Themenschwerpunkt des Magazins Perspektiven
3/2015
Menschenrechte müssen verbindlich sein Seiten 6 – 7
Die Macht der Schweizer Konzerne Seiten 8 – 9
In vielen Entwicklungsländern verseuchen Rohstoffkonzerne durch ihre Fördertätigkeiten das Wasser
Konzerne, übernehmt Verantwortung!
Unternehmensverantwortung
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Im Jahr 2014 erwirtschaftete das umsatzstärkste Schweizer Unternehmen 250 Milliarden Franken.
Stellen Sie sich vor: 800 Frachtlaster fahren täglich an Ihrem Dorf vorbei, die Luft ist schwarz von Kohlenstaub, die Erde bebt von Sprengungen und Ihr Trinkwasser ist mit Schwermetallen belastet. All dies erwartet die Menschen im Norden Südafrikas, wenn die dort gelegenen Kohleminen ihren Betrieb aufnehmen. Hauptabnehmer ist der Schweizer Rohstoffhandelskonzern Vitol. Zwar haben die Minenunternehmen vor gängig Nachhaltigkeitsprüfungen gemacht – doch Taten blieben aus. Ein Beispiel von vielen. Deshalb fordern wir verbindliche Regeln für Unternehmen zum Schutz von Mensch und Umwelt. Pascale Schnyder, Chefredaktorin INHALT
Genau dies fordert die Konzernverantwortungsinitiative: Eine verbindliche Sorgfaltsprüfung soll gewährleisten, dass Unternehmen ihre Verantwortung wahrnehmen: www.sehen-und-handeln.ch/ konzerne
SÜDAFRIKA: Die Schattenseiten des Kohlegeschäfts Seiten 3 – 5 FREIWILLIGKEIT GENÜGT NICHT: Am Beispiel von Hewlett-Packard und Glencore Seiten 6 – 7 / 10 – 11 BISCHOF FELIX GMÜR: «Keine Legitimation, monetären Gewinn über Gerechtigkeit zu stellen» Seite 12
Titelbild: Crafft
Vor versammelter Gemeinde erzählen ehemalige Minen arbeiter von den drastischen Folgen,, welche die Minentätigkeiten für die Bevölke rung von Mudimeli haben werden.
Wie viele andere Flüsse Südafrikas ist der Riverly bei Johannesburg durch die Abwasser aus dem Bergbau vergiftet.
Fotos: Daniel Tillmanns, Brot für alle
Rohstoffabbau in Südafrika: Der Fall Vitol
Schmutzige Geschäfte
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ing Limited bezieht Vitol ebenfalls die ganze Kohleproduktion der Ntendeka-Mine in der Provinz Kwazulu-Natal. Bis jetzt haben die Minen ihren Betrieb nicht aufgenommen, denn die aktuellen Weltmarktpreise für Kohle sind zu tief. Trotzdem läuten bei den Anwohnern und lokalen Organisationen bereits die Alarmglocken. «Sind diese Projekte einmal realisiert, werden sie enorme Auswirkungen auf die Bevölkerung und die Regionen haben, insbesondere was die Umwelt- und Wasserverschmutzung und den Wasserzugang angeht», sagt Yvan Maillard Ardenti, Verantwortlich für Unternehmen und Menschenrechte bei Brot für alle. Und dies, obwohl bei allen drei Minen Nachhaltigkeitsprüfungen gemacht wurden. «Solche Widersprüche erleben wir in der Rohstoffbranche oft», weiss Maillard.
Die Spannungen sind gross
Weder Zäune noch Schilder halten die Kinder des nahegelegenen Dorfes davon ab, auf dem Gelände der verlassenen Mine zu baden. Dass das Wasser einen hohen Säuregehalt hat, zeigen spätere Laboruntersuchungen.
Die Zahlen sprechen für sich. Grösster Exporteur von Platin, zweitgrösster für Gold, vierter für Kohle und fünfter für Diamanten: Südafrika ist besonders reich an Bodenschätzen. Zählt man alleine die stillgelegten Minen, kommt man auf über 6000. Mit dem Rohstoffabbau erwirtschaftet Südafrika 68 Prozent seines Exporteinkommens. Auch für Schweizer Rohstoffkonzerne ist Südafrika ein wichtiges Territorium. So etwa für
den Genfer Rohstoffhändler Vitol, der mit einem Jahresumsatz von 250 Milliarden Franken (2014) das grösste Schweizer Unternehmen ist. Erst kürzlich schloss die Vitol-Gruppe exklusive Abnahmeverträge mit zwei in Südafrika tätigen Bergbauunternehmen ab. Coal of Africa Ltd. verkauft Vitol seine gesamte für den Export bestimmte Kohleproduktion aus den Minen Vele und Makhado in der nördlichen Provinz Limpopo. Von Ikwezi Min
«In Südafrika zahlen wir mit unserer Gesundheit für die Profite der Berg bauindustrie.» David van Wyk, Bench Marks Foundation
Im Sommer 2012 hat Mudimeli, ein Dorf mit 5000 Einwohnerinnen und Einwohnern in der Provinz Limpopo, erstmals Besuch von Vertretern von Coal of Africa erhalten. Sie machten Probe bohrungen für die vorgesehene Makhado-Mine. Der Dorfgemeinschaft versprachen sie zahlreiche Verbesserungen und neue Arbeitsplätze. Doch die Skepsis der Bevölkerung war gross. Verschiedene haben in Minen ge arbeitet und kennen die Folgen des Rohstoffabbaus nur zu gut. «Seither hat uns Coal of Africa trotz zahlreichen Anfragen nicht mehr konsultiert», klagt Albert Mudimeli, Mitglied des Entscheidungskomitees der Gemeinde. Um die harten Diskussionen mit den Entscheidungs trägern von Mudimeli zu umgehen, stellt das Unternehmen selber ein beratendes Gremium mit 400 Personen
Foto: Daniel Tillmanns, Brot für alle
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zusammen. Die meisten leben in Dörfern abseits von Mudimeli und so auch von der geplanten Kohlemine. Während Coal of Africa geltend macht, den Dialog mit der Gemeinde zu führen, werden der Dorfchef und sein Komitee an den Rand gedrängt und ihre Einwände gegen das Projekt ignoriert. Die Lage im Dorf ist äusserst angespannt. «Ich wurde 2014 entlassen, weil ich an einer Versammlung des Dorfchefs teilnahm», sagt Pomozo, einer der wenigen Dorfbewohner, die für Coal of Africa arbeiteten. Wer dem Minengelände zu nahe kommt, riskiert verbale und körperliche Attacken durch Sicherheitskräfte.
ser bereits jetzt knapp ist und von den grossen Farmern der Gegend dringend benötigt wird. Die Provinz Limpopo ist wegen ihrer Gemüseproduktion die Vorratskammer von Südafrika, doch die Landwirtschaft wird durch das Minenprojekt gefährdet. «Bei den Lizenzvergaben durch die Regierung werden die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Minen viel zu wenig berücksichtigt. Vele ist das perfekte Beispiel für eine Region, in der es keinen Bergbau geben sollte», fasst Louis Snyman vom Zentrum für angewandte Rechtswissenschaften der Universität Witwatersrand zusammen.
Düstere Zukunftsaussichten
Probleme machen aber nicht nur die geplanten Minen, sondern auch die stillgelegten. Wenige hundert Meter von der geplanten Ntendeka-Mine entfernt liegt die Mine von Sleyta. Weder Zäune noch Schilder weisen auf die hier lauernden Gefahren hin. Es gibt viele: Zwei Kleinschürfer starben kürzlich in einem selber gegrabenen Hohlraum. Unter den Felsen brennt unkontrolliert Kohle, was zu fortlaufender Luftverschmutzung und Bodensenkungen führt. «Die Kinder aus dem Dorf spielen hier und unser Vieh trinkt vom stehenden Wasser», sagt ein Dorfbewohner. Tests eines Schweizer Labors haben einen hohen Säuregehalt des Wassers ausgewiesen. Kein Einzelfall, sagt David van Wyk von der Bench Marks Fundation, der lokalen Partnerorganisation von Brot für alle: «In Südafrika bezahlen wir mit unserer Gesundheit für die Profite der Bergbauindustrie.» — Daniel Tillmanns
Trotz Opposition und zahlreichen Risiken hat die südafrikanische Regierung Coal of Africa im Mai 2015 eine Förder lizenz erteilt. Startet die Kohleproduktion, werden tägliche Dynamitexplosionen das Dorf zum Beben bringen, es in Staubwolken hüllen und Risse in die Häuser machen. Hunderte von Lastwagen werden jeden Tag am Dorf vorbeifahren und Luft und Lungen mit Feinstaub belasten. Das Wasser wird verschmutzt sein von Sprengstoff und Schwermetallen. Diese düsteren Zukunftsaussichten haben die Leute von Mudimeli bewogen, Rekurs gegen die Lizenzvergabe einzureichen. Nicht besser sieht die Situation bei der Mine von Vele aus. Hier betrifft das Minenprojekt zudem den Nationalpark von Mapungubwe. Das 280 km2 grosse Naturreservat liegt 10 km von der Mine entfernt. Staubwolken, Lärmbelästigung und das grosse Verkehrsaufkommen werden das Reservat und seine touristische Umgebung stark beeinträchtigen. Hinzu kommt, dass das Was-
Foto: Daniel Tillmanns, Brot für alle
Minen als Zeitbomben
Weitere Informationen zum Fall Vitol auf: www.sehen-undhandeln.ch/perspektiven
Ein Tag im Leben von Sboniso Dlamini, Umweltaktivist in Südafrika.
«Ich gebe mein Wissen über die Minen an die Gemeinschaften weiter» «Ich bin 24 Jahre alt und beginne demnächst mein Studium der Umweltwissenschaften. Ich wohne in Witbank im Osten des Landes. Hier engagiere ich mich bei Mpumalanga Youth Against Climate Change (MYACC), einer Organisation, die sich für den Umweltschutz in der Provinz einsetzt. Morgens stehe ich meist schon gegen fünf Uhr auf. Oft beginne ich den Tag mit Schreiben. Ich verfasse politische Texte über die Probleme unserer Gesellschaft und mögliche Lösungen. Gerne würde ich sie einem breiteren Publikum bekannt machen, um für die Folgen der Bergbauindustrie zu sensibilisieren. Für MYACC erstelle ich wöchentliche Statistiken über das Ausmass der Verschmutzung, welche die Minen in unserer Region verursachen. Ihre Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Bevölkerung sind katastrophal. Ich treffe mich auch mit den Gemeinschaften, die in der Nähe dieser Minen leben. Ich gebe mein Wissen an sie weiter, damit sie in voller Kenntnis der Sache die Auswirkungen einer Mine einschätzen können, die in ihrer Region neu erschlossen werden soll. Es herrscht hohe Arbeitslosigkeit und die Lebensumstände sind äusserst prekär. Allein das Versprechen eines Arbeitsplatzes reicht, um die Dorfbevölkerung von der Ansiedlung einer Mine zu überzeugen. Ich rede mit ihnen über die Verschmutzung ihres Trinkwassers und der Luft und über Risse in ihren Häusern, welche die Sprengungen verursachen. Und ich zeige ihnen auf, was aus den Bergbau standorten wird, wenn die Unternehmen die Minen nach rund fünfzehn Jahren aufgeben. Am späteren Nachmittag treffe ich mich oft mit anderen Mitgliedern der MYACC. Wir versuchen, unsere politischen Texte in Form von Rap-Musik wiederzugeben – ein ausgezeichnetes Mittel, um junge Leute zu sensibilisieren und ihnen unsere Botschaft zu vermitteln. Gegen 20 Uhr essen wir zusammen und diskutieren über die Entwicklung unserer Farm, über ihre künftige Zertifizierung mit dem Bio-Label, über unsere Hoffnungen und die Zukunft.»
Unternehmensverantwortung
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Engste Platzverhältnisse, fehlende Belüftung und mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen: Prekäre Arbeitsbedingungen in einer Textilfabrik in Dhaka, Bangladesh.
Menschenrechte dürfen nicht freiwillig sein Unternehmen müssen Menschenrechte und Umweltstandards respektie ren, und zwar überall dort, wo sie tätig sind. Dazu braucht es eine neue globale Gouvernanz – denn die freiwilligen Bemühungen der Unternehmen greifen zu kurz.
New York, 25. März 1911. Voller Panik springen Männer und Frauen aus dem 7. Stock der Triangle Shirtwaist Factory. In der Textilfabrik ist ein Feuer ausgebrochen, die Angestellten sind in den Räumlichkeiten gefangen. Weil die Direktion die Türen verriegelt hat, können sie das Gebäude nicht über das Treppenhaus verlassen. Eine damals gängige Praxis, um die Angestellten daran zu hindern, während der Arbeit Pausen zu machen. 146 Menschen verlieren in den Flammen ihr Leben – Arbeiterinnen und Arbeiter, die neun Stunden am Tag für drei bis fünf Dollar pro Stunde gearbeitet haben. Die Welle der Empörung in den USA ist gross. Die Direktoren der Fabrik werden angeklagt, es folgen Demonstrationen und schliesslich werden neue Gesetze im Bereich Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit erlassen.
Foto: Clean Clothes Campaign
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Auch in der Schweiz des 20. Jahrhunderts entfachen Demonstrationen und soziale Bewegungen nach mehreren Industrieunfällen die Diskussion über die soziale Verantwortung von Unternehmen. Zwischen 1911 und 1983 werden verschiedene Gesetze zur Regulierung von Unternehmen angenommen: das Arbeits(1964), das Wasserschutz- (1957) und das Umweltschutzgesetz (1983). Die Folge sind deutliche Verbesserungen zum Schutz der Arbeitnehmenden und der Natur.
Neue Machtverhältnisse Diese nationalen Regulierungen sind heute in Frage gestellt. Im Zuge der Globalisierung haben Unternehmen ihre Produktionssysteme in den letzten 30 Jahren über die ganze Welt verteilt. Die Mehrheit der grossen Unternehmen führen keine Fabriken mehr in westlichen Ländern. Und es gibt immer mehr transnationale Konzerne, deren Umsatz die Wirtschaftsleistung zahlreicher Länder übersteigt (vgl. S. 8). Sie sind zu den neuen Zentren wirtschaftlicher Macht geworden. Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die Frage: Wer kann und wer muss diese Wirtschaftsriesen regulieren? Der französische Ökonom Jacques Attali sagt dazu: «Der heutige Markt ist ein Weltmarkt, umfassend und ohne Grenzen, während Demokratie und Rechtsstaatlichkeit noch immer lokal geregelt sind.» Es existiert heute eine grosse Kluft zwischen den Tätigkeiten transnationaler Unternehmen und den aktuellen Möglichkeiten politischer Regulierung.
Freiwilligkeit greift zu kurz In der Schweizer Politik gilt bis heute die vorherrschende Haltung, dieses Problem sei über
freiwillige Initiativen zur sozialen Verantwortung der Unternehmen zu lösen. Dies bedeutet letzten Endes nichts anderes, als dass es den Konzernen überlas-
«Das Unternehmen hat Versprechungen gemacht und Ziele definiert, die nie ein gehalten wurden.» sen ist, wie und ob sie Menschenrechte und Umwelt respektieren, sei es in Bangladesh, in der Demokratischen Republik Kongo oder in der Elfenbeinküste. Verschiedene Untersuchungen vor Ort, wie sie auch Brot für alle und Fastenopfer bei Apple-Zulieferern in China oder bei Glen core-Tochtergesellschaften in der DR Kongo durchgeführt haben, zeigen das Problem der Freiwilligkeit auf: Die Fortschritte, die im Zuge von firmeninternen Verhaltenscodizes, Audits und Nachhaltigkeitsberichten in den letzten Jahren erzielt wurden, sind gering (vgl. S. 10 – 11). Die Bench Marks Foundation bestätigt diese Feststellung in einer Studie, die sie in Südafrika zur CSR-Politik (Corporate Social Responsibility) des britischen Bergbaukonzerns Lonmin in den Jahren 2003 bis 2012 durchgeführt hat: Das Unternehmen hat Versprechungen gemacht und Ziele definiert, die niemals eingehalten wurden. Die Schwefeldioxid-Emissionen etwa, welche die Gesundheit der Menschen in den umliegenden Gemeinden gefährden, überstiegen regelmässig den gesetzlich festgelegten Grenzwert. Dass Unternehmenspolitiken in Sachen CSR nicht effizient sind, ist auch die Schlussfolgerung der
Impact-Studie. Sie wurde von rund 40 Universitäten in verschiedenen Ländern durchgeführt und untersuchte die CSR-Politik von mehr als 5000 Unternehmen von 2000 bis 2010. Die Studie zeigt auf, dass die von der EU definierten Ziele bezüglich Arbeitsplatzund Umweltqualität mit den freiwillig getroffenen Massnahmen der Unternehmen nicht erreicht werden konnten: Die in zehn Jahren realisierten Fortschritte waren marginal. Zudem hat die Studie aufgezeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen die effektiven Auswirkungen ihrer Massnahmen gar nicht überprüft hat.
Gleiche Spielregeln für alle 11. September 2012, Karachi, Pakistan. In Panik springen Frauen und Männer aus dem 4. Stock der Textilfabrik Ali. Im Gebäude innern wüten die Flammen. Weil die Türen mit Eisenstangen verriegelt wurden, ersticken fast 300 Angestellte. Die Fabrik war kurz zuvor mit SA8000 zertifiziert worden – eine freiwillige internationale Zertifizierung, welche die Einhaltung von Normen bezüglich Sozial- und Arbeitsstandards inklusive Sicherheit garantieren soll. Was vor einem Jahrhundert in New York, Paris sowie Genf geschah, geschieht heute in Karachi, in Dhaka und Shenzhen. Für Fastenopfer und Brot für alle ist klar: Um die Missstände bei den Lieferanten oder Tochtergesellschaften von Schweizer Unternehmen zu beenden, braucht es endlich einheitliche, verbindliche Minimalstandards für Menschenrechte und Umweltschutz: Gesetze, die eine globalisierte Wirtschaft mit menschlichem Antlitz erkennen lassen. — Chantal Peyer
Lesen und handeln
Menschenrechte und Umwelt schutz müssen für Unternehmen verbindlich sein. Deshalb haben Brot für alle und Fastenopfer zusammen mit 70 weiteren Organisationen die Konzernver antwortungsinitiative lanciert. Sie fordert, dass Konzerne verbindlich überprüfen müssen, ob durch ihre Tätigkeiten im Ausland Menschenrechte und Umweltstandards verletzt werden. Und sie müssen darüber berichten und entsprechend handeln. Informationen und Unterschriftenbögen auf: www.sehen-und-handeln.ch/ konzerne
Zahlen und Fakten: Die Macht der Schweizer Konzerne Die Schweiz und ihr internationaler Einfluss wird gerne kleingeredet. In wirtschaftlichen Belangen – und vor allem im Rohstoffgeschäft – spielt die Schweiz jedoch eine bedeutende Rolle. änder BIP L (in Mrd. CHF)
Unternehmen Umsatz (in Mrd. CHF)
Kolumbien 356
Vitol 254 Glencore 211
Cargill 127
Trafigura 120 FEHLENDES GLEICHGEWICHT
Mosambik 14
Elfen beinküste 29
DR Kongo 30
Mächtige Unternehmen Der Umsatz der grössten Schweizer Konzerne übersteigt das BIP der meisten Länder, in denen sie tätig sind. Selbst wenn diese Länder wollten, macht es ihnen dieses Machtungleichgewicht schwer, Menschenrechte und Umweltschutz einzufordern. Quelle: Webseiten der Unternehmen (2014); www.worldbank.org (2013)
MENSCHENRECHTSVERLETZUNGEN NACH WIRTSCHAFTSZWEIG
Beim Abbau von Mineralien, Metallen, Öl und Gas haben Konzerne am meisten Mühe, die Menschenrechte zu respektieren. 5 % 3 %
Vorwürfe nach Sektoren: Rohstoffsektor 29 % IT-Sektor 16 %
6 %
29 %
8 %
Finanzdienstleistungen 10 %
Infrastruktur 8 %
10 %
16 % 15 %
Vorwürfe pro 100 Mrd. USD BIP
11.4 8.1 7.4
Niederlande
Grossbritanien
6.9 6.7
Südafrika
Israel Schweiz
Konsumgüter 15 %
Nahrungsmittel/Getränke 8 %
8 %
In der Schweizer Politik werden Wirtschafts interessen höher gewichtet als Menschenrechte und Umweltschutz. Die Konzernverantwortungs initiative will soziale Verantwortung und Gewinnstreben ins Gleich gewicht bringen.
Schwermaschinenbau 6 % Pharma/Chemie 5 %
Menschenrechtsverletzungen Made in Switzerland Stellt man die dokumentierten Menschenrechtsverletzungen durch Konzerne in Relation zur Wirtschaftleistung (BIP) pro Kopf, nimmt der Firmensitz Schweiz im internationalen Vergleich der fast 200 existierenden Länder einen unrühmlichen Spitzenrang ein.
Andere 3 % Quelle: Kamminga M. (2015), basierend auf business-humanrights.org
Quelle: Kamminga M. (2015) und www.worldbank.org
9 ROHSTOFFDREHSCHEIBE SCHWEIZ
Über kein Land werden mehr Rohöl, Metalle und Getreide gehandelt als über die Schweiz. Auch für Kaffee und Zucker ist die Schweiz wichtigster Handelsplatz – vor London, Singapur und den USA. METALLE
65 %
*
GETREIDE
35 %
*
ÖL
35 %
*
*D ie Anteile der Schweiz auf dem Gesamtmarkt
Quelle: Grundlagenbericht Rohstoffe der Schweizerischen Eidgenossenschaft (2013).
Handel grösser als Wirtschaft Die Schweiz ist ein Zentrum für den internationalen Rohstoffhandel geworden. Schweizer Rohstoffkonzerne erzielten 2011 mit dem Handel von Rhostoffen einen Verkaufserlös von 763 Milliarden Franken. Damit überstiegen sie das Schweizer BIP von 580 Milliarden Franken.
763
MILLIARDEN
Rohstoffhandel
VS
580
MILLIARDEN
Über die Hälfte der in die Schweiz importierten Roh stoffe werden in Entwick lungsländern gefördert, von denen viele politisch insta bil sind. In der Hälfte aller Länder Afrikas macht die Rohstoffausfuhr über 80 % der Exporteinnahmen aus.
59 % Metalle und Erze
63 % Kohle
Wirtschaftsleistung
Quelle: Schweizerische Nationalbank, Zahlungsbilanz der Schweiz 2011 Fotos: thenounproject, iStock
IMPORT AUS ENTWICKLUNGSLÄNDERN
Quelle: Grundlagenbericht Rohstoffe der Schweizerischen Eidgenossenschaft (2013).
64 % Erdöl
So verhalten sich Konzerne
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Keine halben Sachen mehr Die Erfahrungen von Brot für alle und Fastenopfer zeigen, dass Freiwilligkeit nicht genügt, damit Unternehmen ihre soziale Verantwortung wahrnehmen. Denn die Massnahmen, mit denen sie Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltverschmutzung aus der Welt schaffen wollen, sind entweder unwirk sam oder unzureichend. Zwei Beispiele.
HP, Apple & Co : Widersprüche im eigenen System Seit 10 Jahren stehen die Arbeitsbedingungen in der Elektronikbranche in der Kritik. 12-Stunden-Arbeitstage an 7 Tagen pro Woche und die Verwendung von giftigen Substanzen ohne Schutzvorkehrungen sind die Norm. Um etwas dagegen zu unternehmen, haben verschiedene Konzerne wie Hewlett-Packard (HP) und Apple freiwillige Verhaltenskodizes eingeführt. Eine Untersuchung des Massachusetts Institute for Technology1 hat indes aufgezeigt, dass diese Massnahmen wenig bringen. Dazu wurden über 270 Firmen unter die Lupe genommen, die für HP produzieren. Bezüglich Überstunden und der Verwendung von gefährlichen Materia lien hat sich die Situation im Untersuchungszeitraum sogar verschlimmert. Wie aber kommt es, dass ein Konzern wie HP, die bezüglich sozialer Unternehmensverantwortung (CSR) als fortschrittlich gilt2, so schlechte Resultate erzielt? Laut der Untersuchung gibt es darauf zwei Antworten. Einerseits die internen Widersprüche der Unternehmen: Die CSR-Verantwortlichen bei Fir-
Problematische Arbeits- und Lebensbedingungen sind in den Zulieferbetrieben von Markenfirmen wie Apple, Samsung und HP trotz Verhaltenscodizes weit verbreitet.
men wie HP, Apple, Logitech und Swisscom sind oft motivierte und engagierte Menschen, doch finden sie in ihren Unternehmen wenig Gehör. Selbst wenn sie aufzeigen können, dass ein potenzieller Lieferant die Arbeitsrechte nicht einhält, schliesst die Beschaffungsabteilung einen Vertrag mit ihm ab – aus Gründen der Qualität, der Preise (günstig) und der Lieferfristen (kurz). Andererseits ermöglicht ein globalisiertes Produktionssystem jedem Akteur, die Kosten für CSR an das nächste Glied in der Produktionskette weiterzugeben,
ohne die eigenen Praktiken ändern zu müssen. Überstunden sind ein gutes Beispiel dafür: Detailhändler wie Media Markt und Interdiscount wollen ihren Kunden möglichst billige, kurzfristig lieferbare Produkte anbieten und keine Lager mehr führen. Diese Anforderungen setzen die Konzerne unter Druck, welche ihn wiederum an ihre Hersteller weitergeben: sie sind gezwungen, innert kürzester Zeit riesige Mengen zu produzieren. So hat die Untersuchung aufgezeigt, dass das Auftragsvolumen eines HP-Lieferanten von einem Monat
zum andern um 250 Prozent variieren kann. Um diese Schwankungen aufzufangen, werden temporäre Mitarbeitende eingestellt und nach sechs Monaten wieder entlassen. Oder Arbeiterinnen und Arbeiter werden zu Überstunden gezwungen. Solche Widersprüche in den Produktionssystemen findet man auch bei den grossen Schweizer Unternehmen wieder. Um solche Probleme in den Griff zu be kommen und die Firmen zu mehr Kohärenz zu verpflichten, braucht es einen gesetzlichen Rahmen.
Fotos: Sacom
11 Glencore: Worte anstatt Taten Der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore besitzt in der DR Kongo zwei Tochtergesellschaften. Sowohl die Kamoto Copper Company (KCC) wie Mutanda Mining betreiben Kupfer- und Kobalt minen. Glencore wurde 2009 Hauptaktionär von KCC. Seither hat das Unternehmen mehrere Millionen US-Dollar in die Erneuerung und Entwicklung des Industriestandortes investiert. Eine strategische Investition, da KCC rund 10 Prozent des Kupfers liefert, das Glencore jährlich auf dem Weltmarkt verkauft. Doch hat Glencore seither auch in die Entwicklung der sozialen Rahmenbedingungen und des Umweltschutzes investiert? Nein, lautet die Antwort für Fastenopfer und Brot für alle nach drei Untersuchungen vor Ort im Zeitraum von 2011 bis 2014. Zwar hat Glencore seit dem Börsengang 2011 einen Verhaltenskodex eingeführt und publiziert Nachhaltigkeitsberichte. Doch vor Ort verschmutzt das Unternehmen weiterhin die Flüsse und zeigt sich unfähig zum Dialog mit der lokalen Bevölkerung.
ein komplexes Engineering-Projekt aus 4500 Meter Stahlrohren und über 30 Spezialpumpen, um dieses Problem zu lösen.» Die erneuten Untersuchungen von 2013 und 2014 zeigten j edoch, dass die unbehandelten Abwässer der Fabrik weiterhin in die upferUmwelt gelangten.4 Der K und Kobaltgehalt lagen in zwischen 7 (15 mg/l) bzw. 51 (51.6 mg/l) Mal über demWHO-Grenzwert – waren also sogar noch höher als 2012. Zwar hatte KCC effektiv Kanalisationen gebaut, über die ein Teil des Abwassers in ein Rückhalte becken geleitet wurde, liess die verschmutzten Abwässer aber gleichzeitig weiterhin in den Fluss fliessen. Der Fall Glencore zeigt, dass den Worten und angeblichen Massnahmen von Konzernen wie Glencore nicht zu trauen ist. Än-
derungen sind nur dann realistisch, wenn die Achtung der Menschenrechte und der Schutz der Umwelt Teil der strategischen Entscheide werden – un abhängig von Kosten, Aktionärsdruck, Unternehmenskultur und CEO. — Chantal Peyer
1
V gl. dazu die Kampagne «High Tech – No Rights?» von Brot für alle und Fastenopfer.
2
« The promise and limits of Private Power», Richard M. Locke, Cambridge University Press, 2013.
3
« Glencore’s response to up-coming BBC Panorama report», 12 April 2012.
4
« PR or Progress? Glencore’s Corporate Responsibility in the Democratic Republic of Congo», Tricia Feeney, François Mercier und Chantal Peyer, Juni 2014.
Zum Beispiel Gewässerschutz Die Untersuchung der beiden Werke im Jahr 2012 zeigte auf, dass KCC den Fluss Luilu massiv verschmutzt:3 Das Unternehmen liess die Abwässer, die im Zug der Metallgewinnung entstanden, in den Fluss abfliessen. Der pH-Wert der Abwässer betrug 1,9 pH – was einer beinahe reinen Säure entspricht. Der Kupfer gehalt lag mit 2,5 mg/l über der Norm der Weltgesundheitsorganisation WHO. Bei Veröffentlichung dieser Befunde im April 2012 anerkannte das Unternehmen den Sachverhalt: «Glencore anerkennt, dass der Abfluss dieser Abwässer nicht akzeptabel war. (…). Glencore erarbeitete
Foto: Chantal Peyer, Brot für alle
Trotz gegenteiliger Versprechungen verseuchen die Abwässer der Glencore-Tochter KCC noch immer das Trinkwasser der lokalen Bevölkerung.
Interview: Bischof Felix Gmür
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«Keine Legitimation, monetären Gewinn über Gerechtigkeit zu stellen» Ein Besuch auf den Philippinen hat Bischof Felix Gmür gezeigt, wie nötig eine Sorgfaltspflicht für Schweizer Konzerne ist. Im Interview erklärt er, weshalb die Konzernverantwortungsinitiative wichtig ist.
Wie engagieren Sie sich für die Initiative?
Sie haben in Tampakan auf den Philippinen selber gesehen, welche Auswirkungen Schwei zer Konzerne auf Mensch und Umwelt haben können. Was hat dies bei Ihnen ausgelöst? Vor allem anderen entstand bei meinem Besuch Verbundenheit mit den Menschen auf den Philippinen: Ich habe Gemeinschaft erfahren mit frohen Menschen, obwohl es ihnen an so vielem fehlt – am Zugang zu genügend Land, Wasser, Nahrung, Gesundheitsversorgung, Schulbildung. Aus dieser Verbundenheit wuchs eine Mitverantwortung für eine Veränderung der Situation: Durch die Gespräche mit den Betroffenen und ihrem Bischof Dinualdo Gutierrez, der die Tätigkeiten der Konzerne genau analysiert, eröffnete sich mir die ganze Problematik: Eine Veränderung, die im Interesse einiger weniger steht, aber nicht zu einer nachhaltigen Entwicklung beiträgt, wird vorangetrieben; die Menschen der Region werden teilweise mit kurzfristigen Leistungen im Bereich der Bildung und Gesundheit gekauft; an Risiken für die Bevölkerung und die Umwelt wird, wenn überhaupt, nur ganz am Rand gedacht.
Unternehmen höhere Kosten oder kleinere Margen resultieren, dann mag das eine Tatsache sein. Eine Tatsache ist aber auch, dass es unerhört ist, wie Konzerne sich bis anhin aus ihrer Verantwortung stehlen können. Mehr Gewinn oder mehr Gerechtigkeit: Das ist die zentrale Frage. Ich sehe absolut keine Legitimation, monetären Gewinn über Gerechtigkeit zu stellen.
die Konzernverantwortungsinitiative ausgerichtet. Daneben ist es eine Frage der Gerechtigkeit, dass alle Unternehmen mit Sitz in der Schweiz mit gleich langen Spiessen kämpfen.
Aus welchen Gründen sollen Christinnen und Christen die Initiative unterschreiben?
«Mehr Gewinn oder mehr Gerechtigkeit: Das ist die zentrale Frage»; Bischof Felix Gmür.
Weshalb sind Sie überzeugt, dass hier die Freiwilligkeit nicht genügt? Es gibt viele Unternehmen, die freiwillig ihre Sorgfaltspflicht wahrnehmen und mit grosser Verantwortung Geschäfte im Ausland tätigen. Dafür bin ich dankbar. Es gibt aber auch jene Unternehmen, bei denen die Freiwilligkeit allein nicht ausreicht, weil Sorgfalt und Verantwortung in der Geschäftsführung auch den Profit tangieren. Auf solche Unternehmen ist
Als Christinnen und Christen in der Schweiz sind wir nicht nur Bürgerinnen und Bürger eines Landes. Wir alle gehören vielmehr auch zur noch viel grösseren Gemeinschaft der Kirchen. Im christlichen Verständnis sind alle Menschen Geschöpfe und Ebenbilder Gottes. Gott schenkt ihnen das Leben, die Fähigkeit, sich von den Gaben seiner Natur zu ernähren, und die Vernunft, seine Schöpfung verantwortungsvoll zu gebrauchen. Denn die Würde des Menschen ist auf der ganzen Welt dieselbe – in den fernen Philippinen genauso wie in unserem Land.
Ich kann mich nicht mit einem grossen zeitlichen Aufwand einsetzen. Ich kann aber in der Öffentlichkeit als Bischof des Bistums Basel für die Initiative Stellung nehmen, wo es mir der Rahmen erlaubt. Und ich kann mich dafür einsetzen, dass auch in unserem Konzern «Kirche» den Anliegen der Initiative nachgekommen wird: dass Menschenrechte nicht verletzt werden und Umweltstandards eingehalten werden. Das ist mir ein grosses Anliegen, auch aus Verbundenheit mit den betroffenen Menschen auf den Philippinen. — Aufgezeichnet: Patricio Frei
Bischof Felix Gmür (49) leitet das Bistum Basel und präsidiert den Stiftungsrat von Fastenopfer.
Gibt es weitere ethische Gründe, die für die Initiative sprechen? Die Unterstützung der Konzernverantwortungsinitiative ist für mich auch eine Frage des Anstandes. Wenn aus den Vorgaben der Initiative für die
Foto : Jean-Pierre Grüter
Das können Sie tun
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Auch Sie können dazu beitragen, dass Unternehmen mehr Verantwortung für ihre Tätigkeiten übernehmen. Ihr Engagement, Ihre politischen Entscheide und Ihr Konsum verhalten haben einen Einfluss darauf. Ein paar praktische Anregungen dazu.
BEVORZUGEN SIE SAUBERE FIRMEN
WÄHLEN SIE
KONZERNVERANTWORTUNGSINITIATIVE: UNTERSCHREIBEN UND ANDERE DAZU MOTIVIEREN
Ziehen Sie bei Ihren Einkäufen Unternehmen vor, die sich tatsächlich für die Achtung der Menschenrechte und für den Umweltschutz einsetzen. Erkundigen Sie sich im Internet über Firmen und Labels, stellen Sie dem Verkaufspersonal Fragen und geben Sie dem faireren Unternehmen nach Möglichkeit den Vorzug.
Geben Sie Ihre Stimme an den eidgenössischen Wahlen vom 18. Oktober oder an nächsten Kantons- und Gemeindewahlen denjenigen Kandidatinnen und Kandidaten, die sich politisch für eine bessere Regulierung von global tätigen Konzernen mit Sitz in der Schweiz einsetzen. Informieren Sie sich über die Haltung der Parteien und der einzelnen Kandidierenden und berücksichtigen Sie dies bei Ihrer Wahl.
Zusammen mit über 70 weiteren Organisationen haben Fastenopfer und Brot für alle die Konzernverantwortungsinitiative lanciert. Sie fordert zwingende Regeln, damit Konzerne mit Hauptsitz in der Schweiz Menschenrechte und Umwelt auch bei ihren Auslandtätigkeiten respektieren. Damit die Initiative zustande kommt, brauchen wir 100 000 Unterschriften. Ihre Unterstützung ist für uns von grossem Wert. Unterschreiben Sie bitte die Initiative und sammeln Sie weitere Unterschriften in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Informieren Sie Ihr Umfeld über E-Mail oder soziale Medien. Machen Sie bei öffentlichen Unterschriftensammlungen mit oder organisieren Sie selber eine. Gerne stellen wir Ihnen Informationsmaterial zur Verfügung oder beraten Sie bezüglich möglicher Sammelaktionen. Unterschriftenbögen und Informationen auf: www.sehen-und-handeln.ch/konzerne
Impressum: Herausgeber: Brot für alle, Fastenopfer, September 2015 Gemeinsame redaktionelle Beilage der Magazine Perspektiven Adressen: Brot für alle, Bürenstrasse 12, 3000 Bern 23 / Fastenopfer, Alpenquai 4, 6002 Luzern
Illustrationen: iStock
UNTERSTÜTZEN SIE DIE BETROFFENEN Indem Sie Organisationen wie Brot für alle und Fastenopfer unterstützen, geben Sie denjenigen Menschen im Süden eine Stimme, deren Rechte durch die Tätigkeiten globaler Konzerne missachtet werden. Zusammen mit ihren Partnern vor Ort engagieren sich die beiden Organisationen an der Seite der Gemeinschaften dafür, Missbräuche aufzudecken und die Rechte der Betroffenen einzufordern. Mehr dazu auf: www.sehen-und-handeln.ch/spenden
Das tun Fastenopfer und Brot für alle
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Gemeinsam für die Menschenrechte Weltweit werden lokale Gemeinschaften durch die Tätigkeiten von Unternehmen bedroht. Brot für alle (Bfa) und Fastenopfer (FO) arbeiten mit Partnerorganisationen in verschiedenen Ländern zu sammen, damit die Betroffenen ihre Rechte und ihre Interessen geltend machen können und die Unternehmen ihre soziale und öko logische Verantwortung wahrnehmen.
Türkei
SIERRA LEONE
Honduras Guatemala
Haiti
Das Genfer Untern ehmen Addax Bioenergy baut hier auf über 10 000 ha Land ZUCKERROHR an, um daraus BIOSPRIT für die EU zu produzieren. Bfa unterstützt ihren Partner Silnorf dabei, die Tätig keiten von Addax und die Folgen für die lokale Bevölkerung zu beobachten und diese bei der Neuv erhand lung der ungerechten Pachtv erträge zu unterstützen.
KOLUMBIEN
In der Provinz Caquetá haben verschiedene Unternehmen Projekte zur Förderung von BODENSCHÄTZEN sowie STAUDÄMME zur Gewinnung von Elektrizität lanciert. Die Folgen für die lokale Bevölkerung sind desaströs. FO unterstützt Vicaria del Sur. Die Organisation sensibilisiert die lokale Bevölkerung für ihre Rechte. Sie beobachtet und deckt die negativen Folgen der Minen- und Elektrizitätsprojekte auf. Zudem unterstützt sie die Betroffenen, ihre Forderungen bei der Gemeinde- und Provinzverwaltung zu platzieren, um so mit friedlichen Mitteln gegen die Grosspro jekte anzukämpfen.
Brasilien
SÜDAFRIKA
Sprengungen, Wasser- und Luftverschmutzungen, Vertreibungen: Die Lebensbedingungen von Menschen im Umfeld von MINEN sind oft dramatisch. Bfa unterstützt seit Jahren die Bench Marks Foundation (BMF), die sich für ein verantwortungsvolleres Verhalten von Minenunternehmen engagiert. Nebst Berichten und Gesprächen mit Politikern und Behörden bildet die BMF Beobachter/innen in den betroffenen Gemeinden aus, damit sie über ihre Lage berichten, sich mit anderen austauschen und gegen Missstände wehren können.
Burkina Faso
15 CHINA
Im IT-SEKTOR sind Überstunden, gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen und Tiefstlöhne weit verb reitet. Brot für alle unterstützt ihre Partnerorganisation Sacom bei der Schulung von Management und Angestellten über grundlegende Arbeitsrechte. Zudem erstellt Sacom Studien über Bedingungen in den Produktionsstätten. Sie dienen als Grundlage, um die Missstände bei uns bekannt zu machen und Verbesserungen einzufordern. Weiter unterstützt Bfa das Working Women Network, das die Rechte und Anliegen der Frauen in den Industrie zonen stärkt.
DR KONGO Menschenrechtsverletzungen, Umweltverschmutzungen und Steuervermeidungen sind in den MINEN der Glencore-Tochterfirmen in der DR Kongo traurige Realität. Zusammen mit lokalen Partnerorganisationen analysieren Brot für alle und Fastenopfer die Folgen der Minen für die Bevölkerung und unterstützen sie dabei, Missstände anzuprangern und ihre Rechte einzufordern. In der Schweiz engagieren sie sich für gesetzliche Regulierungen, damit Schweizer Konzerne weltweit Menschen und Umwelt achten.
BANGLADESH
Indien Hong Kong
Die prekären Arbeitsbedingungen in der TEXTILBRANCHE in Bangladesh machen regelmässig Schlagzeilen. Deshalb unterstützen Bfa und FO die Fair Wear Foundation (FWF), um die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit der Angestellten in den Fabriken zu verbessern. Die FWF führt unabhängigen Kontrollen zur Einhaltung der Arbeitsrechte durch und leitet Massnahmen ein zur Verbesserungen der Gebäudesicherheit und des Brandschutzes. Zudem schult sie Management und Angestellte bezüglich grundlegender Arbeitsrechte. Eine unabhängige Beschwerdeinstanz stellt sicher, dass die Anliegen der Angestellten Gehör finden.
Kenia Indonesien Im MINENSEKTOR arbeiten auch zahlreiche Frauen. Die harten Arbeitsbedingungen betreffen sie besonders. Weder ihre soziale Stellung als Erhährerinnen der Familien noch ihre spezifischen Rechte werden berücksichtigt. FO unterstützt deshalb die Initiative Womin. Sie vereinigt verschiedene Frauengruppen, die direkt unter den Folgen der Rohstoff fördertätigkeiten leiden. Womin führt Untersuchungen durch, organisiert Sensibilisierungsaktionen und prangert die Gefährdung der Frauenrechte durch die Rohstoffunternehmen an.
Gemeinsame Projekte von Fastenopfer und Brot für alle
Illustration: Crafft
PHILIPPINEN
In Tampakan auf der Insel Mindanao plant eine GlencoreTochterfirma eine der grössten MINEN im Tagebau. Eine Menschenrechtsstudie von FO und Bfa hat gezeigt, dass das Projekt die Vertreibung von über 5000 Angehörigen der Indigenen Gemeinschaft zur Folge hätte und die Lebensgrundlagen von Zehntausenden Menschen gefährdet. Die FO-Partnerorganisation Social Action Center engagiert sich dafür, dass die Betroffenen ihre Rechte geltend machen können. Über das Sammeln von Fakten, über die Mobilisierung der Öffentlichkeit und Vorstösse bei Beh örden informiert die Organis ation über die Risiken und Folgen des Projekts.
SÜDAFRIKA
Südpartner Brot für alle
Projekte Fastenopfer
Schlusspunkt
«Niemand würde im Strassenverkehr auf Freiwilligkeit und das Recht des Stärkeren setzen wollen, ebenso braucht es für Unternehmen bei Auslandgeschäften klare Regeln.» Dick Marty, ehemaliger FDP-Ständerat und Co-Präsident des Initiativkomitees der Konzernverantwortungsinitiative
Verkehrssituation in Cotonou, Benin.
Gemeinsam für mehr Gerechtigkeit Brot für alle Wir bewegen Menschen Brot für alle ist die Entwicklungsorgani sation der Evangelischen Kirchen der Schweiz. Wir bewegen Menschen im Norden zu einer verantwortungsvollen Lebensweise und engagieren uns entwicklungspolitisch für das Recht auf Nahrung und Ethisch Wirtschaften. Im Süden unterstützen wir Menschen, sich aus Not und Hunger zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Gemeinsam mit Partnern vor Ort zeigen wir Missstände auf und setzen uns für die Rechte der Betroffenen ein.
Fastenopfer Menschen stärken Menschen Fastenopfer ist das Hilfswerk der Katholi kinnen und Katholiken in der Schweiz. Wir setzen uns im Norden wie im Süden für eine gerechtere Welt ein, in der die Menschen nicht unter Hunger und Armut leiden, sondern ein würdiges Leben führen. Wir arbeiten in 14 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika mit lokalen Partnerorganisationen zusammen. Nebst dem Einsatz vor Ort engagieren wir uns in der Schweiz und weltweit für gerechte Strukturen, etwa bei Handels- und Wirtschaftsabkommen.
Brot für alle Bürenstrasse 12, Postfach 1015, 3000 Bern 23 Tel. 031 380 65 65 www.brotfueralle.ch Postkonto: 40-984-9 Fastenopfer Alpenquai 4, Postfach 2856 6002 Luzern Tel. 041 227 59 59 www.fastenopfer.ch Postkonto: 60-19191-7
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