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DER BLAUE FADEN Liebe Leserin, lieber Leser

Fasten – mehr als nichts essen Neu stehen wir Fastengruppen mit Rat zur Seite. Denn in der Gruppe zu fasten macht Spass. Seite 7

Nicht ein roter, sondern ein blauer Faden begleitet meine Arbeit in letzter Zeit. Anhand einer Jeans zeigt Fastenopfer auf, wie wir in der Schweiz mit unserem Konsum direkt mit anderen Menschen und Wirklichkeiten verbunden sind. Die Entstehungsgeschichte der Jeans beginnt in Burkina Faso, wo der Anbau von Baumwolle in Konkurrenz mit dem Anbau von Nahrungsmitteln steht. Sie zieht sich weiter über Asien, wo der grösste Teil unserer Kleider hergestellt wird. Und sie endet in der Schweiz, wo wir mit unserem Konsum die Herstellungsbedingungen beeinflussen, und damit den Grad von Hunger und Ausbeutung. «Umkehr» ist ein zentrales Thema der Fastenzeit. Umkehr heisst: genau hinschauen, sich der Ungerechtigkeiten bewusst werden und zu handeln. Rollen wir den Faden wieder auf: Ich beginne bei mir, meinem Verhalten, meinen Kleidern. Ich versuche, die Geschichte meiner Produkte zurückzuverfolgen und überlege, wie nachhaltig sie produziert wurden. Und ich handle solidarisch mit denjenigen, die unsere Unterstützung verdienen, damit sie ihr Leben stolz in die Hand nehmen können. Heute und für kommende Generationen. Danke, dass Sie Fastenopfer unterstützen, Menschen ihre Würde zurückzugeben.

Rosen, Brot – und Tee! Mehr Vielfalt bei den Aktionen: Nebst Rosen und Brot bieten wir erstmals auch Tee an. Seite 8

Matthias Dörnenburg, Direktor Fastenopfer a.i.

Nr. 1 | 2014

3 Fragen an Ruedi Lustenberger Der Nationalratspräsident zum Kampagnenthema und was er als Kind an der Welt ändern wollte. Seite 7


Südsicht

Gerechtigkeit ist eine gesellschaftliche Wertung menschlichen Handelns. Was gerecht ist und was nicht, hat sich in verschiedenen Gesellschaften im Laufe der Zeit verändert. Was in der Vergangenheit als rechtmässig galt, wird heute von der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert. Dieser Wandel lässt sich auch im Konzept der Gerechtigkeit beobachten. In jüngeren Generationen haben sich neue Werte entwickelt. Das Leben wird respektiert und es wird erkannt, dass alle Bürger Rechte und Pflichten gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt haben. Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Forschung führen dazu, dass wir die Wichtigkeit globaler Ressourcen wie Wasser erkennen. Dazu zählen auch die Sorge zur Umwelt und der Erhalt der Artenvielfalt sowie die Achtung des Lebens an sich. Deshalb kann sich die heutige Generation nicht der Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen entziehen. Künftige Generationen sollen einen Planeten vorfinden, der ihnen ein würdiges Leben in einer sicheren Umwelt ermöglicht. Dafür sind wir verantwortlich. Diese Verantwortung ist allerdings nicht für alle gleich. Es ist klar, wer für die grössten Eingriffe in Recht und Umwelt verantwortlich ist. Diese Entscheidungsträger, egal ob sie sich in reichen oder armen Ländern befinden, müssen zur Rechenschaft gezogen werden und für ihre Handlungen Verantwortung übernehmen. David Diaz, Direktor Semillas de Agua, Kolumbien

Beim Kleiderkauf darf nicht der Preis allein entscheidend sein: Jeansfabrik in Bangladesh.

WOHER KOMMT MEINE JEANS? Die Jeans steht im Zentrum der ökumenischen Kampagne und mit ihr die Familien, die zu ihrer Herstellung beigetragen haben.

Von den Baumwollfeldern in Burkina Faso über die Nähfabriken in Bangladesh – die Herstellung unserer Jeans und anderer Kleider ist oft verbunden mit massiven Umweltbelastungen und prekären Arbeitsbedingungen. So gibt es weltweit kein Landwirtschaftsprodukt, bei dem so viel Chemie eingesetzt wird wie bei der Baumwolle.

Beispiel Burkina Faso: Bassama Ko aus Gossina reicht wie vielen Baumwollbauern und -bäuerinnen der Ernteerlös kaum, um seine Familie zu ernähren (siehe InfoPlus). Zu sehr drücken Subventionen aus den USA und der EU auf den Weltmarktpreis. Um die Herstellungskosten tief zu halten und um möglichst wenige gesetzliche Auflagen erfüllen zu müssen, haben die Textilunternehmen jeden einzelnen Arbeitsschritt dort angesiedelt, wo sie für sich die besten Bedingungen vorfinden.

Die Zahl

1% Nur rund ein Prozent vom Gesamtpreis einer Jeans verdienen die Arbeiterinnen und Arbeiter in Billiglohnländern. Das ist nicht genug für würdiges Leben. Den Preis einer Jeans treiben andere Faktoren in die Höhe: etwa der Markenname und die Werbung (25 %) oder der Handel, die Verwaltung und Mehrwertsteuer (50 %). fastenopfer.ch/einblick

Gerechtigkeit zwischen Generationen Die Jeans ist Symbol der ökumenischen Kampagne 2014. Sie zeigt auf, wie durch unseren Umgang mit Land, Wasser und Luft erstmals droht, dass künftige Generationen nicht mehr die gleichen Rechte und Chancen auf Zugang zu eben diesen lebenswichtigen Ressourcen haben. Das können Sie tun! Damit sich in der Textilbranche etwas verändert, müssen auch wir als Kon-

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sumierende bei unseren Kaufentscheiden neue Prioritäten setzen. Anstatt nur auf den Preis zu schauen, gilt es, vermehrt danach zu fragen, unter welchen Umständen unsere Kleider produziert wurden. Es gibt zahlreiche Initiativen und Labels, die sich um ökologische und soziale Standards bemühen. Etwa die Fair Wear Foundation und die Clean Clothes Campaign. Eine Orientierungshilfe im Label-Dschungel finden Sie im EinBlick und auf der Website. Und mit einer Spende an Fastenopfer unterstützen Sie Menschen im Süden. Denn mit unseren Projekten setzen wir bessere Arbeitsbedingungen durch und erhalten mit einer biologischen Landwirtschaft den Boden als Lebensgrundlage. Patricio Frei, Kommunikation sehen-und-handeln.ch Jetzt: SBB-Petition unterzeichnen Machen Sie mit: Unterzeichnen Sie die Petition an die SBB! Gemeinsam erreichen wir, dass auch die SBB der Fair Wear Foundation beitritt und ihre Arbeitskleidung künftig fair produziert: sehen-undhandeln.ch/petition_d


BURKINA FASO In den letzten 50 Jahren hat sich in Westafrika die Fläche, auf der Baumwolle angebaut wird, fast vervierfacht. In Burkina Faso, dem grössten Produzenten von Baumwolle in Westafrika, zeigen sich jetzt die Folgen: Die Böden sind ausgelaugt und nicht mehr kultivierbar. Im Westen des Landes bildet die Genossenschaft der Getreideerzeuger von Gossina, eine Partnerorganisation des Fastenopfers, die Bäuerinnen und Bauern in nachhaltigen Anbaumethoden, damit sich die Böden erholen können.


«Auf meinem Feld wächst Gentech-Baumwolle»; Bassama Ko hat keine Wahl.

FRUCHTBARES LAND FÜR HEUTE UND MORGEN «Ich will den Anbau von Baumwolle reduzieren. Er rentiert einfach nicht», erklärt Adama Lancina: «Ich muss Kredite begleichen und Taglöhner bezahlen: Am Ende verdiene ich nichts. Nur wenn die Getreideernte gut ausfällt, kann ich meine Familie ernähren. Aber wenn der Regen ausbleibt, wird die Situation schwierig.» Der 41-jährige Bauer pflanzt Baumwolle und Getreide in der Gemeinde Gossina an. Er ist einer von 300 000 Bauern, die in Burkina Faso von der Baumwollproduktion leben – oder es versuchen. Adama Lancina hat sich entschieden: «Ich werde die Baumwolle nach und nach durch Erdnüsse und Sesam ersetzen. Und wenn sie niemand

kauft, hat meine Familie wenigstens etwas zu essen.» Keine Wahl Baumwollbauernfamilien in Burkina Faso haben keine Wahl: Sie sind abhängig von Agrounternehmen, die ihnen bislang aber als einzige ein Einkommen ermöglichen. In Gossina übernimmt Sofitex Entwicklung und Vermarktung der Baumwolle. Das Unternehmen liefert Saatgut, Dünger und Pestizid – gegen Kredit. «Nur wenn wir weiterhin Baumwolle pflanzen, erhalten wir den Dünger, den wir für unser Land brauchen, ohne sofort bezahlen zu müssen», erklärt Bassama Ko,


Macht die Felder fruchtbar und kostet nichts; Toni Michel von der Genossenschaft vor einer Kompostgrube.

«Baumwollproduktion ist eine Familienangelegenheit!»; Bassama Ko mit seinen Söhnen im Baumwollfeld.

ein anderer Baumwollbauer (siehe Portrait unten). Bei den Produkten hat er keine Wahl: «Auf meinem Feld wächst Gentech-Baumwolle.» Wichtig ist Dünger: Weltweit wird in der Landwirtschaft nirgends sonst so viel Chemie eingesetzt wie auf Baumwollplantagen, während diese

nur 2,5% der Anbauflächen ausmachen, werden hier 25% der Agro-Chemikalien eingesetzt. Ein Teufelskreis Nichts bestimmt die Baumwollernte in Burkina Faso so sehr wie der Regen: «Es regnet nur zwei

«BAUMWOLLE REICHT NICHT» «Ich heisse Bassama Ko, bin 59 und wohne in Gossina, einer Gemeinde im Westen der Hauptstadt Ouagadougou. Ich lebe mit zehn Kindern und 25 Enkeln zusammen. Unser Hof besteht aus kleinen Häusern, welche mit Banco gebaut wurden, einer Mischung aus Lehm, Kieseln und Wasser. In der Mitte gibt es einen grossen Platz. Hier bereiten die Frauen auf dem Feuer die Mahlzeiten zu, hier befinden sich die Getreidevorräte der Familie – und hier suchen sich unsere Hühner ihr Futter. Meine Familie hat schon vor der Kolonialzeit Baumwolle angebaut. Mein Vater hat früher rund eine Hektare bepflanzt, heute sind es sieben Hektaren. Gott sei Dank leben meine Kinder hier, denn die Arbeit auf den Feldern ist hart und zeitaufwendig. Baumwollproduktion ist eine Familienangelegenheit! Alleine kommt man zu nichts. Meine Söhne Gérard und Paul sind dabei, die Leitung zu übernehmen. Meine Rolle besteht darin, ihnen meine Erfahrungen und mein Wissen weiterzugeben. Morgens gehen wir zusammen aufs Feld und besprechen, was zu tun ist. Früher bearbeiteten wir die Böden mit der Daba, der kurzstieligen Hacke. Säen, Unkraut jäten und ernten: alles machten wir von Hand. Unkrautvertilger brauchte es nicht. Heute pflügen wir mit Ochsen und nutzen eine Hacke, welche tiefer in den Boden eindringt. Sofitex gibt uns das Saatgut und die chemischen Produkte auf Kredit. Qualität und Preis der Ernte

bestimmt ein Mitarbeiter von Sofitex. Wir haben kaum etwas zu sagen. Wir sind auf Sofitex angewiesen, da hier niemand sonst Dünger anbietet oder uns die Baumwolle abnimmt. Die letzte Ernte war nicht schlecht: Wir haben rund 1800 Franken eingenommen, also monatlich 150 Franken. Das reicht aber kaum für die Bedürfnisse der ganzen Familie. Damit decke ich einen Teil unserer Grundkosten: Etwa das Schulgeld der Kinder oder ein Medikament. Zu essen aber haben wir einzig, was wir selber anbauen. Auf 13 Hektaren wachsen Getreide wie Hirse und Bohnen sowie Gemüse. Zum Glück verdienen meine Söhne zusätzlich etwas mit Schmiedearbeiten. Meine Frau verkauft zudem Hirsebier auf dem Markt. Mit Baumwolle alleine würden wir nicht überleben. Ich bin vor 13 Jahren der Genossenschaft der Getreideproduzenten in Gossina beigetreten. Bei dieser Partnerorganisation von Fastenopfer habe ich vieles über angepasste Landwirtschaft erfahren. Zum Beispiel natürlichen Dünger herzustellen oder unsere Böden mit Steinmäuerchen zu schützen, welche den Regen zurückhält. Oder die Zaï-Methode: Die Samen werden in ein Erdloch mit Kompost gepflanzt. All dies trägt zu besseren Ernten bei. Ich wünsche mir, dass meine Söhne weiterhin unsere Felder bepflanzen: Damit sich auch ihre Kinder und Enkel selbst ernähren können.» Aufgezeichnet: Johanna Monney


Dank Ihrer Spende und der Zaï-Methode wächst auf ausgelaugten Böden wieder ausreichend Nahrung.

Biokompost statt Kunstdünger Die Genossenschaft der Getreideproduzenten von Gossina begleitet mit Unterstützung von Fastenopfer die Bauernfamilien, um mit diesen Schwierigkeiten fertig zu werden. Ihr Hauptziel: Die Familien produzieren ihre eigene Nahrung. So bewältigen sie die Soudure – die Zeit des Jahres, in der die Speicher leer sind und die Ernte noch nicht begonnen hat.

ken: ende bewir p S r re Ih it Was Sie m ockenen Bohelfen Sie tr n e k n ra F verwan– Mit 50 Ackerland zu s re a tb ch u . den in fr nmäuerchen post und Stei m o K geit g m a : tr n ei del er B sind ein aktiv n e rk n ve ra F en uerch – 100 eine Steinmä kl e: rr ü d D ie halten ie gen d sion – und ro E re te ei w hindern zurück. etz von Feuchtigkeit en Sie ein N u a b n e k n ra Speicher sind – Mit 150 F n mit auf. Die er ch ei p es id einem. Getre tgutreserve in a Sa d n u t a Notvorr

Die Bauernfamilien organisieren sich in Gruppen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Die Genossenschaft bildet sie in nachhaltigen Anbaumethoden aus, die den lokalen klimatischen Bedingungen angepasst sind. So lernen die Gruppen, um ihre Felder herum Steinmäuerchen zu bauen. Diese halten das Regenwasser zurück, wodurch der Boden mehr Feuchtigkeit erhält. So erst wird der Boden bebaubar. Die Bäuerinnen und Bauern entdecken auch die traditionelle Zaï-Methode wieder. Das System ist einfach: Vor der Aussaat wird alle 70 Zentimeter ein faustgrosses Loch ausgehoben. Dieses wird mit zwei Handvoll Kompost und einem Samen gefüllt. So erhält der Boden wichtige Nähsrtoffe und das Loch behält das Regenwasser zurück. Auch eben diesen Kompost lernen die Bäuerinnen und Bauern selber herzustellen: In grossen Gruben mischen sie Gras, Kuhdung, Sand und Asche, um es regelmässig zu netzen, bis alles zersetzt ist. Er macht die Felder fruchtbar und kostet nichts – im Gegensatz zum Kunstdünger. «Die Erfolge sieht man auf den Feldern» Das Projekt bedeutet eine grosse Veränderung und die Techniken erfordern viel Zeit und Organisation. Die gegenseitige Unterstützung innerhalb der Gruppe steht im Vordergrund. Und die Ergebnisse sind da. Dies bestätigt der Feldbesuch mit Eric Ouedraogo, dem Koordinator der Genossenschaft: «Auf den Feldern sieht man die Erfolge: Die Hirseähren sind grösser und zahlreicher.» Und Ouedraogo freut sich: «Im Durchschnitt haben wir die Getreideproduktion um 70 Prozent gesteigert. Auch die Soudure haben wir von fast drei Monaten auf ein paar Wochen verkürzt.» Die Genossenschaft will nun in anderen Dörfern einfache Alternativen aufzeigen. Diese Methoden erfordern viel Begleitarbeit. Programmdirektor Gabriel Lompo sagt: «Wir wollen den Bauernfamilien aufzeigen, dass der Anbau von Baumwolle nicht nachhaltig ist. Er geht auf Kosten der Pflanzen, die sie für die tägliche Nahrung benötigen.» Johanna Monney

Stichwort: Burkina Faso Die Menschen in Burkina Faso leiden unter den Folgen des Klimawandels. Das Land liegt in der Sahelzone und ist eines der ärmsten Länder der Welt. In neun von zwölf Monaten fällt kein Tropfen Regen. Die Belastung für die natürlichen Ressourcen wie Weideplätze und Bäume wird zusätzlich durch die starke Bevölkerungszunahme erhöht. Etwa durch die Flüchtlinge aus dem von Unruhen geplagten Mali. Die Ernährung verbessern Die Partnerorganisationen von Fastenopfer engagieren sich dafür, mit allen Nutzergruppen eine gemeinsame und nachhaltige Verwendung der Ressourcen festzulegen. So vermindern sie Konflikte und fördern ein friedliches Zusammenleben. Fastenopfer unterstützt Bäuerinnen und Bauern, damit sie mit einfachen Mitteln die Bodenqualität verbessern können. Dies steigert die Ernten und verkürzt die jährliche Hungerperiode Soudure, in der die Menschen nur noch eine Mahlzeit täglich haben. Die Bäuerinnen und Bauern erhalten auch Weiterbildungen in Ernteverwaltung und entwickeln zusammen mit den Partnerorganisationen alternative Einkommensquellen. Auch Spargruppen und Solidaritätsspeicher tragen dazu bei, die jährliche Hungerperiode zu verkürzen. Unterstützen Sie die Menschen in Burkina Faso im Kampf gegen Dürre und Hunger: PC 60-19191-7, Vermerk Burkina Faso

Alpenquai 4, Postfach 2856, 6002 Luzern Telefon 041 227 59 59, Fax 041 227 59 10 mail@fastenopfer.ch www.fastenopfer.ch Postkonto 60-19191-7

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bis drei Monate pro Jahr», sagt Gabriel Lompo, Koordinator des Landesprogramm des Fastenopfers. Der Klimawandel bereitet den Bauernfamilien die grössten Sorgen: Die Niederschläge fallen weniger regelmässig und seltener, dafür heftiger. Bleibt der Regen aber aus, wächst keine Baumwolle. «Der Boden ist karg», sagt Bauer Ko: «Dort, wo ich Baumwolle anbaue, bin ich auf Dünger angewiesen. Wenn ich auf diesem Feld im nächsten Jahr dann Getreide anpflanze, ist der Ertrag viel besser. Der Dünger macht unseren Boden reich.» Kritischer zeigt sich Lancina: «Hier bei uns sollte man keine Baumwolle pflanzen: es regnet nicht genug und die Baumwoll laugt die Böden aus.» Auch Gabriel Lompo warnt: «Nach der Baumwollernte muss das Land einige Zeit brach liegen, sonst trocknet der Boden ganz aus.»


FASTEN – MEHR ALS NICHTS ESSEN Einer Fastenwoche geht oft der Wunsch nach einem besseren Körpergefühl voraus. Doch dahinter steckt mehr. Deshalb unterstützt Fastenopfer neu Fastengruppen in Pfarreien.

Wer eine Woche lang nichts isst, erlebt, dass weniger mehr sein kann. Wir nehmen wahr, was wir wirklich zum Leben brauchen. Fasten erlaubt uns, der Alltagsroutine und dem gewohnten Luxus für eine gewisse Zeit zu entfliehen. Dabei lassen sich positive Gefühle wiederentdecken oder verFasten hat Tradition Fasten ist in zahlreichen Religionen ein Gestaltungselement. Das Christentum kennt die vierzig Tage der Fastenzeit im Frühjahr, die der Vorbereitung auf Ostern dienen und an die vierzig Tage erinnern, die Jesus Christus fastend und betend in der Wüste verbrachte. Traditionell überwiegen Fastenzeiten im Frühling, wo sie neben religiösen Aspekten besonders auch der inneren Reinigung dienen. Dazu sagte schon Hippokrates von Kos um 460 vor Christus: «Sei mässig in allem, atme reine Luft, treibe täglich Hautpflege und Körperübung und heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei.»

stärken – sei es durch den Genuss von Literatur, Musik, Meditation oder durch den Austausch in Gruppen. Fasten mit Freude Neu steht Fastenopfer den Fastengruppen in Pfarreien mit Rat und Erfahrungen zur Seite. Denn in einer Gruppe von Gleichgesinnten zu fasten macht Spass und vertieft das besondere Gefühl. In Baden etwa leitet Zita Keller seit 14 Jahren Fastengruppen:

«Das gemeinsame Erlebnis gibt Zusammenhalt und trägt einen mit – das sind wunderschöne Erfahrungen. Am wichtigsten ist die innere Ruhe, die Entspanntheit, die ich während der Fastenwoche finde. Diese Entschleunigung vom Alltag schenkt mir jedes Jahr viel Kraft und Energie. Das Geld, welches wir durch das Fasten sparen, legen wir in einen Topf und entscheiden am Ende des Fastens gemeinsam, was wir damit unterstützen wollen.» Blanca Steinmann, Kommunikation Praktische Tipps und Fastengruppen in Ihrer Nähe: sehen-und-handeln.ch/fasten

Entschleunigung schenkt viel Energie: gemeinsamer Fastentee.

DER MARSCH ZUM SCHANDFLECK Wie verändert man ein krank machendes Verhalten, über das niemand spricht? Eine Erfolgsgeschichte aus Madagaskar.

In Ermangelung sanitärer Anlagen verrichten Menschen in Entwicklungsländern ihr kleines und grosses Geschäft meist unter freiem Himmel auf einem Feld. Dies begünstigt Infektionskrankheiten. In Madagaskar führt die Organisation Taratra, die unterstützt von Fasten-

opfer Spargruppen und Brunnen aufbaut, die Bewohnerinnen und Bewohner der Dörfer mit einem «Marsch zum Schandfleck» zu ihren Notdurftfeldern. Genau hinschauen, riechen und sich überlegen, wie oft der Kot von Haustieren und Insekten zurück ins Dorf geschleppt wird, macht allen klar, dass es so nicht weitergehen kann. Gemeinsam werden Lösungen erarbeitet: Der Bau einfacher Latrinen – vor allem aber verändertes Verhalten. Mit Erfolg: In

20 Dörfern gehören seit 2013 die Felder für die Notdurft der Vergangenheit an.

Hinschauen und riechen: Marsch zum Schandfleck in Besavoa.

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3 Fragen

Ruedi Lustenberger, Nationalratspräsident

Achten Sie darauf, welche Welt Sie Ihren Kindern hinterlassen? Die alte Weisheit der Indianer, wonach wir die Welt nicht in unserem Besitz, sondern von unseren Grosskindern zu Lehen haben, stimmt mich immer wieder nachdenklich. Mein ökologischer Fussabdruck ist nicht so schlecht. Ich verbringe meine Ferien in der Nähe, fahre mit der Bahn, meine Flugmeilen sind weit unterdurchschnittlich, wir heizen unser Haus mit Holz und essen das Gemüse aus dem eigenen Garten. Was hätten Sie als Kind gerne an der Welt geändert…? Ich hatte eine einfache, dafür umso zufriedenere Kindheit. In der Advents- und Fastenzeit haben wir Süssigkeiten gespart und unsere Mutter hat sie dann an Kinder verteilt, die weniger hatten als wir. Ich habe mich schon als Schulbub für Geschichte interessiert und stets gehofft, dass es keinen Krieg gibt. ...und als «höchster Schweizer»? Es ist utopisch, aber trotzdem. Ich wünschte mir, all die negativen Auswüchse der Globalisierung rückgängig machen zu können. Sie hat unserer Erde innert kurzer Zeit mehr Schaden als Nutzen gebracht. Profitiert hat vor allem eine reiche Minderheit. Verlierer sind die Ökologie, die Bauern, die Menschen in den armen Ländern und die Industrienationen, die mit den enormen Problemen der modernen Völkerwanderung konfrontiert sind.


Blickfang

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Agenda

Verpassen Sie nichts, wenn Fastenopfer über Aktionen und Ereignisse informiert. Abonnieren Sie kostenlos den Fastenopfer-Newsletter. Er berichtet 8 bis 10-mal jährlich über Projekte, Kampagnen und Produkte. Für die Anmeldung reicht eine Mail-Adresse. fastenopfer.ch/newsletter

29. März, ganze Schweiz: Rosenaktion: Verkauf von 160 000 Fairtrade-Rosen für das Recht auf Nahrung. sehen-und-handeln.ch/rosen oder 041 227 59 59

Neustart für Label Step

29. März bis 5. April, Fribourg: Internationales Filmfestival u.a. mit Preis der Ökumenischen Jury. fiff.ch, 026 347 42 00

Das Label Step wird eigenständig. Fastenopfer zusammen mit anderen Werken hatten das Label Step gegründet, um bei der Produktion von handgefertigten Teppichen Kinderarbeit zu verhindern sowie gute Arbeitsbedingungen, faire Löhne und ökologisch verträgliche Herstellungsverfahren zu fördern. Bisher gehörte das Label Step zur Max Havelaar-Stiftung. label-step.org

ROSEN, BROT – UND NEU AUCH TEE! Die Aktionen der ökumenischen Kampagne bieten jetzt noch mehr Vielfalt: nebst Rosen und Brot gibt es neu auch Tee zu kaufen. Machen Sie mit!

fünf Franken pro Stück zum Kauf an. Der Erlös der Rosenaktion fliesst in die Projektarbeit von Fastenopfer, Brot für alle und Partner sein.

An über 700 Verkaufsorten in der Schweiz bieten am 29. März rund 4000 Freiwillige Fairtrade-Rosen für

Brot und Tee zum Teilen Seit Anfang März können Sie in über 600 Bäckereien und Läden das Brot

Alpenkräuter für einen guten Zweck: die verpackten Teeportionen.

zum Teilen kaufen. Pro verkauftes Brot mit dem Fähnchen fliessen 50 Rappen in unsere Projekte in Entwicklungsländern. Und neu können Sie auch mit dem Kauf von Bio-Alpenkräutertee unsere Arbeit unterstützen. Die Kräuter stammen aus den Schweizer Alpen und werden dort verarbeitet und abgepackt. Jede Teeportion wird zum symbolischen Preis von 5 Franken verkauft. Verkaufsorte auf einen Blick Kaufen auch Sie eine Rose, ein Brot oder einen Tee. So unterstützen Sie Menschen in unseren Projekten, ihre Situation aus eigener Kraft und auf Dauer zu verbessern. Übrigens: Alle drei Produkte eignen sich auch als Geschenk. Wo Sie in Ihrer Nähe Rosen, Brot oder Tee kaufen können? Alle Verkaufsorte finden Sie auf einer Karte auf unser Webseite: sehen-und-handeln.ch/karte oder 041 227 59 59

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Impressum

Alpenquai 4, Postfach 2856 6002 Luzern Telefon +41 41 227 59 59 Telefax +41 41 227 59 10 info@fastenopfer.ch www.fastenopfer.ch PK 60-19191-7 Herausgeber Fastenopfer Das INFO erscheint vier Mal jährlich. Die Post gewährt uns den günstigen Zeitungstarif. Einmal pro Jahr werden dafür Fr. 3.– vom Spendenertrag als Abonnementsbetrag abgezogen. Redaktion Patricio Frei-Gisi, Johanna Monney, Federica Mauri. Fotos Spinas Civil Voices (S. 1), Patricio Frei (Portrait S. 2, S. 8), Clean Clothes Campaign (S. 2), Annette Boutellier (S. 3), François Cayatte (S. 4– 6), Svetlana Lukienko / fotalia (S. 7). Cartoon Daria Lepori Konzept grafikcontainer Luzern Layout/Druck Cavelti AG medien. digital und gedruckt


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