aktiven Bürgerinnen und Bürger besser überwacht und Verstöße konsequent sanktioniert werden. In den vergangenen Wochen kam es mehrmals zum Erliegen des Verkehrsflusses in der Grabenstraße, da Autos rechtswidrig abgestellt wurden und die Busse nicht mehr in die Adelbortenstraße einfahren konnten. „Passiert ist von Seiten der Stadt bisher leider nichts.“, bedauert Catherine Klotz. „Und das obwohl der Verkehr im Feierabendverkehr zum Erliegen kam, scheint die Stadt die Problematik zu ignorieren, trotz langjähriger Anwohnerbeschwerden.“

Eine Mutter ist wütend, da ihr Sohn und andere Schüler, die beispielsweise die Grundschule Gartenstraße besuchen keine sichere Querungsmöglichkeit haben. So ist die Überwindung der Grabenstraße bzw. der Adelbortenstraße jedes Mal mit Gefahren verbunden und ein sicherer Übergang erst am Kreisverkehr am Kaufland möglioch. „Ob das gedeckt sei mit der sicheren Schulwegekonzeption der Stadt ist aus meiner Sicht zumindest zweifelhaft.“, so Ulrike Rapp. Die Anwohner befürchten, dass diesbezüglich erst gehandelt werde, wenn ein Kind zu schaden komme, vergleichsweise mit dem Unfall am Calwer Knoten, bei dem ein 12-jähriges Mädchen von ihrem Hund auf die Fahrbahn gezogen wurde und von einem Auto erfasst wurde. Auch für die Gruppen der Kindertagesstätte Brunnenwiese ist die Verkehrssituation in der Adelbortenstraße eine täglich Herausforderung, da sie mit den Kindern viele Unternehmungen tätigen und diese Straßen passiert werden müssen, um in die Innenstadt zu gelangen. Besonders die teilweise zugeparkten Gehsteige stellen ein Ärgernis und eine Gefahr dar, da kleine Kinder am Straßenrand häufig übersehen werden.

Eine weitere konkrete Forderung ist die Schließung der Wettbachstraße ab 19.00 Uhr für den Durchgangsverkehr. „Man hat manchmal den Eindruck, dass es Autofahrer mit aufgemotzten Fahrzeugen darauf abgesehen haben besonders durch lärmende Geräusche und langsames Fahren am Wettbachpatz Aufmerksamkeit zu erzielen.“, so Catherine Klotz. „Der Durchgangsverkehr ist, da sind sich Anwohnerinnen und Anwohner einig, durch die Baustelle in der Grabenstraße bereits heute schon deutlich reduziert, dann könnte man diese für den Verkehr gleich schließen, da die gültige Spielstraßenverordnung leider von den Verkehrsteilnehmern nicht eingehalten werde.“, so Klotz weiter.

An diese Forderung anknüpfend kritisiert Ulrike Rapp, dass es beispielsweise bereits Regelungen und gültige Verkehrsschilder in der Altstadt gäbe, die den Durchgangsverkehr lediglich Anwohnern gestattet, diese aber von Seiten der Stadt nicht überwacht würden. Besonders die Anwohner aus der Altstadt kritisieren das hohe Verkehrsaufkommen in der Lange Straße und in der Hinteren Gasse. „Die Stadt bezeichnet sich als Deutsche Fachwerkstraße, in Wirklichkeit ist unsere schöne Altstadt momentan eher eine Schnell-Straße für durchfahrende zumeist auswertige Autos.“, so Rapp. „Obwohl in diesem Bereich nur Anlieger berechtigt sind zu fahren und diese Straße als Spielstraße ausgewiesen ist, wird hier gerast und rücksichtslos geparkt.“, so Rapp weiter. Dies ist besonders in den Abendstunden in der Langen Straße zu beobachten.

Die Anwohner fürchten ein Sicherheitsproblem. „Wenn es brennt, kommt die Feuerwehr nicht durch und es gab in der Vergangenheit ja bereits einen Brand, bei dem einem Menschen nicht mehr geholfen werden konnte, weil die Feuerwehrzufahrt zugeparkt wurde.“, so Sarah und Joachim Kupke. Peter Ankele kritisiert zudem, dass die Einbahnstraßenregelung in der Langen Straße regelmäßig umgangen wird und diese in die unerlaubte Gegenrichtung befahren wird. Dies meist von Ortsunkundigen oder Eltern, die Ihre Kinder in der Kindertagesstätte Mina-Zweigart abgeben.

Die Anwohnerinnen und Anwohner der Innenstadt haben sich seit Jahren in Einzelbeschwerden immer wieder an die Stadt gewendet. Auch im Gemeinderat wurde die Problematik immer wieder vorgebracht, leider bislang vergeblich. Daher ist sich die Bürgerintiative sicher, dass die Öffentlichkeit nun auf diese Problematik hingewiesen werden sollte. Eine erste kreative Maßnahme beeinhaltet das Malen von Schildern, die auf die Querung von Kindern und die Spielstraßenverordnung hinweisen sollen. Wer über die Aktivitäten, Termine usw. der Bürgerintiative auf dem Laufenden gehalten werden möchte, darf sich gerne an bi.verkehr.sindelfingen@ gmx.de wenden oder sich auf der Facebook-Seite „Bürgerinitiative Verkehrsreduktion Sindelfinger Innenstadt“ informieren. In einem offenen Brief hat die Initiative bereits Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer über die Gründung der Bürgerinitiative und deren erste konkrete Forderungen informiert. „Jetzt warten wir erst einmal auf eine Reaktion seitens der Stadtverwaltung.“, so Klotz und Rapp abschließend.

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